UM!SCHAU April 2022

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April 2022

Vorwort

Wir leben gerade in turbulenten Zeiten, die unsere Gesellschaft vor unterschiedlichste Herausforderungen stellen, die nicht leicht zu meistern sind. Die Pandemie ist noch nicht überwunden, da beginnt Putin einen Krieg in der Ukraine, der uns alle bestürzt und beschäftigt. Rund um die Uhr werden wir mit schockierenden Nachrichten konfrontiert, die wir kaum noch verarbeiten können, zumal unser alltägliches Leben einfach weitergeht. Doch wegschauen kann keine Option sein. Die Menschen in der Ukraine sind auf unsere Solidarität und unsere Hilfe angewiesen.

In diesem Kontext gewinnt Max Frischs Stück Biedermann und die Brandstifter, das am 8. April im UM!BAU Premiere feiert, traurige Aktualität. Ein erster Entwurf zu seinem «Lehrstück ohne Lehre» findet sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Frischs Tagebüchern unter dem Titel Burleske. Erst 1958 kommt es zur Uraufführung am Schauspielhaus Zürich. Erzählt wird die Geschichte des opportunen Modell-Biedermanns, der sich seine Feinde zu Freunden machen will, um seine eigene Haut zu retten. Groteske Szenen erzeugen dabei eine ungeheure Komik, die aber das Grauen entlarvt und die Folgen des bewussten Nicht-Handelns wider besseres Wissen vor Augen führt. Regisseurin Christina Rast, die am Theater St.Gallen bereits Matto regiert, Die Gastfremden und König Lear realisierte, inszeniert die spannende politische Parabel. Wer Theater hautnah erleben möchte, sollte im April Dienstags bei Migros aus der Monologreihe Radikal allein im Kirchhoferhaus nicht verpassen. Die lediglich zwanzig Zuschauer*in-

nen werden an diesem ungewöhnlichen Spielort zum Teil der Geschichte, mal zu Voyeuren, mal zu Vertrauten von Roberta, die einst Robert war. Auch in der Lokremise gibt es ein ungewöhnliches Theatererlebnis. Mit dem Stück Die lächerliche Finster­ nis begeben Sie sich auf eine irrwitzige Reise in die eigene Fantasie. Dabei mischen sich die Genres Hörspiel und Schauspiel auf faszinierende Art und Weise. Die Freund*innen der Oper und des Musicals kommen im April mit La traviata, Jesus Christ Superstar und Lady Bess auf ihre Kosten. Und am 28. April wird in St.Gallen mit der Uraufführung von Wonderful World das grösste Schweizer Tanzfestival STEPS eröffnet.

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Max Frischs Parabel über die Strategie des Wegschauens

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Die lächerliche Finsternis nochmals in der LOK

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Wonderful World: Das Leben als kreativer Balanceakt

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STEPS - die St.Galler Gastspiele

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Die Dirigentin Natalia Salinas über Ástor Piazzollas Tango-Oper

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Faszination Bach mit Tianwa Yang

Anja Horst Leitende Schauspieldramaturgin

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Das Schweizer JugendSinfonie-Orchester auf Frühjahrstournee

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Standing Ovations für La traviata

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Kurz und knackig notiert

Was fur eine UbLe welt!

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Sei nicht immer so pessimistisch !

Dank an unsere Sponsoren

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Veranstaltungskalender

Biedermann und die Brandstifter

Wonderful World


S C HAU S P I E L

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BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER Offenen Auges in den Untergang

Das «Lehrstück ohne Lehre» ist eines der bekanntesten Stücke des Schweizer ­Autors Max Frisch. Erst spät entschloss sich der erfolgreiche Architekt, sich ausschliesslich dem Schreiben zu widmen. Mit grossem Erfolg, wie man heute weiss. Frisch liebte seine Heimat, begegnete ihr aber auch stets mit unbequemen Fragen. Geprägt von den Erfahrungen des Nationalsozialismus, entlarvt er in Biedermann und die Brandstifter sehr genau die Geisteshaltung, die dem Totalitären zum Erfolg verhilft. Auch in der heutigen Zeit wirkt Frischs politische Parabel aktuell, erzählt vom Nicht-Handeln in Anbetracht der Bedrohung, von Inaktivität als politischer Haltung und von Opportunismus. Im Interview mit Dramaturgin Anja Horst äussert sich Regisseurin Christina Rast zu ihrer Sicht auf das Stück.

Der wohlhabende Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann gewährt zwei Hausierern Unterschlupf auf seinem Dachboden, obwohl die Zeitungen vor den Machenschaften übler Brandstifter warnen. Doch der knallharte Geschäftsmann sieht sich privat gern als Menschenfreund, der keine Klassenunterschiede macht und ganz gewiss kein humorloser Spiesser ist. Böses ahnend, lacht Biedermann über die sich stapelnden Benzinfässer, die Zündschnur, die Zündkapseln, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. In der Hoffnung, man möge ihn verschonen, verköstigt er die Übeltäter mit gebratener Gans, reicht ihnen am Ende gar die Streichhölzer und geht damit offenen Auges seinem Untergang entgegen. Max Frisch hatte mit seiner Parabel vom Biedermann, die 1958 am Schauspielhaus Zürich zur Uraufführung kam, die Schweizer Strategie des Wegschauens während des Zweiten Weltkrieges im Auge. Ist Biedermann und die Brandstifter für dich heute noch aktuell? Mir erscheint der Text zurzeit viel aktueller als noch vor ein paar Jahren. Biedermann steht einerseits für das Individuum eines Schweizer Unternehmers, der sich vom Staat nicht reinreden lassen will. Dieser Biedermann ist uns allen vertraut: kleingeistiger Grössenwahn und eine Tendenz, über Leichen zu gehen, um den Allerwertesten zu retten. Damit steht seine Figur aber auch als Sinnbild für die Schweiz respektive die Schweizer Politik, die sich in Krisensituationen stets einer Positionierung verweigert, um sich keine Feinde zu machen. Biedermanns Tendenz, das Offensichtliche willentlich zu übersehen, und sein Mantra «Zum Glück nicht bei uns» können aber in der heutigen Zeit kaum aufrechterhalten werden.

Wo genau zeigt sich für dich diese Politik des Nicht-Handelns heute? Ganz aktuell z. B. in dem Versuch, sich Sanktionen gegen Russland unter dem Deckmantel der Neutralität entziehen zu wollen. Wir finden die Biedermann-Taktik aber auch in der zögerlichen Haltung des Bundesrates beim Thema Corona-Massnahmen (vielleicht zuerst mal schauen, wie es die Nachbarländer machen und wie es sich da ausgeht …), der Haltung in Bezug auf die Rüstungsindustrie (Waffenlieferungen in Krisengebiete jederzeit und für diverse Seiten), im Aufrechterhalten des Bankgeheimnisses (und damit der Möglichkeit, grosse Summen von Geld aus zwielichtiger Herkunft gewinnbringend zu verwalten), oder in einer Europapolitik, die auf Hinhaltung beruht und klar auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Und leider haben auch wir wieder stark mit dem Aufkommen nationalistischer und rechtsradikaler Tendenzen zu kämpfen, die sich nur mit zugekniffenen Augen noch leugnen lassen. Seien es Verschwörungstheoretiker*innen oder rechtsextreme Gruppierungen wie die Eisenjugend oder die Junge Tat – da lauert unmittelbare Gefahr für unsere Gesellschaft, und diese Art von Brandstiftung ist bereits alltäglich geworden und wird geduldet. Ist der Feuerwehrchor im Stück nicht in der Lage, diesen Brand zu löschen? Gut genug ausgerüstet wären sie. Sie wüssten auch, was zu tun wäre, aber eingreifen tun sie nicht, weil es nicht in ihrem Aufgabenbereich liegt und sie ihre Kompetenzen nicht überschreiten wollen, schliesslich wurden sie ja nicht gerufen. Das Stück hat viele satirische und groteske Momente. Erwartet uns eine Komödie? Es gibt hoffentlich viel zu lachen, aber ich würde das Ganze eher als Groteske im

Sinne Friedrich Dürrenmatts bezeichnen. Die Groteske ermöglicht eine Objektivierung durch das Lachen und macht so die Paradoxien unserer Welt sinnlich erlebbar. Dabei sind Komik durch überzeichnete Figuren und Ernst durch das Demaskieren gesellschaftlicher Prozesse und egoistischer Beweggründe eng miteinander verbunden. Diese merkwürdige Verbindung von Lachen und Grauen ermöglicht uns eine klarere Sicht auf unsere undurchschaubare und chaotische Welt der Widersprüche. Bei dir ist Herr Biedermann mit der Schauspielerin Diana Dengler besetzt. Ergeben sich für dich dadurch neue ­Inszenierungsimpulse? Frisch bezeichnete sein Stück im Untertitel als «Lehrstück ohne Lehre». Sein Text ist eine Metapher. Ich wollte Biedermann nicht nur als Individuum und somit Einzelexemplar definieren, sondern vielmehr als Figur, die auch für etwas grösseres steht – nicht zuletzt für die Bastion des erfolgreichen «alten» weissen Mannes. Beim ersten Lesen hatte ich sofort Diana in einer Hosenrolle im Kopf. Mich hat einfach interessiert, wie die Spielerin diesen Mann von altem Schrot und Korn verkörpert. Und dadurch, dass wir einen ähnlichen Humor teilen, können wir lustvoll mit männlichen Klischees spielen und den Absturz von Herrn Biedermann zusammen im Sinne der Groteske untersuchen. Damit werden die althergebrachten Geschlechterklischees ad absurdum geführt. Wo liegen für dich als Regisseurin nach der Erfahrung der dreiwöchigen Probenarbeit die grössten Herausforderungen dieses Stückes? Darin, konkret zu sein, ohne platt zu werden. Die Balance zwischen Lachen und Melancholie, Unterhaltung und Anliegen zu finden. Und vor allem, die Brandstifter

Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Premiere Freitag, 8. April 2022 19.30 Uhr, UM!BAU Einführungsmatinee Sonntag, 3. April 2022 11 Uhr, Lokremise, Eintritt frei Leitung Inszenierung: Christina Rast Ausstattung: Franziska Rast Licht: Andreas Enzler Musik: Patrik Zeller Dramaturgie: Anja Horst Regieassistenz: Maren Watermann Besetzung Gottlieb Biedermann: Diana Dengler Babette Biedermann: Anna Blumer Anna, die Hausangestellte: Birgit Bücker Schmitz, ein Ringer: Tobias Graupner Eisenring, ein Kellner: Anja Tobler Ein Polizist: Bruno Riedl Ein Dr. phil.: Marcus Schäfer Witwe Knechtling: Matthias Albold Feuerwehrchor: Tabea Buser, Pascale Pfeuti, Matthias Albold, Christian Hettkamp, Bruno Riedl, Marcus Schäfer Vorstellungen 10./11./13. April 2022 6./10./12./13./22./29. Mai 2022 2./8. Juni 2022

nicht sympathisch werden zu lassen und dadurch die Gefahr, die von ihnen ausgeht, zu verharmlosen. Aber es ist auch eine Herausforderung, sich von CoronaAusfällen nicht demotivieren zu lassen. Das Gespräch führte Anja Horst


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S C HAU S P I E L

DIE LÄCHERLI- Sichtweise UM!STUTZ CHE FINSTERNIS Irrwitzige Reise Auszug aus dem Stücktext Die Entfrem­ deten, Wo der Supermarkt aufhört (AT).

Das Markenzeichen des deutschen Dramatikers, Lyrikers und Hörspielautors Wolfram Lotz sind Figuren, die stets eine Spur von Tragik und Melancholie in sich haben. Das sagt Jonas Knecht, der vom Lotz’schen Figuren- und Sprachkosmos ganz angetan ist: «Mich sprechen diese skurrilen Charaktere wie auch seine Sprache extrem an. Und dann ist da seine Fähigkeit, ernste Themen mit einem Augenzwinkern zu behandeln und in Ironie zu verpacken, dass sie erst mal leicht, lustig und gut geniessbar rüberkommen – und dann gibt es plötzlich einen totalen Bruch, und es geht so richtig um was, um Zwischenmenschliches, um Ängste, um Menschen, deren Seelen offengelegt sind.» Im Dezember 2020 hat Jonas Knecht Die lächerliche Finsternis nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz auf die Bühne der Lokremise gebracht, diese verrückte Geschichte zweier Soldaten, die sich im Dschungel auf die Suche nach einem durchgedrehten Oberstleutnant machen und dabei zwischen Traum und Wirklichkeit pendeln. Die Abenteuerreise, die zwei Tage nach der Premiere jäh vom zweiten Lockdown gestoppt wurde, überzeugte die Kritik: «Weite Strecken des Stücks hört man sich über Kopfhörer an. Subtilste Stimmschwankungen, Flüstern und Beben werden so hörbar in einer Transparenz, wie sie auf der Bühne nie zu erreichen ist. Die Inszenierung feiert die Stimme in ihrer Sinnlichkeit und Poesie», schrieb Peter Surber in Saiten. Brigitte Schmid-Gugler sprach

Anna Blumer (vorne) und Birgit Bücker.

im Magazin Theater der Zeit von einem «Streich der Superlative». In der NZZ schrieb Daniele Muscionico: «Theater ist, was es am Theater St.Gallen ist: eine Reise in die eigene Fantasie – von der man nicht mehr heimkehren möchte.» Möglich gemacht hätten das «der Schauspieldirektor Jonas Knecht und ein hochmotiviertes Ensemble». Die irrwitzige Reise in die eigene Fantasie schaffte es auch auf die Shortlist des 8. Schweizer Theatertreffens, das jedoch wegen der Pandemie nur teilweise stattfinden konnte, im Kleinformat auf vier Rädern aber derzeit durch die Schweiz tourt. Noch bis Mitte April steht das Wandermobil beim UM!BAU (siehe auch Seite 10). Aus diesem Anlass kehrt auch Die lächerliche Finsternis nochmals auf unseren Spielplan zurück. Das Stück ist zwischen dem 12. und 23. April viermal in der Lokremise zu sehen. (bh)

Fett deren wahrheit ist nicht die wahrheit, die ich gerne ausleben würde. Sie ich glaube, ich habe ein gehirn gefunden.

Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz Inszenierung: Jonas Knecht Mit: Anna Blumer, Birgit Bücker, Anja Tobler, Jeanne Le Moign, Fabian Müller, Moritz Bürge Live-Musik: Martin Flüge, Nico Feer, Andi Peter Vorstellungen 12./19./21./23. April 2022 Jeweils 20 Uhr, Lokremise

Sie das ist nicht dasselbe! Fett hast du nie was böses getan?

Fett sein gehirn? Sie ich habe nie andere // Sie es sieht zu frisch aus, zu jung, zu kreativ.

Fett // nie?

Fett das muss nicht sein. ich stand einmal mehrere tage vor einem gemälde.

Sie weisst du, ich war mal ziemlich weit oben, da wo ich früher gearbeitet habe.

Sie und?

Fett und?

Fett irgendwann hat mir ein*e aufseher*in erzählt, dass dieses bild vom gehirn eines vergewaltigers stammt. frei aus dem kopf, hat der den garten eden gemalt.

Sie da mussten ab und an mal leute gehen …

Sie was?!

Die lächerliche Finsternis

wie wenn sie ihre «richtigen» wahrheiten über mich wie raviolis in eine dose pressen und dann in ein leeres regal in einem x beliebigen supermarkt stellen.

Fett ich habe mich gefragt, wie so etwas schönes in so einem gehirn entstehen kann.

Fett stell dir vor, dieses gehirn wäre durch deine entlassung so geworden. dann wärst du mitschuldig daran, dass dieses bild existiert. Sie das ist absurd!

Sie gar nicht!

Fett und trotzdem hast du ein schlechtes gewissen.

Fett ich meine, bevor wir, bzw. die gesellschaft, dieses gehirn verurteilt haben, war es intakt. danach wurde unsere sichtweise von richtig und falsch auf die synapsen gebrannt.

Alexander Stutz ist in dieser Spielzeit Hausautor am Theater St.Gallen. In der UM!SCHAU schreibt er seine monatliche Kolumne UM!STUTZ.


TANZ

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WONDERFUL WORLD Das Leben als kreativer Balanceakt

Mit einer neuen Choreografie von Martin Zimmermann, der für seine Arbeit gerade mit dem Schweizer Grand Prix Darstellende Künste/Hans-Reinhart-Ring 2021 ausgezeichnet wurde, und Kinsun Chan wird das Tanzfestival STEPS in St.Gallen eröffnet. Das Werk thematisiert den Umgang der Gesellschaft mit Veränderung und erforscht wie die Menschheit reagiert, wenn das Gewohnte aus dem Gleichgewicht gerät. Ab dem 28. April ist Wonderful World in der Lokremise zu sehen.

Kinsun Chan (l.) und Martin Zimmermann präsentieren ihre erste gemeinsame Choreografie.

Mit Martin Zimmermann und Kinsun Chan begegnen sich Vertreter zweier Welten und unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven. Kinsun Chan leitet seit der Saison 2019/2020 die Tanzkompanie Theater St.Gallen, Martin Zimmermann ist ein wichtiger Kopf der internationalen zeitgenössischen Tanz- und Zirkusszene. Eine langjährige Freundschaft und gegenseitige Bewunderung für ihre künstlerische Arbeit verbindet sie. In Wonderful World spannen die beiden Choreografen erstmals zusammen. Auf den ersten Blick können ihre Ästhetiken nicht unterschiedlicher sein: Martin Zimmermann, dessen Handschrift von tragikomischem Humor, Magie und Absurdität geprägt ist, sorgt mit seiner Herangehensweise für wilde, surreale Szenen,

während Kinsun Chan mit Abstraktion und einer Ästhetik, die durch klare Linien bestimmt ist, starke Bilder schafft. Und doch gibt es einen gemeinsamen Nenner: Am Anfang steht der Raum, der selbst zum Inhalt des Werks wird. Hier knüpfen die beiden auch für Wonderful World an. Während Martin Zimmermann seinen Fokus darauf legt, einen Charakter zu erforschen, und sich somit von innen nach aussen arbeitet, bewegt sich Kinsun Chan von der äusseren Erscheinung der Dinge Richtung Kern. Das Resultat dieser spannenden, diametral verlaufenden Zusammenarbeit ist ein visuell einzigartiges Tanzstück, das ästhetische Formen mit zutiefst menschlichen Eigenschaften verbindet. Was passiert mit der Gesellschaft, wenn sie aus dem Gleichgewicht fällt?

Extrem­situationen gibt es immer wieder, die Reaktionen der Menschen darauf sind jedoch sehr unterschiedlich. Kinsun Chan und Martin Zimmermann beschäftigen sich in ihrer ersten gemeinsamen Kreation Wonderful World auf surreale, abstrakte Art und Weise mit menschlichen Verhaltensmustern in Ausnahmezuständen. Die beiden Choreografen untersuchen und erforschen den individuellen Umgang mit einer solchen Situation und bilden den stetigen Kampf mit Veränderungen und sich selbst tänzerisch ab. Als Ort des Geschehens dient nichts Geringeres als ein unstabiler Bühnenboden, der durch jede kleinste Bewegung kippen kann: Eine Extremsituation in Bühnenform! Die Tänzerinnen und Tänzer riskieren mit jedem Schritt Kopf und Kragen und suchen dennoch unermüdlich ihren Weg durch das Geschehen. Der Reiz der Herausforderung gewinnt und lässt das gefährliche Gleichgewichtspiel immer wieder von vorne beginnen – mit dem Risiko, den Boden unter den Füssen zu verlieren … Kontrolle mischt sich mit Chaos und mündet schliesslich in einem befreienden Erlösungsakt. Neben den 15 Tänzer*innen der Tanzkompanie Theater St.Gallen werden mehrere lebensgrosse Puppen Teil des Geschehens sein, sodass sich dem Publikum immer wieder die Frage stellt, wer nun wessen Marionette ist. Ausgehend vom persönlichen Balanceakt der verschiedenen Figuren wächst das Chaos auf der Bühne: Immer mehr Gestalten kommen hinzu, während einzelne in der Menschenmasse zu verschwinden drohen. Der Kampf beginnt – wo greifen hierarchische Strukturen und wann dominiert der solidarische Anteil? Der Bühnenboden entpuppt sich als wichtige Komponente des Geschehens, während die Darstellenden auf eine gleichzeitig traurige, absurde, humorvolle und tragische Art und Weise aber immerzu virtuos um ihr Gleichgewicht ringen. Die Bühnenkonstruktion schafft einen Raum, der durch seinen unstabilen Untergrund immer wieder eine neue Reaktion erzwingt. Jede Bewegung könnte die letzte sein. Wie gehen die unterschiedlichen Charaktere damit um? (cd)

Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS Uraufführung Donnerstag, 28. April 2022 20 Uhr, Lokremise Öffentliche Probe Dienstag, 12. April 2022 18 Uhr, Lokremise, Eintritt frei Einführungsmatinee Samstag, 23. April 2022 12 Uhr, Lokremise, Eintritt frei Leitung Choreografie: Martin Zimmermann, Kinsun Chan Konzept und Bühne: Martin Zimmermann Kostüm: Martin Zimmermann, Kinsun Chan Komposition: Hans-Peter Pfammatter, Daniel Steffen Licht: Christian Kass Ton: Marco Mathis Dramaturgie: Caroline Damaschke Choreografische Assistenz: Sandrine Cassini Tanz Pamela Campos, Mikaël Champs, Guang-Xuan Chen, Beatriz Coelho, Dustin Eliot, Swane Küpper, Mei-Yun Lu, Lorian Mader, Naiara Silva de Matos, Lena Obluska, Emily Pak, Piran Scott, Samuel Trachsel, Camille Zany, Minghao Zhao Vorstellungen 29./30. April 2022 1./28./31. Mai 2022 2. Juni 2022 STEPS-Gastspiele 4. Mai 2022: Kurtheater Baden 7. Mai 2022: TLH Sierre 10. Mai 2022: Théâtre du Jura, Delémont 15. Mai 2022: Theater Basel 17. Mai 2022: Dampfzentrale Bern 20./21. Mai 2022: Theater Winterthur Weiteres Gastspiel

26. Mai 2022: Verrucano Mels


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TANZ

STEPS

Drei Gastspiele in St.Gallen Das grösste Schweizer Tanzfestival wird dieses Jahr in St.Gallen mit Wonderful World von Martin Zimmermann und Kinsun Chan eröffnet. Drei weitere Werke werden im Rahmen des Festivals in St.Gallen in der Lokremise gezeigt. Insgesamt präsentiert sich die zeitgenössische Tanzszene vom 28. April bis zum 22. Mai auf 33 Bühnen in allen Landesteilen.

RUNthrough von CocoonDance.

8 von Cie. La Ronde.

spirieren lassen. Das Stück zeichnet Struktur und Thema des Werkes nach, das aufgrund seines provokanten, sexuell konnotierten Inhalts 1920 einen der grössten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts auslöste. In einer Verkettung von acht Duetten werden Themen wie Anziehung, Begierde, Intimität und Macht in den Fokus gerückt. Cie. La Ronde ist eine neue schweizbasierte Kompanie, gegründet von Cathy Marston und Ihsan Rustem (dessen Choreografie AlpTraum letzte Saison als Teil der Produktion TraumAlpTraum in der Lokremise zu sehen war). Für 8 haben die beiden mit Caroline Finn und Luca Signoretti zusammengearbeitet. Am 4. Mai ist dieser moderne Reigen in der Lokremise zu sehen.

A Space For All Our Tomorrows von Annie Hanauer.

Das Migros-Kulturprozent Tanzfestival STEPS ist das grösste Tanzfestival der Schweiz. Alle zwei Jahre bringt es Werke renommierter zeitgenössischer Tanzschaffender aus der ganzen Welt in die Schweiz. Die eingeladenen Kompanien spielen in unterschiedlichsten Spielstätten im ganzen Land. Themen der Werke sind aktuelle gesellschaftliche Diskussionspunkte, Diversität und Inklusion werden grossgeschrieben. Viele der Werke entstehen als Kopro-

duktionen und werden im Rahmen des Festivals uraufgeführt. In St.Gallen kann man sich nicht nur auf die Eröffnungsproduktion Wonderful World (siehe S. 4) freuen, sondern auch drei weitere Werke in der Lokremise erleben: RUNthrough von CocoonDance, A Space For All Our Tomorrows von Annie Hanauer und 8 von Cie. La Ronde. Für 8 hat sich Cie. La Ronde von Arthur Schnitzlers Theaterstück Reigen in-

Die amerikanische Choreografin Annie Hanauer forscht in A Space For All Our Tomorrows der Faszination von Utopien nach. Sie setzt sich mit verschiedenen Utopie-Konzepten auseinander, transferiert die Diskussion um positive Zukunftsentwürfe auf die physische Ebene und betrachtet das Thema aus der Sicht des weiblichen Körpers. Gemeinsam mit zwei weiteren Tänzer*innen und einer Livemusikerin präsentiert sie einen energiegeladenen und sinnlichen Tanzabend, der am 16. Mai in der Lokremise zu sehen ist. In einem Nachgespräch im Anschluss an die Vorstellung befragt Dramaturgin Selina Beghetto Annie Hanauer zu ihrer Kreation. CocoonDance, das Ensemble rund um die Schweizer Choreografin Rafaële Giovanola, präsentiert mit RUNthrough

das Produkt einer abenteuerlichen Reise, bei der das gemeinsame Musizieren, Singen, Tanzen, Lernen und Tüfteln im Vordergrund stehen. Das Werk ist inspiriert von einer Reihe künstlerischer Experimente, die aus dem Zusammentreffen von Menschen aus unterschiedlichsten Tanzkontexten entstanden. Dabei trafen Profitänzer*innen auf Vertreter*innen des einheimischen Serbischen Folklorevereins oder befanden sich plötzlich inmitten einer vibrierenden Jam-Session mit lokalen Hip-Hop-Künstler*innen. Das Ergebnis dieses Austauschs ist am 22. Mai in der Lokremise zu sehen. (cd)

Tanzfestival STEPS 28. April bis 22. Mai 2022 Aarau, Baden, Basel, Bern, Bienne/Biel, Chiasso, Delémont, Fribourg, Genève, La Chaux-de-Fonds, Langenthal, La Tour-de-Trême, Lausanne, Lugano, Luzern, Mézières VD, Monthey, Morges, Moutier, Neuchâtel, Porrentruy, Poschiavo, Pully, Schaffhausen, Sierre, Solothurn, St.Gallen, Steckborn, Vernier, Vevey, Winterthur, Zug, Zürich Programm: steps.ch Gastspiele in der Lokremise (jeweils 20 Uhr) 4. Mai 2022: 8 | Cie. La Ronde 16. Mai 2022: A Space For All Our Tomorrows | Annie Hanauer/LAC/Teatro Danzabile (mit Nachgespräch) 22. Mai 2022: RUNthrough | CocoonDance


M U S I K TH E ATER

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MARÍA DE BUENOS AIRES

«Piazzollas Musik ist Buenos Aires»

Ein packender, melancholischer Tanz, geboren in den heruntergekommenen Vierteln von Buenos Aires ist die Seele der Tango-Oper María de Buenos Aires. Ab dem 7. Mai ist das Werk in einer Inszenierung von Marcos Darbyshire im UM!BAU zu erleben, Natalia Salinas übernimmt die musikalische Leitung. Die argentinische Dirigentin über Piazzolla, den Tango Nuevo und das rätselhafte Bühnenstück von Komponist Ástor Piazzolla und Librettist Horacio Ferrer.

Teatro Argentino de La Plata. Seit 2019 ist sie vermehrt in Europa tätig, so beim Taschenopernfestival in Salzburg, der Opéra National du Rhin, Strassburg, und beim IMPULS Festival. Ein Schwerpunkt ihres Schaffens bildet die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die argentinische Dirigentin Natalia Salinas gibt mit María de Buenos Aires ihr Schweizer Debut.

Die Tango-Oper erzählt die Geschichte von María. Geboren in der Vorstadt, sucht sie in Buenos Aires ihr Glück, scheitert, wird in einer Schwarzen Messe getötet und scheinbar wiedergeboren. Durch die Handlung führt ein Erzähler, und neben María tauchen mehrere Figuren auf, die alle von einem Tenor verkörpert werden. Mit einem kleinen Ensemble schildern Piazzolla und Ferrer eine mystische Geschichte, die von Hoffnung und Scheitern erzählt, von Metaphern und Symbolik bestimmt ist, und deren Seele die Musik des Tangos ist. Die musikalische Leitung der Produktion am Theater St.Gallen übernimmt die Dirigentin Natalia Salinas. Die junge Argentinierin ist fest in der südamerikanischen Konzert- und Opernwelt verhaftet und dirigierte u. a. an den zwei grössten argentinischen Opernhäusern, dem Teatro Colón und dem

Dem argentinischen Komponisten Ástor Piazzolla wird die Erneuerung des Tango Argentino zugesprochen. Wie hat er das Genre neu definiert? Aufgewachsen in Argentinien, erhielt Piazzolla eine klassische musikalische Ausbildung, doch spielte er auch in Nachtclubs und Bars und konnte dort dem Tango gar nicht entgehen. Nach seinen Studien bei Nadia Boulanger entschied er sich für «seine» Musik, den Tango, brach allerdings mit der argentinischen Tradition und wurde für diese Revolution im eigenen Land scharf kritisiert und abgelehnt. Doch er öffnete ein Genre, das exklusiv und abgeschottet in Buenos Aires existierte, für andere Einflüsse. Er brachte den Tango in einen Dialog mit Jazz und klassischer Musik und entwickelte einen eigenen Stil, eine Musik mit einer individuellen, starken, lebendigen Sprache. Er selbst sagte, seine Musik sei Buenos Aires. Und immer, wenn ich seine Musik höre, fühle ich mich in die Strassen von Buenos Aires versetzt, in das Chaos, die Melancholie, die Intensität, die Traditionen. Und ich spüre Hoffnung und die Idee einer Zukunft. Piazzollas Musik ist für mich so faszinierend, weil sie sich ausserhalb jeglicher Kategorisierung bewegt, es heisst «Piazzolla ist weder Tango, noch Jazz, noch klassische Musik». Man kann sie nicht mit einem Genrebegriff beschreiben, sie ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. María de Buenos Aires wurde von Piazzolla und Ferrer als «operita» bezeichnet, sie passt in kein Genre. Mit was für einem Werk haben wir es hier zu tun? Piazzolla und Ferrer wollten die Freiheit haben, keiner bestimmten Tradition entsprechen zu müssen. Piazzolla verwendet seine eigene musikalische

Sprache, um die von Ferrer geschriebene Geschichte zu erzählen. Die Szenen sind eigenständig und mit einem jeweils unterschiedlichen musikalischen Charakter versehen. Piazzolla arbeitete dafür mit verschiedenen Tänzen wie Tango, Milonga, Habanera, Walzer, Polka und Malambo. Zugleich verarbeitete er klassische Formen wie Variation, Fuge oder sogar die Sonatenform. Piazzolla und Ferrer erzählen in diesem Werk eine mystische Geschichte. Worum geht es eigentlich? Es gibt mehrere Interpretationen der Geschichte der María. Ferrer sprach in einem Interview über María als Allegorie für die Stadt Buenos Aires, die von spanischen Siedlern 1536 gegründet wurde, von der ursprünglichen Bevölkerung der Region, den Het, in einem grossen Feuer zerstört und 1580 neu gegründet wurde. Die Geschichte wird aber auch als die des Tangos interpretiert: Seine Geburt, Kindheit, die multikulturelle Jugend in den Häfen, Vorstädten und Bordellen von Buenos Aires, sein Erwachsenendasein im Glitzer der Nachtclubs und Cabarets, die Demütigungen, Dekadenz und der Tod als Verstossener und schliesslich die glorreiche Wiedergeburt in Form des unsterblichen Tango Nuevo. So gesehen wäre María die Wiedergeburt des Tangos – und dieser leiht ihr auch die Sprache. Wie der Tango wird sie im Elend der Vorstadt geboren und zieht dann ins Zentrum. Sie bzw. der Tango stirbt in den 60ern – und steht vielleicht in der neuen Form des Tangos von Piazzolla und Ferrer wieder auf? Das Werk hat Kultstatus in Argentinien. Wie gehst du an die Interpretation eines solchen Werkes heran? Wir hören Tango-Musik täglich – im Radio, Fernsehen und in Bars, jedoch nicht von Orchestern gespielt. Daher ist es immer eine spannende Herausforderung, eine eigene Interpretation von Piazzollas Musik vorzunehmen. Ich begann vor einigen Jahren, mich intensiv mit dem Genre Tango und der musikalischen Sprache Piazzollas auseinanderzusetzen.

María de Buenos Aires Tango-Oper von Ástor Piazzolla Premiere Samstag, 7. Mai 2022 19 Uhr, UM!BAU Einführungsmatinee Sonntag, 24. April 2022 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei Leitung Musikalische Leitung: Natalia Salinas Inszenierung: Marcos Darbyshire Bühne: Martin Hickmann Kostüm: Annemarie Bulla Licht: Anselm Fischer Video: Anselm Fischer, Martin Hickmann Choreinstudierung: Franz Obermair Dramaturgie: Caroline Damaschke Regieassistenz: Guta Rau Besetzung María de Buenos Aires: Ieva Prudnikovaite El Duende: David Luque Lopez Cantor: Mariano Gladić Performer: Isaac Espinoza junge Maria: Eva Leippold, Josette Schindler Sinfonieorchester St.Gallen Chor des Theaters St.Gallen Vorstellungen 11./15./19./24. Mai 2022 7./10./12. Juni 2022

Diese zu kennen, ist die Voraussetzung, um eine eigene Version dieser «operita» zu entwickeln. Mein Ziel ist nicht, das zu imitieren, was Piazzolla und seine Musiker 1968 gespielt haben oder wie Ferrer damals den Text gesprochen hat. Ich lebe im 21. Jahrhundert und möchte eine aktuelle Version des Werkes zeigen. Jede Aufnahme von Piazzolla ist Gold wert und eine grosse Inspiration, aber ich bin daran interessiert, die Geschichte aus Sicht unserer Zeit zu erarbeiten. Ich denke, das spiegelt auch den Geist Piazzollas wider. Das Gespräch führte Caroline Damaschke


KONZER T

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FASZINATION BACH Sonaten und Partiten für Violine solo

Ein Instrument, vier Saiten, eine Geigerin, zehn Finger und ein allumfassender Zyklus von Musik – dies sind die Zutaten von zwei ganz besonderen Meisterzyklus-Konzerten. Die Geigerin Tianwa Yang macht sich an die Mammutaufgabe heran, die sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach an einem einzigen Tag in zwei Konzerten aufzuführen. Die Musik, die seit Jahrhunderten ihr Publikum fasziniert, stellt Geiger*innen vor keine geringere Aufgabe, als einem einzigen Instrument mehrstimmige Klänge zu entlocken. Und zugleich werden Sphären innigster Versunkenheit bis hin zu strahlender Feierlichkeit durchwandert. Mit Tianwa Yang taucht eine zweifach mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete Künstlerin in Bachs schillernde Welt ein.

teren Klängen der sich anschliessenden C-Dur-Sonate. Darüber hinaus will eine Geigerin herausgefunden haben, dass sich in der Chaconne mehrere Zitate aus Bachs eigenen Chorälen verstecken, die allesamt auf den Tod verweisen. So wird der selbstversunkene Satz zu einer Art Grabmusik für Maria Barbara Bach. Weitere Theorien und vielsagende Interpretationen ranken sich um dieses fesselnde Stück. Sie stehen für die Faszination, die Bachs Werk auf alle, die mit ihm in Berührung kommen, ausübt. Höchste Zeit also, diese zutiefst menschliche Musik neu zu hören! (ir)

Bach Sonaten und Partiten | MeisterzyklusKonzert Sonntag, 1. Mai 2022 11 und 17 Uhr, Tonhalle Tianwa Yang, Violine Die Geigerin Tianwa Yang spielt in zwei Meisterzyklus-Konzerten sämtliche Werke für Violine solo von Johann Sebastian Bach.

Es dürfte zu den Höhepunkten einer jeder Virtuos*innenkarriere gehören, Bachs Zyklus von sechs Sonaten und Partiten für Violine solo auf einmal aufzuführen. Zweifellos ist es ein äusserst anspruchsvolles Unterfangen, sowohl technisch wie auch musikalisch. Nicht umsonst nannte der Jahrhundertgeiger Yehudi Menuhin die sechs Solo-Stücke das «Alte Testament» der Violinliteratur. Die mal filigran verzierten, dann wieder den polyphonen Klangraum ausleuchtenden Sätze sind nicht nur Prüfstein für flinke Finger, sondern ebenso für musikalische Intelligenz und Ausdruckskraft. Jeder Satz verströmt eine ganz eigene Anmut. Die barocken Tanzsätze der ersten Sonate und Partita bestechen mit reichen Ausschmückungen, während das herzerwärmende Largo der dritten Sonate gerne auch zu Feierlichkeiten wie Hochzeiten gespielt wird. Virtuosa assoluta Die in Peking geborene und aufgewachsene Tianwa Yang pries die Süddeutsche

Zeitung jüngst als «Virtuosa assoluta». Schon als 13-Jährige erlangte sie grössere Aufmerksamkeit, als sie die 24 Capricen von Niccolò Paganini – an technischem Anspruch kaum zu überbieten – auf CD einspielte. Heute liegt ihr neben dem Kanon der Violinliteratur wie Beethoven, Brahms, Bruch und Tschaikowski auch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponist*innen am Herzen. Als Solistin war sie bereits unter anderem zusammen mit den Sinfonieorchester des WDR, MDR und hr und dem London Philharmonic Orchestra zu erleben. Und auch mit ihren Kammermusik- und Rezitalprogrammen ist sie auf den wichtigen Bühnen wie der Berliner und der Kölner Philharmonie, dem Festspielhaus Baden-Baden, der Wigmore Hall London und weiteren zu Gast. Der Klangraum der Tonhalle St.Gallen wird sie in diesen beiden Meisterzyklus-Konzerten allein mit ihrer Geige und der ergreifenden Musik Bachs füllen. Im November 2019 war Tianwa Yang schon einmal in St.Gallen zu Gast.

In einem umjubelten Konzert spielte sie Max Bruchs Scottish Fantasy. Sagenumwobene Chaconne Unter den Sätzen der je drei Sonaten und Partiten sticht der fünfte Satz der zweiten Partita – eine Chaconne, eigentlich gar DIE Chaconne – besonders heraus. Die polyphone, nicht selten vierstimmige Faktur der Chaconne ist ein wahrer technischer Knackpunkt. Doch man sagt ihr auch nach, dass sie für Bach von äusserst persönlicher Bedeutung war. Die Vollendung der Sonaten und Partiten ist auf das Jahr 1720 datiert, also jenes Jahr, in dem Bachs erste Ehefrau Maria Barbara unerwartet verstarb. Der Zyklus beginnt in Moll und stösst erst in der dritten Sonate in hellere Dur-Gefilde vor. Die Musik scheint Bachs Weg aus der Trauer bis hin zum allmählichen Wiedergewinn an Lebenskraft zu spiegeln. Die Chaconne markiert als letzter Satz der d-Moll Partita exakt jene Umbruchstelle zwischen den verhaltenen Moll-Sätzen und den lich-

Konzert I um 11 Uhr Johann Sebastian Bach Sonate Nr. 1 g-Moll BWV 1001 Partita Nr. 1 h-Moll BWV 1002 Sonate Nr. 2 a-Moll BWV 1003 Konzert II um 17 Uhr Johann Sebastian Bach Partita Nr. 3 E-Dur BWV 1006 Sonate Nr. 3 C-Dur BWV 1005 Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 Zwei zusammengehörende Teilkonzerte, einzeln erwerbbar zum normalen Preis, Kombiticket 50% Reduktion auf zweites Ticket


KONZER T

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LATE NIGHT Stringquartett MUSIC meets Jazzquartett Ein Streichquartett und ein Jazzquartett verbinden sich zu einem klangstarken Oktett, das die Grenzen zwischen Klassischer Musik, Jazz und Improvisation gekonnt auslotet. Dies ist das Programm des musikalischen Nachtzugs im Mai. Klassische Musiker*innen aus dem Sinfonieorchester St.Gallen treffen auf ein ebenfalls «klassisch» besetztes Jazzquartett mit Trompete, Klavier, Bass und Schlagzeug. Groovige Improvisationen und sphärische Streicherklänge verschmelzen zu einem neuen, faszinierenden Ganzen. Traditionen überwinden war von jeher künstlerisches Credo des Trompeters Michael Neff und des Pianisten Markus Bischof, deren Eigenkompositionen an diesem Abend zur Aufführung kommen. Einzigartiger Sound einer einzigartigen Besetzung! (ir)

More Ballads and More Nachtzug – Late Night Music Freitag, 6. Mai 2022 21 Uhr, Tonhalle Elena Neff Zhunke, Violine Gregory Gates, Violine Cristian Andris, Viola Anna Tyka Nyffenegger, Violoncello Michael Neff, Trompete & Komposition Ralph Hufenus, Kontrabass Markus Bischof, Klavier Mario Söldi, Schlagzeug

SJSO Frühjahrsklänge und SJSO meets Andrew Bond Zu den Besonderheiten des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters gehört, dass die jungen Musiker*innen die Konzertprogramme selbst mitgestalten. Die Frühjahrstournee 2022 vereint zwei Werke, die schon lange auf der Wunschliste des Orchesters stehen. Solist in Tschaikowskis Violinkonzert ist der 1999 in Japan geborene Rennosuke Fukuda, der preisgekrönte Virtuosität mit erstaunlicher interpretatorischer Reife verbindet und so eine der spannendsten Stimmen der Zukunft darstellt. In Bartóks Konzert für Orchester steht dann, der eigenwillige Titel sagt es schon, das Orchester im Mittelpunkt. Bartók durchmisst in dem 1944 entstandenen Werk ganz unterschiedliche Ausdrucksbereiche und wird das SJSO so in jeder Hinsicht fordern und – wie bei anspruchsvollen Stücken in der Vergangenheit so oft – glänzen lassen! SJSO meets Andrew Bond Gemeinsam mit dem Kinderliedermacher Andrew Bond macht das SJSO Musik für Kinder ab vier Jahren (und für ihre Eltern, falls diese stillsitzen können). Und zwar diejenige Musik, die dem Orchester am Herzen liegt. Klassische Orchestermusik, alles andere als grau, lau oder trocken: «So richtigi Wättermusig!» Die Leidenschaft der Musiker*innen zwischen 15 und 25 Jahren schlägt die Brücke zum jungen Publikum. Und Andrew Bond weckt die Fantasie, die aus Klang erst Erlebnisse macht. Das versteht er wie kein anderer: Mit seinen CDs, Liederheften und Märli-Musicals

Ein klassisches Streichquartett trifft auf ein Jazzquartett.

Das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester.

ist er der erfolgreichste Ohren-Öffner hierzulande. Die meisten der SJSO-Mitglieder sind auf dem Sprung in eine Profilaufbahn. Seit ihrer Kindheit haben sie unzählige Stunden mit der Musik von Mozart & Co. verbracht. Für das etwas andere Konzertprojekt mit Andrew Bond waren sie sofort zu begeistern: Kein Wunder, die ältesten unter ihnen sind 1995 geboren – also allesamt Kinder der «Generation Bond», die mit Zimet­ schtern han i gern, Suneschtraal tanz emaal und weiteren Bond-Klassikern gross geworden sind. (SJSO)

Schweizer Jugend-SinfonieOrchester Frühjahrstournee Donnerstag, 14. April 2022 19.30 Uhr, Tonhalle Kai Bumann, Leitung Rennosuke Fukuda, Violine Pjotr I. Tschaikowski, Violinkonzert D-Dur op. 35 Béla Bartók, Konzert für Orchester

SJSO meets Andrew Bond So richtigi Wättermusig! [4+] Samstag, 30. April 2022 14 Uhr, Tonhalle Kai Bumann, Leitung Andrew Bond, Lieder und Moderation


AU S S ER D EM

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JUNGErfolgreiche dritteSPUND Ausgabe Am 17. Februar 2022 wurde jungspund, das Theaterfestival für junges Publikum St.Gallen, mit der Premiere und Koproduktion von Es Kamel im Zirkus der St.Galler Gruppe Cirque de loin feierlich eröffnet. Insgesamt waren 13 Produktionen für alle ab 4 Jahren – davon zwei Koproduktionen – an das diesjährige Festival eingeladen. Die Schweizer Szene für ein junges Publikum hat sich einmal mehr sehr divers, inhaltlich aktuell und innovationsfreudig präsentiert. Am «Schaufenster» hatten weitere 10 Gruppen und Künstler*innen die Möglichkeit, ihre Produktionen und Projekte in einem 10-minütigen Auftritt vorzustellen. Mit rund 2000 Besucher*innen liegt die Auslastung bei rund 73%, was etwas weniger ist als 2020, aber dennoch unsere Erwartungen übertroffen hat. Gross und Klein haben das Festival besucht und für eine gute Stimmung in der Lokremise und im FigurenTheater gesorgt. Das vielfältige Rahmenprogramm mit verschiedenen Workshops für das Fachpublikum und insbesondere das drei-

Keiner zu klein …

tägige Symposium, das jungspund in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur und dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern organisierte, stiess auf grosses Interesse. Es wurde viel und angeregt diskutiert und ausgetauscht. Auch 2022 war und ist Corona nach wie vor ein Thema. Obwohl am Eröffnungstag viele Massnahmen wegfielen, war die Unsicherheit, ob alle Vorstellungen würden stattfinden können, nach wie vor gross. Insgesamt mussten wir drei Vorstellungen wegen Covid-Erkrankungen absagen. Letztendlich können wir einmal mehr auf ein sehr erfolgreiches Festival zurückblicken, das zeigt, wie wichtig jungspund gerade auch für die Stadt und den Kanton St.Gallen ist. Und wie immer ist nach dem Festival auch vor dem Festival und wir schauen nach vorne auf die nächste Ausgabe 2024. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Gabi Bernetta und das jungspund-Team

Das schreibt die Presse

LA TRAVIATA

Bestnoten für die Titelrolle: Vuvu Mpofu überzeugt als Violetta.

Mit der Südafrikanerin Vuvu Mpofu ist eine grandiose Violetta zu erleben. Stark, präsent, absolut sicher in jedem Moment der anspruchsvollen Titelrolle. Die Sopranistin lotet das Spannungsfeld zwischen oberflächlicher und ehrlicher Emotion packend aus. […] Verdis Traviata aus der Sicht von Nina Russi gibt sich von der Ausstattung her (Julia Katharina Berndt) eher karg und offen. Dieses Gerüst füllt die Regisseurin mit ihrem Team geschickt und mit klaren Ideen, was die Figuren an Botschaft vermitteln sollen. Diese Sicht überrascht mit neuen Zugängen zu einer der berühmtesten und meistinszenierten Opern. «Herstory», Geschichten von Frauen erzählt, ist das Motto der ersten Saison des neuen Opernchefs Jan Henric Bogen. Mit einer fantasievollen Regisseurin und einer wunderbar starken Violetta gelingt hier mit der Traviata echte Frauenpower. St.Galler Tagblatt So schnell ist sich ein Auditorium selten einig, etwas Aussergewöhnliches erlebt zu haben. Vorarlberger Nachrichten Nina Russis Violetta ist eine alleinerziehende Mutter und hat eine Tochter, für die sie eine Familie braucht, weil sie schon zu Beginn der Oper weiss, dass sie bald sterben wird. So kann man nachvollziehen, dass sie den Bitten von Vater Germont nachzugeben bereit ist. Russis Idee überzeugt. Musik & Theater

Zu erleben ist mit Vuvu Mpofu eine Sängerin und Darstellerin der Violetta, die keine Konkurrenz zu scheuen braucht, die mit der Feinheit lyrischer Phrasierung wie mit der Verve von Spitzentö­ nen leuchtend klar, geschmeidig und ausdrucksvoll gestaltet, eine VerdiGestalt, wie sie im Buche steht und in jeder Inszenierung aus sich heraus bewegt. [...] Verlassen kann sich die Insze­ nierung auf weitere hervorragende Interpre­ten neben der Titelheldin, auf Francesco Castoro als Alfredo Germont, der die wohlklingende Italianità seines Tenors einfühl­sam und differenziert einsetzt, und auf Kartal Karagedik als sein Vater Giorgio, der die baritonale Substanz für herrische und ge­f ühlvolle Phrasen gleichermas­sen ausspielt. Roccosound Modestas Pitrenas hatte das Geschehen im Graben und auf der Bühne und dessen Koordination fest im Griff und führte Sänger und Orchester zu weitestgehend hervorragenden Leistungen. Das Sinfonieorchester St.Gallen spielte hochkonzentriert und besonders in den Vorspielen mit exquisit zartem Klang. Wo gefordert, waren auch imposante Aufschwünge möglich. Franz Obermair hatte die ihm zur Verfügung stehenden Sänger bestens einstudiert. Onlinemerker


AU S S ER D EM

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NOTIERT Kurz und knackig

Bruno Riedl brilliert als Roberta Intensiver und unmittelbarer ist Theater fast nicht möglich: Im Korridor des Kirchhoferhauses, der Dépendance des Kunstmuseums, finden nur zwanzig Zuschauerinnen und Zuschauer Platz, sie sitzen der einen Längswand entlang. Vor ihnen, unter ihnen fast, spielt Bruno Riedl eine Frau namens Roberta, die früher Robert war. Dienstags bei Migros heisst das Stück von Emmanuel Darley, das in der zweiten Runde der Monologreihe Radikal allein diesen Winter im Kunstmuseum realisiert wurde. Während der zweite Monolog, Steve Jobs mit Matthias Albold, bereits abgespielt ist, steht Dienstags bei Migros noch dreimal auf dem Spielplan. Das Kulturmagazin Saiten schrieb:

Leon Košavić auf DVD

Opernensemblemitglied Leon Košavić trat 2019 am Royal Opera House in Covent Garden, London, dem bedeutendsten britischen Opernhaus, auf. Neben Stars wie Erwin Schrott, Malin Byström und Daniel Behle verkörperte er Masetto in Mozarts Don Giovanni. Jetzt ist das exzellente Ensemble unter Leitung von Hartmut Haenchen auch zu Hause zu erleben: Die Produktion ist auf DVD erschienen.

«RAW» präsentierte tänzerische Vielfalt Bruno Riedl als Roberta.

«Bruno Riedl, schmale Stiefel, rote Lippen, Handtäschchen, trippelt im Gang hin und her, zum Greifen nah beim Publikum. Der Vater braucht Hilfe nach dem Tod der Mutter, aber er will die Hilfe nicht, er spottet: ‹Du machst wieder eines auf Weibchen.› Er will seinen Sohn zurück, ‹Robert. Punkt. Aus. Ende.› Riedl wechselt virtuos zwischen der leicht brüchigen Roberta-Stimme und der überharten Vaterstimme, er holt mit feinsten Nuancen den Schmerz und den Stolz der Tochter hervor, die endlich die ist, die sie schon immer im Innersten war, und die Ablehnung aushalten muss in der Kleinstadt, wo man sie noch als Bub in Erinnerung hat. Bis sich, beim rituellen Einkauf in der Migros, die Fassade des Nichtverstehenwollens irgendwann nicht mehr länger halten lässt.»

Vorstellungen 20./27. April 2022 5. Mai 2022

In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste hat Kinsun Chan, der Leiter unserer Tanzkompanie, eine Plattform für den choreografischen Nachwuchs geschaffen. Sie steht Mitgliedern der Tanzkompanie und Studierenden des Masterstudiengangs Dance an der ZHdK offen.

Mei-Yun Lu und Guang-Xuan Chen in ihrer eigenen Choreografie Voyage.

Erstmals wurden nun im März unter dem Titel RAW Arbeiten vorgestellt. Das St.Galler Tagblatt schrieb nach der Uraufführung: «Tatsächlich ist die Vielfalt enorm; sie reicht vom intimen, weltvergessenen Paarstück Voyage, bei dem sich zu schwebend-sphärischen

Klängen jede tänzerische Bewegung wie in Zeitlupe aus der vorausgehenden der Partnerin oder des Partners entfaltet, bis hin zum schnellen Gewusel der Kakerlaken zu Wortsalven und stampfendem Hip-Hop. Von Händen und Füssen unter Strom in Beatriz Coelhos Space Is The Movement If You Look zu einer tänzerischen Analyse von Beziehungen vor und seit der Corona-Pandemie. […] Schade nur, dass RAW lediglich an zwei Abenden in St.Gallen zu sehen ist.» Als Trost und Vorfreude: RAW soll es auch, mit neuen Choreografien, in der kommenden Saison wieder geben. (bh)

Solidarität mit Kriegsopfern Seit Anfang März strahlen die Fassaden der Tonhalle und des UM!BAU jeden Abend in Blau und Gelb, den Farben der Ukraine. Wie zahlreiche andere Institutionen und Organisationen bekundet damit auch Konzert und Theater St.Gallen seine Solidarität mit den Menschen, deren Existenz durch den Angriff Russlands auf die Ukraine bedroht oder zerstört ist. Die Premiere unserer Traviata am 19. März haben wir offiziell den Opfern des Kriegs gewidmet, nachdem wenige Tage zuvor das Theater von Mariupol durch russische Streitkräfte zerstört worden war. Der Angriff auf das Theatergebäude sei auch ein Angriff auf das Theater als Ort des gesellschaftlichen Austausches und des freien Diskurses, er stehe damit symbolisch für einen Angriff auf die Grundfesten unserer Kultur, sagte Operndirektor Jan Henric Bogen in einer Ansprache vor der Premiere der Traviata. Seit Anfang März stehen an allen unseren Vorstellungen und Konzerten Sammelboxen für die Kriegsopfer. Wir freuen uns, dass sie rege benutzt werden. Bis zum Redaktionsschluss der UM!SCHAU (28. März) ist ein Sammelbetrag von Fr. 8073.70 zusammengekommen (inklusive Spenden über Twint). Für diese Zeichen der Solidarität danken wir Ihnen von ganzem Herzen. Die Sammelaktion der Glückskette läuft im April weiter. Der QR-Code für Spenden via Twint:

«Die Orestie (revisited)» auf der Shortlist Ehre für unsere letztjährige Produktion Die Orestie (revisited): Das von Martin Pfaff in einer eigenen Fassung realisierte Stück figuriert auf der Shortlist des 9. Schweizer Theatertreffens, das vom 18. bis zum 22. Mai in Chur und im Fürstentum Liechtenstein stattfindet. Informationen zu allen ausgezeichneten und auf der Shortlist figurierenden Produktionen der letzten beiden Jahre vermittelt das Wandermobil, das noch bis vor Ostern vor dem UM!BAU steht – sozusagen als Theatertreffen im Kleinformat und auf Rädern.

Diana Dengler und Marcus Schäfer in Martin Pfaffs Die Orestie (revisited).

Die Orestie – Aischylos’ antike Geschichte über Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Sühne, Moral und Tradition – erzählte Pfaff in der Lokremise nicht 1:1. Er brach die lineare Handlung immer wieder auf und inszenierte den Stoff vor dem Hintergrund der Erosion gemeinsamer, verbindlicher Werte. Ursprünglich war Die Orestie im April 2020 für die grosse Bühne im Theater geplant, als eine der letzten Inszenierungen vor dem Beginn der Sanierungsarbeiten im Paillard-Bau. Nachdem die Pandemie die Pläne mehrfach durchkreuzt hatte, kam die Produktion schliesslich im vergleichsweise intimen Rahmen der Lokremise auf die Bühne – wodurch sich Pfaffs Herangehensweise an das Stück noch akzentuiert hatte: «Der feierliche Echo-Raum des Grossen Hauses wird jetzt eingetauscht gegen die Intimität der Lokremise», sagte der Autor und Regisseur vor der Premiere. «Die Vorteile des Raumwechsels bestehen darin, dass ich einen oft auch augenzwinkernden, selbstironischen Blick auf Die Orestie habe. Das ist im LOK-Kontext der modernen Dramatik sehr gut aufgehoben.» (bh)

Wandermobil Schweizer Theatertreffen on tour Voraussichtlich bis 11. April 2022 Platz vor dem UM!BAU Herzlichen Dank für Ihre Zeichen der Mitmenschlichkeit!


DANK

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Produktionsunterstützungen

HERZLICHEN DANK La traviata

City Parking St.Gallen AG Auf dem Wasser Die Moldau

Jesus Christ Superstar Hauptsponsoren

Jesus Christ Superstar Co-Sponsoren

Lady Bess Medienpartner

Lady Bess Hauptsponsoren

Susanne und Martin KnechtliKradolfer-Stiftung Lady Bess Co-Sponsoren

Bach More Ballads and More

Offizieller Fitnesspartner

Freundeskreis Sinfonieorchester St.Gallen María de Buenos Aires

Eliot Quartett

Wonderful World

Biedermann und die Brandstifter

Jutta Marxer Stiftung Mit grosszügiger Unterstützung von

I M P RE S S U M

Redaktion Beda Hanimann (bh) Texte Gabi Bernetta Caroline Damaschke (cd) Anja Horst (ah) Isabelle Rohner (ir) Alexander Stutz Fotos Seite 1: Jos Schmid Seite 3: Iko Freese Seite 4: Basil Stücheli Seite 5: Klaus Fröhlich Adrian Weinbrecht Foto Studio Pagi Seite 6: PD Seite 7: Andrej Grilc Seite 8: Sandra Krebs Seite 9: Ueli Steingruber Ludwig Olah Seite 10: Tanja Dorendorf T+T Fotografie Gregory Batardon Illustration Seite 1: Jasmin Kast Konzept Chantal Maag Produktion Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach

Auflage 6000 Stück / 29. Jahrgang ISSN 2673-5989 (Print) ISSN 2673-5997 (online) Bitte richten Sie Ihre Adress­ änderungen an info@theatersg.ch oder 071 242 05 05 Tickets theatersg.ch / sinfonieorchestersg.ch kasse@theatersg.ch / 071 242 06 06

© UBS 2020. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber Theater St.Gallen Sinfonie­orchester St.Gallen

Billettkasse Montag–Freitag 10–19 Uhr Samstag 10–14 Uhr Abendkasse jeweils eine Stunde vor der Veranstaltung Vorverkauf am VBSG-Schalter im Rathaus St. Gallen, Montag–Freitag 8–18.30 Uhr

Hotline Ticketportal 0900 325 325 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz)

Meisterklasse Wir sind dabei, wenn die Kultur unser Leben bereichert. Auch bei Konzert und Theater St. Gallen. Geniessen Sie mit uns unvergessliche Momente.

Ihr Billett ist auch Ihr Busticket Konzert- und Theatertickets gelten als öV-Fahrausweis in der Ostwind-Zone 210. UBS Switzerland AG St. Leonhardstrasse 33 9000 St. Gallen ubs.com/schweiz

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VE RA N S TA LTU N G S K A L E N D E R

SPIELPLAN April

Fr 01

Mai

La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19.30 – 22 Uhr, UM!BAU

Mi 13 Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19.30 Uhr, UM!BAU

KONZERT Eliot Quartett Beethoven Schostakowitsch Mendelssohn Bartholdy | Meisterzyklus-Konzert 19.30 Uhr, Tonhalle

Do 14 KONZERT Frühjahrstournee Tschaikowski Bartók | Schweizer JugendSinfonie-Orchester 19.30 Uhr, Tonhalle

Sa 02 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU

Di 19

Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 – 21.45 Uhr, LOK

So 03 KONZERT Auf dem Wasser – Die Moldau Familienkonzert [6+] 10.30 Uhr, Tonhalle Matinee: Biedermann und die Brandstifter Einführung in das Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 11 Uhr, LOK, Eintritt frei Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 17 – 19.45 Uhr, UM!BAU Fr 08 PREMIERE Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19.30 Uhr, UM!BAU Sa 09 Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19 – 20.50 Uhr, UM!BAU KONZERT 163. Palmsonntagskonzert Mendelssohn Schoeck | Sinfonieorchester St.Gallen und Oratorienchor 19.30 Uhr, St.Laurenzenkirche So 10 KONZERT 163. Palmsonntagskonzert Mendelssohn Schoeck | Sinfonieorchester St.Gallen und Oratorienchor 17.30 Uhr, St.Laurenzenkirche Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19 Uhr, UM!BAU Mo 11 Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19.30 Uhr, UM!BAU Di 12

Öffentliche Probe: Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan 18 Uhr, LOK, Eintritt frei Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19.30 – 21.20 Uhr, UM!BAU Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 – 21.45 Uhr, LOK

Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 - 22.15 Uhr, UM!BAU

Mi 20 La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19.30 – 22 Uhr, UM!BAU Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus Do 21 Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 – 21.45 Uhr, LOK Fr 22

Sa 23

Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Matinee: Wonderful World Einführung in das Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan 12 Uhr, LOK, Eintritt frei Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 – 21.45 Uhr, LOK

So 24 Matinee: María de Buenos Aires Einführung in die Tango-Oper von Ástor Piazzolla 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19 – 21.30 Uhr, UM!BAU Mi 27 Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus Do 28 URAUFFÜHRUNG Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 20 Uhr, LOK

Fr 29 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 20 Uhr, LOK Sa 30 KONZERT So richtigi Wättermusig! Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester meets Andrew Bond | Familienkonzert [4+] 14 Uhr, Tonhalle Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 20 Uhr, LOK

So 01 KONZERT Bach Sonaten und Partiten | Meisterzyklus-Konzert 11 Uhr, Tonhalle KONZERT Bach Sonaten und Partiten | Meisterzyklus-Konzert 17 Uhr, Tonhalle La traviata Oper von Giuseppe Verdi 17 – 19.30 Uhr, UM!BAU Wonderful World Tanzstück von Martin Zimmermann und Kinsun Chan Im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 20 Uhr, LOK Mi 04 8 Cie. La Ronde | Gastspiel im Rahmen des Tanzfestivals STEPS 20 Uhr, LOK Do 05 Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus Fr 06 Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19.30 Uhr, UM!BAU KONZERT More Ballads and More Nachtzug - Late Night Music 21 Uhr, Tonhalle Sa 07 PREMIERE María de Buenos Aires Tango-Oper von Ástor Piazzolla 19 Uhr, UM!BAU So 08 La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19 – 21.30 Uhr, UM!BAU


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