Gorki Sonderheft Herbstsalon

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FR / SA 14:0 0 –24:0 0 / SO – D O 14:0 0 –20:0 0   EINTRIT T FREI*


Hallo meine Geschwister. Ich will euch einen Text vorstellen für Asylbewerber hier in Deutschland. Wenn du in Deutschland Asyl beantragst und du aber Fingerabdrücke in einem anderen Land hast, dann bekommst du deswegen Post aus Deutschland. Die Briefe sind auf Deutsch geschrieben, also brauchst du einen Übersetzer für deine Sprache: Englisch, Arabisch ... usw. Dann musst du in der selben Woche einen Anwalt finden und auf eine Entscheidung warten, Zustimmung oder Ablehnung. Wenn du keinen Anwalt bevollmächtigst hast, dann hast du eine Frist von zwei Wochen um Deutschland zu verlassen. Wenn die Frist abgelaufen ist und du bist trotzdem in Deutschland geblieben, dann musst du in das Land zurück, wo du deine Fingerabdrücke sind. So schickt Deutschland die Menschen wieder zurück. Das ist die Methode, für diejenigen, die Fingerabdrücke in einem anderen Land haben. Das war eine Möglichkeit für euch, um die Gesetze und Texte gut zu verstehen. Hello my sisters and brothers. I want to present you a text for asylum seekers here in Germany. If you seek for asylum in Germany and you have fingerprints in another country, that is why you get mail from Germany. The letters are written in German, so you will need an interpreter for your language: English, Arabic ... etc. Then you have to find a lawyer in the same week and wait for a decision, approval or denial. If you haven’t authorized, then you have a period to leave Germany. If the period has expired and you still stayed in Germany, then you have to go back to the country, where your fingerprints are. That is how Germany sends the people back. That is the method for the ones who have fingerprints in another country. That was a possibility for you to understand the law and the text.

Refugee Report Audiofile: http://www.refugee-report.de/post/194032476

Solidaritätsaktion für hungerstreikende Geflüchtete in der Abschiebeanstalt Eisenhüttenstadt. Juli 2013, fotografiert von Oliver Feldhaus


*auĂ&#x;er bei der Inszenierung von In unserem Namen und Gastspielen 2. BERLINER HERBSTSALON

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ORGANISIERT VON SHERMIN LANGHOFF MIT ALJOSCHA BEGRICH, ÇAĞLA İLK UND ANTJE WEITZEL »Ich bin ein Berliner.« Tausenden wird das Recht auf diesen Satz, den wir von JFK so gern gehört haben, amtlich verweigert. Und einige Menschen würden ihn gar nicht sagen wollen, sie sind Berliner*innen gegen ihren Willen, sind es, weil ihnen ein anderes »Ich bin ein …« versagt ist durch Krieg, Genozid, wirtschaftliche Aussichtslosigkeit, Hunger und Terror. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer aus Beton ist Berlin immer noch geteilt: von einer Mauer aus Papier, die die Bevölkerung der Stadt in Bürger*innen und Non-Citizens spaltet. Nachdem sich der 1. Berliner Herbstsalon 2013 zur Eröffnung des Gorki mit den Fragen von Identität, Nation und Herkunft beschäftigt hat, setzt der 2. Berliner Herbstsalon diese Auseinandersetzung unter den aktuellen Vorzeichen von Flucht nach Berlin und den sich daraus ergebenden Fragen an die Bevölkerung der Stadt fort. Berlin ist eine Einwanderer-Stadt, die durch und mit Menschen gewachsen ist, die hierher geflohen sind. Die aktuellen Debatten versuchen uns dagegen einen Ausnahmezustand zu suggerieren, eine »historisch einmalige« Situation, die uns »zwingt«, auf immer abstrusere Weise zwischen scheinbar nötigen und unnötigen, historisch gerechtfertigten und politisch nicht gewollten, zwischen »guten« und »schlechten« Geflüchteten zu unterscheiden. Dabei sind die Ankommenden vom ersten Tag ihrer Berliner Biografie Teil der Bevölkerung dieser Stadt und werden in den kommenden Jahren dieses Land verändern. Für zwei Wochen bietet das Maxim Gorki Theater vielen internationalen Künstler*innen und Theatermacher*innen, von denen viele in Berlin leben, eine Plattform, alte und neue Arbeiten zum Thema zu zeigen. Danica Dakić kommt mit ihrer gesamten Masterklasse von 20 jungen, internationalen Künstler*innen, um Interventionen vor Ort zu entwickeln. Nevin Aladağ, bankleer, Alfredo Jaar, Daniel Knorr, Emeka Ogboh und viele weitere Künstler*innen produzieren zum Teil mit Mitglieder*innen unseres Ensembles neue Arbeiten für den Herbstsalon. Das Zentrum für Politische Schönheit reflektiert in Videodokumentationen und Lectureperformances über die beiden Aktionen Erster europäischer Mauerfall und Die Toten kommen, metroZones arbeitet mit Publikum, Expert*innen und Künstler*innen an einem Mapping für die Stadt im Kontext von Flucht. Die Theatergruppen Hajusom und Refugee Club ­Impulse, gegründet von jungen Geflohenen, kommen mit einem Gastspiel. Das Theatergebäude, das Palais am Festungsgraben und das historische Areal um das ­Gorki werden zu einer Arena der künstlerischen Auseinandersetzung: Eine Ausstellung, Interventionen, Performances, Debatten thematisieren die Grenzen, die die Bevölkerungen Berlins und Europas zerreißen. Bei fast allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Parallel zur Ausstellung wird jeden Abend im leergeräumten Saal des Gorki Sebastian Nüblings Theatercollage In u ­ nserem Namen gezeigt. Ausgehend von den Texten Die ­Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek und Die Schutzflehenden von ­Aischylos hat er mit gemeinsam mit Lars ­Wittershagen, Ludwig Haugk und einem vielsprachigen ­Ensemble versucht, die Beziehungen zwischen den Tragödien im Mittelmeer und unserer Politik und Denkweise offenzulegen. In unserem Namen werden täglich Geflüchtete an den Grenzen Europas abgehalten und in unserem Namen wird über die Lebensmöglichkeiten von Menschen, die in Not zu uns kommen, geurteilt. Wer aber darf sich anmaßen, über das Existenzrecht anderer zu urteilen? Wieso können die europäischen Werte von »Freiheit« und »Selbstbestimmung« nur für einige Wenige gelten und in einem Kontinent, der das Recht auf die freie Wahl des Arbeits- und Wohnsitzes feiert, Menschen in Lagern gehalten und ihr Essen rationiert werden? Diese Fragen wurden von Geflüchteten in das Herz der Hauptstadt

­ erlin getragen und stehen unbeantwortet. Die Flüchtlingsbewegung B stellt Fragen nach Humanismus und Würde, Teilhabe und Repräsentation, die uns alle und unser Zusammenleben betreffen. Jenseits paternalistischer Gesten ist eine von Geflüchteten getragene politische Bewegung entstanden, die diese Enteignung im Sinne des Verlustes aller sozialen und symbolischen Bezüge nicht länger akzeptieren will. Berlin ist eine Stadt, deren Bewohner diese Verluste immer wieder in unterschiedlichen Dimensionen erleben mussten. Und dennoch gibt es kaum Solidarität zwischen den ehemals »Enteigneten« und denen von heute. Stattdessen erleben wir aktuell eine ­Hierarchisierung und Kategorisierung der Geflüchteten in »gut« und »böse«, »gerechtfertigt« und »überflüssig«, »brauchbar« und »nutzlos«. Das Gegenteil von Enteignung aber ist Aneignung. Aneignung von Raum und Platz, Aneignung von gesellschaftlichen Möglichkeiten und Aneignung von Strategien des Überlebens. Wer keinen Platz bekommt, muss sich einen nehmen. Im 2. Berliner Herbstsalon wird die Ausstellung We will rise das Empowerment Geflüchteter in Berlin dokumentieren. Außerdem werden Informationsabende, Tauschbörsen und Wissenshandel als Ansätze vorgestellt, illegalisiertes Wissen zu legalisieren. KOSMOS², kuratiert von Grada Kilomba, ist eine Versuchsreihe des Gorki hierzu, die auch formal nach neuen performativen Mitteln zur Wissensvermittlung sucht. Einer der permanenten Beobachter der Proteste von Geflüchteten ist Oliver Feldhaus. Der Fotograf begleitet seit Jahren den Kampf um Rechte, Räume und andere Selbstverständlichkeiten, die Geflüchteten in Berlin verweigert werden. Für dieses Heft hat er eine Auswahl seiner Bilder zusammengestellt. Mit der Internetseite refugee-report.de haben Aktivist*innen einen einfachen und wirkungsvollen Weg gefunden, um Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Dieses Heft zitiert einen kleinen Teil der Protokolle, die auf der Seite als Tondokument und in transkribierter Form zu finden sind. Sowohl die Bilder von Feldhaus als auch die Stellungnahmen auf ­refugee-report geben von Flucht betroffenen Menschen Stimme und Gesicht. Möglicherweise ist dies der erste Schritt, Politik als persönliche Angelegenheit zu begreifen. Der 2. Berliner Herbstsalon sucht danach, wie aus Solidaritätsbewegungen politisches Handeln entstehen kann und was Kunst und Theater in diesem Zusammenhang leisten können. Wir sind keine Aktivist*innen, wir sind keine Politiker*innen, aber wir können eine Plattform herstellen, auf der Begegnung stattfindet, ein genreübergreifender Austausch ermöglicht und die politische Debatte angestoßen wird, die eine Aufteilung von «sie» und «wir» überwindet. Daher begreift sich der ­Herbst­salon selbst als zwei­wöchige Aufführung. Es ist der Versuch sich den Raum für eine temporäre ideale Öffentlichkeit anzueignen: Schauen, Denken und Sprechen als eine gemeinschaftliche Erfahrung. Ein Ort für die Begegnung verschiedener Theatermacher*innen und Künstler*innen, Zuschauer*innen, Politik*innen und Aktivist*innen. Wir danken allen Teilnehmer*innen und Förderer*innen für die solidarische Zusammenarbeit und unserem Kollegen Erden Kosova für die Inspiration über den 1. Herbstsalon hinaus. Wir laden Sie herzlich zum 2. Berliner Herbstsalon ein, den wir für unsere Stadt organisiert haben. Willkommen in Berlin! Willkommen im Gorki! Shermin Langhoff mit Aljoscha Begrich, Çağla İlk, Antje Weitzel und vielen Anderen


english »Ich bin ein Berliner« (I am a Berliner). Thousands are officially denied the right to use this very phrase we so gladly heard from JFK. And some people don’t want to say it, they are Berliners against their will, because another »I am a ...« was denied them, through war, genocide, economic desperation, hunger and terror. 25 years after the fall of the concrete wall, Berlin is still divided: by a wall of paper that splits the city’s population into Citizens and Non-Citizens. After the 1st Berliner Herbstsalon 2013 addressed questions of identity, nation and origin when the Gorki opened, the second Berliner Herbstsalon will continue that line of inquiry in the current context of refugees fleeing to Berlin and the resulting questions for the city’s population. Berlin is a city of immigrants that has grown through and with the people who have fled here. The current debates, however, try to persuade us that this is an exceptional state of affairs, a historically unique situation, that »forces« us to differentiate, in increasingly ludicrous ways, between apparently obligatory and unnecessary, historically-justified and politically-undesired, between »good« and »bad« refugees. And yet the new arrivals are always, from the first day of their Berlin biography, part of this city’s population and will change this country in the years to come. For two weeks the Gorki is offering international artists and theatremakers, many of whom live in Berlin, a platform to present both old and new works on this subject. Danica Dakić is coming with her entire master class of 20 young international artists to develop interventions on site. Nevin Aladağ, bankleer, Alfredo Jaar, Daniel Knorr, Emeka Ogboh and many more artists are producing new works for the Herbstsalon, some involving members of our ensemble. The Center for Political Beauty reflects through video documentation and lecture performances on both their actions First Fall of the European Wall and The Dead are coming, metroZones works with audience, experts and artists to develop a mapping for the city in the context of fleeing. The theatre groups Hajusom and Refugee Club Impulse, founded by young refugees, are coming with guest performances. The theatre, the Palais am Festungsgraben and the historic area around the Gorki will become an arena for artistic engagement: An exhibition, interventions, performances and debates address the borders tearing the populations of Berlin and Europe apart. Admission is free for almost all events. Parallel to the exhibition, Sebastian Nübling’s theatre collage will be presented every night in the emptied hall of the Gorki. Based on the texts Die Schutzbefohlenen (The Supplicants) by Elfriede Jelinek and Die Schutzflehenden (The Suppliants) by Aeschylus, Nübling —together with Lars Wittershagen, Ludwig Haugk and a multilingual ensemble—has attempted to reveal the relationship between the tragedies in the Mediterranean, and our politics and mindsets. In our name refugees are detained at Europe’s borders every day, and in our name judgement is passed on the living conditions of the people who come to us in need. But who may presume to pass judgement on others’ right to exist? Why is it that the European values of »freedom« and »self-determination« can only apply to a few, and that on a continent, which celebrates the right to choose a place of residence and work, people can be held in camps and their food rationed? Refugees have brought these questions into the heart of the capital city of Berlin and they remain unanswered. The refugee movement raises questions about humanism and dignity, participation and representation, which affect all of us and our social coexistence. Beyond paternalistic gestures a political movement of refugees has emerged that will no longer accept this expropriation, in the sense of losing all social and symbolic references. Berlin is a city whose inhabitants have had to experience these losses again and again in

different dimensions. And yet, little solidarity exists between the previous »dispossessed« and those of today. On the contrary, we’re currently experiencing a stratification and categorization of refugees into »good« and »evil«, »justified« and »superfluous«, »useful« and »useless«. The opposite of expropriation, however, is appropriation. Appropriation of space and place, appropriation of social opportunities and appropriation of survival strategies. The person who is not given a place, must take one. In the 2nd Berliner Herbstsalon, the exhibition We will rise documents the empowerment of refugees in Berlin. In addition, informational evenings, peer-to-peer exchanges and knowledge markets will be presented as approaches for legalizing criminalised knowledge. Curated by Grada Kilomba, KOSMOS² is a test series from the Gorki for this purpose, which also formally investigates new performative means for the dissemination of knowledge. One of the constant observers of the refugee protests has been Oliver Feldhaus. For years the photographer has accompanied the struggle for rights, space and the other things we take for granted, but have been denied to refugees in Berlin. He has compiled a selection of his pictures for this magazine. With the website refugee-report.de, activists have found a simple and effective way to give refugees the opportunity to express themselves. This magazine quotes a small part of the reports that can be found on the website as both sound documents and transcripts. Both Feldhaus’ pictures and the statements on refugee-report.de give refugees voices and faces. Perhaps this is the first step towards understanding politics as a personal matter. The 2nd Berliner Herbstsalon investigates how solidarity movements can turn into political action and what art and theatre can accomplish in this context. We’re not activists, we’re not the affected parties, we’re not politicians, but we can create a platform where interactions take place, cross-genre exchange is possible and political debate is initiated, in which a division between »them« and »we« is overcome. Therefore, the Herbstsalon considers itself to be a two-week performance. It is an attempt to appropriate the space for a temporary ideal public: watching, thinking and speaking as a communal experience. A place for encounters between diverse theatre-makers and artists, spectators, politicians and activists. We would like to thank all participants and supporters for their cooperation in solidarity, as well as our colleague Erden Kosova for inspiration above and beyond the 1st Herbstsalon. We cordially invite you to the 2nd Berliner Herbstsalon that we’ve organized for our city. Welcome to Berlin! Welcome to the Gorki! Shermin Langhoff with Aljoscha Begrich, Çağla İlk, Antje Weitzel and many more

Eröffnung / Opening 13. November 2015, 18:00 Uhr Geöffnet / Open Fr/Sa, 14:00–24:00 Uhr; So–Do, 14:00–20:00 Uhr Orte / Venues Maxim Gorki Theater, Palais am Festungsgraben und Umgebung / surroundings EINTRITT FREI / FREE ENTRY außer bei der Inszenierung von In unserem Namen und Gastspielen Weitere Informationen / further information www.gorki.de 2. BERLINER HERBSTSALON

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Gewaltsame R채umung des Refugee Protescamps Oranienplatz in Kreuzberg durch die Polizei. April 2014, fotografiert von Oliver Feldhaus


PERFORMANCE

PREMIERE

13/ nov e mbe r /15 A

In unserem Namen

NACH DIE SCHUTZFLEHENDEN VON AISCHYLOS UND DIE SCHUTZBEFOHLENEN VON E ­ LFRIEDE JELINEK Unter dem Eindruck des politischen Protests von ­­Ge­flüch­teten in Österreich schrieb Elfriede Jelinek 2013 ihr Stück Die Schutzbefohlenen in Anlehnung an Aischylos’ Tragödie Die Schutzflehenden. Es entstand ein wütender Text, der eindringlich die tragische Situation Fliehender formuliert: »Wir leben, wir leben. Und vielmehr ist es auch nicht als Leben, nach Verlassen der göttlichen Heimat.« Sebastian Nübling bringt in seiner chorisch-theatralen Installation Jelineks Text mit dem antiken Original in Kontakt und stellt sie der politischen Sprache unserer Tage gegenüber. Wer spricht und was geschieht in unserem Namen? Ein vielsprachiges Ensemble trägt diese und weitere Fragen in den demokratischen Raum der alten Singakademie. Täglich. Mit offenem Ausgang. Affected by the refugees’ political protests in Austria, Elfriede Jelinek wrote 2013’s Die Schutzbefohlenen (The Supplicants) based on Aeschylus’ tragedy The Suppliants. A furious text emerged, poignantly formulating the tragic situation of those who flee: »We live, we live. And it is also not much more than life, after leaving the divine homeland«. In his choral-theatrical staging, Sebastian Nübling connects Jelinek’s text with the ancient original and contrasts it with the political language of our time. Who speaks and what takes place in our name? A multi-lingual ensemble brings these and other questions into the democratic space of the old Singakademie. Daily. With an open ending. Regie Sebastian Nübling Bühne Magda Willi Kostüme Ursula Leuenberger Musikalische Leitung Lars Wittershagen Dramaturgie Ludwig Haugk Mit Maryam Abu Khaled, Ayham Majid Agha, Tamer ­Arslan, Elmira Bahrami, Vernesa Berbo, Karim Daoud, Anastasia Gubareva, Mateja Meded Cynthia ­Micas, Orit Nahmias, Tim Porath, Dimitrij Schaad, Hasan Taşgın, Thomas Wodianka, Mehmet Yılmaz 13–20/NOV, 22–24/NOV 20:00 2. BERLINER HERBSTSALON

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SVEN JOHNE

TRAUMHOTELS ­(LAMPEDUSA) 2012, FOTOGRAFIEN, SERIE

DIE UMRUNDUNG DER INSEL LAMPEDUSA 2014, VIDEO Sven Johne zeigt eine Serie von wandfüllenden Fototapeten, die er an unterschiedlichsten Orten im Maxim Gorki Theater und im Palais am Festungsgraben verteilt. Die Fotografien geben alle Ansichten von Hotelzimmern auf Lampedusa wieder, den Blick – in touristischer Manier – aus dem ­schönen Inneren auf das offene Meer nach außen gerichtet. Die angenehme, sommerliche Urlaubsstimmung mutet nahezu obszön an, steht sie doch in eklatantem Gegensatz zu den Bildern aus den Medien, die Lampedusa zum Inbegriff europäischer Grenz- und Migrationsproblematik stilisiert haben. Die Videoarbeit Die Umrundung der Insel Lampedusa zeigt den Gegenblick, die schier endlose Umkreisung der steinigen Klippen der Insel, ohne je anzukommen. Sven Johne shows a series of photo wall papers, which he has spread around the Maxim Gorki Theater and the Palais am Festungsgraben. The photographs render views from Lampedusa hotel rooms, directing the gaze in touristic manner out from the beautiful interiors onto the open sea. The pleasant summer holiday mood seems almost obscene in its striking contrast to the images that circulate in the media, who have stylized Lampedusa as epitome of European border and migration issues. The video work Die Umrundung der Insel Lampedusa shows the opposite view: the sheer endless circling around the island, without ever arriving.

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metroZones BERLIN FIELD RECODINGS MAPPING ALONG THE REFUGEE COMPLEX

2015, KARTIERUNGEN

Wie nehmen Geflüchtete eine Stadt wie Berlin wahr? Wie und wo manifestieren sich (Ohn)Machtverhältnisse? In Kooperation mit den Künstler*innen Sarnath Banerjee, ­Christian ­Hanussek und Diana Lucas-Drogan sowie zahlreichen weiteren Akteur*innen präsentieren metroZones eine Serie sich überlagernder »Mappings«. Diese umfassen räumliche, soziale und zeitliche Verhältnisse. Die grafische Darstellung mittels Kartierungen erzählt von urbanen Raumnahmen der Refugees, Praktiken der Selbstorganisation in der Stadt sowie von Erinnerungen und den Wünschen nach einem eigenen Ort. How do refugees perceive a city like Berlin? How and where do power(lessness) relations manifest themselves? In cooperation with artists Sarnath Banerjee, Christian Hanussek and Diana Lucas-Drogan, as well as numerous other participants, metroZones presents a series of overlapping »mappings«. These include spatial, social and temporal relations. The graphical representation through mapping tells of refugees claiming urban space, self-organization practices in the city, memories and the desire for a place of their own. METROZONES – ZENTRUM FÜR STÄDTISCHE ANGELEGENHEITEN wurde 2007 in Berlin als unabhängige Vereinigung für kritische Großstadtforschung gegründet. metroZones operiert an den interdiszipli-

SVEN JOHNE, geb. 1976 in Bergen auf Rügen, lebt und arbeitet in

nären Schnittstellen zwischen Forschung, Kunst und politischer Bildung

­Berlin. Internationale Ausstellungen u. a. im MMK, Frankfurt am Main

und kooperiert dabei mit Institutionen wie der nGbK, dem Haus der Kul-

(2012), im MoCA, Taipei (2013), der 5. Thessaloniki Biennale (2015) und

turen der Welt oder der Bundeszentrale für politische Bildung.

im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2015).

was founded in 2007 in Berlin as an independent association for critical

born 1976 in Bergen on Rügen, lives and works in Berlin. International

urban research. metroZones operates at the interdisciplinary intersec-

exhibitions at the MMK, Frankfurt am Main (2012), the MoCA, Taipei

tions between research, arts and political education, and cooperates with

(2013), the 5th Thessaloniki Biennale (2015) and the KW Institute for

institutions such as the nGbK, the Haus der Kulturen der Welt or the

Contemporary Art, Berlin (2015)

Federal Agency for Civic Education.


KUNST

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Alfredo Jaar

(KINDNESS) OF (STRANGERS)

2015, NEONSCHRIFT UND DRUCK, GERAHMT Alfredo Jaars neue, speziell für den Herbstsalon entwickelte Arbeit (Kindness) of (Strangers) konfrontiert die Besucher mit einer großflächigen, komplexen Anordnung von Neon-Pfeilen. Der wirr anmutenden Komposition liegt ein allgemein bekanntes Phänomen zugrunde: die Bewegung von Menschen, von Süden nach Norden. Eine kleine beigefügte Grafik liefert den Schlüssel: die Pfeile folgen den Hauptreiserouten von Migranten im Jahr 2015. Der Umfang und die Komplexität der Bewegungen, die sich über ganz Europa erstrecken, offenbaren das Ausmaß aktueller Krisen ebenso wie die schier endlos scheinenden, außergewöhnlichen Wege der vor Krieg und Verfolgung flüchtenden Migranten, auf denen ihnen Freundlichkeit aber auch das Gegenteil begegnet. Mit den Worten des Künstlers: »In dieser chaotischen Kartierung sind wir alle Fremde auf der Suche nach Freundlichkeit.« Specially produced for the Herbstsalon, Alfredo Jaar’s new work (Kindness) of (Strangers) confronts visitors with a largescale, complex arrangement of neon arrows which, under their seemingly confusing lay-out, replicate a familiar phenomenon: the movement of people, from South to North. A small adjunctive chart acts as key and reveals that the arrows correspond to the main travel routes of migrants in 2015. The scale and complexity of these movements across Europe highlight the extent of the current crises as much as the perpetual flux and extraordinary journey of migrants fleeing war and persecution, where they encounter kindness and its contrary. In the words of Alfredo Jaar, »in this chaotic map, we are all strangers looking for kindness.«

EINE ÄSTHETIK ZUM WIDERSTAND ­(NEUFASSUNG) 1992–2015, NEONSCHRIFT 1992 installierte Alfredo Jaar auf den Stufen des Pergamon­ altars auf der Museumsinsel in Berlin ein temporäres Mahnmal: Neonschriftzüge der Namen von 15 deutschen Städten, in denen Anschläge auf Asylbewerberheime oder andere Attacken gegen Ausländer*innen verübt worden waren. Angesichts der aktuellen Situation in Deutschland und der erneuten Gewalt gegen Migrant*innen und Geflüchtete, nimmt der Künstler diese Arbeit wieder auf und überarbeitete die Liste mit aktuellen Tatorten. In 1992 Alfredo Jaar installed a temporary memorial on the staircase of the Pergamon Altar on the Museum Island in Berlin: neon letters displaying the names of 15 German cities in which recent attacks on asylum seekers’ homes had occurred or where foreigners had been assaulted. In the face of actual conditions in Germany and renewed violence against migrants, the artist has returned to his work and replaced the list of the cities’ names with present day sites of attacks. ALFREDO JAAR, geb. 1956 in Santiago de Chile, lebt und arbeitet in New York. Weltweit über 75 öffentliche Interventionen, u. a. mehrfach auf der Biennale di Venezia, der Bienal de São Paulo und der documenta, Kassel. Jüngste Retrospektiven 2012 in Berlin durch die nGbK organisiert, sowie 2014 im Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki. born 1956 in Santiago de Chile, lives and works in New York. Worldwide over 75 public interventions, including several times at the Biennale di Venezia, the Bienal de São Paulo and documenta, Kassel. The latest retrospectives were organised in 2012 in Berlin by the nGbK, and in 2014 at the Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki. 2. BERLINER HERBSTSALON

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Anwohner*innen zeigen Solidarit채t mit den Gefl체chteten in der besetzten ehemaligen Gerhart Hauptmann Schule in Kreuzberg und fordern ein Ende der wochenlangen Belagerung durch tausende Polizist*innen in


KUNST

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WERMKE /LEINKAUF

LEON KAHANE

GRENZGÄNGER

2006, VIDEO

AFRIQUE CITOYENNE NO.13, AVENTURE MORTELLE

ÜBERWINDUNGSÜBUNGEN

2015, INSTALLATION

Inspiriert von der Videodokumentation eines Fluchtversuchs im Jahr 1988, durchschwamm Matthias Wermke 2006 für die Arbeit Grenzgänger an gleicher Stelle erneut die Spree. Die Überwindungsübungen knüpfen daran an und widmen sich ebenfalls dem körperlichen Überwinden von Architekturen im einstigen Berliner Grenzgebiet. Ausgangspunkt sind Archivbilder, die Soldaten der Grenztruppen der DDR bei einer simulierten Flucht an einer sogenannten »Lehrgrenze« zeigen. Wermke/Leinkauf überführen diese Übungen in die Berliner Gegenwart, verweisen auf die ehemalige Grenzsituation und fragen nach dem Umgang mit Geschichte, Erinnerung und städtischem Freiraum. Die Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Kurator und Kulturwissenschaftler Lutz Henke für den Herbstsalon entwickelt. Inspired by the video documentation of an escape attempt in the year 1988, Matthias Wermke swam across the Spree at the same spot in 2006 for the work Grenzgänger. The new project Überwindungsübungen takes up this theme and is similarly devoted to the physical overcoming of architectural barriers along Berlin’s former border zone. The starting point were archive photos that show GDR border troops during a simulated escape in a so-called »training border« area. ­Wermke/Leinkauf transpose these exercises to the present, refer to the former border situation and explore the handling of history, memory and urban free space. This work was developed in collaboration with the curator and cultural scholar Lutz Henke for the Herbstsalon.

2013, INSTALLATION

­FRONTEX 2009, FOTOGRAFIEN, SERIE Leon Kahane kombiniert zwei fotografische Arbeiten mit­ einander. Zum einen Afrique Citoyenne No.13, für die er einen von der Konrad Adenauer Stiftung im Senegal herausgegebenen Comic reproduziert, der über die ­Gefahren der Immigration nach Europa aufklären soll. Der Comic spiegelt eine Perspektive, die sich postkolonialer Argumentation und ­Bilder bedient und politische Realitäten verklärt. Dem stellt der Künstler eine Auswahl von Aufnahmen gegenüber, die in der ­Warschauer Zentrale von Frontex entstanden sind und den bürokratisch-institutionellen Apparat hinter der ­europäischen Migrationspolitik und -kontrolle abbilden. Leon Kahane combines two photographic bodies of work. On one side Afrique Citoyenne No.13, an exact reproduction of a comic edited by the Konrad Adenauer Stiftung in Senegal, which aims to educate people on the dangers of immigration to Europe. The comic reflects a perspective that draws on post-colonial argumentation and imagery, and distorts political reality. The artist contrasts this work with a selection of photographs that were taken in the Frontex headquarters in Warsaw and depicts the bureaucratic-institutional apparatus behind European migration policies and controls. LEON KAHANE, geb. 1985 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin. Zahlreiche Ausstellungen seiner Video- und Fotoarbeiten u. a. in der nGbK, Berlin (2012), dem Museum für Photographie, Berlin (2013), dem

MATTHIAS WERMKE, geb. 1978 in Berlin, und MISCHA LEINKAUF,

Belgrade City Museum (2014), der Kunsthalle Wien (2015) und der 6.

geb. 1977 in Berlin, arbeiten seit 2005 als Duo Wermke/Leinkauf zu­

Moscow Biennale (2015).

sammen. Ihre Arbeiten wurden u. a. im Museum of Contemporary Art

born 1985 in Berlin, lives and works in Berlin. Numerous exhibitions

Tokyo (2011), Kulturhuset Stockholm (2012), Kunstverein Heilbronn

of his video and photographic works, among others in the nGbK, Berlin

(2013), ZKM Karlsruhe (2015) gezeigt.

(2012), the Museum für Photographie, Berlin (2013), the Belgrade City

MATTHIAS WERMKE, born 1978 in Berlin, and MISCHA LEINKAUF, born 1977 in Berlin, have worked as the duo Wermke/

Museum (2014), Kunsthalle Wien (2015) and the 6th Moscow Biennale (2015).

Leinkauf since 2005. Their works have been shown at the Museum of

ihrem Kiez. Juli 2014, fotografiert von Oliver Feldhaus

­Contemporary Art Tokyo (2011), Kulturhuset Stockholm (2012), Kunst­

Weitere Veranstaltungen mit Leon Kahane siehe Seite 38. Further event

verein Heilbronn (2013), ZKM Karlsruhe (2015), among others.

with Leon Kahane see page 38. 2. BERLINER HERBSTSALON

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6 d

NEVİN ALADAğ BORDERLINE

2014, VIDEO In der Videoarbeit Borderline versetzt Nevin Aladağ Betrachter*innen auf ein Boot, das vor der Küste der griechischen Insel Samos unterwegs ist. Der Blick ist auf das gleichbleibend blaue Kielwasser gerichtet. Auf dem Boot ist auch ein Monitor sichtbar, der dessen Position mithilfe von GPSDaten anzeigt und erkennen lässt, dass es die unsichtbare Seegrenze zwischen Griechenland und der Türkei abfährt. In her video Borderline, Nevin Aladağ puts the spectators aboard a boat that is sailing along the coast of the Greek island of Samos. The view is directed towards the unchanging blue backwash. A screen on the boat also shows its position using GPS data, revealing that it is following the invisible sea border between Greece and Turkey.

MOVE

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2015, PERFORMANCE

Für die Tanzperformance MOVE ging Nevin Aladağ der ­Frage nach, wie sich bestimmte Menschen bewegen und welche Schicksale in diesen Bewegungen lesbar sind. Das Ergebnis ist eine Reihe von Bewegungsabläufen, die Aladağ aus ihrem natürlichen, individuellen und sozialen Kontext herausgelöst und vom originären ­Träger abstrahiert hat. Diese Bewegungen werden von mehreren Performer*innen gleichzeitig im Ausstellungsraum aufgeführt. For the dance performance MOVE, Nevin Aladağ explored the question of how certain people move and what fates are told by their movements. The result is a series of movement sequences, which Aladağ has taken out of their natural, individual and social context and abstracted from their protagonists. These movements are being enacted simultaneously by several performers in the exhibition space. Mit Linda Blümchen, Kaveh Ghaemi, Modjgan Hashemian, Ricardo de Paula, Elisabeth Schmidt, Johannes Storks und Weiteren

Emeka Ogboh RADIO 0-3-0

2015, SOUNDINSTALLATION RADIO 0-3-0 verbindet eine Vielzahl von Tonaufnahmen wie zum Beispiel Nachrichtensendungen, Interviews oder Musik in ein Radioprogramm, welches die Situation von Geflüchteten in Berlin untersucht. Ogboh ergründet damit, wie die Stadt auf diese Situation reagiert. Seine Soundinstallation lädt die Besucher*innen zum Verweilen und Zuhören ein. RADIO 0-3-0 combines a vast array of recorded audio materials such as news reports, interviews and music into a radio program, which examines the refugees’ situation in Berlin. He thus inquires how the city as such is reacting to the situation. The sound installation RADIO 0-3-0 invites the visitors to stay and listen.

NEVİN ALADAĞ, geb. 1972 in Van, Türkei, lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Installationen und Performances wurden international u. a. bei der 11.

EMEKA OGBOH, geb. 1977 in Nigeria, lebt und arbeitet in Berlin.

Sharjah Biennale (2013), beim Berliner Herbstsalon, Maxim ­Gorki Theater,

Seine Werke waren zu sehen u. a. im Museum of Contemporary Art Kias-

Berlin (2013), sowie in der Kunsthalle Basel (2014–2015) gezeigt.

ma, Helsinki (2011), auf der DAK’ART 2014, Dakar (2014), im Louisiana

born 1972 in Van, Turkey, lives and works in Berlin. Her installations

Museum of Modern Art, Humlebæk (2015), sowie auf der 56. Biennale

and performances have been shown internationally, including at the 11th

di Venezia (2015).

Sharjah Biennale (2013), the Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater,

born 1977 in Nigeria, lives and works in Berlin. His works were shown

Berlin (2013) and the Kunsthalle Basel (2014—2015).

a. o. at the Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki (2011), DAK’ART 2014, Dakar (2014), the Louisiana Museum of Modern Art,

13/NOV 18:30  14/15/NOV, 19–24/NOV, 27–29/NOV 18:00

Humlebæk (2015), as well as the 56th Biennale di Venezia (2015).


KUNST / PERFORMANCE

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Anonymous Stateless Immigrants OPEN CALL FOR A REFUGEE MONUMENT IN BERLIN

2015, AKTION UND INTERAKTIVE INSTALLATION

Im Rahmen des Herbstsalon rufen Anonymous Stateless Immigrants öffentlich dazu auf, Ideen für ein »Refugee Monument«, ein Denkmal für Geflüchtete einzureichen. Die Vorschläge werden als Teil einer partizipativen Installation gezeigt: Die Besucher*innen können durch die mannigfaltigen Ideen blättern und ihre Wunschvorstellung projizieren. In diesem Prozess, der Vielfalt der Ideen und der steten Veränderung entsteht das, was das Monument ausmacht. Within the framework of the Herbstsalon Anonymous Stateless Immigrants is launching a public appeal for ideas for a »Refugee Monument«. The proposals will be shown as part of a participative installation: visitors can browse through manifold ideas and project their ideal notions. In this process, the multitude of ideas and constant shifts, the very thing that constitutes the monument is created.

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KARO AKPOKIERE

ZWISCHEN LAGOS UND BERLIN

2015, DRUCKGRAFIKEN

Inspiriert von den Erfahrungen und Beobachtungen des vergangenen Jahres, als er zwischen Deutschland und Nigeria lebte, fertigte Karo Akpokiere eine Serie von Zeichnungen an. Diese ist eine Art Tagebuch des Künstlers und beschreibt unter anderem auch seine Eindrücke während der Besetzung des Oranienplatzes, an der er aktiv beteiligt war. Seine Zeichnungen verbinden handgezeichnete Typografie mit Alltags­fundstücken und beschreiben vertraute Geschichten auf neue Weise. Inspired by the experiences and observations from the past year, when he lived between Germany and Nigeria, Karo ­Akpokiere realized a series of drawings. This forms a kind of diary of the artist’s experiences, which also include his impressions of getting involved with people from the Oranienplatz occupation. In the drawings he makes use of hand drawn typography and everyday found objects to tell familiar stories in different ways.

ANONYMOUS STATELESS IMMIGRANTS (ASI) wurde 2011 als lose Gruppe von Künstler*innen und Aktivist*innen in den Niederlanden

KARO AKPOKIERE, geb. 1981 in Nigeria, lebt und arbeitet in Lagos,

gegründet. ASI realisiert Intervention und partizipative Projekte im öf-

Nigeria. Ausstellungen seiner Arbeiten international u. a. in der South

fentlichen Raum, in denen sie sich mit Ein- und Ausschlussmechanismen

London Gallery (2011), auf der 56. Biennale di Venezia (2015) und im

und Fragen nach (Staats-)Bürgerschaft und Identität auseinandersetzen.

Vitra Design Museum, Weil am Rhein (2015).

was founded in 2011 in the Netherlands as a loose collective of artists

born 1981 in Nigeria, lives and works in Lagos, Nigeria. Exhibitions of

and activists. ASI implements interventions and participative projects in

his works at the South London Gallery (2011), the 56th Biennale di Ven-

public spaces in which they explore mechanisms of inclusion and exclu-

ezia (2015) and the Vitra Design Museum, Weil am Rhein (2015) among

sion, and issues of citizenship and identity.

others. 2. BERLINER HERBSTSALON

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Gefl체chtete besetzen das Dach der ehemaligen Gerhart Hauptmann Schule, die als Internationales Refugee Centrum genutzt werden sollte. Im Juli 2014 drohte die gewaltsame R채umung des Gel채ndes durch


J’arrive pas de dormir ­comme les Allemands ­disent avec « Ruhe » Ça c’est là où je dors à Spandau, comme j’arrive pas de dormir comme les Allemands disent avec « Ruhe ». Toujours il y a des avions qui passent de gauche à droite. Ca m’empêche d’écouter ma musique aussi, j’avais pris juste une photo, je sais pas si c’est Air Berlin, si je vois bien? C’est pour ça que je l’ai pris. C’est improvisation quoi. This is where I sleep at Spandau. But I cannot sleep as the Germans say with »Ruhe«. Always there are airplanes ­passing, from everywhere. That is also disturbing me while listening to music. That is why I took this picture. I don’t know, maybe it’s Air Berlin? Well, that is why I took it, an improvisation. Das ist da, wo ich in Spandau schlafe. Aber ich schlafe nicht in »Ruhe« wie die Deutschen sagen. Immer fliegen ­Flugzeuge vorbei, von allen Seiten. Das stört auch beim Musikhören. Deswegen habe ich das Foto gemacht, ich weiß nicht, vielleicht ist es Air Berlin? Deswegen habe ich es jedenfalls gemacht, eine Improvisation.

Refugee Report Audiofile: http://www.refugee-report.de/post/174458369

die Polizei. Juli 2014, fotografiert von Oliver Feldhaus

2. BERLINER HERBSTSALON

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Marina Naprushkina

DEAD SOULS / GERMAN MONEY AND MIGRATION POLITICS IN THE WORLD 2014, WANDARBEIT

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REFUGEES’ LIBRARY

HARUN FAROCKI

SEIT 2013, FORTLAUFENDES BIBLIOTHEKS-PROJEKT

Marina Naprushkina kombiniert zwei Arbeiten. In der großformatigen Wandarbeit Dead Souls stellt sie die EU-Grenzen und die zentralen Regelungen zum Thema Asyl- und Migrationspolitik grafisch dar. Vor diesem Hintergrund präsentiert Naprushkina Refugees’ Library, ein Archiv von Gerichtsprotokollen. Seit 2013 begleitet die Künstlerin zeichnerisch Anhörungen von Asylsuchenden. Die Hefte, die daraus entstehen, stellt Naprushkina in unterschiedlichen Sprachen Betroffenen auch im Internet als Informationsmittel zur Verfügung, um sich auf die eigenen Prozesse vorzubereiten. Marina Naprushkina combines two works. In the large-scale wall piece Dead Souls she depicts the borders of the EU and key regulations concerning asylum and migration policies. Against this background, Naprushkina’s Refugees’ Library presents an archive of trial reports. The artist has produced graphic recordings of asylum-seekers’ hearings since 2013. Made available also on the internet in various languages by Naprushkina, the resulting booklets function as a source of information for refugees and help them to prepare for their own trails.

AUFSTELLUNG

2005, VIDEO

Schaubilder, die den Warenkorb, die Rentenlücke, die Migration darzustellen helfen sollen, sind anachronistisch und bezeugen stets ein rührendes Unvermögen der Abstraktion. Farocki hat Grafiken, Diagramme, Piktogramme und Statistiken aus Zeitungen, Schul- und Sprachlehrbüchern, Behördenschriften gesammelt und zu einem Stummfilm montiert, der die Geschichte der Migration in der Bundesrepublik Deutschland rekonstruiert. Charts that are supposed to depict the shopping cart, the pension gap, and migration are anachronistic and testify to a touching failure of abstract representation. Farocki takes collected graphics, diagrams, pictograms and statistics from newspapers, school books, language text books, and documents produced by public authorities, and assembled them into a silent movie, which reconstructs the history of migration in the Federal Republic of Germany.

MARINA NAPRUSHKINA, geb. 1981 in Weißrussland, lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten waren u. a. zu sehen bei der 7. Berlin

HARUN FAROCKI, geb. 1944 im heute tschechischen Neutitschein,

­Biennale (2012), der Zachęta National Gallery of Art, Warschau (2014),

bis zu seinem Tode 2014 als Filmemacher, Autor und Professor tätig. Seit

im NBK, Berlin (2014), und der School of Kyev (2015).

Mitte der 1990er Jahre internationale Ausstellungen seines filmischen

born 1981 in Belarus, lives and works in Berlin. Her works have been shown

Werkes, mit über 100 Produktionen für Fernsehen und Kino, u. a. im

at the 7th Berlin Biennale (2012), the Zachęta National Gallery of Art, War-

Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart, Berlin (2014).

saw (2014), the NBK, Berlin (2014), and the School of Kyev (2015).

born 1944 in modern-day Nový Jičín in the Czech Republic, was a filmmaker, writer and professor up until his death in 2014. From the mid-90s,

Weitere Veranstaltung von Marina Naprushkina im Rahmen des ­Diskurs­-

international exhibitions of his filmic works with over 100 productions

programms siehe Seiten 41 und 43. Further events with Marina ­Naprushkina

for TV and cinema, including at the Hamburger Bahnhof Museum für

as part of the discourse program see pages 41 and 43.

Gegenwart, Berlin (2014).


KUNST

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THOMAS KILPPER /MASSIMO RICCIARDO

INVENTUREN DER MIGRATION

2015, INSTALLATION

Wenn Flüchtlingsboote an europäischen Stränden landen, lassen die Menschen fast immer Gegenstände auf den Booten zurück. Für die Besitzer*innen hatten (oder haben) die Gegenstände zum Teil eine große Bedeutung: Sie sollten ihr Überleben sichern, ihre lebensgefährliche Überfahrt begleiten und sie vor Unglück beschützen. Thomas Kilpper und Massimo Ricciardo zeigen eine Sammlung dieser höchst unterschiedlichen Objekte – stumme Zeugen einer lebens­ gefährlichen Überfahrt. When refugee boats land on European beaches, people almost always leave personal items in them. For the owners, these items had (or have) great significance: they were intended to secure their survival, accompany them on their life-threatening journey and to protect them from mishap. Thomas Kilpper and Massimo Ricciardo show a collection of these highly diverse objects—silent witnesses of a perilous crossing. THOMAS KILPPER, Künstler, geb. 1956 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen seiner Arbeiten international u. a. in der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2012), beim Berliner ­Herbstsalon, ­Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), im Kunsthaus Hamburg (2014) und im Palazzo Donà Brusa, 56. Biennale di Venezia (2015).  born 1956 in Stuttgart, lives and works in Berlin. International exhibitions of his work among others in the Kunsthal Charlottenborg, Copenhagen (2012), the Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), Kunsthaus Hamburg (2014) and Palazzo Donà Brusa, 56th Biennale di Venezia (2015).

MASSIMO RICCIARDO, geb. 1979 in Darmstadt, lebt und arbeitet in Turin. Ausstellungen seiner Arbeiten international u. a. in der Raffaele De Grada Gallery of Modern and Contemporary Art, San Gimignano (2013), das weisse haus, Wien (2014), Pavillion Social, Kunstverein Lucca (2014) und im Palazzo Donà Brusa, 56. Biennale di Venezia (2015). born 1979 in Darmstadt, lives and works in Turin. International exhibi-

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Tobias Zielony

STORYBOARD (MONUMENTS MEN) 2015, MIXED MEDIA INSTALLATION

Im gelben Salon des Palais am Festungsgraben drehte ­George Clooney 2013 einen Film über die Raubkunst der Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg. Gegenüber am Schlossplatz wird seit 2013 ein Gebäude errichtet, in dem eine andere Form von Raubkunst präsentiert werden wird. Zielony untersucht in seiner vielschichtigen Raumarbeit, wie im Film Kunst und im Leben Fliehende gerettet werden, was deutsche Panzer im Sudan mit Hollywood zu tun haben und wie Nestlé ­Satelliten zur Flüchtlingsrettung finanziert. In the yellow salon of the Palais am Festungsgraben, George Clooney shot a film in 2013 about art looted by the National Socialists during World War II. Opposite on the Schlossplatz, a building has been under construction since 2013 in which another form of looted art will be presented. In his multilayered installation, Zielony explores how art is saved in film, and refugees are saved in life, what German tanks have to do with Hollywood and how Nestlé finances satellites to save refugees. TOBIAS ZIELONY, geb. 1973 in Wuppertal, lebt und arbeitet in Berlin. Neben Einzelausstellungen im Folkwang Museum Essen (2011) und der Berlinischen Galerie (2013) wurden seine Arbeiten zuletzt im deutschen Pavillon auf der 56. Biennale di Venezia (2015) präsentiert.

tions of his work among others at the Raffaele De Grada Gallery of Modern

born 1973 in Wuppertal, lives and works in Berlin. Besides solo exhibi-

and Contemporary Art, San Gimignano (2013), das weisse haus, Vienna

tions at the Folkwang Museum Essen (2011) and the Berlinische Galerie

(2014), Pavillion Social, Kunstverein Lucca (2014) and Palazzo Donà

(2013) his works were most recently presented in the German Pavilion at

Brusa, 56th Biennale di Venezia (2015).

the 56th Biennale di Venezia (2015). 2. BERLINER HERBSTSALON

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Ein Gefl端chteter 端berwindet eine Polizeiabsperrung zu einem Hostel in Berlin-Friedrichshain, dessen Dach von Gefl端chteten aus Protest gegen gebrochene Vereinbarungen des Berliner Senats besetzt wurde.


KUNST

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MANAf HALBOUNI

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We Will Rise SEIT 2015, ARCHIV UND AUSSTELLUNG

We Will Rise ist wachsende Wanderausstellung wie Archiv und wurde von einem Kollektiv von Menschen aus der Berliner Flüchtlingsbewegung erarbeitet. Das Kollektiv versteht sich als Teil der Bewegung, ohne den Anspruch zu erheben, die Bewegung in ihrer Vielfältigkeit zu repräsentieren. Vielmehr schaffen sie Raum für Reflexion innerhalb der Bewegung und für Austausch mit Menschen, die (noch) nicht Teil der Bewegung sind. Die Ausstellung informiert über die Protestzelte, den Protestmarsch von Würzburg nach Berlin, das Protestcamp am Oranienplatz und die besetzte ehemalige Schule in der Ohlauer Straße. Sie macht Geschichte sichtbar und zugänglich, um Gegenwart und Zukunft zu verändern. We Will Rise is a growing touring exhibition as well as archive and was developed by a collective of people from Berlin’s refugee movement. The collective sees itself as part of the movement, without claiming to represent the movement’s diversity. Rather, they create space for reflection within the movement and for exchange with people who are not (yet) part of the movement. The exhibition gives information about the protest march from Würzburg to Berlin, the protest camp on Oranienplatz and the occupied former school on ­Ohlauer Straße. It makes history visible and accessible in order to change the present and future. August 2014, fotografiert von Oliver Feldhaus

WOLLT IHR FREIHEIT 2013, RELIEF

Manaf Halbouni präsentiert ein Relief, das in arabischer ­Kalligrafie den Satz »Wollt ihr Freiheit!« wiedergibt. Diesen Slogan riefen die syrischen Polizisten den Demonstranten bei der Unterdrückung und Niederschlagung der Proteste entgegen. Formal konterkariert Halbouni die kunstvoll-ornamental anmutende Schrift mit einfachsten Materialien aus dem Stadtraum. Die einzelnen Buchstaben sind in Beton gestaltet, Stahlstäbe halten die Worte zusammen und an verschiedenen Stellen sind Stofffetzen integriert. Manaf Halbouni presents a relief that articulates the sentence »Do you want freedom!« in Arabic calligraphy. This slogan was shouted out to demonstrators by Syrian police as they suppressed and quashed the protests. Halbouni formally counters the elaborately ornamental script with the simplest materials found in cities: the individual letters are moulded in concrete, steel rods hold the words together and in some places, scraps of fabric are integrated. MANAF HALBOUNI, geb. 1984 in Syrien, lebt und arbeitet in Dresden. Internationale Ausstellungen u. a. am Institut du Monde Arabe, Paris (2014), im Palazzo Donà Brusa, 56. Biennale di Venezia (2015) und im Victoria & Albert Museum, London (2015). born 1984 in Syria, lives and works in Dresden. International exhibitions including Institut du Monde Arabe, Paris (2014), Palazzo Donà Brusa, 56th Biennale di Venezia (2015) and the Victoria & Albert Museum, London (2015). 2. BERLINER HERBSTSALON

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Hakan Savaş Mİcan

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DANICA DAKIć SAFE FRAME

2013, MIXED MEDIA INSTALLATION

Den Ausgangspunkt der Installation bildet Paul Almásys F­otografie Louvre, Paris. Die 1942 entstandene Fotografie zeigt einen Museumsraum, in dem zur Zeit der Evakuierung des Louvre während des 2. Weltkriegs nur leere Rahmen hingen. Danica Dakić verbindet in ihrer Installation eine aus dieser Fotografie entwickelte Videoprojektion und einen großformatigen leeren Bilderrahmen, aus dem Stimmen zu hören sind. Junge Migrantinnen erzählen von Identität und Geschichte, von Flucht, Sicherheit und Freiheit und setzen sich mit der Institution Museum auseinander. The starting point of the installation is Paul Almásy’s photograph Louvre, Paris. This work was taken in 1942 during the time of the World War II evacuation of the Louvre and depicts a museum hall in which hang only empty frames. In her installations, Danica Dakić links a video projection developed from this photograph to a large empty picture frame, from which voices issue. Young migrant women are talking about identity and history, about flight, escape, safety and freedom, and discussing the institution of the museum.

ESMA ERINNERT SICH NICHT MEHR

2015, VIDEO

Hakan Savaş Micans Videoarbeit ist ein Essay über Geschichte. Ausgehend von ikonischen Bildern von Flucht und Vertreibung befragt er seine Gefühle von Gleichgültigkeit und Distanz. Mittelpunkt der Arbeit sind Gespräche mit drei zurückgelassenen ­Frauen aus drei Generationen seiner Familie: Schwester, Mutter und Großmutter. Mican sucht eine ­hundert Jahre alte Narbe, um der Frage nachgehen zu können: »Warum denke ich immer an die, die zurückgelassen werden?« Hakan Savaş Mican’s video work is an essay on history. Starting from iconic images of escape or fleeing and displacement, he interrogates his own emotions of indifference and distance. Central to the work are conversations with three left-behind women from three generations in his family: his sister, mother and grandmother. Mican is looking for a 100-year-old scar in order to answer the question: »Why do I always think of those who were left behind?« HAKAN SAVAŞ MICAN, geb. 1978 in Berlin, lebt und arbeitet in ­Berlin. Inszenierte unter anderem am Ballhaus Naunynstraße, Berlin, am Staatstheater Mainz und am Maxim Gorki Theater, Berlin, wo er 2013 auch am Berliner Herbstsalon teilnahm. Seine Inszenierungen wurden

DANICA DAKIĆ, geb. 1962 in Sarajevo, lebt und arbeitet in Düsseldorf

zu ­Radikal Jung, München (2014) und zum Heidelberger Stückemarkt

und Weimar. Zahlreiche internationale Ausstellungen, u. a. documenta

(2014) eingeladen.

12, Kassel (2007), 17. Biennale of Sydney (2010) und 31. Bienal de São

born 1978 in Berlin, lives and works in Berlin. Productions at the Ballhaus

Paulo (2014).

Naunynstraße, Berlin, Staatstheater Mainz and Maxim Gorki ­Theater,

born 1962 in Sarajevo, lives and works in Düsseldorf and Weimar. ­Numerous

Berlin, among others, where he also took part in the Berliner Herbstsalon

international exhibitions, including documenta 12, Kassel (2007), 17th

in 2013. His stage productions have been invited to Radikal Jung, Munich

­Biennale of Sydney (2010) and 31st Bienal de São Paulo (2014).

(2014) and the Heidelberger Stückemarkt (2014).


KUNST

19 K

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Reinhard Kleist

DER TRAUM VON OLYMPIA

2015, ZEICHNUNGEN

In seiner Graphic Novel Der Traum von Olympia erzählt Kleist die Geschichte von Samia Yusuf Omar. Die ­Sprinterin vertrat Somalia bei den Olympischen Spielen 2008. Vier ­Jahre später wollte sie in London erneut an den Start gehen. Ihre Armut, die repressive islamisch-geprägte Gesellschaft ­Somalias und die schlechten sportlichen Bedingungen im Land brachten sie dazu, das Land zu verlassen. Ihr monatelanger Weg führte sie über Äthiopien, in den Sudan und schließlich nach ­Libyen, wo sie ein Boot nach Italien bestieg. Bei ihrer Überfahrt über das Mittelmeer kam sie ums Leben. In der Ausstellung ist eine Auswahl von Zeichnungen zu sehen, die als Grundlage für die Graphic Novel dienten und auf eindrückliche Weise diese Fluchtgeschichte wiedergeben. In his graphic novel Der Traum von Olympia Kleist tells the story of Samia Yusuf Omar. The sprinter represented Somalia in the Olympic Games 2008. Four years later in London she wanted to take part once again. Her poverty, Somalia’s repressive Islamic society and the country’s dire conditions for sport made her decide to leave. Her month-long journey took her via Ethiopia to Sudan, and eventually to Libya, where she boarded a boat to Italy. But during the journey across the Mediterranean, she died. The exhibition displays a selection of drawings the graphic novel is based on, and that give an impressive account of this refugee story. REINHARD KLEIST, geb. 1970 in Hürth, lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichte zahlreiche Comics und Graphic Novels u. a. bei den Verlagen Edition 52 und Carlsen. Für seine Bücher, in denen er oft biografische und politische Themen aufgreift, erhielt er zahlreiche Preise.   born 1970 in Hürth, lives and works in Berlin. Publications of numerous comics and graphic novels with the publishers Edition 52 and Carlsen among others. He has received a number of prizes for his work, in which he often pursues biographical and political subjects.

Birgit Auf der Lauer Caspar Pauli GRENZFÄHRSERVICE II

INSTALLATION

GRENZFÄHRSERVICE III

STADTWANDERUNG

Zentrales Thema der beiden Arbeiten von Auf der Lauer & Pauli ist das Schleusergeschäft gestern und heute. Für den Herbst­salon übersetzen sie ihre umfangreichen Recherchen, u. a. entlang der griechisch-türkischen Grenze und Berliner Archiven in eine Stadtwanderung, bei der Berichte und Erzählungen in zeitlicher und räumlicher Verschiebungen im ­Berliner Stadtraum verortet werden. Außerdem ist permanent eine audio-visuelle Installation innerhalb der Ausstellung zu sehen. The central theme of Auf der Lauer & Pauli’s two works is human trafficking past and present. For the Herbstsalon they have rendered their extensive research—amongst others along the Greek-Turkish border and into Berlin archives—as a city walking tour. During this tour reports and narratives are located in Berlin’s urban space in a temporal and spatial shift. Moreover a permanent audio-visual installation is shown in the exhibition space. BIRGIT AUF DER LAUER, geb. 1981 in Rumänien, und CASPAR PAULI, geb. 1984 in Köln, arbeiten seit 2011 gemeinsam als KünstlerDuo in Berlin. Ihre Installationen und partizipativen Performances wurden u. a. in der nGbK, Berlin (2013), dem Depo Center for Contemporary Art, Istanbul (2013), und der Galerie im Turm, Berlin (2014) gezeigt.

BIRGIT AUF DER LAUER, born 1981 in Romania, and CASPAR PAULI, born 1984 in Cologne, have worked together as an artistic duo in Berlin since 2011. Their installations and participative performances have been shown in the nGbK, Berlin (2013), the Depo Center for Contemporary Art, Istanbul (2013), and the Galerie im Turm, Berlin (2014), among others. 15 Teilnehmer*innen pro Vorstellung. Bitte pünktlich am Treffpunkt ­Kassenfoyer einfinden, da keine Voranmeldung möglich ist. Die im Rahmen der Stadtwanderung anfallenden Fahrtkosten in Höhe von 3,20 € mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind nicht inbegriffen. Dauer: 120min. For 15 participants per walk only. Please ensure to be on time at the meeting point at the box office foyer, as advanced reservations cannot be made. The accruing public transportation costs of 3,20 € during the city walk are not included. Duration: 120min.

14/15/21/22/28/29/NOV 14:00 2. BERLINER HERBSTSALON

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Filmprogramm

Cryptomnesia MO–FR 17:30 SA/SO 21:30 VON AZIN FEIZABADI, DEUTSCHLAND 2014, DEUTSCH, 73:00‘ Zwischen Fakten und Fiktion changierend erzählt ­CRYPTOMNESIA von den Kindheitserinnerungen des Filmemachers, von seiner Asylsuche-Odyssee durch Europa, einer Reise, die sieben, einen oder vielleicht auch drei Monate dauerte. Anstatt einer distanzierten Beobachterperspektive nutzt der Film bewusst einen unvermittelten hypersubjektiven Blick. Wir folgen einem jungen Mann namens Reinoldus an einem sommerlichen Sonntag durch die west-deutsche Industriestadt Dortmund. Seine unmittelbaren Erlebnisse gehen auf der Leinwand nahtlos in multiple Flashbacks über. Intersecting between fact and fiction, CRYPTOMNESIA ­narrates the film maker’s childhood memories about his ­asylum-Odyssey through Europe, lasting for seven, one or maybe three months. The film uses no distanced observational perspective, but sticks selfishly to an unmediated hyper-subjective gaze. It depicts the trip of a young man named Reinoldus through the West-German industrial city ­Dortmund on a Sunday summer day. His immediate experiences matchcut on the screen with his multiple flashbacks.

Dokument: Hoyerswerda |MO–SO Frontex 14:00/17:00

Sudeuropa

MO–FR 14:30 SA/SO 14:30/17:30 VON RAPHAËL CUOMO UND MARIA IORIO, ITALIEN 2005–2007, ITALIENISCH MIT ENGLISCHEN UT, 40:00‘ Der von 2005 bis 2007 auf Lampedusa gedrehte Film ­reflektiert die Auswirkungen der italienischen und ­europäischen Migrationspolitik vor Ort auf den Alltag der verschiedenen Bewohner*innen Lampedusas. In ruhigen, unspektakulären Bildern, zeigt Sudeuropa die durch Behörden erzwungene Unsichtbarkeit der Geflüchteten im Alltag und hinterfragt dabei die mediale Bilderproduktion. Shot on Lampedusa from 2005 to 2007, the film reflects how the Italian and European migration policies materialise on location and how they affect daily lives of Lampedusa’s diverse residents. Through quiet, unspectacular images Sudeuropa shows the refugees’ invisibility in everyday life, as enforced by the authorities, and the questions the medial production of images.

ÖDLAND – damit keiner das so mitbemerkt MO–FR 15:30 SA/SO 15:30/18:30 VON ANNE KODURA, FOTOGRAFIERT VON ­FRIEDE CLAUSZ, DEUTSCHLAND 2013, DEUTSCH, ­ARABISCH, KURDISCH MIT ENGLISCHEN UT, 79:00‘

Der Dokumentarfilm ÖDLAND begleitet die drei Kinder Aya, Momo und Mustafa während der Sommerferien in ihrem ­Zuhause, einem Asylbewerberheim inmitten von branden­ burgischen Wäldern auf dem ehemaligen Kasernengelände der sowjetischen Armee. Eine Geschichte von Kindheit, ­Heimat und der Suche nach Identität. The documentary ÖDLAND accompanies three children, Aya, Momo and Mustafa, over the summer holidays at their home, a residence for asylum seekers in the midst of forests of Brandenburg on a former military base of the Soviet army. A story of childhood, home and the search for identity.

Willkommen auf Deutsch SA/SO 20:00

VON THOMAS KASKE, DEUTSCHLAND 2014, DEUTSCH MIT ENGLISCHEN UT, 15:32‘

VON CARSTEN RAU UND HAUKE W ­ ENDLER, DEUTSCHLAND 2014, ALBANISCH, DEUTSCH, ­ENGLISCH, TSCHETSCHENISCH, URDU MIT ­DEUTSCHEN UT, 89:00‘

Basierend auf originalen Erinnerungsprotokollen, erzählt ­Dokument: Hoyerswerda | Frontex die Geschichte von vier Vertragsarbeitern aus Mosambik, die während der rassistischen Anschläge von Hoyerswerda im September 1991 angegriffen wurden. Visuell ergänzt werden die Berichte mit einer Gegenüberstellung von Archivbildern der Anschläge und Überwachungsvideos von Frontex. Based on original memory transcripts, Dokument: ­Hoyerswerda | Frontext tells the story of four contract workers from Mozambique who were assaulted during the racist attacks in Hoyerswerda in September 1991. The reports are complemented visually with a juxtaposition of archival images of the attacks and surveillance videos from Frontex.

Willkommen auf Deutsch dokumentiert über den Zeitraum von einem Jahr die Begegnungen zwischen Anwohner*innen, Asylbewerber*innen und Behörden im Landkreis Harburg in Niedersachsen. Sorgen und Vorurteile aus der bürgerlichen Mitte Westdeutschlands, eine überforderte Landkreisverwaltung und persönliche Fluchtschicksale geben ein komplexes und kontroverses Bild der deutschen Willkommenskultur wider. Willkommen auf Deutsch documents the encounters between residents, asylum seekers and authorities in the district of Harburg in Lower Saxony over a year. Concerns and prejudices of western Germany’s bourgeois middle class, an overburdened district administration, and personal stories of fleeing paint a complex and controversial picture of the so-called German »welcoming culture«.


PROGRAMMÜBERSICHT

ORGANISIERT VON SHERMIN L ANGHOFF MIT AL JOSCHA BEGRICH, ÇAĞL A İLK UND ANTJE WEITZEL

Mit Arbeiten und Beiträgen von: Maryam Abu Khaled, Ayham Majid Agha, Alicia Agustín, Mazen Ajarboh, Karo Akpokiere, Nevİn AladaĞ, Salah Aldin Aluish, Firas Alzedy, Joshua Amponsah, Anonymous Stateless Immigrants, Tamer Arslan, Mehmet Ateşçİ, Sina Ataeian, Yazan Azzawi, Mariama Babjie, Elmira Bahrami, bankleer, Jochen becker, Beobachter der Bediener von Maschinen, Vernesa Berbo, Mareike Beykirch, Linda Blümchen, Emanuel Boadu, Berenice Böhlo, Mirko Borscht, Bino Byansi Byakuleka, Hamze Bytyci, Daniel Cohn-Bendit, Amelan-Maria Comoé, Daniel Cremer, Raphaël Cuomo/Maria Iorio, Danica Dakić, Karim Daoud, Zandile Darko, Amelie Deuflhard, Regine Dura, Richard Djimeli, Carolin Emcke, Giannina Erfarny-Far, Farzad Fadai, Harun Farocki, Azin Feizabadi, Oliver Feldhaus, Stefan Fischer-Fels, Kaveh Ghaemi, Hussam Ghosheh, Maryam Grassmann, Nadia Grassmann, Anastasia Gubareva, Hajusom, Manaf Halbouni, Modjgan H ­ ashemian, Ludwig Haugk, Donat Hensen, Ella Huck/Dorothea Reinicke, IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM GOES GORKI, Initiative Neue Nachbarschaft/Moabit, Alfredo Jaar, Sarah Jetschmann, Sven Johne, Leon Kahane, Thomas Kaske, Hasan Kello, Mohammed Kello, Omied Khademsaba, Lian Khalaf, Thomas Kilpper/ Massimo Ricciardo, Grada Kilomba, Reinhard Kleist, Isabelle Klemt, Daniel Knorr, Anne Kodura, Hans-Werner Kroesinger, Esra Küçük, Holger Kuhla, Birgit Auf der Lauer Caspar Pauli, Matthias Lilienthal, Isaac Lokolog, Aboubakar Badi Maiga, Jallow Mamudou, Mateja Meded, metroZones, Hakan Savaş Mİcan, Cynthia Micas, Ersan Mondtag, Orit Nahmias, Marina Naprushkina, Aimee Nhung-Le, S ­ ebastian ­N übling, Emeka Ogboh, Sarah Owusu, Ricardo de Paula, Maximilian Popp, Tim Porath, Antje Prust, Jürgen Quandt, Carsten Rauhe/Hauke Wendler, Refugee Report, Refugees’ ­L ibrary, Refugee Club I­mpulse, Ruth Reinecke, Rahmat Rezai, Dennis Robert, Tucké Royale, Philipp Ruch, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Priscilla Schätz, Bernard Schätz, E­ lisabeth Schmidt, Falilou Seck, Batoul Sedawi, Ahmed Shah, Sami Shah, Johannes Storks, Aram Tafreshian, TALKING STRAIGHT, Hasan Taşgın, Merah Tesare, Lena Trunk, Samee Ullah, Hans Unstern, Christine Wahl, Maria Walcher, Watch the Med, We Will Rise, Wermke/Leinkauf, Thomas Wodianka, Mehmet Yılmaz, Zentrum für Politische Schönheit, T­ obias Zielony, Lydia Ziemke und weiteren


Maxim Gorki Theater

Maxim Gorki Theater

1. OG

Erdgeschoss

Garten

BÜHNE

Garderoben Foyer

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KASSEn FOYER

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kantine

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EINGANG

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Spreebogen am Bode-Museum

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Mauerkreuze / Reichstagufer

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FR / SA 14:00 –24:00

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SO – D O 14:00 –20:00

EINTRITT FREI

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IM MA XIM GORKI THEATER, PAL AIS AM FESTUNGSGRABEN UND UMGEBUNG Das Performance- und Diskurs-Programm finden Sie auf Seite 26. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Sven Johne metroZones Alfredo Jaar Wermke / Leinkauf Leon Kahane Nevin Aladağ Emeka Ogboh Anonymous Stateless Immigrants Karo Akpokiere Marina Naprushkina Harun Farocki Thomas Kilpper/Massimo Ricciardo Tobias Zielony We Will Rise Manaf Halbouni

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Danica Dakić Hakan Savaş Mican Reinhard Kleist Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli Filmraum: Raphaël Cuomo & Maria Iorio Azin Feizabadi Thomas Kaske Anne Kodura Carsten Rau & Hauke Wendler IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM GOES GORKI Zentrum für Politische Schönheit Daniel Knorr Maria Walcher Azin Feizabadi

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In unserem Namen bankleer Hamze Bytyci Nevin Aladağ Mirko Borscht Ersan Mondtag Refugee Club Impulse Hajusom TALKING STRAIGHT Hans-Werner Kroesinger/Regine Dura Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli Zentrum für Politische Schönheit

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9 10

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12

Palais am festungsgraben


Dorotheenstraße

20

18

19

1. OG

4

e

Studio Я

Erdgeschoss

17 1

f

g

h

1

16 15 3

d 14

13

25

i

j

21

Unter den Linden

Palais am Festungsgraben Erdgeschoss

2. BERLINER HERBSTSALON

25


programmübersicht FR

13

14

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

16:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

18:00   D

20:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:00

MOVE von Nevin Aladağ Wenn die Bundespolizei das theater stürmen will

20:00   A

In unserem Namen PREMIERE

anschl.

Party mit Sarah Farina und rRoxymore im Saal

14:00   K

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

16:00

Grenzregime Europa Projektvorstellungen und Diskussion auf der Bühne

20:00

16:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

20:30  G

17:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ

18:00

Kosmos² Labor #1: Wissen im Studio R Ortstermin – Die rettende Insel

MOVE von Nevin Aladağ

18:30   I

Garden of Delights von Talking Straight Ortstermin – Die rettende Insel

17

DO

FR

18 19 20

The Inbetween Speech von Mirko Borscht Ortstermin – Die rettende Insel von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

Deutschlandvisionen Podiumsgespräch auf der Bühne Letters Home von Refugee Club Impulse anschließend Publikumsgespräch und danach Party im Kassenfoyer

16:00

Neue Heimat

16:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

18:00

Kosmos² Labor #2: Film im Studio R MOVE von Nevin Aladağ The Inbetween Speech von Mirko Borscht Ortstermin – Die rettende Insel

22:00   F

Ein Requiem deutscher Gerichtssprachen

19:00   J

13:00   L

von Zentrum für Politische Schönheit Vortrag auf der Bühne

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

In unserem Namen von Ersan Mondtag

Die europäischen Mauertoten vom Zentrum für Politische Schönheit

14:00   K

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

16:00

Kunst als 5. Gewalt

Podiumsgespräch auf der Bühne

16:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

17:00   I

Garden of Delights von Talking Straight Ein Requiem deutscher Gerichtssprachen von Ersan Mondtag

23 DI 24 MI 25

MO

MOVE von Nevin Aladağ Ortstermin – Die rettende Insel von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

20:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

20:00   A

In unserem Namen

DO

26

Lesung auf der Bühne

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

20:00   A

In unserem Namen

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ

20:00   A

In unserem Namen

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ

20:00   A

In unserem Namen

18:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:30

Mein Name ist Bino Byansi Baykuleka

20:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

20:00

Mein Recht, dein Recht

18:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

20:00   I 20:30

Garden of Delights von Talking Straight Kosmos² Labor #3: Musik im Studio R

17:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ Ortstermin – Die rettende Insel

Lesung im Palais

Podiumsgespräch im Studio R

17:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

18:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

20:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

20:00   A

In unserem Namen

18:30   J

17:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

20:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:00   C

#Antiziganist_IN Hilton 437 von Hamze Bytyci

20:30

Refugees’ Library

18:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

14:00   K

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

17:00   I

Garden of Delights von Talking Straight

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ

18:00   21

Imaginary Bauhaus Museum goes Gorki Abschlusspräsentation Ortstermin – Die rettende Insel

20:00   I

MI

22

von Zentrum für Politische Schönheit

14:00   K

18:00   E

19:00   J

DI

SO

Garden of Delights von Talking Straight

18:00   D

16

19:00   J

20:00   A

17:00   F

MO

18:00   E

18:00   D

20:00   I

15

12:00   2

14:00   K

Tohubassbuuh von bankleer

18:30   D

19:00   J

SO

21

14:00   L

2. Berliner Herbstsalon ERÖFFNUNG im Garderobenfoyer

18:30   B

19:00   J

SA

SA

Berlin Field Recodings von metroZones Die europäischen Mauertoten

18:00

FR

SA

Garden of Delights von Talking Straight

27

28

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

Szenische Lesung im Studio R

20:00   A

In unserem Namen

17:00   B

Tohubassbuuh von bankleer

18:00   C

#Antiziganist_IN Hilton 437 von Hamze Bytyci

18:30   J

20:00   A

In unserem Namen

20:00   I

18:00   E

The Inbetween Speech von Mirko Borscht

20:30   H

Garden of Delights von Talking Straight Paradise Mastaz von Hajusom

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ

14:00   K

Grenzfährservice III von Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli

19:00

Refugees’ Library

17:00   I

Garden of Delights von Talking Straight Paradise Mastaz von Hajusom

SO Szenische Lesung im Studio R

29

20:00   A

In unserem Namen

18:00   H

18:00   E

The Inbetween Speech von Mirko Borscht

18:00   D

18:00   D

MOVE von Nevin Aladağ Ortstermin – Die rettende Insel

18:30   J

19:00   J

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

20:00   A

In unserem Namen

20:30  G

Letters Home von Refugee Club Impulse

20:00   I

von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

MOVE von Nevin Aladağ Ortstermin – Die rettende Insel von Hans-Werner Kroesinger / Regine Dura

Garden of Delights von Talking Straight Ortsangaben siehe Legenden im Übersichtsplan auf Seite 24

Alle Veranstaltungen Eintritt frei, außer bei der Inszenierung von In unserem Namen und den Gastspielen. Weitere Informationen auf Seite 47 und unter www.gorki.de


21

22 L

IMAGINARY Zentrum für BAUHAUS politische MUSEUM Schönheit GOES GORKI ERSTER EUROPÄISCHER MAUERFALL

2014, VIDEODOKUMENTATION

MASTERSTUDIENGANG »KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM UND NEUE KÜNSTLERISCHE STRATEGIEN«, FAKULTÄT GESTALTUNG, BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR, LEITUNG PROF. DANICA DAKIĆ

Flucht und Migration prägen auch das historische Erbe des Bauhauses. Im Rahmen der Ausstellung entstehen Interventionen, partizipative Installationen und Performances in und um das Palais am Festungsgraben, die sich mit Themen der Flucht in einer Museumssammlung der Zukunft beschäftigen. Zum täglich wechselnden Programm gehören eine Auswahl bereits realisierter Arbeiten sowie öffentliche Vorträge unter der Leitung des Kulturwissenschaftlers Dr. Boris Buden. Flight and migration are also shaping the historical legacy of Bauhaus. In the framework of the exhibition, interventions, participatory installation and performances in and around the Palais am Festungsgraben are being developed, which deal with the topic of flight in a museum of the future. Part of the daily changing programme are already existing works and public lectures under the direction of the cultural scholar Dr. Boris Buden. IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM ist eine Projektreihe der künstlerischen Forschung von Prof. Danica Dakić in Zusammenarbeit mit Dr. Boris Buden, Ina Weise, Claire Waffel, Jirka Reichmann, Studierenden und Alumni des Masterstudiengangs sowie dem Fotografen Egbert Trogemann. In mehreren Ausstellungsstationen wird eine ständig sich verändernde Museumssammlung produziert. Das IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM bezieht Inspirationen aus einem Dialog mit dem historischen Bauhaus und öffnet sich transformativ den gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Realitäten der Gegenwart und der Zukunft. is a project series of the artistic research by Prof. Danica Dakić in collabo-

DIE TOTEN KOMMEN

2015, VIDEODOKUMENTATION

Anlässlich des 25. Jahrestags des Berliner Mauerfalls 2014 flüchtete ein Denkmal für Fluchtopfer in Berlin an die EUAußengrenzen, um auf die neuen Grenzen Europas und ihre Opfer aufmerksam zu machen. 2015 wurden Opfer der militärischen Abriegelung Europas im Herzen des Kontinents geehrt und beerdigt. Das Zentrum für Politische Schönheit wird anlässlich des Herbstsalons Videodokumentationen dazu zeigen. On the occasion of the 25th anniversary of the fall of the Berlin Wall in 2014, a memorial for victims who died escaping from East Berlin was transported to the outer borders of the EU to draw attention to Europe’s new frontiers and their victims. In 2015, victims of the military blockade of Europe were honoured and buried at the heart of the continent. The Zentrum für Politische Schönheit (Center for Political Beauty) will be showing video ­documentations of these actions during the Herbstsalon.

DIE EUROPÄISCHEN MAUERTOTEN 2015, GEFÜHRTE BUSFAHRT

Das Zentrum für Politische Schönheit lädt zu Bustouren, um über ihre Aktionen zu sprechen. Vom Gedenken der alten Mauer­toten in Berlin-Mitte geht es auf die Friedhöfe Gatow und Schöneberg, um die Toten der ­neuen Grenzen zu beehren. Auf der Bustour berichten Beteiligte von beiden Aktionen. The Zentrum für Politische Schönheit offers bus tours to talk about their two actions. Starting at the memorial of old border victims in Berlin Mitte they will go to cemeteries in Gatow and Schöneberg to pay tribute to the victims of the new borders. During the bus tours, participants will report from the two actions.

ration with Dr. Boris Buden, Ina Weise, Claire Waffel, Jirka Reichmann,

ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT Das 2008 gegründe-

students and alumni of the M.F.A., as well as the photographer Egbert

te Kollektiv ZPS konzipiert Kunstaktionen einer (schöneren) deutschen

Trogemann. In several exhibitions a constantly changing museum collec-

Außenpolitik und kooperierte dafür zuletzt u. a. mit der 7. Berlin Bien-

tion is being produced. The IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM draws on

nale (2012), dem Steirischen Herbst, Graz (2012), dem ZKM, Karlsruhe

inspirations from a dialogue with the historical Bauhaus and opens itself

(2015), und dem Theater Dortmund (2015).

in a transformative process to the social, economic and political realities

The ZENTRUM

of the present and future.

founded in 2008, provides concepts for artistic interventions to make

FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT collective,

(better) German foreign policies, and most recently cooperated with the

Mit Yoav Admoni, Marilena Aligizaki, Angélica M. Barón, ­Vanessa Brazeau, Nicolas Buenaventura, Antonije Burić, ­Vienne Chan, Isaac Chong Wai, Devran Doğaroğlu, Burak Erkil, Jazmin Gabriela Flores del Pozo, Emrah İnandım, Yun Ju Park, Ada Kai-Ting Yang, Ahmet Kavas, Rebecca A. ­Layton, Sujin Lim, Vasili Macharadze, Atsuko Mochida, Maayan Miriam Mozes, Mila Panić, Mariya Pavlenko, Noor us Sabah Saeed, Paloma Sanchez-Palencia, Filipe Serro, Lena Skrabs, Natsumi Sugiyama, Saša Tatić, Ginna Vélez, Claire ­Waffel, Maria Walcher, Ina Weise, Daphna Westerman, Yuequn Zhang und Weiteren

7th ­Berlin Biennale (2012), Steirischer Herbst, Graz (2012), the ZKM,

ÖFFENTLICHE ABSCHLUSSPRÄSENTATION 28/NOV 18:00 PUBLIC FINAL PRESENTATION 28/NOV 18:00

the ZPS see page 42.

Karlsruhe (2015) and the Theater Dortmund (2015). 30 Teilnehmer*innen pro Vorstellung. Bitte pünktlich am Treffpunkt Mauerkreuze am Reichstagsufer einfinden, da keine Voranmeldung möglich ist. Abgeordnete des Bundestags und CDU-Parteimitglieder werden vorrangig berücksichtigt. Dauer: 3 h. For 30 participants per tour only. Please ensure to be on time at the meeting point Mauerkreuze at the ­Reichstagsufer, as advanced reservations cannot be made. Representatives of the German parliament and of the CDU party will be considered with priority. Duration: 3h. Weitere Veranstaltung mit dem ZPS siehe Seite 42. Further events with

15/NOV 13:00  21/NOV 14:00 2. BERLINER HERBSTSALON

27


Demonstration von GeflĂźchteten unter dem Motto ÂťWir bleibenÂŤ hier. Sie ziehen zum Berliner Innensenat, um eine Legalisierung ihres Aufenthaltes zu fordern. Oktober 2013, fotografiert von Oliver Feldhaus


KUNST

23

24

DANIEL KNORR PALMENIGEL

Maria Walcher

An der Berliner Mauer wurden Straßensperren – auch bekannt als Tschechenigel – eingesetzt, um Durchbrüche mit Kraftfahrzeugen zu verhindern. Sie sind in ihrer schlichten und doch martialischen Form ein extremes Sinnbild für die Pervertierung des zivilisatorischen Aktes des Abtrennens. Der Künstler Daniel Knorr errichtet vor dem Maxim Gorki ­Theater eine Barriere aus diesen Straßensperren, aber nur um diese Aktion zugleich zu konterkarieren, indem er sie mit Palmen bepflanzt. Mit seiner für den Herbstsalon entwickelten Intervention schafft Knorr ein absurdes Denkmal der Grenzüberwindung und liefert gleichzeitig einen ironischen Kommentar zu den biederen Begrünungsmaßnahmen im ­öffentlichen Raum. Roadblocks were placed along the Berlin Wall to prevent cars or trucks breaking through the line of defence. These are known as Tschechenigel or »Czech hedgehogs«. Their simple yet martial form is a radical symbol for the perversion of the civil act of division. Artist Daniel Knorr has erected a barrier in front of the Maxim Gorki Theater using these roadblocks, only to thwart this action by planting them with palm leaves. With this intervention that he developed for the Herbstsalon, Knorr has created an absurd monument to overcoming borders while at the same time providing an ironic commentary on conservative planned greenery in public space.

Maria Walcher zeigt zwei Skulpturen im Wasser in der Nähe des Bode­museums, die wie angeschwemmt wirken. Der Titel der Arbeit Trasite bedeutet so viel wie »Willkommen« im kalabrischen Dialekt, der auch in Riace, einem Dorf in Süditalien, verwendet wird. Der Ort ist bekannt für die Bronzen von Riace, zwei griechische Statuen, die 1972 vor der Küste des Dorfes im Meer gefunden wurden. Zum anderen erregte Riace mit seinem Projekt Città Futura Aufsehen, das 1998 entstand, als ein Boot mit 200 kurdischen Menschen an der Küste ­strandete: Die Stadt entschied sich, die Geflüchteten freundlich aufzunehmen und gemeinsam mit ihnen die Abwanderung und den Niedergang des Ortes zu bekämpfen. Near the Bodemuseum, Maria Walcher shows two sculptures lying in the water that look as though they have been washed ashore. The work’s title Trasite is the equivalent of »Welcome« in Calabrese dialect, which is also spoken in Riace, a village in southern Italy. This place is well-known for the Riace bronzes—two Greek statues found off the village coast in 1972—and also for the project, Città Futura, which was created in 1998 when a boat with 200 Kurdish people was stranded in the same spot, and the village decided to fight against its decline and depopulation by warmly welcoming the refugees.

DANIEL KNORR, geb. 1968 in Bukarest, lebt und arbeitet in ­Berlin.

MARIA WALCHER, geb. 1984 in Brixen, Italien, lebt und arbeitet in

Seine Arbeiten waren zu sehen u. a. auf der 51. Biennale di Venezia

Innsbruck. Ihre oftmals ortsspezifischen Arbeiten wurden u. a. gezeigt

(2005), im Centre Pompidou, Paris (2010), der Kunsthalle Wien (2013),

im Charlama Depot, Sarajevo (2011), Die Färberei, München (2011),

dem Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013) und dem

­Kunstfest Weimar (2014) und Quartaire Contemporary Art Initiatives,

Kunstverein Hamburg (2015).

Den Haag (2014).

born 1968 in Bucharest, lives and works in Berlin. His works have been

born 1984 in Brixen, Italy, lives and works in Innsbruck. Her often site-

shown at the 51th Biennale di Venezia (2005), Centre Pompidou, Par-

specific works have been shown among others in the Charlama Depot,

is (2010), Kunsthalle Wien (2013), Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki

Sarajevo (2011), Die Färberei, Munich (2011), Kunstfest Weimar (2014)

Theater, Berlin (2013) and Kunstverein Hamburg (2015) among others.

and Quartaire Contemporary Art Initiatives, Den Haag (2014).

TRASITE: WELCOME

2015, SKULPTUR

2014, SKULPTUR

2. BERLINER HERBSTSALON

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25

Azin Feizabadi

DRITTWIRKUNG VON GRUNDRECHTEN: ZWISCHEN DEM RECHTSSUBJEKT »ICH« (NATÜRLICHE PERSON) UND DEM RECHTSSUBJEKT »ICH« (JURISTISCHE PERSON)

B

bankleer

TOHUBASSBUUH

2013, KLANGINSTALLATION

Für diese Klanginstallation wurden Ausschnitte aus den Grundrechten der deutschen Verfassung vertont. Die gesprochenen Worte folgen der Melodie der klassischen Version des »Azan« oder auch »Adhan« und damit einem Assimilierungsprozess, in dem der Inhalt der Form, der Text der Ästhetik angepasst wurde. Das Ergebnis ertönt fünfmal am Tag – entsprechend den Zeiten des islamischen Gebetsrufes – vom Balkon des Palais am Festungsgraben. In der Harmonie und Dissonanz zwischen den beiden Bezugspunkten der Arbeit eröffnet sich ein breites Assoziationsspektrum, das unter anderem auf Debatten um Grundrechte, Gesetzgebung und Forderungen nach kultureller Vielfalt verweist. The sound piece vocalises cut-up excerpts from the ­Fundamental Rights of the German Constitution. The spoken words follow the melody of the classic Version of »Azan« and thus an assimilation process, in which the contents had been adjusted to the form, and the text to the aesthetics. The result iresonates five times a day, at the times of Islamic call for prayer, from the balcony of the Palais am Festungsgraben. The harmony or disharmony between the project’s two reference points opens up a wide range of associations which addresses recent debates on costitutional rights, legislation and demands for cultural multiplicity. AZIN FEIZABADI, geb. 1982 im Iran, lebt und arbeitet in Berlin. Aus-

PERFORMANCE MIT MEHMET ATEŞÇİ UND MAREIKE BEYKIRCH Mit ihrem Tohubassbuuh, einem überdimensionierten mobilen Megaphon lassen bankleer in der Ausstellung und während eines performativen Stadtspaziergangs Sounds und Texte über Flucht und deren Hintergründe auf die Gegenwart prallen. Die Künstler stellen so neue Beziehungen zwischen öffentlichem Raum, politisch-­ökonomischen Un-/Ordnungen und den darin agierenden Menschen her. In the exhibition and during a performative walking tour of the city with their ­Tohubassbuuh, an oversized mobile megaphone, bankleer bring sounds and texts about fleeing and its reasons to collide with the present. In this way, the artists create new relationships between public space, political-economic (dis)orders and the people who act within it. KARIN KASBÖCK, geb. 1969 in Mühldorf, und CHRISTOPH ­LEITNER, geb. 1968 in Altötting, arbeiten seit 1999 gemeinsam als Duo bankleer in Berlin. Ausstellungen u. a. im kunstraum muenchen (2012), beim Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), transit/Bratislava (2014), Wiener Festwochen (2014), compeung, Chiang Mai, Thailaind (2015) und beim Steirischen Herbst, Graz (2015), gezeigt.

KARIN KASBÖCK, born 1969 in Mühldorf, and CHRISTOPH ­L EITNER, born 1968 in Altötting, have worked together in Berlin since 1999 as the duo bankleer. Exhibitions in kunstraum muenchen (2012), at the Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), transit/

stellung seiner Arbeiten u. a. bei der 10. Sharjah Biennale (2011), beim

Bratislava (2014), Wiener Festwochen (2014), compeung, Chiang Mai,

Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), beim Forum

Thailand (2015) and at the Steirischer Herbst, Graz (2015) among others.

Expanded – Berlinale (2014), und im Museum Ostwall Dortmunder U (2014). born 1982 in Iran, lives and works in Berlin. Exhibitions of his works a.o. at the 10th Sharjah Biennale (2011), the Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater, Berlin (2013), the Forum Expanded—Berlinale (2014), and the Museum Ostwall Dortmunder U (2014).

Bitte pünktlich am Treffpunkt Kassenfoyer einfinden. Dauer: ca. 90 min. Please ensure to be on time at the meeting point at the box office foyer. Duration: 90min.

13/NOV 18:30  14/15/21/22/NOV 16:00  16/17/18/NOV 17:00


PERFORMANCE

C

Hamze Bytyci

#ANTIZIGANIST_IN HILTON 437

RADIO COREL PRÄSENTIERT: DIE INTERAKTIVE TALKSHOW IM HILTON-ZIMMER 437 VON HAMZE BYTYCI

»GUTER FLÜCHTLING – BÖSER FLÜCHTLING« Während sich viele Ehrenamtliche für Geflüchtete einsetzen, sehen die neuen Gesetzesänderungen zahlreiche weitere Maßnahmen zur Entrechtung und Diskriminierung vor. Darüber hinaus wird die Unterteilung zwischen »guten Flüchtlingen«, die vor allem aus Syrien und anderen Kriegsgebieten kommen, und »bösen Flüchtlingen«, die aus den Balkan-Ländern kommen, etabliert. Doch was sind die »richtigen« Gründe dafür, um aufgenommen zu werden? Hamze Bytyci lädt Expert*innen ein, um über die Idee eines Romanistan, eines Staates für die Roma und die zu gründende Roma Partei, zu debattieren. 70% Information, 30% Show. While many volunteers are giving support to refugees, the ­German government’s new draft law sets out numerous measures, which will further disenfranchise and discriminate against them. What’s more, the division between »good refugees« who mostly come from Syria and other war zones, and »bad ­refugees« who come from the Balkans, is thus being established. But what are the »right« reasons for being let in? Hamze Bytyci invites experts to debate the idea of »Romanistan«—a state for the Roma and its party which has yet to be founded. 70% information, 30% show.

E

Mirko BORSCHT

17/NOV 18:00

»SIND WIR NICHT ALLE EIN BISSCHEN ÇAÇELE«

THE INBETWEEN SPEECH

PERFORMANCE MIT ALEXANDER KLUTH UND MOHAMMAD KHALKHALIAN UND IHREN HUNDEN

Multi-Kulti kann nicht sterben, weil es tausende Nationen und Kulturen von Roma gibt. Aber weder »die Roma«, noch die Gäste der zweiten Talkshow von Hamze Bytyci wollen sich von außen definieren lassen, sondern ihre Körper und Identität so definieren, wie sie wollen. Doch gerade Transsexualität und Homosexualität werden bei vielen Roma-Communities verpönt und tabuisiert. Um das Tabu zu brechen, zieht Hamze Bytyci ein schrilles Paradies-Kleid an und nimmt kein Blatt vor den Mund. 30% Information, 70% Show. Multiculturalism must not die because there are thousand of Roma nations and cultures. But at the second of Hamze ­Bytyci’s talk shows, neither »the Roma« nor the guests want to be defined by the outside world: instead they would like to define their bodies and identities as they see fit. However, transsexuality and homosexuality in particular are taboo and frowned upon by Roma communities. To break this taboo, Hamze ­Bytyci puts on a shrill paradise dress and does not mince his words. 30% information, 70% show.

Der Beitrag von Mirko Borscht gleicht einer Versuchsanordnung: Ein Tisch, zwei Stühle, zwei Menschen. Zwei, die sich (vielleicht) viel zu sagen haben, aber die Sprache des anderen nicht verstehen. Ihre beiden Hunde haben es da leichter, denn sie brauchen kein Deutsch. Die beschnuppern sich. Also tun es die Menschen ihnen gleich und versuchen zu verstehen, was der andere will oder nicht will. Und warum beide nicht vom Fleck kommen, obwohl beide das wollen. Mirko Borscht’s contribution resembles an experiment: a table, two chairs, two people. Two people who (might) have a great deal to say to each other, but neither understands the language of the other. In this respect, their two dogs have an easier time because they do not need to speak German. They just sniff at each other. So their owners copy them and try to understand what the other wants, or doesn’t want. And why neither of them can come unstuck although both want to.

HAMZE BYTYCI, geb. 1982 im Kosovo, lebt und arbeitet in Berlin. Er

terstück Opferpopp für das Thalia Theater Halle. Folgend arbeitete er

hat die Organisationen Amaro Drom und RomaTrial mitgegründet, mit dem

am Centraltheater Leipzig, am Jungen Schauspiel Hannover, am Theater

Ziel jugendliche Sinti und Roma durch/in kulturelle/n Projekte zu vernetzen

Bremen und am Maxim Gorki Theater Berlin.

und zu fördern, und arbeitet an Schulen, um Vorurteile abzubauen.

born 1971 in Cottbus, lives and works in Berlin. In 2005 he made the

born 1982 in Kosovo, lives and works in Berlin. He is a co-founder of the

feature film Kombat Sechzehn and in 2007 the stage piece Opferpopp for

organisations Amaro Drom and RomaTrial, whose aim is to support and

the Thalia Theater Halle. Subsequently he worked at the Centraltheater

create networks of young Sinti and Roma through cultural projects, and

Leipzig, the Junges Schauspiel Hannover, Theater Bremen and the Maxim

work at schools to lower prejudices.

Gorki Theater Berlin.

18/NOV 18:00

19/20/21/22/NOV 18:00

MIRKO BORSCHT, geb. 1971 in Cottbus, lebt und arbeitet in Berlin. 2005 entstand sein Spielfilm Kombat Sechzehn und 2007 das Thea-

2. BERLINER HERBSTSALON

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Demonstration am Globalen Tag gegen Rassismus in Berlin am Checkpoint Charlie. M채rz 2015, fotografiert von Oliver Feldhaus


Les femmes qui ­arrivent en Europe Je vous remercie de me passer la parole. Je m’appelle Miriam, je viens du Cameroun, actuellement en procédure de demandeur d’asile durant sept mois. Je suis footballeuse professionelle. Et franchement, j’aimerais vous dire que la situation avec les demandeurs d’asile, c’est vraiment la castrophe en Europe. Je parle particulièrement de moi, qui suis arrivée. Moi, avant de quitter le Cameroun, je me suis dit quand tu arrive en Europe, tu demande d’asile, c’est pour avoir une protection, mais à un moment je me suis rendu compte que quand tu demandes asile c’est plutôt ta déportation que tu es en train de signer. Franchement, c’est vraiment criminel. Les gens vivent vraiment dans le stresse total. Ils savent même pas pourquoi ils ont demandé asile, ils sont vraiment pas protégés. On les loge dans des Lager, avec des barrières et tout. On les surveille, on les contrôlent si c’était des prisonniers, comme si c’étaient des criminels. Franchement c’est horrible. On ne leurs laisse pas la possibilité de s’exprimer comme ils veulent et pas de travail. On vous flatte, je crois que c’est de la flatterie, on vous donne peut être trois cent euros tous les mois, vous êtes loger et ça vous endort l’esprit. C’est comme si nous étions des marchandises pour les Européens ... Thank you very much for giving me the opportunity to speak. My name is Miriam, I’m from Cameroon, in the process of seeking asylum since seven months. I’m a professional football player. And to speak the truth, I want to say that the situation asylum seekers face in Europe is disastrous. I’m speaking about my own situation, someone who arrived in Europe. Before I came to Europe, I thought to myself, when you come to Europe, you will ask for asylum to have protection but I realized that when you seek asylum, you are actually signing your deportation. To speak the truth, this is criminal. People are living in complete stress. They don’t even know, why they are asking for asylum because they are not protected. You leave them in the Lager, with fences around them. You keep them under surveillance, you control them as if they were prisoners, as if they were criminals. Really, it’s horrible. You don’t let them have the possibility to express themselves and don’t let them work. You sweet-talk to them, I think it’s that, with three hundred euro, with housing. It’s like we were goods for the Europeans ... Vielen Dank für diese Möglichkeit, mich zu äußern. Mein Name ist Myriam. Ich komme aus Kamerun und bin seit sieben Monaten im Asylverfahren. Ich bin eine professionelle Fussballspielerin. Und um ehrlich zu sein: Die Situation, mit der Asylsuchende in Europa konfrontiert sind, ist desaströs. Ich spreche von meiner eigenen Situation, als jemand, der hier in Europa angekommen ist. Bevor ich nach Europa kam, dachte ich, wenn du in Europa bist, bittest du um Asyl um Schutz zu finden, aber mir wurde klar, dass wenn man Asyl beantragt, unterschreibt man eigentlich seine Abschiebung. Um ehrlich zu sein: Das ist kriminell. Menschen leben völlig im Stress. Sie wissen gar nicht mehr warum sie um Asyl bitten, weil sie keinen Schutz finden. Man lässt sie in den Lagern mit Zäunen drum herum. Man hält sie unter der Oberfläche. Man kontrolliert sie, als wären sie Gefangene, als wären sie kriminell. Wirklich, es ist schrecklich. Man lässt ihnen nicht die Möglichkeit sich selbst auszudrücken und lässt sie nicht arbeiten. Man bezierzt ich denke, das ist es, mit dreihundert Euro, mit Unterkunft. Es ist, als wären wir Waren für die Europäer ...

Das vollständige Statement kann hier gehört werden: Refugee Report Audiofile: http://www.refugee-report.de/post/164609536

2. BERLINER HERBSTSALON

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G GASTSPIEL

Refugee Club Impulse

F GASTSPIEL

ersan Mondtag

EIN REQUIEM DEUTSCHER GERICHTSSPRACHEN VON THOMASPETER GOERGEN

Ein Gericht. Wir sind alle angeklagt, dafür gesorgt zu haben, dass die Welt so ist, wie sie ist: ungerecht und mörderisch. Wenn tausende Menschen an den europäischen Außengrenzen sterben, ist das unterlassene Hilfeleistung, fahrlässig oder vorsätzlich? Wie funktioniert ein Sezieren der Gesellschaft vor einem Gericht? Mit Streicherquartett und Wut in der Lunge: Ein Chor greift an. A court. We are all accused of having ensured that the world is like it is: unfair and murderous. If thousands of people are dying on the outer borders of Europe, does that constitute failure to render assistance, an act of negligence or of ­malice? How does dissecting a society before a court function? With a string quartet and anger in the lungs: A choir attacks. ERSAN MONDTAG, geb. 1987 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin. Inszenierungen und Performances u. a. an der Pinakothek der ­Moderne, München, und am Schauspiel Frankfurt mit Einladungen 2014 und 2015 zu Radikal Jung, München. Dieses Jahr inszeniert er u. a. am Thalia ­Theater Hamburg, am Staatstheater Kassel und im Studio R des Maxim Gorki Theaters Berlin. director, born 1987 in Berlin, lives and works in Berlin. Productions and performances at the Pinakothek der Moderne, Munich, and at the Schau­ spiel Frankfurt among others, with invitations in 2014 and 2015 to Radikal

LETTERS HOME

EINE PRODUKTION DES REFUGEE CLUB IMPULSE

Im Mittelpunkt des Stückes Letters Home stehen »Briefe nach Hause«, die von der Wahrnehmung Berlins durch Geflüchtete erzählen. Sie erzählen Verwandten, Freund*innen und Bekannten, was ihnen bei der Flucht und dem Leben in einem Flüchtlingsheim widerfahren ist. Es sind Berichte aus einem Leben in einer neuen Umgebung, einem Leben zwischen den Sprachen und zwischen den Welten. Auf der Bühne werden diese Geschichten gelebt – in der Wertschätzung jeder einzelnen Stimme. The focus of the play Letters Home are literally letters home, which describe Berlin as perceived by those who have fled their home countries. They tell relatives and friends what was happened to them en route as they fled and of life in a refugee centre. They present reports of life in a new environment, a life between languages and worlds. These stories are relived on stage, showing respect for each and every voice. Der REFUGEE CLUB IMPULSE (RCI) ist ein selbstorganisiertes ­Berliner Theaterprojekt von Geflüchteten, entstanden 2013 aus ­einer Kunst-Kooperation in einer Flüchtlingsunterkunft. Ihr erstes Stück ­Letters Home feierte 2014 beim FESTIWALLA des JungendtheaterBüros im Haus der Kulturen der Welt Premiere. is a self-run Berlin theatre project by refugees, which was developed in 2013 from an art cooperation in a refugee centre. Their first piece Letters Home was premiered in 2014 at the FESTIWALLA of the JugendtheaterBüro at the Haus der Kulturen der Welt.

Regie Ersan Mondtag Komponist Max Andrzejewski Mit Tamer Arslan, Giannina Erfarny-Far, Isabelle Klemt, ­Taner Şahintürk, Ruth Reinecke, Falilou Seck, Aram Tafreshian

Regie Ahmed Shah Mit dem Künstler*innenkollektiv Salah Aldin Aluish, Mazen Ajarboh, Firas Alzedy, Jallow Mamudou, Lian Khalaf, Yazan Azzawi, Hasan Kello, Hussam Ghosheh, Maryam ­Grassmann, Nadia Grassmann, Donat Hensen, Sarah Jetschmann, ­Mohammed Kello, Batoul Sedawi, Sami Shah, Merah Tesare, Lena Trunk

14/NOV 22:00  15/NOV 17:00

20/21/NOV 20:30

Jung, Munich. This year he is directing at the Thalia Theater Hamburg, Staatstheater Kassel and in Studio R at the Maxim Gorki Theater Berlin, among others.


PERFORMANCE

I

Talking Straight GARTEN DER LÜSTE / GARDEN OF DELIGHTS

H GASTSPIEL

HAJUSOM

PARADISE MASTAZ

EINE MUSIK-PERFORMANCE MIT PUPPEN VON HAJUSOM / YAYA COULIBALY / VIKTOR MAREK & KNARF RELLÖM

In Paradise Mastaz treten schräge Schaumstoffpuppen als europäische Tourist*innen und hölzerne Marionetten west­ afrikanischer Bauart als Protagonist*innen der Migration auf. Trotz ungleicher Reise-Routen sind sie alle auf der Suche nach einem ominösen Paradies und verheddern sich dabei im Kampf der wechselseitigen Klischees und Projektionen. Hajusom nimmt die Fäden in die Hand und zeigt lustvoll, wer die wahren Meister des Paradieses sind und wie Strippen­ zieher im globalen Spiel der Macht aufgebaut und demontiert werden. In Paradise Mastaz off-the-wall foam puppets perform as European tourists and wooden marionettes of West African design as protagonists of migration. Despite their dissimilar routes, they are all in search of an ominous paradise and get entangled in the mutual fight between prejudices and projections. Hajusom pulls the strings and shows with relish who the true masters of paradise are, and how wirepullers are built up and knocked down in the global game of power. HAJUSOM ist eine 1999 gegründete transnationale Performancegruppe, in der junge Menschen und professionelle Künstler*innen zusammenfinden. Kollektives Schaffen wird hier als das Gegenteil von kultureller und politischer Dominanz praktiziert. Hajusoms deutschlandweit gezeigten Stücke werden u. a. mit Kampnagel Hamburg ko-produziert und sind vielfach ausgezeichnet. was founded in 1999 as a transnational art project. Its collective work is practiced contrary to cultural and political dominance. Hajusom’s pieces, which are performed nationwide in Germany, are co-produced by ­Kampnagel Hamburg among others and have received numerous awards.

28/NOV 20:30  29/NOV 18:00

EMPFANG, STADTFÜHRUNG UND COACHING VON UND MIT DANIEL CREMER UND ALICIA AGUSTÍN, ANTJE PRUST, TUCKÉ ROYALE UND HANS UNSTERN TALKING STRAIGHT bieten eine euphorisierende Führung durch die Multikultimetropole Berlin mit anschließendem Trainingsseminar für das Einwanderungsland Deutschland. Das Erfolgscoaching in »Fremdsprache«, einer ­linguistischen Eigenkreation der Gruppe, nimmt die Teil­nehmer­*innen auf eine Achterbahnfahrt durch Selbstdarstellung und Selbstbewusstsein eines Landes auf der Suche nach sich selbst. Velkom ar’n Neue Deutsche Willkommenskultur! TALKING STRAIGHT provides a guided tour with an euphoric effect through the multi-cultural city of Berlin followed by a training seminar for Germany, a »country of immigration«. The success coaching in »foreign language«—the group’s own linguistic creation—takes the participants on a rollercoaster ride through the self-image and self-confidence of a country in search of itself. Velkom ar’n New German welcoming culture! Die Theaterkompanie TALKING STRAIGHT um den 1983 geborenen Daniel Cremer produziert Theaterperformances und Simulationen, in denen häufig mit Mitteln der Verflüssigung und Verzerrung von Sprache gearbeitet wird, wie zuletzt beim TALKING STRAIGHT Festival, das 2014 beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens mit dem Preis der Autoren ausgezeichnet wurde. The theatre company TALKING STRAIGHT led by Daniel Cremer, born 1983, produces theatre performances and simulations in which methods of liquefying and distorting language are used, as in the recent TALKING STRAIGHT Festival that was awarded the Stückemarkt’s Playwright’s Prize at the Berliner Theatertreffen in 2014. 20 Teilnehmer*innen pro Vorstellung. Bitte pünktlich am Treffpunkt ­Palais am Festungsgraben einfinden, da keine Voranmeldung möglich ist. Dauer: ca. 45 min. 20 participants per performance only. Please ensure to be on time at the meeting point at the Palais am Festungsgraben, as advanced reservations cannot be made. Duration: ca. 45min.

13/NOV 18:30  13/14/15/16/17/25/26/27/28/29/NOV 20:00 14/15/27/28/29/NOV 17:00  16/17/25/26/NOV 18:00 2. BERLINER HERBSTSALON

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Solidarit채tsdemonstration f체r die hungerstreikenden Gefl체chteten vom Oranienplatz vor dem Deutschen Bundestag. April 2014, fotografiert von Oliver Feldhaus


It’s like Babylon system, you know? I’m from Somalia. I’ve been here now for, in Europe, for six years. Now I’m running six years. I came here when I was young. I was in another country. Its name is Belgium. I’ve been there for three and half year. I’ve done everything what they told me to done. I’ve been to normal school. I came here in Europe when I’m young. I lived there three years and half. I’ve done everything. I learned school. I have certificate. I have certificate for the ... here they are used to call it ›Ausbildung‹. Then the time when I finished my school, they told me to move out of their country. I came here in Germany. I thank German people they take me. They take my case. But I have one ... I have also problem in my future. ’Cause now I don’t see future, you know. The time when I was in Africa I had a problem. I moved from there, I came here. I think maybe this place Europe ... I mean in Europe, not in Germany ’cause now I ... my life I see ... is running, everywhere in Europe. I don’t see my future. So the main problem as ... we as refugees we don’t have a future, you know. We don’t have a normal life as you people. You are used to living here, you know. We have a different culture, different tribes, different ... totally different. But my point is: we need a future. Especially me I need a future. ’Cause I’ve been here ... now I am running six years. But I don’t see the good system, I see the Babylon ... it’s like Babylon system, you know. ’Cause they say, we take refugees, then we are inside they don’t help us and there is no alternative way to live … Ich komme aus Somalia. Ich bin jetzt seit sechs Jahren hier in Europa. Ich bin nun seit sechs Jahren auf der Flucht. Ich kam hier her, als ich jung war. Ich war in einem anderen Land. Es heißt Belgien. Ich war dort für dreieinhalb Jahre. Ich habe alles getan, was sie mir gesagt haben. Ich war in einer normalen Schule. Ich kam hier nach Europa als ich (noch) jung war. Ich lebte dort für drei einhalb Jahre. Ich habe alles getan. Ich habe in der Schule gelernt. Ich habe ein Zertifikat. Ich habe ein Zertifikat für. Hier nennen sie es »Ausbildung«. Dann als ich dabei war meine Schule zu beenden, sagten sie mir, ich solle ihr Land verlassen. Ich kam hier nach Deutschland. Ich danke den Deutschen, dass sie mich aufgenommen haben. Sie übernehmen meinen Fall. Aber ich habe ein ... ich habe also ein Problem in meiner Zukunft. Weil jetzt sehe ich keine Zukunft, weißt du? Als ich in Afrika war, hatte ich ein Problem. Ich zog von dort hier her, ich kam hier her. Ich denke manchmal dieser Ort Europa ... ich meine in Europa, nicht in Deutschland ... mein Leben ... besteht jetzt aus Flüchten, überall in Europa. Ich sehe keine Zukunft für mich. Also das Hauptproblem ... wir als Flüchtlinge, wir haben keine Zukunft. Wir haben kein normales Leben so wie ihr, die ihr schon immer hier lebt. Wir haben eine andere Kultur, andere Stämme, andere ... total anders. Aber was ich sagen will: Wir brauchen eine Zukunft. Besonders ich, ich brauche eine Zukunft. Weil ich bin zwar hier – nun schon sechs Jahre auf der Flucht - aber ich sehe kein gutes System. Ich sehe Babylon ... es ist wie das Babylon-System. Denn sie sagen, wir nehmen Flüchtlinge auf, dann wenn wir da sind, helfen sie uns nicht und es gibt keine Alternative …

Das vollständige Statement kann hier gehört werden: Refugee Report Audiofile: http://www.refugee-report.de/post/164901091

2. BERLINER HERBSTSALON

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bühne

J

Hans-Werner Kroesinger/ Regine Dura ORTSTERMIN – DIE RETTENDE INSEL

DOKUFIKTIVE FÜHRUNG ENTLANG­ DER GESCHICHTE DES LAGERS MARIENFELDE MIT RUTH REINECKE, FALILOU SECK UND ARAM TAFRESHIAN

Berlin: Flüchtlinge allüberall, im September existieren 53 Flüchtlingslager mit rund 20.000 Plätzen, im Sommer des kommenden Jahres werden es knapp 90 Lager sein mit 35.500 Plätzen, doch es reicht nicht: Eine aktuelle Moment­ aufnahme? Keineswegs: Im Frühjahr 1953 wird das zentrale Notaufnahmelager Marienfelde errichtet, ein Erstaufnahmelager für Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands, in den 1990er Jahren werden hier Russlanddeutsche untergebracht, heute beherbergt es wieder Flüchtlinge. Sie kommen aus der ganzen Welt. Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura laden zu einer historischen Ortsbegehung. Berlin. Refugees everywhere: in September 53 refugees centres exist with approximately 20.000 places, and in summer of the following year there are almost 90 centres with 35.500 places. But it is still not enough. A snapshot of the present? Not at all. In spring 1953 the Marienfelde central transit camp was set up, an initial reception centre for refugees from East ­Germany; in the 1990s, Russians of German descent were housed here; and once again today, it provides accommodation for refugees—this time from all over the world. HansWerner ­Kroesinger and Regine Dura are inviting to a historical site visit. HANS-WERNER KROESINGER, geb. 1962 in Bonn, arbeitet als Autor und Regisseur. Am Maxim Gorki Theater inszenierte Kroesinger Musa Dagh – Tage des Widerstands und erarbeitete weitere Performances für den Berliner Herbstsalon (2013) und den History ­Campus 14/14 (2014). born 1962 in Bonn, works as a playwright and director. At the Maxim Gorki Theater, Kroesinger staged Musa Dagh—Tage des Widerstands and developed other performances for the Berliner Herbst­salon (2013) and the History Campus 14/14 (2014).

REGINE DURA, Regisseurin/Autorin u. a. WHITE BLOOD (Weißes Blut) 2012, Dokumentarfilm, ZDF/arte, Radiofeature WDR. Seit 2000 Zusammenarbeit mit Hans-Werner Kroesinger in den Bereichen Dramaturgie/ Recherche. director/author a. o. WHITE BLOOD, documentary, ZDF/arte, radio feature WDR. Since 2000, collaboration on dramaturgy and research with HansWerner Kroesinger. 15 Teilnehmer*innen pro Vorstellung. Bitte pünktlich am Treffpunkt ­Palais am Festungsgraben einfinden, da keine Voranmeldung möglich ist. Dauer: ca. 45 min. 15 participants per performance only. Please ensure to be on time at the meeting point Palais am Festungsgraben, as advanced reservations cannot be made. Duration: ca. 45min.

27/28/29/NOV 18:30  13/14/15/20/21/22/NOV 19:00

Grenzregime Europa

BERICHTE AUS DER GEGENPRAXIS MIT BBM (BEOBACHTER DER BEDIENER VON ­MASCHINEN), WATCH THE MED UND DEM ­BUCHPROJEKT »LAMPEDUSA – BILDGESCHICHTEN AM RANDE EUROPAS«

Push-Backs auf hoher See, Teaserroboter an den Stacheldrahtzäunen in den Bergen Bulgariens und Massenlager in Lampedusa. Die Abschottungspolitik der EU nimmt konkrete Formen an. In einer zweiteiligen Veranstaltung wollen wir zunächst die Arbeit von drei unterschiedliche Künstler*innen und Initiativen vorstellen, um dann gemeinsam im Gespräch über ihre Arbeit der Gegenpraxis zu sprechen. Seit ihrer Gründung 1989 beschäftigen sich BBM mit der Zurichtung des Menschen durch technische, ideologische und architektonische Maßnahmen. Zuletzt befassten sich ihre Performances und Hörspiele mit der technologischen Aufrüstung der Grenzen und dem ethischen Freiraum von selbständig agierenden Teaser-Robotern. Die 2012 gegründete Initiative Watch the Med betreibt online ein Kartierungsprojekt des Mittelmeerraumes, indem sie Todesfälle von Geflüchteten und Verstöße gegen das Seerecht an den Grenzen der EU überwacht. Gleichzeitig initiierte sie 2014 das Alarm-Phone mit, eine Notrufnummer für Fliehende in Seenot, die zusätzlich zur Küstenwache angerufen werden kann. Für das Buchprojekt Lampedusa – Bildgeschichten am Rande Europas (Spector Books) hat Armin Linke mit einer Gruppe von Künstler*innen u. a. Leon Kahane seit 2010 ein Konvolut von Bildern aus und über Lampedusa zusammengetragen, um die Bild­produktion über diesen Ort zu analysieren. Push-back on the high seas, teaser robots at the barbed wire fences in the Bulgarian mountains, vigilante groups in southern Hungary and massive camps on Lampedusa. The EU’s closed-border policy is assuming concrete forms. In a twopart event, the work of three different artists and initiatives will be introduced first, in order to then discuss their works of counter practice. Since their founding in 1989, BBM have addressed the assault on humanity through technical, ideological and architectural means. Most recently their actions and performances have considered the technological armament of the borders and the ethical latitude of independently-acting teaser robots. Founded in 2012, the initiative Watch the Med operates an online mapping project of the Mediterranean, where they ­monitor deaths of refugees and violations of the Law of the Sea at the borders of the EU. At the same time they co-initiated the Alarm-Phone in 2014, an emergency number for refugees in distress at sea that can be called in addition to the coast guard. For the book project Lampedusa—Bildgeschichten am Rande Europas (Spector Books) Armin Linke, together with a group of artists a. o. Leon Kahane, has been gathering images from and of ­Lampedusa since 2010 in order to analyse the image production around this place. 14/NOV 16:00


DISKURS

Studio R

Kosmos² Labor

KURATIERT VON GRADA KILOMBA IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM MAXIM GORKI THEATER

Im 19. Jahrhundert hielt Alexander von Humboldt seine ­KOSMOS-Vorlesungen in der Berliner Singakademie – dem heutigen Maxim Gorki Theater. Er brachte Wissen aus unterschiedlichen Ländern mit nach Berlin und berichtete von seinen Exkursionen durch die Welt. Mit der von Grada Kilomba kuratierten Reihe KOSMOS2, wollen wir uns in der Spielzeit 2015/16 im Rahmen von zehn Veranstaltungen mit Fragen der Wissensvermittlung und Wissensproduktion heute auseinandersetzen. Wer hat Zugang und Möglichkeit zum Wissensaustausch und zu welchem Wissen? Wer spricht zu wem, über was? In ­KOSMOS2 werden Kunstschaffende referieren, deren Leben von Flucht geprägt ist. Sie leben in Berlin, doch ihr Wissen findet keinen Weg in die konventionellen akademischen oder kulturinstitutionellen Räume der Wissensvermittlung. Mit drei Veranstaltungen während des Herbstsalon eröffnen wir die Reihe, in der Künstler*innen einen Einblick in ihre Arbeit geben. Die Autorin, Theoretikerin und interdisziplinäre Künstlerin Grada Kilomba wird in das Thema einführen und die Gespräche moderieren. In the 19th century Alexander von Humboldt held his ­KOSMOS lectures in the Berlin Singakademie—today’s Maxim Gorki Theatre. He brought knowledge from various countries back to Berlin and reported on his trips around the world. During the season 2015/16, with the series KOSMOS² curated by Grada Kilomba, we want to grapple in the course of ten events with issues of knowledge transfer and knowledge production today. Who has access to knowledge and the opportunity to share it, and if so, then what knowledge? Who talks to whom, and about what? In KOSMOS² artists whose lives have been shaped by fleeing will give lectures. They live in Berlin, but their know­ ledge cannot find a way into the conventional academic or cultural-institutional spaces for the dissemination of know­ ledge. We will be opening the series with three events during the Herbstsalon, artists will provide insight into their work. The author, theorist and interdisciplinary artist Grada ­Kilomba will give an introduction into the topic and moderate the talks.

KOSMOS2 LABOR #1: WISSEN

KOSMOS2 LABOR #2: FILM

MIT SINA ATAEIAN UND RICHARD DJIMELI IM GESPRÄCH MIT GRADA KILOMBA

Zwei Filmregisseure sprechen über ihre Arbeit: Sina ­Ataeian aus dem Iran und Richard Djimeli aus Kamerun. Ataeian wurde in Mitten des Iran-Irak-Krieges geboren. Nachdem er sein Physikstudium abgebrochen hatte, begann er ein Kunststudium in Teheran. Drei Jahre lang drehte er seinen ersten Spielfilm PARADISE ohne offizielle Erlaubnis im Iran. ­Djimeli wurde nach Veröffentlichung seiner Filmsatire über den seit 33 Jahren herrschenden Präsidenten Paul Biya gefoltert und gezwungen Kamerun zu verlassen. 2013 stellt er einen Asylantrag in Deutschland, der unlängst abgeleht wurde. Two film directors discuss their work: Sina Ataeian from Iran and Richard Djimeli from Cameroon. Ataeian was born in the midst of the Iran-Iraq war. After he broke off his physics studies, he began studying art in Tehran. Over three years he shot his first feature film, PARADISE, in Iran without official permission. Djimeli was tortured after the premiere of his film satire about President Paul Biya, who has been in power for 33 years, and forced to leave Cameroon. In 2013 he submitted an application for asylum in Germany, which was recently denied.

22/NOV 18:00

KOSMOS2 LABOR #3: MUSIK

ERÖFFNUNG MIT DER LECTURE-PERFORMANCE DECOLONIZING KNOWLEDGE VON GRADA KILOMBA

MIT SAMEE ULLAH IM GESPRÄCH MIT GRADA KILOMBA

Mit ihrer Lecture Performance Decolonizing Knowledge führt Grada Kilomba in die Thematik der Reihe KOSMOS2 ein. Mit einer Collage ihrer literarischen und künstlerischen Arbeiten hinterfragt Kilomba die Konzepte von Wissen, race und Gender: Wer darf sprechen? und Worüber? Um diese koloniale Wunde zu berühren, schafft sie einen hybriden Raum, wodurch sich die Strukturen von Wissen und Macht verändern. Through her lecture performance Decolonizing Knowledge Grada Kilomba will give an introduction into the topic of the series KOSMOS2. Using a collage of her literary and artistic work, she raises questions concerning knowledge, ›race,‹ and gender: Who can speak? and What can we speak about? To touch this colonial wound, Kilomba creates a hybrid space, transforming the configurations of knowledge and power.

Der dritte Abend wird eine musikalische Auseinandersetzung mit Wissensaustausch sein. Zum Gespräch haben wir einen Sänger geladen, der gleichzeitig auch Ingenieur und Schauspieler ist. Samee Ullah aus Pakistan lebt seit zwei Jahren in Berlin. Im Stück Letters Home des Refugee Club Impulse spielt er eine der Hauptrollen und singt Lieder auf Punjabi, Urdu, Arabisch, Hindi und Englisch. The third evening will be a musical confrontation with the exchange of knowledge, for which we have invited a singer, who is also engineer and actor. Samee Ullah from Pakistan has been living in Berlin for two years. In the play Letters Home by the Refugee Club Impulse he plays a starring role and sings songs in Punjabi, Urdu, Arabic, Hindi and English.

14/NOV 18:00

26/NOV 20:30 2. BERLINER HERBSTSALON

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Unterstützung auf der Straße für die Besetzer*innen eines leerstehendes Gebäudes und seiner Verwendung als Unterkunft für Geflüchtete und Refugee Social Centrum. September 2015, fotografiert


DISKURS

bühne

KUNST ALS 5. GEWALT

PODIUMSGESPRÄCH

Was tun? Diese Frage stellt sich angesichts der Flüchtlingspolitik auch den Theaterschaffenden. Doch wenn sie wirklich aktiv werden, stellt sich bald der Staat in den Weg: In ­Berlin wird eine Aktion zum Europäischen Mauerfall vom Bundestag aus kritisiert und in Hamburg eine Intendantin unter Strafanzeige gestellt. Welche Formen der Einmischung sind möglich, welches Engagement nötig? Wie viel Macht und welche Verantwortung haben Kulturinstitutionen? Welche Gefahren und Schwierigkeiten liegen in der Grauzone zwischen Aktionismus und Kunst? Zum Erfahrungsbericht und Austausch haben wir geladen: Amelie Deuflhard (Kampnagel Hamburg), Stefan FischerFels (Grips Theater / My Right Is Your Right), Shermin ­Langhoff (Maxim Gorki Theater Berlin / My Right Is Your Right), ­Matthias Lilienthal (Kammerspiele München) sowie Philipp Ruch ­(Zentrum für Politischen Schönheit). Moderation: Christine Wahl (Journalistin) What to do? This question is also posed to theatre makers with respect to refugee policy. But when they really become active, the state moves quickly to stand in their way: In Berlin, an Europäischer Mauerfall (Fall of the European Wall) action was criticized by the German Bundestag, and in ­Hamburg an artistic director was pressed with criminal charges. What forms of intervention are possible, what level of engagement is necessary? How much power and responsibility do cultural institutions have? What dangers and difficulties lie in the grey area between activism and art? Joining us to report and exchange experiences: Amelie ­Deuflhard (Kampnagel Hamburg), Stefan Fischer-Fels (Grips Theatre / My Right Is Your Right), Shermin Langhoff ­(Maxim Gorki Theatre Berlin / My Right Is Your Right), Matthias ­Lilienthal (Kammerspiele Munich) and Philipp Ruch (Center for Political Beauty). Moderation: Christine Wahl (journalist)

15/NOV 16:00 von Oliver Feldhaus.

Studio R

Refugees’ Library

SZENISCHE LESUNG DER GERICHTSPROTOKOLLE VON ASYLANHÖRUNGEN AUS DEM VERWALTUNGSGERICHT TIERGARTEN Seit 2013 arbeitet Marina Naprushkina unter dem Titel ­Refugees’ Library an einem Archiv von Gerichtszeichnungen. Die Künstlerin protokolliert auf diese Weise Anhörungen von Geflüchteten, bei denen über ihr Recht zu bleiben verhandelt wurde. Hauptintention ist es, diese wachsende Bibliothek Geflüchteten als Informationsmittel zur Verfügung zu stellen, um sich auf die eigenen Prozesse vorbereiten zu können, woran mittlerweile mehr als 20 freie Übersetzer*innen mitwirken. Mitglieder*innen der Initiative Neue Nachbarschaft / Moabit tragen in mehreren Sprachen eine Auswahl der Protokolle vor. Since 2013 Marina Naprushkina is working on an archive containing courtroom sketches, titled Refugees’ Library. The artist hereby records the hearings conducted with refugees to determine their right to stay. The artist’s main concern is to make the archive library available to refugees as a resource of information to prepare for their own hearings. Over 20 independent translators are working on the project to make the books accessible in different languages. Members of the Initiative Neue Nachbarschaft (New Neighbourhood) / Moabit read from the transcripts in several languages. Siehe Seite 16 für Informationen zu der Arbeit von Marina Naprushkina in der Ausstellung. See page 16 for information on Marina Naprushkina’s work in the exhibitions.

19/NOV 19:00  27/NOV 20:30 2. BERLINER HERBSTSALON

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Foyer

Berlin Field Recodings MAPPING ALONG THE REFUGEE KOMPLEX

RE-READINGS. ÖFFENTLICHER WORKSHOP Die im Foyer ausgestellten Kartierungen diskutiert metro­Zones mit den projektbeteiligten Künstler*Innen, Akteur*innen und weiteren Gästen. Es stellen sich Fragen nach Recht und Entrechtung der Refugee-Bewegung, nach Erinnerungen an Raumnahme und nach Wünschen für ein Zentrum. Die Kartierungen werden erneut gelesen und nach Mehrwert und Grenzen einer partizipativen Kartografie befragt. Das Sichtbarmachen durch Lokalisierung und Visualisierung beinhaltet eine Ambivalenz: Etwas wird sichtbar – und was gerade nicht? Together with the project’s artists, participants, and other guests, metroZones discusses the displayed mappings in the foyer for the subject of »Rights—Deprivation of Rights«, ­»Memory of Taking Space«, as well as the wish for a centre. The map designs will be re-read and questioned in regards to their added value and the limits of participatory cartography. The visibility through localization and visualization bares an ambivalence in itself: Something becomes visible—and what does not?

Bühne

Siehe Seite 8 für Informationen zu der Arbeit von metroZone in der Ausstellung. See page 8 for information on the metorZone’s work in the exhibition

21/NOV 12:00–17:00

Bühne

Wenn die bundes­ polizei das theater stürmen will VORTRAG VOM ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT

Philipp Ruch und Stefan Pelzer berichten aus dem Zentrum ihrer Aktionen zur politischen Schönheit. Sie stellen ihre letzten Arbeiten wie Erster Europäischer Mauerfall und Die Toten kommen und die politischen Reaktionen darauf vor, um die Unwägheiten und Unsicherheiten im Zwischenraum von politischer Aktion und performativer Kunst zu thematisieren. Philipp Ruch and Stefan Pelzer report on the center’s actions of political beauty. They present their last works such as E ­ rster Europäischer Mauerfall and Die Toten kommen as well as the respective political reactions. In doing so they want to discuss the imponderabilities and uncertainties in the interstice between political action and performative art. Siehe Seite 27 für Informationen zu der Arbeit des ZPS in der Ausstellung. See page 27 for information on the ZPS’s work in the exhibition.

21/NOV 18:00

Deutschlandvisionen PODIUMSGESPRÄCH

Wie kann jenseits von Abriegelung durch Asylgesetzverschärfung oder empathischen Gesten des Willkommens eine langfristige Perspektive für und mit Geflüchteten in diesem Land entwickelt werden? Welche Probleme, aber auch Chancen und Potentiale sind denkbar? Wie können die Solidaritäts­ aktionen des Moments in eine langfristige Bereitschaft und Offenheit der Zivilgesellschaft weitergedacht werden? Welche gesamtgesellschaftlichen Zukunftsperspektiven können wir jenseits der Parteipolitik gemeinsam skizzieren? Zum gemeinsamen Denken haben wir eingeladen: Daniel Cohn-Bendit (Publizist/Politiker), Carolin Emcke ­(Publizistin), Esra Küçük (Sozialwissenschaftlerin) und Ahmed Shah ­(JugendtheaterBüro, Berlin) Moderation: Maximilian Popp (Journalist, Der Spiegel) Beyond attempts at appeasement through tightening asylum law or empathetic gestures of welcome through clothing donations, how can a long-term perspective be developed for and with refugees in this country? Which problems, but also which opportunities and potentialities, are conceivable? How can the solidarity actions of the moment be taken further toward a long-term readiness and openness in civil society? What overall societal prospects for the future can we sketch together beyond party politics? Joining us for a collaborative deliberation are Daniel CohnBendit (publicist/politician), Carolin Emcke (publicist), Esra Küçük (social scientist) and Ahmed Shah (JugendtheaterBüro, Berlin) Moderator: Maximilian Popp (journalist, Der Spiegel)

21/NOV 20:00


DISKURS

Bühne

Neue Heimat

LESUNG MIT MARINA NAPRUSHKINA

Bei ihrem täglichen Kampf auf den Ämtern, bei Ärzten, Anwälten, in Kitas und Schulen sind Geflüchtete oft auf sich gestellt: Sprache und System sind ihnen fremd, nach Verzweiflung und Flucht erfahren sie nun täglich neu ihre Chancen­losigkeit. Marina Naprushkina legt in ihrem Buch Neue Heimat eine Bestandsaufnahme aus dem Berliner Flüchtlingsalltag vor, die zeigt, wie deutsche »Willkommenskultur« oft wirklich aussieht. In their day-to-day struggle with government offices, doctors, lawyers, in day-care centres and schools, refugees are often left to fend for themselves: the language and system are alien to them, after despair and fleeing they now continue to experience their lack of prospects on a daily basis. In her book Neue Heimat, Marina Naprushkina takes stock of Berlin refugee everyday life, and shows what German »welcoming culture« often looks like in reality.

Studio R

Mein Recht, dein Recht PODIUMSGESPRÄCH

Einsichten in das alte und neue Leben von Patras alias Bino aus Uganda, der in Deutschland gegen das Asylsystem rebelliert und den Berliner Protest mitleitet, protokolliert von Lydia Ziemke. Sie schreibt über die Paradoxien von Helfen und Solidarität. Highly topical and very personal insights into the old and new life of Patras alias Bino from Uganda, who rebels against the asylum system in Germany and co-organises the refugee protest in Berlin, recorded by Lydia Ziemke. She writes about the paradoxes of helping and solidarity in Berlin.

Im Schatten der neuen Willkommenskultur, die ­international bewundert wird, hat der Bundestag weitere Asylrechtsverschärfungen beschlossen. Nach der einmaligen plötzlichen Öffnung der Grenzen werden behördliche Hürden wiederaufgebaut und Abschiebungen in sogenannte »sichere Herkunftsstaaten« beschleunigt. In einer gemeinsamen Diskussion wollen wir uns damit auseinandersetzen, wie sich das Asylrecht seit der Abschreckungspolitik der 1990er Jahre entwickelt hat und wie Aktivist*innen und Jurist*innen damals und heute mit den Geflüchteten für ihre Rechte kämpfen. Was können wir aus den Debatten seit 1993 lernen, um heute auf die Reaktivierung von Residenzpflicht und Sachleistungsbezug zu reagieren? Für diese Reflexion sind geladen: Berenice Böhlo ­(Re­publikanischer Anwaltsverein), Naika Foroutan (Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung), ­Jürgen Quandt (Asyl in der Kirche) und Samee Ullah (My Right is Your Right). In the shadow of the new welcoming culture admired around the world, the Bundestag passed further restrictions to the right of asylum. After the sudden one-off opening of the borders, regulatory hurdles were rebuilt and deportations to socalled »safe countries of origin« accelerated. In a joint discussion we want to grapple with how the right of asylum has developed since the deterrent policy of the 1990s, and how activists and lawyers have fought with the refugees for their rights then and now. What can we learn from the debates since 1993, for example, to respond today to the reactivation of residence requirements and non-cash benefits? Joining us for this reflection: Berenice Böhlo (Republikanischer Anwaltsverein), Naika Foroutan (Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung), Jürgen Quandt (Asyl in der Kirche) and Samee Ullah (My Right is Your Right).

25/NOV 18:30

25/NOV 20:00

Siehe Seite 16 für Informationen zu der Arbeit von Marina Naprushkina in der Ausstellung. See page 16 for information on Marina Naprushkina’s work in the exhibition.

22/NOV 16:00

Palais

MEIN NAME IST BINO BYANSI BYAKULEKA

LESUNG MIT PATRAS BWANSI UND LYDIA ZIEMKE

2. BERLINER HERBSTSALON

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Muslimische Grabstelle von Khaled Idris Bahray. Der GeflĂźchtete Khaled Idris Bahray wurde im Januar 2015 in Dresden getĂśtet und am Rande von Berlin beigesetzt. In Dresden war keine Bestattung nach


dem Muslimischen Ritus mรถglich. Januar 2015, fotografiert von Oliver Feldhaus

2. BERLINER HERBSTSALON

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bildverzeichnis

Seite 2  Eisenhüttenstadt

Seite 6  Oranienplatz

Seite 10  Kreuzberg

Seite 14  Gerhart Hauptmann Schule

Seite 18 Friedrichshain

Seite 28  Berliner Innenstadt

Seite 32  Checkpoint Charlie

Seite 36  Deutscher Bundestag

Seite 40 Bachstraße, Tiergarten

Seite 44  Am Rande Berlins

Titel Gerhart Hauptmann Schule

Rückseite Die Polizei räumt ­Geflüchtete, die die ­Zentrale des Deutschen Gewerkschafts­ bundes in Berlin besetzt und sich an ein Treppengeländer gekettet hatten. OLIVER FELDHAUS, geboren 1962, hat die Refugee Protestbewegung in Berlin seit

OLIVER FELDHAUS, born in 1962, has been accompanying the refugee protest

Jahren fotografisch wie auch solidarisch begleitet. Die Auswahl seiner Bilder in diesem

movement from many years in both photographically and supportively. The selection

Heft geben nur einen kleinen Einblick in die umfangreiche Dokumentation, der Feldhaus

of his pictures in this magazine are just a glimpse of his extensive documentation of

kontinuierlich nachgeht.

the movement. His visual aesthetic, which is rich in contrast, presents the daily life of

Seine kontrastreiche Bildästhetik stellt Augenblicke aus dem Lebensalltag der Geflüchte-

refugees and their supporters and certifies the power of political assemblies. On the

ten und ihrer Unterstützer*innen dar und bezeugt die Kraft von politischen Versammlun-

same time, he also sheds light on the brutal police force and right wing demonstra-

gen. Gleichzeitig rückt er den Fokus aber auch auf die brutale Staatsgewalt und rechte

tions which, as a negative reaction towards the presence of the movement, erupted

Gegenveranstaltungen, die die Protestbewegung auch von Anfang an begleitet haben.

alongside many refugee demonstrations.

About Refugee Report Seit Oktober 2013 bietet das Projekt Refugee Report eine Plattform für die Stimmen von geflüchteten Menschen. Auf der Webseite www. refugee-report.de werden Audio-Aufnahmen von Menschen veröffentlicht, die in Deutschland als Flüchtlinge leben. Die Themen der Audioaufnahmen können die Sprechenden frei wählen. Die Aufnahmen werden anschließend weder gekürzt noch bearbeitet. Die hier veröffentlichten Texte sind wortgetreue Transkriptionen der Audio-Aufnahmen, welche über den unten stehenden QR-Code auf der Webseite abgespielt werden können.

Since October 2009 the project Refugee Report wants to offer a platform for the voices of refugees. The website provides recorded statements of people living in Germany as refugees. All recorded statements are guided entirely by the speaker: No question is asked. No subject is imposed. The statements are not edited in any way. The statements published in this magazine are literal transcripts of recordings, which can be heard by scanning the QR code below.

Sämtliche bisher veröffentlichte Statements können hier gehört werden: http://www.refugee-report.de/


Dank an partner

förderer

DIE PROJEKTE DES 2. BERLINER HERBSTSALONS WERDEN GEFÖRDERT DURCH

MEDIENPARTNER

Gefördert durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

WIR DANKEN

Das Gorki ist Teil des Netzwerkes My Right is Your Right M A K E - U P

P R O V I D E D

B Y

PROJEKTFÖRDERUNGEN Das Theaterprojekt In unserem Namen sowie die Projekte von Bankleer, Mirko Borscht, TALKING STRAIGHT, Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli und das Diskursprogramm werden gefördert durch Kulturstiftung des Bundes. Die Arbeiten der Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar sowie die ­Gastspiele von Hajusom und Refugee Club Impulse werden gefördert durch Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator. Die Arbeiten von Marina Naprushkina, metroZones und die Archiv-Ausstellung We Will Rise werden gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Die Vorlesungsreihe KOSMOS² findet in Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung statt. Die Performance von Nevin Aladağ in Ko-Produktion mit ARTINTERNATIONAL ­Istanbul wird gefördert durch das Nationale Performance Netz (NPN).

Theater findet Stadt e.V. und die Stiftung Mercator unterstützen den freien Eintritt, insbesondere für von Flucht Betroffene. IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM GOES GORKI wird gefördert durch den Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar. Aufstellung von Harun Farocki wurde mit Mitteln von TRANSIT MIGRATION, Kultur­ stiftung des Bundes, gefördert. Safe Frame von Danica Dakic wurde produziert für das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, mit Unterstützung der Crespo Foundation. Das Buchprojekt Lampedusa – Bildgeschichten am Rande Europas wird gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes.

NEUPRODUKTIONEN Folgende Arbeiten sind im Auftrag des Maxim Gorki Theaters entstanden / Following works have been commissioned by the Maxim Gorki Theater: Nevin Aladağ MOVE / Alfredo Jaar Eine Ästhetik zum Widerstand (Neufassung) und (Kindness) of (Strangers) / Anonymous Stateless Immigrants Open Call for a Refugee ­ onument in Berlin / Mirko Borscht The Inbetween Speech / Thomas Kilpper/Massimo Ricciardo Inventuren der Migration / Daniel Knorr ­Palmenigel / ­Hans-Werner M ­Kroesinger/Regine Dura Ortstermin – Die rettende Insel / Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli Grenzfährservice III / metroZones Berlin Field Recodings / Hakan Savaş Mican Esma erinnert sich nicht mehr / Emeka Ogboh RADIO 0-3-0 / TALKING STRAIGHT GARTEN DER LÜSTE/GARDEN OF DELIGHTS / Wermke/Leinkauf ­Überwindungsübungen / Tobias Zielony Storyboard (Monuments Men)

KARTEN

INFORMATIONEN

KOSTENLOSE EINLASSKARTEN FÜR DIE AUSSTELLUNG ERHALTEN SIE AN DER THEATERKASSE BZW. BEIM ABENDPERSONAL. ÖFFNUNGSZEITEN AUSSTELLUNG Geöffnet Fr/Sa, 14:00–24:00 So–Do, 14:00–20:00 Die Kantine ist zu den Öffnungszeiten des Berliner Herbstsalon geöffnet.

PREISE 2. BERLINER HERBSTSALON Berliner Herbstsalon

EINTRITT FREI

außer In unserem Namen 16 € / erm. 8 € Requiem deutscher Geschichtssprachen 5€/3€ Letters home 5€/3€ Paradise Mastaz 5€/3€

THEATERKASSE Im Foyer des Maxim Gorki Theaters, Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin Tel.: 030 20221-115, Fax: 030 20221-128 E-Mail: ticket@gorki.de

Impressum Das Maxim Gorki Theater ist eine Kulturinstitution des Landes Berlin. Herausgeber Maxim Gorki Theater Leitung Shermin Langhoff, Jens Hillje, Jürgen Maier Redaktion Dramaturgie, KBB, Kommunikation, Studio R Übersetzung Summer Banks, Lucy Renner Jones Grafik Deniz Keskin, Johanna Goldmann Fotografien Oliver Feldhaus Medienproduktion Formtreu Potsdam GbR Druck Henke Pressedruck

Team 2. Berliner Herbstsalon Organisation Shermin Langhoff mit Aljoscha Begrich, Çağla İlk, Antje Weitzel Recherche- und Projektassistenz Claire Spilker Produktionsleitung Anja ­Lindner, Johanna von Rigal, Monica Marotta (KOSMOS2) Produktions­ assistenz ­Daniela Sellen, Silvia Petrova (KOSMOS2) Technische ­Koordination ­H olger ­A ckermann, Joachim Hering, ­S ebastian Böhm Ausstattungsteam ­Shahrzad Rahmani, ­C ristina Lelli Leitung Kommunikation Yven Augustin

Redaktion ­S onderheft Aljoscha Begrich, Ludwig Haugk, Çağla İlk, Antje ­ eitzel, Claire Spilker Grafik Deniz Keskin, Johanna Goldmann Regie­assistenz W Marco ­Damghani, ­A lexander ­Kirchner, Sahba Sahebi, Doris Schnabl, Daniela Sellen, Rico ­Wagner ­Mitarbeit Storyboard (Monuments Men) Ludwig Haugk ­Dramaturgie ­Tohubassbuuh und Grenzfähr­service III Holger Kuhla

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MARYAM ABU KHALED, AYHAM MAJID AGHA, ALICIA AGUSTÍN, MAZEN AJARBOH, KARO AKPOKIERE, NEVİN ALADAĞ, SALAH ALDIN ALUISH, FIRAS ALZEDY, JOSHUA AMPONSAH, ANONYMOUS STATELESS IMMIGRANTS, TAMER ARSLAN, MEHMET ATEŞÇİ, SINA ATAEIAN, YAZAN AZZAWI, MARIAMA BABJIE, ELMIRA BAHRAMI, BANKLEER, JOCHEN BECKER, ALJOSCHA BEGRICH, BEOBACHTER DER BEDIENER VON MASCHINEN, VERNESA BERBO, MAREIKE BEYKIRCH, LINDA BLÜMCHEN, EMANUEL BOADU, BERENICE BÖHLO, MIRKO BORSCHT, BINO BYANSI BYAKULEKA, HAMZE BYTYCI, DANIEL COHN-BENDIT, AMELAN-MARIA COMOÉ, DANIEL CREMER, RAPHAËL CUOMO/MARIA IORIO, DANICA DAKIĆ, KARIM DAOUD, ZANDILE DARKO, AMELIE DEUFLHARD, REGINE DURA, RICHARD DJIMELI, CAROLIN EMCKE, GIANNINA ERFARNY-FAR, FARZAD FADAI, HARUN FAROCKI, AZIN FEIZABADI, OLIVER FELDHAUS, STEFAN FISCHER-FELS, KAVEH GHAEMI, HUSSAM GHOSHEH, MARYAM GRASSMANN, NADIA GRASSMANN, ANASTASIA GUBAREVA, HAJUSOM, MANAF HALBOUNI, MODJGAN ­HASHEMIAN, LUDWIG HAUGK, DONAT HENSEN, ELLA HUCK/DOROTHEA REINICKE, ÇAĞLA İLK, IMAGINARY BAUHAUS MUSEUM GOES GORKI, INITIATIVE NEUE NACHBARSCHAFT/MOABIT, ALFREDO JAAR, SARAH JETSCHMANN, SVEN JOHNE, LEON KAHANE, THOMAS KASKE, HASAN KELLO, MOHAMMED KELLO, OMIED KHADEMSABA, LIAN KHALAF, THOMAS KILPPER/MASSIMO RICCIARDO, GRADA KILOMBA, REINHARD KLEIST, ISABELLE KLEMT, DANIEL KNORR, ANNE KODURA, HANS-WERNER KROESINGER, ESRA KÜÇÜK, HOLGER KUHLA, SHERMIN LANGHOFF, BIRGIT AUF DER LAUER & CASPAR PAULI, MATTHIAS LILIENTHAL, ISAAC LOKOLOG, ABOUBAKAR BADI MAIGA, JALLOW MAMUDOU, MATEJA MEDED, METROZONES, HAKAN SAVAŞ MİCAN, CYNTHIA MICAS, ERSAN MONDTAG, ORIT NAHMIAS, MARINA NAPRUSHKINA, AIMEE NHUNG-LE, S ­ EBASTIAN ­NÜBLING, EMEKA OGBOH, SARAH OWUSU, RICARDO DE PAULA, MAXIMILIAN POPP, TIM PORATH, ANTJE PRUST, JÜRGEN QUANDT, CARSTEN RAUHE/HAUKE WENDLER, REFUGEE REPORT, REFUGEES’ L ­ IBRARY, REFUGEE CLUB I­MPULSE, RUTH REINECKE, RAHMAT REZAI, DENNIS ROBERT, TUCKÉ ROYALE, PHILIPP RUCH, TANER ŞAHINTÜRK, DIMITRIJ SCHAAD, PRISCILLA SCHÄTZ, BERNARD SCHÄTZ, ­ELISABETH SCHMIDT, FALILOU SECK, BATOUL SEDAWI, AHMED SHAH, SAMI SHAH, JOHANNES STORKS, ARAM TAFRESHIAN, TALKING STRAIGHT, HASAN TAŞGIN, MERAH TESARE, LENA TRUNK, SAMEE ULLAH, HANS UNSTERN, CHRISTINE WAHL, MARIA WALCHER, WATCH THE MED, WE WILL RISE, ANTJE WEITZEL, WERMKE/LEINKAUF, THOMAS WODIANKA, MEHMET YILMAZ, ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT, ­TOBIAS ZIELONY, LYDIA ZIEMKE UND WEITERE


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