Grußwort Dr. Peter Frey

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„Nahaufnahme 2014“ Internationale Begegnung für junge Journalistinnen und Journalisten Auschwitz, 22. – 28. Januar 2014 Sachsenhausen, 16. – 20. März 2014

Grußwort des Schirmherren an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir befinden uns mitten in einem Gedenkjahr. Zum hundertsten Mal jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs.

Die

Landung der

Alliierten in

der

Normandie und damit die Wende des Zweiten Weltkrieges liegt 70 Jahre zurück. 25 Jahre sind vergangen, seitdem in Berlin die Mauer fiel. Wir befinden uns aber auch an einem Wendepunkt des Erinnerns. Der Erste Weltkrieg scheint uns allen weit entfernt. Niemand mehr kann persönlich davon erzählen, die Zeitzeugen sind tot, die Bilder verwackelt und fern. Wenn wir im Sommer an die Landung der Alliierten im Jahr 1944 erinnern, wird es vermutlich das letzte Mal sein, dass wir ein solches Jubiläum mit Zeitzeugen der Ereignisse begehen. Bald werden auch diese Stimmen verstummen. Und der 9. November 1989? Er ist vielen Menschen noch sehr präsent. Doch gleichzeitig ist eine komplett neue Generation erwachsen geworden, die diesen Tag nur als Erzählung kennt. Sie, die Teilnehmer dieses Projekts gehören dazu. Was bedeutet es für uns, wenn wir historische Ereignisse nicht selbst erlebt haben, sondern sie nur aus Erzählungen kennen? Und was geschieht, wenn die Stimmen dieser Erzählungen verstummen? Wie können wir ihre Erzählungen hinübernehmen in die Zukunft? Das sind Fragen, die unsere Gesellschaft, unser Zusammenleben betreffen. Sie sind aber vor allem auch für uns als Journalisten von großer Bedeutung. Auch Medien Maximilian-Kolbe-Werk • Karlstraße 40 • 79104 Freiburg •Deutschland Tel.: +49 761 200-348 • Fax: -596 • E-Mail: info@maximilian-kolbe-werk.de www.maximilian-kolbe-werk.de • www.maximilian-kolbe-werk-projekt2014.blogspot.de


vermitteln die Erinnerung. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung zu bewahren. Deshalb hoffe ich, dass das Projekt des Maximilian-Kolbe-Werks Ihnen die Gelegenheit gibt, über Ihr Verständnis von Erinnerungskultur zu reflektieren und neue Ideen für das Erinnern zu entwickeln. Noch haben Sie die Möglichkeit, die Stimmen der KZ- und Ghetto-Überlebenden zu hören. Wie können wir sicherstellen, dass wir ihre Geschichte und ihre Mahnungen nicht vergessen? Doch Erinnerung wendet sich nicht nur in die Vergangenheit. Sie ist auch das Fundament für unsere Zukunft. Europa hat es schwer in diesen Tagen. Die EuroKrise rüttelt an den Grundfesten der Europäischen Union. Die Situation in der Ukraine stellt uns vor neue Fragen und Herausforderungen. Übrigens ist in den Zeiten des Umsturzes viel zu wenig über die historische Dimension des Konflikts, über die prekäre Lage des Landes zwischen Ost und West und die Tatsache gesprochen worden, dass die Ukraine Hauptschauplatz der „Bloodlands“ ist, über die der amerikanische Historiker Timothy Snyder geschrieben hat. Das Trennende beschäftigt uns in diesen Tagen sehr viel mehr als das Verbindende. Doch die Europäer haben sich gemeinsam für die Freiheit eingesetzt und die europäische Einigung war ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Versöhnung unter den Völkern Europas. Aus der Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit erwächst so die Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für Ihre gemeinsame Arbeit alles Gute!

Peter Frey Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF)


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