Migros Magazin 49 2011 d ZH

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MIGROS-MAGAZIN | NR. 49, 5. DEZEMBER 2011 |

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MIGROS-BANK-RATGEBER

«Hätt i doch früecher afa spara» Nach jedem Euro-Gipfel heisst es, die Probleme seien gelöst. Und wenig später wird die Krise noch schlimmer. Was kommt da noch auf uns zu?

Illustration Rebekka Heeb

Daniel Lang, Leiter Produktmanagement bei der Migros Bank.

«Hätt i doch früecher afa spara», seufzt Sidi Abdel Assar im Lied von Mani Matter, als er merkt, dass seine 150 Schafe nicht ausreichen, um die Mitgift für seine Angebetene zu begleichen. Gleiches gilt für die sogenannten GIPS-Länder (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien): Auch ihre Sparbemühungen kommen zu spät.Weshalb? Das Grundübel der GIPS-Länder sind nicht die Schulden, diese sind zwar schlimm genug. Doch letztlich kranken diese Länder an der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft. Die Grafik zeigt,worum es geht: Während Deutschland einen riesigen Leistungsbilanzüberschuss von umgerechnet rund 200 Milliarden Franken pro Jahr erzielt, fahren die GIPS-Länder ein ebenso grosses Defizit ein. Die Leistungsbilanz innerhalb der Eurozone ist also in eine gravierende Schräglage geraten. Was auch eine Lösung der Schuldenkrise verhindert. Der Sparzwang bringt die GIPS-Länder in einen Teufelskreis. Indem sie den

Gürtel enger schnallen, schwächen sie ihre ohnehin schon lahmende Wirtschaft zusätzlich. Das Perfide an der Situation: Es gäbe ein bewährtes Mittel,um den Exporten dieser Länder auf die Sprünge zu helfen und die Leistungsbilanz wieder ins Lot zu bringen, nämlich eine Abwertung der eigenen Währung.

Die Eurokrise wird noch sehr, sehr lange dauern Island, welches vor drei Jahren als erstes Land wegen der Finanzkrise kollabierte, hat seine Währung innert weniger Monate um die Hälfte abgewertet.Das führte zu einem Tourismus-Boom, auch die Fischer profitierten. Inzwischen ist das Land zurück in der Wachstumszone. Die GIPS-Länder dagegen sind an den Euro gekettet.Weil sie ihre Währung nicht abwerten können, bleibt ihnen nur eine sogenannte «interne Abwertung», um wieder wettbewerbsfähig zu werden – sprich: Sie müssen eine brutale Rosskur mit massiven Lohnkürzungen durchexerzieren. Was sind die Konsequenzen daraus? Erstens: Weil in der Eurozone die Rezepte fehlen, um das Loch in der Leistungsbilanz zu stopfen, wird die Krise sehr, sehr lange dauern. Zweitens zwingt die Krise die Europäische Zentralbank (EZB),

So driften die Euro-Länder auseinander 300 200 100 0 –100 –200 –300

1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011

Deutschland

GIPS-Länder

Leistungsbilanzdefizit der GIPS-Länder (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) versus Leistungsbilanzüberschuss von Deutschland, in Milliarden Dollar.

die Zinsen auf lange Frist tief zu halten und weitere Staatsanleihen von GIPSLändern aufzukaufen. Drittens schafft die EZB damit den Nährboden für zukünftige Inflation – was aufgrund der Franken-Anbindung an den Euro auch die Schweiz betrifft. Und schliesslich bleibt abzuwarten, ob nicht doch das eine oder andere Land beschliesst, das Euro-Korsett zu verlassen. Welche Lösung sehen Sie für die Eurokrise? Diskutieren Sie mit unter www.facebook.com/migrosbank.

ÖKOLOGIE IM HAUSHALT

EGO-COACH: IN 36 SCHRITTEN ZU MEHR SELBSTBEWUSSTSEIN

Grüne Haushaltskasse im Rentenalter

Schritt 13: Schlagen Sie über die Stränge

Welche Rentenvorsorge die richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wer nicht nur die Rendite im Blick hat, kann sein Geld auch ökologisch anlegen.Es gibt inzwischen einige Anbieter, die in nachhaltige Wertpapiere investieren. Da die Anlagekriterien oft unterschiedlich sind, sollten Sie mehrere Offerten einholen. Eine Alternative dazu wäre, in die energetische Sanierung seines Hauses zu investieren.Denn wer Energie spart,reduziert die Lebenshaltungskosten im Alter. Tipps und Tricks für noch mehr Umweltschutz im Alltag finden Sie auf: www.wwf.ch/tipps

Unternehmen sie etwas, das sie sich sonst nicht gönnen würden. Das angekratzte Selbstbewusstsein vieler Menschen lässt sich auf Erfahrungen in der Kindheit zurückführen. Beobachten Sie einmal Kleinkinder, wie sie ohne Scheu aufeinander zugehen und vertrauensvoll miteinander spielen. Sie kennen keine Berührungsängste, diese werden ihnen erst vom Elternhaus, im Kindergarten und in der Schule eingeimpft. «Das tut man doch nicht! Was sollen da die Nachbarn denken!» Das Kind passt sich an, nimmt sich zurück, um die Anerkennung und Zuneigung seines Umfelds zu gewinnen. Die Folge: Erwachsene haben das ursprüngliche Selbstwertgefühl verloren und die Stra-

tegie verinnerlicht, dass «man» sich selbst nichts mehr gestattet. Das ist falsch. Ändern Sie gleich heute Ihre Haltung.Unternehmen Sie etwas, das Sie sich sonst versagen würden. Gehen Sie heute mal ganz früh nach Hause, wenn Sie sonst immer der Letzte am Arbeitsplatz sind. Gönnen Sie sich eine Massage, einen neuen Haarschnitt, eine Maniküre.Oder besuchen Sie das schicke Grandhotel, an dem Sie sonst immer vorbeigehen, und gönnen sich einen Drink. Lesen Sie die Tageszeitung von vorn bis hinten, wie Sie es sonst nur am Sonntag können. In Zusammenarbeit mit www.focus.de


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