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Oliver Kielmayer

Dies war eigentlich der Anfang, der Startgedanke von We.Are. The.Artists. Der Name des Hefts geht auf die Idee zurück, dass die Künstler eigentlich nichts anderes machen, als ein persönliches Erlebnis aus ihrer lokalen Kunstszene in Worte zu fassen und dann zu publizieren. Eigentlich wollte ich schon seit fünfzehn Jahren ein richtiges Hello!-Magazin der Kunstszene machen, doch das geht in einem kleinen System, wo alle voneinander abhängig sind, gar nicht so gut: Als Kurator schreibt man hin und wieder, man wird in Jurys oder von Jurys eingeladen und dort sitzen Künstler drin, das heißt, wenn man über Künstler schreibt, dann muss man aufpassen, dass die nicht in zu vielen Kommissionen drin sitzen, weil wenn man dann einen Verriss schreibt, bekommt man eben diesen Jury-Job nicht und so weiter. Also eigentlich ist es ganz schwierig im Bereich der Kunst oder der Kunstkritik zu klatschen. Deshalb bleiben die Verfasser von Artikeln in We.Are.The.Artists auch anonym. Ich selber schreibe auch Kunstkritiken. Ich mache das gern. Es ist eine bestimmte Form der Auseinandersetzung mit Kunst, aber was ich zum Beispiel genauso gern mag, ist die Schonungslosigkeit der Urteile in Vernissage-Situationen, wo es oft zu einer stillen Übereinkunft kommt. Die finde ich mindestens so wichtig wie diese offizielle Kunstkritik. Ich habe den Verdacht, dass in solchen Vernissage-Situationen oft ganz wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die werden nicht gemacht aufgrund von tollen Texten, die Leute schreiben, sondern die werden in ganz offenen, kurzen und prägnanten Gesprächen gemacht. Diese Parallelwelt des Kunstdiskurses neben dem offiziellen, den finde ich extrem spannend. Ein Vorteil von diesen Publikationsprojekten ist außerdem: man kann es bei Bedarf machen. Wenn man im Moment kein Geld hat, um sie zu realisieren, oder auch keine brennende wichtige Idee, dann kann man es auch einfach mal ein bis zwei Jahre sein lassen. Man hat ja keinen Markt zu bedienen, keine Inserenten, die regelmäßig auf ihre Ausstellungen hinweisen müssen, und deshalb ist es sehr frei. Allerdings kann die große Freiheit in der Realisation auch dazu führen, dass man sehr lange nichts macht. D21: Wo siehst du Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Projekten? OK: Das erste Stichwort, das mir wichtig scheint, ist die Niederschwelligkeit. Es gibt in der Kunstvermittlung mittlerweile eine offizielle Kunstvermittlung, die sehr pädagogisch ist [ Arbeit mit Schulen etc. ] und sich sehr oft an ein Fachpublikum richtet. Das finde ich super, aber daneben gibt es leider wenig gute niederschwellige Vermittlungsformate. Ich denke, es gibt beinahe nichts für ein Kunstmuseum, das es nicht machen sollte, um das Publikum für seine Sache zu begeistern. Das heißt nicht, dass man jedes Mal dafür sorgen muss, dass auch der letzte Idiot eine Ausstellung versteht, weil das eh nie zu schaffen ist, aber es geht zum Beispiel auch darum, dass jemand nur einmal ein positives Erlebnis in


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