Medair Jahresbericht 2009

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Langjähriges Engagement

„Das Beste, was man tun kann, ist, in Menschen zu investieren: Viele materielle Dinge, in die wir vor 2002-2003 investiert hatten, wurden in den Kriegsjahren zerstört, doch die Investitionen in Menschen – jene, die überlebten – zahlen sich noch immer aus, da sich ihre Fähigkeiten enorm erweitert haben.” Und es gab noch eine wichtige Entwicklung für Marian: „2006 lernte ich meinen späteren Mann in einer kleinen Kirche in Bunia kennen, wohin er für einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt aus Kinshasa gekommen war. Mittlerweile sind wir seit zwei Jahren glücklich verheiratet!” Sophia Kahinga ERT-Projektmanagerin im Gesundheitswesen Südsudan 1999 bis 2004; 2006 bis heute Die gebürtige Kenianerin Sophia arbeitet schon so lange im Sudan, dass er ihre Wahlheimat geworden ist. Sie kann sich aber noch gut daran erinnern, wie anders es hier anfangs für sie war. „Ich hatte vier Jahre als Krankenschwester in Kenia gearbeitet und war es gewohnt, dass die Menschen an den unterschiedlichsten Krankheiten litten”, sagt sie. „Aber die Menschen im Sudan litten nicht nur an Krankheiten, sondern hatten noch mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen.” Von 1999 bis 2000 arbeitete Sophia im extremen Gefahrengebiet beiderseits der Kriegsfront, als es noch keine feste Grenze zwischen dem Norden und dem Süden gab und das Militär verschiedene Zonen kontrollierte. „Einmal musste ich mich wegen der schlechten Sicherheitslage fast 48 Stunden im Busch verstecken“, sagt sie. „Aber bei Medair sind wir immer an so gefährlichen Orten, wo nur wenige andere hin wollen.” Danach arbeitete Sophia in den sudanesischen Nordstaaten und im Süden. Ihre Aufgaben reichten von der medizinischen Unterstützung in Kliniken bis zu Nothilfeeinsätzen. Dabei wuchs auch allmählich ihre Verantwortung von der praktischen Pflege über Schulungen und Supervisionsaufgaben bis zur Leitung. „Früher übernahm ich typische Einsatzarbeiten wie die Verteilung von Nichtnahrungsmitteln an Flüchtlinge”, sagt sie. „Allein die Gewissheit, dass ein Kind unter einem Moskitonetz schlafen und deshalb keine Malaria bekommen würde, bereitete mir Freude.” Bei ihrem letzten Einsatz organisierte Sophia in einer aussergewöhnlichen Kälteperiode die Verteilung von 500 Decken an Kala-Azar-Patienten. „In meinem neuen

Aufgabenbereich freut es mich, das Team unterstützen zu können, das in die Einsatzgebiete geht und von uns ermittelte Versorgungslücken schliesst”, sagt sie. „Die Medair-Mitarbeiter sind sehr engagiert. Was wir tun, tun wir mit Leidenschaft”, sagt sie abschliessend. „Wir identifizieren uns mit den Menschen, denen wir helfen. Und wenn man die Lebenssituation eines Menschen auf diese Weise verbessert, erfüllt einen das mit Freude.“

Adam Gelal Edin Alias Projektleiter Sudan (Nordstaaten) 2002 bis heute Adam ist Sudanese und kam 2002 zu Medair. 2003 wurden er und vier weitere Medair-Mitarbeiter in Darfur von einer bewaffneten Bande entführt. Die Entführer hielten sie in einem Wald gefangen, misshandelten Adam und zwangen ihn zu einem 15-tägigen Marsch. Während Adams Entführung besuchte unser Landesverantwortlicher seine Familie dreimal am Tag, sprach ihnen Mut zu und versicherte ihnen, dass Medair alles erdenklich Mögliche tue, um Adam sicher heim zu bringen. Schliesslich wurde Adam freigelassen. Er hörte bald von den häufigen Medair-Besuchen bei seiner Familie, und es wurde ihm klar, dass er bei Medair eher ein Familienmitglied als ein Angestellter ist: „Ich werde nie vergessen, was Medair für meine Familie getan hat, als ich weg war”, sagt er. In den sechs Jahren seither stellte Adam seine Wertschätzung und Loyalität immer wieder unter Beweis. Er durchlief mehrere Positionen vom Sprachmittler bei Einsätzen über Projektassistent (Klinikmanagement) bis zu seiner derzeitigen Position als Projektleiter. Adam ist für neun Kliniken mit 36 Mitarbeitern verantwortlich und schult ausserdem alle Village Health Committees in unserem West-Darfur-Projekt. Adams Fähigkeiten sind auch anderen aufgefallen. Er hat zahlreiche Jobangebote von der UNO und anderen Hilfsorganisationen in Darfur bekommen – und alle abgelehnt. „Geld reizt mich nicht, auch wenn man es zum Leben braucht”, sagt er. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, wie es bei Medair läuft. Besonders zufrieden macht es mich, wenn ich sehe, welchen Nutzen erfolgreiche Projekte bewirken.“

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