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Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche 15/November 2011 Schutzgebühr 5,– EUR

www.mcon-visions.de

WISSEN KOMMUNIKATIONSMEDIUM KUNST Warum wir Mitmachmuseen brauchen. Ein Interview mit Peter Weibel über die Demokratisierung von Kunst. MARKT Mut gehört zur Kunst dazu: die Welturaufführung der „autosymphonic“. LIVEKOMMUNIKATION Glamour ist das Ergebnis harter Arbeit – Isa Gräfin von Hardenberg im Interview. SCHLUSSPUNKT Is’ das Kunst, oder kann das weg? Ein Gespräch mit Comedy-Star Mike Krüger.


Das Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten verbindet eine Partnerschaft mit den Vereinten Nationen in New York. Mit der Teilnahme am „Global Compact“ – einer Initiative des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan – setzt auch m:con den weltweiten Trend zum „grüner Tagen“ in der Kongressbranche erfolgreich um. Das Ziel von m:con ist es, einen aktiven Beitrag zu leisten, soziale Verantwortung zu übernehmen und Ökostandards auf die Agenda zu setzen.

Verantwortung Das m:con Congress Center Rosengarten Mannheim ist Ihre nachhaltige Plattform für Begegnungen, Emotionen und Begeisterung. Auf 22.000 qm Veranstaltungsfläche erleben Sie neueste Architektur, viel Tageslicht und eine Auswahl an Räumen, Sälen und Ausstellungsflächen, die ideale Kombinationsmöglichkeiten für alle Veranstaltungsarten bieten. Der Rosengarten wurde nach modernsten ökologischen Aspekten konzipiert und gebaut. Die zentrale Innenstadtlage mit den umliegenden Hotels und Restaurants sowie das Kongressticket im Nahverkehr garantieren kurze Wege und umweltschonende Transportmöglichkeiten innerhalb der Kongressstadt Mannheim. Bei Cateringkonzepten wird im Rosengarten auf Anbieter aus der Region geachtet, um auch hier die Transportwege kurz zu halten. Gemeinsam mit unseren Partnern heißen wir jährlich über 180.000 Besucher in der Metropolregion RheinNeckar willkommen und übernehmen dabei Verantwortung als umweltbewusste Schnittstelle für Events, Kongresse und Entertainment. Besuchen Sie uns unter www.rosengarten-mannheim.de oder rufen Sie uns direkt an: +49 (0)621 4106 - 123 / -125. Expect more inspiration, more innovation and more full service.


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Standpunkt

Wissen, Können, Wollen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, wer nichts weiß, kann auch nichts verlernen. Wer sich aber mit den Erkenntnissen der Zeit beschäftigt, der wird überrascht sein, dass alte Werte noch Bestand haben. Oder sich verändern, etwa wenn neue Errungenschaften plötzlich alte Kamellen werden oder die Kraft der neuen Gedanken- und Netzwerkwelt Verbindungen schaffen. Die Verbindung von Philosophie und Psychologie, die Körpersprache und das Faktenwissen sind komplex und kompliziert. Techniken helfen sie zu beherrschen. Die neuen Geistes- und Naturwissenschaften helfen sie zu verstehen. Wie die Hirnforschung zu einer Art von Revolution wird – oder wie „Art“, im Sinne von Kunst, unseren Verstand prägt – wir wissen, dass wir nichts wissen. Aber das genau. Michel Maugé Geschäftsführer m:con Mannheim und Honorarkonsul der Republik Frankreich

Mit der Entscheidung, unsere „m:convisions“ zum Themenheft zu machen, haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Rückmeldungen geben uns immer wieder Grund, an dieser „Wissensreihe“ festzuhalten. Gepaart mit Information und gespickt mit News, Neuigkeiten und Erfahrungsberichten, ist die „m:convisions“ immer mehr zu einem Magazin mit Tiefgang und Eigenständigkeit geworden. Diesmal unter einem aktuellen und zukunftsfähigen Thema: Kunst als Kommunikationsmedium. Ein spannendes und aufregendes Jahr 2011 geht in die Endphase. Ein Highlight für m:con und Mannheim war mit Sicherheit die Uraufführung der „autosymphonic“, ein außergewöhnliches Event, das weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlte. Die beeindruckenden Luftaufnahmen in unserem Rückblick ab Seite 43 dokumentieren die überwältigende Inszenierung aus Licht, Lasern und Bildern. Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit und einen spannenden Streifzug durch unsere Themen. Ihr

Michel Maugé

An der Onlinebefragung der m:convisions teilnehmen und gewinnen! Ihre Meinung ist uns wichtig: Wie gefällt Ihnen die „m:convisions“? Wir laden Sie herzlich ein, an unserer Leserbefragung teilzunehmen und unseren kurzen Fragebogen im Internet auszufüllen. Ihre Teilnahme hilft uns, die „m:convisions“ stärker Ihren Wünschen und Interessen anzupassen. Als Dankeschön für Ihre Unterstützung verlosen wir unter allen Teilnehmern zehn hochwertige Kalender des Fotografen Manfred Hamm sowie zehn Espresso-Sets von Rosenthal. Teilnahmeschluss ist der 31. Januar 2012. Den Fragebogen finden Sie auf unserer Homepage unter www.mcon-visions.de. Oder einfach den QR-Code nutzen. Viel Glück! seite 03


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Die Kunst der Mode: Das Berliner Kreativduo c.neeon hat mit seinen mit satten Farben und architektonischen Anlehnungen spielenden Outfits bereits die Museen erobert. seite 04


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Inhalt

Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche m:convisions

Standpunkt

Wissen, Können, Wollen. Vorwort von Michel Maugé

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WISSEN

Sensibler Seismograf unserer Seelenzustände Kunst – ein Kommunikationsmedium: Sie deckt das verborgene Unbekannte auf und setzt Visionen und Träume in Farbe oder Töne um.

Zum Mitmachen anregen ist die wahre Kunst Am Scheideweg: Peter Weibel sieht einen Epochenwandel für das Kunstsystem voraus – hin zu mehr Demokratie.

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„Ein Kunstwerk ist eine relevante Äußerung“ Welche Funktion hat Kunst heute? Ein Interview mit dem Maler Jochen Plogsties über seine Sicht auf das Kunstsystem.

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MARKT

Kreatives Schaffen vereint Besucher Kunst am und im Kongresszentrum, Kunst als Bestandteil von Events: Wie Veranstalter Kunst für sich nutzen können.

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„Art Walking Tour“ durchs Kongresszentrum Professor Dr. Louise Bielzer über Architektur und Kunst als Erfolgsfaktor der Vermarktung von Veranstaltungsimmobilien.

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Kreativ tagen zwischen Skulpturen und Gemälden Kunstvolles Ambiente schafft hohen Zuspruch für Events – wie sich die Gestaltung eines Ortes auf Besucher und Veranstaltungen auswirkt.

Ein Sinnbild der Unternehmensphilosophie Teambuilding auf die kreative Art: Gemeinsam etwas gestalten schweißt zusammen und schafft Erfolgserlebnisse.

Thomas D rappt mit Telekom-Kunden Kunst trifft Social Media: Wie sich das Marketing von Unternehmen Netzkunst zunutze macht.

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Die Kunst der Mode Kleidung ist weit mehr als ein Schutz vor Kälte – sie avanciert immer mehr zum Kunstobjekt, mit dem sich das Individuum kunstvoll in Szene setzt.

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Oasen der Kreativität Über die Rolle von Kunst für die Medizin: Sie hilft sowohl bei der Therapie, spielt aber auch auf medizinischen Kongressen eine immer größere Rolle.

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Inhalt

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Kunstvolle Gesellschaftspolitik zum Mitmachen Die „Stuhlpyramide“: ein Interview mit Ulrike Jansen von der „Aktion Mensch“ über die kommunikative Wirkung von Gemeinschaftskunst.

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OrganisationsTicker

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„Mut gehört zur Kunst dazu“ Wie eine Stadt ein Bürgerevent mit Hochkultur feiert: die Welturaufführung der „autosymphonic“.

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LIVEKommunikation

Die Kunst der Gesprächsführung Aktuelle Trends in der Livekommunikation: Wie sich die Verständigung mit anderen verbessern lässt und warum es sich lohnen kann, Prominente ins Unternehmen einzuladen.

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„Was nach Glamour aussieht, ist harte Arbeit“ Interview mit Isa Gräfin von Hardenberg, der „gesellschaftlichen Königin der deutschen Hauptstadt“, über die Kunst, legendäre Feste zu feiern.

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Kommunikation im Quadrat Warum ist es oft so schwierig, etwas zu vermitteln? Eine Erklärung liefert das Vierseitenmodell des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun.

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Der schillernde Glanz der Stars Celebrity bei Unternehmensevents: Wie sollte man vorgehen, wenn man einen bekannten Star engagieren möchte?

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M:CON

„Lebenswelt Elektromobilität“ setzt Maßstäbe Das Auto der Zukunft: Kongress im Congress Center Rosengarten setzt Signal für die nachhaltige Gestaltung von Mobilität.

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KongressTicker

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EventTicker / News

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Impressum

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Schlusspunkt

Is’ das Kunst, oder kann das weg? Ein Interview mit dem Comedy-Barden Mike Krüger über sein Bühnenprogramm, in dem er sich mit der Frage, was eigentlich Kunst ist, auseinandersetzt.

Zusatznutzen online. Der Visions-Webcode führt Sie direkt zu unserem Zusatzangebot im Internet. Einfach Onlinemagazin www.mcon-visions.de besuchen, Webcode des Artikels eingeben und Videopodcast ansehen. seite 06

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Prominente für ein Unternehmensevent zu engagieren, kann sich lohnen. Es müssen ja nicht gleich die „Rolling Stones“ sein. seite 07



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Kunst – ein Kommunikationsmedium

Sensibler Seismograf unserer Seelenzustände Die Frage, was Kunst ist, polarisiert: Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ – klar, das ist ein Kunstwerk. Aber die schmutzige Badewanne von Joseph Beuys? Egal, wie die Antwort ausfällt, eines hat Beuys mit seinen Werken geschafft – zum Diskutieren angeregt. Aber Kunst bietet nicht nur jede Menge Diskussionsstoff, sondern ist auch ein Mittel der Kommunikation. Der Soziologe Niklas Luhmann sieht in ihr ein funktionales Äquivalent zur Sprache. Wenn sie auch eine ganz eigene Art zu kommunizieren hat. Sie spricht weniger die Ratio an als vielmehr unsere Gefühle. Oder wie Oscar Wilde es formuliert: „Die Kunst spricht von Seele zu Seele.“ Die besondere Leistung von Kunst, sei es Musik oder bildende Kunst, liegt darin, dass sie Unaussprechliches seh- oder hörbar macht. Sie wirkt wie ein sehr sensibler Seismograf, indem sie das (noch) nicht Offensichtliche, das verborgene Unbekannte aufdeckt, seien es gesellschaftliche Veränderungen oder Seelenzustände. Illusionen, Visionen und Träume setzt sie in Farbe oder Töne um. Mit Kunst lässt sich wie mit keinem anderen Medium wachrütteln, schockieren, im Innersten treffen. Sie deckt Machtstrukturen auf, kritisiert Systeme, arbeitet Vergangenes auf und kann helfen, Traumata zu bewältigen.

In „Wissen“ beleuchten zwei Experten Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven – aus der des Theoretikers und der des Praktikers. Professor Dr. Peter Weibel, Vorstand des ZKM in Karlsruhe, hat sich als Kunst- und Medientheoretiker einen Namen gemacht. Für Weibel steht ein Epochenwandel in der Kunst unmittelbar bevor. Kunst dürfe kein elitäres System mehr sein, sondern müsse viel stärker seine Rolle als Kommunikationsmedium wahrnehmen. Kunst müsse demokratischer werden. Weibel plädiert für Mitmachmuseen (S. 10). Die Perspektive des Praktikers nimmt der Maler Jochen Plogsties ein. Als Meisterschüler von Neo Rauch, der als einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart gilt, wird Plogsties der Leipziger Schule zugezählt. Eine Stilrichtung, die sehr auf hohes handwerkliches Können setzt. Die Arbeit mit Material, mit Farbe fasziniert Plogsties. Auch im Zeitalter von Pixelbildern sehnen sich die Menschen nach Greifbarem, nach Kunstwerken, die sich anfassen lassen. Ein Gespräch mit dem Maler schildert seine Sicht auf Kunst: Wie sieht ein junger Künstler die Kunstwelt? Was treibt ihn an? Welche Funktion misst er Kunst heute bei (S. 16) ?

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Am Scheideweg: Peter Weibel sieht einen Epochenwandel voraus Zum Mitmachen anregen ist die wahre Kunst Kunst zu definieren, war schon immer schwierig. Das scheint heute, angesichts des schnellen sozialen und technischen Wandels, noch komplizierter. Professor Dr. Peter Weibel, Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe, ist nicht nur selbst Künstler, sondern hat sich auch als Ausstellungskurator sowie als Kunst- und Medientheoretiker einen Namen gemacht. Das ermöglicht ihm, das Kunstsystem aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. m:convisions befragte Weibel über die Rolle von Kunst in der heutigen Gesellschaft.

Was verstehen Sie unter Kunst? Marshall McLuhan sagte: „Art is anything you can get away with.“ Im Laufe der Jahrtausende hat sich die Definition von Kunst sehr verändert. Ein Beispiel sind die freien Künste, die „Artes liberales“. Im antiken Griechenland verstand man darunter Tätigkeiten für freie Menschen. Damit war aber nicht Kunst im heutigen Sinne gemeint, sondern Mathematik, Philosophie, Geometrie und Astronomie. Malerei oder Musik galten als Handwerk – und das war die Arbeit von Sklaven. Die Malerei beispielsweise musste kämpfen, um als Kunst anerkannt zu werden. Indem Leonardo da Vinci die Malerei auf das Niveau der Wissenschaft brachte, erreichte er, dass sie von einer Sklavenarbeit zu einer freien Kunst wurde.

Professor Dr. Peter Weibel, Jahrgang 1944, studierte Literatur, Film, Mathematik, Medizin und Philosophie in Wien und Paris. Weibel lehrte ab 1976 an mehreren Hochschulen, unter anderem an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und der Gesamthochschule Kassel. 1984 wurde er für fünf Jahre als Associate Professor an die State University of New York berufen. 1984 erhielt er die Professur für visuelle Mediengestaltung an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. 1989 wurde er mit dem Aufbau des Instituts für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt am Main beauftragt, das er bis 1994 leitete. Weibel ist seit 1999 Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Käthe Kollwitz Preis und die Verdienstmedaille des Landes BadenWürttemberg.

In der Antike war Kunst also klar definiert. Und heute? Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war man sich darüber einig, dass die beste Mimesis auch die beste Kunst ist – also wenn Wirklichkeit so perfekt wie möglich imitiert wird. Unter dem Druck der Aufklärung musste der Künstler, wie ein Wissenschaftler, aufzeigen, mit welchem Mittel er zu welchem Resultat kam. Das war der Beginn der abstrakten Malerei. Es gab Bilder, die kein Objekt aus der Wirklichkeit zeigten, sondern nur eine monochrome Farbfläche. Das war die reine Demonstration der Mittel. Manch einer fragte sich: „Das kann ich doch auch, ist das noch Kunst?“ Ab diesem Zeitpunkt war nicht mehr klar, was Kunst ist. Der nächste Bruch kam 1915 mit Marcel Duchamp. Ab dann wurden sogar Gegenstände zu Kunst erklärt. Das bekannteste Beispiel ist die Badewanne von Joseph Beuys, die von der Putzfrau gereinigt wurde. Oder denken Sie an den Witz: „Kann ich das wegwerfen oder ist das Kunst?“ Oder die berühmte Fettecke, ebenfalls von Beuys ...?Genau. Kunst wollte immer Grenzen aufheben. Die Wirklichkeit zu reproduzieren, war eine solche Grenze. Heute ist Kunst eine soziale Funktion und nicht mehr von innen definierbar. Ein Künstler schafft ein Werk mit der Absicht, Kunst zu schaffen. Aber erst wenn die Gemeinschaft das Kunstwerk als solches anerkennt, wird es Kunst. Kunst ist heute das Produkt eines sozialen Vorgangs, getreu dem Motto: Der Imker – nicht die Biene – macht den Honig. Die moderne Kunst versucht nicht mehr, Wirklichkeit abzubilden. Wird Kunst dadurch nicht angreifbar? Absolut. Das verursacht viele Kollateralschäden. Was ich beschrieben habe, war 150 Jahre lang das Credo der modernen Kunst. Mit den Impressionisten wie Henri Matisse oder Claude Monet fing diese Entwicklung an. Jeder konnte sehen, dass die Gegenstände auf ihren Bildern gemalt waren. Die Impressionisten haben sich gegen die Lesen Sie weiter auf Seite 14 seite 11


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Weibel wünscht sich ein Mitmachmuseum für alle: Das ZKM in Karlsruhe bietet Besuchern bei Veranstaltungen und Ausstellungen regelmäßig die Möglichkeit, sich einzubringen. seite 12


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Fortsetzung von Seite 11

Akademiker unter den Malern aufgelehnt, die am Grundsatz der hat 1926 der Fotograf Man Ray gesagt. Und Beuys meinte 1970: Mimesis festhielten. Moderne Kunst ist unperfekt. Die Impres- „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Denn durch die technischen sionisten haben sogar zugegeben, dass die Akademiker die bes- Medien hat der Künstler sein Monopol auf Kreativität verloren. seren Maler sind. Moderne Kunst ist gleichzeitig das Modell für Das bedeutet das Aussetzen der Kunst selbst, deswegen ist die den kapitalistischen Markt. Jedes neue Produkt verdrängt das „Creative Industry“ ein rotes Tuch für Künstler. Das System alte. Es gibt im Kapitalismus immer die Innovation, die „Creative der Kunst, zum Beispiel in der Musik, ist dadurch bedroht. Destruction“. Der moderne Künstler ist ein Unternehmer. Aber Kunst war eine Art Betrieb, ähnlich dem Fernsehen, und der die Epoche der Moderne geht bald zu Ende. Man sieht am Erfolg Künstler war der Sender. Die Kunst hatte nur keinen Massenvon Neo Rauch, dass die Menschen die Wirklichkeit in der Kunst vertrieb, denn wenn ein Werk Millionen Dollar kosten soll, wiedergewinnen wollen. darf es keine Massenware sein. Heute kann jeder, der etwas technisch produziert, sein Werk über das Internet vertreiben. So ist auch das Monopol der Massenmedien auf Distribution verloren gegangen. Und durch diese Personalisierung der Distributionstechnik ist Kunst per se Kommunikation geworden. Wenn sich heute Marina Abramovic im „Museum of Modern Art“ auf einen Stuhl setzt, wird das nur zu Kunst, wenn sich ihr jemand gegenübersetzt. Sie alleine ist nur die Hälfte des Kunstwerks. Der Künstler drückt nichts mehr aus, er macht ein Angebot zur Kommunikation. Sie sehen einen Epochenwandel in der Kunst kommen? Hundertprozentig. Das ist einer der Effekte der Globalisierung. Für die Das heißt, das Kunstwerk kommt erst durch den Rezipienten Völker außerhalb Europas, zum Beispiel in Asien, ist es inakzep- zustande? Genau, das ist der entscheidende Paradigmenwechsel. tabel, dass ein monochromes Bild Kunst sein soll. Was empfinden Sie, wenn Kunst direkt mit der Wirtschaft Wie sieht die Kunst der nächsten Epoche dann aus? Ausgangs- kooperiert? Die Kunst selbst ist ein Wirtschaftszweig: Die punkte sind Medien wie Film oder Fernsehen. Beim Fernseher Kulturbranche in Deutschland erwirtschaftet einen höheren ist zunächst Rauschen – Gegenstandslosigkeit ist hier nicht Umsatz als die Stahlindustrie. Trotzdem sollte sich Kunst nicht das Ende, sondern der Anfang. Diese Medien zeigen Bilder von zum Sklaven des Kommerzes machen. Wenn Olafur Eliasson in fiktiven oder realen Welten. Sie waren die ersten Gefangenen New York künstliche Wasserfälle installiert, schafft er damit der Fotografie. Fotografie will reale oder fiktive Welten abbil- bewusst eine Touristenattraktion. Der Künstler nutzt Kunst den. Künstler wie Neo Rauch oder Andy Warhol nahmen diese als Vorwand für kommerzielle Zwecke. Das lehne ich ab, denn Entwicklung auf, sie haben die Wirklichkeit zurückgebracht. damit hat die Kunst ihre Autonomie verloren. Das muss man Warhol hat ausschließlich Motive aus den Massenmedien gemalt, der Moderne lassen: Sie hat der Kunst Autonomie gebracht – zum Beispiel Porträts von Filmstars, und nie ein eigenes Bild formal, materiell, politisch und sozial. Die Freiheit des Künsterfunden. Die Kunst der nächsten Zeit wird sich wieder mit der lers darf man nicht aufgeben. Sonst droht ein Rückschritt in Realität beschäftigen. die Auftragskunst.

„Kunst muss die Wirklichkeit so ins­zenieren, dass man einen Erkenntnisgewinn hat. Künstler, die das können, gibt es allerdings kaum.“

Also „Back to the Roots“? Nein, nicht in der Form einer Mimese. Kunst muss die Wirklichkeit so inszenieren, dass man einen Erkenntnisgewinn hat. Künstler, die das können, gibt es allerdings kaum. Wir brauchen keine Kunstschulen, die das Handwerk des 19. Jahrhunderts lehren. Künstler brauchen wissenschaftliche Kenntnisse, denn nur so können sie die Wirklichkeit unterlaufen. Jemand, der das gemacht hat, war Christoph Schlingensief. Theater besteht immer aus echten Menschen, echten Worten und so weiter. Schlingensief konnte die Wirklichkeit durch die Wirklichkeit selbst überführen. Welche Implikationen haben technische Veränderungen für das Kunstsystem? Durch die Fotografie haben die Maler das Monopol auf die Bilderzeugung verloren. Der Fotograf macht aber Bilder – und keine Kunst! „La photographie n’est pas l’art“, seite 14

Welchen Weg muss die Kunst gehen, um sich Autonomie zu bewahren? Kommunikation wird vom Kunstsystem selbst bekämpft. Das System will den Elitecharakter der Kunst bewahren, als Werk einer Einzelperson. Die Massen dürfen dabei nur die Rolle des passiven Zuschauers einnehmen. Sie sollen ins Museum pilgern, die „Mona Lisa“ betrachten und dafür bezahlen. Aber wenn die Kunst weiterhin das Ideal für Freiheit, Autonomie und Demokratie sein will, muss sie umso mehr ein Medium der Kommunikation werden. Wenn ich als Künstler eine Erkenntnis gewonnen habe, sollte ich auch anderen ermöglichen, an dieser Erkenntnis zu partizipieren. Ich brauche die Kunst als Kommunikation und den Kampf der Plattformen, weil niemand von uns beanspruchen darf, er besäße die absolute Weisheit. Nur wenn ich viele Informationsquellen nutze, kann ich mir ein Bild zu einem Thema machen.


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Charakteristisch für die ausgefallene Architektur des ZKM ist der blaue Medienkubus. Er umhüllt den hermetisch geschlossenen Körper des Musikstudios mit einem Licht, das bis in die Stadt hineinleuchtet.

Was möchten Sie mit Ihren Ausstellungen bei den Besuchern erreichen? Ältere Herrschaften fragen häufiger: „Wieso hat mir das noch niemand vorher gezeigt?“ Der Besucher muss etwas bislang Unbekanntes kennenlernen. Dadurch unterscheidet sich das Museum vom Kino, dem Theater, Sport oder dem Zoo. Viele

„Dass der Zuschauer auch jenseits der Öffnungszeiten der Ausstellung etwas mit nach Hause nimmt, ist entscheidend. Ich nenne das ein perforiertes Museum.“ Museen wollen mit anderen Freizeitangeboten konkurrieren, indem sie diese imitieren: Sie zeigen zum Beispiel lebende Tiere, wie ein Zoo. Ich lehne das ab. Ich versuche etwas Neues zu bieten, das es nur im Museum gibt. Wir zeigen die Entwicklung der Medien, nicht nur die Veränderung der Kunst, und auch die sozialen Auswicklungen. Ich habe die erste Ausstellung weltweit zur Netzkunst konzipiert. Es gab damals massive Widerstände, niemand glaubte, dass das Internet ein neues Medium werden könnte. Sie sagten vorhin, Partizipation sei ganz wichtig. Wie setzen sie dieses Element in den Ausstellungen um? Die meisten Kunst-

werke der Ausstellung funktionieren erst, wenn der Betrachter etwas tut, per Knopfdruck oder per Handbewegung. Erst dann erwacht das Werk zum Leben. Wir arbeiten auch mit QR-Codes, über die Besucher weitere Informationen abrufen können. Dass der Zuschauer auch jenseits der Öffnungszeiten der Ausstellung etwas mit nach Hause nimmt, ist entscheidend. Ich nenne das ein perforiertes Museum. Trifft diese Art von Ausstellungen auch auf Widerspruch? Ja. Und zwar nicht seitens der Besucher, sondern seitens des Feuilletons. Das Feuilleton kritisiert, unser Haus sei eine Spielothek oder ein Mitmachmuseum. Ich bin stolz darauf, dass wir ein Mitmachmuseum sind! Das Wesen der Demokratie ist Mitmachen. Die Feuilletonisten verteidigen hingegen Monopole. Sie stehen Veränderungen feindlich gegenüber. Das ist bei unserem Publikum nicht zu beobachten. Es ist viel vorurteilsfreier als die Fachleute, die der Meinung sind, sie seien besonders offen und wüssten mehr als die Besucher. Partizipation ist als Element der Kunst noch nicht anerkannt in der Szene ...?Richtig, und das ist absurd. Wir wären doch froh, wenn unsere Gesellschaft eine Mitmachgesellschaft wäre. Ich fülle gewissermaßen die Lücken des Kunstbetriebs. Denn eine Ausstellung über große Künstler, wie van Gogh oder Chagall, die kann jeder machen. Zum Mitmachen anzuregen, ist hingegen die wahre Kunst.  seite 15


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Interview mit dem Maler Jochen Plogsties „Ein Kunstwerk ist eine relevante Äußerung“ Malerei mit Pinsel und Farbe auf Leinwand ist auch im Zeitalter virtueller Medien gefragt. Die Faszination des Menschen an bildender Kunst, die nicht nur in Pixeln über Bildschirme flimmert, scheint ungebrochen. Was treibt einen Künstler heute an, wie sieht er die Funktion von Kunst in der aktuellen Gesellschaft? m:convisions sprach mit dem Maler Jochen Plogsties, der als Meisterschüler des international bekannten Neo Rauch der Leipziger Schule zugezählt wird, über seine Sicht auf Kunst und ihre Funktion in der Gesellschaft.

Kunst ist, so definierte es Niklas Luhmann, ein Kommunikationsmedium, das die Sprache umgeht. Wie kommuniziert Kunst? Wir können auch sagen, Kunst ist eine Sprache. Dabei ist Kunst universeller – sie funktioniert, wenn auch abhängig von unserem Zivilisationshintergrund, grenzübergreifend. Gerade die Bildsprache ist tief in uns verankert: Als Mensch verstehe ich grundsätzlich etwas von Bildern – wir träumen in Bildern. Haben Sie beim Malen automatisch eine bestimmte Botschaft im Kopf, die Sie dem Rezipienten mitteilen möchten? Ein Bild ist immer eine inszenierte Botschaft. Wie in jedem Akt der Inszenierung ist es von Vorteil, sich darüber bewusst zu sein, dass Kopf, Herz, Bauch, Nieren und Becken zusammenarbeiten. Um eine Inszenierung ganzheitlich zu machen, braucht es nicht nur den Kopf, sondern diese Verbindung von allem. Die Grundbotschaft der Malerei lässt sich jedoch nicht in Worte fassen. Die Sprache der Malerei ist eine eigene. Halten Sie es für sinnvoll, dass Kunst interpretiert und von Experten erklärt wird? Auch wenn Kunst als Sprache etwas Univer-

Jochen Plogsties,  Jahrgang 1974, studierte an der Akademie für Bildende Künste, Mainz, sowie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, bei Arno Rink und Neo Rauch. 2008 schloss er das Studium als Meisterschüler von Neo Rauch, der als einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart gilt, ab. Plogsties war 2009 als Artist in Residence am ISCP in New York City und erhielt 2011 den renommierten Kunstpreis der „Leipziger Volkszeitung“ mit einer damit verbundenen Einzelausstellung im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Hierzu erscheint ein Katalog. Neben Ausstellungen in Leipzig, Berlin, Stuttgart und Hamburg stellte er bereits in den USA und der Türkei aus. Seit 2003 lebt und arbeitet er in Leipzig.

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selles, sprich etwas über Ländergrenzen Hinausreichendes ist, liegt in der Versprachlichung des Werks ein Schlüssel zum Kontext, ein „Über-das-Werk-Sprechen“, eine gangbare Erweiterung. Experten im Sehen, Sprechen und Schreiben sind rar, sie sind bestenfalls in ihrem eigenen Verständnis selbst Künstler – arbeiten allerdings in ihrem Medium: dem Wort. Ein Bezugnehmen auf Äußerungen in Bild, Wort, Ton, auf Äußerungen in jedem Medium, ist Bestandteil einer kulturell relevanten Diskussion. Dabei ist jede Bezugnahme Interpretation, das ist der Sache immanent. Spielt es für Sie eine Rolle, wie Ihre Bilder interpretiert werden? Das Zeichen von guter Kunst ist, dass sie überhaupt diskussionsfähig ist. Ein Kunstwerk ist eine relevante Äußerung. Das heißt, man muss damit rechnen, dass es Anhänger und Gegner gibt. Diese Diskussion über Kunst ist wichtig, man ist als Künstler Spiegel einer Gesellschaft. Auch ist Zuwendung, ob positiv oder negativ, ein menschliches Grundbedürfnis. Es empfiehlt sich jedoch für einen Künstler, sich eine bestimmte Immunität zuzulegen, was einen dementsprechend weniger angreifbar macht. Malerei und Musik werden heute häufig für kommerzielle Zwecke genutzt, zum Beispiel gestalten Künstler Ladengeschäfte, Mode wird wie ein Kunstwerk inszeniert oder Künstler werden Teil von Werbekampagnen. Hat sich das Verhältnis zur Kunst verändert? Kunst und Kommerz sind seit jeher miteinander verknüpft. Bilder sind immer schon Ware an sich. Über die Jahrtausende hinweg gab es stets eine Koppelung von Geld und Kunst, Geldgeber waren die Kirche oder Königshäuser. Als Künstler von seiner Kunst leben zu können, war und ist ein Privileg. Man braucht eine realistische Einschätzung, was Kunst überhaupt ist. So ist beispielsweise ein Modeschöpfer auch ein Künstler – das ist relativ offensichtlich. Welche Aufgabe würden Sie Kunst in der heutigen Gesellschaft zumessen? Kann Kunst etwas bewirken? Kunst ist Teil der Gesellschaft. Beide bedingen sich gegenseitig. Künstler verdichten Strömungen. Jede künstlerische Äußerung nimmt Bezug auf die Gesellschaft und strahlt wiederum auf diese aus. Wenn Kunst nicht wirkt, wird sie nicht wahrgenommen. Wenn sie


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wahrgenommen wird, wirkt sie. Ein Bild selbst sollte also einiges aussagen, damit sich die Menschen darüber austauschen können. Es sollte etwas Streitbares enthalten, das bildet eine Diskussionsgrundlage. Wie wirken sich die modernen Medien auf Kunst aus? Und wie bestimmen die Medien Sie als Künstler in Ihrer Arbeit? Kunst beschränkt sich ja nicht auf ein bestimmtes Medium. Sicher verweise ich allein durch die Auseinandersetzung mit Malerei auf Tradition. Mich fasziniert der Umgang mit Material. Die Spur im Material ist in der Lage, auf feinstofflicher Ebene auszustrahlen. Die Informationsflut einer Internetpräsenz geht einher mit einer Verknappung an Informationen bezüglich der einzelnen Erscheinung. Dieser Verknappung entgegenzuwirken, ist Bestandteil meiner Arbeit. Ich beschäftige mich offensiv mit der Reproduktion. Fragen von Vervielfältigung, Wiederholung und momentan Neuem stehen im Vordergrund. So ist meine Arbeit durchaus im Bezug zu einer sich verändernden Informationsvermittlung zu sehen.

„Mich fasziniert, dass eine einfache Grundformel aus Gelb, Rot und Blau existiert – und das in einer Welt, die so komplex erscheint.“ Sie sind Meisterschüler von Neo Rauch. Wie hat Sie das in Ihrem Schaffen beeinflusst? Der Begriff des Meisterschülers ist sicher etwas aus der Mode geraten – oder eben gerade wieder ein aufkeimender Zweig. Ich möchte darauf hinweisen, dass sich die eigene Entwicklung in Reibung mit einer gewachsenen Persönlichkeit potenziert. Neo Rauch steht für eine Wende in der Rezeption von Malerei. Die Bewusstheit seines Umgangs mit dem Medium, seine Erfahrung und das Wissen um die alchemistischen Zusammenhänge ist reiner Gewinn. Mit einem Meister an seiner Seite lernt man beispielsweise etwas über die eigene Aussagefähigkeit. Als geschulter Beobachter kann er erkennen, ob ein Bild von der Intention her richtig gemalt ist. Was treibt Sie an? Haben Sie Ziele, was Sie als Maler erreichen oder einmal verwirklichen möchten? Die Malerei an sich zu ergründen, der Umgang mit dem Medium, der Weg selbst ist mir Motivation genug. Fragen, die aus dem Werk selbst kommen, sind es, die mich täglich ins Atelier treiben. Mich fasziniert, dass eine einfache Grundformel aus Gelb, Rot und Blau existiert – und das in einer Welt, die so komplex erscheint. Mit den drei Grundfarben lassen sich alle Spektren darstellen, von da aus geht es zur Unendlichkeit. Über die bereits erwähnte grenzüberschreitende, dem Menschen ureigene Fähigkeit, Bilder zu sehen, hinaus bleibt das Bild auch immer kryptisch. In diesem Paradox – eindeutig Uneindeutiges zu sagen – liegt ein großes Span-

„Harlekin“ (2010; oben) und „Les Illusions perdues“ (2011; beide Öl auf Leinen) – aktuelle Arbeiten von Jochen Plogsties. nungsfeld. Mich interessieren Bewegung und Entwicklung. Auch dies scheint auf den ersten Blick ein Paradox zu etwas Statischem wie einem gemalten Bild zu sein. Die Welt offenbart sich meiner Ansicht nach im Paradoxen am wirklichsten. Daran möchte ich gerne weiterarbeiten.

Mehr Informationen über Jochen Plogsties und seine Arbeit unter www.aspngalerie.de (ASPN Galerie, Leipzig). seite 17


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Ein beliebtes Motiv des US-amerikanischen Pop-Art-Künstlers Jim Dine ist Pinocchio. Die Skulptur „The Prince“ von 2008, ausgestellt auf der „Art Cologne“ 2010. seite 18


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Wie Veranstalter Kunst für sich nutzen können

Kreatives Schaffen vereint Besucher Für Veranstalter ist Kunst in vielerlei Hinsicht von Bedeutung: Zuallererst offenbart sie sich an den Orten, an denen Messen, Kongresse und Events stattfinden. Die Architektur eines Kongresszentrums kann sich darauf auswirken, wie Besucher miteinander ins Gespräch kommen oder zwischen Vorträgen entspannen. In ihrem Gastbeitrag beschreibt Professorin Louise Bielzer den Einfluss von Architektur und Kunst auf die Vermarktung von Veranstaltungsimmobilien (S. 20). Kongresszentren wie der CongressIGraz, das Congress Center Rosengarten oder das Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster zeigen, welche Effekte kunstvolle Architektur und Einrichtung erzielen können (S. 24). Mit Kunst zu arbeiten liegt im Trend, etwa wenn Unternehmen die Teamfähigkeit ihrer Mitarbeiter trainieren (S. 28). Die Medizin nutzt künstlerische Tätigkeiten schon lange zur Therapie. Mittlerweile hat Kunst auch bei medizinischen Kongressen Einzug gehalten – Ausstellungen schaffen Oasen der Ruhe, zum Beispiel auf der DGIM-Jahrestagung (S. 36).

Wie es mit Kunst gelingt, Besucher einer Großveranstaltung auf ein gesellschaftspolitisches Thema aufmerksam zu machen, zeigt die „Stuhlpyramide“. Mitmachkunst als Gesellschaftspolitik – darüber spricht Ulrike Jansen von der „Aktion Mensch“ im Interview (S. 39). Kunst und Marketing sind oft Partner: Über 11.000 Menschen brachte die Deutsche Telekom dazu, sich über das Internet an Thomas Ds Neuinterpretation des Songs „7 seconds“ zu beteiligen (S. 30). Eine ähnlich enge Verflechtung zeichnet sich zwischen Kunst und Mode ab – betrachtet man etwa die kunstvolle Inszenierung von Modenschauen als Performances (S. 32). Wie es gelingt, mit anspruchsvoller Hochkultur ein Bürgerevent zu gestalten, zeigt die „autosymphonic“. Die Feier zum 125. Geburtstag des Automobils in Mannheim lockte Popmusikfans genauso wie Liebhaber von E-Musik und Autobegeisterte. Neben der perfekten Organisation liegt das Erfolgsgeheimnis vor allem in der Konzeption des Kulturereignisses mit 17.000 Besuchern (S. 42).

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Überdimensionale knallfarbene Blumen schmücken die Gänge des Oregon Convention Center in Portland, USA. Für sein Werk „Ginkgoberry Gwa“ ließ sich der Künstler Ming Fay von den Ginkgo-Wäldern inspirieren, die den Bundesstaat Oregon in der Urgeschichte bewucherten, sowie vom mythologischen „Gwakalekala-Baum“ der Ureinwohner Nordamerikas. seite 20


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MARKT

Architektur und Kunst als Erfolgsfaktor für die Vermarktung von Veranstaltungsimmobilien „Art Walking Tour“ durchs Kongresszentrum Von Professor Dr. Louise Bielzer, Studiengangsleiterin Medien- und Kommunikationsmanagement, Karlshochschule Karlsruhe

Der Wettbewerb um Veranstaltungen und Kunden wird auch für Veranstaltungsimmobilien immer härter. Nicht nur die allgemeine Wirtschaftslage und immer weiter steigende Anforderungen seitens der Veranstalter werden an die Messe-, Kongress-, Sport- und sonstigen Veranstaltungszentren herangetragen. Auch neue, nicht originär für Veranstaltungen genutzte Immobilien wie Special-Event-Locations, umgenutzte Industriegebäude, Brandlands oder Museen drängen als Veranstaltungsorte auf den Markt und verschärfen den Wettbewerb zusätzlich.

In dem hart umkämpften Markt versuchen immer mehr Veranstaltungsimmobilien, sich durch Alleinstellungsmerkmale verschiedenster Art – sogenannte „Unique Selling Propositions“ – von ihren Wettbewerbern zu unterscheiden. Grundsätzlich können solche Alleinstellungsmerkmale beispielsweise besondere Dienstleistungen oder spezifische Kompetenzen der Mitarbeiter sein, die dann in der generellen oder auch zielgruppenfokussierten Vermarktung bewusst genutzt werden. Aber auch die Prof. Dr. Louise Bielzer, Integration von Kunst in der Immobilie oder – im weiteren SinStudiengangsleiterin Medienne dem Verständnis von Architektur als „Mutter aller Künste“ und Kommunikations­ folgend – auch die Architektur der Immobilie selbst kann ein management, solches Merkmal sein, das die Vertriebsabteilung erfolgreich Karlshochschule Karlsruhe in der Vermarktung der Veranstaltungsstätte einsetzen kann. Was Architektur als gewissermaßen immobilen und nur bedingt veränderbaren Rahmen anbelangt, so zeigen verschie- es möglich ist, als Veranstaltungsimmobilie – auch über Jahrdene Beispiele aus dem Sport- und Veranstaltungsimmobilien- zehnte hinweg – durch eine entsprechende Architektur einen bereich, dass der Wirkung von Architektur schon seit Längerem festen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu erlangen. eine maßgebliche und auch nachhaltige Bedeutung bei der PosiImmer wieder werden daher hohe Summen in den Bau von tionierung der Immobilien im Wettbewerb und im kollektiven Veranstaltungsimmobilien investiert, die in dieser Höhe nicht „Veranstaltungsgedächtnis“ von Veranstaltern und Besuchern notwendig wären, um allein die Funktionalität des Gebäudes zugewiesen werden kann. Ob man an Architekturensembles wie sicherzustellen. Architektur wird nicht nur bewusst auch im den für die Olympischen Spiele 1972 fertiggestellten Olympiapark Hinblick auf die spätere Einzigartigkeit und VermarktungsfäMünchen oder das National Stadium der Olympischen Spiele higkeit der Veranstaltungsimmobilie geplant und realisiert, son2008 in Peking, das unter dem Namen „Bird’s Nest“ bekannt dern trägt auch dazu bei, die Hostcity als Gesamtdestination zu wurde, denkt: Diese Veranstaltungsimmobilien sind nicht repräsentieren und zu positionieren. nur wegen der internationalen Hallmark-Events, für die sie Der „Wiedererkennungsfaktor Architektur“ – im Destinatiursprünglich gebaut worden sind, bekannt, sondern in mindes- onsmarketing seit dem durchschlagenden Erfolg des von Frank tens gleichem Maße für ihre spektakuläre Architektur. O. Gehry entworfenen Guggenheim-Museums in der nordspaniAuch Kulturveranstaltungsimmobilien wie beispielsweise schen Stadt Bilbao oftmals auch als „Bilbao-Effekt“ bezeichnet – die sich noch im Bau befindende Elbphilharmonie Hamburg stellt allerdings nicht nur Chancen für die jeweiligen Betreiber oder das bereits 1973 eröffnete Opernhaus in Sydney zeigen, wie der Veranstaltungsimmobilien dar: Geht man davon aus, dass die seite 21


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Die außergewöhnliche Architektur mit zwei Türmen ist charakteristisch für das Oregon Convention Center.

Architektur einer Veranstaltungsimmobilie als nur bedingt veränderbarer künstlerischer Rahmen angesehen wird, so sollten auch die Nutzungen der Immobilie und die Veranstaltungskonzepte auf diesen Rahmen abgestimmt sein. Dies resultiert dann nicht nur in kreativen Nutzungs- und Veranstaltungskonzepten, sondern kann unter Umständen auch zu einem größeren Aufwand – in organisatorischer wie in finanzieller Hinsicht – führen. Im operativen Veranstaltungsgeschäft ergibt sich die Herausforderung, in oftmals komplexen und anspruchsvollen Raumstrukturen reibungslose Veranstaltungsabläufe zu gewährleisten und den Veranstaltungsteilnehmern ein Veranstaltungserlebnis „aus einem Guss“ zu bieten, in das die Architektur eingebunden ist, aber nicht von der Veranstaltungsthematik selbst ablenkt. Sieht man von der Ebene einzelner Veranstaltungen ab, kann eine spektakuläre Veranstaltungsimmobilienarchitektur darüber hinaus generell auch höhere Gebäudeunterhalts- und Betriebsfolgekosten bedeuten. Losgelöst von der Architektur eines Venues kann Kunst auch als Veranstaltungsumgebung eine wesentliche Rolle spielen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich Museen als Veranstaltungsorte inszenieren und in ihren Ausstellungsbereichen Veranstaltungen durchführen, die mit den gezeigten Exponaten nicht primär in Verbindung stehen. Schließlich lässt sich Kunst als dekoratives Element und Ausstattungsmerkmal einer Veranstaltungsimmobilie einsetzen, die je nach Ausgestaltung mobil oder immobil sein kann. Eine interessante Veranstaltungsstätte ist in diesem Zusammenhang das 1990 eröffnete Oregon Convention Center (OCC) in Portland, USA. Das OCC setzt als gewissermaßen öffentlicher Kunstraum ein stringentes und vielfältiges Kunstkonzept um, das Besucher seite 22

bei einer „Art Walking Tour“ entdecken können. Bereits bevor die Besucher das Gebäude betreten, erleben sie in einem Klanggarten („Sound Garden“) die bronzenen „Temple Bells“, die der Stadt Portland durch ihre Partnerstädte Sapporo in Japan und Ulsan in Südkorea übergeben wurden. Gemälde und Emaillekunstwerke spiegeln in den Eingangsbereichen Geschichte und landestypische Besonderheiten des Staates Oregon wider und beleben die Räume durch Farben und Emotionen. Auf Majolikafliesen und in Mosaiken dargestellte lokale Attraktionen begegnen den Veranstaltungsteilnehmern selbst in den Toilettenräumen. Durch die vielfältigen lokalen Bezüge ist Kunst im OCC nicht nur ein dekoratives Element, sondern unterstützt gleichzeitig die Identifikation mit der Veranstaltungsdestination Portland bzw. Oregon im Allgemeinen. Je nachdem, wie also Architektur und Kunst bei einer Veranstaltungsimmobilie eingesetzt werden, nehmen sie im operativen Betrieb eine unterschiedliche Bedeutung ein und bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Immobilienbetreiber und Veranstalter mit sich. Als unbestritten dürfte dennoch gelten, dass Architektur und Kunst maßgeblich zur Gebäudeatmosphäre und Einzigartigkeit eines Venues beitragen und einen im sich verschärfenden Wettbewerb vielleicht sogar zunehmend wichtiger werdenden Faktor bei der Vermarktung der Immobilie darstellen können. Nichtsdestotrotz sollte vor dem Hintergrund eines nachhaltigen Betriebs auch die dadurch gegebenenfalls beeinflusste Aufwandsseite bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden. So können unliebsame Überraschungen zum Beispiel hinsichtlich höherer Folgekosten im späteren Betrieb der Veranstaltungsimmobilien vermieden werden.


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Das Oregon Convention Center ist bekannt für sein kunstreiches Interieur: Das foucaultsche Pendel „Principia“ der US-amerikanischen Künstler Kristin Jones und Andrew Ginzel, das im Inneren des Nordturms schwingt, beschreibt ein Fantasiesonnensystem.

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Kunstvolles Ambiente schafft hohen Zuspruch für Events Kreativ tagen zwischen Skulpturen und Gemälden Haben Sie schon einmal einen Powerpointvortrag in einer Jugendstilfesthalle verfolgt? Oder während der Kaffeepausen eines Kongresses Gemälde betrachtet? Wenn ja, dann werden Sie sich lebhaft daran erinnern und bestätigen: Eine außergewöhnliche Kulisse hat die Kraft, jede Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem zu machen. Vor allem geschichtsträchtige Gebäude sowie Kunstwerke in den Tagungsräumen unterstützen den Erfolg eines Events nachhaltig.

Ein brandaktuelles Thema, hoch qualifizierte Key-Speaker und moderne Präsentationstechniken sind heute ein Muss für jede Veranstaltung. Sollen Erwartungen aber nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen werden, braucht es mehr als die Standardzutaten. Für den besonderen „Wow“-Effekt birgt der Ort der Veranstaltung ein oft unterschätztes Potenzial. Kreative Eventkonzepte setzen auf die Strahlkraft historischer Stätten und nutzen Kunstwerke wie Gemälde oder Skulpturen – ein einfacher, aber nachhaltiger „Kunstgriff“.

Nachhaltige Wirkung – ohne viel Zutun Trifft historische Baukunst auf Wissenschaftskongresse des 21. Jahrhunderts, ist Spannung garantiert. Ob ehemaliges Kloster, Gefängnis oder Palast: Veranstalter können den Ort für ihren Event wirken lassen – ganz ohne viel Zutun. „Wenn eine Veranstaltungsstätte eine historische Bedeutung hat, kann man dies

als Mehrwert für den Veranstalter nicht hoch genug einschätzen. Sie wirkt sich entscheidend auf die Stimmung und Motivation der Teilnehmer aus. Das wiederum hat einen großen Anteil am Gelingen einer Veranstaltung“, erklärt Holger Kruppe, Präsident des Historic Conference Centre of Europe (HCCE). Der HCCE hat es sich zur Aufgabe gemacht, herausragende historische Veranstaltungsstätten zu vermarkten. Er ist beispielsweise auf internationalen Fachmessen wie der EIBTM in Barcelona und der IMEX in Frankfurt aktiv, um seine aktuell 26 Mitglieder zu promoten: Kongresszentren von Spanien über Großbritannien bis Russland. Sie alle bestehen seit mindestens 100 Jahren und weisen hohe Qualitätsstandards auf – Voraussetzungen für die HCCE-Mitgliedschaft. „Unsere Veranstaltungsstätten sind architektonische Gesamtkunstwerke, keine Nutzbauten“, betont Holger Kruppe. „Ihr äußeres Erscheinungsbild beeindruckt ebenso wie ihre historische Einrichtung. Veranstalter partizipieren von der üppigen Innenarchitektur.“

Die Historische Stadthalle von Wuppertal beeindruckt mit einem Prachtbau ganz im wilhelminisch-üppigen Stil aus dem Jahr 1900.

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„Klassik trifft Moderne“ – der Slogan des CongressIGraz spiegelt sich im Inneren des Gebäudes wider, wo zeitgenössische Kunst in historischen Räumen präsentiert wird.

(Bau-)Kunst begeistert

Reichhaltige Kunstsammlung im Rosengarten

Bestes Beispiel ist der Congress|Graz in der Steiermark. Die insgesamt 19 Veranstaltungsräume sind nicht nur selbst architektonische Kunstwerke, sondern auch Ausstellungsorte zeitgenössischer österreichischer Kunst. Ein Ambiente, das Besucher begeistert und von dem Events profitieren: ob Symposium, Konferenz, Produktpräsentation oder Fortbildungsseminar. Es spiegelt die Philosophie des Hauses wider, die „Kommunikation als Kunst und Kunst als Katalysator der Kommunikation“ sieht, wie es Christof Strimitzer, Leiter Marketing und Kommunikation von Congress|Graz, auf den Punkt bringt. Im Congress|Graz wurde traditionell besonders Musik als künstlerische Ausdrucksform gepflegt. Der prunkvolle Stefaniensaal – der älteste des Hauses – wurde 1885 mit einem Konzert eröffnet. Seine Akustik ist daher originär für Musik angelegt. Längst ist aber moderne Elektrotechnik installiert, die auch wortreiche Kongresse in den Konzertsälen ohne akustische Schwierigkeiten möglich macht.

Das Spannungsfeld Historie – Moderne erwartet Veranstalter und Teilnehmer beispielsweise im Mannheimer Congress Center Rosengarten. Die zwischen 1900 und 1903 erbaute Festhalle ist Teil einer Jugendstilanlage mit Park und Wasserspielen. Die historische Architektur wurde im Laufe der Zeit um moderne Bauelemente, barrierefreie Aspekte und die in der Veranstaltungsbranche immer stärker nachgefragten Break-out-Räume und Networkingflächen erweitert. Ausgewählte Kunstwerke bilden zudem ein zentrales Gestaltungselement in den Räumen: Fotografien von Gerhard Vormwald schmücken die Wände der Variohalle. Illustrationen des Künstlers Dieter Portugall mit Motiven wie dem Mannheimer Wasserturm, dem Wahrzeichen der Stadt direkt gegenüber dem Rosengarten, bereichern die Tagungsräume. Ebenso setzt die Kunstsammlung des Rosengartens mit 40 Werken des Malers Lothar Schall im Wert von über einer Million Euro farbenfrohe Akzente – die ungegenständlichen, expressiven Gemälde Schalls werden mit „Huldigung an die Farbe“ treffend beschrieben. „Wir haben diese Werke bewusst angeschafft, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen, in seite 25


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Zahlreiche Kunstwerke, etwa die Installation „Silberwand“, verleihen dem Congress Center Rosengarten besondere Atmosphäre (links oben). Eine Dauerausstellung, die speziell für die Abtei Neumünster konzipiert wurde, zeigt Skulpturen des luxemburgischen Bildhauers Lucien Wercollier (links unten). Complesso Monumentale Santo Spirito bietet regelmäßig zeitgenössischen Künstlern eine Plattform – hier ein Werk des Performancekünstlers Wilfredo Prieto.

der sich unsere Besucher in den Pausen einerseits entspannen und gleichzeitig inspirieren lassen können“, erläutert Michel Maugé, Geschäftsführer der m:con – mannheim:congress GmbH die Funktion der Kunst für Kongresse und Veranstaltungen.

Modewoche in altem Gemäuer Wahre Preziosen der Kunstgeschichte finden sich im „Complesso Monumentale Santo Spirito“ direkt neben dem Petersdom in Rom, einem ehemaligen Hospiz, das im Jahr 727 nach Christus ursprünglich als Herberge für Pilger errichtet wurde. Heute lassen in den geschichtsträchtigen Räumen – mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert – während der römischen Modewoche Designer ihre neuesten Kreationen vorführen oder Wissenschaftler in der meditativen Umgebung des alten Gemäuers die Köpfe qualmen. Der Gebäudekomplex beherbergt unter anderem eine Halle von 1.500 Quadratmetern Größe, die Corsia Sistina, die mehr als 1.000 Menschen Platz bietet. Die dicken, historischen Mauern verströmen den Geist längst vergangener Zeiten – und verbreiten eine Ruhe, die sich automatisch auf die Besucher überträgt.

Spiritualität des Ortes wiederherstellen Diesen fast kontemplativen Effekt nutzt auch das Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster (CCRN) in Luxemburg. 1606 von Benediktinermönchen als Abtei errichtet, diente sie zeitweise auch als Militärkrankenhaus und Gefängnis. Das machte umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig, bevor sie in der heutigen Form als Kultur- und Kongresszentrum genutzt werden konnte. „Unser Ziel war es, die Spiritualität des Ortes wiederherzustellen“, erklärt Raymond Horper, Administrative and Financial Manager des CCRN. Für ein stimmiges Gesamtkonzept stehen Veranstalter in Neumünster vor der Aufgabe, inhaltlich aufzugreifen, was Architektur und Geist des Ortes versprechen. Ob Konzertsaal, Festhalle oder Abtei: Historische Stätten gepaart mit einer von Kunstwerken geprägten Innenarchitektur bieten Veranstaltern einen einmaligen kunstvollen Rahmen – und sorgen so dafür, dass Events aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fallen.

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Teambuilding auf die kreative Art Ein Sinnbild der Unternehmensphilosophie Das moderne Berufsleben ist geprägt von Projektarbeit in ständig wechselnden Zusammensetzungen. Die Fähigkeit zur Teamarbeit zählt daher zu den wichtigsten „Soft Skills“ von Mitarbeitern. Unternehmen versuchen auf vielfältige Weise, diese Kompetenz der Angestellten zu stärken. Gemeinsame Erlebnisse abseits der täglichen Routine vertiefen die Beziehungen untereinander und erhöhen die Effizienz im Arbeitsalltag. Eine kreative Alternative zu Klettertouren, Outdoorcamps oder Kanufahrten bieten kulturelle Aktivitäten. Mitglieder eines Teams, die gemeinsam malen, oder junge Auszubildende, die sich im Schauspielen erproben: Kunst bietet vielfältige Möglichkeiten, zusammen etwas zu erschaffen.

Teambuilding liegt im Trend: Flexibilität und die Fähigkeit, Fläche aufweisen. „Das Konzept des ‚Pixel Painting Workshop effizient mit seinen Kollegen zusammenarbeiten zu können, liefert so die Möglichkeit, das eigene Bild im Kontext der Werke sind Kernkompetenzen in der modernen Berufswelt. Der Erfolg aller anderen Teilnehmer wahrzunehmen“, führt Breidenich von speziellen Teambuildingtrainings beruht darauf, dass eine aus. Damit wird das Metagemälde – ganz wörtlich – zu einem Gruppe gemeinsam Herausforderungen bewältigt. Das schafft „Sinnbild“. Ebenso wie die Arbeitsleistung jedes einzelnen MitVertrauen und Respekt. Und dabei zeigt sich: Man ist in einem arbeiters den Erfolg des Unternehmens bestimmt, definiert so Unternehmen aufeinander angewiesen. Aktivitäten in der Natur seine Kreativleistung die Ästhetik des Gesamtkunstwerkes. mit einem Hauch Abenteuer wie Klettern im Hochseilgarten Die Teilnehmerzahl beim „Pixel Painting Workshop“ ist oder Wildwasserrafting sind inzwischen erprobte Klassiker. prinzipiell nicht limitiert. Ein ausreichend großer Raum, das Doch es braucht nicht unbedingt Adrenalinkicks, um ein Wir- entsprechende Equipment zum Malen, eine Bühne zur Präsentation, die notwendige Technik und eine fachmännische Gefühl zu erzeugen. Professor Dr. Christof Breidenich, Geschäftsführer des Stu- Moderation sind die Voraussetzungen. Bei großen Gruppen dios Breidenich und Partner, bietet mit dem „Pixel Painting empfiehlt es sich, die Betreuung auf mehrere Coaches zu verWorkshop“ Teambuilding über den Weg der Malerei an. Die teilen. Wichtig ist natürlich auch das Thema des Gesamtbildes: Teilnehmer malen einzelne, kleine Bilder, die später zu einem „Das Motiv des Metagemäldes ist immer modular aufgebaut“, großen Werk zusammengesetzt werden. Der Diplom-Designer, erklärt Breidenich. „Die finale Zusammensetzung des Motivs der auch Dozent an der Macromedia Hochschule für Medien kann somit durch weitere Präsentationsdisplays beliebig verund Kommunikation, Campus Köln, ist, verfolgt damit bewusst größert werden.“ einen anderen Ansatz als die meisten anderen Dienstleister in der Branche. „Malen ist eine Tätigkeit, in der die meisten Berührungsängste werden schnell überwunden Menschen zwar nicht geübt sind, die sie jedoch relativ einfach und vor allem ohne Konkurrenzdruck ausüben können. Das ist So viel zur Theorie, aber wie läuft der Workshop in der Praxis zum Beispiel beim Musizieren oder beim Sport anders“, erklärt ab? Es gebe manchmal zu Beginn eine gewisse Schwellenangst der Diplom-Designer den Unterschied zu vielen anderen Team- bei den Teilnehmern, so Breidenich. „Gemalt haben die meisten zum letzten Mal in der Schule.“ Lange halten die Berührungsbuildingaktivitäten. ängste nach der Erfahrung des kreativen Professors aber nicht Mit geringem Aufwand zu einem großen Ergebnis an. Schon bald nach der Einweisung durch den Workshopleiter sei eine erste positive Veränderung zu erkennen. Breidenich: „Es „Das Konzept kombiniert die kreative Einzelleistung mit den gibt immer wieder Teilnehmer, die das Angebot sehr schnell und Zielen und Absichten des Unternehmens. Bilder von Teilneh- überraschend kreativ annehmen. Diese ziehen dann ihre Kollemern werden zu großen Gemälden zusammengesetzt, die in gen mit.“ Im Schutz der Gruppe nutzten die meisten zunächst der Gesamtheit eine Aussage, Vision oder Prognose des Unter- die Möglichkeit, die Arbeit der mutigeren Kollegen zu beobnehmens widerspiegeln“, erläutert Breidenich. Der materiel- achten, so Breidenich. Im Verlauf des Workshops würden die le Aufwand ist dabei sehr gering, das Ergebnis dagegen sehr Teilnehmer zunehmend lockerer und experimentierfreudiger. groß – im wahrsten Sinne des Wortes. Das zusammengesetzte Am Ende zeigten sich die meisten Hobbymaler dann von ihrer Bild, das „Metagemälde“, kann schnell mehrere Quadratmeter eigenen Kreativität und malerischen Begabung positiv überseite 28


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Die Mittel stellen Breidenich und sein Team zur Verfügung – aber nur dank der Kreativität der Workshopteilnehmer wird aus vielen Einzel­bildern ein Gesamtwerk.

rascht. „Sie hatten vorher weder erwartet, dass ihr eigener Beitrag eine so wichtige Rolle im Gesamtergebnis spielen, noch dass das Gesamtbild eine derartig beeindruckende Wirkung erzielen würde“, berichtet Breidenich. Auch die auftraggebenden Unternehmen, darunter Adidas, BASF SE oder Evonik, beurteilten das Gesamtergebnis durchweg positiv. „Ziele und Visionen der Unternehmen werden in den Gesamtbildern auf den Punkt gebracht“, sagt Breidenich. „Jeder wird beim ‚Pixel Painting‘ zum Teil des Ganzen. Das ist die Verkörperung von Teamgeist.“

„Kultur-Start“ fördert selbstverantwortliches Handeln Aber nicht nur gestandene Mitarbeiter profitieren davon, sich einmal künstlerisch zu betätigen. Gerade für junge Menschen sind solche Erfahrungen wertvoll. Deshalb binden mittlerweile auch viele Unternehmen künstlerische Aktivitäten in ihr Ausbildungskonzept mit ein. Ein Beispiel ist das Handelsunternehmen Globus mit dem „Kultur-Start“: Die Globus-Azubis dürfen sich eine Woche lang nach Herzenslust in kreativen Disziplinen wie Bildhauerei, Malerei, Musik oder Schauspielen üben. In diesen von Mariott Stollsteiner, STOLLSTEINERart&business, entworfenen und mit ihrem Trainerteam durchgeführten Workshops sammeln die Auszubildenden dadurch ganz neue Erfahrungen – das fördert nach Ansicht von Nicole Rodenbüsch, bei Globus für die Ausbildung verantwortlich, die Persönlichkeitsentwicklung und Eigenverantwortung der jungen Mitarbeiter, aber auch den Mannschaftsgeist. „Es ist immer direkt zu erkennen, dass sich die Azubis in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt fühlen. Das ist vor allem auch bei nachfolgenden Projektarbeiten im Betrieb zu erkennen, wenn sie im Team eine Projektaufgabe angehen.“ Bei dem Workshop stehe die Kunst zwar als Tätigkeit im Vordergrund, aber Ziel sei es, offen neue Aufgaben und Herausforderungen anzunehmen und zusammen in einem Team das bestmögliche Ergebnis zu präsentieren, so Rodenbüsch. Die Beispiele zeigen: Kreativ gestalten regt alle Sinne an und bringt viele neue Erfahrungen. Gemeinsam etwas zu produzieren, ein sichtbares Ergebnis zu schaffen, ist ein Erfolgserlebnis für jeden Einzelnen, aber insbesondere für die Gruppe an sich. Jedem Teilnehmer wird vor Augen geführt, dass alle Beiträge gleichsam bedeutsam sind und für sich gesehen schon eine Leistung bedeuten. Aber etwas wirklich Großes schaffen – das geht eben nur gemeinsam.  seite 29


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Kunst trifft Social Media Thomas D rappt mit Telekom-Kunden Mit dem Internet veränderten sich viele Bereiche unseres Lebens – auch die Kunst. Zum einen eroberte sich Kunst im Internet einen festen Platz. Gerade Social Media wie Facebook, Youtube oder Flickr eröffnen jedem die Option, eigene Werke zu veröffentlichen – unabhängig von Museen, Verlagen oder Musiklabels. Zum anderen entwickelte sich eine eigene Form der Kunst: die Netzkunst. Diese beiden Phänomene, sowohl die Demokratisierung der Kunst als auch die Netzkunst, macht sich die Deutsche Telekom für ihr Marketing zunutze. Ihre Internetkampagnen wie der Mitmachsong von Thomas D bringen nicht nur Netzkunst hervor, sondern leben auch von der Beteiligung der Kunden.

Für das Marketing nimmt die Bedeutung von Internet und Social Media immer mehr zu. Internetauftritte und Facebookseiten gehören mittlerweile zum Standard. Jetzt entdeckt die Werbewirtschaft auch die Netzkunst für sich und spornt ihre Kunden dazu an, ihre Werbefilme mitzugestalten – mit großem Erfolg. Ein gutes Beispiel sind die Aktionen der Deutschen Telekom. Gemeinsam mit Hip-Hop-Pionier Thomas D suchte die Telekom im vergangenen Jahr über das Internet virtuelle Mitsinger aus

der ganzen Bundesrepublik. Sie sollten Thomas Ds Neuinterpretation des Musikklassikers „7 seconds“ ihre Stimme leihen und damit gleichzeitig im neusten Werbefilm der Telekom auftreten. Ihren Beitrag konnten die Nutzer auf einer speziell eingerichteten Internetplattform hochladen. 11.000 Menschen nahmen dieses Angebot wahr. Heraus kam „Million Voices“. Ein Kunstwerk, das erst durch die Interaktionsmöglichkeiten des Web 2.0 möglich wurde.

„Katy Perry braucht dich“ – 38.000 Jugendliche kamen zu den Castings für das Video „Fireworks“. Hier am Stand der Deutschen Telekom auf der IFA 2010 in Berlin.

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11.000 Menschen liehen „Million Voices“ ihre Stimme.

Hip-Hop-Pionier Thomas D suchte über das Internet virtuelle Mitsinger.

„Bei unserem Motto ‚Erleben, was verbindet‘ lag es nahe, eine Aktion zu starten, bei der unsere Kunden mitmachen können. Wir wollten einen Moment kreieren, der die Menschen miteinander verbindet“, erklärt Christian Fischer, Pressesprecher der Deutschen Telekom. „Wir hatten keine Ahnung, was uns da erwartet, damals gab es ja noch keine Vergleichswerte. Wir waren überwältigt von der Resonanz der Nutzer und sind wirklich stolz auf das Ergebnis.“ Bis heute wurde das Video allein auf Youtube weit über zwei Millionen Mal aufgerufen, und auch fast ein Jahr nach der Aktion wird dort noch heiß über den Film diskutiert.

dann zum Videodreh nach Budapest. Aufsehen erregten auch die Flashmobaktionen der Telekom mit „Britain got talent“Gewinner Paul Potts, der im Leipziger Hauptbahnhof pünktlich zum 20. Jubiläum des Mauerfalls gemeinsam mit über 1.000 Menschen die Ode an die Freude sang, und ein Flashmob mit Sängerin Pink am Londoner Trafalgar Square: Hier sangen Tausende „Piece of my Heart“ von Janis Joplin, nachdem ein Aufruf über Social Media veröffentlicht wurde.

Kunst sells Kunst und vor allem Musik spielen für Christian Fischer eine sehr große Rolle für die Wirksamkeit von Werbung: „Musik transportiert auch immer ein Lebensgefühl. Das ist für die Markenbildung unverzichtbar. Und natürlich generiert auch der Künstler eine große Aufmerksamkeit“, erklärt er. Damit verdrängt Kunst in der Werbung heute ein wenig den Leitsatz „Sex sells“ der Neunzigerjahre. „Mittlerweile hat man erkannt, dass Werbung auch ohne nackte Haut funktioniert, und macht sie durch andere Mittel attraktiv, wie eben durch bestimmte Formen der Kunst“, so Fischer. Gleichzeitig hat sich die Kommunikation durch die neuen Medien und gerade auch durch Social Media gewandelt. Werbung läuft heute im Idealfall nicht mehr als Monolog mit dem Unternehmen als Sender und dem (potenziellen) Kunden als Empfänger ab, sondern als Dialog zwischen Unternehmen und Kunden. Netzkunst ist ideal, um den Aufmerksamkeitsgenerator Kunst mit den Interaktionsmöglichkeiten der sozialen Medien zu verbinden. Die Telekom nutzt diese beiden Elemente schon länger für ihre Werbefilme. „Million Voices“ war nicht die erste SocialMedia-Aktion des Unternehmens in Zusammenarbeit mit einem Künstler. Auch im Sommer 2010 suchte die Telekom, gemeinsam mit Popstar Katy Perry, Statisten für Perrys Video zur Single „Fireworks“. Interessierte aus Deutschland und sieben weiteren europäischen Ländern konnten ihr Bewerbungsvideo auf Facebook stellen. Für 250 der rund 38.000 Teilnehmer ging es

Sanfte Inszenierung schützt vor Überraschungen Angst vor bösen Überraschungen, wie sie zuletzt der Versandhändler Otto erlebte, hat Fischer bei den Aktionen nicht. Das Versandhaus hatte Nutzer dazu aufgerufen, Bilder zu posten und darüber abzustimmen, wer das Facebook-Gesicht von Otto werden sollte. Statt eines der hübschen Mädels wählte die Community einen Studenten mit blonder Perücke, der nur aus Spaß ein Foto von sich eingestellt hatte. „Damit so etwas nicht passiert, ist es wichtig, dass die Kampagne im Kern inszeniert ist. Ganz behutsam zwar, damit noch genügend kreative Freiräume bleiben und die Nutzer den Spaß nicht verlieren, aber in einem gewissen Rahmen – sonst kann man die Aktion nicht mehr kontrollieren und läuft dem Geschehen nur noch hinterher“, erklärt Fischer. An der Interaktion mit den Kunden über Social Media möchte die Telekom auch in Zukunft festhalten – hat sich diese Kommunikationsform doch als äußerst erfolgreich erwiesen: „Wir haben schon eine ganze Menge Ideen, für einige von ihnen fehlen im Moment allerdings noch die technischen Möglichkeiten in den Haushalten.“ Was genau geplant ist, will Fischer noch nicht verraten, etwas in Richtung Netzkunst könnte er sich aber durchaus wieder vorstellen. So bewahrheitet sich fast 25 Jahre nach Andy Warhols Tod dessen Vorahnung: „In Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein.“ Dank Netzkunst hat im Jahr 2011 zumindest jeder die Chance dazu.  Den Videopodcast finden Sie unter www.mcon-visions.de, Webcode: 151101 – oder QR-Code scannen und Video ansehen. seite 31


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Über die Ästhetisierung von Kleidung Die Kunst der Mode Kunst und Mode sind schon lange ein inniges Paar, das sich gegenseitig inspiriert. Die Grenzen zwischen beiden Pro­fessionen scheinen mittlerweile fließend, wenn nicht gar aufgelöst. Beispiele dafür gibt es reichlich: Modenschauen haben sich zu aufwendig inszenierten Kunstperformances entwickelt, Haute-Couture-Kleider sind begehrte Objekte von Ausstellungen, und Künstler kreieren gemeinsam mit Modelabels Kleidung und Accessoires. Auch die Gesellschaft macht keinen Unterschied mehr: Wer heute etwas auf sich hält, für den gehört der Besuch von Vernissagen genauso zum guten Ton wie ein Platz in der „Front Row“ bei einer Fashionshow.

Dass Kleidung mehr ist als eine Hülle, die den Körper vor Kälte McQueen passt in den Kunstdiskurs schützt, ist unbestritten. Bereits die Philosophen und Soziologen des 20. Jahrhunderts wie Georg Simmel oder Walter Benjamin Angesichts dieser Gemeinsamkeiten scheint es wenig abwegig, setzen sich in ihrem Werk mit dem Wesen der Mode auseinan- dass Mode zum Kunstobjekt avancierte. Eine der erfolgreichsten der, mit ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und ihrem Einfluss Ausstellungen in der Geschichte des Metropolitan Museum of auf das Individuum. Auch Theodor W. Adorno nahm bei seiner Art mit über 600.000 Besuchern war die Retrospektive „AleBetrachtung von Mode – allerdings der Haute Couture, nicht xander McQueen: Savage Beauty“ im Sommer 2011. Sie zeigte von Konfektionsware – in der „Ästhetischen Theorie“ Bezug rund 100 Kreationen aus dem Gesamtwerk des 2010 verstorbezur Kunst: „Trotz ihrer kommerziellen Manipulierbarkeit nen britischen Designers Alexander McQueen, präsentiert an reicht Mode in die Kunstwerke tief hinein, schlachtet sie nicht kopflosen Schaufensterpuppen. McQueen hatte einen Hang zum Theatralischen: Kleider aus teerschwarzen Entenfedern oder nur aus.“ Mode und Kunst senden beide Botschaften. Sie verfügen mit Krokodilköpfen auf den Schultern erweckten allein durch über einen distinguierten, ästhetischen Code. Der Code der ihre Bizarrheit den Eindruck von Kunstwerken. Für McQueen Mode war in den vergangenen Jahrhunderten genau festge- waren auch Modenschauen nie einfache Präsentationen seilegt und deutlich lesbar: Beispielsweise brachte man Mitte des ner Entwürfe, sondern Performancekunst – meist skandalöse 18. Jahrhunderts die damals hochmodischen Schönheitspflas- Inszenierungen mit Schockeffekten. Einmal zeigte er blutverter im Gesicht auf der linken oder auf der rechten Seite an, je schmierte Models, ein anderes Mal bespritzte ein Roboter die nachdem, ob man Whig oder Tory war. Auch heute gilt, egal, Models in ihren weißen Haute-Couture-Kleidern mit Farbe. Thowas wir anziehen, ob wir auf unser Äußeres achten oder nicht: mas P. Campbell, Direktor des Metropolitan Museum of Art: Kleidung ist immer ein Statement. Die besondere Leistung von „McQueens Arbeit passt problemlos in den Diskurs der Kunst. Kunst und Mode liegt darin, dass beide Strömungen aufgreifen Er ist nichts weniger als ein großer Künstler.“ (Quelle: Vogue und visualisieren, die eigentlich niemand benennen kann. Beide vom 22. Februar 2011) haben ein „außerordentliches Interesse an Antizipation“, wie Ein ebenso bekanntes Beispiel gibt die Retrospektive auf das Walter Benjamin es formuliert. Sie greifen der „wahrnehmbaren Lebenswerk des 2008 verstorbenen Modedesigners Yves Saint Wirklichkeit“ voraus. Lesen Sie weiter auf Seite 35 seite 32


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Mit der Ausstellung der Entwürfe des Designers Alexander McQueen brach das Metropolitan Museum of Art in New York Besucherrekorde. Wie erlesene Kunstwerke präsentierte es die Kleider mit den Titeln „The Romantic Mind“ (oben) und „Romantic Gothic“ (unten).

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„It’s a Jungle Out There“, so der Titel des Blazers aus Seide und Baumwolle. Er ist mit einem Motiv aus „Der Schächer zur Linken Christi“ des flämischen Malers Robert Campin aus dem Jahr 1430 bedruckt.

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Laurent im Petit Palais in Paris 2010. Gezeigt wurden 300 Outfits sowie Skizzen, Fotos und Filmausschnitte aus 40 Jahren Couturekarriere. Wie eng verbunden sich Yves Saint Laurent selbst der Kunst fühlte, belegt seine Abschiedsmodenschau im staatlichen Kunst- und Kulturzentrum Centre Pompidou im Jahr 2002 – ein Rückblick auf seine Kreationen, mit denen er die Mode revolutionierte, etwa mit dem Hosenanzug für Frauen. Yves Saint Laurent selbst sagte: „Die Mode hat nicht ganz den Rang von Kunst. Aber sie braucht für ihren Fortbestand einen Künstler.“ (Quelle: FAZ vom 7. Januar 2002) Auch diente ihm Kunst als wichtige Inspirationsquelle. So nutzte er Piet Mondrians Bilder als Stoffmuster für Minikleider oder Vincent van Goghs Sonnenblumen als Motiv für eine Paillettenstickerei.

Modenschau als pures Event Modenschauen waren nie simple Kleidervorführungen. Bereits in ihren Anfangszeiten, um 1900, wurden sie mit Musik und Dekorationen wie Bühnenstücke inszeniert. Heute sind sie reine Eventkultur – ein aufwendig inszeniertes Crossover aus Mode, Musik und bildender Kunst. Immer wichtiger wird die Location: Ob Autohäuser, Museen oder Bahnhofshallen – je ausgefallener, desto besser. Der Berliner Designer Michael Michalsky hat ganz mit dem Muster der Modenschauen gebrochen und veranstaltet seit Januar 2010 während der Berlin Fashion Week die „StyleNite“. Der Designer hat damit eine eigene Form einer kulturellen Veranstaltung kreiert, bei der er neben Aufführungen verschiedener Kunstrichtungen – musikalische Liveacts von bekannten oder neu entdeckten Musikern, Showperformances und Filmvorführungen – auch Mode präsentiert. Inhaltlicher Rahmen bildet das Inspirationsthema der jeweiligen Kollektion. Die Bühnenbilder gestaltet Michalsky selbst. Bei der „StyleNite“ mit dem Titel „The Great Depression Part II“ lagen ein abgestürztes Flugzeug in einem Pool und Tausende von Aktien auf der Bühne.

Mode im Kontext mit Künsten wie Musik oder Film – die „StyleNite“ von Michael Michalsky bricht mit dem Muster herkömmlicher Modenschauen.

Oft sind Modedesigner Multitalente, die sich gerne in verschiedenen Disziplinen betätigen: Karl Lagerfeld etwa hat sich auch als Fotokünstler einen Namen gemacht, ist Kostümbildner für Theater und Oper und illustriert Bücher. Umgekehrt gab und gibt es viele Künstler, die Mode machen: Salvador Dali entwarf surrealistische Kleidungsstücke wie das Schubladenkleid oder den Schuhhut. Ebenso designte er Handtaschen, eines dieser Modelle hat das französische Modeunternehmen Lancel gerade wieder aufgelegt. Heute probieren sich häufig Popstars als Modedesigner. Und das nicht ohne Erfolg: Die ehemalige „Spice Girls“-Sängerin Victoria Beckham beispielsweise präsentiert ihre Kollektionen regelmäßig auf der New York Fashion Week. Mode und Kunst – ob Malerei, Bildhauerei, Multimediakunst, Musik oder Literatur – scheinen sich heute immer mehr zu einer Art kreativer Lifestylekunst zu vermischen. Diese ist Ausdruck des äußerst ästhetisierten Lebensstils des 21. Jahrhunderts, mit dem sich das Individuum in Szene setzt. Das innige Paar Kunst und Mode ist noch enger zusammengerückt. Doch Vorsicht: Auch die größte Liebe darf nicht zur Selbstaufgabe verleiten. Beide Partner sollten ihre Eigenständigkeit bewahren, damit sie sich nicht selbst verlieren. Darin liegt die Kunst!  seite 35


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Wie die Medizin mit Kunst therapiert Oasen der Kreativität

„Ars medicinae“, die „ärztliche Kunst“ – so wurde im alten Rom die Heilkunde genannt. Die genialen Köpfe der Renaissance, allen voran Leonardo da Vinci, verhalfen sowohl der Medizin als auch der Kunst zu entscheidenden Durchbrüchen. Das zeigt: Kunst und Medizin sind seit dem Altertum untrennbare Begriffe. Auch heute gibt es viele Verknüpfungen, beispielsweise setzt die Medizin Kunst gezielt zur Prävention und Therapie ein, aber auch auf Fachkongressen sind Kunstausstellungen oft feste Bestandteile.

Präsentierte ihre Bronzeskulpturen mit großem Einsatz: Künstlerin Cornelia Hammans.

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Kunstfreund Professor Hendrik Lehnert machte die Kunstausstellung zum integralen Bestandteil des DGIM-Kongresses.

„Schon seit Jahrhunderten sind Medizin und Kunst eng miteinander verbunden. In der Antike wurde die Heilkunde ebenso wie die Bildhauerei oder Malerei als Kunst angesehen. Seit der Renaissance gestalteten führende Maler dann anatomische Atlanten und leisteten der medizinischen Forschung so einen großen Dienst“, gibt Professor Dr. Hendrik Lehnert, Direktor der Ersten Medizinischen Klinik der Universität zu Lübeck, einige Beispiele vom Zusammenwirken von Kunst und Medizin. Die enge Verbindung zeigte sich besonders in der Anatomie, zum Beispiel im weltberühmten „L’Uomo vitruviano“ da Vincis. Die Zeichnung des Florentiners ist heute auf vielen Versichertenkarten zu finden. „Daneben ist eines der bekanntesten Beispiele vermutlich ‚Die Anatomie des Dr. Tulp‘ von Rembrandt“, führt der Endokrinologe aus. Sowohl Kunst als auch Medizin haben sich in den letzten Jahrhunderten sprunghaft weiterentwickelt. Die Faszination des menschlichen Körpers sei aber auch heute noch Inspiration für viele Künstler, ebenso wie die Ärzte noch immer aus bildlichen Darstellungen lernen, so Lehnert. „Auch der Begriff der ärztlichen Heilkunst ist nach wie vor gebräuchlich.“

Kunsttherapie gewinnt an Bedeutung Einen ganz praxisrelevanten Bezug zur Medizin erhält die Kunst in der Kunsttherapie. Lehnert: „Dieser ständig wachsende Zweig von Therapie macht die Bedeutung der beiden Bereiche füreinander deutlich.“ Bei der Kunsttherapie wird zumeist mit bildender Kunst dem Patienten die Möglichkeit gegeben, ein eigenes Kunstwerk zu schaffen und sich so über das Medium Kunst auszudrücken. Das Sprechen über selbst kreierte Gemälde, Skulpturen oder Zeichnungen kann Patienten und Therapeuten helfen, neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten zu entdecken. „Es gibt eine Reihe von potenziellen positiven Auswirkungen wie beispielsweise der Abbau psychosozialer Belastungen, die Selbsterfahrung oder eine Schulung der sinnlichen Wahrnehmung“, sagt der Lübecker Professor.

Die Kunsttherapie sei mittlerweile ein etabliertes Behandlungskonzept. „Wurde sie anfangs nur in der Psychiatrie und Pädiatrie eingesetzt, erstreckt sie sich heute auch über Bereiche wie zum Beispiel die Onkologie, Neurologie oder Geriatrie“, führt Lehnert aus. Sie kann sowohl stationär als auch ambulant, akutmedizinisch und rehabilitativ eingesetzt werden und bietet so eine äußerst flexible Therapieoption. Psychoanalyse, humanistische Psychologie, Verhaltenstherapie, anthropologische Erkenntniswissenschaften oder systemische Therapieformen bilden dabei die wissenschaftliche Grundlage. Kunsttherapie hat auch in der Lehre und Ausbildung einen festen Platz gefunden. Inzwischen wird das Studium der Kunsttherapie an einer Vielzahl von privaten oder öffentlichen Einrichtungen angeboten. An Fachhochschulen werden vierjährige, grundständige Ausbildungen und an Universitäten und Kunsthochschulen kunsttherapeutische Aufbaustudiengänge angeboten. „Natürlich bietet die Auseinandersetzung mit Kunst nicht nur im betreuten therapeutischen Bereich eine Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität, sondern wirkt auch im privaten Bereich ausgleichend und präventiv“, zeigt Lehnert den generellen positiven Einfluss kreativer Aktivitäten auf das Wohlbefinden auf.

Oasen der Erholung und Inspiration auf Kongressen Diesen Effekt nutzen die Mediziner auch bei eigenen Fortbildungen. Ausstellungen sind seit vielen Jahren in medizinische Fachkongresse integriert. Besondere Beachtung finden die Vernissagen auf den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Seit 1998 sind die Ausstellungen fester Bestandteil des Internistenkongresses. „Die Idee dahinter ist, einen Ort der Erholung, aber auch der Inspiration zu schaffen, der das wissenschaftliche Programm zugleich ergänzt und auflockert“, erklärt Lehnert, der Kongresspräsident der Jahrestagung 2011 der DGIM war. Die Kunstausstellung biete den Besuchern nicht nur entspannte Ruhemomente, sondern auch das passende Forum für spannende Diskussionen außerhalb des fachlichen Ressorts, seite 37


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Malerei, Zeichnung und Fotografie: Anna Herrgott, Claudia Mann und Birgit Neiser (von oben) boten den Kongressteilnehmern abwechslungsreiche „Kunstinseln“.

so Lehnert.

Die Ausstellung auf der DGIM-Jahrestagung 2011 wurde dabei besonders gelobt. Lehnert: „Die Idee in diesem Jahr war es, die Kunstausstellung als untrennbare Einheit des Kongresses in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei haben vier Künstlerinnen eigene ‚Kunstinseln‘ erschaffen, die dann zentral in die Industrieausstellung und den Besucherstrom eingebettet wurden.“ Statt Medizin und Kunst zu separieren, habe man so die Verflechtung beider Bereiche besonders deutlich herausstellen können. Mit den Werken der vier Künstlerinnen Cornelia Hammans, Anna Herrgott, Claudia Mann und Birgit Neiser konnte ein sehr hochwertiges und abwechslungsreiches Kunstprogramm angeboten werden, das sich von Skulpturen über Fotografie und Malerei bis zur Konzeptkunst erstreckte. „So stand der großen Bandbreite der medizinischen Themen auf dem Kongress ein ebenso facettenreiches Kunstprogramm gegenüber“, erklärt Lehnert.

Beliebt bei den Kongressteilnehmern Die Kunstausstellung wird auch in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil der Jahrestagungen der DGIM bleiben, ist sich Lehnert sicher. „Das überaus positive Feedback der Kongressteilnehmer bestätigt uns darin, dieser Tradition treu zu bleiben.“ Gerade die Abwechslung in der Darbietung der Kunst – sowohl im Rahmen einer konkreten Ausstellung selbst als auch unter den jährlich wechselnden Konzepten – finde sehr viel Anklang unter den Teilnehmern. „Wir versuchen jedes Jahr neue Aspekte einzubringen und so für frische Impulse zu sorgen“, berichtet der Endokrinologe. Und welchen Bezug hat Hendrik Lehnert persönlich zur Kunst? Hat der Klinikdirektor vielleicht selbst eine künstlerische Ader? „Einige Künstler zählen zu meinem engeren Umfeld – daher habe ich die wunderbare Möglichkeit, Einblicke in dieses spannende Berufsfeld zu erhalten.“ Obwohl ihm die Kunst sehr am Herzen liege und er gerne junge Künstler fördere, überlasse er das künstlerische Schaffen aber lieber anderen, meint Lehnert augenzwinkernd.  seite 38


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Interview mit Ulrike Jansen von der „Aktion Mensch“ Kunstvolle Gesellschaftspolitik zum Mitmachen Kunst als Event: Dass Kunst nicht abgehoben sein muss, sondern ganz nah an gesellschaftlichen Themen sein kann, beweist die Sozialorganisation „Aktion Mensch“ mit ihren kreativen Mitmachaktionen auf unterschiedlichsten Veranstaltungen. Eine der erfolgreichsten war im vergangenen Jahr die „Stuhlpyramide“ auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München, die sogar den silbernen Eva-Award für die kreative Umsetzung eines gesellschaftspolitischen Themas gewann. Mit der Stuhlpyramide sollten die Besucher auf ein Kernthema der „Aktion Mensch“ – Inklusion und Vielfalt – aufmerksam gemacht werden. m:convisions sprach mit Ulrike Jansen, stellvertretende Pressesprecherin der „Aktion Mensch“, darüber, wie man Kunst als wirkungsvolles Kommunikationsmittel einsetzt.

Wie kam es zu der Idee, auf dem Kirchentag eine Stuhlpyramide zu bauen? Unser internes Eventteam hat sich diese Aktion ausgedacht. Wir sind regelmäßig auf Messen, Veranstaltungen oder auf Kirchentagen und überlegen uns immer wieder, wie wir das Thema Inklusion den Menschen näherbringen können. Inklusion bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung von Anfang an am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Wichtig ist uns bei unseren Aktionen, dass alle mitmachen und ihre ganz persönlichen Fähigkeiten einbringen können, wie zum Beispiel bei der Stuhlpyramide im vergangenen Jahr. Was geschah auf dem Kirchentag in München genau mit den Stühlen? Insgesamt gab es 600 unterschiedliche Stühle. Es waren Stühle mit Armlehne, ohne Armlehnen oder Kinderstühle – jeder war anders. Wir haben uns dafür entschieden, weil diese unterschiedlichen Sitzgelegenheiten symbolisch für die Vielfalt unserer Gesellschaft sind. Die Besucher des Kirchentages konnten dann an unserem Stand die Stühle kreativ, ganz nach Lust

und Laune gestalten – bemalen, bekleben oder verzieren. So entstanden Hunderte bunter Exemplare, die wir dann zu einer riesigen Pyramide aufgebaut haben. Warum haben Sie sich ausgerechnet für eine Kunstaktion entschieden? Kunst eignet sich hervorragend, um das Thema Vielfalt zu versinnbildlichen. Die Kunst an sich ist vielfältig. Außerdem konnte bei der Stuhlaktion jeder mitgestalten und seine individuellen Fähigkeiten einbringen. Für uns sind die Aktionen auf Kirchentagen eine gute Möglichkeit, auch jungen Leuten das Thema Inklusion näherzubringen. Denn dort sind Menschen, die offen für das Thema gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung sind, aber sich vielleicht noch nicht eingehender damit beschäftigt haben. Mit solch einer kreativen Aktion können wir zum Nachdenken anregen. Und: Mit einer so aufsehenerregenden Aktion kommt man ins Gespräch, die Leute reden darüber und damit auch über die Themen, die uns am Herzen liegen. seite 39


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OrganisationsTicker Eignet sich Kunst generell als Kommunikationsmedium zwischen Menschen mit und ohne Behinderung? Unserer Erfahrung nach – ja. Wir fördern viele kulturelle Projekte, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung etwas zusammen auf den Weg bringen. Denn Kunst im Alltag kann eine Menge leisten: Sie verbindet Menschen und überwindet ganz selbstverständlich Grenzen. Um Inklusion im Kunst- und Kulturbereich voranzubringen, gibt es allerdings noch viel zu tun. Die Barrieren in den Köpfen nach und nach abzubauen, ist dabei – wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch – die größte Herausforderung. Wie kam die Stuhlpyramide bei den Besuchern an? Die Aktion kam sehr gut an. Insgesamt haben circa 1.600 Menschen, vor allem Jugendliche, mitgemacht. Es wurden dabei mehr als 600 Stühle gemeinschaftlich gestaltet, und unsere bunte Stuhlpyramide war weithin sichtbar, sodass die Besucher darüber gesprochen haben.

Von m:con organisierte Kongresse n  14. bis 17. März 2012,

Georg-August-Universität Göttingen 52. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM) Im Fokus stehen allergische Atemwegserkrankungen, welche viele Menschen zur vorzeitigen Berufsaufgabe zwingen, sowie die medizinische und berufliche Rehabilitation als eine zentrale Aufgabe der Arbeitsmedizin der Zukunft. www.dgaum.de

Und was geschah danach mit den Stühlen? Nach dem Kirchentag, im Dezember 2010, lud uns unser Schirmherr, Bundespräsident Christian Wulff, zu einer Matinee ins Schloss Bellevue ein. Dorthin haben wir die Stühle mitgenommen. Als Symbol für Vielfalt standen schließlich unsere bunten Stühle zwischen dem Mobiliar des Amtssitzes. Einen davon durfte sich der Bundespräsident aussuchen und behalten. Die restlichen Stühle hat die Aktion Mensch dem Diakonischen Werk in Schweinfurt zur Verfügung gestellt. Dort wurden die Exemplare versteigert und der Erlös floss in die Projekte der Diakonie.

Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und 2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtverband, Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhilfe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies etwa 4,6 Millionen Loskäufer der Aktion-Mensch-Lotterie.

n  15. bis 20. Mai 2012, in Rothenburg o. d. Tauber 43. TCM Kongress für Traditionelle Chinesische Medizin 2012 „Kinderheilkunde“ und „Fertilität“ bilden die Schwerpunktthemen des Kongresses. Zudem kündigt der Veranstalter das Kommen von Steven Clavey aus Australien sowie Dr. Richard Tan aus den USA an. www.tcm-kongress.de/de/index.htm

n  22. bis 25. Mai 2012, in Hamburg 101. Deutscher Bibliothekartag 2012 Unter dem Thema „Bibliotheken – Tore zur Welt des Wissens“ setzt sich der Kongress mit den vielfältigen Herausforderungen für die Arbeit der Bibliothekare auseinander, die durch die Entwicklung einer globalisierten Informationsgesell­schaft entstanden sind. www.bibliothekartag2012.de

www.aktion-mensch.de

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Hochkultur als Bürgerevent: die „autosymphonic“ „Mut gehört zur Kunst dazu“ Vor 125 Jahren entwickelte Carl Benz in Mannheim das Automobil und schuf damit eine der revolutionärsten Erfindungen der Weltgeschichte. Wie feiert eine Stadt ein solch außergewöhnliches Jubiläum auf angemessene Weise? Die Verantwortlichen der Quadratestadt wünschten sich eine Veranstaltung für die Bürger, aber auf kulturell hohem Niveau. Diese sollte weit über Mannheim hinaus, national und international, ausstrahlen. Der Wunsch erfüllte sich mit der Welturaufführung der „autosymphonic“ Mitte September. Sie transportierte eine zentrale Botschaft: Das Auto ist Mannheimer!

Die „autosymphonic“ war in vielerlei Hinsicht ein absolut außergewöhnliches Event: Für einen Abend lang hatte sich der Mannheimer Friedrichsplatz im Herzen der Stadt in eine gewaltige Konzertarena von 65.000 Quadratmeter Größe verwandelt. Auf dieser Fläche entfachten über 250 Musiker ein Feuerwerk für alle Sinne. Kern war das eigens für das Jubiläum geschriebene Werk des Komponisten Marios Joannou Elia. Absoluter Blickpunkt: das Autoorchester aus 80 unterschiedlichen Fahrzeugen, die von 109 jungen Perkussionisten und 14 Coaches von der Popakademie Baden-Württemberg wie Instrumente gespielt wurden. Die Klänge reichten vom Quietschen der Scheibenwischer bis hin zum Zuklappen des Tankdeckels. Sie waren in fünf Teile der Sinfonie eingebunden, aufgeführt vom SWR Sinfonieorchester

„Es war sein größter Traum, eine Sinfonie für ein ganzes Autoorchester zu schreiben.“ Baden-Baden und Freiburg, dem SWR Vokalensemble Stuttgart sowie dem Kinderchor der Staatsoper Stuttgart. Eine spektakuläre Bilder-, Licht- und Lasershow setzte die Musik visuell in Szene: Sowohl LED-Wände mit einer Gesamtfläche von 600 Quadratmetern als auch die Häuserfassaden rund um den Platz sowie der Wasserturm dienten als Projektionsfläche. Beispielsweise entstand aus rotem Licht und künstlichem Nebel der Eindruck eines brodelnden Vulkans – als Sinnbild für das Gießereihandwerk, die Grundlage des Automobilbaus. Verantwortlich dafür zeichnete der aus Mannheim stammende Multimediakünstler Horst Hamann. Ein zusätzliches Highlight: Vor der Aufführung der „autosymphonic“ trat die Popband „Söhne Mannheims“ auf und begeisterte eine Stunde lang die Fans mit ihren Songs. Auch sie hatten sich für den Abend etwas Besonderes einfallen lassen: den neuen Song „Mein erstes Wort war Auto“. Sechs Sänger der Band waren zudem in die Sinfonie eingebunden.

Mit dem Ausnahmeevent wollte die Stadt Mannheim nicht nur zeigen, dass eine so revolutionäre Erfindung wie das Auto aus der Quadratestadt stammt, sondern auch ihr Potenzial als mögliche Kulturhauptstadt 2020 unter Beweis stellen. Entwickelt und betreut hat das Projekt die von der Stadt Mannheim beauftragte Kongress- und Eventagentur m:con – mannheim:congress GmbH. Mehr als zwei Jahre Vorbereitungszeit von der Idee über die Konzeption und Planung bis hin zur Umsetzung gingen der Aufführung der „autosymphonic“ voran. „Ich hatte just zu der Zeit, als wir erste Überlegungen zur Feier des 125. Geburtstags des Automobils anstellten, ein Zeitungsinterview mit Elia gelesen. Darin erzählte er, dass es sein größter Traum sei, eine Sinfonie für ein ganzes Autoorchester zu schreiben“, berichtet m:con-Geschäftsführer Michel Maugé. Kurz nach Erscheinen des Artikels traf er sich mit dem jungen Komponisten, und beide waren sich schnell einig – die Idee zur „autosymphonic“ war geboren. Für m:con lag die größte Herausforderung in der Konzeption des Events. „Vor allem die Frage, wie die Komposition aussehen würde, hat uns beschäftigt. Denn der Künstler hatte vollkommene Gestaltungsfreiheit“, sagt Maugé. In der Tat, diese Vorgehensweise war ein großes Wagnis – was sich jedoch als richtig herausstellte. „Wir würden definitiv in Zukunft wieder so handeln. Nur wenn wir das Vertrauen in die beauftragten Künstler und deren völlige Freiheit garantieren, kann sich ein solches Ergebnis in seiner Gesamtheit entwickeln“, betont Maugé.

Kreative Mischung lockte die Besucher Elia selbst hatte den Wunsch, eine bürgerliche Eventkultur zu begründen: „Von Anfang an hatte ich mit der ‚autosymphonic‘ eine Vision: eine innovative Form eines anspruchsvollen Großwerkes zu schaffen und dabei die Ästhetik des Kulturevents auf einer neuartigen Ebene zu definieren.“ 800 verschiedene Autoklänge hat Elia insgesamt in sein Werk eingebunden. Diese wurden in Korrespondenz zu den sinfonischen Instrumenten gesetzt, sodass ein dynamisches Wechselspiel entstand. Die Musik ist analog zum Viertaktmotor des Patentmotorwagens im 4/4-Takt komponiert. Lesen Sie weiter auf Seite 49 seite 43


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Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, bekannt für seine Uraufführungen, brachte die Komposition von Marios Joannou Elia erstmals auf die Bühne.

Eigens für die „autosymphonic“ geschulte jugendliche Perkussionisten spielten die Autos wie Instrumente.

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Eines der absoluten Highlights der Welturauff체hrung: der als Projektionsfl채che genutzte Wasserturm, der am Ende aussah, als w체rde er sich im Takt der Musik hin- und herbewegen.

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Etwas Vergleichbares hatten die Mannheimer noch nie gesehen: Ein Meer aus Musik, Licht, Lasern und Bildern verwandelte die Friedrichsplatzanlage in eine atemberaubende Kulisse.

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Die farbenprächtige Inszenierung war überwältigend. Dementsprechend groß war das Medieninteresse. Im Bild unten links: Multimediakünstler Horst Hamann, Schlagzeuger Lui Ludwig und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (von links nach rechts) bei der abschließenden Interviewrunde.

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Das Konzept ist aufgegangen – mit 17.000 Besuchern war die Veranstaltung ausverkauft und wird sicherlich in die Stadtgeschichte eingehen. „Das wäre mit einem Volksfest mit Würstchen und Bier oder einer Oldtimer-Rallye nicht gelungen. Um die Bedeutung des Automobils für Mannheim deutlich zu machen, brauchte es eine Veranstaltung dieser Größenordnung und dieser künstlerischen Qualität“, betont Maugé. Der Erfolg lag wohl auch an der Verbindung aus Vertrautem, Populärem wie dem Konzert der „Söhne Mannheims“ und Neuem, noch nie Dagewesenem wie einem Autoorchester aus 80 Fahrzeugen, die rund um den Friedrichsplatz und auf den eigens überbauten Pergolas aufgebaut waren. Es waren Raritäten und Besonderheiten aus der Automobilgeschichte wie der Patentmotorwagen Nummer 1 von 1886, ein Maserati Gran Turismo von 2009 oder ein Lanz-Bulldog „Ackerluft“ von 1930. Diese Mischung lockte Popmusikfans, Musikinteressierte und Autoliebhaber gleichermaßen. Aber auch interessierte Bürger: Allein der zehntägige Aufbau, bei dem die Autos an Kränen durch die Luft schwebten und so an ihren Standort gelangten, machte neugierig. Der Auftraggeber, die Stadt Mannheim, war rundum zufrieden mit dem Ergebnis: „Wer sich profilieren will, muss auch mal ungewöhnliche Wege gehen. Sicherlich war die ‚autosymphonic‘ ein Wagnis – aber Mut gehört zur Kunst dazu. Mich hat die Aufführung tief beeindruckt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.

Den Videopodcast finden Sie unter www.mcon-visions.de, Webcode: 151102 – oder QR-Code scannen und Video ansehen.

Die 60-minütige DVD „autosymphonic – unerhörte Augenblicke“ (ohne das Konzert der „Söhne Mannheims“) kann zum Preis von 29,90 Euro plus Versandkosten unter www.autosymphonic.de bestellt werden.

Daten und Fakten zur Technik Anzahl der Musiker: 85 Orchestermitglieder (inkl. 8 Perkussionisten), 32 Vokalisten, 6 „Söhne“-Sänger, 8 Kinderchormitglieder, 109 Schüler an den Autos, 14 Spieler Autotrio, 1 Dirigent und 11 Subdirigenten Fläche des Areals: 65.000 Quadratmeter Aufbaudauer: 10 Tage Bühnenhöhe über Normalniveau: 2,40 Meter Lichte Höhe der Bühne: 8,50 Meter Bühne 46 x 18 Meter (Größe des kompletten „Bühnen­ bauwerkes“, eigentliche betretbare Fläche war kleiner) Anzahl der Bühnen: 12 Spielflächen 1.336 einzelne Beleuchtungskörper, davon 1.000 fernsteuerbar mit bis zu 40 Parametern wie Bewegung, Zoom, Farbwechsel, Fokus etc. für die Lichtanlage mussten 40.000 digitale Kanäle programmiert und verwaltet werden Anschlussleistung Lichtanlage: 1,4 Millionen Watt Länge der Kabel: 10 Kilometer Gewicht der Konstruktion: 120 Tonnen Anzahl Kräne für den Aufbau: 2 Anzahl der Mikrofone: 215 Ausmaße LED-Wand rund um die Orchesterbühne: 400 Quadratmeter Ausmaß aller LED-Wände auf dem Platz insgesamt: 600 Quadratmeter 360-Grad-Beschallungsanlage aus ca. 300 Lautsprechern mit einer Leistung von 500.000 Watt 84 Basslautsprecher mit einer Leistung von insgesamt ca. 160.000 Watt 25,4 Tonnen Lautsprechergewicht ca. 230 Mischkanäle zwei Digitalmischpulte mit jeweils 192 Eingangskanälen

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Der Philosoph und Publizist Richard David Precht auf der Frankfurter Buchmesse. seite 50


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Aktuelle Trends in der Livekommunikation

Die Kunst der Gesprächsführung Wir alle kommunizieren ständig, überall und ohne Unterlass – und doch wissen wir wenig darüber, wie Kommunikation funktioniert. Vielmehr wundern wir uns oft, warum vieles ganz anders beim Gegenüber ankommt als gedacht. Warum ist es manchmal so schwierig, etwas zu vermitteln? Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefert das Kommunikationsmodell des bekannten Hamburger Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun – das Vierseitenmodell. Wie es funktioniert, erläutert die Diplom-Psychologin Gabriele Manneck anhand plastischer Beispiele. Ihr Trost: Mit den richtigen Tipps und etwas Übung lässt sich gute Kommunikation erlernen (S. 55).

Gräfin von Hardenberg verfügt über eine der exklusivsten Adressdateien. Ihre Einladungen sind bei Prominenten heiß begehrt. Wer nicht so gut vernetzt ist, muss unter Umständen tief in die Tasche greifen, wenn er einen Star engagieren möchte – etwa für eine Kundenveranstaltung oder eine Unternehmensfeier. Sechsstellige Beträge sind keine Seltenheit, und der Nutzen lässt sich nicht in Zahlen fassen. Trotzdem kann es sich lohnen, Weltstars ins Unternehmen einzuladen (S. 57).

Die Kunst der Gesprächsführung beherrscht Isa Gräfin von Hardenberg perfekt. Die „Grande Dame der Berliner High Society“, wie sie auch genannt wird, weiß um die Bedeutung traditioneller Werte, die auch heute noch ein gelungenes Event garantieren – etwa kalligrafierte Einladungen per Post, persönliche Gespräche mit interessanten Tischnachbarn, eine private Atmosphäre. In einem Interview mit m:convisions sprach die Berliner Gastgeberin über ihre Erfolgsrezepte. Es ist eines der letzten Interviews vor ihrem Ausscheiden als Geschäftsführerin der von ihr gegründeten Agentur Hardenberg Concept (S. 52).

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Interview mit Isa Gräfin von Hardenberg „Was nach Glamour aussieht, ist harte Arbeit“ „Die Herrin der Feste“, „die gesellschaftliche Königin der deutschen Hauptstadt“, die „Grande Dame von Berlin“ – Isa Gräfin von Hardenberg ist mittlerweile genauso bekannt wie ihre legendären Feste. Ihr Erfolgsrezept ist die richtige Mischung aus Charme, Umsicht, Stilsicherheit und Klugheit. Die „Gräfin“, wie sie genannt wird, hat das richtige Händchen für Orte, Dekorationen und den idealen Gästemix. 1989 gründete sie die Agentur Hardenberg Concept, die heute rund 20 Mitarbeiter beschäftigt. Ob Deutscher Filmpreis, Goldene Kamera, After-Showparty zum „Rolling-Stones“-Konzert, Galadiner mit Königin Silvia oder Loriots 80. Geburtstag – die Agentur gilt als erste Adresse für hochklassige und ideenreiche Veranstaltungen an ausgefallenen Orten mit hochrangigen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur. Wie sind Sie dazu gekommen, Veranstaltungen professionell zu organisieren? Ich bin in einem offenen Elternhaus groß geworden, in dem Gäste stets willkommen waren. Meine Eltern haben mir die Freude und das Interesse an Menschen vermittelt. In Berlin öffneten wir unser Haus einmal im Monat zum „Open House“. Bei Pellkartoffeln und Kräuterquark wurde dann mit einem besonderen Gast über ein spezielles Thema diskutiert, wie Vargas Llosa oder Lord Weidenfeld. Aus Freude am Organisieren half ich außerdem hin und wieder Freunden, ihre Feiern auszurichten und passende Gäste für die eine oder andere Veranstaltung einzuladen. Bald wurde mir geraten, ein Geschäft daraus zu machen. Die Gründung meiner Firma war aber eher ein Zufall. Mehr aus Witz habe ich mir eines Tages Visitenkarten drucken lassen. Ich kam mir damals wie der größte Bluffer vor. Dann entwickelte sich alles sehr schnell, und aus einer Leidenschaft – ohne dass ich das je geplant hatte – wurde eine professionelle Agentur. Sie haben Ihre Firma 1989 gegründet, wie hat sich der Mauerfall auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Berlin war um diese Zeit ein gesellschaftliches Brachland. Das Wort „Smoking“ war ein Fremdwort. Als die Mauer fiel, stand Berlin plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Viele westdeutsche und internationale Firmen strömten nach Berlin. Sie alle suchten jemanden, der ihre Veranstaltungen stilvoll ausrichtete. Die Nachfrage nach gut organisierten Konferenzen, Seminaren und Geschäftseröffnungen explodierte regelrecht, denn jeder wollte hier dabei sein – und zwar auf möglichst originelle Weise. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Ein Start unter erschwerten Bedingungen …?Das stimmt. Damals gab es in Berlin weder gute und stilvolle Dekorateure noch Caterer. Das Übliche waren Hotelbuffets mit Buletten und belegten Brötchen, also die berühmten Berliner Buffets. Es war sehr hilfreich, wenn man verstand, was die Gäste von außerhalb von so einer großen Stadt erwarten. Um die notwendigen Accessoires für gelungene Veranstaltungen zu bekommen, haben wir häufig sehr viel Aufwand betreiben müssen: Bodenlange Tischdecken seite 52

Isa Gräfin von Hardenberg, Gründerin von Hardenberg Concept

haben wir nähen lassen und die Blumen fast immer selbst gesteckt und edle Dekoration aus Italien importiert … Gibt es Veranstaltungen aus dieser Zeit, an die Sie sich besonders gerne erinnern? Meilensteine in den frühen 90er-Jahren waren zweifellos das Diner für Prinz Charles und ausgewählte deutsche Spitzenmanager, die Eröffnungsfeier des Hotels Adlon, die Reichstagsverhüllung von Christo oder die Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin – eine ganz besondere Veranstaltung, bei der sich die vereinigte Bundesrepublik glanzvoll und gleichzeitig hochpolitisch-geschichtsbewusst präsentierte und viele internationale Gäste anzog. Was hat sich in Berlin seit dem Mauerfall geändert? Das gesellschaftliche Antiklima, das damals in Berlin herrschte, ist vorbei. Während früher alle schwarz in schwarz angezogen waren und auf keinen Fall chic sein wollten, ist Glamour und Eleganz heute nicht mehr verpönt. Berlin hat sich geöffnet, ist international geworden und ist doch nicht wie München oder Hamburg: Hier ist vieles erlaubt, was in anderen Städten ein Tabu wäre. Früher war Ihr Büro im Esszimmer, heute beschäftigen Sie rund 20 Mitarbeiter. Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg? Der Erfolg hat sicherlich etwas mit der Leidenschaft und Akribie zu tun, die wir in die Projekte stecken. Eine erstklassige Veranstaltung zeichnet sich dadurch aus, dass sie bis ins kleinste Detail durchdacht ist.


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Festlich gedeckte Tafel anlässlich der Einführung des neuen PIRELLI-Kalenders 2009. Unten: Präsentation des neuen Phaetons mit 1.200 Gästen im Automobil Forum der Volkswagen AG Unter den Linden.

Von kalligrafierten Einladungen über die Blumengestecke auf den Tischen bis hin zu den Frisuren der Hostessen muss alles aufeinander abgestimmt sein. Das gilt sowohl für die großen Galaveranstaltungen, für die wir bekannt sind, als auch für kleinere Events, die wir ebenso häufig und gerne organisieren. Wir haben den Ehrgeiz, auch bei Kongressen etwas neu und anders zu machen, zum Beispiel durch ein ausgefallenes und interessantes Rahmenprogramm oder eine besondere Location.

„Jedem Gast sollte das Gefühl ver­mittelt werden, willkommen und hochgeschätzt zu sein.“ Was unterscheidet Sie von anderen Eventagenturen? Eine gute Gastgeberin zu sein, hat mit Erziehung zu tun, mit Intuition und Gewandtheit, mit Persönlichkeit und Engagement. Die Gäste müssen – unabhängig davon, wie groß die Veranstaltung ist – das Gefühl von persönlicher Privatheit haben. Des Weiteren ist die richtige Gästemischung entscheidend. Wichtiges Markenzeichen von Hardenberg Concept waren von Anfang an außerdem unsere Hostessen. Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um in Ihrem Beruf erfolgreich zu sein? Für mich stand und steht die Freude, die richtigen Menschen zusammenzuführen, im Mittelpunkt. Daneben ist der Respekt vor anderen wichtig. Jedem Gast sollte das Gefühl vermittelt werden, willkommen und hochgeschätzt zu sein. Mehrere Sprachen zu sprechen, ist dabei natürlich sehr hilfreich. Was sollten Nachwuchskräfte in Ihrem Beruf heute lernen? Der Beruf des „Eventmanagers“ wird vielfach mit Glanz und Glamour verbunden. Das ist natürlich falsch – was nach Glamour aussieht, ist harte Arbeit. In meinem Beruf ist man Dienstleister, und zwar bis spät in die Nacht. Die Stunden werden nicht gezählt. Der Gedanke, gerne zu feiern und dabei auch noch Geld zu verdienen, geht an der Realität vorbei. Man muss sich selbst zurücknehmen können, denn im Mittelpunkt steht der Kunde: Er ist der strahlende Gastgeber des Abends. Und damit das gelingt, hält man sich selbst im Hintergrund. seite 53


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Neuer Wind bei Hardenberg Concept  In dem noch jungen Berufsfeld des Eventmanagements ist die Veranstaltungsagentur Hardenberg Concept eines der traditionsreichsten Unternehmen. Nach 22 Jahren an der Spitze der Agentur tritt Chefin Isa Gräfin von Hardenberg jetzt kürzer und zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. Amelie von Toll hat seit Juni

Die Zukunft von Hardenberg Concept liegt in ihren Händen: Kerstin Schilly, Amelie von Toll und Christine Bücken (von links). 2011 die Geschäftsführung von Hardenberg Concept übernommen – unterstützt wird sie von Christine Bücken und Kerstin Schilly als Mitglieder in der Geschäftsleitung. Das junge Team will zusätzliche Geschäftsfelder im In- und Ausland erschließen. Isa Gräfin von Hardenberg wird der Agentur aber auch zukünftig erhalten bleiben: Als Beiratsvorsitzende wird sie das Unternehmen weiterhin beraten.

Welchen Ratschlag würden Sie Unternehmensgründern in Ihrer Branche geben? In erster Linie ist es wichtig, möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln und auch mal ins Ausland zu gehen. Man muss sich engagieren und mit Leidenschaft bei dem, was man tut, dabei sein. Wenn man dann noch Kreativität mitbringt und mit Zahlen umgehen kann sowie eine Portion gesunden Menschenverstand hat, sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Unternehmensgründung gegeben. Welche Rolle im Zeitalter von Web 2.0 und Social Media spielen klassische Einladungen? Die klassische Einladung wird nie ganz aus der Mode kommen. Es ist etwas anderes, einen Brief zu öffnen und eine kalligrafierte Einladung in den Händen zu halten, als eine Mail zu bekommen. Zudem können Einladungen sehr kreativ gestaltet werden. Der Brief ist das persönlichere Medium, weshalb wir ihm meistens auch mehr Bedeutung beimessen. Allerdings spielt es auch eine Rolle, um was für eine Veranstaltung es sich handelt, welche Branche ein Event veranstaltet und welche Zielgruppe eingeladen wird. Wie nutzen Sie die Neuen Medien für Ihre Events? Gerade in der jungen und dynamischen Modewelt oder der Kunstszene seite 54

gewinnen E-Mail-Einladungen zunehmend an Bedeutung. Wenn beispielsweise ein Pop-up-Store eröffnet wird, also ein temporäres Modegeschäft, das bereits nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten wieder verschwunden ist, und eine junge, sehr dynamische Zielgruppe anspricht, muss alles sehr schnell gehen. Abgesehen von diesen spezifischen Bereichen, kontaktieren wir aber auch manchmal junge Prominente via Facebook oder Mail, von denen wir wissen, dass sie diese Form der Kommunikation bevorzugen. Gerade in Berlin spielt die Kunstszene eine große Rolle. Wie binden Sie die Kunst in Ihre Veranstaltungen ein? Die Kunstszene wird stark in unsere Veranstaltungen eingebunden, ob als Gäste oder als interessante Veranstaltungsorte. Ein MaxMara-Dinner im Pergamonmuseum, eine Filmpremiere in der Kunsthochschule in Dresden, Botero im China Club, Führungen durch Privatsammlungen oder Galerien. Die Kunstszene

„Das persönliche Gespräch ist entscheidend – heute und auch in der Zukunft.“ ist spannend und facettenreich und lässt sich wunderbar integrieren. Spektakulär war auch das Happening mit dem Künstler Salomé, der zusammen mit Managern ein Bild gemalt hat, über das diese anschließend mit Fahrrädern fuhren und dies ein erstaunliches Muster ergab. Wie sieht für Sie die Veranstaltung der Zukunft aus? Trotz Web 2.0 und Neuer Medien wird eine Veranstaltung auch zukünftig nicht durch eine Video- oder Telefonkonferenz ersetzt werden können. Das persönliche Gespräch ist entscheidend – heute und auch in der Zukunft. Kommunikation und Vernetzung sind eben enorm wichtig. Und dafür bieten Feste, Diners oder Kongresse die optimalen Rahmenbedingungen. Wichtige Themen, die auch zukünftig an Bedeutung gewinnen werden, sind außerdem Nachhaltigkeit und Regionalität, bspw. durch den Einsatz regionaler Speisen, umweltfreundlicher Verpackungen etc. Das ökologische Bewusstsein wird sich auch im Veranstaltungsbereich immer mehr durchsetzen!


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Das Vierseitenmodell von Friedemann Schulz von Thun Kommunikation im Quadrat Wir kommunizieren ständig – bewusst oder unbewusst. Selbst ein Schweigen ist eine Mitteilung. Diesen Umstand beschreibt niemand treffender als der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick in seinem bekannten Zitat „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Doch was passiert eigentlich genau, wenn wir kommunizieren? Warum ist es manchmal so schwierig, etwas zu vermitteln? Und wie kann Kommunikation gelingen? Eine mögliche Antwort liefert das Vierseitenmodell von Friedmann Schulz von Thun.

(Quelle: Gabriele Manneck, Arbeitskreis Kommunikation und Klärungshilfe)

Die Bandbreite an Kommunikationsmodellen ist groß: Sie reicht von einfachen Sender-Empfänger-Modellen bis hin zu komplexen soziologischen Modellen wie der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas. Ein sehr bekanntes Modell stammt von dem Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun, der bis 2009 an der Universität Hamburg lehrte. Er wurde in den Achtzigerjahren mit dem mittlerweile dreibändigen Standardwerk „Miteinander reden“ bekannt. Basis seiner Arbeit ist das Kommunikationsquadrat, auch Vierseitenmodell genannt. Demnach hat jede Äußerung vier Aspekte: Die Sachseite bezieht sich auf den Inhalt einer Äußerung. Sie wird von vielen pauschal als wichtigster Aspekt der Kommunikation wahrgenommen und kann anhand von Kriterien

wie wahr / unwahr oder relevant / irrelevant beurteilt werden. Auf der Selbstkundgabeseite gibt der Sprecher mit seiner Aussage etwas von sich selbst preis (Ich-Botschaft). Damit sagt er etwas über sich selbst als Person aus beziehungsweise wie er zum Gesagten steht. Bei der Beziehungsseite wird etwas über die Beziehung der Kommunikationspartner offenbart. Der Empfänger fasst ein und dieselbe Aussage, je nach seiner Beziehung zum Sprecher, unter Umständen ganz unterschiedlich auf. Gleichzeitig will der Sprecher mit seiner Aussage etwas bewirken. Der Hörer soll dazu veranlasst werden, etwas Bestimmtes zu denken, zu fühlen oder zu tun. Das ist die Appellseite der Kommunikation.

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Gabriele Manneck, Diplom-Psychologin und Mitglied im „Arbeitskreis Kommunikation und Klärungshilfe“ in Hamburg

Selbsterkenntnis als Basis guter Kommunikation

Interpretationen liefern Konfliktpotenzial So weit, so gut. „Die Problematik liegt darin, dass nicht auf allen vier Seiten explizit gesprochen wird“, erläutert Gabriele Manneck. Die Diplom-Psychologin ist Mitglied im „Arbeitskreis Kommunikation und Klärungshilfe“ in Hamburg, den Friedemann Schulz von Thun vor mehr als 20 Jahren gegründet hat. Die unausgesprochenen Seiten bieten dem Empfänger Freiraum für Interpretationen. Liegt er daneben, sind Missverständnisse und Konflikte vorprogrammiert. Auch hören wir in der Regel nicht auf allen vier Seiten gleich gut: „Wir haben individuelle Vorlieben, abhängig von unserem biografischen Hintergrund, unseren Erfahrungen, unserer aktuellen Verfassung und der Vorgeschichte der Beziehung zum Sprecher.“ Die Verantwortung für eine gelungene Kommunikation liegt also auf beiden Seiten, Sender und Empfänger. Beim Sender spielen zum Beispiel auch Mimik, Gestik, die Art der Formulierung und die Stimme eine große Rolle: „Der Ton macht die Musik. Ist er beispielsweise oberlehrerhaft, empfinden wir eine Aussage als unangenehm, obwohl wir gegen den Inhalt an sich gar nichts einzuwenden haben“, erklärt Gabriele Manneck. Am anfälligsten für Störungen sei die Beziehungsseite der Kommunikation: „Es ist eine echte Herausforderung, den Gesprächspartner, aber auch sich selbst wertzuschätzen und mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Gelingt das nicht, wirken unsere Aussagen im schlimmsten Fall anbiedernd oder eben oberlehrerhaft.“ Konfliktpotenzial liegt auch darin, dass wir oft nicht sagen, was wir meinen. Ein Beispiel aus der Arbeitswelt: Nach einer Umstrukturierung meint eine Mitarbeiterin zum Chef: „Die Atmosphäre ist nicht mehr so, wie sie mal war.“ Das ist zunächst eine nüchterne Feststellung auf der Sachebene. Doch Menschen wollen nicht immer wörtlich genommen werden. Würde der Chef hier nur auf der Sachebene reagieren, wäre die Kommunikation gescheitert. Eine bessere Antwort als „Ja, stimmt“ oder „Das finde ich nicht“ wäre etwa „Wie fühlen Sie sich damit?“. „So würde er der Mitarbeiterin zeigen, dass er sie wertschätzt und sich für ihre Belange interessiert. Es besteht die Chance auf eine Anschlusskommunikation“, sagt Gabriele Manneck. seite 56

Was tun, damit Kommunikation gelingen kann? „Eine gute Kommunikation setzt eine gute Selbstklärung voraus“, erläutert Gabriele Manneck. Wird man gefragt: „Wie geht es dir?“ muss der Gefragte wissen, wie es ihm geht, um auf die Frage antworten zu können. Oft stehen wir uns selbst im Weg, weil wir unsere Mitmenschen als schwierig empfinden, wenn sie uns mit ihrem Verhalten den Spiegel vorhalten. Etwa, indem sie genauso dominant sind wie wir, wir aber mit dieser Eigenschaft nicht in Frieden leben oder uns diese nicht zugestehen. Das kann zu heftigen Reaktionen wie Wutausbrüchen führen. Neben der Selbstreflexion hilft aber auch Handwerkszeug dabei, klarer, wahrhaftiger und effektiver in der Kommunikation zu werden. Wie kann ich ein schwieriges Gespräch konstruktiv führen? Wie kann ich klares Feedback geben, ohne unnötig zu verletzen? Für solche Fragen gibt es konkrete Regeln, die sich erlernen lassen.

Ehrlich sein, wenn es schwierig wird Das Vierseitenmodell gilt nicht nur für die direkte Face-toFace-Kommunikation, sondern genauso auch für Vorträge. Die Zuhörer beurteilen einen Redner – analog zum Kommunikationsquadrat – anhand von vier Aspekten: fachliche Kompetenz des Redners (Sachseite), Glaubwürdigkeit (Selbstkundgabe), Dialogfähigkeit mit dem Publikum (Beziehungsseite) und Rechtfertigung der Rede, also die Klärung der Frage, warum die Teilnehmer dem Vortrag folgen sollen (Appellseite). Deshalb rät Gabriele Manneck Vortragenden: „Ein Redner muss wissen, worauf er in seinem Vortrag hinauswill und warum er den Vortrag hält. Hat er das für sich geklärt, wird es ihm auch nicht schwerfallen, das Publikum zu erreichen.“ Und wenn man mal ins Stocken gerät? „Dann sollte der Redner nach Ruth Cohns Leitsatz ‚Wenn es in der Kommunikation schwierig wird, dann sag, was mit dir ist‘ handeln und einfach zugeben, dass er den Faden verloren hat. Das wirkt nicht nur viel authentischer, sondern auch sympathischer, als sich angestrengt zu bemühen, ein künstliches Bild von sich aufrechtzuerhalten.“

www.arbeitskreis-kuk.de/index.html


November 2011

Livekommunikation

Celebrity bei Unternehmensevents Der schillernde Glanz der Stars Wer sich mit dem Gedanken trägt, für sein Unternehmensevent einen Weltstar mit Kultstatus einzuladen, muss neben einigen praktischen Voraussetzungen auch eine Gagenforderung bis in Millionenhöhe erfüllen können. Wie und ob sich solche Investitionen rechnen, ist schwer zu ermitteln. Ein Effekt jedoch kann nicht hoch genug geschätzt werden: Trifft ein Kunde einen Promi, den er seit Jahren bewundert, bleibt ihm diese Veranstaltung lange in guter Erinnerung. Wie sollte man vorgehen, wenn man einen bekannten Star engagieren möchte?

Der schillernde Glanz eines Weltstars soll auch auf mein Event abstrahlen – das ist meist die Motivation, wenn sich Verantwortliche überlegen, ob und wie sie eine Veranstaltung im Unternehmen mit einem prominenten Gast aufwerten könnten. Das Spektrum möglicher Veranstaltungsformen mit Prominenten ist weit: Es reicht von der aufwendigen Bühnenperformance eines Showstars für Tausende von Gästen bis hin zum Auftritt einer regionalen Größe zur Geschäftseröffnung. Eines haben alle Termine dieser Art gemeinsam: Der Auftritt des Gaststars muss passen! Denn das Schreckgespenst der Buchung eines teuren

Promis, den der Unternehmenschef schon immer einmal in der notdürftig zur Showbühne umdekorierten Kantine erleben wollte, treibt nicht nur den mit der Starbetreuung befassten Mitarbeitern, sondern auch dem Controller den kalten Schweiß auf die Stirn. Die Entscheidung für die Einladung einer echten Celebrity sollte unbedingt einem Konzept folgen, das die langfristigen Kommunikationsziele, die Zielgruppe und die eigenen Möglichkeiten berücksichtigt. Wenn nach diesen Kriterien ein geeigneter Promi ausgewählt ist, beginnt die eigentliche Planung

Kugelschreiber statt Eispickel – 8.000er-Bezwinger Reinhold Messner signiert bei einem Unternehmensevent seine Bergbücher.

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Livekommunikation

November 2011

Philosoph Richard David Precht zu Gast im Forum der Technischen Werke Ludwigshafen – hier im Gespräch mit Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse und TWL-Vorstand Professor Gerhard Weissmüller.

des Events. Geprüft sollte werden, ob die Ausstattung und die personelle Besetzung der Lokalität den Anforderungen des Stargasts entsprechen und dem Publikum einen gelungenen Abend garantieren. Last but not least muss auch geklärt sein, welche Gagenforderung höchstens budgetiert werden kann. Für prominente deutsche Redner sind ungefähr fünfstellige Beträge zu veranschlagen, für Musikstars der Udo-Jürgens-Klasse können je nach Programmwünschen sechsstellige Summen fällig werden. Kaum zu toppen dürften die Gagenwünsche der „Rolling Stones“ sein – fünf Millionen Euro werden kolportiert. Unabhängig von solch extremen Entgeltvorstellungen ist die Gage eines Stars immer Verhandlungssache und hängt auch davon ab, wie gut er einen Termin in seine Pläne einschieben kann.

Beim TWL-Forum der Technischen Werke Ludwigshafen treffen üblicherweise 100 bis 200 Schlüsselkunden mit den Führungskräften des Unternehmens zusammen. Als passende Lokalitäten dienen unter anderem das Wilhelm-Hack-Museum und der Pfalzbau in Ludwigshafen am Rhein. So einfach und schlüssig das Format aus Get-together, Vortrag und Diskussion in lockerer Runde, so hochkarätig ist der Kreis der Stargäste: Die Liste der Redner reicht von dm-Markt-Gründer Götz Werner bis zu Modephilosoph Richard David Precht. Das Beispiel zeigt, dass der Einsatz von Prominenten bei Unternehmensevents langfristig wirkt, aber auch einen langen Atem verlangt: „Wir erleben, dass das TWL-Forum unserer Zielgruppe im Lauf der vergangenen Jahre immer wichtiger wurde. Das sehen wir einerseits an direkten Komplimenten der Gäste, andererseits aber auch an der Feedbackkultur, die sich im Vergleich zu den ersten Veranstaltungen stark gewandelt hat“, sagt Dorett Bausback, die Leiterin der Unternehmens- und Marketingkommunikation von TWL. „Falls jemand heute verhindert ist, melden sich die Betreffenden mittlerweile häufig mit dem Hinweis, wie leid es ihnen tue, das hochkarätige Event zu verpassen.“

Langfristig positive Wirkung Der karitative Zweck verbindet Praktiker der Promieinladung wissen, dass sie bei den Stars offene Türen einrennen, wenn sie deren karitative Projekte unterstützen. „Seit über zehn Jahren laden wir immer im November prominente Gäste zu einer Kundenveranstaltung in unser Unternehmen ein. Statt Weihnachtsgeschenke für unsere Kunden zu kaufen, unterstützen wir mit einer Spende das karitative Projekt, für das sich unser Promigast einsetzt“, sagt Friedrich W. Mertens, Geschäftsführer der Wolf GmbH in Stuttgart, einer Tochter der Wormser Gebäudetechnik-Gruppe Deinzer + Weyland. Im Laufe der Jahre lernten ausgewählte Kunden des Mittelständlers beispielsweise Jürgen Klinsmann und sein Kinderhilfswerk Agapedia oder Reinhold Messner und seine Messner Mountain Foundation, die für Benachteiligte in der Himalaja-Region eintritt, kennen. „Auf die karitativen Projekte und die Prominenten sind wir meist durch eigene Kontakte aufmerksam geworden. Entsprechend persönlich und fast schon familiär waren die Abendveranstaltungen“, sagt Friedrich W. Mertens. „Weil wir den Erlös einer Tombola und eine zusätzliche großzügige Spende an ihre Projekte gegeben haben, sind die Gäste ohne Gage aufgetreten.“ seite 58

Wie viel Zählbares bringt der Einsatz von Promis für ein Unternehmensevent? Mit dieser Frage tun sich auch erfahrene Gastgeber schwer. „In Euro und Cent ist der Effekt schwer zu berechnen – niemand wird spontan den nächsten Auftrag zeichnen, nur weil er bei uns einen Star getroffen hat“, sagt Friedrich W. Mertens. „In der Zusammenarbeit mit Stars geht es für uns eher darum, bei unseren Kunden möglichst nachhaltig positiv in Erinnerung zu bleiben. Und das scheint zu funktionieren: Davon, dass Jürgen Klinsmann oder Reinhold Messner bei einem Event dabei waren, schwärmen die Gäste noch Jahre später.“ Neben dieser langfristig positiven Wirkung nach außen wirken die Events auch nach innen hinein. Dabei spielt ein gewisser Stolz der Mitarbeiter, die Weltstars im eigenen Betrieb zu erleben, eine wichtige Rolle. Noch stärker können sich aber die ganz praktischen Lerneffekte rund um das Event für die ganze Firma auswirken, erläutert Friedrich W. Mertens: „Wir haben die Veranstaltungen grundsätzlich in Eigenregie organisiert, und obwohl die Mitarbeiter Aufgaben weit jenseits ihres Tagesgeschäfts übernommen haben, hat immer ein Rädchen ins andere gegriffen. Zudem haben wir als ausbildender Betrieb die Azubis in der Vorbereitung und beim Event selbst aktiv werden lassen.“


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Mannheimer Signal für nachhaltige Gestaltung von Mobilität „Lebenswelt Elektromobilität“ setzt Maßstäbe Mannheim stand im Herbst ganz im Zeichen des Zukunftsthemas Elektromobilität. Der von der m:con – mannheim:congress GmbH organisierte Kongress „Lebenswelt Elektromobilität“ im Congress Center Rosengarten setzte neue Maßstäbe für die Präsentation aktueller Ergebnisse und zentraler Fragestellungen an den Schnittstellen von Fahrzeug, Energie, Mobilität sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.

450 Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutierten im September Herausforderungen und mögliche Lösungen auf dem Weg zu einem intelligenten Gesamtsystem der Elektromobilität. Die Keynotes führender Branchenvertreter gaben Einblick in die Themenfelder Energie, Fahrzeug, Mobilität und IKT. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann äußerte sich über Chancen und Herausforderungen einer nachhaltigen Gestaltung der Mobilität. „Es ist unser Ziel, Baden-Württemberg zu einer Pionierregion für nachhaltige Mobilität zu machen. Das Auto hat Zukunft – aber nicht mit althergebrachten Verkehrskonzepten. Es geht um eine intelligente Vernetzung der Verkehrsmittel und die Nutzung der Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikations-

technologien. Der Elektromobilität auf der Basis erneuerbarer Energien kommt dabei eine bedeutende Rolle zu“, erklärte der Ministerpräsident.

Baden-Württemberg gut aufgestellt Das Projekt „Lebenswelt Elektromobilität“ sei ambitioniert – ein gesamtgesellschaftliches Projekt, das nationaler Anstrengung bedürfe. „Für Baden-Württemberg kann ich Folgendes sagen: Wir werden die ‚Landesinitiative Elektromobilität‘ fortsetzen und weiter forcieren. Ebenso werden wir uns an dem von der Bundesregierung angekündigten Wettbewerb um ein ,Schaufenster für Elektromobilität‘ beteiligen“, unterstrich Kretschmann. seite 59


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KongressTicker

Kongresse im Congress Center Rosengarten

n  8./9. Dezember 2011 Innovations and Classics in Endourology and Imaging Bekannte Spezialisten der Endourologie diskutieren die zentralen Themen des Jahres 2011 sowie die neuesten Technologien und Behandlungsmethoden. Zudem wird das weltweit erste inter­ventionelle URO-CT präsentiert. www.innovations-endourology.com n  7. bis 10. März 2012 55. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie Endokrinologische Fragen ziehen sich durch das ganze Leben, von Wachstum und Entwicklung über die Phase der Fortpflanzung und Familienplanung bis hin zu Diabetes, Fettstoffwechsel­störungen und Osteoporose. Die vielfältigen Themen stehen auf dem Kongress im Mittelpunkt. www.endoscience.com/projekte.php

Ministerpräsident Winfried Kretschmann präsentierte seine Vision vom Musterland für Elektromobilität.

Er sei froh, dass Baden-Württemberg mit der Landesagentur e-mobil BW eine kompetente Einrichtung habe, um diese Initiativen zu entwickeln und mit einem ganzen Netzwerk an Akteuren voranzubringen.

Wichtige Forschungsergebnisse präsentiert Die Ergebnisse des Förderprogramms „IKT für Elektromobilität“ wurden ebenfalls in Mannheim vorgestellt – gleichzeitig der Abschluss für das Förderprojekt. „Wir freuen uns sehr, dass diese bedeutenden Forschungsergebnisse in Mannheim präsentiert wurden. Damit setzt die Metropolregion Rhein-Neckar ein Zeichen auf dem Weg zu einer Modellregion für nachhaltige Mobilität“, so m:con Geschäftsführer Michel Maugé. Sieben Projekte haben über zwei Jahre hinweg IKT-basierte Schlüsseltechnologien und Dienste für die Integration der Elektromobilität in bestehende Energie- und Verkehrsnetze erforscht und entwickelt. Damit leisteten sie eine wichtige Grundlagenarbeit angesichts knapper werdender Ressourcen und hoher Umweltbelastungen – denn elektrische Antriebe können helfen, sowohl die Abhängigkeit von Erdöl als auch Schadstoffemissionen zu reduzieren.

n  23. März 2012 con:gusto – Die Genussmesse – Marktplatz der Meister und Feinschmecker Bei dem interdisziplinären Fachkongress für Meister aus Bereichen wie Kaffee und Tee, Konditorei und Patisserie oder Schokolade und Kakao stehen qualitativ hochwertige Genussmittel sowie deren Herstellung und Verkostung im Blickpunkt. www.congusto-mannheim.de n  11. bis 14. April 2012 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung Thema der Kardiologen ist die interventionelle kardiovaskuläre Therapie. dgk.org/dgk-kongresse/ 2012-78-jahrestagung-der-dgk n  19. bis 21. April 2012

20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. Der rationale Einsatz von Antibiotika, antibiotikaresistente Erreger und Hygiene in der Pädiatrie stehen im Fokus der Tagung. Zudem gibt es einen historischen Rückblick zu den wesentlichen Errungenschaften in der Pädiatrischen Infektiologie der letzten 20 Jahre. www.dgpi2012.de

www.lebenswelt-elektromobilitaet.de seite 61


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News

EventTicker

Kultur im Congress Center Rosengarten n  15. Dezember 2011 KELLY FAMILY – „Stille Nacht – eine musikalische Weihnachtsgeschichte“ mit Paddy, Patricia, Kathy und Paul Kelly Für Kelly-Fans geht in diesem Jahr ein Traum in Erfüllung: Paddy, Patricia, Kathy und Paul treten nicht nur erstmals wieder gemeinsam auf, sondern zaubern auch gleich Weihnachtsstimmung pur. www.bb-promotion.com n  19. Dezember 2011

Howard Carpendale „Das alles bin ich“ heißt das neue, sehr persönliche Werk von Howard Carpendale , das der Sänger mit seiner Band präsentiert. www.bb-promotion.com n Große

n  20. und 21. Dezember 2011 Alive and Swingin’ – Rea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha und Michael Mittermeier Sie singen, swingen, steppen und lassen es so richtig krachen! Alive and Swingin’ ist eine einzigartige Hommage an das legendäre Rat Pack und die Swing-Ära. www.bb-promotion.com n  23. Dezember 2011 Hans Klok – Magie der Weihnacht-Tournee 2011 Mit seiner Show „Magie der Weihnacht“ widmet sich der weltbekannte Zauberkünstler nun der Weihnachtszeit – eine nostalgische winterliche Zauberfantasie, die mit sehr viel Humor präsentiert wird. www.bb-promotion.com n  28., 29., 30. und 31. Dezember 2011 Richard O’Briens Rocky Horror Show Die gefeierte Neuinszenierung der Rocky Horror Show – eine der schillerndsten Rockopern überhaupt – ist ein überwältigendes Vergnügen für die Sinne. www.bb-promotion.com n  9. Januar 2012

Anna Netrebko und Erwin Schrott Anna Netrebko und Erwin Schrott werden 2012 wieder gemeinsam in Deutschland auf der Konzertbühne stehen. Begleitet wird das Klassiktraumpaar vom Spitzenorchester der Prager Philharmonie. www.bb-promotion.com

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Ehre für Michel Maugé: Für die Planung und Durchführung der „autosymphonic“ mit 17.000 Besuchern in Mannheim wurde der Geschäftsführer von m:con zum Eventmanager des Monats September gekürt. Er hat damit die Chance, zum Eventmanager des Jahres gewählt zu werden. Die Auszeichnung ist eine gemeinsame Initiative von BlachReport sowie Klaus Grimmer und Michael Hosang vom Studieninstitut für Kommunikation. m:con hatte die „autosymphonic“ im Auftrag der Stadt Mannheim entwickelt und betreut. Mit dem multimedialen Gesamtkunstwerk, das Musik, Gesang und Autoklänge mit Bildern, Video und Licht kombinierte, feierte die Quadratestadt den 125. Geburtstag des Automobils. Der Welturaufführung, die Mannheim bundesweit und international mediale Aufmerksamkeit bescherte, gingen über zwei Jahre Vorbereitungszeit von der ersten Idee über die Konzeption und Planung bis hin zur Umsetzung voran.

n Mit Benefizkonzerten zugunsten der Erdbebenopfer in Japan und des durch

ein Feuer zerstörten Kibbuz Beit Oren in Israel konnte m:con die Not der Betroffenen lindern. „Soziales Engagement ist für m:con Ehrensache“, betont m:conGeschäftsführer Michel Maugé die Wichtigkeit von Benefizveranstaltungen. 15.000 Euro zugunsten der Erdbebenopfer in Japan – das war das Ergebnis des Benefizkonzerts vom 20. Juni und der parallel verlaufenden Spendenaktion. Zusammen mit vier großen Orchestern hatten die Metropolregion Rhein-Neckar und m:con zur Unterstützung aufgerufen. Mit einem weiteren Benefizkonzert im Februar hatten Leondra Music, der Rotary Club Schwetzingen-Kurpfalz und m:con den Wiederaufbau des Kibbuz Beit Oren unterstützt. Bei Waldbränden im Dezember 2010 war dieser schwer zerstört worden. m:con hatte den Stamitzsaal kostenlos für das Konzert bereitgestellt. Mehrere Tausend Euro kamen hier für den guten Zweck zusammen.

n Die Ende 2010 beschlossene Best-Price-Vereinbarung zwischen m:con und der Mannheimer Hotellerie ist in Kraft getreten. Veranstalter und Teilnehmer der Kongresse im Rosengarten profitieren zukünftig von Hotelzimmern zu Sonderkonditionen. Die Vereinbarung gilt auch für den Pfalzbau in Ludwigshafen.


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News

Das Hotel ihrer Wahl können Teilnehmer direkt über die Kongresshomepage reservieren. Frühbucher profitieren am meisten. „Mannheim macht endgültig Schluss mit automatisch steigenden Hotelpreisen in der Kongressund Messezeit“, sagt Michel Maugé, Geschäftsführer der m:con – mannheim:congress GmbH. Die Partnerbetriebe von m:con bieten allen Kongressteilnehmern, die im Congress Center Rosengarten und im Pfalzbau Ludwigshafen tagen, bei Buchung eines Hotelzimmers den tagesgenau geltenden Bestpreis. Über www.mconmannheim.de hat der Gast die Möglichkeit, das günstige Angebot zu nutzen. Dabei gilt: Je frühzeitiger man bucht, desto größer ist der Preisvorteil. „Ich begrüße die Kooperationsbereitschaft der Mannheimer Hotellerie. Durch dieses Angebot wurde ein weiterer Meilenstein der sprichwörtlichen Servicefreundlichkeit Mannheims erreicht“, freut sich Michel Maugé.

als Best-Practice-Beispiel. Das WTC plant zurzeit eine große Erweiterung: Ähnlich wie beim Rosengarten 1996 soll in unmittelbarer Nähe ein 5-Sterne-Hotel entstehen. Darüber hinaus ist der Ausbau der Abteilung geplant, die für die Planung und Organisation von Kongressen und Tagungen zuständig ist. „Der Kongressmarkt in Russland ist gerade am Entstehen. Dies eröffnet vielfältige Chancen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für das WTC, sich die Poleposition zu sichern“, sagt Maugé. „Wir beraten das Kongresszentrum in allen strategischen Fragen. Ich freue mich, dass die Marke m:con und das Congress Center Rosengarten international solche Strahlkraft gewonnen haben und dass uns so viel Vertrauen entgegengebracht wird.“

n Das World Trade Center (WTC) und Kongresszentrum im russischen Tscheljabinsk setzt auf m:con-Knowhow: Der Geschäftsführer der m:con – mannheim:congress GmbH Michel Maugé hat für zwei Jahre einen Beratungsvertrag unterzeichnet.

Ziel ist es, das WTC zu einem der führenden Professional Congress Organizer in Russland weiterzuentwickeln. Das m:con Congress Center Rosengarten dient dem WTC in Tscheljabinsk

n  Die Kaufmännische Ab­ teilung der m:con – mannheim:con­gress GmbH liegt in Zukunft in den Händen von Bernhard Wittemer. Der erfahrene Betriebswirt ist mit Wirkung vom 15. Oktober 2011 neuer kaufmännischer Leiter. Er folgt damit Michael Schnellbach, der bei der Stadt Mannheim eine neue berufliche Herausforderung annimmt.

Die Entscheidung für m:con fiel Bernhard Wittemer leicht: „Mein erster Eindruck vom Unternehmen war ausgesprochen positiv. Mit dem Ausbau des Congress Center Rosengarten hat man ideale Voraussetzungen für

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die Zukunft geschaffen.“ Um die strategischen Ziele des Unternehmens zu erreichen, wird Bernhard Wittemer seine fast 30-jährige Berufserfahrung nutzen können. Er war insgesamt 18 Jahre in kaufmännischen Leitungsfunktionen bei verschiedenen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen

Bernhard Wittemer

Bastian Fiedler tätig. Elf Jahre arbeitete der neue Abteilungsleiter darüber hinaus im Bereich Unternehmensberatung. Das Ausscheiden von Michael Schnellbach hat noch eine weitere wichtige Neuerung in der Organisationsstruktur von m:con gebracht. Bastian Fiedler wurde vom Aufsichtsrat der m:con die Einzelprokura erteilt. Dadurch ist der Abteilungsleiter, der bereits seit 2002 bei m:con ist, alleine vertretungsberechtigt. Bisher hatten er und Michael Schnellbach Gesamtprokura inne.

n ADAM und EVA gefällt es in Mannheim! Unter dem Motto „Im Anfang war die Tat“ fand am 24. November 2011 zum zweiten Mal in Folge die Verleihung der Branchenawards des FAMAB Verband Direkte Wirtschaftskommunikation e.V. im Mannheimer Rosengarten statt.

In jeweils sechs Kategorien wurden die besten Marken- und Messeauftritte mit ADAM und die überzeugendsten Marketingevents mit EVA ausgezeichnet. Eindrücke von der spektakulären Veranstaltung gibt es unter:

www.rosengarten-mannheim. de/de/adam-eva-award-2011.htm

Sowie alles zu den diesjährigen Gewinnern gibt es unter:

www.adameva-award.de. seite 63


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EventTicker

Kultur im Congress Center Rosengarten n  15. Januar 2012 Dieter Thomas Kuhn & Band – Tour 2012 Er ist und bleibt einfach Kult – Dieter Thomas Kuhn und seine Neuinterpretation alter Schlager macht einfach Spaß! www.bb-promotion.com n  10. Februar 2012 Thriller – Live

Die Originalshow aus dem Londoner West End begeistert bereits seit 2006 das Publikum weltweit mit den größten Hits und dem unverwechselbaren Tanzstil Michael Jacksons. www.bb-promotion.com n  16. Februar 2012 Dr. Eckart von Hirschhausen – „Liebesbeweise“ Jetzt untersucht Deutschlands witzigster Arzt das Glück im Mit­einander. Ohne Mundschutz geht er der großen Frage nach, was Liebe ist – ein Comedy-Programm mit Niveau. www.s-promotion.de n  25. Februar 2012

Chris Rea – The Santo Spirito Tour 2012 Einen Zeitraum von 30 Jahren umfasst die Karriere von Chris Rea, des Weltklassegitarristen und Sängers mit der rauchigen Stimme. Fans dürfen sich auf viele Chris-Rea-Klassiker freuen. www.bb-promotion.com n  7. März 2012 Roger Cicero & Big Band – Tournee 2012 Über 300 Konzerte und drei platindekorierte Alben in nur drei Jahren – Roger Cicero trifft mit seinem Big-Band-Sound den Geschmack des Publikums. www.rheinneckarticket.de n  18. April 2012

Nana Mouskouri 50 Jahre „Weiße Rosen“: Nana Mouskouri ist ein Weltstar – ihre Erfolge Meilensteine der Musikgeschichte. 2012 geht sie auf große Jubiläumstournee. www.bb-promotion.com

www.bb-promotion.com

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Mit Begeisterung dabei: das Kölner „Tatort“-Team bei „m:con goes Golf“. n Ende Oktober war Leipzig für fünf Tage der Mittelpunkt der internationalen Kongresswelt. Auf der 50. Jahrestagung der International Congress and Convention Association (ICCA) trafen sich rund 1.000 Teilnehmer aus über 70 Ländern.

Mit dabei: m:con_vidoc, die von m:con entwickelte, innovative Lösung zur Liveübertragung und On-Demand-Bereitstellung von Vorträgen. m:con hatte bei dem Kongress ausgewählte Sessions mit m:con_vidoc unterstützt und die Live-Übertragung gesponsert. Einen dieser Vorträge zum zukunftsweisenden Thema „Convention 2020 – latest research findings“ findet sich auch kostenfrei auf Ab­ruf unter: http://streaming.mconmannheim. de/1/page/Published/41.aspx. password:icca

n Mit gleich drei außergewöhnlichen Kundenevents begeisterte m:con seine Gäste in diesem Jahr: Beinahe schon ein Klassiker ist das Benefizturnier „m:con goes Golf“, das zum fünften Mal stattfand.

Unter dem Motto „Golf gegen Krebs“ spielten 170 begeisterte Golfer zugunsten der Krebsforschung auf der Anlage des Golf Club St. Leon-Rot. Als Schirmherren mit von der Partie waren die Kölner „Tatort“-Kommissare Joe Bausch, Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär sowie Adler-Trainer Harold Kreis. 40.000 Euro kamen dabei für ein Neuroblastom-Forschungsprojekt am Universitätsklinikum Mannheim zusammen.

http://www.mcon-mannheim. de/de/mcongoes-golf-2011. htm


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n Ein genussreiches Wochenende erlebten m:con-Kunden beim Weinevent „Toskana trifft Pfalz“, das einen Überblick über die Tagungsmöglichkeiten in Ludwigshafen gab.

Nach einem Abendessen mit toskanischen Spezialitäten im Pfalzbau eröffnete eine Werkstour durch die BASF bei Nacht am ersten Abend ungewöhnliche Perspektiven. Am nächsten n  Ein besonderes HighTag erkundeten die Gäste nach light unter den diesjährieiner Schiffsrundfahrt auf dem gen Kundenevents war das Rhein die Pfalz – ganz urig ging Programm rund um die es mit einer Planwagenfahrt in „autosymphonic“. die Pfälzer Weinberge, wo alle Einen Tag lang entführte bei der Weinlese mithelfen und m:con seine Gäste in die Welt anschließend natürlich auch des Autos und die Erfinderdie Weinspezialitäten verkos- stadt Mannheim, in der Carl ten durften. Benz vor 125 Jahren seine revohttp://www.mcon-mannlutionäre Erfindung machte. heim.de/de/ Auf dem Programm standen mcon-Events. unter anderem ein Besuch im htm Automuseum Ladenburg mit einem Zusammentreffen mit

Impressum m:convisions Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche Herausgeber m:con – mannheim:congress GmbH Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim Telefon +49.621.4106-0 Telefax +49.621.4106-200 www.mcon-mannheim.de

der Urenkelin Jutta Benz sowie eine Graffiti-Sprayaktion, bei der die Teilnehmer ein altes Auto kreativ gestalten konnten. Abschluss des kurzweiligen Tages und unbestrittener Höhepunkt: die Welturaufführung der „autosymphonic“. http://www.mcon-mannheim.de/de/ mcon-Events. htm

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: m:con-Kunden im Weinberg – vor der Weinprobe.

Redaktion Publik. Agentur für Kommunikation GmbH Rheinuferstraße 9 67061 Ludwigshafen Telefon +49.621.963600-0 Telefax +49.621.963600-50 www.agentur-publik.de Kirstin Baumann, Nora Dreier, Saskia Höhne, Carola Kappe, Dr. Eva Pinter (verantwortlich), Bernhard Schenk, Kristina Sievers, Dr. Martin Staiger. Gastautoren Prof. Dr. Louise Bielzer, Studiengangsleiterin Medien- und Kommunikations­management Fotos Kîln/Breidenich und Partner; m:con; c.neeon; picture-alliance/dpa; zkm; DZT/ Horst Göbel; Inga Kerber; Jochen Plogsties; picture alliance/dpa; occ/Nancy Erz; Prof. Dr. Louise Bielzer; occ; occ/Bruce Foster; Historische Stadthalle Wuppertal GmbH; Messe Congress Graz; m:con; CCRN/Christof Weber; Encyclopedia (2009) by Stefano Arienti/Giubilarte Eventi; Breidenich und Partner; Deutsche Telekom AG; The Metropolitan Museum of Art; Michalsky Holding GmbH/Peter Wetter; Michalsky Holding GmbH; m:con/Sven Bratulic; Aktion Mensch e.V.; Universität Göttingen; m:con/ Ralph Larmann; m:con/Marcus Schwetasch; m:con/Elmar Witt, m:con/MGMüller; picture alliance/Markus C. Hurek; hardenberg Concept; Christian Schulz; Gabriele Manneck; Gunther E.Bergmann; Eva Jörg; m:con/Marius Mueller; bb-promotion; m:con; FAMAB e.V.; m:con; Peter Rüssmann; Konzeption & Gestaltung M.A.D. Kommunikation GmbH Frankfurter Straße 121 63067 Offenbach /Main Telefon +49.69.82998-0 Telefax +49.69.82998-11 www.mad-kommunikation.de Artdirektion Michael Hoffmeyer Druck abcdruck GmbH Waldhoferstr. 19 69123 Heidelberg www.abcdruck.de Verantwortlich: Michel Maugé (m:con) Ausgabe 15/November 2011. Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten.

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Schlusspunkt

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Im Gespräch mit Mike Krüger Is’ das Kunst, oder kann das weg?

Sänger, Schauspieler, Kabarettist, Komiker, Moderator – Mike Krüger ist ein erfolgreiches Multitalent. Seit über 35 Jahren ist der Norddeutsche, der vor seinem Durchbruch als Sänger Architektur studierte, ein absoluter Liebling des Publikums und Träger zahlreicher Preise. Gerade tourte er mit dem Bühnenprogramm „Is’ das Kunst, oder kann das weg?“ durch Deutschland. Darin setzte er sich auf seine ganz spezielle Weise mit Kunst auseinander. m:convisions sprach mit Mike Krüger.

„Is’ das Kunst, oder kann das weg?“ heißt Ihr aktuelles Programm. Wie kamen Sie auf dieses Thema? Ich bin vor einiger Zeit von Quickborn nach Hamburg umgezogen. Und da dachte ich: Mike, das ist für dich doch endlich mal die Chance, aufzuräumen und zu entrümpeln. Und tatsächlich, da hatte sich doch einiges im Laufe der Jahre angesammelt. Bei so einem Umzug stellt man also fest, was nach so langer Zeit alles herumsteht und -liegt – und stellt sich unweigerlich die Frage, was mit umzieht und was nicht. Und genau darum geht es in meinem Stück: Auf der Bühne habe ich eine Menge dieser Umzugskartons dabei und aus denen hole ich im Laufe des Abends immer wieder Gegenstände. Dann bespreche ich mit dem Publikum, ob das jetzt Kunst ist oder ob das weg kann.

„Was Kunst ist? Ich finde, das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.“ War die Antwort während Ihres privaten Umzugs immer einfach? Ganz und gar nicht. Zunächst meint man ja, man müsse alles behalten. Jedes alte Kaffeeservice, Souvenirs und Mitbringsel von meinen Tourneen und sogar ein altes Bügelbrett. Man weiß ja nie, vielleicht kann man ja irgendwas noch einmal gebrauchen! Beim Einpacken habe ich zunächst jedes noch so kleine Ding in der Hand behalten und mich ernsthaft gefragt, ob ich es wirklich wegwerfen will. Das dauerte und dauerte. Aber dann hatte ich die Faxen dicke, nahm meinen ganzen Mut zusammen und startete eine richtig große Entrümpelungsaktion: Weg damit! Das Ergebnis war, es hatte sich so viel Kram angesammelt, dass ich mir sogar einen extra großen Müllcontainer vor die Tür stellen lassen musste. Und Sie hatten nie Zweifel, das Falsche wegzuwerfen? Doch. Und genau diese Teile nehme ich mit auf die Bühne und lasse mir seite 66

Erfolgreiches Multitalent Mike Krüger

von meinem Publikum bei der Wahl helfen. Wir besprechen: Ist das Kunst oder kann das weg? Welche Teile sind das beispielsweise? Eine alte Kelle, die noch aus der Zeit meiner Lehre als Betonbauer stammte. Mit der hatte ich damals auch am neuen Elbtunnel gearbeitet. Oder mein grünes Käppi aus meiner Bundeswehrzeit als Funkfernschreiber bei der Marine und beim Marinefliegergeschwader. Tja, ist das Kunst, oder kann das weg? Und dann so mancher dieser doch merkwürdig aussehenden Preise, die ich bekommen habe, wie den Till-Eulenspiegel-Satirepreis der Stadt Bremen, die Saure Gurke, den Bambi. Diese Preise behalte ich natürlich in Ehren. Was kann vor Ihren Augen grundsätzlich als Kunst bestehen? Ich finde, das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich kam mal in Hamburg in der Kunsthalle in einen Saal und dachte: Oh – hier wird wohl gerade renoviert. Bis mir dann ein Museumsmitarbeiter sagte, dass es sich dabei um eine Installation eines berühmten amerikanischen Künstlers handelte. Was ist die besondere Kunst bei der Comedy? Die Zuschauer den ganzen Abend zum Lachen zu bringen.


Der neue Pfalzbau. Mit einer Vielseitigkeit, die Sie begeistern wird. Herzklopfen. Spannung. Schönheit: Der Pfalzbau verkörpert alles, was Sie sich vorstellen können. Aus der Mitte der Pfalz tritt er an, die Eventlocation der Region zu werden. Nach einer umfangreichen Generalsanierung präsentiert sich der Pfalzbau seit September 2009 in neuem Glanz: neue Räume, neue Technik, neue Ausstattung bis ins Detail auf höchstem Niveau.

Tagungspauschale; gebucht, getagt! Kurzfristig, flexibel und planbar. Wir stellen Ihnen den Tagungsraum inklusive Beamer und Tontechnik zur Verfügung. Für das leibliche Wohl Ihrer Teilnehmer wird bestens gesorgt:

49,-

Alles inklusive für pro Person inkl. gesetzl. MwSt.

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Konzerte

Organisation Technik Rahmenprogramm

Theater, Kongresse und Konzerte – mit diesem Dreiklang wird der Pfalzbau künftig neue Maßstäbe setzen. Als kulturelle Attraktion in der Region und als innovative Location für Veranstaltungen aller Art. Diese Überschneidungen von Business und Kultur schaffen einzigartige Möglichkeiten für eine erfolgreiche Vermarktung. m:con hat dabei die Positionierung des Pfalzbaus im internationalen Kongressmarkt übernommen. So wird der Pfalzbau einerseits zur Kongresslocation mit eigenen PCO – und behält andererseits seinen Charme und seine Attraktivität für die Region Pfalz und für das Land Rheinland-Pfalz. Besuchen Sie uns unter www.ludwigshafen-pfalzbau.de oder rufen Sie uns an: +49 (0)621 4106-123 /-125.


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„Benzationell!“ autosymphonic. 17.000 begeisterte Zuschauer erlebten eine Sinfonie aus 800 Autoklängen. Konzeption und Realisation by m:con. Mit einem beispielhaften Konzept konnte m:con die Stadt Mannheim sowie alle Sponsoren überzeugen. Ein einmaliger und exklusiver Event mit internationalem Medienecho. Anlass: 125 Jahre Automobil in Mannheim. Ein Leuchtturmprojekt.

Corporate Culture autosymphonic Fakten Organisation Künstlerisches Personal mit einer Gesamtstärke von fast 300 Personen 1.400 Beleuchtungskörper mit über 40.000 digitalen Kanälen Riesige Leuchtdioden-Leinwände mit 600 Quadratmeter Fläche Internet 75.822 Besuche 259.169 Seitenaufrufe 36.309 Aufrufe der Ticketinformation Social Media 558.355 Beitragsaufrufe 3.410 Feedbacks zu Beiträgen 7.602 Verweise auf die Veranstaltungsseite


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