Schaufenster Kultur.Region Dezmber 2013/Jänner 2014

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Ballsaison / 28

Österreichischer Kinoball in Drosendorf/Thaya. Foto: Barbara Krobath

Konzerthaus Weinviertel in Ziersdorf, erbaut als Tanzsaal der Jahrhundertwende. Foto: Volkmar Zeilinger

worfen, an dem nur „ehrliche Leute“ teilnehmen durften; beispielsweise war es „gefallenen“ Mädchen verboten, eine Tanzveranstaltung zu besuchen. In den Aufzeichnungen der Herrschaft Rohrau aus 1717 ist zu lesen, dass die ledigen Burschen nur beim Wirt (Leitgeb) zu tanzen hatten: „Es soll auch an den gemainen tänzen und kürchtägen der leedigen pursch an keinen anderen ort und hauß alß bei dem leitgeben zu tanzen gestattet sein.“

Winkeltänze, Rockentänze Außer dem Tanz im Freien gab es in Städten des Spätmittelalters „Spilstuben“, wie es in Retz erwähnt wird, und Tanzhäuser (z. B. wird 1557 in St. Pölten ein solches genannt),

aber auch in öffentlichen Gebäuden konnte ein Saal als Tanzraum zur Verfügung stehen. In der Reformationszeit ist in Niederösterreichs Städten auch in großen Bürgerhäusern getanzt worden. Das Bild eines Sgraffitohaus in Krems zeigt um 1560 Darstellung von Musikern und Tänzern. Bevor die Gasthöfe einen Saal dazu- bzw. ausbauten, wurde in den Dörfern der Gasthofgarten als „Tanzlaube“ hergerichtet. Adolf Graf aus Groß-Nondorf, Bezirk Hollabrun, berichtet um 1900: „Rundherum wurden Pfähle eingerammt und mit Querhölzern verbunden, das ganze mit Laubästen dicht überdeckt und die Tanzhütte war fertig. Auf eine Seite kam der traditionelle Leiterwagen mit einem Sitz- und einem Pultbrett für die

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Saal des ehemaligen Gasthofes Haller, Puchenstuben. Foto: Manfred Horvath

Musik.“ Kleine Tanzfeste wurden als Winkeltänze bezeichnet. Abschlusstänze nach Arbeiten gab es nicht nur nach der Ernte, sondern auch in der Spinnstube, sie waren im Waldviertel als „Rockentanz“ bekannt. Einen schönen Einblick gibt der Romantiker Joseph von Eichendorff in seinen Tagebüchern von einer Tanzveranstaltung in einem Weinviertler Schloss: „Das größte, schnell ausgeräumte Wohnzimmer mit oft bedrohlich elastischem Fußboden stellte den Saal dar, der Schulmeister mit seiner Bande das Orchester, wenige Lichter in den verschiedenartigsten Leuchtern warfen eine ungewissen Dämmerung in die entfernten Winkel umher und über die Gruppen von Verwalter- und Jägerfrauen, die in der offenen


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