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Daten: Die Pressekonferenz der

Was hat sie dazu gebracht, die Pathologie als Fach zu wählen?

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Primar Dr. Guido Mazzoleni: Er hat den absoluten Überblick über die Gesundheits-Situation in Südtirol

tistik zu beauftragen. Das Tumorregister ist von größter Bedeutung nicht nur, um die aktuelle Entwicklung zu verfolgen und zu beurteilen, sondern vor allem auch für die Programmierung der zukünftigen Investitionen und Grundsatzentscheidungen im Gesundheitsbereich.

Etwas, was Sie bedauern?

Dr. Guido Mazzoleni: Dass das Screening in Südtirol immer noch nicht optimal ist. Die Zahlen haben sich verbessert. Die Aufklärungskampagnen beginnen zu greifen, aber noch zu langsam. Was den PapTest anbelangt, bin ich zufrieden. Offiziell haben wir 30 %. Das sind die Frauen, die den Pap-Test im öffentlichen Krankenhaus machen. Aber insgesamt sind wir hier bei 90 %. Das ist ausgezeichnet! Beim Brustkrebsscreening sind es nur 65 %, das muss besser werden. Was überhaupt nicht greift – und ich kann das absolut nicht nachvollziehen – ist das Darmkrebs-Screening. Der Test auf Blut im Stuhl ist so einfach und zuhause durchzuführen, er ist nicht invasiv und vor allem: Er rettet Leben. Aber es sind immer noch zu wenig Menschen in Südtirol, die sich an diesem Screening beteiligen. Wenn der Darmkrebs, der in einem Frühstadium heilbar ist, zu spät erkannt wird, haben wir eine Sterberate von 70 %!

Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Dr. Guido Mazzoleni: An mangelnder Aufklärung sicher nicht. Irrationale Ängste vermutlich, wie bei den Impfgegnern.

Sie haben den absoluten Überblick über die Gesundheits-Situation in Südtirol. Alle Gewebs-Proben jeglicher Art gehen sozusagen über ihren Schreibtisch…

Dr. Guido Mazzoleni: Das kann man so sagen. Wir haben den Überblick. Wir interpretieren die Daten. Meine Abteilung hat 2021 als erste Pathologie in Italien eine Studie herausgegeben, in der die aktuellen Brustkrebs- und Darmkrebszahlen von Südtirol und Italien verglichen werden mit jenen von 2019, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Ergebnis ist sehr interessant: In Italien ist die Anzahl der durchgeführten Brustkrebs- und Darmkrebsoperationen zurückgegangen. In Südtirol hingegen waren es sogar mehr Operationen als vorher. Allerdings wurden auch bei uns weniger Früh-Diagnosen gestellt. Und das ist kein positives Signal. Die Krebserkrankungen sind nicht rückläufig, es wurden Corona bedingt weniger Diagnosen gestellt. Was die Pandemie in dieser Hinsicht tatsächlich bewirkt hat, werden wir allerdings erst in ein paar Jahren sehen.

Dr. Guido Mazzoleni: Zufall, wie bei vielen anderen Fachärzten auch, glaube ich. Eigentlich hatte ich angefangen, Medizin zu studieren, um Hausarzt zu werden. Dann kommt man in Kontakt mit der Materie, man lernt Menschen und Kollegen kennen und schätzen. Ja und dann landet man irgendwo, trifft eine Wahl, die man eigentlich nie erwartet hätte.

Die Tätigkeit des Pathologen hat sich in den letzten dreißig Jahren von Grund auf geändert…

Dr. Guido Mazzoleni: Das kann man wohl sagen! Autopsien machen wir nur noch sehr wenig, dafür sitzen wir Stunden am Mikroskop… Jedenfalls, was mich betrifft: Ich habe meine Wahl nie bereut. Im Gegenteil. Es ist eine Arbeit, die einem ungemein viel bringt. Wir sind die tragende Säule der gesamten Tätigkeit des Krankenhauses. Alle histologischen Untersuchungen, die Daten für sämtliche Therapien… Das kommt alles von unserer Abteilung. Es ist eine große Verantwortung, eine Herausforderung, ein ständiges Training und Lernen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und es ist ungemein spannend!

All das wird in Kürze von einem zum anderen Tag aufhören... oder werden Sie nach dem Ausscheiden aus dem Dienst im Krankenhaus noch in der Forschung oder privat tätig sein?

Dr. Guido Mazzoleni: seiner Zeit! • Nein. Alles zu

Ich bin und ich werde

Die traditionelle Pressekonferenz der SKH am 4. Februar, Weltkrebstag Krebsvorsorge: Jede und jeder kann sich selbst schützen

Für die Medienvertreter ist der 4. Februar ein wichtiges Datum: Jedes Jahr nutzt die Südtiroler Krebshilfe den internationalen Weltkrebstag, um über neueste Zahlen, Therapien und Vorsorge zu berichten und wird damit auch ihrer selbstgestellten Aufgabe gerecht, das Thema Krebs an die Öffentlichkeit zu bringen. Motto der diesjährigen Veranstaltung: „Ich bin und ich werde.“ Was kann jede und jeder tun, um einer Krebserkrankung vorzubeugen? Welche neuesten Entwicklungen gibt es hinsichtlich Vorsorge und Therapie? Wie ist die derzeitige Situation in Südtirol auch im Vergleich zu Italien? Es informierten die Primarin der Abteilung für Gynäkologie in Brixen, Dr. Sonia Prader und der Primar der Abteilung für pathologische Anatomie und Histologie, Dr. Guido Mazzoleni.

Im Fokus also Zahlen, die Vorsorge und neueste medizinische Entwicklungen. Alljährlich erkranken 2.900 Südtirolerinnen und Südtiroler an Krebs. Im Vergleich dazu: In ganz Italien sind es 373.00. Aufgrund der Alterspyramide, aber nicht nur, ist die Zahl steigend. So nehmen z. B. die Fälle von Lungenkrebs bei Frauen zu, weil immer mehr Frauen mit dem Rauchen beginnen, während die Zahlen bei den Männern sinken. Gleichzeitig spiegeln die Zahlen der letzten zwei Jahre bedingt durch die Corona Virus-Pandemie nicht die effektiven Zahlen wider, da viele Dienste ihre Arbeit einstellen oder zumindest verringern, Untersuchungen und Eingriffe verschoben werden mussten. Und: Viele Menschen haben aus Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus, die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen.

„Ich bin und ich werde. Das Motto dieses 22. Weltkrebstages ruft jeden einzelnen auf, darüber nachzudenken, was er selbst zur persönlichen Krebsvorsorge beitragen kann“, erklärte Ida Schacher, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe in ihrer Einführung. „Vorsorge heißt, sich seiner Verantwortung für sich selbst bewusst zu werden, dazu gehören Vorsorgetermine ebenso wie z. B. die HPV-Impung gegen das Papillomavirus.“

Informationen und Statistiken aus erster Hand am Weltkrebstag. V.l.n.r: Landespräsidentin Ida Schacher, Primarin Dr. Sonia Prader und Primar Dr. Guido Mazzoleni.

Die Rolle der Molekularbiologie

Primarin Dr. Sonia Prader informierte über die personalisierte Krebsmedizin und schilderte die Rolle der Molekularbiologie in der individuellen Krebsvorsorge und Therapieplanung. „Jeder Krebs ist anders und jeder Körper ist anders. Mensch, Immunsystem und Tumor sind eine dynamische Einheit, die sich gegenseitig bedingt. Das Verständnis zur Entstehung von Krebs nimmt in den letzten Jahren in rasendem Tempo zu.“ Je mehr Informationen den Zellen entnommen werden können, desto besser kann nachvollzogen werden, was zwischen den Proteinen des RNA und der DANN vor sich geht und desto besser kann die personalisierte (Immun)Therapie eingestellt werden, bzw. überhaupt das Krebsrisiko eingeschätzt werden.

In der Vorsorge kann das Wissen um molekulargenetische Marker wie z.B. Veränderungen in DNA- Reparaturgenen wie BRCA 1 und BRCA 2 helfen, das Risiko von Frauen an Brustkrebs und Eierstockkrebs zu erkranken einzuschätzen. Auch die Impfstoffe gegen das Corona Virus seien Ergebnis der modernen Molekular-Biologie gab Prader zu bedenken. Bei Frauen, die diese Gen-Mutation aufweisen, kann gezielt auf Beratung, Vorsorgeuntersuchungen und Therapien eingegangen werden. Jede Frau kann dabei mit entscheiden, wie sie mit dem Risiko umgehen möchte: Durch eine Radikallösung wie die amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie, die sich prophylaktisch beide Brüste und die Eierstöcke entfernen ließ oder durch einen mit dem Arzt koordinierten, individuellen, intensivierten Vorsorgeplan.

HPV-Impfung schützt massiv vor Krebs

Im Jahr 2008 hat Harald zur Hausen den Nobelpreis dafür erhalten, dass er den Zusammenhang zwischen HPV-Viren und Krebserkrankungen herstellte. So werden beinahe 100% der Zervixkarzinome (Gebärmutterhalskrebs) von den HPV-Viren hervorgerufen. Im Mai 2018 hat die WHO dazu aufgerufen, das Zervixkarzinom durch konsequente Impfung auszurotten. Und auch andere HPV-assoziierten Krebsarten können deutlich reduziert werden. „Niemand sollte einen Krebs bekommen, gegen den man sich impfen lassen kann“, unterstrich die Onko-Gynäkologin Sonia Prader. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb bietet allen Mädchen von 11 bis 17 Jahren die HPVImpfung kostenlos an. Dabei ist es ratsam, die Impfung bei Jugendlichen vor Aufnahme der sexuellen Aktivität durchzuführen. Im Alter von 18 bis 45 Jahren können sich Frauen zu einem vergünstigten Preis impfen lassen, ebenso Jungen und Männer zwischen 11 und 26 Jahren.

Risikofaktoren und Vorsorgeprogramme in Südtirol

Die Hauptursachen für das Auftreten einer Krebserkrankung liegen im Lebensstil, also Ernährung und Übergewicht, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkon-