0831 (03.2021)

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Ausgabe März 2021

Allgäuer Frühling.

Jeweils nur solange der Vorrat reicht!

#ZumGlückZötler

Kempten, meine geliebte Hassliebe

21 Jahre Kempten, genauso alt ist auch mein Leben in und mit dieser Stadt. 1999 bin ich nach dem Studium wegen einem Job und einer Frau hierhergezogen und kann nun, ohne gefühlte Wahrheiten aus der Zeit davor, auf diese zwei Jahrzehnte blicken. Die Beziehung ging zwar in die Brüche, geblieben bin ich jedoch gerne – Kempten wurde meine neue Heimat.

Ich gehöre also mit allen Neugeborenen zu den über 8.000 Menschen, um die Kempten in dieser Zeit gewachsen ist. Bald wohnte ich mitten in der Altstadt mit ihren Kneipen und Kleinkunstbühnen, in denen ich anfangs noch mit Mark statt Euro zahlte: Altstadtengel, Connies Bar, Wirtshaus Valentin oder Klimbim sind heute ebenso Geschichte wie das Klecks am Hofgarten mit mittelgroßer Bühne; ich vermisse die kleinen Konzerte, die Lesungen, Kabarett- und TheaterAuftritte und in der Bäckerstraße ebenso den Gemüseladen, die Sparkassenfiliale (in der ich hier mein erstes Konto eröffnete) oder die letzte, inhabergeführte Bäckerei.

Dann kamen Parktheater, BigBox, Forum Allgäu, mehr Handels- und Bäckereiketten: Irgendwie und Jahrzehnte später als z. B. in München wurde das Größere größer, die Partys, Konzerte, Läden – und das Kleinere und Individuellere kleiner – natürlich mit Ausnahmen. Und „irgendwie“ hadert diese wachsende, klein-große Stadt in manchen Köpfen noch immer mit ihrer raumordnungspolitischen Verantwortung als das Oberzentrum der Planungsregion Allgäu mit rund 800.000 Menschen. Oder wie sonst soll man z. B. in der Diskussion um ein Kulturquartier Allgäuhalle derart gestrige Aussagen im Stadtrat und anderswo einordnen, dass ein Stadttheater plus ein Kornhaus für ein kulturelles Leben doch reichen würden? Dieser ältesten Stadt, also der Rentnerin unter den Städten, fehlt oft die Lust, auch die jüngste und frischeste zu sein. Obwohl sie das Potential als die treibende Kraft der Region hätte – und viele Mitkämpfer*innen. Eines von vielen Beispielen dafür ist dieses 0831-Stadtmagazin mit einem eigenen Blick auf die Dinge und die Lust darauf, das wesentlich größere Leben in der Stadt abzubilden.

Vielleicht muss man unsere Kempten-zentrierte Geschichte einfach in einen größeren Kontext stellen: Das extreme Illerhochwasser von 2005 ist ja immer wieder in vieler Munde. Nur: Genau damals gab es hierzulande noch kein Facebook und keine Smartphones, George W. Bush war US-Präsident und Amazon hatte mit 8.500 statt 386.000 Mio. Dollar nur 2 Prozent seines heutigen Umsatzes. Guten Morgen also im Heute!

Und fürs Morgen – und nach Corona erst recht –braucht es frische Ideen für eine wachsende Stadt, die mehr und lebenswerter ist als nur die eine und nicht ewige Shopping-Metropole des Allgäus.

Also, meine geliebte Hassliebe Kempten, mach mal locker – und mach mal Butter bei die Fische. Ich bin dabei.

Dein Stephan A. Schmidt

Stephan A. Schmidt ist Mitgründer und seit 12 Jahren Vorsitzender des artig e. V., treibende Kraft in der Galerie Kunstreich in der Altstadt, Mitgründer des Künstlerhaus e. V., Vorstandsmitglied bei den Altstadtfreunden e. V. und derzeit Mitgründer des Kulturquartier-Fördervereins für die Allgäuhalle.

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Foto: Katja Epp

IMPRESSUM

ist eine Publikation aus dem

LIVE IN VERLAG

Inh. Christian Geduld

St.-Mang-Platz 9

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Tel: 0831-960 990-0

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21 JAhre Kempten 6-43

Night on Snow

Nachhaltigkeit 44-53

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Energiedorf Wildpoldsried
66 44
März 2021 5
Sport 54-57 Kultur 58-61
DAS THW IM EINSATZMODUS 64
Mehrwert 62-82

Kempten

2000 Rückblick, Einblick, Ausblick

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Die große Jahrtausendwende - viele von uns erinnern sich noch genau an die Hysterie um das fehlende Jahr 0, den Millennium Bug und die mehrfach vorhergesagte Apokalypse. Nun ist dieses gefürchtete Silvester bereits über 21 Jahre her und obwohl der Weltuntergang bislang ausgeblieben ist, war diese Zeit nicht wenig ereignisreich. So haben wir uns letztes Neujahr zum Anlass genommen, die seit 2000 vergangene Zeit Revue passieren zu lassen und möchten nun im Rahmen dieser Ausgabe gemeinsam mit euch auf die letzten 21 Jahre in Kempten zurückschauen. Außerdem wagen wir einen Ausblick auf das, was uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch so alles erwartet.

Natürlich war es bei der Vorarbeit für dieses besondere Thema unser Anspruch, Kemptens gesamte Entwicklung über diesen Zeitraum, und damit alles was gekommen und gegangen ist oder sich verändert hat, abzubilden. Allerdings sind 21 Jahre eine lange Zeit und der ein oder andere unserer Mitarbeiter:innen bereitete sich zu Beginn dieser noch auf die Grundschule vor. Wir bitten also um Verständnis, falls wir ein paar einzelne Ereignisse nicht beachtet haben und freuen uns in diesem Fall auf eure ergänzenden Zuschriften per e-mail. (Einfach den QR-Code ---> scannen)

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Die Brückenhänger

Surfen im Allgäu? Man mag es kaum glauben, aber in Kemptens letzten 21 Jahren hat sich auch beim Thema Surfen einiges getan. Kemptener Surfer Joachim Schrade berichtet uns über die Entstehungsgeschichte der Brückenhänger und der Illersurfer, über ihre erfolgreichen Jam Sessions und den Kampf für eine Welle in Kempten.

FUNSPORT
EIN GASTBEITRAG VON JOACHIM SCHRADE

WIE ALLES BEGANN

Zu Beginn des Jahres 2000, bei starkem Regen und keiner Möglichkeit zum Skateboarden, kamen die beiden Kemptener Raphael Horn und Karl Huche auf die Idee, mit einer Wäscheleine und ihren verstaubten Surfboards an den Jahnsteg beim Illerstadion zu gehen und mit der Leine gegen die Strömung zu surfen. Dieses gewagte Unterfangen hatte damals nur mäßigen Erfolg.

Während eines gemeinsamen Surfurlaubs 2006 kam ich mit den beiden ins Gespräch und wir beschlossen, es nach unserem Urlaub nochmal zu versuchen. Dieses Mal, mit unseren Erfahrungen und verändertem Equipment wie Bergseilen und Wasserskihanteln, klappte es richtig gut. Die Brückenhänger waren geboren! Das Brückenhänger-Surfen hat von Anfang an geheim stattgefunden, weil wir nicht wussten, ob die Stadt verbietet, was wir als neue Sportart gefunden hatten. Im Verborgenen wuchs die Anhängerschaft der Brückenhänger trotzdem stetig, nicht selten standen bis zu 20 Zuschauer auf der Brücke und auch immer mehr Surfer trauten sich ins Wasser. Die Brückenhänger wurden zum festen Bestandteil des Stadtbildes.

Mitte 2010 kam der damalige Sportbeauftragte, Georg Hieble, mit der Idee auf uns zu, beim Tag des Sports der Allgäuer Festwoche die Brückenhänger zu präsentieren. Zuerst waren wir skeptisch, doch der erste BrückenhängerJam 2010 war ein voller Erfolg. Es kamen über 1.000 Zuschauer und in den nächsten Jahren folgten drei weitere Veranstaltungen. Durch diese rückten wir immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit - so haben wir eine Unterschriftensammlung für eine Flusswelle in Kempten gestartet und über 2.200 Unterschriften erhalten. Dadurch sind auch die Medien auf uns aufmerksam geworden und im November 2010 stellten wir in der Fernsehsendung On3 Südwild unsere Projekte vor.

DER ILLERSURFER E.V.

Der damalige Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer war sehr aufgeschlossen für unsere Ideen und wir konnten dem Kemptener Stadtrat das Projekt mehrmals präsentieren. Um als geschlossene Gruppe aufzutreten und unsere Interessen zu verwirklichen, haben wir 2011 den Verein Kemptener Illersurfer e. V. gegründet.

Dieser Verein war gemeinnützig und hatte das Ziel, eine Flusswelle in Kempten zu errichten und zu betreiben. Die Flusswelle sollte wie ein Skateplatz kostenlos sein und jedem das Surfen im Fluss ermöglichen.

Surfen und Riversurfen haben sich mittlerweile zu einer der zuwachsstärksten Sportarten entwickelt und in einigen deutschen Städten werden bzw. wurden Flusswellen-Projekte umgesetzt oder sind noch in Planung.

UND WAS IST MIT KEMPTEN?

Leider hat sich 2016 der Verein Kemptener Illersurfer e. V. aufgelöst. Die starke Begeisterung, die anfangs herrschte, wurde schwächer. Es waren immer weniger Mitglieder, die sich engagieren wollten, und der Kampf für eine Kemptener Welle wurde nur noch von einigen wenigen ausgetragen.

Die Stadt Kempten hat das Projekt einer Flusswelle für Kempten immer unterstützt und auch viele Kemptener Bürger waren der Idee einer Welle gegenüber aufgeschlossen. Leider ist diese nie verwirklicht worden. Dies lag sicher an mehreren Gründen, vielleicht waren wir damals der Zeit einfach auch zu weit voraus. Heute ist Flusssurfen schon lange keine Randsportart mehr und auch der Bau einer künstlichen Welle erscheint nicht mehr so abwegig, wie das vielleicht noch vor zehn Jahren der Fall war.

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2000
2016 FUNSPORT 2006

WAS IST AUS DEN BRÜCKEN HÄNGERN GEWORDEN?

Viele der Allgäuer Surfer sind mittlerweile in München und dem Alpenraum unterwegs, um neue, natürliche Flusswel len zu surfen. Außerdem unterstützen sie einige Projekte mit ihrem Wissen, damit neue Wellen im urbanen Raum entstehen können. Die touristische Zukunft liegt unter an derem in nachhaltigen Sportarten wie zum Beispiel River surfen, ressourcenfressende Sportarten sind schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Deshalb wird auch im Allgäu weitergesurft, zwar nur noch selten an der Illerbrücke, dafür aber an anderen Stellen, al lerdings auch hier wieder geheim, denn ob es offiziell er laubt ist, wissen wir nach all den Jahren immer noch nicht.

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www.suddenrush.eu Überbrückungshilfe!
THE NATURAL GUARANA SHOT

Try2Roll beim Tag des Sports

Leichtathletik, Fahrradrennen und Stadtlauf? Klassische Sportwettkämpfe haben ja ihren Charme, aber im Jahr 2010 lernten die Kemptener Bürger:innen ihren Tag des Sports mit Inlineskating-Street-Contest und weiteren Extrem- und Randsportarten von einer ganz anderen Seite kennen. Daniel Rothenberger, einer der Organisatoren, sprach mit uns über dieses besondere Event und darüber, warum es trotz seines Erfolgs nicht mehr stattfindet.

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FUNSPORT 2000 2010

SAVE THE DATE

THE 13TH FLOOR PRESENTS

08.10.21 Guerilla Bops

27.11.21 Nick Shoulders (US) + Robyn G Shiels (UK)

29.05.22 SUPERSUCKERS

TBA

HOLA GHOST DELTA BOMBERS

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2012

FUNSPORT

Was genau war der Try2Roll?

Der Try2Roll war ein Inlineskating

Street-Contest, welcher als Tourstop der Deutschen Meisterschaft diente.

Wie kamt Ihr auf die Idee zu diesem Event? Die Festwoche wollte den Tag des Sports zu dieser Zeit eigentlich gar nicht mehr organisieren, da es zu wenig Interesse und Zuschauer dafür gab. Deshalb hatten wir die Idee, ein Event mit Extremsportarten, Bands und vielem mehr daraus zu machen. Den Tag des Sports gab es schon vorher, wir haben ihm also nur ein junges und modernes Gewand verschafft.

Was genau war der Try2Roll?

Der Try2Roll war ein Inlineskating-Street-Contest, welcher als Tourstop der Deutschen Meisterschaft diente. Wir hatten dabei jährlich Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz am Start. 2011 hat sich der Gewinner des Events sogar für die Weltmeisterschaft (Winterclash) qualifiziert. Der Contest wurde von 2008 bis 2011 von Nikita Anders, Harald Bultoc und mir organisiert und dann wurden wir im Jahr 2010 von einem Mitglied des Stadtrats darauf angesprochen, ob wir den Contest nicht im Rahmen des Tag des Sports und der Festwoche abhalten wollen würden. Wir stimmten zu und begannen zu planen, wobei die Firma Schneestern, die uns die Jahre über immer großzügig mit dem Verleih von Rampen unterstützt hatte, sogar eine große Funbox für den Skateplatz beisteuerte.

Wie habt Ihr es geschafft, ein solches Event auf die Beine

zu stellen?

Die Organisation und Planung dauerte etwa ein halbes Jahr und wäre ohne die Hilfe zahlloser Freiwilliger und Organisatoren, die finanzielle Unterstützung durch die Festwoche und die Stadt Kempten, aber auch ohne die Firmen Schneestern und Soulmade Design nicht möglich gewesen.

Einen riesengroßen Dank verdienen an dieser Stelle die helfenden Organisatoren Harald Bultoc und Nikita Anders (Try2Roll), Joachim Schrade (Brückenhänger), Sebastian Ziolko (Skateboard Miniramp-Contest) und Dirk Scheumann (Schneestern). Das Allgäuer Brauhaus sowie AÜW haben uns ebenfalls stark unterstützt.

Was machte den Tag des Sports im Jahr 2011 zum erfolgreichsten Sportfest Kemptens im vergangenen Jahrzehnt?

Es gab in Kempten kein vergleichbares Sport-Event mit einer solchen Vielfalt an Wettkämpfen, Attraktionen und modernen Sportarten. Ebenfalls gab es mit etwa 5.000 Besuchern in unserer Stadt seit sehr langer Zeit und auch lange Zeit danach kein Sportevent mit so einer großen Menge an Zuschauern und Teilnehmern.

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Wie oft fand der Contest im Rahmen des Tag des Sports statt und warum tut er das nicht mehr?

Wegen des Erfolgs im Jahr 2010 habe ich den Tag des Sports 2011 komplett für die Allgäuer Festwoche organisiert. Auch für den geplanten Tag des Sports 2012 haben wir ein Konzept bei der Stadt Kempten und der Festwoche vorgestellt. Obwohl alle beeindruckt von der großen Zuschauerzahl und dem Erfolg in den beiden Vorjahren waren, wollten Stadt und Festwoche leider nicht wie geplant das Budget von 2011 erhöhen. Den Deal mit dem nicht ausreichenden Budget bin ich 2011 eigentlich nur in der Hoffnung eingegangen, im nächsten Jahr die Verluste und die aufgewendete Zeit wiedergutmachen zu können. Ich bin selbständiger Fotograf und Filmemacher und kann nun mal leider kein halbes Jahr umsonst arbeiten und mein eigentliches Business vernachlässigen, ohne Aussicht auf einen finanziellen Ausgleich. Wäre das Wetter beim Tag des Sports 2011 regnerisch gewesen, wäre ich rückblickend auch noch auf Eigeninvestitionen von ca. 5.000 Euro sitzen geblieben. Meine hauptsächliche Einnahmequelle war beim Tag des Sports nämlich der Verkauf von Speisen und Getränken und da das Event ja ein voller Erfolg war und wir eine Gesamtbesucherzahl von über 5.000 Personen hatten, haben die Umsätze das Investierte zum Glück wieder wettgemacht.

Ein Grund dafür, dass das Event 2012 nicht mehr stattfand, war, dass es einige Probleme mit der Nutzung der Eisstockplätze, den Genehmigungen und der Versicherung gab. Da diese neu geteert waren, hatten die Vereinsmitglieder Angst, dass die neuen Plätze beschädigt werden würden und haben versucht, über Kontakte im Stadtrat die auf den Plätzen geplanten Eventpunkte zu verhindern. Wir wussten eine Woche vor dem Event immer noch nicht, ob wir nun die Eisstockplätze nutzen dürfen oder nicht. Ich wurde von Termin zu Termin mit Eisstockschützen, Stadtrat und vielen mehr geschickt und musste alle überzeugen, dass da auch sicher nichts passieren wird.

Für 2012 war die Nutzung des Illerstadions geplant und wir wollten das Event noch größer aufziehen, hier konnte uns die Stadt aber leider keine feste Zusage für einen Termin geben, da nicht bekannt war, ob zum vorgesehenen Zeitpunkt ein Comets-Spiel stattfinden würde oder nicht. Da das Event also nur kurzfristig planbar war, konnten wir auch keine größeren Sponsoren an Bord bringen. Das geringe Budget und die zusätzliche Wetterabhängigkeit des Events waren mir am Ende das Risiko einfach nicht wert.

März 2021
Fotos: Immanuel Rapp

2009

Night on Snow – Das Wir Schanzen Tourfinale am

04.04.09 im Herzen Kemptens

Am 04. April fand mit der Night on Snow in Kempten der fünfte und letzte Tourstopp der Suzuki Wir Schanzen 2009 statt. Auf dem Gelände des alten Allgäuer Brauhauses gab es für Teilnehmer wie Zuschauer einen Tow-In Contest für Snowboarder und Freeskier, gepaart mit dem umfangreichsten Rahmenprogramm der Tour. Die Night on Snow war ein Spektakel, wie es Kempten vorher noch nicht erlebt hatte. Bei dem in Europa äußerst seltenen Tow-In Contest wurden die Fahrer ähnlich angezogen, wie beim Wakeboarden, um die Geschwindigkeit zu bekommen, die nötig ist, um einen massiven Kicker und die Jib-Obstacles zu bezwingen. Bei der Night on Snow hatten die Fahrer außerdem die letzte Möglichkeit, bis zu 20 Punkte für die Suzuki Wir Schanzen Tourwertung zu sammeln und den Gesamtsieg zu entscheiden und es warteten zusätzlich noch bis zu 200 heiß begehrte Weltranglistenpunkte auf die Erstplatzierten der Kategorien Snowboard Herren und Damen.

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FUNSPORT
Fotos: Stefan Eigner
2000

FMX Show mit Germany´s No.1 Busty Wolter Neben dem Contest durften sich die Zuschauer über eine spektakuläre FMX Show mit Backflips en masse mit der Upforce Crew um Busty Wolter freuen, der nicht nur „der deutsche FMX-Fahrer“ und ein internationaler Top-Fahrer, sondern auch ein exzellenter Entertainer ist.

Live-Shows auf dem Red Bull Tourbus

Ebenfalls vor Ort war der Red Bull Tourbus und die Liveband „Wrong Kong“, die den Rapper Big Eazie im Gepäck hatten und auf dem Gelände für ordentlich Stimmung und Festivalatmosphäre gesorgt haben.

Afterparty mit DJ Luke von Seeed

Im Anschluss an das sportliche Geschehen stieg um 20:30 Uhr die Afterparty in der ehemaligen Fasshalle direkt auf dem Eventgelände. DJ Luke, der den Meisten als der DJ von SEEED bekannt sein dürfte, brachte den Partyfloor zusammen mit den Suzuki Wir Schanzen Residents Drunken Masters aka Slim C und Big Joe mit HipHop, Electro und Mash-Ups zum Beben.

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Die Night on Snow war ein Spektakel, wie es Kempten vorher noch nicht erlebt hatte
Chris Smit Sefan Eigner

Fasching

2000 2011

Lockdown und Masken? Hatten wir früher jedes Jahr!

Kempten im Lockdown – wer denkt, dass das ein Phänomen der Neuzeit ist, irrt gewaltig. Schon in den 90ern gab es Situationen, in denen mitten unter der Woche alle Geschäfte, Behörden, Banken etc. geschlossen wurden und die Menschen sich maskierten.

Jedes Jahr am Faschingsdienstag ab 13 Uhr war es soweit – die Stadt war im kompletten Lockdown (es hatte wirklich kein Laden auf), im Gegensatz zu heute herrschten aber in den Kneipen keine Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln: im Gegenteil!

Die „Haupt-Rennstrecke“ bildeten damals drei Lokale, die es leider in dieser Form alle nicht mehr gibt: der Altstadt Engel an der Ecke Burgstraße/Bäckerstraße (in dem sich heute Büros befinden), die Weinstube Schnitzer am Rathausplatz (heute SISSI) und das Coupé 77 in der Gerberstraße (heute SMOOVE).

Und was da seinerzeit zum Kehraus so abging, davon können die Kids heute nur träumen! Gefühlte fünf Menschen pro Quadratmeter Gastro-Fläche, „Eine Insel mit zwei Bergen“ lief 10-mal über den CD-Player (ja, sowas gab es damals noch) und besonders in der Kellerbar des Coupé 77 spielte sich so manche zwischenmenschliche Szene ab, die nicht wirklich jugendfrei war. Und pünktlich um Mitternacht wurde dann der Fasching ordnungsgemäß beerdigt – mit Leiche, Sarg und allem Drum und Dran. Ein Brauch, den man durchaus mal wieder aufleben lassen könnte …

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ROSENMONTAG 2011

ROSENMONTAG 2021

März 2021 2012
Fotos: Salvatore Feigel

Stadtentwicklung

Wie sehr sich Kemptens Stadtbild in nur zwei Dekaden verändert hat, wird einem vermutlich erst dann bewusst, wenn man alle Highlights zusammenträgt. Wie gut, dass wir genau das getan haben. Die Bundeswehr verlässt Kempten, dafür bekommt die Stadt ein „großes Loch“, das dieses Jahr sogar Jubiläum feiert. Aber auch sonst ist viel passiert: Viele Gebäude und öffentliche Plätze wurden umgebaut, saniert, modernisiert. Die Allgäumetropole ist außerdem gewachsen – 2017 erblickte die 70.000ste Kemptener:in das Licht der Welt. Aber manches ist auch einfach gleich geblieben: So lieben nicht nur die Deutschen, sondern auch die Kemptener:innen ihr Auto, finden aber keinen Parkplatz.

2000

2002

Ältestes Gebäude der Stadt entdecktWohnturm aus der Zeit um 1200

2005

Augusthochwasser: Schäden mit 2 Mio. € gering, da 680 m lange Mauer für den Hochwasserschutz rechtzeitig fertiggestellt werden konnte

Bahnhofsfest: 35 Jahre alter Hauptbahnhof wird saniert

2006

Kemptens Stadtentwicklung in Zahlen

Entwicklung Autobestand und beförderte Personen im ÖPNV

34.182

Autos

2007

40.021

davon 425 Autos mit Elektroantriebsmischformen und 35 reine e-Autos

3.252.268 Personen

3.050.637 Personen

2007 2019 2018

Trotz Klimaschutzbemühungen bleibt Kempten Autostadt. Eine leichte Trendwende zeichnet sich allerdings ab: Lag der Autobestand im Jahr 2007 noch bei 34.182 gemeldeten Fahrzeugen (das entspricht im Schnitt 1,89 Autos pro Einwohner:in) waren es 2019 über 5.800 Autos mehr auf Kemptens Straßen – das sind immerhin „nur“ noch 1,78 Fahrzeuge pro Kemptener:in. Die E-Mobilität spielt im Individualverkehr nahezu keine Rolle.

Der ÖPNV erfreut sich derweil keiner größeren Beliebtheit. Wurden 2007 noch rund 3,25 Millionen Personen befördert, waren es 2018 rund 3,06 Millionen – also knapp 200.000 weniger.

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Für 5,6 Mio. €: Anbindung des Baugebiets Ludwigshöhe Nord an den Schumacherring Neuer Stadtplatz in Kottern wird eingeweiht
2003
Colosseum-Center: Um- und Neubau zum Multiplex-Kino mit Gastronomie Mehr kulturelle Vielfalt in Kempten: Die bigBox eröffnet

2007

Einweihung des neuen St. Mang-Platzes mit Eröffnung des unterirdischen Schauraums der Erasmus-Kapelle

Innensanierung der St.-MangKirche wird abgeschlossen

Energieeffiziente Straßenbeleuchtung der Stadt ausgezeichnet - rund 29 % Stromeinsparung

2008

Ausbau Cambodunumweg

Polizeireform: Polizeidirektionen

Kempten und Krumbach werden zum Polizeipräsidium Schwaben/Südwest zusammengeführt

2009

Kempten nimmt als erste Kommune in Schwaben am Carsharing teil

Historisches Gebäude in der Bäckerstraße 9 erhält u. a. mit dem Einzug des Stadtjugendrings neue Verwendung

TOP 5 Herausforderungen

Ganz gleich, ob 1999 oder 2020 – seit über 20 Jahren zählt die Parksituation zu den TOP 5 Herausforderungen Kemptens. Insgesamt ist die Mobilität den Kemptener:innen ein Dorn im Auge. Bei allen drei Bürgerbefragungen seit 1999 fallen in den TOP 5 Schlagworte wie „Verkehr“, „ÖPNV“ und „Radwege“.

1999 2010 2020

PKW-Verkehr 25 % Parken 17 % ÖPNV 22 %

Innenstadt 18 % Hildegardplatz 9 % Wohnungsmarkt 17 %

Parken 18 % Verkehr 7 % Parkplätze 9 %

Ausländer 16 % ÖPNV 4 % Radwege 7 %

Stadthalle 8 % Radwege 4 % Großes Loch 7 %

1979 - 2020

März 2021 21
41 Jahre Leidenschaft für Musik und deren hochwertiger Wiedergabe.
hifi-bauernhof
41 Jahre
mail@hifi-bauernhof.de - www.hifi-bauernhof.de
2010
Eröffnung Mühlbachquartier Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Stadt Kempten

2011

Stadtentwicklung 2017

Kempten knackt erstmals 70.000

Einwohner:innenMarke

2011

2013

Umbau des Hildegard-Platzes; Zeitkapsel wird vergraben

Neubau Kita Oberlinhaus als erstes stadteigenes Plus-Energie-Gebäude

40 Jahre Altstadthaus

Das „große Loch“ entsteht

Bundeswehr verlässt KemptenStrukturreform wird für den Wegfall von über 800 Arbeitsplätzen sorgen; 2015 verlassen die letzten 300 Soldat:innen die Stadt

2012

Weihnachtsbeleuchtung wird innerhalb zweier Jahre durch City-Management auf LED umgestellt - Stromverbrauch reduziert sich um 92 %

Eröffnung Gesundheitshaus Cambomed in der Rottachstraße

Feierliche Eröffnung der Nordspange als Verbindungsstraße über die Iller

Die Stadtbibliothek ist seit 50 Jahren in der Orangerie im Hofgarten

Stadtentwicklungskonzept „ISEK“ wird auf den Weg gebracht

„Mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept Kempten, kurz ISEK, werden erstmals alle Strategien und Konzepte ressortübergreifend berücksichtigt - sei es aus wirtschaftlicher, ökonomischer, sozialer oder kultureller Perspektive.“

2015

Allgäuhalle wird zum Baudenkmal

Kemptens Stadtentwicklung in Zahlen

Entwicklung der Gesamtbevölkerung

Foto: Alexander Hold

11.684

* Geburten von 2000 - 2019 14.813

Die Stadtbevölkerung Kemptens wächst kontinuierlich. 2017 lebten in der Allgäumetropole erstmals mehr als 70.000 Einwohner:innen. Dass sich immer mehr Menschen als Kemptener:innen bezeichnen dürfen, entsteht jedoch nicht „aus eigener Kraft“ heraus: Wie ein Blick auf die Anzahl an Geburten und Todesfällen offenbart, ist Kemptens Wachstum von Zuzügen abhängig.

Auch Gäste wissen die Vorzüge der Stadt zu schätzen. Lag die Anzahl an Übernachtungen 2009 noch bei 128.000, waren es mit über 332.000 Übernachtungen zehn Jahre später fast drei Mal so viele – der Tourismus boomt!

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+ Todesfälle von 2000 - 2019 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 64.864 64.579 64.880 65.288 65.230 65.343 65.538 65.944 66.482 67.190 70.746 70.157 69.373 68.593 71.044
Dr. Richard Schießl, Leiter des Referats Wirtschaft, Kultur und Verwaltung der Stadt Kempten FOTO: Hilarmont
Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Stadt Kempten
Beim symbolischen Spatenstich im Jahr 2012 kippte Innenminister Joachim Herrmann mit einem Bagger um - glücklicherweise zog er sich dabei nur leichte Verletzungen zu

2019

Zumsteinhaus wird als neues Stadtmuseum eröffnet

Für die künftige Stadtentwicklung werden

200.000 qm Fläche hinzugekauft

Die König-Ludwig-Brücke, die weltweit älteste Eisenbahnbrücke aus Holz, erstrahlt nach der Sanierung in neuem Glanz

WOHNEN AUF ZEIT MITTEN IM ZENTRUM KEMPTEN

2018

200 Jahre vereintes Kempten

2020

Baubeginn 7-stöckiges Holzhaus durch die Sozialbau

1,5 Mio. Besucher:innen im Altstadthaus

Neueröffnung des Stadtparks

MYPARKHOTEL

Anlässlich der Feierlichkeiten wird eine neue Zeittafel zur Stadtgeschichte an der Freitreppe angebracht

2021

Ein unrühmlicher Geburtstag – das „große Loch“ feiert dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum…

BOARDING APARTMENTS

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Anfragen per Mail an: boarding@my-parkhotel.de

Werde Fenebergler ! Ausbildung bei Feneberg

· Verkäufer (m/w/d)

· Kaufmann im Einzelhandel (m/w/d)

· Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Fleischerei (m/w/d)

· Florist (m/w/d)

Leserumfrage

Alter vs Neuer Stadtpark:

Im Herbst 2018 mussten die Kemptener:innen ihre zentrale Grünanlage den Baukolonnen überlassen, um Anfang 2020 im Rahmen eines Bürgerfestes ihre Neueröffnung zu feiern. Mit Gesamtausgaben von 6,5 Millionen Euro hat die Stadt bei dieser Umgestaltung wahrlich weder Kosten noch Mühen gescheut, doch was sagen die Bürger:innen nun ein Jahr später zur kostspieligen Modernisierung des Stadtparks? Wir fragen euch einfach selbst.

Seid ihr Team alter oder Team neuer Stadtpark? Scannt den QR-Code, um an unserer Abstimmung teilzunehmen!

Ausbildung in unserer Zentrale in Kempten:

· Mechatroniker für Kältetechnik (m/w/d)

· Fleischer (m/w/d)

· Fachkraft für Lebensmitteltechnik (m/w/d)

Feneberg Lebensmittel GmbH, Ursulasrieder Straße 2, 87437 Kempten/Allgäu, www.feneberg.de/ausbildung

März 2021 23 Weitere Infos hier
Fotos: Karlheinz Chmiel Foto: moriprint

Wirtschaft

Die Wirtschaft boomte in jüngster Vergangenheit (die Auswirkungen des bösen C-Worts mal außen vor gelassen). Das zeigt sich auch an der Arbeitslosenquote, die 2019 bei lediglich 3,2 Prozent lag. Im gleichen Jahr gaben 63 Prozent der Kemptener Unternehmen an, dass ihre Geschäfts- und Auftragslage „gut“ sei. Noch viel wichtiger: Lediglich zwei Prozent bezeichneten sie als „schlecht“. Doch das war nicht immer so. Wir blicken zurück auf 21 Jahre Wirtschaftsentwicklung.

2006

Einweihung des Neubaus der Heilpädagogischen Tagesstätte der Lebenshilfe Kempten

2000

Klinik-Erweiterungsbau an der Robert-Weixler-Straße wird eröffnet

2003

Das CamboMare öffnet seine Pforten

2004

Mit der Stiftsbleiche und Bühl-Ost werden zwei neue Gewerbegebiete mit insgesamt 16 ha erschlossen

Neubau des Milchwirtschaftlichen Zentrums Bayern mit der muva kempten GmbH – Labor- und Dienstleistungszentrum

Im Kurzinterview: Simon Schnetzer & Thomas Herzhoff von der Gründervilla

Den Status quo der Gründerszene in Kempten kennen wir - wie wird diese zwei Dekaden später aussehen?

Simon Schnetzer: In 20 Jahren werden wir auf die Corona-Pandemie zurückblicken als das Ereignis, das das Gründen und Coden in die Schule und Gesellschaft getragen hat. Jede:r hat nebenher noch ein, zwei Tech-Startups am Laufen und ist mindestens darin investiert. In Kempten hat sich rund um die Gründerszene

eine richtige Investoren-Riege geschart, die hungrig auf die nächsten Ideen warten, um auf das nächste Einhorn zu setzen.

Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um dieses Gedankenspiel Wirklichkeit werden zu lassen?

Thomas Herzhoff: Richtig gut wird es für die Gründerszene laufen, wenn sie nicht nur direkt bei den Startup-Essentials, wie

Finanzierung, Beratung und Vernetzung unterstützt wird, sondern auch bei den Rahmenbedingungen, die Gründer:innen benötigen, um sich ums Gründen zu kümmern: erschwinglichen Wohnraum, flexible Kinderbetreuung, praktische Mobilitätskonzepte.

Und dann wird Kempten zu einem wahren „Mekka“ für Gründer:innen?

Simon Schnetzer: Kempten ist jetzt schon ein Sehnsuchtsort für Gründer:innen

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Neues Shoppingerlebnis mit dem Forum Allgäu Kempten
„Kempten ist ein Sehnsuchtsort für Gründer:innen“
Foto: Isenhoffs Büro GESCHÄFTSUND AUFTRAGSLAGE
Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Stadt Kempten 10 20 30 40 50 60 70 80 % 10 20 30 40 50 60 70 80 % schlecht gut zufriedenstellend schlecht gut zufriedenstellend
Foto:ECE

Am Medizinischen Versorgungszentrum Kempten (MVZ) wird das größte Diabetesund Apheresezentrum Deutschlands eingeweiht

10% Rabatt auf alle Bong-Ar tikel

Wie gewohnt sind wir vonMontag bis Samstag durchgehend von8bis 18 Uhr für Sieda!

geworden, weil man hier gründen und Top-Lebensqualität verbinden kann. Schwierig ist, dass Kempten ähnlich teuer ist wie Großstädte, was es in der häufig prekären Startup-Phase eher schwierig macht. Und was in Kempten für einen sogenannten Mekka-Status fehlt, sind Events und Formate, die Gründer:innen und ihre Erfolge überregional feiern und sichtbar machen. Wir träumen schon lange von TedX-Events hier – gerne auch auf englisch – doch dafür waren Kempten und das Allgäu für unser Empfinden bislang nicht bereit.

Welche Rolle wird die Gründervilla dabei gespielt haben?

Thomas Herzhoff: Die Gründervilla versteht sich als Heimat und Bühne für Menschen mit Ideen und Selbständige. Daher wollen wir auch in 20 Jahren noch ein Hotspot der Gründerszene sein, wo man gerne hinkommt, um in der Gründerszene anzukommen, sich zu vernetzen und Hilfe für die nächsten Schritte zu bekommen.

Steakhouse & Mexican food

Abholkarte unter www.eldorado-kempten.de

Do.-So. 16:30 bis 20:30

Telefon: 0831/5 23 93 92

Mit 3.130 Arbeitslosen suchten in den letzten 20 Jahren nie mehr Kemptener:innen nach einem neuen Beschäftigungsverhältnis als im Jahr 2005. Besonders gut lief es hingegen

2019: In diesem Jahr zählt die Statistik 1.215 Arbeitssuchende –das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent (knapp 5 Prozent weniger als noch 2005).

März 2021 25
2007
ZAK rüstet Kompostieranlage
5,8 Mio. €
2009
für
in technisch moderne Biogasanlage um
ELDORADO
Sehnsucht?
dich da!
Wir sind für
1949 2295 2639 2661 3130 2469 1815 1500 1965 1738 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 1476 1581 1668 1668 1717 1641 1587 1252 1215 1626
Jahr
Arbeitssuchende
Quelle: Bundesagentur für Arbeit

2011

Gründung Allgäu GmbH

Erweiterungsbau Fa. Liebherr für 30 Mio. € Süddeutsche Butter- und Käsebörse feiert ihr 90-jähriges Bestehen

2011

2012

Festakt zur Einhäusigkeit des Klinikums Kempten

2014

Coworking Space in der Gründervilla startet

Traditionsunternehmen Ott Hydromet feiert 140-jähriges Jubiläum Eröffnung Porsche Zentrum Allgäu

ABT erweitert Firmensitz um ein Motorsport-Zentrum inkl. Museum

2015

XXXLutz-Filiale eröffnet neben Hochschule Allgäuer Gründerpreis wird erstmals auf Allgäuer Gründerbühne vergeben Bezirkskrankenhaus wird in einem Neubau wiedereröffnet

2017

Eröffnung Allgäu Digital 32-Mio.-€-Projekt: Sparkasse Allgäu weiht neuen Hauptsitz ein 20 Jahre COMETA - das Gründerzentrum war 1997 eines der ersten Schritte, um die Stadt als Gründungsstandort attraktiver zu machen

Allgäu Digital 2040 – Zukunftsvisionen für das Allgäu

Ein Gastbeitrag von Antonia Widmer, Leiterin Allgäu Digital

19. Juni 2017. Startschuss für Allgäu Digital – das digitale Gründerzentrum in Kempten. Heute wagen wir den Blick in die Zukunft und denken groß. Unsere Vision Allgäu Digital 2040 bewegt sich auf mehreren Ebenen:

Wir wünschen uns, angehängt an die jetzige Schlichterei, ein Areal für Gründergeist, Innovation und Digitalisierung. Dieses Areal bietet allen Bereichen Platz: ein Coworking-Bereich für Startups in der Ideenphase, abgeschlossene Büros für Gründer:innen, die mehr Ruhe brauchen und

trotzdem den Austausch mit anderen suchen und in der Ansiedelung in den Gebäuden herum, junge, agile Unternehmen, die Digitalisierung leben und mitgestalten.

Allgäu Digital als Eventlocation ist ein Ort für offenen Austausch und Treffpunkt für alle: jung, alt, Digital Natives und - Nomads, aber auch Menschen mit der Printausgabe ihrer Zeitung in der Hand.

Ein offener Maker Space, den man sowohl als Privatperson als auch als Unternehmen flexibel buchen kann, bereichert den Standort. Eine kreative Hightech-Werkstatt zum Ausprobieren, Entwickeln und Ideen schmieden. Ermöglicht wird das durch die Beteiligung der gesamten Region: Von Politik bis zu

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Wirtschaft
Foto: Allgäu GmbH Foto: Karhlheinz Chmiel
GESCHÄFTSUND AUFTRAGSLAGE
Abriss altes Sparkassengebäude

Die Preisentwicklung der Wipper Breze in Zahlen:

2001: 75 Pfenning

2002: 40 Cent

2004: 45 Cent

2007: 50 Cent

2013: 60 Cent

2015: 65 Cent

2018: 70 Cent

2019

Das politische Ziel der „schwarzen Null“ wird als erste kreisfreie Stadt Bayerns erreicht

2020

Neues Hotel in der „Soloplan-City“ entsteht

GESCHÄFTS- UND AUFTRAGSLAGE

Eine insgesamt positive Entwicklung ist bei der Beurteilung der Geschäfts- und Auftragslage der Kemptener Unternehmen zu beobachten. Sind es 2000 noch 38,2 Prozent gewesen, die die Situation als „gut“ bewerteten, waren es zuletzt 63 Prozent im Jahr 2019. Absoluter Tiefpunkt war im Jahr 2002: über 40 Prozent der an der Unternehmensbefragung teilgenommenen Betriebe bewertete damals die Geschäftslage als „schlecht“.

KEMPTENS BESTE!

Viele Patient:innen werden hier heimatnah versorgt

Unternehmen ist allen bewusst, dass Innovation Verortung braucht und Gründergeist die Grundlage ist für Innovation. Dieser Gründergeist braucht die Förderung eines Netzwerkes, muss Scheitern erlauben und konstruktiv-kritisch ermutigen. Alle sind der Überzeugung, dass Disruption am besten bewusst orchestriert anstatt nur „erlitten“ wird.

Dabei unterstützt ein Netzwerk an Menschen mit Expertise aus Technik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sozialem und Politik, das an einer gemeinsamen Vision festhält: Aktiv und nicht reaktiv die Verantwortung zu übernehmen, Zukunft für alle in der Region lebenswert, selbstbestimmt und barrierefrei (auch im Kopf) zu gestalten.

Das Bezirkskrankenhaus (BKH) Kempten versorgt die Landkreise Oberallgäu und Lindau sowie die Stadt Kempten – insgesamt 270.000 Menschen. Wer an einer psychiatrischen Erkrankung leidet und akut Hilfe benötigt, ist dort gut aufgehoben. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik behandelt pro Jahr knapp 2.200 Patient:innen voll- und teilstationär sowie fast 7.000 ambulant. Die meisten leiden unter Depressionen, Sucht- und Demenzerkrankungen oder Alkoholabhängigkeit. „Wir versorgen sehr viele Menschen heimatnah“, sagt der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Markus Jäger.

Zuvor war das BKH im Gebäude Freudental 1 untergebracht, von Anfang an eher eine Übergangslösung. Die Klinik zog 1985 ins ehemalige Matthias-Claudius-Jugendheim ein. Auch wenn Patient:innen und Mitarbeitende die Nähe zur Innenstadt schätzten, so war das eng verwinkelte, veraltete ehemalige Kinderheim bald für eine zeitgemäße psychiatrische Versorgung nicht mehr geeignet und zudem ständig überbelegt.

So stellte der Umzug an die Robert-Weixler-Straße einen Quantensprung dar. Der 34 Millionen Euro teure Neubau unmittelbar neben dem Klinikum wurde im April 2015 eingeweiht. Die Zusammenarbeit mit dem Klinikverbund Allgäu ist sehr gut, beide Einrichtungen sind räumlich und organisatorisch eng miteinander verbunden. Das BKH verfügt dort über 120 stationäre Betten. Dazu kommen 35 Plätze in der Tagesklinik und die Ambulanz. 255 Frauen und Männer arbeiten in der psychiatrischen Akutklinik, sie leisten auch eine Vielzahl von Konsiliardiensten in den benachbarten Krankenhäusern. Organisatorisch gehört die Tagesklinik Lindau mit 20 Plätzen zum BKH Kempten.

Das Gebäude im Freudental wird heute als Asylunterkunft genutzt.

März 2021 27
Foto: Saskia Pavek, Bezirkskliniken Schwaben

Bildung

Bildung

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft, heißt es. Das wurde auch in Kempten erkannt. Die Stadt ist bayerische und seit 2020 auch digitale Bildungsregion. 2006 startete das mehrfach ausgezeichnete Projekt „Zukunft bringt’s“. Schulen übernehmen als Klima- und Umweltschulen Verantwortung für die Zukunft. Apropos Zukunft: Der Campus der Hochschule wird weiter wachsen und Kemptens zehnte Grundschule steht in den Startlöchern. Zehn oder gar 20 Jahre weitergedacht, könnten weitere Meilensteine erreicht worden sein…

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft, heißt es. Das wurde auch in Kempten erkannt. Die Stadt ist bayerische und seit 2020 auch digitale Bildungsregion. 2006 startete das mehrfach ausgezeichnete Projekt „Zukunft bringt’s“. Schulen übernehmen als Klima- und Umweltschulen Verantwortung für die Zukunft. Apropos Zukunft: Der Campus der Hochschule wird weiter wachsen und Kemptens zehnte Grundschule steht in den Startlöchern. Und zehn oder gar 20 Jahre weitergedacht, könnten weitere Meilensteine erreicht worden sein…

2000

2000

Abschaffung der Berufsaufbauschule und Umbenennung in Staatliche Berufsschule I

Abschaffung der Berufsaufbauschule und Umbenennung in Staatliche Berufsschule I.

Entwicklung der Studierenden im Wintersemester

Studierende

2004 2006

Mit der Philipp-Neri-Schule erhält Kempten eine neue Förderschule

2006

2004

Robert-SchumanMittelschule führt Praxisklassen ein

Mit der Philipp-Neri-Schule erhält Kempten eine neue Förderschule

Robert-SchumanMittelschule führt Praxisklassen ein

2005

2005

Der Kemptener Ernst Mayr, Biologe und einer der bedeutendsten Naturforscher des 20. Jh., verstirbt am 03.02.

„Zukunft bringt‘s“, das Zukunftsprojekt für Jugend, Schule und Bildung wird auf den Weg gebracht und später mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit bay. Staatspreis Modellprojekt Ganztagsklasse an der Suttschule startet im Schuljahr 2006/07 - die Ganztagsklasse ist eine von 10 bayernweit ausgewählten Klassen

„Zukunft bringt‘s“, das Zukunftsprojekt für Jugend, Schule und Bildung wird auf den Weg gebracht und später mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit bay. Staatspreis Modellprojekt Ganztagsklasse an der Suttschule startet im Schuljahr 2006/07 - die Ganztagsklasse ist eine von 10 bayernweit ausgewählten Klassen

Der Kemptener Ernst Mayr, Biologe und einer der bedeutendsten Naturforscher des 20. Jh., verstirbt am 03.02.

Hochschule Kempten – vier Schlagzeilen der Zukunft

Hochschule Kempten – vier Schlagzeilen der Zukunft

„Spitzenforschung an der Hochschule Kempten“

Die Hochschule Kempten kann inzwischen mit Stolz auf 43 Jahre Entwicklung zurückblicken. Mit derzeit sechs Fakultäten, die inhaltlich sowohl den technischen als auch den sozialwissenschaftlichen Bereich breit abdecken, kann die Mission der Hochschule „Kompetenz durch vernetzte Vielfalt“ heute und auch in Zukunft gelebt werden. Die Überschriften einer Rubrik „Aktuelles“ könnten in den nächsten zwei Dekaden wie folgt lauten:

„Promotionsrecht ein voller Erfolg“

Mit dem noch in 2021 verabschiedeten Hochschulinnovationsgesetz werden die Weichen für Promotionen in forschungsstarken Bereichen der Hochschule Kempten gestellt.

Die Hochschule Kempten kann inzwischen mit Stolz auf 43 Jahre Entwicklung zurückblicken. Mit derzeit sechs Fakultäten, die inhaltlich sowohl den technischen als auch den sozialwissenschaftlichen Bereich breit abdecken, kann die Mission der Hochschule „Kompetenz durch vernetzte Vielfalt“ heute und auch in Zukunft gelebt werden. Die Überschriften einer Rubrik „Aktuelles“ könnten in den nächsten zwei Dekaden wie folgt lauten:

„Attraktive Lehre mit Digitalkompetenz“

Tatsächlich werden durch die HighTech Agenda Bayern die personellen Ressourcen für die angewandte Forschung um ca. 15 Prozent erhöht.

„Promotionsrecht ein voller Erfolg“

Mit dem noch in 2021 verabschiedeten Hochschulinnovationsgesetz werden die Weichen für Promotionen in forschungsstarken Bereichen der Hochschule Kempten gestellt.

„Attraktive Lehre mit Digitalkompetenz“

„Spitzenforschung an der Hochschule Kempten“

Tatsächlich werden durch die HighTech Agenda Bayern die personellen Ressourcen für die angewandte Forschung um ca. 15 Prozent erhöht.

Auf Basis der Erfahrungen der gezwungenermaßen in Zeiten der Pandemie vollständigen Umstellung auf Digitallehre wird die wieder mögliche und für die Sozialkompetenz wichtige Präsenzlehre mit digitalen Elementen ergänzt. Gleichzeitig wird durch die verstärkte Vernetzung zwischen Lehre und angewandter Forschung die Lehre noch attraktiver.

Auf Basis der Erfahrungen der gezwungenermaßen in Zeiten der Pandemie vollständigen Umstellung auf Digitallehre wird die wieder mögliche und für die Sozialkompetenz wichtige Präsenzlehre mit digitalen Elementen ergänzt. Gleichzeitig wird durch die verstärkte Vernetzung zwischen Lehre und angewandter Forschung die Lehre noch attraktiver.

„Innovativer Hochschulbau“

„Innovativer Hochschulbau“

Die Hochschule Kempten wird im sechsten Bauabschnitt um 8.200 qm Nutzfläche für Lehre, Forschung und Weiterbildung am Campus erweitert.

Die Hochschule Kempten wird im sechsten Bauabschnitt um 8.200 qm Nutzfläche für Lehre, Forschung und Weiterbildung am Campus erweitert.

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Ein Gastbeitrag von Hochschulpräsident Prof. Dr. Wolfgang Hauke
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0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 2000/2001 JAHR 2001/2002 2164 PERSONEN (INSGESAMT) 2002/2003 2506 2003/2004 2823 2004/2005 3002 2005/2006 3005 2006/2007 2986 2007/2008 3085 2008/2009 3165 2009/2010 3410 2010/2011 3995 2011/2012 4576 2012/2013 4959 2013/2014 5346 2014/2015 5886 2015/2016 5985 2016/2017 6178 2017/2018 6115 2018/2019 5993 2019/2020 5910
EIN GASTBEITRAG VON HOCHSCHULPRÄSIDENT PROF. DR. WOLFGANG HAUKE
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Foto: Karlheinz Chmiel
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2009

Start der Berufsorientierungsklasse am Berufsschulzentrum für eine 2. Chance von Schüler:innen ohne Schulabschluss und Ausbildungsperspektive

2008

Die beiden Außenstellen Kottern und Eich fusionieren zur neuen Grundschule Kottern/Eich

2010

Anzahl der Hauptschüler:innen der 9. Klasse ohne Schulabschluss konnte auf 2,49 % gesenkt werden

Hauptschulen heißen ab jetzt Mittelschulen

Verglichen mit dem Wintersemester 2000/01 hat sich die Studierendenzahl an der Hochschule Kempten bis heute nahezu verdreifacht. Mit 6.178 Studierenden 2016/17 wurde erstmals die 6.000er-Marke gerissen –bis heute wurden nie mehr Studierende in einem Wintersemester gezählt. In den Folgejahren ging die Anzahl der angehenden Akademiker:innen erstmals seit 2000 wieder leicht zurück.

Zuletzt kamen übrigens knapp die Hälfte der Studierenden aus dem Allgäu (45,9 Prozent) und weitere 33,7 Prozent aus dem Rest Bayerns.

Der Blick in die Glaskugel Eine Stadträtin berichtet aus dem

Jahr 2030 heraus

Ein Gastbeitrag von Barbara Haggenmüller

Das letzte Jahrzehnt war geprägt von der gemeinsamen Anstrengung, die Schäden der Pandemie zu überwinden. Die Warnungen und Erkenntnisse von Bildungsexperten wurden ernstgenommen: Alles wurde daran gesetzt, die Kinder zu unterstützen, um die Freude am Lernen zu erhalten und die immensen Lücken durch das Pandemie-Schuljahr aufzufangen.

So ist es inzwischen Standard, dass jeder Lehrkraft bis zur 4. Jahrgangsstufe Assistent:innen zur Seite gestellt werden, beispielsweise Studierende, FSJler oder ältere Menschen, die die Kinder individuell begleiten und die Lehrkräfte entlasten. Die Aufwandsentschädigung für diese Arbeit beschloss der Stadtrat, aus einem „Soli-Zehnerl“ beim Parken und einer breit angelegten Spendenakquise zu bewerkstelligen. Hier waren alle in einem Boot, auch die heimische Wirtschaft.

Zudem einigte man sich im Stadtrat, dass jedes Kind in seiner Schullaufbahn einmal in allen Kemptener Museen und bei einer Theateraufführung gewesen sein sollte. Das konnte rasch umgesetzt werden und gehört heute selbstverständlich zum Schulleben eines jeden Kindes.

Genauso selbstverständlich wie heute jede Schule „Klimaschule“ und „Fairtrade“-Schule ist. Was mit dem großen Engagement einzelner Lehrkräfte begann, ist nun an jeder Schule verankert – mit den entsprechenden „Entlastungsstunden“ für die betreuenden Lehrkräfte. Bei der IT-Betreuung, die lange von engagierten Lehrer:innen übernommen worden war, gibt es inzwischen zusätzlich ausgewiesene Stellenpläne, gemeinsame Konzepte und Fortbildungen.

Mit Hilfe der „Ökomodell Region“ konnte schrittweise jede Schule mit regionalem, biologisch erzeugtem Essen versorgt werden und die Kinder genießen mittlerweile ihre „Veggie-Tage“, die nach den ersten positiven Erfahrungen von einem Tag pro Woche auf vier Tage ausgedehnt worden sind.

Die Eröffnung der 10. Grundschule konnte mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung mit einem großartigen Fest gefeiert werden, zu dem alle Kemptener Schulen eingeladen waren. Die Begeisterung über diesen lichten Holzbau inspirierte auch die letzten Zögernden im Stadtrat und man beschloss bereits 2023 einstimmig, alle Schulgebäude im Passivenergiestandard zügig um- und auszubauen. Auch um den Preis einer erhöhten Schuldenaufnahme.

Die steigende Zahl der Kinder erforderte noch weiterreichende Entscheidungen. Man wollte sich nicht mehr mit dem An- und Ausbau bestehender Schulen begnügen, sondern auch konzeptionell neue Wege beschreiten. So beschloss der Stadtrat 2025 den Bau einer 20. Schule im Kemptener Stadtgebiet. Diese Schule wurde als Modell konzipiert, in der ein gemeinsames Lernen aller Kinder bis zur 10. Jahrgangsstufe ermöglicht wird. Diese Freiheit wurde durch die Kultusministerkonferenz als eine Konsequenz aus der Pandemie ermöglicht und Kempten bewarb sich unverzüglich um die entsprechenden Projektfördergelder.

So hatte sich wieder die für Kempten typische Haltung bewahrheitet: „Für unsere Kinder und ihre Bildung lohnt sich jede Mühe“.

März 2021 29
Herkunft der Studierenden Region Allgäu Restliches Bayern Restliches Deutschland Ausland 45,9 % 33,7 17,8 2,6 Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Stadt Kempten

2011

Maria-Ward-Schule

feiert 150-jähriges Bestehen

2012

Kempten wird zur bayerischen Bildungsregion

Josef Kentenich Schule eröffnet

2015

Grundschule Kottern/ Eich wird MODUSSchule

Kempten wird zur Modellregion Inklusion

2016

Hildegardis-Gymnasium wird „Umweltschule in Europa“

2017

Hildegardis-Gymnasium wird als „Klimaschule 2018“ ausgezeichnet

Von Jubiläen, Kollegialität und einem römischen Musical

An Kemptens Schulen nachgefragt

Wie haben Kemptens Schulleiter:innen die letzten 21 Jahre wahrgenommen? Und was braucht es, um Kempten als Bildungsstandort zukünftig noch attraktiver werden zu lassen? Die 0831-Redaktion hat nachgefragt – und das sind die Antworten:

Wenn Sie sich auf ein Ereignis festlegen müssten, was war seit dem Jahr 2000 das Highlight an Ihrer Schule?

Bettina Bayer, 2. Konrektorin an der Staatl. Realschule Kempten „Die 99-Jahr-Feier nach der Generalsanierung und der Einweihung des Anbaus im Jahr 2014.“

Tanja Zwick, Rektorin an der Robert-Schuman-Mittelschule

„Da ich erst seit August 2017 an der Robert-Schuman-Schule tätig bin, kann ich nur für diesen Zeitraum sprechen. Für mich stellt das Kollegium einschließlich aller externen Mitarbeiter, Verwaltungsangestellten und Hausmeister das Highlight dar, da das Wirken hier von großer Kollegialität, viel Hilfsbereitschaft, großer Flexibilität und dem oft notwendigen Pragmatismus geprägt ist. Ich erlebe diese Atmosphäre seit meinem ersten Tag. Vor allem in der Zeit seit Corona empfinde ich dieses Miteinander als sehr wertvoll.“

Robert Bauer, Rektor an der Mittelschule auf dem Lindenberg „Es gab mit Sicherheit viele schöne und besondere Ereignisse an unserer Schule. Da ich mich aber auf eines festlegen muss, so fällt meine Wahl auf eines der vielen Musicals unserer Theater AG, begleitet vom Schulchor und der Lehrerband: Marcus und Tullia hieß das Stück. Ein Highlight, weil alle Songs und die Texte dazu von einem Musiklehrer der Schule komponiert und geschrieben wurden und das Musical in der Römerzeit spielt und damit besonders gut zu unserer Schule auf historischem Boden passt.“

Schulentwicklung

30
Bildung
1000 500 1500 2000 2500 3000 3500 Mittelschulen Realschulen Gymnasien 2000/2001 2001/2002 2002/2003 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 Schülerzahlen

2018

Hochschule Kempten feiert 40-jähriges Bestehen

2019

Allgäu Gymnasium wird im Schuljahr 2019/20 als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet

STELLPLATZ

2020

Josef Kentenich Schule wird „Schule in Europa“

Kempten wird Digitale Bildungsregion

Startschuss für Kemptens 10. Grundschule

Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Schritt, um Kempten in Zukunft als Bildungsstandort noch attraktiver werden zu lassen? Was wünschen Sie sich für Ihre Schule?

Bettina Bayer

„Die Verknüpfung von digitalen Möglichkeiten und Präsenzveranstaltungen - in diesem Rahmen hat an unserer Schule zum Beispiel ein digitaler Berufsinformationstag stattgefunden. Man sagt immer, dass Schulen die Jugend von heute mit der Ausstattung von gestern auf die Welt von morgen vorbereiten. Hier besteht sicher Handlungsbedarf.“

Tanja Zwick „Als Zugezogene erlebe ich, dass die Stadt Kempten als Sachaufwandsträger auf Augenhöhe mit den Schulen kooperiert. In der Bildungsregion und Modellregion Inklusion wird bereits sehr viel für einen attraktiven Bildungsstandort getan und dabei wird von der Stadt auch viel Geld in die Hand genommen. Ich wünsche mir, dass die angestoßenen Projekte und das Miteinander von Schule und Sachaufwandsträger im Sinne der Kinder und Jugendlichen langfristig bestehen bleiben.“

„Auf unsere Schule bezogen wäre es wünschenswert, dass notwendige bauliche Veränderungen, die schon lange in einem pädagogischen Raumkonzept angedacht sind, sobald es für die Stadt finanziell möglich ist, realisiert werden.“

Bei den Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien als weiterführende Schulen hat sich eines seit 2000 nicht verändert: Die meisten Schüler:innen entscheiden sich für das Gymnasium, die wenigsten für die Mittelschule. Insgesamt ist die Entwicklung der Schüler:innenzahlen jedoch rückläufig: Im Vergleich zum Schuljahr 2000/01 waren es 2019/20 rund 1.000 Schüler:innen weniger.

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*insofern Sie uns glaubwürdig versichern können, dass auch Sie von der Pandemie betroffen sind. Ansonsten fordern Sie bei Bedarf bitte unsere Mediadaten an. Wir beraten Sie gerne!

e-mail: 0831@liveinverlag.de

März 2021 31
IN BESTER LAGE ZU VERMIETEN! 100 €*/mtl.
2013/2014 2014/2015 2015/2016 2016/2017 2017/2018 2018/2019 2019/2020
Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Stadt Kempten

Saubere Energie für‘s Allgäu

Das Allgäuer Überlandwerk im Fokus

Das Allgäuer Überlandwerk ist seit über 100 Jahren fester Bestandteil des Kemptener Stadtbildes. Allein in den letzten 21 Jahren sind viele Meilensteine erreicht worden: Innovative Wasserkraftwerke produzieren sauberen Strom, der Ökostromanteil liegt im Netzgebiet bei über 42 Prozent und 90 E-Ladepunkte bereiten den Weg der Allgäuer E-Mobilität. Die Kunden können mit eigenen PV-Anlagen, Wärmepumpen und Bürgerbeteiligungen Teil des grünen Entwicklungsprozesses werden.

AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke im Interview

Michael Lucke ist seit 16 Jahren AÜW-Geschäftsführer. 0831-Redakteur Dominik Baum hat ihn im Interview nach den größten Herausforderungen der letzten zwei Jahrzehnte, seinem persönlichen Highlight und der Energiegewinnung der Zukunft gefragt. Außerdem konnte das Geheimnis gelüftet werden, wie AÜW-Gründer Karl Böhm den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens legen konnte.

Herr Lucke, was war Ihr bisheriges Highlight als AÜW-Geschäftsführer?

Mein persönliches Highlight war sicherlich der Bau des Wasserkraftwerks an der Keselstraße. Das Projekt macht uns stolz, denn es hat gezeigt, dass die Energiewende durchaus emotional sein kann. Wir konnten den Bürgern aufzeigen, dass die Energieerzeugung mit Wasser beeindruckend ist.

Und was war die größte Herausforderung?

Der Transformationsprozess innerhalb des Unternehmens und bei unseren Kunden. Wir wollten weg von klassischen Hierarchien und steifen Strukturen, hin zu übergreifendem Prozessdenken, das sich digital abbilden lässt. Diese neue Flexibilität musste erst von unseren Mitarbeitern verinnerlicht werden. Hinsichtlich unserer Kunden haben sich ganz neue Formen der Interaktion mit AÜW ergeben, beispielsweise bei der E-Mobilität, PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Bürgerparks.

Wir blicken im 0831 21 Jahre zurück. AÜW feierte letztes Jahr bereits sein 100-jähriges Bestehen. Gibt es einen lustigen oder kuriosen Moment, den Sie gerne mit unseren Lesern teilen möchten?

Unserem Gründer Karl Böhm wird nachgesagt, dass dieser beim Besuch einer Gastwirtschaft immer zuerst in den Keller gegangen ist und alle Lichter angemacht hat, um noch ein bisschen mehr Umsatz zu machen. Diese Geschichte bringt uns heute noch zum Schmunzeln.

Bei der E-Mobilität war AÜW in Kempten und im Allgäu Vorreiter. Wann hat sich Ihr Unternehmen erstmals mit dieser Antriebsform befasst?

Die ersten Feldversuche gab es schon 1992. Das war allerdings lange vor meiner Zeit. 2010 haben wir als erstes Unternehmen in der Region angefangen, die Ladeinfrastruktur aufzubauen. Leider wurde das von der Bundeskanzlerin ausgerufene Ziel, eine Million E-Autos bis 2020, weit verfehlt, weshalb auch unsere öffentlichen Ladesäulen bis heute für uns nicht wirtschaftlich sind. Trotzdem wollen wir die Infrastruktur weiter ausbauen, da die E-Mobilität in 20, 30 Jahren ein wesentlicher Baustein sein wird.

KOMM IN UNSER TEAM!

Wir bilden aus (m/w/d):

t VERANSTALTUNGSKAUFLEUTE

t VERANSTALTUNGSTECHNIKER

Informationen zu unseren Ausbildungsberufen und zur Bewerbung findest Du auf

bigboxallgaeu.de

33
Bereits 1992 wurden die ersten Fahrversuche in Sachen E-Mobilität unternommen.

2000

2001

Liberalisierung der Energiemärkte: AÜW gründet mit 8 weiteren Allgäuer Energieversorgern die Kooperation „AllgäuStrom“

2009 2002

2005

Wenn Sie „ein Baustein“ sagen, glauben Sie also nicht daran, dass die E-Mobilität in ein paar Jahrzehnten alle anderen Antriebsformen größtenteils verdrängt haben wird…

Nein, ich rechne mit einem Antriebsmix. Beim ÖPNV und dem Schwerverkehr könnte sich der Wasserstoffantrieb durchsetzen. Ich hoffe darauf, dass wir bis zum Ende dieser Dekade den Umstieg schaffen. Spannend wird auch sein, welche Fortschritte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bei synthetischen Kraftstoffen gemacht werden.

Die Bundesregierung hat als Ziel ausgeschrieben, bis 2030 65 Prozent des Stroms aus regenerativen Energien gewinnen zu wollen. Halten Sie das für realistisch?

Mit Blick auf den Status quo würde ich dieses Ziel als mindestens herausfordernd bezeichnen. Genehmigungsprozesse für PV- und Windkraftanlagen müssten deutlich verbessert werden. Wir befinden uns derzeit im vierten Jahr der Projektplanung bei einer Windkraftanlage. Da steigen fast alle Investoren aus…

Auch die Stadt Kempten hat sich ein klares Ziel gesetzt: Bis 2050 sollen alle klimarelevanten Emissionen auf null heruntergefahren werden. Stehen die Chancen hier besser?

Bis dahin sind es noch 29 Jahre und es wird wahrscheinlich noch die ein oder andere Technologie dazukommen. Ob die Stadt das tatsächlich schafft, lässt sich momentan nur schwer

2010

Das Wasserkraftwerk in der Keselstraße nimmt nach zweijährigem Komplettumbau seinen Betrieb auf

Das Wasserkraftwerk in der Füssener Straße wird zu einem Restwasserkraftwerk umgebaut

Die erste öffentliche E-Tankstelle in Kempten wird installiert und die ersten AÜW-E-Autos rollen durch die Stadt

2011

Das Wasserkraftwerk in der Keselstraße wird mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet

2013

Kurzschluss im Umspannwerk Blatternhaus – obwohl das gesamte Erdgeschoss ausbrennt, kann das Werk nach nur drei Monaten wieder seinen Betrieb aufnehmen

abschätzen. Aber ich sehe Kempten auf einem guten Weg. Der OB und die Stadträte bekennen sich dazu. Das zeigt sich bei neuen öffentlichen Bauten, die von Beginn an mit PV-Anlagen und Wärmepumpen ausgestattet und CO2-frei sind.

Auf welche künftigen AÜWProjekte dürfen wir uns freuen?

Mit unserem Regionalstromprodukt wollen wir es schaffen, dass die Kunden bei der Stromversorgung nur die Infrastruktur bezahlen, die sie tatsächlich nutzen. Wenn jemand Strom beim Nachbarn kauft, sollte er auch nur die Leitungskosten bis dorthin bezahlen müssen und nicht die gesamte vorgelagerte Infrastruktur. Dadurch würde der Strom für unsere Kunden günstiger. Außerdem arbeiten wir derzeit an Initiativen im Bereich Smart City und Smart Region. Wir sehen großes Potential in der Verknüpfung von Sensorik und Digitalisierung. Indem ein Sensor den aktuellen Füllstand durchgibt, können beispielsweise Müllcontainer gezielt dann angefahren werden, wenn diese tatsächlich voll sind. Das spart unnötige Wege. Dieses Beispiel ist auf viele andere Situationen übertragbar, mitunter die Parkraumbewirtschaftung in Städten.

Was glauben Sie, wie unser Umgang mit Strom in 20 Jahren aussehen wird? Versorgt sich dann jeder mit einer eigenen PV-Anlage einschließlich rentablem Stromspeicher selbst?

34
Gründung AllgäuNetz GmbH & Co. KG
3824 431 PV-Anlagen im Netzgebiet der AllgäuNetz PV-Anlagen im Netzgebiet der AllgäuNetz

2015

Das Restwasserkraftwerk in der Kaufbeurer Straße, heute den Kemptner:innen als „fiume“ bekannt, entsteht

2016

In der Au entsteht in Kooperation mit den Bayerischen Landeskraftwerken das erste Laufwasserkraftwerk mit VHL-Turbine, um die Einsatzmöglichkeiten in einem Gebirgsfluss zu analysieren

2019

Das neue Hybridkraftwerk mit größtem Batteriespeicher Deutschlands trägt zur künftigen Versorgungssicherheit im Verbundstromnetz bei

2020

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Ganz so einfach ist es nicht. Wir haben zwar eine hohe Dichte an Ein- und Zweifamilienhäusern, aber auch Quartierslösungen für Mieter müssen gefunden werden. Beispielhaft möchte ich das Saurer-Allma-Gelände in Kempten anführen. Hier gilt es für hunderte neue Wohnungen nachhaltige Lösungen zu finden. Mieterstrom ist ein Lösungsansatz. Insgesamt betrachtet gehe ich davon aus, dass sich die aktuellen Trends bei der E-Mobilität, den PV-Anlagen und Wärmepumpen in den nächsten zwei Jahrzehnten fortsetzen werden.

AÜW – Zahlen, Daten, Fakten

Gründung: 1920

Sitz: Kempten im Allgäu

Umsatzerlöse: 227 Millionen Euro (2019)

Mitarbeiter: 171 (2019)

Leistungsspektrum: Stromprodukte, Energielösungen sowie -beratungen für Privat- und Gewerbekunden

Wir bilden aus

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Die Haslach Group GmbH beschäftigt ca. 180 Mitarbeiter auf einer Produktionsfläche von 18.000 m². Wir sind in den Branchen der Werkzeugmaschinen, Pharma und Medizin, Energie- und Umwelttechnik sowie der Automotive tätig.

Interesse geweckt? Dann sende deine Bewerbung an: bewerbung@haslach-group.com

Mehr Info unter: www.haslach-group.com/ausbildung

HASLACH Group GmbH

Daimlerstraße 42, 87437 Kempten

Telefon: 0831/ 5 71 17-0

Fotos: AÜW

März 2021 35
im netzgebiet ökostromanteil 2013 2016 2019
PV-Anlagen im Netzgebiet der AllgäuNetz
9143
Co.KG * * * * www.aberger.de
Quelle: AllgäuNetz GmbH &
!

Impulsgeber für Kemptens Stadtentwicklung:

die Sozialbau

Die Sozialbau ist das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt Kempten. Ihr Anliegen ist es, Mietern und Kunden in nachhaltiger Bauweise bezahlbaren Wohnraum und ein reizvolles, modernes Umfeld zum Wohnen, Leben und Arbeiten zu bieten. Zusammen mit Tochtergesellschaften hat die Sozialbau seit ihrer Gründung im Jahr 1956 rund 8.000 Wohnungen und Eigenheime in Kempten errichtet. Seit 22 Jahren ist Herbert Singer der Geschäftsführer des Unternehmens. Wir haben gemeinsam mit ihm einen Blick auf die letzten 20 Jahre geworfen.

Sozialbau-Geschäftsführer Herbert Singer im Interview

Herr Singer, was hat sich im Lauf der letzten 20 Jahre aus Sicht der Sozialbau am gravierendsten verändert?

Die Bauweise ist durch die energetischen Anforderungen viel, viel komplexer und schwieriger geworden. Die Normen und Verordnungen haben sich von 5.000 im Jahr 1990 auf kaum zu glaubende 20.000 gesetzliche Vorgaben vervierfacht. Dies macht das Bauen und Wohnen viel komplexer, leider auch teurer und damit für viele nur leistbar, weil wir den großen Wohnungsbestand der Sozialbau mit 4.000 Wohnungen mit einer Durchschnitts-Miete von 5,83 €/m² vermieten.

Die Zahl der geförderten, staatlich subventionierten Wohnungen, also der sogenannten Sozialwohnungen, hat sich in den 20 Jahren um zwei Drittel verringert. Die Sozialbau neuvermietet aber nach wie vor 200 – 300 Wohnungen pro Jahr zu einem niedrigen Quadratmeterpreis.

Diametral geändert hat sich die Nachfrage nach Wohnungen und damit verbunden das Bauvolumen. Heute werden 3 x mehr Wohnungen gebaut als 2005.

Wie haben sich im Lauf der Jahre die Prioritäten verschoben?

Barrierefreiheit, technischer Komfort, Energetik und das Bewusstsein für regenerative Energien, hochwertige Ausstattungen und Materialien sind als Anspruch viel höher und gewichtiger geworden. Die Wohn- und Lebensqualität in der Kemptener Innenstadt hat sich enorm verbessert. Die Zahl der Hochschulstudenten hat sich verdoppelt – und gottlob auch die der Studentenwohnungen. Die Sozialbau allein vermietet 350 Studentenappartements.

Welches waren rückblickend aus Ihrer Sicht ganz besondere Projekte der Sozialbau in und für Kempten ?

Oh, da kommt ganz nett was zusammen… Anfang der 2000er Jahre natürlich die Revitalisierung des Schwanengeländes an der Stadtmauer/Burgstraße, die Beseitigung des alten Knasts in der Stiftsstadt und die Neubebauung der Stiftsgärten. Dann die Hofgarten-Bebauung auf dem ehemaligen PrinzFranz-Kasernen-Gelände. Zudem haben wir 2.500 Wohnungen - davon 1.000 Wohnungen in Thingers - durchmodernisiert und diesen Stadtteil mit vielen wertvollen Helfern wieder hervorragend aufgewertet. Weitere spannende Projekte waren die Bebauung der Jakobwiese mit 480 Wohnungen, das Ärztehaus am Klinikum mit zwei Parkhäusern, die Denkfabrik für die Hochschule, zuletzt die Neubebauung des ehemaligen Klinikgebäudes als Stiftsstadt-Wohnen, die Revitalisierung der Industrie-Bauten an der Iller

36

13.3.–11.4.21

geöffnet Sa+So 11–17 Uhr Di 16–20 Uhr · Eintritt frei keine Vernissage, aber dafür mehr im Web

(Sheddachhallen), das ehemalige Fachsanitätszentrum am Calgeerpark und aktuell die Funkenwiese im Stiftallmey.

Welche Perspektive sehen Sie, wenn Sie 20 Jahre in die Zukunft blicken?

Real bereits absehbar ist die großartige Entwicklung des Saurer-Allma-Geländes am Engelhaldepark. Das ist eine einmalige, hochwertige Chance für ein Top-Wohnquartier, das die nächsten 10 Jahre bis zur vollständigen Bebauung viel Potential bietet. Weiter hinauszublicken ist schwer. Sicherlich werden aber weitere Projekte im Rahmen unserer Zielsetzung, Innenentwicklung anstatt Flächenverbrauch am Stadtrand zu verursachen, weiter betrieben. Mit dieser flächensparenden Strategie haben wir in den letzten 15 Jahren rund 1.000 Wohnungen in der Stadt geschaffen, ohne neue Haupterschließungsstraßen zu bauen.

Sozialbau - Fakten

3.994

6.991

560.200 m²

40,6 Mio. € 231,0 Mio. € 113

Mietwohnungen

Wohn- und Gewerbeeinheiten in der Bewirtschaftung

Wohn- und Gewerbeflächen

Bauinvestitionen 2019

Bilanzvolumen 2019

Mitarbeiter

Wohnzukunft gesucht. die Sozialbau gefunden.

Mit unserer nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung schonen wir Flächen und Ressourcen. 185 neue Wohnungen auf der „Funkenwiese“, das Holzhochhaus in Thingers und die Mietwohnungen an der Allgäuer Straße bauen wir auf die vorhandene Infrastruktur auf und erhalten so wertvolle Erholungsflächen.

37
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MIGRATION

Kempten war schon im Jahr 2000 bunt und ist seitdem noch bunter geworden. Lebten zur Jahrtausendwende Menschen aus 111 Herkunftsländern in der Stadt, waren es 2019 sogar 124 Länder. Da überrascht es nicht, dass 37,7 Prozent der Einwohner:innen einen Migrationshintergrund aufweisen. Wie in ganz Deutschland stellte die Fluchtbewegung, insbesondere in den Jahren 2015 und 2016, die Stadt vor neue Herausforderungen. Doch ganz gleich, aus welchen Gründen sich Menschen auf den Weg nach Kempten machen: Auch dank ehrenamtlicher Mitarbeit gibt es mehr und mehr Anlaufstellen und Projekte, die die Integration in Kempten erleichtern.

2000

2001

Gründung ikarus. thingers e. V. – Verein für Integration, Kultur und Sport

2003

Neueröffnung des Haus International in der Poststraße & Feier zum 20-jährigen Jubiläum

2002

Inge Nimz, Gründerin des Haus International und 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, bekommt „Goldenen Apfel“ der Kempt‘ner Frauenliste verliehen

Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung

Hauptherkunftsländer der Personen mit Fluchthintergrund zum 31.12.2019 %

Entwicklung der ausländischen Bevölkerung nach Nationalitäten

2014

2019

Über ein Viertel der Geflüchteten kam aus Syrien nach Kempten. Die TOP-10Herkunftsländer werden mit 24,3 Prozent um andere Nationen ergänzt - das zeigt die Vielfalt an Nationalitäten.

38
Syrien 25,6 Afghanistan 14,7 Nigeria 9,8 Eritrea 7,2 Kosovo 5,8 Somalia 2,7 Türkei 2,7 Irak 2,6 Russische Föderation 2,3 Vietnam 2,3 Andere Nationen 24,3
Deutsche Ausländer Eingebürgerte Aussiedler 16,4 62,3 15,1 6,2
%
Türkei Italien Rumänien Österreich Polen Russische Föderation Kosovo Ungarn Kroatien Bosnien und Herzegowina Andere Nationen 27,4 16,6 6,5 4,2 4 3,3 3,2 2,7 2,6 2,4 27,1 18,3 12,8 11,7 4,2 4,1 3,4 3 3 2,9 2,9 33,7 Türkei Italien Rumänien Syrien Polen Ungarn Kroatien Kosovo Russische Föderation Österreich Andere Nationen
Die TOP 10 Nationen im Vergleich: 2014 & 2019

Kempten ist Vielfalt

2009

Ausländerbeirat wird zu Integrationsbeirat umstrukturiert

„Durch die Abschaffung der Wahlen wurde dem Gremium die demokratische Legitimation entzogen. Aus einer demokratisch gewählten Interessenvertretung wurde ein klassischer Beirat, dessen Mitglieder vom Stadtrat bestimmt werden.“

Lajos Fischer, Stadtrat & Geschäftsführer Haus International

Inge Nimz verstirbt

2008

ikarus.thingers wird mit Schwäbischem Integrationspreis und der Silberdistel der Allgäuer Zeitung ausgezeichnet

Das neue Mehrgenerationenhaus wird u.

a. für Menschen mit Migrationshintergrund zur Anlaufstelle

Entwicklung der ausländischen Bevölkerung nach Nationalitäten

Die TOP 10 Nationen im Vergleich: 2014 & 2019

2014

2010

Cemal Coskun, von Beginn an Vorsitzender des Ausländerbeirats, wird in den Ruhestand verabschiedet

Wir haben Schüler:innen der Sprachenschule Lingua Viva gefragt, was sie dazu veranlasst hat, ihre alte Heimat zu verlassen und in Kempten ein neues Kapitel aufzuschlagen. Herausgekommen sind kurze Statements über Schicksalsschläge, Dankbarkeit und das Ankommen in einem fremden Land.

Nanda, 36, aus Rio de Janeiro:

Vor fast zwei Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. Der Anfang in einem neuen Land ist nie einfach, weil verschiedene Aspekte des Lebens anders sind. Im Oberallgäu, wo ich lebe, habe ich nicht viele Freunde. Ich spreche kein fließend Deutsch und im Allgäu ist es ein bisschen kompliziert einen Vollzeitjob im Marketing Bereich zu finden. Trotzdem versuche ich mich auf die positiven Aspekte dieser Herausforderung zu konzentrieren. Letztes Jahr habe ich bei BILDUNG und BERUF den B1 Sprachkurs gemacht und jetzt mache ich B2. Deutsch ist eine schwierige Sprache und ich weiß, dass ich Engagement und Geduld brauche um es wirklich zu lernen. Es ist aber ein Privileg, eine neue Sprache zu sprechen. Außerdem fühle ich mich in Deutschland sehr sicher. Ich bewundere die Arbeit der Regierung, obwohl sich viele Deutsche gerne darüber beschweren. Ich liebe die Berge und es ist großartig die vier Jahreszeiten zu erfahren.

Kotomi, 26, aus Japan:

Ich bin im Jahr 2016 nach Deutschland gekommen und habe eine Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte abgeschlossen. Die Ausbildung in Deutschland ist richtig gut. Hier gibt es viele unterschiedliche System zwischen Deutschland und Japan.

2019

Dieses Phänomen ist nicht nur bei der Statistik mit den TOP-10-Geflüchteten zu beobachten, sondern auch bei der Entwicklung der TOP 10 der ausländischen Bevölkerung insgesamt.

Die Lehrer in der Berufsschule Kempten 2 waren sehr nett! Ich hätte die Abschlussprüfung ohne helfe von den Lehrern nicht bestehen können. Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland und kann wirklich sagen dass Deutschland

meine zweite Heimat ist, obwohl ich Anfang viele Probleme mit Sprache hatte. Ich bin sehr sehr zufrieden dass ich in Deutschland viele nette Menschen kennenlernen durfte und möchte mich bei allen bedanken die mir geholfen haben :)

Redaktioneller Hinweis: „Deutsche Sprache, schwere Sprache“ heißt es. Die Statements stammen von Teilnehmer:innen aus den Deutschkursen von BILDUNG und BERUF. Wir sind begeistert davon, wie gut die Sprachschüler:innen teilweise nach nur wenigen Jahren Deutsch sprechen. Das wollten wir euch nicht vorenthalten und haben deshalb Rechtschreibung und Grammatik nahezu unverändert beibehalten.

Lesetipp: Im ausführlichen Interview berichtet Abdulrahman Alshalaby von den Strapazen auf seiner Flucht von Syrien nach Deutschland und wie Kempten zu seiner neuen Heimat wurde.

März 2021 39
SEITEN ZAHL!!!
Türkei Italien Rumänien Österreich Polen Russische Föderation Kosovo Ungarn Kroatien Bosnien und Herzegowina Andere Nationen 27,4 16,6 6,5 4,2 4 3,3 3,2 2,7 2,6 2,4 27,1 18,3 12,8 11,7 4,2 4,1 3,4 3 3 2,9 2,9 33,7 Türkei Italien Rumänien Syrien Polen Ungarn Kroatien Kosovo Russische Föderation Österreich Andere Nationen
Quelle: Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Amt für Integration, Stadt Kempten
Interkulturelle Kochgruppe im MGH

2013

Integrationsmonitoring wird erarbeitet

Haus International feiert 30-jähriges Jubiläum

2011

2012

Haus International erhält Schwäbischen Integrationspreis

2015

Bis zum Jahresende werden 1.000 Asylbewerber:innen in Kempten leben

Das Projekt „Kempten vermittelt Sprache“ wird mit dem Schwäbischen Integrationspreis ausgezeichnet

Rudi Goschler (Bild rechts), Geschäftsführer des Haus International, geht in den Ruhestand

Stadt beschließt neues Amt für Integration mit einem hauptamtlichen Integrationsbeauftragten

Einrichtung einer Stelle zur Koordination für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe bei der Diakonie - im Oktober sind rund 500 Menschen ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig

Mit der Kulturbrücke entsteht beim SJR ein freiwilliges Beratungs- und Unterstützungsangebot für junge Zugewanderte und Geflüchtete

2016

Die ersten ehrenamtlich organisierten Kulturcafés entstehen

Ausbildung von zertifizierten „Sprachund Kulturmittlern“ beim Diakonie-Projekt TAFF – Therapeutische Angebote für Flüchtlinge

Neu im Haus International: das „MiMi Gesundheitsprojekt“

2017

Lajos Fischer wird für zwei Jahre zu Vorsitzendem des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats (BZI) gewählt Entstehung des „Bündnis Mensch sein“

Altersstruktur der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zum 31.12.2019

Grundsätzlich gilt: Je jünger die Einwohner:innen Kemptens sind, desto wahrscheinlicher ist ein Migrationshintergrund. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Zwischen 0 - 16 Jahren hat statistisch gesehen mehr als jede zweite Person einen Migrationshintergrund.

Siegfried Oberdörfer, Integrationsbeauftragter, erhält Verdienstmedaille

Patenschaftsprojekt „Menschen stärken Menschen“ startet bei der Diakonie und wird später auch vom Verein ikarus.thingers und dem Sozialdienst muslimischer Frauen angeboten Gründung der Interkulturellen Muttergruppe im MGH

40 Prozentualer Anteil 0–4 4–7 7–11 11–16 16–19 19–22 22–26 26–36 36–46 46–56 56–6666–80 80–8585undälter 0 10 20 30 40 50 60 Altersspanne
MIGRATION
Q3-2014 Q4-2014 Q1-2015 Q2-2015Q3-2015Q4-2015 Q1-2016 Q2-2016 Q3-2016 Q4-2016 Q1-2017Q2-2017 Q3-2017Q4-2017 Q1-2018 Q2-2018 Q3-2018 Q4-2018Q1-2019Q2-2019 Q3-2019Q4-2019 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Asylbewerber:Innen in Kempten (2014 – 2019) Zeitraum Anzahl an Asylbewerber:innen
Quelle:
Amt für Wirtschaft und Stadtentwickling, Amt für Integration, Stadt Kempten

2018

Neuauflage des Wegweisers Migration Fertigstellung des Projekts „Integrationskoffer“ der Caritas Kempten-Oberallgäu – eine Handreichung für ehrenamtliche Integrationsarbeit Fachtagung der Bayerischen Integrationsbeiräte AGABY (Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns) im Kornhaus

2020

Einstimmig beschlossene Resolution des Stadtrats, geflüchteten Menschen auch in Zukunft einen „sicheren Hafen“ in der Stadt Kempten zu bieten

5-jähriges Jubiläum der Veranstaltungsreihe „Engagiert für Integration“ der Diakonie

2019

Kommunales Integrationskonzept Kempten (KIK) wird erstmals entwickelt Projekt TAFF wird mit schwäbischem Integrationspreis ausgezeichnet

Sozialdienst muslimischer Frauen gründet sich

2021

20-jähriges Jubiläum ikarus. thingers

Sibylle Fischer, Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe

„Ein wichtiges Ereignis für Kempten war die Ankunft hunderter Flüchtlinge in 2015. Sie kamen vor allem aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten, aber auch aus dem Kosovo und aus afrikanischen Ländern. Diese Menschen unterzubringen und zu versorgen, war eine gewaltige Herausforderung. Ich war seit Dezember 2014 auf eigene Faust in der Gemeinschaftsunterkunft Kaufbeurer Straße tätig. Dort brachte ich zweimal in der Woche einer WG von afrikanischen Männern die Basics der deutschen Sprache bei. Dabei lernte ich einige Mitarbeiter des Sozialamtes kennen und sah, wie sie beinahe im Akkord Metallgestelle, Matratzen und Bettzeug heranschleppten.

Team Seebrücke Kempten

„Das Ziel der Seebrücke ist es, auf die Zustände an den EU-Außengrenzen, die Vorgehensweise der zivilen Seenotrettung und den allgemeinen Umgang mit geflüchteten Menschen aufmerksam zu machen. Seit unserer Gründung machen wir mit verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Aktionen – zuletzt mit einem „Soli-Protest-Camp“ am Forum Allgäu – auf die Missstände aufmerksam. Wir wollen damit das Thema mehr in das gesellschaftliche Bewusstsein rücken. Gerade weil das Aufnahmekontingent für geflüchtete Menschen noch nicht ausgeschöpft ist, wünschen wir uns mehr Beachtung und Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Kempten.“

Damals gab es noch nicht die „Infrastruktur“ für Geflüchtete, die es heute gibt, zum Beispiel keine professionellen Sprachkurse von der vhs oder von privaten Sprachschulen. Stattdessen meldeten sich Pensionisten, Hausfrauen und auch Berufstätige, die sich Zeit nahmen, um ehrenamtlich Deutschkurse abzuhalten, sich zu kümmern und Hilfestellung, beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen. Mit der Zeit bildeten sich daraus die „Helferkreise“, in meinem Fall der Helferkreis „Kempten-Ost“, dem von der Pfarrei St. Ulrich Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden. Die Hilfsbereitschaft von allen Seiten und das Interesse an dem, was wir tun, habe ich als sehr positiv empfunden. Wir sammelten zum Beispiel im Bekanntenkreis Fahrräder ein, um die Geflüchteten auszustatten, brachten Geschirr, Bettwäsche, organisierten Zusammenkünfte und vieles mehr. Das war auch ein gutes Gefühl für uns, die wir auf der „Speckseite“ des Planeten leben und in der Regel nicht wissen, wie sich Not oder Heimweh anfühlen.“

März 2021 41
Die erste Aktion der Seebrücke Kempten auf dem Öschlesee Foto: Anke Heinroth

...to be continued

In der nächsten Ausgabe blicken wir zurück auf 21 Jahre Einzelhandel, Politik, Nachtleben, Kunst und Kultur in Kempten.

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Auf die Plätze, fertig, scannen!

Wir wissen viel, aber nicht alles: Damit die nächste Ausgabe noch besser wird, ist euer Schwarmwissen gefragt! Wir geben euch die Möglichkeit, euch mit eurem Input in der nächsten 0831 Ausgabe schon jetzt für die kommenden zwei Dekaden zu verewigen!

Du MAchst Musik und spielst in einer Band?

Du bist DJ und in Kempten unterwegs?

Du kennst dich in KEmptens Kunstszene aus?

Du engagierst dich politisch?

Du hattest einen Club oder eine Bar in Kempten?

du trägst zur kulturellen Vielfalt in Kempten bei?

Du Möchtest uns auf Instagram folgen?

Du hast fotos vom JAhreswechsel 1999/2000?

Du hattest früher ein Geschäft in Kempten?

März 2021 43
mich!
mich!
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Scan
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Scan mich!

Energiedorf Wildpoldsried

In ganz Europa Vorbild regenerativer Energieerzeugung

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Nachhaltigkeit

Dass das kleine Allgäuer Dorf Wildpoldsried mit gerade einmal 2.600 Einwohner:innen acht Mal mehr Energie produziert, als es selbst verbraucht, ist kein Zufall. Inzwischen als „Energiedorf“ europaweit bekannt, gewann die Gemeinde bereits zwei Mal den European Energy Award in Gold –und das mit der höchstmöglichen Punktzahl. Besonders erwähnenswert: Die Energiegewinnung ist zu 100 Prozent regenerativen Ursprungs.

Das war natürlich nicht immer so. 0831-Redakteur Dominik Baum hat sich mit Renate Deniffel, der Ersten Bürgermeisterin von Wildpoldsried, über den langen Weg zum heutigen Energiedorf unterhalten. Im Interview betonte die ehemalige Büroleiterin im Wahlkreisbüro von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, MdB, in Kempten, dass sie sich nicht auf den Lorbeeren ihres Amtsvorgängers Arno Zengerle ausruhen wolle und sprach über ihre persönlichen Zukunftsvisionen als Bürgermeisterin.

Frau Deniffel, wann und vor allem wie nahm die Entwicklung zum Energiedorf Wildpoldsried ihren Anfang?

Auslöser war das bundesweite Stromeinspeisungsgesetz. 1991 wurden Energieunternehmen dazu verpflichtet, Energie aus regenerativen Quellen annehmen und vergüten zu müssen. Diese Grundidee markierte den Startpunkt für Wildpoldsried, den Ausbau regenerativer Energien zu fördern. Sieben Jahre später, 1998, definierte der damalige Gemeinderat auf einer Klausur unter dem Motto „Wildpoldsried Innovativ Richtungsweisend – Ein Dorf geht seinen Weg“ die Ziele für das Jahr 2020. Unsere Visionen im Bereich der regenerativen Energien haben wir bereits 2010, also zehn Jahre vorher, erreicht.

Das legt die Vermutung nahe, dass Sie die Bürger:innen mit der Vision eines Energiedorfs erreicht haben. Wie ist Ihnen das gelungen?

Von Anfang an wurden die Bürger:innen mit einer umfassenden Fragebogenaktion in den Prozess einbezogen. Ein zweiter Motor war der finanzielle Aspekt. Regionale Wertschöpfung war das ausgerufene Ziel. Die Identifikation mit dem Projekt entstand durch die eigene Beteiligung der Bürger:innen. Wir machten transparent, dass kein großer Konzern im Hintergrund die Gewinne abschöpft, sondern sie selbst. So konnten im Jahr 2000 bei 30 Beteiligungen die ersten zwei kleinen Bürgerwindkraftanlagen an den Start gehen. 2015 waren es neun Windkraftanlagen und 600 Bürgerbeteiligungen.

Gerade wenn es um Windkraft geht, liest man immer wieder von Widerständen aus der Bevölkerung. Stichwort 10-H-Regelung. Wie war es um die Skepsis Ihrer Einwohner:innen bestellt?

Auch bei uns waren die Bedenken und Vorbehalte groß.

45
Nachhaltigkeit

Im Jahr 2000 waren Windkraftanlagen ein Novum im Allgäu, weshalb viel Aufklärungsarbeit betrieben worden ist. Als es um den Bau weiterer Anlagen ging, fiel ein Votum mit 51 zu 49 Prozent pro Windkraft denkbar knapp aus. Letztlich war die Gemeinwohlorientierung und eigene Beteiligung entscheidend dafür, dass unsere Windräder heute die fünffache Energieleistung von dem, was unsere Gemeinde verbraucht, erzeugen.

Insgesamt produziert die Gemeinde acht Mal mehr, als sie verbraucht. Hierzu setzt Wildpoldsried auch auf Sonnenenergie…

Richtig. Allein mit unseren 300 privaten Photovoltaikanlagen könnte der jährliche Strombedarf der Gemeinde gedeckt werden. Für unsere Vereine stellen wir die Dächer unserer kommunalen Gebäude zur Verfügung. Dort werden in Eigenleistung PV-Anlagen montiert und die jährliche Gewinnausschüttung von jährlich rund 50.000 Euro kommt dem Vereinsleben zugute. Da die EEG-Einspeisevergütung weniger lukrativ als früher ist, steigt die Motivation der Eigenstromnutzung und das Interesse an Batteriespeichersystemen. Diese Gemeinde ist ein geradezu idealer Standort für die 2010 gegründete Firma sonnen, die inzwischen weltweiter Marktführer im Bereich der Solarstromspeicher ist. Als Mitglied der sogenannten „sonnencommunity“ sehen die Nutzer:innen, wo in der Gemeinde und darüber hinaus gespeicherter Strom abgerufen werden kann. Dieses dezentrale Speichersystem dient auch dem Ausgleich von Netzschwankungen.

Welche weiteren Energieformen nutzt die Gemeinde?

2005 startete das Projekt der Dorfheizung, um in Privathaushalten möglichst viele alte Ölkessel durch ökologischere Pellet-

kessel zu ersetzen. Später hat ein Landwirt eine große Biogas anlage gebaut und von seinem Bauernhof ausgehend auf eigene Initiative eine vier Kilometer lange Gasleitung nach Wildpoldsried gelegt, sodass die Biogasanlage an die Dorfheizung gekoppelt werden konnte. Zwischenzeitlich wurde das Nahwärmenetz der Gemeinde sieben Mal erweitert. Dieses Jahr folgen zwei weitere Straßenzüge, um in Neubauten von Beginn an auf Biogasbasis zu heizen und in Bestandsgebäuden weitere Ölheizungen auszutauschen. Andere Landwirte der Gemeinde griffen die Idee von Biogasanlagen auf und profitieren heute davon, nicht nur Land-, sondern auch Energiewirte zu sein. Das reicht so weit, dass der bei den Biogasanlagen entstehende Stickstoff rückgewonnen und von den Landwirten zur Düngung auf die Felder ausgebracht wird. Uns ist es jedoch wichtig, nicht nur mehr regenerative Energie zu produzieren, sondern Einsparpotentiale zu prüfen.

Haben Sie ein Beispiel?

Wir haben die gesamte Straßenbeleuchtung in der Gemeinde auf LED umgestellt und dadurch 70 Prozent des Stromverbrauchs, und natürlich auch der Kosten, eingespart. Die einzelnen Bürger:innen versuchen wir mit gezielten Aktio nen zum Mitmachen zu animieren. Beispielsweise haben wir bei der Gemeinde eine Sammelbestellung von Hocheffizienzpum pen veranlasst. Dadurch konnten alle Interessierten bei sich zu Hause auf eine CO2-freundlichere Wärmepumpe umstellen –und das zu einem günstigen Stückpreis.

Nachhaltigkeit
Allein die 300 privaten PV-Anlagen könnten den Energiebedarf der Gemeinde decken.

Nachhaltigkeit

Wie viel Geld musste für all diese Maßnahmen in die Hand genommen werden?

Alle Klimaschutzprojekte zusammengerechnet, wurden in den letzten 20 Jahren rund 50 Millionen Euro investiert. Hierin inbegriffen sind weitere Maßnahmen wie drei gemeindliche E-Autos und E-Fahrräder, E-Tankstellen und eine klimafreundliche Holzbauweise bei öffentlichen Gebäuden.

Wie konnte eine kleine Gemeinde wie Wildpoldsried diese Summe aufbringen?

Indem sich Bürger:innen und Unternehmen selbst eingebracht haben. Für Windkraft, Sonnenenergie und Biogas wurden aus privater Tasche 37 Millionen Euro gezahlt. Das sind bei 2.600 Einwohner:innen pro Kopf im Schnitt 14.000 Euro.

Wie darf ich mir die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Wirtschaft und den Bürger:innen vorstellen?

Wir haben in Wildpoldsried verstanden, dass wir einander brauchen und es Mut erfordert, als Vorbild voranzugehen und Hürden als Herausforderung anzunehmen. Die Gemeinde stellt zum Teil die für die Projekte notwendigen Bauflächen bereit, Unternehmen setzen das Vorhaben letztlich um. Neben sonnen wurden weitere Wildpoldsrieder Firmen gegründet, die an unseren Energieprojekten maßgeblich beteiligt sind. Die Bürger:innen können beispielsweise in Windkraft investieren und sich über Gewinnbeteiligungen freuen. Außerdem profitiert die Gemeinde durch Gewerbesteuereinnahmen, die es ermöglichen, andere Bauvorhaben umzusetzen. Im Frühjahr wird zum Beispiel ein neues Dorfgemeinschaftshaus gebaut. Dieser Kreislauf, wie letztlich alle Akteur:innen voneinander profitieren, wurde verinnerlicht.

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0831: Nachdem Wildpoldsried als Energiedorf öffentliche Auf merksamkeit erfahren hat, ist es zu einem interessanten For schungsstandort mit eigenem Energiecampus geworden. Was können Sie mir über das aktuelle Forschungsprojekt „pebbles“ erzählen?

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März 2021 47

Neun Windkraftanlagen versorgen Wildpoldsried mit Energie - mit 600 Bürgerbeteiligungen tragen die Bürger:innen selbst zur Finanzierung bei.

Ziel ist es, eine App für den lokalen Stromhandel zu entwickeln und somit den Fokus auf dezentrale Lösungen bei der Energieversorgung zu legen. Die User:innen können nachvollziehen, wie viel Strom derzeit durch Wind- und Sonnenenergie sowie Biomasse ins Stromnetz einfl ießt und was dieser zur Stunde kostet. Das Projekt „pebbles“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von AllgäuNetz, AÜW, Siemens, der Hochschule Kempten und des Fraunhofer-Instituts und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Glauben Sie, dass sich das Wildpoldsrieder Vorgehen auf andere Kommunen übertragen lässt?

Ja. Es müssen ja keine 800 Prozent werden, aber 100 Prozent sind bei einem Energiemix regenerativer Alternativen und dem unbedingten Willen zur Veränderung leistbar.

Auf welche Energieprojekte in Wildpoldsried dürfen wir uns in Zukunft freuen?

Derzeit wird der Bau eines Elektrolyseurs geprüft, der den aus unseren Windkraftanlagen erzeugten Strom in Wasserstoff umwandelt und als Energieträger genutzt werden kann. Somit wollen wir ein „virtuelles Kraftwerk“ aus Wind, PV und Biogas schaffen. Meine Vision ist es, damit einen autonom betriebenen Schienenbus zu ermöglichen, inklusive Bahnhalt im Ort, der den öffentlichen Personennahverkehr stemmt.

Gibt es noch einen Punkt, den Sie gerne anführen möchten?

Eine Sache ist mir tatsächlich noch wichtig. Um der Verantwortung für unsere eine Welt gerecht zu werden, beteiligt sich die Gemeinde zusammen mit weiteren Partnern am Projekt „Grüne Energie für Afrika“. Hierbei bilden deutsche Berufsschullehrer:innen afrikanische Gäste im Umgang mit einer autarken Stromversorgung aus und ermöglichen so eine höhere Lebensqualität in Afrika.

Frau Deniffel, ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke, wie die Energiewende zumindest im Kleinen gelingen kann.

Sehr gerne.

Mit einem der deutschlandweit besten Werte für die Sonneneinstrahlung bietet das Allgäu ideale Bedingungen für Solarstrom.

Mit einer sonnenBatterie lässt sich der selbst erzeugte, saubere Strom vom eigenen Dach sogar rund um die Uhr nutzen. Gleichzeitig sinken die Stromkosten auf ein Minimum.

Aber die sonnenBatterie, die in Wildpoldsried produziert wird, kann noch mehr: Vernetzt mit tausenden anderen sonnenBatterien, kann sie kurze Schwankungen im deutschen Stromnetz ausgleichen. Ein ganz neuer Ansatz, von dem Sie direkt profitieren können: Zusammen mit unserem Stromvertrag sonnenFlat erhalten Sie bis 119 Euro im Jahr zusätzlich und öffnen so eine neue Einnahmequelle für Ihren Haushalt. Digital, sauber und bezahlbar – werden Sie Teil einer neuen Energiewelt!

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PIEPMATZ UNVERPACKTLADEN

Ihr seid noch kein Mitglied der Piepmatz Community, um einen Unverpacktladen zu ermöglichen? Zeit wird’s!

Die Piepmatz Community hat sich mit ihrem Herzensprojekt, der Gemeinwohl-Gesellschaft e.V., Großes vorgenommen: Ein Zentrum soll geschaffen werden! Eine Anlaufstelle für alle Menschen, die eine nachhaltige Lebensweise anstreben, zum Beispiel mit dem Kauf von unverpackten Lebensmitteln sowie Fair Fashion Kleidung. Zudem soll hier eine Plattform für den Austausch, Weiterbildungen und Vorträge sowie ein Wandelnetzwerk um Selbstversorger-, Tausch-, Sharing- und Reparaturmodelle entstehen.

WELCHE LEBENSMITTEL

SOLLEN ANGEBOTEN WERDEN?

Zu kaufen gibt es ausschließlich ökologisch und qualitativ hochwertig produzierte Lebensmittel von regionalen Anbietern. Der Verzicht auf Produkte, die mit dem Flugzeug transportiert werden und die Tatsache der unverpackten Artikel, vermeidet nicht nur unnötigen Müll, sondern schont den Geldbeutel und sorgt für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt.

RUNDUM EIN RAUM FÜR MÖGLICHKEITEN.

Die Gründer:innen von Piepmatz hatten bereits eine Location für ihren Raum der Möglichkeiten im Herzen von Kempten anvisiert. Leider konnten bis zur finalen Umsetzung erst knapp die Hälfte der benötigten Mitglieder gefunden werden, um die Finanzierung sicherzustellen. Das könnt Ihr Kemptener:innen jetzt ändern. Werdet Mitglied! Mit einem Monatsbeitrag von 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) und einer einmaligen Community-Mitgliedschaft von 100 Euro (zählt als Gutschein und kann später für die Einkäufe genutzt werden) werdet Ihr Teil der Community und eröffnet für Euch unzählige Möglichkeiten einer nachhaltigen Lebensweise. Die Piepmätze wollen mit der Eröffnung ihrer Räumlichkeiten keinen Gewinn erzielen, sondern lediglich für ein schöneres Morgen sorgen. Solidarisch, nachhaltig und regional

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, MITGLIED WERDEN!

Warum die Umsetzung dieser Idee gut für uns ist, wird den meisten bereits klar sein. Durch die Wegwerfgesellschaft unserer heutigen Zeit landen Tonnen an Müll in unserer Umwelt und schaden dieser nachhaltig. Tiere an Land oder im Meer leiden unter den von uns verursachten Plastikmassen und das Mikroplastik ist schon lang ein fester Bestandteil unserer Nahrungskette - deswegen müssen wir nicht nur an heute, sondern auch an morgen denken. Nachhaltige Ideen wie das Community Center von Piepmatz helfen uns dabei, gemeinsam die ersten Schritte in die richtige Richtung zu gehen.

Unter www.piepmatz.community findet Ihr alle wichtigen

Informationen rund um die Vision der Piepmätze, den aktuellen Stand ihrer Idee und die Schritte zu Eurer Mitgliedschaft.

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Nachhaltigkeit
Alle Piepmätze von links nach rechts: Karl-Heinz Blenk, Anna Kammerlander, Martin Walter, Steffen Kustermann, Selina Steinhauser, Uwe Reichenbach

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Telefon: 0831-960752-0

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Die zwei Gründerinnen, Mamas und Allgäuerinnen Janine & Nina, sind seit der 1. Klasse befreundet und seit Oktober 2020 auch Geschäftspartnerinnen. Innerhalb weniger Wochen haben sie den liebevoll gestalteten Kidsshop hey lille (dänisch für Hallo Kleines) auf die Beine gestellt.

Ihre Idee war es, selbständig ein nachhaltiges Business aufzuziehen und andere Mamas zu unterstützen, indem sie ihrer Marke oder ihrem Label einen Präsentationsplatz für ihre handgefertigten Kreationen bieten. Zudem war es ihr Wunsch, einen Online-Shop zu erschaffen, der trotz Versand den Nachhaltigkeitsgedanken mitträgt. Deshalb versenden sie papierlos und mit wiederverwerteten Kartons. Ihnen ist es wichtig, für einen CO2-Ausgleich zu sorgen und im besten Fall bald Bäume pflanzen zu können. Für alle Kunden aus dem Allgäu gibt es auch die Möglichkeit einer Abholung vor Ort.

HANDMADE, HOMEMADE, HEARTMADE

Im Shop gibt es zeitlose und hochwertige Produkte, die mit viel Liebe designt und in Deutschland oder Österreich produziert wurden. Es liegt ihnen am Herzen, Produkte auszusuchen, die den Kindern in ihrer alltäglichen Lebendigkeit, ihrem Wachsen nicht einschränken und dabei den ästhetischen Wünschen der Eltern gerecht werden. Durch die Unterstützung zweier Freundinnen gibt es außerdem ein eigenes hej-lille-Label, mit handgefertigter Kleidung und Accessoires. Slow Fashion für die Kleinsten – mit Liebe und Bedacht.

GETEILTES GLÜCK IST DOPPELTES GLÜCK

Mit einer Spende von 50 Cent pro Bestellung helfen Sie gemeinsam mit der Kinderbrücke Allgäu Familien und Kindern in Not. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, Spendenartikel im Wert von 1, 3 oder 5 Euro in den Warenkorb zu legen. Ein großer Herzenswunsch der beiden Gründerinnen ist es, einen eigenen hej-lille-Store in Kempten zu eröffnen - zum Stöbern, Anfassen und Anprobieren. Wir drücken dafür ganz fest die Daumen! (jk)

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März 2021 51
Foto: Florian Rieder Fotografie
Mit Schwung und
Nachhaltigkeit

Nachhaltige Unternehmenskultur I Mensch im Fokus

Mitarbeitermotivation oder gar -begeisterung? Wie geht das?

In unserer Reihe „Nachhaltig3“ möchte ich dieses Mal im sozialen Bereich das Thema Mitarbeitermotivation aufgreifen, denn laut Engagement Index Deutschland für 2019 haben ca. 6 Millionen also 16 % der Beschäftigten innerlich gekündigt und nur 15 % der Mitarbeiter*innen eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber.

Diejenigen mit hoher Bindung wollen zu 91 % im Unternehmen bleiben, haben 38 % weniger Krankentage und sind in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen und hervorragenden Arbeitsplatz Markenbotschafter fürs Unternehmen.

Die Studie vom Havard-Business-Review zeigt, dass zufriedene Mitarbeiter*innen um 31 % produktiver, um 37 % erfolgreicher im Vertrieb und dreimal kreativer sind (https://hbr. org/2012/01/positive-intelligence).

Wird die Kostenseite betrachtet, so betragen die geschätzten volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund innerer Kündigung in Deutschland von 105 bis 122 Milliarden Euro (GALLUP Engagement Index D 2019). Da dies für einzelne Unternehmen sehr hohe Kosten bzw. einen enormen Wertschöpfungsverlust im Vergleich zum Wettbewerber darstellt, ist das Thema Mitarbeitermotivation bei vielen Organisationen bereits auf der Agenda.

Was bedeutet jedoch Motivation, vor allem auch im Zusammenhang mit dem Arbeitsleben?

Motivation ist laut Gabler Wirtschaftslexikon der „Zustand einer Person, der sie dazu veranlasst, eine bestimmte Handlungsalternative auszuwählen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen und der dafür sorgt, dass diese Person ihr Verhalten hinsichtlich Richtung und Intensität beibehält.“

Nun wird bei der Motivation des Menschen grundsätzlich zwischen intrinsisch (von innen heraus) und extrinsisch (von außen angestoßen) unterschieden. Der Arbeitgeber und somit die Führungspersonen können durch positive Anreize das Verhalten bzw. die Leistung der Mitarbeiter*innen verbessern. Werden z. B. Boni gezahlt, wird ein extrinsischer Anreiz gegeben. Wenn die Tätigkeit Spaß macht, eine spannende Herausforderung darstellt und vor allem für sie/ihn sinnstiftend ist, kann die intrinsische Motivation gesteigert werden und somit Einsatz und Engagement noch intensiver werden.

Schauen sich Organisationen einmal die Bedürfnisse der aktuellen und zukünftigen Arbeitnehmer*innen genauer an – beispielsweise durch regelmäßige Umfragen oder Mitarbeitergespräche, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu erheben – so werden sie feststellen, dass es oft nur kleine Dinge braucht,

um zumindest zufriedene Mitarbeiter*innen zu haben. Diese sind nämlich dann zufrieden, wenn sich ihre erwarteten oder erwünschten Arbeitsbedingungen mit den wahrgenommenen oder realistischen decken (https://www.boeckler.de/pdf/p_ arbp_054.pdf).

Ziel eines jeden Unternehmens sollte es jedoch sein, die Zufrie denheit ihrer Mitarbeiter*innen so zu steigern, dass diese be geistert sind. Denn laut Kano-Modell der Kundenzufriedenheit – als Erweiterung der Zwei-Faktoren-Theorie zur Arbeitsmoti vation von Herzberg – wäre dies erreicht, wenn die Erwartun gen übertroffen werden und vor allem ein Nutzen gestiftet wird (siehe Grafik Motivationsstufen).

Soweit die Theorien, was bedeutet dies nun praktisch für unsere Unternehmen, Städte oder auch Kommunen als Arbeitgeber?

Einige große Unternehmen folgen inzwischen dem Trend aus den USA und setzen eigene Feelgood-Manager*innen oder Chief Happiness/Wellness Officer ein, die das Wohlbefinden der Arbeitnehmer*innen stärken und effizientes Arbeiten ermöglichen sollen. Sie fungieren als Schnittstelle oder auch Vertrauensperson zwischen Personalabteilung, Mitarbeitern und Unternehmensleitung und sollen die Wertschätzung der Organisation gegenüber ihren Arbeitnehmer*innen ausdrücken.

Eine explizite Stellenschaffung ist jedoch nicht immer möglich oder notwendig, da in vielen Unternehmen deren Aufgaben bereits Bestandteil des Personalmanagements sind.

Die New-Work-Bewegung und das Thema Agiles Arbeiten beinhalten als Motivationsbasis die Themen Nachhaltigkeit, Zielklarheit, Selbstorganisation, Vernetzung und Lernen. Zu den Begeisterungsfaktoren zählen unter anderem transparente Kommunikation auf Augenhöhe, Lob und Anerkennung,

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Nachhaltigkeit

Vertrauens- und Lernkultur, Führungsstil und persönliche Weiterentwicklung; eine angemessene Bezahlung ist Grundvoraussetzung.

Gemeinsame Feste zu feiern, Angebote eines Mobility-Pakets oder Vergünstigungen für Sport- und Freizeitangebote für die Mitarbeiter*innen sind bei den meisten Firmen inzwischen angekommen. Kinder-Ferienbetreuung, 20 % der Zeit für persönliche Entwicklung, 1 Tag im Jahr für soziales Engagement oder Mitspracherechte z. B. im Bereich Personaleinstellungen stehen teilweise schon auf der Agenda. Auch das Thema Homeoffice mit flexiblerer Zeiteinteilung ist – ein positiver Aspekt von Corona – nun in viel mehr Unternehmen möglich geworden.

Doch wie können Organisationen ihre Mitarbeiter*innen nun im Homeoffice motivieren?

Warum nicht weiter den Jour fixe durchführen, je nach Projekt auch 10 min. Dailys, zum Team-Luch mit gelieferten Lunchpaketen einladen oder auf freiwilliger Basis einmal im Monat für alle Mitarbeiter freitags für 15 - 30 min. ein sogenanntes Show and Tell durchführen. Hier können Arbeitnehmer*innen abteilungsübergreifend interessante Einsichten in ihre Arbeit liefern. Für kurze Stimmungsumfragen können Pulsumfragen durchgeführt werden oder montags können einfach mal in einem 15-minütigen Kickstart-Meeting von den erzielten Erfolgen der letzten Woche erzählt werden, um hoch motiviert in die neue Woche zu starten!

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Was auch immer sich die Arbeitgeber einfallen lassen, um ihre Mitarbeiter*innen nachhaltig zu motivieren, eine purposegetriebene – also zweck- oder sinnorientierte – Organisation ist laut Kienbaum Purpose Studie 2020 immer erfolgreicher. Auch die Orientierung hin zur sozialen Organisation, also den „[…] Menschen in den Mittelpunkt der gesamten Organisation zu stellen und die Organisation um den Menschen herum zu erneuern“ lässt ein größeres Wachstum zu und garantiert somit nachhaltigen Erfolg (Deloitte Human Capital Trendstudie 2019 S.3).

In diesem Sinne... schreibt uns gerne eine E-Mail an 0831@ liveinverlag.de, was Euch als Mitarbeiter begeistert! Oder was Euer lustigstes/erinnerungswürdigstes Online-Meeting war!

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März 2021 53
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Fit in denFrühling

ÜBUNG 1: KNIESENKER

Für: Die Oberschenkelvorderseite und die Gesäßmuskulatur

Während man es im ersten Lockdown vielleicht noch genossen hat, etwas für sich und seinen Körper zu tun, sitzen die meisten von uns mittlerweile den Großteil des Tages nur herum, während die Yogamatte in der Ecke Staub ansetzt. Doch ob das mit dem Sommerurlaub dieses Jahr jetzt noch was wird oder nicht, es ist wieder Zeit, etwas für die psychische und physische Gesundheit zu tun.

Für euch, die nicht gerne per Video zum Sport animiert werden oder diejenigen, die Workout-Videos von Pamela Reif langsam satt haben, haben wir etwas vorbereitet. Hier unser Ganzkörperworkout für einen gesunden und glücklichen Start in den Frühling.

Los Geht´s

Was man zur Ausführung benötigt? Nur einen stabilen Boden und ein paar Mal die Woche ungefähr 20 Minuten Zeit. Geräte sind nicht nötig, da alle vorgestellten Übungen sogenannte Eigengewichtsübungen sind, bei denen man nur mit dem eigenen Körper arbeitet.

Durchführung: Führt jede Übung 45 Sekunden lang durch. Dabei die beschriebene Bewegung wiederholen und die Spannung halten. Zwischen den Übungen empfehlen wir 15 Sekunden Pause, je nach Trainingsstand und Tagesform kann die Pause aber auch auf bis zu 60 Sekunden verlängert werden. Die Übungsreihenfolge sollte dabei aber eingehalten werden, damit keine Muskelgruppe zweimal hintereinander beansprucht und damit überbelastet wird.

Tipp: Zur Messung der Zeitintervalle gibt es viele Apps und Programme, die es einem noch leichter machen, effektiv zu trainieren.

Bei dieser Übungsvariante wird der Rücken nur sehr wenig belastet und Verschleißbeschwerden im Kniegelenk werden präventiv und rehabilitativ positiv beeinflusst.

Ausführung: Hüftbreit aufstellen, Körpergewicht auf ein Bein verlagern, das andere leicht zurücksetzen, um das Gleichgewicht halten zu können. Hände in die Hüfte und das Standbein beugen, bis das Knie des hinteren Beines den Boden auf Höhe der vorderen Ferse berührt. Dann wieder gleichmäßig, ohne Stopp, nach oben drücken. Um die Übung leichter zu gestalten, verschiebt man sein Gewicht langsam auf beide Beine. Der Druck muss dabei immer auf der Ferse lasten, damit das Kniegelenk nicht überlastet wird.

ÜBUNG 2: EINBEIN-CRUNCH

Für: Die gesamte Bauchmuskulatur

Bei dieser Übung hat man keine negativen Rückenbelastungen, da ein Hohlkreuz durch das angezogene Bein ausgeschlossen ist. Die Intensität des Bauchmuskeltrainings wird durch die gestreckten Arme und das gestreckte Bein verstärkt.

Ausführung: Auf den Rücken legen, ein Bein beugen und maximal zur Brust ziehen, das andere Bein und die Arme strecken und leicht vom Boden abheben. Nun den Rumpf maximal anheben und das rechte und linke Bein von der Beugung hin zur Streckung bewegen (Radfahren). Dabei bei jeder Streckung des Beines kurz verharren. Um die Übung leichter zu gestalten, kann man die Arme auch nach vorne zur Hüfte strecken.

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Sport und Fitness

Mit speziellen Übungsvarianten wie der „Engen-Liegestütz“, die die effektivste unter den Liegestützen ist, habt Ihr die Möglichkeit, Euch optimal auf den Winter vorzubereiten.

ÜBUNG 3: FERSENLIFT

Für: Alle Muskeln des unteren Rückens, die Gesäßmuskulatur und die Oberschenkelrückseite

Durch die Tendenz hin zum Hohlkreuz wird die Muskulatur aktiv eingesetzt, was viele Rückenbeschwerden positiv beeinflusst.

Ausführung: Auf den Bauch legen, den Kopf leicht anheben und die Kniegelenke etwa 90° anwinkeln. Jetzt die Oberschenkel ebenfalls anheben und die Fußsohlen nach oben drücken. Wieder leicht absenken und erneut nach oben drücken. Dabei den Oberkörper nicht abheben lassen. Um die Übung zu verstärken, die Knie zusammenführen und die Beine leicht strecken.

ÜBUNG 4: LIEGESTÜTZ

Für: Die Brustmuskulatur, den Trizeps und den vorderen Schultermuskel

Die Schwierigkeitsstufe dieser Übung hängt zu einem großen Teil davon ab, wie schwer der Übende selbst ist. Dadurch, dass man eine enge Handstellung hat, ist dies die effektivste Variante des Liegestützes.

Ausführung: Auf den Bauch legen und Füße auf die Zehen stellen. Die Hände Daumen an Daumen setzen und die Nasenspitze etwa 15 cm vor die Hände bewegen. Jetzt die Arme strecken und wieder beugen. Dabei auf die Körperspannung achten und Kopf und Rumpf in einer Linie halten. Falls es zu schwer ist, auf die Knie aufsetzen und durch Zurückbewegen des Oberkörpers die Übung vereinfachen. Dabei immer auf die korrekte Handstellung achten.

AUFWÄRMEN:

Es ist generell sehr wichtig, sich vor dem Sport aufzuwärmen, doch noch wichtiger ist es, wenn man für längere Zeit inaktiv war. Beim Warm-Up wird der Stoffwechsel in Schwung gebracht und die Körpertemperatur wird erhöht, man kommt quasi auf Betriebstemperatur. Außerdem fördert man damit die Durchblutung, dadurch werden die Muskeln, Sehnen, Gelenke und Bänder leistungsfähiger, geschmeidiger und verletzungsresistenter. Also langsam starten und den Körper anheizen, dadurch bereitet man sich zusätzlich psychisch auf das anstehende Training vor. Führt vor Beginn des Workouts 5 bis 10 Minuten ein dynamisches Warm-Up durch, mit Übungen wie Schulterkreisen, Ausfallschritten, Hampelmännern, tiefer Hocke, Oberschenkel- und Hüftbeugedehnungen und Kniehebe-Lauf. Außerdem könnt ihr die vorgestellten Übungen während des Aufwärmens einmal langsam durchgehen, um eure Muskeln an die Belastung zu gewöhnen und die Ausführung zu verinnerlichen.

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Sport und Fitness

ÜBUNG 5: ENGE TRAPEZ-FLYS

ÜBUNG 6: BECKENHEBER

Für: Die Oberschenkelrückseite, den unteren Rücken und die Gesäßmuskulatur

Da alle anatomischen Funktionen der Oberschenkelrückseite umgesetzt werden (Streckung im Hüftgelenk, Beugen des Kniegelenks, Aufrichten des Beckens), ist diese Übung hocheffektiv für die Oberschenkelrückseite.

Für: Den oberen Rücken, den Rautenmuskel und den hinteren Schultermuskel

Der Schwachpunkt vieler, die ständig sitzend ihren Alltag durchleben, ist der obere Rücken. Mit dieser Übung wird der gesamte obere Teil des Rückens gezielt gekräftigt und stabilisiert. „Hängeschultern“ werden wieder nach hinten gezogen und man steht aufrechter.

Ausführung: Auf den Bauch legen und die Arme in einem 90°-Winkel vom Rumpf weg strecken. Jetzt die Ellenbogengelenke ebenfalls 90° anwinkeln und die Arme auf die Fäuste setzen. Dabei zeigen die Handflächen nach außen. Den Kopf leicht anheben und die Ellenbogen und die Schulterblätter zur Wirbelsäule ziehen. Leicht absenken und wieder nach oben ziehen.

ÜBUNG 7: LATRUDERN

Ausführung: Auf den Rücken legen, ein Bein maximal anziehen und das andere auf die Ferse setzen. Fußspitzen anziehen. Nun das Becken so hoch wie möglich heben, leicht absenken und wieder so hoch wie möglich drücken. Um die Übung zu intensivieren, die Ferse in Richtung Becken ziehen.

Für: Den breiten Rückenmuskel

Diese Übung ist die effektivste für den breiten Rückenmuskel (Latissimus). Das liegt mit daran, dass der Bizeps, der sonst bei fast allen Übungen limitierend für den breiten Rückenmuskel ist, bei dieser Übung ausgeschaltet ist.

Ausführung: Auf den Rücken legen und die Beine leicht anwinkeln. Fersen aufsetzen und Ellenbogen körpernah aufstellen, sodass die Unterarme nach oben zeigen. Nun die Ellenbogen „in den Boden drücken“ und dadurch den Oberkörper nach oben schieben. Um die Übung zu erleichtern, kann man das Gesäß aufliegen lassen.

Über den Autor Dieses Ganzkörperworkout wurde von David Thomas, einem unserer Praktikanten aus dem Jahr 2009 und damals selbstständigen Personaltrainer entwickelt. Heute arbeitet er als Vertriebsleiter für eine seiner größten Leidenschaften, das Fahrrad.

Im März letzten Jahres, während des ersten Lockdowns, fasste David Thomas den Entschluss, mit dem Schreiben einer weiteren Leidenschaft nachzugehen. So erarbeitete er sich über Monate hinweg 48 kurze, knackige Kapitel, bei denen man sich nach jedem auf das nächste freut. Mit der Veröffentlichung von „Liebesroulette“, einem Roman, der einen mit amüsanter Wortwahl in eine Welt voll krimineller Machenschaften zieht, verwirklichte er sich einen Lebenstraum.

Gewinnspiel:

Wir verlosen zwei Exemplare des mitreißenden Buches über Freundschaften, Liebe und Intrigen sowie düstere Gestalten und deren Gräueltaten. Um zu gewinnen, beantwortet folgende Frage und schickt uns die Antwort bis zum 31. März per E-Mail an 0831@liveinverlag.de oder mit einer Postkarte an die Redaktionsadresse.

Aufgrund welcher Hauptmotivation treiben die meisten Deutschen Sport?

a) Muskeln aufbauen

b) allg. Fitness verbessern

c) abnehmen

d) Stress abbauen

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Sport und Fitness

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Förderung von Kunst und Kultur in KemptEN

Corona verlangt den Menschen und der Kultur viel ab. Die Umstände, unter denen Kunst geschaffen und Kultur veranstaltet werden kann, sowie die berufliche Situation der Kulturakteur:innen sind - gelinde gesagt - widrig. Um einen Ausgleich zu schaffen, haben die Stadt Kempten, die Stadträte und das Kulturamt Fördergelder in Höhe von 150.000 Euro für das Jahr 2021 bereitgestellt. Zuschüsse zu Mieten bei Veranstaltungen, Erhalt der Einrichtungen, Anschaffungen sowie die gezielte Förderung von Projekten und Veranstaltungen unter Corona sind ab sofort beantragbar.

Sabine Modzel-Hoffmann studierte Empirische Kulturwissenschaft und Politikwissenschaft. Seit sechs Jahren ist sie Mitarbeiterin des Kulturamts Kempten und seit einem knappen Jahr verantwortlich für die Kulturförderung. Wir haben uns sehr gefreut, dass Sie Zeit für ein Interview mit uns hatte, um uns alle wichtigen Themen zur Förderung zu beantworten.

An wen richtet sich das Förderprogramm?

Mit dem Förderprogramm leisten wir einen Beitrag dazu, dass Kemptens Kulturlandschaft erhalten bleibt. Wir bieten Kulturschaffenden Planungssicherheit und schaffen eine gewisse Perspektive für die nähere Zukunft. Es richtet sich an Künstler:innen, Kulturschaffende und kulturelle Einrichtungen sowie auch Musikvereine, Kunstpädagog:innen, Schauspieler:innen, Veranstalter:innen oder auch Spielstätten.

Nur an Kemptener:innen?

In Ausnahmefällen können auch Nicht-Kemptener:innen beantragen. Jedoch nur, wenn das beantragte Projekt in Kempten stattfindet. Die 150.000 Euro speisen sich aus Steuergeldern der Kemptener Bürger:innen. Das bedeutet, dass es auch im Großen und Ganzen den Kemptener:innen zugutekommen sollte.

Welche Förderrichtlinien gibt es?

Die jeweiligen Richtlinien hängen davon ab, was beantragt wird. Es gibt drei Förderbereiche mit jeweils eigenem Verwendungszweck und Nachweisen. Hier beraten wir auch gerne von der Antragstellung bis zur Auswahl des richtigen Topfes. Es gibt Zuschüsse zu Mieten von Veranstaltungsräumen, in Höhe von bis zu 75 %. Zum anderen gibt es Zuschüsse zum Erhalt der Einrichtung und für notwendige Investitionen, die es kulturellen Institutionen und Spielstätten erlauben, den Betrieb unter Corona zu ermöglichen. Wichtig ist es zu wissen, dass in diesen Fällen die Obergrenze der Zuschüsse bei 3.000 Euro liegt. In der Projektförderung haben wir keine Obergrenze vorgegeben. Es gelten unterschiedliche Regeln für Projekte unter sowie über 3.000 Euro. Im letzteren Fall müssen Drittmittel in Höhe von mind. 30 % eingebracht werden. Das heißt, die Förderung beträgt hier maximal 70 % der Gesamtprojektkosten. Bei Projekten unter 3.000 Euro bewerten wir Drittmittel zwar positiv, erwarten diese aber nicht.

Welche Förderkriterien gibt es?

Wichtig ist uns, dass die Gelder sichtbar der Kemptener Kultur und ihren Akteur:innen zugutekommen. Damit zum Beispiel eine Galerie nicht ihren Mietvertrag kündigen muss und Veranstaltungen wie Konzertreihen, kulturpädagogische Projekte, Festivals, Performances oder Kunstprojekte bald wieder stattfinden können.

Wer entscheidet darüber, welcher Antrag bewilligt wird?

Über Anträge unter 3.000 Euro entscheiden drei Beirät:innen: Martin Fink (Kulturamtsleiter), Annette Hauser-Felberbaum (Kulturbeauftragte) sowie ich, als Verantwortliche für die Kulturförderung. Im Falle von Projekten, die mehr als 3.000 Euro benötigen, entscheidet ein Beirat: Thomas Kiechle, Dr. Richard Schießl (Referent für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung), Annette Hauser-Felberbaum, Martin Fink, Dagmar Waizenegger (Leitung Fachabteilung Kunst, Kultur und internationale Beziehungen der Universitätsstadt Tübingen) und Laura Cadio (freie Kulturmanagerin, Dramaturgin und Kuratorin aus Nantes, Frankreich)

Wird das Förderprogramm von den Kulturschaffenden angenommen?

Wir erhielten an die 40 Anfragen von unterschiedlichsten Künstler:innen und Kulturschaffenden. Letztlich gingen für die erste Förderrunde 28 Anträge ein. Die Jury hat noch nicht über alle Anträge entschieden, die letzte Beiratssitzung findet erst noch statt.

Wie lange können noch Förderanträge eingereicht werden?

Wir haben insgesamt vier Runden über die gesamte Laufzeit des Förderprogramms im Jahr 2021. Die erste Runde endete am 15.02.2021, die nächsten Runden laufen bis zum 01.04.2021, den 31.05.2021 und den 30.09.2021.

Die Pandemie wird uns wohl noch länger einschränken – ist ein darauf aufbauendes Förderprogramm geplant?

Das ist bisher tatsächlich noch nicht abzusehen. Wir haben erstmal 150.000 Euro für 2021 vom Stadtrat bewilligt und bereitgestellt bekommen – was enorm großzügig ist! Vergleichbares wurde meines Wissens nach in keiner bayerischen Kommune unserer Größe in die Wege geleitet. Wie es mit Corona und der Kultur in 2022 weitergehen wird, ist noch Zukunftsmusik. Woran wir aber im Rahmen des Kulturentwicklungskonzepts Kempten (KEEK) arbeiten, ist unter anderem die Kulturförderung. Wir hatten mit Vertreter:innen der Freien Szene einen Workshop, in dem bereits erarbeitet wurde, wie Grundzüge einer guten und unterstützenden Regel-Förderung für Kunst und Kultur aussehen könnten.

www.kulturlieferdienst.de

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Kunst und Kultur
Foto: Katja Zschau

Die Kulturgesichter geben der Krise ein Gesicht

Die gesamte deutsche Veranstaltungsbranche liegt derzeit brach. Was das für die einzelnen Schicksale bedeutet, soll die Aktion „Kulturgesichter“ zeigen. Mittlerweile gibt es die Aktion in über 60 deutschen Städten mit bereits über 8000 fotografierten Gesichtern. In Kempten im Allgäu wurde die Aktion von Ramona Kloos, Marketingleiterin der bigBOX ALLGÄU, ins Leben gerufen, um auf die Not in der Branche aufmerksam zu machen und damit den einzelnen Schicksalen zu helfen.

Es ist sehr still derzeit, was die Kultur- und Kreativwirtschaft betrifft. 2019 hatte diese noch mit einem Umsatz von 643 Mrd. Euro und einer Gesamtwertschöpfung von 253 Mrd. Euro punkten können und war somit eine der stärksten Wirtschaftszweige Europas. Auch die Mitarbeiterzahlen konnten sich sehen lassen: 7,6 Millionen Menschen waren 2019 in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa beschäftigt. Soweit so gut - Wäre da nicht COVID-19 aufgetreten. Ein Minus von 31 % musste die Gesamtbranche hinnehmen, eine der stärkst betroffenen Branchen Europas. Bei den darstellenden Künsten liegt die Zahl sogar bei -90 % und bei Musik bei -76 %.

Schwarz/Weiss mit Balken versehen, die aussagen, wie die Person heißt und als was sie arbeitet: So zeigen sich die „Kulturgesichter0831“ aus dem Allgäu. Bereits ca. 160 Fotos wurden geschossen. Es sind Menschen abgebildet, die teilweise oder sogar Vollzeit in der Veranstaltungsbranche arbeiten und von dieser abhängig sind: Veranstalter/innen, Plakatierer/innen, Tänzer/ innen, Techniker/innen, Caterer u.v.a. Private Schicksale sind davon genauso betroffen wie Firmen oder Einzelunternehmungen. Alle sitzen im gleichen Boot. Und alle hoffen, dass es bald wieder losgehen kann.

Noch mehr Gesichter finden sich auch auf den Seiten:

(Zahlen: Studie Rebuilding Europe | EY)

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Kunst

DAS ANTENNE-BAYERNSOMMERFEST

Das neue Jahrtausend begann im Sommer 2000 direkt mit einem richtigen Knaller: „Ein gigantisches Familien-Festival mit viel Sonne und Spaß“, „Alle wollten nach Durach“ und „Fast ein Hauch von Woodstock“, so titulierte die Presse am Folgetag das mit 50.000 Besucher:innenn größte Open-Air-Festival im Allgäu. Wir sprachen mit dem zu dieser Zeit amtierenden Bürgermeister Durachs, Herrn Herbert Seger, über diesen besonderen Tag am 3. Juni 2000.

Wie kam Antenne Bayern auf den Standort Durach?

Das Fest war zunächst auf dem alten Hauptbahnhofgelände in Kempten geplant, wo heute das Forum steht. Die technischen Berater lehnten den Standort allerdings u. a. aus Sicherheitsgründen ab. Anschließend besuchte die Kommission dann Durach. Originalton: „Eine Gemeinde mit jungem Team im Rathaus und Bauhof und ein aufgeschlossener, zum Risiko bereiter Bürgermeister.“

Wie haben Sie es damals geschafft, die komplette Dorfgemeinschaft für dieses Vorhaben zu begeistern?

Unsere Mitarbeiter empfanden das Fest als große Chance und

gleichzeitig als super Herausforderung, sie waren sofort dafür. Dann ging ich zu meinem Stellvertreter, Landwirt Hermann Wirth, da ja Felder für 20.000 Parkplätze bereitgestellt werden mussten. Der Geschäftsführer vom Flugplatz, Max Waldmann, war auch sehr aufgeschlossen und der Flugbetrieb wurde für drei Tage eingestellt.

In Gesprächen mit Landrat Gebhard Kaiser und OB Ulrich Netzer ging es um eine finanzielle Rückversicherung. Wir standen ja noch unter dem Schock wegen des großen Defizits bei der „Carmina Burana“-Veranstaltung zur Jahrtausendwende an Silvester in Oberstdorf. Trotzdem waren beide dafür. Grünes Licht gab es auch vom Gemeinderat, die Gespräche mit den betroffenen Landwirten verliefen positiv und auf der Bürgerversammlung wurde die Bürgerschaft im Allgemeinen „eingeschworen“. Einige Vereine wurden zusätzlich im Rahmen des Festes mit Aufgaben betraut. Anschließend waren wir, das Rathaus-Team und der Bauhof, dann nur noch mit dem Fest beschäftigt.

50.000 Besucher! Haben Sie mit einem solchen Ansturm gerechnet?

Es war schon klar, dass viele Besucher kommen würden, das Fest im vorigen Jahr in Ingolstadt besuchten ja bereits 30.000 Menschen. 50.000 allerdings ist eine gigantische Zahl. Durach, für einen Tag fast so groß wie Kempten!

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„Durach, einen Tag fast so groß wie Kempten!“
2000
Kunst und Kultur

An welche Künstler können Sie sich noch besonders gut erinnern?

Gut erinnern kann ich mich an Loona, Lou Bega, die AntenneBayern-Band, Willi Astor und Sasha, der damals noch ziemlich frisch in der Szene war. Kurz vor dessen Auftritt ging ein Gewitter übers Gelände, was einige Menschen, besonders Familien, dazu veranlasste, das Gelände vorzeitig zu verlassen. Als Sasha begann, kam aber eine tolle Abendsonne zum Vorschein, was zusätzlich zu seinen Songs eine romantische Stimmung schaffte. Super war auch das den ganzen Tag über angebotene Kinderprogramm.

Gab es auch den ein oder anderen Schreckmoment im Rahmen dieser Veranstaltung?

Ca. 25 Kinder haben im Laufe der Veranstaltung ihre Eltern aus den Augen verloren und wurden ins Zelt des Roten Kreuz, das „Kinderheim“ des Festes, gebracht. Bis um 23 Uhr war dann aber auch das letzte Kind abgeholt worden. Einigen Besuchern machte aber die Hitze zu schaffen, was dazu führte, dass die Sanitäter einige Male Hilfe leisten mussten.

Waren Sie zufrieden damit, wie das Sommerfest verlief?

Was hier abgelaufen ist, war für uns eine organisatorische Lehrstunde. Die 11-seitige „Running Order“ mit minutiös festgelegtem Zeitplan, wer wo wann was zu machen hatte, war wirklich eindrucksvoll und zum Glück klappte dann auch alles perfekt. Weiterhin gab es laut Polizeibericht keinerlei Probleme und die Deutsche Bundesbahn hat mit Sonderzugeinheiten einen perfekten Beitrag geliefert. Viele aus Durach und dem Nahbereich Kempten kamen aber auch einfach zu Fuß nach Durach, so gab es kein Verkehrschaos.

Die Antenne-Bayern-Band bedankte sich am Ende mit dem bekannten Song von Don McLean, „American Pie“, umgedichtet: bye-bye, Kempten-Durach good bye“ und unser gesamtes Team stand dabei auf der Bühne. Das war eine Gänsehaut-Situation, unvergesslich.

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Fotos: Gemeindearchiv Durach links Sasha und rechts Willy Astor bei ihren Auftritten
Kunst und Kultur

BESCHÜTZER - MYTHOS - SUPERHELD

UND SEIT NEUESTEM WAHLKEMPTENER

BATMAN!

Er hat unser Zeichen gesehen und ist unserem Hilferuf gefolgt. Wir haben ihn darum gebeten, uns in dieser schweren Zeit beizustehen und die trübe Stimmung, die in Kempten herrscht aufzuhellen. Was er über unsere schöne Stadt, deren Einwohner und die derzeitige Situation zu sagen hat, lest ihr in unserem exklusiven Interview mit der freundlichen Fledermaus von nebenan.

Batman, erstmal vielen Dank, dass du hier bist und dich für ein Interview bereit erklärt hast.

Vorab eine Frage: Darf ich dich Bruce nennen? Natürlich.

Ist Kempten dein neues Gotham City? Mittlerweile ja.

Warum bist du von Gotham City nach Kempten gezogen? Naja, weil ich ein bisschen Hoffnung unter die Leute bringen möchte, gerade in Zeiten von Corona und weil Gotham gerade einen anderen Helden hat.

Wer ist denn der neue Held? Robin.

Ist Robin noch in Gotham geblieben?

Ja genau, wir arbeiten im Moment nicht mehr zusammen.

Was macht denn der Joker gerade? Zeigt er sich nicht, weil er keine Maske trägt?

Ich glaube, der Joker bereitet sich gerade vor - auf einen großen Coup. Da kommt was… was genau, weiß ich nicht, aber ich habe Kontakt mit ihm. Es ist noch offen von seiner Seite aus, wann das stattfinden soll, deswegen möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts darüber erzählen.

Du bist ja zu Fuß hier, bist du generell fußläufig unterwegs, weil du für das Batmobil in Kempten keinen Parkplatz findest? Auch, aber hauptsächlich, weil das Batmobil noch in Gotham steht – in der Bathöhle. Ich habe es dagelassen.

Fährt Robin jetzt damit?

Ich hoffe es nicht für ihn.

Leider liegt uns die Statistik für 2020 noch nicht vor. Jedoch laut dem Polizeipräsidium Schwaben Süd-West ist die Zahl der Verbrechen in 2019 um 8,2 Prozent gesunken in unserer

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Region. Hat das mit deinem Erscheinen in Kempten zu tun?

Ich weiß es nicht, ich will mich auf keinen Fall mit fremden Federn schmücken. Ich nehme aber an, dass es ein bisschen was damit zu tun hat.

Böse Zungen behaupten ja, dass eine Fledermaus an der Pandemie schuld sein soll. Wie siehst du das?

Mit dem Ursprung habe ich mich nicht beschäftigt, aber ich hoffe, es hat nicht mit einer Fledermaus zu tun.

Alfred gehört ja zur Risikogruppe, wie schützt du ihn vor Corona?

Indem er in Wayne Manor bleibt und wenn er rausgeht, trägt er natürlich eine Maske. Ich meine, er gehört ja zur Familie, deswegen haben wir regelmäßig telefonischen Kontakt, aber keinen persönlichen – um ihn zu schützen.

Was ist dein Lieblingsplatz in Kempten?

Die St.-Mang-Kirche. Das Dach vor allem, da habe ich einen schönen Überblick.

Wirst du in Kempten bleiben?

Vermutlich, ja. Vielleicht würde ich mal kurz für einen Urlaub nach Gotham zurückgehen oder um Robin zu besuchen. Im Gespräch ist aber auch, dass er mal herkommt, ist aber noch offen.

Sind die Kemptener dankbar dafür, dass du sie beschützt? Wenn ja, wie zeigen sie es? Naja, manche Kemptener sind dankbar, manche nicht. Einige Kemptener zeigen es, indem sie auf mich zukommen und ihren Respekt aussprechen. Es gibt aber auch welche, die nicht verstehen, was ich hier mache und mit Kopfschütteln reagieren. Aber damit muss man rechnen.

Hast du noch Kontakt zu Catwoman? Arbeitet ihr noch zusammen? Kein Kommentar.

Gibt es etwas, das du gerne deinen Kemptenern sagen möchtest? Ich möchte, dass ihr versucht, stark zu bleiben, gerade in Zeiten von Corona. Bitte bewahrt Hoffnung! Am Anfang war ich auch skeptisch, aber jetzt nicht mehr. In spätestens ein paar Jahren kehrt die Normalität zurück – hoffe ich zumindest – und bis dahin: Haltet durch.

Du bist inzwischen ein Maskenträger unter Maskenträgern. Du bist also ein Trendsetter!

Ja, find ich schon gut, macht Spaß und dient dem Schutz. Man erkennt mich nicht und die Coronaviren werden abgewehrt.

Wirst du irgendwann – wenn es wieder möglich sein sollte – deine Maske ablegen und dich den Kemptenern zeigen?

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Jedoch nur, wenn man mich dazu zwingt. Zum Beispiel, wenn der Joker mir keine andere Wahl lassen würde, dann würde ich sie wohl oder übel – zum Schutz der Kemptener – ablegen. Ich würde mich in den Hintergrund stellen, weil für mich die Einwohner von Kempten an erster Stelle stehen.

Wie bekämpfst du zurzeit die Bösen trotz Ausgangsbeschränkung und Mindestabstand? Oder machst du Home-Office?

Ich wünschte, ich könnte Home-Office machen, aber die Bösewichte zeigen sich aufgrund von Corona im Moment eh nicht so wie sonst, zum Glück. Die Kemptener sind treu – noch – wie gesagt.

Bist du eigentlich Single? Ohne auf den Catwoman-Kommentar noch einmal einzugehen :-) Ja. Ist mal so, mal so mit ihr.

Wir haben gesehen, dass das Colosseum Center seinen Lieferservice in verschiedenen Kostümierungen anbietet. Unter anderem auch im Batman-Kostüm. Bist du das? Oder macht da jemand Identitätsdiebstahl? Was sagst du dazu?

Habe ich noch nicht gesehen, würde ich aber gerne mal sehen. Ich bin das nicht! Aber wenn man sich dazu entscheidet, die Maske aufzusetzen, dann ist das ein Zeichen. Sagen wir es mal so, ich bin nicht der einzige Batman, ist ja jedem seins. Ich bin dann vielleicht das Vorbild, aber in diesem Fall ein Batman von vielen. Was ich aber sagen kann, ich bin der Batman, der versuch, Kempten zu beschützen.

Was für eine Superkraft hättest du denn gerne?

Ich würde gerne fliegen können, aber das geht nur mit dem Batwing. Superman hat dahingehend Glück, aber über den will ich lieber nicht reden. Vielleicht nur eins: Ich bin sein Kryptonit.

Damit sind wir mit den Fragen durch. Vielen Dank, Bruce, für deine Zeit und deine ehrlichen Antworten, gibt es noch etwas, was du gerne sagen möchtest?

Kempten ist eine schöne Stadt und je länger ich hier lebe, umso besser gefällt es mir. Ich hoffe, dass ich weiterhin hier als Batman akzeptiert werde und auch als Bruce. Die meisten Kemptener stehen mir ja sehr positiv gegenüber, aber es gibt immer zwei Seiten einer Medaille – die Menschen, die mir kritisch gegenüberstehen, können vielleicht einfach nicht einschätzen, warum ich diese Maske trage. Dabei will ich ihnen mit meinem Erscheinen, schlichtweg in der derzeitigen Situation zur Seite stehen und sie beschützen, zumindest die Mehrzahl der Kinder reagiert positiv auf mich und freut sich mich zu sehen.

Vielen Dank an euch für die Chance zu diesem Interview und die Einladung. Ich möchte zudem meine Community grüßen, die mich unterstützt, sowie meine Bekannten, Freunde und meine Familie – Danke an euch!

Interview: Jasmin Kaiser

DAS THW IM EINSATZMODUS

DER BISLANG LÄNGSTE EINSATZ DER

GESCHICHTE DES THW-ORTSVERBANDS KEMPTEN

Nachdem das SARS-CoV-2-Virus im Februar 2020 Deutschland erreicht hatte, begannen „Hamsterkäufe“ und die Sorge um weltweite Engpässe bei der Versorgung mit medizinischer Schutzausstattung griff um sich. Erste Hochrechnungen deuteten Versorgungsengpässe bei der Patient:innenaufnahme und -pflege an. Der Bund reagierte mit einem flächendeckenden Lockdown, um die drohenden Gefahren abzuwenden. Seither befindet sich Deutschland im Ausnahmezustand. Für das THW begann damit der längste Katastrophenschutzeinsatz seiner Geschichte.

Mit dem Ausrufen des Katastrophenfalls in Bayern im März 2020 wurde der Politik die Koordination der notwendigen Maßnahmen erleichtert. In diesem Zusammenhang wurden auch im Allgäu sogenannte Führungsgruppen Katastrophenschutz durch die Verwaltungsbehörden einberufen. Diese Führungsgruppen werden in ihrer Tätigkeit durch Fachberater der verschiedenen Katastrophenschutzorganisationen beraten. Auch das Technische Hilfswerk, als Katastrophenschutzorganisation des Bundes, wurde allerorts in die Beratungsstäbe eingeladen.

In Kempten und im Oberallgäu wurde das THW bereits im März 2020 mit dem Aufbau von Corona-Testzentren in Kempten und Sonthofen betraut. Neben dem Aufbau der Testzentren übernahm das THW mit seinen ehrenamtlichen Einsatzkräften den technischen Betrieb und die Verkehrslenkung innerhalb der Teststelle. Gemeinsam mit der Johanniter Unfallhilfe konnte über Wochen hinweg der Betrieb des Testzentrums sichergestellt werden, bis im September die Übergabe an einen gewerblichen Dienstleister erfolgte.

Zusätzlich wurde das THW durch die bayerische Landesregierung mit der Logistik, also dem Transport und der Verteilung von medizinischer Schutzausstattung beauftragt: Im Schnitt fuhren die THW-Helfer:innen aus dem Allgäu bis zu dreimal pro Woche Schutzausstattung aus dem Bayerischen Zentrallager zu den Kreisverwaltungsbehörden in ganz Schwaben.

Einrichtung des Bayerischen Testzentrums (Corona-Drive In)

In Kempten und im Oberallgäu übernahmen Helfer:innen des THWs außerdem die Verteilung der Schutzausstattung. Die Zuteilung der Materialien erfolgte durch lokale, medizinische Fachkräfte. Das THW kommissionierte die Ware nach diesem Verteilschlüssel und kümmerte sich um die Ausgabe an die Bedarfsträger. Innerhalb kürzester Zeit programmierten ehrenamtliche THWKräfte einen Webshop, der den empfangsberechtigten Einrichtungen den Bestellprozess sowie den Behörden den Überblick über die Verteilung erleichterte.

Zwar war damit die Sorge um mangelnde Schutzausstattung bei Ärzt:innen und in Betreuungseinrichtungen gemindert, doch noch immer stand die Sorge im Raum, dass in den örtlichen Krankenhäusern auf Grund der explodierenden Patient:innenzahlen die Kapazitäten knapp werden würden. Das Klinikum Kempten entschied sich daher im Frühjahr 2020 zum Schutz von Patient:innen und medizinischem Personal für eine der Lage angepasste Umgestaltung der Notaufnahme. Den Ausbau dieser vorgelagerten Notaufnahme übernahmen die Helfer:innen des THWs.

In Kempten und im Oberallgäu wurden sogenannte Fieberpraxen eingerichtet. Diese zentralen Praxen sollten vorrangig als Anlaufstelle dienen, um symptomatische Patient:innen ambulant versorgen zu können. Nach einer Erkundung geeigneter Standorte durch Expert:innenteams entschied man sich für ein Konzept, demzufoge die BigBOX in Kempten als Fieberpraxis ausgebaut werden sollte. Diesen Ausbau übernahm das THW Kempten mit Unterstützung der THW-Ortsverbände aus Krumbach und Kaufbeuren. Binnen weniger Tage erfolgte die Konzipierung, die Beschaffung der Baumaterialien und der Ausbau der BigBOX.

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Mehrwert
Temporäres lokales Zwischenlager der Schutzgüter für die Ärzte und Pflegeeinrichtungen. Hier: Helfer:innen bereiten die Ausgabe der Schutzgüter vor.

Die kurze Verschnaufpause während der Sommermonate nutzten die Helfer:innen des THWs für die Wiederherstellung der eigenen Einsatzbereitschaft. So wurden etwa Materialwartungen und Einsatznachbesprechungen durchgeführt. Außerdem konnten in den Sommermonaten acht neue Helfer:innen in Kempten ausgebildet werden. Seit etwa Anfang Oktober ist der THW Ortsverband Kempten wieder verstärkt mit der Abwicklung von Aufträgen rund um die Pandemiebekämpfung aktiv: Das Land Bayern beauftragte das THW mit der Logistik rund um die Versorgung der öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kitas in Bayern. Für die Versorgung wurde ein zentrales Pandemielager ins Leben gerufen, in dem die Schutzgüter kommissioniert, verwaltet und nach Beauftragung an die Bedarfsträger zugestellt werden. Das zentrale Pandemielager wird durch ehrenamtliche Einsatzkräfte aus ganz Bayern betrieben, die zusätzlich von Kemptener THWlern unterstützt werden.

Für die Kemptener THW-Einsatzkräfte lag der Einsatzschwerpunkt während der zweiten Welle auf der Planung und Einrichtung des örtlichen Impfzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Artillerie-Kaserne. Aufgrund des langjährigen Leerstands musste die Gebäude-Infrastruktur massiv ertüchtigt werden. Von der Wasserversorgung über die Beschaffungsplanung für die Einrichtung bis hin zum Ausbau des Gebäudes kümmerte sich das THW um die fristgerechte Fertigstellung des Impfzentrums. Binnen weniger Tage wurde die gesamte Planung und Umsetzung durch rund 50 Ehrenamtliche in mehreren Tages- und Abendschichten fertiggestellt. Pünktlich zu Weihnachten konnte das Gebäude dann an den

Betreiber des Impfzentrums, das Bayerische Rote Kreuz, übergeben werden. Auch die Auslieferung der ersten Impfdosen für Bayern an die Impfzentren wurde durch das THW koordiniert. An Weihnachten wurden Helfer:innen des Kemptener THWs damit beauftragt, die ersten Impfdosen sicher und in geeigneter Weise an die Allgäuer Impfzentren zu verteilen. Die Kemptener Helfer:innen unterstützten außerdem das Landratsamt Oberallgäu beim Ausbau der Contact Tracing Center, also den Kontaktnachverfolgungszentren.

Wie alle Vereine und Organisationen sehen sich auch die Einsatzkräfte des THWs vor die große Belastungsprobe gestellt, unter Beachtung der gesetzlichen Regelungen wie den Kontaktbeschränkungen, Dienstbetrieb, Ausbildungsstand und die Kameradschaft aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zwecke finden Ausbildungen verstärkt online statt. Präsenzveranstaltungen sind auf ein Minimum reduziert und finden nur in Kleinstgruppen statt. Dank des hohen Engagements und der besonders ausgeprägten Disziplin aller THWler konnte bisher ein Infektionsgeschehen in der Helferschaft vermieden werden, so dass die THW-Einsatzkräfte auch weiterhin voller Motivation ihre gesamte Energie zum Wohle des Bevölkerungsschutzes einsetzen können.

Das THW Kempten in Zahlen:

rund 120 Einsatzkräfte aller Altersklassen

20 Jugendliche in der Jugendgruppe

seit 1954 für die zivile Katastrophenabwehr in Kempten aktiv Technischer Zug mit Zugtrupp, Bergung und den Fachgruppen Notversorgung und Notinstandsetzung, Räumen, Sprengen Fachgruppe Führung & Kommunikation

Das THW in Zahlen bundesweit:

Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes Rund 80.000 ehrenamtliche Helfer:innen

Bundesweit 668 Ortsverbände, 8 Landesverbände und drei Ausbildungszentren

111 Ortsverbände im Landesverband Bayern

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Fertigung und Aufbau der Elemente für die Fieberpraxis Helfer:innen beim Bau der Elemente fürs Hilfskrankenhaus
Mehrwert
Helfer:innen bei der Einrichtung der IT und Netzwerkinfrastruktur des zentralen Pandemielagers

Für die Zukunft unserer Region

Die Nachhaltigkeits-Initiative von LEW –für und mit Menschen, die aktiv einen Unterschied beim Thema Nachhaltigkeit machen wollen.

Informieren und initiativ werden unter bessermachen.lew.de

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NEUES HOI!-

Weitere engagierte Gastfamilien gesucht

Der HOI! e.V. war bei seiner Gründung 1987 die erste psychosoziale Hilfsgemeinschaft, die psychisch kranken, suchtkranken und seelisch behinderten Menschen eine Anlaufstelle bot. In den Bereichen „Arbeit und Beschäftigung“, „Alltag und Haushalt“ sowie „Wohnen“ unterstützt der Hilfsverein, um ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben zu ermöglichen. Mit dem Betreuten Wohnen in Gastfamilien wurde vor rund einem Jahr ein in Kempten und dem Oberallgäu einzigartiges Projekt gestartet, das inzwischen erste Erfolge feiern konnte.

Dass die Klient:innen von HOI! beim Ambulanten Betreuten Wohnen (ABW) und somit auch bei der Wohnungssuche Unterstützung erfahren, ist nicht neu. 14 Mitarbeiter:innen betreuen derzeit zusammen mit Ehrenamtlichen 50 Klient:innen, die jeweils zur Hälfte in einer eigenen Wohnung oder einer Wohngemeinschaft des Vereins leben. „Kommen diese beiden Wohnformen nicht in Frage, bleibt als Alternative oft nur ein Leben in einer stationären Wohnform, was nicht in jedem Fall passend oder gewünscht ist“, erklärt Jennifer Herb, Mitarbeiterin im Fachteam ABW. Anlass für ihr jüngstes Projekt: das Betreute Wohnen in Gastfamilien.

„Ein erwachsener Mensch mit einer psychischen Erkrankung wird in einer Familie aufgenommen, lebt dort gemeinsam mit den anderen Familienmitgliedern und wird im Alltag unterstützt“, zeigt Herb die Idee hinter dem Projekt auf. „Die Gastfamilie muss dabei keine klassische Familie sein. Auch Einzelpersonen, Paare ohne Kinder und stabile WGs sind möglich. Wichtig ist, dass der Gast mindestens ein eigenes Zimmer hat, bestenfalls mit eigenem Bad.“ Welche Unterstützung die

Damit sich sowohl Gast als auch die Gastfamilie wohlfühlen, finden „Kennenlerngespräche“ und ein erstes Probewohnen statt. Kommt es zum Wohnarrangement, erhält die Familie eine Betreuungspauschale und einen Anteil für Wohnen und Versorgung. „Das sind rund 1000 Euro steuerfrei im Monat.“ Damit der Fokus nicht auf den monetären Aspekt, sondern auf den Gast gerichtet bleibt, darf die Gastfamilie auf die finanzielle Unterstützung nicht angewiesen sein. „Das prüfen wir natürlich.“

Rund ein Jahr nach Projektstart konnten inzwischen die ersten Gäste mit ihren Gastfamilien zusammengeführt werden. Derzeit ist HOI! auf der Suche nach weiteren interessierten Familien. „Eine 30-jährige Frau mit Borderlineerkrankung würde gerne auf einem landwirtschaftlichen Betrieb leben“, erzählt Herb von einer Klientin, die ihre Gastfamilie noch finden möchte.

Wer mehr über das Projekt und die Voraussetzungen als Gastfamilie erfahren will, kann sich ans BWF-Fachteam von HOI! wenden:

Fabian Nold, Tel. 0175 2971988

Jennifer Herb, Tel. 0176 53617623

gastfamilien@hoi-verein.de www.hoi-verein.de

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PROJEKT TRÄGT ERSTE FRÜCHTE
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Credit: HOI Psychosoziale Hilfsgemeinschaft e.V. Fabian Nold und Jennifer Herb vom BWF-Fachteam

Wir haben gefragt – ihr habt abgestimmt. In der letzten Ausgabe gab es eine Umfrage dazu, welche unserer Titelseiten des vergangenen Jahres euch am besten gefallen hat. Hier ist das Ergebnis:

EXTREM SPANNEND, BEKLEMMEND AKTUELL

URSULA POZNANSKI:

19,95 € Loewe Verlag

Aufwühlend, spannend, gesellschaftskritisch - die Bestseller-Autorin Ursula Poznanski entwickelt in ihrem Thriller der absoluten Extraklasse eine Wirklichkeit, in der die Erde dem Klimawandel erlegen ist. Durch die Klimaerwärmung hat sich die Welt verändert und damit einhergehend auch das Leben der Menschen. Für die meisten bleibt daher nur die Flucht ins Virtuelle. Von der ersten Seite an nimmt Poznanski die Leser*innen packend mit. „Cryptos“ – ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Dystopie, virtueller Realität und nicht zuletzt auch spannender Gesellschaftsstudie mit einem Ende, das zum Nachdenken anregt. Übrigens: Keineswegs nur für Jugendliche!

Die Erlebnis-Buchhandlung didactus in Kempten. Eine seit nunmehr fast 10 Jahren hier in Kempten ansässige, von Christoph Schöll inhabergeführte Buchhandlung. Hier trifft sich Jung und Alt. Mit Café, Krimiraum, Treppenhaus-Murmelbahn und vielen interessanten Veranstaltungen. Übrigens: interessanter Shop unter www.didactus-kempten.de mit portofreiem Lieferservice ohne Mindestbestellwert!

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CRYPTOS
GENIESSEN
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Mai Jun AUG SEP OKT NOV DEZ Jul
Der Buchtipp
AM
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AUF DER SUCHE NACH FREIHEIT

Abdulrahman Alshalaby: Die Geschichte eines Geflüchteten, der sein Leben riskierte, um in Deutschland neu anzufangen

Abdulrahman Alshalaby, genannt Abed, ist 2015 aus seinem Heimatland Syrien geflohen. In Passau angekommen und dann für zwei Jahre zunächst in Eggenthal im Ostallgäu untergebracht, lebt er seit September 2017 in Kempten. Neben seinem Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Kempten unterstützt er als Jobcoach Menschen bei ihrer beruflichen Integration in den Arbeitsmarkt. Wir haben uns mit Abed über seine lebensgefährliche Flucht und seinen erfolgreichen Werdegang in Deutschland unterhalten.

Abed, wie kam es zu der Entscheidung, aus deiner Heimat zu fliehen?

Seit 2011 tobt in Syrien der Bürgerkrieg und die Menschen sind tagtäglich massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Mein persönliches Hauptmotiv, das mich zu meiner Entscheidung bewogen und zum Teil gezwungen hat, lag darin, dass ich im militärfähigen Alter war und zwangsrekrutiert worden bin. Seinerzeit war ich vor die Entscheidung gestellt, entweder im Militär zu bleiben und auf meine Nachbarn zu schießen oder einen gefährlichen Weg zu riskieren und zu gehen, was ich mit meinem Leben hätte bezahlen können. Da hielt ich es mit dem Spruch „Es ist besser, Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun“ und bin dann desertiert. Deshalb hatte ich keine andere Wahl als das Land zu verlassen.

Hast du dich alleine auf den Weg nach Deutschland gemacht?

Ich war mit meinem besten Freund zusammen, der vom gleichen Schicksal betroffen war.

Wie gestaltete sich die Flucht nach Deutschland?

Meine Flucht dauerte über zwei Monate und führte mich über die Balkanroute nach Deutschland. Angefangen hat sie bei der al-Nusra-Front, einer terroristischen Organisation, die damals das Gebiet in Syrien kontrollierte. Dieses Gebiet musste ich überqueren, um in die Türkei zu gelangen. In der Türkei angekommen, bin ich nach Izmir, um von da aus mit einem seeuntauglichen Schlauchboot nach Griechenland überzusetzen. Nach einer lebensgefährlichen Fahrt mit dem Schlauchboot, das ohne Rettung durch die griechische Küstenwache gesunken wäre, bin ich auf Lesbos angekommen und dann mit einem

Schiff nach Athen weitergefahren. Von Athen aus musste ich, teils zu Fuß, teils mit öffentlichem Personennahverkehr, Mazedonien und Serbien durchqueren, um dann über Ungarn nach Deutschland zu gelangen.

Was hat dich deine Flucht nach Deutschland gekostet und wie konntest du die Summe aufbringen?

Die Flucht kann sehr unterschiedlich und sehr viel kosten. Mich hat sie 3.000 Euro gekostet, eine Summe, die auf syrische Verhältnisse übertragen, immens ist. Das Geld haben mir meine Brüder zukommen lassen, die sich damals schon in der Bundesrepublik aufgehalten haben.

Wieso hast du dich für Deutschland entschieden und was hast du dir von dem Land erhofft?

Ich habe gerade erwähnt, dass meine drei Brüder seit vielen Jahren in Deutschland leben. Dieses Faktum war für mich sehr entscheidend. Ausschlaggebend war für mich, auch wenn das pathetisch klingen mag, die Freiheit in Deutschland, von der ich mir durch die Erzählungen meiner Brüder eine Vorstellung machen konnte.

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Die Bewohner eines zerstörten syrischen Viertels nehmen während des heiligen Fastenmonats Ramadan in der Stadt Al Atarib ein gemeinsames Iftar-(Fastenbrechen-)Essen ein. Eine Gruppe von Freiwilligen bereitete ein Massen-Iftar-Mahl für die vertriebenen Bewohner eines Viertels vor, das während der Militäroperationen auf dem Land in der Provinz Aleppo völlig zerstört wurde. Das Bild ist am 7. Mai 2020 entstanden – Fotograf Anas Alkharboutli ist bei den Pictures of the Year International (POYI) mit dem Award of Excellence in der Kategorie Daily Life ausgezeichnet worden.

Was waren die größten Hürden nach deiner Ankunft?

Es wäre naheliegend, dass ich die Sprache an erster Stelle nenne. Nun, die Hürden, die ich und viele andere zu bewältigen haben und für mich nennenswerter wären, sind strukturell bedingt. Die erzwungene Untätigkeit und das unendlich lange Warten auf den Ausgang des Asylverfahrens, wozu man verdammt ist, sind unüberwindliche Hürden. Das schränkt die Menschen in ihrer Handlungsfähigkeit so stark ein, weil fast alles mit der Bewilligung des Asylantrags zusammenhängt: Sprachkurse besuchen, eine eigene Wohnung beziehen und eine Arbeitserlaubnis erhalten. Das Fehlen dieser Möglichkeiten erzeugt einen Kontrollverlust über das eigene Leben und damit Ohnmacht, die psychisch krank machen kann.

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Foto: dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Fotograf: Anas Alkharboutli
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Zu Besuch im Deutschen Bundestag

Was hat dir geholfen, dich in Deutschland zu integrieren?

Mein Umfeld aus Freunden und Bekannten unterstützt mich seit meiner Ankunft in unbeschreiblichem Maße, ohne mir den Eindruck zu vermitteln, ich würde dabei bevormundet. Ich weiß beispielsweise darum, dass ich Menschen habe, die ich zu Rate ziehen und auf deren Hilfestellung ich setzen kann. So lernte ich in Eggenthal eine Familie kennen, die ich inzwischen als meine zweite Familie bezeichnen würde. Sie steht mir fortwährend mit Rat und Tat zur Seite, wofür ich sehr dankbar bin. Diese soziale Unterstützung ist gerade da von unschätzbarem Wert, wo ein Mensch mit Fluchtgeschichte in seinen Handlungsoptionen strukturell massiv eingeschränkt wird. So kam es oft vor, dass bei Behördengängen oder der Wohnungssuche vermittelt oder nachgefragt werden musste. Ohne Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.

Ist Kempten zu deiner neuen Heimat geworden?

Ich halte es mit Ernst Bloch, der selbst mehrmals fliehen musste und gesagt hat “Heimat ist ein Ort, der allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war“. Jenseits Damaskus als meine Geburtsheimat würde ich Kempten, wo viele meiner Liebsten leben, als meine gegenwärtige Heimat bezeichnen.

Nimmst du Kempten als eine Stadt wahr, die offen für „das Fremde“ und neue Kulturen ist?

Ich würde die Frage prinzipiell bejahen. In der Stadtgesellschaft gibt es wahrnehmbar eine grundsätzliche Offenheit und Bereitschaft, sich auf das, was mehrheitlich als fremd markiert wird einzulassen. Bei manchen Sachbearbeiter:innen der Stadtverwaltung habe ich leider nicht nur positive Eindrücke sammeln können. Ich musste die Erfahrung machen, dass manche Vorgänge unterschiedlich gehandhabt und entschieden worden sind, je nachdem, ob jemand mit deutscher Herkunft dabei war oder nicht. Ich möchte betonen, dass, wie immer im Leben, auch an dieser Stelle keine Verallgemeinerung angebracht ist. So mache ich selbst die Erfahrung und vermerke es mit Interesse, dass viele Anstrengungen unternommen werden, um ein kommunales Integrationskonzept zu erstellen. Auch das muss man würdigen.

Hast du aufgrund deiner Herkunft schon Diskriminierungen erlebt?

Es scheint manchmal mühevoll zu unterscheiden, was eine Diskriminierung und was ein Ausdruck von Unsicherheit, Unwissenheit oder Unbeholfenheit ist. Mich persönlich treffen die häufigen argwöhnischen Blicke oder individuellen Sprüche auf der Straße nicht so sehr. Vielmehr fühle ich mich diskriminiert und überaus benachteiligt, wenn ich mich zum Beispiel für eine Wohnung bewerbe und deshalb keine Rückmeldung erhalte, weil ich mit einem erheblichen Manko ausgestattet bin, nämlich mit meinem ausländisch klingenden Namen. Dann bewerbe ich mich nochmals für die gleichen Anzeigen, unter anderem Namen, und bekomme eine Einladung. Dieses Phänomen beschränkt sich nicht unbedingt nur auf Privatvermieter, sondern ich habe auch mit großen Immobilienunternehmen, von denen man dies nicht annehmen würde, ähnliche Erfahrungen gemacht. Dass ich diese Erfahrungen mache, ist das eine, aber dass es keine professionelle Stelle gibt, die dieses Phänomen erfasst, thematisiert und vielleicht abschwächt, ist das andere. Diskriminierung und Rassismus sind kein individu-

elles Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Thema, das unsere Stadtgesellschaft in Gänze betrifft.

Gibt es Klischees über Geflüchtete, mit denen du aufräumen willst?

Ich beobachte oft, dass geflüchtete Menschen lediglich als passive, hilfsbedürftige Opfer äußerer Umstände wahrgenommen werden. Und wenn sie sich nicht dementsprechend verhalten, dann sind Enttäuschungen und Unverständnis vorprogrammiert. Geflüchtete Menschen haben wie alle Personengruppen vielfältige Biografien, Interessen und Verhaltensweisen und sind trotz aller Umstände und Schwierigkeiten meist handlungsmächtiger, als das Label „Flüchtling“ zu erlauben scheint.

Du hast vorhin erzählt, was du dir persönlich von Deutschland erhofft hast. Haben sich diese Hoffnungen rückblickend betrachtet erfüllt?

Die Freiheit, die ich mir ersehnte, habe ich mir zwar errungen, auch wenn in einem eingeschränkteren Maß. So ist es für mich immer noch schwierig, irgendeinen Vertrag abzuschließen, weil ich einen ausländischen Pass habe. Und das liegt nicht an meinen Vertragspartnern, sondern an bestimmten Regeln, die Pässe eben unterschiedlich bewerten.

Und eine sichere Zukunftsorientierung schenkt dir das Land nicht, sondern du musst sie dir hart erarbeiten.

Vermisst du deine Familie sehr?

Mehr als Sehnsucht, beschleicht mich die Sorge darum, wie es mit meinen alternden Eltern in Damaskus weitergeht. Das Land ist politisch und wirtschaftlich in einer äußerst prekären Lage, die mir immer aussichtsloser erscheint. Und meine Eltern sind

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gesundheitlich beeinträchtigt und haben zunehmend größere Schwierigkeiten, ihr Leben dort zu bewerkstelligen.

Wie hältst du Kontakt zu deinen Eltern?

Kontakt pflege ich mit ihnen per Skype oder Telefon, allerdings unter der Voraussetzung, dass mein Name unerwähnt bleibt, da meine Eltern sonst erhebliche Probleme mit Geheimdiensten bekommen könnten.

Darfst und möchtest du langfristig in Deutschland bleiben?

Ich bin nun nach vielen Mühen im Besitz einer Niederlassungserlaubnis, die mir einen unbefristeten Aufenthalt in der Bundesrepublik ermöglicht. Generell würde ich sagen, dass ich nun in Deutschland und in Kempten gut und gerne lebe und meine Zukunft hier aufbauen möchte.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Ich stehe augenblicklich vor der Aufgabe, meine Bachelorarbeit anzufertigen, deren Abgabe im Mai geplant ist. Anschließend möchte ich mich für den Masterstudiengang Management im Sozial- und Gesundheitswesen einschreiben. Darin sehe ich für mich eine besondere Gelegenheit, beruflich voranzukommen und in einem Sektor tätig zu sein, in dem ich einiges an Potenzialen verwirklichen kann.

Interview: von Dominik Baum

Mit Gewalt oder mit Menschen?

Gemeinsam mit Ihnen ermöglicht MISEREOR im Nahen Osten geflüchteten Menschen ein neues Leben in Sicherheit. misereor.de/mitmenschen

Steigende Meeresspiegel versalzen in Bangladesch die Böden. Landwirtschaft wird nahezu unmöglich. brot-fuer-die-welt.de/klima

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Einer von Abeds Lieblingsorten in Kempten: der Pavillon im Stadtpark
Ein Haus am Meer. Der Albtraum bengalischer Bauern.
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MIT MENSCHEN.

IST NACH DER SOLI-ABSCHAFFUNG VOR DER

HANS-JÜRGEN VOGEL, LEITER DES FINANZAMTS KEMPTEN-IMMENSTADT, ÜBER STEUER-

Im 0831-Interview erzählt Hans-Jürgen Vogel, Leiter des Finanzamts KemptenImmenstadt, von den Erfolgen seiner Steuerfahnder:innen und teilt seine Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit einer Pandemiesteuer und wie die Steuererklärung 2040 aussehen könnte.

Herr Vogel, was war Ihr berufliches Highlight in den letzten 21 Jahren?

Die Entscheidung des Ministeriums 2014, als Amtsleiter hier anfangen zu dürfen.

Und was ist Ihnen weniger schön in Erinnerung geblieben?

Leider sind in den letzten Jahren gleich drei Amtsangehörige, die noch im aktiven Dienst waren, verstorben. Damit umzugehen und auf den Beerdigungen die richtigen Worte zu finden, ist nicht immer einfach.

Gab es in den letzten zwei Jahrzehnten kuriose Momente?

Sicher das Auftreten der so genannten Reichsbürger, die dem Finanzamt seine Zuständigkeit absprechen und das Einkommensteuergesetz und die Abgabenordnung nicht anerkennen. Das ist ein bundesweites Problem, das teilweise bis hin zum Stalking von Mitarbeitern reicht.

Welche gravierenden Änderungen hat es in den letzten Dekaden beim Finanzamt gegeben?

Die Digitalisierung hält auch bei uns Einzug, aber insgesamt ist vieles gleich geblieben: die Struktur, die Arbeit, die Zuständigkeit und die vorgesetzte Behörde. Die vielfach angekündigten

Gesetzesvereinfachungen sind leider ausgeblieben. In der Realität wird die Gesetzeslage immer komplexer. Als ich vor 34 Jahren angefangen habe, gab es rund 50 Paragraphen im Einkommensteuergesetz, heute sind wir bei über 100 angekommen.

Warum ist die Arbeit im Finanzamt nicht so dröge wie ihr Ruf?

Bei uns wird das gesamte Leben abgebildet – reich und arm, erfolgreich und erfolglos, selbständig und unselbständig, kleine und große Unternehmen, freundliche und unverschämte Menschen. Hinter allen Telefonaten und Schreiben stehen Menschen und ihre Schicksale. Das darf man nicht aus den Augen verlieren. Der Beruf selbst ist vielfältig. Die Mitarbeiter durchlaufen viele verschiedene Abteilungen. Außerdem gilt, einmal Sachbearbeiter, immer Sachbearbeiter, nicht. Aufstiegschancen sind durchaus vorhanden.

Auch die Steuerfahndung ist Teil Ihrer Zuständigkeit.

Was war der größte Steuerskandal seit dem Millennium?

Einige Einzelereignisse gingen sicher in die Millionen. Unsere 18 Prüfer bei der Steuerfahndung stoßen pro Jahr auf rund zehn Millionen Euro. Bei der Betriebsprüfung mit 35 Prüfern sind es im Schnitt zwischen sieben und 15 Millionen Euro. Das sind alles Steuerausfälle, die es gäbe, würde sich das niemand genauer ansehen.

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„Kemptens Steuerfahndung deckt jedes Jahr Millionenbeträge auf.“
FAHNDUNGSERFOLGE,
GRUNDSTEUERREFORM UND EINE MÖGLICHE PANDEMIESTEUER
DIE
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Foto: Rudi Kettner

STEUER DEINE KARRIERE

Die Ausbildung bietet:

< Einen krisensicheren Arbeitsplatz

< vielseitige un d abwechslungsreiche Aufgaben

< h ervorragende berufliche Zukunftsaussichten

PANDEMIESTEUER?

Sind die Menschen statistisch betrachtet bei ihrer Steuererklärung ehrlicher geworden oder wird mehr getrickst?

Es heißt ja immer, der Steuerspartrieb der Deutschen sei größer als ihr Fortpflanzungstrieb (lacht). Wenn man sich die Fälle der Buß- und Strafsachenstelle anschaut, sind die Zahlen aber annähernd gleich geblieben.

Welche Themen werden das Finanzamt in naher Zukunft beschäftigen?

Die Grundsteuerreform, die dazu führen wird, dass ab 2022 in Kempten-Immenstadt 150.000 Einheiten neu bewertet werden müssen. Im gleichen Jahr soll außerdem unsere Tiefgarage saniert werden. Dadurch fallen die ohnehin zu wenigen Mitarbeiterparkplätze für ein Jahr weg.

Rechnen Sie mit einer Pandemiesteuer?

Davon habe ich noch nichts mitbekommen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es zu einer solchen Steuer kommen wird. Schon gar nicht so kurz vor den Bundestagswahlen.

Wenn Sie eine Prognose abgeben müssten: Wie wird das Finanzamt 2040 aussehen?

Die angesprochene Digitalisierung wird weiter voranschreiten. Risikofilter, die bereits seit einigen Jahren eingesetzt werden, um automatisch steuerliche Risiken abzuprüfen, werden weiter verfeinert werden und unsere Arbeit erleichtern. Digitale Steuererklärungen über Elster könnten für alle Arbeitnehmer zur Pflicht werden. Und unsere Mitarbeiter werden häufiger im Home Office arbeiten – das letzte Jahr hat gezeigt, dass dies sogar zu einem höheren Output führen kann.

Intverview: Domink Baum

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Scan mich!
Steuerfachangestellter(m/w/d)! Ein Beruf mit Abwechslung,SicherheitundPerspektive. Mehrwert
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BSG-ALLGÄU GRÜNDET EIGENE STIFTUNG

schen und das Verschwinden funktionierender Nachbarschaften zu beobachten. Mit der Stiftung will die BSG-Allgäu dazu beitragen, hier entgegenzuwirken und zu helfen. Ziele der BSG-AllgäuStiftung sind deshalb die „Förderung des Wohlfahrtswesens und der Altenhilfe, Hilfen für Menschen in sozialen Notlagen, kinderreiche Familien, Alleinerziehende, ältere Mitbürger:innen, Menschen mit Handycap sowie Förderung der Jugendhilfe, Förderung von Bildung, Kunst, Kultur, Heimat- und Denkmalpflege“. Dabei besteht andererseits auch die Möglichkeit für Personen, die „Gutes tun“ wollen, sich über Spenden oder Stiftungen in die Stiftung einzubringen.

Bild: Ralf Kehrer und Tanja Thalmeier (Vorstände der BSG-Allgäu und Mitglieder im Stiftungsrat), Gerhard Dambeck und Robert Treffler (Stiftungsvorstand) sowie Roland Hübner (Aufsichtsratsvorsitzender der BSG-Allgäu und Stiftungsratsvorsitzender)

Das gemeinnützige Unternehmen, im Jahr 1906 gegründet, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, seine rund 4.300 Mitglieder in den Mittelpunkt der Unternehmenstätigkeit zu stellen. Aus dem Grundgedanken der Gemeinnützigkeit und dem Fokus auf den Menschen heraus hat sich bei der Bau- und Siedlungsgenossenschaft die Idee zur Gründung einer eigenen Stiftung entwickelt.

Aktuell sind laut dem Unternehmen ein demographischer Wandel, ärmer werdende Bevölkerungsschichten, das Auseinanderbrechen von Familienstrukturen, die Vereinsamung von Men-

BUNT STATT BLAU

Als erstes Projekt planen die Verantwortlichen eine Aktion mit Kindern und für Kinder in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kindergärten in Sankt Mang. Mit dem Projekt „Stark auch ohne Muckis“ beteiligt sich die Stiftung damit an einem regionalen Projekt, das sich demThema Mobbing unter Kindern widmet. Diese sollen dabei spielerisch lernen, Konflikte ohne Provokationen und Gewalt zu lösen. www.bsg-allgaeu-stiftung.de

MIT PLAKATEN GEGEN´S KOMASAUFEN

Die DAK-Gesundheit sucht dieses Jahr zum zwölften Mal nach den besten Schüler:innen-Plakaten für ihre mehrfach ausgezeichnete Kampagne „bunt statt blau“, mit der sich die Krankenkasse gegen Alkoholmissbrauch stellt.

Der Grund für die Aktion: Obwohl sich verschiedene Institutionen in den letzten Jahren vermehrt um eine Aufklärung über die Folgen von Alkoholmissbrauch bemüht haben, werden noch immer rund 22.000 Jugendliche pro Jahr mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Bei diesem Plakatwettbewerb haben Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 17 die Möglichkeit, mit ihren Bildern klare Statements gegen das Rauschtrinken zu setzen und damit Preisgelder von bis zu 500 Euro zu gewinnen. Die Teilnehmer können ihre Plakate entweder per Post an die DAK-Gesundheit in ihrem entsprechenden Bundesland schicken, sie im nächstgelegenen Servicezentrum persönlich abgeben oder einfach ein Bild oder Video davon auf Instagram hochladen. Bei der DAK-Gesundheit versichert zu sein, ist dabei kein Teilnahmekriterium. Einsendeschluss ist am 30. April 2021. Weitere Informationen zur Kampagne und den Teilnahmebedingungen gibt es auf www.dak.de/buntstattblau.

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Das Allgäu als Ausgleich zum Beruf

Im Kurzinterview: Uwe Erlbeck, Präsident des Landgerichts Kempten

Ehemals Leiter der Staatsanwaltschaft und seit 2019 Präsident des Landgerichts: Uwe Erlbeck. Wir haben den Juristen gefragt, welcher Meilenstein ihm in den letzten 21 Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist und wie er von der teilweise sehr belastenden Arbeit abschalten kann.

Was war Ihr persönliches Highlight in 21 Jahren Kempten?

Zum Abschluss der Karriere Hausherr in der Residenz sein zu dürfen, ist schon etwas ganz Besonderes. Sonst: Eigentlich ist es für einen Zugereisten ein Dauer-Highlight, seit 1992 hier zu leben und zu arbeiten. Gute Infrastruktur verbunden mit hohem Freizeitwert. Dazu gehört eine erfreulich langfristig angelegte Kommunalpolitik, die zielstrebige Planungen zeigt, etwa für das 2003 eröffnete Forum Allgäu als Abschluss der Einkaufsmeile von der Residenz weg.

Was war Ihrer Meinung nach der schlimmste Fall, der in den zwei Dekaden am Landgericht verhandelt werden musste?

2006 verurteilte dieses Gericht einen Krankenpfleger aus Sonthofen wegen der Tötung von 27 Patienten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Anzahl der Opfer, aber auch die Umstände der Taten in einem Krankenhaus waren außergewöhnlich. Insbesondere das „Warum?“ hat damals wohl jeden, der sich damit befassen musste, bewegt.

Negative Geschichten gibt es am Landgericht sicher vieledas ist allein der Thematik geschuldet. Gibt es auch schöne Erinnerungen?

Sie haben recht, so etwas ist eher selten. Spektakuläre Einzelfälle fallen mir jetzt nicht ein, aber für mich war die Einigung völlig zerstrittener Eltern über die Zukunft der Kinder immer ein Glücksfall – die Kinder können ja nun gar nichts dafür!

Ich könnte mir vorstellen, dass einem der Beruf als Richter oder Staatsanwalt – Sie kennen beide Seiten – geistig und emotional viel abverlangt. Wie verarbeiten Sie das Erlebte? Was ist Ihr persönlicher Ausgleich zum Beruf?

Ja, oft lassen einen die Bilder und Probleme nicht los. Es gibt viele Möglichkeiten, damit umzugehen. Mir hilft es, nach der Arbeit eine gute halbe Stunde heimzuradeln und all das, ja, abzustrampeln. Ausgedehnte Touren in unseren schönen Allgäuer Bergen am Wochenende und klassische Musik helfen mir auch.

Bei all der Ernsthaftigkeit im Gerichtssaal gibt es sicher hinter den Kulissen auch mal lustige oder kuriose Szenen. Fällt Ihnen eine Anekdote ein, die Sie gerne mit uns teilen möchten?

Schwierig. Juristen sind eher ernste Menschen, so auch oft die Mitarbeiter – das färbt wohl ab. Ich fürchte, da muss ich passen. Vielleicht fragen Sie das nächste Mal in meiner Umgebung, die haben sicher etwas über mich und meine Vergesslichkeit auf Lager.

Das Landgericht Kempten (Allgäu) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n

Bewährungshelfer/in (m/w/d)

für die Dienststelle Kaufbeuren oder Kempten (Allgäu).

Die 100%-Stelle ist vorerst befristet bis 31.12.2021 und wird nach Entgeltgruppe S15 des TV-L entlohnt. Voraussetzung ist die abgeschlossene Ausbildung zum/zur Diplom-Soz.Päd. (FH), Diplom-Soz. Arb. (FH) oder der Bachelor-Abschluss im Studiengang „Soziale Arbeit“. Die vollständigen Bewerbungsunterlagen werden erbeten an Herrn Präsidenten des Landgerichts, Verwaltung, Residenzplatz 4-6, 87435 Kempten (Allgäu) oder poststelle@lg-ke.bayern.de .

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Foto: Karlheinz Chmiel
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Vom Sparbuch zum Bitcoin – Teil II

DIE DREI MAGISCHEN BUCHSTABEN E,T+F

Wer überlegt, sein Geld zinsbringend zu investieren, kommt aktuell an so genannten ETFs nicht vorbei. Teilweise werden sie in der Presse bereits als das neue Sparbuch gehandelt. Ist das wirklich gerechtfertigt?

Doch eines nach dem anderen. Alle, die den ETF-Einstieg als Investitionsmöglichkeit irgendwie verpasst haben, können an dieser Stelle beruhigt sein: Wir fangen am Anfang an.

Was steckt hinter den drei Buchstaben?

ETF kommt aus dem Englischen und ist die Abkürzung für Exchange Traded Fund, also ein börsengehandelter Indexfonds. Zugegeben, das klingt etwas sperrig, also dröseln wir das Wörtchen Indexfonds zum besseren Verständnis in seine Bestandteile auf:

Einen bestimmten Index kennen vermutlich fast alle, nämlich den DAX, den Deutschen Aktienindex. Dieser misst die Wertentwicklung der 30 größten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. Dazu zählen beispielsweise adidas, BMW, die Deutsche Bank, Telekom und Siemens.

Und was ist ein Fonds? Ein Investmentfonds ist eine Möglichkeit der Geldanlage. Entsprechend einer vorher festgelegten Anlagestrategie wird das Geld in verschiedene Anlageklassen, auch als Assetklassen bekannt, investiert. Das können zum Beispiel Immobilien, Aktien, Rohstoffe, Renten oder Anleihen sein.

„ ETFs sind eine kostengünstige und transparente Variante, am Kapitalmarkt zu investieren, wenn man auf ein aktives Risikomanagement verzichten möchte.“

Bei einem ETF ist es nun so, dass dieser versucht, die Wertentwicklung eines Index, also beispielsweise die des DAX, nachzubilden und an der Börse zu handeln, deshalb auch börsengehandelter Indexfonds. Steigt der DAX-Kurs, steigt der ETF. Sinkt der DAX, sinkt auch der Kurs des ETFs. Für Anleger:innen ist dabei transparent, in welche Unternehmen sie ihr Geld investieren. Jede:r kann beispielsweise recherchieren, welche 30 Unternehmen im DAX gelistet sind. Das bringt den Vorteil mit sich, dass bei der ETF-Auswahl solche Unternehmen ausgeschlossen werden können, die für die Anleger:in moralisch nicht vertretbare Grenzen überschreiten.

Durchhaltevermögen ist gefragt

Da das Handeln an der Börse mit einem deutlich höheren Risiko verbunden ist, als beispielsweise eine Geldanlage auf dem Sparbuch, ist es empfehlenswert, sein angelegtes Kapital breit zu streuen, sprich zu diversifizieren. Somit können wir die Eingangsfrage bereits an dieser Stelle beantworten: Nein, ETFs sind nicht das neue Sparbuch. Denn während die Ersparnisse auf dem Sparbuch ohne Wertverluste (allerdings heutzutage leider auch ohne Zinsen) angelegt werden können, muss bei einer Investition in ETFs mit erheblichen Kursschwankungen gerechnet werden.

„Für einen langfristigen Vermögensaufbau mit guten Renditechancen empfehlen wir unseren Kunden eine ETF-Police mit verschiedenen unterschiedlichen Aufteilungen. Im Gegensatz zu einem Depot erhält man durch den Versicherungsmantel einen Steuervorteil.“

Nicolai Ade, Finanzprofis Allgäu

Dieses Risiko lässt sich nicht auf null reduzieren, kann jedoch minimiert werden. Das Schlagwort hierfür ist bereits gefallen: Diversifikation. Jede:r sollte sich vorher gut überlegen, ob er in einen ETF, der lediglich den DAX nachbildet, investieren möchte, da dieser mit nur 30 Unternehmen nicht sehr breit aufgestellt ist. Schreibt ein Unternehmen große Verluste, kann dies mit erheblichen Auswirkungen auf den DAX verbunden sein. Dass selbst DAX-Unternehmen insolvent gehen können, haben wohl alle noch in Erinnerung. Stichwort: Wirecard.

Klassiker unter den ETFs sind deshalb diejenigen, die den MSCI World Index nachbilden, da dieser Index nicht nur 30 deutsche, sondern über 1600 Unternehmen aus über 20 verschiedenen Industriestaaten abbildet und das Geld somit viel diversifizierter angelegt werden kann. Schwächeln hier einzelne Unternehmen oder ist gar eine ganze Branche betroffen, kann dies mit höherer Wahrscheinlichkeit durch die restlichen Unternehmen anderer Branchen ausgeglichen werden.

Ein weiterer wesentlicher Faktor zur Risikosenkung ist die Zeit. Denn auch ETFs sind vor den Auswirkungen einer Corona-Pandemie oder einer Finanzkrise nicht gefeit. Wer jedoch in Krisenzeiten nicht nervös wird und sein Geld, wie ursprünglich geplant, mindestens zwischen zehn und 15 Jahre oder sogar noch länger investiert lässt, kann solche Börsenein-

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Peter Rindfleisch, Santander Deutschland
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brüche in der Regel wieder ausgleichen. Finanztip, ein großer deutscher Verbraucherratgeber, gibt an, dass der MSCI World Nettoindex zwischen 1975 und 2019 im Schnitt eine jährliche Rendite von neun Prozent erreichen konnte.

Klein anfangen, erste Erfahrungen sammeln

Je früher also mit einer Geldanlage in ETFs begonnen wird, umso besser. Wer erst einmal ein Gefühl für die Auswirkungen von Kursschwankungen auf das eigene Investment erhalten will, kann mitunter einen ETF-Sparplan als Einstieg an der Börse nutzen. Ein Depot ist schnell eröffnet und ermöglicht es, einen ETF schon mit 25, 50 oder 100 Euro monatlich passiv zu besparen –und das kostengünstig sowie risiko- und verwaltungsarm.

„ETFs sind eine kostengünstige Anlageform, die es auch Kleinanlegern ermöglicht, ihr Geld mit breiter Risikostreuung zu investieren. Dass in Deutschland mittlerweile über 40 Milliarden Euro in ETFs investiert sind, zeigt die Beliebtheit dieser Anlageklasse.“

Florian Herfurth, Die Finanzboutique GmbH

Ihr habt weiterhin ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an eine solche Investition? Verständlich, schließlich kann das Handeln an der Börse trotz Risikominimierung im Worst Case mit erheblichen Verlusten verbunden sein. ETFs sind allerdings inzwischen zu einem so etablierten Produkt geworden, dass ihr euch einfach von der Finanzexpert:in eures Vertrauens beraten lassen könnt.

Außerdem gilt Diversifikation nicht nur für ETFs, sondern für eure gesamte Geldanlage. Niemals nur auf ein Pferd setzen, sondern immer breit aufstellen. Und da darf dann auch das Sparbuch wieder vorkommen, auf dem bei 10.000 heute eingezahlten Euro auch in zehn Jahren noch die gleiche Summe drauf ist – die Inflation mal außen vorgelassen.

von Dominik Baum

Marcel Dyk, seit 1988 als Finanzmakler tätig Seit 2010 Beratung auf Honorarbasis

Thomas Wagner, seit 2014 als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen tätig seit 2019 Honorar-Finanzanlagenberater

Neutrale Beratung auf Honorarbasis – das Gebot der Stunde

Wir prüfen alle weltweit vorhandenen Geldanlagen auf Effizienz, Kosten, Renditen und steuerliche Aspekte, in Form finanzmathematischer Gutachten.

Wichtig: Wir raten grundsätzlich jedem Kunden, nur Finanzprodukte zu kaufen bzw. zu besparen, die er bis in die tiefste Ebene verstanden hat. Zuerst sollten hierbei die Sparziele und -wünsche – z. B. Altersvorsorge, Vermögensaufbau – definiert werden. Indexanlagen sind generell immer die bessere Wahl gegenüber aktiven Investmentfonds. Dennoch sollte man nicht blind einen ETF kaufen und diesen besparen. Man muss die Risikotragfähigkeit des Kunden ermitteln um nicht auf einen falschen Anlageweg zu geraten. Ein effizientes Depot braucht ca. 20 der ca. 1.700 in Deutschland zugelassenen ETFs, die in der richtigen Konstellation zusammengebaut werden. Beispielsweise gibt es auf den MSCI World Index allein ca. 17 verschiedene ETFs. Ein Depot mit weniger ETFs bezeichnen wir als „naives Depot“, da das Risiko-Rendite-Verhältnis nicht optimal ist.

Es gibt 3 Wege:

1. Besuchen Sie unseren kostenfreien (online-)Workshop –bitte diesbezüglich mit uns in Verbindung treten

2. Termin zu einer kostenfreien und unverbindlichen Erstberatung mit uns vereinbaren

3. Wer sich komplett selbst darum kümmern möchte, dem empfehlen wir, sich 4-6 Monate Zeit zu nehmen und intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen, Fachbücher und Studien lesen, eine Software anzuschaffen (nur mit deren Hilfe ist es möglich, das optimale Risiko-RenditeVerhältnis für sich zu finden).

Dominik Baum ist freiberuflicher Journalist und schreibt als solcher für das 0831 Stadtmagazin des Live In Verlags. Seit Mai 2020 setzt er sich selbst mit seinen Finanzen auseinander und berichtet von seinen Erfahrungen auf seinem YouTube-Kanal money to grow.

Nur wenn man zu all dem Lust hat und Spaß daran findet, raten wir, den Weg allein zu gehen, aber auch bei diesem Weg können wir Sie mit Know-How begleiten.

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AÜW ZAHLT EURE RECHNUNGEN

AKTION „KAUF REGIONALES UND WIR ZAHLN´ ES“.

Das Allgäuer Überlandwerk steht für regionale Wertschöpfung und unterstützt mit der neuen Aktion „Kauf Regionales und wir zahln´ es“ Einzelhändler und Gastronomen vor Ort.

„Jeder, der unsere regionalen Partner mit seinen Einkäufen vor Ort unterstützt, kann bis Ende März seine Rechnung bei AÜW einreichen und mit etwas Glück den Einkaufswert in Höhe von bis zu 500 Euro gewinnen“, beschreibt Stefan Nitschke vom AÜW die Idee. „Dabei ist es egal, ob man seine Familie sonntags in der Dorfwirtschaft zum Essen „to go“ einlädt, sich beim Händler seiner Wahl neu einkleidet oder sogar einen Übernachtungsgutschein in einem der Allgäuer Hotels kauft. Jeder regionale Euro zählt und kann über unsere Aktion eingereicht werden.“

Die Aktion läuft bis 31. März 2021. Während des Aktionszeitraums werden jede Woche mehrere Gewinner ermittelt. Teilnehmer:innen können mehrere

Kassenbons einreichen und dabei den Einkaufswert jeweils in Höhe bis zu 500 Euro gewinnen. Als Beispiel: Kauft jemand regional eine Skitourenausrüstung im Wert von 800,00 Euro, beträgt die Gewinnsumme 500,00 Euro ein Rechnungsbetrag über 240 Euro würde zu 100 % vom AÜW zurückerstattet werden. Alle Informationen zum Ablauf können im Internet unter www.auew. de/powershopping abgerufen werden.

„Lokal denken ist wichtig. Lokal handeln noch wichtiger“, fasst Michael Lucke, Geschäftsführer vom AÜW die Aktion zusammen. „In diesen Zeiten mehr denn je. Darum unterstützen auch Sie unseren Handel, unsere Gastronomie, unser Handwerk und unsere Dienstleister hier vor Ort.“

KAUF REGIONALES UND WIR ZAHLN’

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So machst du mit:

1. Vor Ort kaufen: Unterstütze die Läden oder Gastronomen in unserer Region

2. Rechnung einreichen: Sende den Kassenbon via Whatsapp an 0173 23776 20

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