Ingredient branding hausarbeit mark etting kassel

Page 1

Fachhochschule Erfurt Fakultät Wirtschaft-Logistik-Verkehr Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften

Hausarbeit Ingredient Branding – Möglichkeiten und Grenzen der Markierung von Produkten

Seminar: Strategisches Marketingmanagement WS 2008/2009 Dozent: Prof. Dr. Norbert Drees

Student:

Mark Etting

Semester:

5. Sem., Wintersemester 2008/2009

Matrikel-Nr.:

10013461

Anschrift:

Schellingstr. 11, 34121 Kassel

Abgabetermin:

5. Januar 2009


Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis.........................................................................................................................

II

Abbildungsverzeichnis................................................................................................................

III

Abk端rzungsverzeichnis...............................................................................................................

III

1.

Einleitung .................................................................................................................1

2.

Definition des Ingredient Brandings ............................................................... 2

3.

Formen des Ingredient Brandings .................................................................. 3

3.1

Co-Branding ............................................................................................................. 3

3.2

Inverses Ingredient Branding .......................................................................... 4

3.3

Self-Branded Ingredient Brands ..............................................................................4

3.4

G端tezeichen .................................................................................................................. 5

3.5

Material- bzw. Komponentenmarken ...................................................................... 6

4.

Vorraussetzungen f端r eine Ingredient-Branding-Strategie ............................. 7

5.

Umsetzung einer Ingredient-Branding-Strategie .................................................... 8

5.1

Aus Sicht des Marketings ....................................................................................... 8

5.2

Aus finanzieller Sicht ............................................................................................ 10

5.3

Aus Sicht der Durchsetzbarkeit .............................................................................10

6.

Funktionen des Ingredient Brandings ............................................................ 11

6.1

Aus Sicht des Markeninhabers .............................................................................. 11

6.2

Aus Sicht der Produktionsstufen ............................................................................ 12

6.3

Aus Sicht des Handels ...........................................................................................12

6.4

Aus Sicht der Endabnehmer .................................................................................. 13

7.

Fazit .......................................................................................................................13

8.

Literaturverzeichnis ............................................................................................... 15 II


1. Einleitung In der an den Endverbraucher gerichteten Werbung ist seit einigen Jahren zu beobachten, dass nicht mehr nur Marken aus dem Konsumgüterbereich beworben werden, sondern verstärkt Marken aus dem Produktionsgüterbereich auftauchen, die die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf sich ziehen sollen. Die wohl bekanntesten Beispiele für solche Marken sind „Intel Inside“, „Teflon“, sowie verschiedene Fasermarken, wie etwa „Gore-Tex“. Die vorliegende Hausarbeit soll aufzeigen, was die Investitionsgüterhersteller dazu bewegt, ihre Werbung nicht mehr nur an die direkten Abnehmer innerhalb der Vertikalkette, sondern an den Endverbraucher zu richten und wie es ihnen gelingen kann, mit Hilfe dieser Strategie, eine erfolgreiche Positionierung am Markt zu erlangen.

Im Folgenden wird beschrieben, was sich hinter dem Begriff Ingredient Branding verbirgt, was bei der Verfolgung einer Ingredient-Branding-Strategie zu beachten ist und welche Chancen und Risiken diese Strategie mit sich bringen kann. Einleitend wird der Begriff des Ingredient Branding definiert. Im darauf folgenden Gliederungspunkt soll festgestellt werden, in welche verschiedenen Formen das Ingredient Branding differenziert werden kann. Der nächste Gliederungspunkt befasst sich mit den Vorraussetzungen, welche für die erfolgreiche Umsetzung einer Ingredient Branding Strategie notwendig sind. An den vorherigen Gliederungspunkt anknüpfend, beschäftigt sich der fünfte Abschnitt mit der konkreten Umsetzung der IngredientBranding-Strategie und beleuchtet diese aus verschiedenen Perspektiven. Abschließend werden die Funktionen des Ingredient Branding erläutert. Hierbei wird in die verschiedenen Akteure auf den unterschiedlichen Stufen der Vertikalkette unterschieden. Den Schluss der Hausarbeit bildet ein Fazit zu den behandelten Punkten.

1


2. Definition des Ingredient Brandings Die Markierung der im Endprodukt enthaltenen Rohstoffe, Einsatzstoffe und Komponenten gestaltet sich oftmals schwierig, da diese meist in das Endprodukt eingearbeitet werden und somit nicht sichtbar sind. Dies hat zur Folge, dass die spezifischen Eigenschaften des Endprodukts nicht so beeinflusst werden können, dass sie für den Endabnehmer kaufrelevant wären. Durch Ingredient Branding versuchen die Industriegüterhersteller mit Hilfe von werbepolitischen Maßnahmen, die Konsumenten dazu zu bringen, nicht mehr nur auf das Gesamtprodukt zu achten,

sondern

den

von ihnen

entwickelten

Bestandteil (das

Ingredient)

in

ihre

Beschaffungsentscheidung mit einzubeziehen. Wenn das gelingt, stärkt sich die Position des Industriegüterherstellers gegenüber seinen bestehenden und potenziellen Abnehmern ebenso wie gegenüber seinen Konkurrenten.

1

Der Begriff Ingredient Branding kann wie folgt definiert werden: „Unter Ingredient Branding versteht man die Markenpolitik investiver Verbrauchsgüter (Rohstoffe, Einsatzstoffe und Teile), 2

die aus der Sicht der jeweiligen Zielgruppe eine Marke darstellen.“ „Ingredient Branding bzw. mehrstufiges Marketing umfasst die Gesamtheit aller absatzpolitischen Maßnahmen, die auf eine (mehrere) gegenüber den unmittelbaren Abnehmern nachfolgende Marktstufe(n) gerichtet sind.“

3

4

Eingeführt wurde der Begriff des Ingredient Branding von Donald G. Norris. „Auch wenn der Begriff des Ingredient Branding erst zu Beginn der Neunzigerjahre geprägt wurde, so ist das Phänomen in der Praxis bereits seit langem existent.“

5

Beim Ingredient Branding kann zwischen Produktbestandteilen unterschieden werden, die der Funktionsfähigkeit des Hauptprodukts als optionales Zubehör dienen und solchen, die zwingend 6

erforderlich sind für die Funktionsfähigkeit des Endprodukts. Pförtsch und Schmidt stellten fest, dass der Kontakt der Endkunden bzw. Konsumenten mit der Marke auf zwei Arten erfolgen kann. Zum einen kann dies über die Kommunikation in Form von Werbung und zum anderen über eine sichtbare Markierung am Produkt geschehen.

7

1

Vgl. Esch/ Stein, , in: planung & analyse, 28. Jg., 2001, Nr. 1, S. 64-68 Esch, 2005, S. 462 3 Backhaus, 2003, S. 747 4 Vgl. Norris, in: JCM, 9. Jg., 1992, Nr. 3, S. 19-31 5 Havenstein, 2004, S. 77 6 Vgl.: Pförtsch/ Schmidt, 2005, S. 122f. 7 Vgl.: Pförtsch/ Schmidt, 2005, S. 122f. 2

2


3. Formen des Ingredient Brandings Der Begriff des Ingredient Branding lässt sich in verschiedene Kategorien unterscheiden, welche aber alle den gleichen Sachverhalt beschreiben. Dieses Kapitel befasst sich mit den unterschiedlichen Formen von Ingredient Branding, welche anhand verschiedener Beispiele veranschaulicht werden sollen.

3.1 Co-Branding „Das Co-Branding zeichnet sich dadurch aus, dass ein Anbieter ein Produkt, welches bereits isoliert eine Marke darstellt, zusätzlich mit einer Markierung versieht. Co-Branding lässt sich in eine vertikale und eine horizontale Form unterscheiden. Während bei horizontalen Formen zwei oder mehr Hersteller auf einer Stufe kooperieren, gehen bei vertikalen Formen Hersteller unterschiedlicher Stufen eine Markenallianz ein.“

8

Die horizontale Form lässt sich in weitere zwei Ausprägungsformen unterscheiden. Zum einen besteht die Möglichkeit der Allianz zwischen Marken, welche zwar unabhängig von einander vermarktet werden, aber zueinander in einem komplementären Verhältnis stehen. Ein Beispiel bildet die Kooperation zwischen dem Waschmittel „Ariel Futur“ und dem Textilhersteller „Schiesser“.

9

Die andere Form stellt die Entwicklung eines neuen Produktes dar, welches zwei

oder mehr Marken umfasst. Als Beispiel hierfür kann die Zusammenarbeit zwischen dem Schokoladenhersteller Ritter und dem Lebensmittelkonzern Nestlé heran gezogen werden, die im Jahr 2001 gemeinsam Ritter Sport Schokoladentafeln in den Sorten „Vollmilch“ und „Weiße Schoko“ gemischt mit Smarties auf den Markt brachten.

10

Die Unterscheidung des Co-Brandings gegenüber dem Ingredient Branding erfolgt in zweifacher Hinsicht: Zum einen bildet Ingredient Branding zugleich ein umfassenderes Konzept, weil es auch die isolierte Markenpolitik eines Produktionsgüterherstellers beinhaltet und zum anderen kennzeichnet es den enger gefassten Begriff, weil es lediglich die vertikale Ausrichtung umfasst.

11

8

Esch, 2005, S. 462 f Vgl.: Esch, 2005, S. 463 10 www.ritter-sport.de 11 Vgl.: Esch, 2005, S. 463 9

3


3.2 Inverses Ingredient Branding Als „inverses Ingredient Branding“ oder auch als „manufacturer- initiated ingredient branding“ bzw. herstellerinitiiertes Ingredient Branding wird der Versuch beschrieben, eine schwache Hauptproduktmarke gezielt durch ein starkes Ingredient Brand aufzuwerten.

12

Bei dieser Form von Ingredient Branding wird ein Produktionsgut bewusst von einem Endprodukthersteller ausgewählt und in sein Produkt integriert. Damit wird der Versuch unternommen, das eigene Produkt bzw. die eigene Marke mit Hilfe der zusätzlichen Marke zu stärken. Diese Option empfiehlt sich, wenn ein Endprodukt eine relativ schwache Marke darstellt, die dann von einem starken Ingredient Brand profitieren kann. Sinnvoll ist diese Option auch, wenn das Ingredient Brand aus der Sicht der Abnehmer ein spezielles, von der Endproduktmarke nicht

besetztes Kompetenzfeld

aufweist.

13

Als

Beispiel

lassen sich

hier

diverse

Computerhersteller heranziehen, die ihre Produkte in der Regel mit den Marken der verbauten Komponenten wie zum Beispiel den Prozessoren der Firma „Intel“ bewerben.

3.3 Self-Branded Ingredient Brands Wenn ein Hauptprodukthersteller einen von ihm geschaffenen Leistungsbestandteil mit einer separaten Markierung versieht, ist die Rede vom „self-branded Ingredient Brand“. Diese Form des Ingredient Branding bezieht sich insbesondere auf bestimmte technische Innovationen wie auch auf spezielle Ausstattungsoptionen. Als ein Beispiel für Self Branded Ingredient Brands kann die Funktionsmembran „ClimaProof“ der Firma „Adidas“ heran gezogen werden.

14

„Grundsätzlich sind „self-branded ingredient“-Initiativen eher von geringer Bedeutung, da die entsprechenden Kennzeichnungen nur selten den Charakter von eigenständigen Marken aufweisen.

Die

Vorteile

einer

solchen

Strategie

sind

aus

Perspektive

eines

Hauptproduktherstellers darin zu sehen, dass sie vergleichsweise kostengünstig realisierbar und trotzdem gut kontrollierbar ist.“

15

12

Vgl.: Havenstein, 2004, S. 77 Vgl.: Esch, 2005, S. 464 14 Vgl.: Esch, 2005, S. 464 15 Havenstein, 2004, S.79. 13

4


3.5 Material- bzw. Komponentenmarken Bei Gütezeichen handelt es sich um vom RAL anerkannte Zeichen, die von einer Gütergemeinschaft vergeben werden. Gütezeichen lassen sich wie folgt definieren: „Gütezeichen sind Wort- oder Bildzeichen oder beides, die als Garantieausweis zur Kennzeichnung von Waren oder Leistungen Verwendung finden, die die wesentlichen, an objektiven Maßstäben gemessenen, nach der Verkehrsauffassung die Güte einer Ware oder Leistung bestimmenden Eigenschaften erfüllen, und deren Träger Gütegemeinschaften sind, die im Rahmen der RALGemeinschaftsarbeit jedermann zugänglich und vom RAL anerkannte und veröffentlichte Gütebedingungen aufstellen und deren Erfüllung überwachen, oder die auf gesetzlichen Maßnahmen beruhen.“

16

Gütezeichen definieren sich im Gegensatz zum Ingredient Brand nicht aus ihrer Wirkung, sondern durch die objektive Einhaltung festgelegter Eigenschaften. Sie dürfen von jedem verwendet werden, der die objektiven Qualitätsmerkmale erfüllt.17 Die Gütezeichen stellen allerdings einen Grenzfall im Bezug auf ihren Markencharakter dar. Sattler differenziert grundsätzlich zwischen Marken- und Gütezeichen, wobei er jedoch darauf hinweißt, dass die Übergänge bei einer unklaren inhaltlichen Bedeutung des Gütezeichens fließen werden.18

16

Esch, 2005, S. 464 Vgl.: Esch, 2005, S. 464 f. 19 Berekoven, 1992, S. 41

17

6


3.5 Material- bzw. Komponentenmarken 18

Unter einer Material- bzw. Komponentenmarke sind Produktionsgüter zu verstehen, welche Gegenstand von Konsumgütern werden und gemeinsam mit der Endproduktmarke beim Konsumenten auftauchen.19 Als Beispiel für Materialmarken können die Stoffe der Firma „GoreTex“ heran gezogen werden. Die Prozessoren der Firma „Intel“ dienen wiederum als anschauliches Beispiel für Komponentenmarken.

Die in beiden Beispielen genannten Materialien bzw. Komponenten gehen in das Hauptprodukt ein, sind aber augenscheinlich nicht sichtbar. Um dem entgegen zu wirken, werden die Endprodukte mit einem Branding der jeweiligen Bestandteile versehen. Bei Computern wird dieses Problem mit dem Anbringen von Aufklebern an deren Außenseite gelöst, welche dann auf die verbauten Komponenten hinweisen.

Abb. 1: Markierung von Komponentenmarken am Beispiel des Acer TravelMate 5720G832G25N

Abb. 2: Markierung von Materialmarken am Antelope Non-Insulated Gore-Tex Suppressant 6 Schuh

Abbildung 1 zeigt ein Notebook des Herstellers „Acer“. Auf die verbauten Bestandteile (Ingredients) wird mittels Aufkleber, die auf der Oberfläche des Computers angebracht sind, hingewiesen. Abbildung 2 macht deutlich, wie die Markierung von verarbeiteten Materialien, in diesem Fall „Gore-Tex“, an einem Endprodukt aussehen kann.

19

Berekoven, 1992, S. 41

6


4. Vorraussetzungen für eine Ingredient-Branding-Strategie Um die in Gliederungspunkt 4 beschriebenen Ziele umsetzen zu können, sind bestimmte Vorraussetzungen erforderlich, damit eine Ingredient-Branding-Strategie durchgeführt werden und auch erfolgreich sein kann.

So sollte es in jedem Fall technisch möglich sein, die betreffenden Produktbestandteile zu markieren. Ist eine Markierung für den Konsumenten am Endprodukt sichtbar, so kann dieser während des Kaufs oder der Benutzung den betreffenden Bestandteil erfassen. Um eine bessere Erkennbarkeit zu gewährleisten, sollte des Branding möglichst klar und prägnant sein. Weiterhin ist zu beachten, dass die Lieferantenmarke das Endprodukt aufwerten sollte, was erreicht werden kann, wenn es sich bei dem Ingredient Brand um eine Innovation handelt oder es über einen komparativen Wettbewerbsvorteil verfügt.

Als Basisprinzip der Marktstimulierung liegt dem Ingredient Branding die Initiierung eines kooperativen

Push-Pull-Programms

nachgelagerter Absatz-

bzw.

zu

Grunde.

Marktstufen ist

eine

Ohne

die

Kooperationsbereitschaft

Ingredient-Branding-Strategie

kaum

durchsetzbar. Der Hauptprodukthersteller sollte dafür Sorge tragen, dass die Endkunden über die Vorteile des eingebauten Produkts informiert werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Endgerätehersteller sich mit dieser Art der Werbung einverstanden erklären sollte.

Sollten diese Vorraussetzung für den Investitionsgüterhersteller nicht umsetzbar sein, wird es ihm kaum gelingen die Nachfrager von der Wichtigkeit seiner Komponenten zu überzeugen. Sind die Vorraussetzungen jedoch erfüllt, können für den Zulieferer die folgenden drei Strategien in Betracht gezogen werden, mit Hilfe derer er Marktbarrieren seitens der Endprodukthersteller reduzieren und seine Zuliefermacht nachhaltig steigern kann. Als Strategien kommen nach Pförtsch und Schmidt die „Paralyse der OEMs durch vertikale Integration“, die „Disziplinierung der OEMs durch Vertikale Integration“ und die Marktentwicklungsstrategie als mögliche Strategien in Frage. 20

20

Vgl.: Pförtsch/ Schmidt, 2005, S. 123 ff

7


5. Umsetzung einer Ingredient-Branding-Strategie Für eine erfolgreiche Umsetzung der Ingredient-Branding-Strategie sind einige wichtige Dinge zu beachten. In diesem Gliederungspunkt wird auf die Faktoren eingegangen, welche zur Realisierung der Strategie von hoher Bedeutung sind. Hierbei wird auf die Perspektive des Marketings, die finanziellen Vorraussetzungen und die Durchsetzbarkeit innerhalb der Vertikalkette genauer eingegangen.

5.1 Aus Sicht des Marketings Die Umsetzung von

Ingredient Branding aus

Marketingsicht

bezieht sich auf alle

absatzpolitischen Maßnahmen, die auf eine oder mehrere, den unmittelbaren Abnehmern nachgelagerten Marktstufe(n) ausgerichtet sind.21 „Das primäre Ziel der absatzpolitischen Ansprache der dem direkten Abnehmer nachgelagerten Marktstufen liegen in der Generierung eines Nachfragesogs bzw. Pull-Effekts.“

22

Die Generierung eines solchen „Sog-Effekts“ soll die folgende Grafik verdeutlichen:

Abb. 3: Auswirkungen des Pull-Effekts auf die Vertikalkette 21 22

Vgl.: Havenstein, 2004, S. 61 Havenstein, 2004, S. 61

8


Abbildung 3 macht deutlich, dass die Produktionsgüterhersteller ihre markenpolitischen Maßnahmen, bei der Pull-Strategie, direkt an den Endabnehmer richten. Die Konsumenten fragen die Produkte, die das Ingredient Brand enthalten, aufgrund der Werbemaßnahmen des Investitionsgüterherstellers, beim Handel nach. Der Handel richtet seine Nachfrage an die Hauptprodukthersteller welche die nachgefragten Produkte mit den entsprechenden Bestandteilen produzieren. Um dies tun zu können, müssen sie die nachgefragten Produktionsgüter vom Ingeredient-Brand-Inhaber beziehen, sodass die Nachfrage des Handels und damit auch die der Endverbraucher bedient werden kann. Ähnlich verhält es sich auch im Onlinemarketing und der Suchmaschinenoptimierung.

Nur

wenn

eine

professionelle

Suchmaschinenoptimierung

durchgeführt wird, treten die gewünschten Rankinverbesserungen ein und eine WinWin Situation entsteht. Blickenstorfer beschreibt diesen Zusammenhang wie folgt: „Aus der Nachfrage nach Konsumgütern leitet sich der Bedarf an Produktionsgütern ab. Um die Nachfrage nach Produktionsgütern

zu

Konsumgüternachfrage.“

steigern,

bedarf

es

demnach

einer

Erhöhung

der

23

Esch differenziert die beim Ingredient Branding einsetzbaren Marketinginstrumente in Standartund Profilierungsinstrumente. Wobei sich Standartinstrumente dadurch auszeichnen, dass sie selbstverständlich und unabdingbar für die Ingredient-Branding- Strategie sind. Beim Einsatz dieser Instrumente, besitzen die Unternehmen bei der Ingredient- Branding-Strategie keine Freiheitsgrade. Bei den Profilierungsinstrumenten handelt es sich zum einen um Instrumente, die auf den jeweiligen Marktstufen zu Zusatznutzen führen und zum anderen um Maßnahmen, die eine besondere Unterstützung der Strategie ermöglicht, da diese nicht oder nur in einer anderen Weise von den Konkurrenten eingesetzt werden. Esch geht grundsätzlich davon aus, dass der Einsatz des gesamten Marketing-Mix bei der Verfolgung einer Ingredient-Branding-Strategie möglich ist.24

23 24

Blickenstorfer, 1970, S. 82 Vgl.: Esch, 2005, S. 472 f.

9


5.2 Aus finanzieller Sicht Die Generierung eines Pull-Effekts bringt einen hohen Kapitalbedarf mit sich. Um eine nachhaltige Wirkung im Hinblick auf den Bekanntheitsgrad und die Profilierung zu erzielen sind somit hohe Werbeinvestitionen nötig, welche insbesondere auf Konsumgütermärkten anfallen. Zu Beginn des Aufbaus eines Ingredient Brands müssen die Produktionsgüterhersteller finanziell in Vorleistung treten, in der Hoffnung, dass sich die Investitionen in den Aufbau der Marke lohnen und der Absatz somit langfristig gesteigert werden kann. Dies setzt voraus, dass das Unternehmen über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. Diese Vorraussetzung kann aber gerade von vielen mittelständischen Zulieferbetrieben vielfach nicht erfüllt werden. 25„Rudolph stellt diesbezüglich fest, dass zur Realisierung einer Strategie des mehrstufigen Marketing eine gewisse Mindestgröße des Produktionsgüterherstellers notwendig ist.“

26

„Während die Kostenseite noch vergleichsweise einfach zu ermitteln ist, stellt sich im Hinblick auf die Prognose der Einnahmen unter anderem das Problem, dass keine geeigneten Methoden zur Analyse der Erfolgsaussichten von Ingredient-Branding-Maßnahmen bestehen.“

27

5.3 Aus Sicht der Durchsetzbarkeit „Die Durchsetzbarkeit ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig. Zum einen von der Machtverteilung in der Vertikalkette und zum anderen von der Akzeptanz bzw. Unterstützung der Maßnahmen durch die betroffenen Marktstufen.“

28

Die Machtverteilung ist insofern relevant, als dass sie es ermöglicht, Interessen gegenüber anderen Marktteilnehmern durchzusetzen. Dies setzt voraus, dass der Investitionsgüterhersteller selbst über einen relativen Machtvorteil verfügt. Ist dies nicht der Fall, könnte die Umsetzung des Ingredient Brandings durch den Hauptprodukthersteller verhindert werden, indem dieser bei nicht sichtbaren Bestandteilen die Anbringung der Markenzeichen verweigert. Auch ist es denkbar, 25

Vgl.: Havenstein, 2004 , S. 96 Havenstein, 2004 , S. 96 27 Havenstein, 2004 , S. 97 26

28

dass

bei

im

Endprodukt

sichtbaren

Vorprodukten

die

Markierung

durch

den

Vgl.: Esch, 2005, S. 469

11


Investitionsgüterhersteller

untersagt

„Markenunterdrückung“ die Rede.

wird.

Bei

diesem

Sachverhalt

ist

von

29

Backhaus stellt hierzu fest: „Der Computerhersteller Compaq versuchte etwa, massiv die Ingredient Branding-Strategie von Intel zu bekämpfen und warb mit Slogans wie „When it says Compaq is on the outside, you don’t need to worry about what’s on the inside“ Die ablehnende Haltung

liegt

vor

allem

darin

begründet,

dass

durch

Ingredient

Branding

die

Abhängigkeitsposition gegenüber dem Zulieferer verstärkt wird. Im Kern muss also ein OEM die Vorteilsmöglichkeiten einer besseren Vermarktung gegenüber der Zunahme der Abhängigkeit abwägen.“

30

6. Funktionen des Ingredient Brandings Ingredient Branding erfüllt für die Akteure auf den unterschiedlichen Stufen der Vertikalkette teilweise verschiedene, in einigen Fällen auch identische Funktionen. Man spricht hier auch vom funktionsorientierten Ansatz. Allerdings handelt es sich dabei um einen deskriptiven Ansatz, was bedeutet, dass lediglich reale Funktionen des Ingredient Brandings beschrieben werden. Der Ansatz leistet jedoch keinen Beitrag zur Wirkungsweise des Ingredient Brandings.31 Dieses Kapitel soll deutlich machen, welche Vorteile durch die Funktionen des Ingredient Brandings entstehen.

6.1 Aus Sicht des Markeninhabers Die Informationsfunktion des Ingredient Brandings ermöglicht eine Reduktion der Anonymität und generiert dadurch Wiederholungskäufe, die sich auch auf die mittelbar nachgelagerten Stufen der Vertikalkette auswirken. Weiterhin bietet das Ingredient Branding eine Abgrenzungs- und Profilierungsfunktion

gegenüber

den

direkten

Konkurrenten.

Auch

wird

eine

Markteintrittsbarriere geschaffen, welche durch die hohen Investitionen, die für den

29 30 31

Vgl.: Havenstein, 2004 , S. 99 Backhaus, 2003, S. 753

Vgl.: Esch, 2005, S. 469

12


Markenaufbau notwendig sind, zustande kommt. Aufgrund des expliziten Rechtsschutzes des Ingredient Branding, durch das Markengesetz, ergibt sich eine Risikoreduktionsfunktion. Zusätzlich ergeben sich einige Rationalisierungsfunktionen, die sich zum Beispiel darin zeigen, dass das Produktionsgut bzw. die Folgeprodukte bei der Beschaffung und bei der Listung aufgrund ihrer Bekanntheit, Berücksichtigung finden. Weiterhin werden die Einführungen neuer Produktionsgüter, unter einer bestehenden Marke, durch den Imagetransfer des Ingredient Brandings erleichtert.32

6.2 Aus Sicht der Produktionsstufen Auf den Produktionsstufen (Weiterverarbeiter, Endprodukthersteller) zeichnet sich das Ingrediant Branding durch seine spezielle Risikoreduktions- und Rationalisierungsfunktionen aus. Hierunter kann unter anderem eine Reduktion des Beschaffungsrisikos beim Produzenten verstanden werden.

„Dies

spielt

sowohl

bei

der

Beschaffung

von

Commodities

durch

die

Schlüsselinformationsfunktion als auch bei Spezialitäten durch die Vertrauensfunktion eine 33

wesentliche Rolle.“

Des Weiteren ist auf den Produktionsstufen mit höheren Gewinnen zu

rechnen, sofern bei der Produktion auf die Verwendung eines starken Ingredient Brands zurückgegriffen wird. Diese Gewinnsteigerung ergibt sich aus den höheren Preisen, die für Endprodukte, die hochwertige Ingredient Brands enthälten, verlangt werden können.34

6.3 Aus Sicht des Handels Für den Handel übernimmt das Ingredient Branding in erster Linie Rationalisierungsfunktionen und

kann

auch

zu

dessen

Profilierung

beitragen.

Als

Beispiel

einer

solchen

Rationalisierungsfunktion kann der geringere Erklärungsbedarf gegenüber dem Kunden angeführt werden, der durch die Bekanntheit der Marke generiert wird. Auch kommt es im Handel zu einer Vorverkaufsfunktion durch den bereits erwähnten Pull-Effekt, der durch das Ingredient Brand 35

verursacht wird.

„Diese Vorverkaufsfunktion unterstützt die Planungssicherheit und die

Vgl.: Esch, 2005, S. 469

12


32 33 34 35

Vgl.: Esch, 2005, S. 467 f. Esch, 2005, S. 468 Vgl.: Esch, 2005, S. 468

Lagerumschlaghäufigkeit, die sich wiederum positiv auf den Gewinn bzw. auf die Rentabilität des Handelsbetriebs auswirkt.“

36

6.4 Aus Sicht der Endabnehmer „In letzter Konsequenz entscheidet der Endabnehmer aufgrund der derivativen Nachfrage über 37

den Erfolg des Ingredient Branding.“

Für die Stufe der Endabnehmer erfüllt das Ingredient

Esch, 2005, S. 465 f.

13


Brand eine Wiedererkennungsfunktion. Diese erlaubt es dem Konsumenten, trotz verschiedener Endproduktmarken, gleiche Komponenten bzw. Einsatz- und Rohstoffe zu identifizieren. Aus dieser

Wiedererkennungsfunktion

ergeben

sich

zum

einen

eine

Reduktion

des

Informationsaufwands (Rationalisierungsfunktion) und zum anderen eine Verringerung des empfundenen Risikos bei der Kaufentscheidung.

38

7. Fazit Ingredient Branding ist als ein zentrales Instrument des mehrstufigen Marketings anzusehen. Durch die Markierung seitens der Produktionsgüterhersteller wird eine Brücke zum Konsumgütermarkt geschlagen, auf dem diese ihre absatzpolitischen Maßnahmen ausrichten können.39 Im direkten Vergleich mit der klassischen Markenpolitik weißt Ingredient Branding jedoch einige Besonderheiten auf. Die Unterschiede ergeben sich zum einen aus der 40

Nachfragerseite, gehen aber auch aus dem zugrunde liegenden Produktkern hervor. Die Investitionsgüterhersteller haben erkannt, dass es in den Zeiten der Globalisierung und dem immer stärker werdenden Wettbewerbsdruck nicht mehr ausreicht, die Marketingmaßnahmen nur auf die unmittelbar nachgelagerte Stufe in der Vertikalkette zu konzentrieren. Mit Ingredient Branding bietet sich ihnen eine Strategie, die sich in erster Linie an das letzte Glied der Vertikalkette, den Endverbraucher, richtet. Ihre Fokussierung konzentriert sich darauf, eine Erhöhung der Konsumgüternachfrage zu erzielen.

36

Esch, 2005, S. 469 Esch, 2005, S. 469 Vgl.: Esch, 2005, S. 469 39 Vgl.: Havenstein, 2004 , S. 63 37 38

40

Um dieses Ziel zu erreichen, versuchen die Investitionsgüterhersteller einen Sogeffekt, der von den

Konsumenten

ausgeht,

zu

generieren.

Am

Ende

des

Sogs

stehen

die

Investitionsgüterhersteller, die mit ihren „Ingredients“ darauf warten, die durch ihre werbepolitischen Maßnahmen generierte Nachfrage, gegenüber der nächsten Stufe der Vertikalkette, zu bedienen. Gelingt die Umsetzung der Ingredient-Branding-Strategie, hat dies eine Stärkung des Industriegüterherstellers gegenüber seiner bestehenden und potenziellen Abnehmer, wie auch 14


gegenüber seiner Konkurrenten, zur Folge. Aber nicht nur der Markeninhaber kann seine Vorteile aus dem Ingredient Branding ziehen. Die gesamte Vertikalkette profitiert von dem durch den Investitionsgüterhersteller verursachten Sogeffekt.41 Neben der Absatzsteigerung von Produkten, die das beworbene Ingredient beinhalten, bringt Ingredient

Brandig

eine

stufenübergreifenden

Rationalisierungsfunktion

innerhalb

der

Vertikalkette mit sich. Für den Handel schlägt sich dies in einem geringeren Erklärungsbedarf der Marke nieder, was eine Folge der erhöhten Markenbekanntheit ist. Für den Endverbraucher reduziert sich die Informationsbeschaffung durch die Wiedererkennungsfunktion der Marke und auf

den

Produktionsstufen

ergibt

sich

eine

spezielle

Risikoreduktions-

und

Rationalisierungsfunktion, die unter anderem zu einer Reduktion des Beschaffungsrisikos beim Produzenten führt. Aus Sicht der Markeninhaber, den Investitionsgüterherstellern, ergibt sich, aufgrund der Rationalisierungsfunktion, eine höhere Berücksichtigung bei der Listung von Folgeprodukten, als es bei No-Name Produkten der Fall ist.42 Trotz der vielen Vorteile die sich durch die Ingredient-Branding-Strategie ergeben, birgt sie ebenso eine Reihe von Nachteilen. Dies sind unter anderem die bereits erwähnten hohen Kosten, die für die Kreierung des Markenwerts anfallen, sowie der hohe Zeitaufwand der hierfür erforderlich ist. Zu bedenken ist außerdem, dass man mit einem starken Ingredient Brand auch ein klares Angriffsziel für den Gegner definiert. Weiterhin besteht die Gefahr des Einbruchs des eigenen Markenwertes, im Falle von Qualitätsschwächen des Endprodukts.43 Es kann also festgehalten werden, dass sich eine Ingredient Branding Strategie nur lohnt, wenn alle relevanten Vorraussetzungen erfüllt werden können. Ist dies der Fall, sollte ein Investitionsgüterhersteller zu dieser Strategie greifen, um seine Position am Markt zu stärken und sich langfristig von seinen Konkurrenten abheben zu können. 41

Vgl.: Havenstein, 2004 , S. 62 Vgl.: Esch, 2005, S. 467 ff 43 Vgl.: Pförtsch/ Schmidt, 2005, S. 129 42

15


Literaturverzeichnis a) L ehr b üch er und Monog r ap hien • Backhaus K., Büschken J., Voeth M.: Internationales Marketing; 2003; Schäffer-Poeschel; Stuttgart • Berekoven, Ludwig: Grundlagen des Marketing; 1992; NWB Verlag; Herne • Blickenstorfer, Hans-Ulrich: Die Stellung der Werbung im Marketing der Produktionsgüterindustrie; 1970; Diss; Zürich • Esch, Thorsten, Stein, Matthias: Ingredient Branding – Die Macht der Lieferanten-Marken; in Planung und Analyse, 28. Jg., 2001, Nr. 1, S. 64-68; Deutscher Fachverlag GmbH; Frankfurt a.M. • Esch, Franz-Rudolf : Moderne Markenführung: Grundlagen, Innovative Ansätze, Praktische Umsetzungen; 2005; Gabler; Auflage: 4.; Wiesbaden • Havenstein, M.; Ingredient Branding: Die Wirkung der Markierung von Produktbestandteilen bei konsumtiven Gebrauchsgütern; 2004; Gabler Verlag; Wiesbaden • Norris, D.G.: Ingredient Branding: A Strategy Option with multiple Beneficiaries, in: Journal of Consumer Marketing; MCB UP Ltd; 9. Jg., 1992, • Pförtsch W., Schmidt M.: B2B-Markenmanagement. Konzepte - Methoden - Fallbeispiele; 2005; Vahlen; München • Rudolph, Michael: Mehrstufiges Marketing für Einsatzstoffe; 1989; Lang; Frankfurt a.M.

b) I nt er ne tr ec he r c he • Alfred Ritter GmbH & Co. KG: Innovation – Schwaben sind passionierte Erfinder URL: http://www.ritter-sport.de/#/de_DE/quality/article/innovation/ (Abruf: 13.12.08)

15


A bb il du ngs ve rz e ic hn is

Abbildung 1: Markierung von Komponentenmarken am Beispiel des Acer TravelMate 5720G ............................................................................................................................. 6 Quelle: http://www.notebooksbilliger.de/images/products/40000/47670/tm5720702g_slide5.jpg

Abbildung 2: Markierung von Materialmarken am Antelope Non-Insulated Gore-Tex Suppressant 6 Schuh ...................................................................................................................... 6 Quelle: http://www.great-lakes.org/reviews/review-12-16-02.html

Abbildung 3: Auswirkungen des Pull-Effekts auf die Vertikalkette...................................................................... 8 Quelle: Havenstein, Moritz: Ingredient Branding, in: WiSt, 32. Jg., 2003, Nr. 4, S. 231-234. S.231.

Abk ür zu ngsv erze ichn is

RAL

Reichsausschuss für Lieferbedingungen

OEM

Original Equipment Manufacturer (abgekürzt OEM, englisch für Originalausrüstungshersteller)

III


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.