Medair Jahresbericht 2009

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ZENTRALAFRIKANISCHE REBPUBLIK

Kongo

REP. KONGO GABUN

Dem. Rep. Kongo

Poko

Dungu

Isiro Bunia Kisangani

UG.

Von 1998 bis 2003 tobte in der D.R. Kongo der sogenannte Afrikanische Weltkrieg. In den zehn Jahren zwischen 1998 und 2008 kamen 5,4 Millionen Menschen durch kriegsbedingte Gewalt, Unterernährung und Krankheiten ums Leben. Die geschwächte Nation kämpft nun mit dem Wiederaufbau, doch vereinzelt auftretende Auseinandersetzungen stören den zerbrechlichen Frieden immer wieder. Medair, die NGO, die am längsten in der Region Hilfe leistet, unterstützt das Gesundheitswesen des Landes aktiv seit 1997.

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D.R. Kongo

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Eine gute Tat vergisst man nie 2009 förderte Medair das nationale Gesundheitssystem und verbesserte die Fähigkeit der kongolesischen Gesundheitskräfte, die Millionen Bedürftigen zu versorgen, die sich noch immer vom Konflikt erholen. Nachdem sich Schwester Regine die Zahlen lange angesehen hatte, wusste sie, dass etwas nicht stimmte: Selbst im entlegenen Nordosten der D.R. Kongo dürften nicht derart viele Mütter und Neugeborene sterben. Sie musste selbst nachsehen, was da los war. Sie machte sich mit ihrem Motorrad auf, um eine dringende Lageeinschätzung durchzuführen. Dabei fuhr sie auf den schmalen Verbindungswegen, die die Region in einem chaotischen Netz überziehen. „Die Babys wurden von Krankenschwestern entbunden, die kaum oder gar nicht ausgebildet waren”, erklärt sie. „Sie wussten nicht, wie man Blutungen nach der Geburt stoppt, sie wussten nicht, wie man sterile Bedingungen schafft, sie wussten nicht, wie man Risiken erkennt... Sie mussten weiter und besser ausgebildet werden.” 2009 übernahm Medair von den Stützpunkten in Bunia, Isiro und Dungu aus die monatlichen Schulungs- und Anleitungsaufgaben in über 400 Kliniken in der Province Orientale. Wir unterstützten über eine Million Menschen mit weitreichenden Programmen in den Bereichen medizinische Grundversorgung, medizinische Behandlung von Opfern sexueller Gewalt sowie HIV/Aids-Beratung und -Behandlung.

blutiger Durchfälle kam, beluden unsere Mitarbeiter sofort vier Motorräder mit lebensrettenden Medikamenten und machten sich auf die zweitägige Reise. „Wir kamen gerade rechtzeitig”, erklärt der medizinische Betreuer Florentin Inikpio Manga. „Die medizinischen Einrichtungen hatten ihre letzten Antibiotika am Tag unserer Ankunft verbraucht.”

Besserer Mutterschutz

Nach ihrer Rückkehr machte Regine sich in Zusammenarbeit mit der regionalen Gesundheitsbehörde an die Erarbeitung eines Weiterbildungsprogramms für Geburtshilfe. Sie lud Krankenschwestern und Ärzte aus vier verschiedenen Gesundheitszentren in unser Büro ein, wo sie einen zehntägigen Intensivkurs absolvierten. „Nach dem Kurs besuchten wir die Krankenschwestern in den Gesundheitszentren, um ihre neu erworbenen Kenntnisse zu erweitern und aufzufrischen”, sagt Regine. „Diese Krankenschwestern tun sich jetzt leichter, bessere Entscheidungen im klinischen Alltag zu treffen.” Eines Tages, als Regine gerade einer Entbindungsstation in Gombari einen Betreuungsbesuch abstattete, kam eine Frau zur Entbindung, die in der Vergangenheit bereits drei Totgeburten gehabt hatte.

Darüber hinaus führten wir in 184 Gesundheitszentren ein gross angelegtes Malaria-Projekt für 721 000 Menschen durch, bei dem die medizinischen Mitarbeiter in der Diagnose, Behandlung und Prävention geschult und 55 000 Moskitonetze verteilt wurden.

Vor der Weiterbildung wussten die medizinischen Mitarbeiter nicht so recht, wie und wann man ein Partogramm (ein wirksames Hilfsmittel zur Überwachung des Geburtsverlaufs und damit zur Verringerung von Komplikationen) verwendet. Doch jetzt konnten die Mitarbeiter auf ihr neues Wissen über das Partogramm zurückgreifen und den Verlauf der Geburt verfolgen. So sahen sie, dass die Geburt zwar normal begann, dann jedoch nicht weiter vorankam.

Als es in dem von 6000 Binnenflüchtlingen bewohnten Dorf Amadi zu einem lebensbedrohenden Ausbruch

Daher wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt und die Frau von einem gesunden Kind entbunden.

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