Kult Dezember 2015

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. Dezember 2015.

kult ist die erste und mit dieser Ausgabe vorläufig die letzte Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

DIE SINNLOSIGKEIT 19. November 2015 Jelena Keller Irgendwann, etwa im Alter von 30, 40 oder 50 oder bei Krankheit oder Schicksalsschlag, wird einem bewusst, dass man dem Tod ein bisschen näher gerückt ist. Es ist nicht so, dass man ihn vermeiden oder ignorieren möchte. Man stellt sich derTatsache, dass der Tod unausweichlich kommt. Die Erkenntnis über die eigene Sterblichkeit führt, wenn positiv, dazu, das eigene Lebensmodell zu überdenken und zu ändern, im Negativen aber dazu, dass sich unendliche Sinnlosigkeit einstellt. Wozu weitermachen in dieser Einöde, wenn man sowieso stirbt? Was ist der Sinn des Lebens? Ist die Frage erst einmal gestellt, gibt es kein zurück aus der Gedankenspirale, die einen verzweifeln lässt, weil man als Mensch in der Regel dazu geboren wurde strukturiert zu denken. Reize fluten in unser Gehirn und verlangen danach verarbeitet, geordnet und konfiguriert zu werden. Zufällige Ereignisse, die wir nicht einordnen können, lassen uns hilflos fühlen, verzweifeln. Von Natur aus wollen wir uns und alles um uns herum erklären und somit beherrschen, weil wir uns auf diese Weise mächtig und handlungsfähig fühlen. Religiöse und spirituelle Menschen werden verschont vom Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit weil sie auf alle Fragen eine universelle Antwort haben: Gottes Wille, Gottes Wort. Es müssen also vor allem die logischen Denker sein, die mit ihren kreisenden Gedanken zu kämpfen haben, sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens begeben, nur um ständig feststellen zu müssen, dass es keine allgemeingültige, konkrete, einzig logi-

Famous Final Scene Minder befriedigend ist wohl der Gedanke, dass alles dieser Welt eine Kehrseite hat. Dass Liebe nur durch Verlust, Erfolg nur durch Niederlage, Glück nur durch Unglück und dass Leben nur durch Tod existieren kann. Wie machen wir also die Ungewissheit über den Sinn des Lebens erträglicher?

sche Antwort gibt auf die grösste Frage, die sich die Menschheit je gestellt hat. Therapeuten empfehlen düster denkenden und verzweifelten Menschen damit aufzuhören Fragen zu stellen, auf

REKLAME, DIE WIR GERNE ÖFTER SÄHEN, HEUTE: VW. 17. November 2015 Reinhold Weber. Auch wenn die Cowboys von drüben jetzt sauer sind, weil ihre FussballWM-Kandidatur den Hudson runter ging und deren Autoindustrie baden: wir bleiben dabei. Das war einer der besten Slogans, der je in der Werbung gefahren wurde. Ehrlich. Hochachtungsvoll: KULT. Das Zeitung.

die es keine Antworten gibt. Sie sagen, der Mensch müsse unbedingt, um frei von kreisenden Gedanken und glücklich zu sein, lernen die Ungewissheit zu ertragen.

Indem wir das tun, was wir meistens tun, wenn ein Gefühl unerträglich wird und man es überleben will: Bestmöglich ablenken. Dies geschieht im Falle der Frage zum Sinn des Lebens: indem wir so oft wie möglich sinngebenden Tätigkeiten nachgehen und somit die zermürbende Frage nach dem Lebenssinn vergessen. Was auch immer erfüllend für uns ist, ob wir nun kreativ sind, anderen helfen, einer Religion, einem Beruf oder einem Hobby nachgehen, Kinder gross ziehen, Leidenschaften entdecken: Solange wir aktiv daran beteiligt sind unsere kostbare Zeit trotz Verpflichtungen für uns individuell und sinnbringend zu gestalten – soviel ist sicher – werden wir uns die Frage nach dem Sinn des Lebens weniger stellen müssen. Weil wir abgelenkt sind damit, unserem Dasein Freude zu bereiten, uns gebraucht zu fühlen, uns zu verwirklichen mit Tätigkeiten, die uns einen Grund geben morgens aufzustehen. Bis wir irgendwann merken, dass unser Ablenkungsmanöver eigentlich zur langersehnten Antwort geführt hat: Wir haben den Sinn des Lebens in unserem sinnvollen Tun entdeckt. Machen wir es uns einfacher, indem wir die Frage anders stellen. Nicht WAS IST DER SINN DES LEBENS, sondern WELCHE TÄTIGKEIT GIBT MEINEM LEBEN SINN.

für alle, die auch in zukunft nicht auf kult verzichten wollen

Think in terms of bridges burned Think of seasons that must end See the rivers rise and fall They will rise and fall again Everything must have an end Like an ocean to a shore Like a river to a stream Like a river to a stream It's the famous final scene And how you tried to make it work Did you really think it could How you tried to make it last Did you really think it would Like a guest who stayed too long Now it's finally time to leave Yes, it's finally time to leave Take it calmly and serene It's the famous final scene It's been coming on so long You were just the last to know It's been a long time since you've smiled Seems like oh so long ago Now the stage has all been set And the nights are growing cold Soon the winter will be here And there's no one warm to hold Now the lines have all been read And you knew them all by heart Now you move toward the door Here it comes the hardest part Try the handle of the road Feeling different feeling strange This can never be arranged As the light fades from the screen From the famous final scene (Bob Seger – Famous Final Scene)

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich

5. Dezember 2015 Rainer Kuhn. www.kult.ch - 3 x täglich neu. Egal wo Sie sind. Ist übrigens schon seit 2009 so. Habens einfach noch nicht alle gecheckt. Drum bringen wirs hier mal.<

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Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Reinhold Weber, Alex Flach, Midi Gottet, Pete Stiefel, Christian Platz, Dominik Hug, Jelena Keller, Michèle Binswanger Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh.


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