Friesenanzeiger - November 2012

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Kultur & Mee(h)r

Hallig Oland bei steigender Flut. Rechts und links der Loren-Damm von Langeneß über Oland zum Festland.

Hallig Gröde bei steigender Flut. Links die Knudtswarft und rechts die Kirchwarft.

Die bewirtschafteten Halligen Hooge, Langeneß, Oland, Gröde und Nordstrandischmoor sind vom Schutzgebiet umgeben, aber nicht in dieses Gebiet integriert. Die kleineren Halligen Habel, Südfall, Süderoog, Norderoog sowie die Hamburger Hallig sind Bestandteil des Nationalparks und dürfen nur im Rahmen genehmigter Führungen betreten werden. Zum Schutz vor Überflutung stehen die Halliggebäude auf künstlich aufgeworfenen Erdhügeln. Bei „Landunter“, wenn die Nordsee Halligland überflutet, ragen nur noch diese „Warften“ aus dem Meer. Zum Schutz für die Bewohner bei Sturmfluten wurde nach der großen Flut 1962 während des Sanierungsprogramms in den Jahren 1962-67 in den Häusern ein Schutzraum mit Betonpfeilern gebaut, der ihnen große Sicherheit bietet. Ihren Broterwerb beziehen die Halligbewohner heute hauptsächlich vom Tourismus, Küstenschutz und von der Landwirtschaft. Als Vorbereitung auf den Winter und die zu erwartenden Überflutungen wird auf Oland, der ältesten Hallig (1231 erstmalig erwähnt) das Vieh rechtzeitig durch das Watt abgetrieben und alle Gerätschaften auf die Warft gebracht. Es besteht eine Lorenverbindung zwischen der Hallig mit Dagebüll und der Hallig Langeness. Oland mit seinen 11 Haushalten auf einer Warft ist erfahrungsgemäß nie länger als zwei Tage vom Festland abgeschnitten, wenn große Schneeverwehungen die Lorenverbindung unterbrechen. Dann

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muss erst der Schienenstrang freigeschaufelt werden. Gröde ist die kleinste selbständige Gemeinde Deutschlands mit fünf Haushalten auf zwei Warften und wird über eine gezeitenabhängige Postschiffsverbindung vom Festland versorgt. Vor der kalten Jahreszeit wird das Vieh mit einem Schiff zum Festland gebracht, nur die Schafe dürfen bleiben. Etwa ab November ist unklar, wann ein Landbesuch möglich ist. Die Hallig kann je nach Winter (Eisgang) zwischen vier bis acht Wochen von der Verbindung zum Festland abgeschnitten sein. Nach Gröde finden alle 14 Tage Versorgungsfahrten statt. Nordstrandischmoor mit seinen fünf Haushalten auf vier Warften ist die jüngste der Halligen und einzige mit festem Geburtsdatum (12.10.1634). Sie besitzt einen Glockenturm von 1984 zur Erinnerung an die große Flut von 1634 und eine Lorenbahnverbindung zum Beltringharder Koog. Auf Hooge leben im Winter 110 Einwohner, im Sommer 160 in 70 Haushalten auf zehn Warften. Es gibt Schiffs- und Fährverbindungen zum Festland (Schlüttsiel), nach Langeneß, Amrum, Nordstrand und Sylt mit einer hohen Tagesbesucherfrequenz. Langeneß zählt 107 Einwohner in 58 Haushalten auf 18 Warften. Es bestehen Fährverbindungen nach Hooge, Amrum und zum Festland (Schlüttsiel). Die Halligbewohner haben sich ihrem Lebensraum angepasst. Sie und die Urlauber, die Weihnachten und den Jahresübergang hier verleben, genießen die Ruhe, die stille Jahreszeit, die Abgeschiedenheit von Hektik und Termindruck. Sie haben rechtzeitig die Gefriertruhen und Vorratskammern aufgefüllt, Tannenbäume besorgt und leben damit, dass die Verbindung mit dem Festland durch die Wetterverhältnisse kurzfristig unterbrochen werden kann. Text und Fotos: Hans Joachims

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27.10.2012 14:37:55


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