MediaTrainer handbook

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A Lektion 6

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teur kann in seiner Geschichte nicht die ganze Welt erklären und muss sich auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Bei konfliktreichen Themen werden in den Infoblöcken häufig Pro und Kontra dargestellt. Auf einen Infoblock folgt oft ein O-Ton, der den Sachverhalt erklärt, belegt, relativiert oder eine provozierende These dazu aufstellt. Die verwendeten Interviews sind meist kurz (ca. 45 Sekunden pro Interview) und sollen durch das besondere Fachwissen oder die besondere Betroffenheit der Interviewten überzeugen. Anfänger tendieren dazu, zu viel Interview in den Beitrag zu nehmen, weil sie sich nicht zutrauen, die Geschichte selbst und mit eigenen Worten zu erzählen. Das muss ein Redakteur aber unbedingt lernen, denn häufig kann er im Interview erklärte Sachverhalte seiner Gesprächspartner im selbstgeschriebenen Off-Text viel komprimierter und auf den Punkt gebracht erzählen. Im Outro folgt ein Fazit oder ein Ausblick über den weiteren Verlauf der Sache. Dieser Teil darf einen subjektiven Charakter haben und die Meinung des Journalisten zum Ausdruck bringen. Interessante Ideen, genügend Zeit für Themenrecherchen und verantwortungsvolle redaktionelle Arbeit, solche Faktoren sind die Basis für einen guten Video- oder Fernsehbeitrag in der Bürgermedienszene. Ähnlich wie professionelle Journalisten müssen die Bürgermedien-Redakteure Themen finden und diese journalistisch niveauvoll umsetzen. Dazu gehört neben dem reinen Handwerk vor allem die inhaltliche Verantwortung gegenüber dem Thema, den beteiligten Menschen, den Betroffenen und dem Zuschauer. Die Produktion eines Filmberichts ist ein sehr komplexer Prozess, der in verschiedenen Arbeitsschritten abläuft. Die inhaltliche Seite wird meistens einem Redakteur überlassen. Dieser arbeitet eng mit dem Kamerateam zusammen. Die konzeptionelle Vorbereitung des Redakteurs ist mit entscheidend für den Erfolg eines Projekts. Der Redakteur hat u.a. folgende Aufgaben: • Er muss ein passendes Thema für den Filmbeitrag finden. „Passend“ ist hier im Sinne von „Relevanz“ zu verstehen. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, ob die anvisierte Zuschauergruppe für das geplante Thema genügend Interesse mitbringt oder ob das Thema und die geplante Umsetzung neue Anregungen für gesellschaftliche Diskussionen geben kann. • Der Redakteur muss entsprechend recherchieren, um alle für das Thema relevanten Fakten zusammen zu tragen. • Er muss ein Exposé und möglicherweise ein Treatment und ein Storybord entwickeln.


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