100% Erneuerbare Energie 1 | 2011

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Journal des Landesverbands Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V.

Forderungen des LEE an die neue Landesregierung Sachsen-Anhalts Fünf Forderungen im Überblick

Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollen Erneuerbare Energien (EE) in naher Zukunft die tragende Säule für eine zukunftssichere, stabile und kostengünstige Energieversorgung darstellen. Trotz des hohen Anteils an EE im Stromsektor sind in SachsenAnhalt weitere gezielte Anstrengungen in verschiedenen Bereichen notwendig, um die EE in eine gesellschaftliche und technologische Breite zu tragen. Ein EEWärme-Gesetz Sachsen-Anhalt würde dazu beitragen, dass EE nicht wie bisher fast ausschließlich nur im Stromsektor starke Anwendung erfährt, sondern auch im besonders energieintensiven Wärmesektor. Im Hinblick auf die Erfüllung der Ziele des Klimaschutzprogrammes SachsenAnhalt fordert der LEE eine angepasste Repoweringregelung von Windkraftanlagen. Außerdem auch die Ausweisung von neuen Windvorranggebieten. Eine zentrale Informationsstelle in Form ei-

ner Landesenergieagentur erleichtert sowohl Bürgern als auch Unternehmen und Kommunen den Umstieg auf nachhaltige Energieträger, bei denen ein Großteil der Wertschöpfung in der Region verbleibt. Ein verstärkter Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ermöglicht einen leichteren Zugang von Erkenntnisse aus dem Forschungsbereich in die Praxis und leistet einen Beitrag zur Fachkräftesicherung in einem der innovativsten Bereiche. Besonders beispielhafte Projekte im Energiesektor sollten über eine Innovationsförderung z. B. für Speichertechnologien oder Technologien zur Verstetigung der EE finanziell unterstützt werden. Als Industrieverband der EE-Branche in Sachsen-Anhalt mit 20.000 Arbeitsplätzen fordert der LEE zudem die Einbeziehung in die politische Entscheidungsfindung bei der Novellierung des EEG. Den ausführlichen Forderungskatalog des LEE finden Sie auf dem innenliegenden Beiblatt.

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100 % Erneuerbare Energie Ausgabe 1 | 2011

E�������� Feiert ein Kind seinen fünften Geburtstag, so ist es meist „aus dem Gröbsten raus“ und genießt – wie wir heute sagen – die frühkindliche Bildung, um in den folgenden Jahren in der Schule richtig durchzustarten. Auch die Akteure des Landesverbands Erneuerbare Energie haben sich in den vergangenen fünf Jahren gefunden, gemeinsam entwickelt und eine Menge Erfahrungen gesammelt. Mittlerweile vertreten wir schon 20 Verbände und Unternehmen aus der gesamten Branchenbreite der Erneuerbaren Energien Sachsen-Anhalts mit in Summe rund 20.000 Beschäftigten. Bei der Landtagswahl am 20. März 2011 geht es für unseren Landesverband zwar nicht um eine „Schicksalswahl“. Dennoch ist für uns von erheblicher Bedeutung, welche Positionen und Konzepte wir von den Parteien im Bereich Energiepolitik erwarten dürfen. Gilt es doch wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen und das „Land der erneuerbaren Energie“ zukunftsfest zu machen. Wir haben in der Vergangenheit bereits zahlreiche Anregungen dafür ein-

Dirk Tempke – Präsident des Landesverbandes Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V. gebracht. Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl möchten wir die Hoffnung auf eine konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung bekräftigen! Ihr Dirk Tempke 1


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Landtagswahl 2011

Programm-Splitter

Welchen Stellenwert hat das Thema Erneuerbare Energie im Wahlprogramm der Parteien?

Aus den Wahlprogrammen der Parteien

Die Ziele sind groß, aber die Rahmenbedingungen nicht gerade optimal für das Thema Erneuerbare Energie in Sachsen-Anhalt. Zahlreiche Probleme warten auf Lösungen, viele Weichen müssen für die Zukunft gestellt werden. In welche Richtung sich die Erneuerbaren Energien in SachsenAnhalt entwickeln, wird sich maßgeblich mit der nächsten Landtagswahl im März 2011 entscheiden – je nach gewählter Regierungskoalition. 20.000 Arbeitsplätze Rund 2.000 Arbeitsplätze hängen derzeit im Land noch am Braunkohletagebau – bei den Erneuerbaren sind es bereits 20.000. Das Thema Arbeitsplätze hängt also auf jeden Fall mit

Festgestellt wird, dass es im Land nicht an Industriesparten und Finanzierungsmöglichkeiten mangelt, sondern an Handwerkern. So gibt es z. B. zu wenig Installateure für Aufdachanlagen. Die Linke-Politikerin Angelika Hunger will, „dass die Dinger auf die Dächer kommen und nicht die Äcker voll pflastern“. Energieagentur gefordert Die notwendige Entwicklung von Speichertechnologie für 100-ProzentLösungen (Stichwort Modellregion Harz) ist weiterhin ein Thema, das alle Parteien auf ihrer Agenda haben. Einig sind sich die Parteien SPD, Güne und Linke auch darin, dass Sachsen-Anhalt eine Energieagentur braucht. Welche

SPD Die SPD möchte „…eine Energieagentur als fachliche Anlaufstelle mit regionaler Anbindung“ einrichten. Bis 2015 will der SPD-Spitzenkandidat alle Kitas und Schulen im Land mit europäischen Mitteln energetisch sanieren. „50 Prozent der gesamten Energieversorgung des Landes soll bis 2025 durch einen Mix erneuerbarer Energien abgedeckt werden. Die SPD hält am Atomausstieg fest.“ BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Zur Jobmaschine erneuerbare Energien gehört aber auch die Förderung des Handwerks, das die Solarmodule auf die Dächer montiert oder die Häuser dämmt und so auch einen regionalen Markt schafft. […] BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN halten den vollständigen Ausstieg aus der Förderung und Verbrennung von Kohle mittelfristig für erforderlich und machbar.“ CDU „Deshalb wollen wir neben dem Erhalt der Atomtechnologie als umweltfreundlicher Energiequelle die Entwicklung der erneuerbaren Energien fördern. Dazu gehören neben den Formen der Sonnenenergie, wie Solarthermie und Fotovoltaik, auch die Nutzung von Wind, Wasser und vor allem die Nutzung von Biomasse.“

dem Thema eng zusammen. Gleichfalls die Innovationskraft, die hinter den neuen Technologien steht. Beides wird jedoch in den Wahlprogrammen der Parteien noch nicht deutlich genug abgebildet. Streitobjekt bleiben die Kohleprojekte aber trotzdem – von komplett abschaffen bis weiter nutzen ist alles möglich. Die Grünen wollen bis 2020 auf sieben Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf in Sachsen-Anhalt kommen – von derzeit ca. 20 Tonnen. Daher wollen sie sich auch schnellst möglich von neuen Kohleprojekten trennen.

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Richtung das Thema Erneuerbare Energie in Sachsen-Anhalt einschlägt, wird sich maßgeblich nach der Landtagswahl herausstellen. Die Branchenunternehmen bieten rund 20.000 Menschen Arbeit, bis 2020 soll ihre Zahl auf mind. 37.000 steigen.

FDP „Fördermittel im Bereich erneuerbarer Energien sollen auf Forschung und Entwicklung, z. B. auf leistungsstarke Speichertechnologien, virtuelle Kraftwerke und intelligente Netze konzentriert werden, um die Anwendungsmöglichkeiten und Kostenneutralität der regenerativen Energien zu verbessern.“ Linke „Die Windenergie trägt den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie. Als Flächenausbauziel für die Errichtung von Windkraftanlagen soll langfristig 1 Prozent der Landesfläche festgeschrieben werden.“


www.lee-lsa.de

Neuer Vorstand des Landesverbandes Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V. Landesverband Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt (LEE) mit schlagkräftiger und hauptamtlicher Struktur für die Energiewende in Sachsen-Anhalt Die Mitgliederversammlung des Landesverbands Erneuerbare Energie wählte vor einem halben Jahr einen neuen Vorstand. Dirk Tempke, Prokurist des Biomethanerzeugers NordMethan, wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Als Tempkes Stellvertreterin im Amt bestätigten die Mitglieder Ruth Brand-Schock vom Windenergieanlagen-Hersteller ENERCON. Im

Dr. Ruth Brand-Schock – Vizepräsidentin des Landesverbandes Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V. Vorstand arbeiten außerdem weiterhin Heinrich Bartelt vom Windpark Druiberg, Dr. Susanne Brandt vom Landesbauernverband und Heiko Sasse von der intelli GmbH Barleben mit. Der Landesverband will seine Arbeit

deutlich verbessern und öffentlicher agieren. Aus diesem Grund wird seit Mitte 2010 eine Geschäftsstelle in Magdeburg betrieben. Jörg Dahlke, Mitinitiator der Bürgersolargenossenschaft Helionat in Magdeburg leitet diese hauptamtlich. Der neue Präsident Dirk Tempke über die zukünftige Arbeit des einflussreichen Verbandes: „Die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte des Landesverbands Erneuerbare Energie sind unter anderem das Landesklimaschutzkonzept, der Landesentwicklungsplan sowie ein neues auf Erneuerbare Energie ausgerichtetes Energiekonzept für unser Bundesland. Mit Blick auf die Landtagswahlen im Frühjahr 2011 erwarten wir von den Parteien, dass sie offenlegen, wie sie den weiteren Ausbau der Erneuerbaren unterstützen wollen.“ Der neue Vorstand sieht für die Landespolitik aktuellen Handlungsbedarf Vorstandsmitglied Ruth BrandSchock: „Die Branche plädierte für eine Öffnung von Flächen außerhalb von Windvorranggebieten für Repowering. So wäre es möglich geworden, auch die 50 % der alten Windenergieanlagen im Land, die mittlerweile außerhalb von Vorrangebieten stehen, durch neuere, effektivere Anlagen zu ersetzen. Ein Rechtsgutachten im Auftrag des Verbandes hat gezeigt, dass eine Öffnungsklausel rechtlich

zulässig ist – herausgekommen ist aber letztlich nur eine Einzelfallregelung. Hier wird die neue Landesregierung große Anstrengungen unternehmen müssen, damit das Repowering im Land trotz dieser hinderlichen Regelung in Gang kommt “ „Nur mit gezielten Maßnahmen können wir der gesamten Branche im Land SachsenAnhalt wieder neuen Schwung geben“, betont Dirk Tempke. „Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 sechs Milliarden Kubikmeter Erdgas durch Biogas zu ersetzen, ist nur realistisch, wenn auch in Sachsen-Anhalt die Weichen richtig gestellt werden.

Biogas gehört zu den Multitalenten unter den erneuerbaren Energie und ist ein wichtiger Faktor im Energiemix der Zukunft. Außerdem trägt es zur Stabilisierung und Entwicklung der ländlichen Räume bei. Der LEE kann auf mehrere Jahre Erfahrung zurückblicken. Ihm gehören so namhafte Firmen, wie ENERCON, Q-Cells, GETEC AG, SRU-Solar Sangerhausen, NordMethan, Windpark Druiberg, Intelli Barleben, der Landesbauernverband, Enertrag sowie die Fachhochschule Magdeburg/Stendal.

100 % – Erneuerbare Energie stellt Mitgliedsfirmen des LEE vor #001: Enercon Das Unternehmen wurde 1984 im ostfriesischen Aurich gegründet. 1998 übernahm Enercon das ehemalige Schwermaschinenbau Kombinat Ernst Thälmann in Magdeburg und 2000 die ehemalige Stahlgießerei Wilhelm Pieck in Magdeburg-Rothensee. Dort werden etwa 70 % der verbauten Komponenten im eigenen Haus gefertigt. Im Angebot sind Windenergieanlagen von 330 kW bis 7.500 kW Leis-

tung. Sowohl für windstarke als auch mittlere Windstandorte gibt es passende Anlagen. Die Kunden werden dabei durch das Unternehmen bei der

und Bauphase – intensiv unterstützt. Ab Inbetriebnahme bietet Enercon einen Vollwartungsvertrag, so dass der Kunde über die Laufzeit der Finanzierung umfassende Sicherheiten hat. Die E-126, mit 7.500 kW derzeit leitungsstärkste Windenergieanlage der Welt, wird am Enercon Standort in Magdeburg gebaut.

Planung des Projektes – Anträge, erforderliche Gutachten, Netzanschluss 3


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Private Haushalte in Sachsen-Anhalt verschenken beim Strom Millionen Euro LEE rät zu schnellem Versorgerwechsel Bei einem Wechsel ihres Stromlieferanten könnten die Bürger SachsenAnhalts jährlich 60 bis 150 Mio. Euro einsparen. Das sind rein statistisch für jeden Einwohner zwischen Arendsee und Zeitz mindestens 20 Euro, wie aktuelle Berechnungen des in Magdeburg ansässigen Landesverbandes Erneuerbare Energie (LEE) zeigen. Seit den jüngsten Preissteigerungen der großen Energieerzeuger werden die 1,2 Millionen privaten Haushalte im Land jährlich mit Mehrkosten in

Anbieter – einen Jahresvorteil beim Verbrauchspreis von 50 bis 125 Euro“, so der Verbandschef. Die statistisch rund 40 Euro Mehrbelastung für den Ausbau alternativer Energiequellen pro Familie ließen sich damit mehr als ausgleichen, man könne sogar noch zusätzlich sparen – und obendrein etwas für die Umwelt tun“. Die marktbeherrschenden Großunternehmen RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall hatten ihre erneute Preisrunde mit einer vom Bund zum 1. Januar

Höhe von fast 48 Mio. Euro belastet. LEE-Präsident Dirk Tempke empfiehlt, sich mit dem einfachen Mittel des Anbieterwechsels gegen diesen Griff in die Tasche zu wehren und von teuren Tarifen der klassischen Versorger zu einem kostengünstigen Ökostromanbieter wie EWS, Greenpeace Energy, Lichtblick oder Naturstrom zu wechseln. „Nach den Zahlen des statistischen Landesamts verbraucht jede Familie durchschnittlich 2651 Kilowattstunden. Ein Sparwechsel bringt – je nach

2011 um 1,5 Cent pro Kilowattstunde erhöhten Abgabe zur Förderung des Ausbaus regenerativer Energien begründet. Experten führten dieses Argument jedoch ad absurdum, weil ihren Berechnungen zufolge die Be-

schaffungskosten der Konzerne seit Herbst 2008 um 30 bis 40 Prozent gesunken seien. Diese hohe Einsparung, so eine aktuelle Analyse von Bündnis90/Die Grünen, sei an den Verbraucher nicht weitergegeben worden. Das führe bundesweit allein in diesem Jahr für die „großen Vier“ samt ihren regionalen Tochterunternehmen wie enviaM oder „E wie Einfach“ zu ungerechtfertigten Zusatzgewinnen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro. Arbeitsaufwand beim Wechsel ist gering Nach Auskunft von Verbraucherschützern zahlt eine Vielzahl der Stromkunden bislang noch immer den Grundtarif ihres örtlichen Versorgers. „Und der ist nun mal besonders teuer, Ökostrom mit tatsächlichem Umweltnutzen kann dagegen häufig preiswerter sein“, betont auch Martina Angelus, Energiereferentin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in Halle. Der Prüf- und Arbeitsaufwand bei einem Wechsel des Anbieters bleibe gering, eine Versorgungslücke sei sogar gesetzlich ausgeschlossen. Deshalb sei es durchaus empfehlenswert, einen Wechsel des Tarifs oder gleich des Versorgers zu prüfen. Der als Interessensvertretung der Regenerativ-Branche im Land gegründete LEE strebt an, die Energieversorgung in Sachsen-Anhalt langfristig und zu 100 % auf Erneuerbare Quellen umzustellen.

Impressum „100 % Erneuerbare Energie“ ist das offizielle Journal des Landesverbands Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V.

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Maxim-Gorki-Str. 13 | 39108 Magdeburg Tel.: 0391-607 838 10 | Fax: 0391-607 838 14 E-Mail: info@lee-lsa.de | Web: www.lee-lsa.de Präsident: Dirk Tempke | dirk.tempke@lee-lsa.de Vizepräsidentin: Dr. Ruth Brand-Schock | ruth.brand@lee-lsa.de Geschäftsstellenleiter: Jörg Dahlke | joerg.dahlke@lee-lsa.de

Registergericht: Amtsgericht Stendal | Registernummer: VR 1797 Erscheinungsweise: 4 × im Jahr | Redaktion: Geschäftsstelle des LEE Layout und Satz: www.akustikkonzept.de Bildnachweis: S. 1 ©: iStockphoto. S. 2: © Andre B. S. 4 ©: Alex Yeung, © Ljupco Smokovski. Portraitfotos S. 1 und 3: Landesverband Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e. V.


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