Die Abenteuer der Ferienmaus

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KURT WASSERFALL

DDER IE A BENTEUER FERIENMAUS ILLUSTRATIONEN ANNE VOLLMERT



KURT WASSERFALL

DDER IE A BENTEUER FERIENMAUS ILLUSTRATIONEN ANNE VOLLMERT

Verlag 路 Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland e.V.


IMPRESSUM 1. Auflage November 2005 © 2005 by Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland e.V., Poststraße 7, D-57392 Schmallenberg Alle Rechte vorbehalten!

Text: Kurt Wasserfall, Schmallenberg-Jagdhaus Illustrationen: Anne Vollmert, Schmallenberg Layout & Druckabwicklung: Glade Druck, Schmallenberg ISBN 3-980 8413-2-4


INHALT Warum die Ferienmaus Ferienmaus heißt

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Der wasserscheue Hund

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Ein Looping für die Maus

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Höhlenmonster mit Wolfsgeheul

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Der Supersprung

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Im tiefen dunklen Wald

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Schlitten ahoi

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WARUM DIE FERIENMAUS FERIENMAUS HEISST Die Ferienmaus war eine ganz besondere Maus, aber äußerlich sah man ihr das nicht an. Sie sah aus wie jede Maus, ein bisschen mit grau braunem Fell, eine kleine Spitznase, zwei große aufmerksame Ohren, Mausepfoten, auf denen sie leise huschen konnte und mit einem Mauseschwanz, der sich kringeln konnte. Das Besondere steckte in ihr. Es war so, als hätte sie ein Stück von der Sonne verschluckt. Das ist schon verrückt und kommt selten vor. Mit diesem Stückchen Sonne war die Maus immer vergnügt. Sie hatte immer gute Laune. Manchmal hatte sie auch schlechte Laune, aber das ging so schnell vorbei, dass es fast nicht zählte. Sie freute sich über fast alles, nur nicht über verschimmelten Käse. Ihr bester Freund, der Hund Hugo, konnte sie nie ärgern. Und wenn, dann vertrug sie sich ganz schnell wieder mit ihm. Die beiden Hühner, die so gerne im Apfelbaum hockten und über alle möglichen Leute herzogen, die fand die Maus meistens lustig und ein bisschen dumm. Aber das war schon wieder zum Lachen und also auch recht angenehm.

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„Du hast wirklich ein sonniges Gemüt“, sagte der Hund Hugo einmal zur Maus. „Genau!“ sagte die Maus. „Ich fühle mich so, als hätte ich immer Ferien.“ „Wow!“ sagte der Hund Hugo. „Keine Schule? Kein Ärger? Keine Bauchschmerzen? Niemals schlechte Laune? Nie Angst oder Sorgen?“ „Nie“, sagte die Maus. „Nie, nie, nie!“ „Klasse!“ Der Hund Hugo legte die Stirn in Falten und nach einer längeren Pause meinte er: „Dann solltest du dich Ferienmaus nennen. Wie findest du das?“ „Ferienmaus?“ fragte die Maus. „Klar, Ferienmaus“, sagte Hugo. „Das passt zu dir, wie die Faust aufs Auge.“ „Stimmt“, sagte die Maus. „Wo du Recht hast, hast du Recht.“ Und von dem Tag an nannte sich die Ferienmaus einfach Ferienmaus. Und alle fanden das gut.

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DER WASSERSCHEUE HUND An einem wunderschönen Sommertag lag die Ferienmaus auf einer grünen Wiese im Schmallenberger Sauerland. Sie blickte in den Himmel und träumte vor sich hin. Federwölkchen zogen über den blauen Himmel und am Waldrand rauschte ein kleines Flüsschen, das war die Latrop. Die Ferienmaus blinzelte ins Sonnenlicht, dann sagte sie: „Heute habe ich so richtig Lust auf ein Abenteuer.“ Das Abenteuer sollte sehr gefährlich werden. Ein Floßabenteuer sollte es werden. Das war genau das Richtige für diesen wunderschönen Tag. Zuerst brauchte sie ein Floß. Schnell holte sie Werkzeug, Seile, Schrauben, Äste, Luftballons und einen Besenstiel. Daraus baute sie das Floß. Als der Hund Hugo auf die Wiese kam und das Floß sah, sagte er bewundernd: „Wow! Das sieht ja toll aus!“ „Ja“, sagte die Ferienmaus. „Ich bin total stolz darauf.“ „Und was soll das sein?“ fragte Hugo. „Das sieht man doch“, sagte die Ferienmaus empört. „Ich nicht“, sagte Hugo und rieb sich die Augen. „Das ist ein Floß“, sagte die Ferienmaus. „Wow, ein Floß. Jetzt erkenne ich es auch“, sagte Hugo und starrte das Floß an. „Ich bin ja nicht blöd.“

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„Aber etwas fehlt“, meinte er nach längerem Nachdenken. „Was denn?“ „Das ist doch klar“, sagte Hugo. „Wo ist denn das Wasser?“ Die Ferienmaus blickte sich um. Natürlich, das Wasser! Daran hatte sie vor lauter Aufregung gar nicht gedacht. „Das ist kein Problem“, sagte sie zuversichtlich. „Da vorne ist doch die Latrop!“ „Tja“, meinte Hugo. „Vielleicht kann dein Floß ja fliegen? Wie ein Airbus A380? Wow!“ „Mach dich nur nicht über mich lustig“, sagte die Ferienmaus. „Ich werde schon eine Lösung finden.“

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Sie ging einmal um das Floß herum, dann ging sie anders herum um das Floß. Aber ihr fiel nichts ein. Hugo beobachtete sie und grinste vergnügt in sich hinein. Plötzlich blieb die Ferienmaus stehen und sagte: „Wir machen eine Wette. Wenn ich es schaffe, das Floß in die Latrop zu kriegen, dann…“ „Dann fahre ich freiwillig mit, obwohl ich kein Freund von Floßfahrten bin“, sagte der Hund Hugo. „Die Wette gilt“, sagte die Ferienmaus. Sie wusste ja, wie wasserscheu der Hund war. Für ein Floßabenteuer war der doch völlig ungeeignet. Aber wie sollte sie das schwere Floß zur Latrop kriegen? In dem Moment ertönte von der Landstraße ein seltsames Rauschen und Brausen, das näher und näher kam, dazwischen Gekreisch und Gelächter und lautes Gegacker. Ehe sich die Ferienmaus und Hugo versahen, winkte ihnen von der Straße der bunte Hahn zu, der mit seinen Lieblingshühnern einen Trip auf Rollerskiern gemacht hatte. „Hierher!“ schrie die Ferienmaus. „Kommt bitte zu mir!“ „Wir kommen!“ krähte der Hahn. Und schon standen Hahn und Hühner um das Floß herum, 10


und die Ferienmaus erklärte, worum es ging. Da übernahm der Hahn laut krähend das Kommando: „Alle Sommerski unter das Floß! Alle Hühner anheben! Auf die Skier! Und runter! Alle schieben! Über die Wiese! Zur Latrop! Achtung ein Maulwurfshügel! Vorsicht Ufer! Und runter! Achtung festhalten! Und loslassen!“ Mir nichts dir nichts war das Floß im Wasser. Hugo schimpfte innerlich. Ihm dämmerte langsam, dass er die Wette verloren hatte. Er musste abhauen. Und zwar sofort. Sonst musste er noch auf das dumme Floß! Gerade wollte Hugo verschwinden, da kreischten die Hühner: „Hugo muss auf dem Floß schwimmen. Juchhu!“ „Niemals!“ schrie Hugo. Aber schon packten sie ihn und schleiften ihn zum Fluss. Die Ferienmaus sprang aufs Floß, Hugo musste hinterher. Dann ließ der Hahn die Leine los, und das Floß trieb auf der Latrop davon. „Ich habe gewonnen“, jubelte die Ferienmaus. Der Hahn und die Hühner folgten mit ihren Skiern auf der Landstraße. Der Hund Hugo hatte sich flach hingelegt und 11


presste sich mit dem Rücken an den Mast, den Schwanz hatte er darum geknotet. Das Floß schaukelte etwas. Hugo hatte Angst. Er hatte fürchterliche Angst. Gleich würde das Floß kentern und er würde elendig ersaufen! Er schloss die Augen, er winselte leise. Das Floß schaukelte heftiger, und Hugo rutschte bis an die Floßkante. Gleich würden die Wellen über ihm zusammen schlagen, und er würde tiefer und tiefer sinken bis auf den Grund des Flusses. Dort würde ihn der Wassernök fangen und auffressen. In dem Moment knallte das Floß mit voller Wucht gegen einen Stein. Hugo wurde aufs Kiesbett am Ufer geworfen. Die Ferienmaus fiel kopfüber ins Wasser und paddelte an Land. Lachend und prustend kam sie zum Hund und rüttelte ihn. „Ich bin ertrunken!“ jammerte Hugo. „Lass mich in Ruhe, ich bin mausetot!“ „So ein Quatsch“, sagte die Ferienmaus. Vorsichtig öffnete Hugo die Augen. Er war gar nicht im Wasser. Er war auch nicht ertrunken oder tot. Und auf der Landstraße schossen der Hahn und die Hühner um die Kurve und klatschten Beifall. „War doch gar nicht so schlimm“, sagte die Ferienmaus tröstend zum Hund. Der Hund Hugo sagte erstmal nichts. Er nahm sich aber felsenfest vor, schwimmen zu lernen. Bei allernächster Gelegenheit. 12


Und das FloĂ&#x;? Das trieb weiter und immer weiter. Bis in die Nordsee. Und vielleicht treibt es bis zum SĂźdpol.

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EIN L OOPING FÜR DIE MAUS Eines frühen Morgens überbrachte der Hahn eine Nachricht, die versehentlich bei ihm gelandet war. „Ich bringe eine E-Mail für die Maus. Die Ferienmaus hat gewonnen. Ich gratuliere!“ Die Ferienmaus verstand nicht gleich, was der Hahn meinte. Und auch nachdem ihr der Hahn das mit dem Preisausschreiben erklärt hatte, kapierte die Ferienmaus noch immer nicht, worum es ging. „Was hat die Ferienmaus denn gewonnen?“ wollten die beiden Hühner wissen. „Das weiß ich leider nicht“, sagte der Hahn. „Da ist mir der Computer abgestürzt.“ „Aha“, meinten die Hühner. Von Computern hatten sie keine Ahnung. Plötzlich fiel der Ferienmaus etwas ein. Hatte sie nicht im Supermarkt bei einer Verlosung mitgemacht? Und war da nicht ein knallroter Ballon gewesen? Die Ferienmaus wurde kreidebleich. Natürlich! Ihr fiel alles wieder ein. Der erste Preis war schrecklich. „Ach“, sagte die Ferienmaus. „Ich hab da einmal so 14


irgendwie mitgespielt. Aber das war nichts.“ „Wie, das war nichts?“ riefen die Hühner. „Der erste Preis war Werbeschrott“, sagte die Ferienmaus. „Was ist denn Werbeschrott?“ fragte Hugo. „Na ja, eben das, was keiner braucht“, sagte die Ferienmaus. Sie drehte sich um und verschwand schnell im Haus. Sie warf sich aufs Bett. Ihr war vor Schreck übel geworden. Der erste Preis war ein Flug über das Schmallenberger Sauerland. In einem Ballon. Vom Flugplatz Rennefeld aus. Nur leider, leider litt sie unter Flugangst. Schrecklicher Flugangst. In dem Moment klopfte es und Hugo der Hund stürmte herein. „Du stehst in der Zeitung!“ jubelte er und schwenkte die Tageszeitung. „Sogar mit Foto! Du bist die Siegerin, super!“ Die Ferienmaus war fassungslos. 15


Am besten stellte sie sich tot. Doch Hugo ließ sie nicht. „Hey du!“ rief er begeistert. „Ein wunderschöner Heißluftballon, wow! Und du im Korb darunter, wow! Und ich sehe es mir von unten an, wow!“ Die Ferienmaus drückte ihre Augen noch fester zu. „Ich bewundere dich“, sagte Hugo. „Dieser Korb, in dem du hockst, hängt nur an drei dünnen Stricken. Und darunter ist nichts als Luft. Hunderte von Metern tief, wow!“ Er machte eine andächtige Pause, dann sagte er voller Hochachtung: „Du bist wirklich die mutigste Freundin, die ich je hatte.“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Stell dir mal vor, wenn die Stricke reißen? So ein Ballon ist nicht ungefährlich. Ich würde mich das nie trauen.“ „Sei still“, sagte die Ferienmaus. „Halt bloß deine Hundeklappe.“ Aufgeregt kamen die Hühner ins Zimmer und wollten wissen, was die Maus anziehen würde. „Du brauchst einen Fliegerdress, einen Helm und eine Fliegerbrille.“ „Brauchst du auch einen Fallschirm?“ wollte Hugo wissen. Aber da sprang die Maus aus dem Bett und jagte ihre Freunde hinaus. Niemals würde sie in die Luft gehen! Und einen Fallschirm brauchte sie auch nicht! Der große Tag war ein Samstag. Alle begleiteten die 16


Ferienmaus zum Flugplatz Rennefeld, wo ein buntes Fest stattfand. Die Ferienmaus musste nach vorn zur Tribüne kommen. Die Musik wurde leiser und die Moderatorin begrüßte die Ferienmaus. Alle klatschten. Die Ferienmaus zitterte vor Angst. Hugo stand neben ihr. „Du musst mich retten“, sagte sie leise zum Hund. „Ich habe Flugangst. Ich sterbe, wenn ich in die Luft muss.“ „Wow!“, sagte Hugo. Seine beste Freundin hatte Flugangst, das fand er sehr erstaunlich. Sie zitterte richtig vor Angst. Und war käsebleich. Sie sah wirklich elend aus. Dabei war sie doch noch gar nicht in der Luft. „Vielleicht kannst du ja für mich den Preis bekommen?“ fragte die Ferienmaus hoffnungsvoll. 17


„Bloß nicht!“ wehrte Hugo ab. „Das ist doch dein Preis.“ „Sag, ich hätte die Pest oder so“, schlug die Ferienmaus vor. Aber Hugo schüttelte den Kopf: „Das glaubt doch keiner.“ „Oder sag, ich wäre von einem Tiger gekidnappt.“ „Du hast ja einen Vogel“, meinte Hugo dazu. Plötzlich kamen die beiden Hühner angerannt und schrien: „Da ist sie ja!“ Dann schleppten sie die Ferienmaus zur Startbahn. Bei einem Doppeldecker blieben sie stehen. Die Moderatorin verkündete: „Dies ist der besondere Preis für die Ferienmaus: Sie wird nicht in einem Ballon fliegen, sondern mit Mr. Diabolo, dem Teufelskünstler der fliegenden Kisten! In seinem Oldsmobildoppeldecker, Jahrgang Anno 1952, wird er mit der Maus zusammen eine Kunstflugshow vorführen, die an Verwegenheit und Risiko in nichts zu überbieten sein wird!“ Das verschlug allen die Sprache. Am meisten der Ferienmaus. Gnadenlos stopften die beiden Hühner sie auf den Rücksitz des Doppeldeckers und schnallten sie fest. Mr. Diabolo 18


machte sich für den Start bereit. Der Propeller sprang an und das Publikum klatschte. Dann hieß es: Start frei für Mr. Diabolo und die Ferienmaus. Die Ferienmaus biss die Zähne aufeinander, schloss die Augen und machte sich stocksteif. Sie spürte ein Vibrieren. Sie hörte ein Knattern und aufgeregte Rufe. Ihr Sitz wackelte, sie fühlte sich nieder gepresst und gerüttelt wie in einer Waschmaschine. Jetzt wird das Ding explodieren, dachte sie. Doch das Schütteln hörte plötzlich auf und die Ferienmaus spürte gar nichts mehr. Sie hielt den Atem an. Nichts geschah. Sie hielt den Atem noch länger an. Wieder geschah nichts. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie in der Luft war. Sie flog schon! Jeden Moment konnte sie abstürzen! Sie musste an den Computer vom Hahn denken, der war auch abgestürzt. 19


‚Hier ruht die Maus in Frieden aus’, würde auf ihrem Grabstein stehen. Ein kalter Wind pfiff ihr um die Ohren. Sollte ich nicht wenigstens ein Auge öffnen, bevor ich abstürze? fragte sich die Ferienmaus plötzlich. Irgendwie war sie neugierig geworden, trotz ihrer Flugangst. Zuerst öffnete sie das linke Auge, ein ganz klein wenig. Und dann das rechte. Dann blickte sie vor sich und erstarrte vor Schreck. Denn in dem Augenblick zog der Doppeldecker in einer Linkskurve nach oben, so dass sich die Erde zur Seite neigte und die Ferienmaus plötzlich den Schäferhof in Jagdhaus schräg über sich sah. Wie entsetzlich!


Plötzlich drehte sich alles, Wälder und Hügel und tiefblaue Seen. Das Flugzeug schraubte sich in den Himmel hinein, kleiner und immer kleiner wurden Wälder und Berge. Der Ferienmaus gefiel es immer besser. Und wenn schon, sagte sie sich. Ich will zumindest sehen, wie wunderschön alles von oben aussieht. All diese glitzernden Bäche und Flüsse und Seen, die ein silbernes Muster in die Landschaft zaubern. Wie ist das wunderbar! Und dann dachte sie: Das ist alles nur für mich, weil ich so mutig bin! „Flugangst kenne ich nicht mehr“, sagte die Ferienmaus später, nachdem sie gelandet war und mit dem Hund allein war. „Fliegen ist einfach klasse.“ „Beim nächsten Mal fliege ich mit“, sagte Hugo. „Einverstanden?“ „Einverstanden“, sagte die Ferienmaus. Und Pfote in Pfote gingen sie stolz davon.

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HÖHLENMONSTER MIT WOLFSGEHEUL Die Ferienmaus wollte in den Wald. „Allein in den Wald?“ riefen die beiden Hühner, die auf dem Zaun saßen. „Ist das nicht gefährlich?“ „Ich hab keine Angst“, sagte die Maus. „Du kennst den Wald nicht“, gackerte das eine Huhn. „Da gibt es wilde Tiere, Habichte und so.“ „Der Höhlenwolf wird dich fressen“, gackerte das andere Huhn. Ach was, dachte die Ferienmaus, denen werde ich es zeigen. Sie wanderte los. Ein Bächlein rauschte neben dem Weg und das Sonnenlicht glitzerte im Wasser. Die Ferienmaus war super vergnügt und pfiff ein Liedchen. Der Weg wurde steiler, die Bäume standen dichter und das Tal wurde immer enger. Plötzlich hörte die Maus ein Geräusch. „Uaaaaah!“ Sie erstarrte. „Uaaaaaah!“ Noch lauter, richtig schrecklich. Was war das? Etwa ein Wolfsgeheul? 22


Die Ferienmaus bibberte ein bisschen vor Angst. „Uiiiiiij!“ jaulte das Geheul. „Ujijijiiii!“ klang es fürchterlich. Das gab der Ferienmaus den Rest. Sie machte einen Salto rückwärts, kugelte über eine Wurzel und rannte davon. Zurück zu den beiden Hühnern. „Wohin so eilig?“ fragte das eine Huhn. „Ein Monster!“ schrie die Maus. „Im Wald haust ein Höhlenmonster.“ „Das haben wir doch gleich gesagt“, sagten die Hühner. „Der Wald ist viel zu gefährlich für kleine Mäuse.“ Die Maus verkroch sich in ihr Zimmer bis unter die Bettdecke, und die Hühner brachten ihr zur Beruhigung eine Tasse Kakao.

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Am nächsten Tag nach dem Frühstück verkündete die Maus: „Ich gehe wieder in den Wald. Ich will das Monster besiegen, so!“ Sie musste einfach herausfinden, was da so schrecklich gejault hatte. Schon allein, um den beiden Hühnern zu beweisen, wie mutig sie war. Bis zur alten Buche kam sie, da ertönte wieder das grässliche Gestöhn. „Uaaaaah!“ Diesmal hatte die Maus vorgesorgt. Sie steckte sich Wattekugeln in die Ohren, und schon konnte sie das Geheul nicht mehr hören. Sie schlich bis zum Höhleneingang. „Ijijijiiih!“ jaulte es aus dem Höhlenschlund. Die Ferienmaus nahm all ihren Mut zusammen und blickte direkt in die Höhle. Da schoss plötzlich ein Ungetüm aus der Höhle, es riss die Ferienmaus um. Sie rappelte sich mühsam wieder auf. Was war denn das gewesen? Ein Ungetüm! Ob sie es verjagt hatte? Aber für heute hatte die Ferienmaus genug und ging nach Hause. Stolz verkündete sie den beiden Hühnern: 24


„Ich habe das Höhlenmonster besiegt!“ Die beiden Hühner starrten sie zweifelnd an. „Ich bin zur Höhle gegangen und habe geschrieen: Alle Monster raus hier! Und da ist es einfach abgehauen, jawohl.“ Das war zwar nicht die reine Wahrheit, aber die Hühner bekamen trotzdem Respekt vor der Ferienmaus. Am nächsten Tag nahm die Ferienmaus ihre Taschenlampe und ging wieder in den Wald. Als sie in die Nähe der Höhle kam, ertönte dumpfes Gejaule. „Uuuuuuuuh!“ Der Ferienmaus lief es eiskalt den Rücken herunter. Das Monster war in seine Höhle zurückgekehrt. Doch irgendetwas war anders an dem Geheul. „Auuuah!“ Das klang ja eher ein bisschen jämmerlich, oder? Die Ferienmaus schlich näher heran, knipste die Taschenlampe an und leuchtete in die Höhle. Da hockte das Höhlenmonster und… Es weinte.

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Und dann erkannte die Ferienmaus das Monster. „Du bist das?“ sagte sie. „Warum machst du so ein Geschrei?“ „Auuuauah!“ Es war Hugo der Hund. „Was ist denn los?“ fragte die Ferienmaus. „Aua!“ jammerte Hugo. „Ich hab Zahnschmerzen.“ Die Ferienmaus konnte es nicht fassen. Wenn Hugo Zahnschmerzen hatte, sollte er zum Zahnarzt gehen. „Zeig mal“, sagte sie und leuchtete ins Hundemaul. Ein Backenzahn war schwarz wie die Nacht. „Kein Wunder, dass du Schmerzen hast. Der Zahn muss raus!“ „Auauaua!“ jaulte Hugo wie eine Sirene auf. „Ich hab eine Idee“, sagte die Ferienmaus. „Vielleicht kriegen wir das auch so hin.“ Und dann rannte sie weg und baute oben am Waldrand etwas auf. Dazu brauchte sie ein Bettlaken, ein Gummiseil, eine Regentonne, einen Angelhaken und eine feste Schnur, dazu Schrauben, Zahnräder, Hebel, Rollen, viele Nägel und einen Hammer. Als sie fertig war, rieb sie sich vergnügt die Hände und ging pfeifend zum Hund, der immer noch 26


in der Höhle laut vor sich hinheulte. „Komm mit!“ befahl die Ferienmaus. „Ich hab dir eine Maschine gebaut.“ „Aua!“ jammerte Hugo und ging mit. Auch die Hühner kamen neugierig zum Waldrand und bestaunten die sonderbare Maschine. „Was ist, aua, das?“ fragte Hugo und beäugte misstrauisch das Wunderding. „Es sieht aus wie ein Segelschiff im Sägewerk“, meinten die Hühner kritisch. „Mach das Maul auf“, sagte die Ferienmaus und zog hinter ihrem Rücken einen großen Angelhaken mit einer langen Schnur hervor. „Warum, aua, das denn?“ fragte Hugo. „Weil das eine Zahnziehmaschine ist“, verkündete die Ferienmaus stolz. „Ich bohre dir den Angelhaken in den faulen Zahn und du kletterst auf den Baum. Wenn du oben bist, springst du hier in das Betttuch, es ist mit einem Gummiseil gespannt. Ich mach das Gummi los und du 27


wirst wie mit einem Katapult in die Luft geschleudert. Wenn du den höchsten Punkt erreicht hast, zieh ich an der Schnur, und spätestens, wenn du wieder landest, ist der Zahn draußen.“ „Bravo, bravo“, riefen die beiden Hühner. „Das wird ein schönes Spektakel, wenn du wie eine Feuerwerksrakete durch die Luft fliegst. O wie aufregend!“ „Und wo bitte soll ich landen?“ fragte Hugo. Die Ferienmaus zeigte auf die Regentonne. „Genau da drin. Ich hab sie mit Wasser gefüllt.“ „Wie wunderbar!“ riefen die beiden Hühner.

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„Es wird ordentlich spritzen, herrlich!“ „Aua!“ schrie Hugo. „Ich will aber nicht.“ „Du hast gar keine andere Wahl“, meinte die Ferienmaus und spannte schon mal das Gummiseil. Hugo hörte plötzlich mit dem Geheul auf und betrachtete die Hundezahnziehmaschine sehr genau. Er sah den spitzen Angelhaken, den die Maus drohend hoch hielt. Er sah auch die beiden Hühner, die voller Schadenfreude grinsten, da sagte er langsam: „Ihr seid gar nicht nett.“ Und nach einer Pause sagte er: „Ich geh doch lieber zum Zahnarzt.“ „Tja“, meinte die Ferienmaus. „Das kann ich verstehen.“ „Wirklich schade“, meinten die beiden Hühner. „Wir hätten dich so gerne durch die Luft sausen sehen.“ „Ihr seid richtig gemein“, sagte Hugo. „Wir haben nie Zahnschmerzen“, gackerten die Hühner wie verrückt. „Wir haben nämlich gar keine Zähne!“ Darüber lachten sie sich halbtot, Hugo fand das gar nicht witzig. „Ich geh mit dir zum Zahnarzt“, sagte die Ferienmaus. Hugo tat ihr echt leid. „Danke“, sagte Hugo. „Du bist eine richtige Superfreundin.“ Die Ferienmaus nickte: „Ich bin ziemlich stark und mutig. Der Zahnarzt kann dir gar nichts tun, ich passe auf.“ „Danke“, sagte Hugo noch einmal, und es ging ihm schon ein bisschen besser. 29


DER S UPERSPRUNG Die Ferienmaus besuchte ihren besten Freund den Hund. Der lag im Liegestuhl auf der Terrasse, knabberte an einem Marzipanknochen und war mit sich und der Welt zufrieden. „Dir geht es gut“, meinte die Ferienmaus. „Du hast alles, was du brauchst und bist glücklich.“ „Du etwa nicht?“ fragte Hugo. „Was fehlt dir denn? Möchtest du vielleicht ein Stück von meinem Marzipanknochen?“ „Nein danke. Ich mag kein Marzipan“, sagte die Ferienmaus und schwieg. „Also was ist los?“ fragte Hugo. „Irgendetwas fehlt dir doch, na sag schon!“ „Ruhm“, sagte die Ferienmaus. „Wie bitte?“ fragte Hugo. „Mir fehlt Ruhm“, sagte die Ferienmaus. „Berühmtheit, 30


von Millionen Menschen erkannt werden.“ „Was fehlt dir?“ Ungläubig starrte Hugo seine Freundin an. „Verstehst du denn nicht?“ rief die Ferienmaus und machte einen Hüpfer. „Ich will endlich prominent werden. Mir fehlt Star-Ruhm. Surrende Fernsehkameras, Mikrofone und Reporter. Fans, die mich bejubeln, wenn ich das Hotel verlasse. Autogrammjäger, die mich umlagern und bedrängen.“ „Hast du Fieber?“ fragte Hugo besorgt. „Vielleicht ist dir das Müsli nicht bekommen?“ „Willst du denn nicht so berühmt werden wie der Fernsehhund Rex?“ fragte die Ferienmaus. „Nein“, sagte Hugo. „Aber ich!“ rief die Ferienmaus aufgeregt. „Wie ein Fernsehhund?“ „Nein!“ sagte die Ferienmaus. „Ich will mindestens so berühmt werden wie die Maus aus der Sendung mit der Maus. So!“ „Ach so“, sagte Hugo. „Das schaffst du schon.“ Und er knabberte weiter an seinem Marzipanknochen. Nach einer Pause sagte die Ferienmaus: „Ich weiß auch schon wie ich berühmt werde.“ „Dann ist es ja gut“, meinte Hugo. „Ich werde eine Fernsehshow machen“, fuhr die Ferienmaus fort. „Mit einer super spektakulären Aktion.“ „Mit Speck was?“ fragte Hugo. 31


„Nichts mit Speck, sondern mit einer, mit einem...“ Der Ferienmaus fehlten die Worte. „Mit einem Wahnsinn eben“, sagte sie schnell. „Ach so“, sagte Hugo. Die Ferienmaus, fand er, war heute seltsam. Am besten ließ er sie in Ruhe. „Ich bin der Showmaster und du wirst der Held in meiner Show sein.“ „Ach nee“, sagte Hugo. „Ich brauche das nicht. Ich bin auch so zufrieden.“ „Hör doch erst mal, wie ich mir die Show vorstelle“, redete die Ferienmaus weiter. Und dann erklärte sie dem Hund, wie sie sich die spektakuläre Show gedacht hatte und welche Rolle Hugo darin spielen sollte. „Insider nennen das einen Superolli“, erklärte die Ferienmaus. Zuerst glaubte Hugo, die Ferienmaus habe nur Langeweile und deshalb sei sie auf so eine idiotische Idee gekommen. Dann meinte er, sie sei verrückt geworden. Danach vermutete er, dass die Ferienmaus völlig durchgeknallt sei. Einfach total neben der Spur. Und dann gefiel ihm die Idee immer besser. „Mitten im Sommer?“ fragte er. „Auf der St. Georg Schanze? In Winterberg? 32


Und RTL und Sat1 und der WDR kommen auch? Und ich bin die Hauptfigur?“ „Nur du kannst das“, sagte die Ferienmaus mit großer Bestimmtheit. „Und ich mache die Moderatorin. Und wir werden beide berühmt.“ „Oo ja“, sagte da Hugo. „Ich glaube, jetzt will ich auch weltberühmt werden.“ Dann begannen die Ferienmaus und der Hund ihren Plan umzusetzen. Sie schrieben E-Mails an die Fernsehsender, sie fuhren nach Winterberg und sahen sich die Skischanze an. Sie telefonierten mit der Westfalenpost und taten sehr geheimnisvoll. So geheimnisvoll, dass die Hühner beinahe platzten vor Neugierde. Aber die Ferienmaus und Hugo verrieten nichts. „Wartet es ab“, sagte Hugo. „Euch werden die Augen übergehen. Am Sonntag um 15 Uhr an der Skischanze.“ „O wir kommen bestimmt!“ riefen die Hühner. Aber sie konnten nicht herausfinden, was die Ferienmaus und Hugo vorhatten. „Vielleicht sollten wir Helmut fragen“, sagte das eine Huhn. „Helmut weiß immer alles.“ 33


„Und er wohnt fast in Winterberg“, sagte das andere Huhn. „Helmut ist überhaupt sehr nett und angenehm.“ „Und immer so schick angezogen“, meinte das eine Huhn und das andere gackerte zustimmend. Also besuchten die Hühner Helmut. Helmut war ein Schwarzstorch. Er lebte in einem Baumhaus in der Spitze einer tausendjährigen Buche auf dem Bremberg. Als die Hühner etwas mühsam die Strickleiter zu seiner Wohnung erkletterten, hörten sie Helmut singen. „Wie begabt er ist“, meinte das eine Huhn, das andere nickte, es war atemlos und konnte nichts sagen. Dann begrüßte sie Helmut und lud sie zu Tee und Froschschenkeln ein. Den Tee tranken die Hühner, die Froschschenkel überließen sie Helmuts dunkelrotem Schnabel. Die Hühner erzählten von dem Geheimnis, das Hugo und die Ferienmaus für den nächsten Sonntag vorbereiteten. Helmut wusste auch nicht, was das sein konnte, aber er versprach zu kommen. Sie verabredeten sich an der Winterberger Skischanze. 34


Am Sonntag um 15 Uhr standen Hugo und die Ferienmaus vor der St. Georg Schanze. Hugo trug einen Rucksack. Die Ferienmaus hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere und blickte sich suchend nach den Kamerateams und Übertragungswagen der Sender um. „Und du meinst wirklich, dass nichts passieren kann?“ fragte Hugo seine beste Freundin. Die nickte und sagte: „Klar doch, unten kommst du weich auf und rollst aus. Ganz einfach. Wo bleiben nur die Reporter?“ „Und das Millionenpublikum“, fügte Hugo hinzu. „Wir gehen schon einmal rauf“, meinte die Ferienmaus. Gemeinsam bestiegen sie die Betonstufen der Schanze, höher und höher. Dem Hund wurde mulmig zumute, je höher sie kamen. Er dachte an das Skateboard in seinem Rucksack und an seine Aufgabe. Als sie oben standen, hatten sie einen wunderbaren Rundblick über Winterberg und das Sauerland. Nur von den vielen Reportern und Kamerateams und all den Menschenmassen war nichts zu sehen. Dass die beiden Hühner und Helmut der Schwarzstorch unterhalb der Schanze in einer Tanne hockten, bemerkten Hugo und die Ferienmaus in ihrer Aufregung nicht. „Was haben sie nur vor?“ fragte das eine Huhn den Schwarzstorch. 35


„Hoffentlich machen sie keinen Unsinn“, meinte das andere Huhn. „Sie sind oft so.“ „Wie sind sie?“ fragte Helmut. „So unverantwortlich und blind“, meinte das Huhn. „Ich befürchte auch das Schlimmste“, sagte Helmut, als er sah, wie Hugo oben auf der Schanze das Skateboard aus dem Rucksack holte und über das Gitter kletterte, das die Schanzenbahn abschirmte. „Er will doch nicht etwa?“ gackerte das eine Huhn und das andere Huhn gackerte hinterher: „Doch er will wirklich da runter fahren.“ „Auf einem Brett mit Rädern!“, sagten die Hühner entsetzt. Hugo stieg auf sein Skateboard, die Ferienmaus gab ihm einen Schubs und schon brauste Hugo mit flatternden Ohren die Schanze hinunter, in einem irren Tempo. Er wurde schneller und schneller und kam an den Schanzentisch. Dann hob er ab und segelte in hohem Bogen durch die Luft. Das Skateboard landete in den Tannen. Und Hugo? Der hätte sich alle Knochen gebrochen, wenn nicht Helmut so blitzschnell reagiert hätte. Der Schwarzstorch nämlich stürzte von der Tanne 36


und schnappte mit seinem Schnabel den Hund im Flug. Helmut war wirklich super. Er flog eine Extrarunde mit dem Hund im Schnabel und landete sanft auf der Wiese neben der Schanze. „Da hast du aber Schwein gehabt“, meinte das eine Huhn, und das andere gackerte: „Beinahe hättest du eine Katastrophe erlebt.“ Der Hund Hugo sagte kein Wort. Ihm war noch ganz flau im Magen und seine Beine zitterten. Als die Ferienmaus dazu kam, war auch sie ziemlich kleinlaut, und die Hühner waren so klug, jetzt mal gar nichts zu sagen. Aber bevor Helmut wieder nach Hause flog, bedankten sich die Ferienmaus und Hugo bei ihm. Die Hühner aber brachten die Ferienmaus und den Hund nach Hause und kochten einen warmen Kakao. „Das wird euch aufmuntern“, sagten sie fürsorglich und ließen die beiden in Ruhe. 37


Als Hugo und die Ferienmaus allein waren, blickten sie sich lange an und hätten beinahe angefangen zu heulen, so elend fühlten sie sich. „Das war wohl nichts“, sagte Hugo schniefend. „Das hätte beinahe mein Leben gekostet.“ Und die Ferienmaus meinte: „Na ja, die Idee war schon ein bisschen blöd. Aber dass kein einziger


Reporter gekommen ist, das fand ich noch viel blöder.“ „Ach weißt du“, meinte Hugo nachdenklich. „Ich muss gar nicht so berühmt werden.“ „Ich auch nicht mehr“, sagte die Ferienmaus. „Wenn wir beide Freunde bleiben, ist das schon ganz gut. Oder?“ „Alles schon vergessen“, sagte Hugo und tat etwas, was er noch nie getan hatte. Er gab der Ferienmaus einen dicken Kuss auf die Mauseschnauze. Und da war auch die Ferienmaus wieder glücklich.

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IM

TIEFEN DUNKLEN

WALD

An einem friedlichen Sommertag saßen die beiden Hühner auf dem Ast eines Apfelbaumes und gackerten vor sich hin. „Ach, was geht es uns gut“, gackerte das eine Huhn und das andere antwortete: „Wie recht du mal wieder hast, meine Liebe.“ In dem Moment kam die Ferienmaus angerannt und blieb unter dem Ast stehen. Die Ferienmaus betrachtete die beiden Hühner sehr kritisch, dann sagte sie: „Wenn ihr nicht etwas für eure schlanke Linie tut, werdet ihr bald fett wie Schnepfen sein.“ Die beiden Hühner flatterten empört mit den Flügeln. „Hast du das gehört?“ gackerte das eine Huhn. „Fett wie Schnepfen hat sie gesagt“, gackerte das andere. „Genau!“ sagte die Ferienmaus. „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?“ fragten die Hühner schnippisch. „Eine Wanderung auf dem Rothaarsteig“, sagte die Ferienmaus und fügte hinzu: „Mit mir. Ich weiß auch schon, wo es langgeht.“ Triumphierend hielt sie eine Wanderkarte hoch. Die beiden Hühner spitzten die Schnäbel, sie waren sehr erzürnt. 40


„Mit dir wandern wir nicht“, sagte das eine Huhn. „Mit dir geben wir uns gar nicht erst ab“, echote das andere Huhn. Sie hüpften vom Apfelbaum und trippelten über die Wiese davon. „Dann eben nicht“, sagte die Ferienmaus und streckte ihnen die Mausezunge hinterher. Hugo kam vorbei. „Hör mal“, sagte die Ferienmaus. „Du solltest auch was für deine Linie tun und mit mir wandern. Du willst ja wohl nicht aussehen wie ein Rollmops.“ Hugo sah seine Freundin lange an, dann sagte er bedächtig: „Suchst du Streit oder was ist mit dir los?“ „Ich möchte gerne wandern und keiner will mit“, sagte die Ferienmaus, jetzt klang sie nicht mehr frech sondern eher kläglich. „Sag das doch gleich“, meinte Hugo. „Wandern finde ich cool. Ich komme mit, ich hole schnell meine Ausrüstung.“ Und weg war er. 41


Die Ferienmaus brauchte keine Ausrüstung. Sie nahm nur die Karte und ihre Armbrust mit. Hugo kam mit schwerem Gepäck. Er trug einen riesigen Rucksack, der bis oben voll gepackt war. Am Rucksack waren zwei Töpfe, eine Pfanne, ein Paar Ersatzstiefel und ein aufgerollter Schlafsack angebunden. „Was schleppst du denn da an?“ fragte die Ferienmaus. „Alles was man zum Wandern so braucht“, sagte Hugo und schwankte unter der schweren Last. „Ich brauche nur meine Armbrust“, sagte die Ferienmaus. „Wozu das denn?“ fragte Hugo. „Ich will etwas schießen“, sagte die Ferienmaus. „Wie ein Schütze aus Brabecke.“ „Das ich nicht lache“, sagte Hugo. Dann wanderten sie los. Hinein in den Wald, immer dem roten Wanderzeichen nach. Weil Hugo so schwer zu tragen hatte, 42


kamen sie nur langsam voran. Vor allem, wenn es bergauf ging, musste der Hund oft Pause machen und verschnaufen. Der Schweiß lief ihm von der Hundestirn und manchmal stöhnte er leise, weil seine Pfoten schmerzten. Aber die Ferienmaus nahm darauf keine Rücksicht, munter pfiff sie ein Liedchen und wanderte vergnügt dahin. Endlich kamen sie nach Jagdhaus. „Hier geht es lang“, sagte Hugo und zeigte nach rechts in den Wald. „Nein“, sagte die Ferienmaus, „das glaube ich nicht. Da vorne ist ein Wanderzeichen, und da müssen wir lang. Außerdem habe ich eine Karte.“ „Ich möchte aber nach rechts“, sagte Hugo. „Da geht es bergab.“ „Und ich nach links“, sagte die Ferienmaus. „Da sieht der Wald viel schöner aus.“ „Das stimmt nicht“, sagte Hugo. „Da vorne beginnt ein Buchenwald und da müssen wir hin.“ „Nein“, sagte die Ferienmaus. „Die Karte…“ „Die Karte stimmt nicht!“, sagte Hugo. „Doch!“, sagte die Ferienmaus. „Ich gehe wohin ich will“, sagte Hugo. 43


„Dann geh doch!“ sagte die Ferienmaus. Sie war jetzt wirklich ärgerlich. Warum musste der Hund auch immer seinen eigenen Willen haben? „Das tu ich auch!“ sagte Hugo, hob seinen Rucksack auf und wanderte nach rechts. Ohne sich noch einmal umzublicken. „Ich geh aber hier lang!“, rief die Ferienmaus zornig, nahm ihre Armbrust und wanderte in die andere Richtung, einfach drauflos. Sie blickte sich nicht mehr um. Kein einziges Mal. Der blöde Hund, schimpfte sie vor sich hin. Der oberblöde Hund! Wieso war er nur immer so oberoberoberblöde? Die Ferienmaus ging und ging. Und dann blieb sie plötzlich stehen und sah zurück. Vom Hund war nichts mehr zu sehen. Sie war mitten im Wald. Und sie war ganz allein. Das hat er jetzt davon, dachte die Ferienmaus. Jetzt hat der Hund Angst und wird sich in diesem tiefen Wald bestimmt verlaufen. Außerdem kommt bald die Nacht. Dann weiß er nicht mehr, wie er nach Hause finden soll. Und vielleicht frisst ihn sogar ein Raubtier. 44


Selber Schuld! So dachte die Ferienmaus. Sie selbst hatte keine Angst. Sie hatte ja ihre Armbrust. Damit konnte sie jedes Raubtier totschießen. Nein, Angst hatte sie nicht. So allein im Wald. Jedenfalls hatte sie keine große Angst. Nur so ein kleines bisschen. So ein bisschen Angst zählt fast nicht. Aber sie war doch sehr allein. „Hallo!“ rief die Ferienmaus. „Ist da jemand?“ Da war niemand. Die Ferienmaus war wirklich ganz allein im Wald. Und als sie das merkte, hatte sie schon ein bisschen mehr Angst. Plötzlich wurde ihre Angst sehr groß und ihr zitterten die Mausebeine. Groß und größer wurde die Angst und dann rannte sie einfach los. „Hund!“ rief sie. „Warte auf mich!“ Doch der Hund war verschwunden. Sie rannte und rannte, aber der Wald wurde nur immer dunkler und dichter und unheimlicher. Erschöpft setzte sich die Ferienmaus auf einen Baumstamm. Jetzt bereute sie es bitter, dass sie sich mit dem Hund gestritten hatte. Aber jetzt war es zu spät. Langsam ging die Sonne unter und es wurde dämmrig im Wald. Ich arme Maus, dachte die Ferienmaus. Was mach’ ich nur? Es wurde so finster, dass die Ferienmaus die einzelnen Baumstämme nicht mehr erkennen konnte. Nichts konnte sie mehr sehen. 45


Die Nacht kam, und seltsame Geräusche drangen durch den Wald. O, wie war das schrecklich! Huhuhu machte es. Dann knackte es leise. Ratsch, ratsch, ratsch machte es von der anderen Seite. Plötzlich zischte etwas in der Nähe, und dann machte es kriwups, kriwups, ssst, ssst, knacks. Die Ferienmaus zitterte. Sie machte sich so klein es ging. Rusch, rusch, ein Schatten glitt dicht über der Ferienmaus dahin. Das ist bestimmt ein Vampir, dachte die Ferienmaus. Und Vampire verspeisen besonders gerne süße Mäuschen. Rumps, machte es plötzlich ganz laut, dann wurde es wieder still, totenstill. Das war fast noch schrecklicher als die vielen Geräusche. Es war nichts mehr zu hören. Plötzlich sah die Ferienmaus zwei glühende Punkte auf sich zukommen. Tab, tab, tab, klang es dumpf. Die glühenden Punkte kamen näher. Und wieder machte es tab, tab, trabat. O, dachte die Ferienmaus, jetzt ist es um mich geschehen. Aber sie wollte nicht kampflos aufgeben. Sie nahm all ihren Mut zusammen. Dann legte sie einen Pfeil auf die Armbrust, spannte die Armbrust und stellte sich tapfer auf den Weg. 46


„Halt!“ rief sie so laut es ging. „Wer ist da? Stehen bleiben oder ich schieße!“ Sie war wirklich mutig, auch wenn ihre Arme zitterten. „Ich schieße euch alle tot!“ sagte sie noch einmal. Plötzlich gab es ein großes Gepolter und Gekrache. Dann merkte die Ferienmaus, dass da etwas auf dem Weg lag. Ein großer Haufen, der leise jammerte. „Tu mir nichts, tu mir nichts, ich tu dir auch nichts“, jammerte der Haufen.

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Aber die Stimme kannte die Ferienmaus doch! Das war doch? Genau, der war das. Und der sollte jetzt sein blaues Wunder erleben. Also sagte die Ferienmaus mit tiefer Stimme: „Wer wagt sich bei Nacht in meinen Wald? Ich bin der große Furchtbarhundefresser und ich fresse alle Hunde ratzeputzeweg!“ „Bitte nicht!“ jammerte der Haufen auf dem Weg. „Ich bin auch gar kein Hund!“ „Lüge nicht!“ sagte die Ferienmaus mit drohender Stimme. „Doch, doch ich bin ein Hund!“ sagte der Haufen schnell. 48


„Bitte friss mich nicht, ich schmecke nämlich nicht! Ich hab mich doch nur verlaufen. Es ist so stockdunkel, und meine Freundin, die Ferienmaus hat mich allein gelassen im tiefen dunklen Wald!“ Da konnte die Ferienmaus vor Lachen nicht mehr. Sie warf die Armbrust weg, klatschte in die Mausepfoten und sang: „Ich fresse jetzt den feigen Hund, ich fresse jetzt den feigen Hund! Und lasse keinen Knochen übrig!“ Die Ferienmaus fand das superlustig. Aber der Hund sagte erst einmal gar nichts mehr. „Du bist das?“ fragte er dann. „Ja“, sagte die Ferienmaus. „Da bin ich aber froh“, sagte Hugo und es klang wirklich erleichtert. „Ich auch“, sagte die Ferienmaus. „Und ich fresse auch keine Hunde.“ „Es ist schrecklich im Wald“, sagte Hugo bekümmert. „Ich hatte richtig Angst ohne dich.“ „Ja“, sagte die Ferienmaus. Sie schwieg. Und dann gab sie zu: „Ich hatte auch Angst ohne dich.“ „Dann ist es ja gut“, sagte Hugo und machte vor Freude einmal wuff, weil er nicht der einzige Angsthase im Wald gewesen war. „Und jetzt machen wir uns ein gemütliches Lagerfeuer und braten Würstchen und rösten Brotschnitten, und dann bauen wir uns ein Lager aus Moos und kriechen in die 49


warmen Schlafsäcke und schlafen im Wald und haben das schönste Abenteuer der Welt“, sagte Hugo in einem Atemzug. Man merkte ihm an, wie erleichtert er war. „Danke“, sagte die Ferienmaus viel später, nachdem sie gut gegessen hatten und in ihre Schlafsäcke gekrochen waren. „Wieso danke?“ fragte Hugo. „Na ja, weil du das alles hierher geschleppt hast“, meinte die Ferienmaus. „Die Würstchen und das Brot und die Schlafsäcke und überhaupt einfach alles.“ „Ja, ja“, sagte Hugo und gähnte. „Und danke“, sagte die Ferienmaus, „dass du der Hund Hugo bist und mein allerbester Freund und überhaupt der Allercoolste.“ „Na ja“, sagte Hugo. „So bin ich eben.“ „Ich sage auch nie wieder Rollmops zu dir“, fügte die Ferienmaus noch hinzu. „Das will ich ja wohl meinen“, sagte Hugo. Dann schliefen sie ein im tiefen dunklen Wald und träumten von Vampiren und einer Mausehundefreundschaft, die niemals enden sollte.

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SCHLITTEN

AHOI!

Als die Ferienmaus an diesem Morgen aus dem Fenster schaute, traute sie ihren Augen nicht. Es war alles weiß. Schneeweiß. Überall lag Schnee, weicher, tiefer Winterschnee. „Wahnsinn!“ sagte die Ferienmaus. So viel Schnee hatte sie ja noch nie gesehen. „Aufwachen! Aufstehen! Schlafmütze! Raus aus dem Bett!“ schrie plötzlich jemand. „Wir wollen Schlitten fahren!“ Das waren die beiden Hühner, die schon draußen herum wuselten, mit Mützen und Schal gegen die Winterkälte geschützt. „Ich komme, ich komme!“ rief die Ferienmaus begeistert und stürmte hinaus. Schlittenfahren, wunderbar! War sie schon jemals in ihrem Leben Schlitten gefahren? 52


Sie konnte sich nicht daran erinnern. Der Hund Hugo kam durch den Schnee gestapft, immer eine Pfote vor der anderen, der Schnee reichte ihm bis an den Hundebauch, er sagte: „Hallo Ferienmaus, wir wollen Schlitten fahren.“ „Ich weiß es ja schon!“ rief die Ferienmaus. „Wo sind denn die Schlitten?“ Begeistert stürmte sie vorneweg, rutschte aus und fiel in den Schnee. Sie prustete, lachte und rappelte sich wieder auf. Was war der Schnee doch herrlich! „Die Schlitten sind im Schuppen“, sagte Hugo. Die Hühner nahmen den Holzschlitten, der Hund Hugo den Plastikschlitten und die Maus… „Für mich ist kein Schlitten mehr da“, jammerte sie, denn es gab keinen Schlitten mehr im Schuppen. „Das ist jetzt ein Problem“, sagte Hugo. „Das kann gar nicht sein“, sagte das eine Huhn, trippelte zurück in den Schuppen und entdeckte eine 53


rote Plastikwanne. „Da ist ja der rote Rennschlitten“, sagte das Huhn und zog die Wanne in den Schnee. „Das soll ein Schlitten sein?“ fragte die Ferienmaus. „Das sieht doch aus, wie eine Babybadewanne.“ „Nun mal langsam“, sagte Hugo. „Das ist der rote Rennblitz, mit dem gewinnst du jedes Schlittenrennen.“ „Aber klar doch!“ riefen die beiden Hühner, und das überzeugte die Ferienmaus. Los ging es, zur Schlittenwiese hinter dem Schäferhof. Dort ging es steil bergab bis an den Waldrand. Die Hühner setzten sich auf ihren Schlitten und brausten los. Sie jubelten und kreischten vor Vergnügen und machten unten im Schnee einen Purzelbaum. Dann Hugo der Hund. Er legte sich auf seinen Schlitten und so ging es hinab, schnell wie ein Blitz fuhr er durch den Schnee. Dann kam die Ferienmaus dran. Aber sie war noch nie Schlitten gefahren und hatte jetzt ein bisschen Angst. „Wie geht das denn?“ fragte sie leise. Aber weil die anderen schon unten am Waldrand standen, konnte sie keiner hören. Nun gut, sie nahm ihren Mausemut zusammen, setzte sich in die rote Wanne und los ging es. Aber wie! Die Wanne war der perfekte Schlitten, sie rauschte den Hang hinab durch den Schnee, und weil es so viel Spaß machte, schrie die Ferienmaus laut: „Schlitten ahoi!“ O wie war das schön! Noch einmal: „Schlitten ahoi!“ 54


Was man ja eigentlich eher bei Schiffen sagt. Schneller und schneller wurde die Wanne, die Wiese war auch wirklich steil. Schon kamen Hugo und die beiden Hühner näher und näher. „Schlitten ahoi!“ schrie die Ferienmaus noch einmal. Die Hühner winkten. Hugo machte ein merkwürdiges Hundegesicht. Die Badewanne schoss vorbei. Wo ist denn eine Bremse, überlegte die Ferienmaus noch, aber da ging es schon weiter, hinein in den Wald, abwärts und immer schneller. Steil ging es hier im Wald bergab, die Wanne schoss an den Bäumen vorbei, schneller und noch schneller. Die Ferienmaus jauchzte nicht mehr, sie konnte nicht 55


stoppen und immer noch wurde sie schneller. „Wenn sie nur nicht mit dem Kopf gegen einen Baum knallt“, sagte Hugo zu den beiden Hühnern. „O weh!“ sagten die Hühner. „Dann ist es um sie geschehen.“ „Wir müssen hinterher!“ sagte Hugo, warf sich auf seinen Rennschlitten und brauste hinab in den Wald.

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„Ja, das müssen wir“, sagten die Hühner und fuhren hinterher. Währenddessen sauste die Ferienmaus zwischen den Bäumen dahin, raste haarscharf an Stämmen vorbei, abwärts und immer noch schneller und schneller. Die Ferienmaus ahnte plötzlich, wie gefährlich das war, was sie da gerade machte, ohne Bremse und Sicherheitsgurt durch den Wald zu rasen wie eine Rakete. Lebensgefährlich. Wenn jetzt ein Baum kommt, dachte sie. Und da kam auch einer, eine dicke alte Buche, genau in der Schusslinie, immer näher und näher. Die Ferienmaus hielt sich schnell die Augen zu. Glück gehabt, knapp vorbei und weiter hinab bis ins tiefe Tal. Da raste die Ferienmaus in einen Schneehaufen, flog in hohem Bogen aus der Wanne und landete in einem Schneegestöber. Wie benommen brauchte sie einen Augenblick um zur Besinnung zu kommen. Dann kroch sie heraus, gerade als der Hund Hugo und die beiden Hühner auch im Tal ankamen. „Gewonnen!“ rief die Ferienmaus. „Dieses Rennen habe ich gewonnen. Ich war die Schnellste!“ „Wow!“ sagte Hugo. „Das warst du wirklich.“ „Aber…“, das eine Huhn wollte etwas sagen, aber das andere Huhn stupste es mit einem Flügel an, da schwieg es. „Noch mal“, sagte die Ferienmaus, sie hatte Spaß am Schlittenfahren bekommen. „Aber wie kommen wir hier wieder hoch?“ fragte Hugo. 57


Das war wirklich ein weiter Weg, steil bergauf durch den tiefen Schnee, das war mühsam und sehr, sehr anstrengend. Zum Glück kam gerade Tito, der den Schnee räumte und die Winterwege frei hielt, auf seinem Motorschlitten vorbei. Sie durften ihre Schlitten hinten anbinden. Jeder setzte sich in seinen Schlitten, Tito gab mächtig Gas und ab ging es, bergauf, wie von ganz allein. „Schlitten ahoi!“ rief die Ferienmaus. Bis es dunkel wurde, fuhren sie Schlitten, und die Ferienmaus lernte zu lenken und zu bremsen. Dann gingen sie in den Schäferhof, aßen und tranken die leckersten Sachen, und zum Nachtisch gab es Omas Vanillepudding mit Himbeersoße. „Ich habe noch eine Überraschung“, sagte Hugo. „Ihr müsst euch warm anziehen und raus kommen.“ Das taten sie. Draußen vor dem Schäferhof war es dunkel, aber nicht sehr. Die Sterne flimmerten am Firmament und der Schnee glitzerte. Hugo verteilte an jeden eine Fackel. Die Fackeln wurden angezündet, sie brannten mit einer orange rötlichen Flamme und qualmten etwas. Dann wanderten sie durch den Schnee zum Heidekopf hinauf, einer hinter dem anderen, mit den brennenden Fackeln in der Hand. Der Schnee leuchtete im Fackelschein, die Feuerflammen verwandelten die Winterwelt und warfen ihr Flammenlicht auf den Weg und 58


zwischen die Büsche. Die Hühner, Hugo, die Ferienmaus und noch andere Gäste wurden ganz still, während sie zum Heidekopf wanderten, denn die Winternacht war wie verzaubert. Und niemand wollte diesen Zauber stören. Wie ist das schön, dachte die Ferienmaus, wie ist das so wunder wunder wunderschön. Und genau das wollte sie später Hugo sagen und ihm einen Mausekuss geben. Als Dank für diese wunderbare Fackelüberraschung im Schnee.

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Kurt Wasserfall, geboren 1952, lebt in einem klitzekleinen Ort mitten im Wald, genannt Jagdhaus. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Außerdem schreibt er Bücher für Kinder und Jugendliche und manchmal auch Gedichte für Erwachsene. Wenn er sich neue Ideen für seine Bücher ausdenkt, geht er im Wald spazieren oder er joggt oder er fährt Rad. Am liebsten aber verreist er, denn beim Reisen kommen überhaupt die allerbesten Ideen. Manchmal fährt er ans Meer, an die Nordsee oder an den Atlantik. Wenn er am Meer ist, stellt er sich vor, wie es wäre mit einem Boot einmal bis zum Südpol zu segeln und wieder zurück. Das wäre bestimmt spannend und dabei würde er besonders viele Ideen für neue Bücher bekommen. Bücher schreiben macht hungrig, und deshalb isst er besonders gerne Pfannkuchen mit Spinat und Käse.

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Anne Vollmert, geboren 1953, wohnt mitten in Schmallenberg, im Herzen des Sauerlandes. Sie ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Sie malt Portraits und Landschaften, illustriert Kindergeschichten und schreibt auch manchmal Urkunden in Schönschrift. In ihr Atelier kommen oft Kinder. Dann wird experimentiert, gemalt und gematscht, mit Farben und Formen. Aus Ton, Gips oder Pappmaché entstehen dort die urigsten Tiere und Figuren. Am liebsten ist sie in ihrem Garten und in der freien Natur, um zu malen oder einfach nur zu wandern. Manchmal reist sie dazu auch an das Meer, in die Berge oder auf eine Insel im Mittelmeer, um die warme Sonne zu genießen. Vom Reisen bringt sie dann schöne Steine und Hölzer mit, aber auch faszinierende Eindrücke für neue Bilder. Ihr Lieblingsessen Nudeln mit Käse und viel Gemüse genießt Sie besonders gern mit ihrer Familie.

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Hier könnt ihr malen!


„Es war so, als hätte die Ferienmaus ein Stück von der Sonne verschluckt. Sie hatte immer gute Laune und einfach ein sonniges Gemüt.“ In sieben Geschichten erzählt Kurt Wasserfall von den Abenteuern und Erlebnissen der Ferienmaus und ihrem besten Freund, dem Hund Hugo, im Sauerland: witzig, frech und voller Lust am Erzählen. Anne Vollmert hat die Geschichten mit viel Liebe für Details reich bebildert und fantasievoll illustriert.

ISBN 3 - 980 84 13 - 2 - 4 Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland e.V


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