Akzente 02/2017 DE

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Akzente Neues aus der Nordzucker-Welt | Ausgabe 2 | November 2017

Gut aufgestellt Nordzucker startet in eine neue Zeit

Der Vorstand: von innen ­heraus neu strukturiert

Neuer CMO: Erik Bertelsen

Gutes Ergebnis – verhaltene Aussichten

Hans-Christian Koehler und Hartwig Fuchs im Interview. Seite 6

„Alles, was wir tun, beeinflusst den Markt!“ Seite 10

Interview mit Dr. Michael Noth. Seite 14


17 %

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Um 17 Prozent wurde die Rübenanbaufläche in der EU 2017/18 ausgeweitet. Aus dem Überangebot ist ein enormer Druck auf die Preise entstanden.


| EDITORIAL |

„In den letzten Jahren haben wir bei Nordzucker keinen Stein auf dem anderen gelassen, um uns auf den Übergang in den freien Markt vorzubereiten. Wir sind schuldenfrei, effizient, marktorientiert und verfügen durch unsere Unternehmensgröße über enormes Potenzial.“

Liebe Leserinnen und Leser, die Kampagne läuft auf Hochtouren, die Weihnachtszeit steht vor der Tür und für die europäische Zuckerindustrie hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Wie erwartet haben Flächenausweitungen von im Schnitt 17 Prozent in der EU zu einer Überproduktion und enormem Preisdruck geführt. Zeitgleich ist der Weltmarktpreis sehr niedrig, Exporte sind daher wenig attraktiv. Nun ist eine Lage eingetreten, vor der wir immer gewarnt haben. Dank unserer Größe, unserer Marktposition und unserer umfassenden Vorbereitung werden wir die kommende Phase mit sehr niedrigen Margen überstehen. Und wir wissen, dass die Preise wieder anziehen werden, die Frage ist wann. In den letzten Jahren haben wir bei Nordzucker keinen Stein auf dem anderen gelassen, um uns auf den Übergang in den freien Markt vorzubereiten. Wir sind schulden­ frei, effizient und marktorientiert, durch unsere Unternehmensgröße verfügen wir über enormes Potenzial. Die kommenden Jahre werden uns auch Chancen verschaffen, denn die Konsolidierung des Marktes wird unaufhaltsam kommen. Der Zuckermarkt wächst jedoch real nur außerhalb Europas, umso wichtiger für uns, künftig auch in anderen Ländern Fuß zu fassen. Wir sind uns sicher: Nordzucker wird aus dieser Phase gestärkt hervorgehen als wichtiger Zuckeranbieter in Europa und darüber hinaus als guter Partner für die Rüben­ anbauer. Lesen Sie in dieser Akzente mehr über unsere Markteinschätzung, den Rübenan­ bau nach der Quote, die laufende Kampagne und unsere vielfältigen Maßnahmen, um Nordzucker noch schlagkräftiger, effizienter und flexibler zu machen. Nicht zuletzt liegt vor Ihnen auch ein Weihnachtsheft, das Sie mit Rezepten durch die Adventszeit begleitet. Zum 28. Februar kommenden Jahres werde ich nach acht Jahren Nordzucker aus persönlichen Gründen und auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen ausscheiden und zurück nach Hamburg gehen. Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf diese Zeit zurück und fühle mich dem Unternehmen und den Kolleginnen und Kollegen sehr verbunden – etwas, was auch nach meinem Ausscheiden bleiben wird. Ich bin über­ zeugt, dass die Wahl der neuen Vorstandsbesetzung exzellent ist. Nordzucker verfügt über ein hervorragendes Team aus Führungskräften und Mitarbeitern, das die aktuellen und die kommenden Herausforderungen meistern wird. Herzlichst Ihr

Hartwig Fuchs

Akzente November 2017

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| INHALT |

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Markt & Strategie: „Der Markt wird es schon richten“ – der europäische Zuckermarkt auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Rohstoff Rübe: „Die Rübe braucht den Wettbewerb nicht zu scheuen“ – Interview mit Dr. Lars Gorissen

MARKT & STRATEGIE

KAMPAGNE & INVESTITIONEN

6 10 12

Der Vorstand: von innen heraus neu strukturiert – Hans-Christian Koehler und Hartwig Fuchs im Interview Neuer CMO Erik Bertelsen: „Alles, was wir tun, beeinflusst den Markt!“ „Der Markt wird es schon richten“ – der europäische Zuckermarkt auf der Suche nach dem Gleichgewicht

EFFIZIENT & STARK

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Gutes Ergebnis – verhaltene Aussichten Mit LEAN immer einen Schritt voraus – am Ball bleiben für schlanke Abläufe

ROHSTOFF RÜBE

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„Die Rübe braucht den Wettbewerb nicht zu scheuen“ – Interview mit Dr. Lars Gorissen „Ökorüben: Jetzt legen wir richtig los“ – erste Testkampagne in Nykøbing und Schladen

20 22 23

Investitionen weiter auf hohem Niveau – Logistik und Energieeinsparungen bilden den Schwerpunkt Wissen, wo’s herkommt – dem Zucker auf der Spur

PRODUKT & KUNDE

24 26 27 28

„Das Wissen um den globalen Zuckermarkt entscheidet“ – Von fernen Ländern und volatilen Märkten Pole-Position für Kundenbindung: Mit Veranstaltungen in sieben Ländern lockt Nordzucker Kunden aus ganz Europa Einheitliches Design stärkt die Marke – Dansukker Verpackungsdesign neu aufgelegt Durch Dick und Dünn: It’s the calorie, stupid!

MENSCH & ARBEIT

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„Kampagne 2017: So extrem war es noch nie“ – Axel Aumüller im Interview

Sicherheitsbeauftragter Lothar Messerschmidt: „Es darf im Gespräch keine Verlierer geben!“


Kampagne & Investition: „So extrem war es noch nie“ – Axel Aumüller im Interview

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INNOVATION & ZUKUNFT

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Süße Seiten: Weihnachtsmärkte in Europa

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Titelbild

Die Chancen der Digitalisierung nutzen – „Informationen verknüpfen und verwerten“

SÜSSE SEITEN

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Was für ein Glögg! Weihnachtsmärkte läuten land­ auf, landab die besinnliche Zeit des Jahres ein

KURZ NOTIERT

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Nachrichten aus dem Unternehmen

MENSCHEN BEI NORDZUCKER

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Henrik Grönqvist Head of Department, Beet preparation & Extraction, Nordic Sugar Örtofta, Sweden

ANGEKLICKT

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Ein Blick ins Internet

REZEPT

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Elisen­Lebkuchen

Neues Silo in Örtofta verdoppelt die Lagerkapazität Am Freitag, den 10. November, wurde das neue Silo der Zuckerfabrik in Örtofta, Schweden, eingeweiht. Das neue Zuckersilo hat eine Kapazität von bis zu 80.000 Tonnen Zucker und verdoppelt die Lagerkapazität des Werks nahezu. Das Silo bietet Vorteile für Umwelt und Produktion. So müssen weniger Transporte und Umladungen durch­ geführt werden. Weil der Zucker schrittweise verpackt werden kann, werden keine großen Lagerbestände an vorverpackten Produkten mehr benötigt. Dies bietet ei­ nen weiteren Vorteil: Mithilfe des Silos kann Nordzucker effizient sicherstellen, dass das Produkt genau die Quali­ tät hat, die die Kunden wünschen. red

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| MARKT & STRATEGIE | Hans-Christian Koehler

„Hartwig Fuchs ist ein Marktkenner, pragmatisch, authentisch und hands-on.“

Der Vorstand: von innen heraus neu strukturiert Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Nordzucker AG Hartwig Fuchs wird zum 28. Februar 2018 das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen. Am 27. September hat der Vorsitzende des Aufsichtsrats Hans-Christian Koehler das Ausscheiden bekannt gegeben. Drei Wochen später wurde die Neubesetzung beschlossen. Beide von Hartwig Fuchs geführten Ressorts werden von innen heraus besetzt. Dr. Lars Gorissen übernimmt zum 1. März 2018 zusätzlich zu

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dem von ihm bereits seit mehreren Jahren verantworteten Agrarressort die CEO-Funktionen und wird Sprecher des Vorstands. Erik Bertelsen, langjähriger Vertriebschef, hat bereits zum 1. November seine neuen Aufgaben als Vorstand für Marketing und Vertrieb übernommen. Akzente sprach mit Hans-Christian Koehler und Hartwig Fuchs über diese Personalentscheidungen, die gemeinsame Zeit und die künftigen Erwartungen.

Herr Koehler, Sie haben über viele Jahre mit Herrn Fuchs als Vorstands­ vorsitzendem zusammengearbeitet. Wie würden Sie ihn beschreiben? Hans-Christian Koehler: Hartwig Fuchs

ist ein Marktkenner, pragmatisch, au­ thentisch und hands-on. Er kann Men­ schen, sei es mit seinen Reden oder im persönlichen Umgang, sehr schnell über­ zeugen und für sich gewinnen. Er ist in ei­ ner sehr schwierigen Phase zu Nordzucker


gekommen. Hartwig Fuchs hat sich die­ ser Herausforderung gestellt und alles ­ in die Wege geleitet, um Nordzucker in eine solide Zukunft zu führen. Also reor­ ganisiert, Veränderungs- und Effizienz­ programme eingeleitet und unnötigen Ballast an Beteiligungen abgestoßen. Bei den Kennzahlen Eigenkapital und Ver­ schuldung stehen wir heute sehr gut da. Einen maßgeblichen Impuls hat Hartwig Fuchs auch bei dem Wandel von einem produktionsgesteuerten zu einem markt­­ orientierten Unternehmen gesetzt. Herr Fuchs, welches waren für Sie die größten Herausforderungen und Erfolge? Hartwig Fuchs: In der Tat war bei mei­

nem Antritt 2010 das Unternehmen in einer schwierigen Phase – meine Vor­ gänger hatten die richtige strategische Entscheidung mit der Übernahme von Danisco Sugar getroffen, dann aber an den finanziellen Folgen zu leiden gehabt und die Covenants, also die Rahmenbe­ dingungen für die Kredite der Banken, gebrochen. Mein Vorgänger war vom Aufsichtsrat entlassen worden, im Unter­ nehmen gab es erhebliche Unruhe und draußen den Eindruck, als ob es bei uns drunter und drüber ginge – was zwar gar nicht zutraf, aber die Medien hatten sich ihr eigenes Bild gemalt. Schon im ersten Monat musste ich gemeinsam mit den Vorstandskollegen in Frankfurt an­ treten und den Banken gegenüber dar­ legen, wie wir das Unternehmen in ruhi­ geres Fahrwasser führen wollten. Heute blicken wir zurück und können sagen, dass wir die gestellten Aufgaben erfüllt haben: das Eigenkapital hochgefahren, Ruhe ins Unternehmen gebracht, die In­ tegration zu einem europäischen Unter­ nehmen geschafft, die Medienlandschaft beruhigt. Schöne Erfolge, die allerdings nur im Team möglich wurden.

heit auch mir gegenüber, wenn ich mal falsch lag in einer Beurteilung oder über das Ziel hinausgeschossen bin. Und ge­ freut habe ich mich über die professio­ nelle Entscheidungskraft unserer Eigen­ tümer, wenn es um Weichenstellungen ging – sei es der Beitritt der Nordharzer in die Nordzucker Holding AG, sei es – durchaus in meinem eigenen Interesse – die extrem schnelle und richtige Nach­ folgeregelung für mich selbst. Das freut mich sehr, weil mir das Unternehmen am Herzen liegt. Weniger Freude bereiten die gesamte Aufarbeitung der anhängigen Klagen aus dem alten Kartellfall und die

speziell in diesem Thema schlecht recher­ chierte und einseitige Berichterstattung in den Medien. Dass wir heute sagen können, dass Nordzucker ein europäisches Unterneh­ men mit zahlreichen Standorten ist, macht mich stolz. Wir sind EIN Unternehmen geworden; zwar mit unterschiedlichen Wurzeln, aber zusammengewachsen. Und wir haben den Wandel von einem pro­ duktionsgesteuerten Unternehmen zu einem konsequent am Markt orientier­ ten geschafft. Das Vertrauen aufseiten der Banken, der Eigentümer und der Medien haben wir uns zurückerarbeitet. >>

Hartwig Fuchs

„Dass wir heute sagen können, dass Nordzucker ein europäisches Unternehmen mit zahlreichen Standorten ist, macht mich stolz. Wir sind EIN Unternehmen geworden; zwar mit unterschiedlichen Wurzeln, aber zusammengewachsen.“

Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht, was am wenigsten, worauf sind Sie stolz? Fuchs: Am meisten Spaß gemacht hat

mir das Arbeiten mit den Kolleginnen und Kollegen, die gewachsene Offen­

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| MARKT & STRATEGIE |

NETTOVERSCHULDUNG/-ANLAGE Mio. Euro 400

308 52

0 -382

-400

-249

37

164

-59

NETTOVERSCHULDUNG

-730 -800

NETTOANLAGE

-783 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17

Kaufpreis Nordic Sugar

Nettoverschuldung / ­anlage

Quelle: Nordzucker

Verschuldung komplett abgebaut. Nordzucker ist zu einem europäischen, marktorientierten Unternehmen zusammengewachsen.

>>

Fortsetzung von Seite 7

Herr Fuchs sprach es schon an, die Nachfolgeregelung ging schnell und erfolgte von innen heraus. Wie muss man sich den Ablauf vorstellen? Koehler: Herr Fuchs hat mich frühzeitig

darüber informiert, am 28. Februar 2018 nicht mehr als CEO weitermachen zu wollen. Diese Entscheidung bedauere ich sehr, aber respektiere sie natürlich. Mir war immer wichtig, dass von innen her­ aus Führungsnachwuchs entwickelt wird, um auch Vorstandspositionen besetzen zu können. Unsere Nordzucker ist ein be­ sonderes Unternehmen mit einer engen Verbindung zu unseren Rübenanbauern und Aktionären. Das Verständnis dieses historischen Ursprungs ist die Basis für den Erfolg. Die zweite Säule unseres Erfolges sind unsere hervorragenden Mitarbeiter, die – gerade auch in diesem Fall – einen Anspruch auf ehrliche Information und klare

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Führung haben und zum Dritten brauchen wir exzellente Marktkenntnisse. Da lag die Entscheidung für Dr. Lars Gorissen und Erik Bertelsen sehr schnell auf der Hand. Dr. Gorissen hat seine Karriere bei Nordzucker mit dem Aufbau und der Lei­ tung der Rechtsabteilung gestartet und schon einige Jahre an Berufserfahrung als Unternehmensjurist mitgebracht. Als er 2014 das Agrarressort übernahm, hat er sich als „Nicht­Landwirt“ wirklich vor­ bildlich in die Themen eingefunden und das Know­how seines hervorragenden Teams genutzt. Vor allem mit seiner struk­ turierten Art und seinem motivierenden Führungsstil bringt Dr. Gorissen Qualitä­ ten mit, die Nordzucker auch durch an­ spruchsvolle Zeiten tragen werden. Ihm und seinem Team haben wir auch zu ver­ danken, dass die notwendige Umstellung der Verträge für den Rübenanbau so gut geglückt ist.

Erik Bertelsen ist ein wirkliches Zucker­ gewächs: Vertriebler durch und durch, mit langjährigen Kontakten zu unseren Kunden. Seit Ende der 80er­Jahre hat Erik Bertelsen in unterschiedlichen Funk­ tionen mit dem Verkauf von Zucker zu tun. Also genau die richtige Entschei­ dung, jetzt einen starken und erfahre­ nen CMO im Vorstand zu haben, wo die Märkte unter Druck stehen und sich Kundenbeziehungen verändern. Insgesamt ist mir wichtig, dass der Vorstand sich als Team versteht, gut zu­ sammenarbeitet und gemeinsam eine klare Richtung für das Unternehmen vor­ gibt. Diesen Anspruch haben nicht nur unsere Aktionäre, sondern auch die Mitarbeiter. Hierbei fällt dem künftigen Sprecher sicherlich eine richtungswei­ sende Rolle zu. Ich sehe Nordzucker mit dieser Zusammensetzung sehr gut aufgestellt.


„Ich werde immer für unser Unternehmen eintreten und mich gegen die Dämonisierung von Zucker wehren, egal wo ich gerade lebe oder was ich gerade mache. Zucker klebt!“

„Unternehmertum zu leben, nach vorne zu denken und Entscheidungen zu treffen ist das, was ich von Nordzucker künftig noch mehr erwarte.“

Herr Koehler, was denken Sie, ist die größte Herausforderung für Nordzucker in der Zukunft?

Herr Fuchs, wie stellen Sie sich die kommenden Monate bis zu Ihrem Ausscheiden vor? Was möchten Sie noch erledigen?

Koehler: Wir müssen alle unseren Auf­

trag erfüllen, das Unternehmen weiter­ zuentwickeln. Dazu gehört für mich ne­ ben dem Umgang mit der Volatilität des Marktes auch die Aufgabe, Wachstums­ schritte sowohl innerhalb der EU – so­ weit wettbewerbsrechtlich möglich –, aber auch außerhalb Europas einzuleiten. Effizienz und gute innere Strukturen sind eine gute Basis, weitere Schritte zu tun. Unternehmertum zu leben, nach vorne zu denken und Entscheidungen zu tref­ fen ist das, was ich von Nordzucker künftig noch mehr erwarte. Wir als Auf­ sichtsräte werden diesen Kurs intensiv begleiten und den Vorstand bei der Um­ setzung unterstützen.

Fuchs: Das Wichtigste wird sein, sowohl

Erik Bertelsen als auch Dr. Lars Gorissen meine Kontakte weiterzureichen und sie beide mit Menschen aus unserer Branche zusammenzubringen, die sie vielleicht noch gar nicht oder nicht so kennen wie ich. Unser Geschäft bleibt ein Business unter Menschen. Ansonsten bin ich na­ türlich noch bis zum 28. Februar voll im Amt und verantwortlich für das Geschäft. Wie wird Ihr Leben ohne Nordzucker aussehen?

innerhalb Europas, um jahrzehntelange Freundschaften zu pflegen – und unseren Sohn in Toronto zu besuchen. Im Herbst wollen meine Frau und ich für einige Monate nach Neuseeland; vielleicht ein zweites Zuhause erwerben. Und wir wollen noch einmal ins südliche Afrika. Darüber hinaus plane ich nichts. Viel­ leicht nehme ich ein Aufsichtsratsman­ dat an – obwohl es hier noch keinerlei Gespräche gibt – oder ich mache doch noch meinen Pilotenschein, was mir 2010 nicht möglich war. Alles ist offen. Eines allerdings ist klar: Ich werde immer für unser Unternehmen eintreten und mich gegen die Dämonisierung von Zucker wehren, egal wo ich gerade lebe oder was ich gerade mache. Zucker klebt! �

Das Interview führte Bianca Deppe-Leickel

Fuchs: Sehr privat, zumindest für einige

Zeit. Ich plane Reisen nach Kanada und

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| MARKT & STRATEGIE |

Neuer CMO Erik Bertelsen: „Alles, was wir tun, beeinflusst den Markt!“

Während meiner gesamten Karriere in der Zuckerindustrie waren Expansion und Integration immer ein spannender Teil meiner Arbeit. Als Nordzucker im Jahr 2009 Danisco Sugar kaufte, war ich plötz­ lich auf der anderen Seite des Tisches als Teil des Unternehmens, das integriert wer­ den musste. Das war für mich eine neue, im Nachhinein sehr nützliche Erfahrung. Seither sind wir weit in dem Prozess ge­­­­ kommen, aus Nordzucker ein europäisches Unternehmen zu machen, keine einfache Aufgabe. Was ist das Besondere an einem guten Vertriebs- und Marketingmanager?

Erik Bertelsen ist seit dem 1. November 2017 neuer Vorstand für Vertrieb und Marketing (CMO) bei Nordzucker. Akzente sprach mit ihm über seine Erfahrungen, sein Zuckerwissen und erste Pläne. Sie verfügen über langjährige Erfahrung in der Zuckerindustrie. Was verbindet Sie mit dieser Branche?

Mein Ziel war es ursprünglich nicht, in der Zuckerindustrie zu arbeiten, sondern mich reizte der Export. Dieser Berufs­ wunsch und der Zufall haben mich dann zur Zuckerindustrie geführt. Hier ange­

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kommen erkannte ich allmählich, wie sehr mich diese Branche fasziniert, insbeson­ dere die Vermarktung von Zucker, aber auch die vielen politischen Fragen – etwa die der EU-Agrarpolitik – und Er­näh­rungs­­ themen. Den Weltmarkt zu verstehen und zu wissen, wie der Futures-Markt genutzt werden kann, um Risiken zu managen, waren und sind für mich wichtige und spannende Themen. Die vielen Jahre im regulierten Zuckermarkt waren alles an­ dere als langweilig, denn trotz Mengen­ regulierung war der Kampf um Kunden und Marktanteile oft hart. Es galt schließ­ lich den Kunden zu beweisen, dass ge­ rade wir der optimale Lieferant sind.

Das Wichtigste sind umfassende Kennt­ nisse: das Wissen über das Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen, das Wissen über den Markt und dessen Ein­ flussfaktoren und nicht zuletzt über die Kunden und ihre Bedürfnisse. Dazu gehört auch das Wissen um das, was die Kunden vermeiden wollen oder was für sie ein Risiko darstellt. Wenn wir dieses Wissen dann noch in gute Lösungen umwandeln können, die sowohl für Nordzucker als auch für unsere Kunden einen Mehrwert bedeuten, können wir wirklich etwas be­ wegen. Wo sehen Sie die größten Heraus­ forderungen für den Vertrieb bei Nordzucker mittel- und langfristig?

Intern wird Zucker oft als „Commodity“ bezeichnet. Also als Massenware – und es stimmt, dass Zucker viele Eigenschaften davon mitbringt. Für mich ist Zucker ­jedoch keine „Commodity“. Denn alle ­unsere europäischen Wettbewerber sind


Erik Bertelsen (1960), Chief Marketing Officer (CMO) • Mitglied des Vorstands der Nordzucker AG seit dem 1. November 2017 • Verantwortungsbereiche: Sales, Non-EU Import/Export, Beet Fibre & Molasses, B­ ioethanol, Logistics, Marketing & Products Erfahrungen: • 2014 – 2017 Head of Sales bei Nordzucker und Mitglied des Business Teams • 2009 – 2014 Senior Vice President Sales & Marketing und Mitglied des ­Vorstands bei Nordic Sugar A/S

Erik Bertelsen

„Die Produkte an sich sind nur ein Teil dessen, was der Kunde bei uns kauft. Er erwartet eine Vielzahl weiterer Services von uns.“

in der Lage, Zucker zu produzieren und vom Werk zum Kunden zu transportieren. Für uns geht es um mehr. Das Produkt selbst ist nur Teil dessen, was der Kunde bei uns als Gesamtleistung kauft. Er er­ wartet eine Vielzahl weiterer Services von uns. Zum Beispiel die vollständige Rück­ verfolgbarkeit der Produkte, Nachhaltig­ keit in der gesamten Lieferkette und be­ stimmte Zertifikate bei jeder Lieferung. Wir unterstützen unsere Kunden auch bei Problemen, die sie vielleicht mit ihren Endprodukten haben. Denn hier kann ­Zucker die Ursache oder die Lösung sein. Insgesamt haben wir Interesse am Ge­ schäft der Kunden und wir unterstützen sie, wo wir können. Wie werden Ihre ersten Aktionen als CMO aussehen?

Ich denke, dass wir insgesamt eine gute Strategie, eine gut strukturierte Organi­ sation und ein engagiertes Team inner­

• 1998 – 2009 Marktdirektor Industrie & Export bei Danisco Sugar • 1986 – 1998 Verschiedene Führungsfunktionen in Export und Vertrieb bei Danisco Sugar

halb des CMO-Resorts haben, also plane ich keine revolutionären Veränderungen. Ich habe aber natürlich einige Themen, die ich wichtig finde und auf die ich mich konzentrieren möchte. In diesem Zusammenhang sehe ich ein CRM-Sys­ tem (Customer Relationship Manage­ ment System) als ein notwendiges ­Instrument, um unsere Kundendaten konzernweit zu verwalten und die In­ formationen intern zu teilen. Vor allem in den letzten zwei Jahren haben wir sehr viel Wert darauf gelegt, die Komplexität sowohl im Sortiment unserer Produkte als auch in unseren Prozessen zu reduzieren. Es ist wichtig, dass wir diese Arbeit fortsetzen, um un­­ nötige Kosten aus unserem System zu nehmen. Außerdem glaube ich, dass wir von einer engen Zusammenarbeit mit ausge­ wählten Unternehmen aus anderen Bran­ chen profitieren können. Der Austausch von Erfahrungen und Wissen mit anderen

hilft dabei, neue Ideen, Konzepte oder Lösungen zu generieren. Meine Kollegen im CMO-Ressort können es vielleicht schon nicht mehr hören, aber ich betone es trotzdem im­­ mer wieder gern: „Wir sind die Nummer zwei in Europa und daher haben wir die Verantwortung, den Markt zu beeinflus­ sen. Werden Sie nach Braunschweig ­umziehen?

Ja, ich werde künftig eine Wohnung in Braunschweig haben, sozusagen als ­Basisstation, wenn ich in Braunschweig arbeite. Die letzten Jahre habe ich einen größeren Teil meiner Zeit in Braunschweig verbracht. Ich mag die Stadt und freue mich darauf, mein eigenes Essen in mei­ ner Wohnung zu kochen und nicht im­ mer in Restaurants oder in einem Hotel­ zimmer essen zu müssen. �

Das Interview führte Bianca Deppe-Leickel

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| MARKT & STRATEGIE |

„Der Markt wird es schon richten“

Der europäische Zuckermarkt auf der Suche nach dem Gleichgewicht

Hartwig Fuchs

„Jetzt ist ein­ getreten, wovor wir als Nordzucker immer gewarnt haben: verschärfter Wettbewerb.“

Erik Bertelsen

„Uns trifft die Situation weder unerwartet noch unvorbereitet.“

Der vielzitierte 1. Oktober 2017 liegt hinter uns und damit das Ende der Quotenregelung für Zucker in der EU. Nun wird der Zuckermarkt in Europa ­allein von Angebot und Nachfrage gesteuert. Verschärfter Wettbewerb, Überproduktion und niedrige Zuckerpreise lassen bereits erahnen, dass diese Phase schmerzhaft für den Zuckersektor wird. Niedrige Weltmarktpreise und ein starker Euro verschlechtern die Situation noch. Wie geht der zweitgrößte Zuckerhersteller Europas mit dieser Situation um?

„Wir sind nicht überrascht. Mit dieser Kampagne werden wir eine Überpro­ duktion auf dem europäischen Zucker­ markt bekommen. Die angekündigte Flächenausdehnung vieler unserer Wett­ bewerber hat nun genau das zur Folge, wovor wir als Nordzucker immer gewarnt haben: verschärfter Wettbewerb und nicht mehr auskömmliche Preise“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Hartwig Fuchs. „Wir haben es in der Milchbranche ge­ sehen, wie sich der Markt nach dem Fall der Milchquote schmerzlich für Molke­ reien und Milchbauern entwickelt hat. In der Zuckerwirtschaft passiert gerade genau dasselbe“, so Fuchs weiter. Einfach nur ein Datum? „Der 1. Oktober war für uns nicht viel mehr als ein Datum. Wir haben Nordzucker bereits sehr langfristig auf die Zeit ohne Quotenbegrenzung vorbereitet, und uns war sehr früh sehr klar, dass es eine Phase geben wird, in der alle Marktteilnehmer zunächst einmal lernen müssen, mit der neuen Situation umzugehen. Erst dann kann sich ein neues Marktgleichgewicht finden“, erklärt Erik Bertelsen, seit 1. No­ vember 2017 neuer Vertriebsvorstand bei Nordzucker. Im freien Markt angekom­ men, gilt es, die Marktmechanismen zu begreifen und zu verinnerlichen. „Uns trifft die Situation weder unerwartet noch unvorbereitet“, so Erik Bertelsen weiter. Besser wird es erst ab 2019 Während der Kampagne ist kaum mit einer Preiserholung zu rechnen. Danach könnte

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es kurzfristig besser werden, wenn der akute Mengendruck nachlässt. „Erst ab 2019 rechnen wir wirklich mit einer Markt­ erholung, zu der auch Flächenreduzie­ rungen und ein verbessertes internatio­ nales Umfeld beitragen werden. Erst dann können sich Mengen und Preise auf einander abgestimmt haben. Schließ­ lich ziehen sich Anbauplanung, Rüben­ wachstum und Zuckerproduktion über eineinhalb bis zwei Jahre hin“, lautet die Prognose von Hartwig Fuchs. Niedrige Zuckerpreise ziehen geringe Rübenpreise nach sich In dem Bewusstsein, was kommen wird, hatte Nordzucker den Rübenanbau nur sehr moderat ausgedehnt. „Wir sind sehr zurückhaltend mit der Steigerung der Produktion umgegangen und als Nordzucker heute gerade wieder auf dem Niveau von 2014/15. Weil doch vollkommen klar war, dass eine Über­ produktion innerhalb Europas zu Preis­ druck führen musste“, erläutert Hartwig Fuchs. „Aber in einem Markt hängt alles zusammen. Dieser Druck wird wieder eine Einschränkung der Mengen nach sich ziehen und eine spürbare Reduktion der Importe. Gleichzeitig sind 14 Cents (US-Dollar) für Rohzucker keine attrakti­ ve Basis für Flächenausweitungen und auch schon problematisch für Erhal­ tungsinvestitionen. Von daher ist klar: Die Preise werden auch wieder nach oben gehen.“ Langfristige Bindung an die Anbauer „Für uns ist es zunehmend wichtig, die Rohstoffmärkte genau zu kennen und einzuschätzen, damit wir im Wettbewerb mit anderen Feldfrüchten um die Flächen unsere Rohstoffbasis für den Anbau si­ chern“, so Fuchs und betont: „Eine lang­ fristige und stabile Zusammenarbeit mit unseren Rübenanbauern, die zumindest in Deutschland durch den Lieferanspruch eng an uns gebunden sind, hat für uns eine hohe strategische Bedeutung. Wir wussten, dass diese ersten Jahre in ei­ nem freien Markt für Preisdruck sorgen; umso wichtiger war es uns, langfristige


Angebot und Nachfrage steuern den Zuckermarkt ZUCKERPREIS EU UND WELTMARKT (Nr. 5, London, EUR/t) 750 550

501 EUR/t

350

316 EUR/t

150 Juli 2006

EU

Weltmarkt

Oktober 2017

Quelle: EU Preisreporting 27.10.2017

Johan Neikell

„Jetzt ist es besonders wichtig, das Ohr am Kunden zu haben und den direkten Kontakt zu pflegen.“

ERWARTUNG FÜR ZUCKERKONSUM UND ZUCKERERZEUGUNG 2017/18

ZUCKERVERBRAUCH 2017/18

ZUCKERERZEUGUNG 2017/18

184,4

191,0

Mio. t Rohwert

Mio. t Rohwert

ZUCKERVERBRAUCH 2017/18

18,6

EU-28

Mio. t Rohwert

ZUCKERERZEUGUNG 2017/18

20,0 Mio. t Rohwert

Quelle: F.O. Licht World Market Balance 29/9/2017

Lieferverträge mit unseren Anbauern ab­ zuschließen.“ Die langfristigen Verträge erlauben Planungssicherheit in einer schwierigen Zeit – und zwar für beide Seiten. Denn der Markt wird sich auch wieder einpendeln und höhere Zucker­ preise zulassen; dann ist eine gesicherte Rohstoffbasis umso notwendiger.

haben werden, eine längere Durststrecke durchzustehen. Auch mit magereren Er­ gebnissen werden wir leben können, wenn es trotz aller Bemühungen um mehr Effi­ zienz nicht zu mehr reicht. Aber nicht alle Wettbewerber werden das können. Der Konsolidierungsprozess ist sozusagen un­ abwendbar“, erklärt Fuchs.

Mit der schwarzen Null leben Die kommenden zwei Jahre werden sicher anspruchsvoll und von den Ergebnissen her auch nicht wirklich erfreulich. „Es kann etwas dauern, bis der Markt sein Gleich­ gewicht gefunden hat. Wir haben aber keinerlei Bedenken, denn wir wissen, dass wir aufgrund unserer Größe und unserer finanziellen Situation gar kein Problem

Langfristig planen und flexibel agieren Sowohl auf Anbauer- als auch auf Kunden­ seite profitiert Nordzucker von langfris­ tigen Bindungen. Dabei bieten die Rah­ menbedingungen im Markt auch neue Möglichkeiten. „Hier gilt es stets wach und aktiv zu sein, um neue Chancen ­innerhalb und außerhalb Europas zu ­ergreifen und in bestimmten Bereichen

Dr. Volker Diehl

„Wir müssen wach und aktiv sein, um neue Chancen innerhalb und außerhalb Europas ergreifen zu können.“

die Marktanteile erweitern zu können“, stellt Dr. Volker Diehl, Head of Industry Sales, fest. Und Johan Neikell, Head of ­Retail, ergänzt: „Jetzt ist es besonders wichtig, das Ohr am Kunden zu haben und den direkten Kontakt zu pflegen. Schließ­lich ist die Situation auch für un­ sere Kunden neu.“ „Eine starke Nummer 2 in Europa zu sein, bringt auch eine Verpflichtung mit sich. Langfristige Kun­ denbindungen, besonderer Service und hohe Qualität zeichnen uns als großen Zuckerhersteller aus. Wir sind der richtige Partner für unsere Kunden in Industrie und Handel und werden – davon sind wir überzeugt – aus dieser schwierigen Phase gestärkt hervorgehen“, betont der neue CMO Erik Bertelsen. � bdl

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| EFFIZIENT & STARK |

Gutes Ergebnis – verhaltene Aussichten

ERGEBNISSE DES ZWEITEN QUARTALS 2017/18 Konzernumsatz

ordentlich verdient haben; wir werden das Ergebnis des Vorjahres übertreffen. Die Betrachtung auf Geschäfts­ jahresebene täuscht aber: Die ersten sechs Monate lie­ fen gut, das dritte Quartal wird mittelmäßig, das vierte dann schwach. Die gesunkenen Zucker­preise schlagen im letz­ten Quartal 2017/18, aber vor allem im Folgejahr voll auf das Ergebnis durch.

Millionen Euro 833

EBIT Konz

Millionen Euro 846

53

Müssen die Aktionäre für das kommende Jahr 2018/19 demnach mit einem Verlust rechnen?

Nach jetzigem Stand nicht, aber es gibt erhebliche Un­sicherheiten. Wie tief die Preise wirklich fallen, Konzernumsatz hängt vom Weltmarkt und von der Marktdynamik Millionen Euro ab; der Wettbewerb wird so schnell nicht nachlassen. Dann wird es aber auch irgendwann wieder833 aufwärts­ 846 gehen – auf dem Weltmarkt und in Europa. Wir haben viel getan, um uns vorzubereiten – hier werden wir konsequent weiterarbeiten. Die Situation überrascht uns nicht, auch wenn wir uns für das Ende der Quoten ein besseres Weltmarktumfeld gewünscht haben.

6 Monate 2016/17

6 Monate 2017/18

EBIT Konzern Millionen Euro

121

6 Monate 2016/17

Periodenü Konzern

Millionen Eur

53 37

Wie sahen diese Vorbereitungen aus?

Dr. Michael Noth

In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2017/18 erzielte Nordzucker einen Umsatz von 846 Millionen Euro und einen Periodenüberschuss von 88 Millionen Euro und damit ein sehr respek­ tables E ­ rgebnis. Doch die Märkte sind in den ver­ gangenen Monaten zusehends unter Druck geraten. Dr. Michael Noth, CFO, prognostiziert für Nordzucker eine schwierige Phase.

Das ganze Unternehmen hat hart daran gearbeitet, 6 Monate 6 Monate 2016/17 2017/18 Nordzucker auf die neue Marktsituation vorzubereiten. Konzernumsatz Vor einigen Jahren haben wir unsere Organisa­tion und EBIT Konzern Millionen unsere Systeme neu Euro aufgestellt – schlank und deutlich Millionen Euro schlagkräftiger. Unser übergreifender Optimierungsan­ 846 833 121 satz LEAN und unser Effizienzprogramm FORCE helfen uns, die Kosten weiter zu reduzieren und die Prozesse optimal auf die Kunden auszurichten. Wir sind heute viel marktorientierter als früher, die Kunden stehen klar 53 die Er­ im Vordergrund. Unsere Rübenanbauer haben träge in den letzten Jahren deutlich gesteigert – ohne diese tolle Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit könnten wir heute nicht mehr am Markt bestehen. 6 Monate

6 Monate

6 Monate

6 Monate

Werden Sie weitere auflegen? 2016/17 Effizienzprogramme 2017/18 2016/17 2017/18

Herr Dr. Noth, das Ergebnis der ­ersten sechs Monate Ich bin kein Freund von Aktionismus. Wir müssen erst sieht ja – ver­glichen mit dem Vorjahr – sehrKonzernumsatz gut aus. das letzte Projekt EBITerfolgreich Konzern abschließen und LEAN – Millionen Euro so wie wir es uns vorgenommen haben Periodenüberschuss – im Unterneh­ Welches sind Ihre Erwartungen für das kommende Millionen Euro Konzerndass men halbe Jahr? 846 fest verankern. Es ist aber kein Geheimnis, 833 121

Die Preise am Weltmarkt sind weiter sehr niedrig, die Weiß­­zuckerprämie, also der Auf­schlag, der im Vergleich zum Rohzucker, der in der Regel am Weltmarkt gehan­ delt wird, zu erzielen ist, ist deutlich abgeschmolzen. Gleich­­zeitig haben wir sehr viel Zucker in Europa und einen harten Kampf um Marktanteile nach dem Ende der Zuckerquoten. Diese neue Markt­lage wird sich schritt­ weise in unseren Er­gebnissen niederschlagen. 2017/18 6 Monate 2016/17 wird kein schlechtes Jahr, da wir bis Ende Sep­tem­ ber

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Millionen Euro wir im neuen Marktumfeld auch nach dem Abschluss von FORCE weiter die Schlagkraft steigern müssen. 88 ­Effizienz ist kein Zustand, den man irgendwann erreicht hat, sondern ein Prozess, der immer weitergeht. Es geht 53 aber nicht nur um Effizienz: Wir werden auch in Zukunft 37 daran arbeiten müssen, noch markt- und kundenorien­ tierter zu werden, die Nachhaltigkeit zu steigern und zu wachsen – wir haben spannende Zeiten vor uns, die nur viele 6Herausforderungen, sondern vor allem 6 Monate 6 Monate 6nicht Monate Monate 6 Monate 2017/18 2017/18 viele Chancen bringen. 2016/17 2017/18 � Interview: Bianca2016/17 Deppe-Leickel

6 Monate 2016/17

6 Monate 2017/18

Periodenüberschuss Konzern Millionen Euro

6 Monate 2016/17

Nettoversc -anlage (+

Millionen Euro

378 88

37

6 Monate 2016/17

6 Monate 2017/18

Nettoverschuldung (-)/ -anlage (+) Millionen Euro

431

378

6 Monate 2016/17

6 Monate 2017/18

6 Monate 2016/17


Mit LEAN immer einen Schritt voraus

LEAN vor Ort: Sanna Bomholt und Martin Eckström analysieren einen Prozess.

Am Ball bleiben für schlanke Abläufe

„Die Mitarbeiter täglich zu ermutigen, ihre Ideen ein­ zubringen und die Arbeit zu verbessern, gehört bei uns ganz selbstverständlich zur Führungsaufgabe.“ Sven Buhrmann Head of Investment and Maintenance

Verschwendung vermeiden ist eines der Kernziele der LEAN-Ansatzes. Und Verschwendung entsteht immer dort, wo alte Strukturen nicht an aktuelle Abläufe angepasst wurden, wo die Schnittstellen von einem zum anderen Prozessschritt unklar sind, wo nicht ganzheitlich und wirtschaftlich gedacht wird oder wo der Kundenwunsch und damit der Kundennutzen intransparent bleiben. Der bei Nordzucker eingeführte LEAN-Ansatz liefert Methoden, um der Verschwendung auf den Grund zu gehen und sie zu vermeiden, und zwar dauerhaft.

Vor Nordzucker liegt eine schwierige Phase. Im freien Markt angekommen, gilt es heute mehr denn je, wirtschaftlich zu agieren. Und zwar in allen Teilen des Un­ ternehmens, ob für Produktion oder Ver­ waltung, Vertrieb und Rübe. Denn eine kontinuierliche Anpassung an Marktver­ änderungen und Kundenbedürfnisse funktioniert nur, wenn alle gemeinsam ein Ziel verfolgen und sich für stetige Verbesserung und konsequente Kosten­ reduktion einsetzen.

Im Werk Nakskov in Dänemark wurde mithilfe von LEAN-Methoden der Hilfsstoffeinsatz massiv gesenkt.

Kleine Projekte – große Wirkung „Wir haben mit unseren LEAN-Methoden bereits viele erfolgreiche Verbesserungs­ projekte umgesetzt. Beispielsweise haben wir den Hilfsstoffeinsatz im Werk Nakskov in Dänemark deutlich reduziert, die Zu­ sammenarbeit mit Kunden in gemein­ samen Projekten verschlankt, indem die Schnittstellen analysiert und Reibungsver­ luste reduziert wurden, oder die Planung über verschiedene Bereiche hinweg op­

timiert“, sagt Sven Buhrmann, Head of Investment and Maintenance und Leiter des LEAN-Teams. Verbesserung passiert an der Wurzel Die Mitarbeiter, die auch tatsächlich mit der operativen Arbeit betraut sind, müssen selbst an den Verbesserungen arbeiten. Denn sie wissen am allerbesten, wo es hakt und wo angesetzt werden kann. Die LEAN-Methoden helfen dabei, Prob­ leme zu visualisieren und zu erkennen und im Anschluss gemeinsam Ziele zu definieren. „Wir haben mittlerweile fast 500 Mitarbeiter konzernweit in LEANMethoden geschult. Es laufen aktuell mehr als 50 Maßnahmen und Projekte und für 2018 sind noch viele weitere in der Planung. LEAN kann nur erfolgreich sein, wenn wir alle am Ball bleiben“, so Sven Buhrmann weiter. LEAN ist Teil der Arbeit Demnach muss die Idee von LEAN zum Teil der Arbeit und vor allem ganz prak­ tisch und im Kleinen angegangen werden. „Mit LEAN-Methoden etwas zu verbes­ sern, muss gar nicht komplex sein, ganz oft sind es die kleinen Dinge, die uns das Arbeiten schwermachen, die Effizienz leiden lassen und zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Hier setzen unsere Methoden an. Die Mitarbeiter täglich zu ermutigen, ihre Ideen einzubringen und die Arbeit zu verbessern, gehört bei uns ganz selbstverständlich zur Füh­ rungsaufgabe“, erklärt Sven Buhrmann abschließend. � bdl

Akzente November 2017

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| ROHSTOFF RÜBE |

„ Die Rübe braucht den Wettbewerb nicht zu scheuen“ Der Markt ist in Bewegung. Agrarvorstand Dr. Lars Gorissen zu den Aussichten für den Rübenanbau, zum Preisverfall bei Zucker und zur Rückkehr der Ratio bei den Mengenplanungen. Das neue Vertragssystem geht für 2018 in die nächste Runde? Sind alle Verträge und Mengen schon ­unter Dach und Fach?

Dr. Lars Gorissen

„Der Markt gibt vor, wie viel Menge pro Jahr sinnvoll angebaut werden kann.“

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So gut wie. Ich bin zufrieden, denn wir sind fast überall mit den Vertragsabschlüs­ sen durch. In Deutschland und Polen haben wir bereits unsere Zielmengen erreicht. In Dänemark, Schweden und Litauen liegen wir vom Niveau her etwas unter dem Vorjahr. Das hat vor allem mit den gedämpften Markterwartungen zu tun. Alles in allem sind wir auf einem guten Weg. Aus Ihrer Sicht – welche Verträge sind bei den Anbauern besonders ­beliebt?

Unsere Anbauer schätzen ganz offen­ sichtlich die große Flexibilität, die wir

i­hnen mit unseren Verträgen bieten. ­ Ein- und mehrjährige Verträge, fixe und flexible Modelle – da finden alle den passenden Mix. Einige Besonderheiten gibt es schon: In Deutschland fanden die mehrjährigen und variablen Verträge den höchsten Zuspruch, in Schweden und Dänemark hat man sich auch stark auf den Markt fokussiert in Form der ein­ jährigen Fix-Verträge – und in Polen ha­ ben wir für 2018 das erste Mal auch Mehrjahres-Verträge angeboten und diese wurden gut angenommen. Hat Sie der Run auf die Rübe auf­ seiten der Anbauer überrascht?

Er hat mich vor allem gefreut. Denn er zeigt eins: Die Rübe ist nach wie vor sehr attraktiv und unsere Anbauer setzen weiterhin fest auf diese Feldfrucht. Und das aus gut nachvollziehbaren Gründen:


Claus-Friso Gellermann

„Wir erwarten gute Rübenerträge“ Claus-Friso Gellermann, Head of Grower Relations & Agri Consulting, über die Ertragserwartungen der diesjährigen Kampagne: „Unsere Ertragserwartungen für die diesjährige Kampagne sind konzernweit nach wie vor gut. Die Zuckerrüben bringen gute ­innere Qualitäten mit, wenn auch die Zuckergehalte niedriger sind, als wir das am Beginn erwartet haben. Leider bringen die Zuckerrüben aber auch deutlich mehr Erde mit in die Werke als in den vergangenen Jahren. Das liegt vor allem an der regennas­ sen Witterung im September und Oktober in fast allen unseren Konzernregionen und -ländern. Diese flächendeckenden Regen­ fälle haben das Roden der Rüben erheblich erschwert und auch die Rübenlogistik beim Verladen und Transport stark gefordert. ­Lediglich in Finnland wird die Kampagne deutlich kürzer ausfallen und auch in der Slowakei sind die Erträge wegen eines viel zu tro­ ckenen Sommers erheblich niedriger als im Vorjahr. Dank gilt al­ len Rübenanbauern und Liefergemeinschaften für den hohen Ein­ satz in den letzten Wochen, um die Werke auch unter schwieri­ gen Umständen mit Rüben versorgen zu können.“

Die Rübe ist ertragsstark, hat Entwick­ lungspotenzial und braucht auch den Wettbewerb mit anderen Feldfrüchten nicht zu scheuen. Das ist perspektivisch für die Betriebe und für uns als Unter­ nehmen eine sehr gute Nachricht. Wie stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit auf die Nachfragesituation bei den Landwirten flexibel reagieren können?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In diesem Jahr sind in Deutschland viele Landwirte bei der Vergabe der Freien Menge zu­ nächst leer ausgegangen. Die Enttäu­

schung darüber war deutlich zu spüren. Deshalb haben wir gezielt als Alterna­ tive einen einjährigen Zusatzvertrag ­angeboten. Mit Erfolg: Alle, die hierbei gezeichnet haben, konnten diesmal ihre Menge für 2018 auch kontrahieren. Das Angebot ist sehr gut angenommen wor­ den. Gene­rell erlauben es unsere Ver­ träge überall, dass wir auf Mengen und Preise reagieren – aber bitte maßvoll und vernünftig. Der Markt – und nicht die Produktionskapazitäten – gibt am Ende vor, wie viel Menge pro Jahr sinn­ vollerweise angebaut werden kann. Nur so ist rationales Planen auch möglich.

Romuald Wiśniewski Anbauer aus Slawkowo, Polen

„Ich bin up to date“ „Ich schaue optimistisch nach vorn und hoffe, noch mehr Zuckerrüben anbauen zu können, denn mein Betrieb liegt günstig in der Nähe der Zuckerfabrik Chełmża. Weil ich noch andere Feldfrüchte anbaue, kenne ich die Mechanismen des freien Markts. Für die jetzt neue Zeit habe ich an meinem Managementsystem gewisse Anpassungen vorgenommen, um höhere Rübenerträge und einen höheren Zuckergehalt zu erzielen. Zusätzlich arbeite ich daran, die Produktionskosten zu senken und stabil hohe Erträge zu erzielen. Ich bin up to date, was die neuesten Entwicklungen in der Zuckerrübenproduktionstechnologie angeht, und nutze vieles davon in meinem Betrieb. Nicht zuletzt profitiere ich von der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und der Agri-Abteilung der Zuckerfabrik und verfolge mit großem Interesse ihre Feldversuche zur Verbesserung der Produktionseffizienz.“

Die Ausweitung des Rübenanbaus fiel bei Nordzucker in diesem Jahr mäßig aus. Warum, wenn die Konkurrenz auf erhebliche Flächenausdehnungen setzt?

Wir haben unsere Flächen maßvoll ge­ genüber dem Vorjahr ausgedehnt und

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Akzente November 2017

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| ROHSTOFF RÜBE |

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Fortsetzung von Seite 17

Helmut Gockel

Geschäftsführer Güterverwaltung Reinau, Deutschland „Wir können Zuckerrübe“ „Wir haben die tolle Situation, dass die Zuckerrübe ein wichtiger Bestandteil unserer Fruchtfolge ist. Zuckerrübe haben wir gelernt und können wir! Dass die Marktsituation volatiler wird, ist keine Frage. Deshalb müssen wir uns gedanklich von der monetären Vorzüglichkeit der Rübe verabschieden und das auch bei künftigen Investitionen kalkulieren. Doch unser Betrieb hat seine Kennzahlen im Griff und ist bei höchsten Erträgen kosteneffizient. Wir sind z. B. sehr gut bei den Rodekosten. Auch Düngung, Pflanzenschutz und Arbeitserledigung sind weitgehend optimiert. Außerdem haben wir für uns den optimalen Anteil der Zuckerrübe im Betrieb gefunden. Der Lieferanspruch bietet uns die größte Möglichkeit zur Flexibilisierung. Denn wir betrachten die Zuckerrübe über einen Zeitraum von drei Jahren, nicht kurzfristig!“

sind so in etwa auf dem alten Niveau g ­ elandet. Ich sage dazu nur: richtig so. Der Preisverfall, den wir derzeit in Europa sehen, ist ein gutes Stück weit haus­gemacht. Einige Länder haben ihren A ­ nbau ex­ zessiv ausgeweitet und werden sehr viel mehr Zucker produzieren, als der Markt in Europa vertragen kann. Dass gleichzeitig der Weltmarktpreis den Ex­ port unattraktiv macht, verschlimmert die Situation. Wir können uns natürlich den Effekten nicht entzie­ hen und werden unsere Schlüs­se daraus ziehen. Wie geht es weiter mit der Ökorübe?

Wir machen weiter. 2017 war für uns ein Einstiegsund Versuchsjahr und aus dieser Perspektive auch erfolgreich. Vor allem ist es uns schon im ersten Jahr gelungen, Ökozucker zu produzieren! Wir sind des­ halb sehr zuversichtlich und werden weiter Gas ge­ ben. Mit zusätzlichen Mitarbeitern auf der Rüben­ seite werden wir dieses Geschäft nachhaltig weiter betreiben. Welche Ziele setzen Sie sich, wenn Sie ab März 2018 an die Spitze des Unternehmens rücken?

Ich freue mich auf meine neue Aufgabe. Wir sind gut auf die Zukunft und die vielen Herausforderun­ gen vorbereitet. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der der Markt für Zucker sich infolge der Reform verän­ dert. Wir können und werden uns als Unternehmen dieser Entwicklung stellen und werden die richtigen Schlüsse ziehen und konsequent handeln. Dafür ste­ he ich auch in meiner neuen Position. �

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Interview: Tanja Schneider-Diehl

Magnus Bengtsson Anbauer aus Scania, Schweden

„Rübenanbau ist interessant“ „Rübenanbau ist interessant! Ich erwarte einen Rübenpreis, der auf der Marktnachfrage beruht. Auf meinem Betrieb habe ich mich für ein- und mehrjährige Verträge mit variablem Preis entschieden, denn ich finde, dass Rüben in der Fruchtfolge immer noch wettbewerbsfähig sind. Generell glaube ich, dass sich der Anbau von Zuckerrüben weiterhin lohnen wird und sich meine Investitionen auszahlen. Denn ich habe meinen Betrieb auf Rentabilität analysiert, die Anbaufläche entsprechend optimiert und z. B. Drillen und Ernten an Dienstleister übertragen, um kein unnötiges Kapital in teuren Maschinen zu binden. Natürlich halte ich auch weiterhin meine Augen offen, wenn es um Ackerfrüchte geht, und vergleiche immer wieder die Vor- und Nachteile jeder Frucht. Denn am Ende des ­Tages entscheidet der finanzielle Beitrag einer Kultur zu meiner Farm da­ rüber, was ich anbauen werde.“


Biozucker aus ­heimischen Rüben

„Ökorüben: Jetzt legen wir richtig los!“ Erste Testkampagne in Nykøbing und Schladen Der Boom bei Bio gab den Ausschlag: Die beiden Werke in Schladen und ­Nykøbing begaben sich auf Neuland. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte stand vor dem Start der „normalen“ Kampagne die Verarbeitung von Öko­ rüben auf dem Programm. Dabei war die kurze Kampagne als Testlauf unter realen Bedingungen angelegt – allein schon wegen der geringen Rübenmenge. Genau zum richtigen Zeitpunkt „Wir starten zum richtigen Zeitpunkt. Der Markt fragt nach ökologischem Z ­ ucker aus regional angebauten Rüben – und wir sind jetzt bereit, im nächsten Jahr richtig loszulegen“, sagt Dr. Piotr Wawro, Head of Technology & Innovation und Projektleiter der Ökorübenkampagne in den beiden Werken. Ebenfalls im Blick hat Dr. Wawro auch die Pellets, die als Futtermittel auf Biobetrieben mit Vieh­ haltung sehr nachgefragt sind. Denn insgesamt wächst der Markt für Biopro­ dukte weiter und damit auch die Nach­ frage nach beiden Produkten. Bereits 2016 hatte Nordzucker deshalb die Wei­ chen für Biozucker aus regional angebau­ ten Ökorüben gestellt. Mit Blick auf die Ökoanbauer war dieses erste Jahr sehr herausfordernd: Die Unkräuter profitierten von der Kälte und Feuchtigkeit im Frühjahr – viel Mehr­ aufwand war notwendig, um diese auf den Äckern im Schach zu halten. Die

Erträge der Ökorüben spiegeln diesen Kampf wider: Sie zeigen eine große Bandbreite von sehr gut bis unterdurch­ schnittlich. Wertvolle Erfahrungen gesammelt Dass alle Beteiligten aufseiten des An­ baus und der Produktion viel gelernt ­haben und Erfahrungen für das nächste Jahr sammeln konnten, sieht Dr. Wawro als Pluspunkt: „Unsere Zwei-Länder-Stra­ tegie ist aufgegangen. In beiden Ländern gibt es Anbauer, die auf Ökorüben setzen. Darüber hinaus haben wir die Audits und ihr unterschiedliches Prozedere in jedem Land gemeistert. Wir können es jetzt, und das hilft uns künftig für die Ökokampag­ ne.“ Überraschungen gab es aus Sicht des Projektleiters auch: „Die Säfte, aus denen der Ökozucker gewonnen wurde, wiesen eine sehr hohe Reinheit und Qua­ lität auf.“ Dies sei entscheidend für die weitere Verarbeitung. Sein Resümee ist klar: „Es hat alles viel besser geklappt, als wir es zunächst angenommen hat­ ten.“ Und weiter: „Wir konnten auf ein hoch motiviertes und extrem engagier­ tes Team vor Ort bauen, das alles an­ gepackt und umgesetzt hat – von der Detailplanung bis zu den Zertifizierun­ gen. Das war grandios!“ Einen Wunsch hat Dr. Wawro mit Blick auf 2018 noch: „Wir wollen eine deutlich längere Ökorübenkampagne fahren. Das geht nur mit mehr Rüben.“

Auch das läuft bereits auf Hochtouren. Nordzucker hat für 2018 die neuen Ver­ träge schon draußen bei den Landwirten. Die Anbauer können damit deutlich früher als im vergangenen Jahr ihre Mengen planen. Wer noch Interesse hat, hier sind die ­Ansprechpartner für Deutschland und Dänemark: Deutschland: Thilo Hahnkemeyer Tel.: +49 5335 802128 Dänemark: Jørgen Gylling Jensen Tel.: +45 5488 3464 � tsd

2018 will Nordzucker mehr Anbauer für den Ökorüben­anbau gewinnen. Akzente November 2017

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| KAMPAGNE & INVESTITIONEN |

Axel Aumüller

„Zwei neue Silos in Clauen und Örtofta entspannen die Lager­ situation deutlich.“

„ Kampagne 2017: So extrem war es noch nie“

Anhaltender Regen erschwerte die Rohstoffver­ sorgung. Viele Werke konnten zeitweise nicht mit Volllast gefahren werden.

Starke Regenfälle behindern die Rübenernte in allen Nordzucker-Anbauregionen Axel Aumüller hat schon viele Kampagnen erlebt. Im Interview spricht er über zu viel Regen, geglückte Investitionen und den langen Weg zu mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Wenn Sie der laufenden Kampagne ein Motto geben müssten, wie würde es lauten?

Immer wieder überraschend. Ich bin wirklich schon lange dabei und habe viele extreme Kampagnen erlebt – in diesem Jahr hat uns der lang anhaltende Regen in fast allen Ländern überrascht, nicht punktuell oder regional, nein: prak­ tisch flächendeckend. Das habe ich so noch nicht erlebt. Und das hat Auswir­ kungen in unseren Werken … … die sich wie genau zeigen? Es liegt ja noch eine schöne Strecke Kampagne vor uns?

Schauen wir z. B. nach Trenčianska ­Teplá in die Slowakei. Wir mussten 20

den Kampagnestart um eine Woche verschieben, weil einfach nicht genü­ gend Rüben geerntet werden konnten. Die Regenfälle waren zu stark. Auch in unseren deutschen Werken konnten wir einige Tage nicht unter Volllast fahren, weil die Rüben nicht herbeikamen. Das hat sich so auch in den anderen Län­ dern bis auf Schweden und Polen wie­ derholt. Dabei planen wir ja schon mit einer langen Kampagne – 128 Tage ­allein in Deutschland. Wir haben wirk­ lich überall alle Hände voll zu tun, um auch mit den großen Mengen an Erde, die die Rüben mit ins Werk bringen, umzugehen. Kleinere technische Stö­ rungen, die in jeder Kampagne vor­ kommen, treten in diesem Jahr ganz klar hinter den witterungsbedingten Einflüssen der Ernte zurück. Hinzu kommt, dass wir noch nicht genau wissen, welche Folgen dieser Regen noch haben wird und wie er unseren Rohstoff z. B. in der Miete verändern wird – Stichwort Fäule, anhaftende Erde und Feuchtigkeit. Also: Ich gehe

zurzeit davon aus, dass sich die Kam­ pagne nach hinten verlängern wird. Hervorragend ist, dass Agri und Pro­ duktion die Aufgaben vor Ort gemein­ sam lösen. Stichwort erste Ökorübenkampagne – wie lief es an?

Wir haben insgesamt nur eine kleine Menge an Ökorüben verarbeitet. Doch es war die absolut richtige Entschei­ dung, diese erste Kampagne in zwei Ländern zu fahren und Erfahrungen zu sammeln. Wir haben an unseren beiden Standorten Schladen und Nykøbing al­ les durchlebt, was gut laufen kann und was plötzlich dazwischenkommen kann, wie z. B. ein Blitzschlag, der wichtige Anlagenteile lahmlegte und damit die Verarbeitung für viele Stunden stoppte, aber auch eine hervorragende Perfor­ mance in Schladen. Am Ende steht die Erkenntnis: Wir können es, und wir wis­ sen, wie es geht. Für 2018 bin ich sehr optimistisch.


Keine Selbstverständlichkeit: ausreichende Vorräte auf dem Rübenhof des Werkes Klein Wanzleben.

Unsere hohen europäischen Stan­ dards für Lebensmittel sind wichtig und ein deutliches Unterscheidungs­ kriterium z. B. zu Zucker aus Übersee – was verlangen unsere Kunden?

Alle Hände voll zu tun: 2017 bringen die Rüben in allen Nordzucker-Werken große Mengen an Erde mit.

Neues Silo in Örtofta und Clauen, die Investitionen sind auf sehr hohem Ni­veau – welche Ziele verfolgt Nordzucker mit den Investitionen, wie geht es weiter?

87 Millionen an Investitionen sind kein Pappenstiel – das stimmt. Wir schauen in dieser Kampagne auf das Konditionie­ rungssilo in Clauen, das bereits jetzt seine Bewährungsprobe bestanden hat und zur Verbesserung der Lagerung und Logistik unserer Produkte beiträgt. Dass das Silo in Örtofta auch in dieser Kampagne zur Verfügung steht, ist sehr erfreulich und hilft die Lagersituation deutlich zu ent­ spannen. Natürlich hilft so ein Silo auch, Kunden noch präziser zu beliefern, denn wir sind mit der Weiterentwicklung un­ serer Werke sehr nah an unseren Kun­ den und ihren Bedürfnissen. Und diesen Weg werden wir auch im nächsten Jahr weitergehen.

Sie wissen auch um die Belastung der Bevölkerung durch die Kam­ pagne. Was unternehmen Sie, um langfristig die Akzeptanz der Anwoh­­ ner zu sichern?

Wir tun praktisch alles, was wir kön­ nen, um die Belastung der Anwohner so ­gering wie möglich zu halten. Dazu ­gehört eine minutiöse Planung der ­Anfuhr, die Taktung der Lkw über 24 Stunden verteilt an sechs Tagen in der Woche, Plakate mit Appellen für ange­ passte Fahrweise, eigene Geschwindig­ keitsanzeigen, Schulun­gen der Fahrer und natürlich Gespräche mit Verant­ wortlichen vor Ort im Vorfeld der Kam­ pagne. Wir gehen hier auf die Bevölke­ rung zu – und tun das auch mit gro­ ßem Einsatz. Vollständig abschaffen können wir die Beeinträchtigungen durch Lärm aber leider nicht.

Unsere Kunden haben klare Anforderun­ gen an pünktliche und flexible Lieferun­ gen – Stichwort just in time. Das geht schlecht, wenn der Zucker vom anderen Ende der Welt herbeigeschifft werden muss, und spricht für unser lokales Kon­ zept. Nachhaltigkeit ist eine weitere An­ forderung an uns – und zwar über die gesamte Erzeugungskette. Zudem wol­ len unsere Kunden sehen, dass wir ver­ einbarte Standards jederzeit einhalten. Wir sind die ersten in der Branche gewe­ sen, die solchen Anforderungen mit Au­ genmaß zugestimmt haben. All das er­ klärt auch, warum unser heimisch er­ zeugtes Produkt Zucker teurer ist als Zucker aus Ländern, in denen all diese Themen nur eine kleine Rolle spielen. Letztes Thema Arbeitssicherheit – null Unfälle bleibt die Vision – wie ist der Stand der Dinge derzeit?

Wir haben in diesem Jahr leider keine berauschende Situation: Die Zahl der Unfälle hat sich trotz anhaltender und hoher Anstrengungen wieder erhöht. Wir hatten sehr bedauerlicherweise ­einen tragischen Unfall mit Todesfolge, das ist besonders schlimm. Bei nahezu allen anderen Unfällen ging es um Schnitt­verletzungen an Fingern, Umkni­ cken, Stolpern und Ähnliches. Es zeigt: Wir müssen weiter am Ball bleiben und zusammen z. B. mit der Berufsgenossen­ schaft die Anstrengungen verstärken, um wieder auf unser sehr gutes Niveau zu kommen. Es ist ein langer Weg und jeder Einzelne muss immer aufmerksam sein. � tsd Akzente November 2017

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| KAMPAGNE & INVESTITIONEN |

Vorwäsche ­in Örtofta, Schweden.

Eine kleine Schwester bekommt das neue Silo in Örtofta nun in Chełmża.

Kesselhaus i­n Kėdainiai, Litauen.

Investitionen weiter auf hohem Niveau Logistik und Energieeinsparungen bilden den Schwerpunkt Nordzucker hat für das Jahr 2018/19 erneut einen ambitionierten Investitionsplan verabschiedet. Die Schwerpunkte liegen auch im kommenden Jahr in der Zuckerlagerung und Auslieferung an den Kunden, in der Rübenanlieferung und im Bereich Energieeinsparungen.

„Wir haben uns für 2018 ein ganzes Paket an Investitionen an den unterschiedlichen Standorten vorgenommen. Nachdem wir das Silo in Örtofta und das Konditio­ nierungssilo in Clauen noch in dieser Kampagne fertigstellen konnten, geht der Ausbau der Logistik und Lagerkapa­ zitäten nun an anderen Standorten wei­ ter“, so Sven Buhrmann, Head of Invest­ ment and Maintenance. An der Schnittstelle zum Kunden Um die Zuckerlagerung weiter zu opti­ mieren, baut Nordzucker im kommenden Jahr ein 45.000-Tonnen-Silo in Chełmża, Polen. Zur Optimierung der Auslieferung 22

an die Kunden im Einzelhandel entsteht zudem in Uelzen ein Paletten-Hochregal­ lager. Das bestehende Silo im slowaki­ schen Trenčianska Teplá wird saniert und zukunftssicher gemacht. Hierdurch wird zum einen der Explosionsschutz deutlich verbessert und zum anderen die Beliefe­ rung der Kunden mit den passenden Qualitäten vereinfacht. Export möglich machen Die Exportverladung in Uelzen wird durch eine dritte Verladespur für Container er­ weitert. Die direkte Beladung im Werk reduziert die Verladekosten am Terminal im Hafen in Hamburg erheblich. Energie sparen „Der Wärme- bzw. Energiebedarf in ei­ ner Zuckerfabrik ist durch die Verdamp­ fungs- und Kristallisationsprozesse im­ mens. Deshalb stehen Energieeinspa­ rungen, um Kosten zu senken und die Um­welt zu schonen, schon seit Jahren

ganz oben auf unserer Agenda“, sagt Sven Buhrmann. Im kommenden Jahr wird der Kessel in Opalenica moderni­ siert, was eine erhebliche Auswirkung auf die Energieeffizienz der Anlage hat. In Schladen wird mit gleichem Ziel die Verdampfstation ausgebaut und in Litauen beginnt die Modernisierung des Kessel­ hauses als Zwei-Jahres-Projekt. Hier wer­ den unter anderem neue Brenner instal­ liert. Eines der Ziele hier ist es, künftige EU-Emissionsauflagen einzuhalten. Rübenhöfe modernisieren In beiden polnischen Werken baut Nordzucker 2018 neue Rübenprobe­ stationen, während in Litauen der kom­ plette Rübenhof, inklusive der Rüben­ wäsche, von Grund auf modernisiert wird. Das schwedische Werk in Örtofta erhält z­ udem eine Vorwaschtrommel sowie eine neue Schnitzelmaische. � bdl


Birgit Rothe hat alles griffbereit für die Führung.

Mit Headset geht es auf den Rundgang.

Wissen, wo’s herkommt Dem Zucker auf der Spur Detektivischen Spürsinn braucht’s nicht – lediglich gut zwei Stunden Zeit, festes Schuhwerk und eine gehörige Portion Neugier. Und schon ist das Geheimnis gelüftet, wie aus Rüben Zucker wird.

Nordzucker öffnet konzernweit für Füh­ rungen in allen 13 Werken während der Kampagne die Tore. Bis zu 15.000 Besu­ cher nutzen so Jahr für Jahr die Gelegen­ heit zu erfahren, wie aus den Zuckerrüben, die oft vor der Haustür wachsen, Zucker gewonnen wird. Die Führungen sind seit vielen Jahren ein wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit vor Ort, denn sie gewähren Einblicke in großtechnische Anlagen, die weithin in der Region sicht­ bar und spürbar sind. Zudem stehen die Fabriken für ein regionales Produkt, das für die süßen Momente im Leben zuständig ist, aber auch wie kein Zweites polarisiert.

Werksführungen sind beliebt Birgit Rothe aus Uelzen kennt die vielen Seiten des Produkts aus dem Effeff – und auch die Wahrnehmungen bei den Gästen im Werk. Denn sie koordiniert seit vielen Jahren die Werksführungen vor Ort und führt auch selbst Gruppen. Sie ist stolz auf die vielen Gäste, die tief beeindruckt das Werk wieder verlassen: „Unsere Besucher können sich meist gar nicht vorstellen, wie viele Rüben notwendig sind, um ein Werk wie Uelzen am Laufen zu h ­ alten. Auch hätten sich die meisten die Dimensionen der Anlagen viel kleiner vorgestellt.“ Für das Werk Uelzen wie auch für alle anderen Werke gelten strenge Sicher­ heitsmaßnahmen. Gäste dürfen nur mit Helm und Sicherheitsweste auf den Rund­ gang. „Wichtig ist, dass die Gäste gut zu Fuß und körperlich belastbar sind. Denn so eine Führung ist recht anstrengend“,

betont Birgit Rothe. Der Rundgang führt von der Rübenanlieferung und -probe­ nahme über das Zuckerhaus vorbei am Leitstand. Auch Verpackung und Verla­ dung im Zucker-Servicecenter können in den meisten Nordzucker-Werken unter die Lupe genommen werden. „Ich hätte nie gedacht, wie aufwen­ dig und komplex die Zuckerherstellung ist“ – das ist ein oft geäußerter Satz der Besucher. Den Rundgang ergänzen vor­ ab allgemeine Informationen zum Unter­ nehmen und dem Werk, die von einem Film begleitet sind. So können die Besu­ cher sicher sein, dass sie einen verständ­ lichen Einblick in die Zuckerproduktion erhalten. Jetzt auch für Schulklassen „Seit vergangenem Jahr führen wir bei uns jetzt auch Schulklassen ab Klasse 8 durchs Werk – natürlich etwas kürzer, kompakter und mit einem Abstecher in die Lehrwerkstatt“, erzählt Rothe. Schüler bekommen zudem einen Einblick in die Ausbildung bei Nordzucker. Es gelten gesonderte Bedingungen, die bei der Anmeldung im jeweiligen Werk indivi­ duell vereinbart werden. Für die diesjährige Kampagne gibt es nur noch bedingt freie Plätze für Grup­ pen oder einzelne Besucher – nachfragen lohnt sich aber in jedem Fall. Und wenn es nicht klappt, dann gleich für nächstes Jahr vormerken lassen. Übrigens: Die Führungen sind kostenlos, aber nicht umsonst! Führungen vereinbaren unter www.nordzucker.de � tsd

Riesige Dimensionen – das erwarten die Gäste so oft nicht. Akzente November 2017

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| PRODUKT & KUNDE |

Jesper Lindskog

„Brasilien kommt die wichtigste Rolle zu. Das Land ist bislang der größte Produzent und Exporteur von Zucker weltweit.“

„ Das Wissen um den globalen Zuckermarkt entscheidet“ Von fernen Ländern und volatilen Märkten Die gute Nachricht zuerst: Seit dem 1. Oktober ist uneingeschränkter Export für Zucker aus der EU erlaubt. Doch es gibt auch eine schlechte: Der stark volatile Weltmarkt mit extremen Preis- und Mengenschwankungen beeinflusst die Zuckerpreise vor unserer Haustür mehr denn je. Umso wichtiger ist es da, den Markt, das Wetter und sonstige Einflussfaktoren, wie beispielsweise politische oder spekulative, im Blick zu behalten.

„Das von der WTO verhängte Ausfuhr­ kontingent für Zucker aus der EU ist mit dem Fall der Quotenregelung überflüssig geworden. Daraus eröffnen sich Export­ chancen, die bei hohen Preisen attraktiv sein können. Jedoch müssen wir davon ausgehen, dass die Schwankungen am

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Weltmarkt sich auch in unseren Preisen hier in Europa viel unmittelbarer niederschlagen als vorher“, erklärt Jesper Lindskog, seit 2001 bei Nordzucker verantwortlich für Im­ und Export außerhalb der EU. Eine runde Sache: der Markt im Kreislauf Der Zuckermarkt schwankt. In der Regel ziehen hohe Preise, die auf einer Unter­ versorgung des Marktes beruhen, eine Überproduktion nach sich, die dann wieder die Preise drückt. „Ein Kreislauf in langen Wellen. Denn hohe Preise füh­ ren zu Investitionen in die Zuckerproduk­ tion, woraus eine größere Angebotsmen­ ge entsteht, die dann wieder zu gerin­ geren Preisen führt. Als Reaktion darauf werden die Investitionen wieder gedros­

selt, das Angebot zurückgenommen und die Preise steigen wieder. Dann beginnt der Kreislauf von vorn“, unter­ streicht Erik Bertelsen, CMO. Brasilien, Thailand und Indien Was nach entfernten Urlaubszielen klingt, sind die Länder, deren Zuckerproduktion den Weltmarkt am allermeisten beeinflus­ sen. „Brasilien kommt dabei die wichtigste Rolle zu. Das Land ist bislang der größte Produzent und Exporteur von Zucker welt­ weit. Brasilien beeinflusst den Weltmarkt auch deswegen so stark, weil die Produk­ tion aus Zuckerrohr dort sehr schnell zwischen Zucker und Ethanol hin und her wechseln kann. Brasilien kann damit flexibel auf den Zuckermarkt und den Kraftstoffmarkt reagieren und hat dadurch


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DER MARKT IM KREISLAUF

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Ein Kreislauf der langen Zyklen

PROGNOSE ZUCKERPRODUKTION 2017/18: DIE WICHTIGSTEN ZUCKERERZEUGER

Brasilien: wichtigstes Exportland

ZUCKERERZEUGUNG

BRASILIEN

INDIEN

EUROPÄISCHE UNION

CHINA

THAILAND

40,1

26,5

20,0

12,1

12,0

27,5

18,6

17,5

3,5

Mio. Tonnen Rohwert

ZUCKERVERBRAUCH (INLAND)

12,0

Quelle: F. O. Licht Weltzuckerbilanz, Febr. 2017

erheblichen Einfluss“, erläutert Jesper Lindskog die Zusammenhänge. Aber auch Thailand und Indien sind wichtige Spieler. Thailand ist der zweitgrößte Zuckerexporteur der Welt und plant in den nächsten Jahren stark zu wachsen. Indien ist deshalb so wichtig, weil die Zuckerproduktion in Indien von Jahr zu Jahr erheblichen Schwankungen unter­ worfen ist, die dann starke Auswirkungen auf das Gefüge von Angebot und Nach­ frage weltweit haben. Die Frage ist, wann der Markt sich erholt, nicht ob er sich erholt Aktuell liegen die Weltmarktpreise sehr niedrig. „Es ist also keine Frage, ob der oben beschriebene Kreislauf einsetzen wird, es ist eher eine Frage, wann das

Erik Bertelsen

„Es ist keine Frage, ob die Preise wieder steigen, es ist eher die Frage wann.“

passiert. Wenn man sich die Daten an­ schaut, also das weltweite Angebot und die Nachfrage prognostiziert, könnte es einige Zeit dauern – vielleicht bis Ende 2018 –, aber es gibt sehr viele Faktoren, die den Markt beeinflussen. Es könnte

auch passieren, dass wir ganz plötzlich eine Aufwärtsbewegung der Preise sehen. Eines von vielen Dingen, die die Zucker­ branche zu einer Herausforderung machen, aber zugleich auch spannend“, stellt Erik Bertelsen fest. � bdl

Akzente November 2017

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| PRODUKT & KUNDE |

Pole-Position für Kundenbindung Mit Veranstaltungen in sieben Ländern lockt Nordzucker Kunden aus ganz Europa 400 Kunden, sieben Veranstaltungen, drei Hauptthemen: Das ist die Bilanz ­einer breit angelegten persönlichen Kun­ denkommunikation, bei der Nordzucker kurz vor dem Ende der bisherigen Zucker­ marktordnung wesentliche Botschaften adressierte und mit Kunden aus Schweden, Finnland, Dänemark, Lettland, Deutsch­ land, Polen, der Slowakei und aus ganz Südosteuropa in Dialog trat. „Wir setzen in unserer Branche Akzente mit aktuellen Themen zur Marktentwicklung und zu Zucker“, betont Lubomir Fischer, Pro­ jektleiter und Head of Marketing bei Nordzucker.

„Aktive Kommunikation mit unseren Kunden ist uns wichtig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Deshalb engagieren wir uns weiter für persönliche Begegnungen im Rahmen von Veranstaltungen dieser Art. Sie kommen sehr gut an.“ Lubomir Fischer Head of Marketing

Die Treffen fanden landauf, landab von April bis September dieses Jahres statt und lagen damit alle vor dem magischen Datum 1. Oktober. Der Weg in den freien Markt bestimmte daher auch die Agenda: Wie geht es weiter mit dem Zuckermarkt? Welche Entwicklungen erwartet Nordzucker an den globalen Zuckermärkten und wie beeinflussen sie die Mengen- und Preisbildung? Was bedeutet die neue Zeit konkret für Lie­ fersicherheit und den künftigen Anbau von Zuckerrüben in Europa? Auch der Rohstoff Rübe stieß auf reges Interesse. Vor allem der Wettbewerb um Flächen und Erträge, aber auch die neuen Ver­ tragssysteme wurden hinterfragt. Dass auch die Wahrnehmung von Zucker in der Ernährung mittlerweile europaweit diskutiert wird, war ein wesentlicher Punkt auf den Veranstaltun­ gen. Einige Veranstaltungen eröffneten mit branchenunabhängigen Keynotes von Experten oder punkteten beim Pub­ likum mit Back- und Gourmetevents. „Wir haben unser Programm so ausbalanciert, dass wir die richtige Mischung zwischen Unternehmensthe­ men, Unterhaltung und lokalen Bezügen finden konnten“, unterstreicht Lubomir Fischer. Das Ergebnis kann sich aus seiner Sicht sehen lassen: „Wir haben insgesamt sehr gutes Feedback erhalten und offen­ sichtlich die Erwartungen unserer Gäste an den Tag erfüllt.“ In den Bewertungen lobten die Teilnehmer die Qualität der Referenten und hoben hervor, dass Hin­ tergründe und Einblicke in die aktuell wichtigen Themen für das eigene Geschäft sehr relevant seien. Die Veranstaltungen werden in regelmäßigen Abständen fortgesetzt. � tsd

Nordzucker lädt Kunden aus ganz Europa zum Dialog.

Ohne Quote und Mindestpreis: Was ändert sich für Zuckerverarbeiter?

Positiv angenommen: Know How für das eigene Geschäft.

Fruchtig süß und toll verziert: Schwedische ­Köstlichkeiten Sehr gutes Feedback erhalten: Peter Ostergaard, Claus Noorgard und Erik Bertelsen auf der V ­ eranstaltung in Kopenhagen. 26


unserer Marken in den Mittelpunkt stel­ len“, sagt Lubomir Fischer, Head of Mar­ keting. „Damit gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer weiteren Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Nordzucker auf dem europäischen Zuckermarkt.“

Einheitliche Designsprache: die neuen Verpackungen der Dansukker-Produkte.

Einheitliches Design stärkt die Marke Dansukker-Verpackungsdesign neu aufgelegt Die Verbrauchermarke von Nordzucker in den nordischen und baltischen Ländern – Dansukker – wurde um die Jahrtausendwende eingeführt. Nach fünfzehn Jahren im Markt, in denen viele neue Produkte und Produktgruppen hinzu­ gekommen sind, war es nun an der Zeit, die Verknüpfung zwischen Produkten und Marke zu überprüfen und das Erscheinungsbild der gesamten Produktpalette zu harmonisieren.

„Ein ständig wachsendes Sortiment ist die Antwort auf neue Zielgruppen, Trends und Bedürfnisse“, sagt Angela Everback, Head of Marketing für die nordischen und bal­ tischen Staaten. „Jedoch: Die Vielzahl an Strömungen verwässert die Marke auf lange Sicht und erzeugt bei den Verbrau­ chern ein unklares Bild.“ Mit dem Ziel, die Marke Dansukker zu stärken und zugleich den Verbrauchern die Produktfamilie klarer zu machen, wurden die einzelnen Verpackungen des Dansukker-Sortiments zunächst analysiert und im Anschluss vereinheitlicht. „Unser Ziel ist es, dass Konsumen­ ten bei der Auswahl unserer Produkte im Geschäft die Marke Dansukker als klares Ganzes erleben – egal, ob es fünf, zehn oder 25 Produkte im Regal gibt“, sagt Projekt­leiterin Ann-Louise Hallgren. Bei der Har­monisierung geht es also nicht

darum, das Design neu zu gestalten, es geht vielmehr um Anpassungen, die gewährleisten, dass Schriftarten, Logound Designsprachen im gesamten Mar­ kenportfolio den gleichen Vorgaben entsprechen. „Eine Marke ist eine wertvolle Res­ source: Sie muss gepflegt werden. Gleich­ zeitig müssen wir die Verbraucher und ihre Anforderungen bei der Entwicklung

Die lokale Produktion ist nach wie vor ein wichtiger Trend Die neu gestalteten Verpackungen wer­ den ab Herbst 2017 schrittweise einge­ führt. Den Anfang macht Zwei-KilogrammKristallzucker, gefolgt von Sirup, Würfel­ zucker und Hagelzucker. Das gesamte Sortiment wird voraussichtlich im Herbst 2018 in den Filialen sein. „Lokal produzierte Marken, die die Produkte mit einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region verbinden, sind nach wie vor ein sehr wichtiger Trend bei den Verbrauchern. Im Zusammen­ hang mit der Neueinführung des Sorti­ ments haben wir Herkunftszertifikate da­­her deutlich auf der Verpackung plat­ ziert“, sagt Louise Hallgren. Eine übergreifende Aufgabe Das neue Design ist nicht nur eine Auf­ gabe für das Marketing. Viele Mitarbeiter auf unterschiedlichen Unternehmens­ bereichen von der Beschaffung bis hin zur Produktion sowie aus dem Vertrieb waren involviert. Die ersten Schritte wur­ den im Frühjahr 2016 unternommen, und das Projekt wird voraussichtlich Ende 2018 abgeschlossen sein. � mm

Angela Everback und Ann-Louise Hallgren begutachten die neuen Verpackungen. Mit im Team waren auch Jeanette Nordenhem und Inari Kettula.

Akzente November 2017

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| PRODUKT & KUNDE |

Durch Dick und Dünn: It’s the calorie, stupid! „Die Kalorien entscheiden“ Entscheidend für das Körpergewicht ist die persönliche Kalorienbilanz, also das Verhältnis von Kalorienaufnahme und Kalorienverbrauch. • Wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu. • Woher diese Kalorien kommen, spielt keine Rolle. • Um Übergewicht entgegenzuwirken, hilft es nicht, sich auf eine einzelne Zutat – wie Zucker – zu fokus­ sieren. • Stattdessen müssen Menschen für die Bedeutung ihrer persönlichen Kalorienbilanz sensibilisiert werden. Die Mehrheit der Verbraucher achtet nicht auf den Kaloriengehalt in Lebensmitteln. Dies bestätigt eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag der Wirt­ schaftlichen Vereinigung Zucker. Der Zusammenhang zwischen der Kalorienbilanz und dem Körpergewicht muss stärker Thema im Schul­ unterricht werden. Zudem brauchen Kinder in Schule und Freizeit Anregungen, mit denen mehr Bewegung

zur Selbstverständlichkeit wird. Denn entscheidend für das Körpergewicht sind nicht nur die Kalorien, die wir aufnehmen, sondern auch die, die wir verbrau­ chen. „Wenn wir Übergewicht wirksam bekämpfen wollen, müssen wir über unseren Lebensstil sprechen. Ernährung, Genuss und Bewegung müssen stimmen. Es bringt nichts, Zucker zum Sündenbock zu machen“, sagt Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirt­ schaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ). Was ist eigentlich eine Kalorie? Im Zusammenhang mit Ernährung gibt die „Kalorie“ oder richtiger die Kilokalorie (1 kcal) die Energie eines Lebensmittels an. Jeder Mensch braucht tagtäglich Energie: zum Atmen, zum Denken, zum Bewegen. Selbst im Schlaf geht es nicht ohne Energie! Energie liefern Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Fett, Protein oder Alkohol. Wer sich mehr bewegt, verbrennt nicht nur mehr Energie, sondern baut auch Muskulatur auf. Und die verbrennt sogar im Ruhezustand mehr Kalorien als die „träge“ Fettmasse. � tsd

Zucker schmeckt richtig und ist ein natürlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Immer öfter wird er verdächtigt, krank zu machen. Die Initiative „Schmeckt Richtig!“ der deutschen Zuckerwirtschaft möchte zur sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Zucker einladen und stellt sich dem Dialog – auf Facebook, mit dem Webauftritt www.schmecktrichtig.de und auch persönlich. 28


US-Restaurants müssen künftig Kalorien angeben

Briten nehmen Kalorien ins Visier zur Bekämpfung von Fettleibigkeit bei Kindern

Die USA wollen mit einer neuen Vorschrift Adipositas bekämpfen. Viele Restaurants müssen ab Mai 2018 nun den Kaloriengehalt ihrer Speisen angeben. Dies soll dazu führen, dass sich die US-Amerikaner gesünder ernähren. Die Angabe der Kalorien gilt u. a. auch für alkoholische Getränke, frisch zubereitete Nahrungsmittel in Supermärkten und Tankstellen, Pizzazustelldienste. Die zuständige Behörde FDA (Food and Drug Administration) unterstreicht, dass immer mehr US-Bürger auf ihre Gesundheit achten wollen und die Kalorienangaben eine wichtige Hilfe darstellen.

Die britische Regierung wird ihren Plan zur Bekämpfung von Fettleibigkeit bei Kindern 2018 aktualisieren und sich auf Lebensmittel mit hohem Kaloriengehalt konzentrieren. Dabei sehen die Verantwortlichen den Grund für zunehmende Fettleibigkeit in einem Überschuss an Kalorien – und damit nicht länger nur in einem übermäßigen Zuckerkonsum. Die Regierungsbehörde Public Health England (PHE) ließ verlauten, sie wolle das „Ziel für das Programm zur Kalorienreduzierung“ dahingehend festlegen, aus den Lebensmitteln, die von Kindern am meisten konsumiert werden, überschüssige Kalorien zu beseitigen.

Energiegehalt von Lebensmitteln im Vergleich

Laut PHE seien Fertiggerichte, Pizza, Burger, herzhafte Snacks und Sandwiches die Produkte, die am ehesten in das Programm aufgenommen werden. Im Jahr 2017 startete PHE als ersten Schritt ein Programm zur Reduzierung von Zucker, das anstrebt, den Zuckergehalt der wichtigsten Lebensmittel bis 2020 um 20 Prozent zu senken.

(Angaben in kcal je Gramm)

7 4

4

ZUCKER

STÄRKE

9

Die britische Lebensmittelindustrie begrüßt das Vorgehen, denn es zeigt, dass ein ganzheitlicher Ernährungsansatz der beste Weg ist, um Adipositas zu bekämpfen.

4

EIWEISS ALKOHOL FETT

Leckereien um die Weihnachtszeit – sie sind es wert!

1 Triple Chocolate Muffin (301 kcal)

97 Minuten gehen

1 Elisen­Lebkuchen (289 kcal)

78 Minuten staubsaugen

Was hat wie viel Kalorien? Und wie wird man sie wieder los? Schnell nachrechnen unter: www.schmecktrichtig.de/energiebedarfsrechner/

1 Karamell­Doppelkeks

1 Teelöffel aromatisierter

(143 kcal)

Vanille­Teezucker mit Rum

31 Minuten Treppen steigen

(33 kcal)

4 Minuten Rad fahren

Noch mehr leckere Sweet­Family­Rezepte auf www.sweet­family.de � Akzente November 2017

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| MENSCH & ARBEIT |

„Es darf im Gespräch keine Verlierer geben!“

Lothar Messerschmidt, Sicherheitsbeauftragter im Nordzucker-Werk Uelzen

Lothar Messerschmidt, 61, arbeitet seit 33 Jahren als Sicherheitsbeauftragter bei Nordzucker – was ihm an seiner Aufgabe so gefällt und wie er sie nach seiner Erfahrung am besten meistert, zeigt dieser Report.

Lothar Messerschmidt hat langjährige Erfahrung als Mit­ arbeiter in der Anlagentechnik und der Maschinenführung während der Kampagne. „Nach insgesamt 36 Jah­ ren im Haus kennt mich hier jeder. Selbst­ verständlich, oder?“, sagt Messerschmidt und lächelt. Wie kam er zu Nordzucker? „Eigentlich bin ich ja ein bisschen berufsfremd.“ Nach einer Ausbildung als landwirtschaftlich-technischer Laborant 30

in einem Getreidezuchtbetrieb bekam er ein Angebot, bei Nordzucker zu arbeiten „Ich nahm gleich an!“, sagt er. Warum? „Nordzucker ist der attraktivste Arbeit­ geber in der ganzen Region“, so Lothar Messerschmidt voller Überzeugung. Heute noch arbeitet der 61-Jährige im Vorderbetriebsgebäude an Saftreini­ gungs- und Verdampfanlagen. Eine gute Idee vom Greenhorn Messerschmidts erste Tätigkeit war es, den Kalkofen des Werks selbstständig zu fahren. Eine durchaus mit Gefahren verbundene Aufgabe. „Vielen Kollegen ist damals nicht so recht bewusst gewe­ sen, dass Kohlenmonoxid (CO) aus dem Kalkofen austreten und gefährlich wer­ den kann“, erinnert sich Messerschmidt.

„Damals in den Achtzigerjahren war das Bewusstsein für Arbeits­sicherheit bei den meisten Mitarbeitern noch eher gering ausgeprägt. Messerschmidt schlug eine wirkungsvolle Gefahrenvorbeugung vor: Man könne doch im Kompressorenraum CO/CO2-Sensoren installieren, die eine eventuelle Flutung mit dem Gas anzeigten. Arbeitssicherheit als wichtiges Thema Diese erste Begegnung mit dem Thema Sicherheit bei der Arbeit hat Messer­ schmidt nicht mehr losgelassen. „Ich bin dann von meinem damaligen Meister auf die Schulung zum Sicherheitsbeauf­ tragten aufmerksam gemacht worden. Das hat mir den Impuls gegeben, mich regelmäßig weiterzubilden!“ Es folgte zunächst die übliche mehrtägige Schu­


Seit den 80er-Jahren ist das Bewusstsein der Mitarbeiter für Arbeitssicherheit enorm gestiegen. Team-Orientierung und die große Abwechslung begeistern Lothar Messerschmidt für seine Arbeit bei Nordzucker.

lung Arbeitssicherheit bei der Berufs­ genossenschaft – seither kommen regel­ mäßig Fortbildungen in Sicherheitsfragen, darunter Themen zu PSA (persön­liche Schutzausrüstung) und weitere Qualifi­ kationen hinzu. Selbstbestimmtes Arbeiten m ­ otiviert Was fasziniert Messerschmidt bei seiner Arbeit für Nordzucker am meis­ ten? „Ganz klar: die große Abwechslung. Denn wir fahren hier keinen ganzjäh­ rigen einsei­tigen Schicht­ betrieb.“ Das liegt an der ­Besonderheit der Zucker­ produk­tion: Im Herbst be­ ginnt die Kampagne. Ein wichti­ ger Faktor für die Zufriedenheit sei vor allem die Team-Orientierung bei Nord­ zucker. „Wir organisieren als Team unsere Aufgaben selbstbestimmt – das gibt uns viel Verantwortung und macht Spaß. Der zuständige Meister ist für uns eher ein Coach, er gibt die Richtschnur vor und kontrolliert die Arbeitsergeb­nisse.“ Als Gruppensprecher bei der Or­­ ganisation der Aufgaben und der Ver­ besserung der Arbeitsabläufe ist er stets vorne mit dabei, um Kollegen auch die Arbeitssicherheit nahezubringen. Seine Erfahrung lautet: Es darf in der Kommuni­

kation über Sicherheitsfragen keine per­ sönlichen Verletzungen geben. Wenn PSA nicht getragen wird, versucht Messerschmidt so zu kommunizieren, „dass beide Gesprächspartner am Ende gewonnen haben. Das darf man nicht von oben herab machen, das ist ganz wichtig!“, erklärt er. Schafft er es heute, bei allen Gehör zu finden? Messerschmidt denkt nach: „Bei fast allen heute schon.“ Und wie ist das mit den wenigen harten Nüssen? Die gibt es natürlich immer mal wieder – Kollegen, die unverbesserlich sind. Mit denen ist Messerschmidt zu deren eige­ ner Sicherheit konsequent: „Erst gibt es das verständnisvolle Gespräch, dann die nachdrückliche Ermahnung – und dann, wenn sich die Gefährdung nicht ändert,

eine klare Ansage von der Führungskraft“, sagt Messerschmidt. Schulungen, Hinweise und Merk­ blätter allein reichen nicht aus, um die Vision „Null Unfälle“, wie sie Nordzucker verfolgt, zu erreichen. In Betriebs­ routinen schleifen sich, überall, wo gearbeitet wird, Gefahren­ momente ein. Um das zu ver­ hindern, dafür sind gerade die Persönlichkeit und die Beharr­ lichkeit eines Sicherheitsbeauf­ tragten entscheidende Erfolgs­fak­ toren: „Man muss einfach h ­ artnäckig bleiben“, sagt Messerschmidt. „Manch­ mal ist es schwer, einen Menschen zu bewusstem und sicherem Handeln zu bringen“. Aber letztlich schafft man es doch.“ � Christoph Fasel Akzente November 2017

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| INNOVATION & ZUKUNFT |

Die Chancen der Digitalisierung nutzen „Informationen verknüpfen und verwerten“ Der Prozess der Zuckerherstellung ist schon heute weitgehend automatisiert. Wo früher noch viele Mitarbeiter während der Kampagne durch das Werk wuselten, ist es heute fast menschenleer und die Produktion wird von einem zentralen Leitstand aus gesteuert und überwacht. Hier können die Kollegen am Computer genau jeden Produktionsschritt und jede kleine Abweichung erkennen und sofort reagieren. Dabei entstehen unendlich viele Daten und genau da kommt die sogenannte Industrie 4.0 ins Spiel: die Verknüpfung von Daten und Informationen zwischen Maschinen, Computern und Menschen mit dem Ziel, Abläufe smarter, sicherer und effizienter zu machen.

„Die Daten sind da, wir müssen sie nur nutzen. Unsere Prozessleitsysteme spei­ chern jeden Tag große Mengen an Daten ab, doch manchmal sind sie nicht ver­ wertbar, vergleichbar oder verknüpfbar, damit wir sie wirklich für Prozessoptimie­ rungen und vorrauschauende Instandhal­ tung nutzen können“, so Sven Buhrmann, Head of Investment and Maintenance. „Standardisierung von Daten und Syste­ men ist hier das große Thema“, ergänzt Franz-Josef Elsing, Head of IT. Eine Mammutaufgabe gezielt ­angehen „Insgesamt sind Digitalisierung und ­Industrie 4.0 sehr weite Themen mit enorm vielen Facetten. Unsere Aufgabe ist es, ein übergreifendes Strategiekon­ zept mit den entsprechenden konkreten Zielen und Maßnahmen festzulegen. Daran arbeitet gerade die IT zusammen mit vielen Kollegen aus anderen Berei­ chen des Unternehmens. Wir dürfen vor diesen Entwicklungen nicht die Augen verschließen, sondern müssen herausfin­ den, an welchen Stellen sie uns nutzen“, so Dr. Michael Noth, CFO. Daneben haben wir eine Menge kleinerer innovativer Projekte und Maß­ nahmen gestartet, um uns dem Thema zu nähern. „Das geht eine bisschen nach dem Prinzip ,Trial and Error‘, will heißen: 32

Digital: Im Leitstand und auf dem Feld.

Es kann auch schiefgehen, aber unter Um­­ ständen können wir auch richtig viel Nut­ zen daraus ziehen. Wenn wir in solchen Zukunftsthemen etwas erreichen wollen, müssen wir auch couragiert zur Sache gehen“, führt Sven Buhrmann aus. Bald überflüssig – der Mensch? Konsequent zu Ende gedacht können im Internet der Dinge oder in sogenannten Cyberphysischen Systemen durch die Vernetzung von Computern und Maschi­ nen optimale Entscheidungen ohne menschliches Zutun gefällt werden. Die voll automatisierte Fabrik ist ganz gene­ rell eines der Ziele der Industrie 4.0. „Es gibt sicher Bereiche, in denen die Auto­

matisierung schneller fortschreiten wird, als wir es uns heute vorstellen können. Viele Initiativen laufen bereits, denken wir an die vielen Versuche mit selbstfahren­ den Automobilen. Wir müssen uns ganz klar für neue Konzepte beispielsweise in der Logistik öffnen. Der Transport wird spätestens innerhalb der nächsten 15 Jahre autonom ohne den Eingriff von Menschen­ hand erfolgen. Und auch in den Werken werden weitere Automatisierungen und Optimierungen von Prozessen einziehen. Die heute verfügbare Technologie hilft dabei, Ideen schneller umzusetzen. Dass es aber ganz ohne Menschen geht, sehe ich weder kurz- noch langfristig“, ist Axel Aumüller, COO, überzeugt.


Überall im Prozess entstehen große ­Mengen an Daten. Es gilt, sie zu nutzen.

Ein Ziel der Digitalisierung: dem Menschen bessere Kon­trollmöglich­ ­keiten zu geben.

Die Schnittstelle zum Kunden: Automatisierung ist selbstverständlich.

Eine gute Datenlage macht Entscheidungen besser Je besser die vorliegenden Daten bei­ spielsweise aus einem Produktionspro­ zess ausgewertet werden können, umso besser und einfacher sind Entscheidungen zu treffen. „Dazu können sogenannte technische Assistenzsysteme genutzt werden, die den Menschen aggregierte, visualisierte und verständliche Informa­ tionen zur Verfügung stellen. So können fundierte Entscheidungen getroffen und auftretende Probleme schneller gelöst wer­ den“, beschreibt Franz-Josef Elsing eine der vielen Spielfelder der Digitalisierung. Den Wertschöpfungsprozess als ­großes Ganzes begreifen An den Schnittstellen zu Kunden und Lie­ feranten werden Daten bis heute häufig

nicht digital weitergegeben, was zu In­ formationsverlusten führen kann. Auch hier bringt die Digitalisierung große Chancen: Aus dem Austausch und der Verwendung von Daten können neben verbesserten Abläufen auch ganz neue Produkte und Dienstleitungen für Kunden oder Liefe­ ranten entstehen und damit echte Markt­ chancen. „Bei der Digitalisierung stellt sich nicht die Frage ,ob‘, sondern nur noch die Frage ,wann‘ und vielmehr ,wie‘. Eine der großen Ideen ist das übergrei­ fende Vernetzen digitaler Daten über die gesamte Prozesskette hinweg und damit das Schaffen von Transparenz. Mit unseren Projekten agri!og und AgriPortal Consult vernetzen wir uns schon heute eng mit unseren Landwirten. Das ist für uns ein neuer vielversprechender Weg und wir

sind erst am Anfang. Wir werden die Fäden einzelner erfolgreicher Projekte nun zusammenführen, die technischen Möglichkeiten weiter nutzen und uns noch stärker vernetzen“, erklärt Dr. Lars Gorissen, CAO. Der Mensch muss mit Neben den Einflüssen und Möglichkeiten, die die Technik bietet, geht Innovation immer nur mit den Menschen und durch die Menschen. Daher nimmt Nordzucker die Mitarbeiter mit auf die Reise in eine neue digitale Welt. Durch den Fall der Zuckermarktordnung gilt es heute, noch schneller, marktorientierter und flexibler zu agieren. Die Digitalisierung ist dafür ein wichtiger Baustein. � bdl

Akzente November 2017

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| SÜSSE SEITEN |

Weihnachtsmärkte läuten landauf, landab die besinnliche Zeit des Jahres ein. Mit besonderer Atmosphäre, zauberhaften Klängen und wunderbaren Düften locken Weihnachtsmärkte jedes Jahr Tausende von Besuchern an. Familien und Freunde treffen sich bei gebrannten Mandeln, Glühwein und Bratwurst, aber auch Schmuck, Bekleidung und Dekoratives geben jedem Markt eine besondere Attraktion. Nordzucker-Kolleginnen und -Kollegen haben für Sie Reisetipps zu besonders tollen Weihnachtsmärkten zusammengestellt, die in unseren Konzernländern liegen.

Der Weihnachtsmarkt in Braunschweig ist immer eine Reise wert. Er öffnet vom 29. November bis 29. Dezember 2017.

Ann-Louise Hallgren und Jeanette Nordenhem empfehlen für Schweden den Weihnachtsmarkt in Skansen, Stockholm: Seit 1903 verzaubert der Weihnachtsmarkt in Skansen Besucher mit seinem nostalgischen Charme und läutet offiziell die Weihnachtszeit ein. Bude reiht sich an Bude mit landestypischen Wurst- und Käsespezialitäten, Gewürzen und Duftölen, Weihnachtsschmuck, Stickarbeiten, Lederwaren, hausgemachtem Skansen-Senf, Glaswaren, Brot und Kuchen und vielem mehr. Mehr unter: http://www.skansen.se/de/weihnachten-in-skansen

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Susanna Soderlund aus Finnland empfiehlt den Weihnachtsmarkt am Old Great Square in Turku, Finnland. Er hat eine besonders schöne Atmosphäre, ist eingerahmt von alten Gebäuden und bietet den Besuchern traditionelles finnisches Essen. Der Weihnachtsmarkt ist an den vier Wochenenden vor Weihnachten geöffnet, in diesem Jahr am 25. – 26. November, 2. – 3. Dezember, 9.–10. Dezember und am 16.–17. Dezember jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr.


Gewürz-Teezucker Zutaten (für ein Glas mit 700 ml Inhalt): 4 4 1 1 TL 2 1 TL 150 g 500 g

Sternanis Zimtstangen Vanilleschote Fenchelsamen Gewürznelken schwarze Pfefferkörner SweetFamily brauner Zucker SweetFamily brauner Teezucker

Zubereitung: Gewürze mit braunem Zucker und 150 ml Wasser in einen Topf geben und unter Rühren einmal aufkochen. Abkühlen lassen, dann in ein großes verschließbares Glas gießen. Teezucker zugeben und das Glas verschließen. Zubereitungszeit: ca. 10 Min. plus Abkühlzeit (bei Zimmertempe­ ratur ca. 6 Monate haltbar) Weitere aromatisierte Teezucker unter www.sweet­family.de

Weihnachts-Toffees mit Walnüssen Zutaten: 180 g 50 ml 200 g 2 EL 100 g 100 g

Dansukker Rohrzucker Dansukker Glukosesirup Butter Wasser fein gehackte Walnüsse dunkle Schokolade, geschmolzen

Zubereitung: Backblech mit Backpapier auslegen. Den Zucker, den Glukosesirup, die Butter und das Wasser unter ständigem Rühren vorsichtig in einem schweren Topf erhitzen, bis sie zu schmelzen beginnen. So lange kochen, bis sich die Mischung verdickt und hellbraun wird (für 10 –15 Minuten oder bis 140 °C erreicht sind). Walnüsse der Toffee­Mischung hinzufügen und auf einem Blatt Backpapier verteilen. Abkühlen lassen und die geschmolzene Schokolade übergießen. Grob zerkleinern.

Marzena Kobusinska aus Polen empfiehlt: In Poznan (Posen) findet vom 2. bis 22. Dezember der Jarmark Betlejem Poznanskie (Posener Betlehemsmarkt) statt. Dort wetteifern seit 2006 Eiskünstler um die besten Eisskulpturen in Europa. Es ist das einzige Festival dieser Art in Europa. www.poznan.travel

Saulius Mozeris aus Litauen empfiehlt den Weihnachtsmarkt am Domplatz in der Weihnachtsstadt Vilnius. Mit dem Anzünden der Kerzen am großen Weihnachtsbaum am 1. Dezember 2017 um 19 Uhr wird der Weihnachtsmarkt stimmungsvoll eröffnet. Über 50 gemütlich dekorierte Weihnachtsmarkthäuser aus Holz sind mit saisonalen Leckereien und verschiedenen handgefertigten Geschenken gefüllt. Der Weihnachtsmarkt findet vom 1. Dezember 2017 bis zum 7. Januar 2018 statt. Mehr unter: http://kaledossostineje.lt/eng/

Akzente November 2017

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| KURZ NOTIERT |

WECHSEL Neue Kollegen im Agricenter Deutschland Für die Rübenanbauer sind die Mitarbeiter der Agricenter bei ­Nordzucker wichtige Partner. An dieser bedeutenden Schnittstelle im Unternehmen hat es einige personelle und thematische Neuerun­ gen gegeben. Nach 31 Jahren Nordzucker – davon 13 Jahren als Head of Agricenter Klein Wanzleben – hat Axel Schönecker das Unternehmen Ende Au­ Axel Schönecker gust auf eigenen Wunsch verlassen. „Gemeinsam mit s­ einen Kollegen hat Axel Schönecker Projekte e ­ ntwickelt und um­ gesetzt, von denen wir heute profitieren. Wir b ­ edanken uns ganz herz­ lich für sein En­gagement und freuen uns, mit Harm-­Henning Wolters einen qualifizierten Nachfolger für das Agricenter in Klein Wanzleben ­gefunden zu haben“, so Dr. Andreas Windt, Head of ­Agricenter Deutsch­ land und Clauen. Neu ist das Thema Ökorüben hinzugekommen. Thilo Hahnkemeyer, Organic Farming, im Agricenter Schladen, verstärkt das Team seit dem 1. August. „In diesem Bereich wollen wir richtig Gas geben und die Anbaufläche für Ökorüben deutlich steigern. Dieses wird nur gelingen, wenn wir neue Kontakte zu Landwirten aufbauen.

V.l.n.r: Dr. Andreas Windt, Franz Hesse, Georg Sander, Harm-Henning Wolters, Frithjof Pape.

Es gibt im Bereich Biolandbau viele Aufgaben und vor ­allem die Unkrautbekämpfung ist eine große Herausforde­ rung. Wir haben ein super Team und gehen die Sache mit viel Elan an“, sagt Dr. Andreas Windt. Weiterhin verstärkt Nina Anastasia Wolf seit dem 1. September das Agricenter in Schladen. Frauke Mävers ist vom Agricenter Schladen nach Clauen gewechselt. Sie arbeitet sich dort zum einen in die Rübendisposition ein, zum anderen unterstützt sie das Rübenlogistik-Projekt agri!og. � bdl

Thilo Hahnkemeyer

KODEX Nordzucker verpflichtet sich dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex Nachhaltigkeit ist ein zentrales Unternehmensziel bei Nordzucker. Es geht darum, Nachhaltigkeit in den Geschäftsalltag zu integrieren und so eine Vorreiterrolle einzunehmen. Transparenz großzuschreiben, spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Deshalb verpflichtet sich Nordzucker nun freiwil­ lig dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), der eine größere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen ermöglicht. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat im Dialog mit der Wirtschaft den DNK erarbeitet. Unternehmen geben Informationen nach 20 Kriterien an, die in einer Datenbank im Internet veröffentlicht werden und so leicht vergleichbar sind. Ab dem Geschäftsjahr 2017 müssen größere Unternehmen in Deutschland und der EU unter anderem Informationen zu Umweltund Sozialstandards bereitstellen. Grundlage ist die EU-Richtlinie 2014/95/EU vom 22. Oktober 2014 zur Offenlegung nicht finanzieller und die Diversität betreffender Informationen. Obwohl Nordzucker nicht direkt von dieser Richtlinie betroffen ist, werden diese Verpflich­ tungen durch das Unternehmen freiwillig erfüllt. Der DNK schafft einen guten Überblick für Kunden und Inter­ essierte und ist so ein gutes Aushängeschild in Sachen Nachhaltigkeit für das Unternehmen. Weitere Informationen gibt es hier: http://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/ � bdl 36


NACHHALTIG Gold und Silber für Nachhaltigkeit: Rübenanbau bei Nordzucker SAI-geprüft Der Nachweis nachhaltigen Rübenanbaus hat für Nordzucker-Kunden einen hohen Stellenwert. Da­ her engagiert sich das Unternehmen bereits seit Jah­ ren bei der SAI(Sustainable Agricultural Initiative-)Plattform. Innerhalb dieser Plattform hat Nordzucker an der Entwicklung von Bewertungsstandards für nach­ haltige Landwirtschaft unter dem Namen FSA 2.0 (Farmer Sustainability Assessment) mitgewirkt. 2015 erfolgte die gelungene Einführung der FSA 2.0 in Deutschland, Schweden und Polen. D ­ änemark und Litauen wurden 2016 neu in den Prozess auf­genom­ men. Alle konnten sich für 2016 hervorragende Ergebnisse auch von externen Prüfern bescheinigen lassen. „Eines der wichtigsten Unternehmensziele

von Nordzucker ist Nachhaltigkeit im Rübenanbau. 2016 hat die Produktion in Deutschland, Schweden, Dänemark, Litauen und Polen den Silber- oder so­ gar den Gold-Standard erreicht. Darauf sind wir sehr stolz“, freut sich CAO Dr. Lars Gorissen. Bereits in diesem Jahr werden die übrigen zwei Nordzucker-Länder, Finnland und die Slowa­ kei, ebenfalls nach den Kriterien der FSA geprüft. Die Standards zur Bewertung der Nachhaltig­ keit gemäß dem FSA 2.0 sind wegweisend für die Branche geworden und damit eines der wichtigsten Instrumente für Landwirte sowie Nahrungsmittel- und Getränkehersteller, um die Produktion, den Verkauf und die Beschaffung nachhaltig angebauter land­ wirtschaftlicher Produkte zu unterstützen. � bdl

NOMINIERT Nordzucker im Finale: Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Unter den über 400 Mitbewerbern qualifizierte sich der Nordzucker Konzern für die Endrunde des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP). Nach einem sehr anspruchsvollen Bewerbungsprozess stand Nordzucker mit neun Finalisten in der Kategorie der mittelständischen Unternehmen im Wettbewerb um den renommierten Preis und erreichte schließlich die Gruppe der besten fünf. Nordzucker musste für die gesamte Wertschöpfungskette, vom Rübenanbau über die Produktion bis hin zum Verbrauch, Fakten, Ziele und Erfolge vorlegen. „Wir sind stolz auf dieses Ergebnis, das unsere außergewöhnliche Position in der Branche zeigt. Mit dieser Nominierung wird unser besonderes Engage­ ment für Nachhaltigkeit belohnt – auch wenn wir am Ende keinen der ersten drei Plätze erringen konnten. Es ist schon ein großer Erfolg, zu den Finalisten zu gehören“, erklärt COO Axel Aumüller. � bdl

AUSGEZEICHNET Nordzucker ist demografiefest und auf den Generationenwechsel vorbereitet Am 22. August wurde Nordzucker mit dem Zertifikat „Demo­ grafiefest. Sozialpartnerschaftlicher Betrieb“ ausgezeichnet. Das Nieder­sächsische ­Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Ver­ kehr zeichnet gemeinsam mit der Demografieagentur Betrie­ be aus, die sich unter Beteiligung der Sozialpartner zukunfts­ fest aufstellen und diesen Weg nachhaltig verfolgen wollen. Die Demografie Agentur hat Nordzucker im Rahmen eines um­ fassenden Auditierungsverfahrens hinsichtlich Personalstrategie, Unternehmenskultur, Gesundheitsmanagement, Arbeitsgestal­ tung und Personalentwicklung genau unter die Lupe genom­ men. Das Ergebnis lautet: Nordzucker verfügt über einen kon­ kreten Fahrplan für die Zukunft. Die Verleihung fand im Rahmen einer festlichen Veran­ staltung im Alten Rathaus Hannover statt, bei der Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, die Auszeichnungen auf der Bühne übergab. Für Nordzucker nahmen Dr. Michael Gauß und Dieter Woischke, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, die Auszeichnung entgegen. � bdl Akzente November 2017

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| MENSCHEN BEI NORDZUCKER |

Henrik Grönqvist Head of Department, Beet Preparation & Extraction, Nordic Sugar Örtofta, Sweden Es war ein grundlegendes Interesse an Prozes­ sen, das Henrik Grönqvist veranlasste, nach 25 Jahren in die Zuckerwelt zurückzukehren und die Herausforderung in Örtofta anzu­ nehmen. „Die Zuckerherstellung ist für mich ein faszinierender Prozess. Er muss rund um die Uhr laufen, sich an die Unberechenbarkeit der Natur und den Rhythmus des Ortes anpassen und nicht zuletzt große Mengen bewältigen. Das sind in Örtofta rund 800 Tonnen Rüben pro Stunde, was Mensch und Maschine große Anstrengungen abverlangt“, sagt Henrik Grönqvist über die Prozesse im Werk, wo er im Bereich Rübenaufbereitung und Extraktion arbeitet. Henrik ist Schiffsingenieur mit einem umfassenden Wissen über Maschinen und Abläufe und hat seine Erfahrung unter an­ derem auf riesigen Frachtschiffen gesammelt. „Mein Team sorgt dafür, dass immer genug Rüben in der richtigen Qualität zur Verfügung stehen. Unser Output fließt in den nächsten Schritt in der Prozesskette ein. Wenn wir Probleme haben, hat dies Konse­ quenzen für den Betrieb im Rest des Werks,“ betont Henrik Grönqvist, und weiter: „Das Wichtigste ist, dass die Interaktion zwischen Menschen funktioniert – dass wir einander helfen und einander vertrauen und die Kom­ petenzen des anderen respektieren. Unab­ hängig davon, ob es sich um große Projekte handelt wie die Installation von zwei neuen Schnitzelpressen in diesem Jahr oder die Fein­ abstimmung, Fehlerbehebung und Problem­ lösung im Prozess.“ � mm

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| ANGEKLICKT |

Ein Blick ins Internet SweetFamily auf Facebook: vorbeischauen und „Gefällt mir!“ klicken.

SweetFamily jetzt auch auf ­Facebook Ab sofort heißt es: Like! Denn SweetFamily versüßt jetzt Facebook mit Rezepten, Tipps und Tricks rund ums B ­ acken, Gelieren, Dekorieren und Verfeinern. Mit frischem Auftritt rückt Sweet­ Family mit regelmäßigen Posts nah an sei­ ne Freundinnen und Freunde heran und macht die Marke selbst erlebbar. Köst­ lichkeiten der Saison, Backhits, Gestal­ tungsvorschläge für Selbstgemachtes und Basteltipps – die Inhalte sind bunt und vielfältig. Passend zur Saison oder zu besonderen Anlässen werden die Posts so ausgewählt, dass sie einen direkten Nut­ zen für die Facebook-Freunde haben. Dabei setzt der Auftritt vor allem auf die jüngere weibliche Zielgruppe. Schauen auch Sie gern vorbei und klicken Sie „Gefällt mir!“ www.facebook.com/ SweetFamilyVonNordzucker/

Nordzucker-AgriApp für Anbauer Mobil von unterwegs schnell und unkom­ pliziert auf die eigenen Daten rund um die Kampagne zugreifen können? Kein Prob­ lem (mehr)! Im Laufe des Dezembers ist es so weit: Dann steht die erste Nordzucker­ AgriApp für Apple und Android zum Down­ load zur Verfügung. Was genau finden die Anbauer in dieser AgriApp? Nordzucker kommt mit der AgriApp vor allem dem Wunsch vieler Anbauer entgegen, schnell, einfach, jederzeit und von überall auf Mel­ dungen und wichtige Daten rund um ihren Rübenanbau zugreifen zu können. Im ersten Schritt wird die AgriApp vor allem Nachrichten aus dem Agriportal sowie Kampagnedaten der laufenden Kampagne anzeigen. Nach und nach werden dann weitere Inhalte aus anderen Bereichen, z. B. dem Agriportal Consult folgen. Die AgriApp wird konzernweit An­ bauer in sieben Ländern zur Verfügung stehen und wurde bereits im Vorfeld auf der Agritechnica 2017 vorgestellt. � tsd

Bald möglich: Mit der AgriApp von unterwegs …

… auf Daten rund um die Kampagne zugreifen.

Impressum Herausgeber: Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig, Telefon +49 531 2411-0, ir@nordzucker.de; Redaktion (red): Bianca Deppe-Leickel (bdl), Susanne Dismer-Puls (sdp), Lubomir Fischer, Mariann Mellström (mm), Tanja Schneider-Diehl (tsd), Marion Ahnert, Björn Windfall; Gestaltung: Sieler Kommunikation und Gestaltung GmbH, Frankfurt; Druck: Leinebergland Druck GmbH & Co. KG, Alfeld Bildnachweis: iStock, Nordic Sugar (Apelöga, Jonas Bylund, Lars Thornblad, Linnéa Treschow, Christina Bull, Peter Kam) Nordzucker, Shutterstock

Akzente November 2017

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Elisen-Lebkuchen

für ca. 16 Stück ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄

3 Eier (M) 170 g SweetFamily Brauner Zucker 1 Päckchen Lebkuchengewürz 3 Tropfen Bittermandelaroma 1 TL abgeriebene Zitronenschale 100 g Walnusskerne 100 g Orangeat 100 g Zitronat 100 g gemahlene Mandeln 100 g gemahlene Haselnüsse 4 eckige Backoblaten (je 12 x 20 cm) 170 g SweetFamily Puderzucker Saft von 1/2 Zitrone 30 blanchierte ganze Mandeln 2 EL Silberperlen

ube eitung 1. Eier luftig aufschlagen, bis sich das Volumen ungefähr verdreifacht hat. Braunen Zucker zugeben und weitere 3 Minuten schaumig schlagen. Lebkuchengewürz, Bittermandelaroma und Zitronenschale unterrühren. Walnusskerne, Orangeat und Zitronat nacheinander in einem Blitzhacker fein hacken und mit gemahlenen Mandeln und Haselnüssen unter den EiSchaum heben. Lebkuchenmasse über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen. 2. Am Backtag Backofen auf 160 °C Ober-/ Unterhitze (Umluft 140 °C) vorheizen. Oblaten in je 4 Rechtecke (12 x 5cm) schneiden und auf einem Backblech verteilen. Lebkuchenmasse mit einem Spritzbeutel ca. 1 cm dick auf jede Backoblate verteilen und glatt streichen.

SweetFamily Puderzucker www.sweet-family.de

3. Sechs der Lebkuchen wie auf dem Foto mit ganzen Mandeln belegen. Alle Lebkuchen im heißen Ofen ca. 25 Minuten hellbraun backen. Herausnehmen und abkühlen lassen. 4. 100 g Puderzucker mit Zitronensaft zu einer weichen Glasur verrühren. Alle Lebkuchen dünn bestreichen. Übrigen Puderzucker mit 1 EL Wasser zu einer dickflüssigen Glasur verrühren, in zwei Spritztüten füllen. Von einer Tüte eine kleine Ecke, von der anderen eine größere abschneiden. Lebkuchen mit der Glasur und mit Silberperlen garnieren. Elisen- Lebkuchen trocknen lassen. In luftdichten Dosen aufbewahrt halten sie ca. 4 Wochen.


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