Kultzeitung August 2013

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kult Die besten Blogs aus kult.ch. August 2013.

kult ist die erste Blog-to-Print-Zeitung der Schweiz: Unzensierte Kommentare zum täglichen Leben und dem, was sich in den Medien so abspielt.

die genialsten verbrecher der welt: falschparker Montag, 29. Juli 2013, 12:00 Von Dr. Dominik Hug. Es ist einfach immer wieder das gleiche. Seit einigen Monaten erlebe ich in meinem Wohnquartier dasselbe Szenario over and over again. Ich komme abends von der Arbeit, biege mit meinem Wagen in die Strasse ein und will eigentlich nichts weiter tun als zu chillen. Und schon aus hundert Metern Entfernung wird mir klar, dass mein Puls sich wieder in Mörgeli-mässige Höhen katapultieren wird. Denn, es steht mal wieder ein fremdes Fahrzeug auf meinem Privatparkplatz. Wirklich, es gibt Menschen, die nerven sich über jeden Scheiss. Anwohner, die verhindern wollen, dass ein Fussballstadion gebaut wird. Leute, die selbst das Geschrei eines Kindes am Nachmittag verteufeln. Raucher, die sich über die 20 Rappen Preiserhöhung ihrer Glimmstengel grün und blau ärgern. Doch, all das verblasst neben dem Frust eines Privatparkplatzbesitzers wie ich einer bin. Wie reagiert ein Bürogummi und Schreiberling auf diese Ohrfeige des Alltages? Nun, zu erst einmal mit aller Ruhe. Ich fotografiere das feindliche Fahrzeug, damit ich Beweise für diese Dreistigkeit für immer mit mir herumtragen kann. Dann folgt der Anruf bei der Polizei. Der lief in etwa folgendermassen ab. Polizei: Polizeiposten Blabla, Griezi.

Ich: Guete Daag, Hug am Apparat. Jä, i ha e chlises Problem. I bi Bsitzer vomene Privatparkplatz, aber do parkiert mol wieder so e fremde Fötzel druf. Was chani drgege mache? Polizei: Hmm, sie chönne en go Verzeige. Ich: Jä, denn wird är sofort abgschleppt oder wie? Polizei: Nei, aber denn bechunnt är e Buess. Ich: Okay, das isch jo scho mol öpis. Aber wie wird mir denn ghulfe? I mein, darf i dä Abschleppe loh? Polizei: S Auto vo dere Person darf nid beschädigt wärde. Sunscht sin sie Haftbar derfür. Ich: Aber dä parkiert uf mim Parkplatz. Also, uf mim Grund und Bode. Isch das denn so eifach tolerierbar? Polizei: Mir chönne do leider gar nid viel mache. Ich: Und wenn ich mi Auto grad näb mim Parkplatz due loh stoh? D Autos chönne no problemlos näbedra duure-

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: kitkat

Donnerstag, 6. Juni 2013, 10:59 | Von Dr. Reinhold Weber. Was ist denn das wieder für eine unmögliche Idee, ihr Kreativwichser von der Werbeagentur! Da setzen sich die Leute mit ihrem Arsch ja auf unser tolles Produkt. Mach mal eine kurze Pause mit kitkat - das versteht doch kein Mensch! Und überhaupt funktioniert TV Streifenanz_290x35_Kult_Unsere_Haltestelle_RZ:290 25.7.2013 15:15 besser. - Danke Néstle, dass ihr das trotzdem gemacht habt. Oder genau deshalb.

fahre. Polizei: Und chönnt die Person uf ihrem Parkplatz denn no wägfahre? Ich: Wohl nid. Polizei: Jä gsehn si, das wär denn Nötigung will dr ander denn nid abfahre chönnt. Schlussändlich würde mer denn IHR Auto cho abschleppe. Ich: Das isch doch jetzt e Witz oder? Also wenn jetzt öper eifach so uniglade in mi Huus chunnt, us em Kiehlschrank e Bier goht go hole und sich vor mi Färnseh setzt, denn chömme sie au nid oder wie? Polizei: Das wär natürli ganz e anderi Situation. Ich: Mit andere Wort, mir und au ihne sin d Händ bunde. Polizei: Jo leider. Das Gespräch endete dann aprupt. Mir kam dann die Idee, die mächtigen Gehirne meiner unzähligen FacebookFreunde zu konsultieren. Kult-Autor und evil Mastermind Christian Platz ver-

wies auf Schusswaffengebrauch. Weitere Kollegen auf Kreide, Fingerfarbe und Schnecken auf der Windschutzscheibe. Schlussendlich tatens dann auch einige Rollen Toilettenpapier. Ein Pyrrhussieg, denn spät nachts musste ich die Überreste meiner Racheaktion von Strasse und Parkplatz kratzen. Und, wenn du mal vom Regen durchnässtes Toilettenpapier von der Strasse gekratzt hast, fühlst du dich einfach nicht mehr so wie der grosse Gewinner. Auch als ich einige Wochen später wieder einen Falschparker bestrafen wollte, ging es beinahe in die Hosen. Der Fahrer dieses brandneuen Mercedes („ha en erscht vor drey Wuche kauft, gopf!“) hatte nämlich Angst um seinen Lack, verbrauchte ich doch eine ganze Flasche Rasierschaum und verzierte sein Auto nach bestem Wissen und Gewissen. Hätte es Lackschäden gegeben, wäre dies gehörig in die Hosen gegangen. Was lernen wir daraus? Falschparker sind die genialsten Verbrecher der Welt. Sie können nicht bestraft werden und stehen ständig under dem Schutz des Gesetzes. Wäre vielleicht die absolute Lücke im Rechtssystem der Schweiz für Edward Snowden. Privatparkplätze sind rechtsfreier Raum. Ich wünsche allen Falschparkern böse Träume, defekte Geburtstagsgeschenke und noch vieles mehr. Die Gerechtigkeit wird dereinst siegen!

djlöwe der woche

Dienstag, 30. Juli 2013, 08:08 Von Dr. Alex Flach. Derzeit ist es gerade hip sich über Hipster zu beschweren („Ich habe einem Hipster ins Bein geschossen, jetzt hopster“). Wenn uns auch Uhr Seite 1 bis dato nicht wirklich restlos klar ist,

wie man das Hipstersein in all seinem Facettenreichtum definiert, so hätten wir doch einen Vorschlag, wenn man der Hipster überdrüssig ist: Einfach ins X-Tra gehen. Da ist es lustig, da ist es nett und die DJs haben schöne Kontaktlinsen.

Digital Naives

London führt den „Pornofilter“ im Internet ein. Dabei ist der Name irreführend, da Pornoseiten die unwichtigste aller Zensuren sind. Aber der Titel verkauft die Zensur von allen Websiten, die einer Regierung nicht genehm ist viel besser als: „Filter für Websiten, die der Regierung nicht ins Konzept passen“. Deutschland prüft die Einführung dieser Regelung ebenfalls. Die Umsetzung ist einfach: Einfach dem jeweiligen Provider per Gesetz befehlen, die Website X vom Server zu nehmen, und fertig. Drum: Der Ruf nach Handlung wird laut. Nach dem „sich wehren“ gegen Regierungswillkür und internationalsozialistischen Faschismus. Nur liegt genau hier das Problem. Das Internet bringt schätzungsweise nur gerade mal 2% ihrer potentialen Energie auf den Boden der Realität. Die meiste Zeit all dieser Blogger und Forenaktivisten, Twitterer und anderen hyperventilierenden „Digital Natives“ geht nämlich drauf fürs Bloggen, fürs diskutieren am Computer mit Gleichgesinnten, fürs unablässige Twittern, fürs sich aufregen, Sachen teilen, fürs jubilieren darüber, wie stark und demokratisch das Internet ist, wie untötbar, und wie toll sie sich darin auskennen und bewegen können. Aber wenn die Provider auf Druck der Regierungen ihren Blog sperren, ihren Account löschen, ihre Website deaktivieren, dann nützt ihnen ihre Beweglichkeit in der virtuellen Welt nichts mehr, dann müssten sie aufstehen und raus gehen, auf die Strasse, vor die Regierungsgebäude, vor die Kasernen, sie einnehmen und die Verfassung wieder in Kraft setzen. Machen sie aber nicht. denn im wirklichen Leben reicht ihre Beweglichkeit grad mal dazu aus, zum Kühlschrank zu gehen oder, wenns schön ist, auch mal mit dem Laptop in den Park. Solange die Enrgie der Empörung über all das, was zurzeit Politisch, militärisch und wirtschaftlich abläuft im Internet verpufft, ist das Internet nichts anderes als ein äusserst vielschichtiger Vergnügungspark in den Köpfen ihrer „Natives“. Herzlich, Rainer Kuhn

seit 1997 Erscheinungsweise: Monatlich (12 x pro Jahr) Auflage: 20‘000 Exemplare Verbreitungsgebiet: Stadt Zürich Herausgeber: Kult GmbH, 8006 Zürich Chefredaktion: Rainer Kuhn Autoren: Marianne Weissberg, Nina-Britt Rauer, Vanessa Kunz, Reinhold Weber, Alex Flach, Henrik Petro, Midi Gottet, Christian Platz, Dominik Patrick Hug, Kaspar Isler, Rainer Kuhn Gestaltung: Fredy Heritsch Kontakt: rainer.kuhn@kult.ch http://www.facebook.com/kult.ch Kultzeitung, kult.ch, kultradio.ch sind Unternehmungen der kult gmbh. www.kult.ch/gmbh

Unsere Haltestelle im weltweiten Netz: www.facebook.com/zuerilinie


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kinder, das neue „nokia nostalgica“ ist da!

Mittwoch, 22. Mai 2013, 13:00 Von Dr. Midi Gottet. Mit leckerer GesichtserkennungsTechnologie, 160 Zeichen SMS-Beschränkung, WAP zum niemals brauchen und anderen lustigen Gadgets.

20 fragen zu deinem leben, die du dir täglich stellen solltest

Dienstag, 7. Mai 2013, 11:00 Von Dr. Henrik Petro Ist es Liebe – oder wieder nur dein Helfersyndrom? Wann warst Du das letzte mal glücklich? Ist es Liebe – oder deine Angst, alleine zu sein? Kannst Du überhaupt glücklich sein? Ist es Liebe – oder das befriedigende Gefühl, Macht über einen anderen Menschen zu haben? Findest Du deine Arroganz attraktiv? Ist es Liebe – oder einfach nur deine Komfort-Zone? War diese Lüge nötig? War diese Entschuldigung nötig? Was hält dich davon ab, einfach ehrlich zu sein? Hältst Du dich für etwas Besseres? Hältst Du alle Anderen für etwas Besseres? Wann hast Du aufgehört, dich selber zu lieben? Wann fängst Du wieder damit an? Warum glaubst Du, hast Du es nicht verdient, einfach so geliebt zu werden? Warum muss es sich jemand verdienen, von dir geliebt zu werden? Wenn jemand nett zu dir ist, warum behandelst Du sie/ihn wie ein Arschloch? Wenn jemand dich wie ein Arschloch behandelt, warum bist Du dann nett? Gibst Du jeder/m, die/der anständig fragt, auch immer eine Antwort? Muss ich das deiner Mutter petzen, damit sie dir die Ohren lang zieht?

aus ninas fiesbook

Mittwoch, 1. Mai 2013, 17:40 Von Nina-Britt Rauer Heute zum Thema „Schnäppchen“.

Seite zwei

hat aufgehört zu regnen. Mittwoch, 17. Juli 2013, 07:31 Von Dr. Rainer Kuhn Und er sass immer noch da, vor dem Fenster, und schaute hinaus, nicht weit, wie immer, bis an die Wand des nächsten Hauses, die sieht er jetzt ganz klar, die Scheiben sind sauber und die Sonne scheint. Ist er also doch noch gekommen, der Sommer, dachte er sich, ist er also doch noch gekommen. Er hätte jetzt rausgehen können, er hätte schon seit Tagen rausgehen können, an die Sonne, an den See, wie alle die sich freuten, dass der Sommer da war. Er aber sass hinter dem Fenster und schaute raus, wegen ihm, so dachte er sich, muss das Wetter nicht sein, es ist warm wenn die Sonne scheint und nicht, wenn nicht. Für ihn spielte das keine Rolle, sein Leben spielte sich drinnen ab. Nicht nur nicht draussen. Drinnen. Drinnen war seine Welt viel grösser als draussen, er dachte daran, dass er geträumt hatte, er habe gesehen, dass alles, was wir über unser Sonnensytem wissen, falsch ist, dass die Sonne eigentlich ein Komet ist, und die Planeten und die Sterne und die Monde und die Erde, einfach alles, waren nur Teilchen im Schweif, Teilchen die es rumschleudert, nach einem gewissen

Muster zwar, wie alles im Universum, aber im Grunde genommen schleudert es einfach. Und dann ist er aufgewacht und wusste, dass er es wusste. Er wusste, dass es zwar ein Traum war, aber ein wahrer, einer von denen, die einem für einen kurzen Moment einen flüchtigen Blick auf dass Allwissen erlauben. Er schaute also zum Fenster hinaus, zur Sonne, und dachte sich, aha, du bist also ein Komet. Und wir hocken auf einem

der Teilchen, das es in deinem Schweif herumschleudert. Kein Wunder, dachte er sich, dass hier alles aus den Fugen gerät auf der Erde, es schleudert uns ja auch ganz schön herum, so im Schweif dieses Kometen. Und er lächelte, den er hatte eine Erklärung gefunden, eine Erklärung, weshalb die Welt grad völlig durchdreht, eine Lösung hatte er nicht, aber eine Erklärung, und er war zufrieden damit.

hört endlich mal auf, euch für euer leben zu entschuldigen, ihr memmen! Dienstag, 14. Mai 2013, 08:08 | Von Dr. Rainer Kuhn Der Höness auf allen Vieren, bittet um Vergebung, bereut, macht sich selber fertig. Weil er ein bisschen was nicht versteuert hat. Ich schreibe drum „ein bisschen was“, weil im Verhältnis zu dem, was er an Steuern so alles bezahlt hat, was er mit seinen Charitys bewirkt hat und was er mit seinem Verein Millionen von Leuten Spannung und Freude abliefert, grad mal ein Vogelscheiss ist. Emil kommt hervor, jaja, ich hab da mal eine gehabt und dann hats was Kleines gegeben, einen Sohn, tut mir leid.. ja Herggottnochmal! Ist doch was Schönes, Leben geschenkt, ok, die Umstände, aber soll er sich jetzt dafür entschuldigen? Dass er ein Mensch ist? Und sich auch dann und wann mal so verhält? Und nicht nur so tut, auf der Bühne? Gehts um Geld oder um Sex, wird niemandem verziehen, der in der Öffentlichkeit steht. In Sachen Geld und Sex muss einer korrekter sein als der Durchschnitt der Menschheit. Sonst wird er abgeschossen. Wenn er sich in

Selbstvorwürfen suhlt, vielliecht nur abgeschrieben. So ein scheiss. Ich hab kein interesse an Vorbildern, die perfekt sind. Weil sie mich täglich an meine eigene Imperfektion erinnern. Ich will einen Vereinspräsidenten, der sich mal verzockt wie alle, einen Komödianten, der mal nicht lustige Dinge erlebt, Bundesräte, die sich an einem Volksfest besaufen und sich prügeln, Tagesschausprecher, die sich versprechen, Fussballer, die schwul sind, Ich will Menschen sehen, nicht Abziehbildchen, Polizeidirektoren, die auch mal rechts überholen, Nationalrätinnen, die auch mal kiffen, solche Leute halt, Leute wie du und ich, Leute, bei denen man dann sagen kann: Ach was solls, machst ja eigentlich einen guten Job, schwamm drüber und weiter. Aber nein, jedes Nasenbohren wird zum skandal hochgeschrieben, die Nasenbohrer müssen sich entschuldigen, bereuen, sich in eine NasenbohrerEntzugsklinik anmelden und auf die Mutter Gottes schwören, dass sie sich nieniemehr dermassen gehen lassen werden.

Die Welt wird nicht besser, wenn man nur noch Leute in Führungspositionen hat, die sich asketisch im Griff haben. im Gegenteil. Das einzig unperfekte an einem Menschen ist sein Drang zur Perfektion. Wer ihm nachgeht ist zum Scheitern verurteilt. Ganz einfach, weil es sie nicht gibt.

wo liegt eigentlich seine bikinizone? Freitag, 7. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Marianne Weissberg Jetzt haben Sie aber gehirnt, stimmts? Und es trotzdem nicht herausgefunden! Ist auch schwierig, weil nur auf meinem mächtig männerfeindlichen Mist gewachsen. Hier des Rätsels Entblössung: Seine Bikinizone liegt unten UND oben: Es sind seine Hoden & sein Hirni. DAS sind nämlich des Mannes Tabuzonen! Man könnte sie sehr gut mit der ominösen Bikinizonen der Frau vergleichen: Alle munkeln diesbezüglich, trotzdem tappt man im Dunkeln. Erstens bei seiner Tabuzone Hirn. Wir Frauen denken, dass es daran denken sollte, sich rückzumelden, aber das Hirn mauert: „Ja nöd drin rumgrüble. Dänke dänk nüüt! Zweitens: Die Hoden, weil sie so herzigdoof aussehen beim Herumbambeln und trotzdem skandalös tabuisiert werden. Die zwei sämig gefüllten Glücks-

kugeln sind ja schlimm vernachlässigte Zone. Frauen haben keine Ahnung, was mit ihnen anfangen. Grad gschtabige Zwingli-Schicksen sind nur schon vom WORT Schwanz heillos überfordert. Frage: Wieso werden Hoden eigentlich nicht genauso publikwirksam promoted wie… Brüste. Die Frau könnte ja den Mann wahnsinnig glücklich machen, wenn sie beim Sex nicht raffiniert ahnungslos an den putzigen DoppelAccessoires vorbeikurven würde. Sind

doch kein Dings aus dem Sumpf! (äh, manchmal schon*). Was jetzt aber als noch nicht ganz hoffnungslose Zürizwätschge mit der Hode tun? Ich bin sicher, ER wüsste, was: Fragen Sie ihn, den Kollegen, den Liebsten, den Scheff, denjenigen, der jetzt gerade neben Ihnen herumsteht, also wen auch immer, was er damit macht, wenn er es sich selbst macht! Das tut jeder. Dann geben Sie ihm für die Info als Instant-Belohnung einen 1A-Blowjob. Wie das geht, lernen Sie gratis auf dem ominösen youporn-Kanal, da konnte auch Ihre Chutzpelady Dr. Weissberg noch ganz viel abschauen: vorallem die zwinglianisch fleissige Arbeitsmoral im Bett – ächz! *Bitteschön, hier das Gegen-Mittel: www. youtube.com/watch?v=n2Jy90PDiSA Fotis: ein paar schöne Closeups


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Seite drei

hellelujah! Freitag, 10. Mai 2013, 14:00 Von Dr. Christian Platz Im Haus auf dem Hügel in der guten Stube hocken, die wie ein Ritualraum des orientalischen Templerordens ausschaut. Mit Lara. Sie trinkt Gin Tonic. Ich trinke Whisky. Sie trägt ihre Bullet Playsuit. Ich trage einen Stetson. Auf einem filigranen Tischchen, geschaffen aus längst ausgerottetem Tropenholz, brennt eine dicke rote Kerze, welche in Form eines Apfels gegossen wurde und mich immer an das Schneewittchen gemahnt, das einst so schön gestorben und wieder auferstanden ist. Die Luft ist geschwängert. Von Weihrauch und allerlei Tabakgewürzen. Aus der Anlage dröhnt die herrliche neue CD des grossen Blues-Harp-Maestro James Cotton, der ja einst auch auf jenen legendären drei letzten Platten von Muddy Waters mitgespielt hat, die in den späteren 1970er Jahren von Johnny Winter produziert worden sind - und zum heiligen Kanon des Blues gehören. Wir wollten ursprünglich etwas ganz anderes machen, gerieten aber unversehens in eine Diskussion, die – mit dem Voranschreiten der Zeit - immer ballistischere Formen annimmt. Lara sagt, mit scharfer, schroffer Stimme: „Du kannst nicht behaupten, dass du an überhaupt nichts glaubst. Das ist nur wieder so eine verlogene pseudocoole Ausrede. Alle Menschen glauben an irgendetwas. Sag’s mir jetzt! An was glaubst Du? Wenn ich keine Antwort erhalte, bleibt die Schlange heute Nacht gaaaaanz sicher im Terrarium...“ Ich hirne verzweifelt. Ich will doch jetzt nicht nachdenken, sondern die arme Schlange mal wieder ein bisschen an der Freiheit schnuppern lassen. Da schlägt plötzlich die Inspiration zu. Aus

wenn ihr eure Nächsten beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet, denn wer dies tut, steht am Ende zumeist als Sieger da. Freut euch und jubelt: Euer Lohn in diesem einen und einzigen Leben, das ihr habt, wird beträchtlich sein. Denn dergestalt wurden schon vor euch die Würdenträger der meisten Weltreligionen reich und mächtig.“ Lara ist so halb zufrieden mit mir. Weil ich, das glaubt sie wenigstens, ihr immerhin gesagt habe, an was ich glaube. Der Inhalt meines - wie automatisch gesprochenen - Bekenntnisses gefällt ihr allerdings weniger. Sie findet, dass ich wieder mal eine Haufen, ja einen

dem Nichts. Es ist, als würde gar nicht ich sprechen, sondern jener grosse kosmische Bauchredner, als dessen willfährige Puppe ich nun agiere. Ich sage also - gleichsam wie hypnotisiert - mit fester lauter, ja singender Stimme eine Handvoll Glaubensgrundsätze daher, es ist, als würde ich Sätze aus einem halbvergessenen alten Buch rezitieren: „Selig sind die Reichen; denn ihnen gehört das Allermeiste hier auf Erden. Selig sind die Ignoranten; denn sie schreiten so leicht durchs Leben - wie ein heisses Messer durch ranzige Butter fährt. Selig sind die Gewalttätigen; denn sie setzen sich überall durch. Selig

schweinerei

regelrechten Berg Scheisse erzählt hätte. Aber am Inhalt klebten ja keine knallharten Bedingungen, lediglich das Sagen stand zur Debatte. Die Schlange darf also raus aus dem Terrarium - und sich im ganzen Haus auf dem Hügel austoben. Danke, grosser kosmischer Bauchredner! HELLELUJAH!!! Coda. Es ist spät geworden. Die Schlange schläft wieder friedlich in ihrem Terrarium. Sie träumt von jenen warmen, heimeligen Höhlen, in die sich Schlangen so gerne verkriechen. Auf ihrem Freigang hatte sie ein Höllengaudi. Lara ist wieder ganz freundlich, ganz sanft. Sie flüstert: „Thanks for the sermon, preacher man.“

sind jene, die schlemmen und saufen, gemäss den Bewertungen namhafter Gastronomieführer; denn sie werden unendlich geniessen und satt werden. Selig sind die Rachedurstigen; denn sie haben konkrete Ziele vor Augen. Selig sind jene, die über eine schmutzige Phantasie verfügen; denn sie werden nicht vor lauter Langeweile sterben. Selig sind jene, die Kriege anzetteln; denn sie werden den Beifall und die Bestechungsgelder der Rüstungsindustrie ernten. Selig sind alle, die von der allgegenwärtigen Ungerechtigkeit profitieren; denn sie werden immer ein gutes Einkommen haben. Selig seid ihr,

partyseelöwen der woche

K: „Keine Ahnung, das jedenfalls für den Grill.“ C: „Sie machen daraus Hamburger..?“ K (misstrauisch): „Nnnein, dann hätte ich doch Hamburger verlangt..?! Einfach für auf den Grill!“ C: „Dann Hackbraten? Oder Cevapcici..?“ K (ungehalten): „Versuchen Sie mir etwas aufzudrängen, was ich gar nicht will?“ C: „Selbstverständlich nicht!“ K: „Und warum geben Sie mir nicht einfach das Hackfleisch für auf den Grill?“ C: „Weil... nun ja, weil man Hackfleisch nicht einfach so auf den Grill tun kann!“ K: „Aha. Soso. Ist das Ihre Art mir zu verstehen zu geben, dass Sie mich dumm finden?“ C: „Aber nein, ganz sicher nicht, es tut mir leid...“ Freitag, 14. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Henrik Petro Kunde: „Guten Tag, was haben Sie in Aktion?“ Charcutier: „Schweinefilet sowie Schweinssteak mariniert.“ K: „Und was ist billiger?“ C: „Das Schweinssteak mariniert.“ K: „Und was ist teurer?“ C (geduldig): „Das Schweinefilet. Was darf es nun sein?“ K: „Dann nehm ich einen Zigeunerspiess bitte.“ C (irritiert): „Äh, wie Sie wünschen. Kommt noch etwas anderes hinzu?“ K (blickt suchend umher, auch nach oben): „Nein, ich sehe nichts... kommen.“ C: „Ich meine, ob Sie noch etwas anderes möchten..?“ K: „Ach soo... ja, äh, ja genau: Hackfleisch...“ C: „Rinds oder Dreierlei?“

K: „Ja? Scheint mir nicht so. Ich glaube ich muss mal mit meinen Freunden vom Kassensturz reden.“ C: „Wie? Nein, dann hier, nehmen Sie das Steak... es geht aufs Haus!“ K: „Nur ein gammliges Steak bin ich Ihnen wert? Ich glaube meine Ex, die beim Beobachter arbeitet, würde da gerne darüber schreiben...“ C: „Also gut, hier das Filet, und jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Tag!“ K: „Oder noch besser, ich schreibe eine Gastkolumne auf kult!“ C (stutzt, seine Unterwürfigkeit verwandelt sich in Sekunden in offene Agression): „Kult? Her mit dem ganzen Scheiss. Sofort. Du hast hier ab sofort Ladenverbot. Lebenslang.“ K: „Aber... aber ich...“ C: „Nix aber, raus hier, du Penner, sonst landest du selber auf dem Grill – und zwar feingehackt!“

Dienstag, 25. Juni 2013, 08:11 Von Dr. Alex Flach Diese beiden Wonneproppen hier stehen hinter dem Cosmo, das am kommenden Wochenenden dort eröffnet, wo bis dato das Rex Populi war. Wobei das Rex Populi unter der Woche auch nachher immer noch das Rex Populi ist: Nur am Wochenende heisst es künftig Cosmo. Er rechts im Bild heisst Sebastian Burgstein und ist ein wahres Chreisvier-Original - grossartiger Kerl. Er links heisst Quentin Caminada und hat sich bis anhin durch lustige Events mit Käfigen und ultraviolettem Licht hervorgetan. Raphi Nogara (Vanity) mischelt da auch noch mit, aber der

hatte auf dem Foto nun wirklich keinen Platz mehr. Auch wenn er nach einem exzessiven Hardcore-Training mittlerweile aussieht wie Kate Moss. Wir haben kurz zusammengefasst worum´s beim Cosmo / Rex Populi ab sofort geht. Respektive; wir haben einfach die Email rauskopiert. FR 17.00-SO 20.00 OPENING hervorheben preiswerter, guter food 24h am weekend (von egli-knusperli bis zuchtkaviar fuer 49.-) 24h FOOD hervorheben weltstadt flair in der limmatstadt (gibts sonst nur in metropolen, einzigartig für zh) mischung zwischen jung und alt mischung zwischen chreis cheib und

alteingesessenem Züriberg immer djs und lounge/club atmosphäre mit light show das rex weicht NUR am wochenende dem COSMO kein CLUB, nicht zu laute musik, kein eintritt trotzdem nichts für langweiler gastronomie hat oberste priorität (qualität food, service, ambiente, drinks etc.) weltoffen (alle friedlichen menschen sind willkommen - chreis 4 halt! musikalisch deephouse, newcomer djs bis stadtbekannte grössen erfahrung mit sebastian burgstein in der küche und mit quentin caminada ein jungen, innovativen mann als gastgeber


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ich weiss, dass es der teufel ist

Seite fünf

fussballfans sind terroristen! Samstag, 11. Mai 2013, 12:28 Von Dr. Dominik Hug Die Auffahrtsbrücke sollte eigentlich gut beginnen. Nach einem harten Arbeitstag gemütlich mit Freundin im Arm vor dem TV das Auswärtsspiel des FC Basel gegen den Erzrivalen FC Zürich schauen. Und hätte ich mich eher aufregen sollen ab den drei Toren für die Stadtzürcher, so richtete sich mein Zorn eher in Richtung Moderation. Sascha Ruefer, ansonsten ein ganz witziger Moderator (wir lassen ihn mal in dem Glauben witzig zu sein), meinte mal wieder, er muss den starken Arm der Vernunft markieren. Die bösen Pyros, die da wieder gezündet werden. Todesstrafe für alle! Verbrennt sie! Brecht ihnen die Beine! Gut, Ruefer sprach diese Sätze nicht aus. Aber nicht weniger hetzerisch fand ich die Wirkung seiner Worte. Sind wir Fussballfans denn alle Terroristen? Klar, es herrscht ein Pyro-Verbot. Und ja, ich finde es auch scheisse, wenn einer eine Elle von meinem Hinterkopf entfernt eine heisse Fakel zünden würde. Aber, kann das SRF nicht in der Lage sein, diese „Bubenstreiche“ (wenn der Fritzli ein Öpfeli klaut ist er auch noch kein Terrorist, auch nicht wenn Fritzli dem Karli eins an den Bötsch haut, und auch nicht, wenn der Fritzli dem Karli den Finger mit einem Feuerzeug verbrennt...) mit einem zwinkernden

Donnerstag, 23. Mai 2013, 08:00 Von Dr. Christian Platz Mein Handy vibriert. Mein Schätzchen hängt in der Leitung. Ohne Begrüssung schiesst sie los: „Ich habe Sehnsucht nach Dir. Komm endlich nachhause, du schrecklicher Mann! Du hängst immer in der Gosse rum, bist Stammgast in allen Bars. Jeder, der dir einen Schnaps zahlt, ist dein bester Freund. Ich weiss bald nicht mehr wie du aussiehst. Ich weiss bald nicht mehr, ob ich dich liebe – oder hasse.“ Da sag ich: „Liebes Schätzchen, ich komme doch bald nachhause...“ Sie fällt mir ins Wort, tränenerstickte Stimme: „...das sagst du immer – und dann lässt du mich doch wieder alleine. Mutterseelenallein... Du vertröstet mich ständig... Du lügst mich immer rabenschwarz an... Du fickst mit anderen Weibern. Das ist nicht mein Leben. Ich kann nicht mehr!“ Und am Ende kommt’s dann – wie es halt kommen musste. Mein Schätzchen lässt mich fallen, ich kann’s ja so gut verstehen. Es hätte alleine an mir gelegen, die Sache wieder zu richten. Doch der Satan führt mich an seiner Hundeleine. Und er will mich runterziehen. In die Tiefe, wo die Schatten wohnen. Ich weiss doch, dass ich ein Penner

bin, meistens betrunken und abgrundtief schlecht. Mein Schätzchen bringt’s knallhart auf den Punkt, die Lady hat ganz klar Recht. Aber ich kann halt nicht anders. Tausendmal habe ich schon versucht den Kurs zu ändern. Ja, ich weiss es ist der Teufel, der mich im Kreis rumführt. Pech und Schwefel hängen in der Luft. Der Abgrund öffnet sich. Direkt unter meinen Füssen. Die Schatten warten

das muss man haben: bettwäsche, die exakt auf den haut-ton angepasst wurde

Donnerstag, 16. Mai 2013, 20:00 | Von Dr. Midi Gottet. Weil‘s offensichtlich eine prima Stimmung erzeugt.

Auge zu kommentieren? Oder zumindest nicht andeuten, dass die Fussballfans eine Bande von Idioten oder Schwerverbrecher wären. Vorallem, da das Schweizer Fernsehen in der Vergangenheit noch gerne von der tollen Stimmung in den Stadien redete, wenn die Fans schrien, Fahnen schwenkten, tolle Choroes organisierten - und halt ihre Fakeln zündeten. Lieber Fussballverband, gopfderdeggel, gebt den Fans doch zumindest

wieder die Möglichkeit, wieder legal Pyros zünden zu dürfen. Oder wollt ihr dereinst echt Stadienstimmung wie während eines Tennismatches? Wollt ihr den Tod des Schweizer Fussballs? Wollt ihr emotionsloses Gekicke? Wollt ihr nur noch korrekte Ruefers und langwilige Wylers in den Stadien sehen? Und nun, Herr Ruefer, ich hoffe, Ihre verbalen Entgleisungen gegenüber uns Fans haben nun ein Ende gefunden. Ich behalte Sie im Auge.

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: NORMA

Sie das verstanden oder müssen wir Ihnen eine Zeichnung machen?

amerikanisches postkartenrätsel: finden sie die verdächtigen begriffe! Donnerstag, 13. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Kaspar Isler Jüngst veröffentlichte das US-Heimatschutzministerium eine Liste mit Begriffen, die uns in den Augen von Uncle Sam potentiell verdächtig machen. Ich mag es generell sehr, wenn mir jemand das Schreiben vorschreiben will -und halte mich drum per sofort daran, die über 370 suspekten Begriffe wie Wurm, Mexiko, Wolke, Wellen, Eis, Schnee, helfen, Grippe, Flughafen und Flugzeug tunlichst zu vermeiden.Ehrlich. Als Beweis dafür eine Postkarte, die ich aus meinen Ferien an meine Mutter geschickt habe. Kleines Rätsel für

besonders geneigte Leser: Finden Sie die verdächtigen Begriffe. Liebes Mami, Hier in „Du weisst schon wo“ ist es sehr schön. Ich liege bei «Du weisst schon was“-freiem Himmel am Strand, lausche dem Rauschen der „Du weisst schon was“ und trinke einen «Du weisst schon was“-Tee. Ist hier schon mehr mein Ding als die mit „Du weisst schon was“ bedeckten Alpen in der Schweiz. Ich hoffe die Medikamente haben „Du weisst schon was“ und deine „Du weisst schon was“ ist mittlerweile auskuriert. So jetzt muss ich auch schon wieder los,

um rechtzeitig am „Du weisst schon was“ zu sein, um mein „Du weisst schon was“ zu erwischen. Von meinem Ferien-Flirt habe ich mich übrigens wieder getrennt. Die dreckige Bombe hat einfach zu viel Terror gemacht. In inniger Liebe, Dein Sohn.


Wir tun alles f端r die besten Chips.

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ein biotop des teufels

Freitag, 17. Mai 2013, 09:58 Von Dr. Christian Platz Lange schon blättert die Farbe in ansehnlichen Flocken von der Wand ab. Der Anstrich ist müde geworden, sooo müde. Wie alles hier. Die Vorhänge altersgelb. Fadenscheinig. Immerzu geschlossen. Aus dem Wasserhahn tropft es unentwegt auf das - schon seit Wochen im Waschbecken lagernde - ungewaschene, verkrustete, angeschimmelte Geschirr: Ein Biotop des Teufels. Aus dem vorsintflutlichen Radio, es steht schlecht gelaunt in einer dunklen Ecke, dringt leise ein Lied, das schon seit Jahrzehnten keine Sau mehr hören will. Und auf dem Balkon verfault an der Sonne ein toter Aquariumsfisch. Er liegt auf einem braunen Stoff-Taschentuch mit Monogram: „JCB“. Mächtige Stapel von alten Zeitungen. Überall. Aktuelles aus verflossenen Zeiten. Hier: kolorierte Fotos von ansonsten splitternackten Damen, die immerhin Schlips und Zylinder tragen - sowie kniehohe Schnürstiefel, die gleichzeitig Schlittschuhe sind. Dort: fröhliche frivole Magazine. Prall gefüllt mit verdorbenen Mädchen aus der guten alten Zeit. Im Rahmen einer Weltreise erstanden. Im Jahr des Herrn 1961. Diese Fotomodelle wohnen heute bestimmt schon lange im Pflegeheim. Oder sogar auf dem Friedhof. Eine Einladung zu einem Klassentreffen liegt auf dem Tisch im Wohnzimmer, der von fauligen Speiseresten, Rechnungen, Mahnungen übersäht ist: „60 Jahre Klasse 8C“. Ernste

Kinderaugen starren dich an, wie durch einen Nebel aus Zeit, auf einem vergilbten Schwarz-Weiss-Foto, das dem Einladungsschreiben beiliegt, angeheftet mit einer rostigen Büroklammer. Eine Ukulele mit zwei Saiten drauf... Schimmliger Käse und hartes Brot... Gelbe und blutrote Flecken auf einem durchgelegenen Bett... Fragmente einer Welt von gestern. Die Wanduhr steht still. Ein grosser leerer Vogelkäfig verstaubt auf der Kommode mit der Glastür, über die sich ein Spinnennetz aus Sprüngen spannt. Die Bewohner der Volière, Hansi und Goggi, sind längst ausgeflogen. In jenen posthumen Himmel, wo dich auch gestutzte Flügel hintragen, in die Arme des allmächtigen Haustiergottes nämlich. Und dort drüben - das verblichene Ölbild mit der Landschaftsszene – Segel, Sonne und Meer. Ein Meer von Tränen – und kein Rettungsring. Nur ein Pferdchen aus Muranoglas... ...und aus dem Herd in der Küche strömt – statt Flammen – nur Gas. Pur. Das trübe Licht in der Wohnung flackert für einen Moment. Und erlischt. Die Sicherung hat den Geist aufgegeben. Er wusste ja schon lange nicht mehr, wo er hingehört. Er wusste ja schon lange nicht mehr, was er hier eigentlich noch tun soll. Früher, ja früher, da war das Leben von Liedern und Farben durchwirkt gewesen. Jetzt ist alles grau und still. Bis auf diesen unentwegt tropfenden Wasserhahn. Und ein letztes müde Röcheln, bevor es hinab - in die Hölle - geht.

neulich beim walter white-casting

Freitag, 7. Juni 2013, 17:00 Von Dr. Midi Gottet. «So, meine lieben

Magermilch-Heisenbergs. Ihr wart alle grossartig. Doch nur wer jetzt auch noch mit einer Diagnose für Krebs im Endstadium aufwarten kann, kriegt den Part in «Breaking Bad - The Musical». Niemand? Okay. Freiwillige? Okay. Dann fragen wir mal Angelina Jolie ob sie sich einen Ziegenbart wachsen lassen kann. Danke, ihr könnt euch jetzt rasieren und direkt rüber zum «Ghandi war in Wahrheit eine fiese Ratte»Casting.»

Seite sieben

mein fleisch und blut sitzmuster hässliche unfreundliche Ziehen, ich der woche Samstag, 8. Juni 2013, 11:25 schaute mich an und hatte diese weisse

Von Dr. Vanessa Kunz Ich war dürr, blass, nein, blau und weiss, knochig, krank. Aber glücklich. Oder hatte Glück. Das Blut blieb mir die ganze Zeit stecken. Meine Knie waren breiter als die Schenkel, verformte Stämme aus Ablagerung und Kalk. Ich schlug mich dann hie und da am Kopf, liess mich gegen die Bettkante fallen und schaute dann ohnmächtig Kopfkino in Neon. Das richtige Programm in der Glotze ist ja nicht auszuhalten. Ich machte meine Augen zu und alles was ich sah, waren diese schönen Muster, die ich genauso sehen konnte, wenn ich mit meinen Fingern zu fest gegen meine geschlossenen Lider drückte. Nur tat diese Art es zu tun weniger weh. Und zeitlich hatte ich auch mehr davon. Aber dieses Kind wollte mir ja diese Zeit stehlen. Ich war gar nie in anderen Umständen gewesen, hatte es mir vielleicht ein-, zweimal überlegt, in den schwachen Momenten, es zu versuchen, aber mehr aus Langeweile und Hilflosigkeit, wegen ihm, weil ich dem Alter nicht hätte wegrennen können. Ich war nicht rund. Ich war nicht darauf eingestellt. Plötzlich waren da auf einmal diese grässlichen Schmerzen unterhalb des Nabels, zu Anfang fand ich’s schlimm, und dann, als das Stechen weiter runterrutschte, wollte ich, dass es nie mehr aufhörte. Ich wollte, dass dieses Messer mich entzweit. Aber dann hörte es auf und es zog, es zog so fest, ich dachte meine Gedärme werden durchs Freudentor gestossen, von jemandem, der die letzten Tropfen meiner Heiligkeit retten wollte. Ich lag da, saftlos, auf dieser Pritsche, keine Sau war hier, nur ich und dieser hässliche unfreundliche Geruch und dieses

Schürze um mich, Beine gespreizt. Dieses Ziehen, es war die Schnur, welche von der Bühne runterhing, befestigt an mir, befestig an diesem neuen Ding. Es hätte auch der Seeteufel vom Mittag sein können, der jetzt da 1 paar Zentimeter über dem Boden hin und her schaukelte. Festgemacht an dieser Schnur, die auch meine war. Ich hätte ihn so was wie Eduard genannt, diesen Fisch, dieses Dings, dieses neue Leben. Aber das neue Leben machte keinen einzigen Anschein zu leben. War bewegungslos. Lag einfach da, kurz vor Schiffbruch, wie Kunst. Ich erlöste mich vom Seil, von dieser Schnur, vom Rumgeziehe, hatte ja nichts mehr zu verlieren. Die Nacht hatte mir das unschuldige Mädchen sowieso schon genommen. Eduard schlug dann auf dem Boden auf, wie ich, wenn ich mich an der Bettkante stiess. Er hatte vorhin schon nicht viel gesagt, also eigentlich nichts, der liebe Eduard, der liebe leblose Eduard, so glaubte ich, und jetzt sagte er auch nichts, nachdem die Schnur uns geteilt hatte. Vielleicht spricht er nun für eine ganze Weile nichts mehr. Heulen tat er auch nicht. Weder zappelte er, noch schrie er. Er war einfach ein hässlicher Seeteufel und weil er so atemlos ruhte auch bereit fürs Museum. Ich war froh, ich hatte also keine weiteren Verpflichtungen, stellte dieses Ding, den Eduard, ins Bücherregal und gesellte mich zum wöchentlichen Saufgelage. Auch wenn widerlich und schönheitslos, ich war neidisch auf diesen kleinen, wüsten Seeteufel. Weil niemand mehr auch nur einen Stutz ausgeben würde um mich in der Hauptrolle zu sehen. Aber dieses frisch gepresste, entseelte und formlose Ding möge eine Berühmtheit werden.

Mittwoch, 12. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Alex Flach Diese Woche verzichten wir auf grosse Köpfe, schlechte Frisuren, Männer-Make Up, gezupfte Augenbrauen, DanebenLabeling, Sonnenbrillen im Club und auf alles andere, das Partylöwen auszeichnet. Dafür beweisen wir, dass nicht nur Clubber stilistische Verbrechen begehen können, sondern auch Innenausstatter von öffentlichen Verkehrsmitteln, wobei die eigentlich, im Gegensatz zu Clubbern, immer daneben greifen. ...ausser vielleicht der, der die neuen Hess-Busse mit den uniblauen Sitzbezügen ausgestattet hat. Die sind noch hübsch. Für Sitzmuster, zumindest. Eine längst überfällige Seite: www. sitzmusterdestodes.com/

mal eine andere hauswand

Montag, 5. August 2013, 08:00 Von Dr. Rainer Kuhn. Und er er dachte sich, vielleicht sollte er mal wegfahren, mal eine andere Hauswand anschauen, oder das Meer, und dann sass er am Strand und schaute hinaus, er war überrascht wie weit es sich da hinausschauen liess, weiter noch als beim Himmel. Er dachte daran, dass wenn jetzt die Sonne mal richtig furzen würde, dann bekäme das Meer das gar nicht so mit, ein bisschen Zischen vielleicht, wegen der Hitze, nicht wie die z.B. eine Hauswand, die würde umfallen. Die Erde würde sich weiterdrehen, ein bisscehn anders vielleicht, schneller, oder langsamer, oder mal in die andere Richtung, das wär ihr egal, aber allem was drauf ist nicht. Schiffe, Häuser und

ihre Wände, Menschen, Tiere, Flugzeuge, eine ganze Menge würds einfach umhauen, vielleicht ein paar nicht, die fangen dann wieder von vorne an, vielleicht auch nicht, der Erde wäre das immer noch egal. Und er dachte sich, dass alle immer denken, alles sei immer so tief, so deutig, dabei ist es vielleicht gar nicht tief, vielleicht ist es einfach eine flache Schachtel, einfach ein Stück Leben halt, das passiert einem einmal, da war vorher nichts und nachher wird auch nichts sein. Nichts von „Vorleben“und „Wiedergeburt“ und mal Kleopatra gewesen sein, kein Highlander-Feeling, kein jüngstes Gericht, nichts, nein, einfach ein Leben und fertig. Und dann dachte er sich, dass das ganze Friedenszeugs einen Sinn hat, nämlich den, die Menschen ruhig zu stel-

len, damit sie die da oben nicht einfach abknallen, wenn die einen Scheiss machen, sie versklaven wollen oder sie an andere Interessen verkaufen. Vielleicht gibt’s gar kein Scheisskarma, vielleicht ist alles nur eine Show für die, die in diesem ganzen Ich-hab-den-grössten“und „Ich-hab-den-geilsten“-Spiel nicht mitmachen wollen. Und er sass also da am Meer, schaute in die Weite und sehnte sich nach seinem Zuhause, nach der Hauswand vor seinem Fenster, manchmal regnets, manchmal nicht, das muss so sein, das war schon immer so, man muss nicht viel überlegen, wenn man grad eine Hauswand vor dem Fenster hat. Am Meer, da wo man weiter sieht als beim Himmel, da wird alles irgendwann plötzlich so unsicher.


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August 2013

tatwaffe höflichkeit

Dienstag, 11. Juni 2013, 08:00 Von Dr. Henrik Petro Polizist: „Guten Abend, Lüscher ist mein Name, Kantonspolizei Zürich, Routinekontrolle. Darf ich Führerausweis und Fahrzeugpapiere sehen?“ Autofahrer: „Wenn Sie so charmant und nett fragen, wer kann dazu schon nein sagen? Die Uniform steht Ihnen übrigens gut!“ P (streng): „Haben Sie Alkohol getrunken?“ A: „Ja, auch schon mal.“ P (genervt): „Ich meine heute Abend?!“ A: „Ich weiss nicht. Hat es in einem Hugo Alkohol drin?“ P (siegessicher): „Ja natürlich! Wieviele hatten Sie denn?“ A (fröhlich): „Keinen.“ P (irritiert): „Hä?“ A: „Ich hab nur Mineralwasser getrunken.“ P (sauer): „Und was sollte die Frage mit dem Hugo?“ A: „Ach, es hat mich einfach Wunder genommen.“ P (skeptisch): „Haben Sie irgendwelche Drogen konsumiert?“ A: „Legale oder illegale?“ P (ungeduldig): „Spielt doch keine Rolle! Also?“ A: „Was wäre denn die Klügere Antwort?“ P (fassungslos): „Keine. Sie bekommen auf jeden Fall Ärger. Blasen Sie mal hier rein!“ A: „Okeh! Pfffftt...“ (Pieppiep...) P: (enttäuscht): „Hm, 0 Promille.“ A: „Ist das gut?“

P (streng): „Und jetzt öffnen Sie den Mund, ich mache jetzt einen Abstrich... aha. Hm, nichts, kein Anzeichen auf Drogenkonsum.“ A: „Ehrlich? Verdammt, dann hat mich diese Tussi doch voll über den Tisch gezogen!“ P (ungläubig): „Wie bitte? Haben Sie etwa Drogen gekauft?“ A (genervt): „Hallo - laut Ihrem Test offensichtlich ja nicht! Und das ist sicher nicht strafbar. Oder?“ P (siegessicher): „Doch natürlich, wenn Sie mit der Absicht, illegale Substanzen zu erwerben, einen Kauf tätigen, haben Sie bereits eine Straftat begangen!“ A: „Hm, ich hab mich noch gewundert, als mir die Kioskfrau das Päckli mit der Aufschrift ‚Traubenzucker‘ gab.“ P: „Welche Kioskfrau?“ A: „Na von der ich es gekauft habe. Die vom Bahnhofskiosk.“ P: „Sie haben von der Kioskfrau Drogen verlangt?“ A: „Naja, ich sagte: ‚Hallo, ich hätte gerne etwas, das mich aufputscht.‘ Ist das wirklich eine Straftat?“ P: „Leider nicht.“ A: „Ja, und jetzt?“ P (enttäuscht): „Jetzt dürfen Sie weiterfahren. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“ A: „Ich Ihnen auch! Sie sind übrigens sehr nett!“ P: „Fahren Sie jetzt einfach.“ A: „Und die Uniform ist wirklich sexy...“ P: „Abfahren! Sonst erschiess ich Sie! Von hinten!“

Seite neun

„darf man beim sex kochen?“

Donnerstag, 16. Mai 2013, 08:00 Von Dr. Marianne Weissberg Diese Kolumne hat nicht nur eine verfickte Pointe, sondern ein Vor- Mittel- und ein Nachspiel. Also wie beim Sex. Anyway, als ich die Kolumne im Kult-Redaktions-Tool raufladen wollte, gings nicht. Es stellte sich heraus, dass eine Web-Applicator-Firewall oder wie immer das Zeugs heisst, sie blockierte, wegen eines Worts, das im Text vorkam. A space Odyssee 2001, der wildgewordene Computer Hal, lässt grüssen… Der genierte Applicator wurde sofort suspendiert. Ich persönlich glaube, dass die Sexplus-Kolumne, wie Sie auch gleich lesen werden, schlicht einen schwierigen Start, eine verzwickte Schreibgeschichte und eine ziemlich verkochte Pointe hat. Und drum alle möglichen Leute und Maschinen sich einmischten. Und so kommt sie in der l angen Kult-Version daher: Vorhin warf ich den Blick auf mein Thema-Postit, das an meinem Compi klebte. Auf so Fresszettel kritzle ich mögliche Themen, die Ihnen und auch mir gefallen dürften. Da stand also: Darf man beim Sex kochen? „Hä, FräWeissberg, wieder komplett meschugge?“, rief ich, auch Haushündin Irettli blinzelte pikiert. Da setzte ich endlich die Lesebrille auf und entzifferte: Darf man beim Sex lachen? Ah soo. Vor einiger Zeit warf

mann aus einem virtuellen Techtelmechtel (etwas sehr, sehr Seltsames, aber das wäre ein neues Thema…) mir vor, dass ich immer loslache, wenn es heiss würde. Offensichtlich störte ich dabei seine gerade laufende Fantasievorstellung. „Klar, lache ich“, sagte ich, „weil ich ALLES so lustig finde.“ Nicht nur seine unfreiwillig komischen Pics, sondern auch dass ich schlampig auf dem Sofa liegend nichts tat, und damit diametral von dem entgegengesetzt positioniert war, was wir beide da grad online abzogen. Ganz ernsthaft. Süttigheisse Frage: Wieso ist hiesiger Sex à la Zwingli-City so todernst? Zwei Körper kombinieren ja aneinander sehr seltsame Stellen, die äusserst komisch positioniert sind. Es ist wie Legos zusammenstecken im Bett oder Mikado unter der Dusche oder Leiterlispiel im Kopfstand. Man grübelt, es piekst, alles fällt zusammen und total beschissen wird auch. Das ist absurd und das ist wirklich zum Lachen. Trotzdem: Bei miesem Sex kann ich leider nie lachen und dieser Casualvögeln-Seich ist todtraurig. NIEMAND kann Sex ohne Gefühle! IRGENDein Gefühl ist stets dabei, auch bei den Abgebrühtesten. Sogar kein Gefühl ist ein Gefühl, das dem Gegenüber/mir dann fehlt. Wenn einer mich nur vögeln möchte, und ich mehr möchte, dann zerreisst es mir wegen dem fehlenden Gefühl das Herz! Sex ist eben kein Gesellschaftsspiel.

fire with fire

Donnerstag, 6. Juni 2013, 14:00 Von Dr. Dominik Hug „Fire with Fire“ ist eines dieser neuen Werke, für welche Bruce Willis sein Gesicht hergibt. Inhalt: Als Feuerwehrmann Jeremy Coleman (Josh Duhamel) Zeuge eines Mordes

wird, gerät sein Leben aus den Fugen. Seine einzige Chance sein Leben und das seiner Freundin (Rosario Dawson) zu retten besteht darin, David Hagan (Vincent D‘Onofrio), Leiter eines Verbrechersyndikates, zu töten. Ist euch aufgefallen, dass ich Bruce Willis in der Inhaltsangabe nicht erwähnt habe? Dies ist schon richtig so, denn

die Stirb Langsam-Legende hat sich für diesen Film einen Rentner-Auftritt gesichert. Mehr als labbern liegt nicht drin. Bruce ultra-light. Josh Duhamel, er ist der Star des Films. Und, wer ihn bereits aus der Serie „Las Vegas“ oder aus den TransformerFilmen kennt, der weiss, Duhamel kann was. Duhamel rennt, schiesst, prügelt

und kotzt sich durch „Fire with Fire“ wie es sich für einen Hauptdarsteller gehört. Ich hoffe, ihn auch weiterhin in ähnlichen Rollen zu sehen. Duhamel kann eben mehr als nur Eye Candy für das weibliche Publikum darzustellen. Vincent D‘Onofrio kauft man die Psychorolle seit „Full Metal Jacket“ ab. Auch hier spielt D‘Onofrio richtig fies. Rosario Dawsons Rolle ist klein und müsste eigentlich nicht mal gross erwähnt werden. Vinnie Jones als Bad Guy ist auch an Bord. 50 Cent als Waffendealer. Immerhin, auch die Nebenrollen wurden hochkarätig besetzt. Nicht schlecht für einen kleinen B-Movie. Der Streifen gibt optisch zumindest ein bisschen was her. Satte Farben, Explosionen sehen nett aus und gedreht wurde auch nicht in Osteuropa. Jedoch konnte der erfahrene Serien-Regisseur David Barrett dem Film nicht wirklich seine Handschrift aufdrücken. Solide Arbeit, aber mehr nicht. Fazit: „Fire with Fire“ ist solide Direct to DVD-Kost. Etwas für Josh Duhamels Visitenkarte. Und ein Abzug für Bruce Willis, der sich zu schade scheint, sich noch richtig den Arsch abzuarbeiten.

Sondern das Intimste, auch weil man sich entblössen muss. Innen und aussen. Ersteres ist für Männer sehr schlimm, letzteres für Frauen grässlich. Könnte man Sex gefühllos und angezogen machen, wäre er so alltäglich wie… Fensterputzen. Bei mir gibt’s Sex sowieso nur noch plus Liebe. Aber das wissen Sie ja mittlerweile. Ist das nun gut oder schlecht?, das frage ich mich nun aber doch ständig. Ich kann ja nichts einfach mal so stehen lassen. „Ein trockenes Jahr“, orakelte dann derselbe wie der oben zum Sexplus. Nebbich und bäck zum Postit-Lesefehler: ich koche nämlich durchaus, aber aktuell anstatt. Sex. Heisse Hühnersuppe, das jüdische Penicillin. Hilft immer, auch bei erotischer Durststrecke. Im Ernst? Hmm, nöd würkli… P.S. Sie glauben nicht, wie ich an der Pointe tüftelte. Hat auch den Grund, dass ich diesen Text anderswo viel zu kurz abhandeln musste und trotzdem tüpisch Weissberg abschliessen wollte. Und so kam es, dass ich erst die (immer verkochterte) Pointe, dann die ganze Kolumne zu hassen anfing. Generell weiss ich natürlich, dass der kleine PointenRap generell billig ist, denn das mit der Hühnersuppe ist ein brühwarmes Ethno-Cliché. Natürlich schlürfe ich die nicht nonstop. Immerhin habe ich doch gekocht, siehe zweites Foti, das erste ist das Originalbild vom Original-Postit. Ich habe fertig mit dieser elenden Kolumne!

Das muss man nicht haben: einen chickenfinder

Mittwoch, 8. Mai 2013, 11:00 Von Dr. Reinhold Weber Mein Handy platzt demnächst aus dem Gehäuse, so viele unnütze Apps sind da schon drauf. Sorry, ihr müsst euren Hühnerhaut-Finder also behalten. So gern ich auch jederzeit und überall gewusst hätte, wo es knackige Schenkel zu vernaschen gibt.


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August 2013

wie ich dank queen elisabeth i. & dame vivienne westwood zur monarchistin wurde! Mode - bin ich Monarchistin. Mooment, meine Bewunderung erstreckt sich auch auf Anne Boleyn, ihre Mutter, und zweite Gattin von Henry VIII. Beide unglaublich talentiert, Mutter wie Tochter, zäh, ambitioniert, kreativ, schön. Meisterinnen, sich im Tigerkäfig des englischen Hofes im 16. Jahrhundert zu behaupten. Man vergisst ja immer, dass Elisabeth nur dank des Beispieles ihrer genialen Mutter, die Henry u.a. dazu brachte, eine neue Religion zu erfinden, die erfolgreichste Monarchin aller Zeiten wurde. Nachdem der irgendwie sehr undankbare Henry Anne um ihren Kopf brachte, hätte damals niemand einen Cent aufs Überleben der kleinen Elisabeth gegeben. Sie überlebte ihren Thronfolger Halbbruder, dann ihre Halbschwester, Queen Bloody Maria, und eroberte zum Entsetzen des Machokonzerns Grossbritannien 1558 den Thron.

Montag, 10. Juni 2013, 08:00 Von Dr. Marianne Weissberg Es ist Samstagnachmittag, und ich habe mich auf dem Sofa versammelt. Trotz grellem Sonnenschein. Das darf ich, weil draussen die Wäsche trocknet, die Haushündin war schon im Wald, und ich nudelfertig bin. Also warf ich den Fernseh an und platzte mitten in eine schwedische Prinzessinnenhochzeit. In der Kirche wedelten sich alle Adeligen mit den Menükarten (?) Luft zu, und ich dachte einen Moment: Also wenn man da jetzt eine Bombe hochgehen lassen würde, hätte man den blutarmen Hochadel auf einem Schlag los. Ich weiss, ich weiss, meine Sorella darf so Subversives nicht erfahren, sie fänt ja für solche vornehmen Hochzeiten. Ich nicht, also stand ich auf und dachte: Verdammt, ich muss ja noch Kultkolumne schreiben. Worüber? Genau Westwood und ihre interessante Verbindung zu der ersten, internationalen Spitzenpolitikerin: Elisabeth I. Wegen Bess, wie sie von ihrem Volk genannt wurde – bei ihren zeitgenössischen Feinden waren eher Namen wie Bitch, Bastardin, etc. in

Und dann tat sie etwas sehr Raffiniertes: Sie weigerte sich zu heiraten. Ich meine, sie muss sich gedacht haben: Stop it, wenn sogar so eine starke Frau wie meine Mama Anne es war, sich nicht vor dem fiesen Todesurteil meines Papas retten konnte, dann wäre ich ja sehr unklug, meine Souveränität, die ich als Single-Queen geniesse, wegen der Heirat mit einem dieser popeligen und höchstwahrscheinlich unattraktiven, europäischen Monarchen, die mich ja dauernd heiraten wollen, zu verlieren. Von da an verstand sich Bess als CEO ihres Inselstaates, quasi als altenglischer Coca Cola-Bränd, versenkte 1588 die freche, spanische Invasions-Superflotte, erfand nebenbei den Feminismus und auch den Tourismus, indem sie regelmässig als omnipotente Regentin ihr Land bereiste, trug stets die neueste Mode und Frisur, dichtete, musizierte und das sehr gut – und hatte natürlich ein paar heisse Affären. ABER GARNATIERT KEINEN EHEMANN! Der sie womöglich geschwängert und im Kindbett versterben hätte lassen. Als sie 1603 starb verlor die Welt die coolste Königin, die diese damals ja noch überschaubare Welt je gesehen hatte. Und das blieb Jahrhunderte lang so, bis sie sich in der fantastischen Vivienne Westwood vermutlich reinkaniert hat. Und sicher nicht in Elisabeth II, die bloss so lange den armen Charles nicht ranlässt, weil sie sich einbildet, dass sie ihre Namensvetterin punkto Glanz und Gloria so schlagen kann. Vivienne ist Punkerin, Lady und Herrscherin über den Laufsteg, lebt mit dem ein vierteljahrhundertjüngeren, ebenfalls Modemacher, Andreas Kronthaler, zusammen. Vermutlich hatte auch Vivienne eine starke Mutter, und ich bin sicher sie fänt genauso wie ich für Bess. Wären die beiden heute an dieser faden Hochzeitsgesellschaft anwesend, dann würde ich jetzt sofort das Notebook zuklappen, wieder auf den Sofa eilen und nie und nimmer an eine kleine Bombe denken… Fotos: Eine Wiedergeborene namens Vivienne mit Gemahl, das Cover des wundervollen, neuen Westwood-Buches mit x Fotos und Interviews aus dem Taschen Verlag, wenn man das immer wieder auf neuen Seiten aufgeklappt wo hinstellt, erspart man sich grad die Anschaffung von Gemälden wie das hier, genannt Armada-Portrait, auch wenn das ja sehr schön ist. Vermutlich aber auch unbezahlbar. Und last but not least: Anne, jaja, ich weiss, nicht das Original, aber das Seufzige aus der Serie The Tudors. Tja, Anne hätte eben besser nicht geheiratet, aber dann gäbe es ja Bess und Vivienne nicht, gar nicht gut!

Seite elf

eben grad aus dem kuschel-kurstrainingslager entlassen: die ziemlich handzahme-slashabsolut ungefährlicheslash-«jöh aber nei au»-top5 der unbrauchbarsten securityheinis im weltweiten netz

Dienstag, 21. Mai 2013, 17:00 | Von Dr. Midi Gottet. Diese Typen könnten nicht mal eine Tai-Chi-Gang aus Bern in Schach halten.


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August 2013

ich versteh nur bahnhof

Dienstag, 18. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Henrik Petro Tourist: „Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wie ich zum Bahnhof komme?“ Passant: „Aber ja natürlich!“ Der Tourist wartet, doch der Passant tut nichts dergleichen. T: „Äh, ja..?“ P: „Ja was?“ T: „Sagen Sie es mir nun?“ P: „Was sagen?“ T: „Wollen Sie mich verarschen?“ P: „Nein. Wollen SIE mich etwa verarschen?“ T: „Nein, sicher nicht. Ich habe Sie doch lediglich gefragt, wie ich zum Bahnhof komme!“ P: „Falsch!“ T: „Wie falsch?“ P: „Sie haben mich nicht gefragt, wie Sie zum Bahnhof kommen.“ T (empört): „Nein? Und was habe ich gefragt?“ P (schnippisch): „Sie haben mich gefragt, ob ich Ihnen sagen könne, wie Sie zum Bahnhof kommen.“ T (fassungslos): „Das ist nicht Ihr Ernst?!“ P: „Und wie. Ich habe Ihnen ganz genau zugehört und exakt auf Ihre Frage geantwortet. Sie können mir also nichts

vorhalten. Das wäre ja noch schöner: in meiner unendlichen Grosszügigkeit und Menschenfreundlichkeit helfe ich Ihnen – und dann drehen Sie mir daraus womöglich einen Strick. Oh nein, mein Guter, nicht mit mir..!“ T: „Ja aber... Mann... oh jeh... Was soll ich jetzt bloss tun?“ P: „Stellen Sie einfach die korrekte Frage, dann erhalten Sie auch die korrekte Antwort. Sie waren ja auch mal in der Schule, oder?“ T: „Was hat das damit zu tun..?“ P: „Na gut, dann halt nicht, auf Wiedersehen...“ T: „Moment Moment, ist ja gut. Oh Mann, also bitte: wie komm ich zum Bahnhof?“ P: „Ganz einfach.“ T: „Ja?“ P: „Mit dem Zug.“ T: „Ich habe eine bessere Idee. Ich nehme Sie mit und binde Sie auf die Schienen.“ P: „Keine gute Idee, denn sie wird nicht funktionieren.“ T: „Warum nicht?“ P: „Weil Sie nicht wissen wo der Bahnhofccchhhchh mein Hals röchel, lassen hööööhhh Sie meinen Chchchchals los..!“

das muss man nicht haben: einen winzigen penis auf dem familienbild

Mittwoch, 5. Juni 2013, 17:00 | Von Dr. Midi Gottet. Weil er, eingerahmt auf der Kommode im Wohnzimmer, einfach noch mikriger rüberkommt.

Seite fünfzehn

der moment wo du auf deinem twitter-account feststellen musst, dass dich ein paar teenager mit nur einem macbook vor der ganzen welt zur sau machen können Kugelfischfresse ganz bööööse werden!

Montag, 8. April 2013, 14:10 | Von Dr. Midi Gottet

aus ninas fiesbook

Sonntag, 23. Juni 2013, 11:19 Von Nina-Britt Rauer Heute zum Thema „Kachelmannwetter“.

dedicated to … Montag, 17. Juni 2013, 14:00 Von Dr. Dominik Hug Gewidmet Peter Hug, 25. April 1945 bis 16. Juni 2013 Papi, i würd gärn e Lied für di schribe, aber i bi kei Musiker. I würd gärn e Gool für di schiesse, aber i bi kei Fuessballer. I würd gärn e Buech für di schriebe, aber e richtige Autor bini au noni (viellicht irgendwenn, wär weiss). Wäg däm schrib i doch lieber öpis wo i au wirklich cha. Kritike zu dine drei Lieblingsfilm. Wie oft hän mer friehner doch die alte Streife gluegt und i weiss, i wird nie meh e Western oder e alte Krimi chönne luege ohni di irgendwo i dim Sässel z’sitze gseh. Und weisch was? Dä Teggscht do, dä wärde ganz viel Lüt no läse. Die meischte zwar Zürcher und die meischte unterstütze nid dr FCB so wie du und ich, aber hey, hüt sin mer mol nid eso. Machs guet Papi. I miss you! HD-Soldat Läppli Obwohl ich die CH-Filmszene alles andere als überzeugend finde, gibt es in unserem Lande doch noch ein paar Klassiker, welche einfach nur top sind. Alfred Rassers „HD Läppli“ ist wohl einer der bekanntesten Schweizer Filme. Inhalt: 1.9.1939: Kriegsausbruch in Europa, Generalmobilmachung in der Schweiz. Aufgebot auch an Theophil Läppli, der, ausgerüstet mit Klappbett, Bettdecke und diversen Haushaltwaren, zig Stunden zu spät in die Kaserne einrückt, nachdem er wegen antimilitaristischer Äusserungen“ vorübergehend verhaftet worden war. Als Ordonnanz leistet HDSoldat Läppli seinen Dienst zunächst in Schaffhausen und später in Pontarlier im Jura... Läpplis Art, auf Befehle und Weisungen der Offiziere zu reagieren, empfinden diese eher als subversiv denn kooperativ... Theophil Läppli - es gab ausser ihm nur wenige CH-Filmfiguren, die denselben Grad an Popularität in der Schweiz erreicht haben. Alfred Rasser entwarf die Figur des Läppli in Anlehnung an den Roman „Der Brave Soldat Schwejk“, spielte den Läppli Jahrelang auf der Bühne, später dann auch in den drei Läppli-Filmen und führe auch selbst Regie. Und mit „HD-Soldat Läppli“ ist ihm wohl die Armee-Satire schlechthin gelungen. Als Zuschauer erlebt man eine bildliche Reise durch die Schweiz, angefangen in Basel, Schaffhausen, Laufen, Jura. Schöne Bilder. Schauspielerisch war Alfred Rasser mit seinem Läppli voll auf der Höhe. Theophil Läppli zu spielen muss echt eine Herausforderung gewesen sein. Rasser als Läppli zu sehen ist eine wahre Freude. Auch der Rest der

des Ausbruchs ist ein wichtiger Teil, war mir aber fast einen Tick zu lang. Aber die geniale Figurenzeichnung, der Ausbruch und vor allem die Geschehnisse um die einzelnen Figuren nach dem Ausbruch ist grosses Kino. Und, wenn man bedenkt, dass McQueen, der ja selbst auch Rennfahrer war, seine MotorradStunts alle selbst gemacht hat - wow. Und dann gibt’s heute Schauspieler, die brauchen alleine schon beim Treppe steigen ein Stunt Double Fazit: Ein Klassiker des Kriegsfilms/ Actionkinos. Ein paar Längen, aber den MUSS man gesehen haben. Alleine McQueen‘s Motorrad-“Ausflug“ ist ein Hinschauen wert. Besetzung weiss zu gefallen und niemand fällt irgendwie negativ auf. Gut, die Katze vielleicht... :-) Die Story ist total unterhaltend. Ja, die Armee kann auch witzig sein... sofern Läppli in deinem Zug ist. Herrlich anzusehen, wie Läppli jeden, wirklich jeden Befehl von seinen Vorgesetzten falsch versteht und dementsprechend auch antwortet. Fazit: Wer Läppli schon kennt, wird mir wohl zustimmen, wenn ich sage: Einer der besten (wenn nicht DER Beste) CH-Filme. Wer Läppli noch nicht kennt und mal einen witzigen Einblick in das Kriegsgeschehen der Schweiz Anno 1939 riskieren will, soll sich „HD-Soldat Läppli“ bestellen. Ich wünsche viel Spass. Gesprengte Ketten In den guten alten 60er Jahren gab es noch Filme mit -zig bekannten Darstellern. Da häufte sich teilweise Superstar an Superstar. „The Great Escape“ ist einer dieser Klassiker - hier eher bekannt unter dem Titel „Gesprengte Ketten“. Inhalt: Deutschland im Zweiten Weltkrieg: Eine Gruppe alliierter Fliegeroffiziere sitzt als Häftlinge in einem Kriegsgefangenenlager der Nazis. Es gilt also absolut ausbruchsicher - schließlich sind seine Insassen schon mehrfach aus anderen Lagern entkommen. Doch Major Bartlett und seine Mithäftlinge lassen sich von den strengen Sicherheitsmaßnahmen nicht abschrecken. Gemeinsam planen sie einen Massenausbruch. Steve McQueen, Charles Bronson, James Garner, Richard Attenborough, James Coburn, Donald Pleasence - das damalige Who is Who von Hollywoods Top-Leuten. Stellt euch vor, heute so einen Cast zusammen zu stellen. Das würde schon an der Gage scheitern - von den Egos einer Stars reden wir gar nicht. „The Great Escape“ gehört zu recht zu den Top-250 IMDB-Movies - hat aber doch seine Längen. Die Planungsphase

Das Fenster zum Hof Wiedermal kam ich in den Genuss eines richtigen Filmklassikers. Diesmal war es der Hitchcock-Film „Rear Window“ aus dem Jahr 1954 - oder zu Deutsch „Das Fenster zum Hof“, was wohl den meisten Leuten am geläufigsten ist. Inhalt: Jeff ist Pressefotograf und durch einen Beinbruch im Rollstuhl zur Untätigkeit verdammt. Sein einziges Vergnügen: Er beobachtet aus seinem Fenster zum Hof die Mieter im naheliegenden Wohnblock und lernt sie so bestens kennen. Seine Freundin Lisa ist davon ebenso wenig begeistert wie seine Masseurin Stella, doch plötzlich erwacht auch ihre Neugier. Viele außerordentliche Unregelmäßigkeiten bei Mr. Thorwald lassen Jeff vermuten, dass mit dessen Frau etwas Schlimmes passiert ist. Er wittert Mord und verlässt von nun an seinen Fensterplatz nicht mehr, damit ihm keine Einzelheit entgeht... Einfach speziell. Dies war mein erster Alfred Hitchcock-Film. Ja, wirklich der erste. Die ganze Geschichte, das Setting, die Darsteller - umwerfend. Der ganze Film spielt nur an einem Ort - nämlich an dem Fenster von L.B. Jefferies - wunderbar gespielt von James Stewart. Eine der grössten Kulissen dieser Zeit wurde für „Rear Window“ gebaut, mussten doch Bühnen für mehrere Wohnungen her. Interessant war es, wie Jeff sich für die verschiedensten Nachbarn interessierte wie er Ihnen ja sogar eigene Spitznamen gab, ohne diese überhaupt zu kennen - obwohl, kennen tut er sie mittlerweile ja, hängt er doch schon 6 Wochen ununterbrochen am Fenster rum. Der Film ist ein Muss für den Liebhaber alter Filme. Ebenso eine Empfehlung für alle, die mal einen Film sehen wollen, der überhaupt nicht auf Effekten aufbaut, sondern mit einer richtig intelligenten Handlung und einigen hervorragenden Schauspielern. Schade, gibt’s Filme dieser Art heutzutage nicht mehr.


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August 2013

neulich in der u-bahn

Donnerstag, 6. Juni 2013, 07:59 Von Dr. Midi Gottet „Mann Pumuckel, wir haben klar abgemacht: Jeans, orangefarbener Hoodie und grüne Haare.“ „Nein Broccoli-Birne. Wir sagten: Jeans, grüner Hoodie und orangebarbene Haare.“ „Nein, haben wir nicht.“ „Haben wir doch.“

„Nein.“ „Doch.“ „Ach, leck mich doch.“ „Hast du schon gewusst, dass du aussiehst wie Lionel Messi mit Leukämie?“ „Okay, dann siehtst du aber aus wie Rio Ferdinand mit Schilddrüsenüberfunktion.“ „Bläst du mir einen auf der Toilette?“ „Warum nicht?“ „Richtige Antwort.“

die restaurantszene in heat

Seite siebzehn

star wars z‘örlike oder: wie ich mich unters laserschwert legte! Montag, 13. Mai 2013, 10:51 Von Dr. Marianne Weissberg Ich hab frei heute Nachmittag, aus Gründen, die Ihnen grad klarwerden dürften, drum erzähle ich Ihnen, was mir gestern passierte. Also, in meinem Alter hat man hier und dort einen Pigmentfleck und konstatiert erstaunt, dass sich der Begriff Besenreiser live auf den eigenen Beinen ausbreitet. Unter Frauen werden ja die Adressen von guten Goiffösen, Gynäkologinnen, etc. nicht gerade unter dem Ladentisch, aber doch diskret weitergereicht. Es gibt also da so eine Praxis z’Örlike, die floriert wie ein Bienenhaus, weil man dort angeblich vermakelt reingeht und piccobello renoviert rauskommt. Die haben nämlich Laser wie in Star Wars. Also wollte ich auch dahin. Jetzt ist ja so, dass ich nur im Notfall in Aussenquartiere fahre, wer in Manhättan wohnt, geht ja auch nicht so gerne in die Bronx, aber wenns der Schönheit dient? Dännn halt! So setzte ich mich zeitig, sicher nicht ins Tram, ich kenne den sog. ÖV nur von Hörensagen, ich muss ja auch nicht pendeln. (Höchstens vielleicht mal unter dem Bett, weil ich so lausig schlafe); ich setzte mich also in mein City-Goggomobil und fuhr gen Örlike. Voller Hass, dass ich nochmals dorthin musste, weil ich war schon mal dort für eine Voruntersuchung und Preisabscheckerei – ja sowas zahlt man subito in bar – und erlitt einen Kulturschock. In Ö gibt es nämlich nicht nur alles, sondern auch ein absolutes Chaos, um das alles überhaupt zu finden. Ich verirrte mich prompt hinter den Bahnhof. Niemandsland, das jetzt Etwasland ist mit komischen Strassennamen. Weil ich grad so dünnhäutig war, gab ich mir die Wahl, loszuschluchzen und feige umzukehren oder mich in einen Tunnel zu wagen und – oh Wunder in einer Parkgarage zu landen. Parkplätze gibt es ja dort nicht, obwohl es zehnfach soviel Läden hat wie in der City, wo Normale sonst einkaufen. Todesmutig fuhr ich in eine Coop-Tiefgarage und warf mal für anderthalb Stunden ein. Sollte ja langen. Dann eilte ich durch div. Proll-Ansammlungen hindurch in die Praxis und wurde sogleich auf eine Liege nicht gerade geschnallt aber doch recht bestimmt befohlen. Erst müsse ja eine Betäubungscreme drauf, sagte streng die arische Jungdame. Und die dann dreissig Minuten einwirken. Also die Creme, nicht die Trulla. An mir, die ich bewegungslos liegen und ja nicht in die Augen fassen solle mit den Fingern…!!! Wieso???? Weil das gefährlich sein könnte!!! Ich erschauerte. EINE HALBE STUNDE DALIEGEN OHNE ETWAS!

Und nicht in die Augen fassen. Fast unmöglich, ich kann ja nicht mal drei Minuten ohne Internet, ohne ein Buch, ohne zu essen, ohne in die Augen zu langen sein. Und gut geheizt wars auch nicht grad gut im Beauty-Bienenhaus, wo nun die selbstredende sehr schöne Ärztin hoffentlich bald ihr Laserschwert einsetzen würde. An meinem deshalb immer schöner werdenden Body. Ich hatte viel Angst davor, doch die verflog während des laaaaaangen Daliegens irgendwie. Und dann klingelte auch noch mein Handy, das erste Mal diese Woche, und ich konnte nicht ran. Zwanzig Minuten vergingen beim Grübeln, wers wohl war: Der Elektriker? Mehr fiel mir nicht ein, was nicht grad für meine soziale Kompetenz spricht. Dann kam Mistress Jedi und zischte mit ihrem Laserschwert über alle meine Makel. Ja, jetzt weiss ich, wie das eigene brutzelnde Fleisch riecht. So wie angekohlte Grillservelats, igitt. Ach, wenn ich schon mal da bin, gönne ich mir gleich doch noch dies und das für ein paar Hunderter mehr, beschloss ich. Es ist da wirklich so: Ganz viel mehr Cash gegen äs bizeli mehr Beauty. Eine einfache Rechnung. Doch Frau gönnt sich ja sonst fast nichts. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich noch gaaaaaanz viele Kolumnen schreiben muss, um Mistress Jedis Laser- und AntibesenreiserZaubereien zu amortisieren. Während das alles vonstatten ging, unterhielten wir uns prächtig. Ein wenig Bedenken

das muss man haben: eine fahrbar

Freitag, 7. Juni 2013, 14:00 Von Dr. Dominik Hug Nicht alles in Hollywood ist Fake. Einige Filmemacher drehen gerne an real existierenden Drehorten. Michael Mann ist so einer. Sein Film „Heat“ aus dem Jahr 1995 zelebrierte die Stadt Los Angeles in jedem einzelnen Frame. Eine der bekanntesten Szenen beinhaltet die Konfrontation zwischen Gut und Böse während eines Nachtessens. Gedreht wurde diese Szene im Res-

hatte ich deswegen schon. Es ist ja so, dass, wo immer ich auch bin, mir alle immer alles erzählen. Ich wirke halt nett und frage geradezu zwanghaft nach. Das ist die Schurnalistin in mir. Und dann habe ich schon mal verschnittene Haare, mangelhaft gedentalhygeniste Zähne, die falsche Brillenstärke, etc. Wie auch immer, die volle Wahrheit werde ich erst in ein paar Tagen, wenn alles verheilt ist, erkennen. Jetzt gerade sehe ich aus wie nach einem wahnsinnig üblen Masernanfall, muss zwei Wochen Stützstrümpfe tragen, die allerdings in schwarz und halterlos – ehrlich so sexy sah ich schon lange nicht mehr aus. Und dann, wenn alles abgeheilt ist, kommt hoffentlich ein fleckenloses, perfektes Ich zum Vorschein. Bis dahin ich bin ja schon froh, dass ich diesem ominösen Unort Örlike erst mal entronnen bin. Sich da durchkämpfen zu müssen, ist anstrengender als alle Star Wars inklusive unheimlich zischendem Läserschwert. P.S. Drei Wochen später: Also ich habe schon reklamiert, was man in der Starwars-Praxis bass erstaunt zur Kenntnis nahm, anscheinend ist eine medizinische Leistung, für die man wie im Supermarkt sofort in bar abdrücken muss, patientinnenseits reine Glücksache. Jetzt will ich Nachbesserung, die Katastrophe ist nur, dass ich dann wieder nach Örlike rollen muss! Ich glaube, ich lass es. Fotos zum Thema schöne Dichtung und die schnöde Wahrheit!

aus ninas fiesbook

taurant Kate Mantilini, welches heute übrigens noch genau gleich ausschaut. Das Essen dort ist hervorragend. Also, wenn ihr eines Tages in Los Angeles verweilt, besucht Kate Mantilini. Kate Mantilini, 9101 Wilshire Blvd. Beverly Hills, CA 90210, USA Telefon: +1 310-278-3699 katemantilinirestaurant.com SEEN IN A SCENE - folgt uns! www.facebook.com/SeenInAScene

Freitag, 19. April 2013, 14:00 Von Dr. Reinhold Weber Schon supercool. Ich meine, du parkierst deinen Schlitten im nächsten Veloständer, und klapp – wie bitte, was hast du gerade gelallt?

Samstag, 22. Juni 2013, 09:41 Von Nina-Britt Rauer Heute zum Thema „Navigation“.


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liebe «mutter» von ... nennen wir ihn josef

Donnerstag, 20. Juni 2013, 08:00 | Von Dr. Kaspar Isler. Ich weiss ja nicht, was sie «Schönes» zu ihm gesagt haben, als der Kleine «11 Jahre» alt war - aber in unserem Land ist das strafbar, im Fall.

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: krispy kream doughnuts

Sonntag, 9. Juni 2013, 13:00 | Von Dr. Reinhold Weber. Charmant auf die Hörner genommen: all die gutmeinenden, netten, fürsorglichen, selbstlosen Menschen, die uns genusssüchtigen, dummen, oberfächlichen Arschlöchern 25 Stunden täglich und auf allen Kanälen nachhaltigst ins Gewissen brüllen, was gut für uns sei und was schlecht. You got tough nuts, you guys at krispy kream. Thanx!

August 2013

Seite neunzehn

the nerdy & the naughty oder: frau weissberg seziert sich den us-steuerdeal! Freitag, 14. Juni 2013, 14:00 Von Dr. Marianne Weissberg Ich war kürzlich an einer Rederunde, betitelt „Roger gegen Roger“ im Züri-Kaufleuten. Meine Begleiterin und ich verstickten fast an den Testosteronschwaden, die im vollgerammelten Vortragssaal wabberten. Roger Schawinski, Scheff Radio 1, und Roger Köppel, Scheff, Weltwoche, sind ja Zwingli-CityLokalmatadoren, Männer fühlen sich entweder zu dem einen oder dem anderen hingezogen. Sprich sie möchten so sein wie Roger 1 oder Roger 2. Und sind dann vollneidisch auf das Idol und verächtlich aufs Feindbild. Ich habe eine Schwäche für Schawinski – der einzige gute & unterhaltsame Medienmann hierzulande. Aber das ist ein anderes Thema. Item, es ging um den aktuellen USSteuerdeal, den unsere Banken, verschuldet haben, nämlich bescheissend, entweder aktiv, also an uns KundInnen, die wir dann die Banken, wenn sie wanken, wieder schnell mal ächzend retten müssen, oder passiv, indem sie etwa Steuerbescheissende zum Bschiss verholfen haben. Soviel ich gecheckt habe, hat Amerika Letzteres blöderweise gemerkt und verdonnert unsere Banken nun zur

Ehrlichkeit und zu riiiiieeeesigen Bussen. Im Saal wussten das alle aus erster Hand, weil praktisch alle Testosteronträger Bänker von rundum waren. Also wenn ich jetzt noch jung und blond und faul und single gewesen wäre, hätte ich mir grad einer dieser in enge Anzüge gewandete Bänker mitsamt ihren gut gefüllten Boni-Konti krallen wollen. Roger und Roger wogten in der Rederunde gegeneinander an. Dann gab es eine Fragerunde. Meine Fragen & Lösungsvorschläge hielt ich aber klugerweise zurück, um sie Ihnen hiermit exklusiv mitzuteilen: Wer erhält denn in Amerika das Banken-Bussgeld? Gibt es direkt Beschisse-

ne, die unsere Reparationszahlungen erhalten oder wo wird das bitteschön hinfliessen? Werden die Bussen den Steuerbscheissern direkt von ihren Schwarzgeldkonten abgezogen und die wegen der Umtriebe eingezogen oder bezahlen wir als arme, hiesige Bankkunden und Bankkundinnen etwa auch mit? Ist jetzt meine Bank, z.b. die Kantonalbank offiziell kriminell, bzw. vorbestraft und darf die dann noch meine Konti treuhänderisch verwalten? Wäre es nicht billiger, unsere Banken zu schleifen, denn irgendwann können wir deren Sauereien einfach nicht mehr finanzieren? Also Sie und ich. Als ich von der Veranstaltung hinaustrat, regnete es, hinter mir blieben eifrig schwatzende (heute heisst sowas netwörkende) Bänker und Medienmänner zurück. Zuhause drehte ich noch eine Runde mit der Haushündin, ass zwei Würstchen, also echte, und war froh, nur eine einfache Hausfrau zu sein, die nicht soviel Mist anrichtet und dann natürlich nicht wieder wegräumt wie so wichtige Männer! Foto vom Radiosender: The Nerdy & The Naughty

mit den kids beim familien-kletterplausch

Montag, 10. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Midi Gottet Es war eine eindrückliche Szenerie als ich mit meinen Kindern, Avery (9) und Cosmo (6), die Milandia Kletterhalle in Schwerzenbach betrat. Überall riesige, farbige Wände, gespickt mit griffigen Ausbuchtungen. Offenen Mundes standen die Kids da, sprachlos. Ein Bild mit Seltenheitscharakter. Wir tauschten unsere Turnschuhe mit Kletterschuhen und wurden von den Instruktorinnen Susanne und Alexandra zusammen mit anderen MuKi- oder VaKi-Kombinationen zum Familien-Kletter-Crash-Kurs begrüsst. Nachdem sich jeder kurz vorgestellt hatte, führten uns Susanne und Alexandra ohne grosses Theorie-Palaver zu einer sogenannten Boulder-Wand. Die war superbreit, dafür aber nicht hoch. Ein prima Einstieg. Als Warm-Up kletterten alle Kids die Boulder-Wand von rechts und die Erwachsenen starteten von links. Unweigerlich musste jeder jeden kreuzen. Dabei mussten sich die Grossen ganz gross und die Kleinen ganz klein machen. Danach war der erste Kletterdrang mal befriedig so, dass Susanne und Alexandra es wagten uns etwas Theorie aufzubrummen. Mittels einem Sicherungsgerät, ironisch ATC (Air Traffic Controller) genannt, einem Karabiner und einem „Gschtältli“ (Klettergurt) lernten wir, wie man das Kind mit einem Top-Rope sichert. Danach schlüpfte jeder in einen Kletter-

gurt. Die Kinder fanden es lustig, da sie das Gefühl noch von den Windeln her kannten. Ich fühlte mich mit dem Teil im Schritt eher an einen Hosenlupf am Schwingerfest erinnert. An einem Trainings-Gerüst konnten wir den Ernstfall üben, ohne bei einem Missgriff gleich ein Kind auf dem Gewissen haben zu müssen. Doch dann war fertig lustig und wir machten uns das erste Mal daran, eine Wand, die bis unter die Hallendecke ging, zu erzwingen. Ich schlaufte das ATC wie gelernt ein, befestigte es mit dem Karabiner am Klettergurt und Cosmo machte seinen Karabiner mit den kleinen Händen am Seilende fest. Fertig war die Seilschaft. Alexandra überwachte alles mit Argusaugen und gab mir das Go. Wehmütig liess ich den Kleinen in die Wand. Ich hatte grosse Mühe das Seil straff zu halten, denn mein Sohn kletterte wie ein geschorener Affe nach Oben. Je höher er kletterte, je mehr wurde mir bewusst, dass sein Leben jetzt in meinen Händen lag. Solange ich das Seil nach unten drückte war alles gesichert aber in diesem kurzen Moment des Umgreifens, war mir immer etwas flau zumute. Als Cosmo oben ankam, schien er noch kleiner als er eh schon war. Aber keine Spur von Angst im Gesicht. Gekonnt lehnte er sich nach Hinten und liess sich von mir wieder abseilen. Stolz umarmte ich meinen Mini-Messmer und schickte meine Tochter hoch.

Auch sie schlug sich mit Bravour. Mit ihren langen Armen und Beinen krabbelte sie rauf wie ein Spinne. Nostalgisch quitschte ich: „Hach Kinder, ihr habt doch gerade erst laufen gelernt!“ Dann schlug Susanne vor, dass ich doch mal einen Versuch wagen soll. Ich schluckte leer, quittierte mit einem gequälten Lächeln und liess mich von ihr sichern. Auf halber Höhe überkam mich die Höhenangst. Obwohl ich wusste, dass ich nicht runterfallen kann, sträubte sich alles in mir höher zu gehen. Doch meine Kinder standen unten. Ich wollte den Heldenstatus, den ich mir über die Jahre erarbeitet habe, nicht verlieren. Also stieg ich wie Luis Trenker in seinen besten Jahren zur Bergspitze. Die Höhe, gefühlte 20 Meter, kribbelte gewaltig im Schritt. Das Kribbeln wurde jedoch vom festen Griff des Klettergurts jäh im Zaum gehalten. Als ich wieder unten ankam feierte mein Körper ein kleines Endorphin-Flash. Mit aufgepumpten PopeyeUnterarmen high-fivte ich meine Kids. Während den folgenden Kletterattacken von Avery und Cosmo, liessen uns die wachsamen Instruktorinnen nicht aus den Augen und schlugen uns, dem Niveau entsprechende Wände vor. Bei einer überhängenden Wand scheiterten jedoch beide Kids und ich musste sie das erste Mal richtig sichern und „retten“. Susanne meinte darauf, dass Papi mal die rote Wand für Erwachsene machen sollte. Eine Wand, die von Beginn an überhängend war. Zwei mal leer geschluckt, hechtete ich wie Sly Stallone in „Cliffhanger“ hoch. Ich wollte es hinter mich bringen bevor das höllische Kribbeln im Schritt wieder überhand nahm. Und schon war ich OBEN. Ha! Ein Klacks! Hoch lebe das Adrenalin. Als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte, stellte Susanne jene Frage, die mich für den Rest der Woche fünf Zentimeter über dem Boden schweben liess: „Du machst bestimmt irgendwie Krafttraining, stimmts?“ Hach, welch lieblich Klang diese gut gemeinten Worte doch hatten. Ich antwortete verlegen: „Nein, nein, ich mache nur einmal im Monat etwas Verrücktes fürs kult aber das dafür schon seit zehn Jahren.“


kult

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August 2012

das muss man haben: geldüberfluss

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Dienstag, 11. Juni 2013, 11:00 Von Dr. Midi Gottet Um der ranzigen Service-Düse zu zeigen, wer in diesem Laden saubermachen muss.

Sonntag, 16. Juni 2013, 11:54 Von Nina-Britt Rauer. Heute zum Thema „Kunde ist König“.

neulich auf der polizeiwache in wiedikon

Dienstag, 25. Juni 2013, 16:11 Von Dr. Kaspar Isler Ich geh jetzt kurz über die Strasse und lasse ein Transparent mit folgen-

dem Text drucken: «Wir bewerfen Sie lächelnd mit Eisenkugeln, bewerfen Sie uns aber bitte bloss nicht mit Steinen - die tun doch weh. Ihre Stadtpolizei Zürich.»

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ich im fecht-crash-kurs Freitag, 28. Juni 2013, 12:00 Von Dr. Midi Gottet Im unteren Teil der doppelstöckigen Turnhalle Tanneg in Baden absolvierten eine Hand voll Golden Girls ein Altersturnen. Wehmütig schaute ich ihnen einen Augenblick lang zu. Wieso gehe ich nicht ins Altersturnen? Da wäre ich im Nu der Platzhirsch. Aber nein, ich gehe einen Stock höher, ins Fechten. Wie anstrengend. Oben angekommen drückte mir mein alter Kumpel Mac Huber seine Teenager-Söhne Collin und Lance, die hier jede Woche ins Fechten gehen, aufs Auge. Es war Macs Idee mich hier von jungen Leuten aufspiessen zu lassen. Noch bevor ich Mac, für die originelle Idee meinen Handschuh ins Gesicht werfen konnte, machte der sich schon aus dem Staub. Hatte wohl ein schlechtes Gewissen. Wie die drei Musketiere betrat ich mit den Jungs die Turnhalle. Andi und Tamas, die Fecht-Instruktoren, begrüssten uns mit kräftigem Händedruck. Offensichtlich hat die Jugend von Baden schwer was mit Fechten am Hut, denn von den geschätzten 25 Teilnehmer/Innen war ich mit Abstand der Älteste in der „Klasse“. Um uns aufzuwärmen sollten wir etwas Fussball spielen. In der Mitte der Halle wurden zwei Tore Rücken an Rücken aufgestellt und Andi bestimmte zwei Girls, die abwechslungsweise ihre Teammitglieder wählten. Wie lange war es wohl her, dass ich hoffte nicht als Letzter gewählt zu werden? Äh, etwa 30 Jahre? Himmel, ich bin Antik. Einer der Damen zeigte Herz und wählte mich frühzeitig in ihr Team. Wir spielten mit einem Gymnastik-Ball auf die kleinen Tore. Schwierig aber spassig. Doch der Spass sollte bald vorbei sein, denn Tamas unterzog uns einem Drill. Erst gab’s zahlreiche Sprints von Wand zu Wand. Dann stellten wir uns alle in einer Linie auf. Trockenübungen waren angesagt. In der Bandbreite

von „en garde“ bis zum fiesen ZustechAusfallschritt musste die Klasse verschiedene Befehle befolgen und zwar in zunehmender Kadenz. Volle Konzentration war gefragt. Plötzlich zeigte der wilde Haufen Disziplin. Ich war stetig leicht überfordert aber anders als beim Zumba, gelang es mir hier die Würde zu bewahren. Als Zückerchen machten wir die ganze Drill-Chose nochmal – aber diesmal mit einem Fecht-Handschuh auf dem Kopf balancierend. Wem der Handschuh runterfiel, musste reumütig zur Linie zurück. Ich konzentrierte mir einen Wolf und der Handschuh blieb auf meinem Haupte. Ha! Danach machte sich der Rest zum Duell bereit. Nur ich kam in den Genuss, bei Grossmeister Andi einen persönlichen Crash-Kurs absolvieren zu dürfen. Ich bekam eine stichfeste Weste umgeschnallt und lernte, die drei verschiedenen Waffen, Degen, Schwert und Florett kennen. Ich entschied mich fürs Florett. Andi forderte mich dazu auf mit dem Florett auf seinen Körper einzustechen. Ich hatte ernsthafte Skrupel auf einen Leib, obwohl gepanzert, einzustechen,

doch als ich merkte, dass nichts passieren kann, piekste ich munter drauf los. Andi zeigte mir hilfreiche Tricks, wie man einem Angriff ausweicht oder einen selbigen ausführt und zusticht. Wenn man mit einer Waffe hantiert, ist der Körper, obwohls nur Sport ist, in stetiger Alarmbereitschaft. Schliesslich ging’s hier mal um Leben oder Tod. Ähnlich wie die Schurken in den Musketier-Filmen, hatte Andi ein stetiges Schmunzeln auf dem Gesicht. Er grinste mich förmlich nieder und stiess dann blitzschnell zu. Zum Glück befanden wir uns nicht im Mittelalter. Ich wäre sonst 17 mal aufgespiesst worden. Die 90 Minuten verflogen im Nu. Nassgeschwitzt von den vielen konstruierten Duellsituationen wähnte ich mich wieder im 21sten Jahrhundert und somit in Sicherheit. Da forderte Tamas mich auf, ein Duell mit Lance zu machen. Und zwar an der elektrischen Leine, mit Treffer-Lämpchen und so. Tja, wenn ich schon mal die Chance kriege einen Teenager abzustechen ohne dafür in den Knast zu wandern. Wieso nicht? Also wurde ich verkabelt, setzte die Fechtmaske auf und stand en Garde bereit. Lance strahlte eine natürliche Siegeskraft aus. Den alten Knacker würde er doch locker wegpieksen, dachte er wohl. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen fiesen Miesepeter-Bruder Collin gemacht. Der zog nämlich vor dem Duell unbemerkt des Bruders Stecker zum Kontroll-Lämpchen. Der arme Lance durchbohrte mich etliche Male doch kein Lämpchen ging auf. Ich stand da wie der Highlander, unsterblich, in voller Pracht. Lance verstand die Welt nicht mehr. Als er den Streich seines Bruders bemerkte und den Kasten wieder eingesteckt hatte, war er durch den Hinterhalt so verdattert, dass er schlussendlich 5 : 2 gegen mich Greenhorn verlor. Welch Schmach doch Lance würde es, wie ich diesen Fecht-Crash-Kurs, überleben. Pieks...!

ich glaube an die zauberkraft meines swiffers! Freitag, 5. April 2013, 08:03 Von Dr. Marianne Weissberg Neuerdings bin ich ja Zürcher-Tagblatt-Kolumnistin, und da ich dort nur alle 14 Tage eine Weisheit verzapfe, heisst meine Kolumne singulär „Weissbergs Weissheit“. Ich stehe jeweils direkt unter einem Psalm, was bedeutet, dass die Kirche noch Werbefranken hat, also ran an die fromme Kohle, Scheff Kuhn. Wir helfen ja den Leuten hier sehr auf die Sprünge und verdienen drum Sponsoring by Jesus. Auch weil wir ja sowohl eine Online-Plattform und das erstklassig betreiben, als auch das Publikum fast neu mit der 1A-Kult-Zeitung versorgen. Quasi mit Kult in allen Lebenslagen. Wir haben dazu als Zückerli eine grosse und begeisterte Facebook-Fanbase. Vielleicht sollte das Kult Züri-Amtsblatt werden? Item. Netterweise wollte mich nun das Tagblatt ausführlich vorstellen, damit dessen Publikum weiss, wer ich bin. Also kündigte sich eine Redaktörin an, die mich interviewen UND fotografieren sollte. So funktioniert das heute, es wird gespart, am richtigen Ort, also das war ein Scherz jetzt. Erinnert mich an meine Roman-Heldin Lili Liakowski, Gourmetkolumnistin, die von ihrem Stadtblatt mit einer Agfaclack an die Bulettenfront geschickt wird. Nun war ich also mit dem drohenden Interview konfrontiert. Es steht dazu nicht alles zum Besten, meine ScheitelRoots sollten nachgefärbt werden, die Tulpen welken, ich habe wenig Lust zu backen, obwohl, laut verbreiteter Meinung der Duft frischer Backwaren die

Stimmung heben soll. Ich habe schlecht geschlafen, träumte von Sex mit einem Ex, doch grad als ich ihn endlich auch ausziehen konnte, wachte ich auf. Und als ich die Redaktörin noch vorgängig fragte, ob Sie sich über mich informiert hätte, sagte sie ganz süss: Also noch nicht, aber das tue ich noch. Ich dachte, ach das ist ja wie im Film und kann nur Hangovermässig herauskommen. Drum beschloss ich, da hilfst du der Lady mal und interviewst dich als KultRedaktörin gleich auch noch selber. Auch mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass ich mich endlich selber kennenlerne. Here we go: Kult: Frau Weissberg, wann stehen Sie auf? Meist, wenn ich aufwache, als dreimal in der Nacht. Ich schlafe momentan grauenvoll schlecht, nichts nützt, nicht mal, dass ich mich überliste und erst mal auf dem Sofa einschlafe. Und wenn ich aufwache, grüble ich gleich über meine Liebespleiten nach oder über das Büchermachen für mein demnächstiges Literaturlabel, dann kriege ich Hunger und fresse. Fragen Sie nicht, wieviel ich schon zugenommen habe! Kult: Wieviel haben Sie zugenommen? Fragen Sie nicht! Kult: Was machen Sie am Morgen als Erstes? Was wohl… dann sehe ich in den Spiegel und sehe mich in zehn Jahren. Allerdings bessert sich das im Laufe des Tages, gottlob. Kult: Und wem haben Sie das zu verdanken?

Meiner reizenden Haushündin Irettli, die mich an die frische Luft zerrt, meinen wunderbaren Nachbars hier, die für mich Freundinnen, Art Directorin, Klatschonkels, Todfeinde, also nicht in der ein und derselben Person notabene, sind. Was ich damit sagen will: Ich bin hier sehr beliebt und arbeite hart dafür mit Kuchenlieferungen, dem Verschenken von Kult-Zeitungen und dem Vermeiden jeglicher Sexdienstleistungen. Don’t fuck, where you live, war schon immer meine Devise. Na ja, es hat sich halt nicht ergeben, heisst das übersetzt. Kult: Sie outen sich neuerdings explizit als Chutzpe-Chick, also als Jüdin? Wurden Sie schon bedroht? Ja, kürzlich sagte mir einer: DreckFutz, wobei das wegen meiner ihn anspringenden Haushündin war, ich denke, der war so verklemmt, dass er bloss unterschwellig ahnte, dass ich jüdisch bin und drum das Wort Jüdinnen-Fotze grad noch vermeiden konnte. Halt ein total verklemmter Zwingli-City-Goj, aber weil er so schnell wegspurtete, konnte ich ihm das nicht mehr nachrufen. Kult: Was machen Sie so den ganzen lieben langen Tag?

Ich schreibe, was glauben Sie denn, wer all das schreiben soll, was ich so schreibe! Aber ich putze auch gerne, ich glaube als verzweifelt schreibende Hausfrau an die Zauberkraft meines Swiffers. Sonst koche ich auch gerne, seit neuestem zeigt sich aber, dass mir die Lust für einen Mann zu kochen dessen Charakter enthüllt. Habe ich nämlich partout keine Kochlust, weiss ich bereits, dass ein Flop kommen wird. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen reizenden Nachbarinnen bedanken, die kürzlich für mich kochten, weil ich zu feige war, das Essen aus obigem Grund zu canceln. Kult: Sie scheinen überhaupt konfliktscheu zu sein? Wieso ahnen Sie das? Richtig! Ich gehe leider jeglicher Konfrontation aus dem Weg. Statt Tacheles zu reden, erfinde ich ganze Romane, was ja grundsätzlich dann auch nicht schlecht ist für eine Autorin wie ich es bin, aber live wäre es wohl besser zu sagen: NEIN/HAU AB/ MACH ICH NICHT!!, aber eben so als auserwähltes Volk hat man bloss überlebt, wenn man die Klappe hielt. Wobei, wenn man so die Geschichte überdenkt, wäre es wohl doch besser gewesen, sie klar und deutlich aufzureissen. Ich arbeite dran… Kult: Wir kommen zum Ende, wie sehen denn Ihre Pläne aus? Pläne? Sowas habe ich generell nicht. Ich kreiere, ich denke an, dann gumpe ich rein. Meist generiere ich zwar Dinge, die dann in fünf Jahren von anderen höchst kommerziell erfolgreich kopiert werden, aber irgendwie passt das Ellbö-

geln halt nicht zu mir. Wussten Sie, dass ich ziemlich schüchtern bin? Kult: Nein, das ist mir neu! Doch. Das ist ja etwas, was erst in einigen Jahren Trend sein wird: Die neue Schüchternheit. Downsizen und Ruhe haben. Wundervoll. Und wenn ich doch was melden muss, kann ichs ja hier jederzeit tun. Auch wundervoll. Oder im Tagblatt. Da werden wir sehen, wie lange ich mich dort halte. Die von Tamedia wissen wahrscheinlich gar nicht so recht, wen sie da engagiert haben. Kult: Wir haben fertig, möchten Sie Ihren vielen Fans noch etwas sagen? Fans? Sowas habe ich nicht. Ich habe viele Flops, meine Familie, einige wirklich gute Freunde und Freundinnen und dann habe ich mein Lesepublikum, das ich sehr verehre – einfach weil es mich liest. Meinem Swiffer möchte ich aber noch sagen, dass er unter dem Tumbler etwas besser wischen könnte. Kult: Danke Frau Dr. Weissberg für dieses Gespräch Danke Kult für Ihren Besuch! P.S. Die Tagblatt-Redaktörin war dann sehr, sehr nett, und ich habe Blut und Wasser geschwitzt, weil ich während des Gesprächs dank kluger Fragen tatsächlich einiges über mich erfahren haben, was ich besser wissen sollte. Dank auch an meine Sorella, die ich kurzfristig als PR-Lady engagierte und die mich ans Schienbein trat, wenn ich etwas zu Ungeniertes zu sagen drohte. Kurz und gut, es war richtig lustig. Foti von mir, made mit meiner Fujipix


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August 2013

neulich in der s10 «Verzeihung, ist hier frei?»

Montag, 24. Juni 2013, 12:05 Von Dr. Henrik Petro «Welcher Frei? Alex Frei? Sind Sie auf Drogen? Da sitzt doch keiner!» «Nein, ich meinte, ob der Platz besetzt ist?» «Ach hören Sie doch auf – nur weil wir vorher in Zürich-Binz gehalten haben? Sie es gibt auch anständige Leute in diesem Quartier!» «Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten!» «Solange Sie mir nicht in die Eier treten...» «Wie bitte?» «Schon gut, setzen Sie sich!» «Nein danke, ich möchte sie nicht belästigen, ich finde sicher irgendwo anders ein Plätzchen.» «Wieso? Stinke ich etwa?» «Nein, sicher nicht!» «Woher wollen Sie das wissen? Sie stehen ja einen Meter von mir entfernt. Los, riechen Sie an mir!» «Nein, igitt, sicher nicht!» «Sind Sie ein Rassist? Hey Leute, wir haben einen Rassisten im Zug!» «Was ich? Nein! Wie kommen Sie darauf? Sie sind ja nicht einmal schwarz!» «Aha! Wenn ich schwarz wäre, dann würden Sie sich neben mich setzen? Eben doch ein Rassist – gegen Weisse!» «Jetzt... ah, das wird mir zu blöd!» «Und jetzt beleidigen Sie mich auch

noch? So ein Arschloch!» «Ich habe Sie nicht beleidigt, ich habe nicht gesagt, dass Sie blöd sind, sondern dass mir das Ganze zu blöd wird.» «Definieren Sie ‚das Ganze‘!» «Sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich? Mein Lehrer?» «So sehen Sie mich? Ich biete Ihnen den Platz neben mir an, obwohl ich Sie überhaupt nicht kenne, und so danken Sie es mir? Unverschämtheit! Das war‘s mit uns beiden. Hiermit löse ich offiziell unsere Freundschaft auf!» «Aber wir sind doch gar keine Freunde!» «Schön, Sie haben es begriffen. Und rufen Sie mich nie mehr an!» «Aber ich hab Sie ja noch gar nie angerufen!» «Da sehen Sie mal, was für ein mieser Freund Sie waren!» «Ich habe noch nicht mal Ihre Nummer?!» «Richtig. Weil Sie nie danach gefragt haben. Sie haben sich nie auch nur einen Deut für mein Leben, für mich als Person interessiert. Für Sie gab es immer nur ‚ich, ich, ich, ich‘...» «...?!» «Ja, Sie mich auch! Ah, der Uetliberg, wir sind da! Noch einen schönen Nachmittag! Ich hoffe, Sie stürzen ab - und werden dann von einem Downhillbiker überfahren!»

der schrei

Freitag, 17. Mai 2013, 14:00 | Von Dr. Midi Gottet. Edvard Munch reinkarniert als rostrote Katze. Da seichsch in Ofe, oder? Erst dachte ich, es sei Vincent van Gogh aber dann bot sie mir die Stirn.

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reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: vw

Montag, 10. Juni 2013, 14:00 | Von Dr. Reinhold Weber. „The all terrain Tuareg.“ Da entdeckt doch so ein findiger Typ nach Tausenden von herausragenden VW-Anzeigen, dass im VW-Emblem eine Berglandschaft versteckt ist. Schöne Anzeige ohne dramaturgischen Kopfstand. Da weiss man mal wieder, was man hat.

für mich ist samstag jetzt der neue mittwoch! Dienstag, 18. Juni 2013, 14:00 Von Dr. Marianne Weissberg Haben Sie auch gelesen, dass Singles arm dran sind, weil sie überall mehr bezahlen? Auch mit ihrem Herzblut. Unter Singles verstehe ich alle, die alleine leben, egal ob Sitzengebliebene oder Entbezogene. Also auch solche, die schon mal gemeinsam waren, wenn auch oft gemeinsam einsam. Wie ich in meiner letzten „Liebe“, die sich kaugummizäch hinzog, weil ich ahnte, wie schrecklich die Rückkehr auf den Verpartnerungs-Fleischmarkt sein würde. Plus Wohnungssuche, was in der hühnerbatterieüberbesetzten Zwingli-City ein Fulltimejob ist. So dass man nonstop kaputt ist und keine Kraft mehr hat, jemanden zu finden. Singles sind also einsam einsam, können ihre Situation nicht unterhaltender gestalten, indem sie ihren Schatz am Wochenende lustvoll zusammenscheissen. Was dann immerhin Leben in der Bude gibt. Was ich ja schlimm finde sind die bemackerten Freundinnen die zu mir sagen: DU hast es schön, ich wette, du willst gar nicht mehr zu zweit sein. Dann antworte ich: Du Pute, logo will ich das und du sei froh, dass du Einen hast, benimm dich sofort anständig zu ihm, sonst haut er dir ab! Was ich eigentlich hier sagen will: Single ist keine/r freiwillig. Also gut, ältere, begüterte, hässliche Kerle vielleicht, die sich samstags auch mal eine russische Schickse kaufen können. Samstag ist für mich der Single-Horrortag, alles Päärliwirtschaft und Familybusiness. Sogar die Untreuen hocken dann zu zweit zuhause und machen auf glücklich. (während sie insgeheim von ihren Affären träumen). Und dann mit der Offiziellen frustriert Krach haben, aber das ist immer noch besser als alleine zu streiten. Was ja nicht geht. Eben. Vor einiger Zeit hatte ich einen besonders grauenvollen Samstag. Einer, der seine echte Geliebte mit mir, der virtuellen Geliebten betrügt, erklärte mir, dass er den Samstag mit Ersterer verbringen wolle. Also in echt. Ich sass da und hatte dieses Ich-bin-jetzt-auch-

eine-Geliebte-Feeling, will heissen, zur second-hand-Frau, verkommen, etwas, was ich, obwohl ich ja liebesmässig oft planlos war, nie war. Und dann plötzlich doch. Mein Gott, dachte ich, wie komme ich bloss in diesen falschen Film? Auch wenn ich diesem Macker praktisch nur online beischlief, fühlte ich mich verlassen und verstossen. Selbstredend an einem SAMSTAG. Dass er sie seit Monaten mit mir betrügt, weiss sie ja nicht. Also ist sie besser dran, oder doch schlimmer als ich? Dieses Rätsel habe ich noch nicht gelöst! Ach, alles ist so kompliziert geworden, in dieser neuen, schrecklich unechten Liebeswelt! Wie soll ich nun diese Samstage, die gegen Ende der Woche unaufhaltsam näherrücken, aushalten? „Machen Sie doch den Samstag einfach zum Mittwoch, dann verliert er seinen Schrecken, Sie müssen sich quasi im Hirn umkonditio-

nieren“, sagte meine Shrinkin. Wohlan, kein schlechter Rat, überlegte ich. Und so sitze ich also hier an einem Samstagmorgen und schreibe diese Kolumne und tue so, wie wenn es Mitte Woche und drum nichts Besonderes wäre. Es ist jetzt zwölf ab elf, noch ist der Samstag, der jetzt ein Mittwoch ist, nicht vorbei, und ob ich ihn überleben werde, werden Sie dann bald erfahren. Grössenordung nächsten Mittwoch, der ja dann Samstag ist, aber nicht so ein schlimmer, weil ja alle übrigen meinen es sei Mittwoch und nicht auf Päärli und Familie machen und mich damit grausam an die Wand fahren! Foto: Das habe ich von diesen hier gemopst, als Wiedergutmachung bringe ich deren Website, auf der es tatsächlich Mittwoch-Veranstaltungen hat, an die man gut und gerne hingehen kann: www.stanzerei-baden.ch


k ul

tra dio.c h

3. September 2013, 7 – 19 Uhr

KULTRADIO LIVE am Int. Radiofestival im Schloss Sihlberg, Zürich Zurich South: 96.9, Zurich North: 104.1 oder online: www.internationalradiofestival.com


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August 2013

abenddämmerng

exit wounds Montag, 10. Juni 2013, 17:00 Von Dr. Dominik Hug Es war etwa in der Mitte des Jahres 2000 als erste Gerüchte aufkammen betreffend „Exit Wounds“. Joel Silver produziert, Steven Seagal in der Hauptrolle, Rapper DMX an seiner Seite und das ganze von Regisseur Bartkowiak, dem Typen, der schon den relativ overstylischen „Romeo must die“ gedreht hat. „Romeo must die“ hatte echt was, nur der absolute Härtegrad hart gefehlt. Mal schauen, was Bartkowiak nun mit Seagal in der Hauptrolle fertig gebracht hat. Inhalt: Er ist der härteste Bulle Detroits und ein Einzelgänger, der im Einsatz keine Gnade kennt: Orin Boyd (Steven Seagal) macht keine Gefangenen! Als Folge seines eigenwilligen Verhaltens wird er von seinen Vorgesetzten in den übelsten Distrikt Detroits abgeschoben. Dort findet er sich in einem undurchsichtigen Sumpf aus Drogen, Gewalt und Korruption wieder, der sich bis in die höchsten Ränge des Polizeipräsidiums zieht. Orin nimmt den Kampf auf, doch dabei stellt er sofort fest, dass er bei dieser Mission keine Freunde und keine Verbündeten hat. Nur der geheimnisvolle Drogenbaron Latrell Walker (DMX) scheint ein doppeltes Spiel zu spielen. Frühling 2001. Die Bienchen summten. die Blumen blühten und mein Herz sprang höher. Mein lange ersehnter erster (und bislang einziger) SeagalStreifen im Kino! Allein die Trailer im Kino liessen mein Herz zwanzigmal höher springen. Und natürlich liess ich es mir nicht entgehen, „Exit Wounds“ gleich am Premierentag das erste Mal zu bewundern. Da ging ja gleich die Post ab. Schon nach ein paar Sekunden trampelt der gute Steven durchs Bild, im Anzug, Sonnenbrille, dies unterlegt mit cooler Musik. Und ein paar Minuten später erschiesst Steven schon die ersten Bad Guys, bricht eine Nase und wirft den Vizepräsidenten der USA zu seinem Schutze von einer Brücke. Yeah! So muss ein Seagalfilm anfangen. Natürlich wird Steven von seinem Vorgesetzten daraufhin bestraft und in den übelsten Bezirk verfrachtet (yeah!!). Hier darf er gleich mal zur Selbthilfegruppe - „Anger Management“ lässt grüssen - und zerlegt gleich mal einen Tisch - watschelt davon und krallt sich daraufhin ein paar Bad Guys, die gerade sein Auto knacken wollen (jiiiiieeeehaaaaaaaaaaaa!!!!!). Arbeiten tut der Steven auch. Nämlich als Verkehrspolizist, der diese Art der Polizeiarbeit nicht so ganz im Griff hat (Brüllerszene!). All dies, weil er mal wieder auf eigene Faust ein Verbrechen aufklären wollte. Tja, würde man den Steven einfach mal arbeiten lassen, wäre der Film schon nach 45 Minuten zu Ende. Leider sind Stevens Berufskollegen nicht

ganz sauber, jedoch bekommt er trotzdem einen anständigen Partner zur Seite gestellt. Zum Buddy-Movie entwickelt sich der Film trotzdem nicht, obwohl die beiden ein paar gute Szenen zusammen haben. DMX ist auch noch da. Und macht seine Sache ganz ordentlich. Als ein zwischen gut und böse positionierter underground Internet-Millionär spielt er zusammen mit Anthony Anderson ein eingespieltes Duo. Und ich denke die Lamborghini-Kauf-Szene wird zu recht mit dem einen oder anderen Schmunzler belohnt. Tom Arnold hat ebenfalls einige ordentliche Dialoge auf den Leib geschrieben bekommen (zusammen mit Anthony Anderson ein perfektes Comedy-Paar). Und sogar Eva Mendez hat eine kleine Nebenrolle. „Exit Wounds“ ist wahrlich prominent besetzt. Was einigen Seagalfans sauer aufstösst, ist Stevens Kampfstil, der sich von der früheren recht realistischen Kampfdarstellung zu einer wahren Trapeznummer verändert hat. Wirework noch und nöcher, Seagal zeigt hier Kunststücke, die stellenweise sogar aberwitzig aussehen - denn der gute Steven ist mit seinen 51 Jahren und trotz einiger verlorener Kilos alles andere als ein Kunstturner geworden. Trotzdem, so kompakt sah der Steven nach „Exit Wounds“ nie mehr aus. Joel Silver sei dank, hat der dem Steven gesagt „Junge, lass die albernen Indianerdecken weg, lass die tibetanischen Mönchsketten zu Hause, schneid dir mal die Haare und schau dir mal ein Fitnesszentrum von innen an - dann gibts ‚Exit Wounds‘ für dich.“. Das Basler Kino Plaza liess es sich nicht nehmen und warb mit dem Spruch „Der Zopf ist ab - die alte Schlagkraft wieder da“ für „Exit Wounds“. Schade nur, hat der Jojo-Effekt Steven wieder eingeholt - nur ein Jahr später war die Matte (ein Zopf wars nicht) wieder da, die Hamburger wieder gegessen und die langen Mäntel wieder in und, ach ja, die Schlagkraft war wieder weg... Regisseur Andrei Bartkowiak hat es jedenfalls geschafft, Steven Seagal noch einmal richtig stylisch in Szene zu setzen. „Exit Wounds“ ist wahrlich ein Hochglanz-Actioneer, alleine die Fahrzeuge sind eine Augenweide, die schnellen Cuts funktionieren in diesem Film perfekt und der Härtegrad stimmt auch. Der doch sehr auf Hip-Hop getrimmte Soundtrack weiss zu gefallen und passt wie die seagalsche Faust aufs Auge. Bartkowiak hat auf „Exit Wounds“ noch „Cradle 2 the Grave“ gedreht, ohne Seagal, dafür wieder mit Jet Li, DMX und einigen der hier schon anwesenden Darstellern. Fazit: „Exit Wounds“ - Seagals letzter (richtiger) Angriff auf der grossen Leinwand ist ein mainstreamiges Actionspektakel, welches dank cooler Inszenierung, ordentlich Blut, netter Mucke und gutem Cast. Schade, wirds sowas wohl nicht mehr geben.

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Freitag, 28. Juni 2013, 08:00 Von Dr. Henrik Petro Vielleicht wäre ich besser früher zu einer Tankstelle gefahren. Was heisst vielleicht? Ganz sicher sogar, doch jetzt war es zu spät, um «hätte ich doch» zu spielen. Nun gondelte ich hier mitten in der Pampa mit den letzten Tropfen Kraftstoff und vermeinte bereits erstes Stottern aus dem Motor zu hören. Auf dem Bildschirm des Navis war schon lange keine Ortschaft mehr zu sehen, nicht einmal die löchrige Strasse, auf der ich mich bewegte, war verzeichnet. Doch das machte mir keine Sorgen, denn das Gerät konnte seit einiger Zeit kein Satellitensignal empfangen, was früher auch schon vorgekommen war und nichts zu bedeuten hatte. Dachte ich zumindest zu dem Zeitpunkt. Gelegentlich fuhr ich an kleinen Wegen vorbei, die zu weit entfernt liegenden Gehöften führten. Doch bei keinem brannte Licht, keiner wirkte einladend genug, um hinzufahren und die Bewohner nach dem Weg zu fragen. Ich versuchte mich zu erinnern, wann ich das letzte mal einem anderen Fahrzeug begegnet war – vergeblich. Das musste vor Jahren gewesen sein. Verdammt, irgendwo musste es doch eine Tankstelle haben, eine Zapfsäule, an der sich die hier lebenden Bauern versorgten. Nein? Nein! Es kam, wie es kommen musste: der Motor spuckte, der Wagen ruckelte - und blieb stehen. Bereits dämmerte es und der mit dunklen Wolken verhangene Himmel erheiterte mich auch nicht wirklich. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste aussteigen. Ich zückte mein Handy – kein Empfang! Erst jetzt fiel mir auf, dass es absolut still war. Ich stellte den Warnblinker – immerhin versperrte ich jedem Auto die Durchfahrt und es dunkelte ein – und machte mich auf den Weg zum nächsten Gehöft. Etwas mulmig war mir schon, denn die Nacht näherte sich, trotzdem brannte bei dem mit Holz verschlagenen Haus kein Licht. Ich sah eine rostige Hundekette am Boden liegen und einen verchromten, verdreckten Napf. Die Kette lag in Form einer Acht. Wenn wenigstens ein Hund anzeigen würde, mir knurrend und bellend entgegenkommen würde, wüsste ich, dass mir sicher jemand irgendwie weiterhelfen könnte. Doch nichts, kein Laut. An der Türe fand ich weder Namensschild, noch Klingel. Ich versuchte durch die kleine Milchglasscheibe zu spähen,

die in der Tür eingelassen war. Natürlich ohne Erfolg. Also klopfte ich und wartete. Ich blickte zur Strasse und konnte nur knapp die Umrisse meines Autos erkennen, jedesmal wenn es blinkte. Ich klopfte nochmals, diesmal unterstützt mit einem lauten «Hallo! Ist da jemand?» Immer noch nichts. Ich ging ums Haus herum. Nichts deutete darauf hin, dass in letzter Zeit jemand hier war. Als ich wieder bei der Türe stand, drückte ich den Türgriff – die Tür ging auf. Der letzte Rest des Tageslichts erhellte das Innere des Hauses – es war absolut leer. Ich meine wirklich leer: es bestand nur aus einer Hülle – es gab keine Wände, Zimmer, Treppen oder dergleichen. Irritiert schloss ich die Tür wieder. Zu energisch, denn die eingelassene Scheibe bekam einen Sprung und ein kleines Stückchen Glas fiel heraus. Ich machte mich auf zum nächsten Gehöft, das blinkende Auto immer weiter hinter mir lassend. Mein Handy hatte noch immer keinen Empfang. Als ich mich dem nächsten Hof näherte, sträubten sich meine Nackenhaare. Das Haus sah genau gleich aus. Okay, versuchte ich mich zu beruhigen. Wahrscheinlich sind diese Bauten für die Gegend absolut typisch. Ich stutzte. Vor dem Haus lag eine rostige Hundekette, daneben ein verchromter, verdreckter Napf. Die Kette lag in Form einer Acht. Was zum..? Erlaubte sich jemand einen Scherz mit mir? Langsam näherte ich mich der Tür. Auch sie hatte eine eingelassene Milchglasscheibe. Die Scheibe hatte einen Sprung. Ein Stückchen Glas fehlte. Mein Kopf pochte. Wie betäubt berührte ich mit meinem Finger die Stelle, wo das Glas fehlte. Dabei schnitt ich mich und ein Tropfen Blut blieb am Glas zurück. Ich stolperte zum nächsten Gehöft und blickte mich dabei immer wieder zu meinem Auto um. Die Umrisse waren längst verschwunden, nur das Blinken war noch zu erkennen – aber blinkte es nicht schneller? Quatsch, das mussten meine Nerven sein. Als ich beim Haus ankam, kickte ich den verchromten, verdreckten Napf mit dem Fuss weit weg und wischte die Acht aus der rostigen Kette. Als ich mich zur in der Türe eingelassenen Milchglasscheibe beugte, konnte ich dort, wo das Stückchen Glas fehlte, einen Tropfen Blut erkennen. Ich wollte jetzt nur noch weg. Ich versuchte, mein Auto zu orten. Ganz schwach konnte ich noch einen nervös pulsierenden Lichtschimmer erkennen. Das musste mein Blinklicht sein. Ich zückte mein iPhone und aktivierte den Kompass. Die Nadel kreiselte wie betrunken um ihre eigene Achse. Wütend warf ich das Telefon weit

weg. Was sollte ich jetzt tun? Natürlich, einfach die Strasse zurück gehen, auf der ich gekommen war. Als ich bereits etwa Hundert Meter gegangen war, hörte ich plötzlich mein Telefon klingeln. Also musste ich doch Empfang haben! Aber ich Idiot hatte es ja weggeworfen, meine letzte Verbindung zur Zivilisation oder wohin auch immer mutwillig gekappt. Ich rannte zurück und konnte mich dabei nur auf das Gehör verlassen. Bitte, hör jetzt nicht auf zu klingeln! Wer immer mich jetzt auch sucht, bitte bleib dran! Da, ich konnte das aufleuchtende Display sehen, gleich hatte ich es geschafft. Ich rannte, was ich konnte – und knickte mit einem Aufschrei ein. Ich war auf irgend etwas drauf getreten und hatte mir den Fuss verknackst. Ich drehte mich um, den schmerzenden Fuss haltend, um zu sehen, worauf ich getreten war: es war ein verchromter, verdreckter Napf. Das Telefon klingelte weiter. Seltsam, oder nein: Gott sei Dank! Denn eigentlich hätte sich schon lange die Combox einschalten sollen. Ich robbte schmerzerfüllt weiter und erreichte mein Handy. Keine Nummer auf dem Display, nichts. Ich drückte den Annahmebutton: «Hallo? Hallo, hören Sie mich? Ich...» - Es knackte kurz, dann bellte, kläffte und knurrte mich ein Hund durch die Leitung an. Ich legte auf. Ein Blick aufs Display bestätigte: ich hatte noch immer keinen Empfang. Ich konnte jetzt nur noch eines tun: zurück zu meinem Auto humpeln und dort warten in der Hoffnung, dass irgendwann irgendjemand kommt. Aus dem nervösen Blinklichtflackern war das Oszillieren eines Stroboskops geworden. Ich schleppte mich durch die beinahe vollständig hereingebrochene Nacht dem Lichteffekt entgegen. Nach meiner ersten Schätzung musste ich vier- bis fünfhundert Meter vom Auto entfernt sein, als der Regen einsetzte. Doch auch nach einer gefühlten halben Stunde schien ich mich dem Wagen keinen Meter genähert zu haben. Halluzinierte ich? Natürlich, aber wie stark? Zur Kontrolle meines Zeitgefühls blickte ich auf die Uhr meines iPhones. Die Sekunden und Minuten liefen rückwärts. Ich setzte mich an Ort und Stelle hin. In meiner Jacke fand ich ein zusammengefaltetes ausgedrucktes Email und einen Kugelschreiber. Ich drehte das Papier um und fing an zu schreiben. Das Blatt ist nun voll, ich bin durchnässt und müde. Es gibt nichts mehr zu tun, ausser einzuschlafen in der Hoffnung, dass morgen alles gut wird...


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