FANZINE // Peter Kosock

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Leon Thau


Menschen mit K채fer // S. 106 - 107

Bodypainting // S. 5

De Kunst schlacht // S. 110 - 111

Quasi. So. Letztendlich. // S. 118

Impressum // S. 121


Auftragsarbeiten

Vorwort

// S.98 - 105

// S. 4

Eine Woche mit Peter Kosock

Ptr Ksck Art

// S.10 - 65

// S.78 - 97

Auf eine Zigarette mit Peter Kosock // S. 68 - 75

Meine ersten Geschenke // S.18


Wenn man in Stuttgart ein Event sucht, das vor Kreativität nur so sprudelt und nicht dem Kommerz verfallen ist, kommt man an der Kunstschlacht nicht vorbei. Sie ist eine der letzten Oasen der Untergrundkunst in Stuttgart, ein Ort, an dem die reine Kreativität in entspannter Runde zelebriert wird. Mitten drin, wenn auch nicht mehr auf der Bühne, steht Peter Kosock, ihr Gründer und seit meinem ersten Besuch einer meiner „local heros“. Peter Kosock zum Subjekt meines Fanzines zu machen, war deswegen nicht nur logisch, sondern auch zwingend notwendig. Peter Kosock ist, wie die Kulturjournalistin Mareile Kurtz einmal schrieb „Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte“. Es ist diese kindliche Unbekümmertheit und ihr Charme, den Kosock in jedem seiner Bilder transportiert. Man findet in seinen Bildern keine Anklagen oder depressives Gedankengut. Das ist wohl eines der größten Merkmale, die ihn von anderen StreetArt-Künstlern unterscheidet. Wenn Peter Kosock ein Bild malt, etwas schreibt oder einen seiner Käfer zeichnet, so passiert alles intuitiv - er fühlt mehr und denkt weniger als andere Künstler. „Die einzigen Impulse, die [seine] Finger lenken, sind Gefühle und Fantasie.“, so schreibt auch Mareile Kurtz.


Hallo Leon ,

Klar hab ich intresse , erz채hl mir oder schreib mir kurz wie das so aussehen soll , bitte mal .Kann mir gar nichts drunter vorstellen .

beste gr체sse , Peter



Halli Hallo ,

Hast du evtl. donnerstag oder Freitag nachmittag zeit f端r ein treffen ?

beste gr端sse


Die Aufschriebe, die ich mir während der Arbeit mit Peter machte , um nicht den Ăœberblick zu behalten.



Ich habe also, obwohl es mir im Nachhinein viel länger vorkommt, eine Woche mit Peter Kosock verbracht. Diese Rubrik beginnt bei dem ersten Treffen und der damit verbunden ersten Annäherung. Die weiteren Schauplätze sind sein Zuhause, eine Stuttgarter Agentur, die Wagenhallen, das Atelier Unsichtbar, ein Live-Painting im Stuttgarter Club DIE RÖHRE, die „Metal meets Artcore“ - Ausstellung und die Vernissage der Orbit Kauboys. Die folgenden Texte sind aus meiner subjektiven Wahrnehmung und Einordung heraus geschrieben und sollen ähnlich eines Tagebuchs den Prozess des Kennenlernens zwischen Peter Kosock und mir dokumentieren. Ich kann nach diesen Tagen behaupten, dass ich sowohl den Künstler Peter Kosock, als auch den Privatmenschen Steffen hinter der Maske der Kunst, der von Beruf aus Krankenpfleger ist, kennenlernen konnte. Dennoch war es mir in der Produktion dieses Fanzines wichtig, die Anonymität von Steffen zu wahren - darum hatte er mich bei unserem ersten Treffen gebeten. Genau das jedoch, empfand ich vorallem in meiner fotografischen Arbeit nicht als Hindernis, sondern als Ansporn. Ich war gezwungen eine passive Rolle einzunehmen, zu begleiten und nicht zu dirigieren - zum Schatten von Peter Kosock zu werden. Ich denke dies hat auch zu dem Maß an Authenzität geführt, welches die Bilder letztendlich transportieren. Die finale Gestaltung des Booklets ist an in vielen Elementen, wie zum Beispiel den Klebebandresten oder und den handschriftlichen Überschriften ein Zitat der Street Art mit ihrem rohen und provisorischem Charakter. Es war mir wichtig mit meiner eigenen Gestaltung nicht der Kunst von Peter entgegenzuwirken. Deswegen habe ich ihn beispielsweise gebeten, das Inhaltsverzeichnis, die Seitenzahlen und die Käfer speziell für das Fanzine zu erstellen um keine fremden Elemente hinein zu bringen.




Ich hatte mir einiges vorgenommen für dieses erste Treffen: Ich habe eine Liste gemacht, wie vor einer Präsentation - ein Autogramm wollte ich haben, ein erstes Foto machen - es sollte schüchtern, unscharf und heimlich sein...so wie erste Zusammentreffen oft sind. „Beschissen“ antwortet Peter, als ich ihn frage, wie es ihm geht. Das ist das erste Wort, was ich von ihm höre. Meine Pläne von schüchternen Fotos und Autogrammen ziehen sich erschrocken zurück. In der folgenden Stunde erkläre ich ihm das Konzept des Fanzines. Ich vergesse die Liste und mache das Ganze „freestyle“. Das findet Peter gut, sagt er. Wir kommen ohne Probleme ins Gespräch und planen die nächsten Tage, an denen für Peter einiges ansteht: „Knallhartes Action Painting in der Röhre, Metal meets Artcore und Vernissage - Freitag, Samstag, Sonntag“ „Da haste Glück.“ Wir verabreden uns auf nächsten Dienstag. „Treffen wir uns um 10 Uhr bei mir, dann geh‘n wir raus an die Wagenhallen streichen!“ Ich bin gespannt.

erstes treffen Na :) dann machen wir so 17 uhr mata hari , ich muss halt samstag früh um 5 uhr wiedr arbeiten . Sonst konnte mer noch feiern jehn . Dann sprech mer mal alles durch . beste grüsse


Peter raucht gern. Unter dem Aschenbecher liegt Peter‘s altes Blackbook, als er noch Graffitis malte..


Wenn das erste Gespräch vorhergehenden Freitag im Mata Hari noch etwas unterkühlt und unsicher von beiden Seiten aus war, so war der Empfang heute ein ganz anderer. „Eyyy Keule, komm rein!“, begrüßt mich Peter mit ausladender Gestik und einem Grinsen. Er bietet mir Tee an, und meine Unsicherheit verfliegt augenblicklich. Ich erfahre, dass Peter in einer Stunde einen Präsentationstermin hat. „Da kommste mit - is ja klar“.

„Sehr gut“, denke ich und freue mich über zusätzliches Material für das Fanzine. Während Peter uns den Tee macht, schaue mich ein wenig in der Wohnung um. Großes Wohnzimmer, im 6. Stock mit Blick über den Stuttgarter Osten, überall hängen kleine Bilder, da ein bemaltes Radio, hier Bastkörbe voller Stifte, in der Ecke stehen Kartons und Schrankrückwände. Für mich lauter Schätze und eine fotografische Fundgrube. Peter kommt aus der Küche und rappt lautstark ein paar Strophen aus einem Bushido-Song - ich frage ihn vorsichtig, ob ich nebenbei fotografieren darf. „Klar!“ - Erlaubnis. Ich mache innerhalb von 20 Minuten ca. 200 Bilder - ich möchte alles mitnehmen, festhalten, angetrieben von dem Gedanken, vielleicht das letzte Mal hier zu sein. Diese Angst sollte sich jedoch in den nächsten Wochen als äußerst unbegründet herausstellen.





Nachdem ich das erste Mal bei Peter zuhause gewesen war, gehe ich nicht nur mit einer Speicherkarte voller Impressionen, sondern auch mit drei Geschenken. Zwei Bildern aus der Orbit Kauboys Collection und einem T-Shirt, das Peter mir mit den Worten „Gehörst jetzt ja zur Crew“ schenkte. Am meisten stolz bin ich jedoch auf den unten zu sehenden „costumized bug“, den Peter mir gegen Ende der Woche auf meine Anfrage hin zeichnete. Leon heisst auf spanisch Löwe - daher die bildliche Assoziation.

costumized bug: Der Löwenkäfer



Wir verlassen Peters Wohnung und fahren mit der U-Bahn nach Stuttgart Süd. Auf dem Weg dorthin klebt Peter für mich Sticker auf die Strasse. Ich freue mich sowohl über die guten Fotomotive, als auch darüber, dass Peter sich Gedanken macht, was für mich und das Fanzine interessant sein könnte. „Das is‘ mein Fotograf.“, sagt Peter als wir die Räume der Agentur betreten. Obwohl es um wichtige Sponsorengelder geht, referiert Peter in der folgenden halben Stunde sehr locker über das Konzept und die Zukunftsplanung der „Kunstschlacht“(siehe S. 110) und sich als Person und Gründer. Nach dem Termin verabschieden wir uns und verabreden uns am Nachmittag. Treffpunkt: Wagenhallen.


Nach langer Suche an den Wagenhallen, finde ich es endlich: das Atelier Unsichtbar. Hier wird am folgenden Sonntag die Vernissage der Orbit Kauboys stattfinden. Die Orbit Kauboys sind ein loses Künstlerkollektiv um Peter Kosock - derzeit bestehend aus NEOPRENZ (Nils Prenz - ein Freund von Peter, den er schon kennt, seit sie acht Jahre alt sind) und Patrick Henne, mit dem ich fast zusammenstosse, als ich versuche, den schweren schwarzen Vorhang, der den Eingangsbereich zum Atelier abtrennt, zur Seite zu schieben. Peter streicht mit altrosa, Patrick mit schwarz, ich mit weiss - irgendwie charakterisierend, wie man später noch sehen wird. Nach getaner Arbeit und auf dem Weg zur U-Bahn sieht Peter eine lange und unbemalte Betonmauer: „Das wär auch ne geile Wall of Fame.“ Patrick Henne klärt ihn darüber auf, dass das eine Gedenkstätte für deportierte Juden aus dem Dritten Reich sei. Daraufhin entbrennt eine Diskussion über die Ethik von Graffiti und die historische Schuld Deutschlands.







Am nächsten Tag treffen wir uns wieder in Peters‘ Wohnung, um die Werke für die Vernissage am Sonntag zu selegieren und hängefertig zu machen. Der Tag beginnt wieder mit Tee, einer Zigarette und Elektro von Mike Okay. Peter zeigt mir sein Atelier. Ein helles Dachbodenzimmer, neben seiner Wohnung. Überall sind Farben, leere Dosen, Leinwände, Pinsel und Stifte. Es fühlt sich an wie die Verbildlichung von Peters Gedanken - voll, kreativ, überfüllt und hell. Wir tragen die Werke rüber in die Wohnung und breiten sie auf dem Boden aus. Peter frägt mich zu fast jedem Stück, wie ich es finde - „Soll ich mitnehmen?“ -“Nich, wa?“ Ich fühle mich geehrt. Aber was soll ich sagen? Ich finde sie alle gut. Wir schneiden Passepartouts und rahmen einige der Bilder. Vier Stunden lang arbeiten wir so - jeder für sich, dennoch nebeneinander. Manchmal versinke ich so sehr in der Arbeit, dass ich vergesse, ihn Sachen zu fragen oder zu fotografieren. Ich schneide das Passepartout für

„Donnerlittchen“. Dieses Bild wird zu einerm späteren Zeitpunkt noch eine weitere Rolle spielen. (>> S. 60)



Wenn man Peter Kosock und seine Kunst betrachtet, stellt man in jedem Bild den rohen und unbehandelten Charakter der Strasse fest. Es ist der Zufall der Verwitterung, der viele Bilder ausmacht. Umso mehr hat es mich verwundert, wie sensibel und vorsichtig er mit seinen fertigen Werken umgeht. Er redet von Fingerabdrücken und Handschuhen, sodass ich mich kaum traue, die Sachen anzufassen bzw. zu bearbeiten. Nachdem alle Bilder in zwei großen Boxen verpackt sind, schneidet Peter einen großen Käfer aus einem Karton, indem er ihn zuerst auf die Rückseite vorzeichnet und ihn dann mit einem Teppichmesser ausschneidet. „Das ist der schönste Moment.“, sagt er, als er den Käfer ‚von dem Karton trennt. „Ein neuer Käääfer ist gebohren!“(siehe S. 92) Danach gehen wir Döner essen. Peter zahlt.







„Hasenparty, halt!“, sagt Peter, als wir DIE RÖHRE betreten. Elektrobeats schlagen uns entgegen, die wenigen Leute, die schon um 0 Uhr da sind, tanzen wild. Peter soll an diesem Abend live auf einer kleinen Bühne eine Plexiglasscheibe bemalen. Hierfür gibt es keine Bezahlung - die Scheibe und Stifte werden aber gestellt. Wir treffen auf Felix Löchel - einen guten Freund von Peter und bekannter Filmer in der Szene. „Jacky-Cola!“ und los geht‘s. Peter beginnt zu malen, Felix und ich filmen und fotografieren. Ich habe das Kosock-Shirt an und merke, wie ich mir in der Rolle, so nah dabei zu sein, gefalle. Als das Bild gegen 3:30 Uhr fertig ist, gehen Peter und ich, ohne die Verlosung der Scheibe abzuwarten. Wir haben in den nächsten beiden Tagen noch einiges zu tun. Felix bleibt und schneidet den Film noch in der gleichen Nacht. Beeindruckend.




Peter hat seine pinke Maske zuhause vergessen, deswegen malt er in der Rรถhre

mit der Katzenmaske, die seine Freundin an ihre Tasche gebunden hatte.







Das METAL meets ARTCORE-Festival findet seit 2007 allj채hrlich im Jugendhaus West statt. Das Festival hat das Konzept Musik und Kunst zu verbinden und hat sich zu einem festen Event in der Szene entwickelt.


Peter schreibt eine Nachricht an Patrick Henne.


Am nächsten Tag treffen wir uns beide, den letzten Abend in den Augen, im Stuttgarter Westen, um Sachen von Peter bei der „Metal meets Artcore“ Ausstellung aufzuhängen. Passend zu seiner Laune hat er nur einen großen Käfer dabei, den wir kurz aufhängen und dann wieder gehen. Während wir zur U-Bahn laufen, klagt er über die Kunst und die fehlende Wertschätzung der Leute. Ich weise ihn auf meine Wertschätzung hin, die ich ihm durch dieses Projekt des Fanzines gebe. Er lacht, und ich merke, dass er es in diesem Moment realisierte. Wir nehmen die nächste U-Bahn und fahren in die Stadtmitte, wo Peter mir auf dem Weg den FunboxStore (S. 103) zeigt, den er 2009 zusammen mit Nils Prenz innen sowie außen bemalt hat.









Es ist Weihnachtsmarkt an den Wagenhallen der Zeitpunkt für eine Vernissage also perfekt gewählt. Viele kaufkräftige ältere Ehepaare bleiben auf dem Weg stehen, um sich die Ausstellung der Orbit Kauboys anzuschauen. Es ist Peters‘ erste offizielle Vernissage. Klar hat er schon oft seine Bilder im Rahmen der Kunstschlacht oder auch auf der Strasse ausgestellt, dennoch sieht man, dass er sich besonders Mühe gibt, das Beste daraus zu machen. So bietet er zeitweise jedem Besucher eine „persönliche Führung“ an. Jede Führung beginnt mit dem Satz „Wir sind ein Künstlerkollektiv, bestehend aus Patrick Henne, Nils Prenz und meine Wenigkeit, Peter Kosock.“ „Reden ist leicht - hab früher meinem Vater auf Messen geholfen“, sagt er - daher kann er das.


„Wir sind ein Künstlerkollektiv, bestehend aus Patrick Henne, Nils Prenz und meiner Wenigkeit, Peter Kosock.“



Rechts: Patrick Henne mit seinen Monstern, links Werke von Nils Prenz (NEOPRENZ).



Das Bild im roten Rahmen heisst „Donnerlittchen“. Es war Peters teuerstes Bild auf der Vernissage. Gerade dieses Bild fällt beim anbringen auf den Boden und zerbricht.


„Bah, ich könnte heulen jetzt.“ sagt Peter als beim Aufhängen das am teuersten-dotierte Bild „Donnerlittchen“ auf den Boden fällt, und der Rahmen zerbricht. Ich repariere den Rahmen so provisorisch mit Klebeband, dass er das Bild trotzdem aufhängen kann. Daraufhin umarmt er mich und bietet mir einen Stelle als Praktikant an, die ich mit einem Lachen ablehne. Ich verbringe fast den ganzen Tag im Atelier Unsichtbar, sehe Leute ein und aus gehen, spreche mit den Freunden und Kollegen von Peter und mache eine Menge ertragreicher Bilder. Letztendlich bedeutet für mich das Ende der Vernissage, genauso wie für Peter, der Abschluss von drei anstrengenden langen Tagen mit viel Arbeit. Gegen 19 Uhr machen wir das Atelier dicht und gehen nach Hause. Ich halte meine Kamera mit beiden Händen und dem Gefühl, nur nichts von dem Eingefangenen verlieren zu dürfen.






Ich schenke Peter wie meinen Freunden und Bekannten die rechts zu sehende Weihnachtskarte. Es handelt sich hierbei um einen Siebdruck, den ich für jeden Beschenkten individualisiert habe - so auch für Peter. Als wir uns nach den Feiertagen wieder treffen und ich ihn frage, wie sie waren antwortet er: „Beschissen, Weihnachten ist wie Fisch - nach drei Tagen fängt er an zu stinken.“ Ich muss lachen und unweigerlich an das erste Treffen denken.

Heyllo Mein Lieber ,

Hab mich sehr über deine Karte gefreut ! Klar habe morgen frei kommste so gegen 12 ma rum ? Oder was meenste ? beste



Helmut

Loki



Wie entstand der Künstlername Peter Kosock? Wie Du schon gesagt hast, ist Peter Kososck nur mein Künstlername. Er ist damals in Halle an der Saale am Sportlerdreieck entstanden - da saß ich mit ein paar Freunden am Basketballkorb und wollte eine „Crew“ [Graffiti] gründen. Da saßen wir und rätselten, was für Namen in Frage kommen könnten ... natürlich haben wir zu der Zeit auch Wert darauf gelegt, wie die Buchstaben zu einander passen. Irgendwann stoßen wir auf den Namen „PBK“ das lässt sich zurückführen auf einen Fotografen Peter Kossock jedoch mit „ss“ geschrieben dessen Großvater Peter Bernd Kossock hieß. Irgendwann merkte ich, dass streetart-Künstler wie z.B. „Die Nuttenkinder“ anfingen, richtige Namen zu benutzen, um somit ernster genommen zu werden. So dachte ich mir, ich überlege mir gleich von Anfang an einen fiktiven Künstlernamen, der auch von der akutischen Zusammensetzung her bei den Leuten im Gedächtnis bleibt. Mein eigentlicher Vorname „Steffen“ - hat nicht diese Aussagekraft wie „PETER“. Dieses „E“ dieses „T“ dieses „E“ dieses „R“ dieses „P“ - das ist kräftig, das klingt nach Freude, nach Fantasie wie Peter Pan oder Peter Parker. Das „Bernd“ habe ich dann irgendwann weg gelassen. Viele Leute wissen gar nicht, dass Peter Kosock überhaut ein Künstlername ist, ehrlich gesagt ,ist es mir auch zu anstrengend ihnen zu erklären, dass ich nicht Peter Kosock heiße - diese Anonymität gefällt mir, ehrlich gesagt, auch ein bisschen. ------------------------------------------verwendest du noch weitere Pseudonyme? Die Leute wollen immer das sehen, was sie kennen - also Peter Kosock und seine Käfer. Ab und zu möchte auch mal etwas ganz anderes machen, was ein bisschen schmutziger ist, mehr so „fuck art“. Für diesen Zweck habe ich mir den fiktiven Charakter „Olav Beute“ mit V [Peter zeigt V in die Kamera] einfallen lassen, gegen den ich sogar schon selbst bei der Kunstschlacht in der Staatsgalerie angetreten bin.

Mittlerweile veröffentliche ich Sachen unter Olav Beute, bei denen ich als Peter Kosock nicht wirklich dahinter stehe. ------------------------------------------Wie wichtig ist dir Anonymität? Wie wichtig ist es dir, dein Privatleben zu schützen? Privatsphäre ist mir schon sehr wichtig, um mich vor, es klingt jetzt vielleicht ein wenig blöd, Stalkern und ähnlichen Leuten zu schützen. Es gab da eine Geschichte in meiner Vergangenheit, wo verfeindete „Crewmitglieder“ meine Freundin angegriffen haben, weil sie wussten, dass sie zu mir gehört. ------------------------------------------Du bist von Beruf aus Krankenpfleger. wie lässt sich deine Kunst mit diesem Beruf vereinbaren? Ja, Krankenpfleger ist die Kunst der Künste! Die Kunst am Menschen - letztendlich - die Kunst zu wissen, was der Mensch möchte, ohne dass er etwas sagt. Ich hatte mir schon oft überlegt, ob ich beruflich etwas in künstlerische / grafische Richtung machen sollte, doch dann weiß ich nicht, ob die Kunst im Privaten mir noch so viel Freude machen würde. Es ist ein guter Ausgleich, den ich da geschaffen habe. Außerdem bin ich an keine Deadlines gebunden, ich kann einfach frei meine Kunst machen wie ich möchte. Aber du hast schon Recht, ich musste meinen Job schon von 100 auf 80% reduzieren, weil es 2008 zu einem kleinen Nervenzusammenbruch oder Burnout gekommen ist. Aber irgendwie müssen wir alle unser Geld verdienen, und ich verdien‘ recht gut und nur von der Kunst zu leben und damit zu rechnen 5 Euro am Tag zur Verfügung zu haben, ehrlich gesagt, das möchte ich nicht. Ich brauche da schon meine Sicherheiten, irgendwo. -------------------------------------------




Siehst du dich schon selbst als PETeR KOSOCK? in wie weit bist du noch Steffen? Es gab eine Zeit, in der ich den Charakter Peter Kosock schon sehr angenommen habe, dass ich schon selbst von mir gedacht hab, dass ich Peter heiße und meine Familie mich unter anderem auch schon Peter genannt hat. Dazu muss gesagt werden: ich hätte eigentlich auch Peter geheißen, hätte mir mein Cousin nicht 3 Wochen vorher den Namen weggeschnappt. Irgendwann letztes Jahr kam ein Freund auf mich zu und fragte mich, wer eigentlich Steffen, der Mensch hinter der Maskerade Peter Kosock sei. Und da wurde mir bewusst.... [pause] Leon: ... dass du schon in der Rolle aufgegangen bist? Peter: ... ja, zu sehr in der Rolle aufgegangen bin. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich Steffen bin und als Steffen fühle - ich mache lediglich meine Kunst als Peter Kosock. Quasi. Kann man so sagen.

Es ist eine Welt, die noch nicht so verkommen ist - das ist letztendlich, das was sich in meinen Bildern wiederspiegelt. Leon: Ist es gerade diese kindliche Herangehensweise, die deine Kunst ausmacht? Ich schreibe mir nicht unbedingt vor, kindlich an die Sache heranzutreten, ich denke einfach etwas verspielter, das ist meine Welt. Spaß ist, was ich daraus mache, so. Wie war die Frage nochmal? Leon: Ist es die Unbekümmertheit des Kindes in dir, die deine Kunst realisierbar macht? Joa, klar muss ich mich in meiner Kunst oft einschränken, gerade was äußere Einflüsse anbelangt. Ich muss auch Rechnungen bezahlen, ich habe auch Kontakt mit Anwälten...aber gerade dieses Kindliche hat sie echt schön umschrieben. (pause) Ach, sagen wir mal so, ich bin immer noch so erwachsen, dass ich „Findet Nemo“ gucken kann und dabei ein gutes Gefühl habe. (grinzt stolz)

------------------------------------------------------------------------------------Die Kulturjournalistin Mareile Kurtz hat dich einst als „Jungen der nICht erwachsen werden will“ beschrieben. Stimmt das? Joa, das stimmt. [schmunzelt] Als ich mal im Ferienlager war, da war ich vielleicht 14 oder so, in einer Diskothek in Llorett de Mar, da meinte so ‘ne ältere Frau, mit der ich angebandelt hatte: „Bleib immer so wie du bist, behalt dir das Kindliche!“ Viele Menschen versuchen, höchstmöglich erwachsen zu sein, jedoch denke ich, wenn ich mir selber sage: Ich bin erwachsen, frag ich nicht mehr [Peter hält seine Hände wie Scheuklappen an die Schläfen] und denke ich weiß schon alles. Kinder haben die schöne Angewohnheit immer nachzufragen. Warum sind die Dinge so wie sie sind? (Peter löst die Scheuklappengestik auf) Sie sehen das Blumige der Welt. Drücken wir es mal so aus. -------------------------------------------

Wie findest du es, wenn man über deine Kunst spricht, beziehungsweise sie interpretieren will? (Zündet sich seine ausgegangene Zigarette an) Das ist übrigens kein Joint wa?! (hält seine Zigarette in Richtung Kamera) Ich denke jeder Künstler, findet es gut, wenn man über seine Kunst spricht oder überhaupt darüber gesprochen wird. Kunst ist, was die Leute draus machen oder wie sie es selbst für sich sehen. Letztendlich müssen die Leute ja meine Kunst interpretieren, weil ich meinen Bildern keine Namen gebe. Darüber und die Aufmerksamkeit, die dadurch entsteht, freue ich mich schon auch. -------------------------------------------


Wie kamst du auf die Figur des Käfers und was bedeutet er für dich?

Du hast gerade die Kunstschlacht erwähnt, kannst du kurz ihr Konzept erläutern?

Ich war 17 Jahre alt und wollte mir eine Tattoowierung machen lassen und habe nachgeforscht, was cool aussieht und einen guten Hintergrund hat. Daraufhin bin ich irgendwann auf den Skarabäus gekommen und fand heraus, dass er in den Weltreligionen verschiedene Bedeutungen hat. In Indien wird er auf den Hochzeitsteppich mit draufgestickt, als ein Zeichen für Glück. Wenn man den Skarabäus in Ägypten streichelt, kann man sich was wünschen, wiederum in anderen Religionen hat er die Bedeutung von Wiedergeburt. Aber eigentlich macht er den ganzen Tag nichts anderes, als Scheiße durch die Gegend zu rollen. Mistkäfer, so. Das fand ich cool.

Das Publikum gibt ein Thema vor, das der Künstler, wenn er auf der Bühne steht, umsetzen muss. Wenn das Thema gezogen wird, hat der Künstler erstmal diesen „Uff-Effekt“, also „Uff - was ist das denn für‘n Thema- was mal ich jetzt?“

Der Käfer als Charakter begleitet mich jetzt schon seit mehreren Jahren, seit 2007 oder 2008. Ich habe ihn damals erschaffen, um nach meiner Zeit als Graffiti-Artist eine rote Linie in meine Kunst reinkriegen - die einen Wiedererkennungswert hat. Wenn man das näher beobachtet, ist der Käfer in der Zeit von der Evolution her auch immer mehr gewachsen. Früher hatte er nur die Krone auf dem Rücken und das typische Merkmal, diese Perle. Mittlerweile hat der Käfer Gesichter, die Augen sind näher aneinander gerückt, und hat viel mehr Charakter. Letztendlich ist es so: Ich wachse mit dem Käfer und er wächst mit mir. Leon: Es ist also dein Kind, das du aufwachsen siehst? Nee, die Kunstschlacht ist eher mein Baby, auf das ich mehr ein Auge haben muss. Der Käfer ist eher so wie die Katze am Kamin, er ist einfach da und gehört zu mir. (schmunzelt) Zeitweilig habe ich mir überlegt, ob ich ihn sterben lasse und ihn irgendwann durch Wiedergeburt zurück hole, aber dann ist er mir letztendlich zu arg ans Herz gewachsen, als dass ich ihn loslassen könnte. -------------------------------------------

Die eigentliche Kreativität ist dann viel mehr gefragt, bei uns Künstlern. Der Künstler soll nicht immer das malen, was er immer malt - für das er auf jeden Fall seine „Probs“ bekommt, von den Leuten - sondern richtig kreativ sein. Es sollte ursprünglich gar keine Wettkampfatmosphäre stattfinden. Eigentlich sollte es nur ein netter Abend werden, wo sich zwei Künstler treffen und zusammen malen, sich austauschen und einfach kreativ sind. So wie ich das mit meinen Freunden Freitags Abends mache. Ich war sehr überrascht, dass die Kunstschlacht von ihrer ersten Stunde an so viel Zuspruch erhalten hat. Da standen genauso viele Leute vor der Türe, wie drin waren. Ich freue mich darüber und bin auch dankbar über jeden, der zur Kunstschlacht kommt und sich das anschaut. Die Kunstschlacht ist halt ein Liebhaber Ding. ------------------------------------------Auf welche Materialien malst du am liebsten? Zur Zeit mal ich am liebsten auf (Peter sucht eine Holzplatte hervor) Reste von Schrankrückwänden. Im Prinzip bemal ich eigentlich alles - jeder Sperrmüll ist für mich eine wahre Fundgrube und Schatz. Sobald ich das sehe, renn ich auch hin und such mir raus, was mir gefällt alte Radios oder so. Damals im Osten, in Halle a.d. Saale, wo ich ursprünglich herkomme, wurden große Container aufgestellt, wo wir als Kinder drin rumsuchten aber meine Mutte auch schon - von ihr habe ich das wahrscheinlich. -------------------------------------------


Wer sind die Orbit Kauboys? Die „Orbit Kauboys“ sind Patrick Henne, Nils Prenz, den ich schon seit meinem 8. Lebensjahr kenne und mit dem ich auch schon lange zusammen Kunst mache bzw. früher Graffiti, und ich. Die Orbit Kauboys sind ein Künstlerkollektiv, denn in einer Gruppe kann man sich immer schön austauschen bzw. sich gegenseitig unterstützen und pushen. Es ist dennoch immer schwer, wenn Künstler zusammen arbeiten, weil jeder seinen eigenen Kopf hat. Eigentlich sind die Orbit Kauboys mehr eine lose Gruppe von Künsterkollegen wie Freunden, in der man sich trifft und sich austauscht - Leon Thau gehört jetzt z.B. auch zu den Orbit Kauboys. Je nachdem, (schmunzelt) wir machen mal ne Klassenfahrt zusammen und bemalen mal ein altes Fabrikgelände - solche Sachen. „Orbit Kauboys“ kommt ursprünglich von den Orbit Kaugummis und letztendlich kam mir damals im Französisch-Unterricht schon die Idee. Es ist irgendwie ein schönes Wortspiel, dachte ich - hat ‘nen guten Wiedererkennungswert und liefert eine Menge an Sachen, die man dann malen kann: Saloons, Zirkuszelte, Pferde, Hufeisen usw. ------------------------------------------was hat es mit „behave“ auf sich? In Zukunft möchte ich die Leute nicht mehr so stark auf das Glück mit meinen Käfern aufmerksam machen, sondern mehr etwas mit „Message“ machen. Die Grundaussage ist folgende: Die Leute sollen sich ein bisschen mehr benehmen, sich die moralischen Werte vor Augen führen. Ich seh‘s bei meinen Vögeln, ich habe zwei Zebrafinken, der Helmut und die Loki. Sie darf immer als Erste das Futter zu sich nehmen, er lässt ihr immer den Vortritt. Generell finde ich es immer ganz gut, wenn der Mann der Frau die Tür aufhält oder wenn man

die Leute in der Straßenbahn zuerst aussteigen lässt, bevor man selbst einsteigt - diese gewissen kleinen Grundregeln eben. Darauf möchte ich die Leute mit meinem „behave“- Projekt hinweisen. Aber eben schleichend in die Stadt reinbringen nicht so offensichtlich, eher subtiler. „BEHAVE yourself.“ WORD. (Peter macht Faxen in die Kamera) ------------------------------------------Könntest du ohne die Kunst leben? Ich versuche es ab und zu, da ich eben auch ein sehr impulsiver, emotionaler Mensch bin, habe ich oft das Gefühl, einfach alles hinschmeißen zu müssen - für was mach ich eigentlich den ganzen Scheiß, so? Aber dann denke ich mir wiederum wieder: wenns einfach wär, könnt‘s jeder machen, es ist halt ein Leben auf der Überholspur - wenn Du‘s hast, kannste es nicht brauchen und wenn Du‘s nicht hast, brauchst es doch irgendwie. Nein, letztendlich kann ich nicht ohne Kunst leben. Ich habe es mal so umschrieben: „Es ist wie wenn man betrunken im Bett liegt und alles dreht sich und man versucht sich am Bettrahmen festzuhalten, um Bezug zur Realität zu finden“ - so ist es bei mir mit der Kunst. Dadurch, dass ich Kunst mache, lebe ich und existiere ich letztendlich, und kann somit auch einen Punkt schaffen - auch wenn ich tot bin, dass die Leute irgendwo ein kleines Bild sehen, das ich mal gemalt habe ... dass nicht alles umsonst war. Klar, ich werd auch Kinder machen und die werden auch auf der Welt bleiben. Aber es ist einfach das: „Ich bin da gewesen.“




typografie. illustration. gewitzt. lieblingsmedien.



Ich glaube das was mich am meisten an der Arbeit von Peter Kosock beeindruckt, ist die intiutive Herangehensweise an seine Kunst. Peter fühlt mehr und denkt weniger als andere Künstler und das ist es, wie ich finde, was seine Kunst ausmacht. Die Unbekümmertheit des verspielten Kindes, das Lauschen der eigenen Impulse, der Ausdruck seiner selbst. Dies spiegelt sich am Besten in seiner Typografie wieder. Ich habe ihn in der Zeit, in der ich ihn begleiten durfte, oft etwas schreiben sehen, und nie war es auch nur ähnlich wie das vorhergehende Mal. Man hat den Eindruck, als würde der Stift seine Hand führen und nicht andersrum. Ohne Frage besitzt er ein Gefühl für Homogenität, zelebriert innerhalb eines Alphabets jedoch die Variation, so dass jeder Buchstabe nur in gewissen Teilen seine Nachbarn zitiert, in größten Teilen aber autonom ist.

Links zusehendes Alphabet entstand freestyle während eines Treffens und sollte ursprünglich als Headlineschrift für dieses Fanzine dienen. Letztenendes stammt die im Fanzine verwendete Handschrift für die Überschriften von mir selbst.





Der Käfer ist schlichthin Logo, Character und Markenzeichen von Peter Kosock. Durch ihn kennen ihn die Leute, auf ihn wird er ab und an reduziert. „Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich ihn sterben lassen soll - aber dann ist er mir schon zu sehr ans Herz gewachsen. als dass ich ihn loslassen könnte.“, sagt Peter im Interview, das ich mit ihm geführt habe. Ursprünglich wollte sich der 17-jährige Steffen ein Tattoo stechen lassen und suchte etwas mit Bedeutung. Ihm gefiel der Skarabäus, der auf der einen Seite hochmetaphorisiert für u.a Ewiges Leben steht, auf der anderen Seite „macht er den ganzen Tag nichts anderes als Scheiße durch die Gegend zu rollen- der Mistkäfer.“ Der Käfer steht für das Gute im Leben - bei unserem ersten Treffen meinte Peter, es sei leicht immer depressiv zu sein und Sachen zu „haten“. Der Käfer soll die Rolle des „Reminders“ übernehmen - der Wächter des Glücks. Der Käfer hat sich in seiner Gestaltung stark gewandelt. Hatte er in seinen Anfängen lediglich eine Krone und die symptomatische Perle auf dem Rücken, so besitzt er heutzutage viel mehr Charakter und Variation. Die rechts zu sehenden Käfer sind explizit für dieses Fanzine entstanden und ziehen sich als Kapitelwächter durch das Booklet. Besonders stolz bin ich natürlich auf den eigens für mich entworfenen „Custumized Bug“ - der Löwenkäfer. Danke.





Fotos: Peter Kosock


Ähnlich intuitiv, wie seine Gestaltung sind die Bildunterschriften. Mit lyrischem Witz zelebrieren sie oft die Heterogenität zum Bildmaterial. Die Texte unterliegen immer seinem typischen kindlichen Charme, sind aber auch viel-interpretierbar und künstlerisch alternativ. Bei der Signierung von „Die Armdrückerbande“ war ich live im Raum und bemerkte lediglich einen kurzen Moment des Nachdenkens dann stand der Titel fest und passte, auf seine eigene Art und Weise, wie angegossen, zum Bild.



wenn sich Peter konzentriert, zieht er seinen rechten Mundwinkel nach oben


Peter schneidet einen Käfer aus dem Karton: „Ein neuer Käfer ist entstanden...“


„Neeein!“ schreit Peter aus dem Nebenzimmer als ich vorsichtig über einen Karton laufe. „Nicht auf den Karton treten!“ Ich erschrecke zu Tode und bin mir sicher auf irgendeinem Werk zu stehen. Er nimmt mir den Karton weg und erklärt, dass sich die Lamellen bei Druck verdichten und man darauf dann nicht mehr malen kann. Diese kleine Anekdote zeigt, wie ich finde gut, welches Verhältnis Peter Kosock zu den Materialen hat, auf die er malt. Schon als kleiner Junge hatte er in Halle an der Saale in Containern gekramt und alte Radios, Gitarren oder Modepuppen gerettet um später darauf zu malen.


Zuhause in der Urbanität Bevor Peter Kosock zur StreetArt kam, machte er Graffiti. Seit jeher ist sein eigentliches Medium die Strasse. Der rohe Untergrund, die Vergänglichkeit. All das gehört dazu, all das macht es aus. Als ich ihn bei einem Streifzug durch die Strassen Stuttgarts bei hellichtem Tag begleite, wollen wir zu einem Haus, auf dessen Rückwand er einen großen Fisch (Bildtitel: Matroschka v. Fish) gemalt hat. Das Haus war weg,das Fundament einer neuen Lagerhalle. Pater war das egal, weil er die Philosophie von StreetArt lebt und verinnerlicht hat. „Kunst ist eben vergänglich.“, sagt er.


Ein St端ck von einer Schrankr端ckwand in der linken

Hand, eine Silikonpistole in der rechten Hand, wartet Peter, bis die U-Bahn die Strasse freimacht. Einmal 端berqueren, ein fester Druck und schon klebt der K辰fer an der

Hauswand des Abrisshauses.

streetart.


Ein altes Fabrikgel채nde in Halle an der Saale. Die Bilder dieser Doppelseite hat Peter selbst gemacht und mir zur Verf체gung gestellt.


Fotos: Peter Kosock



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smart. „So, we‘re in Berlin and I got a special little treat for you. We‘re on the way to meet Peter Kosock - and he‘s the man who‘s designing the smarts‘ studio website...on a wall!“, sagt ein Engländer in einem Video von smart. In dem Video präsentiert sich Peter, wie immer, mit Maske. Hiermit schafft er eine mystische Atmosphäre rund um seine Person. Er spricht nicht, sondern lässt Daniel Geiger, seinen langjährigen Wegbegleiter, für ihn antworten. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust, englisch zu sprechen. Wie rechts zu sehen ist, gestaltete Peter die komplette Website an der Wand direkt - auf Basis dessen später dann digital auf Basis der fotografierten Wand Inhalte eingesetzt wurden. Ein weiteres Teilprojekt ist die Bemalung eines smarts, der im Rahmen einer Verlosung in der Staatsgalerie große Aufmerksamkeit in Stuttgarts Kunstwelt erlangte. Wie Peter mir sagte, war dieser Tag, an dem er neben den Größen des Stuttgarter Kulturbetriebs, wie z.B. dem Direktor der Staatsgalerie, stand und seine Käfer als Präsentation im Hintergrund liefen, einer der schönsten Tage in seinem Leben.


Fotos: Peter Kosock



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stuttgart

Der Funbox Store Stuttgart, den Peter mit NEOPRENZ zuammen von innen und später alleine von außen (orangene Leiste) bemalt hat, findet seine Identität zu großen Teilen erst durch die Graphics der „Großstadthelden“ - so nannte sich das Kollektiv, bevor es zu den „Orbit Kauboys“ wurde.




Die Leute lieben die kosock‘schen Käfer. Das hat Peter schon früher verstanden und sie ihnen einfach in die Hand gegeben. Als Trophäe, als Medaille, als Assescoire. Die Menschen nehmen ihn in ihrer Mitte auf, spielen mit ihm und hauchen ihm so gesellschaftliches Leben ein.






De Kunstschlacht ...das etwas andere Artbattle. Dass sich zwei Kontrahenten vor Publikum bekämpfen und es sich durch die Stimme der Zuseherschaft entscheidet, welcher der Bessere der Beiden ist, das gibt es schon seit Jahrtausenden. Auch das Konzept des Wettkampfpaintings gibt es schon seit langem (z.B. Secret Wars). Als Peter Kosock die Kunstschlacht zum Leben erweckte, war es ihm wichtig, dass die Künstler das größtmögliche Potential ihrer Kreativität freisetzen. „Es sollte mehr ein netter Abend unter Freunden werden, wo zwei Künstler zusammen malen.“ Mit einer Bekanntheit, so wie sie „De Kunstschlacht“ mittlerweile erlangt hat, hat Peter nie gerechnet, sagt er. Meiner Meinung nach ist die Kunstschlacht eines der, wenn nicht sogar das wichtigste Event in der Stuttgarter alternativen Kunstszene. Sie wächst mittlerweile über die lokalen Grenzen hinaus und hat schon in Nürnberg eine gesunde Zweigstelle. Für mich persönlich war die Kunstschlacht, als ich frisch nach Stuttgart gezogen war, das erste Event, in dem ich mich und meine Interessen aufgehoben fühlte. Ich sehe in dem Konzept großes Potential und würde mich für sie und ihren Gründer sehr freuen, wenn ihr Wachstum vorerst nicht stagnieren würde.



Bild: Peter Kosock




W채hrend der fotografischen Dokumentation wurden zus채tzlich kleine Filmsequenzen gedreht, die in einem 7 min체tigen Film zusammengefasst sind.



Als ich nach unserem ersten Treffen durch die Strassen lief und über das Gespräch nachdachte, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten sollte. In manchen Momenten erschien mir Peter sehr paranoid und schwer zugänglich, auch launisch, und ich war mir unsicher, ob in der Folge unsere Zusammenarbeit reibungslos laufen würde. Diese Vermutungen haben sich in nicht einem Moment unserer gemeinsamen Zeit bewahrheitet. Peter war von der ersten Minute an wohlwollend, was sich gegen Ende noch dahingehend steigerte, dass ihm unser gemeinsames Projekt ans Herz gewachsen war und er selbst Ideen dafür einbrachte. Ich fühlte mich immer mit großem Respekt und als gleichwertigen Künstlerkollegen behandelt, was mich letzten Endes sehr stolz macht. Unsere Zusammenarbeit und das freut mich zusätzlich, endet nicht mit der Fertigstellung dieses Fanzines, sondern wird unter dem Künsterkollektiv „Orbit Kauboys“ fortgeführt. Durch die Arbeit mit Peter, habe ich nicht nur einen sehr privaten Einblick in sein Leben erhalten, sondern auch die Szene und ihre Protagonisten auf eine selbstverständliche Art und Weise kennengelernt. Bei unserem ersten Treffen hatte ich Peter des Projektes Willen gebeten, mich so stark wie möglich mit einzubeziehen. Dies hat er sich zu Herzen genommen. An dieser Stelle möchte ich mich für seine Kooperation und sein Engagement bedanken. Ohne ihn wäre dieses Fanzine nicht das geworden, was man hier in Händen halten kann. Über die Arbeit hinaus ist Peter Kosock nicht mehr nur Subjekt meiner Publikation, sondern auch zum Freund geworden.




Artist: Fotografie: Layout / Satz: Konzeption:

Peter Kosock Leon Thau / Peter Kosock Leon Thau Leon Thau

Film:

Leon Thau

TITEL: Peter Kosock FANZINE PAPIER: je nach Auflage BINDUNG: Klebebindung Merz Akademie, 2012



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