Kunstraum-Matrix Bodies-DE-EN

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24.03. – 13.05.2023

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MATRIX BODIES

Mit der extraktiven Industrialisierung begann die Erzählung, dass der Mensch das radikale Gegenstück zur Natur sei. 2023 klingt dies wie ein veralteter Hit, der nach all den Jahren längst seine Bezugspunkte verloren hat und dennoch täglich in Dauerschleife ertönt. Mit anderen Worten: Der menschliche Exzeptionalismus scheint mittlerweile seltsam aus der Zeit gefallen. Dieses – wahrlich auf einen privilegierten Teil der Menschheit begrenzte – Überlegenheitsnarrativ erodiert angesichts des ökologischen Kollapses immer stärker in seinen Grundfesten: Wetterextreme, Ressourcenknappheit und die kollektive Erfahrung der Pandemie zeigen eindringlich, was für ein folgenschwerer Irrtum die Trennung von Mensch und Natur war. Besonders die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass wir Teil eines offenen Systems sind, das wir nicht kontrollieren können. Auf nahezu unbändige Weise breitete sich das Virus über den Erdball aus, mutierte und infizierte, störte etablierte Lebensmuster fundamental. Im gleichen Zuge legte es aber auch die multiplen Verbindungen und Interdependenzen zwischen verschiedenen Lebensformen offen, beleuchtete sie als ein matrixähnliches, multirelationales Netz. Viren setzen unsere Körper in unsichtbare Beziehungsgeflechte mit menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebewesen. Durch sie gehen wir symbiotische Beziehungen mit Pilzen, Insekten, Bakterien und anderen Organismen ein, werden Teil eines unendlich vernetzten, vibrierenden Ökosystems. Die Biologin Lynn Margulis stellte dazu in ihrem Buch Der symbiotische Planet (1998) fest: „Wir sind Symbionten auf einem symbiontischen Planeten, und wenn wir genau hinschauen, finden wir überall Symbiose.“1

Künstler:innen Eglė Budvytytė Seba Calfuqueo Caterina Gobbi Nona Inescu Josèfa Ntjam Sophie Utikal Die Gruppenausstellung Matrix Bodies nimmt die soge­ nannte „Virosphäre“ als Ausgangspunkt für eine Erkundung der vielfältigen sicht- und unsichtbaren Interdependenzen zwischen Mensch und Natur. Die Werke der Künstler:innen Eglė Budvytytė, Seba Calfuqueo, Caterina Gobbi, Nona Inescu, Josèfa Ntjam und Sophie Utikal führen uns an Orte, an denen die Grenzziehungen zwischen Körper und Umwelt instabil werden. Sie entwickeln verschiedene transkorporeale, chimärische Lebensformen und beschwören Strategien für nicht-binäre, großzügigere und vibrierende Zukünfte. Matrix Bodies bildet den Auftakt des Jahresprogramms Sensing the Heat, mit dem sich der Kunstraum Nieder­oesterreich der ökologischen Krise aus intersektionalen Perspektiven widmet. Während unsere planetaren Handlungsgrenzen zunehmend sichtbar werden, setzt sich das Programm mit Fragen wie diesen auseinander: Wo lassen sich Ansätze zu neuen terrestrischen Formen des Zusammenlebens erkennen? Welche anderen Möglichkeiten der sozialen Reproduktion, der Pflege materieller und spiritueller Lebensgrundlagen, des solidarischen und fürsorglichen Miteinanders zwischen Menschen und mehr-als-menschlichen Wesen zeichnen sich ab? Und welche Rolle kann Kunst bei diesen Suchbewegungen spielen? Matrix Bodies nimmt sich Fragen wie dieser an und verkörpert einen Versuch, über den aktuellen Katastrophismus hinauszuweisen – auf der Suche nach fürsorglicheren Formen der Koexistenz. Frederike Sperling Kuratorin

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Lynn Margulis, Der symbiotische Planet. Oder wie die Evolution wirklich verlief. Frankfurt/Main, 2021: Westend Verlag, S. 14.


Eglė Budvytytė Liquid Power Has No Shame (2017)

Liquid Power Has No Shame führt uns an die Küsten der Lofoten, einer norwegischen Inselgruppe mit offenem Meer, rauem Gelände und überwältigenden Bergketten. Vor dem Hintergrund dieser markanten Landschaft evoziert Eglė Budvytytė eine Lebenswelt, in der die Zeit wie geschmolzen scheint und die Kategorien von Geschlecht und Spezies kollabieren. Drei hybride Wesen vollziehen ritualähnliche Handlungen, führen kreisende Bewegungen aus, die ihre Körper in einen fast erotischen Austausch mit der Natur bringen: Ihre Beine reiben rhythmisch an rauen Felsen, ihr Speichel wird eins mit dem Meerwasser, evoziert eine Symbiose mit den unzähligen Unterwasserwesen. „Species are drifting, humans are shifting“ [Spezies werden verwoben, die Grenzen des Menschseins verschoben], lautet die Botschaft der Stimme aus dem Off: Budvytytė beschwört eine Welt, in der die Untrennbarkeit zwischen Mensch und Nicht-Mensch zu einer verkörperten Praxis und die diskursive Grenze zwischen Mensch und Natur banalisiert wird. Die Künstlerin schlägt Gesten der Sinnlichkeit und Intuition als Strategien zur Überwindung extraktiver und brutal funktionaler Beziehungen zur Natur vor.

Der Trayenko (Wasserfall) oder Traytrayko (großer Wasserfall) verkörpert in der Kosmologie der Mapuche einen bedeutenden heiligen Ort. Als wichtige Quelle für lawen (Heilkräuter) sind diese Gewässer für die Rituale und das Überleben des indigenen Volkes von entscheidender Bedeutung. Seba Calfuqueo, selbst Mapuch:in, beleuchtet diese Beziehung in der gleichnamigen Videoperformance. In einen glänzenden blauen Stoff gehüllt, führen sie eine 30 Meter lange Bahn desselben Stoffes bedächtig durch den Pewen-Regenwald in Wallmapu (Chile), akustisch untermalt von den Geräuschen eines Wasserfalls. Pflanzen spiegeln sich auf der glitzernden Stoffoberfläche ebenso wie der nahe gelegene Fluss und der nackte Oberkörper Calfuqueos. Der Stoff bekommt eine vermittelnde Funktion, wird zur poetischen Übersetzung des Kontinuums von Wasser, Pflanzen und Mensch. Dieses nicht reduzierbare Einssein, das von den Mapuche seit Jahrhunderten kultiviert wird, spiegelt sich auch in der Kameraführung. Calfuqueo wird von hinten, von vorne, von unten und von oben gefilmt, während sie in das üppige Grün des Andenwaldes eintauchen. TRAY TRAY KO beleuchtet die enorme Bedeutung der Natur für das Überleben, die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mapuche. Angesichts des zunehmenden Verlusts der Biodiversität in Chile kann dieses Werk auch als ein leidenschaftliches Plädoyer für die Anerkennung und Erhaltung spiritueller und indigener Ökosysteme gelesen werden.

Caterina Gobbi

Seba Calfuqueo TRAY TRAY KO (2022)

Die immersive Klanglandschaft von Caterina Gobbi durchdringt den Ausstellungsraum, taucht unsere Körper in Sounds tropfenden Nessuno crede a ciò che non Wassers und krachender Eisplatten, aufgenommen von der Künstlerin è mai successo (2023) selbst in den Gletscherspalten des Mont Blanc. Die Künstlerin fragt nach den Bedingungen, unter denen Menschen eine emotionale Bindung zur Umwelt knüpfen, und beschäftigt sich mit Sound als affektive Schnittstelle, als relationale Instanz in diesem Prozess. Wie um uns daran zu erinnern, dass wir Menschen selbst zu 90% aus Wasser bestehen, vermenschlicht sie den Gletscher bewusst: Sie gleicht die Geräusche seines schmelzenden Eises denen menschlicher Körperflüssigkeiten an und seziert visuell seine Eisblöcke, assoziiert seine pulsierenden Bewegungen mit unseren inneren Organen. Diese Anthropomorphisierung erweitert das Bild des schmelzenden Gletschers als bloßes (passives) Emblem der globalen Erderwärmung, als etwas, das geschützt werden muss. Der Gletscher erlangt in Nessuno crede a ciò che non è mai successo Handlungsfähigkeit, gibt seine eigenen zyklischen Rhythmen von Leben und Tod, Wachstum und Verfall vor. Die gläserne Blume unterstreicht dies. Die Nachbildung von Dryas octopetala, Pflanzen, die jahrtausendelang in den Eisblöcken eingefroren waren und nun durch die steigenden Temperaturen zu neuem Leben erwachen, symbolisiert die unendlich vielfältigen, unsichtbaren Erinnerungen und Wissensformen, die dem planetarischen Körper eingeschrieben sind.

Nona Inescu Meander (2020)

Nona Inescus Skulptur mäandert wie ein Flussbett mit eigenartigen Nebenarmen über den Ausstellungsboden. Ihre metallenen Stränge fließen nahezu organisch in Bahnen nebeneinanderher, weichen von ihrer Geradlinigkeit ab, um hier und dort merkwürdig geformte Steine in sich aufzunehmen. Die Materialien Stahl und Stein, gemeinhin assoziiert mit Immobilität und unveränderlicher Beständigkeit, werden bei Inescu fluid, weichen auf und erlangen eine skurrile Lebendigkeit. Eine Lebendigkeit, die sich in der Natur der menschlichen Wahrnehmung entzieht: Aus geologischer Zeit betrachtet durchlaufen auch passiv anmutende Elemente wie Sedimentgestein kontinuierliche Transformationsprozesse. Sie verändern ihre Erscheinung, mutieren in ihrer Wesenhaftigkeit und unterwandern so die anthropozentrische Wahrnehmung, nach der die Erde statisch und außerhalb der Menschheitsgeschichte stehend existiere. Mit Meander lädt uns Inescu ein, die Erde in ihrer Körperlichkeit zu begreifen. Einer Körperlichkeit, die ganz eigenen, für den Menschen undurchdringbaren und unkontrollierbaren Zeitgesetzen und Größenordnungen folgt.

Die institutionalisierte Einteilung der Kategorie Natur in starre Taxonomien und Klassifizierungen wurzelt in demselben Wunsch zu beherrschen und zu unterwerfen wie die Konstruktion von Identität und Rasse. Aus dieser Überzeugung heraus entwirft Josèfa Ntjam hybride, vielfältige Welten, in denen Naturwissenschaften und Geschichte zu einem unbändigen Konglomerat mit Fiktion, Mythologie und Ahnenritualen verschmelzen. Die Fotomontageserie Underground Resistance – Living Memories ist angelehnt an das Schwarze militante Techno-Kollektiv Underground Resistance und dessen Sampling- und Remixing-Techniken. Die Arbeit taucht in das spekulative Reich der Tiefsee ein und stellt die Fähigkeit von Pflanzen und Fischen, Partikeln und Mikroben, zu überleben und sich zu vermehren, emanzipatorischen sozialen Kämpfen gegenüber. Archivbilder von Unruhen und Porträts politischer Dissident:innen verflechten sich mit abstrakten Zellformen, digitalen Glitches und mythologischen Figuren wie Mami Wata, eine Symbolfigur antikolonialer Kämpfe in Form einer Meerjungfrau, die in vielen Ländern Afrikas populär ist. Was kann man von der Natur lernen, um nicht zuordenbar zu werden, um soziale Kategorien und Hierarchien zu unterwandern? Ntjam dekonstruiert die Machtstrukturen, die den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen der Objektifizierung zugrunde liegen, und entwirft chaotischere und unkontrollierbare Zukünfte, in denen Allianzen zwischen Spezies erwachsen können.

Sophie Utikal

Josèfa Ntjam Underground Resistance – Living Memories #2, #3 und #4 (2023)

Coexisting geht auf Octavia Butlers Science-Fiction-Buchreihe Lilith’s Brood aus den späten 1980er Jahren zurück, in der ein Atomkrieg den Planeten unbewohnbar Coexisting (2018) gemacht hat. Hybride Wesen, Oankali genannt, haben sich zum Ziel gesetzt, die Erde zu rekultivieren, sodass menschliches Überleben wieder möglich wird. Im Gegenzug verlangen sie einen „Gentausch“, der die unheilvolle Kombination aus Intelligenz und hierarchischen Tendenzen der Menschen beenden soll. Sophie Utikals Textilserie nimmt diese Geschichte als Ausgangspunkt für eine spekulative Vision postapokalyptischen Lebens auf der Erde. Sie schlägt demütigere und empathischere Formen der Koexistenz zwischen verschiedenen Lebensformen vor. So zeigt sie eine Figur, die sich auf verschiedene Weisen mit ihrem natürlichen Lebensraum auseinandersetzt. In einer der vier Stoffbahnen sehen wir sie über die Zerstörung des Planeten trauern, eine andere zeigt sie verschlungen mit einem tierähnlichen Wesen, wie um neuartige Interspezies-Beziehungen anzudeuten. In einem dritten Bild inspiziert die Figur verschiedene Pilzarten, als wollte sie sich für die Weisheiten der unzähligen Organismen im Erdreich öffnen. Diese Ablehnung des Dualismus zwischen Mensch und Natur wird durch die Technik der Arbeit noch akzentuiert, impliziert doch schon der Akt des Nähens selbst die Vereinigung ehemals getrennter Einheiten. Aber auch der Strom, der scheinbar durch alle vier Teile fließt und diese so miteinander verbindet, macht jeden von ihnen ohne die anderen unvollständig und verunmöglicht letztlich jede Form von Hierarchie.


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Eglė Budvytytė: Liquid Power Has No Shame (2017), HD-Video, 6:55 Min.

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Seba Calfuqueo: TRAY TRAY KO (2022), 4k-Video, 6:14 Min. Caterina Gobbi: Nessuno crede a ciò che non è mai successo (2023), Installation (Holz, Lautsprecher, LCD-Bildschirm, Verstärker, Kabel) und Glasobjekt Nona Inescu: Meander (2020), verchromter Stahl, mineralische Konkretionssteine, 10 × 380 ×180 cm, Courtesy die Künstlerin und Collezione Agovino, Neapel

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Josèfa Ntjam: Underground Resistance – Living Memories #2, #3 und #4 (2023), Fotomontage im Sublimationsdruckverfahren auf Aluminum, jeweils 120 × 80 × 3 cm, Courtesy die Künstlerin und NıCOLETTı, London Sophie Utikal: Coexisting (2018), 4-tlg. Textilserie, Join 370 ×150 cm, Connect 310 ×150 cm, Relate 300 ×150 cm, Multiply 250 × 150 cm, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland – Sammlung Zeitgenössische Kunst

Matrix Bodies Künstler:innen Eglė Budvytytė Seba Calfuqueo Caterina Gobbi Nona Inescu Josèfa Ntjam Sophie Utikal Kuratorin Frederike Sperling

Mit Unterstützung von:

Impressum Texte (dt., engl.): Frederike Sperling Lektorat: Else Rieger (dt.), Peter Blakeney & Christine Schöffler (engl.) Grafische Gestaltung: Wolfgang Gosch Medieninhaber: NÖ Festival und Kino GmbH, Minoritenplatz 4, A-3500 Krems Herausgeber: Kunstraum Niederoesterreich, Wien © 2023 NÖ Festival und Kino GmbH, Kunstraum Niederoesterreich Kunstraum Niederoesterreich Herrengasse 13 A-1010 Wien www.kunstraum.net

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24/03 –13/05/2023

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MATRIX BODIES

In the wake of extractive industrialization surfaced the notion that humanity was the radical other to nature. In 2023, this premise sounds like an outmoded hit song, one that has long since lost its reference points yet is still played in an endless loop every day. In other words, human exceptionalism seems to have fallen oddly out of time. This narrative of superiority – indeed, reserved for a privileged segment of mankind – is increasingly eroding at its foundations in light of the ecological collapse: extreme weather, resource scarcity, and the collective experience of the pandemic have emphatically trivialized the human/nature divide. With the pandemic, in particular, it dawned on us that we are rather part of an open system we cannot control. In an almost unbridled manner, the virus proliferated around the globe, mutating, infecting, and fundamentally disrupting established patterns of life. Simultaneously, however, it also revealed the multiple connections and interdependencies between different life forms, exposing them as a matrix-like, multirelational web. Viruses weave our bodies into invisible relational entanglements with human and more-than-human beings. Thanks to them, our bodies enter into symbiotic relationships with fungi, insects, bacteria, and other organisms, ultimately becoming part of a deeply interconnected ecosystem teeming with life. As biologist Lynn Margulis noted in her book The Symbiotic Planet (1998): “We are symbionts on a symbiotic planet, and if we look closely, we find symbiosis everywhere.”1

Artists Eglė Budvytytė Seba Calfuqueo Caterina Gobbi Nona Inescu Josèfa Ntjam Sophie Utikal

The group exhibition Matrix Bodies takes the so-called “viro­sphere” as its departure point for an exploration of the manifold visible and invisible interdependencies between humans and nature. The works of artists Eglė Budvytytė, Seba Calfuqueo, Caterina Gobbi, Nona Inescu, Josèfa Ntjam, and Sophie Utikal transport us to places where the threshold between body and environment becomes unstable. They variously conceive transcorporeal, chimerical life forms while forging strategies for non-binary, more abundant and vibrant futures. Matrix Bodies marks the beginning of the 2023 annual program Sensing the Heat. Under this motto, Kunst­raum Niederoesterreich unpacks the ecological crisis from intersectional perspectives. While our planetary incapacity to take action is becoming more and more visible, the program evolves around questions like: Where can we spot the seeds of new terrestrial modes of coexistence? What other avenues of social reproduction, of care for our material and spiritual livelihoods, of solidary and provident relationships between human and more-than-human beings are emerging? And what role can art play in these inquiries? Taking on questions like these, Matrix Bodies constitutes an attempt to point beyond the current catastrophism in search for more caring modes of coexistence. Frederike Sperling Curator

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Lynn Margulis, Symbiotic Planet (New York: Basic Books, 1998), 7.


Eglė Budvytytė Liquid Power Has No Shame (2017)

Liquid Power Has No Shame transports us to the shores of the Lofoten Islands, an archipelago in Norway with open sea, rough lands, and overwhelming mountains. Against the backdrop of this striking landscape, Eglė Budvytytė conceives a sphere in which time seems to have melted away and categories of gender and species are collapsing. Three hybrid creatures conduct ritual-like acts; circular movements in tandem, which put their bodies in an almost erotic exchange with nature: their legs rub rhythmically against rough rocks, their saliva enters the seawater eliciting a symbiosis with its myriad underwater beings. “Species are drifting, humans are shifting” is the voice-over’s message. Budvytytė conjures a world in which the inseparability of the human and non-human becomes an embodied practice while banalizing the discursive border between humankind and nature. The artist proposes gestures of sensuality and intuition as strategies to overcome extractive and brutally functional relationships with nature.

The trayenko (waterfall) or traytrayko (big waterfall) is deemed an eminent sacred site in the cosmology of the Mapuche. As a primary source of lawen (medicinal herbs), these bodies of water are of vital significance for the rituals and the survival of the Indigenous people. In the eponymous video performance, Seba Calfuqueo – a Mapuche person – illuminates this relationship. Clad in a shiny blue fabric, the artist carefully escorts a 30-meter-long piece of the same textile through the Pewen rainforest in Wallmapu (Chile), with the sound of a cascade reverberating in the background. On the glistening surface, one sees the reflection of plants along with the nearby river and the artist’s naked upper body. The fabric becomes an intermediary, a poetic translation of the continuity between water, plants, and humans. This irreducible oneness, cultivated by the Mapuche for centuries, recurs in the camera work, too: the artist is filmed from the back, front, from below and above, all the while immersed in the luscious green of the Andean forest. TRAY TRAY KO foregrounds the crucial role that nature plays in Mapuche survival, identity, and sense of belonging. Given Chile’s accelerating loss of biodiversity, Calfuqueo’s piece can also be read as a fervent plea to acknowledge and preserve spiritual and Indigenous ecosystems.

Caterina Gobbi

Seba Calfuqueo TRAY TRAY KO (2022)

Caterina Gobbi’s immersive soundscape permeates the gallery, bathes our bodies in melodies of dripping water and cracking Nessuno crede a ciò che non ice sheets, recorded by the artist herself in the crevasses of Mont è mai successo (2023) Blanc. In her pursuit of the conditions under which humans become emotionally entangled with the environment, Gobbi engages with sound as an affective interface, a relational agent between the human and non-human. She consciously anthropomorphizes the glacier, as if to remind us that we are 90% water ourselves: she affiliates the sounds of its melting ice with those of human body fluids; she visually dissects its ice blocks, draws connections between their pulsating movements and our inner organs. This “humanization” complexifies the image of the melting glacier as a mere (passive) emblem of global warming and its imperative for protection. In Nessuno crede a ciò che non è mai successo glaciers attain an agency in their own right, asserting their cyclical rhythms of life and death, growth and decay. The glass flower emphasizes this: an emulation of the Dryas octopetala – plants once frozen into the ice blocks for centuries and now resurrected due to rising temperatures – symbolizes the infinite invisible memories and knowledges inscribed into the planetary body.

Nona Inescu Meander (2020)

Nona Inescu’s sculpture meanders across the exhibition floor like a riverbed with incomprehensible detours. Its metal strands flow in almost organic paths next to each other, deviating their straightness to incorporate oddly-shaped stones here and there. The materials steel and stone – generally associated with immobility and unchanging permanence – become fluid entities in Inescu’s work, softening and acquiring a whimsical liveliness. A liveliness that in nature all too often evades human perception: seen from a geological perspective, even seemingly passive elements like stone undergo continuous processes of transformation. They change their appearance, mutate in their essence, and thus undermine their anthropocentric perception, according to which the Earth would exist statically and outside of human history. With Meander, Inescu invites us to fathom the Earth in its corporeality. A bodiness that follows its very own temporal laws and orders of magnitude, which are impervious to human control.

The category of nature, its institutionalized division into rigid taxonomies and classifications, stems from the same desire to dominate and subjugate as does the construction of identity and race. Departing from this premise, Josèfa Ntjam crafts hybrid, abundant worlds in which natural science and history melt into unruly conglomerates with fiction, mythology, and ancestral rituals. The photomontage series Underground Resistance – Living Memories takes its cues from the Black militant techno collective Underground Resistance and their techniques of sampling and remixing. Set within the speculative realm of the deep sea, the work juxtaposes the ability of plants and fish, particles and microbes to survive and multiply with emancipatory social struggles. Archival images of riots and portraits of political dissidents merge with abstract cellular shapes, digital glitches, and mythological characters like Mami Wata, a symbol of anti-colonial struggles in the shape of a mermaid popular in many countries across Africa. What can be learned from nature in order to become unfathomable, to undermine social categories and hierarchies? Ntjam deconstructs the power structures at the core of both scientific and social processes of objectification and conjures messier, intrinsically uncontrollable futures in which interspecies alliances can flourish.

Sophie Utikal Coexisting (2018)

Josèfa Ntjam Underground Resistance – Living Memories #2, #3, and #4 (2023)

Coexisting is inspired by Octavia Butler’s sci-fi book series Lilith’s Brood from the late 1980s in which a nuclear war left the planet uninhabitable. Hybrid beings called the Oankali have made it their mission to refertilize the Earth for humans to survive on it once again. In return, they demand a “gene trade” in order to undo humankind’s fatal combination of intelligence and hierarchical tendencies. Building on this plot, Sophie Utikal’s textile series constitutes a speculative vision of post-apocalyptic life on Earth. It proposes more humble and compassionate forms of coexistence between different life forms, depicting a figure who engages in various ways with their natural habitat. In one of the four panels, we see them grieving for the destruction of the planet, whereas in another, they become entangled with an animal-like creature, indicating an idiosyncratic interspecies relationship. In a third, the figure studies different kinds of fungi as if opening up to the wisdoms of the myriad organisms in the soil. This rejection of the dualism between human and nature is accentuated by the work’s technique: the very act of sewing implies the conflation of formerly divided entities. Similarly, the stream that seems to flow across and thereby connect all four parts renders each incomplete without the others and refutes any sense of hierarchy.


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Eglė Budvytytė: Liquid Power Has No Shame (2017), HD video, 6:55 min

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Seba Calfuqueo: TRAY TRAY KO (2022), 4k video, 6:14 min Caterina Gobbi: Nessuno crede a ciò che non è mai successo (2023), installation (wood, speakers, LCD screen, amplifier, cables) and glass object Nona Inescu: Meander (2020), chrome-plated steel, mineral concretion stones, 10 × 380 × 180 cm, Courtesy of the artist and Collezione Agovino, Naples

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Josèfa Ntjam: Underground Resistance – Living Memories #2, #3, and #4 (2023), photomontage printed by sublimation on aluminum, each 120 × 80 × 3 cm, Courtesy of the artist and NıCOLETTı, London Sophie Utikal: Coexisting (2018), textile series, 4 parts: Join 370 × 150 cm, Connect 310 × 150 cm, Relate 300 × 150 cm, Multiply 250 × 150 cm, on loan from the Federal Republic of Germany – Contemporary Art Collection

Matrix Bodies Artists Eglė Budvytytė Seba Calfuqueo Caterina Gobbi Nona Inescu Josèfa Ntjam Sophie Utikal Curator Frederike Sperling

With the support of:

Colophon Texts (Ger., Eng.): Frederike Sperling Copyediting: Else Rieger (Ger.), Peter Blakeney & Christine Schöffler (Eng.) Graphic Design: Wolfgang Gosch Media Owner: NÖ Festival und Kino GmbH, Minoritenplatz 4, A-3500 Krems Publisher: Kunstraum Niederoesterreich, Vienna © 2023 NÖ Festival und Kino GmbH, Kunstraum Niederoesterreich Kunstraum Niederoesterreich Herrengasse 13 A-1010 Vienna www.kunstraum.net

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