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www.slowmedia.net/ manifest

Einblick in die Ausstellung ‚Beyond Kiosk — Modes of Multiplication‘ im MUDAM Luxembourg, 2009. Die Wanderausstellung, die von Christoph Keller [ Revolver Verlag ] ins Leben gerufen wurde, zeigt ein Panorama unabhängiger Publikationen zur zeitgenössischen Kunst.

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Alain Bieber

Die Magazine liegen in Glaskästen, man kann sie gar nicht durchblättern. Es ist auch kein Geheimnis, dass bei diesem Award die Sponsoren meistens selbst den Preis gewinnen. Dazu wollten wir eine Gegenveranstaltung machen, weil ich einfach denke, dass das nicht die Avantgarde im Zeitschriftenmachen ist, und es eine viel größere und schönere Bandbreite gibt, als nur das, was die ganzen Großverlage so anbieten. Wir haben dann eine Woche vor dem offiziellen Lead-Award im Kunstverein Hamburg eine Magazinmesse organisiert. Damit ging es los. Dazu sind auch viele Macher angereist. Jeder hatte seinen Tisch und konnte dort sein Magazin vorstellen. Eine Ausstellung gab es auch. In einem kleinen Nebenraum haben wir rund 80 Magazine präsentiert. Das wurde auch wahnsinnig gut aufgenommen. Wir haben dabei gemerkt, dass es in Hamburg einfach eine Nachfrage nach solchen Magazinen gibt. Die Szene ist da, aber es mangelt an Initiativen. In Berlin gibt es ja Läden wie Motto, do you read me?! oder auch so Läden wie ProQm, die ein gutes Zeitschriftensortiment anbieten. In Hamburg ist das noch immer ziemlich langweilig. Der Höhepunkt bei der Veranstaltung war die Preisverleihung und da haben wir auch versucht, uns etwas Besonderes zu überlegen. Es wurde im Vorfeld ein Open Call ausgeschrieben. Und es gab auch eine Jury. Zur Preisverleihung selbst haben wir dann so eine Art Live-Magazin gemacht. Dafür wurden Journalisten eingeladen, die eine Geschichte live vorgetragen haben. Eine Modejournalistin hat über einen Modetrend erzählt und dazu gab es dann eine Live-Modenschau. Eine Musikjournalistin hat mit einer Band ein Live-Interview geführt und diese hat ihren neuen Song live gespielt. Der Gewinner des GuteSeiten-Awards 2010 war das Magazin Der Wedding. Außerdem gab es noch lobende Erwähnungen. Wir bauen zudem gerade Points-of-Sales auf, Regale mit unserem Sortiment in anderen Galerien und Läden. Ein großer Traum von uns wäre wirklich eine Art Independent Kiosk. Leider mangelt es aber einfach an Zeit, Geld und Möglichkeiten. D21: Warum ist Self-Publishing gerade [ wieder ] so populär? AB: Ich glaube, dass immer mehr Leute ziemlich abgeturnt sind von dieser Schnelligkeit, von diesem Online-Gedöns usw. Es gibt eine Art Manifest zum Thema Slow Media. Darin steht, dass es im zweiten Jahrzehnt weniger darum gehen wird, neue Technologien zu finden, die das Produzieren von Inhalten noch leichter, schneller und kostengünstiger gestalten.


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