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vorwort märz < 2013

Angst und Schrecken Regierungen und Unternehmen sagen den weltweit vernetzten Cyberkriminellen den Kampf an. > Hacker, die sich unbemerkt Zugang zu Steuerungsanlagen in Atomkraftwerken verschaffen und nach Belieben die Leistung hochund herunterfahren lassen – diese Vorstellung ist sicherlich der Super-GAU. Dennoch scheint die Gefahr realer denn je, dass sich Cyberkriminelle Zugang zu kritischen Infrastruktursystemen, z.B. innerhalb der Energie- und Wasserversorgung, des Logistik- und Transportbereichs oder der weltweiten Kommunikationsnetze verschaffen. So gehen Branchenkenner mit ihrem Wissen um die tägliche Angriffsflut davon aus, dass sich Cyberkriminelle nicht länger damit zufrieden geben, allein die Webauftritte von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen außer Gefecht zu setzen. Der neuen Güte der Angriffe von Ina Schlücker, und der daraus resultierenden Redakteurin IT-DIRECTOR verheerenden Auswirkungen auf das öffentliche Leben ist sich die internationale Staatengemeinschaft durchaus bewusst. So weist der im März veröffentlichte Sicherheitsreport der USA erstmals Cyberattacken als die größte Gefahr für die nationale Sicherheit aus – noch vor dem klassischen Terrorismus. Und auch die Nato veröffentlichte jüngst in einem neuen Handbuch einen konkreten Verhaltenskodex für die Kriegsführung im Cyberspace. Doch was bedeuten solch beunruhigende Szenarien für die Sicherheitsverantwortlichen der Unternehmen? Sie sollten ihre Wachsamkeit weiter erhöhen und sämtliche potentielle Einfallstore schließen – darunter auch gern vernachlässigte Bereiche wie mobile Endgeräte, die Unbedarftheit der eigenen Mitarbeiter oder nicht zuletzt vorhandene Anlagen und Maschinen. < Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,

P.S. Seit Anfang März zwitschert auch die Redaktion von IT-DIRECTOR – folgen auch Sie uns bei Twitter: „@ITDredaktion“

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Inhalt 2013 > märz

Wer kann es besser? Beim IT-Outsourcing besitzen Großunternehmen verschiedene Optionen.

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Dirk Kain und Dr. Martin Müller übernahmen im März die Leitung der Software Quality Systems AG.

8 Für Mitarbeiter und Kunden Mit neuen Lösungssuiten versucht IBM, Unternehmen den Einstieg ins Social Business zu erleichtern.

10 Rechenzentrum von der Stange Interview mit Christoph Caselitz, Geschäftsführer Vertrieb International bei Rittal, über standardisierte Module für das Rechenzentrum

12 Mehr Style fürs Büro Kommentar von Dieter Heiss, Head of Workplace Systems bei Fujitsu Technology Solutions, zu den gewandelten Anforderungen an den PC-Arbeitsplatz

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kritische Infrastrukturen steigt.

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Aktuelles > Unternehmen

6 Führungsduo für SQS

Cyberattacken abfangen: Die Gefahr von Cyberattacken auf

Titelthema > Outsourcing

14 Wer kann es besser? Beim IT-Outsourcing bieten sich den Großunternehmen zwei Op­ tionen: Entweder übertragen sie ihre Infrastruktur oder Teile davon an einen externen Dienstleister oder vertrauen auf eine eigene IT-Tochter. Doch wer kann sich im Wettbewerb besser behaupten?

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Interview mit René Wienholtz, Vorstand für Technologie und Innovation der Strato AG

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Die Cloud kommt durch die ­Hintertür

Kommentar von Diethelm Siebuhr, Geschäftsführer Central Europe bei Easynet Global Services

30 Effiziente Vernetzung In keiner anderen Branche ist der Mehrwert von schneller Daten­ übertragung für Unternehmen so entscheidend wie in der Finanzwelt.

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Outsourcing – und alles wird gut?

Dem Kundenanspruch gerecht werden

IT-Outsourcing bleibt häufig ein Dauerthema – sei es, weil neue ­Anbieter noch weniger Kosten ­versprechen oder die aktuellen ­Ver­träge die Erwartungen nicht ­erfüllen.

Interview mit Dr. Béla Waldhauser, Chief Executive Officer bei ­Telehouse Deutschland


märz < 2013

Mit den Kunden wachsen: Mit einer In-Memory-Datenbank ­beschleunigt Zalando Analysen und Reports.

Hoher Harmoniefaktor: DeLaval verabschiedete sich an

­einigen Standorten von einer heterogenen ERP-Landschaft.

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52 Digitale Fußspuren als

Infrastruktur > Sicherheit Im Zuge der zunehmenden indus­ triellen Vernetzung steigt die Gefahr von Cyberattacken.

Das Gefahrenpotential durch un­ geschlossene Sicherheitslücken in Software wird oft unterschätzt.

Praxis > ERP-Systeme

­Ressource der Zukunft

34 Cyberattacken abfangen 40 Die unterschätzte Gefahr

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Kommentar von Bastian ­Nominacher, Mitgründer und ­Geschäftsführer von Celonis

54 Warum Hadoop? Interview mit Stefan Weidner, ­Technical Services Manager Central Europe bei SGI

Software > Business Intelligence

48 Mit den Kunden wachsen Mit einer In-Memory-Datenbank ­beschleunigt Zalando Analysen und Reports.

DeLaval verabschiedete sich von der heterogenen ERP-Landschaft in einzelnen Niederlassungen.

Strategie > Videokonferenzen

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62 Videotelefonie für alle

46 Abschied von Altlasten Um den reibungslosen Betrieb ­sicherzustellen, realisierte Töns­ meier ein neues Rechenzentrum.

58 Hoher Harmoniefaktor

Software für Versorger und Industrie www.psi.de

56 Das Ziel bestimmt den Weg

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26.01.2012 13:34:06

Die Commerz Real AG verbessert mit einer Softwarelösung als ­Steuerungsinstrument das ­Con­trolling sowie Reporting.

Arne Jensen, Director Sales ­Enterprise Accounts Germany bei Polycom, spricht im Interview u. a. über die Strategie des Video-­ Telefonie-Anbieters.

Standards 3 Vorwort: Angst und Schrecken 64 Veranstaltungen: Termine 66 Letzte Seite: Vorschau und Impressum

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aktuelles aktuelles > Unternehmen

Atos erreicht Ziele > Der IT-Dienstleister Atos hat die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2012 bekannt gegeben. Thierry Breton, Chairman und CEO von Atos, erklärt dazu: „Der Vorstand ist sehr zufrieden mit der Gesamt-Performance im Jahr 2012, dem ersten vollständigen Geschäftsjahr der neuen Atos SE. Trotz anhaltender Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft haben wir dank unserer Umsetzungsdisziplin alle unsere Finanzziele erreicht.“ Eine starke Geschäftstätigkeit im Laufe des Jahres hat eigenen Angaben zufolge zu einem Auftragseingang von 10 Mrd. Euro geführt. Dies bedeute eine Book-to-Bill-Rate von 113 Prozent, was großen Aufträgen im Bereich Managed Services und BPO (Business Process Outsourcing) sowie zum Jahresende im Bereich Systemintegration zu verdanken ist. Der Umsatz stieg auf 8,844 Mrd. Euro, ein Anstieg von 29,8 Prozent im Vergleich zu den veröffentlichten Geschäftsergebnissen 2011. Die größten vier Geschäftseinheiten sind Deutschland und Großbritannien mit jeweils 19 Prozent Umsatzanteil sowie Benelux und Frankreich mit jeweils elf Prozent Umsatzbeitrag. Das operative Ergebnis wurde laut Anbieter auf 580 Mio. Euro erhöht, was einer Marge von 6,6 Prozent gegenüber 4,8 Prozent Marge bei den Pro-forma-Zahlen des Vorjahres 2011 entsprechen soll. < Im Internet: de.atos.net

Führungsduo für SQS > Dirk Kain (43) und Dr. Martin Müller (46) übernahmen im März die Leitung der SQS Software Quality Systems AG in Deutschland. Während Kain als Managing Director Germany den Vertrieb und den Kundenzugang verantwortet, ist Müller als Director Operations Germany für alle deutschen Consultants und deren Einsätze in den Projekten zuständig. Dirk Kain ist seit acht Jahren für den Anbieter tätig, zuletzt in der Rolle als Regionalleiter. Dr. Martin Müller führte in den vergangenen drei Jahren ebenfalls eine Geschäftseinheit des Unternehmens. Beide haben das Geschäft in ihren jeweiligen Regionalmärkten ausgebaut und sind daher mit dem SQSBusiness in Deutschland vertraut. Die Berufung von Kain und Müller ist Teil der übergreifenden SQS-

Dirk Kain, Managing Director Germany bei SQS Software

Strategie, die einzelnen Länderorganisationen des Unternehmens zu stärken. Wie auch die Gruppe insgesamt wollen beide die Fokussierung des Geschäfts auf die sechs Kernbranchen Banking, Retail & Logistics, Utilities, Insurance, Telecoms sowie Manufacturing weiter vorantreiben. „Zweiter Schwerpunkt ist der konsequente Ausbau unserer Managed Services“, so Dirk Kain. „Dazu zählt u. a. die weitere Expansion des SQS-Testcenters in Görlitz.“ < Im Internet: www.sqs.com

Von CA zu Service Now > Cloud-Anbieter Service Now hat seit Kurzem mit Manfred Eierle ­einen neuen Verantwortlichen für die Region Deutschland, Österreich, Schweiz. Der neue Regional Director EMEA Central kommt von CA Technologies, wo er in gleicher ­Position tätig war. Eierle berichtet nun erneut an Kevin Tumulty, der vor mehr als einem Jahr ebenfalls von CA Technologies zu dem CloudAnbieter gewechselt ist. < Im Internet: www.service-now.com

Manfred Eierle wechselte zu Service Now. 6

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Unternehmen < aktuelles

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aktuelles aktuelles > Unternehmen

Für Mitarbeiter und Kunden Mit neuen Lösungssuiten versucht IBM, Unternehmen den Einstieg ins Social Business zu erleichtern. > „Get social. Do business“ – so lautet die Devise von IBMs Collaboration-Sparte. Auf der weltweiten Anwenderkonferenz Connect zeigte der IT-Anbieter, wie er die Vision vom Social Business nun in die Realität umsetzt. Bisher wurde – ganz IBM-like – ein Sammelsurium an Technologien angeboten, aus dem Unternehmen sich ihr internes soziales Netzwerk zusammenbasteln können. In Orlando schlug Big Blue nun

übernommen. Dank der Integration mit der Social Software „Connections“ können sich Mitarbeiter eines Unternehmens untereinander austauschen. Die Personalverantwortlichen haben u.a. die Möglichkeit, Communitys zu erstellen, um Kontakt zu potentiellen Mitarbeitern aufzubauen. Zudem können Anwenderfirmen mit der Customer Experience Suite die Kontakte zu ihren Kunden verbessern. In Orlando wurde dafür der Social Media Publisher vorgestellt. Mit diesem Werkzeug lassen sich Inhalte von Marketing- und PRKampagnen laut Hersteller einfach und ohne spezielles IT-Wissen in sozialen Netzwerken veröffentlichen.

Klassische Dokumentenverwaltung

Mike Rhodin (l.), Senior Vice President für das Software-Lösungsgeschäft bei IBM: „Analytics ist die neue Geschäftssprache.“

Bosch-CIO Gerd Friedrich (r.) zählt zu den Anwendern der Social-Busi-

ness-Plattform Connections.

einen neuen Weg ein: Präsentiert wurden Lösungssuiten – also Pakete aus Social-Software-Anwendungen, die auf bestimmte Einsatzszenarien zugeschnitten sind. Dafür werden Technologien aus dem Bereich Social Software, Datenanalyse, Content-Management und Integrationswerkzeuge wie Websphere miteinander kombiniert. Mit seinen Suiten adressiert der Anbieter zunächst zwei Zielgruppen: Mitarbeiter und Kunden. Die Employee Experience Suite bietet Firmen Unterstützung bei der Personalarbeit. Bestandteil der Lösung ist das 2X-System von Kenexa. Big Blue hatte diesen Anbieter und damit auch dessen HR-Software kürzlich

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Im Fokus der Social-Software-Strategie steht die Plattform Connections. Die Lösung, die verschiedene Web-2.0-Funktionen wie Aufgabenverwaltung oder Profile bietet, hat bereits einige namhafte Anwender gefunden. Dazu zählen Bayer Material Science, Hamm Reno oder Bosch. Auf der Konferenz stellte Bosch-CIO Gerd Friedrich die Anwendung vor. Demnach nutzen rund 7.000 Mitarbeiter des Industrieunternehmens die Plattform. Eines der Ergebnisse: Die Prozesse im Bereich Forschung und Entwicklung laufen dank der Lösung deutlich schneller ab. Ab März wird Version 4.5 von Connections verfügbar sein. Unter anderem lässt sich die Plattform dann mit dem Content-Management-System Filenet verknüpfen. Nutzern stehen so innerhalb ihrer Social Software klassische Funktionen für die Dokumentenverwaltung zur Verfügung. Eine weitere grundlegende Technik, die sich mittlerweile in allen Angeboten von Big Blue finden lässt, ist die Datenanalyse. Mithilfe von entsprechenden Funktionen können z.B. Anwender der Employee Experience Suite den Weiterbildungsbedarf von Mitarbeitern erkennen und entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten. Nach Meinung von Mike Rhodin, Senior Vice


Unternehmen < aktuelles

President für das Softwaregeschäft bei IBM, Verfügbar ist ab März auch eine neue Varistellt Analytics die neue Geschäftssprache ante des E-Mail-Systems Notes/Domino. Verdar. Dank dieser Technik ließen sich neue Insion 9 ist die erste große Produktankündiformationsquellen im Unternehmen erschliegung für Notes/Domino seit fünf Jahren und ßen und daraus Wissen zur Verbesserung der läuft unter der Bezeichnung Social Edition. Prozesse gewinnen. Auch Frank Heuer, AnaDamit ist bereits klar, in welche Richtung die lyst bei der Experton Group, hält die AnalyEntwicklung geht. Der Anbieter bindet die semöglichkeiten für sehr interessant. Gene- „Der Notes-Client ist klassische digitale Post auch ins Social Busirell sieht er den Anbieter auf einem guten der erste E-Mailness ein. „Der Notes-Client ist der erste EClient, der SocialWeg. „Er hat eine führende Position im Markt Inhalte in die Inbox Mail-Client, der Social-Inhalte in die Inbox für Social-Business-Software und kann diese bringt“, sagt Alistair bringt“, sagt Alistair Rennie, General ManaRennie, General durch die Ankündigungen in Orlando weiter Manager von IBMs ger von IBMs Collaboration-Sparte. Will heiausbauen“, meint Heuer. Neben Social Busi- Collaboration-­ ßen: Notes wird zum Posteingang für alle ness adressiere man auch die anderen Topthe- Sparte. Nachrichtenarten – sowohl für E-Mails als men der IT-Branche: „Der Anbieter führt die großen auch für Informationen aus den sozialen Netzwerken. vier Trends Social, Big Data, Cloud und Mobile zusam- Die Verantwortlichen von Big Blue sind allerdings auch men und Connections dient dafür als Klammer.“ realistisch genug, dem Umstand Rechnung zu tragen, Grundsätzlich versucht Big Blue mit seinen Produkten dass Notes/Domino im Markt nicht das dominierende gleichwertig alle verschiedenen Nutzungsarten zu un- Mail-System ist. Die meisten Unternehmen arbeiten terstützen – also Software sowohl on premise, in der mit der Plattform Outlook/Exchange von Konkurrent Cloud und für Smartphone sowie Tablets anzubieten. Microsoft. Funktionen von Connections lassen sich daSo soll etwa die komplette Connections-Plattform her jetzt in Outlook integrieren. < Markus Strehlitz noch dieses Jahr auch in der Cloud angeboten werden.

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Interview aktuelles > Unternehmen

Rechenzentrum von der Stange Interview mit Christoph Caselitz, Geschäftsführer Vertrieb International bei Rittal in Herborn, über standardisierte Module für das Rechenzentrum und damit ­einhergehender Energie- und Kosteneffizienz

IT-DIRECTOR: Herr Caselitz, auf der Cebit präeinander abgestimmt. Kunden können sentierten Sie mit „Rimatrix S“ jüngst ein einfach Module miteinander kombinieKonzept für einen standardisierten Reren, um größere Installationen zu schafchenzentrumsbau. Was steckt dahinter? fen. Dadurch arbeiten Anwender mit eiC. Caselitz: Rechenzentren wurden bisher für ner vorgeplanten, vorkonfigurierten und jeden Kunden individuell geplant und erprobten Lösung, was die Planungsphase umgesetzt. Doch in der modernen erheblich verkürzt. Hinsichtlich der ZertiWeb-2.0-Gesellschaft gibt es neben Serfizierung ist es unser Ziel, dem Kunden viceleistungen, die sich von Unternehmen ein vorzertifiziertes Rechenzentrum nach zu Unternehmen unterscheiden, einen TÜV-Standard zu ermöglichen. Die Endüberwiegenden und stark wachsenden Christoph Caselitz, zertifizierung erfolgt dann nach der EinAnteil von „Einheitselementen“. Viele Re- ­Geschäftsführer bei Rittal richtung des Rechenzentrums beim Kunin Herborn chenzentren ähneln sich schon heute in den. Wir arbeiten eng mit dem TÜV weiten Teilen. Aber bei Entwurf, Umsetzung und Be- Rheinland zusammen und haben für die Module hiertrieb dominieren nach wie vor aufwendige Konzepte zu „Vorzertifizierungen“ erhalten. nach Maß. Es gibt kaum standardisierte Prozesse und IT-DIRECTOR: Wie schnell kann das Standard-RZ in Betrieb Bauelemente, die einmal definiert und dann immer genommen werden? wieder abgerufen werden können. Mit unserer Neuheit C. Caselitz: Die Lieferzeit beträgt nur sechs Wochen, was adressieren wir nun genau diese aktuellen Anforderun- eine direkte Folge der hohen Standardisierung der Sergen. Die Lösung ergänzt unsere bestehende Rimatrix- vermodule ist. Hinzu kommt, dass wir eine vollständiProduktlinie um ein Baukastenprinzip vollständiger ge Dokumentation und intelligente Tools zur ÜberwaRZ-Module mit vordefinierten Komponenten aus Ser- chung und Steuerung der Infrastruktur mitliefern. Von ver- und Netzwerkschränken, Klimatisierung, Strom- daher benötigen die Administratoren keine langen Anversorgung, Überwachung und Brandfrühsterkennung. lernzeiten. Die Module sind in Ausführungen mit sechs oder neun IT-DIRECTOR: Welche Vorteile können sich die Anwender Schränken verfügbar und lassen sich zu größeren Ein- von der Lösung versprechen? C. Caselitz: Einen erheblich verheiten zusammenfügen. IT-DIRECTOR: Apropos Standardisiekürzten Planungs- und Bestellrung – welche Standards bzw. prozess sowie eine schnelle InZertifizierungen werden berückbetriebnahme innerhalb von sichtigt? sechs Wochen. So können KunC. Caselitz: Das komplette Serverden ihre Anwendung oder ihren modul mit sechs Racks ist die Dienst schnell in Betrieb nehkleinste Einheit. Die bereits gemen. Ein wichtiger Faktor sind nannten Komponenten sind die vorher klar kalkulierbaren standardisiert und optimal aufBetriebskosten. Wir geben ein

„Bislang gab es im ­Rechenzentrum kaum standardisierte Pro­ zesse und Bauelemente, die einmal definiert immer wieder abgerufen werden können.“

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Unternehmen < aktuelles

definiertes Leistungsversprechen für den PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) ab: Werden die Servermodule zusammen mit einer Kühleinheit von uns genutzt, garantieren wir für Rimatrix S einen PUE-Wert von bis zu 1,15. Durch den immer gleichen Aufbau lassen sich Änderungen und Erweiterungen schneller und mit ­weniger Störungen für den Rechenzentrumsbetrieb durchführen. Einheitliche Komponenten erleichtern nicht nur den mechanischen Aufbau, sondern bringen auch Vorteile bei der Systemverwaltung. Administratoren können bei jedem Modul die gleichen Monitoringund Kontrollwerkzeuge nutzen. Dies reduziert Schulungszeiten, macht die Vertretung einfacher und bindet weniger Ressourcen der Administratoren. IT-DIRECTOR: Wie genau lässt sich die Energieeffizienz erhöhen? C. Caselitz: Einer der größten Vorteile der Standardisierung ist die Berechenbarkeit des Systems. Durch das exakte Datenblatt, das wir dem Kunden an die Hand geben, lässt sich in Abhängigkeit von Standort und Wetterdaten vorhersagen, welche Energieeffizienz erreicht werden kann. Ein Controller erfasst alle relevanten Parameter und verarbeitet sie in einem Algorithmus, um den optimalen Arbeitspunkt einzustellen. Natürlich hilft die Standardisierung auch durch ihre perfekte Abstimmung. Weil klar ist, welche Komponenten verbaut sind, können wir auch alle peripheren Komponenten optimal auslegen. Überdimensionierung oder Verluste durch improvisierte Lösungen sind also kein ­T hema. IT-DIRECTOR: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um die Module nutzen zu können? C. Caselitz: Trotz der Standardisierung handelt es sich um eine flexible Lösung. Über die eindeutig definierten Übergabepunkte für Energie und Klimatisierung können Kunden ihre eigenen Ressourcen anschließen, wenn beispielsweise bereits eine zentrale Kaltluftversorgung vorhanden ist. Der Standort ist ebenso in weiten Grenzen frei wählbar. Je nach Einsatzfall werden verschiedene physische Hüllen für die Module angeboten: Basishülle zur Luftführung im Trockenbau, Container oder Schutzraum. IT-DIRECTOR: Welche Software-Tools sind inbegriffen? C. Caselitz: Wir nutzen hierbei ein dreistufiges Kontrollsystem. Es besteht aus Sensoren auf der untersten Ebene,

unseren CMC-III-Controllern für lokale Steuerungsund Monitoraufgaben sowie einer übergreifenden DCIM-Software (Data Center Infrastructure Management). Die DCIM-Software bindet auch Fremdmodule wie SPS, Freikühler und Pumpen an, informiert die Gebäudeleittechnik und verbindet zur IT-Management-Software. Sie stellt auch den optimalen Betriebspunkt für alle RZ-Module sicher. Zudem unterstützen wir alle üblichen Schnittstellen in diesem Bereich, damit die Lösung in jede Umgebung passt. IT-DIRECTOR: Wann ist es für die Unternehmen sinnvoller, doch auf ein individuell abgestimmtes Rechenzentren zu setzen? C. Caselitz: Es wird immer Einsatzfälle geben, die aufgrund ihrer hohen Spezialisierung eine maßgeschneiderte Lösung erfordern. Das neue Standardkonzept spielt vor allem dann seine Vorteile aus, wenn es um Schnelligkeit geht. Oder wenn eine klar definierte Aufgabe mit Standardkomponenten gelöst werden kann. Zudem bieten wir auf unserer Webseite einen eigens entwickelten Selektor an, mit dem Interessenten vorab berechnen können, wie der Energieverbrauch und die Effizienz für den geplanten Einsatz sind. IT-DIRECTOR: Cloud, Big Data oder Social Media – wie werden angesichts der rasanten technologischen Veränderungen die Rechenzentren der Zukunft aussehen? C. Caselitz: Seit es Computer gibt, müssen sie in geschützten Umgebungen betrieben werden, geändert haben sich im Lauf der Zeit Formate, Größen und Dimensionen. Was sich ebenfalls geändert hat, sind die Zeitspannen, in denen Rechenzentren an neue Architekturen angepasst und die Ressourcen, die dafür bereitgestellt werden mussten. Immer schneller müssen die eigentlich auf Beständigkeit ausgelegten Strukturen neuen Anforderungen nachkommen und effizienter werden. Darauf müssen RZ-Betreiber reagieren. Dass mittlerweile viele Endgeräte wie Tablets und Smartphones explizit dafür gedacht sind, Daten nur in der Wolke, irgendwo an einem virtuellen Ort zu lagern, wird den Bedarf an Speicherplatz und Rechenleistung deutlich erhöhen. Von daher wird die Infrastruktur viel stärker als bisher auf diese Bedingungen eingehen und sie unterstützen müssen. <

„Viele Rechenzentren ähneln sich schon ­heute in weiten Teilen. Aber bei Entwurf, Umsetzung und Betrieb dominieren nach wie vor aufwendige Konzepte nach Maß.“

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kommentar aktuelles > Unternehmen

Mehr Style fürs Büro Kommentar von Dieter Heiss, Head of Workplace Systems bei Fujitsu Technology ­Solutions, zu den gewandelten Anforderungen an den PC-Arbeitsplatz in Unternehmen > Design gewinnt auch im Büroalltag an neuen Arbeitsformen und geänderten mehr und mehr an Bedeutung. Vorbei Anforderungen orientieren. Ein Beispiel sind die Zeiten des grauen Chaos, als Arist der Trend in Richtung Mobilität. Bebeitsplatzrechner unterschiedlicher Baukanntlich macht es selbst auf einem art in drögen Plastik- oder Stahlblech­ Smartphone mit 5-Zoll-Display keinen gehäusen vorzugsweise in Grau oder sonderlichen Spaß, längere Texte und ESchwarz das Erscheinungsbild beherrschMails zu bearbeiten oder ein Video zu beten, dazu Displays, die in Variabilität und trachten. Anders sieht es aus, wenn ein Schick genauso zu wünschen übrig lassen. Mitarbeiter sein Mobiltelefon über einen Unternehmen, die sich und ihren MitarMobile-High-Definition-Link (MHL) an beitern heutzutage immer noch solche IT- Dieter Heiss, Fujitsu ein Highend-LCD-Display andockt. Mit Arbeitsplätze zumuten, übersehen mehreeiner Bluetooth-Tastatur und einer Maus re Faktoren. Erstens spiegelt sich darin die Wertschät- wird dieses Setup zu einem Desktopterminal, das sich zung – oder besser gesagt „Nichtwertschätzung“ wider, z.B. mit einem virtuellen Desktop auf dem Server verdie eine Firma oder Organisation ihren Mitarbeitern binden kann und damit einen vollwertigen Arbeitsentgegenbringt. Das ist fahrlässig. Denn in Zeiten, in platz darstellt. Und nebenbei wird über das Verbindenen immer mehr Unternehmen über einen Mangel dungskabel der Smartphone-Akku aufgeladen. an Fachkräften klagen, spielt eine moderne ArbeitsumEin weiterer Trend, den moderne Arbeitsplatzrechgebung eine maßgebliche Rolle, um qualifizierte Mitar- ner berücksichtigen müssen: Der User möchte seinen beiter anzulocken oder zum Bleiben zu bewegen. PC und das Notebook auf dieselbe Weise bedienen wie Zweitens sind moderne, vielleicht sogar „stylische“ sein Smartphone oder Tablet – mittels „Touch“. ModerArbeitsplatzsysteme eine Art Visitenkarte eines Unter- ne All-in-one-PCs und Displays sind dafür gerüstet. nehmens. Man stelle sich nur einmal vor, welch positi- Wer ein Betriebssystem wie Windows 8 nutzt, kann ven Eindruck ein – potentieller – Kunde gewinnt, wenn dann wählen: zwischen Touch- und Wischfunktionen er ein Unternehmen besucht und dort Mitarbeiter in und einer konventionellen Bedienung. Und wenn ein einer freundlichen, modernen Arbeitsumgebung mit solches System zudem moderne Technologien wie perfekt designten All-in-one-Rechnern, Thin-Client- Desktopvirtualisierung unterstützt, sich nach Bedarf Systemen und Displays vorfindet. Ein solches Ambien- modular erweitern lässt und aktuelle Stromspar- und te hilft einem Unternehmen dabei, Werte wie Kompe- System-Management-Funktionen unterstützt, steht tenz, Qualität und Zukunftsorientierung zu vermitteln. dem Abschied vom grau-schwarzen Desktopmonster Drittens erfordert die Arbeitswelt Computer, die sich nichts im Wege. <

„In Zeiten, in denen immer mehr Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften klagen, kann eine moderne Arbeitsumgebung quali­ fizierte Mitarbeiter anlocken oder zum Bleiben bewegen.“ 12

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Unternehmen < aktuelles

Freiberufler punkten bei den Kosten Im direkten Kosten-Nutzen-Vergleich schneiden IT-Freelancer bei Projektlaufzeiten von bis zu 25 Monaten im Vergleich zu neu rekrutierten ­Festangestellten besser ab, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. > Schnelle Innovationszyklen und der zunehmende Fachkräftemangel stellen Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Personalressourcen effizient zu planen. Dabei stellt sich die Frage, welches die bessere Rekrutierungsstrategie ist: Mitarbeiter für die klassische Festanstellung zu suchen oder freiberufliche Experten zu engagieren. Vor diesem Hintergrund arbeitete eine Studie der Etengo (Deutschland) AG in Kooperation mit der Fachhochschule Ludwigshafen mit zwei Berechnungsmodellen zur Vergleichbarkeit der Kosten und der Produktivität von Festangestellten und Freelancern: Das konservative Modell lässt die Rekrutierungsdauer, d.h. den Zeitraum vom Feststellen des Bedarfs bis Nikolaus Reuter, Vorstandsvorsitzender der Etengo AG zum tatsächlichen Arbeitsbeginn, als Kostenfaktor außer Acht. Dennoch weist mit diesem Berechnungsverfahren der Freelancer für einen Zeitraum von bis zu acht Monaten ein günstigeres Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vergleich zu einem Festangestellten auf. Das progressive Modell bezieht die Rekrutierung in die Betrachtung ein. Nach diesem Modell ergibt sich erst ab einem Betrachtungszeitraum von 26 Monaten eine vorteilhaftere Korrelation für den Mitarbeiter in Festanstellung. „Um einen aussagekräftigen Kosten-Nutzen-Vergleich zwischen festangestellten Mitarbeitern und Freelancern zu erhalten, sollte man unbedingt das progressive Model nutzen“, fordert Nikolaus Reuter, Vorstandsvorsitzender der Etengo AG. „Denn besonders bei der derzeitig angespannten Nachfragesituation auf dem IT-Arbeitsmarkt ist nicht davon auszugehen, dass man ad hoc einen passenden Kandidaten für eine Festanstellung gewinnen kann. Die Kosten für die Rekrutierung Festangestellter im IT-Bereich werden zudem bei realistischer Betrachtung eher noch steigen.“ 66 Prozent der Befragten geben dazu an, dass ein Freelancer generell schneller produktiv wird als ein Festangestellter. Nach Einschätzung der Mehrheit benötigt er im Durchschnitt einen Monat bis er produktiv arbeitet, ein Festangestellter dagegen drei Monate. < Im Internet: www.etengo.de it-director · Ausgabe 3/2013

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