Kult MAG 10

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Speed Racer: In der Mittagshitze haben sie genau auf diesen Moment gewartet. Wenn die Wagen auf die staubige Piste einbiegen, ineinander rasen, sich der Horizont vor der Fahrerscheibe plötzlich dreht. Stock Car – das ist der Vollkontaktsport. Wir haben vier Modelle ins Rennen geschickt.

What’s new: Vielleicht ist es die Aura – ein Blick, der bereits auf dem ersten Polaroid-Foto eines Modells alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine Präsenz, ein Gesicht, das sich für immer einprägt. Hier kommen die zehn neuen Kult-Modelle.

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Familiy Business: Wir haben vier Modelle in Brüssel, Stockholm, Yucatan und einer norwegischen Insel namens Kvaløya besucht. Auf der Suche nach dem Leben jenseits des Laufstegs und der Fotoshootings. Ein Treffen mit Brüdern, Freundinnen, Neffen. Willkommen bei der Verwandtschaft.

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Leserinnen, liebe Leser, was passiert, wenn man das Rampenlicht, in dem unsere Modelle täglich stehen, ausschaltet? Und sie heraustreten aus dem Scheinwerferlicht und man ihnen dorthin folgt, wo ihr anderes Leben stattfindet: in einer Wohnung in Stockholm, einem Hotel am Atlantik, einem Restaurant in Brüssel. Das Leben in der Familie. Vier Modelle haben uns eingelassen und ihre Brüder, Schwestern, Freundinnen und Freunde mit vor die Kamera geholt – und erzählt, was sie mit ihrer Familie verbindet. Dabei herausgekommen sind vier Geschichten über Freundschaften, die Jahre überstehen, über eine Ferieninsel im Norden, auf der sich einmal im Jahr der harte Kern einer alten Schul-Clique trifft, und über ein filmreifes erstes Date an einem Weihnachtsabend vor vielen Jahren bei minus 25 Grad. Alle Bilder dieser KultMag-Ausgabe hat der in Paris und Berlin lebende Fotograf Markus Jans gemacht. Um die Kult-Modelle perfekt zu inszenieren, reiste Jans bis nach Mexiko – aber auch ins brandenburgische Nirgendwo, auf der Suche nach dem perfekten Ort für eine Bilderstrecke über Männer in Stockcars. Auf einer staubigen Rennstrecke bei Herzfelde zeigte sich, dass eines unserer Modelle tatsächlich das Zeug zum Rennfahrer hat – Sebastian Lund hatte sich als Kind sogar Blechdosen unter die Schuhe gebunden, um ans Gaspedal heranzureichen. Außerdem finden Sie in dieser Ausgabe Bilder von zehn neuen Modellen – den New Faces –, die jetzt mit bei uns im Team sind, worüber wir uns sehr freuen. Ebenso glücklich und stolz sind wir über den Red Dot Award und den if Award, mit denen unsere letzte Ausgabe ausgezeichnet wurde. Viel Spaß beim Blättern, Entdecken, Lesen wünschen Ihnen Marco Cordes und das Kult-Team

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Hier kommt Markus Jans Für seine Bilder ließ er Designermode auf einen Gletscher schaffen und Baukräne aufbauen. Perfekte Vorbereitung, darauf komme es an, sagt Fotograf Markus Jans, 46. Oder er wartet einfach: auf die Sekunde, wenn Steve Buscemi die Augen für das perfekte Porträt schließt. Markus Jans hat alle Fotos dieser KultMag-Ausgabe gemacht. Wir haben ihn, einen Fotografen mit leiser Stimme und einem Laptop voller Bilderwelten, in Berlin besucht. Wo endet Handwerk? Wo beginnt Kunst? „Ich bin kein Künstler“, sagt Markus Jans, „ich mache nur meine Arbeit.“ Diese Arbeit landet allerdings auf den Titelseiten und in den Hochglanzmagazinen dieser Welt. Er hat Kampagnen fotografiert für H&M, Cover für das Interview Magazine, Porträts für das ZEITmagazin. Der 46-Jährige hat Topmodels abgelichtet und Prominente wie Christoph Waltz und Diane Kruger fotografisch eingefangen. Seine Bilder sind mal zurückhaltend und leise – gerade so, als sei das Foto beiläufig entstanden. Mal sind seine Modelle aufwendig inszeniert, grell und grafisch. „Wenn man mich bucht, weiß man vorher nicht genau, was man bekommt“, sagt Jans. Eine Handschrift, eine immer wiederkehrende Bildsprache hat er nicht. Es sei nicht sein Interesse, ein Markenzeichen zu entwickeln. Wichtiger ist Jans, dass ein Bild eine Geschichte hat, einer Idee folgt. So gleicht kein Bild dem anderen. Außergewöhnlich sind sie alle. Jans, geboren in der Nähe von Trier, hat sich schon immer für Bilder interessiert. Als Jugendlicher betrachtete er die Fotografien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, blätterte in Bildbänden. Jans bewunderte Robert Capa und Henri Cartier-Bresson, die beiden großen Schwarz-Weiß-Fotografen des 20. Jahrhunderts. Der eine widmete sich dem Krieg, der andere der Befreiung von Paris. Beide rückten Menschen in ihren Fokus. „Menschen, Porträts, fand ich immer am spannendsten“, erzählt Jans. Er spricht leise, wirkt zurückhaltend. Jans will Fotografie nicht intellektualisieren, vor allem nicht seine eigene. Dass er einmal selbst hinter der Kamera stehen würde – er hätte es nicht gedacht. Eigentlich wollte er Industriedesigner werden, aber es kam anders. Nach ersten fotografischen Gehversuchen in Deutschland kam er nach Paris. Ende der 90er-Jahre arbeitete Jans dort unter anderem für den belgischen Modedesigner Martin Margiela, fotografierte Editorials für die Magazine self service und i-D. Einige wenige Magazine – Vogue, Harper’s Bazaar – bestimmten damals die Szene. Modefotografie war so wichtig wie nie. Und Jans, der an Fähigkeiten glaubt, aber vor allem an gute Vorbereitung, wollte so viel wie möglich über Mode lernen. Er besuchte Modenschauen, sah sich Kampagnen an. Yohji Yamamoto, Jeremy Scott, Balenciaga. Sein damaliges Umfeld lebte Mode, alles drehte sich um das nächste Shooting, die nächste Kollektion. Jans hielt den Hype, die Selbstbespiegelung nicht lange aus. Um zu beschreiben, was er tut, nutzt Jans den Begriff „Inszenierung“. Es gehe darum, das Porträt zu kontrollieren, es zu formen. Er sammelt Inspirationen, um sie im passenden Moment hervorzuholen. Auf seinem Computer hat er sie gespeichert: Fotos, Kunstwerke, Schnappschüsse, die ihn einmal berührt haben. Und berühren, das sollten Bilder immer. Vor knapp zwei Jahren sah Jans zum Beispiel ein Foto der Baustelle von Stuttgart 21: Ein riesiger Bagger begann gerade damit, den Nordturm des Bahnhofes einzureißen. Jans war fasziniert von dem Greifarm. Er wollte ihn unbedingt in einem Motiv benutzen. Aber erst ein Jahr später bot sich die Gelegenheit: Für ein Fotoshooting der GQ ließ Jans Teile eines Krans beschaffen. Dass sich diese Idee umsetzen ließ – die Logistik, die Bedienung der Geräte –, hat Jans gefreut. Ein anderes Mal fotografierte er auf einem Gletscher,

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obwohl die teuren Couture-Kleider eigentlich nicht dorthin transportiert werden durften. Also habe jemand aus dem Team die Kleider „entführt“. Und sie einen Tag später, nach dem Shooting, zurück in die Stadt gebracht. „Das gestemmt zu haben, bedeutet mir viel“, sagt Jans. Dass er seine Vorstellungen umsetzen kann, ob in Mexiko oder anderswo, ist für Jans nicht selbstverständlich. Nicht jedes Magazin sei so flexibel, „die Dinge durchzuziehen“, sagt er. Und wenn man den Bildern ansieht, dass er sich Gedanken gemacht hat, sei das „das Einzige, worauf ich ein wenig stolz sein könnte.“ Eines seiner Vorbilder ist Steven Meisel, der Mode für die italienische Vogue interpretiert. Meisel spickt seine Strecken mit aktuellen Bezügen: Krieg und Schönheitschirurgie tauchen genauso auf wie Filmzitate. Auch Jans möchte sich diese Distanz, den fremden Blick, bewahren. Manchmal hat er eine „Überdosis Fotografie“, wie er es nennt. Dann nimmt er sich eine Auszeit, widmet sich anderen Projekten: Fünf Jahre lang war er der Assistent der US-Fotografin Nan Goldin, die in den 80er-Jahren die New Yorker Subkultur fotografierte. Gewalt, Missbrauch, Sexualität waren ihre Themen. Jans hat sie durch Paris begleitet und von ihr gelernt. „Nan hat mir klar gemacht, dass das Auge einen guten Fotografen ausmacht“, erinnert sich Jans, „und nicht die Technik.“ Auch Filmarbeiten hat Jans fotografisch begleitet und daraus seine Lehren gezogen: „Fotografen müssen immer mehr auch Kameramann sein oder Regisseur“, sagt er. Das könne man nicht lernen, ohne auch mal aus der eigenen Welt hinauszutreten. Doch bei aller Planung, allem Vorwissen müsse man dem Motiv auch seine Freiheit lassen. Man könne das Feld abstecken; vorab Licht, Location und Styling wählen. Und dann, sagt Jans, müsse man loslassen. „Fotografie hat auch viel mit Spontanität zu tun.“ Es ist der Zufall, der ihm manchmal die besten Bilder beschert. Eines seiner liebsten Motive – ein Porträt von Steve Buscemi – habe keine fünf Minuten gedauert. Buscemi im Sessel, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Tageslicht dringt durch das Fenster. „Da war ein Vorhang, und ich habe Buscemi zugedeckt“, erinnert sich Jans. Und plötzlich ergab scheinbar Belangloses das bestmögliche Bild. Vielleicht ist es dieser Moment; wenn man die Technik vergisst und das Handwerk endet. Vielleicht ist das Kunst.

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RAU CYRIL S E BA S T I A N DEVIN C L AY TON Fotografie: Markus Jans, Assistenz: Lennard R端hle, Models: Clayton Pyle, Cyril Giustiniani, Devin Paisley, Sebastian Lund, Styling: Tony Bryan @ Kult Artists, Grooming: Alexander Hofmann @ Kult Artists Digital Operatoration: Julia von der Heide, Produktion: Claas Cropp, Retusche: Birds of Prey

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IN In jedem Rennen gibt es diesen Moment, da herrscht Leere in Sebastian Lunds Kopf. Dann besteht sein Körper allein in der Gegenwart, es gibt keine Gedanken mehr, nur noch Reaktion – schalten, lenken, bremsen. Der Geruch von Schweiß und Benzin, das Quietschen der Reifen, das Brummen der anderen Motoren, alles vermengt sich und rückt in den Hintergrund. Meditation zu Motorengeräuschen, ein Gebet aus Kupplung und Gas. Was zählt, sind er und der Wagen. Sebastian Lund, 22, lebt in Dänemark, modelt und fährt Stockcar. Stockcar, das ist die anarchische Version des Autorennens: Alles ist erlaubt. Rammen, Schieben, Drängeln. „Das ist Kontaktsport“, sagt er, „normales Autorennen ist wie Basketball, Bewegung ohne Berührung. Stockcar ist wie American Football – voller Körpereinsatz.“ Er mag das, den direkten Nahkampf, die Einheit aus Mensch und Maschine. Stockcar, das ist nicht hübsch, da gibt es kein Tamtam. Nur Karren auf Schotterpisten, brachliegenden Äckern, alten Industriegeländen. Er deutet auf eine freie Fläche zwischen Hallen am Kopenhagener Hafen. Unkraut wuchert zwischen Kieselsteinen, ein paar Holzpfosten stehen herum. „Mehr brauche ich nicht. Die meisten Menschen finden an diesem Gelände nichts Besonderes“, sagt Sebastian, während wir mit seinem alten Mercedes weiter Richtung Hafenbecken fahren, „aber wer Stockcar fährt, sieht die Welt mit anderen Augen. Für mich ist sie mein Spielplatz.“ Über so einen Schotterplatz kann Bernd Jansen nur lachen. 300 Meter gegossene Betonpiste, begrenzt von einem Sandwall, umringt von erhöhten Zuschauerhügeln, das ist seine Welt. Jansen betreibt eine der wenigen festen Stockcar-Rennbahnen

Deutschlands in Herzfelde bei Berlin. Im Büro seiner Autowerkstatt lehnt sich Bernd Jansen in seinem alten Stuhl zurück, faltet die Finger, schwarz vom Motorenöl, über dem Bauch und grinst breit. „Wenn ick rausfahre, dann um ’n bisschen Action zu machen“, sagt er, „dafür kommen de Zuschauer ja schließlich.“ Mit Action meint er: schöne Überschläge. Dann rast er auf den Sandwall zu, und wenn alles klappt, hebt er ab und landet auf dem Dach oder auf der Seite. „Da johlt das Publikum, und dann wirds auf einmal janz still. Bis die Streckenposten den Daumen heben“, sagt er. Normalerweise kann man auf dem Rennbahngelände die Vögel zwitschern hören, so idyllisch liegt es eingebettet zwischen den Wiesen bei Herzfelde. Aber nicht an zwei Wochenenden im Jahr: Immer im Mai und im September brettern hier die Stockcars im Kreis, 600 bis 1000 Zuschauer lockt das Spektakel an. Hier fand das Fotoshooting mit den Kult-Modellen statt – mit Sebastian Lund. Bernd Jansen hat seine ganze Berliner Familie in die Organisation eingespannt. Sein Sohn ist Veranstalter, seine Tochter kümmert sich um das Catering. Es gibt Teams, die reisen schon eine Woche vorher mit ihren Campingwagen an, um ihr Lager in Ruhe aufzubauen. Stockcar Herzfelde, das ist bei manchen wie ein Familienausflug oder der Campingurlaub mit den besten Freunden, ein Festival für Autos. Für viele sind diese Tage die besten des Jahres. Die Stimmung, die Party, die Aufregung – Stockcar macht süchtig. „Wer einmal dabei ist, den lässt dat nicht mehr los“, sagt Jansen, „das ist Adrenalin pur. Wer behauptet, da ruhig zu sein, lügt.“ Dabei gelten strenge Sicherheitsauflagen. „Da müssen ungefähr acht Institutionen ihr Häkchen machen, bevor wir hier wat eröffnen können“, sagt Jansen. „Aber det is jut, Sicherheit jeht vor. Alle Fahrer tragen Helm und Halskrause, alle Wagen werden technisch geprüft, bevor die rausdürfen.“ Trotzdem. Wenn sein Sohn draußen ist und einen Überschlag gemacht hat, dann rast ihm schon mal das Herz. Bei der Familie schaut man anders hin. Zwei Karren, die schon verschiedene Rennen überlebt haben, stehen auf dem Hof, zwischen Werkstatt und Bürohaus. Wie Urzeittiere sehen sie aus, wie Skelette eines Straßenwagens, auf das absolut Notwendige reduziert: keine Beifahrersitze, Radios oder Innenverkleidung. Tank und Kühlung werden auf die Rückbank verlegt, da-

mit sie beim Crash besser geschützt sind. Unter den Lenkradstangen hängen Zündkabel, der verbeulte Blechkörper wird mit Metallrohren verstärkt – das ist der sogenannte Überrollkäfig, ohne den darf niemand starten. Die meisten Fahrer sind Tüftler, haben eigene Werkstätten oder Garagen angemietet und rüsten ihre Autos selbst um. So auch Sebastian, der seinen Mercedes weiter durch Kopenhagen steuert. Er will raus aus der Stadt. Menschen, Geschäfte, Trubel, das ist nichts für ihn. „Sobald du weg bist, stecke ich mit meinem Kopf da drin“, sagt er und deutet auf die Motorhaube. Den goldgrauen Mercedes, 86er-Baujahr, hat er vor dem Stockcar-Schicksal gerettet. Eigentlich sollte auch er auf die Piste. „Aber ich saß hier drin, bin eine Runde gefahren, und mir war klar, das ist mein Auto“, sagt Sebastian und streicht über das Lenkrad. Er leide, wenn dieser Wagen eine Beule bekommt, sagt er. Dabei liebt er auch die Autos, die er auf der Strecke zerlegt. Es ist, als wolle er ihnen eine Ehre erweisen, ihnen noch einmal Leben für den letzten Kampf einhauchen. „Dafür werden sie doch gebaut. Um zu fahren, bis sie nicht mehr können.“ Bis zur Unkenntlichkeit verbeult, mit kaputtem Motor und gebrochenen Achsen – so kann man ein Auto guten Gewissens verschrotten. Ein fahrtüchtiges Fahrzeug in die Presse zu schicken, in Sebastians Augen ist das so was wie Mord. Er war zehn, als er das erste Mal Papas Wagen aus der Garage geklaut hat, um damit durch den Wald zu heizen. „Ich hab schon immer Autos mit meinem Vater repariert. Da habe ich vielleicht manches zu früh gelernt“, sagt er. Weil er zu klein war, hatte er Dosen unter die Füße geschnallt, nur so kam er an die Pedale. Es gab eine Zeit, in der hat Sebastian alles kurzgeschlossen, was fahren konnte. Nur um es auszuprobieren. Danach hat er immer alles zurückgestellt. Ärger gab es natürlich trotzdem. „Ich war das schwarze Schaf der Familie“, sagt er. Seine Eltern sind Ärzte, seine drei Geschwister haben alle studiert. Er hat die Schule abgebrochen. Sebastian war das Kind, das nicht stillsitzen kann. Das lieber jagt und baut und bastelt, als auf einem Stuhl zu sitzen. Und der einzige Ort, an dem er ganz er selbst sein konnte, war hinterm Steuer. „Das klingt vielleicht komisch, aber Fahren macht mich zu einem besseren Menschen. 29


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Das ist meine Meditation, mein Ausgleich. Ich liebe diese Konzentration, wenn man nur noch den Gegner vor sich sieht.“ Am liebsten startet er hinten, wo einem Abgase und Staub der anderen ins Gesicht wirbeln. Die Jagd ist das Beste am Rennen. Sich vorarbeiten, Wagen um Wagen. In der Poleposition anzufangen, ist langweilig, keine Herausforderung. Ins Ziel will er immer als Erster. „Wenn du nicht Erster bist, bist du Letzter“, sagt er. Das kennt Bernd Jansen auch von seinen Rennfahrern in Herzfelde. „Es jibt janz unterschiedliche Typen“, sagt er, „manche wollen Spaß und Action, andere wollen immer aufs Treppchen.“ Er lacht, wenn er sich an sein erstes Rennen erinnert. „Scheiße war das. Mein Wagen hat nur drei Runden mitjemacht,

dann bin ick heim.“ Aber er hat daraus gelernt. „Wenn de dir so’n Ding baust, dann ordentlich. Dat hält sieben, acht Rennen länger und is sicherer. Da kaufste die ’ne Karre für ’nen Fuffi und steckst noch mal 2000 rein, fertig.“ Es sei eben kein ganz billiges Hobby. Jansen wirkt mit seiner randlosen Brille, den Lachfältchen und dem sauber gestutzten Schnäuzer eher wie ein lieber Papi. Aber wenn es um Leute geht, die mit ihren Autos schlecht umgehen, legt sich seine Stirn in Falten. „Allet kaputtjespart.“ Er lässt seinen Blick über die Reparaturwagen in seinem Innenhof schleifen, „dat versteh ick nicht. Was die Leute ihren Autos antun. Da krieg ick Plack bei.“ Jansen weiß, dass sein Handwerk ausstirbt. Dass man heute nicht mehr Mechaniker, sondern Mechatroniker wird und für eine Reparatur einen PC ans Auto anschließt. Schön findet er das nicht. Auf dem Hof steht ein alter Trabbi, den sein Sohn gerade restauriert. Irgendwie passen sie zusammen, die Rennkarren und die Oldtimer. Autos mit Seele. Jansen hat die ganze Familie mit seiner Begeisterung angesteckt. Am schlimmsten erwischt hat es allerdings den Enkel. „Der Kleene is jetzt elf. Ohne den dürfen wir kein Rennen starten“, erzählt Jansen. Noch darf er nur zuschauen. Aber ein bisschen kann er schon fahren. Bis zum ersten Rennen ist es nur eine Frage der Zeit. „Rennfahrer werden, das ist doch ein klassischer Kindertraum“, sagt Sebastian Lund auf dem Rückweg Richtung Kopenhagener Innenstadt. „Das war mein größter Wunsch.“ Auf einmal zeigt er auf einen Schotterplatz am Straßenrand: „Wollen wir?“, fragt er. Ich öffne das Gatter, Sebastian gibt Gas, zieht die Handbremse, schleudert eng um einen Holzpfosten herum, Staub wirbelt auf, er beschleunigt. Kuppeln, Schalten, Bremsen, alles geschieht mit einer einzigen fließenden Bewegung. Er grinst von Ohr zu Ohr. Wie ein kleiner Junge auf dem Spielplatz.

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Fashion Editors : TONY BRYAN & ANALUCIA MCGORTY Vielen Dank an: Daniel von DC4, Ingo von Rockin’ Chair, Roy Dunn’s Western Store Seite 14/15, Clayton: JULIA HEUSE T-Shirt THEATERKUNST Lederweste STYLIST’S OWN Armband Seite 17, Sebastian: THEATERKUNST Lederjacke CLOSED Shirt CLOSED Jeans STYLIST’S OWN Armband LEVIS Taschentuch THEATERKUNST Chaps Seite 18/19, Cyril: AMERICAN APPAREL T-Shirt STYLIST’S OWN Kette THEATERKUNST Helm Seite 20/21, Devin: STYLIST’S OWN Jeansweste SOULLAND Shirt LEVIS Jeans Clayton: STYLIST’S OWN Weste STYLIST’S OWN Shirt ROCKIN CHAIR Gürtel DENHAM Jeans Seite 22, Devin: AMERICAN APPAREL Unterhemd THEATERKUNST Lederweste LEVIS Jeans

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Seite 25, Clayton: STYLIST’S OWN Lederweste JULIA HEUSE T-Shirt LEVIS Jeans STYLIST’S OWN Armband STYLIST’S OWN Halstuch Seite 26, Devin: THEATERKUNST Lederweste AMERICAN APPAREL Unterhemd ROCKIN CHAIR Gürtel DC4 Armband (Devins rechte Hand) STYLIST’S OWN Armband (linke Hand) Seite 30/31, Sebastian: THEATERKUNST Lederweste THEATERKUNST Gürtel CLOSED Jeans DC4 Brieftaschenkette DC4 Halskette STYLIST’S OWN Armband THEATERKUNST Helm Sebastian (im Auto): IRON HEART@DC4 Shirt TIGER OF SWEDEN Handschuhe THEATERKUNST Lederweste STYLIST’S OWN Armband Cyril (im Auto): ROCKIN CHAIR Weste BEN SHERMAN Shirt CLOSED Jeans

Seite 33, Cyril: AMERICAN APPAREL T-Shirt LEVIS Jeans STYLIST’S OWN Halskette Seite 34/35, Clayton: SOPOPULAR Jacke SOULLAND Shirt STYLIST’S OWN Schal STYLIST’S OWN Gürtel DC4 Ring ROY DUNN’S WESTERN Lederhose Seite 36, Devin: STYLIST’S OWN Jeansweste STYLIST’S OWN Schal ADIDAS SLVR Sweatshirt ADIDAS SLVR Hose THEATERKUNST Gürtel Seite 38/39, Clayton: THEATERKUNST Lederjacke Cyril (klein): LEVIS Jeans TIGER OF SWEDEN Shirt DENHAM Boots Devin (klein): ROCKIN CHAIR Shirt ROY DUNN’S WESTERN Bolo Tie THE FLATHEAD@DC4 Jeans CHEAP MONDAY Boots

Seite 40/41, Devin (groß): STYLIST’S OWN Jeansweste SOULLAND Shirt LEVIS Jeans Cyril (groß): THEATERKUNST Lederweste LEVIS Jeans ROCKIN CHAIR Gürtel Clayton (groß): STYLIST’S OWN Jeansweste STYLIST’S OWN Shirt ROCKIN CHAIR Gürtel DENHAM Jeans Clayton (klein): LEVIS Weste WEEKDAY Unterhemd BEN SHERMAN Jeans Cyril (klein): AMERICAN APPAREL Unterhemd LEVIS Jeans ROCKIN CHAIR Gürtel STYLIST’S OWN Armband Sebastian (klein): AMERICAN APPAREL Unterhemd KILIAN KERNER Hose DC4 Gürtel STYLIST’S OWN Halskette Devin (klein): BOBBY KOLADE Weste DENHAM Jeans DC4 Gürtel CHEAP MONDAY Boots


NEU DAS NEUE BEGEISTERT UND VERSTÖRT, PROVOZIERT UND REGT AUF, FASZINIERT UND ZIEHT AN, NIMMT DEN ATEM UND BESCHLEUNIGT, LÄSST UNS TRÄUMEN – UND WÜNSCHEN, DASS WIR AUCH DORT WÄREN, GANZ VORN, AN DER HORIZONTLINIE, IM LICHTKEGEL. KULT HAT ZEHN NEUE MODELLE. DAS SIND SIE. Fotografie: Markus Jans, Assistenz: Julia von der Heide, Models: Felix Raehmer, Franz Joseph, Jannik Knopp, Jonas Knautenberger, Justus Scheder, Leroy Jönsson, Lukas Raffael, Liam Nikos, Nicolai Otta, Timothy Friedrich Styling: Christof Post @ Kult Artists, Grooming: Mira Hake @ Kult Artists, Retusche: Birds of Prey, Studio: Studio Berlin

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NAH BEI IHR SIND WIR GANZ WIR SELBST. SIE IST UNS MANCHMAL PEINLICH – ABER IMMER WICHTIG. SIE MACHT UNS STARK. UND VERLETZLICH. VIER MODELLE STELLEN SIE UNS VOR: IHRE FAMILIE. Fotografie: Markus Jans Interviews: Alexandra Rojkov Retusche: Birds of Prey

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DA I S T D E R F J O R D, I N D E M E R AL S KI N D G E S C H WO MME N I S T, D E R O RT, AN DE M E R AU F W U C H S . BE RTH I L E S PE G RE N RE I S T J E D E S JA H R M I T S E I N ER F RAU L O R I E U N D S E I N E M S O H N BE CKE TT VO N N E W YO R K AU S NACH KVAL Ø YA: ZU RÜ C K Z U S E I N E N N O RW E G I S C H E N W U R Z E L N . WAS M AN H I E R U NTE RN E H ME N K A N N ? AN G E LN , KO C H E N , E S S E N . SONST NICHTS. Assistenz: Jonas Holthaus

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b E RT H I L , KANNST DU ANGELN? Natürlich.

U N D W E R H AT E S D I R B E I G E B R AC H T ? Ich glaube, ich konnte es einfach irgendwann. So ist das in Norwegen: Wenn man an der Küste wohnt, verbringt man seine Kindheit quasi auf einem Fischerboot. Man sieht den Erwachsenen zu, wie sie Fische fangen und Netze auslegen. Und dann macht man es eben selbst. Mittlerweile lebe ich in den USA, aber wir verbringen fast jeden Sommer in Norwegen. Dann kann ich einen Teil unseres Essens selbst fangen. Fische und Krabben … Nur Hummer hatten wir dieses Jahr nicht.

WA S B E D E U T E T D I R D I E S E R O RT ? Ich bin unweit von hier aufgewachsen. Kvaløya ist mir sehr vertraut. Als ich klein war, hat meine Familie hier Urlaub gemacht, genau wie wir es jetzt tun. Ich verbinde mit diesem Ort viele Erinnerungen.

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WELCHE ERINNERUNGEN? An Gerhard, zum Beispiel. Er ist 90 Jahre alt und eine Art Bürgermeister des Ortes. Auf der ganzen Insel stehen nur etwa 20 Häuser und einige sind seit hunderten Jahren im Besitz der gleichen Familie. Gerhard lebt seit Ewigkeiten auf dieser Insel. Er hat uns oft mit raus aufs Wasser genommen, er kennt mich, seit ich drei Jahre alt bin. Ich bewundere ihn.

WO F Ü R ? Im Sommer ist es hier warm und sonnig. Aber der Winter ist hart. Früher gab es nicht mal Strom. Für andere Menschen wäre das schlimm, aber Gerhard ist auf Kvaløya geboren und er hat nie etwas anderes gesehen. Was anderswo auf der Welt passiert, kümmert ihn nicht. Sein Bruder ist kürzlich an die Küste gezogen, in eine Stadt mit 20.000 Einwohnern. Er war richtig geschockt, wie viel Verkehr dort herrscht.

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D U L E B S T I N N E W YO R K U N D MI A MI . D U K Ö N N T ES T D E I N E N U R L AU B D O CH Ü B E R A L L V E R B R I NG EN . Könnte ich. Aber dieser Ort ist etwas Besonderes. Wie ein guter Freund, den man immer wiedersehen will. Der einem fehlt, wenn er nicht da ist. So ist Kvaløya für mich. Und auch für meine Familie.

D I E A B G E S C H I E D E NH EI T I S T K E I N P R O B L E M? Gar nicht. Meine Frau Lorie ist in einer Kleinstadt in Mississippi aufgewachsen. Lori ist ebenfalls Model und wir sind beide viel unterwegs. Der Alltag isthektisch und manchmal erscheint alles furchtbar kompliziert. Da gibt’s nur eine Lösung: Man muss an einen unkomplizierten Ort fahren. Wo es kein Internet gibt und nicht ständig das Telefon klingelt. Andere Leute legen sich auf die Couch – wir kommen hierher.

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WAS I S T D E R U N TE RS CH I E D ZW I S C H E N D E N U S A U N D N O RW E G E N ? Nicht weit von der Hütte, in der wir diesen Sommer gewohnt haben, steht ein großes weißes Haus. Es gehört dem Vorstandsvorsitzenden einer großen Bank. Dieser wichtige Mann hat ein kleines Boot und mäht regelmäßig seinen Rasen – genau wie alle anderen. Als ich Lorie davon erzählt habe, konnte sie es nicht fassen. In Amerika hätte dieser Typ ein ganzes Team von Gärtnern. Aber vielleicht muss er eben manchmal raus und normale Dinge tun. Die Gesellschaft bringt uns bei, unser Leben auf eine bestimmte Weise zu leben. Aber wenn es jemanden glücklich macht, seinen Rasen selbst zu mähen, sollte er das unbedingt tun.

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WA S T U N S I E , W E N N S I E AU F K VA L Ø YA S I N D ? Wir kochen. Und essen. Mehr gibt es hier auch nicht zu tun. Manchmal kommen meine Freunde vorbei – die Jungs, mit denen ich das Gymnasium besucht habe. Der harte Kern sind etwa zehn Personen. Sie sind auf der ganzen Welt verstreut, aber im Sommer treffen wir uns auf der Insel. Sitzen zusammen und lassen eine Flasche Whiskey rumgehen. Die meisten kenne ich, seit wir 16 oder 17 waren. Wir haben zusammen Fußball gespielt, waren feiern. Irgendjemand hatte immer sturmfrei oder einen Keller, in dem wir rumhängen konnten. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Wir sind zusammen erwachsen geworden. Aber wenn wir uns heute± treffen, denke ich, dass sich eigentlich gar nicht viel verändert hat. Wir können besser kochen als damals. Ansonsten sind wir die gleichen geblieben.

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D E I N S O HN I ST FA S T F Ü N F JA HR E ALT. WAS S O L L E R VO N DEM U R LAUB MI T N E H MEN ? Beckett ist in New York geboren, aber ich möchte, dass er weiß, wo seine Wurzeln liegen. Dass er versteht, was sein Vater da für eine verrückte Sprache spricht. Und natürlich soll er angeln lernen. Er hat diesen Sommer seine erste Makrele gefangen. Ich hoffe, dass er selbst hierherkommen wird, wenn er erwachsen ist. Ich werde jedenfalls hierherkommen, so lange ich es kann.

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D E R B E S T E F R E U N D, MI T D E M E R E I N R E S TAU R A N T AU F D I E B E I N E G E S T E L LT H AT; D I E MU T T E R , B E I D E R E R S I C H J E D E N TAG E I N MA L ME L D E T; D I E F R E U N D I N , AU F D E R E N K U S S E R S I E B E N JA H R E G E WA RT E T H AT. A L L E S , WA S F Ü R G E O F F R OY MI T FA MI L I E U N D F R E U N D S C H A F T Z U T U N H AT, S P I E LT H I E R : I N B R Ü S S E L .

RESTAURANT: SOLBOSCH, INH. DAVID AUGELLO 1, SQUARE DU SOLBOSCH, 1050 BRUSSELS BELGIUM

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AST DU E I N E N L I E B L I N G S O RT I N BRÜSSEL? Ich habe mehrere. Einen davon kann man auf den Bildern sehen: Er heißt „Place Poelaert“. Von dort aus hat man einen tollen Blick über die Stadt. Und es ist der Ort, an dem ich meine Verlobte zum ersten Mal geküsst habe.

WA N N WA R DA S ? Das ist schon sieben Jahre her. Ich bin 28 Jahre alt und kenne Marie-Julie, seit ich 14 bin. Wir waren immer nur gute Freunde, aber eines Abends hatten wir zu viel Champagner getrunken. Es war Juni, die Luft war warm, und in der Stadt war noch viel los. Es war einfach der perfekte Moment.

WA S H AT T E S I C H V E R Ä N D E RT ? Ich fand schon immer, dass sie eine tolle Frau ist. Aber ich wollte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Wenn aus Freundschaft Liebe wird, kann das wunderbar sein, aber man kann auch alles verlieren. Für uns war es der richtige Schritt, auch in dieser Reihenfolge.

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WA R U M? Ich hatte viele Beziehungen, die oberflächlich waren. Man findet einander toll, aber nach einiger Zeit stellt man fest, dass nichts dahinter steckt. Bei Marie-Julie war es anders. Wir haben zusammen gelacht, Spaß gehabt, Geheimnisse geteilt. Und irgendwann kam die Anziehung dazu. Ich glaube an diese Art der Liebe.

WA N N F I N D ET D I E H O C H Z E I T S TAT T ? Das steht noch nicht fest. Aber es wird eine internationale Hochzeit. Marie-Julies Mutter kommt aus Albanien, und es werden Gäste aus Italien, Deutschland, Belgien da sein. Wir haben beide ziemlich große Familien. (Lacht)

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D U B IST VIE L UNTE RW E G S . WIE HÄLT ST DU KON TAKT ZU DEINE R FAM IL I E ? Meine Basis ist Brüssel, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Meine Eltern leben nur 15 Minuten von mir entfernt. Ich besuche sie einmal pro Woche. Wir essen zusammen, oder ich helfe ihnen beim Haushalt. Und ich rufe meine Mutter jeden Tag an oder schreibe ihr zumindest eine Mail.

JE DEN TAG ? Jeden Tag. Zu tippen „Mir geht’s gut, ich hab dich lieb“, kostet mich 15 Sekunden. Und ihr bedeutet es viel.

K LIN G T, ALS STE HE D I R D E I N E FAM IL IE S E HR NAH E . Ganz ehrlich: Es ist verrückt, dass ich diesen Job mache. Eigentlich bin ich ein Familienmensch, jemand, der gern an einem Ort verwurzelt ist. Bevor ich Modell wurde, habe ich studiert, Marketing und Verkaufspsychologie. Nach meinem Abschluss war ich bereit, einen ganz normalen Job anzunehmen. Ich habe mir mein Leben folgendermaßen ausgemalt: Arbeit, danach Abendessen mit der Familie, und abends würde ich meine Kinder in Basketball trainieren. Für mich war das eine schöne Vorstellung.

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IHR D E N KT S CH O N Ü BE R KI N D E R NACH ? Ja, wir möchten unbedingt Kinder haben. Aber im Moment ist es noch zu früh. Und wir haben ja Luka und Anthony, die Kinder von Marie-Julies Schwester. Ich habe die beiden aufwachsen sehen: Für mich sind sie meine Neffen. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Gehen in den Freizeitpark, ins Museum … Erst letzte Woche waren wir am Meer. Und manchmal bringe ich ihnen auch Dinge bei.

WAS D E N N ? Englische Wörter zum Beispiel. Von mir haben sie den Satz „Ich bin ein Gentleman“. Ich habe ihnen beigebracht, dass man einem Mädchen die Tür aufhält. Sie machen das wirklich! Dazu sagen sie: „Ladies first.“

KL ING T, AL S H ÄTTE S T D U EIN E RF ÜL LTE S L E BE N I N BRÜ S S EL . Ich bin gern Modell. Aber es fällt mir schwer, die Stadt zu verlassen. Hier ist ja nicht nur meine Familie, sondern auch mein Freundeskreis. Ich habe sechs wirklich gute Freunde. Die meisten kenne ich aus der Schule oder von der Uni. Wir ist sind ganz unterschiedlich: Einer ist Elektriker, einer Buchhalter, einer Pilot. David zum Beispiel hat ein italienisches Restaurant, in dem ich lange Zeit mitgeholfen habe.

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WA S H A S T D U GEM AC HT ? So ziemlich alles. Die Location gesucht, die Möbel bestellt, einen Koch gefunden. Ich habe auch eingekauft und die Gäste begrüßt.

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W IE WAR E S , M I T DAVI D Z USAM M E NZUARBE I TE N ? Es war perfekt. Am Abend saßen wir zusammen und haben besprochen, wie der Tag gelaufen ist. Es gibt nur eine Sache, die mich an David nervt: seine Unpünktlichkeit. Manchmal war der Laden mittags total voll. Und wenn ich David anrief und fragte, wo er steckt, war die Antwort immer: „Ich bin um Ecke, gleich da.“ In Wahrheit kam er erst eine Stunde später. Aber er hatte stets einen guten Grund. Es ist sein erstes Business, und er macht das wirklich toll.

W IE L ANGE G I BT E S DAS RE STAURAN T S CH O N ? Etwas mehr als ein Jahr.

DANN HAS T DU DAM AL S S CH O N ALS M ODE L L GE ARBE I TE T. Ja. Na und? Ich liebe diesen Laden. Manchmal sind wir nachts unterwegs und bekommen Hunger. Dann schließen wir das Restaurant auf und kochen uns was.

KOCHT E R I M RE STAURANT S E L BS T? Nein, aber seine Mutter. Sie macht die beste Penne Salmone. Davids Familie kommt aus Sizilien, auch seine Brüder helfen im Restaurant. Es ist ein richtiges Familienunternehmen.

D U ZIE HS T DE M N ÄCH S T AUS BE RUF L I CH E N G RÜNDE N NACH N E W YO RK. WER WIR D DIR M E H R F E H L E N : FR EUNDE ODE R FAM I L I E ? Meine engsten Freunde sind wie meine Familie. Sie werden mir alle sehr fehlen. Zum Glück gibt es ja Skype. Und David kommt die erste Zeit mit nach New York. Er wird die Stadt lieben, das weiß ich genau.

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I M N I RG E N DWO. M I T D I E S E N WO RTE N BE S C H R E I B T N I C O L A S D E N O RT I N D E R PAMPA A R G E N T I N I E N S , I N D E M E R AU F GE WAC H S E N I S T. D O RT S PÜ RTE E R VO R AL L E M: D I E S E H N S U C H T NACH D E M O ZE AN . WA S DA N N PA S S I E RT E , KL I N G T W I E I N E IN E M RO MA N VO N J O H N I RVI N G . I N D E N H AU P T R O L L E N : AN PACKE N D E E LTE RN , E I N E TAT K R Ä F T I G E S CH W E S TE R, E I N E H E M A L I G E S K I N D E R MÄ D C H E N U N D E I N FAMI L I E N - H O S T E L AM G O L F VO N ME X I KO. LOCATION: COQUI COQUI PERFUMERIA HOTEL AND SPA CALLE 41A #207A CO L . S IS AL , VAL L ADO L ID. YUCATAN CP 97780 M E X ICO

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w IR E RRE I CH E N D I CH GE RADE PE R TE L E F O N IN DE INE M H E I M ATO RT IN ARGE NTI N I E N . W E N N D U AUS DE M F E N S TE R S CH AU S T, WAS S I E H S T D U ? Da ist nichts. Meine Eltern leben auf einer Farm, und um uns herum sind nur Felder. Keine Nachbarn, nichts als Weite.

W IE WAR E S , M ITTE N IM N I RG E N DWO AUF ZU WACH S E N ? Mein Großvater war Landwirt, und obwohl meine Eltern mittlerweile in anderen Berufen arbeiten, leben wir immer noch auf seiner Farm. Wir haben Pferde und Hunde … Wer hier aufwächst, lernt schnell, selbstständig zu sein. Meine Eltern haben mich nie zur Schule gebracht – da musste ich allein hinkommen. Obwohl ich noch sehr jung war. Ich hab mir mein Fahrrad genommen und bin losgefahren. Das Leben war sehr einfach, bescheiden.

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H A B E N S I C H D EI N E ELT ERN K E I N E S O R G EN G EM ACHT, DA S S D I R U N T ERWEGS ET WAS PA SSI ERT ? Nein, niemals. Sie haben mir alle Freiheiten gegeben. Dafür bin ich ihnen dankbar. Denn diese Freiheit gab mir Selbstvertrauen, und genau das habe ich gebraucht, um später allein zu reisen.

D U B I S T NACH D ER UNI MI T D E M R UCK SAC K UM DI E W E LT G EZ O G EN. Ja, da war ich 19 Jahre alt. Viele Europäer reisen nach der Schulzeit nach Südamerika, nicht wahr? Und in Südamerika ist es Tradition, nach der Uni ein Sabbatical zu nehmen und durch Europa zu ziehen. Ich hab in vielen Jugendherbergen gewohnt. Ich dachte immer: Irgendwann werde ich auch eine haben.

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H E U TE BE S I TZT D U ME H R E R E H OT E L S I N ME X I KO – H I E R S I N D D I E F OTO S F Ü R S K U LT MAG E N T S TA N D E N . Ja, ich habe mehrere Häuser auf Yucatán. Aber es sind keine richtigen Hotels: Keines hat mehr als sieben Zimmer. Eigentlich sind es Hostels, nur eleganter.

W I E KAM E S , DA S S D U H OT E L I E R G E WO R D E N B I S T ? Ich hatte schon als Kind den Traum, ein Haus am Meer zu besitzen. Mein Heimatort in Argentinien liegt in der Pampa. Zum Atlantik fährt man mit dem Auto zehn Stunden, zum Pazifik ebenso. Das Meer fehlte mir.

WARU M DA S ME E R ? WA R U M N I C H T D I E B E R G E ? Berge sind wunderschön, aber dort ist man so eingeengt. Der Blick ist begrenzt. Ich wollte schon früh reisen, andere Kulturen kennenlernen. Das Modeln gibt mir diese Möglichkeit: Ich treffe Menschen, erweitere meinen Horizont … Und dafür musste ich das Meer überqueren. Es symbolisiert für mich Offenheit und Freiheit. Wie eine Landschaft aussieht, bedeutet mir wirklich viel. Ich habe sogar Landschaftsarchitektur studiert.

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WAS H ABE N D E I N E ELT ERN GE S AG T, AL S D U NACH M E XIKO G E ZO G E N BI S T? Sie fragten, ob ich verrückt geworden sei. Zehn Jahre ist das her. Ich habe damals in New York gewohnt, ich hatte eine Karriere. Und dann beschließe ich plötzlich, in einer Hütte am Meer zu wohnen.

DANN HAS T D U E I N E G AN ZE HOTE L KE TTE AU F G E BAU T. Am Anfang war es eher wie Camping. Meine Freunde kamen und halfen mir, das alles zu erschaffen. Wir haben wie Hippies am Strand gelebt. Auch meine Familie packte mit an. Jeder hat einen Samen gesät.

DE INE FAM I L I E AU CH ? OB WOHL S I E AM AN FAN G S O S KE PTI S CH WAR? Natürlich. Meine Schwester Coni war die erste Managerin des Hotels. Damals kamen eine Menge Promis vorbei, die ich aus Modell-Zeiten kannte. Coni hatte keine Ahnung, wer diese Leute waren, und behandelte sie wie ganz normale Gäste. Ehrlich und ungekünstelt. Heute arbeitet sie in der Boutique. Zum Unternehmen gehört nämlich auch eine Parfümerie, wo wir aus lokalen Pflanzen Pflegeprodukte herstellen. Meine Cousine arbeitet ebenfalls im Hotel. Und Silvia, mein Kindermädchen.

DE IN KI N D E RM ÄD CH E N ? Ja. Sie hat früher auf mich und meine Schwester aufgepasst. Damals war sie 19, heute müsste sie etwa 50 sein. Silvia wollte in Mexiko eigentlich nur Urlaub machen. Stattdessen blieb sie zehn Jahre. Sie ist eine richtige Strand-Nanny und kümmert sich hier um die Kinder. Auch um meinen Sohn, Leon. Dann haben meine Frau Francesca und ich auch mal Zeit für uns.

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KO MME N D E I N E E LT E R N AU C H MA L VO R B E I ? Oft sogar. Sie bleiben dann f端r mehrere Monate und 端bernehmen den Laden. Ich habe die Dinge anders gemacht, als sie es sich vorgestellt hatten. Aber heute freuen sie sich f端r mich.

D E I N L E B E N S T R AU M I S T WA H R G E WO R D E N . Alles, was ich wollte, war ein Haus, das ich mit Familie und Freunden teilen kann. Denn nur wer teilt, ist wirklich gl端cklich.

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ER IST MEIN BESTER FREUND – MIT DIESEN WORTEN BESCHREIBT ANTON SEINEN BRUDER LASSE, EINEN BILDHAUER, DER ALS EINZIGER DER FAMILIE NOCH IMMER GANZ IN ANTONS NÄHE LEBT. UND MIT DEM ANTON SKULPTUREN AUS MARMOR UND STAHL BAUT. UND DA IST NATÜRLICH: VENDELA – EINE OPERNSÄNGERIN, DIE ANTON IN EINEM FILMREIFEN MOMENT IN EINER EISIGEN WEIHNACHTSNACHT KENNENGELERNT HAT.

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a NTON, WAS BEDEUTET DIR KUNST?

Ich zeichne gern, wenn auch nicht professionell. Ohne Kunst wäre mein Leben sehr viel trister. Meine Eltern waren Künstler, meine Schwester malt, und mein Bruder Lasse fertigt Skulpturen. Als Kinder haben er und ich oft zusammen gespielt. Heute ist er mein bester Freund. Meine Familie ist in der Welt verstreut. Aber Lasse und ich wohnen noch immer nah beieinander.

WAS VERBINDET EUCH? Lasses Skulpturen sind aus Metall und Stein. Manche seiner Arbeiten sind drei Meter groß, und Lasse braucht jemanden, der ihm hilft. Dann fragt er meist mich.

UND DAS KLAPPT? Es funktioniert toll. Lasse ist sehr geschickt mit den Materialien: Er schafft es, aus einem Block Marmor einen wunderschönen Körper zu formen. Ich bin handwerklich weniger begabt, aber dafür habe ich ein gutes Auge. Ich sehe sofort, wenn etwas ästhetisch nicht funktioniert.

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SAGST DU IHM DAS DANN OFFEN? Natürlich. Manchmal sehe ich vorab seine Skizzen an und kann ihm dann genau sagen: Dieses oder jenes Modell berührt mich. Und meistens fängt er dann damit an. Es macht Spaß, gemeinsam mit ihm zu arbeiten. Wir bauen seit unserer Kindheit Sachen zusammen, also seit fast 50 Jahren.

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DEINE LEBENSGEFÄHRTIN IST OPERNSÄNGERIN, HAT ALSO KUNST ZUM BERUF GEMACHT. WUSSTEST DU DAS, ALS DU SIE KENNENGELERNT HAST? Nein, wir haben uns im Park in Stockholm kennengelernt, als wir mit unseren Hunden Gassi gingen. Das war am ersten Weihnachtstag vor etwa fünf Jahren.

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DAS KLINGT JA WIE IM FILM … (Lacht) Vendela – so heißt sie – hat einen Jagdhund, mein Hund war winzig dagegen. Die beiden haben sich beschnuppert und wurden schnell Freunde. Und dann haben die Hunde uns einander vorgestellt. Es war ein eisiger Tag: minus 25 Grad. Trotzdem standen wir eine Stunde in der Kälte und haben uns unterhalten. Ich glaube, es war gut, dass wir uns so begegnet sind. Wir waren beide noch müde vom Weihnachtsabend, hatten ungemachte Haare. Wir waren ganz wir selbst.

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WANN HAST DU VENDELA ZUM ERSTEN MAL SINGEN GEHÖRT? Nach ein paar Monaten lud sie mich in eines ihrer Konzerte ein. Es fand in einem kleinen Saal in Stockholm statt. Sie sang Lieder von Édith Piaf, und die Musik war voller Schmerz und Liebe.

ÉDITH PIAFS LIEDER KLINGEN MEIST SEHR TRAURIG, NACH GROSSEM LEBENSDRAMA. Es kommt darauf an, wie man sie deutet. „Je ne regrette rien“ heißt zwar, dass man viele Fehler gemacht hat. Aber auch, dass die Dinge sich so entwickelt haben, wie sie sollten. Wenn Vendela Piaf singt, klingt es optimistisch.

IST SIE EIN POSITIVER MENSCH? Ja, sehr. Und sie hat auch mir geholfen, die Dinge positiv zu sehen. Wer mich vorher kannte, merkt, wie ich mich verändert habe. Vendela hat es nicht forciert. Aber ihre Anwesenheit hat mich geerdet.

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IN WELCHER HINSICHT? Früher habe ich mir viele Gedanken gemacht. Darüber, wie ich auf andere Menschen wirke, was sie in mir sehen. Heute ist es mir wichtiger, mich gut zu fühlen.

WIE HAT VENDELA DIR DABEI GEHOLFEN? Vendela war einige Zeit sehr krank. Aber sie hat sich der Herausforderung gestellt, mit ihren Ängsten gekämpft. Und sie ging gestärkt daraus hervor. Sie hat mich gelehrt, mir selbst zu vertrauen.

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DU BIST MODELL, SIE IST SÄNGERIN. GIBT ES PARALLELEN ZWISCHEN EUREN BERUFEN? Wir performen beide. Sie auf der Bühne, ich vor der Kamera.In unseren Berufen geht es darum, jemand anders zu sein – ohne sich komplett zu verstellen.

VERBRINGT IHR VIEL ZEIT MITEINANDER? Natürlich. Wir reisen viel und haben ein Jahr zusammen in New York gelebt. Aber uns ist beiden klar geworden, dass zu viel Nähe auch schaden kann. Deshalb fahre ich oft einige Tage raus in die Natur, und sie konzentriert sich in dieser Zeit auf das Singen. Das hält die Beziehung gesund.

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DU FLIEHST DOCH NICHT ETWA VOR DEN PROBEN? OPERNSÄNGER ÜBEN JA STUNDENLANG. Zum Glück haben wir nette Nachbarn. Direkt im selben Raum könnte ich mich nicht aufhalten – dazu ist es einfach zu laut. Aber ich mag ihren Gesang. Bevor ich Vendela kennenlernte, wusste ich nichts über Opern. Heute schätze ich sie sehr.

IHR HABT BEIDE ERWACHSENE KINDER. WAS, WENN AUCH SIE EINMAL KÜNSTLER WERDEN WOLLEN? Ich würde sie zu hundert Prozent unterstützen. Meine Kinder sind 19 und 23 Jahre alt, sie haben alle Freiheiten. Ich kann ihnen nichts mehr vorschreiben – nur bei ihnen sein, ihnen den Rücken stärken, wenn sie mich brauchen. Aber wenn ich ihnen einen Rat geben würde, dann den: Tut das, was ihr liebt. Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, dann ist man auch gut darin. Und ob man viel Kohle verdient, ist zweitrangig. Reichtum lässt sich nicht in Geld bemessen.

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V. I . S . D . P.

Marco Cordes Kult Model Agency Hopfensack 19 20457 Hamburg w w w. k u l t m o d e l a g e n cy. c o m

FOTOGRAFIE

Markus Jans w w w. m a r k u s j a n s . c o m

R E DA K T I O N

York Pijahn SprachKontor (Lektorat)

AUTOREN

Alexandra Rojkov Franziska Bulban

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K O N Z E P T U N D G E S TA LT U N G

Christian Tรถnsmann w w w. e r l e r s k i b b e t o e n s m a n n . c o m

PROJEKTMANAGEMENT

Arne Schoenwald

RETUSCHE

Jana Gerberding ww w. b i r d s o f p r e y - r e t o u ch i n g . c o m

GRAFIK

Elke Scholz

I L L U S T R AT I O N

Bernd Schifferdecker w w w. b e r n d s ch i f f e r d e ck e r. c o m

DRUCKVORSTUFE

Alphabeta w w w. a l p h a b e t a . d e

DRUCK UND VERARBEITUNG

Mediadruckwerk w w w. m e d i a d r u ck w e r k . d e

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