Ausgabe 9

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m Anfang dieses Schuljahres hatten wir eine große Werbeaktion für die Mitarbeit in unserer Schülerzeitung gestartet: Viele Kandidaten meldeten sich und wir mussten die Aula buchen, um unsere erste Redaktionssitzung durchzuführen. Aber dann, wie vielleicht voraussehbar, bröckelte die Mitarbeit, Termine wurden nicht eingehalten, Artikel kamen nicht. Nach der ersten neuen Ausgabe war nur noch etwa die Hälfte der zuerst versammelten Mitarbeiterschar vorhanden – aber diese „Wenigen“ haben eine unglaubliche Arbeit geleistet, um für euch das vorliegende Heft möglich zu machen. Egal ob in der Finanzierung (ihr erinnert euch: die letzte Ausgabe erschien nur in ganz geringer Auflage), im Layout oder bei den Schreibern der Artikel: Viele

kreative und engagierte Leute haben Zeit, Wissen und Ideen eingebracht, um die neue Ausgabe zu gestalten. Ein riesiges Dankeschön an euch alle!

Und da ist sie also nun: Die neue kreuz&quer zum Thema „laut und leise“. Wir haben das Thema weit angefasst – es kann um

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Editorial

Editorial

chen von Schulnoten gehen oder um Formen des Protests zum 13. Februar. Ihr

findet eine Reportage über die andere Seite Dresdens, Gedanken zu lauten und leisen Persönlichkeiten und einen Lautstärkewettbewerb der 5. Klassen sowie einiger Lehrer. Und noch mehr – alles spannend und lesenswert! Hm, und diesmal hat sich in unsere Zeitung ein etwas anderer Teil eingeschlichen, voller erschreckender Begebenheiten am Kreuzgymnasium. Habt ihr doch sicher schon davon gehört, oder? (Und wenn nicht, dann nehmt das Ganze nicht soooo ernst…) Viel Spaß also beim Lesen der neuen Ausgabe – egal ob laut oder leise!

Euer Team von kreuz&quer Und zum Schluss noch ein Hinweis und eine Entschuldigung in eigener Sache: Leider haben wir vergessen, den Namen der Autorin der Übersicht zum „Arabischen Frühling“ mit zu veröffentlichen. Der Artikel stammte von Anna Rothmann (12. Klasse), die auch in

dieser Ausgabe wieder für uns geschrieben hat. Sorry!

Musik und Radio gehen, oder um Hörschäden, es kann um neue entspannende Techniken zum Errei-

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kreuz&quer

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Inhalt Editorial Seite 3

Talitha Kumi eine Schule in Palästina Seite 14

Das Stresstagebuch stresst Seite 25

Hingehört

Erfahrungsbericht

Seite 6

Leitartikel

Hauptsache LAUT! Seite 16

Auflösung

Neue Wege zur guten Zensur Seite 26

Ein Selbstversuch

Manchmal muss man fragen

Seite 18

Herr Keucher im Interview

Wenn die Hände sprechen

Seite 8

Bericht über Gehörlose

Ein Kruzianer in einer Gehörlosenschule Seite 10

Reportage

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BRÜLLT! Seite 19

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Ein Tag wie jeder andere...

Laute und leise Persönlichkeiten

Seite 28

Dresdens zwei Gesichter

Seite 48

Menschenkette gegen Naziparolen Seite 40

Dresden im Februar

M & the Jazzmatix

Lautstarke Impressionen

Seite 50

Seite 32

Unsere Schulband spielt 'Frolilegium'

Bettwanzen und Stinktiere? Seite 42

Auf nach Vancouver...

Der Frühling kommt Seite 51

Eine Zeitreise durch mein Radio

Sag mir was du hörst, und ich sag dir wer du bist!

Ein Rückblick

Ein Blick aus dem Fenster

Seite 34

Seite 44

Neo-Progressiver Panflöten-Rock geht ins Ohr! Seite 46

Lesenswert! Seite 52

Schülerarbeiten

Ein Konzertbesuch mit Folgen

Geh doch mal zu...

Seite 38

Unsere Geheimtipps

Impressum Seite 54

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Leitartikel

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Hingehรถrt

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Rascheln Klingeln, Scheppern, Summen, Pfeifen, Zischen, Quietschen - den ganzen Tag sind wir von Geräuschen umgeben. Wenn man genau darauf achtet, fällt auf, dass uns bei allem, was wir tun, eine ständige Geräuschkulisse begleitet. Sie ist uns schon so alltäglich und vertraut geworden, dass wir sie gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Forscher vom Max-Planck-Institut sowie der Amerikaner Jeffrey Ellenbogen führten Untersuchungen durch, um herauszufinden, warum einige Menschen schon beim Summen einer Fliege aus dem Schlaf schrecken, anderen aber nicht einmal der Verkehrslärm vor dem offenen Fenster etwas anhaben kann. Dafür schlossen sie ihre Probanden in Schlaflabors an EEG-Geräte an, mit denen Hirnströme gemessen werden können. Nun versuchten sie, den Schlaf der Test-

Laura Blome Klasse11

personen durch verschiedene Laute zu stören. Sie fanden heraus, dass der Thalamus (der Teil des Gehirns, welcher für Sinneseindrücke zuständig ist) verhindert, dass die Lärmstörungen bewusst wahrgenommen werden. Er sendet in regelmäßigen Abständen Hirnströme, die den weiteren Weg der Information in andere Hirnareale blockieren. Je kürzer die Abstände sind, desto fester schläft die Testperson selbst bei hoher Lautstärke. Wenn die Geräusche für unwichtig empfunden werden, kann man also ungestört weiterschlafen. Das Ticken meines Weckers beispielsweise, welches mir anfangs unerträglich laut vorgekommen war, kann ich jetzt nur noch hören, wenn ich mich genau darauf konzentriere. Selbst dann, wenn ich wach bin. Da ich viel Zeit in meinem Zimmer verbringe, habe ich mich so daran gewöhnt, dass mein Gehirn das Ticken ausblendet, um mir die Möglichkeit zu geben, etwas anderes, möglicherweise Wichtigeres wahrzunehmen.

Im Zuhören sind X Männer übrigens

eindeutig besser als Frauen

Seit mir zum ersten Mal aufgefallen ist, das ich unbewusst Geräusche verdränge, ertappe ich mich hin und wieder dabei, wie ich ganz genau hinhöre, um auch die normalerweise unterdrückten „Zwischentöne“ wahrzunehmen. Dabei habe ich Überraschendes entdeckt, zum Beispiel, dass vor meinem Fenster fast jeden Nachmittag ein Vogel singt, dass manche Straßenbahnen gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Tonlagen quietschen oder dass unsere Katze sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen schnurrt. Das mag vielleicht nicht wichtig erscheinen, es ist aber eine Bereicherung, mit „offenen Ohren“ durch die Welt zu gehen. Dieses Experiment kann uns vielleicht auch auf einer anderen Ebene bereichern, nämlich unsere Mitmenschen besser zu verstehen. Achtet einmal darauf, wie viele Probleme und wie viel Streit allein durch Missverständnisse entstehen. Dabei liegt es meistens nicht an der unklaren Ausdrucksweise

des Gesprächspartners, sondern daran, dass man nicht genau zugehört und somit manches überhört hat, weil man in Eile war, gerade an etwas Anderes gedacht hat und sich nicht die Zeit für ein Gespräch genommen hat. Immer wieder betonen Wissenschaftler die außergewöhnliche Gabe des Menschen, mit einem so umfassenden Wortschatz kommunizieren zu können. Was aber nützt diese Fähigkeit, wenn offensichtlich gerade dadurch neue Probleme entstehen? Es kommt wohl auch darauf an, die Sprache nicht gegen sich selbst oder gegen andere zu verwenden. Mit Worten sollte man nicht verletzten, sondern trösten, ermuntern und Verständnis zeigen, genauso wichtig ist es, seine Meinung zu äußern und sich mitzuteilen, wenn man verstanden werden will. Das ist die Verantwortung, die Sprache mit sich bringt. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich auf diese Weise in andere hineinversetzen kann. Bei genauem Hinhören ist es sogar möglich, wahrzunehmen, ob der Gesprächspartner lächelt, ohne, dass man ihn direkt sieht (wie zum Beispiel bei einem Telefongespräch). Auch das ist von Forschern des MaxPlanck-Instituts wissenschaftlich bewiesen worden. Im Zuhören sind Männer übrigens eindeutig besser als Frauen. Bevor sich aber jemand falsche Hoffnungen macht: Verständnisvolles und aufmerksames Zuhören sind damit allerdings noch nicht gemeint. Männer schaffen es eher, sich auf eine Geräuschquelle zu konzentrieren. Sie erkennen auch besser als Frauen, woher ein Geräusch kommt. Früher, als Männer noch durch Jagen den Fortbestand ihrer Sippe sicherten, diente diese Fähigkeit der Orientierung. Um „einander besser zu verstehen“, müssen sich beide Geschlechter jedoch gleich stark anstrengen. Und gerade darum ist es wichtig, sich hin und wieder Zeit für ein Gespräch zu nehmen und genau hinzuhören, um auch offen für die „Zwischentöne“ zu sein. Lasst es uns ausprobieren. Vielleicht ist es eine ganz neue Erfahrung, die einige Überraschungen bereithält.

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Skizze: fakoo.de

Bericht

Wenn H채nde sprechen lernen... 8

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:00. Pünktlich klingelt der Wecker. Durchs Fenster höre ich neben dem Lärm von Autos, die über Kopfsteinpflaster holpern, ein gleichmäßiges Rauschen, das nur eines bedeuten kann: Es schüttet wie aus Kannen. Schritte im Flur, dann ein Klicken. Das Bad ist also besetzt. Aufstehen muss ich trotzdem. Das schreckliche Quietschen, das mein Bett von sich gibt, macht dieses Unterfangen auch nicht angenehmer. Jetzt den CDPlayer einschalten. Wenn der Tag mit den Beatles beginnt, ist mir auch das schlechte Wetter egal. Und ohne dass ich es merke, haben sich schon um 6:10 Hunderte von Geräuschen in mein Ohr, durch den Gehörgang, übers Trommelfell und den Hörnerv in mein Gehirn geschlichen. Wie sähe wohl mein Tagesbeginn aus, wenn ich all das nicht hören könnte? Geweckt würde ich wohl von einem Licht- oder Vibrationswecker. Das funktioniert gut, hab ich mir sagen lassen. Aber um zu erfahren, ob das Bad frei ist, müsste ich schon selber nachgucken und vom Wetter hätte ich auch keine Ahnung, solange die Vorhänge noch geschlossen sind. Das mit den Beatles hätte sich sowieso erledigt. Alles in allem eine ziemlich merkwürdige Vorstellung. Aber besonders weit hergeholt ist es nicht, denn von der deutschen Bevölkerung sind immerhin 19% „hörbeeinträchtigt“. Hörschäden können natürlich unterschiedlich stark sein, von den hörgeschädigten Menschen können viele durchaus hören, nur reicht es zum Verstehen oft nicht aus, da nützt selbst das beste Hörgerät nichts. Viele sind nicht von Geburt an taub, sondern hatten einen Hörsturz, einen Unfall oder Ähnliches. Trotzdem frage ich mich, wie es wohl ist, in völliger Stille zu leben. Ein Leben ohne Vogelgezwitscher, Musik und Telefon erscheint mir unmöglich. Auf den Verkehrslärm, das nervige Hun-

degebell und die Schulklingel könnte ich dagegen gut verzichten. Aber was heißt es wirklich, ohne Gehör zu leben? In allererster Linie bedeutet es, dass man eine völlig andere Art hat, zu kommunizieren: die Gebärdensprache. "Mit Händen und Füßen reden“ wie oft so schön gesagt wird, kann man das aber nicht nennen, denn die Füße braucht man für die Gebärdensprache überhaupt nicht. Alles spielt sich im Bereich des Kopfes ab, benutzt werden Hände und Mimik, mit den Lippen formt man gleichzeitig Worte, ohne aber die Stimme zu benutzen. Wenn man sie zum ersten Mal sieht, kommt einem die Gebärdensprache vielleicht ein bisschen merkwürdig vor, aber die sie ist nicht weniger gut entwickelt als unser „ganz normales“ Deutsch, es gibt nichts, was man nicht in Gebärden ausdrücken kann. Jedes Wort hat seine Gebärde. Namen werden zunächst mit dem Fingeralphabet buchstabiert, aber jeder Mensch kann sich seine persönliche Gebärde ausdenken, sodass es in gewisser Weise eine viel größere Namensvielfalt gibt als für uns. Sehr lebhaft ist die Gebärdensprache auch, denn durch den Einsatz von Mimik wird das Gesagte viel plastischer und realer als durch ein ganz normales Wort. Auch ist eine Gebärde viel näher am Sinn des Gesagten als irgendein einfaches Wort. Wir sagen zum Beispiel einfach „Buch“, während man in der Gebärdensprache mit den Händen ein aufgeklapptes Buch symbolisiert. Wir sagen“ Hallo“, während man in Gebärdensprache dem anderen einfach zuwinkt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Kommunikation für Gehörlose oft ein Problem ist. Die meisten ihrer Mitmenschen können ja keine Gebärdensprache. Wie verständigt man sich also, wenn man in einem Tante-Emma-

Laden steht und gerade kein Dolmetscher zur Stelle ist? Die meisten Gehörlosen sind Meister im Lippenlesen, sie verstehe also ungefähr, was ihr Gegenüber sagt, wenn er halbwegs gut beleuchtet ist und deutlich spricht. Andersherum wird es aber oft schwieriger, denn trotz der Anschaulichkeit ist die Gebärdensprache nicht leicht zu verstehen. Schon allein die Satzstruktur ist ganz anders. So „sagt“ man: „Morgen-Stadt-ich-Geschenk-kaufe“, anstatt einen grammatisch der gesprochenen Sprache ähnlichen Satz zu formen. Außerdem kann man natürlich nicht jedes Wort kurz und einfach darstellen, oft ist der Zusammenhang zwischen Gebärde und Bedeutung nur mit viel Phantasie zu erkennen. Eine Lösung gibt es für solche Fälle nicht, beide Seiten müssen ein bisschen kombinieren, ahnen, was der andere will und manchmal eben doch mit Händen und Füßen reden. Wer so eine Situation vermeiden will, muss die Gebärdensprache lernen. Interessant wird das auf jeden Fall. Aber wer jetzt denkt, er könnte sich, indem er eine einzige Sprache Judith Hauff lernt, mit den Gehörlosen auf Klasse 10 der ganzen Welt verständigen, der irrt sich, denn jedes Land hat seine eigene Gehörlosensprache, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Selbst innerhalb eines Landes gibt es Unterschiede. Dialekte, so zu sagen. In Dresden gebärdet man sich eben anders als in Hamburg oder in Berlin. Während ich dann später in der Straßenbahn meinen MP3Player voll aufdrehe, um nicht mit anhören zu müssen, was die Frau hinter mir in ihr Handy plärrt, überlege ich, wie gut uns doch manchmal eine Portion Stille tun könnte.

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Reportage

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Ein Kruzianer unter Gehörlosen

© Matthias Krüger, Berlin Mit freundlicher Genehmigung des Dresdner Kreuzchors

Was stellt man sich vor, wenn man in eine Gehörlosen-Schule hineingeht? Gehörlose - von denen hört man nicht viel. Sieht man ab und zu ein wild gestikulierendes Paar in der Straßenbahn, wundert sich, wie man nur so schnell Worte mit seinen Fingern formen kann. Aber sonst?

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till wird es sein, denke ich, in diesem Gebäude, das sich so schlicht in meinen täglichen Weg einbaut, aber mir nie näher aufgefallen ist. „Da sind die Gehörlosen drinne!“, höre ich immer, wenn ich frage, warum man auf der Straße vor der Schule nur 30 fahren darf und ein Blitzer jedes Moritz Schlenstedt Jahr ein ordentliches GeKlasse 10 schäft machen kann, mit denen, die anscheinend blind sind. Doch zurück zu den Gehörlosen. Ich werde also die nächsten Wochen hier in einer Klasse verbringen und eine Welt kennenlernen, die so ganz anders ist als die Welt des Kreuzchores, die ich jeden Tag erlebe. Gehe ich also hinein. Der Lärm erschlägt mich fast. 10

Mit so einem Pegel hatte ich nicht gerechnet. Die Frau aus dem Sekretariat führt mich ein paar Stufen hinauf zu meiner Klasse, einer ersten Klasse. Und schon stehe ich in dem Raum und mich umgibt ein Mischmasch aus Kindergartenzeiterinnerun-

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gierig an. Vor ihnen sitzt Frau Schumann, die diese pädagogisch betreut. Die eigentliche Lehrerin ist gerade erkrankt und so muss sie den Unterricht übernehmen. An der Tafel kleben Bilder von Wetterstimmungen. Für

Ein andermal fühlt sie sich ein wenig wie eine Prinzessin.

gen, Kureinrichtungsschule und das deutliche Gefühl, dass hier etwas anders ist. Alles scheint wie im Raum zu schweben. Zu meiner Überraschung sitzen nur drei Kinder an den zwei zusammengeschobenen Bänken und schauen mich neu-

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heute ist richtig das Sonnenbildchen aufgeklebt. Darüber finden sich der Wochentag und ein Symbol, welche Aktivität gerade stattfindet. Auch sortieren alle Kinder jeden Morgen ihren persönlichen Stundenplan mit eben diesen Symbolen. Jetzt ist es


ein Stuhlkreis mit erzählenden Kindern, der Morgenkreis also. Ich bin schnell bekannt gemacht mit Linda, Maik und Elvin und bekomme meinen ganzen Namen in Gebärdensprache gezeigt, weil das Kürzel „M“ ja schon an Maik vergeben ist. Frau Schumann, die Erzieherin, teilt mich Elvin zu und ich werde mich in der nächsten Zeit speziell um ihn kümmern.

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keit in vielen Fällen eine Begleiterscheinung von anderen Behinderungen ist. Im Laufe der nächsten Zeit lerne ich die anderen Kinder soweit kennen, dass ich auch über ihre Hintergründe Bescheid weiß. Das schlimmste Schicksal hatte Elvin. Elvin ist vom Jugendamt aus seiner Familie geholt worden, weil seine Eltern, beide behindert, Teil eines Pädophilen-Rings waren und ihn gegen Geld von

An der Tafel kleben Bilder von Wetterstimmungen. Für heute ist richtig das Sonnenbildchen aufgeklebt.

Lina ist die Anhänglichste von allen und begrüßt mich auch ganz überschwänglich und, was mich am meisten überrascht, sie spricht und versteht auch meine Antworten, wenn ich nur deutlich genug spreche. Jetzt fällt mir auch das große Hörgerät auf, das ihr über beiden Ohren klemmt, und finde das gleiche auch bei Elvin. Maik hat ein Cochlea-Implantat, also ein Hörgerät, das die aufgenommenen Schwingungen direkt in das Ohr leitet und implantiert werden muss. Maik ist der einzige Gehörlose von den dreien, die anderen leiden „nur“ an einer starken Schwerhörigkeit. Auch weiß man bei Maik nicht, ob er überhaupt durch sein Implantat etwas hört, weil er es nicht ausdrücken könnte, würde er etwas hören.

Familie zu Familie gegeben haben. So hat er die ersten 3 Jahre seines Lebens mit unzureichender Pflege, Schlägen und sexueller Gewalt verbracht. Jetzt ist er in einer Pflegefamilie, die sich aber nur wenig um ihn kümmert, damit seine Pflegestufe die gleiche bleibt und sie somit das Geld für die hohe Pflegestufe bekommen. Er

ist am schlechtesten ausgestattet von allen Kindern, schlechter als Linda, die Tochter einer antiautoritär erziehenden Arbeitslosen, deren Zähne vom zu vielen Schokoladeessen teilweise schon verfault sind. Wenn die Milchzähne faulen, faulen die Nachwachsenden mit. Am besten ist Maik dran, der zwar nichts hört, aber in einem Heim groß wird, wo man sich sehr liebevoll um ihn kümmert, auch wenn er keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hat. Ich schließe Elvin bald ins Herz, der trotz anstrengender Ausraster eine ganz blühende Fantasie hat. Er ist ein sehr introvertierter Junge und hat immer einen schwermütigen Gesichtsausdruck. Auf die Aufgaben in der Schule kann er sich nur schlecht konzentrieren und streitet sich oft mit Maik, wobei er durch seine Schmächtigkeit oft unterliegt. Man ist manchmal fast überrascht, wenn er dann, ganz plötzlich, mit seiner leisen Stimme von Hexen und Blumen erzählt, von bösen und guten Menschen, Märchenfetzen zusammengefügt von ihm zu einer ganz neuen, meist traurigen Geschichte. Maiks größtes Problem ist, dass er weiß, dass er sich

Dazu muss man sagen, dass alle drei, wie viele andere Kinder hier auch, mehrfachbehindert sind, weil Gehörlosigkeit bzw. Schwerhörig-

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nicht ausdrücken kann. Möchte er etwas, kann dies nicht vermitteln und bekommt er es nicht, kann er

Hinter den meisten Ausbrüchen steht nur ein großer Wunsch: gehört zu werden.

fürchterlich ausrasten und zeigt eine überraschende Stärke für seinen kleine Körper. Da kann es auch mal vorkommen, dass ein Teller Nudeln mit Tomatensoße über den Esstisch geworfen wird und alle Anwesenden, mich eingeschlossen, besudelt. Aber er ist wahrscheinlich auch der lernwilligste Schüler von den drei Kindern, der es möglicherweise am weitesten schaffen wird. Falls die Spracherziehung funktioniert, sodass er sich ausreichend ausdrücken kann. Lina ist vor allem herzlich, aber auch furchtbar zickig. Sie hat Phasen, in denen sie unglaublich kreativ schaffen kann, später ist sie wieder ganz und gar unmotiviert und provoziert alles und jeden. Ein andermal fühlt sie sich ein wenig wie eine Prinzessin und zeigt eine Seite, die bei Maik und Elvin ja in keiner Weise vorhanden ist. Aber zurück zur Schule. Der Tag hier läuft im Allgemeinen immer gleich ab. Er beginnt mit dem Morgenkreis und man erzählt sich, simultan Gebärden einsetzend, damit es alle verstehen: Vom gestrigen Tag, wie es einem geht, es wird geklärt, was für Wetter ist und was im Laufe der Woche ansteht. Danach folgt der Unterricht, der jede Woche aus Mathe, Deutsch und Kunst besteht. Dazu kommen weitere Unterrichtsstunden, die immer von einem wechselnden Thema begleitet werden. 12

Im Allgemeinen hatte ich den Eindruck, dass der Begriff „gehörlos“ gar nicht so angebracht ist. Ich habe das Gefühl, dass all diese Kinder gelernt haben mit ihrer Aufmerksamkeit zu hören, zu lauschen und wahrzunehmen. Wenn man sie erlebt hat, im Zoo, in der Schule, oder beim Essen, dann sieht man doch eigentlich nur ganz normale Kinder, bunte, wilde Kinder. Wenn sie mal weinen, schreien, toben, etwas durch die Gegend werfen oder einfach traurig blicken, dann steht hinter den meisten dieser Ausbrüche nur ein großer Wunsch: Gehört zu werden. Von den „Hörenden“ nicht gehört zu werden, keine Beachtung zu bekommen ist die schlimmste Isolation. Jetzt fahre ich mit dem Fahrrad vom Gelände und denke über all das nach, was ich hier in den letzten Wochen gesehen habe. Ich als Kruzianer, der sich so viel durch Gesang auszudrücken versucht, gehört werden will, um Musik zu vermitteln, kann mir nicht vorstellen nichts zu hören. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt so zu leben, aber ich habe auch gesehen, wie wichtig Musik für all die Kinder hier ist, denn sie hören die Musik nicht, aber sie spüren sie und das ist das, was uns alle im Endeffekt verbindet. Man kann auf so viele verschieden Weise die Welt durch die Augen betrachten, aber alle spüren die gleichen Schwingungen, spüren die gleiche Musik, ob man sie hört oder nicht. Foto: S. Hofschlaeger; pixelio.de

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Im Moment sind es „Tiere“, denn es soll in der nächsten Woche einen Zoo-Besuch geben. Es werden also Tiere ausgemalt, Tiernamen geschrieben so gut es geht, über die Eigenschaften gesprochen, die Lebensräume auf der Weltkarte gezeigt und natürlich eine ganze Menge neue Gebärden beigebracht. - Ich durfte sie natürlich auch alle lernen, damit ich mich halbwegs mit allen verständigen konnte. Doch hatte ich mich relativ schnell eingewöhnt und festgestellt, dass hier auch viel

gestische Kreativität gefordert ist: Hauptsache ist, dass die Aussage ankommt - und so denken sich selbst die Lehrer manchmal einfach eine Gebärde aus. Es gibt eine Hofpause und eine Mittagspause mit anschließender Hofpause. Nachmittags gehen die Kinder in verschiedene Gruppen, auch unabhängig von ihrer Klasse und verbringen dort ihre Zeit mit Spielen oder Entspannen. Andere haben nachmittags Sprecherziehung oder üben am Computer Gebärden, denn der weiß sicher, wie sie aussehen müssen.

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Vielleicht müssen wir alle manchmal einfach unsere Ohren verschließen und versuchen die Welt einmal anders wahrzunehmen.


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Bericht

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Talitha Kumi – eine Schule in Palästina – Talitha Kumi? Was ist das? „Talitha Kumi“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie „Mädchen, steh auf!“ Diese Worte sagte Jesus zu einem toten Mädchen, das danach wieder zum Leben erwachte (Matthäus 5, 41).

Talitha Kumi wird sowohl von christlichen, als auch von muslimischen Schülern besucht, wobei die christlichen Schüler in der Mehrheit sind. In die Schule sind auch ein Kindergarten, eine Grundschule und ein Mädcheninternat mit eingebunden. Das bedeutet, dass manche Schüler von klein auf an die Schule gehen. Vieles ist aber der Kreuzschule ähnlich: Talitha Kumi hat ca. 870 Schüler und etwa 60 Lehrer. Wie auch bei uns gibt es 12 Klassenstufen. Die Schüler von Talitha Kumi stehen vor einer Wahl, sobald sie auf das Gymnasium kommen - sie müssen sich 14

zwischen dem arabischen Abitur (Tawjehe) und dem Deutschen Internationalen Abitur-Programm (DIAP) entscheiden. Das arabische Abitur wird überwiegend von muslimischen Schülern gewählt, das DIAP von den christlichen. Wenn die Schüler das DIAP wählen, lernen sie automatisch auch Deutsch. Dazu kommt, dass andere Fächer ebenfalls auf Deutsch unterrichtet werden. Ab der 10. Klasse finden beispielsweise neben Deutsch auch Mathe, Physik, Geografie, Musik und Chemie auf Deutsch statt. Der Sportunterricht ist entweder auf Arabisch, Deutsch oder Englisch. Das hängt davon ab, welchen Lehrer man in Sport hat. Teilweise arbeiten auch deutsche Lehrer in Talitha Kumi. (Eine ehemalige Lehrerin kennen wir alle ...) In Sport ist auch noch etwas anders als bei uns: Mädchen und Jungen haben in den DIAP-Klassen bis zum Abitur gemeinsam Sport.

Die Schule ist sehr religiös geprägt. Jeden Morgen gibt es von 7.45 Uhr eine 15-minütige Andacht, an der auch die muslimischen Schüler teilnehmen. Wegen der politischen Lage, die auch wegen der unterschiedlichen Religionen im Nahen Osten so gespannt ist, legt die Schule großen Wert auf einen interreligiösen Dialog. Außerdem

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werden Schüler als Mediatoren (Streitschlichter) ausgebildet, um die alltäglichen Konflikte zwischen Schülern zu lösen. Die Ferien sind anders als bei uns verteilt. Die Sommerferien sind länger als zwei Monate, wegen der teilweise extremen Hitze im Sommer (letztes Jahr waren es 40°C!). Das ist unfair, denkst du jetzt vielleicht? Das ist es nicht, weil die restlichen Ferien kürzer sind bzw. gar nicht existieren. Es

Talitha Kumi wird sowohl von christlichen, als auch von muslimischen Schülern besucht

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gibt zwar Weihnachtsferien, die ein bisschen länger sind als bei uns, aber dafür keine Herbst- und Winterferien. Daneben gibt es noch Osterferien.

Zum Beispiel am Ende des Ramadan (Fest des Fastenbrechens) und am Al AdhaFest (Opferfest) der Muslime haben die Schüler auch schulfrei. Außerdem jeden Freitag und Sonntag, weil

Hmbr/ wikimedia

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alitha Kumi ist eine Schule im Westjordanland. Die Schule ist schon sehr alt, sie wurde im 19. Jahrhundert von einem deutschen Diakoniewerk gegründet. Damals war es ein Mädcheninternat – daher der Name. Wie ihr sicherlich wisst, ist die politische Lage zwischen Israel und Palästina sehr gespannt. Palästina ist geografisch aufgeteilt in den Gazastreifen und in das Westjordanland. Bait Jala, der Ort, in dem sich Talitha Kumi befindet, liegt im Westjordanland, nicht weit entfernt von Jerusalem, was zu Israel gehört. Der Konflikt zwischen Israel und Palästiist jedoch so komplex, Friedrich Schnoor na dass ich ihn hier nur erwähKlasse 10 nen kann. Ich will euch vielmehr mit der Schule und dem Alltag der Schüler vertraut machen, die allerdings auch von der politischen Lage beeinflusst werden.


Die Schulstunden dauern genau wie bei uns 45 Minuten. Normalerweise endet die Schule um halb drei, außer dienstags und mittwochs. An diesen Tagen ist Ganztagsunterricht und die Schule dauert bis halb fünf. Anders als bei uns bekommen die DIAPSchüler schon von der 5. Klasse an die Noten als Zahlen von 1 bis 15 Punkten. Die Tawjehe-Schüler bekommen die Noten in Prozentangaben. Manche Schüler der DIAPKlassen finden ihr Notensystem nicht toll und wollen Noten von 1 bis 6.

B. eine Tanz - und Theatergruppe, eine Basketball- und Fußball-AG, einen Chor, ein Orchester, eine Umweltgruppe und eine Kunst-AG. Ich bedanke mich bei Salam Malash und Hala Alayan,

Talitha Kumi bietet den Schülern viele verschiedene Ganztagsangebote. Es gibt z.

dass sie mir viele Informationen zu ihrer Schule gegeben haben! Noch mehr Informationen findet ihr unter http://www.talithakumi.org

Die Talithakumi-Schule in Bait Jala

Foto:talithakumi.org

der Freitag im Islam das ist, was für Christen der Sonntag ist. Am Samstag ist Schule.

Lehrersprüche

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Lisa konjugiert ein Verb falsch... Herr Keil: "wir konjugieren auf allen Vieren, denn wir wissen.......Äh, naja"

Schüler: „Hat der (neue Lehrer) einen bayrischen Akzent?“ Herr Ilmer: „Nee, der is’ doch Deutscher!“

Frau Christof: "Den wahrhaft

gebildeten Menschen erkennt man nämlich daran, dass er Kommas setzen kann."

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Herr Ackermann: "Die vor-

ne machen Revolution, die hinter den Barrikaden Camping ? Nein, das kann nicht sein!"

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Herr Ackermann:

" Pubertät hin - Pubertät her, ich bin doch kein Besen, auch wenn ich vielleicht so aussehe."

Herr Keil, zu Gabriels fehlen-

der Anpassung bei "Ich habe Bäume gesehen": „Vorsicht, sie können auch männlich sein!“

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Herr Keil : "Habt keine Angst und fürchtet euch nicht, siehe, so schlimm ist es nicht!"

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Hauptsache

Wettbewerb

5/3: Steigerte sich von Versuch zu Versuch und erreichte (wahrscheinlich dank des Mülleimers) 101,5 Dezibel. Nicht schlecht! Alexander Sieghardt Klasse 10

Judith Hauff Klasse 10

1...2...3 - Und wo gerade noch Stille war ist jetzt der Raum von einem Höllenlärm erfüllt. ‚Kreativität ist gefragt!’ hätten wir lieber nicht gesagt. Man wirft sich gegen die Tür, trommelt auf Mülleimer und schmeißt die hölzernen Schließfächer zu. Wir können nur noch beten.

5/1: Schafften trotz ihrer kleineren Klassenstärke den gleichen Wert, nach Startschwierigkeiten und technischen Fehlern. Allerdings ist das auch die Klasse mit dem geringsten Wert; 100,8 Dezibel.

Schließlich suchen wir die lauteste fünfte Klasse und alle zeigen mächtig Ehrgeiz. Wir geben ihnen drei Versuche, um das Schallpegelmessgerät aus Kreuzschulgefilden den maximal Wert anzeigen zu lassen. Sprich es nützt nichts, wenn einer allein weiter brüllt, nur als

ganze Klasse kann man die anderen toppen! So geben wir den Einsatz mit '3' und lassen sie so lang lärmen, wie sie wollen, aber man spare sich seinen Atem... Tja, und wer war jetzt am lautesten?

Frida Stein Klasse 9

5/4: Leider ganz knapp auf den dritten Platz gerutscht. Mit enorm viel Eifer und Ehrgeiz erreichten sie 101,4 Dezibel.

5/2: Erreichten nur 101,2 Dezibel, waren aber auch reduziert. Trotzdem, sie sind immer noch lauter als unsere lautesten Lehrer!

Wer alles selbst sehen will guckt hier: http://angekreuzt.wordpress.com/2012/03/18/hauptsache-laut/ 16

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LAUT!

Wettbewerb

Ein kleiner Vergleich: Eine Hauptverkehrsstraße aus 10 Metern Entfernung erreicht 80-90 dB, auch ein Presslufthamer aus nur 1 Meter Entfernung bleibt um die 100 dB. Erst ein Düsenflugzeug aus 100 Metern Entferung ist lauter als unsere fünften Klassen!

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a, auch die Lehrer durften und wollten ran in unserem Wettbewerb! Wir haben die Lautstärke von acht Lehrern gemessen, von denen wir glauben, dass sie sich mit ihrer Stimme ganz besonders gut präsentieren können! Ort dieses bedeutenden Ereignisses war die Turnhalle und gemessen wurde aus einer Entfernung, die ungefähr mittlerer Klassenzimmerentfernung entspricht (ca. 4m). Jeder Lehrer durfte brüllen, was er wollte, die meisten wählten dann das Wort „Raus!“… Teils verwundern, teils überraschen die Ergebnisse… Lest einfach selbst, vor welchen unserer Testpersonen ihr in Zukunft besonderen Respekt haben solltet! Platz 1 hat bekommen (wie könnte es auch anders sein?): Herr Felber! Mit unglaublichen 99,1 dB ! Damit ist er im Vergleich (aus größerer Entfernung!) fast so laut wie eine gesamte 5. Klasse!

Platz 2 erreichte… Herr Smid! Mit ebenfalls einer beträchtlichen Lautstärke von 98 dB! Nun zum Platz 3! Errungen wurde er von Herrn Enke! Mit 96,8 dB!

Dicht gefolgt von… Platz 4! Knapp an Platz 3 vorbei: Herr Magvas mit 96,4 dB! Somit kommen wir auch schon zum Platz 5! Dieses Mal erreicht von einer Frau. Ich denke, die meisten von euch dürften sie kennen: Frau Liepelt, als lauteste Frau mit 92,5 dB Platz 6 verfehlte mit 92,4 dB eine bessere Platzierung nur äußerst knapp. Aber Herr Hägele war auch ein wenig heiser! Platz 7 wiederum belegt von einer Frau: Frau Höhnel mit 91,7 dB! And last but not least… Platz 8! Frau Scheuermann! Mit 82,3 dB ist sie zwar Verliererin, aber Siegerin der Herzen!

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Interview

X Manchmal muss man

P Thekla & Louisa Klasse 11

fragen…!?

assend zum aktuellen Schülerzeitungsthema befragten wir diesmal Herrn Keucher, Musiklehrer an unserer Schule, zu seinem ganz persönlichen Lärmpotential...

mente zwischendurch? Herr Keucher: Im Laufe des Tages brauche ich keine stillen Momente.

Rock, Herr Keucher? Herr Keucher: Wenn es gut ist, ist es egal.

kreuz&quer: Herr Keu-

kreuz&quer: Mögen Sie Musik lieber laut oder leise? Herr Keucher: Lieber laut. kreuz&quer: Klassik oder

?? ?

rer ein Beruf mit hoher Lärmbelastung? Herr Keucher: Kann sein, ja.

cher, sind Sie eher laut oder leise? Herr Keucher: Leise.

kreuz&quer: Wenn Sie

einmal einen Rückzugsort brauchen, wo finden Sie dann Ruhe? Herr Keucher: Rückzugsort, wovon? kreuz&quer: Vom Lärm in der Schule… Herr Keucher: Wir haben so ein schönes Lehrerzimmer, wo bequeme Möbel drinstehen. Da kann man sich gut zurückziehen.

kreuz&quer: Wie wichtig sind Ihnen solche stillen Mo| Anzeige|

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kreuz&quer: Ist Musikleh-

kreuz&quer: Machen sie gerne Lärm? Herr Keucher: Nee, eigentlich nicht.

kreuz&quer: Wann waren

Sie das letzte mal so richtig laut? Herr Keucher: Sicherlich in irgendeiner pubertierenden Klasse, wo ich rumgebrüllt habe….Könnte sein.

kreuz&quer: Zu welchem Prozentsatz ist Ihr Leben laut/leise? Herr Keucher: 60% leise. Herr Keucher bringt's auf den Punkt!

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Biotop LEICHE Schüler in Biotop ertrunken. Leiche konnte bis jetzt nicht geborgen werden. Befindet sie sich noch auf dem Schulgelände...?! - Seite 3

Vom Pendel erschlagen ! Eine Schülerin wurde am späten Nachmittag vom erst kürzlich angebrachten Foucaultschen Pendel erschlagen. - Seite 5

++++Sonderteil++++

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Kreuzschülern fällt die Decke auf den Kopf Gerade haben sie das alte Schulgebäude aufwändig saniert und modernisiert, schon bröckelt es wieder.

Nach den beeindruckenden Einweihungsfeierlichkeiten ein peinlicher Skandal für die Schule. Nun liegt die Vermutung nahe, dass beim Umbau des Evangelischen Kreuzgymnasiums Dresden einiges schief gegangen ist. Wollte die Schule Geld sparen und hat dafür die Sicherheit der Schüler aufs Spiel gesetzt? Oder hat die beauftragte Baufirma gepfuscht? Fest steht, dass die Schulmauern und das Dach einige auffällige Risse und Löcher aufweisen und dass vonseiten der Schule beharrlich geschwiegen wird. Die Schülerin Lina W. sagte unserem BRÜLLT-Reporter: "Wir leben in ständiger Angst. Wer weiß schon, ob alles im nächsten Moment über einem zusammenbricht?“ Ist die Einsturzgefährdung erst einmal bestätigt, heißt es für die Schule wieder Kisten packen. Prohlis ruft: Der Plattenbau am Albert-Wolf-Platz, in dem die Schüler und Lehrer von 2007 bis 2009 unterkamen, steht bereit, wenn die Schule wieder obdachlos wird. Auf die neue Turnhalle, die gut ausgestatteten Informatikkabinette und all den anderen Komfort müssten sie dann aber verzichten. jh

e l u h c S e i D kt ! ! ! wan

Bröckelnder Putz in den Gängen: Die Angst vor dem Einsturz greift um sich! 20

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Sch ü l er i m B

ertrunken! Eine Wollmütze, ein Büschel Haare und ein Aufgabenblatt sind alles, was von dem Jungen übrig blieb, der vermutlich in der Nacht von Montag zu Dienstag im schuleigenen Biotop ertrank. Ein Sechstklässler hatte am Dienstagmorgen den grausigen Fund gemacht. „Ich war total geschockt“, erzählt Johannes [Name geändert]. „Zuerst habe ich nur den Fußball gesehen, der im Wasser schwamm und dann …“. Tränen stehen dem tap-

feren Jungen in den Augen.

„Dann ist mir die Mütze aufgefallen. Mir war sofort klar, was passiert war.“

Wahrscheinlich hat der Junge beim Fußballspielen seinen Ball ins Biotop geschossen. Beim Versuch ihn wiederzuholen, verlor er das Gleichgewicht, fiel ins Wasser und ertrank. Zurück blieb die Mütze, die er wohl in seinem Todeskampf verlor und die Stunden später ans Ufer geschwemmt wurde.

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i otop

Leiche konnte bis jetzt nicht geborgen werden. Mitschüler vermuten, dass sich der Leichnam des rothaarigen Jungen noch im Schulgebäude befindet.

Lehrer und Schulleitung wollen von nichts wissen. Daher versuchten einige engagierte Schüler nach Unterrichtsschluss, den Leichnam auf eigene Faust zu bergen. Doch bis jetzt bleibt der Ertrunkene verschollen. Gefunden haben die mutigen Helfer nur einige kurze, rote Haare.

„Mein Sitznachbar hat rote Haare – hatte rote Haare. Er war seit dem Unglückstag nicht in der Schule.“ Johannes schluckt. „Alle sagen, er wäre erkältet, aber … Die Fakten sagen etwas anderes.“

Er macht sich keine falschen Hoffnungen. Sein einziger Wunsch ist, dass das schreckliche Ereignis so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Warum die Familie des vermeintlich Toten (sowie auch Lehrer und Schulleitung) nicht zu den Ereignissen Stellung bezogen, bleibt unklar.

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Kakerlaken im Essen! t g a l k ) 6 5 ( M u tter an.

Kreuzschule Dresden. Bahnt sich in der Schule in Striesen etwa eine Essenskatastrophe an? Letzte Woche beschwerte sich Bettina K. darüber, dass ihre Tochter Gabriella–Christin (1 2) „grässliche, eklige Dinge“ in ihrem Essen gefunden habe. Der sonnige Tag fing für das Mädchen eigentlich ganz gut an. Zum Mittag hatte sie wie immer in der Cafeteria gegessen. Nichts fiel Gabriella–Christin auf, bis sie plötzlich die kleinen, lang

p o k s o r o H Widder 21.03. - 20.04

Lassen Sie Vorsicht walten! Die Sternkonstellationen am Himmel stehen ungünstig für große Veränderungen. Stier 21.04. - 20.05 Herzlichen Glückwunsch. Diese Woche hält viele schöne Momente für Sie bereit. Strapazieren sie ihr Glück jedoch nicht, und kämmen sie sich ihre Haare nur mit einem Kamm aus Holz. Zwillinge 21.05. - 21.06 Genießen Sie die Sonne. Mit einem Schütze sollten Sie jedoch lieber kein Eis esssen gehen.

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gezogenen Krabbler fand. Wie Augenzeugen glaubwürdig berichteten, ließ sie alles stehen und liegen und rannte vollkommen schockiert nach Hause. Dort erzählte sie es sofort ihrer Mutter. Bettina K. folgerte aus den Angaben ihrer verschreckten Tochter, dass es sich um Kakerlaken gehandelt hatte. „Natürlich werde ich die verklagen! Man kann meinem Kind doch nicht so etwas **** vorsetzen!“, sagte wütend

die alleinstehende Friseurin auf eine Frage hin. Die Schulleitung war zu einer Erklärung nicht bereit. Jedoch sollte sie sich ernsthaft Sorgen machen. Kakerlaken sind keine Kleinigkeit. Die Schüler sollten sich nächstes Jahr wohl besser auf einen neuen Essenslieferer einstellen. Auf eine Entschuldigung warten Mutter und Tochter auch noch. fs

Krebs 22.06. - 22.07

Schützen 23.11. - 21.12

Gehen Sie kein Risiko ein und bleiben Sie eingeschlossen zu Hause. Löwe 23.07. - 23.08 Nächste Woche eignet sich perfekt für eine neue Anschaffung...verpassen Sie den Moment nicht! Jungfrau 24.08. - 23.09 Seien Sie nicht traurig, bald geht es auch bei Ihnen wieder bergauf. Waage 24.09. - 23.10 Bleiben Sie dran. Es wird sich lohnen. Wenn Sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren, können Sie es in den nächsten Tagen erreichen! Skorpion 24.10. - 22.11 Auf in den Kampf! Beweisen Sie in der nächsten Woche Stärke und lassen Sie sich nicht unterkriegen! Es wird sich auszahlen.

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In den nächstenTagen sind Sie der absolute Glückspilz! Mehr gibt es eigentlich nicht zusagen. Nutzen Sie die Zeit! Steinbock 22.12. - 20.01 Wenn der Mond im 33,5°-Winkel über dem Alumnat steht, wird für Sie ein ganz besonderer Moment sein. Sie werden schon sehen! Wassermann 21.01. - 19.02 Übertreiben Sie es nicht! Es könnte auch mal schiefgehen! Die nächsten Wochen sollten Sie nicht so übermütig sein! Fische 20.02. - 20.03 Gehen Sie jetzt im Frühling mal öfter an die frische Luft. Es wird ihnen guttun!


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Rätselhaft: Schülerin verschwunden!

Am vergangenen Dienstag ereignete sich eine schreckliche Tragödie an der Dresdner Kreuzschule.

Verwesungsgeruch aus dem Hausmeisterbüro Welches gruselige Geheimnis birgt unsere Schule? Warum wir uns alle in Acht nehmen sollten: Zeugen berichten von einem verdächtigen Verwesungsgeruch aus dem Hausmeisterbüro. Wer nutzt diese Räumlichkeiten für kriminelle Machenschaften? Am Mittwochnachmittag wurde der faulige Gestank in der Nähe des Hausmeisterbüros erstmalig bemerkt. Die genaue Ursache vermag noch keiner zu nennen. Viele vermuten eine Leiche hinter der abgeschlossenen Tür, andere glauben, der Verwesungsgeruch sei künstlich erzeugt, um die giftigen Gase eines geheimen Giftmülldepots zu übertünchen. Der Hausmeister selbst kann in die Vorgänge jedoch nicht verwickelt sein, da er das Gebäude bereits verlassen hatte, als der Geruch um 17.36Uhr zum ersten Mal auffiel. Mit hoher Sicherheit kann Brüllt bestätigen, dass es sich um eine Bande krimineller Jugendlicher -vielleicht Schüler der Oberstufe- handelt, die das Hausmeisterbüro für kriminelle Aktionen nutzt, und dabei äußerst geschickt vorgeht. Nur zwei Stunden nach dem Bemerken des Verwesungsgeruches beispielswei-

Eine Schülerin wurde am späten Nachmittag vom erst kürzlich angebrachten Foucaultschen Pendel erschlagen. Beweise dafür liefern die unübersehbaren Blutspuren am Pendel, welches am Mittwochmorgen auf dem zertrümmerten Boden des Verbinderbaus aufgefunden wurde. Hermine F. hingegen war nirgends auffindbar. Entsetzte Schülerinnen und Schüler stürmten wegen des blutigen Pendels schluchzend in Richtung Sekretariat, um sofort Meldung zu erstatten, während andere fassungslos und dem Zusammenbruch nahe im Schulhaus herumliefen. Wir als „Brüllt“ wurden von einem Vertrauenslehrer benachrichtigt, damit wir berichten konnten. Mitschüler Leon K.: „Also, eigentlich habe ich Hermine

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gestern Nachmittag relativ spät gesehen. Ich hab ihr im Verbinderbau 'Tschüss' gesagt und bin dann zu meiner Theatergruppe in den Keller gegangen“, meinte er zwischen zwei Schluchzern und mit Tränen in den Augenwinkeln. Nach intensiven Recherchen unsererseits steht nun fest: Er ist der Mörder. Mehrere SMS des Mädchens konnten wir auf seinem Handy entdecken. Sie beweisen eindeutig, dass er der Täter ist Zur großen Dankesrede der Schulleitung an die Redaktion der „Brüllt“ am kommenden Freitag laden wir nun alle herzlich ein. Allen Angehörigen wird hiermit übrigens unser großes Mitleid ausgedrückt. sb

se fanden zwei Kruzianer eine alte Brotbüchse mit schimmeligem Inhalt, keine fünf Meter vom Büro des Hausmeisters entfernt, welche beinahe dieselben strengen Ausdünstungen aufwies – wohl von der Jugendbande platziert, um von sich abzulenken. Seit nunmehr drei Tagen werden in der Fachschaft Chemie Experimente durchgeführt, um den Inhalt der Brotbüchse zu identifizieren, bisher jedoch ohne Erfolg. Warum die Jugendlichen ins Hausmeisterbüro einbrachen, und ob es sich bei der Geruchsquelle um Leichenteile oder gestohlenen Gourmet-Käse handelt, konnte noch nicht festgestellt werden. Wichtig ist nur: Solange die Vorkommnisse nicht aufgeklärt wurden, ist besondere Wachsamkeit und Vorsicht geboten. Jeder unserer Mitschüler könnte ein Verbrecher sein! lb

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Dichlormethan im Oberstufenraum gesichtet! GEFÄHRLICHE CH EM I KA L I E N!!!

ts a on M es d l ir G LL Ü BR

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Der Oberstufenraum ist nun schon seit einiger Zeit wieder in Betrieb. Kommt man allerdings während des Schultages einmal am Oberstufenraum vorbei und schaut hinein, findet man Schüler üblicherweise geistig abwesend vor. Alle weisen die gleichen Anzeichen von Müdigkeit auf, manch Schüler ist bereits weggedämmert. Wie festgeklebt verharren sie auf ihren Sofas, jeder Schritt ist eine Qual. Paul [Name geändert] berichtet: „Es ist immer eine entspannte Atmosphäre, doch komme ich in diesem Raum nie zum Arbeiten.“ Ein anderer Schüler wies unsere Redakteure auf eine bedenkliche Ursache hin: „Ja gestern, da hatte ich das Gefühl, als wären die Fliegen irgendwie seltsam, andauernd schwirrte da eine um mich rum ... als hätte die nen Schaden oder so.“ Ein markanter Geruch im Zimmer ließ sich wahrnehmen, welcher auch durch Öffnen der Fenster nur kurzzeitig verschwand. Die Experten aus den Chemie-Leistungskursen gingen dem Ganzen auf die Spur. Hannah S.:

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„Gleich, als ich reinkam, wurde mir bewusst, hier war was faul. Bisher haben wir einen starken Verdacht auf toxische Gase ... höchstwahrscheinlich Dichlormethan, aber wir sind uns noch nicht sicher!“ Das „Brüllt“-Team hat sich informiert: Dichlormethan ist sowohl für Fliegen als auch für Menschen gesundheitsschädlich. Es kann bei Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut sogar akute bzw. chronische Gesundheitsschäden verursachen. Wir sagen: So kann es nicht weiter gehen! Wenn nicht bald gehandelt wird, drohen schreckliche Folgen! Wollen wir also hoffen, dass das Gas beseitigt werden kann und Schüler in Zukunft frisch und munter den Oberstufenraum nutzen kön nen! -- ng

Unsere natürliche Schönheit Bibi aus der Kunstfachschaft präsentiert sich blank wieder von ihrer besten Seite...


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Das Stresstagebuch

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ittwochabend 22 Uhr. Nach gefühlten zehn Stunden lernen und Hausaufgaben bin ich froh, einfach nur noch ins Bett fallen zu können. Aber nein, da war doch noch was – Mist! Dieses lästige Ding – das Stresstagebuch. Und ich hab natürlich total verpeilt auf die Uhr zu schauen, wie lange ich hier eigentlich schon sitze. Absolut genervt krame ich meine letzten mathematischen Fähigkeiten aus meinem Gehirn. Aber zunächst muss ich feststellen, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich heute überhaupt gemacht habe. War es Bio oder Geo? Nee, ich hab doch was in Englisch fabriziert … Ich gebe mich geschlagen und suche das Zeug, was mir schon vor einer Stunde Ärger gemacht hat wieder zusammen.

stresst!

In meinem Kopf rennen die Zeiger meiner Uhr im Kreis. Keinen Plan, wie lange ich nun wirklich gesessen habe. Aber ich muss es mir wohl überlegen. Gehen wir also nun zu meinem schätzerischen Talent über: 2 Stunden Englisch – ja, das könnte hinkommen. Bio? Vielleicht 30 Minuten und Mathe – oha, das hat gedauert! ... Erschrocken stelle ich, nach langem An-die-Wand-Starren fest, dass das ja alles gar nicht so hinkommen kann. – Schließlich war ich zwischendurch auf dem Klo, musste mir meine Lieblingssendung reinziehen und währenddessen noch einen Kuchen für den morgigen Kunsttag backen.

Also fällt schon mal eine Stunde weg – aber die Zeit, die ich zum Essen gebraucht habe, lasse ich nicht mit rausfallen – schließlich wären meine Denkprozesse ohne diese zugeführte Energie noch wesentlich langsamer vonstatten gegangen. Müde nehme ich meinen Stift und krakle in mein Heft:

Bericht

Bild: birgitH/pixelio.de

Tanja Brüllke Klasse 11

Anne Schröer Klasse 11

Mittwoch, 8. 2. 2012: 2h – Englisch HA 30min – Bio gelernt 2, 5h – Mathe-Aufgaben Übrigens: Wo trage ich eigentlich die Zeit ein, die ich mit dem Stresstagebuch zubringe???

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Glosse

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Neue Wege zur guten Zensur Ein Selbstversuch in Ruhe und Stille

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eder kennt das Gefühl, nicht genug gelernt zu haben. Hätte ich mir die Formeln doch schon eher angesehen, hätte ich mich nur nicht ablenken lassen, hätte ich es mir bloß noch einmal erklären lassen …

Laura Blome Klasse 11

Das Kurzzeitgedächtnis ist schon überstrapaziert, der Magen voller Kaffee und Nervosität. Der Schülerzeitungsredaktion war klar: Eine Last-Minute-Lösung muss her, und da das Problem so verbreitet ist, könnte man daraus den idealen Artikel für kreuz&quer machen. Fehlt nur noch jemand, der besagte Last-Minute-Lösung findet. Ehe ich es mich versah, hatte ich mich bereit erklärt, noch unwissend, worauf ich mich eingelassen hatte. Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme gewesen. Ich gehöre nämlich zu den Menschen, die Lernen nicht als Hobby oder spaßige Freizeitbeschäftigung verstehen und darum ist mir auch schon lange klar, dass ich eine schnelle, effektive Methode

brauche, mit möglichst wenig Stress ein möglichst gutes Testergebnis zu erzielen. Dass ich, indem ich mich für diesen Artikel gemeldet hatte, selbst eine Strategie entwickeln musste, hatte ich in meinem Eifer natürlich nicht bedacht. Obwohl mir nach einigen Minuten dämmerte, welche Aufgabe ich vor mir hatte, war ich immer noch guter Dinge und bereit, sie zu bewältigen. Es konnte doch nicht sein, das ich die erste Person der Welt bin, die sich damit befassen musste. Wir leben im 21.Jahrhundert und die Menschheit existiert schon so lange, dass es für so ziemlich jedes Problem eine Lösung gibt. Dessen war ich mir ganz sicher, schließlich gibt es inzwischen sogar Sonnenbrillen mit Scheibenwischern. Und, siehe da, nach kurzer Zeit schien ich die Lösung gefunden zu haben – dem Internet sei Dank. Meditation heißt das Zauberwort.Schon Generationen al-

Meditation und Lernen ist eine schlechte Kombination, vor allem zur selben Zeit

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ter Mönche haben vor schwierigen Aufgaben tagelang meditiert, dadurch waren sie konzentrierter und deshalb erfolgreicher. Das Bild eines Meditierenden ließ mich jedoch zweifeln. Der alte Mann ist dünn, ausgezehrt und seine Arme und Beine sind in einer Weise verknotet, wie ich es als eher unsportlicher Mensch niemals erreichen werde. Aber der Link: „Meditation für Anfänger“ schenkte mir neue Hoffnung. Zusammengefasst muss man zum Meditieren eigentlich nur zwei Dinge tun: Knien und an nichts denken. Passt ja, dachte ich. Knien kann ich und im Nicht-Denken bin ich spitze. Um euch langweilige und beängstigende Details zu ersparen, soviel vorweg: Es hat nicht geholfen. Am Abend vor dem Test habe ich es ausprobiert, Ziel: eine Stunde. Geschafft habe ich drei Stunden, weil ich nach zehn Minuten eingeschlafen bin und erst durch die Schmerzen in meinen Beinen wieder wach wurde. Manchmal habe ich immer noch das Gefühl, ich hätte meinen linken kleinen Zeh verloren. Und den Test habe ich auch noch in den Sand gesetzt. Was tun? Immerhin hatte ich fest versprochen, bis zum Redaktionsschluss einen fertigen Artikel abzugeben. Sollte ich etwa mein Scheitern dokumentieren, vielleicht in humorvoller Art und Weise, damit mein Versagen dem Leser nicht sofort ins Auge springt? Nein, so verzweifelt war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


Was hatten die anderen noch mal zu dem Artikel gesagt? Hatten sie mir nicht geraten, Yoga auszuprobieren? Yoga … war das nicht wie Meditation–mit irgendwelchen Verrenkungen? Mit Grauen erinnerte ich mich an meine schmerzenden Knie ... Aber da ich niemand bin, der schnell aufgibt und mir in dem Moment auch nichts anderes einfiel, beschloss ich, es auszuprobieren. Um mich nicht gleich am Anfang zu demotivieren, suchte ich diesmal gezielt nach ganz einfachen Übungen. Kurz vor der Französischklausur wollte ich es ausprobieren. So, dachte ich, wäre der Effekt noch frisch und wirksamer, als wenn ich es abends probiere, außerdem wäre immer jemand dabei, der mich im Notfall aufwecken oder entknoten könnte. Zuerst einmal nach hinten beugen, der Winkel zwischen Hintern und Rücken muss also kleiner als 180° sein – Achtung, Gefahr des Hinfallens, Gleichgewichtsverlust! Dann so weit wie möglich vornüber beugen, dabei fließt alles Blut in den Kopf,

Und immer schön gleichmäßig atmen!

nämlich langsam und im Rhythmus der Atmung bewegen muss, musste ich einige Minuten in jeder Stellung verharren, und obwohl ich jedes Mal, wenn ein verdutzter Mitschüler in den Kursraum kam, so ernst und wichtigtuerisch wie möglich erklärte: „Ist für die Schülerzeitung“, kam ich mir ein bisschen dämlich vor. Als Nächstes stellt man sich auf „alle viere“, um schließlich erst das linke, dann das rechte Bein nach hinten zu legen (man liegt halb auf dem Fußboden und stützt sich mit seinen Armen ab, betrachtet Krümel auf dem Boden), dann streckt man den Oberkörper nach oben. Als Letztes stellt man sich in „Krabbelposition“, steht langsam auf und beginnt von vorn.

Kopf hoch!

wer Schwindelgefühle vermeiden will, muss langsam machen. Die Beine werden nun etwas schräg gestellt, die Handflächen berühren den Boden, die Schultern bleiben parallel, der Hintern wird in die Luft gestreckt. (Spätestens jetzt gibt es die ersten Lacher) Ich muss sagen, an dieser Stelle begann ein Gefühl des Unwohlseins. Da man sich

Siebenmal habe ich diese, von mir selbst erdachte Abfolge von Yogaübungen wiederholt und die Reaktionen meiner Mitschüler reichten von einem verstörten Naserümpfen und Kopfschütteln bis zu Begeisterung oder übermäßiger Belustigung. Ich muss dazusagen, dass ich mich nicht gern zur Schau stelle oder irgendwelche Kunststückchen aufführe, schon gar nicht vor einer Klausur und mit erhobenem Hinterteil – sonst wäre ich

wohl ein Pavian geworden. Also hatte ich erwartet, dass diese Überwindung mit Erfolg gekrönt würde. Doch obwohl ich in der Klausur im Zweierbereich lag, kann ich euch diese Methode nicht empfehlen. Mit Konzentrationssteigerung und einem klaren Kopf hat Yoga meiner Meinung nach nämlich nichts zu tun. Wenn überhaupt, dann mit Abschalten und Verwirrung.

kann X Knien ich und im Nicht-Denken bin ich spitze.

Um wenigstens nicht mit ganz leeren Händen dazustehen, habe ich mir eine neue Yogaübung ausgedacht. Ich nenne sie: Der erfolgreiche Testschreiber. Vielleicht veröffentliche ich sie irgendwann, wenn ich mal Zeit habe, und die Knie nicht mehr schmerzen …

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Reportage

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Ein Tag wie jeder andere Dresdens zwei Gesichter

Autoren: Henry Mühlpfordt, Bernardo Bellotto (public domain), RoswithaC/Wikimedia Commons

D Alma Uhlmann Klasse 9

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resden ist eine wunderschöne Stadt. Hier gibt es einige der schönsten Barockbauten Deutschlands, die jedes Jahr Millionen Besucher anziehen. Als „Elbflorenz“ ist Dresden weithin bekannt. Die schönste Zeit in Dresden ist der Advent, wenn die vielen kleinen Weihnachtsmärkte Weihnachtsseligkeit versprechen, und natürlich der Sommer. Dann sind die Elbwiesen saftig grün und der Himmel von einem tiefen, reinen, strahlenden Blau. Am Wochenende können wir verschiedensten Kultureinrichtungen einen Besuch abstatten. Museen, Theater, exklusive Veranstaltungen. Knorrige Bäume bilden Alleen. Schöne Parks findet man über das ganze Stadtgebiet verteilt. Abends schlendern wir durch atmosphärische Villenviertel und schauen in

stuckverzierte Zimmer. Glückliche Familien sitzen am Abendbrottisch. Musik liegt in der Luft. Doch eine Stadt hat immer zwei Gesichter. Jedes Haus und jede Straße, jeder Baum in Dresden sammelt Geschichten. Heute habe ich mich aufgemacht, um einige Geschichten des zweiten Gesichts unserer Stadt freizulegen. Zurück komme ich mit einem Blick hinter die Fassaden des allseits bekannten, glitzernden Elbflorenz. Vormittags im Bus. Zwei Frauen sitzen mir gegenüber. Die eine erzählt der anderen, dass ihr Sohn gestern Abend nach einem Metal-Konzert in der Neustadt brutal von zwei Neo-Nazis zusammengeschlagen wurde. Er hat sich eingemischt, als die vier schwarz vermummten Gestalten einen

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Kleinkrieg unter sich begonnen haben. Er wollte als Außenstehender schlichten und landete am Ende im Krankenhaus. „Da fahr‘ ich jetzt hin.“, sagt sie bestimmt. „Ich muss doch gucken, was sie mit ihm gemacht haben. Es sollte anders herum sein, findest du nicht? Wir sollten sie verkloppen, nicht sie uns. Diese Nazi-Schweine.“ Ich runzle die Stirn. Na, das fängt ja gut an. Nach kurzem Überlegen nickt die Freundin überzeugt. Hinter den Busfenstern werden die Gebäude immer grauer. An der nächsten Haltestelle steige ich aus. Ich wappne mich innerlich gegen das, was an diesem Tag auf mich zukommen mag. Zwei Schüler sitzen an der Bushaltestelle in der Nähe des Krankenhauses St. Joseph-Stift, jeder auf einem


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Kasten Bier. Sie prosten sich fröhlich zu und grölen schief ein herbes Trinklied. Ein schönes Mittagsmahl. Ein grauhaariger Herr in schwarzem Mantel beobachtet sie abfällig. Beide Jungs sind nicht mehr als fünfzehn Jahre alt. Ich laufe ein wenig weiter. Bald bin ich mitten in einem Dschungel aus hohen Plattenbauten. Sie strecken sich wie graue, mahnende Finger in den wolkenverhangenen Himmel. Eine Fläche mit Gestrüpp wächst unbeachtet vor sich hin. Bierflaschen, Glasscherben und Plastikmüll liegen darunter verstreut. Ein Windstoß fegt durch die einsame Straße. Die Kälte schüttelt mich, ich mache auch den obersten Mantelknopf zu. Vertrocknete Blätter fliegen durch die Luft. Ein winselnder Hund läuft über die Straße. Gleich um die Ecke blinkt verlockend das grüne Freiberger-Schild eines Bistros. Darunter befindet sich eine klapprige braune Tür, rechts davon ein großes Panoramafenster. Wozu? frage ich mich. Etwas Schönes gibt es hier sicher nur selten zu beobachten. Auf einem Schild im Eingangsbereich steht

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Sonst ist keiner der braunen Metallstühle besetzt. Auch hinter der schlichten Holztheke ist niemand zu sehen. Die spärlich aufgehangenen bunten Luftschlangen wirken seltsam fehl am Platz. Manchmal machen die Männer den Mund auf, um ein paar Worte zu wechseln. Sie

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Am Lennéplatz ist der Anblick der Grundstücke ähnlich. Graue Betonplatten auf

Manchmal machen die Männer den Mund auf, um ein paar Worte zu wechseln. Sie sehen einsam aus, obwohl sie zu dritt sind.

sehen einsam aus, obwohl sie zu dritt sind. Meine Rettung aus der Geisterstadt ist die knallgelbe Straßenbahn. Doch es ist rappelvoll. Hier will niemand aussteigen. Man steht beengt und sucht nach einem Griff zum Festhalten. Einen Meter weiter spricht eine junge Frau mit Krücken und einem Gipsverband einen kräftigen Kerl an. Ob

Meine Rettung aus der Geisterstadt ist die knallgelbe Straßenbahn.

Kotelett mit Erbsen und Kartoffeln: 3,-€. Der Geruch von schlechter Fritteuse liegt in der Luft. In dem Bistro sitzen drei Männer, jeder mit einer Flasche Bier vor sich.

holt ihre Frage. Er mustert sie von oben bis unten und steht endlich auf. Als sie „Dankeschön“ raunt, schaut er gleichgültig aus dem Fenster.

sie sich auf seinen Platz setzen könne. Er sieht auf und zieht sich widerwillig die Kopfhörer aus den Ohren. „Was?“ Leute drehen sich um und schauen. Sie wieder-

dem Boden, an den Häusern, an den leeren Blumenkästen. Mittlerweile sind viele Platten braun angelaufen. Ein unglaublicher Anblick von Verfall und Überleben. Und in diesen Gebäuden wohnen Menschen? Eine alte Frau steht, beladen mit schweren Einkaufstüten, an der Eingangstür. Sie will die Tür aufschließen, doch ihre Hand zittert zu sehr. Zielstrebig gehe ich auf sie zu. „Hallo! Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“ Ich lächle sie an. Sie dreht langsam ihren Kopf. Müde Augen starren mich ausdruckslos an. Einen Moment scheint sie zu überlegen. „Ich … Ja, also ...“ Ihre Stimme ist matt und brüchig. Als Erklärung hält sie mir den Schlüssel entgegen. Ich schließe auf, halte ihr die Tür auf und frage, ob ich noch etwas für sie tun kann. Ich zeige auf die Einkaufstüten. Sie hat die Sprache wiedergefunden. „Nein. Das

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schaffe ich schon. Ich wohne gleich im Erdgeschoss.“ Es riecht nach altem Linoleum. Der Putz an der Wand bröckelt. Ich schaue ihr hinterher, wie sie langsam von der Dunkelheit im Gang verschluckt wird. Plötzlich dreht sie sich um und blickt zurück. „Dankeschön.“ Sie lächelt ein wenig. Ihre Augen lächeln mit. Sie sind blau, wie mir in dem Moment auffällt. Im Gehen sehe ich noch einmal die grauen Betonwände hinauf. Dort, am Balkon ganz oben links, leuchten ein paar gelbe und rote Blumen. Als ich am Hauptbahnhof ankomme, hat es angefangen zu regnen. Die vielen Menschen drängen sich unter einen viel zu kleinen Dachvorsprung. Keiner sieht den anderen an, sie schauen zu Boden, die Kapuzen auf dem Kopf. Anonym. Große Städte sind immer anonym. Sie ziehen Menschen an, die anonym sein wollen. Einer unter Vielen. Ich beobachte sie eine Weile und spüre plötzlich einen schweren Brocken Wut in meinem Bauch. Was wisst ihr denn schon?! Ihr seht nicht auf, weil ihr nicht sehen wollt, was ihr sehen würdet. Tut doch was! will ich sie anschreien, sie wachrütteln. Ihr könnt nicht leugnen, wie hässlich diese Stadt ist! Ich schüttle den Kopf und mache auf den Fersen kehrt. Ich laufe die Prager Straße hinunter, doch heute fühle ich keinen Kaufrausch. Manche Menschen würden in meiner Gefühlslage ihnen Nahestehende verprügeln. Oder ihre Wut und Hoffnungslosigkeit in Alkohol ertränken. Was für ein schönes Leben wir doch führen! Wir können Frustshoppen gehen.Langsam ist es Nacht geworden und es hat aufgehört zu regnen. Die Beleuchtung der Läden an der Bergmannstraße ist aus, nur ein paar Straßenlaternen spenden fahles Licht.

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Aus dem Dunkel einer Häuserecke kommt eine gebückte Gestalt. Bart, Mütze und Schlabberjeans. Mit Blick nach unten läuft sie auf dem Gehweg entlang, immer nahe an den Hauswänden. Er ist nur einer der vielen Obdachlosen, die nach einem halbwegs geschützten Schlafplatz suchen. Am nächsten Mülleimer stoppt er und wühlt nach Pfandflaschen. Kein Erfolg diesmal. Er zieht weiter. Immer auf der Suche. Am Schillerplatz stehen auch um diese Zeit noch viele Menschen. Auf einmal löst sich eine schwarz gekleidete Gestalt aus der Menge. Er torkelt auf ein Mädchen zu, das etwas abseits steht und in ein Buch versunken ist. Er stellt sich direkt vor sie. Sie schaut auf. Mit weit ausladender Geste beginnt er grölend zu erzählen. „Libyen ist frei. Unser Land ist endlich frei. Du musst verstehen, wir lieben unser Land.“ Seine Stimme wird immer lauter. „Jetzt ist er weg. Endlich. Ich bin stolz auf mein Land. Wir haben ihn gehasst. Gaddafi.“ Die Erkenntnis, dass der Diktator umgebracht worden ist, kommt ja reichlich spät, denkt das Mädchen. Sie mustert ihn mit zusammengekniffenen Augen. Er trägt zwar eine Sonnenbrille, aber sie kann trotzdem erkennen, dass er Gaddafi wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Krause schwarze Haare, eine breite Nase und kurzer Bart. Dazu ein eisiger Blick. Verblüffend. Er kommt ihr immer näher, bis ihre Nasenspitzen nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind. Die Stimmung ändert sich. Sie kann seine blutunterlaufenen Augen durch die Sonnenbrille erkennen. „Warum sagst du nichts? Sag doch mal was!“ Er lacht. Die schwarzen Gestalten um sie herum stehen reglos da. Wie Statisten, die wissen, dass sie gerade nichts mit der Hand-

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lung zu tun haben. Oder zu tun haben wollen. Sie schauen angestrengt zu Boden oder in eine andere Richtung. Würden sie auch nicht reagieren, wenn er sie anfasste? „Könnten Sie mich bitte in Ruhe lassen.“ Ihre Stimme klang schärfer als erwartet. Eine kalte, leise Stimme, die nicht das kleinste bisschen zitterte. Er war für einen Moment sprachlos. „Lassen Sie mich in Ruhe!“ Er lachte noch einmal hämisch, stolperte dann aber planlos in den nächsten Bus. Er war weg. Sie war allein. Wie lange hat das gedauert? Ihr Herz raste. Sie spürte, wie die zwanzig Augenpaare der tatenlosen Beobachter auf ihr ruhten. Als sie aufsah, wandten sie ihre Blicke ab. Ich reiße meinen Blick von der Szene los und schaue in den sternenklaren Himmel. Ich denke nach, über das, was ich heute gesehen habe. Obwohl ich all diese hässlichen Bilder in meinem Kopf habe, muss ich mir eingestehen, dass ich sie nicht richtig glauben kann. Nicht glauben will. Warum halte ich so verkrampft an dem Bild von einem Dresden ohne vergessene Menschen und zerfledderten Plattenbauten fest? Die Antwort klingt einfach, fällt aber schwer: Weil ich mein „Elbflorenz“ bereits gefunden habe. Und viele andere mit mir. Deshalb verdrängen wir. In sieben Stunden geht die Sonne über den Elbhängen auf. Der Himmel wird wolkenlos sein. Er wird von schwarz zu grau, zu weiß, zum tiefen, reinen, strahlenden Blau. Dann beginnt ein neuer Tag in Dresden. Einer wunderschönen Stadt.

Foto/Autor:Traumtaenzerin/Pixelio


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Fotografen: 32

Victoria Schweiger (Klasse 8) | Pauline Schubert (Klasse 8)

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Thekla Liebmann (Klasse 11) ____________________________________________________________________________________ kreuz&quer _________

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Eine Zeitreise durch mein Radio

Berlin.- Adolf Hitler vor Rundfunk-Mikrofon bei einer Radioansprache

Ich setze mich wie jeden Morgen an den Frühstückstisch, schlürfe meinen Cappuccino und die „Guten Morgen – Macher“ von Radio PSR versuchen meine Laune, die durch den Schlafmangel deutlich gesunken Lisa-Marie Pigulla ist, wenigstens etwas zu verKlasse 9 bessern. Ich habe noch nie daran gedacht, dass mein Tag anders beginnen könnte. Vor allem ohne Musik. Da tun mir alle Leute leid, die aus irgendeinem Grund kein Radio besitzen. Bisher hat es mich auch noch nie groß gekümmert, wem ich es zu verdanken habe, dass ich nicht mit meinen Eltern alleine frühstücken muss. Aber eigentlich ist es doch auch mal interessant zu erfahren, wie es dazu kam, oder? Und – werde ich in ein paar Jahren immer noch am Frühstückstisch (s.o.) sitzen und im Radio Musik hören?

Wieder mal nur Dritter Hier in Deutschland gibt es Radio seit 1923 und alles begann mit den vier Worten: „Hier ist Berlin, Voxhaus“, danach wurde ein Foxtrott gespielt. Allerdings waren die Deutschen mit diesem Erfolg nur die Dritten: Die 34

Foto: Deutsches Bundesarchiv / Wikimedia Commons

Bericht

USA und die Niederlande waren ihnen zuvor gekommen und hatten Radio zur Unterhaltung etwas eher eingeführt. Kaum vorstellbar, dass es vorher nur zu kommerziellen und militärischen Zwecken diente. So ein „Radiogerät“ war anfangs auch nicht gerade billig. Man schaffte sich dieses damals teure Gerät an und dann ging der „Ärger“ erst los: Erst einmal musste bei der Post (damals zählte Radio zu Telegrafie) eine Urkunde beschafft werden, damit man es privat benutzen durfte. Strom brauchte das Gerät, ebenso wie eine Antenne, die meist durch den ganzen Garten verlief. Dazu kam noch eine Gebühr, die an die Post gezahlt wurde. Wenn man dann, nachdem man eine halbe Stunde nach dem richtigen Sender gesucht hatte, ohne dass er rauschte, dachte, man könne sich gemütlich in den Sessel setzen und ein klein wenig Musik auf seinem neu erworbenen technischen Wunder hören, lag man auch falsch. Da gab es nämlich noch die Weimarer Regierung, die bestimmte, was ge-

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rade im Radio lief. Das konnten auch mal Gedichtlesungen oder Auszüge aus Theaterstücken sein, die vor allem bei der Generation, die damals Radio hörte, nicht besonders beliebt waren. Zu Beginn konnte man Radio übrigens nur über Kopfhörer hören – das hat ja auch seine Vorteile …

Als Propagandamittel im Dritten Reich

Im Dritten Reich blühte die Radioindustrie geradezu auf, da Hitler es gut zu Propagandazwecken, also zur Verbreitung seiner Ideologien verwenden konnte. Propagandaminister Goebbels kümmerte sich v.a. um das Radio: Er machte das Radio zum Massenmedium, indem er ein sehr billiges Modell produzierte, man nannte das Modell Volksempfänger, das einerseits die Propagandasender empfing und andererseits auch ausländische Sender hören konnte. Das Problem an der ganzen Sache liegt allerdings auf der Hand: Natürlich konnten Hitler und sein Regime nicht akzeptieren, dass deutsche Bürger ausländische Sender hörten, da vor allem der britische Sender BBC starke Kritik an Deutschlands Politik übte. Solche Sender verbot man schnell und nannte sie fortan „Feindsender“. Wer dabei erwischt wurde, wie er so einen Sender hörte oder Informationen daraus weitergab, wurde im schnellen Verfahren umgebracht. Später war man dabei nicht mehr ganz so hart, aber am Anfang vollzog man diese Todesurteile tatsächlich, um die Bevölkerung abzuschrecken. Später, im Zweiten Weltkrieg, war das Radio außerdem für die schnelle Informationsbeschaffung über neue Siege oder Nie-


Die Neugestaltung nach Kriegsende

Nach der Kapitulation Hitlers verstummten alle Propagandasender, die vorher versucht hatten, das Dritte Reich populär zu machen. Die drei westlichen Siegermächte entschieden, dass das Radio nie mehr zur zentralen Ideologievermittlung verwendet werden durfte. Ganz abschalten wollten sie es aber nicht, sie erfanden einen staatsfernen Sender, der von öffentlichen Mächten kontrolliert wurde. Dabei nutzte man das Prinzip der ehemals verhassten BBC: Das „neue“ Radio war gebührenfinanziert und durch verschiedene Gremien kontrolliert. Auf diese Weise änderten sich die Inhalte: Man thematisierte nun die Demokratie und versuchte die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass der Nationalsozialismus nichts Gutes war. Von den Nürnberger Prozessen (der Anklage gegen führende Mitglieder der Hitlerregierung) wurde mehrmals am Tag berichtet. Lesungen von Gedichten und Hörspiele waren ebenfalls im Programm, da die Deutschen lange vom Fortschritt der Musik und Literatur abgeschnitten gewesen waren. Nun durften die Werke der ins Exil gegangenen Autoren wieder gelesen oder gespielt werden. 1949 gab man die Radiosender schließlich wieder in deutsche Hand, daraus entstand 1950 die ARD, ausgeschrieben: Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands. Bis Mitte der Fünfzigerjahre sendete man auf Mittelwelle, die den entscheidenden Vorteil hatte, dass man sie über große Reichweiten empfangen konnte; so wurden nationale Sender möglich. Da aber auf der Kopenhagener Wellenkonferenz 1948 diese Mittelwellenfrequenzen neu

vergeben wurden und Deutschland kein eigenständiger Staat mehr war, bekamen sie nur schlechte und vor allem sehr wenige Frequenzen, sie sollten ja sowieso keinen zentralen Rundfunk mehr haben. Das machte die Ultra Kurz Welle populär, kurz UKW. Sie hatte zwar eine geringe Reichweite, dafür war die Qualität des Gesendeten viel besser. Einziges Problem: Keiner hörte diese Sender, vor allem weil die Geräte, die UKW empfingen, sehr teuer waren. Doch diese Zeit war auch schnell vorbei, da sich im wirtschaftlich immer mehr aufblühenden Deutschland bald fast alle

möglich, dass man Sendeinformationen speichern konnte und auf einem Display am Gerät sehen konnte, z. B. was für Musik gerade lief, sogar der Titel des Liedes konnte angezeigt werden. Wem das zu viel war, der konnte auch einfach nur sehen, welchen Sender er gerade hörte. Am restlichen System änderte sich dadurch aber nichts.

Von Sendungs- zu Senderbeliebtheit

Bis zu den Siebzigern schaltete man sein Radio nur ein, wenn eine bestimmte Sendung kam, die man hören wollte: Erst kamen die damaligen „Charts“, Hitparade

Foto: Eckhard Etzold / Wikimedia Commons

derlagen in Schlachten unerlässlich.

Blaupunkt Röhrenradio "Florida" 1954

Leute ein solches Gerät leisten konnten. Schon komisch, dass etwas, das eigentlich als Notlösung geplant war, sich zur neuen Mode entwickelte! Dieses System wurde in den Sechzigerjahren durch die Verwendung von mehreren Schallquellen (genannt: Stereofonie) noch veredelt, sodass das störende Knacken und Knarren verschwand. Durch UKW wurde auch der Verkehrsfunk möglich, der Staus, Blitzer, etc. im Radio meldete, für Autofahrer heute unentbehrlich. Das „Sahnehäubchen“ lieferte allerdings das RDS, auch bekannt als Radio Data System. Es machte zum Beispiel

genannt, dann eine Klassiksendung, darauf folgten die Nachrichten und dann wurde ein Hörspiel gesendet. Das war auf allen Sendern gleich. Das hieß aber auch, dass es kaum jemanden gab, der wie die meisten heute, einen bestimmten Sender vorzog, sondern man hatte eher eine Lieblingseinschaltzeit, weil zum Beispiel die Klassiksendung oder Nachrichten kamen. Dabei war es vollkommen egal, ob man das regionale Radio um Dresden oder um Hamburg hörte, Sendung war Sendung. Doch viele sahen das Radio durch das gerade neu eingeführte Fernsehen abgelöst, wodurch die Radiosen-

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Neue Sender für ein neu strukturiertes Radio Hinzu kam noch, dass Anfang der Siebziger noch mehr Sender von den ARD–Anstalten gesendet wurden, wie zum Beispiel Bayern 3, HR 3 und SWF 3, welcher am beliebtesten war. Mit der Sendung „Pop – Shop“ brachte SWF 3 frischen Wind in die Radiokultur und vor allem junge Leute wurden davon magisch

schnell gegründeten Sender eroberten regelrecht die Massen. Das wiederum gefiel den öffentlich – rechtlichen Sendern nicht: Sie verloren ihre Hörer und mussten somit versuchen sich dem neuen Sound im Radio, der immer noch durch Pop und Rock geprägt war, wieder anzupassen. Gleichzeitig hatte man allerdings auch noch das Problem, dass man keine Kopie eines Privatsenders sein durfte, um nicht zu angepasst zu erscheinen. Das führte dazu, dass man diese Sender mehr und mehr in Altersklassen unterteilte und auch zwischen verschiedenen Genres unterschied. So konnte man als Klassikinteressierter auch nur noch das hören, was einem gefiel und da viele Jugendliche nur Privatsender hörten, wurden

Philips 461A Arioso ( 1937/38 ) mit tschechischer Warnung, während des 2.Weltkriegs Feindsender zu hören.

angezogen, da man ausschließlich die neusten Hits sendete. Das Vorbild stellte mal wieder BBC dar, die mit ihrem Sender BBC1 die erste Rundfunkanstalt gewesen war, welche Popmusik, witzigere, gelassenere Moderatoren und lange Sendezeiten kombinierten. Bis 1981 gab es aber keine privaten Sender, welche heutzutage die meisten Hörer anziehen. Sie waren verboten. Doch durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in diesem Jahr wurde der Weg für solche Sender freigemacht. Und diese 36

Foto: Eckhard Etzold / Wikimedia Commons

der sich ein neues Konzept überlegten: Das Radio sollte den Hörer nicht auf seine Lieblingssendung warten lassen, sondern ihn mit gerade dieser Sendung durch den ganzen Tag begleiten. Von da an lief mehr Musik, es gab viel mehr Nachrichten und somit wurde auch die Berichterstattung schneller.

auch Jugendsender eingeführt, die ähnlich wie Privatsender nur die gerade angesagten Hits sendeten. So gewann man wieder Hörer für sich.

Was dem Radio zu denken geben sollte

Heute sieht das Ganze wieder komplett anders aus: Jetzt zählt kaum ein Musiker mehr auf Präsenz im Radio wie früher, mittlerweile ist das Internet für die Meisten viel wichtiger, um sich etablieren zu können. Wo man früher noch schnell die Nachrichten einschaltete, damit ja keine wichtige Neu-

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igkeit verpasst wird, lässt man sich heute Zeit und „googelt“ wichtige Nachrichten nur noch. Vor allem Jugendliche besitzen gar kein Radio mehr, es ist doch viel bequemer die Musik, die man hören will, herunterzuladen und dann auf dem MP3 – Player oder iPod abzuspielen. Im Radio kommt doch sowieso nicht immer das, was man hören will, oder? Doch davon lässt sich kein Radiosender unterkriegen: Sie besitzen heutzutage eigene Internetseiten, auf welche sie die neusten Meldungen stellen, einen Blog und einen Livestream. Außerdem gibt es Webradiosender, die Leute auf der ganzen Welt rund um die Uhr mit ihrem Musikgeschmack versorgen. Man kann sich heutzutage auch einzelne Beiträge auf der Website des Senders herunterladen oder einfach nur anhören. Und wer weiterhin alles hören will, der verlässt sich einfach darauf, dass sein neues Handy ein eingebautes Gerät hat, das UKW empfängt. Oder man macht einfach das Autoradio an. Wer trotzdem noch seinem Radiogerät treu bleiben will, der kann sich allerdings darauf einstellen, dass es bald nur noch die neuen, schon oft beworbenen „Digitalradios“ gibt, die immer glasklaren Sound, kein Rauschen usw. versprechen. Es stimmt übrigens, da diese Radios keine Frequenzen gebrauchen, um Musik zu spielen, sodass das nervige Suchen nach dem richtigen Sender und das zwischenzeitliche Rauschen endlich ein Ende hat. Nun ist unsere kleine Zeitreise durch die Geschichte des Radios vorbei. Vielleicht lasst ihr es euch noch mal durch den Kopf gehen, wenn ihr wie ich morgens am Frühstückstisch sitzt und euer Lieblingssender mit euch den Tag beginnt.


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Geh doch mal zu...

Tipp

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Leckere Curry Suppe

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Wem wir jetzt noch keinen Appetit gemacht haben, empfehlen wir die zweite Filiale der Suppenbar im Haus der Presse!

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eustadt Geschenkjagd und Stöberfieber können einen schon mal hungrig machen. Daran haben wir selbstverständlich gedacht und für euch ein ganz besonderes kulinarisches Kleinod aufgespürt: Die Suppenbar.

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Ob man nun eine cremigleichte Suppe oder einen deftig-würzigen Eintopf genießen will- für jeden Geschmack ist etwas dabei. Von exotisch bis traditionell, von herzhaft bis süß. Die wöchentlich wechselnde Zusammenstellung von acht verschiedenen Suppen zeugt von ausgezeichneter Qualität, insbesondere weil vornehmlich frische Zutaten aus der Region verarbeitet werden. Ganz zu schweigen von dem selbstgebackenen Brot. Davon kann man sich so viel nehmen, wie man mag. Aber esst euch nicht ganz satt, denn im wahrsten Sinne des Wortes, das Sahnehäubchen des Angebotes sind die reich verzierten und köstlich gefüllten Cupcakes, ebenfalls aus eigener Herstellung.

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Interview

X Menschenkette gegen

Naziparolen Dresden im Februar

Jedes Jahr am 13. Februar, dem Jahrestag der Bombenangriffe aufDresden, kommen Neonazis in unsere Stadt, um das Gedenken an die Opfer des Bombenangriffes zu missbrauchen. In Jahren, in denen der 13. Februar nicht auf einen Samstag fiel, gab es meist sogar zwei Aufmärsche: Einen regionalen mit 1000 - 2000 Nazis am Abend des 13. Februar, den Fackelmarsch und einen Aufmarsch mit europaweiter Bedeutung am darauffolgenden Wochenende mit bis zu 7000 Nazis. Dieses Jahr haben die Nazis nur einen Fackelmarsch am 13. Februar versucht, am 18. blieben sie zu Hause. Warum? Seit 2010 ruft das Bündnis "Dresden-Nazifrei“ zu Blockaden auf, um den Neonazis nicht die Straße zu überlassen. Mit Erfolg. Das hat zu umfangreichen Diskussionen über die Versammlungsfreiheit der Neonazis einerseits, und die Frage über Rechtmäßigkeit von Blockaden andererseits geführt. Andreas, der in der Kampagne 2011 und 2012 engagiert war (und seinen vollen Namen nicht nennen möchte), hat sich bereit erklärt, für Kreuz&Quer einige Fragen rund um das Bündnis zu beantworten.

War das Jahr 2012 ein Erfolg für das Bündnis "Dresden-Nazifrei“?

Friedrich Schnoor Klasse 10

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Ja, denn 2012 ist abermals gelungen, was seit 2010 Ziel des Bündnisses ist: Kein Nazigroßaufmarsch im Februar in Dresden zuzulassen. In den vergangenen zwei Jahren mussten sich viele tausend Menschen den Nazis auf der Straße in den Weg stellen, um sie zu stoppen. Dieses Jahr sind die Nazis im Wesentlichen lieber gleich zu Hause geblieben. Ihnen ist die Lust, nach Dresden zu kommen, offensichtlich ordentlich verdorben worden. Dieser ehemals größte Naziaufmarsch Europas scheint also endlich Geschichte zu werden. Das ist eine glückliche Wendung für die Stadt.

Im Vergleich zu letztem Jahr ist es dieses Jahr ziemlich friedlich geblieben. Welchen Beitrag hat das Bündnis "DresdenNazifrei“, welchen Beitrag hat die Polizei dazu geleistet? In diesem Jahr hatte sich die Situation insofern normalisiert - ein großer Fortschritt gegenüber 2011 - als dass die Route des Fackelmarsches am 13. Feb. nicht weiträumig abgeriegelt wurde. Blockadepunkte auf der Route der Nazis fanden breiten Zulauf auch direkt aus der Menschenkette heraus und die Polizei zeigte den Tag über eine gewisse Zurückhaltung. Das Bündnis „Dresden-Nazifrei“ hatte, wie schon in den Jahren zuvor, klargestellt, dass sein Handeln nicht auf eine Auseinandersetzung mit der Polizei abzielt und von den Blockaden keine Eskalation ausgeht.

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Welche politischen und gesellschaftlichen Gruppen sind im Bündnis „Dresden-Nazifrei“ involviert? Das Bündnis versteht sich als Spektren übergreifend, das heißt mit dem gemeinsamen Ziel, den Naziaufmarsch zu verhindern, arbeiten viele teils sehr unterschiedliche Organisationen zusammen. Das sind Gruppen, die zur Antifa gehören und Anti-NaziNetzwerke auch aus anderen Städten, Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Studentenvertretungen und viele Leute, die in der Zivilgesellschaft engagiert sind. Manche, die nicht direkt Teil des Bündnisses sind, unterstützen unseren Aufruf, wie Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, der SPD–Bundesparteitag oder "Die Ärzte".

Foto: dielinke_sachsen/commons.wikimedia.org


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Foto: Deutsches Bundesarchiv/commons.wikimedia.org

Wie steht das Bündnis zum "Schwarzen Block" und der Antifaschistischen Aktion? „Dresden-Nazifrei“ ist so erfolgreich, weil in diesem Bündnis sehr viele, die ernsthaft etwas gegen Naziveranstaltungen tun wollen, an einem Strang ziehen. Das ist in Deutschland leider nicht immer der Fall. Damit das funktioniert, wird sich zu Beginn gemeinsam auf einen Aufruf und einen Aktionskonsens geeinigt. Dort werden die Ziele festgelegt und auch, wie diese erreicht werden sollen. So sagt „Dresden-Nazifrei“ beispielsweise, dass der Naziaufmarsch durch das massenhafte Besetzen der Aufmarschroute mit vielen Menschen verhindert werden soll. Brennende Barrikaden aus Müllcontainern gehören daher z. B. nicht zu unserer Aktionsform.

Darf man aus der Sicht des Bündnisses jede Versammlung blockieren oder nur Naziversammlungen? Nein, denn Blockaden sind als Mittel des zivilen Ungehorsams sicher nicht leichtfertig einsetzbar, aber zumindest im Bezug auf den Naziaufmarsch sind sie die richtige Antwort. Blockaden machen deutlich: Die Ideologie der Nazis überschreitet eine rote Linie, sie ist schlicht inakzeptabel. Deswegen geben wir den Nazis keine demokratische Bühne, denn dies würde verlangen, ihre Einstellung als diskutierbar aufzuwerten. Unsere Blockaden haben erreicht, dass die Nazis sich dieses Jahr erst gar nicht zu einem großen Treffen angereist sind.

Sind Blockaden "lauter" oder"leiser" Protest? Welche Formen des lauten oder leisen Protestes gibt es bei Blockaden? Fragt man die Macher der Reihe „Culture Clash – das Bürger Dinner“ im Schauspielhaus, ist unser Protest laut, zumindest sind wir im Februar diesen Jahres als die Lauten zu dem Thema „Laute und Leise“ eingeladen worden. Und unsere Protestformen sind meist auch laut: Da wird an einem Blockadepunkt schon mal ein Klavier aufgestellt, Lautsprecherwagen spielen Musik und Bands treten auf. Sambagruppen trommeln, viele Menschen haben Trillerpfeifen dabei, einige auch Megafone und den Nazis rufen wir unüberhörbar „Haut ab!“ zu. Manche in der Stadt finden das am 13. Februar zu laut und unpassend. Aus der Sicht der Menschen, die vor 67 Jahren persönlich betroffen waren, kann ich den Wunsch nach Innehalten, nach Stille persönlich gut nachvollziehen. Aber ich kann nicht schweigen, wenn Nazis an diesem Tag durch die Stadt marschieren und die Geschichte verdrehen. Im Gegenteil, auch mit Respekt vor der Geschichte müssen wir alles daran setzen, der Ideologie der Nazis keinen Anknüpfungspunkt zu bieten. Ich möchte dann laut sagen: Dresdens Geschichte im 3. Reich beginnt nicht erst im Februar 1945. Die Stadt war, wie ganz Deutschland, zuerst eine Wirkstätte der Täter, Mitläufer und der Leisen, die stillschweigend dem Unrecht zusahen. Dresden passt nicht in die stille Opferrolle, auch nicht, indem die Stadt den 13. Februar als einen Gedenktag an alle, die unter den Nazis litten, deutet. Wer am 13. Februar

Interview

alle in der Trauer vereint und dann von den Tätern – sie hatten Namen und Adressen in Dresden schweigt, isoliert die Stadt und ihr Gedächtnis leicht von individueller Verantwortung und Schuld. Diese Stille ist zu bequem und wird den Opfern nicht gerecht. Hier muss die Stadt zu Normalität im Umgang mit der Geschichte finden. Erste Schritte sind in den vergangenen Jahren getan, weitere gilt es konstruktiv zu begleiten. Dabei werden einige wachgerüttelt werden, das ist bisweilen auch laut. Allein ein leiser Tag kann der 13. Februar nicht sein.

Wird das Bündnis auch nächstes Jahr wieder blockieren? Wie genau „Dresden-Nazifrei“ im kommenden Jahr arbeiten wird, muss unter den Bündnispartnern in den nächsten Wochen und Monaten besprochen werden. Sicher ist aber, dass auch 2013 Nazis, die um den 13. Februar in Dresden auftauchen, mit einer breiten und deutlichen antifaschistischen Reaktion der Zivilgesellschaft rechnen können.

Welches langfristige Ziel hat das Bündnis? Unser Ziel ist, dass dieser Naziaufmarsch in Dresden Geschichte wird. Dem sind wir in den vergangenen drei Jahren ein gutes Stück näher gekommen. Dafür, dass dieser Erfolg gesichert bleibt, müssen sich aber weiterhin viele Menschen einsetzen. VielenDank für das Interview!

[Der Text des Interviews wurde für den Druck gekürzt. Wer den gesamten Text lesen will, findet diesen unter angekreuzt.wordpress.com] ____________________________________________________________________________________ kreuz&quer _________

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Reisebericht

Bettwanzen & Stinktiere?

Arbeitsstelle in Vancouver

Erlebnisse in Vancouver

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a, natürlich will ich nach der Schule auch ins Ausland!’

Das ist erst einmal ein Plan, den viele Abiturienten haben. Und nachdem ich nun meinen Auslandsaufenthalt beendet habe, würde ich es auch wirklich jedem empfehlen, weil es eine sehr erlebnisreiche und vor allem völlig ‚andere’ Zeit ist. Aber zunächst gehört natürlich ein bisschen mehr dazu als nur der Wunsch. Und so hat es bei mir auch ein bisschen gebraucht, bis ich alles realisiert hatte ...

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Nach dem – nennen wir es sanftem Drängen – von einer Lilo und meinen Eltern war es dann tatsächlich so weit und ich flog mit besagter Lilo im Oktober nach Vancouver. Warum Vancouver? Es liegt in Kanada, dort ist es aber für kanadische Verhältnisse im Winter nicht so kalt, man spricht Englisch und außerdem soll es eine tolle Stadt sein. Als „toll“ stellte Vancouver sich auch wirklich heraus, Downtown ist sehr schön, direkt am Meer gelegen, mit vielen Parks und einem großen Wald, mit un-

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zähligen Läden, süßen Stinktieren, Waschbären und mit einer netten Mischung aus Hochhäusern und niedlichen kleinen an ‚Desperate Housewives’ erinnernden Häuschen. Und während zuhause in Dresden alle bei teilweise bis zu -20°C froren, war die kälteste Temperatur bei uns -3°C ... Einerseits scheinen wir uns ganz klug bei allem angestellt zu haben, andererseits hatten wir sicherlich auch Glück. Jedenfalls war unsere Wohnung erstmal ganz


schön und vor allem sehr zentral gelegen, unsere ‚roommates’ sehr nett und die Jobs auch nach ungefähr einer Woche gefunden. Da waren die Daheimgebliebenen sehr beeindruckt, dass alles so schnell ging! So lief also zunächst alles ganz gut, wir hatten beide viel Glück mit der Arbeit und den Kollegen und damit begann die Auslandszeit fast entspannter und einfacher als erwartet. Aber natürlich konnte es nicht so bleiben, das wäre ja zu schön gewesen, um wahr zu sein. Eines Tages tauchte da nämlich ein kleines Problem auf, welches uns - wie ich so schön sage – schwerwiegend traumatisierte: Die Bettwanzen! Tja und dann sitzt man eben da, vier am ganzen Körper zerstochene Leute, und muss sich ganz ohne Eltern überlegen, was man jetzt tun soll. Nach langwierigen Putz- und Packaktionen, Streits mit dem Vermieter, dem mehrmaligen Besuch eines Kammerjägers (alles Dinge, die man wirklich niemandem wünscht) und schlussendlich sogar einem Umzug, hatten wir allerdings sogar dieses Problem erfolgreich bekämpft. Und unsere neue Wohnung war prompt zehnmal so schön, die neuen ‚roommates’ genauso nett und unkompliziert und die räumliche Lage hatte sich nur um eine Straße verschoben. Da ist man doch mächtig stolz, wenn man das alles fast alleine schafft und dann auch immer ganz dramatisch

von allen Erlebnissen bei Skype berichten kann ... Und so ging das Leben dann eben weiter und irgendwann stellte sich richtiggehend Alltag ein. Um elf aufstehen, skypen, zum Bäcker gehen, frühstücken, bei schlechtem Wetter zusammen einen Film gucken, bei gutem raus gehen, gegen 5 arbeiten gehen und irgendwann eine ganze Weile nach Mitternacht dann ab ins Bett.

dann sitzt X Und man da und

muss sich ganz ohne Eltern überlegen, was man jetzt tun soll

Abwechslung kam dann wieder auf, als es hieß, von Vancouver Abschied zu nehmen. Da ging es Anfang Februar auf die Reise. Lilo und ich trennten uns (was sehr komisch sein kann, wenn man sich vier Monate lang zumindest ein Zimmer geteilt hat!) und ich flog zu meinem Cousin nach San Francisco, wo ich zwei grandiose Wochen verbrachte. So fing mein ‚Travel-Part’ also schon mal sehr gut an.

Von dort aus ging es weiter nach Montréal, wobei der Temperaturunterschied so groß war, dass ich das erste Mal in der gesamten Zeit krank wurde und deshalb von Montréal leider nicht so viel sah ... Von der kalten Stadt ging es dann schlussendlich nach knapp einer Woche weiter nach New York, wo ich mich zum Höhepunkt mit Benedikt traf, der direkt aus dem sommerlichen Kenia kam. Lustig natürlich, wenn man im fernen Kanada oder USA plötzlich Leute aus der Schule wieder trifft. So verbrachte ich mit Georg F. zwei Tage in Montréal, mit Anne S. ein paar Stunden und mit Bene die ganze Zeit in New York.

Elena Lupfer (Abiturientin 2012)

Und jetzt sitze ich wieder in Dresden und stelle fest, dass sich doch kaum etwas verändert hat. Ich mich angeblich kaum und hier auch fast nichts. Und irgendwie beruhigt mich das. Denn den Auslandsaufenthalt würde ich um keinen Preis rückgängig machen wollen, aber es ist auch schön, wenn man zurückkommt und alles so vorfindet, wie man es verlassen hat. Denn dann entsteht schon nicht das einzig gefürchtete Gefühl – etwas zuhause verpasst zu haben.

Panorama bei Nacht Thom Quine/ Wikimedia Commons

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Satire

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Sag mir was du hörst ...

I

und ich sag dir wer du bist

ch bin in den Straßen Dresden unterwegs und stecke mal wieder vor dem „Blauen Wunder“ fest. Neben mir hält ein Auto. Der Fahrer, Anfang 40, sieht (nett ausgedrückt) unangenehm aus. Der Bauch hängt ihm aus der Hose, das Shirt ist verwaschen, die Haare fettig. Sein Arm hängt aus dem runter gekurbelten Fenster. Im Auto links von mir trägt die Fahrerin einen Rollkragenpulli und einen eleganten Kurzhaarschnitt. An ihrer Hand blitzt eine Uhr mit einem Ehering um die Wette.

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Frida Stein Klasse 9

Illustrationen: Max Liebstein Klasse 9

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zugedröhnt werden? Angewidert schalte auch ich das Radio ein, suche ein bisschen. Und da haben wir’s, die Dumpmoderatorin verlost eine Kurzreise für zwei Personen nach Ibiza, in die Sonne. Im Hintergrund hört man einen Einheimischen, der erklärt, wie er jeden Tag um 22 Uhr die Haie füttert. ‚Wir geben ihnen ihr Lieblingsessen!’ Ahja, fette Deutsche, oder wie? Nein, es besteht kein Grund zur Sorge, die Haie haben wahrscheinlich noch mehr Angst als Sie. ‚Rufen Sie jetzt an!’ Und da! Ha! Ich wusste es, der Mann greift zu seinem Handy! Genau von solchen Typen lebt Dump! Wie kann er nur? Verzweifelt sehe ich zu der Frau links von mir. Ihr Kurzhaarschnitt wippt im Takt der Musik, sie hört bestimmt Odr-Elito. Ich schalte um, ohja, leichte Quartette, der Kreuzchor, Mozart persönlich! Das einzige, was hier verlost wird, sind Karten für sinfonische Ensemble oder geniale Pianisten, vielleicht auch lockere Jazzkonzerte. Fantastisch! Das hat die Frau bestimmt schon ein paar Mal versucht und einmal hat sie auch die Freikarten gewonnen. Sie und ihre nette Familie sitzen dann in einer Kirche und lauschen andächtig der schönen Musik, nachdem sie den ganzen Tag wandern gewesen sind. Ihre beiden Töchter spielen bestimmt begnadet Geige, gehen tanzen, reiten und sitzen im Orchester ganz vorn. Nächstes Jahr kommt die Äl-

Einer von diesen Typen, die Blitzer melden!

Hingegen hat der Mann rechts nur seine Bierdose. Bestimmt hört er gerade Dump. Ja, genau, er ist einer von diesen Typen, die Blitzer melden und hoffen Freikarten für Dynamo zu gewinnen. Jeden Samstag grölt er bestimmt vom Dresden bis zum Kosovo… Volltreffer, auf dem Rücksitz leuchtet etwas Sachsengelbes. Klar, wenn ich zu jedem Dynamospiel gehen würde, könnte ich auch nicht von Hartz-Vier leben! Jetzt dreht er das Radio auch noch lauter, wer will denn schon so von Dump

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teste auf das Kreuzgymnasium, schließlich hat sie einen Notendurchschnitt von 1,2 und ist wirklich sehr nett.

X Siebestimmt hört

Odr-Elito.

Mitleidig blicke ich zu dem Dumphörer. Seine fünfköpfige Familie wohnt in Prohlis und die Jaqueline, seine Älteste, macht gerade eine Ausbildung zur Frisöse. Bald zieht sie zu ihrem Freund, weil sie schwanger ist. Aber der lässt sie dann sitzen. Man, der telefoniert ja immer noch. Bleibt der Trottel etwa in der Warteschleife? Ich kurble das Fenster runter. Sanfte Soul-Musik perlt aus seinem Auto, bei dem Bier handelt es sich zu meiner Überraschung um BioKräuter-Limonade und jetzt verstehe ich ihn auch. ‚Und bei Takt 117 ist es unbedingt notwendig, dass die Streicher punktgenau einsetzen, ja?’


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Reportage

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Neo-Progressiver PanflötenRock geht ins Ohr

Auch wer seine Freizeit nicht auf Rockkonzerten verbringt.....

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röhnende Bässe dringen immer noch quer über das Festivalgelände zu mir, obwohl ich den Bereich der Stages schon längst verlassen habe und in meinem Zelt liege. Ein grandioser Tag. Bereits seit Mittag stand ich vor der Bühne, von guter Musik bedröhnt, um am Ende in der ersten Reihe bei „The Kooks“ und „30 seconds to mars“ zu stehen. Nach mehr als 13 Stunden kann ich mich nun also verdient in meinen Schlafsack kuscheln und auf den Schlaf warten – wäre da nicht dieses fiese Fiepen im Ohr, was zusätzlich zu den Bässen unaufhörlich in meinem Kopf sein Unwesen treibt. Lästig, aber es wird wieder verschwinden. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Denn die Lieblingsband kann doch unmöglich dauerhaften Schaden in meinem Ohr anrichten. Wie sollte das funktionieren?

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Ein gutes Gitarrensolo erreicht das Ohr mit Schallwellen über die äußere Ohrmuschel und den Gehörgang. Am Ende dieses Ganges liegt das Trommelfell, welches die empfindlichen Organe des Innenohres nach außen hin schützt. Die Gehörknöchelchen und das Trommelfell übertragen die Schallwellen zur Schnecke, unser etwa erbsengroßes Hörorgan. Innerhalb dieser Schnecke befinden sich rund 15.000 Sinneszellen mit Sinneshärchen, welche von den Gitarrenklängen in Bewegung gesetzt werden. Diese Signale werden dann von den Härchen über Nerven an das Gehirn weitergeleitet und so weiß ich, was ich höre – nämlich ein verdammt gutes Solo von Dave Grohl! Aber leider ist es doch möglich, dass bei zu lautem Hören die Sinneshärchen von den Schallwellen so stark in Bewegung ver-

Foto: Herr Stern/wikimedia commons

setzen werden, dass sie mit benachbarten Härchen zusammen kleben und damit weniger Signale übertragen können. In den meisten Fällen ist das nicht schlimm, denn die Härchen stellen sich mit der Zeit wieder auf. Ist die Bewegung der Sinneszellen jedoch zu heftig, etwa wenn der Schall zu laut ist, so können Härchen abbrechen und nicht wieder nachwachsen. Dies kann tatsächlich einen dauerhaften Hörschaden, Schwerhörigkeit oder Tinnitus mit sich bringen egal wie gut das Solo von Dave Grohl in diesem Moment war. Die untere Hörgrenze bei einem gesunden Menschen liegt bei 0 dB, das entspricht fallendem Schnee oder dem Atemgeräusch. Der Mensch kann bis zu 120 dB ertragen, welche in einer Disco normal sind oder welche ein Presslufthammer produziert. Gefährlich werden Lautstärken

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Geräusche ab 85 dB werden von vielen Menschen als unerträglich laut empfunden (natürlich ist jeder Mensch unterschiedlich empfindlich), das entspricht dem Lärm an einem Verkehrsknotenpunkt zur RushHour. Für den Moment ungefährlich, kann es aber auf Dauer schwer schädigend wirken und zu Schwerhörigkeit führen. Also ist nicht nur laute Musik oder ein einzelner Knall gefährlich, sondern auch der Dauerlärm einer Stadt oder eben das alltägliche Hören von Melodien durch wundersame Knöpfe im Ohr oder regelmäßiges Spielen in Bands (volles Rooaahr natürlich). Im Alltag gibt es oft Gründe, sich wegen gesundheitsschädlicher Lärmbelastung zu beschweren, davon können z. B. Bewohner der Königsbrücker Straße in Dresden ein Liedchen singen. Rund 20000 Fahrzeuge fahren hier täglich durch – über Kopfsteinpflaster. Oder die 100 m vom Hamburger Wohnblock entfernte Autobahn, die rechtlich eigentlich nur 40 m entfernt sein bräuchte, beschert einem sofern der Wind mitspielt unbequeme Nächte und überschminkpflichtige Augenringe. Auch Bewohner in Brandenburg haben aufgrund des ausgebauten Schönefelder Flughafens nun eine Dauerbelastung, die eventuell zu bleibenden Schäden führen kann, nicht nur im Hörorgan.

Über Schäden in meinem Ohr mache ich mir ja jetzt doch eine Menge Gedanken, denn das Fiepen wird immer stärker. Könnte es sich zu einem Tinnitus entwickeln? Geht das wirklich wieder weg? Habe ich übertrieben? Solche äußeren Einflüsse, wie der Dauerlärm des Wohnorts oder Böller an Silvester, kann man nur eingeschränkt verändern. Betroffen sind davon auch Menschen, die auf dem Bau oder auf dem Flughafen arbeiten. Für den Alltag sind als Schutzmöglichkeit Ohropax zu empfehlen, übrigens auch für die Situation auf dem Campingplatz nach dem Festivalbesuch. Denn es gibt Menschen DIE SCHLAFEN DORT NICHT! Im Falle des Festivals kann man die als störend empfundenen Geräusche des Nachts jedoch nicht als belästigend einordnen, das gehört leider dazu. Deshalb halte ich den Zeitpunkt für gekommen, meine Kunststoffstöpsel in meinen Ohren zu positionieren und mich damit völlig von der Festivalwiese abzukapseln.

....hat es nur selten so ruhig wie hier.

Nach weiteren fünf Minuten empfange ich auch nicht mehr die nervige Frequenz, meine Sinneshärchen scheinen sich wohl von den zu lauten Rockschallwellen erholt zu haben. So finden meine Ohren für beliebig viele Stunden Frieden. Welche Platte man auflegt, welchen Titel man sich auf den i-Pod zieht oder für welches Festival oder Konzert man Geld ausgibt, das bleibt jedem selbst überlassen. Auch der Volumenregler liegt in des Nutzers Hand und der Kauf von Ohropax steht jedem offen. Doch jedem sollte bewusst sein, dass egal mit welcher Art von Musik man sein Ohr beglückt - selbst wenn es Panflötenstücke sein sollten man darauf bedacht sein sollte, seinem Hörorgan ab und zu eine Pause zu gönnen und bei einem „Fiepen“ die Lautstärke, mit welcher man die Beats genoss, zu überdenken. Anna Rothmann Klasse 12

Mefusbren69/wikimedia commons

über diesem Wert, also um 130dB, welche man durchaus auf einem Rockkonzert, z. B. bei Rammstein (die lauteste Band, laut Guinnessbuch der Rekorde, ist übrigens Manowar mit 139 dB!) oder neben einem Düsenflugzeug, welches gerade startet, finden kann. Auch zu Silvester ist das Ohr nicht gerade von sanften Lautstärken umgeben und es kann auch von kurzen Explosionen dauerhafte Schäden davontragen.

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X Laute und leise Persönlichkeiten

Reportage

Kann man Menschen in laute und leise Persönlichkeiten einteilen? Und welche Folgen hat das?

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ls ich das erste Mal über die Charakteristika lauter und leiser Persönlichkeiten nachgedacht habe, sind mir sofort meine Großeltern eingefallen: der perfekte Gegensatz. Mein Opa: laut und rücksichtslos, meine Oma: leise und vorsichtig. Ich persönlich verstehe meine Oma nicht, wie sie es mit meinem Opa aushalten kann. Wie sie die Geduld aufbringen kann, wieder einmal die Scherben aufzuwischen, wenn er ein Glas fallen gelassen hat. Wahrscheinlich, weil ich mich persönlich auch eher zu den „Leisen“ zählen würde.

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Doch wie kommt es, dass wir mit zwei kleinen Adjektiven so viele Eigenschaften einer Persönlichkeit beschreiben können? Hat nicht jeder sein eigenes klares Bild von leisen und lauten Menschen? Angefangen mit den „Leisen“: Wahrscheinlich denkt ihr jetzt an schüchterne, zu-

Leise schüchtern, zurückhaltend, vorsichtig

rückhaltende, vorsichtige Menschen, die sich nicht trauen, ihre Meinung zu äußern und ruhig vom Gemüt sind, ja vielleicht auch geduldig. Die „Lauten“ wären demzufolge das genaue Gegenteil: aufbrausend, selbstbewusst, vorlaut und ungeduldig. Doch woher soll man wissen, ob eine zurückhaltende, leise Person sich nicht traut, ihre Meinung zu sagen - oder vielleicht einfach nur keine hat, oder sie vielleicht keinem mitteilen möchte? Oder wieso kann ein aufbrausender Mensch keine Selbstzweifel haben, es könnte schließlich seine eigene Art sein, genau diese zu überspielen? Von einer allgemeinen Festlegung würde ich daher abraten. Interessant wäre es allerdings mal darüber nachzudenken, welche Persönlichkeiten in unserer heutigen Gesellschaft im allgemeinen mehr Erfolg haben, wenn man von diesen zwei Persönlichkeitsgruppen ausgeht. Fangen wir mit

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Laut selbstbewusst, vorlaut, aufbrausend?! 48

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unserer Umgebung an – Schule. In unserem Epochalnotensystem wird viel Wert auf Mitarbeit gelegt. Die Meinungen der Lehrer sind trotz der allgemeinen Vorschriften dennoch subjektiv bzw. sehr unterschiedlich. So gibt es vereinzelt Lehrer, die „stille Mitarbeit“ genauso schätzen, was so viel heißt, wie Aufmerksamkeit und Interesse zu zeigen. Sicherlich ist es für den Lehrer einfacher zu beurteilen, ob der Schüler Wissen besitzt, wenn er sich laut beteiligt. Dabei kommt es natürlich auch auf die Qualität der Mitarbeitsbeiträge an. So gibt es zum Beispiel "laute" Schüler, die zwar ständig was zu sagen haben, wo man sich aber fragen sollte, ob es sich nicht manchmal auch um verschwendete Unterrichtszeit handelt. Hier verwischt für den Schüler manchmal die Grenze zwischen Qualität und Quantität und die mündliche Note wird auf einmal schwer nachvollziehbar, denn auch die Gewichtung der eben genannten Aspekte ist bei Lehrern durchaus differenzierbar. Erfahrungsgemäß hat die "laute" Person in Hinblick auf Epochalnoten im Allgemeinen die besseren Chancen. Laute Persönlichkeiten sind auffälliger, egal wie qualitativ hochwertig der Beitrag war, und somit behält man sie leichter im Gedächtnis. Im Gedächtnis behalten, auffallen - beide Aspekte scheinen heutzutage unentbehrlich.


Bei Bewerbungsgesprächen ge allein durch ihren Auftritt für einen Job, ein Praktikum überzeugt. Also auch in dieoder vielleicht sogar für die sem Bereich, wobei man hier Uni kommt es doch genau nur sehr allgemein sprechen darauf an. Hier kann man kann, haben die "lauten" meist mit seiner Präsenz alPersönlichkeiten eine höhere lein schon viel "rausreißen". Erfolgschance. Was für einen Eindruck hinWeiter geht es dann in der terlässt schließlich ein selbstbewusster und selbstüberzeugter Auftritt im Laute und provokante Politiker Gegensatz zu einem scharen grundsätzlich schüchternen, zurückhaltenden? viele Zuhörer um sich Wenn wir uns zum Beispiel folgende Situation vorstellen: Es kommt eine "leise Berufswelt, da gilt: Wer am Person" zum Bewerbungsgelautesten schreit, wird zuerst spräch mit einem enormen gehört. Wissen und sehr guten NoVor allem in der Politik spieten, traut sich aber kaum etgelt sich das wider: Laute was zu sagen, die Bewerund provokante Politiker bungskommission ist von scharen grundsätzlich viele den Leistungen beeindruckt, Zuhörer um sich. „Laut“ hat dennoch nicht gänzlich in der Politik vor allem mit überzeugt. Kurz darauf Provokation und Kritik zu kommt eine "laute Person" tun. Im Idealfall führen diemit guten Leistungen und se zwei Aspekte schließlich weniger Wissen vor die zur Revolution. Kommission, fängt allerdings sofort an, alle seine Fakt ist in der Politik, je lauQualitäten zu präsentieren ter, umso mehr Zuhörer, und "zieht" buchstäblich doch Zuhören heißt nicht "seine Show ab". Im Gegengleich Anhänger. Wer allersatz zum vorherigen Bewerdings nicht laut wird, hat ber mag er vielleicht Defizite von Anfang an weniger Zuin seinem Wissensbereich hörer und somit auch wenihaben, doch dafür ist die ger Anhänger. Hier zählen Kommission von seiner PräMeinungen, und wenn die senz total begeistert. Er überzeugen, hat eine Partei bleibt unweigerlich im Geoder ein Politiker sein Ziel dächtnis und dank seines erreicht. klugen Auftritts kommt die Kommission beim RückgeProvokation wird ja in allen spräch wieder auf ihn zu Bereichen der Gesellschaft sprechen und kann sich vor betrieben. Auch in der allem an seinen positiven Kunstszene, ich stufe die Auftritt erinnern. Frage ganz einfach mal auf unseren Kunstunterricht ab. Die "leise Person" gilt immer Ich denke, ich kann ohne Benoch als qualifiziert, aber denken sagen, dass heutzuman ist sich nicht mehr über tage ein Kunstwerk erst ein die notwendigen Charaktersolches ist, wenn es eine lauzüge im Klaren, also zum te, provokante oder kritische Beispiel Zielstrebigkeit, Botschaft übermittelt (oder Stressresistenz oder Teamfäes zumindest versucht). higkeit (welchen Job bekommt man heutzutage Ohne diese Botschaft ist ein noch ohne Teamfähigkeit?). Kunstwerk nur noch weniger Die "laute" Person hat die wert, es hat nicht mehr viel Kommission vom Vorhanmit Schönheit zu tun. Im Gedensein dieser Charakterzügenteil, je hässlicher, desto

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besser, je schockierender, desto besser - die Kunst hat es sich sozusagen zur Aufgabe gemacht, laute Botschaften zu "schreien". Film und Literatur schließen sich diesem Schema nahtlos an. Schon lange gelten die harmonischen, naiven Hollywood - Filme, bei denen das Happy End ein Muss ist, qualitativ als "Trash" und obwohl sie noch viel Publikum haben, gewinnen sie doch kaum noch einen "Award". Im Gegensatz zu den lauten, tiefsinnigen Filmen. Und in der Literatur warum lesen wir im Unterricht zum Beispiel Kafkas "Prozess", wo er doch so "verwirrend" scheint, dass nicht einmal Kafka ihn für veröffentlichungsreif hielt? Doch ist es genau die Art von Buch und also auch Einstellung, die heute in Politik, Kunst, Kino und Literatur ... bewundert wird. Franz Kafka selber sagte dazu passend einmal: "Man sollte nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Kopf weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Solche, die uns glücklich machen, können wir uns zur Not selber schreiben." Es geht heutzutage um genau diesen Aspekt: Aufgeweckt zu werden, nicht alles so hinzunehmen, wie es ist. Ein kritisches Hinterfragen, möglichst laut und provokant, ist der einzige Weg, eine Veränderung zu bewirken.

Nora Geppert Klasse 11

Und wenn man nun nichts verändern will? Nun ja, dann gehört man wohl zu den "leisen Persönlichkeiten" und wird in der Masse untergehen bzw. in der Menge mitschwimmen. Mein persönliches Fazit ist: "Lauten Persönlichkeiten" ist der Erfolg in unserer Gesellschaft so gut wie garantiert, man muss sich nur schlau genug anstellen.

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Bericht

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M& The Jazzmatix

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iele von euch müssten sie kennen … unsere große Schulband M & The Jazzmatix! Egal, ob sie die Kunstnacht beenden oder ob sie einfach mal so ein Konzert geben. Sie spielen alles - von Rock, Pop bis hin zu Funk! Ihr Leiter ist Herr Magvas. Die Band besteht aus mehr als 20 Mitgliedern. Hier sind alle Instrumente, die eine gute Band ausmachen vertreten: Vom tiefen Bass übers Schlagzeug bis hin zum Sopransaxofon ist alles besetzt. Die Mitglieder von M & The Jazzmatix kommen häufig aus der Juniorband „Kreuzbandriss“. Hier spielen die Kinder von der 5. bis zur 8. Klasse. Eine Besonderheit ist, dass jeder das Instrument spielen kann, was er gelernt hat - so besitzt die Juniorband z. B. Schlagzeuger und Gitarristen, aber auch Klarinetten und Blockflöten. Nach drei Jahren haben sie die Möglichkeit, das musische Profil zu wählen und in die Band zu kommen oder einfach so beizutreten. Ohne Hindernisse geht dies nicht ab: Die Musiker oder Sänger müssen sich Tests unterziehen, singen oder vorspielen.

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Doch soweit ich mitbekommen habe, sind immer noch die meisten, die es versucht haben, hineingekommen. Ihr nächstes Konzert wird am 5. Mai stattfinden. Die Stücke, die gespielt werden, wählt Herr Magvas aus, wobei auch von der Band Vorschläge kommen können. Ihr derzeitiges Programm beschäftigt sich mit dem Thema „Früchte“. Klingt am Anfang etwas seltsam, doch wenn man ein Konzert erlebt hat, hört man, was sich aus einem solchen Thema alles machen lässt. Eines der bekannteren Stücke aus ihrem momentanen Repertoire ist das Stück „Lemon Tree“ von „Fools Garden“. Hab ich euer Interesse geweckt? Dann seid doch einfach dabei, wenn es das nächste Mal heißt: M & The Jazzmatix!

Alexander Sieghardt Klasse 10


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Schülerarbeiten

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Lesenswert!

Manchmal gibt es Arbeiten aus dem Unterricht, die so gelungen sind, dass es schade ist, wenn sie nur der Fachlehrer zu Gesicht bekommt. Deshalb drucken wir sie gern in unserer Schülerzeitung ab. Viel Spaß beim Lesen unserer aktuellen Auswahl!

Ein Brief an die Erwachsenen Erwachsen wie Ihr möchte ich endlich sein. Stark und klug, wie die große Leute nun so sind. Ich weiß, Großes beginnt immer klein. Ein Mann ist immer erst ein Kind. Es gibt schon sehr verrückte Leute. Das musst‘ ich alles schon mit ansehen. Was ich sein werde, beginnt schon heute. Wie wird es dann um mich geschehen? Egal wie es ist zu sein erwachsen, schon heute freue ich mich sehr darauf. Aus den Kinderschuhen bin ich dann gewachsen und alle interessieren sich für meinen Lebenslauf. Gern denke ich zurück an frühe Jahre, Wie ich mit Mama zum Kindergarten geh, Wie ich mit meinen Laufrad über den Fußweg jage Und „Eyjafjallajökull*“ nicht versteh. Wer zu verstehen beginnt, ist wohl kein Kind mehr. Alles bekommt nun einen Sinn. Denk vorher nach, fällt es auch schwer Du bist angekommen, du bist mittendrin. Es ist vorbei mit in der Pfütze tanzen, Sich tagelang von Bonbons und Schokolade zu ernähren. Getauscht hab‘ ich den Aktenkoffer mit den Ranzen, Muss‘ Kindern das Geheimnis des Weihnachtsmanns erklären. Mit eigenem Geld kann ich verreisen, Kann Kaufen, kaufen noch so viel, Ich werde es allen und jedem beweisen, Auf der Überholspur komme ich an mein Ziel. Doch wenn ich so nachdenke, wie dann die Dinge liegen. Wenn schließlich ich ganz oben steh, Sprech ich allein vom Siegen, Vernunft aber ich keine seh.

Andrea Zachert / pixelio.de

Am Ende sind die Zweifel doch gekommen. Nein, es ist doch ganz und gar unmöglich, Meine Kindheit ist mir nur zu schnell davon geschwommen. Für mich ist Erwachsensein noch nicht nötig! * Eyjafjallajökull ist ein isländischer Vulkan

Wendelin Brockhage (6/3)

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Les livres et moi J'aime bien lire des livres, depuis que j'ai commencé a lire - c'était à l'école maternelle. Je suis fascinée des histoires différentes, je lis des histoires historiques, des thrillers, des histoires d'amour, des polars - en fait, je lis presque tout ce que je peux trouver. Et c'est pourquoi je suis brouillée avec eux. Les livres font tout pour me distraire. Quand il me faut faire mes devoirs ils se placent bien sur mon bureau, seulement pour chuchoter doucement dans mon oreille: Lis-nous! Nous savons que tu veux savoir la fin de l'histoire! Ce sont seulement les devoirs, tu peux les faire plus tard! Et quand j’arrive à l’école, je ne peux pas dire "Excusez-moi, Monsieur le professeur, je n'ai pas pu faire mes devoirs, c'étaient les livres qui m'ont dérangés tout le temps." Je l'ai essayée une fois, mais le prof n'était pas du tout content. Il a dit que c'est ma decision a moi, si je fais des devoirs ou si je m'amuse avec mes livres. Des clous! Mais mes livres ne sont pas seulement méchants. Quand je suis triste, ils ont toujours des remords et pour soulanger leur conscience ils s'occupent de moi. Ils me changent les idées en me racontant des histiores, et ça, c'est gentil, je crois. Mais maintenant, je ne peux plus écrire ce texte, je suis sûre que vous savez pourquoi. Rolf van Melis / pixelio.de

Laura Blome (Klasse 11)

Lehrersprüche

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Herr Lüders : „Das muss man eigentlich wissen als Gymnast!“

Herr Großer zu Julius: „Bei uns heißt das Staatsoberhaupt Bundeskanzler, bei denen eben Queen. Willst du auch mal Kanzlerin werden?“ Frau Unger: „So, Buchvorträge. Georg, es werden keine Comics vorgestellt!“

Herr Ackermann: „Aron, vielleicht hast du deine Gedanken gerade wo anders, aber wir sind jetzt mitten in Frankreich, auf der Dornblüthstrasse. “

Herr Hürten: „Sie müssen jetzt aufpassen. Das können Sie nicht nachlesen, zumindest nicht mit dem Intellekt, den Sie überwiegend haben.“

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Herr Großer: „Dienstleistungen kann man ja nicht anfassen... meistens zumindest.“

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Impressum Herausgeber: Evangelisches Kreuzgymnasium c/o Schülerzeitung kreuz&quer Dornblüthstraße 4 01277 Dresden Bildrechte: Abbildungen: pixelio.de (redaktionelle Lizenzen liegen vor und können auf Verlangen vorgelegt werden) Wikimedia Commons (redaktionelle Lizenzen liegen vor und können auf Verlangen vorgelegt werden) nicht-gekennzeichnet: von unseren Fotografen BRÜLLT: Seite 1: Katzensteiner / pixelio.de Seite 4: Joao Estevao A. de Freitas/ wikipedia Seite 5: Urs Flükiger / pixelio.de Seite 6: Ralf Roletschek/Wikipedia Seite 6: Thommy Weiss/pixelio.de Autorenfotos: Rechte bei den jeweiligen Personen Anzeigen (nach aktueller Anzeigenpreisliste vom 01.10.2010): Martens&Werner (S.2) TU Freiberg (S.13) Geigenbaumeister Zimmermann (S.18) Fahrschule Gelb (S.18) Schoolads (S.37) Suppenbar (S.38) Eisold (S.38) FH Brandenburg (S.45) Ostsächsische Sparkasse Dresden (S.55) Conrad Elektronik (Rückseite) Wir bitten um freundliche Beachtung. Druckerei: Printpoint Digital, Dresden Auflagenzahl: 250 Stück Heftpreis: 1,00 € | Lehrer 2,00 € Redaktionsschluss: 12.03.2011

Chefredaktion Frida Stein Clara Gerhardt Guntram Bieneck V.i.s.d.P

Finanzierung Mathilde Süß Alfons Schlizio Tilmann Sager Paulina Waldow Dorothea Schmidt

Layout Lea Grahn Frida Stein Willem Deda Max Liebstein Sophie Jordan Hannah Siedel Clara Gerhardt Valentin Freitag Jakob Steinfeldt Georg Schneider Marlene Woschni Frauke Osterland Carolin Rothmann

Lob, Kritik und Anregungen sowie neue Mitarbeiter (auch auf sporadischer Basis) sind uns jederzeit willkommen. Eine Mitteilung in unserem Briefkasten in der Caféteria genügt! Ihr findet uns auch online unter www.angekreuzt.wordpress.com, wo ihr Kommentare abgeben könnt.

Fotografien Pauline Schubert Thekla Liebmann Viktoria Schweiger

Technische Beratung Jakob Steinfeldt

Ihr findet uns auch online unter www.angekreuzt.wordpress.com, wo ihr Kommentare abgeben könnt.

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