Baumwollzeitung

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Baumwoll-Zeitung FAIRTRADE Österreich

Materialien zum Thema Baumwolle

Baumwollrätsel Testen Sie Ihr FAIRTRADE-Baumwollwissen. Die Beiträge der Baumwoll-Zeitung helfen Ihnen bei den Antworten.

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1. Großes Tun mit einem kleinen … 2. FAIRTRADE setzt sich dafür ein, ihn fairer zu gestalten. 3. Bio-zertifizierte Betriebe setzen keine … ein.

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Baumwoll-Zeitung

Einsendeschluss: 1. Oktober 2016

4. Gibt Standards im fairen Baumwollanbau vor. 5. 2/3 der fair gehandelten Baumwolle stammen aus diesem Land. 6. Herkömmliche Baumwollproduktion braucht sehr viel davon.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Beschäftigte und Angehörige von FAIRTRADE Österreich sind nicht gewinnberechtigt. Bei mehrfachen Einsendungen mit gleichem Absender wird nur eine berücksichtigt.

FAIRTRADE-ZERTIFIZIERTE BAUMWOLLE IN ÖSTERREICH Mode Nicht nur faire modische Bekleidung liegt voll im Trend, sondern auch Bettund Frotteewaren, Tragetaschen und Promotionartikel erfreuen sich zunehmender Nachfrage. Hier eine Auswahl:

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Unabhängige Zertifizierungsorganisation •

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Baumwolle steht für nachhaltig angebaute und fair gehandelte Rohbaumwolle, die direkt rückverfolgbar ist. Das FAIRTRADE-Produkt wird also in jeder Phase der Produktion und Verarbeitung von „nicht FAIRTRADE“-Produkten getrennt weiterverarbeitet.

inklusive FAIRTRADEPrämie

Prüfung und Einhaltung der FAIRTRADE-Standards für Rohbaumwolle bei den Produzentenorganisationen in den Partnerländern Kontrolle bis hin zu den Lizenzpartnern www.flocert.net

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** Das FAIRTRADE-Programmsiegel

für Baumwolle bedeutet, dass ein bestimmter Anteil des gesamten Baumwoll-Bedarfes eines Unternehmens zu FAIRTRADE-Bedingungen eingekauft wurde und indirekt rückverfolgbar ist. An den FAIRTRADE Standards in den Anbauländern ändert sich nichts. Mehr zum FAIRTRADE-Programm für Baumwolle unter www.fairtrade.at/programm

Fairtrade International Gemeinnütziger Dachverband der 19 Gütesiegelinitiativen und 3 Produzentennetzwerke Fairtrade International

Impressum Herausgeber: FAIRTRADE Österreich Neulinggasse 29/17 · 1030 Wien Tel.: + 43 1 533 09 56

Shop-Verkauf an Konsument/in

Fax: + 43 1 533 09 56 DW 11 E-Mail: office@fairtrade.at www.fairtrade.at www.facebook.com/fairtrade.oesterreich

Entwicklung der FAIRTRADE-Standards, der FAIRTRADE-Mindestpreise und der -Prämie für Soziales, Infrastruktur und Bildung Beratung der Kleinbauernkooperativen und Plantagen in den Partnerländern www.fairtrade.net

Verantwortlich: Redaktion: Kristina Eggers, Veronika Polster

Layout & Satz: Dreimalig, Köln Druck: Boyens MediaPRINT, Heide Papier: 100 % Recycled

Modisch geschnitten, selbstverständlich schick und vor allem tragbar: Kleidsame faire Modekreationen mit Wohlfühlbotschaften werden immer beliebter. Mehr und mehr Modelabels, wie Göttin des Glücks, Anukoo Fair Fashion oder Gary Mash, orientieren sich am Trend der Nachhaltigkeit in der Modebranche und versuchen damit den vielen Billigmodeketten entgegenzuwirken. So weich kann Fairness sein Auch öko-faire Qualitätstextilien mit innovativer Funktionalität fürs traute Heim sowie für die Hotellerie und Gastronomie nehmen zu. Das Sortiment an Heimtextilien aus FAIRTRADEBaumwolle von Vossen, REITER Betten & Vorhänge oder Hefel – angefangen bei Bettwaren und Pölstern bis hin zu Handtüchern – braucht sich nicht zu verstecken. Auch die Hotellerie und Gastronomie hat den Trend erkannt und

den Fairen Handel erhalten sie stabile Preise und eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte. FAIRTRADE verbindet Unternehmen und Produzentengruppen und stärkt die Marktposition dieser Familien. Der neue zusätzliche Textilstandard, der derzeit entwickelt wird, soll einen Schritt weitergehen und dazu führen, dass die Beschäftigten in den Verarbeitungsbetrieben der gesamten Wertschöpfungs-

kette ebenso vom Fairen Handel profitieren. Neben den Basisanforderungen wie Arbeits- und Gesundheitsschutz sollen sie innerhalb der Produktionskette gestärkt werden. Ein Zeitplan zum Erreichen existenzsichernder Löhne soll erstellt werden. Es bleibt noch viel zu tun, denn nur viel zu geringe Mengen der weltweiten Baumwolle werden derzeit unter FAIRTRADEBedingungen hergestellt und gehandelt.

Fair gebettet – gut geschlafen

FA I R T R A D E Standards – Spielregeln für Baumwollprodukte ··················································· Die FAIRTRADE-Standards für Baumwolle gelten für Kleinbauernorganisationen und Vertragsbauern und -bäuerinnen. Zum Nachlesen hier: www.fairtrade.at/produzenten/ baumwolle/fairtrade-standards/. Informationen zum zusätzlichen FAIRTRADE-Textilstandard, der derzeit (Stand Sommer 2015) noch in Entwicklung ist: www.fairtrade-deutschland.de/ top/nachricht/article/fairtradetextilstandard/.

greift verstärkt auf nachhaltige Produkte zurück. Schließlich will der Konsument wissen, woher das Produkt kommt, für das er bezahlt – nicht zuletzt wegen der oftmals katastrophalen Umstände in der Baumwollproduktion sowie in der Textilindustrie vieler Länder. Mehrwert mit FAIRTRADEcertified Cotton Auf der ganzen Welt sind etwa 100 Millionen Haushalte in 70 Ländern an der Produktion von Baumwolle beteiligt. Baumwolle ist besonders für die Menschen in West- und Zentralafrika, in Indien, Pakistan und Zentralasien eine wichtige Einnahmequelle. Der Baumwollpreis wird allerdings durch Subventionen der nördlichen Produktionsländer künstlich tiefgehalten. Daher fokussiert FAIRTRADE auf die Baumwoll-Kleinbauernfamilien in sogenannten Entwicklungsländern. Durch den Verkauf über

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Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet im Rogner Bad Blumau, soziale Verantwortung zu übernehmen, respektvoll mit der Natur und ihren Ressourcen umzugehen und das eigene Tun kritisch zu hinterfragen – all das vereint sich in der Besonderheit von FAIRTRADE-Baumwollprodukten. Die FAIRTRADE-Baumwolle erfüllt unseren hohen Qualitätsanspruch, dem wir uns nach klar definierten, höchsten Kriterien gerne stellen.

Qualität, die man auf der Haut spürt, was besonders nach einem ausgiebigen Besuch in unseren heißen Thermalquellen wichtig ist. Wir wollen hochwertige Materialien mit gutem Gewissen und hohem Tragekomfort. Es ist ein gutes Gefühl, selbst einen wertvollen Beitrag leisten zu können.

KR Robert Rogner, Geschäftsführer Rogner Bad Blumau

Um auch die Bedingungen in der Weiterverarbeitung zu verbessern, unterstützt FAIRTRADE die umfangreichen Aktivitäten verschiedenster lokaler und internationaler NGOs, die gezielt Menschen- und Arbeitsrechtverletzungen in Fabriken der Bekleidungsindustrie aufzeigen. Weitere Informationen dazu unter www.cleanclothes.at/ oder www.fairwear.org/. ···················································


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Baumwoll-Zeitung FAIRTRADE Österreich

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Baumwoll-Zeitung FAIRTRADE Österreich

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Steigende Produktionskosten, hohe Schulden und Preisdruck treiben jedes Jahr Tausende indische Baumwollbäuerinnen und -bauern in den Selbstmord. Der FAIRTRADE-Partner Chetna Organics bietet mit biologischem Anbau und Fairem Handel eine Alternative. Wenn sich die Baumwollfelder weiß färben und die Erntezeit ansteht, beginnt für viele Baumwollbäuerinnen und -bauern eine unsichere Zeit. Denn Jahr für Jahr müssen Abnehmer gefunden und Preise neu verhandelt werden. Diesen Druck kennt auch Narottam Pradhan. Jahrelang musste der indische Kleinbauer zittern, genug Geld für seine Baumwolle zu bekommen. Doch dann schloss er sich der FAIRTRADE-zertifizierten Chetna Organic Farmers Association an. Das hat ihm viele Vorteile gebracht, denn jetzt geben ihm die FAIRTRADE-Standards mehr Sicherheit. Sie garantieren den Bäuerinnen und Bauern einen Mindestpreis für ihre Baumwolle. Das sichert nicht nur das Einkommen, sondern ermöglicht auch eine langfristige Planung. Narottam Pradhan ist froh über seine Entscheidung: FAIRTRADE ist ein transparentes System. Die Genossenschaft ist Teil eines großen Netzwerks, das sich für eine selbstbestimmtere Wirtschaftsweise stark macht.

Übermächtige Konkurrenz durch Subventionen Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Verhandlungsposition der Bäuerinnen und Bauern wird immer schwieriger. In den letzten Jahren wird mehr Baumwolle produziert, als verarbeitet werden kann. Mitverantwortlich dafür sind auch Industrieländer wie die USA, China oder die EU-Staaten. Denn sie subventionieren den eigenen Baumwollanbau in großem Stil. Allein in den letzten zehn Jahren sind mehr als 31 Milliar-

den Dollar an Unterstützung geflossen. Vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern bekommen dieses Ungleichgewicht zu spüren. Oft müssen sie sich den billigen Preisen anpassen, auch wenn sie davon kaum leben können. Indien ist nach China der zweitgrößte Baumwollproduzent und für knapp ein Fünftel der weltweiten Produktion verantwortlich. Schon vor 6000 Jahren wurde die Pflanze auf dem Subkontinent kultiviert. Heute können oder wollen immer mehr Baumwollbäuerinnen und -bauern im Land nicht länger unter den harten Bedingungen produzieren. Doch längst nicht alle finden einen positiven Ausweg aus ihrer misslichen Lage. Besonders dramatisch ist die Situation in Zentralindien. Dort treiben Verzweiflung und Ausweglosigkeit jährlich bis zu 20.000 Bäuerinnen und Bauern in den Selbstmord. Umweltbelastung Baumwollanbau Schuld daran sind nicht nur die geringen Preise. Auch steigende Kosten für Saatgut und Pestizide erschweren eine gesicherte Produktion. Die Bäuerinnen und Bauern müssen für die Anschaffung oft Kredite aufnehmen, die sie nur schwer oder gar nicht zurückzahlen können. Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat die Verwendung von genmanipuliertem Saatgut. Etwa 90 Prozent aller Baumwollpflanzen in

Baumwollfeld in voller Blüte Indien sind gentechnisch verändert. Was zu Beginn Produktionssteigerungen verspricht, hat langfristig fatale Folgen. Denn anders als herkömmliches Saatgut kann Gensaatgut nur einmal verwendet werden. Jedes Jahr muss neues Saatgut gekauft werden. Auch die versprochene Immunität gegenüber Schädlingen ist oft nur von kurzer Dauer. Im Gegenteil: Im Lauf der Zeit

können die Pflanzen sogar anfälliger werden. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es schließlich neuer Pestizide. Keine andere Kulturpflanze benötigt so große Mengen von Agrochemikalien wie Baumwolle. So werden vier Prozent der weltweiten Anbaufläche für Baumwolle genutzt, aber elf Prozent aller Pestizide dafür verwendet. Und die Pflanzen schlucken Unmengen an Wasser. Um ein T-Shirt herzustellen, braucht man im Schnitt 2.700 Liter Wasser. In regenarmen Region führt das immer wieder zu Wasserknappheit. Partnerschaft auf Augenhöhe Doch es gibt Initiativen, die dieser Entwicklung entgegenwirken möchten. Eine davon ist die Organisation Chetna Organics in Indien. Sie arbeitet mit FAIRTRADE zusammen und setzt sich seit 2004 für fairen und ökologischen Baumwollanbau ein. Bei der Gründung vor zehn Jahren haben sich 230 Bäuerinnen und Bauern Chetna angeschlossen, mittlerweile unterstützt die Organisation 36.000. Die Mitglieder sind in Kooperativen organisiert und können so auf Augenhöhe ihre Interessen besser vertreten. Viele Regionen, in denen Chetna tätig ist, sind von der Krise am Baumwollmarkt besonders betroffen. In diesen Gebieten hat der Baumwollanbau auch deshalb eine lange Tradition, weil das Klima dort einen natürlichen Anbau ermöglicht und die Felder fast ausschließlich mit Regenwasser bewässert werden können. Faire, umweltfreundliche und gentechnikfreie Alternative Mittlerweile sind knapp 10.000 Betriebe, die Chetna betreut, biozertifiziert. Sie arbeiten komplett ohne den Einsatz von Pestiziden oder gentechnisch verändertem Saatgut. Der Bauer Radha Kanta Sahu war der Erste in seinem Dorf, der auf biologischen Anbau umgestiegen ist. Nach und nach haben es ihm die anderen gleichgetan. Er erinnert sich ungern an die Zeit davor: „Früher haben wir viel mit Spritzmitteln gearbeitet, da sind manchmal sogar Ziegen und Kühe im Dorf gestorben, weil sie von den Pestiziden krank geworden sind.“ Seit einiger Zeit gibt es im Ort nur noch Biobäuerinnen und -bauern. Seitdem sind keine derartigen Fälle mehr bekannt. Chetna setzt allerdings nicht nur auf gentechnikfreies Saatgut und biologischen Anbau, sondern auch auf faire Arbeitsbedingungen. Doch die Situation am Weltmarkt ist alles andere als leicht. Denn die Nachfrage nach Bio- und FAIRTRADE-Baumwolle ist immer noch relativ gering. Aktuell stammt nicht einmal ein Prozent der weltweiten Baumwolle aus biologischem Anbau. Und die FAIRTRADE-Produktion weltweit ist letztes Jahr sogar leicht zurückgegan-

In Versammlungen entscheiden die Bäuerinnen und Bauern gemeinsam über die Verwendung der Prämie. gen. Dennoch konnten die Bäuerinnen und Bauern in Indien mehr FAIRTRADEBaumwolle verkaufen als im Jahr zuvor. Zwei Drittel der fair gehandelten Baumwolle auf der Welt stammen von dort. Dennoch könnte weit mehr verkauft werden. Denn noch immer ist die Nachfrage nach fair gehandelter Baumwolle geringer als die angebotene Menge an FAIRTRADE-Fasern. Das bedeutet, dass die Bäuerinnen und Bauern die restliche Baumwolle unter herkömmlichen Bedingungen verkaufen müssen. Bei Chetna können etwa 40 Prozent der Baumwolle als FAIRTRADE-Baumwolle verkauft werden. Geht es nach den Verantwortlichen von Chetna, soll dieser Anteil weiter steigen. Stärkung der Produzentengruppen Um die Bäuerinnen und Bauern bei ihrer Arbeit zu unterstützen, bietet die Organisation Weiterbildungen an. In den Schulungen geht es auch darum, wie ökologisch und gleichzeitig effizienter angebaut werden kann – ein Ansatz, der im wahrsten Sinne des Wortes Früchte trägt. In der Region Odisha etwa konnten Bäuerinnen und Bauern innerhalb von drei Jahren fast dreimal so viel

Baumwolle ernten, ohne neues Land kaufen zu müssen. Wer durch den kleinen indischen Ort Thimra fährt, sieht, dass Chetna aber nicht nur auf Baumwollanbau setzt. Entlang der Straße wachsen neben weißen Baumwollpflanzen auch Linsenpflanzen mit gelben Blüten. Sie sind Teil des Prinzips von Chetna. Die Bäuerinnen und Bauern sollen nicht nur vom Baumwollanbau abhängig sein. Deswegen werden hier auch Obst und Gemüse gepflanzt. Die Erträge können entweder selbst verwendet oder verkauft werden. Bei der Umsetzung dieser Strategie hilft FAIRTRADE. Denn mit der erworbenen FAIRTRADE-Prämie haben die Kooperativen Saatgut gekauft und an die Bäuerinnen und Bauern verteilt. Und das ist nur eine Maßnahme, die durch die zusätzlichen Mittel finanziert werden konnte. Bei einem anderen Projekt haben die Dorfbewohner einen Grund gekauft, auf dem Saatgut produziert werden kann. Das soll die Anschaffungskosten weiter reduzieren. Die Entscheidung, wofür die FAIRTRADEPrämie eingesetzt wird, wird durch die Kooperative selbst demokratisch bestimmt.

(Text: Daniel Willinger) Wichtig ist nur, dass das Geld nachhaltig eingesetzt wird. Und das muss nicht immer in der Landwirtschaft sein. In einem Dorf haben die Bäuerinnen und Bauern Fahrräder gekauft, damit die Kinder den weiten Schulweg schneller zurücklegen können. Die Hände von Prem Shila sind von der Arbeit gezeichnet. Auf ihrer Haut sind Kratzspuren von den Baumwollpflanzen zu erkennen. Die Erträge aus der Ernte ihres Mannes reichen nicht zum Leben, deswegen pflückt sie seit 18 Jahren Baumwolle für andere. Baumwollpflückerinnen und -pflücker wie sie arbeiten oft unter schlechten Bedingungen. Ihr Einkommen ist gering, auch wenn der Staat einen Mindestlohn festgesetzt hat. Dabei ist die Arbeit alles andere als einfach. Denn die Temperaturen auf den Feldern sind heiß, Schatten ist rar, und die Baumwollpflanzen sind kratzig. Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind durch die biologische Philosophie von Chetna zwar nicht länger den Pestiziden ausgeliefert, mit denen sie im herkömmlichen

Weiche Faser, harte Arbeit – Prem Shila bei der Arbeit auf dem Baumwollfeld.

Anbau ständig in Berührung kommen würden, dennoch ist es noch ein weiter Weg, um auch die Situation der saisonalen ArbeiterInnen auf Baumwollfeldern nachhaltig zu verbessern. Baumwollanbau ist harte Arbeit. Mehr als 100 Millionen Menschen hängen weltweit davon ab, ein großer Teil davon in Indien. FAIRTRADE und Organisationen wie Chetna machen ihre Arbeit vielleicht nicht leichter, aber sie geben den Menschen eine Perspektive und die Möglichkeit, von ihren Erträgen zu leben. Mehr zu Chetna: www.chetnaorganic.org.

© Fairtrade International

Alle Fotos Seite 2 und 3: © Vipul Kulkarni

Der Kampf gegen die Baumwollkrise

Mehr Wissen schafft qualifizierte und verlässliche Handelspartner.

Beim Entkernen werden Samen und Fasern getrennt. Die entkernten Fasern werden danach in einer mechanischen Presse für den Export zu extrem dichten Ballen gepresst.

Zusätzliches Einkommen zum Wohle der Familien und deren Gemeinschaft

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FAIRTRADE-PRÄMIE AN BAUMWOLLKOOPERATIVEN IM JAHR 2013

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Faire Mindestpreise als Sicherheitsnetz gegen Marktschwankungen

FAIRTRADE-BAUMWOLLKOOPERATIVEN WELTWEIT

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DER FAIRTRADEZERTIFIZIERTEN BAUMWOLLPRODUZENTENORGANISATIONEN SIND AUCH BIO-ZERTIFIZIERT


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