Holzbulletin 70/2004

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Holzbulletin 70/2004 Wohnen in Bergregionen Haus Walpen, Blatten bei Naters Haus R. Gay, Choëx Wochenendhaus Lüscher, Niederried bei Interlaken Ferienhaus im Flumserberg Chamanna da Tschierva, Val Roseg Cristallina-Hütte, Bedretto

Ein ‹Turmchalet› als Ferienhaus in den Flumserbergen. Architekten: EM2N Architekten ETH/SIA, Zürich


Fenster erzeugen Bilder Kennen Sie den Unterschied zwischen ‹Jumbochalet› und ‹Turmchalet›? Das ‹Jumbochalet› ist eine unabhängig von Nutzung, Bedürfnissen und Volumen gesetzlich vorgegebene Abwandlung des traditionellen Chalets zu einem Bau mit vordergründiger Verkleidung. Das ‹Turmchalet› ist ein aus den Bedürfnissen der Bauherren, der Auseinandersetzung mit den Randbedingungen des temporären Wohnens, der regionalen Einbindung eines Ferienortes und den heutigen Möglichkeiten des Holzbaus entstandene Entwicklung des Chalets zu einem eigenständigen Charakter. Schlussfolgerung: Der Holzbau ist gereift. Vor Jahrzehnten war das regionale Wiedererkennen von Bauten selbstverständlich: der aussen sichtbare Strickbau des Bündnerlandes, das Bauernhaus des Berner Oberlandes, der Riegelbau in der Stadt oder in der Agglomeration. Eine intensive Entwicklung des Holzbaus im Bereich der Vorfertigung und des Elementierens für optimierte Bauprozesse sowie die Erweiterung der Materialvielfalt und des Konstruktionswissens zur flexibleren Gestaltung ermöglichen heute den Architekten und Ingenieuren, individueller auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen. Anhand des Wohnens in Bergregionen lässt sich dieser Prozess sehr gut darstellen. Beispielsweise an der visuellen Wahrnehmung des Zusammenspiels von Innen und Aussen über die Glasflächen. Beginnen wir mit zwei Wohnhäusern im Wallis. Das Haus der Familie Walpen in Blatten bei Naters liegt am Rand einer kleinen Siedlung mit altem Dorfkern. Die dem Entwurf zugrundeliegenden Prinzipien nehmen aber weniger auf den historischen Stil der Region als vielmehr auf die dahinterstehende Walliser Baukunst Bezug. Im Entwurf speziell zu beachten ist, dass die Fenster die Leerstellen zwischen angrenzenden Raumzellen bezeichnen. Es steht somit nicht die Verbindung zwischen Innen und Aussen im Vordergrund, sondern die Anordnung der Fenster aufgrund der Raumteilung. Beim zweiten Walliser Haus in Choëx von Roland Gay wird die Gliederung der Fensterflächen unter ganz anderen Gesichtspunkten vorgenommen. Das Haus steht abseits des Dorfes, auf einem Flecken Erde ähnlich einer Lichtung im Wald. Die Fenster und Glasfronten dienen zur Verflechtung der Innenräume mit der Umgebung und lassen so die Landschaft zu einem Teil des Gebäudes werden.

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Die Beziehung zwischen Wohnen und Landschaft wird bei den zwei Ferienhäusern weiter intensiviert. Der einmalige Blick auf Gebirge und Gewässer, das Gefühl, zu Hause zu sein, und die erhöhte Baulage erzeugen eine Distanz zum Alltag, welche das Wohnen im Ferienhaus zur Zapfsäule für Inspiration und Lebenskraft macht. Im Wochenendhaus Lüscher in Niederried bei Interlaken wurde dies über eine zweigeschossige Fensterfront realisiert, welche Aussicht auf die Umgebung fast von der ganzen Aufenthaltszone ermöglicht. Im Ferienhaus in den Flumserbergen war ein Kunstgriff der Architekten nötig, um den Rundblick im Wohngeschoss über grossformatige Fenster ganz einfangen zu können. Bei diesen vier Objekten haben wir uns in relativ gemässigten Höhenlagen bewegt. Dank dem Bannwald sind dort Lawinen und die Wirkungen orkanartiger Stürme nur selten ein Thema. Mit dem Blick auf zwei Hütten des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) oberhalb der Baumgrenze verändert sich die Situation jedoch schlagartig. Da muss zum Beispiel die Tschierva-Hütte im BerninaGebiet in der Fassade wie eine Lawinenverbauung ‹befestigt› oder die Cristallina-Hütte auf dem GotthardMassiv den Lawinen aus dem Weg genommen und auf einem leicht erhöhten Plateau errichtet werden. Zwei imposante Zeitgenossen in einem rauhen Umfeld, ohne Schutz durch eine nahegelegene Bebauung oder durch den Wald. Hat man als Wanderer die eine oder andere Hütte erreicht und lässt sich für eine Nacht nieder, so wird man aus den Fenstern der Aufenthaltsund Schlafräume das einzigartige Panorama der Bergwelt in sich aufnehmen. So werden durch den zeitgenössischen Umgang mit dem Material Holz unterschiedliche Bilder erzeugt: über die Fenster Bilder zur Verinnerlichung bei den Bewohnern, Vorbilder in Sachen technischer Lösungsfindung bei unterschiedlichsten Anforderungen, Vorbilder zur ökonomischen Baustellenlogistik in bezug auf Transport und Bauablauf sowie neue Vorbilder für den Heimatschutz oder die Baubehörden im Umgang mit der regionalen Entwicklung.

Roland Brunner, Leiter Technische Kommunikation Lignum


Haus Walpen, Blatten bei Naters

Die Gebäude im alten Dorfteil von Blatten ducken sich an den Blindberg, einen bewaldeten, gegen das Rhonetal vorspringenden Bergrücken, der auf der Nordseite felsig abbricht. Schlanke Speicher auf hohen, gemauerten Stützen stehen so dicht aneinander, dass sie dem Felsabbruch gleich einer Ringmauer folgen. Der kleine Dorfplatz wird von Wohnhäusern und der Kapelle gebildet. Diese ausserordentliche räumliche Qualität wird durch die abwechslungsreiche, mal lockere, mal dichte Anordnung der Bauten entlang der Dorfgasse gestützt. Die Kleintopographie bestimmt die Firstrichtung. Die Wohnhäuser stehen auf gemauerten Sockeln, die Stadel auf runden Steinplatten mit hölzernen Füssen. Die Walser Baukultur wird an diesem Ort eindrucksvoll vorgeführt. Das Haus Walpen liegt am Rand der kleinen Siedlung. Der Entwurf respektiert die Grundprinzipien der Art und Weise, wie man den Ort gebaut hat. Dabei steht nicht eine formalhistorische Anlehnung im Vordergrund. Die Walser Art im Umgang mit der Topographie und das Geschick, mit dem natürlichen Bedingungen begegnet wird, haben aber auch für das Neue Gültigkeit.

Der auskragende Gebäudeteil wird von gemauerten Steinblöcken gestützt. Ähnlich wie bei den Walser Speichern greift der Aussenraum unter das Haus und wird hier sinnvoll als Lager für Haus und Land genutzt. Einzig für die Fundamente wurde Erde abgetragen. Im Schnitt des Gebäudes ist der Austausch mit der Form der Landschaft erkennbar. Somit wäre es undenkbar, das Volumen zu drehen oder zu verschieben. Über eine Blocktreppe erreicht man vom unteren Eingangsraum her die Küche. Der relativen Öffentlichkeit des Küchenraums entsprechend, prägt hier die unmittelbare Materialität der Strickkonstruktion auch den Innenraum. Die Wandkonstruktion ist als Doppelstrick mit Zwischendämmung ausgeführt. Die Fenster sind hier nicht wie anderorts Teil der Wand, sondern bezeichnen die Leerstellen zwischen den angrenzenden Raumzellen. Das Wohnzimmer liegt neben der Küche, und eine Treppe führt von hier ins Schlafgeschoss. Der Strick mit Innendämmung wird in diesen Bereichen in verfeinerter Form verkleidet. Von der Küche durch eine weitere Treppenanlage getrennt, befindet sich ein separater Hausteil mit zwei übereinanderliegenden Räumen und Bad, der seinerseits wieder über eine eigene Treppe erschlossen ist.

Dieser dritte Hausteil ist in Anlehnung an den innenliegenden Strick komplett in Lärche verkleidet. Das Konstruktionsprinzip des Strickbaus wird in seinem plastischen Potential ausgereizt und das Verhältnis von Tragen und Verkleiden sinnlich überhöht. Die Ecken und Kanten, Versätze, Vorsprünge und Stufen, offene Balken und Träger lassen den Eindruck entstehen, dass man sich im Innern einer Holzskulptur befindet. Die Ruheräume haben eine andere Stimmung: Hier herrscht ein fast mondänes Wohngefühl.

Situation

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Sockelgeschoss

Deckenaufbau gegen Dach von oben: Bretterschalung 20 mm Balkenlage 100 x 200 mm/Isofloc Pavatherm NK 40 mm Lattung 30 mm Lärche 18 mm, Seitenbretter astfrei Aufbau Geschosstrenndecke von oben: Tillen Lärche 22 mm, Halbrift astfrei Lattung 30 mm Pavapor 20/22 mm

Wohngeschoss

Bretterschalung 20 mm Balkenlage 100 x 200 mm/Flumroc 40 mm Lattung 30 mm Lärche 18 mm, Seitenbretter astfrei Aufbau Aussenwand von innen: Lärche 18 mm, Seitenbretter astfrei Lattung 30 mm Dampfbremse Sisal 510 Vertikale Lattung 40 x 200 mm/Isofloc Strick Lärche 115 mm Deckenaufbau gegen Sockelgeschoss von oben: Tillen Lärche 22 mm, Halbrift astfrei Lattung 53 mm Dampfsperre Insulex 716 Bretterschalung 20 mm

D:Lärche 18/155mm iSe tenbrett er it mÄsten

Zimme r +2.925 B: panpla S tt e NK 25mm W : panpla S tt e NK19mm D: panpla S tt e NK19mm

Balkenlage 100 x 200 mm/Isofloc Pavatherm NK 40 mm Lattung 30 mm Zimme r +2.925

Lärche 18 mm, Seitenbretter mit Ästen

Fassadenschnitt

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B: panpla S tt e NK 25mm W : panpla S tt e NK19mm D: panpla S tt e NK19mm

Schlafgeschoss


Längsschnitt

Ort 3914 Blatten bei Naters Bauherrschaft Ruth und Armin Walpen Architekten Gion A. Caminada Arch. BSA/SIA, Vrin; Mitarbeiter Francesco Forcella und Thomas Stettler Bauleitung Marcel Escher, Brig Ingenieur Conzett, Bronzini, Gartmann, Chur Holzbau Holzbau AG, Mörel; Zeiter und Berchtold, Brig; Studer AG, Brig Holzarten Konstruktionsholz: Lärche für Strick 53 m3; Tillböden: Lärche 22 mm Halbrift astfrei 85 m2; Wandverkleidungen: Lärche 18 mm Seitenbretter astfrei 70 m2; Deckenverkleidungen: Lärche 18 mm Seitenbretter astfrei 125 m2 Gebäudekubatur SIA 116 1200 m3 Bauzeit Herbst 2001–Sommer 2002

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Haus R. Gay, Choëx

Eine kleine Lichtung am Hang, umgeben von ehemaligen Kastanienhainen – das Architektenhaus liegt an herrlicher Lage und bietet einen schönen Blick übers Rhonetal. Die Zufahrtsstrasse führt unter Alleebäumen bis zum grosszügig gestalteten Vordach und zum Hauseingang. Lichte Transparenz inmitten der Natur macht das Gebäude einzigartig. Das Haus ist senkrecht zur Hanglinie gebaut und gliedert die Parzelle in zwei Teile: im Osten ein wilder Naturwald, im Westen eine eher ruhige Wiese. Das in den Hang hineingebaute Betonfundament dient als Stützmauer und bildet gleichzeitig den Sockel für den rechteckigen Oberbau, welcher sich über drei Stockwerke erstreckt und vollständig aus Holz besteht. Diese Anordnung ermöglichte es, bis ins Untergeschoss hinunter mit Holz zu bauen. Sie garantiert aber auch einen guten mechanischen Schutz gegen die Erde und eine optimale Wärmedämmung für diese Etage. Ganz unten, im unterirdisch gelegenen Teil, befinden sich Betriebs- und Stauräume, eine Bibliothek sowie auf der Talseite ein Arbeitszimmer mit Blick auf den Wald und ebenerdigem Ausgang. Darüber liegen

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der Haupteingang, Stauräume, die Küche und ein grosses Wohnzimmer mit Fenstern auf drei Seiten und je einer Terrasse nach Osten und nach Westen. Oben liegen Nasszellen, Stauräume, ein Wohn- und ein Arbeitszimmer. An der Ostseite des Hauses befindet sich die Treppe, welche aus zwei geraden Läufen besteht und die drei Stockwerke im offenen Raum erschliesst. Dank der Nordausrichtung des Gebäudes kommen die Ost- und Westseite in den Genuss von herrlicher Sonneneinstrahlung. Diese durchflutet den Raum und lässt sich nach Belieben mit den grossen Stoffstoren dämpfen, welche das Wohnzimmer auf die beiden Terrassen hinaus verlängern. Das Konstruktionsprinzip beruht auf vorfabrizierten Wand- und Deckenelementen aus Holz, welche gleichzeitig die Stabilität des Gebäudes sicherstellen. Die Wände in Holzrahmenbauweise von 140 mm Dicke sind teilweise einseitig, teilweise doppelseitig mit OSB von 18 mm Dicke beplankt. Die Aussteifung wird von drei Elementen in der Fassade sowie von zwei Elementen in den Querwänden übernommen. Die Aussenfassade besteht aus horizontaler, grau gestrichener Schalung aus Tanne.

Für die Fussböden und das Dach wurden sichtbare Balken von 220 mm Höhe sowie eine Dreischichtplatte von 27 mm Stärke im statischen Verbund eingesetzt. Diese sichtbaren Balken gliedern den Raum und definieren die Geometrie des Plans. Das Kaltdach ist mit einem Titan-Zink-Blech verkleidet. Die im Innern verwendeten Holzarten und Materialien sind Birke für die Verkleidungen, Esche für die Treppe sowie schwarz getönte MDF-Platten für die Trennwände. Die Bodenbeläge bestehen aus Schieferplatten, welche auf den Zementestrich mit Fussbodenheizung geklebt sind. Mit Blick auf den Bestand des nahen Waldes sind die Möbel aus Kastanienholz verfertigt.


Situation

Ort Route de Champian 31, 1871 Choëx Bauherr Roland Gay Architekt Roland Gay architecte FAS/SIA, Monthey; Bernard Comte, Mathieu Olsommer Holzbauingenieur Chabloz & Partenaires SA, Lausanne Holzbau Gay & Pasetti SA, Monthey Schreinerarbeiten aussen Châtelet SA, Monthey Möbel Michellod & Fils, Monthey Holzarten Konstruktionsholz: Massivholz 38 m3, Brettschichtholz 10,6 m3; Platten: Sperrholz Birke 185 m2, MDF 190 m2; Fassade: Schalung Tanne grau gestrichen 195 m2 Gebäudekubatur SIA 116 1200 m3 Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 667.–/m3 Baujahr 2001

Untergeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Querschnitt

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Dachaufbau von oben: Titan-Zink-Blech Fugenschalung Aufdopplung mit Gefälle Dämmung Mineralwolle 2 x 80 mm Dampfsperre Dreischichtplatte 27 mm sichtbar Balken 80 x 220 mm sichtbar Aufbau Aussenwand von innen: Birkensperrholz 22 mm Lattung/Installationsraum Dampfsperre Ständer 60 x 140 mm/ Dämmung Mineralwolle OSB 18 mm Lattung/Hinterlüftung Schalung Tanne, grau gestrichen Bodenaufbau von oben: Schieferplatten 10 mm Zementestrich 80 mm/Bodenheizung Schalldämmfolie Dämmung Polyurethan expandiert 2 x 20 mm Dreischichtplatte 27 mm sichtbar Balken 80 x 220 mm sichtbar

Fassadenschnitt

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Wochenendhaus Lüscher, Niederried bei Interlaken

Das Wochenendhaus der Familie Lüscher in Niederried bei Interlaken steht am Hang über dem Brienzersee – keine Selbstverständlichkeit, da zahlreiche Ausnahmebewilligungen nötig waren. Dank der guten Zusammenarbeit mit den örtlichen Baubehörden, dem Berner Heimatschutz und der Uferschutzkommission konnten alle Bewilligungen umstandslos erteilt werden. Die Bauherrschaft und die Architekten erstellten etwas der Umgebung Entsprechendes, verfielen aber nicht der Kopie von Vorhandenem – dem Chaletstil oder den Satteldächern. Die Zusammenarbeit beider Parteien gestaltete sich einfach, denn beide hatten dieselben Vorstellungen: flach gedeckte, mit einer Lärchenschalung verkleidete und scharf geschnittene Kuben, mit grossen Fensterfronten für eine prachtvolle Aussicht auf den See und die Alpen. Der Bau setzt sich aus drei Holzkuben zusammen, die sich nahtlos zwischen Brünigbahn und See in die Umgebung einfügen. Eine Betonwand schneidet den Bauplatz aus dem Gelände. Darauf ruhen zwei Baukörper: ein Wohnhaus und ein kleiner Atelierbau. Dazwischen liegt ein auf

drei Seiten geschützter Hof. Ein Wanderweg führt oberhalb des Grundstücks vorbei. Die Holzkuben sind so situiert, dass Wanderer zwar nicht direkt auf den Zwischenhof blicken, die Aussicht auf den See und das dazwischen gelegene historische ‹HuberHaus› jedoch geniessen können. Parallel zum Hang steht der Hauptquader, welcher einen grossen Wohnraum, Küche und Bad enthält. Dessen verglaste Stirnseite lässt sich ganz öffnen und führt auf einen Hof, der gegenüber von einer ebenfalls offenen Atelierbox und hangseitig von einer Betonmauer gefasst wird. An die Hauptbox schliesst sich zur Seeseite ein hochgestellter Kubus an, dessen zwei Etagen – mit einem weiteren Wohn- und dem Schlafzimmer – von der Küche her über zwei Treppen erreicht werden. Als erstes wurden die Betonfundamente und Stützmauern vor Ort erstellt. Während dieser Zeit konnten die einzelnen Wand-, Boden- und Deckenelemente in Holzständerbauweise im Werk vorgefertigt, per LKW in die Region transportiert, mit dem Helikopter auf die Baustelle geflogen und auf die Streifenfundamente montiert wurden. Dies erlaubte eine kurze Bauzeit.

Vor Ort wurde das Haus an einem Tag zusammengebaut. Mit dem Innenausbau konnte dadurch schon am nächsten Tag begonnen werden.

Situation

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Querschnitt

Grundriss

Dachaufbau von aussen: Kies 40 mm Bitumenbahn Livingboard 19 mm Holzbalken 100 x 220 mm/Dämmung OSB 15 mm Dampfbremse Installationsraum 30 mm Gipskartonplatte 15 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Lattung/Installationsraum 27 mm Dampfbremse Flamex N Ständer 60 x 160 mm/ Dämmung Mineralwolle OSB-3 15 mm Winddichtung UV-beständig Lattung/Hinterlüftung 27 mm Lärchenschalung 20 mm, horizontal, rhomboid, sägeroh Bodenaufbau von oben: Parkett Nussbaum 10 mm Fermacell 25 mm Bodenheizung Stramax 30 mm Livingboard 19 mm Holzbalken 60 x 220 mm/Zellulosedämmung OSB 15 mm Luftraum zum Grund 400 mm

Ort Ursisbalm, 3853 Niederried bei Interlaken Bauherrschaft Hans und Ursula Lüscher, Bern Architekten oberholzer + rüegg architekten, Rapperswil; Roman Oberholzer und Andreas Rüegg Bau- und Holzbauingenieur Walter Bieler AG, Bonaduz GU/Holzbau W. Rüegg AG, Kaltbrunn; Marcel Rüegg Holzarten Konstruktionsholz: Brettschichtholz 0,3 m3, Zweischichtholz 11,0 m3; Platten: Livingboard 19 mm 172 m2, OSB 15 mm 310 m2, Fermacell 15 mm 100 m2, Gipskarton 18 mm 125 m2, Kerto-Furnierschichtholz 45 mm 16 m2; Fassade: offene Schalung in Lärche sägeroh, in Nischen Fassadensperrholz 15 mm phenolharzbeschichtet und deckend lackiert Gebäudekubatur SIA 116 580 m3 Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 716.–/m3 Bauzeit Januar–März 2002

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Ferienhaus im Flumserberg

Wo liegt der Unterschied zwischen dem Wohnen im Alltag und in den Ferien? Sogar beim Bau eines Ferienhauses bleiben die meisten Bauherren auf sicherem Grund. Ferienhäuser sind allzu oft nur abgespeckte Varianten des Traums vom Einfamilienhaus im Grünen. Die Chance, aus der Routine des Alltags auszubrechen, in den Ferien wirklich anders zu wohnen, wird selten so genutzt wie in diesem Beispiel. Als Antithese zum Wohnen in abgeschlossenen Zimmern verwendet der zugrundeliegende Entwurf das Prinzip des Einraumhauses. Es existieren keine abgeschlossenen Räume, sondern lediglich vertikale und horizontale Zonen, die jeweils mehreren Zwecken dienen. Die gesetzlich vorgeschriebene Garage wurde unters Haus geschoben, um Höhe zu schaffen. Ihre Betonwände sind mit Schalungseinlagen (Drainagematten) modelliert. Der Raum wirkt nicht als Garage, sondern wird im Sommer zum Innenspielraum. Das Schlafgeschoss kann bis zu acht Personen in einem einzigen, vier Meter hohen Raum beherbergen. Es dient mit den an die Wand geschraubten Waschbecken gleichzeitig als Badezimmer. Die runde Badewanne und die Spindeltreppe teilen den Raum visuell in zwei Zonen. Das Wohngeschoss, mit seiner Giebelform als Haus im Haus erfahrbar, wird durch den Küchenblock und das Hängecheminée unterteilt.

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Die räumliche Progression führt von der dunklen, künstlich beleuchteten Garage über das überhohe Schlafgeschoss mit seinen kleinen Fensterproportionen zu den Panoramablicken über die Landschaft im lichtdurchfluteten Wohngeschoss. So wird das Thema der Höhenschichtung des Gebirgstals mit der Abfolge vom engen, infrastrukturell besetzten Talboden über die Bannwälder mit den eingestreuten Bauernhöfen und Siedlungen bis zu den temporär bewohnten Maiensässen auf den lichten Sommeralpen ins Haus überführt und interpretiert. Der Entwurf nimmt die wunderschöne Lage neben einer Alpwiese, die im Sommer als Weide und im Winter als Skipiste dient, auf und reagiert sehr spezifisch darauf. Das Haus reckt sich einerseits in die Höhe, um auf allen Seiten die spektakuläre Aussicht einzufangen. Andererseits bleibt die Alpwiese rund ums Haus ungestört. Abgesehen vom gekiesten Zufahrtsweg verändert kein Zaun, keine Gartengestaltung den Ort. Nach wie vor können die Nachbarn im Winter mit den Skis übers Grundstück fahren, um auf die Piste zu gelangen. Von aussen übernimmt das Haus einzelne Elemente lokaler Bauten wie Scheunen, Speicher und Chalets, so etwa die dunkle Holzschalung und kleine Fensteröffnungen, um sie in Kombination mit den Panoramafenstern zu einer neuen ‹ChaletturmTypologie› zu transformieren.

Der Luxus des Hauses liegt nicht in teuren Details und Materialien, sondern in seiner Lage und seinen Räumen. Zur Einhaltung des engen Budgets wurden zwei strategische Entscheidungen konsequent umgesetzt: Die Reduktion der Fenster im Schlafgeschoss auf die gesetzlich vorgeschriebene Minimalfläche ermöglichte den Einsatz von grossformatigen Fenstern im Wohngeschoss. Das Nutzbarmachen der gesetzlich vorgeschriebenen Garage schuf eine spezielle Atmosphäre; das Kellergeschoss erhält durch die in der Schalung eingelegten Drainagematten an den Wänden einen poetisch höhlenartigen Charakter. In enger Zusammenarbeit mit dem Holzbauingenieur entstanden günstige Konstruktionen für Böden, Aussenwände und Decken. Die Oberflächen des Schlaf- und Wohngeschosses sind lebendig und doch schlicht gehalten. Die in der Holzkonstruktion verwendete Aussteifung aus OSB-Platten bleibt sichtbar.


Ort Cafrida, Flumserberge Architekten EM2N Architekten ETH/SIA, Zürich; Mathias Müller und Daniel Niggli Holzbauingenieur Pirmin Jung Ingenieurbüro für Holzbau GmbH, Rain Holzbau Frommelt Zimmerei & Ing. Holzbau AG, Schaan FL Material Konstruktionsholz: Brettschichtholz 7,2 m3, Rahmenbaukanteln 4,9 m3; Platten: OSB-3 460 m2 Bruttogeschossfläche 183 m2, davon 104 m2 bewohnbar Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 504.–/m3 (Budget) Bauzeit Juni–Dezember 2002

Situation

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Dachaufbau von oben: Dacheindeckung mit Kupfer-Bahnen, Stehfalz Trennschicht Rauhspund 27 mm auf Konterlattung auf Neoprenunterlage Querlattung 60 x 60 mm, Kanten gebrochen, abgedeckt mit Sarnafil G410-12 Wasserdichte Folie Sarnafil G410-12 OSB-3 15 mm Sparrenpfetten, Brettschichtholz 80 x 320 mm/ Hinterlüftung 120 mm/Dämmung Steinwolle 200 mm Dampfbremse Flamex N OSB-3 15 mm, sichtbar und sichtbar geklammert Aufbau Aussenwand von innen: OSB-3 15 mm, sichtbar und sichtbar geklammert Rahmenbaukanteln 60 x 160 mm/Dämmung Steinwolle Horizontale Lattung 40 mm/Dämmung Steinwolle Windpapier Stamisol, UV-resistent, schwarz Schalung Fichte 22 mm, Nut und Kamm, behandelt mit Lasur System Intex Aufbau Decke zwischen Wohn- und Schlafraum von oben: OSB-3 15 mm, Nut und Kamm, Stösse geleimt, geschliffen und geölt Filz als Trennlage Fussbodenheizung Stramax Expandierter Polystyren 2 x 20 mm OSB-3 15 mm, ohne freie Stösse Balkenlage, Brettschichtholz 100 x 280 mm/ stellenweise Dämmung (im Balkonbereich) OSB-3 12 mm, sichtbar und sichtbar geklammert

Fassadenschnitt

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Fassadenansicht Talseite

L채ngsschnitt

Kellergeschoss

Schlafgeschoss

Wohngeschoss

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Chamanna da Tschierva, Val Roseg

Nachdem ein erstes Projekt am Widerstand diverser Institutionen gescheitert war, musste die SAC-Sektion Bernina einen Architekturwettbewerb ausschreiben. Da bei einem früheren Projekt Einsprachen verschiedener Ämter eingegangen waren, wurden diese von Anfang an in die Jury miteinbezogen. So setzte sich die Jury letztlich aus Vertretern des Kantonalen Hochbauamtes, des Amtes für Raumplanung, der Kantonalen Denkmalpflege und der Kantonalen Natur- und Heimatschutzkommission sowie aus Exponenten des SAC zusammen. Den Wettbewerb gewannen der St. Moritzer Architekt HansJörg Ruch und sein Team mit dem Projekt ‹Prima Vista›, einer Gegenüberstellung von alt und neu und der Thematisierung der überwältigenden Aussicht. Modellversuche bestärkten den Architekten in der Auffassung, dass die bestehende, bereits einmal an- und aufgebaute TschiervaHütte nicht mehr weiter vergrössert werden sollte. Der bestehende, vertraute, eher introvertiert wirkende Solitärbau sollte weiterhin dominieren, ganzheitlich erlebbar sein und durch einen eigenständig formulierten Neubauteil ergänzt werden. Dieser tritt nun aus dem Schatten des Altbaus und weist hinsichtlich Aussicht, Besonnung und Stimmung zeitgemässe Qualitäten auf. Die Auskragung des neuen Volumens über die verlängerte, mächtige Sockelmauer hinaus ergibt nebst einem überdeckten Zugang

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für Bergsteiger eine grosszügige, windgeschützte Terrasse für Tagesgäste. Zwar weist die Chamanna da Tschierva mit 100 Übernachtungsmöglichkeiten heute nicht mehr Schlafplätze auf als vor dem Umbau, jedoch ist der Komfort für den Gast und die Hüttenwarte deutlich besser geworden. Die Schlafstellen sind breiter, die Küche ist viel geräumiger, die Toiletten sind intern erreichbar, und alle Gäste haben einen Sitzplatz im Verpflegungsbereich. Der Essraum besticht sowohl durch seine Inneneinrichtung als auch durch die grossen Fenster mit Panoramasicht in die Bergwelt. Und mit dem neuen Treppenhaus im Neubau, das die feuerpolizeilichen Anforderungen erfüllt, konnten die Eingriffe in der bestehenden Hütte auf ein Minimum reduziert werden. Abseits von Bauzonen und Erschliessungen ist es nicht verwunderlich, dass anderen Aspekten als in der Stadt spezielle Beachtung geschenkt werden musste: die Lawinenstatik, welche zum entwurfs- und konstruktionsrelevanten Faktor wird, oder den Kosten für den Helikopter, die Wasserversorgung, das Kleinkraftwerk, die Kläranlage und für die Verpflegung der Bauarbeiter, die rund ein Viertel des Gesamtbudgets ausmachten. Die Lawinenstatik wird wie bei freistehenden Lawinenschutzvorrichtungen durch eine Aussenschale gewährleistet, die aus Stahlstützen und eingeschobenen Lärchenholzbohlen besteht. Die innenliegende Tragstruktur bildet eine Kombination

aus vorfabrizierten Wandelementen in Holztafelbauweise mit sichtbar bleibenden Brettstapeldecken. Praktisch alle Konstruktionselemente konnten per Helikopter an Ort geflogen und in kürzester Zeit montiert werden. Der Helikoptereinsatz war auch notwendig, denn die Chamanna da Tschierva liegt zuhinterst im Val Roseg auf einer Höhe von 2583 Meter über Meer. Sie thront über dem Vadret da Tschierva und ist beliebter Ausgangspunkt für Hochtouren auf den Piz Bernina, den Piz Roseg, den Piz Morteratsch oder den Piz Tschierva. Besonders bekannt und dementsprechend häufig begangen wird der als ‹Himmelsleiter› bezeichnete Biancograt auf den Piz Bernina.


Untergeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Dachgeschoss

Querschnitt

L채ngsschnitt

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Dachaufbau von aussen: Dachhaut zweilagig, PDB EP 5 WF Flamm beschiefert 5 mm und PP Kombi 3 mm von Suprema Foamglas T4 120/240 mm mit Gefälle 1,1% Dampfbremse und provisorische Bauabdichtung EP 4 Brettstapelelemente Bresta 260 mm Unterseite sichtbar Aufbau Geschossdecke im Obergeschoss von oben: Linoleum mit Trittschallhinterlage Spachtelung Holz-Beton-Verbunddecke mit statischem Nachweis F60 bestehend aus Überbeton 75/95 mm und Brettstapelelementen Bresta 125/145 mm, Unterseite sichtbar

Aufbau Aussenwand von innen: Fermacell 2 x 15 mm, gespachtelt und gestrichen Dampfbremse DB2 von Ampack Ständer 80 x 180 mm/Dämmung Flumroc OSB 18 mm Sarnafil TU Luft- und Entwässerungsschicht Latte Lärche 50 x 60 mm sägeroh zur verdeckten Verkeilung Lärchenbohlen 80 x 160 mm sägeroh Stahlstützen HEA 160, feuerverzinkt, verdübelt mit Betonwand, mit Neopren-Zwischenlage, mindestens 20 mm Aufbau Geschossdecke im Erdgeschoss von oben: Holzriemen Lärche 27 mm, Nut und Kamm, gehobelt und geölt Dämmung Flumroc 30 mm Zwischenlage Flumroc 10 mm Feuchtigkeitssperre EV 3 Stahlbeton 160 mm Bodenaufbau im Untergeschoss von oben: Keramische Platten 15 mm Zementunterlagsboden 55 mm mit Bodenheizung Trennlage PE-Folie 2 mm Foamglas T4 100 mm Bitumenanstrich Fassadenschnitt

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Stahlbeton 120 mm


Querschnitt Treppenhaus

Ort zuhinterst im Val Roseg, 2583 m.ü.M. Bauherrschaft SAC-Sektion Bernina Architekten Hans-Jörg Ruch, dipl. Arch. ETH/SIA/BSA, St. Moritz; Projektleiter Sacha Michael Fahrni, dipl. Arch. HTL Bauleitung Toni Spirig, Celerina Ingenieur Beat Birchler, dipl. Ing. ETH/SIA, Silvaplana Bautechnologie Stadlin Bautechnologie, Buchs Holzbau A. Freund Holzbau GmbH, Samedan Holzarten Konstruktionsholz: Brettstapelelemente Bresta 20,9 m3, Ständerholz 4,0 m3, Kerto 1,2 m3; Platten: OSB 15 mm 91 m2, Fermacell 15 mm 292 m2; Fassade: Lärchenbohlen 15.3 m3 Gesamtkosten CHF 1,95 Mio. (Anbau und Umbau) Bauzeit Juni–September 2002, Einweihung Juni 2003

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Cristallina-Hütte, Bedretto

Im südlichen Gotthardgebiet liegt auf rund 2570 Meter über dem Meeresspiegel die Cristallina-Hütte. Die neue Unterkunft des SAC steht auf einem lawinensicheren Plateau auf dem Cristallina-Pass. Zwei frühere Hütten am Cristallina-Pass fielen Lawinen zum Opfer, zuletzt im Februar 1999. Für die neue Hütte kam nur ein Standort ohne Lawinengefahr in Frage. Nach einer genauen Analyse baute man sie 200 Meter über dem früheren Standort auf der Wasserscheide zwischen dem Val Bedretto und dem Val Bavona. Für die neue Hütte des SAC wurde zusammen mit dem Bund Schweizer Architekten Tessin ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Die namhafte Jury entschied sich unter den 142 Teilnehmern für das Projekt unter dem Namen ‹Barchessa›. Die Bezeichnung spielt auf die alten länglichen, flachen Gebirgsställe an, an welchen sich das Projekt orientiert. Die neue Hütte des SAC ist ein schlichter, zweigeschossiger, nach Süden ausgerichteter und quer zum Hang liegender Flachdach-Baukörper aus Holz auf einem steinernen Terrassensockel. Die Bedingungen in der grossen Höhe des Standorts sind hart. Das Gebäude muss sich im Sommer auf kargen Felsen ebenso ins natürliche Umfeld integrieren können wie im Winter unter einer meterhohen

Schneedecke. Zwar sind auf dem gewählten Plateau keine Lawinen zu erwarten, doch ist mit enormen Schneeverwehungen zu rechnen. Und die Konstruktion muss enormsten Ansprüchen wie Windgeschwindigkeiten bis zu 300 km/h und Schneelasten von 26 kN/m2 (rund 2600 kg/m2) gerecht werden. Das realisierte Projekt schlug einen 30 Meter langen, zweigeschossigen Baukörper in Holzbauweise über einem betonierten Fundamentsockel vor. Die Nordwand besteht bis zur Brüstung des zweiten Geschosses aus Beton. Die aufgesetzte Holzrahmenkonstruktion ist mit Lärchenholz vertikal verschalt. Die Holzverschalung wird bald verwittert sein und wie die Felsen der Umgebung silbern schimmern. Die Dachkonstruktion besteht aus massiven Holzelementen, welche die Eigenschaften einer Betondecke aufweisen. Das Dach wurde mit Granitplatten gedeckt. Sie sind auf eine Schutzlage aus Gummigranulat verlegt, was eine gute Sicherung gegen Windsog, Schneeverwehungen und Eisdruck ergibt. Das Gefälle wurde in der Wärmedämmebene ausgebildet. Abschottungen und Kontrollelemente sorgen für zusätzliche Flachdachsicherheit. Bei der Vergabe der Aufträge wurde das Baugewerbe im Einzugsgebiet des Gotthard berücksichtigt. Insgesamt waren mehr als 2000 Flüge für den Transport der Baumate-

rialien mit Hubschraubern nötig. Um nicht die Transportkosten um ein Vielfaches zu erhöhen, wurde Beton sowenig wie möglich eingesetzt. Nach der Sprengung des Granits wurden das Kellergeschoss als Wanne, der Sockel und eine bergseitige Schutzwand betoniert. Gleichzeitig entstand ein Schacht für die Wasser- und Energieversorgung. Im darauffolgenden Winter wurden die Elemente für Wände, Böden, Decke und Dach vorgefertigt und im nächsten Sommer mittels der Hubschrauber in nur drei Tagen montiert. Aussengestaltung, Installationen und Inneneinrichtungen beanspruchten den ganzen Sommer. Die im Juli 2003 eingeweihte CristallinaHütte ist als moderne Grosshütte konzipiert. Es gibt keinen riesengrossen Schlafsaal; den Besucher erwarten kleinere Räume, was in der Hüttenarchitektur relativ neu ist. Die 120 Plätze sind in Vierer-, Achter- und Zwölferzimmer aufgeteilt. Nach einem anstrengenden Tag bietet die Hütte jedem Alpinisten ein Refugium zur Erholung. Der Blick aus dem Hüttenfenster geht über den Lago Sfundau hinweg auf den Basodino.

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Dachaufbau von aussen: Granit 40 mm Gummimatte Progum 10 mm Trennschicht Kunststoffolie Sarnafil TG 66-20 Dämmung EPS 120-40 mm mit integriertem Gefälle Dämmung EPS 80 mm Dampfsperre Vaparoid Brettstapelelemente Bresta 240 mm sichtbar

Aufbau Aussenwand im Obergeschoss von innen: Dreischichtplatte Fichte/Tanne 19 mm Kronoply OSB 15 mm Ständer 60 x 180 mm/Dämmung Steinwolle Krono WP50 15 mm Ständer 60 x 140 mm/Dämmung Steinwolle Krono WP50 15 mm Lattung horizontal 54 mm (nur obere Wand-Hälfte) Lattung/Hinterlüftung 27 mm Lärchenschalung 27 mm

Deckenaufbau im Obergeschoss von oben: Dreischichtplatte Fichte/Tanne 27 mm Fermacell-Estrichelement 25 mm Pavapor 20/22 mm Brettstapelelemente Bresta 160 mm, teilweise sichtbar

Aufbau Aussenwand im Erdgeschoss von innen: Dreischichtplatte Fichte/Tanne 19 mm Kronoply OSB 15 mm Ständer 60 x 180 mm/Dämmung Steinwolle Lattung 50 x 50 mm/Dämmung Steinwolle Krono WP50 15 mm Lattung horizontal 54 mm (nur obere Wand-Hälfte) Lattung/Hinterlüftung 27 mm Lärchenschalung 27 mm Holz-Metall-Fenster in Lärche und Aluminium natur, U = 1,1 W/m2K

Deckenaufbau im Erdgeschoss von oben: Gummimatte 10 mm Novopan V 100 25 mm Lattung 60 x 60 mm/Dämmung Steinwolle Bitumenbahn EP3 Beton 200 mm

Aufbau Aussenwand im Untergeschoss von innen: Knauf Diamond 12,5 mm, geklebt, verputzt Foamglas T4 50 mm, geklebt Beton 250 mm

Bodenaufbau im Untergeschoss von oben: Gummimatte 8 mm Knauf Perlcon Floor 22 mm Pavapor 8 mm Knauf Bituperl-Schüttung 40 mm Foamglas T4 40 mm, geklebt Beton 120 mm

Fassadenschnitt

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Untergeschoss

Querschnitt

Erdgeschoss

Obergeschoss

Ort Cristallina-Pass, 2568 m.ü.M., 6781 Bedretto Bauherrschaft SAC-Sektion Tessin Architekten Nicola Baserga und Christian Mozzetti, Muralto; Sacha Denicolà Ingenieur Gianfranco Sciarini, Vira Gambarogno Holzbau Gebr. Bissig Holzbau GmbH, Altdorf Materialien Konstruktionsholz: Brettschichtholz 25 m3, Rahmenholz 45 m3, Brettstapelelemente Bresta 120 m3, Klotzbretter Lärche 30 m3; Platten: Dreischichtplatten 19–35 mm 1500 m2, OSB 15 mm 600 m2, Verlegespanplatten 25 mm 350 m2, Krono WP50 15 mm 650 m2, Gipsfaserplatten 12,5 mm 1500 m2, Fussbodenelemente 25 mm Fermacell und Perlconfloor 450 m2, Pavapor 900 m2; Fassade: Lärche 27 mm gehobelt 500 m2 Gebäudekubatur SIA 116 2580 m3 Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 1200.–/m3 Bauzeit Sommer 2001–Juli 2003

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Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno

Verantwortlich Roland Brunner Redaktion Roland Brunner, Lignum, mit André Carlen und Joëlle Cornuz, Lignum-Cedotec

Falkenstrasse 26 CH-8008 Zürich Tel. 01 267 47 77 Fax 01 267 47 87 E-Mail info@lignum.ch Internet www.lignum.ch

Gestaltung BN Graphics, Zürich

Holzbulletin, März 2004 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor

Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum

Fotografie Lucia Degonda, Zürich (Haus Walpen); Robert Hofer, Sion (Haus R.Gay); Daniel Gerber, Zürich (Wochenendhaus Lüscher); Hannes Henz, Zürich (Ferienhaus im Flumserberg); Filippo Simonetti, Brunate (Chamanna da Tschierva); Filippo Simonetti, Brunate (Cristallina-Hütte)

Druck Kalt-Zehnder-Druck, Zug

ISSN 1420-0260 Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 15.– Sammelordner CHF 80.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.


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