GrenzEcho E 2013

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GrenzEcho Mittwoch, 12. Dezember 2012

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ITF: Belgien übt Vorsitz bis März 2013 aus

„Erinnerung an Holocaust fortführen“ Lüttich ist in dieser Woche Schauplatz für eine Plenarsitzung von Delegierten der „Task Force für Internationale Kooperation bei Holocaust-Bildung, Gedenken und Forschung“ (ITF). Im Rahmen der belgischen Präsidentschaft dieser zwischenstaatlichen Vereinigung (die noch bis März 2013 dauert) ist auch die Deutschsprachige Gemeinschaft mit im Boot. V ON C HRISTIAN S CHMITZ Zu dem Treffen in der Maasstadt wurden etwa 220 Teilnehmer erwartet - vorwiegend Politiker und Diplomaten, Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen, Gedenkstättenmitarbeiter, Wissenschaftler und Pädagogen. Belgien ist seit dem Jahr 2005 Mitglied der ITF.

„Wir haben gesagt, dass auch wir im Rahmen der belgischen Präsidentschaft sichtbar sein wollen.“ Da die Bereiche Unterricht und Forschung Kompetenzen der Gemeinschaften sind, wird der Vorsitz nicht durch den Föderalstaat, sondern durch die drei Gemeinschaften des Landes wahrgenommen. „Und hier kommt auch die DG ins Spiel. Wir haben gesagt, dass auch wir im Rahmen der belgischen Präsidentschaft sichtbar sein wollen“, sagt der Regionalhistoriker Dr. Herbert Ruland dem GrenzEcho. Der Leiter der AHS-Abteilung GrenzGeschichteDG nimmt seit 2007 in der eingangs erwähnten Task Force die Interessen der DG wahr. Der belgische Vorsitz gliedert sich in zwei Teile. Im Juni 2012 fand eine erste Zusammenkunft in Mecheln statt (organisiert von der Flämischen Gemeinschaft). Nun sind in dieser Woche die Französische Gemeinschaft und die DG an der Reihe. Die

Deutschsprachige Gemeinschaft organisiert heute auch eine Rundfahrt zum Thema „Spuren von Holocaust, Flucht, Widerstand und Verfolgung in der DG und der Grenzregion“.

„Stolpersteine“: Gunter Demnig Ende 2013 zu Gast in Ostbelgien. Die euregionale Fahrt führt die Teilnehmer u. a. zum USSoldatenfriedhof nach HenriChapelle, zum Bahnhof Montzen (fungierte als Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager), zum deutsch-belgischen Grenzübergang Köpfchen und zum jüdischen Friedhof nach Aachen. Im Anschluss daran findet heute Abend im Lütticher Rathaus ein Empfang statt, bei dem auch die beiden Ministerpräsidenten Rudy Demotte (PS) und Karl-Heinz Lambertz (SP) das Wort ergreifen werden. Generell, urteilt Herbert Ruland, komme der Auseinandersetzung mit dem Holocaust und den anderen NaziVerbrechen in der DG ein hoher Stellenwert zu. Das Bischöfliche Institut Büllingen (BIB), das César-Franck-Athenäum Kelmis (CFA) und das Königliche Athenäum St.Vith (KAS) beteiligten sich im Frühjahr an dem von der Auschwitz-Stiftung in Brüssel organisierten Projekt „Zug der Tausend“, bei dem die Schüler gemeinsam das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchten. Vorher fand Ende März ein von DG-Seite organisierter Abend in Berlin in der „Topographie des Terrors“ statt, bei dem ein jüdischer Zeitzeuge darüber berichtete, wie die belgische Grenzbevölkerung ihn im Krieg versteckte und neben anderen Kindern auch ihm und seinem Bruder das Leben rettete. „Wir wollen natürlich über die ITF-Präsidentschaft hinaus Projekte lancieren, um die Erinnerung an den Holocaust aufrecht zu erhalten und die Auseinandersetzung mit der

Gunter Demnig bei der Verlegung von zwei „Stolpersteinen“ in Erinnerung an ermordete Juden (Archivbild von 2007). Der Kölner Künstler wird im kommenden Jahr auch Gedenksteine in Ostbelgien verlegen. Foto: dpa Thematik fortzusetzen. Das Ganze darf nicht einfach aufhören, sondern muss weitergehen“, so Ruland. „So arbeiten wir im Moment an einem Filmprojekt über jüdisches Leben im belgischen Grenzland, der im nächsten Jahr - nach dem Ende des ITF-Vorsitzes uraufgeführt werden soll.“ Voraussichtlich im September des kommenden Jahres wird auch der inzwischen weltbekannte Kölner Künstler Günter Demnig die ersten „Stol-

persteine“ in Ostbelgien verlegen. „Stolpersteine“ nennt Demnig die kleinen Gedenktafeln, die er als Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit vor ihrem Wohnort in den Bürgersteig einlässt. Die Gedenksteine werden zum einen den getöteten aber auch den überlebenden Mitgliedern einer in Eupen damals ansässigen jüdische Familie gewidmet sein. Auch Fritz Hennes, der wohl erste politische Gefangene Belgiens, der bereits am ersten

Rappel de pizzas Wagner Par mesure de précaution Wagner a décidé de manière volontaire de procéder au rappel de toutes les variétés de pizzas des gammes SENSAZIONE et BIG PIZZA. Les dates limites de consommation des lots concernés sont comprises entre mars 2013 (03.2013) et novembre 2013 (11.2013). Les autres gammes de pizzas Wagner ne sont donc pas concernées et peuvent être consommées en toute sécurité. Les produits concernés sont fabriqués en Allemagne. Cette mesure de précaution intervient après que 2 consommateurs en Allemagne aient indiqué avoir trouvé un fragment de métal dans leur pizza. En Belgique, aucun cas similaire n’a été signalé. Comme Wagner ne fait aucune concession quant à la qualité et la sécurité de ses produits, il a été décidé de les retirer du commerce par mesure de précaution.

Ces illustrations sont des exemples. Toutes les variétés des gammes SENSAZIONE et BIG PIZZA sont concernées.

Informations aux consommateurs: Les consommateurs qui seraient en possession d’un des produits concernés peuvent les détruire et se faire rembourser le produit et les frais postaux en envoyant, avant le 31 janvier 2013, le code barre du produit, accompagné de leurs coordonnées complètes et de leur numéro de compte bancaire à WAGNER, C/O HighCo Data, BP 05426, 1733 Asse.

Pour de plus amples informations: 0800/98016 Nous vous remercions et regrettons tout désagrément occasionné par ce rappel volontaire auprès de nos consommateurs.

Tag des deutschen Einmarsches - dem 10. Mai 1940 - verhaftet wurde und später im Konzentrationslager Sachenhausen starb, soll an diesem Tag durch die Verlegung eines

Stolpersteines gedacht werden. Demnig hat seit dem Jahr 1997 mehr als 38.000 Stolpersteine verlegt, die es mittlerweile in zwölf europäischen Ländern gibt.

HINTERGRUND

ITF: Aufklärung, Erinnerung und Forschung über den Holocaust Die Entstehung der „Task Force für Internationale Kooperation bei Holocaust-Bildung, Gedenken und Forschung“ (ITF) geht auf eine Initiative des früheren schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson von 1998 zurück. Persson besuchte seinerzeit das Konzentrationslager Neuengamme (bei Hamburg) und erfuhr, dass dort jüdische Kinder vorsätzlich ermordet worden waren. Zur gleichen Zeit wurde eine Befragung unter schwedischen Oberstufenschülern durchgeführt, bei der sich herausstellte, dass die Zustimmung zu demokratischen Werten und auch das Wissen über das Geschehen im Holocaust eher gering ausfiel. Dagegen wollte die damalige schwedische Regierung angehen. Es entstand die Idee, eine diesbezügliche internationale Organisation zu gründen. Auch Deutschland, Israel und

Polen wurden in den Gründungsprozess einbezogen. Im Jahr 2000 fand in Stockholm eine internationale Holocaust-Konferenz statt, an der Vertreter von 46 Staaten teilnahmen. Wichtigstes Ergebnis war die Verabschiedung der „Stockholmer Erklärung“, sozusagen der Gründungsurkunde der ITF. Als Hauptaufgabe der neuen Einrichtung wird die Aufklärung und die Unterrichtung über den Holocaust (Shoah) sowie das Erinnern und die Erforschung des Genozids an den europäischen Juden angesehen. Zudem heißt es dort, dass Nazi-Deutschland auch andere schwerste Verbrechen begangen und Millionen zusätzlicher Opfer zu beklagen sind. Zur ITF gehören aktuell 28 Staaten. Die Vereinten Nationen, die Unesco, die OSZE sowie der Europarat gehören ebenfalls der ITF an (Statut als permanente Beobachter).

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