Lipsia-Journal Heft 22

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Aus dem Archiv Tauben-, Hühner- und Vogelliebhaber einlud, zur Geflügelvereins in „Esche’s Restauration“ sich einzufinden.

Gründung

eines

Die Herren, welche erschienen, waren meistens alte Bekannte. Man hatte sich schon oft getroffen auf dem Markte, dort wo „die alte Wolfen“, die „schöne Frau Scharf“, „Schnippen-August“ und der „Schwarze Friedrich aus Zwenkau“ ihr Heim mit den Tauben- und Käfigen aufgeschlagen hatten und wo schon manches Kaufoder Taubengeschäft gemacht worden war. Zum Ziel führte diese erste Versammlung bei „Gofen-Eschen“ nicht, man beschloss aber auf Antrag des längst verschiedenen Bäckermeisters Schmidt in Neuschönefeld bei der im Juli stattfindenden „Müller-Aussstellung“ auf dem Marienplatz die Lieblinge an Rassegeflügel, Zier- und Singvögeln dem Publikum zu zeigen und event. auch zu verkaufen. Das Resultat dieser Schaustellung war ein glänzendes. Ganz Leipzig sprach von der Müllerausstellung, ganz besonders aber von den schönen Tauben, Hühnern und ausländischen Vögeln, welche die Herren Geupel und Gudera ausgestellt hatten. Und wenn die Aussteller Herren Schader – Stötteritz, Schmidt – Neuschönefeld, Kohlenhändl. Thomas von ihren Indianern, Altstämmern, Spaniern, Silberfasanen u. dergl. sich hätten trennen können, so würde keine Feder in ihrem Besitz geblieben sein, so stark war die Nachfragen. Geupel-White erhielt Aufträge, so dass sich eine Reise nach England lohnte und alle waren über das Resultat dieser Ausstellung so erfreut, dass sie alsbald darnach beschlossen, eienn Verein zu gründen und in Esche`s Gosenrestaurant die 1. große Geflügelausstellung in Leipzig abzuhalten. Der neue Verein verkehrte von nun an bei seinen Beratungen nur im Himmel – so hatte man Geupels gute Stube im Salzgässchen, die 4 Treppen hoch gelegen war, getauft – weil man alles geheim behandeln zu müssen glaubte, da sehr gut situierte Herren durch die Müller-Ausstellung auf gleiche Gedanken gekommen waren, und die „alten Vogel-Fritzen“, wie man sie auf dem Markt nannte, von altem Schrot und Korn, die Ehre sich nicht entgehen lassen wollten. So kam es, dass 1869 die erste Ausstellung stattfand. Als Gründe finden wir die Namen Emil Geupel, Kaufmann, Julius Thiele, Weinhändler, 1. Vorsitz., Prokurist Gangloff, 2. Vorsitz., Kohlenhändler Thomas, Rudolph Müller – Gohlis, Schader – Stötteritz, Bäckermstr. Schmidt, Aug. Pohle, Auktionator, Modewarenhändler Schmidt, Bäckermstr. Scherpe, Barbier Pommer, Rentier Landrock, Maschinenfabr. Schildbach, Nadlermstr. Schwarze, Tapezierer Pirnsch, Bildhauer Syberg und Privatmann Fichtern. Die 1. Ausstellung unterstützten Commerzienrat Arnold in Greiz und Zimmermeister Haubold in Meerane dadurch, dass sie neue Käfige zur Verfügung stellten und die Herren Thiele, Gangloff und Geupel dadurch, dass sie Gelder vorschossen und zur Deckung eines etwaigen Deficits sich verpflichteten. Alles war berechnet, aber nicht die Kälte, die sich dem schön gelungenen 1. Unternehmen entgegenstellte. Der Thermometer war gesunken auf 18 Grad R., sodass der der selige Thiele die Eröffnungsrede nur im Pelz und


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