Lahr feiert

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SONDERBEILAGE DER LAHRER ZEITUNG

16. Juli 2022

...175 Jahre Feuerwehr

...Stadtfest

...50 Jahre Eingemeindung


ST A D T F E S T

23. Juli 2022

&

50 Jahre Eingemeindungsfeier Veranstaltungen in der Lahrer Innenstadt

18 Uhr Eröffnung auf dem Marktplatz 18 - 24 Uhr 5 Bühnen, 15 Bands & der SalsaClub Lahr e.V. 18 - 01 Uhr Kulinarische Spezialitäten der Vereine Ganztägig kostenloses Fahren auf den Lahrbus-Linien

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Foto: Michael Bode

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Nummer 162

Samstag, 16. Juli 2022

50 Jahre Eingemeindung feiern

Lahr lädt zum großen Stadtfest ein / 15 Musikgruppen auf fünf Bühnen in der Innenstadt zu hören Die Lahrer Innenstadt verwandelt sich am 23. Juli in eine Festmeile – 50 Jahre Eingemeindung wird gefeiert. Auf Besucher wartet buntes Vereinsleben und Live-Musik von 15 regionalen Bands auf fünf verschiedenen Bühnen.

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ei sommerlichen Temperaturen lädt die Stadt Lahr für Samstag, 23. Juli, alle Bürger zu einem Stadtfest ein. »Wir sind sehr glücklich, dass wir nach der pandemiebedingten Pause endlich wieder gemeinsam feiern dürfen«, betont der Lahrer Oberbürgermeister Markus Ibert. »Ich freue mich auf einen genussvollen Abend und ganz besonders auf viele interessante Begegnungen – auch mit Bürgern aus unseren sieben Ortsteilen, mit denen wir gleichzeitig das Jubiläum zu 50 Jahren Eingemeindung feiern.« Neben dem vielfältigen Musikprogramm auf den fünf Bühnen, wird auch der Salsa-Club Lahr vertreten sein. Darüber hinaus zeigen Präsentationsstellen zu jedem Stadtteil eine Retrospektive zur Entwicklungsgeschichte mit Impressionen aus Hugsweier, Kippenheimweiler, Sulz, Langenwinkel, Mietersheim, Reichenbach und Kuhbach.

Buntes Musikprogramm auf insgesamt fünf Bühnen Der Oberbürgermeister eröffnet den Festabend um 18 Uhr auf dem Marktplatz mit einer Rede zu 50 Jahren Eingemeindung. Das Stadtfest erstreckt sich vom Rathausplatz über den Museumsplatz und Schlossplatz bis zum Urteilsplatz durch die Innenstadt. Der Eintritt zum Stadtfest ist frei. n Marktplatz

(Bühne 1): Von 18 bis 20.30 Uhr spielt die »Big Band W« aus Lahr unter der Leitung von Hanjo Gissler. Die überregional herausragende 20-köpfige Band präsentiert eine Reise durch die Musikgeschichte – von Jazzklassikern über Hits der 1960er- bis 1980er-Jahre bis hin zu aktueller Tanzmusik von Electro Deluxe. Von 21 bis 24 Uhr freut sich anschließend die fünfköpfige Musikgruppe The Blackhole Showband darauf, gemeinsam mit ihrem Publikum zu feiern. Die Besucher er-

Beim vergangenen Stadtfest im Jahr 2019 war in der Lahrer Innenstadt mächtig was los. Auch dieses Jahr werden viele Besucher erwartet. Foto: Stadt Lahr warten ein bunter Musikmix der 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahre sowie aktueller Chart-Hits. n Rathausplatz

(Bühne 2): Auch in diesem Jahr wird die Lahrer Rockwerkstatt von 18 bis 24 Uhr unter dem Motto »United Lahrtists« mit Bands die Rathausplatzbühne rocken. Darunter zählen Musikgruppen wie die junge Lahrer Rockband Pinkmen, die den Abend eröffnen und ihr Talent unter Beweis stellten wird. Auch die Musikband Daddy Dirty und Funkzone sind vertreten. Die Band Inhale kennen viele durch den charismatischen Sänger Andreas Callies – auch er wird mit seiner neuen Band in Lahr auftreten. Des Weiteren dürfen sich Besucher auf das Trio The Oriental Voodoo Conference freuen. Außerdem wird die siebenköpfige Coverband The Rocketme, Musikliebhaber mit Hits von Elton John begeistern. Abschließend wird »Unit« melodiöse Rockmusik spielen. n Urteilsplatz

(Bühne 3): Von 18 bis 20.30 Uhr präsentieren »Ive & T.Bo« mit der Sängerin Ivonne Cylok und dem Singer-Songwriter T. Bo Gawer ihr Programm mit eigenen Stücken. »Ive & T. Bo« sind fester Bestandteil der nationalen Americana-Szene und vereinen in

ihren Songs Americana, Blues und Folk. Von 21 bis 24 Uhr begeistert »Grand Daddy Dirty«, die legendäre Lahrer Band aus den späten 1970er-Jahren, mit ihrem Bluesrock. Treu nach dem Motto »Let the good times roll« wird mit Klassikern von ZZ Top, Johnny Winter, Thin Lizzy oder The Who pure Spielfreude auf das Publikum übertragen. n Schlossplatz

(Bühne 4): Von 18 bis 20.30 Uhr bietet das Duo Ma Belle Chérie mit Raphael Kofi und Mamoudou Doumbouya Musik voller Leidenschaft. Die Künstler stehen seit mehr als 15 Jahren auf der Bühne und verbinden Afrofunk, Reggae sowie traditionelle Musik aus Guinea und Ghana. Von 20.30 bis 21 Uhr präsentieren die Tänzer des »Salsa Club Lahr« mitreißende Choreographien aus ihrem Repertoire. Temperamentvoll und virtuos zeigen sie, wie viel Lebensfreude im Salsa steckt. Von 21 bis 24 Uhr zelebriert die Freiburger Band »Los Criollos« die Vielfalt der lateinamerikanischen Musik: Rumba, Bolero, Gypsy, kubanischer Son, Latinhits sowie peruanische Musik. Die siebenköpfige Formation bringt ein Stück Lebensalltag aus Lateinamerika auf die Bühne und macht den Abend zu einem besonderen Erlebnis.

n Museumsplatz (Bühne 5): Von 18 bis 20.30 Uhr spielt Niklas Bohnert unplugged. Die Musik seines Trios bewegt sich zwischen »Sportfreunde Stiller«, »Tocotronic«, »Gisbert zu Knyphausen« und »Tomte«. Es geht um Höhenflüge, den Fall danach, um Erfolge – und natürlich um die große Liebe. Von 21 bis 24 Uhr steht das Trio »Musica é ...« für temperamentvolle Interpretationen bekannter Songs der deutschen, englischen und französischen Rock- und Popgeschichte. Das Trio begeistert mit Virtuosität und Spielfreude: Stimmen, Gitarre und Violine verschmelzen zu einem besonderen Klangkörper. n Straßenfußball-Turnier auf dem Rathausplatz: Von 12 bis 16.30 Uhr wird auf dem Rathausplatz ein Straßenfußball-Turnier veranstaltet. Neben Fußball geht auch um Toleranz, Respekt und Fairplay. Gespielt wird Vier gegen Vier auf Kleinfeldern in zwei Altersklassen von zehn bis zwölf und von 13 bis 16 Jahren. Die Siegerehrung erfolgt im Anschluss. Veranstalter ist das Netzwerk »Integration durch Sport« Lahr. Weitere Informationen und Anmeldungen erfolgen über den Schlachthof Jugend und Kultur unter Telefon 07821/98 11 85. red/cp


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Nummer 162

Samstag, 16. Juli 2022

Langenwinkel war vorbereitet

Erst nach vier Versuchen erfolgte die Eingemeindung / Ortsteil setzt auf Integration und Inklusion

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er Anfang der 1970er-Jahre war eine ereignisreiche Zeit für Langenwinkel. Nachdem im Oktober 1971 zunächst die Umsiedlung abgeschlossen wurde, um Platz für den Flughafen zu schaffen, wurde die kleine Gemeinde nur wenige Monate später offiziell nach Lahr eingegliedert. Die Eingemeindung war für die Langenwinkler keine Überraschung: »Es war klar, dass das kommt«, erklärt Ortsvorsteherin Annerose Deutsch im Gespräch mit unserer Redaktion. Entsprechend hätte es auch nur sehr wenig Widerstand gegeben. Über die Eingemeindung war in Langenwinkel schon häufiger gesprochen worden. »Aller guten Dinge sind vier«, könnte man sagen, denn die ersten drei Versuche scheiterten, wie im Werk »Geschichte von Langenwinkel« nachzulesen ist. Im Jahr 1920 wollte Langenwinkel in einer finanziell schwierigen Zeit seine Gemarkung vergrößern und hoffte, dass die Gemeinde Dinglingen Gebiete abtreten würde. Als Alternative schlug Langenwinkel eine Eingemeindung nach Dinglingen vor. Hellhörig wurde jedoch die Stadt Lahr, die sowohl Langenwinkel als auch Dinglingen eingemeinden wollte. Letztlich wurden die Pläne nie konkret. 1932 stellte die Stadt Lahr beim Badischen Staatsministerium den Antrag, unter anderem Langenwinkel einzugemeinden. Dieses Ansinnen konnte Langenwinkel jedoch abwenden.

»Integration ist bei uns normal« Ein Jahr später wollte der damals NSDAP-geführte Lahrer Stadtrat die Eingemeindung erneut durchbringen. Langenwinkel sei alleine zu leistungsschwach, hieß es. Es gab sogar schon einen Gesetzentwurf. Es fehlte nur die Unterschrift von Reichsstatthalter Robert Wagner. Dieser weigerte sich jedoch und so blieb Langenwinkel bis 1972 eine eigenständige Gemeinde. Die Gespräche über die Eingliederung fanden bereits während der noch laufenden Umsiedlung statt. Ortsvorsteherin Deusch war damals zwar noch keine Langenwinklerin, habe jedoch von Zeitzeugen gehört, dass der Lahrer Oberbürgermeister Philipp Brucker »das gut gemacht hat«.

Langenwinkel zählt heute etwa 2100 Einwohner – fast zehn Mal so viel wie vor 50 Jahren. Mit 87,3 Prozent der Stimmen fiel schließlich die Bürgerbefragung sehr deutlich für die Eingemeindung aus. Teil des Eingliederungsvertrags waren einige Versprechen der Stadt Lahr, darunter die Anlage eines Sportplatzes mit einem Schützenhaus sowie die Erweiterung der Turnhalle, erläutert Deutsch. Als Teil der Stadt Lahr konnte sich Langenwinkel dann weiterentwickeln – und entwickelt sich auch heute noch, so die Ortsvorsteherin.

rungen hätte es im Dorf schon immer gegeben. »Das ist ganz normal, die waren schon immer mit dabei«, erklärt Deusch durchaus mit Stolz. Über die Neuankömmlinge im Dorf nach der Umsiedlung berichtet sie, dass diese sich schnell integriert haben und sich Vereinen, wie beispielsweise dem Gesangsverein, angeschlossen haben. Einzig die Spätaussiedler, bedauert die Ortsvorsteherin, blieben noch eher unter sich. »Aber auch sie gehören dazu«, stellt sie klar. Es brauche vermutlich noch einige Jahre, bis diese sich auch aus Eigeninitiative am Dorfleben beteiligen. Es war klar, dass die Heute leben in LangenwinEingemeindung kommt.« kel etwa 2100 Menschen. Neubaugebiete werde es Annerose Deutsch, vorerst nicht mehr geben, Ortsvorsteherin da kein Platz dafür sei. Stattdessen werde man auf Die Stadt Lahr habe die zusätzli- Innerortsverdichtung setzen, so che Fläche genutzt, um Baugebiete Deusch. anzulegen. Viele Siedler, auch aus Das Gewerbegebiet habe man in dem Ausland wie aus Rumänien, den letzten Jahren endgültig füllen kamen so ins Dorf. Nach dem Ab- können. Dabei habe sich die Einzug der Kanadier wurden deren gemeindung positiv bemerkbar Wohnungen von Spätaussiedlern gemacht, denn »ohne die Stadt besetzt. »Wir sind ein Dorf, aus al- Lahr hätten wir kein Gewerbegeler Welt zusammengeblasen«, sagt biet«. Allgemein kann Deusch Deusch. Das mache den Charme über die Kommunikation mit der des Orts aus. »In Langenwinkel Stadt nur Positives berichten. können Leute unterkommen, die Deutlich sei dies in den Gespräanderswo nicht sehr beliebt wa- chen für die neue Kreisstraße in ren«, so die Ortsvorsteherin wei- der südlichen Ortenau geworden, ter. Auch Menschen mit Behinde- als auch die Wünsche Langenwin-

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Foto: Bildstein

kels respektiert wurden. Langenwinkel als Wohnort steche besonders durch die »schöne zentrale Lage« hervor, sagt Deusch. Man ist schnell in der Stadt, schnell am Bahnhof und auch schnell auf der Autobahn.

Das Dorf hat für Jugendliche viel zu bieten Dennoch sei es relativ ruhig im Ort. Besonders hebt die Ortsvorsteherin die kurzen Wege hervor. Ob Kindergarten, Ortsverwaltung oder Kirche – die wichtigsten Einrichtungen sind auch zu Fuß zu erreichen. Für Jugendliche habe das Dorf viel zu bieten. Ein Bolzplatz, ein Basketballplatz und eine BMXBahn laden zum gemeinsamen Sporttreiben ein; ebenso ein Schachspiel und Tischtennisplatten auf dem Gelände des Kindergartens. Wenn Probleme auftauchen, so zeigt sich bei einem Rundgang durch den Ort, werden keine Verbote ausgesprochen, sondern Lösungen gefunden. Graffiti an Wänden wird professionell aufgehübscht; wenn eine Wand von Kindern als Fußballtor dient und darunter leidet, wird kurzerhand ein richtiges Tor davorgestellt. Ein Dorf mit Vielfalt, in dem jeder willkommen ist – so präsentiert sich Langenwinkel heute. jk


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Samstag, 16. Juli 2022

2000 Menschen leben in Kippenheimweiler. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Orts zählt der Waldmattensee.

Foto: Keiper

»Wir bekamen eine starke Mutter« Kippenheimweiler ist seit der Eingemeindung gewachsen / Stadtteil pflegt Kontakt zu Nachbarorten

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is ins 19. Jahrhundert hinein gehörte Kippenheimweiler als wörtlicher »Weiler von Kippenheim« zu der Gemeinde südlich von Lahr. 1805 wurde man eigenständig und blieb es bis zur Kommunalreform 1972. Die Aufgabe der Eigenständigkeit habe ein bisschen geschmerzt, sei aber mit Blick auf die Vorteile verkraftbar gewesen, berichtet der heutige Ortsvorsteher Tobias Fäßler im Gespräch mit unserer Redaktion. »Die verpflichtende Eingemeindung wäre sowieso gekommen. So konnten wir uns wenigstens orientieren«, sagt Fäßler. Diese Orientierung habe bei den Wylertern mit mehr als 90 Prozent der Stimmen einen klaren Wunsch für die Eingliederung nach Lahr ergeben.

Kippenheimweiler ist seit der Eingemeindung gewachsen »Es wäre nicht möglich gewesen, alle Verwaltungseinheiten in Kippenheimweiler unterzubringen«, erklärt der Ortsvorsteher. Er schätze die zentrale Verwaltung in der Stadt. Jedoch aus finanzieller Hinsicht habe die Eingemeindung nach Lahr Sinn ergeben. Die Finanzkraft des Orts sei nicht groß genug gewesen, um die Infrastruktur stemmen zu können. Durch die größere Verwaltungs- und Finanzkraft seien die Möglichkeiten der Stadt Lahr besser gewesen als die Kippenheims. »Wir bekamen eine starke Mutter«, blickt Fäßler auf die Eingemeindung zurück. Einen Bruch mit Kippenheim hätte dies

jedoch nicht zur Folge gehabt. »Die Beziehung ist immer noch beständig«, sagt der Ortsvorsteher. Immer noch gebe es einige Wylerter, die in Kippenheim arbeiten und auch dort zum Einkaufen hinfahren. Ebenso weist noch die Telefonvorwahl auf die langjährige Verbindung hin, genau wie die kirchliche Zugehörigkeit.

meister statt Ortsvorsteher zu sein. »Da könnte man mehr poltern«, sagt er. Als die Möglichkeit in Aussicht war, dass sich ein Arzt im Ort niederlassen könnte, dies aber aufgrund der Auslastung in Lahr nicht passierte, hätte er gerne lauter auf die Bedürfnisse Kippenheimweilers aufmerksam gemacht. »Als Bürgermeister hat man schon mehr Gewicht als Ortsvorsteher«, erklärt Fäßler. Meistens mache es jedoch keinen Unterschied, Die verpflichtende Einda man bei überregionalen gemeindung wäre sowieso Entscheidungen auch als gekommen.« kleine Gemeinde nur wenig Mitspracherecht hätte. So Tobias Fräßler, Ortsvorsteher freut sich Ortsvorsteher Fäßler, dass die Stadt Lahr Der neue Radweg, der zwischen als stärkere Kraft bei überregionaden beiden Orten gebaut wurde, len Fragen die Interessen des Orts stärkte die Anbindung nochmals. vertreten kann: »Wir haben ein Klar ist für Fäßler: Ohne die Einge- gutes Verhältnis zum Gremium. meindung nach Lahr hätte sich Der Gemeinderat folgt meist den Kippenheimweiler nicht so entwi- Entscheidungen des Ortschaftsckelt, wie es sich entwickelt hat. rats.« Besonders betont Fäßler die Die Versprechen im Eingemein- Zusammenarbeit mit den Nachdungsvertrag seien »ausnahmslos barn aus Langenwinkel. »Wir füherfüllt worden«. Allen voran nennt ren eine gute Partnerschaft. Wir Fäßler die Kaiserswaldhalle. Aber haben eine gemeinsame Jugendauch der Anschluss an die zentrale arbeit und die Wylerter haben Wasserversorgung der Stadt sei auch kein Problem damit, dass die ein wichtiger Schritt gewesen. Schule ›Grundschule LangenwinDies habe zwar Gebühren mit sich kel – Außenstelle Kippenheimweigebracht, jedoch hätten damals ler‹ heißt«, erläutert er. Von Beviele Wylerter ihr Wasser noch deutung sei dieser Zusammenhalt aus eigenen Brunnen bezogen. vor allem bei den Planungen zur »Das wäre heutzutage undenk- neuen Kreisstraße Ringsheim-Lahr bar«, kommentiert der Ortsvorste- gewesen. her. Nur hin und wieder blicke er Auch Kippenheimweiler habe mit Wehmut auf die frühere ein Interesse daran gehabt, dass Eigenständigkeit. Manchmal die Trasse Langenwinkel umfährt. wünscht sich Fäßler sogar, Bürger- »Es war dann schwierig, gegen

»

zwei Stadtteile zu argumentieren«, so Fäßler. »Die Wylerter leben sehr gerne hier«, ist sich der Ortsvorsteher sicher. 2000 Menschen leben heute in dem Dorf. Vor der Eingemeindung waren es noch 750, der Ort ist also in den vergangenen 50 Jahren stark gewachsen. Kippenheimweiler habe sich zu einem »Wohnstadtteil mit Naherholungscharakter« entwickelt. Dabei bezieht sich Fäßler vor allem auf den Waldmattensee, den nicht nur die Wylerter gerne zum Schwimmen und Entspannen besuchen.

Großer Wohlfühlfaktor im Lahrer Ortsteil Zum Wohlfühlfaktor trage auch das Dorfleben mit einem starken Vereinsangebot bei, schildert der Ortsvorsteher weiter. Kippenheimweiler habe mit Sportvereinen, den Landfrauen, der Feuerwehr und dem Schützenverein einiges zu bieten. Das Angebot werde auch rege in Anspruch genommen. Nicht so aktiv seien die sogenannten Spätaussiedler, die nach Abzug der Kanadier deren Wohnungen übernommen haben. Der Begriff gefällt Fäßler allerdings nicht: »Das sind jetzt Wylerter«, stellt er klar und denkt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch diese stärker im Dorf mitmischen. Bereits jetzt erlebe er im Dorf ein »harmonisches Gesamtbild«. Das sei besonders bei der 650-Jahr-Feier deutlich geworden, als alle Wylerter anpackten. jk


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Samstag, 16. Juli 2022

Fast nur Vorteile für Hugsweier

Stadtteil war vor der Eingemeindung »finanziell ziemlich am Ende« / Viele Ausbauten geplant

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n der kleinsten Gemeinde, die sich 1972 mit Lahr zusammenschloss, gab es die meisten Stimmen gegen die Eingemeindung. Sieben zu vier lautete das Abstimmungsverhältnis im Gemeinderat (63,6 zu 36,4 Prozent). Das spiegelte das Ergebnis der Bürgerbefragung gut wider. 64 Prozent hatten sich darin für den Zusammenschluss ausgesprochen. »Es gab zwei Gruppen: Die SPD war für den Zusammenschluss, die Konservativen waren dagegen«, erinnert sich LZ-Mitarbeiter und Zeitzeuge Alfred Arbandt im Gespräch mit unserer Redaktion. »Man hat gemerkt, dass die Hugsweierer sich schwer tun. Sie waren durch die Flugplatzgeschichte geschädigt«, schildert Arbandt die damalige Stimmungslage. 1952 musste Hugsweier rund 200 Hektar seiner Gemarkung für den Bau des Flugplatzes abgeben. Doch die Hugsweierer hatten »im Prinzip keine andere Wahl«, so Arbandt.

Der Stadtteil Hugsweier zählt heute 1530 Einwohner.

vom Zusammenschluss profitieren. Als 1974 das Sportheim abbrannte, war die Unterstützung der Stadt wichtig. Ein Jahr später wurde schließlich die SchutterlinIm Jahr 1975 wäre eine Zwangs- denberghalle fertiggestellt. Auch eingemeindung erfolgt. Mit dem wenn der grundlegende Tenor freiwilligen Anschluss konnte man gegenüber der Stadt Lahr weiterimmerhin die finanziellen Vorteile hin positiv blieb, gab es doch im– die Stadt Lahr lockte mit 600 000 mer wieder ein paar Punkte, an Mark – mitnehmen. Da die Ge- denen Hugsweier zu knabbern meinde »finanziell ziemlich am hatte. Ende« war, da die Kanalisation Eine Übersicht, die 1997 zur 25viel Geld gekostet hatte, war die Jahr-Feier der Eingemeindung verEingemeindung letztlich »der ein- öffentlicht wurde, präsentierte die zig richtige Weg«, so Arbandt. Investitionen der Stadt in die einzelnen Stadtteile. Hugsweier kam dabei mit rund acht Millionen Mark von insgesamt knapp 115 Millionen Man kann sich hier Mark am schlechtesten wohlfühlen« weg. Zwar ist Hugsweier der kleinste Stadtteil, jeGeorg Bader, doch bekamen andere DörOrtsvorsteher fer auch im Verhältnis zu der Einwohnerzahl mehr Dies sah letztendlich auch Hugs- Geld. Auch dass derzeit im Lahrer weiers damaliger Bürgermeister Gemeinderat kein Hugsweierer als David Schieni so. Er hatte in einer stimmberechtigtes Mitglied vertreBürgerversammlung im Jahr 1971 ten ist, drückt im Ort auf die Stimerklärt, dass es ihm »nicht leicht mung. gefallen« sei, als letzter BürgerHeute zählt Hugsweier 1530 Einmeister in der tausendjährigen Ge- wohner. Der Stadtteil hat sich inschichte des Orts für die Eingliede- zwischen zu einem reinen Wohnrung zu stimmen. Um jedoch das ort entwickelt. »Viele wissen nicht Beste für den Ort und dessen Ein- einmal, dass wir früher eigenstänwohner herauszuholen, habe er dig waren«, erzählt Ortsvorsteher sich für den Zusammenschluss Georg Bader. Er ist sich sicher: entschieden, hieß es in der Lahrer »Uns geht es mit der EingliedeZeitung. Schon bald sollte man rung besser. Man kann sich hier

Schwere Entscheidung für den damaligen Bürgermeister

»

wohlfühlen«, sagt der 56-Jährige, der im Ort aufgewachsen ist. Das zeigten die bis zu 50 Bauanfragen, die für einen Bauplatz eingegangen seien. Was Hugsweier zu bieten hat, zeigt Bader bei einem Rundgang durch das Dorf. Viele schöne Plätze gibt es entlang der Schutter, die sich mitten durch den Ort schlängelt und die man auf alten Steinbrücken überqueren kann.

Stimmung in Hugsweier war anfangs bedrückt Für alle, die sich selbst ein Bild von Hugsweier machen möchten und dabei etwas über dessen Geschichte lernen wollen, gibt es den »Historischen Rundweg«. Dieser führt zu markanten Stellen des Stadtteils und bietet auf zwölf Stelen kurze Informationen, die Historiker Walter Caroli zusammengestellt hat. Weiterführende Informationen und Bilder kann man abrufen, indem man an der jeweiligen Stele den QR-Code einscannt. Besonders stolz ist Bader auf die Erweiterung des evangelischen Kindergartens im Ort, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Für 1,25 Millionen Euro ist der »Farbkleks« erweitert worden, sodass nun 25 weitere Kinder betreut werden können. Auch an Freizeitmöglichkeiten hat Hugsweier eini-

Archivfoto: Keiper

ges zu bieten. Vom Kirchenchor über den Kulturkeller Koffer bis hin zum Vereinssport mit Leichtathletik, Turnen, Faustball und Sportkegeln – all das ist im Stadtteil möglich. Und dennoch hat der Ortsvorsteher noch einiges auf der Wunschliste für sein Dorf. So könnte die ÖPNV-Anbindung nach Lahr noch besser sein. Auch eine weitere Brücke über die Schutter, die vor allem Lastwagen zur Rubin-Mühle bringen soll, wünscht sich Bader weiterhin, um die Ortsdurchfahrt zu entlasten.

Hugsweier wünscht sich ein neues Baugebiet Bader sieht auch dahingehend Potenzial, dass der Ort weiter wachsen könnte. Zusätzlich zur Innerortsverdichtung wünscht er sich, dass die Stadt ein Baugebiet ausweist, um den Bauanfragen gerecht zu werden. »Wir hätten Leute, die hier gerne wohnen würden«, so Bader. Mit dem Kindergarten sei man für die Kleinsten gut aufgestellt. Beim Angebot für Jugendliche hapere es jedoch ebenso bei der wohnortnahen Versorgung für die ältere Bevölkerung. Letzteres soll sich mit dem geplanten »Dorv«-Zentrum ändern, für das ein wichtiges Etappenziel erreicht worden ist. Die Summe aller Einlagen liegt nun bei 80 000 Euro. jk


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Mit 3650 Einwohnern ist Sulz heute der größte Lahrer Stadtteil.

Samstag, 16. Juli 2022

Foto: Keiper

»Sulzer wollten es Lahrern zeigen«

Eingemeindung ist vor allem aus finanzieller Sicht sinnvoll gewesen / Bauplätze sind sehr begehrt

R

olf Mauch war 13 Jahre alt, als 1972 das damals eigenständige Sulz in die Stadt Lahr eingemeindet wurde. »Ich war damals natürlich noch nicht so politisch interessiert, aber ich habe das schon mitbekommen«, berichtet der heutige Ortsvorsteher. Nicht alle Sulzer hätten der Eingemeindung mit Freude entgegengeblickt. »Es wurde als Opfer gesehen«, erinnert sich der in Sulz aufgewachsene Dorfchef. Doch wie viele kleinere Gemeinden zu dieser Zeit war Sulz »finanziell nicht auf Rosen gebettet«, so Mauch. »Aus wirtschaftlicher Sicht war es vernünftig.« Es waren nicht unbedingt Gruppen, sondern Einzelpersonen, die sich vor 50 Jahren gegen den Zusammenschluss aussprachen, erzählt der Ortsvorsteher weiter. Von politischer Unterwerfung sei die Rede gewesen. Die Aufgabe der Eigenständigkeit habe geschmerzt, letztlich hätten aber die Kritiker gesagt: »Wir werden es den Lahrern schon zeigen.«

Die Sulzer waren stolz auf ihre Eigenständigkeit Was die meisten Sulzer überzeugt hat? Vor allem, so Mauch, der Bau der Mehrzweckhalle, den die Stadt Lahr mit der Eingemeindung versprochen hat. Sicher aber auch der damalige Lahrer Bürgermeister Philipp Brucker, der einst mit dem

Fahrrad nach Sulz kam, um öffentlichkeitswirksam für den Zusammenschluss mit Lahr zu werben. Acht zu drei lautete im Gemeinderat letztendlich das Abstimmungsverhältnis pro Lahr. Wie stolz die Sulzer auf ihre Eigenständigkeit waren und auch darauf, Probleme aus eigener Kraft zu lösen, erläutert Mauch anhand des Themas Feuerwehr.

ben die Apotheke, drei Gaststätten und die Metzgerei verloren. Außerdem wurden zwei Bankfilialen geschlossen. Aber das ist eben der Zeitgeist mit der Umstellung auf Online-Banking.« Sonderlich kritisch sieht Mauch diese Entwicklung nicht. Schließlich sei man sehr schnell in der Stadt. Wichtiger ist für den Ortsvorsteher, dass Menschen »sehr gerne nach Sulz ziehen«. Viele junge Leute hätten Interesse in Sulz bauen, könnten es aber nicht, da es zu wenig Bauplätze gebe. »Die Sulz sieht sich immer gehen weg wie heiße Semnoch als Dorf.« meln«, beschreibt es Mauch plakativ. Bei diesem Thema Rolf Mauch, Ortsvorsteher bremse die Abhängigkeit von der Stadt Lahr etwas. Hatte es in Sulz gebrannt, woll- Wenn Sulz noch eigenständig wäten die Feuerwehrleute die Flam- re, könnte der Ort schneller auf Bemen unbedingt selbst löschen. darf reagieren. Wenn es dann »Sobald Hilfe aus Lahr eintraf, doch jemand schaffe, einen Bauhieß es ›Das ist unser Feuer!‹«, er- platz zu ergattern und frisch nach innert sich der Ortsvorsteher. Sulz zu ziehen, dann würde dieser Nach der Eingemeindung habe auch stets gut aufgenommen. »Zusich dieses Verhaltene jedoch gezogenen fällt es leicht, sich als nach und nach gelegt. Heute lie- Sulzer zu fühlen. Es gibt keine ßen die meisten Sulzer den Stadt- Eigenbrötler. Wir sind weltoffen«, teilnamen weg und könnten sich so Mauch stolz über das Dorf. auch mit der Stadt Lahr identifizieEin Grund, warum es sich in ren. Und dennoch: »Sulz sieht sich Sulz gut leben lasse, sei das Verimmer noch als Dorf«, erklärt einsleben im Ort. Durch die PanMauch. Den Ort beschreibt er als demie sei dieses zwar aus dem »attraktive Wohngegend mit guter Tritt gekommen, doch könne in Lage und gut funktionierender Inf- Sachen Freizeitgestaltung jeder etrastruktur«, auch wenn diese lang- was für sein Interesse finden. 18 sam zu bröckeln anfange: »Wir ha- Vereine gibt es. Den Fußballver-

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ein mit 160 Kindern und Jugendlichen hebt Mauch besonders hervor. Dieser sei nicht nur für den heimischen Nachwuchs interessant, auch von außerhalb kommen Mädchen und Jungs, um in Sulz zu kicken. Auch der Jugendclub, der sich selbst verwaltet, sei zu erwähnen. Neben den Vereinen spiele die Nähe zu Flora und Fauna eine große Rolle in Sachen Lebensqualität. »Egal, wo man wohnt, in drei Minuten ist man draußen in der Natur«, sagt der Ortsvorsteher.

Trotz großer Entwicklung sei noch Luft nach oben Nichtsdestotrotz gebe es im mit 3650 Einwohnern größten Lahrer Stadtteil Verbesserungsbedarf. »Der ÖPNV lässt zu wünschen übrig – vor allem am Wochenende«, beklagt Mauch. Dies betreffe besonders Senioren, die Besorgungen in der Stadt machen wollen, aber auch Besucher, die vom Lahrer Bahnhof aus nur über Umwege in den Ort finden. Ebenfalls noch wünschenswert sei ein eigenes Seniorenzentrum. Letztlich wäre im Bezug auf die Eingemeindung »eine andere Entwicklung nicht machbar gewesen«, so der Ortsvorsteher. Die Zusammenarbeit mit der Lahrer Verwaltung klappe gut, während der Ortschaftsrat dazu beitrage, die Sulzer Identität zu stärken. jk



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Samstag, 16. Juli 2022

Mit 3150 Einwohnern ist Reichenbach der zweitgrößte Lahrer Stadtteil.

Archivfoto: Keiper

»Das Tor zum Schwarzwald«

Eingemeindung machte Reichenbach zu einem »modernen Stadtteil« / Traditionen sind geblieben

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ie viele kleinere Gemeinden geriet auch Reichenbach Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre in finanzielle Schwierigkeiten. »Es kamen immer mehr Aufgaben hinzu. Straßenbau, die Kanalisation, die Schulen – das hätte die Gemeinde alleine nicht mehr gestemmt«, erklärt Ortsvorsteher Klaus Girstl im Gespräch mit unserer Redaktion. So sei nicht die Frage gewesen, ob sich die Reichenbacher eingemeinden lassen möchten, sondern vielmehr – wohin? Denn neben Lahr fühlten sich Einwohner auch Seelbach nahe. Viele Reichenbacher arbeiteten damals in der Schuttertal-Gemeinde und viele Seelbacher fuhren oft auf dem Weg der Arbeit durch Reichenbach. Tatsächlich führte der damalige Bürgermeister Alfred Beck zunächst ein Gespräch mit Seelbach, berichtet Girstl. Doch dieses sei nicht sehr ermutigend gewesen. Die Seelbacher hätten Beck »die kalte Schulter« gezeigt.

Rivalität zwischen Seelbach und Reichenbach »Schickt mich nicht mehr dorthin«, soll der Bürgermeister zum Reichenbacher Gemeinderat im Anschluss an das Gespräch gesagt haben. Der Austausch mit Lahr sei deutlich vielversprechender gewesen. Dort habe sich der Rathauschef ernst genommen gefühlt und diese Wahrnehmung dann auch an die Reichenbacher weitergegeben. Bei einer Befragung im Juli

1971 befürworteten fast 71 Prozent der Bürger den Schritt zur Eingliederung in Lahr. Mit acht zu drei Stimmen spiegelte auch der Gemeinderat dieses Ergebnis wider. Dass aus der »Ehe« mit Seelbach nichts geworden ist, sieht Girstl auch zum Teil darin begründet, dass schon immer eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Orten geherrscht hat. »Ich glaube, auch die Seelbacher wollten die Reichenbacher nicht so wirklich«, sagt der Ortsvorsteher. Er bedauere diese Entscheidung keineswegs. »Wir haben von der Eingemeindung nach Lahr enorm profitiert

sagt Girstl. Man habe sich vom Dorf dorthin entwickelt, dabei jedoch nie die eigenen Traditionen aus den Augen verloren. Allen voran nennt der Ortsvorsteher bei den Traditionen die Fasent. Auf die Reichenbacher Zunft, die »Schergässler«, ist Girstl besonders stolz. Auf dem Lindenplatz wird jährlich, wenn nicht gerade Corona dazwischenfunkt, ausgiebig gefeiert. Auch außerhalb der fünften Jahreszeit könne sich das Dorfleben sehen lassen. »Der Terminkalender war immer voll«, sagt Girstl mit Blick auf die Vor-Corona-Zeit. Das ehrenamtliche Engagement im Dorf findet der Girstl bemerkenswert. Der Einsatz der Reichenbacher zum Dorfjubiläum anlässlich Wir leben dort, wo andes 875-jährigen Bestehens dere Urlaub machen.« habe ihn mit Stolz erfüllt. Auch für den SchwarzwaldKlaus Girstl, Ortsvorsteher verein, der das Heimatmuseum pflegt, hat Girstl nur und hätten vieles nicht gehabt, lobende Worte übrig. Diese Aktiwenn wir zu Seelbach gegangen vitäten machten den Unterschied wären«, ist sich Girstl sicher. im Vergleich zur Stadt aus. All dies Von den Versprechungen im führe dazu, dass man sich in ReiEingemeindungsvertrag habe die chenbach wohlfühlen kann, erStadt Lahr alles umgesetzt, sagt klärt der Ortsvorsteher, der sich der Ortsvorsteher und gibt einen bereits seit dem Jahr 1989 im OrtÜberblick: Der Rathaus-Neubau schaftsrat engagiert. mit Feuerwehrgerätehaus, die ErDass auch bei anderen Reichenweiterung von Schule und bach als Wohnadresse beliebt ist, Schwimmbad, der Bau einer Trai- zeige die Nachfrage nach Bauplätningsanlage beim Sportplatz und zen, aber auch die Entwicklung die Fertigstellung der Mehrzweck- des Orts, der seit der Eingemeinhalle seien nur einige der Projekte, dung stetig gewachsen ist. 3150 die in den vergangenen 50 Jahren Einwohner zählt Reichenbach realisiert wurden. »Heute ist Rei- heute – rund 500 mehr als vor 50 chenbach ein moderner Stadtteil«, Jahren. »Wir leben dort, wo ande-

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re Urlaub machen«, hebt Girstl noch einmal hervor. Man sehe sich im Ort als »Tor zum Schwarzwald« mit Wanderwegen direkt vor der Haustür. Indes – so schön es in Reichenbach auch sei – wunschlos glücklich ist der Ortsvorsteher nicht.

Reichenbach wurde »ein moderner Stadtteil« »Wir haben aktuell keinen Bäcker und keinen Metzger«, bedauert Girstl. Auch die Apotheke im Ort werde vermisst. Dies sei vor allem für Senioren, die nicht mehr mobil sind, von Nachteil. Der Supermarkt am Ortsrand könne nicht alles ausgleichen. Allerdings: »Die Gastronomie funktioniert noch«, freut sich Girstl und bezieht sich dabei vor allem auf die beiden Lokale »Linde« und »Adler«. Letzteres sei als Sternegastronomie das Aushängeschild des Stadtteils. Beide Lokale wurden bereits im 19. Jahrhundert eröffnet und tragen zum Erhalt der Tradition bei. Alleine, so lautet das Fazit des Ortsvorstehers, hätte Reichenbach sich nicht so entwickeln können. Demnach sei die Eingemeindung nach Lahr die richtige Entscheidung gewesen. Auch weil die Zusammenarbeit mit der Kernstadt gut funktioniere und das Dorf immer noch ein Stück eigenständig sei. »Es ist gut, dass es noch die Ortsverwaltung gibt. Denn vieles wollen wir selbstständig entscheiden und auch dafür kämpfen«, sagt Girstl. jk


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Lahr feiert...

Nummer 162

Samstag, 16. Juli 2022

Seit der Eingemeindung ist Mietersheim auf mehr als 2000 Einwohner angewachsen. Zur Gemarkung gehört auch das LGS-Gelände.

Foto: Bildstein

Mietersheim ist »die Perle Lahrs«

Der Ortsteil ist seit der Eingemeindung stetig gewachsen / Mehrzweckhalle sorgte für Diskussionen

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ür den ältesten Lahrer Stadtteil – als Gründungsdatum ist das Jahr 762 verzeichnet – war die sich anbahnende Eingemeindung nach Lahr keine Selbstverständlichkeit. Zu groß war die Befürchtung, wie Burgheim oder Dinglingen als Teilort ohne eigene Verwaltungsmöglichkeit von Lahr geschluckt zu werden, erklärt Felicitas Frei, Mitarbeiterin der Ortsverwaltung. »Mit einer möglichen Zwangseingemeindung am Horizont haben sich dann Lahr und Mietersheim angenähert«, schildert Frei den Ablauf Anfang der 1970er-Jahre. Lahrs Oberbürgermeister Philipp Brucker habe Kompromisse mit den Mietersheimern gesucht. In der Entscheidungsphase im Juli 1971 seien die Mietersheimer bei einer Bürgerversammlung noch einmal auf die Eingemeindung eingestimmt worden. Die Bürgerbefragung ergab am 18. Juli mit 82,4 Prozent Ja-Stimmen ein klares Bild, zwei Tage später beschloss der Gemeinderat einstimmig die Eingliederung nach Lahr.

Nachfragen für Bauplätze steigen stetig Damit einher gingen einige Investitionen der Stadt in den neuen Stadtteil: ein Wasserhochbehälter, der Ausbau von Feldwegen, die Förderung des Kindergartens und der Bau einer Mehrzweckhalle, die im Ort in den folgenden Jahren und Jahrzehnten noch für einigen

Gesprächsstoff sorgen sollte. Gottfried Walter, letzter Bürgermeister und nach der Eingemeindung erster Ortsvorsteher Mietersheims, habe stets klargestellt, dass die Mehrzweckhalle kein Geschenk der Stadt Lahr, sondern eine Gegenleistung sei, berichtet die heutige Ortsvorsteherin Diana Frei. Schließlich habe Mietersheim auch viel Fläche mitgebracht, die die Stadt später nutzen konnte – unter anderem für das Landesgartenschaugelände.

dran zu knabbern. Heute hat sich das aber beruhigt«, so die Ortsvorsteherin. In den 50 Jahren als Lahrer Stadtteil ist Mietersheim stetig gewachsen. Hatte der Ort 1972 noch 1263 Einwohner, sind es heute 2008. Viele Baugebiete sind angelegt worden und dennoch habe Mietersheim seinen dörflichen Charakter nie verloren, da es keinen Durchgangsverkehr gibt. Für die Ortsvorsteherin ist das Mietersheim »der lebenswerteste Stadtteil Lahrs«: »Wir sind ruhig gelegen, aber dennoch zentral. Sind schnell am Bahnhof und auf der Autobahn, und während andere StadtDie Eingemeindung war teile um Lebensmittelmärkdie richtige Entscheidung.« te kämpfen, müssen wir uns dagegen wehren, dass weiDiana Frei, Ortsvorsteherin tere kommen«. Damit spricht Frei das Doch darüber, wie und wo die Fachmarktzentrum an, das es ohMehrzweckhalle gebaut werden ne die Eingemeindung in dieser soll, habe es auch innerhalb Mie- Form wohl nicht gegeben hätte tersheims Diskussionen gegeben. und das den Anwohnern kurze Besonders die Auslastung und da- Wege zum Einkaufen ermöglicht – mit letztendlich auch die Notwen- vor allem für nicht mehr mobile digkeit der Halle sei in Frage ge- Senioren von großem Vorteil. Es stellt worden. Die Frist, in der das gebe dadurch auch eine gute BusVersprechen der Eingemeindung anbindung an die Stadt. Durch die umgesetzt werden sollte, betrug Nähe zu allen weiterführenden zehn Jahre. Letztendlich dauerte Schulen biete sich Mietersheim zues 40 Jahre, bis sich das Thema mit dem für Familien als Wohnort an. der Fertigstellung des Bürgerhau- Das zeige auch die hohe Nachfrases erledigt hatte. Dieses sei nach ge nach Bauplätzen. Darüber hidem Motto »entweder ihr nehmt naus habe man in Sachen Nahdas oder gar nichts« gebaut wor- erholung einiges zu bieten: Vom den, erklärt Frei. »An der Mehr- Mietersheimer Berg aus kann man zweckhalle hatten alle ein wenig bei gutem Wetter seinen Blick

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über die Rheinebene schweifen lassen und allen voran lädt das Seepark-Gelände – »der große Vorgarten«, so Frei – zu einem Spaziergang ein. Sie und auch alle Mietersheimer seien stolz auf das Gelände und betonen, dass das Projekt zwar von der Stadt ausging, jedoch auf Mietersheimer Gemarkung liegt.

Die Eingemeindung brachte Mietersheim viele Vorteile »Um ein Resümee zu ziehen: Die Eingemeindung war die richtige Entscheidung«, sagt Diana Frei. Mit der eigenständigen Ortsverwaltung habe man einen guten Kompromiss getroffen. Von dieser profitiere auch die Stadt Lahr, da die Ortsverwaltung auch eine Außenstelle des Bürgerbüros ist, dem dadurch auch Arbeit abgenommen wird, erzählt Felicitas Frei. Die Mietersheimer kämen mit ihren Anliegen immer noch zum Rathaus im Ort: »Man wird angerufen wegen allem.« Vieles von dem, was den Ort heute ausmache, habe man der Eingemeindung mit der Stadt Lahr zu verdanken. War Mietersheim früher ein armes Dorf, hätten die Anwohner heute mit dem Seepark und dem Fachmarktzentrum einiges, worauf sie stolz sein könnten, sagt die Ortsvorsteherin abschließend. So habe sich der Ort Mietersheim zur »Perle Lahrs« entwickelt. jk



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Samstag, 16. Juli 2022

Eingemeindung sorgte für Drama

Kuhbacher Gemeinderat sträubte sich anfangs / Ortsvorsteher wünscht sich mehr Mitspracherecht

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enn man von Lahr aus in Richtung Schuttertal fährt, würde man es ohne das Ortsschild wohl kaum merken, dass man Kuhbach passiert. So eng sind Stadt und Dorf inzwischen aneinander gewachsen. Doch als in den 1960er-Jahren eine mögliche Eingemeindung nach Lahr zum Thema wurde, wurde dies im Dorf zunächst nicht so gut aufgefasst. Alle Gemeinderäte sträubten sich – bis auf einen, erzählt der heutige Ortsvorsteher Norbert Bühler im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Dieser Gemeinderat war Heinrich Gaßmann, der damals zugleich auch Schulleiter war. Er stellte im Dezember 1966 ohne Auftrag und ohne Wissen der Gemeinde den Antrag, Kuhbach nach Lahr einzugliedern. Offenbar hatte er bereits Gespräche mit der Stadt geführt. Der Gemeinderat rügte den Schulleiter – und der damalige Bürgermeister Alfred Weiß betonte, dass eine Eingemeindung nicht in Betracht komme, solange er »als Kuhbacher Sohn und Bürger« amtiere.

Zusammenarbeit mit Lahr funktioniert gut Zwei Monate später schied Gaßmann auf eigenem Antrag aus dem Gemeinderat aus und die Eingliederung schien zunächst vom Tisch. Vier Jahre danach nahm der Gemeinderat die Gespräche mit der Stadt Lahr wieder auf. Es lockten Investitionen seitens der Stadt, die sich Kuhbach alleine nicht so schnell hätte leisten können. So sollte die Eingemeindung doch erfolgen, jedoch nur unter einer Bedingung: Im Vertrag sollte gere-

Gewachsen ist Kuhbach seit der Eingemeindung kaum. Heute zählt der Ort 1564 Einwohner.

78,1 Prozent sprachen sich für die Eingemeindung nach Lahr aus. Diesem Wunsch folgte der Gemeinderat, und der Vertrag wurde unterschrieben. Anders als bei anderen kleinen Gemeinden zu dieser Zeit war die Eingemeindung aus Kuhbacher Sicht keine finanzielle Notwendigkeit. Mit dem Hersteller von Schallplattenspielern »EMT« hatte eine große Firma in Kuhbach ihre Produktionsanlagen. 200 bis 300 Menschen waren dort beschäftigt. Zudem Wir haben irgendwie hätte Kuhbach »vieles immer schon zu Lahr geschon gehabt«, was andehört.« ren Ortsteilen erst mit der Eingemeindung möglich Norbert Bühler, Ortsvorsteher wurde. Beispielsweise wurde bereits im Februar 1971 gelt sein, dass sich Kuhbach durch die Festhalle eingeweiht. Größere eine Ortsverwaltung immer noch Versprechungen als Investitionen zu einem gewissen Grad selbst ver- in die Infrastruktur und den Kinwalten und den Einwohnern eine dergarten, der 1973 durch einen bürgernahe Anlaufstätte bieten Umbau in der Schule untergekann. Dagegen hatte die Stadt bracht wurde, hätte Kuhbach aber Lahr nichts einzuwenden. Nach- auch nicht erwarten dürfen, erdem die Kommunalpolitiker be- klärt Bühler. »Wir haben auch reits überzeugt waren, wurden im nicht viel eingebracht«, sagt der Juli 1971 die Anwohner befragt. Ortsvorsteher und bezieht sich auf

»

die im Vergleich zu anderen Stadtteilen geringe Gemarkungsfläche Kuhbachs. So ist das Dorf in den vergangenen 50 Jahren auch nur unwesentlich gewachsen. 1508 Einwohner hatte Kuhbach im Jahr 1970 – 1564 sind es jetzt, erläutert Bühler. Diese seien allerdings im Ort »immer noch gut versorgt«. Es gäbe zwar keine der vier Wirtschaften mehr, dafür immer noch einen Arzt, einen Zahnarzt, eine Metzgerei und zwei Bäckereien – und die Stadt Lahr sei ja nicht weit entfernt.

Das Dorfleben leidet unter der Eingemeindung »Kuhbach ist eine Schlafgemeinde«, sagt der Ortsvorsteher über sein Dorf. So werde der Ort oft bezeichnet, da die Menschen tagsüber arbeiten und sich kaum im Dorf aufhalten. Darunter leide auch das Dorfleben etwas. Man habe zwar mit dem VdK, dem Obst- und Gartenbauverein und der Narrenzunft »Kuhbacher Kühe« aktive Vereine, doch vor allem

Foto: Keiper

die Jugend treffe sich eher in Lahr. Auch Fußball wird in Kuhbach gespielt – gemeinsam mit Reichenbach. Den Fußballplatz habe man damals bereits in Voraussicht einer möglichen künftigen Zusammenarbeit nah an Reichenbach heran gebaut. »Wir haben irgendwie immer schon zu Lahr gehört«, sagt Bühler, der seit 2009 Ortsvorsteher ist. Per Losentscheid hatte er sich damals gegen den langjährigen Ortsvorsteher Theo Benz durchgesetzt. »Das war ein Aufregerthema«, sagt Bühler. Nach fast 13 Jahren im Amt bilanziert er, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt Lahr allgemein gut funktionieren würde, er sich aber mehr Mitspracherecht im Gemeinderat wünsche: »Die unechte Teilortswahl war besser«, berichtet Bühler und bezieht sich auf die Zeit nach der Eingemeindung, als jeder Stadtteil eine bestimmte Anzahl an Sitzen im Gemeinderat hatte. Er allein habe es manchmal schwer, die Interessen Kuhbachs durchzusetzen. Da seien andere Ortsteile im Gemeinderat besser vertreten. jk


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Samstag, 16. Juli 2022

Blick auf die 175-jährige Historie Stadthistorikerin Elise Voerkel spricht über die Chronik zum Jubiläum der Lahrer Feuerwehr

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einer bestimmten Zeit waren und was in Lahr anders war als in anderen Städten.

lise Voerkel ist seit Oktober 2019 in Teilzeit als Stadthistorikerin bei der Stadt Lahr beschäftigt. Die 36-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem mit der Geschichte der Lahrer Feuerwehr beschäftigt. Noch in diesem Jahr soll eine rund 300 Seiten starke Chronik zum Thema erscheinen. Im Interview mit der Lahrer Zeitung verrät die gebürtige Leipzigerin einige Details dazu. Frau Voerkel, was genau ist Ihre Aufgabe bei der Stadt Lahr? Seit 2019 bin ich in Lahr als Stadthistorikerin beschäftigt. Ich bin Teil des Museumsteams und mehr oder weniger intensiv an den Sonderausstellungen im Stadtmuseum beteiligt. Meinen Arbeitsplatz habe ich im Stadtarchiv. Ich bin Ansprechpartnerin für alle Fragen zur Stadtgeschichte. Das können Anfragen von Familienforschern sein oder von Lehrkräften, die etwas zur Lokalgeschichte machen wollen. Dazu zählen Fragen von interessierten Laien zu Straßennamen, zu bestimmten Gebäuden oder Ereignissen, wie die Eingemeindungen vor 50 Jahren oder die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lahr. Ein weiterer Schwerpunkt ist die inhaltliche Verantwortung für Stadtführungen. Die städtischen Gästeführer bekommen regelmäßig Weiterbildungen angeboten, unter anderem auch von mir. Was bedeutet für Sie das Jubiläum 175 Jahre Feuerwehr der Stadt Lahr? In diesem Jahr gibt es eine ganze Menge Jubiläen, auf die wir im Stadtmuseum eingehen. Für mich persönlich ist die Feuerwehr dabei

Im Gespräch mit

Stadthistorikerin Elise Voerkel besonders wichtig, weil wir einerseits am 11. September eine Sonderausstellung dazu eröffnen und ich andererseits eine umfangreiche Publikation über die Feuerwehr Stadt Lahr verantworte. Bei solchen großen Projekten lerne ich jedes Mal unglaublich viel und

Am 24. August 1993 brannte in der Marktstraße das ehemalige Schuhgeschäft Seidel. Die Feuerwehr Stadt Lahr war zur Stelle. Geschichten wie diese werden in der Chronik nachzulesen sein. Foto: Feuerwehr Stadt Lahr es ergeben sich immer neue Verbindungen und Zusammenhänge. Vorher hatte ich, ehrlich gesagt, gar keine Beziehung zum Thema Feuerwehr und es war sehr spannend, einen kleinen Einblick in die Abläufe auf der Feuerwache zu bekommen. Was können Sie uns schon über die Chronik der Lahrer Feuerwehr verraten? Wir planen eine 300 Seiten starke Chronik, in der die Geschichte der Feuerwehr der Stadt Lahr in ihrer ganzen Bandbreite dargestellt wird. Auch, wie das Löschwesen in der Stadt vorher funktionierte, wird ein großes Thema sein. Wir sind ein Team von fünf Autor, es gibt also verschiedene Perspektiven und Expertisen. Dazu werden wir von aktiven Feuerwehrleuten und Kameraden der Altersabteilung in der Recherche nach Bildern unterstützt und Informationen – oder wenn Fragen auftauchen, die sich aus den Akten nicht beantworten lassen. Interessierte Leser können in der Chronik unter anderem erfahren, warum sich die Gründung der Feuerwehr eigentlich gar nicht auf einen bestimmten Tag festlegen lässt, wie die Stadtkapelle und die Feuerwehrmusik zusammenhängen, wann die ersten Frauen zur Feuerwehr Stadt Lahr gekommen sind, was es mit der »Lahrer Schaumschlägerei« auf sich hatte und wie die »Klepperlesgarde« mit der Feuerwehr zusammenhing.

Wann wird die Chronik erscheinen und wo wird sie erhältlich sein? Das Buch soll im Oktober – pünktlich zur Landesverbandsversammlung in Lahr – erscheinen. Man kann es direkt bei der Feuerwehr Stadt Lahr beziehungsweise dem Förderverein Feuerwehr Lahr erwerben. Warum finden Sie es wichtig, dass solch eine Chronik geschrieben wird? Die eigene Geschichte zu kennen, ist immer hilfreich. Man versteht dann besser, wie Strukturen gewachsen sind und kann aktuelle Debatten besser einordnen. Die Geschichte der Feuerwehr Lahr ist relativ gut überliefert, weil die Feuerwehr ihre Jubiläen alle 25 Jahre, manchmal auch in kürzeren Abständen, immer ordentlich gefeiert und dafür in der Regel auch kleine Festschriften herausgegeben hat. So schleichen sich aber auch Fehler ein, die dann von Festschrift zu Festschrift abgeschrieben werden. Eine wissenschaftlich fundierte Chronik von Historiker und Fachleuten, die professionell an die Quellen gehen, kann solche eingeschliffenen Ungenauigkeiten korrigieren. Durch den kritischen Blick von außen können auch Themen angesprochen werden, an die sich intern keiner herantraut (zum Beispiel das Schicksal jüdischer Feuerwehrmänner während der NS-Zeit). Und man sieht deutlicher, was allgemeine Tendenzen

Was macht die Feuerwehr Stadt Lahr einzigartig? Lahr ist ein wichtiger Ort für die badische Feuerwehrgeschichte. 1863 wurde dort der badische Landesfeuerwehrverband gegründet. Für die Feuerwehr Stadt Lahr war sehr prägend, dass es Jahrzehnte lang neben der städtischen Freiwilligen Feuerwehr auf dem Flughafen eine top ausgestattete Berufsfeuerwehr der Franzosen beziehungsweise Kanadier gegeben hat, die bei Bedarf auch außerhalb der Garnison Hilfe leistete. Nach dem Abzug der Kanadier war die städtische Feuerwehr auf einmal für viel mehr Fläche und Menschen – die nach und nach in die zuvor von kanadischen Soldaten und ihren Familien bewohnten Wohnungen zogen – verantwortlich. Wie dieser Übergang gestemmt wurde, ist eine beeindruckende Leistung, die auf Dauer nur mit zusätzlichen hauptamtlichen Kräften zu stemmen war. Im Jahr 2014 hat die Feuerwehr sogar den Brandschutz für die Luftfahrt nach internationalem Recht am Flughafen Lahr übernommen. Das ist für eine Freiwillige Feuerwehr wirklich einzigartig.

Die Fragen stellte Thomas Kroll

Impressum Sonderbeilage des Verlags der Lahrer Zeitung Verlag und Herausgeber Lahrer Zeitung GmbH, Kreuzstraße 9, 77933 Lahr Geschäftsführung und Anzeigenleitung Kirsten Wolf Redaktion Felix Bender (V.i.S.d.P.), Thomas Kroll Christopher Piskadlo Jonas Köhler Druck Druckzentrum Südwest GmbH, 78052 Villingen-Schwenningen Ausgabe Lahrer Zeitung 16. Juli 2022


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Samstag, 16. Juli 2022

Beim Tag der offenen Gerätehäuser (auf dem Foto die Feuerwache in Lahr) konnte die Bevölkerung einen Blick hinter die Kulissen werfen und die Aufgaben der Lahrer Feuerwehr kennenlernen. Foto: Feuerwehr Stadt Lahr

Zwischen Tradition und Moderne Die Feuerwehr Lahr lädt die Bevölkerung im zweiten Halbjahr zu weiteren Feierlichkeiten ein

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in bedeutendes Ereignis und ein Grund zum Feiern: Gemäß dem Motto »Zwischen Tradition und Moderne« präsentiert sich die Feuerwehr Stadt Lahr über das gesamte Jahr 2022 durch eine Vielzahl von verschiedenen Veranstaltungen der Bevölkerung, aber auch den Feuerwehren aus ganz Baden-Württemberg. Alle Interessierten waren und sind zu den öffentlichen Veranstaltungen eingeladen. Die Teilnahme war und ist jeweils kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Seit Jahresbeginn hat die Feuerwehr Stadt Lahr bereits für einige besondere Veranstaltungen gesorgt. Den Auftakt machten historische Signale in allen Ortsteilen und der Kernstadt, gespielt von Bläsern verschiedener Musikvereine und der Feuerwehr Stadt Lahr, Abteilung Musik, unterstützt durch Privatpersonen. Vom 21. März bis zum 25. April war in der Schalterhalle der Sparkasse in der Schillerstraße in Lahr eine spannende Ausstellung der Feuerwehr mit dem Motto »Zwischen Tradition und Moderne« zu sehen. Bei herrlichem Sonnenschein konnte die Bevölkerung am Samstag, 26. März, im Rahmen des Tages der offenen Gerätehäuser einen Blick hinter die Kulissen werfen und den vielfältigen Aufgabenbereich der Feuerwehr Stadt

Lahr kennenlernen. Feuerwehr zum Anfassen gab es am 23. April beim »Tag der Löschzüge« in der gesamten Innenstadt. Neben Vertretern fast aller Fraktionen aus dem Gemeinderat wohnten auch Marion Gentges, Landesjustizministerin, Sandra Boser, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur, Jugend und Sport sowie Johannes Fechner, Mitglied des Bundestags, der Jahreshauptversammlung bei. Am 14. Mai folgte OB Markus Ibert einer Herausforderung der Jugendfeuerwehr – und verlor die »Stadtwette«, bei der mit einer Eimerkette eine historische Feuer-

wehrspritze gefüllt werden und über eine Spritzwand ein 100 Liter Fass zum Überlaufen gebracht werden sollte. Belohnt wurde die Jugendfeuerwehr mit einer Essenseinladung durch den OB. Am vergangenen Samstag lockte der große Zapfenstreich viele Menschen auf den Rathausplatz.

Buntes und fröhliches zweites Halbjahr steht Bürgern bevor

ches und fröhliches zweites Halbjahr voller Höhepunkte. »An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank dem Förderverein Feuerwehr Lahr für seine Unterstützung. Ohne ihn und die großzügigen Spenden aus der Lahrer Wirtschaft wäre das Veranstaltungsjahr in dieser Form nicht zu realisieren«, freut sich Kommandant Thomas Happersberger. Im Folgenden eine Übersicht über die anstehenden Events: Großes Jubiläumsfest: Zu jeder Geburtstagsfeier gehört eine Party – besonders, wenn es um stolze 175 Jahre geht. Deshalb lädt die Feuerwehr Stadt Lahr auf Samstag, 30. Juli, zur großen Jubiläumsfeier in die Mehrzweckhalle im Bürgerpark ein. Ab 19 Uhr werden die »Original Filterländer« für Partystimmung sorgen. Das Repertoire der Band reicht von traditioneller Blasmusik über Schlager, Rock- und Popmusik bis hin zu den Hits der aktuellen Charts – genau die richtige Mischung also für eine gelungene Fete.Am Sonntag, 31. Juli, wird das Programm um 10 Uhr zunächst mit einem Festgottesdienst fortgesetzt. Ab 14 Uhr findet dann ein großer Jubiläumszug durch den Seepark mit Ziel Mehrzweckhalle im Bürgerpark statt, an dem sich etliche Feuerwehren aus der Region beteiligen. n

Nachdem die bisherigen Events hervorragend angenommen wurden, freuen sich die Organisatoren bereits auf ein buntes, ereignisrei-

Am vergangenen Samstag lockte der große Zapfenstreich der Lahrer Feuerwehr viele Menschen auf den Rathausplatz. Archivfoto: Baublies

Weiter geht’s auf Seite 19


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Nummer 162

Fortsetzung von Seite 18 n Interaktive Sonderausstellung: Im Stadtmuseum Tonofenfabrik ist ab Sonntag, 11. September, bis Sonntag, 13. November, die Sonderausstellung »Brandaktuell – 175 Jahre Feuerwehr Stadt Lahr« zu sehen. Sie umfasst unter anderem Objekte aus dem ehemaligen Lahrer Feuerwehrmuseum und erklärt, was eigentlich passiert, wenn jemand die telefonische Notrufnummer 112 wählt. Geplant ist ein umfangreiches Begleitprogramm – unter anderem wird am Donnerstag, 3. November, eine Familienführung mit dem Titel »Feuer und Flamme« stattfinden. n Alterskameradentreffen:

Weiter gehen die Feierlichkeiten mit dem Alterskameradentreffen für geladene Gäste am Samstag, 24. September. Die Alterskameraden der Feuerwehren aus der gesamten Ortenau sind zu Gast in der Ge-

roldseckerhalle in Reichenbach. Der Harmonikaverein und der Musikverein Reichenbach umrahmen das Treffen musikalisch. Helmut Dold sorgt für Unterhaltung und führt durch das Programm. Landesverbandsversammlung des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg: Am 6. Dezember 1863 wurde der Badische Landesfeuerwehrverband in Lahr gegründet. Deshalb freut sich die Feuerwehr, dass sie zu ihrem Jubiläum die Landesverbandsversammlung ausrichten darf. Delegierte von Feuerwehren aus dem ganzen Bundesland sind von Donnerstag, 20. Oktober, bis Samstag, 22. Oktober, zu Gast in der Ortenau. Die Öffentlichkeit ist eingeladen, am Freitag, 21. Oktober, von 12 bis 17 Uhr und am Samstag, 22. Oktober, von 9 bis 15 Uhr die Fachmesse für Feuerwehrfahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände in der Sporthalle am Bürgerpark und auf dem Parkplatz im Außenbereich zu besichtigen. n

n Schauübung

Musiker spielten zum Jahresauftakt der Feuerwehr Stadt Lahr historische Signale.

Samstag, 16. Juli 2022

an der ehemaligen Luisenschule: Der Brand der Luisenschule am 18. Juni 1877 war der erste Großbrand in Lahr nach der Gründung der Feuerwehr. Er hielt mehrere Tage an und kostete einem Feuerwehrmann das Leben. Dies war für die Lahrer Feuerwehr der Anlass, sich neu und besser zu organisieren. Zum Jubiläums lässt die Feuerwehr am Freitag, 18. November, ab 19 Uhr dieses Ereignis mit einer großen Übung Revue

Beim Tag der Löschzüge zeigte die Feuerwehr Stadt Lahr an mehreren Stationen ihr komplettes Leistungsspektrum. Fotos: Feuerwehr Stadt Lahr passieren und demonstriert, wie sie heutzutage gegen solch ein Inferno vorgehen würde. Historische Trompetensignale: Das Programm endet am Samstag, 31. Dezember, wie es begonnen hat: Historische Trompetensignale erklingen wieder im gesamten Stadtgebiet und signalisieren den Abschluss des Jubiläumsjahres.

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• K e ll e r • B a lk o n • G a ra g e • V e rp u tz

Chronik und Einweihung der Feuerwache West: Außerdem entsteht unter der Federführung von Stadthistorikerin Elise Voerkel eine ausführliche Chronik zum 175-jährigen Bestehen der Feuerwehr der Stadt Lahr (Interview auf Seite 17). Darüber hinaus ist für das Spätjahr die Einweihung der neu erbauten Feuerwache West tk vorgesehen. n

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