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WAS VERSCHAFFT DIR WOHLBEFINDEN?

Wir müssen nicht scheinheilig tun und die grundlegenden Wahrheiten der Bedürfnispyramide ignorieren, denn die menschlichen Bedürfnisse können hierarchisch geordnet werden.

Auf der untersten Ebene der Pyramide stehen die Grund- und Existenzbedürfnisse und ganz oben das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Manche Menschen verspüren den starken Drang, das Maximum aus ihren Fähigkeiten und ihrem Talent herauszuholen. Die Reihenfolge ist keinesfalls gleichgültig, und auch nicht, sich der Grundbedürfnisse bewusst zu werden, der Ressourcen, die uns motivieren, ein erfülltes Leben zu führen.

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Global gesehen, besteht das grundlegende Ziel der Entwicklung zuerst darin, soziales Wohlergehen und faire Lebensbedingungen für alle, sowohl die gegenwärtige als auch die zukünftigen Generationen zu gewährleisten. Das ist nur möglich, wenn wir die natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen, Schädigungen vermeiden und insbesondere irreversible Veränderungen der Umweltbedingungen. Zunächst ist es wichtig, dass wir uns wohl befinden.

Was gehört dazu? Wodurch fühlst du, dass du eine Daseinsberechtigung hast? Welche Grundbedürfnisse (physische und mentale Komponenten) sind wichtig für ein stabiles, tagtägliches Funktionieren?

Die Macht des Individuums über sich selbst wird durch innere Gefühle genährt und kann mit ihnen wachsen, niemals gegen sie. Was bedeutet glückliches Leben? Materielle Fülle, sich Entwicklungsfähigkeit aneignen, eine spirituelle Beziehung zum Partner durch Übereinstimmung und Vertrauen?

Beziehungen auf Gegenseitigkeit erfordern auch tiefes Vertrauen in den Lebensprozess, Aufgeben der Kontrolle und die Notwendigkeit, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein.

Was sind meine Sehnsüchte? Was macht mich glücklich? Was inspiriert mich?

Wenn ich das nicht weiß, sollte ich wenigstens wissen, was es nicht ist.

Uns selbst und unseren Partner zu lieben, geliebt zu werden, Liebe zu geben ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Wir können Richtlinien formulieren, um die Orientierung zu erleichtern.

Hast du schon welche?

Medijuana CBD-Produkte bieten ausgezeichnete Unterstützung für einen bewussten Lebensstil und für die innere Arbeit an uns selbst.

Internationaler Aktivismus

Die Cannafest-Messe in Prag mit ihrer Professional Conference stellte den idealen Ort dar, um diverse Patientenberichte zu hören und sich untereinander auszutauschen. Im Interview mit zwei internationalen Cannabisaktivisten, Corrie Yelland aus Kanada und Bozidar Radisic aus Slowenien, erfahren wir, wie die beiden täglich PatientInnen helfen.

Medijuana: Lass uns mit deiner Krankengeschichte beginnen: Welche Krankheit hast du und warum hast du dich für Cannabis als Medizin entschieden? Corrie Yelland: Im Juli 2011 bekam ich die Diagnose Analkarzinom, mir wurden noch zwei bis vier Monate zu leben gegeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits eine vorexistierende Krankheit, durch die meine Lebensqualität sehr beeinträchtigt war. Ich hatte massive Schmerzen, konnte nicht schlafen, war ständig auf Opiaten und Morphium. Als ich dann noch die Krebsdiagnose bekam, war ich verzweifelt. In der onkologischen Klinik meinte der Arzt zu mir, dass der Krebs gestreut habe, wie Blumenkohl sehe er aus. Sie könnten die Spitzen entfernen, jedoch würden die Stiele zurückbleiben. Daher wollte er mich zur Bestrahlung schicken. Im Aufklärungsgespräch war der Arzt ziemlich harsch und direkt. „Sie wissen, dieser Bereich des Körpers ist am schwierigsten zu behandeln. Sie werden zweit- bis drittgradige Verbrennungen im Anal- und Vaginalbereich davontragen.“ In dem Moment dachte ich nur: „Auf keinen Fall!“ Mir wurden auch keine konkreten Antworten bezüglich Schmerzmedikation oder Nebenwirkungen der Therapie gegeben, obwohl ich explizit nachgefragt hatte.

Schließlich nahm ich mir ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken. Meine Schwester schickte mir dann einen Link zu der Dokumentation „Run from the cure“. Das könnte schon stimmen, dachte ich mir, und rief einen bekannten Arzt in Italien an, um zu fragen, was er darüber wisse. Er meinte nur, dass sie Patienten schon seit Jahren mit Cannabinoiden auch gegen Krebs behandelten. Von hier an recherchierte ich viel und am Schluss stand für mich fest, dass ich das durchziehen werde. Dann versuchte ich, an Cannabisöl zu kommen. Mein Arzt wollte mir kein Rezept geben. Ich habe es aber geschafft, Mitglied in einem Cannabisclub zu werden, und wollte mir hier dann legal mein Cannabisöl holen. Ich war verdutzt, als sie meinten, dass sie Öle nicht führten. Also blieb nur die Option, das Öl selbst herzustellen. Vier Freunde und ich druckten uns die Anleitung aus dem Internet aus, wir folgten ihr Schritt für Schritt, mit vier Unzen (ca. 120 Gramm) haben wir gearbeitet. Und dann hab ich begonnen, es zu nehmen. Ich hatte fürchterliche Angst davor. Der Grund, warum ich sonst kein Gras rauche, ist der, dass ich früher manchmal so paranoid davon wurde. Ich begann mit kleinen Mengen und hatte jemanden bei mir zum Reden für die ganze Nacht. Zehn Tage später fiel mir auf, dass ich meine Schmerzmedikamente nicht mehr nehmen musste. MED: Ohne psychoaktive Effekte?

CY: Am Anfang nicht, ich habe mit ganz wenig begonnen und die Dosis ganz allmählich gesteigert. Aber später lernte ich durch Janet Sweeny, die mir vorhielt, zu kleine Dosen zu nehmen, Citicolin kennen, ein Nahrungsergänzungsmittel, mit dem Paranoia auch bei Einnahme höherer Dosen bei sensiblen Personen auf ein Minimum reduziert werden kann. Das hat bei mir super funktioniert. Ich habe dann begonnen, Cannabisöl als Zäpfchen einzunehmen. Ich war aber trotzdem weit entfernt von dem einen Gramm pro Tag, das viele als Richtwert nehmen, und war mir daher sicher, dass mein Krebs noch immer da sei, und mied auch den Arzt. Nach einem Jahr schließlich hab ich so ca. ein halbes Gramm täglich genommen. Dann wurde ich von zwei Ärzten untersucht, sie untersuchten mich nochmals, sie berieten sich und teilten mir mit, dass der Tumor vollständig verschwunden sei. Nach Biopsien und weiteren Ergebnissen war es dann sicher. Nicht einmal Narbengewebe sei zu sehen gewesen. Da habe ich mir gesagt: Wenn das funktioniert, werde ich mein Leben damit verbringen, anderen Leuten davon zu erzählen.

MED: Und das ist es, was du jetzt machst.

CY: Genau, fünf Jahre später, bis zu 12 bis 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, das ist viel Arbeit.

MED: Nimmst du weiterhin das Öl als Prophylaxe ein?

CY: Absolut, jeden einzelnen Tag nehme ich eine kleine Dosis. Ich habe Angst davor, es abzusetzen, man muss den Cannabinoidpegel obenhalten. Ich meine, wenn ich krank geworden bin, weil ich ein Defizit an Cannabinoiden hatte, warum sollte ich dann aufhören, das Öl zu nehmen?

MED: Wie erreichst du die Leute oder wie erreichen die Leute dich?

CY: Die Leute kontaktieren mich hauptsächlich über Facebook, meine erste private Seite ist mittlerweile schon voll, der zweite Account hat auch beinahe 4.000 Freunde. Auch die Gruppe „Phoenix Tears Cannabis Oil Advice with Corrie, Janet and Jenn” mit über 30.000 Mitgliedern betreue ich mit. Ich skype auch mit den Leuten. Bis vor Kurzem hatte ich eine Radiosendung, Cannabis Health Radio …

MED: Was ist mit der Sendung passiert?

CY: Ich habe aufgrund meiner Arbeitsunfähigkeit kein Einkommen und wir haben im Endeffekt den Betrieb des Radios aus eigener Tasche finanziert. Wir hoffen, dass wir irgendwann wieder damit durchstarten können. Das hat mich schon traurig gemacht, denn wir konnten vielen Leuten helfen. Jetzt halt primär über Facebook, ich bekomme Tausende Nachrichten im Monat und ich helfe, wo ich kann.

MED: Nun zu dir, Bozidar, wie ist die Situation in Slowenien und wie hast du angefangen? Bozidar Radisic: Nun, ich und meine Freunde hatten einen Growshop in Murska Sobota. Wir gingen zu verschiedenen Messen und entsprechenden Vorlesungen. Aber die allererste Information über Cannabis als Medizin erhielt ich, als ich in der Schule in einer Zeitung über Dr. Raphael Mecoulam und seine Studie mit einem wissenschaftlichen Team aus São Paulo las. Das ist aber schon lange her, das war zu Beginn der Achtziger. Kurz gesagt erkennt man dann, dass es helfen kann, und wenn man einer Person hilft, benötigen am nächsten Tag Tausende deine Hilfe.

CY: Ganz genau.

BR: Bis jetzt hatten wir mehrere Tausend Anfragen von Patienten, und deshalb haben wir in Ljubljana einen Cannabis Info Point aufgemacht – das ist nicht wirklich legal, aber das ist uns egal. Wo die Menschen hinkommen können und gratis Beratung bekommen.

MED: Ist es etwa illegal, Informationen zu geben?

BR: Nein, Informationen sind nicht illegal, aber medizinische Beratung dürfen nur Ärzte geben. Andererseits: Wenn die Behörden uns wirklich verbieten wollten, hätten sie es schon gemacht. Ich war schon mehrere Male im Gefängnis wegen Cannabis, ich kenne die Repression dahinter also sehr gut.

MED: Warum warst du im Gefängnis?

BR: Eigenanbau. Ich baue seit mittlerweile 40 Jahren für mich selbst an. Ich habe nie Cannabisblüten an jemanden, der es zu Genusszwecken wollte, verkauft. Aber kranke Menschen habe ich versorgt, vor allem solche, die nicht für sich selbst anbauen können. Außerdem habe ich realisiert, dass es eine sehr wichtige therapeutische Maßnahme sein kann, wenn Patienten Cannabis selbst anbauen. Und ich finde es auch wichtig, dass die Leute im Prozess mit dabei sind – dass sie wissen, was sie nehmen.

MED: Was passiert, wenn Patienten sich die Medizin nicht leisten können?

BR: Wir als Aktivisten haben ebensowenige finanzielle Mittel. Wir verkaufen Cannabisöl – zwar illegal, aber wir machen es – an Patienten, und wir überzeugen sie, Cannabis selbst anzubauen. Wenn sich diese Patienten dann besser fühlen oder gesund sind, bitten wir sie, weiterhin anzubauen – damit wir ihnen die Ernte abkaufen können, um weiteres Öl zu extrahieren. So können die Patienten ihre Ausgaben wieder hereinholen.

MED: Und welche Krankheiten haben die Patienten, die zu euch kommen?

BR: Alles Mögliche – Morbus Crohn, Autoimmunerkrankungen, Autismus. Wir haben viele kleine Kinder mit Spastiken und Epilepsie, dann noch Krebs und auch COPD (chronisch-obstruktive Bronchitis). Wir hatten eigentlich schon mit jeder erdenklichen Krankheit zu tun.

MED: Habt ihr auch Ärzte im Team?

BR: Ja, es gibt ein paar Ärzte, die auch in der Öffentlichkeit für Cannabis einstehen. Einer von ihnen ist Dr. David Neubauer, der ehemalige Leiter der Kinderklinik von Ljubljana. Mit ihm gemeinsam haben wir eine Studie zu Epilepsie durchgeführt. Er ist kurz vor der Pension und dementsprechend „furchtlos“. Und es gibt noch weitere Ärzte. Es wurde auch bereits damit begonnen, Ärzte fortzubilden. Im November fand der erste Kurs statt, mit knapp 100 teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten. Das muss noch ausgebaut werden – ich denke, das Endocannabinoidsystem sollte an weiterführenden Schulen und im Medizinstudium behandelt werden.

MED: Wie verbreitet ist Cannabis in Slowenien?

BR: Wir haben eine riesige Gruppe von Menschen, die Cannabis als Medizin nutzen. Jeder onkologische Patient weiß zumindest über Cannabis Bescheid, jeder zweite baut selbst für sich an.

MED: Und die Polizei tut nichts dagegen?

BR: Eigentlich nicht. Sie können nicht alle einsperren. Und ich will den Richter sehen, der jemanden mit Glioblastom (Hirntumor) im Stadium 4 verurteilt.

MED: Und dich als Aktivist? Könnten sie dich einsperren? Du verteilst ja das Öl.

BR: Ja, sie könnten. Ich verstecke mich nicht. Wenn sie mich einsperren wollen, dann machen sie das auch. Sie haben mich schon dreimal eingesperrt. Beim letzten Mal im letzten Jahr ergab sich dadurch eine gute Werbung und Medienpräsenz. Als ich verhaftet wurde, haben alle Zeitungen und Nachrichtenstationen darüber berichtet.

MED: Wisst ihr, was in euren Produkten drinn ist? Welche Sorten, welche Cannabinoidzusammensetzung?

BR: Ja, wir geben alle Extrakte in unser Labor. Dr. Paul Hornby hat uns geholfen, es aufzubauen.

MED: Kann man in Slowenien legaler Cannabispatient werden?

BR: Nein, offiziell gibt es nur Sativex, Epidiolex, Marinol und Dronabinol, aber keine Cannabisblüten oder -extrakte.

text: K. Sz. H.

Schutz der Gesundheit statt Verbot

Medizinisches Cannabis in Spanien

Das Global Drug Policy Observatory (GDPO) veröffentlichte einen Bericht über die Neuausrichtung der Drogenpolitik in Spanien. Nachfolgend veröffentlichen wir, mit dem Fokus auf medizinisches Cannabis, die wichtigsten Aussagen der Studie, und ziehen Schlussfolgerungen daraus.

Spanien hat schon immer einen Sonderweg in der Drogenfrage verfolgt. Im Gegensatz zu anderen Ländern ging dort die Diskussion über die Regulierung des Freizeitkonsums von Cannabis der Erörterung seiner medizinischen Anwendung voraus. Das hat verschiedene Ursachen: Ausgangspunkt der spanischen Drogenpolitik war nie das Verbot, Ziel war der sichere Konsum. Der Gebrauch illegaler Drogen war auch zu Zeiten der Diktatur Francos keine Straftat, auch wenn man nicht sagen kann, dass die Zentralmacht sich konsequent für eine liberale Drogenpolitik eingesetzt hätte. Einige spanische Provinzen – Katalonien, Andalusien und das Baskenland – waren bereit, juristisch riskante Wege einzuschlagen, um anstelle der Bestrafung die Gesundheit der KonsumentInnen in den Vordergrund zu stellen. Sie gingen bis an die Grenzen des gesetzlich Vertretbaren, und nachdem sich der Erfolg eingestellt hatte, folgte ihnen die Zentralregierung in Madrid.

Auch auf die Heroinwelle in den 1980erJahren hatte ein Teil Spaniens nicht mit einer strengen Politik reagiert. In Andalusien etwa wurden den DrogenkonsumentInnen kontrollierte Räume zur Verfügung gestellt und man experimentierte mit legalem Methadon und Heroin auf Rezept, womit man die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung bedeutend senkte und die problematischen KonsumentInnen einer entsprechenden Behandlung zuführte. Dabei nehmen die spanischen Zivilorganisationen eine Spitzenstellung bei risikominimierenden Drogentests ein. Die 1997 gegründete Organisation Energy Control analysiert landesweit von KonsumentInnen eingereichte Proben, um Informationen über die Risiken der auf dem Markt erhältlichen Mittel bereitstellen zu können.

Die weltweit bekannteste Errungenschaft der spanischen Drogenpolitik steht jedoch in Verbindung mit dem Cannabis und bietet eine Alternative zur Legalisierung, die

von vielen favorisiert wird. Das Modell der Cannabis Social Clubs (CSC) entstand aus regionalen Initiativen, die anfangs ständig von der Polizei kontrolliert wurden. Erst in den 2000er-Jahren stabilisierte sich das System, sodass die Klubmitglieder sich mit dem gemeinsam gezüchteten Cannabis in der Tasche sicher fühlen konnten. Das Thema des medizinischen Gebrauchs von Cannabis wurde erst zu dieser Zeit stärker diskutiert. Die spanische Bewegung für medizinisches Cannabis hat dem stabilisierten CSC-System viel zu verdanken, denn dank ihm wurde für sie auch der Cannabiskonsum legal. Viele Menschen werden aus medizinischen Gründen Klubmitglieder, damit sie bestimmte Sorten aus kontrolliertem Anbau zur Linderung ihrer Symptome verwenden können. Schließlich führte der Anstieg der Mitgliederzahlen dazu, dass die Regulierung für medizinisches Cannabis auch außerhalb der Clubwelt zum Thema wurde.

Die Anfänge des therapeutischen Gebrauchs in Spanien

Die Organisation katalanischer Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind, die Agatha Group, initiierte im Jahr 2000 Gesprächskreise zur Anwendung von medizinischem Cannabis und brachte eine Gesetzesvorlage im katalanischen Parlament ein. Im Anschluss daran publizierte das spanische Gesundheitsministerium im Jahr 2001 den Bericht des katalanischen Pharmazeutischen Instituts über die Anwendung von Cannabis und seinen Derivaten zum Zweck der Therapie. Da damals nur sehr wenige Fakten zur Verfügung standen, ist diese Publikation heute nicht mehr aktuell, dennoch finden wir in ihr die Wurzeln der spanischen Therapieregulierung. Die Publikation forderte ein experimentelles Programm mit aus Holland importiertem Cannabis, das in der Zwischenzeit zahllose Veränderungen erfahren hat und letzten Endes keine verwertbaren Ergebnisse erbrachte. Das katalanische Gesundheitsministerium startete 2005 ein neues Experimentalprogramm, diesmal nicht mit Cannabisblüten, sondern mit einem aus Öl hergestellten Medikament mit dem Namen Sativex. Das Präparat wurde schließlich 2010 offiziell für die Behandlung von Krämpfen bei Multiple-Sklerose-PatientInnen zugelassen.

Aus den Clubs ins Parlament

Auf die Regulierung, die sich immer weiter verzögerte, wollte ein Teil der PatientInnen nicht mehr warten, sondern sich lieber seine Medikamente im Cannabis Club besorgen. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2012 gaben 6 Prozent der CSC-Mitglieder an, TherapiepatientInnen zu sein. Wenn man bedenkt, dass damals die Clubs bis zu 1.000 Mitglieder haben konnten, verrät die Prozentzahl, wie viele PatientInnen es gibt. Nicht überraschend, dass sich in den vergangenen Jahren weitere Akteure dem Kampf um die Patientenrechte angeschlossen haben. 2015 wurde die OECM (Observatorio Español de Cannabis Medicinal) gegründet, eine Cannabis-Beobachtungsstelle, die nach drei Jahren schon gewaltige Ergebnisse vorweisen kann. Sie veranstaltete erfolgreiche Konferenzen, führte Verhandlungen mit PolitikerInnen und erreichte die Vorlage eines Gesetzes im Kongress. Im Februar letzten Jahres schloss sich die OECM der Partei der Bürgerschaft Ciudadanos an, die eine Vorlage einreichte, die darauf abzielt, dass die Regierung medizinisches Cannabis und seine Derivate für PatientInnen reguliert und leichter zugänglich macht. Der Vorschlag schließt auch den Anbau, die Vertriebspunkte und ein Monitorsystem über die Lebensqualität der Kranken ein.

Die UPRC (Unión de Pacientes por la Regulación del Cannabis) entstand 2017, dem Ruf der PatientInnen folgend, und ist ein weiterer Meilenstein bei der Schaffung eines Modells für medizinisches Cannabis, das sich an den Bedürfnissen der PatientInnen orientiert. (Eine Reihe von Interviews mit Mitgliedern der Organisation begann in der letzten Nummer von Medijuana – der Hrsg.) Nach dem Bericht der GDPO gehen die medizinischen Cannabisprogramme in Katalonien einer leuchtenden Zukunft entgegen. Auf Landesebene gibt der Regulierungsvorschlag von Ciudadanos Anlass zur Hoffnung, dass das katalanische Modell ein Vorbild für ganz Spanien und Europa sein kann.

text: Bob Arctor

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