Medair Jahresbericht 2009

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Uganda

100 km 50

SUDAN

100 mi

Kaabong Patongo

Abim

DEM. REP. KONGO

Uganda Kampala

KENIA

Zwei Jahrzehnte lang entführte die Lord’s Resistance Army (LRA) in Acholiland im Norden Ugandas Kinder und verübte andere Gräueltaten. Auf dem Höhepunkt des Konflikts lebten über eine Million Menschen in überfüllten Flüchtlingslagern. Im September 2006 zog sich die LRA aus Uganda zurück; seitdem unterstützt Medair die Flüchtlinge bei der Rückkehr in ihre Heimatdörfer. Die Menschen im Halbtrockengebiet Kaabong in Karamoja haben kaum Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Einrichtungen. Zudem leiden sie unter der seit vier Jahren währenden Dürre.

TANSANIA RUANDA

Wasser ist Leben Als sich die Sicherheitslage verbesserte, zog Medair aus der Region Acholiland ab, in der sich eine bis dahin von der Weltöffentlichkeit kaum beachtete humanitäre Krise abgespielt hatte. Gleichzeitig starteten wir ein innovatives Wasserprojekt im Dürregebiet Karamoja. „Für die Menschen in Kaabong ist Wasser das wertvollste Gut. Wasser ist Leben”, sagt Dr. Eladu Frederick, Produktionsverantwortlicher für den Bezirk Kaabong. In Kaabong im Gebiet Karamoja haben die Viehhirten Mühe, genügend Wasser und Weideland für ihre Herden zu finden. Jedes Jahr blicken sie voller Sorge zum Himmel hinauf und hoffen auf Regen für ihre kleinen Felder und ihre Herden. Angesichts eines weiteren verheerenden Dürrejahres entschied sich Medair 2009, etwas Neues auszuprobieren, etwas, was in Uganda noch nie ausprobiert worden war. In Kooperation mit lokalen Gemeindeverantwortlichen und Arbeitskräften baute Medair vier Dämme unter sandigen Flussläufen. Mit diesen Dämmen wird in der kurzen Regenzeit Wasser unter dem Sand festgehalten, wodurch es nicht abfliessen und verdunsten kann. Das Wasser wird einfach im Sand unter der Oberfläche gespeichert. „Die Karamajong-Hirten müssen jetzt nur noch ein flaches Loch ausheben, in dem sich sofort Wasser sammelt, das ihr Vieh trinken kann”, erklärt Projektmanager Phil Candy. „Diese Lösung ist wirksam, kostengünstig und nachhaltig. Da die Dämme ohne bewegliche Teile auskommen, sind sie wartungsarm bzw. wartungsfrei.“ Das Projekt ist so erfolgreich, dass der ugandische Staat und andere Hilfsorganisationen nun den potenziell überlebenssichernden Nutzen eines Baus weiterer unterirdischer Dämme in Karamoja untersuchen. „Medair brachte eine neue Technik, die bis dato im Bezirk nie bedacht worden war”, sagt Dr. Frederick voller Dankbarkeit.

Wiederherstellung der Eigenständigkeit und Würde Andernorts in Kaabong verbesserte Medair den Zugang zu sicherem Trinkwasser und errichtete mehrere Hundert Latrinen. Um den Teufelskreis der Abhängigkeit von 30

MEDAIR  Jahresbericht 2009

kostenloser Nahrungsmittelhilfe zu durchbrechen, führten wir mehrere Geld-für-Arbeit-Projekte durch. Die einheimische Bevölkerung richtete 42 Kilometer Strasse wieder her und nahm weitere Infrastrukturverbesserungen vor, wofür sie ein Einkommen erhielt. Die Bauern im niederschlagsreicheren Westen Kaabongs erhielten Saatgut und Geräte zur Unterstützung des Existenzaufbaus. Im Laufe des Jahres beendete Medair langjährige Hilfsprogramme in den Bezirken Pader und Abim oder gab diese an lokale Verantwortliche ab. Die Sicherheitslage verbesserte sich so sehr, dass bis Ende 2009 80% der Bevölkerung in ihre Heimatdörfer zurückkehren konnten. Es war das letzte Jahr für Medair in Acholiland, und das Team bemühte sich intensiv, unsere Projekte abzuschliessen und dafür zu sorgen, dass sie einen langfristigen und positiven Nutzen haben. Allein im Jahr 2009 hat Medair neue Brunnen gebohrt, beim Bau von Latrinen in Privathaushalten geholfen, Latrinen in Schulen ausgehoben, richtiges Hygieneverhalten vermittelt, auf Ausbrüche von Kinderlähmung und Hepatitis E reagiert, bedürftigen Kindern geholfen, ihre Chancen im Leben zu verbessern, und die Kompetenzen im Gesundheitswesen gefördert.

Sichere Heimkehr

2009 verliessen wir Acholiland im Wissen, dass sich die Kenntnisse und Kompetenzen der einheimischen Bevölkerung seit unserer Ankunft erheblich verbessert hatten. Wir hatten Gesundheits-, Wasser-, Sanitär-, Hygiene- und Kinderschutzprogramme durchgeführt, medizinische Fachkräfte besser ausgebildet und die Gesundheits- und Hygienekenntnisse der Bevölkerung enorm verbessert. „Von Medair habe ich gelernt, welche Gefahren von Hepatitis E ausgehen, und wie ich mich davor schützen kann”, sagt die 45-jährige sechsfache Mutter und Witwe Alicandorina Ajok.


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