Citambulos Mexico City

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Schanzensystem

Mexiko-Stadt

ist voller sozioökonomischer

Kontraste. Es existieren Stadtgebiete mit einem Human Development Index (HDI) vergleichbar dem von Ländern wie Deutschland, England und Belgien, direkt neben Gebieten, deren Index unterhalb der von der OECD und anderen ≥

internationalen Organisationen empfohlenen Grenze liegt. Während in den sozial marginalisierten Gebieten der Großteil der Bevölkerung auf sehr engem Raum lebt

Jeremy Clouser (Photos / Fotos). ± Susana Estrada. Litter-globe, 2008. (Object / Arte-objeto / Objekt). A snow-globe inspired by an advertising campaign for Santa Fe which portrayed this edge city of Mexico City as a “totally separate urban reality”. Bola de nieve inspirada en una campaña publicitaria de Santa Fe que presentaba esta edge city como una “realidad urbana totalmente aparte”.

und nur unzureichend an die städtische Versorgung angeschlossen ist, besteht in den wohlhabenderen Gegenden ein deutlich leichterer Zugang zu Grünflächen, kulturellen Einrichtungen sowie Bildungs- und Gesundheitszentren. Seitdem die sozioökonomische Kluft seit der Wirtschaftskrise der 1980er Jahre immer größer wird, grenzt sich die Oberschicht durch die Errichtung von Wohngebieten mit kontrolliertem Zugang sowohl gesellschaftlich als auch räumlich immer mehr ab. Die gated communities sind aber nicht allein den Bessergestellten vorbehalten. Auch für die neuen Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus und die calles cerradas (die von Anwohnern mit Schranken und Gittern gesperrten Wohnstraßen) ist dieses Modell zum städtebaulichen Ideal avanciert und dient mittlerweile als Grundlage für viele Bebauungspläne. Durch diese Entwicklung läuft die Stadt jedoch Gefahr, in ein Archipel voneinander getrennter Fragmente zu zerfallen. Die Typologie der gated communities zeigt unzählige verschiedene Formen auf, von der vermeintlich nachhaltigen Waldkommune bis hin zur „Selbstversorgerstadt“ um einen luxuriösen Golfplatz herum, und es entstehen auch ausgefallene Projekte wie zum Beispiel eine im wahrsten Sinne des Wortes „abgehobene“ Wohnanlage, die auf Stützen über der colonia popular, einem im Selbstbau entstandenen Wohnviertel, thront. Ein besonderer Fall hat die urbane Struktur des Tals von Mexiko in den letzten 15 Jahren radikal verändert: Der Aufstieg des Stadtteils Santa Fe, der auf einer ehemaligen Müllhalde angelegt wurde. War diese Gegend im 16. Jahrhundert ein autonomes, in Anlehnung an die Utopien von Thomas Morus gegründetes und von indigenen Bauern und Handwerkern bewohntes hospital-pueblo, „Krankenhaus-Dorf“, ist es heute eine edge city, deren hohe Bürotürme Mexiko-Stadt in die Weltwirtschaft einreihen. Der Aufschwung von Santa Fe hat den Bau von Großprojekten wie

Maßlosigkeit

Eine Schneekugel, inspiriert von einer Werbe­kampagne für Santa Fe, in der die edge city von Mexiko-Stadt als „vollständig autarke städtische Parallelrealität” dargestellt wurde.

Brücken, Tunneln und Wohngebieten der Oberschicht beschleunigt, die den einfachen Siedlungen das Terrain streitig machen.

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