Kontrast Magazin #5

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Ausgabe Nr. 5, 2009

Das Kiezmagazin Blindenf체hrung Eine historische F체hrung durch das alte Berlin

Wo ist Vicky? Auf der Suche nach dem verlorenen Engel

Tempelhof Was wird aus Tempelhof? Ideen, Vorschl채ge, Konzepte

3-Generationen Yoyo (8), Silke (37) und Helmut (61) zum Thema Liebe

Plus Kostenlos

Der aktuelle Veranstaltungskalender


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RECORD-RELEASE-PARTY: AM FREITAG, 17.04.09 IM LINDENPARK, POTSDAM

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CD-SAMPLER ZUR SOUNDWAHL 2009

mehr Infos zur Party im aktuellen Veranstaltungskalender!

Junge Musiker/Musikerinnen und Bands in der Region Berlin-Brandenburg waren aufgefordert, zu den Themen Demokratie u. Toleranz, Antirassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und gegen Gewalt einen oder mehrere Songs zu schreiben und an die KMA zu senden (alle Musikrichtungen waren erlaubt - von HipHop, Pop, Elektro bis Rock aber: der Song musste deutschsprachig sein!). Folgende Bands werden auf der SOUNDWAHL 2009-CD vertreten sein: -

Die Monstaaa (Cottbus) icke (Berlin) Paraneua (Neuruppin) Rap’n Respect Crew (Berlin) Show Off Freaks (Karstädt/Prignitz) Nawös (Ostprignitz-Ruppin) Pop Phantom (Templin) TrashChor (Joachimsthal) Forrest Dumpweed (Bremerhaven) Auch gut! (Berlin) Jan Preuß und die Geheime Gesellschaft (Fürstenwalde) - Sick bABooN (Friedland) - Pityfuck (Berlin) - Light Forever (Forst)

Pityfuck

Special Guests: - Fahrenheit 212 - Plus 1 weiterer (wird noch bekannt gegeben) Zum kostenlosen Download auf: www.soundwahl.de

Fahrenheit 212


Editorial

Liebe Leserinnen immer noch steht die Friedenssäule auf dem Mehringplatz ohne Victoria da. In dieser Ausgabe fragen wir nach, wo sie geblieben ist. Wie erleben blinde Menschen die Stadt Berlin? Ein Rundgang durch das historische Berlin ist das Titelthema dieser Ausgabe. Ebenso bewegt uns die Frage um die Nachnutzung des Flughafens Tempelhof. Welche Vorschläge und Konzepte gibt es? Wer hat welche Interessen und wer wird sich durchsetzen? Die Debatte hat gerade erst angefangen und wird uns wohl noch einige Zeit begleiten. Deshalb werden wir auch in den folgenden Ausgaben am Thema dranbleiben. In unserer Reihe "3-GenerationenPorträt" erzählen Yoyo (8 Jahre), Silke (37 Jahre) und Helmut (61 Jahre) von ihren Erfahrungen mit der Liebe. Wenn Sie aus ihrem Leben erzählen möchten, trauen Sie sich! Unsere Telefonnummer und E-Mailadresse finden Sie im Impressum auf Seite 31. Wir würden uns freuen, mit Ihnen sprechen zu können. Schwerpunktthema für die Interviews wird in der nächsten Ausgabe das Thema "Reisen" sein. Als Kiezmagazin möchten wir insbesondere Anwohnerinnen und Anwohner mit ins Boot holen. Also schreiben Sie uns! Schicken Sie Ihre Leserbriefe, Themenvorschläge oder Veranstaltungstipps an: redaktion@ intihaus.de. Diese kleine Mühe ist für Sie mit keinerlei Kosten verbunden. In eigener Sache: Adina-Paloma Dutz arbeitete seit Juni 2008 als Co-Leiterin der Grafikabteilung für KONTRAST. Schade, dass wir Sie gehen lassen müssen und schön, dass Sie bei uns war. Ihr Engagement und ihre Kompetenz halfen dabei, unser Kiezmagazin noch professioneller und leserfreundlicher aussehen zu lassen. Danke und viel Erfolg für die Zukunft! Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Gesine Jüthner, Chefredakteurin

und

Leser,

Foto: BB

Außerdem wollen wir uns noch bei weiteren drei Mitarbeitern bedanken: Martin Schilling, Janice Kunisch und Canan Opitz. Sie arbeiteten unterschiedlich lange für unser Kiezmagazin und unterstützten es,

wo sie nur konnten. Wir wünschen allen drei für Ihren weiteren Lebensweg viel Erfolg und alles Gute.

Die Grafikabteilung

Inhaltsverzeichnis Kiez

Victoria Blindenführung am Alexanderplatz Silver Surfers Unerhörte Stadtgeschichten

4-5 6-9 10 11

Sport Türkiyemspor Berlin e.V.

12

Weltküche Indisches Curryhuhn

13

Film

Perlmutterfarbe, So finster die Nacht

14

Veranstaltungskalender

15-18

Film

Defiance, Der seltsame Fall des Benjamin Button

19

3-Generationen im Interview Yoyo (8 Jahre) Silke (37 Jahre) Helmut (61 Jahre)

20-21 22-23 24-25

Nah und Fern Was wird aus Tempelhof? Leipzig und seine Wächterhäuser

26-27 28

Der Prädikator / In eigener Sache

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Rätsel Impressum

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Victoria auf der Suche nach dem verlorenen Engel Für Berlin-Besucher ist das Bummeln durch die Friedrichstraße Pflichtprogramm. Die Friedrichstraße ist dreieinhalb Kilometer lang. Sie beginnt am Mehringplatz in Friedrichshain-Kreuzberg und endet im Bezirk Mitte/Ecke Torstraße. So legen es die Hausnummern fest. Besucher beginnen ihren Spaziergang allerdings im nördlichen Abschnitt, denn hier stehen die repräsentativen Bauten für die obligatorischen Erinnerungsfotos: Friedrichstadtpalast, Berliner Ensemble, Admiralspalast – Unter den Linden mit dem Brandenburger Tor ist auch nicht weit. Am Straßenrand: Schicke und Schöne. Wer seine Fotos geknipst hat, flaniert weiter – vorbei an Edel-Fresstempeln, den vier Kaufhausketten und der einen Kaffeehauskette, die es weltweit noch gibt – bis zum Checkpoint Charlie (gegenüber: das Café Adler, ist noch nicht Franchise). Das Museum an einem der ehemaligen Grenzübergänge zwischen Berlin-Ost und Berlin-West lässt keine Fragen offen. Großformatige Infotafeln und Fotos dokumentieren Geschichte – drinnen und draußen. Wer Berlin besucht, wird gut informiert. Deshalb drängeln sich hier auch die Reisebusse. Die Kreuzung Koch-/Friedrichstraße ist eine der wenigen in Berlin, an der Autofahrer Rücksicht auf Fußgänger nehmen (müssen). Wer will schon einen Touristen überfahren. Geburtstagskerzen auf dem Gulli Und was kommt nach dem Checkpoint Charlie? Ab der Kreuzung Kochstraße: Polizei, Jobcenter, Baulücken, Billigketten. Am Straßenrand: Arme und Alte. So schlagartig, wie sich das Publikum ändert, tut es auch die Architektur. Am Mehringplatz ist die Friedrichstraße dann wirklich am Ende: Plattenbauten, Junkies, Alkis, Einöde. Die im Boden eingelassenen Zitate-der-Weltliteratur-Tafeln des Kunstprojektes "Pfad der Visionäre" wirken so irritierend wie Geburtstagskerzen auf dem Gully. Die Betreiber des Wochenmarktes hätten gerne mehr Besucher. Aber wer kommt schon hierher? Was man sich vorstel4

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Friedenssäule ohne Victoria

len könnte, ist einfach nicht da. Kein angenehmer Treffpunkt, kein schönes Café. Oder soll man mit mitgebrachtem Kaffee und Kuchen neben Heroin und Wodka entspannt den Tag genießen? Der Bürger verzichtet, der Platz verliert. Der Mehringplatz ist rund, in seiner Mitte könnte ein Treffpunkt sein. Und in der Mitte ist – ein Brunnen … ohne Wasser … mit einer Säule. Der Blick schweift nach oben … nichts … die Säule hört da oben ganz einfach auf … einmal rund herum um den Brunnen … vielleicht steht da ja irgendwo was? Ist nicht auf Säulen eigentlich immer irgendwas drauf? Noch mal suchen … vielleicht doch irgendwo eine klitzekleine Infotafel? Fehlanzeige: Wer Berlin besucht, wird gut informiert. Splitter, Schüsse, Spannungsrisse 1840 begannen die Arbeiten an der Friedenssäule. Drei Jahre benötigte Steinmetz und Baumeister Christian Cantian bis zu ihrer Fertigstellung. 1843 setzte Bildhauer Christian Daniel Rauch die Bronze-Statue der Siegesgöttin Victoria oben drauf. Das Gartendenkmal war eine Zierde für den Mehringplatz, bestehend aus einem Brunnen – mit den Sitzfiguren "Friede" und "Klio" (1879 von Albert Wolff) –, der monolithischen 19 Meter

hohen Säule und Victoria. Ein majestätisches Monument für die derzeit repräsentative und begehrte Wohnlage(*). Doch leider nur auf Sand gebaut. Wie visionär können Baumeister sein? Wie hätten sie auch nur im Entferntesten ahnen können, welch‘ heftige Attacken ihrem Gartendenkmal zusetzen werden? Ab 1923 rattert die U-Bahn unter ihm hindurch. Victoria erleidet Spannungsrisse. Der Zweite Weltkrieg verursachte Schuss- und Splitterschäden. Danach rattert wieder die U-Bahn. Victoria wird zur Gefahr, ihre Flügel drohen abzubrechen. Die Schäden werden erst spät entdeckt, denn lange Zeit ist die Friedenssäule das höchste Gebäude am Platz. Verbannung für Victoria 2006 naht Rettung. Im Auftrag des Landesdenkmalamtes montiert Kunstschmied, Bildhauer und Restaurator i. H. Bernd M. Helmich Victoria ab – unter abenteuerlichsten Bedingungen, man bedenke die Arbeitshöhe von 19 Metern. Der Abbau ist auch aufschlussreich, denn er offenbart ein viel tiefer liegenderes Problem: Wasser aus dem Brunnen läuft in den U-Bahnhof. Es besteht nicht nur Abbrech- und Absturzgefahr, sondern auch ein als überaus realistisch einzuschätzendes Einsturzrisiko für die zwei Decken, die zwischen Platz und Brunnen oben und U-Bahn mit Fahr-


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In Adlershof vergessen?

Victoria wartet...

gästen unten eingezogen sind. Auch die Brunnenbefestigung ist kaputt. Die erste schnelle Sicherheitsmaßnahme: Kein Wasser mehr im Brunnen, Verbannung für Victoria nach Adlershof in die Werkstatt von Restaurator Helmich. Seit 1994 arbeitet er dort mit einem Dipl. Restaurator, zwei Gesellen und zehn 10 Lehrlingen. Die Esse glüht, es wird eifrig gehämmert, geschliffen, poliert und gepinselt. Derzeit restauriert das Team in mühe- und liebevoller Detailarbeit die Fortuna, die zum Alten Stadthaus am Berliner Molkenmarkt gehört, die Christus-Figur der Franziskaner-Klosterkirche und Objekte von Schloss Weilburg in Hessen. Besucher sind herzlich willkommen. Etliche Schulklassen waren schon hier.

Unsere Victoria steht in der Ecke: zum Greifen nah und zum Abheben schön. Ihre Flügel federleicht und stark zugleich. Die stolze Haltung anmutig, und trotz des Metalls so gar nicht starr. Wir dürfen sogar anfassen. Einschusslöcher, Spannungsrisse, eine aufgeplatzte Schulter, ein Geschoss hat den rechten Oberschenkel aufgerissen. Der Finger fühlt ein im Durchmesser ca. zwei Zentimeter großes Loch – in hartem, robustem Metall. Victoria steht also seit zweieinhalb Jahren in der Ecke und wartet. Worauf? Herr Helmich berichtet, dass das eben alles nicht so einfach sei. Denn: Erst müsse der U-Bahnhof (U6) am Mehringplatz saniert werden, nur so könnten zukünftige Schäden vermieden werden. Wir fragen nach, beim Bezirksamt, beim Landesdenkmalamt und bei der BVG. Victoria, der Lenz ist da Mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes beschlossen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die BVG folgenden Ablauf: Die BVG beginnt mit einer Bodenuntersuchung. Im Anschluss daran kann sie die Maßnahmen zur Sanierung der zwei Decken und alle weiteren erforderlichen Schritte einleiten. Da die Analyse noch nicht abgeschlossen ist, liegt derzeit auch noch keine Kostenkalkulation vor. Sind die Bauarbeiten der BVG beendet, kann die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung loslegen. Innerhalb eines Jahres (2010) soll das Gartendenkmal (Brunnenabbau 2009) restauriert werden, möglicherweise auch durch Herrn Helmich, falls er nach der öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag erhält. Das Budget für die gesamte Sanierung beläuft sich auf 300.000 Euro. Hinzu kommen weitere 30.000 Euro für einen Technikraum mit Umwälzpumpe, denn der Brunnen soll in Zukunft nicht mehr mit Trinkwasser betrieben werden.

Kunstschmied, Bildhauer und Restaurator i. H. Bernd M. Helmich mit Victoria

Wenn alles fertig ist, wird alles besser! Das Café Adler eröffnet hier eine

Filiale, Wasser plätschert im Brunnen, und Berlin wird hier so vielfältig, wie es eigentlich ist: Schicke, Schöne, Arme, Alte. Die SMS der Zukunft lautet dann: "Treffen: Mehringplatz, Victoria" (*Siehe ausführlicher Bericht zum Mehringplatz in KONTRAST III, erhältlich unter: E-Mail: redaktion@intihaus.de Telefon: 030 25 29 25 40

Text: GJ/Fotos: SK

Ausführliche Information zur Arbeit des Landesdenkmalamtes Berlin inkl. nach Bezirken sortierte Denkmalliste, -karte und -datenbank:

www.stadtentwicklung.berlin. de/denkmal/denkmale_in_berlin/ index.shtml Auszüge aus der Denkmalliste: 09046162 (Nr. in Denkmalliste): Mehringplatz, Stadtplatz, seit 1732 von Philipp Gerlach, Umgestaltung seit 1842 von Peter Joseph Lenné; Friedenssäule, 1840-43 von Christian Cantian und "Victoria" von Christian Daniel Rauch; mit Sitzfiguren "Friede", 1879 von Albert Wolff, und "Klio", 1878 von Ferdinand Hartzer Veränderungen 1945, 1968-75 auf der Grundlage des städtebaulichen Entwurfes von Hans Scharoun; Platzgestaltung 1968-69 von Walter Rossow; 09031090 (Nr. in Denkmalliste): Hallesches Ufer, Hoch- und UBahnhof Hallesches Tor, 1900-01 von Solf & Wichards, 1920-23 von Walter Koeppen, Erweiterung 1927 Mehringplatz Quelle: www.stadtentwicklung.berlin. de/denkmal/denkmalliste/downloads/denkmalliste_09_08.pdf

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Kiez

Blindenführung

am

Alexanderplatz

Eine historische Führung durch das alte Berlin Eine historische Führung für blinde und sehbehinderte Menschen durch das alte Berlin. Der Verein „Berlin für Blinde“ ist ein Kulturprojekt von Förderband e.V. Seine Aufgabe besteht darin, blinden und sehbehinderten Menschen Berlin interessant und unterhaltsam zu präsentieren, und das sogar im Audioformat. Besonderen Wert wird auf die Verlässlichkeit der Wegbeschreibung und der Angebote gelegt. Berlin sehen, mit den Ohren, der Nase und den Händen. Zusammen mit diesem Verein hat die Kreuzberger Musikalische Aktion e.V. (KMA) mit der Jugendabteilung im Integrationshaus ein Pilotprojekt gestartet. Junge Erwachsene, die sich in einer vom Jobcenter geförderten Maßnahme auf Schulabschluss oder Beruf vorbereiten, führen – von kundigen Betreuern angeleitet – einen „begleiteten Spaziergang“ mit Blinden und Sehbehinderten durch. Die Premiere war ein Gang durch die Rathausstraße in Berlin-Mitte, eine der ältesten Straßen Berlins. Die Führung fand bei klirrender Kälte im Januar statt und soll im wärmeren Frühjahr wiederholt werden. Wir treffen uns am Alexanderplatz; dem „Alex“. Den Namen Alexanderplatz erhielt er 1805 zu Ehren des russischen Zaren Alexander, der zu Besuch war. Dieser wiederum war Zar geworden, weil er sich gegen seinen Vater Paul verschworen und ihn umgebracht hatte. Hintergrund: Paul hatte der von Napoleon verhängten „Kontinentalsperre“ zugestimmt. Dies hieß, dass englische Waren nicht ins europäische Festland importiert werden durften. Im Gegenzug konnten keine Waren (vor allem Getreide) nach England geliefert werden. Genau das war aber das Geschäft des russischen landbesitzenden Adels. Adlige russische Großgrundbesitzer schmiedeten nun – unter Beteiligung des englischen Botschafters und des Kronprinzen Alexander – ein Komplott. Sie brachten Paul um und Alexander, ein anerkannter Vatermörder, 6

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Marienkirche

Marx-Engels-Forum Neptunbrunnen

Marx-Engels-Forum

Rot Rath

Matthias Mildner als Blindenführer im Einsatz

Nikolaiviertel

An der Schleusenbrücke

wurde Namensgeber des größten Platzes in Berlin. Versammelt haben wir uns an der Weltzeituhr. Ein guter Treffpunkt, denn dieses pilzartige Gebilde (1969 errichtet) ist kaum zu verfehlen. Wie ein Steinpilz ragt aus einem Stengel ein rundes Plateau, auf dem in 24 Abschnitten unterteilt die Ortszeit der größten Städte der Welt angezeigt wird. Für blinde Menschen ist aber interessant: am Stengel ist die Weltkarte eingraviert, so dass man die Konturen der Kontinente ertasten kann. Wir gehen weiter in die Rathausstraße. Die Straße heißt erst seit 1954 so. Zuvor hieß sie Königsstraße. Damit hatte es folgende Bewandtnis: im 18. Jh. war für die feudalen Oberschichten Europas der König von

Historische Schautafeln

Berliner Fernseh

Frankreich, Ludwig XIV., genannt der Sonnenkönig, das A und O. Um ihm nachzueifern, wollte der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich III. (nach ihm ist die Friedrichstraße benannt), auch König werden. Im damaligen Deutschen Reich standen seinen Ambitionen die anderen Fürsten im Wege. Im damaligen Preußen aber, ein Flecken rund um Königsberg (heute: Kaliningrad), konnte er als Lehnsmann des polnischen Königs die „König in Preußen“-Posse veranstalten. So wurde aus dem Kurfürstentum Brandenburg das Königreich Preußen. Und das sollte gefeiert werden: 1701 zog der nun so genannte Friedrich I., durch’s Oderberger Tor in die heutige Rathausstraße mit großem Trara ein. Eine Sause, die die hoch verschuldete Staatskasse teuer zu


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von Westen nach Osten quer durch Berlin musste geschaffen werden. In Folge entstand eine einspurige Berliner Verbindungsbahn, aus der später die 1882 eröffnete Berliner Stadtbahn wurde. Vom Bau her war sie den römischen Wassertransportwegen, den Viadukten, nachempfunden und in dieser Form wohl einmalig in der Welt.

U S

Alexanderplatz

Weltzeituhr Fernsehturm

Treffpunkt: an der U-Bahn

tes haus

U

hturm

Adrian tastet...

stehen kam, aber durchaus in nachhaltiger Erinnerung blieb. Mehr als 250 Jahre hieß die Straße „Königsstraße“. Wir gehen jetzt weiter unter die Brücken der Stadtbahn. Dort mache ich als Stadtführer für Blinde einen großen Fehler: Ich erzähle unter den S-Bahnbögen – rauschende Züge bilden den akustischen Hintergrund – die Geschichte dieser Bahnlinie. Blinde hören zwar allgemein besser als Sehende, nehmen aber auch störende Geräusche intensiver wahr. Das heißt, sie verstehen mich nur schlecht. Die Berliner Stadtbahn ist letztlich ein Produkt des preußischen Militarismus. Als 1850 nach der gescheiterten demokratischen Revolution die Karten neu verteilt wurden,

An der Weltzeituhr, am Alexanderplatz

Heiliger Georg, der Drachentöter

durchkreuzte das zaristische Russland (dass sich je nach Lage mal Wien, mal Berlin zuwandte) die preußischen Pläne einer deutschen Union, die den Einfluß von Wien auf das gesamtdeutsche Gebiet geschmälert hätte. Russlands Interesse war klar: an seiner West- und Südwest-Grenze sollte keine stabile Macht bestimmen können; und so konnten Wien und Berlin bis zum Anfang des 20. Jhs. bestens politisch gegeneinander ausgespielt werden. Für die Stadt Berlin war aber wichtig: während des Konflikts imponierte Preussen mit militärischen Mitteln. Eine Mobilmachung der Armee sollte die politischen Forderungen unterstützen. Dabei zeigte sich dem Militär, wie umständlich die Verbringung Potsdamer oder im heutigen Kreuzberger oder Tempelhofer Raum gelegenen Garnisonen nach Osten war. Eine Verbindung

In der Rathausstraße, hinter der SBahnbrücke, befindet sich ein langgezogener Häuserblock auf der linken Seite. Zu DDR-Zeiten war hier eine republikweit berühmte ostberliner Diskothek. Rechts davon standen im alten Berlin eng an eng Wohnund Geschäftshäuser, heute ist es ein Park. Wir gehen halbschräg rechts zur Marienkirche, die an der Karl-Liebknecht-Straße liegt. Diese Kirche ist die zweitälteste der Stadt. Vor der Eingangstür – für Blinde interessant, weil ertastbar –, steht ein unscheinbares Kreuz. Dieses hat folgende Geschichte: die Berliner sollten mehr Abgaben an die Kirche bezahlen. Als der Probst von Bernau am 16. August 1325 in einer Predigt in der Marienkirche dies Begehren nicht nur verteidigte, sondern noch höhere Abgaben verlangte, wurde er auf dem Vorplatz der Kirche erschlagen. Es war der Höhepunkt eines lang andauernden Streits ums Geld. Ein Jahr zuvor war Berlin mit einem „Kirchenbann“ – quasi einem Embargo – überzogen worden; Handelsrechte und andere städtische Errungenschaften gingen verloren. Zwanzig Jahre danach fuhr eine Berliner Delegation zum Heiligen Vater nach Rom, bezahlte viel Geld und beendete mit der Errichtung eines Sühnekreuzes, das ihnen auferlegt worden war, die Auseinandersetzung. Ein Relikt aus jener Zeit ist just jenes Kreuz vor der Marienkirche. Betritt man die Kirche – für Blinde erstmal nicht so spannend – sieht man eine Wandmalerei, die sich durch den ganzen Turm zieht. Sie stellt den „Totentanz“ dar. Hier wird bildlich wiedergegeben, wie der Tod März 2009

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– immer dargestellt als fahle, blasse, ausdruckslose Figur – mit Papst, Bischof, Kaiser, Fürst und Bauer tanzt, denn vor dem Tod ist jeder Mensch gleich. Eine spätmittelalterliche Sozialkritik, die aus Nordfrankreich kommt und vermutlich nach einer Pest hier in Berlin in den Turm übertragen wurde. Das Schöne aber ist: im Mittelschiff der Kirche befindet sich ein mit Mosaiksteinchen nachgebildeter Aufbau dieser Malerei. Kollege Adrian, Sehstärke 30%, erkannte durch Ertasten sofort die Figur des Todes in den einzelnen Abschnitten. Schmuckstück dieser Kirche ist die „Wagner-Orgel“, die es außer hier nur noch einmal in Frankfurt (Oder) gibt. Jeden Donnerstag und Freitag um 13:30 gibt der Kantor eine Erläuterung. Hörbeispiele von Bach über Mendelssohn bis in die Moderne verbinden sich mit einer Erklärung der Orgel, von der nur ein geringer Teil sichtbar ist und die eigentlich ein ganzes Orchester imitiert. Die Veranstaltung dauert anderthalb Stunden; der Eintritt ist frei. Wir gehen aus der Kirche, links zum Roten Rathaus und stehen erstmal vor dem „Neptunbrunnen“. Der Brunnen war ein Geschenk der Stadt Berlin an Kaiser Wilhelm II. anläßlich seines 25jährigen Thronjubiläums 1913. Neptun, der alte römische Meeresgott, wurde wohl ausgewählt, weil Wilhelm ein Faible für das Meer hatte. Die „glänzenden Zeiten“ des deutschen Volkes lägen auf dem Wasser, hatte er verkündet. Deshalb betrieb er zusammen mit der Stahlund Schiffbauindustrie ein Flottenaufbauprogramm, was ihm die Feindschaft mit England einbrachte und ihn letztlich – nach dem Ersten Weltkrieg – die Krone kostete. Der Meeresgott liegt auf einer Muschel mit einem Dreispitz in der Hand. Um das Rondell des Brunnens sind vier nackte Damen drapiert, die für Blinde schön anzufassen sind. Sie symbolisieren die vier Flüsse: Rhein, Elbe, Oder und Weichsel, von denen einer – die Weichsel – auf heute polnischem Gebiet liegt. Welche der 8

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Damen steht aber für welchen Fluss? – eine hat Trauben in den Händen; müsste also der Rhein sein, wegen des Weinanbaus, vermuten wir. Wilhelm soll der Brunnen übrigens nicht sonderlich gefallen haben. Ursprünglich stand der Brunnen an der Ostfassade des Stadtschlosses und wurde zu DDR-Zeiten vor das Rote Rathaus versetzt. Und so kommen wir an das Rathaus. An der Eingangstür kann man den reliefartigen Schmuck ertasten. Genau dieser Art ist die „steinerne Chronik“, die sich im ersten Stock rund um das Gebäude zieht. In 36 Bildgestaltungen wird von der Stadtgeschichte vom 12. bis zum 19. Jh. berichtet. Vor 800 Jahren der Beginn; die Trockenlegung der Sümpfe – der Name Berlin hat nichts mit Bären, sondern einem altslawischen Wort für Sumpf zu tun. Das Pflanzen und Ackern, Alltagsszenen aus Hof und Haushalt, Gerichtsverhandlungen, die in Frankreich verfolgten Hugenotten wandern ein, Napoleon besetzt Berlin und so weiter und so fort; alles dargestellt in diesen Bildern. Wir gehen weiter ins Nikolaiviertel. Hier befindet sich der älteste Kern Berlins. Die Nikolaikirche ist geschlossen. Sie wird renoviert. Der Kiez war im Zweiten Weltkrieg vollständig zerbombt worden. Die DDR-Regierung hatte anläßlich der 750-Jahrfeier, die sich auf die erste Nennung Berlins in einem kirchlichen Dokument bezog, das Viertel mit historisierenden Gebäuden – eigentlich raffinierten Plattenbauten – nachgestellt. Enge Gassen, wie in mittelalterlichen Städten üblich, und zudem die Umsetzung von Häusern, z.B. die älteste Kneipe Berlins („Zum Nussbaum“; hier verkehrten u.a. auch Zille, Claire Waldoff...) von der Fischerinsel an diesen Ort, bringen zumindest ein Stück Athmosphäre aus alten Zeiten zurück. Apropos Zille: anläßlich seines 150. Geburtstages 2008 wurde dem berühmten Maler des Berliner

Alltagslebens ein Denkmal in dem Viertel gesetzt; nicht sehr groß und so für Blinde gut zu ertasten. Entlang der Spree gehen wir zurück auf die Rathausstraße und wenden uns Richtung Norden dem „Marx-Engels-Forum“ zu. Da steht zur Spreeseite hin ein langgezogenes Relief, das sich auch sehr schön ertasten läßt. Mit abstrakten, aber deutlich fassbaren, gekrümmten und gebeugten Körperformen soll das kapitalistische Elend der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen dargestellt werden. Danach folgen die Figuren der Begründer des „wissenschaftlichen Sozialismus“ Karl Marx und Friedrich Engels. Marx (aus Trier) sitzt, Engels (aus Wuppertal) steht. Seine Figur ist über drei Meter hoch! Geht man weiter, kommt man zu mehreren Schautafeln, die die Kämpfe der Arbeiterschaft und der kolonisierten Völker der Welt fotografisch zeigen: von der Pariser Kommune 1871, über den „Blutmai“ am 1. Mai 1929, Ché Guevara, Vietnamkrieg... Das Forum schließt dann mit mehreren Reliefs ab; auch schön zu ertasten, aber diesmal mit Körperhaltungen, die nicht gekrümmt sind, sondern aufrecht und offen in die Zukunft weisen. Dieser Ort ist Ausdruck des offiziellen Selbstverständnisses der DDR: von der Unterdrückung, dann angeleitet durch Marx und Engels zum tätigen Kampfe, hin zur Befreiung, die das Forum darstellen soll. Die Idee des Sozialismus war nicht schlecht, aber ganz mies ausgeführt – fand jedenfalls 1989 die Mehrheit der DDR-Bevölkerung. Jetzt geht es über die Spree. Hier verlassen wir das historische Berlin und spazieren ins alte Cölln. BerlinCölln war quasi eine Doppelstadt, die aber zusammen verwaltet wurde. Cölln reichte von der Fischerinsel bis zur heutigen Karl-LiebknechtStraße. Der jetzige Lustgarten war damals Sumpf, später Nutzgarten


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des Schlosses, danach botanischer Vergnügungspark, dann Exerzierplatz der preussischen Armee und im letzten Jahrhundert Aufmarschgebiet großer politischer Kundgebungen. Das heutige Neukölln hat von dieser Teilstadt den Namen. Die rund um Rixdorf während der Industrialisierung rasant gewachsenen Ortschaften, ihr Zusammenschluss unter dem neuen Namen Neukölln, sollte das Image des Berliner Südostens aufpolieren. Wir spazieren am Marstall vorbei. Der Bau tut so, als wäre er Hunderte von Jahren alt. Ist er aber nicht. Ende des 19. Jhs. errichtet, diente er – heute würde man sagen, als Parkhaus – als Unterstand für Pferde und Kutschen des Schlosses und seine Besucher. Zur Zeit ist hier die „Hochschule für Musik Hanns Eissler“ untergebracht. Als nächstes folgt das Gebäude des ehemaligen „Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik“. Der schön ge-

staltete Kasten hat als Haupteingang ein Originalportal des zu DDR-Zeiten weggesprengten Stadtschlossses. Grund dafür: auf dem Balkon dieses Schlossportals rief 1918 Karl Liebknecht, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschland, die „Sozialistische Deutsche Republik“ aus. Daraufhin durfte die sozialdemokratische Konkurrenz nicht zögern. Einer ihrer Führer, Philipp Scheidemann, erklärte umgehend vor dem Reichstag die „Deutsche Republik“. Scheidemann sprach seine Erklärung noch einmal im Tonstudio nach – das Tondokument findet sich im Internet. Nun gehen wir über die Schleusenbrücke. Am linken und rechten Geländer sind auf sechs ovalen, gußeisernen Reliefs verschiedene Phasen der Berliner Stadtgeschichte dargestellt. „Hervorragend abtastbar“, wie Kollege Adrian sagt. Hier endet unsere Route.

Wir befinden uns im ehemaligen Stadtteil Werder am selbigen Markt mit der schönen Schinkelkirche, heute ein Museum aus dem 19. Jahrhundert. Der Eintritt ist frei. Der Stadtteil Werder war die erste Erweiterung der sich im Mittelalter vergrößernden Stadt. Gegenüber ein moderner Glasbau; das Außenministerium. Es ist ein Anbau an die ehemalige Reichsbank, die zu DDR-Zeiten als Sitz des Zentralkommitees der SED genutzt wurde. Liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie Interesse haben, an einer solchen Führung teilzunehmen, dann melden Sie sich bitte bei uns. Wir geben gerne Ort und Zeit der nächsten Führung bekannt.

Text: MM/Fotos: SK/Illustration: BB

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Silver Surfers und ihr Anker in das gesellschaftliche Leben In Zeiten der Globalisierung sind zwei Faktoren besonders entscheidend für eine bleibende Positionierung auf dem Arbeitsmarkt: Erreichbarkeit und Mobilität. Mobilität – von heute auf morgen in einer anderen Stadt, einem anderen Land arbeiten. Familie oder Heimat rücken in die Ferne, aber werden sie dadurch weniger wichtig? Die Erreichbarkeit des Menschen, durch Telefon und insbesondere das Internet, hat während der vergangenen zehn Jahre stark zugenommen. Das Internet ist längst kein Nischenmedium mehr, es ist für alle da. Doch nutzt es jeder? Bedenkt man die Altersverteilung in Deutschland und die steigende Anzahl älterer Menschen über 50, müsste man von einer Flut von Internetseiten für ältere Menschen ausgehen. Fehlanzeige. Das Internet ist ein Medium, wo das Angebot die Nachfrage reguliert. Im Klartext heißt das: Spiele, Sex, Erotik-Chats. Ältere Menschen lässt das eher kalt, denn für sie steht der praktische Nutzen im Vordergrund: Sie möchten eine Reise buchen, sich mit Gleichgesinnten austauschen oder den Kontakt mit der Familie pflegen. Wenn das eigene Kind in Übersee arbeitet, bietet sich die Kommunikation über eine Videokonferenz an. Bei Glatteis kann der Gang zum Reisebüro für ältere Menschen durchaus gefährlich werden. Eine Onlinebuchung vom Wohnzimmer aus ist nicht nur unendlich bequem, sondern auch praktisch. Die Kontaktpflege mit alten Freunden ist via E-Mail durchdachter, strukturierter und ist auch schneller als die alte Briefpost, wenn auch nicht ganz so romantisch. Seit einiger Zeit bieten u.a. die Volkshochschulen PC-Kurse für Senioren an. Da heißt es beispielsweise in einer Anzeige: „In diesem Kurs haben Sie Gelegenheit, den PC verstehen und bedienen zu lernen, die Computermaus einzusetzen und zu erfahren, was es mit Fenster- und Menütechnik auf sich hat.“ Oder „alles rund um das Thema E-Mailing; Download von Dateien; grundlegen10

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de Sicherheitsaspekte (Schutz vor Viren, Spam usw.)“. Vorschläge für das Besuchen von interessanten Internetseiten, wie z.B. Ebay, Deutsche Bahn, BVG u.a.“. Der Frauenanteil bei diesen Kursen ist recht hoch. Besonders der Transport von schweren Flaschen ist im Alter zunehmend mit großer Anstrengung verbunden. Auch deshalb bieten die meisten Supermarktketten mittlerweile einen Lieferservice an, die Nutzung desselben über Internet ist einfach und übersichtlich – so sind Getränkeeinkäufe nur ein paar Klicks entfernt. Überweisungen und Bankgeschäfte sind ebenfalls beliebt, da die Filialendichte ausgedünnt wird. Bei www.senioren-initiativen.de finden Interessierte mehrere hundert Senioreninitiativen, die nach Themenfeldern, wie z.B. Politik, Kultur und Bildung gegliedert sind. www. feierabend.com bietet ein Potpourri aus Urlaubsangeboten, Gesundheitstipps sowie einen Chatroom. Es funktioniert genauso wie das Jugendportal www.chat4free.de, nur ist es vom Design her ruhiger und übersichtlicher. Chatteilnehmer präsentieren sich mit Sätzen wie: „Ich liebe das Leben, bin neugierig, fast allem gegenüber aufgeschlossen. Ich mag nicht: Engstirnigkeit, Intoleranz, Humorlosigkeit.“ oder „Was soll ich sagen, zu gut für diese Welt, lustig und auch manchmal traurig.“ Wenn Sie lernen möchten, wie das geht, können Sie an einem VHS-Kurs teilnehmen. Die Teilnahmegebühr beträgt bei Ermäßigung circa 30 Euro und ansonsten um die 70 Euro. Bedauerlicherweise gleicht Vielen die Internetwelt nach wie vor einem gordischen Knoten. Mit dem PC assoziiert man auch heute noch häufig Jugend, Moderne und Schnelligkeit. Das Alter hingegen mit Schmerzen, Gebrechlichkeit und Krankheit. Diese Assoziationen wurden vor allem durch die Werbung geprägt, und irgendwann hielt die Allgemeinheit die Botschaften der Werbung für unverrückbar, unumgänglich – schlicht für die Wahrheit. Mittlerweile gestalten Auktionshäuser wie Ebay Werbung

Model: Heide Jüthner-Kley / Foto: Christine Zimmermann

auch für älteres Publikum. Auch das Online-Shoppen nahm verstärkt zu. Die „Best-Ager“ stellen mittlerweile die Mehrheit der Nutzer. So präsentiert www.platinnetz.de für 2009 einen Akt-Kalender mit Senioren. Die Anzahl der Internetteilnehmer zwischen 50-59 Jahren steigerte sich laut der ARD/ZDF-Onlinestudie von 1997 bis 2008 von 6,5% auf 64,2 %. Über 50 sein heißt heutzutage, liquide genug zu sein, um sich seine Wünsche auch erfüllen zu können. „Best Ager“ – ein Lebensgefühl mit bestimmten Präferenzen, ausgestattet mit einer gewissen Liquidität – ein neuer Markt. Halten wir fest: Engagement, Aktivität, Weltoffenheit und Interesse sind keine Altersfrage. Der Computer ist ein Werkzeug. Wie hilfreich es ist, bleibt Ihnen überlassen. Dem Computer ist es selbstredend einerlei, wer und wie alt Sie sind. Also, nur Mut!

Text: MS

Mehr Infos finden Sie unter folgenden Internetadressen: www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Online08/Eimeren_I.pdf

www.senioren-initiativen.de www.feierabend.com


Kiez

Unerhörte Stadtgeschichten Ein Hörbuch klärt auf Friedrichshain gehört seit einiger Zeit bekanntlich zu Kreuzberg. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber hier im Kreuzberger Kiez bekommt man nicht viel über die andere Hälfte unseres Bezirkes mit. Irgendwann kommt da die Spree und dann ist Ende. Jedenfalls war das mal so – bis 1989. Aber was liegt „da drüben auf der anderen Seite“, die einst durch den „Eisernen Vorhang“ von Kreuzberg getrennt war? Waren und sind die Menschen ein paar Meter weiter anders als wir? Anders waren zumindest die politischen Systeme, die die Menschen voreinander „schützten“, sie de facto aber voneinander absonderten – „zwei Königskinder“, getrennt durch den Wassergraben Spree. Die Rolle der Spree und die Rolle der Mauer haben sich verändert. Damals war es die Mauer, welche die Grenze zwischen Ost und West fühlbar bestimmte. Heute ist es die Spree, die Friedrichshain und Kreuzberg visuell voneinander trennt. Die Mauer wurde schärfstens bewacht. Viele „Königskinder“ aus Berlin­­­­­­-Ost ließen beim Versuch, diese Grenze zu überwinden, ihr Leben. Heute kann sich meine Generation, welche in den späten 1980er Jahren geboren wurde, kaum noch vorstellen, wie das einmal war – weder die aus dem ehemaligen Osten, noch die aus dem Westen. Für alle, die gerne wissen möchten, wie es in einem Arbeiter- und Revoluzzerviertel zuging, was hinter verschlossenen Türen geschah, und wie Mut und Träume Helden oder Schurken hervorbrachten, die sollten sich unbedingt das Hörbuch „Unerhörte Stadtgeschichten“ besorgen. Architekt Stephan Hutter und Fremdenführerin Doreen Welke haben in der noch so entferntesten Ecke gestöbert und jede Menge längst in Vergessenheit geratene Geheimnisse entdeckt. Ihre Fundstücke haben sie spannend und kurzweilig aufbereitet. Eine der Geschichten erzählt davon, wie ein 17-jähriger zum Gangsterboss aufstieg und mit einer mehrköpfigen Bande ganz Berlin in Atem hielt. Eine

N. Schmitz: Berliner Oberbaumbrücke by pixelio.de

andere berichtet vom Volksaufstand am 17. Juni 1953, der in Friedrichshain begann – Arbeiter kämpften mit Fäusten und Steinen gegen Panzer.

Unerhörte Stadtgeschichten, CD

Nur wenige Jahre später verteidigten sich Hausbesetzer gegen PolizeiHundertschaften – bis am Ende ein Berliner Senat darüber zerbrach. Wilde Partys mit Punk- und Rock-Bands in überfüllten Kirchen, Jugendliche wurden zu Hoffnungsträgern für die Freiheit. Ein gutes Beispiel dafür ist auch heute noch die KvU (Kirche von Unten). 1987 wurde sie von einer evangelischen Gruppe als gemeinnütziges Veranstaltungs- und Konzertprojekt gegründet. Es handelt sich bei diesem Projekt tatsächlich um eine Kirche, die auch schon zu DDR-Zeiten Punks eine Heimat bot. Der Grund für diese seltene Mischung von Gläubigen und Punks war die Idee der kulturellen Gleichheit. Diese Form der offenen Sozialarbeit hat das gegenseitige Interesse der jeweiligen Gruppen füreinander geweckt und sich bis heute durchgesetzt. Die Veranstaltungen sind zu einem erschwinglichen Preis für jedermann zugänglich. Das vielfältige Angebot spricht gezielt auch Subkulturen an und soll die Begegnung verschiedener Altersgruppen mit unterschiedlichem Einkommen ermöglichen. Eine großartige CD für alle. Mit „Erkundungstipps“ für Friedrichshain und den besten Adressen für wilde Partys und lange Nächte. Text: EW

Autor & Sprecher: Doreen Welke, Stephan Hutter Musik: Steven Schwarz Verlag: hoerspur.com ISBN: 9783000238277 Beigaben: Cover, Booklet, Stadtplan Preis: 8,00 € als Download, 9,80 € im Handel (Liste der Läden auf der Website) Mehr Informationen auf: www.hoerspur.com Kirche von Unten im Internet: www.kvu-berlin.de

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Sport

Türkiyemspor Berlin e.V. Ihr Fußballverein im Kiez Aus der Stadt Izmir an der Ägäischen Küste kamen Gastarbeiter aus der Türkei nach Berlin. In ihrer Freizeit spielten sie Fußball. 1978 gründeten sie den ersten türkischen Fußballverein in Berlin und nannten ihn nach ihrer Heimatstadt Izmirspor. Der Verein begann in der Kreisklasse und stieg jede Saison immer weiter auf. Seit 16 Jahren spielt die erste Männer-Mannschaft in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands, der Regionalliga Nord. Innerhalb Berlins ist der Club die drittstärkste Kraft, nach Hertha BSC und Union Berlin. Mit dem sportlichen Erfolg stieg auch die Zuschauerzahl. So dachten sich die Gründer: Da der Verein viele andere türkische Fans im In- und Ausland hat, soll der Vereinsname allgemeiner gehalten werden. Im Jahre 1988/1989 wurde der Verein in Türkiyemspor umbenannt. Die deutsche Übersetzung von „Türkiyem“ lautet: „Meine Türkei“; mit diesem neuen Namen sollten sich alle identifizieren können. Der Club ist der erfolgreichste Fußballverein mit Migrationshintergrund in Deutschland. Jugendabteilungen

Die Kinder und Jugendlichen stammen aus zwölf verschiedenen Nationen, darunter die Türkei, Deutschland, Japan und Tunesien. Gerade Sport ist für die Integration sehr wichtig, da hier politische oder religiöse Hintergründe unwichtig sind. Im Sommer wird auf dem Fußballplatz und im Winter in der Halle trainiert. Das Haupttrainingsgelände befindet sich in der Blücherstraße. Die meisten der Jugendtrainer sind ausgebildete Trainer oder besitzen eine DFB-Trainerlizenz. Jeder Fußballbegeisterte ist hier herzlichst willkommen, um an Schnupperkursen und Probetrainings (an jedem Wochentag) teilzunehmen. Anfragen sind per Mail oder per Telefon willkommen. Der aktive Mitgliedsbeitrag beträgt zehn Euro pro Monat.

beim Hallentraining

Bis zur E-Jugend (U10-U11) findet zwei Mal die Woche Training und am Wochenende ein Punktspiel statt. Danach ist drei bis vier Mal die Woche Training. Nur die A-Junioren in der Regionalliga trainieren jeden Tag, da hier schon der Leistungsbereich beginnt.

Projekte hatten sich um diesen Preis beworben. Der Verein Türkiyemspor gewann den ersten Preis. Die Übergabe des Preises fand in Sindelfingen (bei Stuttgart) statt. Den Preis überreichten Vizepräsident des DFB Rolf Hocke (zuständig für Prävention, Integration, Freizeit- und Breitensport), Oliver Bierhoff, Manager des DFB sowie mehrere offizielle Vertreter von Mercedes-Benz. Der Preis war ein Mercedes Vito im Wert von ca. 50.000 €. Dieser neue 9-Sitzer dient jetzt für die Jugendmannschaften als Transportmittel bei Punkt- und Freundschaftsspielen außerhalb Berlins.

Text und Foto: SK

Kontaktdaten: die E-Jugend von Sedat Kahraman

Insgesamt hat der Verein 19 Jugendmannschaften bei den Jungen in den Altersklassen U8-U9 bis U18-U19 (FJugend bis A-Jugend) und vier Mädchenmannschaften in den Altersklassen U10-U11 bis U16-U17 (E-Jugend bis B-Jugend). Da nach Mädchenfußball eine große Nachfrage besteht, wird diese Sparte ausgeweitet. Die Anzahl der Jugendmannschaften muss begrenzt gehalten werden, da es sehr viele Fußballvereine gibt, aber zu wenige Fußballplätze zur Verfügung stehen.

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Das „Running-Team“ Außer Fußball betreibt Türkiyemspor noch ein sog. „Running-Team“, welches an verschiedenen Läufen und Marathons in und um Berlin teilnimmt. Hier haben sich Laufbegeisterte zu einer Gruppe zusammengefunden. Andere Sportabteilungen sind nicht vorhanden. Integrationspreis Im Januar 2008 wurde das erste Mal vom Deutschen Fußballbund (DFB) und Mercedes-Benz der Integrationspreis verliehen. Mehr als 200

Türkiyemspor Berlin e.V. Gitschiner Straße 48 10969 Berlin Jugendkoordinator: Sedat Kahraman sedat-kahraman@web.de 0172 302 82 60 Probetraining und Schnupperkurse: Blücherstraße 43 10961 Berlin


Weltküche

Indisches Curryhuhn für vier Personen Vorab ist zu diesem Gericht zu berichten, dass Curry-Pulver kein eigenständiges Gewürz ist, sondern eine aus Indien stammende Gewürzmischung, die bis zu 66 fein pulverisierte Gewürze enthalten kann. Der Name leitet sich vom indischen „Kari“ ab und wurde traditionell zum Würzen von Reis verwendet. Die charakteristische gelbe Farbe des Curry-Pulvers ist auf die Gelbwurzel (auch Gelbwurz oder Kurkuma genannt) zurückzuführen. In der indischen Küche werden häufig unterschiedliche Currypulvermischungen hergestellt, aber in der restlichen Welt gibt es meist eine mehr oder weniger einheitliche Gewürzmischung, in der folgende Gewürze enthalten sind: Gelbwurz bzw. Kurkuma, Gewürznelken, Ingwer, Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel (Cumin), Muskat, Paprika, Pfeffer/Cayennepfeffer, Piment, Senfkörner, Zimtstangen. Bei uns verwendet man Curry-Pulver zum Würzen von exotischen Reisgerichten, Fleisch, Fisch, Geflügel sowie von Soßen und Suppen. Zubereitung Die Hähnchenschenkel waschen, mit Küchenpapier abtupfen und mit einem scharfen Messer den Rückenanteilknochen abschneiden. Den unteren Hühnerbeinknochen ebenfalls abschneiden und die gesamte Haut entfernen. Die abgetrennten Knochen und die Haut mit ca. 3/4 Liter Wasser eine Stunde lang kochen, salzen und die Brühe durch ein Sieb gießen. Die enthäuteten Schenkel mit Salz einreiben und mit Limettensaft beträufeln. Den Joghurt mit Knoblauch (geschält und gehackt), Kardamompulver, kleingeschnittener Ingwerwurzel, Cayennepfeffer, Cumin und Kurkuma mit einem Pürierstab zu einer glatten Paste verarbeiten. Das Geflügel reichlich damit bestreichen und mindestens drei Stunden bzw. am besten über Nacht in der Gewürzpaste – zugedeckt – durchziehen lassen.

Zutaten für vier Personen: • 4 Hühnerschenkel mit Rückenanteil

• 1 Prise Cumin (Kreuzkümmel) • 1 Prise Cayennepfeffer

• Limetten zum Beträufeln • 1 Esslöffel Kurkuma (Gelbwurz) • 150 g Naturjoghurt • 2 mittelgroße Zwiebeln • 2 Knoblauchzehen • 3 Esslöffel Butterschmalz • 1 Teelöffel Kardamom-Pulver • 1 Stückchen (2 bis 3 cm) frische Ingwerwurzel

• 1-2 Nelken (im Mörser fein zerkleinert) • 1 Stange Zimt

• Salz • Limettenscheiben zum Garnieren Die Zwiebeln fein hacken. Das Butterschmalz in einem Topf erhitzen und die Zwiebeln darin glasig braten. Zerstoßene Nelken und Zimtstange dazutun; die Zimtstange nach ein paar Minuten wieder herausnehmen – ganz wichtig, da der Geschmack sonst zu intensiv wird. Die Hühnchenstücke in den Topf geben und bei mittlerer Hitze schmoren (nicht bräunen) lassen, hin und wieder wenden. 1/8 Liter von der gewonnenen Hühnerbrühe aufgießen und die restliche Gewürzpaste hinzugeben. Das Ganze bei kleiner Hitze mit geschlossenem Deckel 30 bis 35 Minuten schmoren lassen, bis das Hühnchenfleisch gar ist. Mit Salz (evtl. noch einmal mit Cayennepfeffer) vorsichtig abschme-

cken und auf dem Teller, mit Limettenscheiben garniert, anrichten. Als Beilage empfiehlt sich z.B. BasmatiReis (Zubereitung nach Anleitung auf der Verpackung) und ein knackiger Salat. Man muß sagen: Es ist eine Freude, mit diesen Gewürzen zu kochen, schon allein wegen der supertollen Farbe (eben speziell des Kurkuma), und es war für alle ein richtig schönes Erlebnis, wie auch das ganze Haus nach den Gewürzen roch (sonst riecht es auch meistens toll nach Essen, wenn gekocht wird, aber dieses Mal ganz besonders!). Und noch etwas: Vorsicht mit den Nelken, es reichen zwei!! Stück, sonst zu krasser Geschmack. Text: UG/ Foto: SK

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Film

Filmkritiken Die Perlmutterfarbe Das neueste bayrische Werk von Marcus H. Rosenmüller basiert auf dem Jugendbuch von Anna Maria Jockl und widmet sich den Problemen der Jugend im Jahre 1931. Alexander (Markus Krojer) geht in die A-Klasse einer Realschule und ist bei seinen Mitschülern sehr beliebt. Er wächst alleine bei seiner Mutter auf und wünscht sich sehnlichst seinen Vater zurück. Nebenbei möchte er sehr gerne den Malwettbewerb an seiner Schule gewinnen, um Mitschülerin Lotte (Zoe Mannhardt) zu imponieren. Sein bester Freund, der Tüftler Maulwurf (Dominik Nowak), stellt seine neueste Erfindung vor: die Perlmutterfarbe. Durch Zufall gelangt die Flasche mit der Perlmutterfarbe in Alexanders Besitz. Er verstrickt sich in Lügen und damit in eine missliche Situation, welche der hinterlistige Gruber (Benedikt Hösl) ausnutzt.

Gemeinsam mit Drehbuchautor Christian Lerch schuf Rosenmüller eine spannende Story, die aus dem Leben verschiedener Kinder erzählt. Dabei zitiert der Film nicht nur Goethes Zauberlehrling, er weckt auch Assoziationen zu Dennis Gansels Verfilmung „Die Welle“. Insbesondere die Ausstattung ist so authentisch, als befände man sich selbst in den 1930er Jahren. Markus Krojer, der bereits in Rosenmüllers Überraschungserfolg „Wer früher stirbt ist länger tot“ in der Hauptrolle zu begeistern wusste, tut es auch hier. Dominik Nowak und die junge Zoe Mannhardt sind in ihrer ungeheuren Spielfreude hinreißend. Ebenso präsent tritt der Sänger und Schauspieler Gustav-Peter Wöhler (Lehrer Herr Schloder) auf, der für etliche Lacher sorgt und eine starke Leinwandpräsenz ausstrahlt. Marcus H. Rosenmüller beweist hier ein weiteres Mal, dass er zur neuen

Quelle: Constantin Film AG

deutschen Garde talentierter Regisseure gehört. Er präsentiert unterhaltsame Filme in bayrischer Mundart. Seine Werke hätten es durchaus verdient, zeitgleich inner- und außerhalb der Bundesrepublik gespielt zu werden. Text: SK

So finster die Nacht immens stärkt. Sie wiederum leidet an ihrer inneren Zerrissenheit zwischen Freundschaft und Blutgier. Mit dem markanten Spruch „Weg gehen heißt Leben, hier bleiben der Tod“ regen die Filmemacher zum Denken an.

Der neueste schwedische Exportschlager beeindruckte das Publikum bereits 2008 in mehreren Städten beim Deutschen Fantasy Filmfest. Er ist die kongeniale filmische Umsetzung des gleichnamigen Romans von Debütautor John Ajvide Lindqvist. Der schüchterne und unsichere Einzelgänger Oskar (Kåre Hedebrant) wird in der Schule von seinen Mitschülern gemobbt und drangsaliert. Mehr als frustriert, schmiedet er heimlich Rachepläne. Eines Abends lernt er die gleichaltrige und mysteriöse Eli (Lina Leandersson) kennen. Da auch Oskars alleinerziende Mutter Yvonne (Karin Bergquist) keine große Hilfe für den Jungen ist, entwickelt sich zwischen Oskar und Eli langsam eine Beziehung. Außerdem geschehen seltsame Morde in der Nachbarschaft.

gend-Horror-Drama mit zahlreichen Coming-Of-Age-Elementen auf die Leinwand. In ruhigen und gefühlvollen Bildern erzählt der Regisseur die Geschichte eines verunsicherten Jungen, der sich nicht zu wehren weiß.

Zusammen mit Regisseur Tomas Alfredson bringt der Roman- und Drehbuchautor Lindqvist das Ju-

In dem mysteriösen und verschlossenen Mädchen findet er eine Freundin, die sein Selbstbewusstsein

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Quelle: MFA+ Filmdistribution e.K.

Darstellerin Lena Leandersson als Eli fasziniert durch ihre Ausstrahlung und Mimik – ein äußerst gelungener Auftritt eines innerlich zerissenen Charakters. Kåre Hedebrant überzeugt ebenfalls und setzt den schwierigen Charakter sowie die innere Unsicherheit sehr gut um. Realistisch und kühl inszenierte Morde, melancholische Musik und ruhige Kameraeinstellungen spiegeln die kalte Grundstimmung des Films wider. Regisseur Tomas Alfredson schuf mit „So finster die Nacht“ ein beeindruckendes Jugend-Horror-Drama um Einsamkeit, Freundschaft, Treue und Liebe. Sicherlich der faszinierendste Vampir-Film seit „Interview mit einem Vampir“. Text: SK


14.03. bis 15.03. 10:00 - 18:00 Uhr

20.03. bis 29.03.

05.04. ab ca. 10:00 Uhr (unterschiedliche Startzeiten je nach Disziplin)

25.04. 19:00 - 01:00 Uhr

01.05. bis 18.05.

10.05. ab 10:00 Uhr (Kinder ab 10:10 Uhr)

16.05. vorauss. ab 14:30 Uhr, je nach Art und Distanz 14:40 Uhr Bambinilauf 18:00 Uhr 10 Kilometer

29.05. bis 01.06.

Internationale Tourismus-Börse (ITB)

Märzmusik

29. Berliner Halbmarathon

Erste Lange Nacht der Opern und Theater

Theatertreffen 2009

Berlin läuft ... 25 Kilometer

25. AVON Berliner Frauenlauf

Karneval der Kultuen 2009

Du erhältst den Super-Ferien-Pass 08/09 unter anderem bei Kaiser's, in Schwimmbädern oder beim JugendKulturService.

Einmaligen freien Eintritt hast du bei: Berliner Zoo, Tierpark Berlin, Legoland Discovery Centre, Museum für Naturkunde, Funkturm u.v.a. Rund 450 Freizeitangebote für nur 9 Euro und nur für junge Leute bis einschließlich 18 Jahre.

JugendKulturService | Obentrautstr.55 | 10963 Berlin | Tel: 030-23 55 620

Den FamilienPass für 2009 gibt es in allen Berliner Filialen von Getränke Hoffmann, in Bibliotheken und Bürgerämtern, beim JugendKulturService und vielen weiteren Verkaufsstellen.

Den Berliner FamilienPass können alle Berliner Familien mit Kindern unter 18 Jahren nutzen, völlig unabhängig vom Einkommen .

Allein beim Besuch von Zoo oder Tierpark spart eine vierköpfige Familie zwölf Euro. In Schwimmbädern oder Eisbahnen zahlen nur die Eltern; alle Kinder der Familie haben freien Eintritt.

... auch in den Osterferien! Das Angebot des JugendKulturService bietet Dir mehrmaligen(!) freien Eintritt in alle Berliner Bäderbetriebe, das Technikmuseum oder das Museum für Kommunikation u.v.a.

Der Super-Ferien-Pass lohnt sich immer ...

Quelle: www.jugendkulturservice.de

www.karneval-berlin.de

www.scc-events.com

Start und Ziel ist Straße des 17. Juni, zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor (Änderung vorbehalten)

Start: Hermannplatz, über Hasenheide, Gneisenaustraße, Yorckstraße

www.berlin-laeuft.de

www.berlinerfestspiele.de

www.berlin-buehnen.de

www.scc-events.com

www.maerzmusik.de

www.itb-berlin.de

mehr Infos unter...

Olympiastadion

Deutsches Theater im Haus der Berliner Festspiele

Hebbel am Ufer, GRIPS Theater, ufaFabrik und viele mehr...

Unter den Linden 21, Ecke Friedrichstraße

Haus der Berliner Festspiele, Jüdisches Museum Berlin und viele mehr...

Messegelände Berlin

Wo?

Ob Großfamilie oder Alleinerziehend: Der Familenpass bietet 300 familienfreundliche Preisvorteile, viele davon sind mehrfach nutzbar. Der 180-seitige FamilienPass gilt das ganze Kalenderjahr und kostet 6 €.

Berliner FamilienPass 2009

Wann?

Was?

Das Kiezmagazin

Events März - Juni 09


Musikunterricht (Bass, Klavier, Saz, Gitarre, Schlagzeug), DJ-Workshop, Breakdance, Streetdance, Stimmbildung und noch vieles mehr

Englischkurs, Thai Chi, Trommeln für Kinder, Singgruppe, Kindertanzkurs, Aerobic, Rückenschule, Yoga, PC-Kurs für Senioren

Kinder kochen im Kiez, „grüne“ Freizeitangebote, Umweltprojekte, Lesungen für Kinder, Lesepatenschaften, Ferienprogramm mit kreativen Workshops, KochTreff – Kochkurs

KMAntenne

Quartiersmanagement am Mehringplatz (QM)

Schildkröte Gmbh

Karneval der KulturenKMA-Wagen

KMA

www.soundwahl.de www.lindenpark.de

Nähere Infos unter:

Sonntag, 31.05.

Mehr Infos zur Soundwahl-CD siehe Coverinnenseite (Seite 2)

Bands: Pityfuck, Show Off Freaks, Die Monstaaa, Rap‘n‘ Respect, Jan Preuß und die Geheime Gesellschaft, Pop Phantom uvm.

Eintritt ist frei

Freitag 17.04.09 Beginn 19:00 Uhr Lindenpark Potsdam

Record-Release-Party:

Mo bis Fr

Mo bis Fr

Mo bis Fr

Mo bis Fr

Wann

Tel.: 284 72 42 21 www.schildkroete-berlin.de

Tel.: 39 93 32 43 www.suedliche-friedrichstadt.de

Tel.: 25 29 51 63 www.kma-antenne.de info@kma-antenne.de

Tel.: 25 29 25 40 www.intihaus.de info@intihaus.de

Kontakt

Feuerwehr 112

Polizei / Notruf

110

31 00 31

Kassenärztlicher Notdienst

711 21 12

89 00 43 33

Zahnärztlicher Notdienst

192 40

Gift Notruf

615 42 43

Frauenkrisentelefon

Ausstellungseröffnung Dienstag, 19. Mai 2009 15 Uhr, mit Kinderkulturprogramm!

19. Mai bis 5. Juni 2009 Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg Zossener Str. 65. am Blücherplatz

Ausstellung zum Malwettbewerb

Die Gewinner werden prämiert und auf dem Plakat zum Kinderkarneval 2009 abgebildet. Außerdem werden die schönsten Bilder in einer Ausstellung gezeigt.

Privatärztlicher Notdienst

Auf dem Festgelände im Görlitzer Park wird ab 15 Uhr ein multikulturelles Kinderkarnevalsfest gefeiert. Erwartet werden 12.000 Teilnehmer. Kinder präsentieren auf drei Bühnen ein künstlerisches Programm.

Karnevalsfest

Los geht es am Mariannenplatz um 12:30 Uhr mit einem bunten Kostümumzug. Ab 13:30 Uhr geht es weiter über den Heinrichplatz und die Wiener Straße zum Görlitzer Park.

Kostümumzug

Am Tag vor dem großen Umzug des Karnevals der Kulturen wird das Kinderfest in Berlin-Kreuzberg stattfi nden und Kinder mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Hintergrund zusammenbringen.

Freitag, 08.05.

Freitag, 17.04.

61 00 61

Notdienst für Kinder

21 01 01

Taxi Rufnumer

11 61 16

EC Karten sperren

www.myspace.com/aqua_berlin www.kma-antenne.de

Mehr Informationen unter:

118 80

allg. Auskunft

AQUA Club | Lobeckstr. 30-35 | Hof 1 Aufgang A | 10969 Berlin-Kreuzberg

Soli-Konzert für KMA

SOUL Party

Quellen: notruf-berlin.de; Integrationshaus der KMA

Unter dem Motto „Der Eisvogel ist los!“ startete am 28. November 2008 der große Malwett-bewerb im Rahmen des Kinderkarnevals, der am 31.03.09 endet. Kinder bis 12 Jahren sind aufgerufen, ihre Fantasien zum Eisvogel zu Papier zu bringen.

Freitag, 27.03.

SURESHOT 2 Party

„Der Eisvogel ist los!“ ist das diesjährige Motto Malwettbewerb

Events und Parties im Aqua

Aqua

Veranstaltungen März bis Juni 2009

Friedrichstraße 1

Friedrichstraße 1

Friedrichstraße 2

Friedrichstraße 1

Wo

Pfingstsamstag, den 30.Mai in Berlin-Kreuzberg

13.Kinderkarneval der Kulturen

Ausrichtung von Kindergeburtstagen (auf Anfrage) Ebru Bakir: Psychologische Beratung, Fr 14.00 - 17.00 Uhr

Integrationshaus

Soundwahl 2009

Angebote und vieles andere mehr

Veranstalter

Das Kiezmagazin

Veranstaltungen 2009


Beratung Bildung Bewegung, Cafébar Marianne

SeniorenClub, SeniorenClub mit Geburtstagsfeier, Gymnastik, Kreislauftraining, Kreative Freizeitgestaltung für Senioren

Kinder- und Jugendhilfe Schule und Bildung Stadtteilarbeit Familienzentrum Ausbildung, Beschäftigung und Qualifizierung Soziale, wohnungsnahe Dienstleistung

Online Kiezzeitung

Beratung für Einzelpersonen, Paare, Familien

Unterstützungsnetz, Begegnung, Kreative Angebote, Frauengruppen, Beratung, Kiezorientiert

Streetwork Sleep in Beratungsstelle Theater

Umfangreiches Kursangebot, Café

Kontaktladen und Beratungsstelle für Drogenabhängige

Frauencafé Mira Martha mit Kinderbetreuung

Grundkenntnisse zur kindlichen Entwicklung, Erziehungsfähigkeit stärken, Sprachentwicklung / Zweisprachigkeit, nachbarschaftliche Hilfen

Interkulturelles Familiencafé, Kinderbetreuung, PC Nutzung, siehe Stadtteilmütter

Frauenzentrum Schokoladenfabrik e.V.

Heilig-Kreuz-Kirche

Jugendwohnen im Kiez e. V.

Kieznetz

Kinderschutz-Zentrum Berlin

Kreuzberger Stadtteilzentrum

KuB - Kontakt- und Beratungsstelle Hilfen für Kinder und Jugendliche in Not

Menschenskinder e. V.

Misfit

Offenes Café für Eltern-Kind

Stadtteilmütter für Friedrichshain-Kreuzberg

T.a.M. (Treffpunkt am Mehringplatz)

Wilhelmstraße 115

Wilhelmstraße 115

Glogauer Straße 22

Cuvrystraße 1

Fürstenwalder Str. 30

Fasanenstraße 91

Lausitzer Straße 8

Juliusstraße 41

Kottbusser Damm 79a

Zossener Straße 65

Naunynstraße 72 Mariannenstraße 6

Cuvrystraße 1

Vielfältige günstige Computer-Fortbildungsangebote

FrauenComputerZentrumBerlin e. V.

Dieffenbachstraße 1

Mehringdamm 114

Elternschule am Urban

Seumestraße 21

Familiencafé umfangreiches Kursangebot für Eltern und Kinder, Beratungen, Selbsthilfegruppen

Geburtsvorbereitung, Rückbildung mit/ohne Kind, Cantienica-Beckenbodentraining, Yoga für Schwangere, Säuglingspflege (auch für Väter), Babymassage

Eltern-Kind-Café Seumeling

Urbanstraße 21

Familienzentrum Mehringdamm

Eltern-Kind-Café mit Second-Hand-Laden und mietbarem Extra Raum für Kursangebote.

Das Nachbarschaftshaus Urbanstraße NHU e.V.

Wo

Lausitzer Straße. 14

Töpfern, heiteres Gedächtnis- und Konzentrationstraining, Frauenfrühstück, Nähstube

Aviva Berlin

Familie in unserer Zeit Berliner Familien- u. Elternbildungswerk e. V.

Angebote und vieles andere mehr

Online Magazin für Frauen (Sanal Kadin Sayfa)

Veranstalter

Das Kiezmagazin

Tel.: 261 19 92 www.dw-stadtmitte.de

Tel.: 261 19 91 www.dw-stadtmitte.de

Tel.: 612 31 12 www.frauundberuf-berlin.de

Tel.: 698 14 00 www.landesstelleberlin.de

Tel.: 427 39 79 www.menschenskinder-berlin.de

Tel.: 610 068 00 www.kub-berlin.de

Tel.: 612 66 66

Tel.: 683 91 10 www.kinderschutz-zentrum-berlin.de

www. kieznetz.net

Tel.: 74 75 60 www.jugendwohnen-berlin.de

Tel.: 81 49 25 92 www.heiligkreuzpassion.de

Tel.: 615 29 99 www.schokofabrik.de

Tel.: 617 97 00 www.fczb.de

Tel.: 28 50 47 16 www.kidsgo.de

Tel.: 612 23 13 www.kidsgo.de

Tel.: 130 22 97 00 www.kidsgo.de

Tel.: 29 03 84 65 www.seumeling.de

Tel.: 690 49 70 www.nachbarschaftshaus.de

www.aviva-berlin.de

Kontakt

Hilfreiches im Kiez


Am Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag haben Schülerinnen Einblick in Berufsfelder, die Mädchen im Prozess der Berufsorientierung nur selten in Betracht ziehen. In erster Linie bieten technische Unternehmen und Abteilungen, sowie Hochschulen, Forschungszentren und ähnliche Einrichtungen am Girls'Day Veranstaltungen für Mädchen ab der 5. Klasse an. Anhand von praktischen Beispielen erleben die Teilnehmerinnen in Laboren, Büros, Werkstätten und Redaktionsräumen, wie interessant und spannend diese Arbeit sein kann. Durch persönliche Gespräche mit Beschäftigten können die Mädchen ihren Erfahrungs- und Orientierungshorizont erweitern. Ziel des Girls'Day ist, Kontakte herzustellen, die für die berufliche Zukunft der Mädchen hilfreich sein können. Auch geht es darum, die Öffentlichkeit und Wirtschaft auf die Stärken der Mädchen aufmerksam zu machen, um einer gut ausgebildeten Generation junger Frauen weitreichende Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Unternehmen, die erfolgreich spezielle "MädchenTage" realisierten, verzeichnen einen steigenden Anteil junger Frauen in technischen und techniknahen Berufen.

Was passiert am Girls'Day?

Die junge Frauengeneration in Deutschland verfügt über eine besonders gute Schulbildung. Dennoch entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional häufig für "typisch weibliche" Berufsfelder oder Studienfächer. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus; den Betrieben aber fehlt gerade in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.

Warum ein Zukunftstag für Mädchen?

Der Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag 2008 brachte einen neuen Teilnahmerekord: Insgesamt haben nun seit Beginn des Aktionstags etwa 800.000 Mädchen am Girls'Day teilgenommen. Im Jahr 2008 trugen Unternehmen und Organisationen 8.626 Veranstaltungen mit Plätzen für 132.537 Mädchen auf der Aktionslandkarte unter www.girls-day.de ein.

Der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag

Das Kiezmagazin

Quelle: www.girls-day.de

Girls‘Day am 23. April 2009


Film

Defiance Bei einer Laufzeit von knapp 140 Minuten ist das Werk leider 30 Minuten zu lang. Einige Dinge werden zu ausführlich erzählt, während andere Abschnitte zu schnell abgehandelt werden. Des Weiteren steht und fällt der Film hauptsächlich mit Daniel Craig. Er stellt zwar den wichtigsten Charakter dar, aber leider wird sich zu sehr auf diesen konzentriert.

Mit seinem neuen Werk setzt sich der amerikanische Regisseur Edward Zwick erneut mit einem historischen Stoff auseinander. 1941: Während des Zweiten Weltkrieges fliehen die drei jüdischen Brüder Tuvia, Zus und Asael Bielski (Daniel „007“ Craig, Liev Schreiber und Jamie „Billy Elliott“ Bell) vom Nazi-besetzten Polen in ein Waldgebiet nach Weißrussland, um dort mit anderen Juden ein Camp zu errichten, wo sie versuchen, unter schwierigen Bedingungen zu überleben. Der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Edward Zwick gehört nicht gerade zu den Vielfilmern unserer Zeit. Viele seiner Stoffe basieren auf wahren Begebenheiten, so auch sein neues Werk „Defiance“. Generell funktioniert der Film und die Grundaussagen kommen meistens an. Es ist eine sehr authentische und beeindruckende Geschichte

Alle drei Hauptdarsteller bringen die jüdischen Brüder glaubhaft und sympathisch auf die Leinwand, aber vor allem Liev Schreiber und Jamie Bell faszinieren.

Quelle: Constantin Film AG

über das Verstecken und Überleben der Juden im Zweiten Weltkrieg. Der sehr ruhige Erzählstil und die Begleitmusik kommen dem Film auf jeden Fall zugute.

Trotz langer Laufzeit zeigt Edward Zwick ein authentisches Drama über die Lage der Juden im Zweiten Weltkrieg. Gerade wegen der schwierigen Thematik ist der Film zu empfehlen. Der bundesdeutsche Filmstart ist für den 23. April vorgesehen.

Text: SK

Der seltsame Fall des Benjamin Button Ist das nicht der Traum eines jeden Menschen? Wir werden alt geboren und mit der Zeit immer jünger. Genau dieses simplen Wunsches nahm sich Regisseur David Fincher an und verfilmte die Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahre 1921. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, als Benjamin Button (Brad Pitt) geboren wird: jung wie ein Baby, aber äußerlich ein alter Mann. Er wächst unter der Obhut der Altenpflegerin Queenie (Taraji P. Henson) auf. Bei einer Feier lernt er die gleichaltrige Daisy (jung: Elle Fanning, dann: Cate Blanchett) kennen und freundet sich mit ihr an. Während Daisy mit der Zeit sichtbar altert, sieht Benjamin immer jünger aus. Erst nach mehreren Jahrzehnten begegnen sich die beiden wieder. Die Umsetzung des literarischen Stoffes ist gut, die Ausstattung hervorragend und die Bilder sind beein-

druckend. Als nahezu perfekt zu bezeichnen sind die visuellen Effekte: die Umsetzung der Alterungs- und Verjüngungsprozesse. Dennoch gibt es einen Kritikpunkt: Die Gesamtlaufzeit von knapp drei Stunden fordert die Zuschauer sehr. Zudem sind im Mittelteil deutliche Längen erkennbar. Während zu Anfang und zum Ende hin die Dramatik den Film ausmacht, verfehlt es Fincher im so wichtigen Mittelteil – Daisy und Benjamin sind gleich alt – dem Film die nötige Würze zu geben. Was ihm allerdings gelingt, ist der Spagat zwischen Dramatik und Humor. Nach „Fight Club“ und „Seven“ arbeitet Brad Pitt hier bereits das dritte Mal mit Fincher zusammen. Er zeigt zweifelsohne eine starke schauspielerische Leistung, kommt aber an die Leinwandpräsenz einer Cate Blanchett oder einer Tilda Swinton nicht heran. Bis in die kleinste Nebenrolle sind alle Charaktere grandios be-

Quelle: Warner Brothers Pictures, Inc.

setzt. Vor allem Taraji P. Henson als liebevolle Ziehmutter sorgt für die stärksten Szenen. Dennoch waren die 13 Oscar-Nominierungen (3 Gewinne) zu hoch gegriffen, so dass manche Zuschauer auf Grund der zu hohen Erwartungshaltung enttäuscht sein könnten.

Text: SK März 2009

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3-Generationen

Im Interview: Yoyo (8) über die Liebe zu Afrika Yolanda (Yoyo) ist acht Jahre alt und in Deutschland geboren. Dennoch kommt ein Teil ihrer Familie kommt aus Angola in Afrika. Sie ist eine absolute Katzenliebhaberin. Du bist ja eine waschechte Berlinerin … Ich bin aber eine halbe Angolanerin! Warum ist Dir das so wichtig zu sagen: „Ich bin eine halbe Angolanerin“? Weil ich Afrika toll finde und weil da auch ein Teil meiner Familie ist. Welcher Teil? Ich habe da einen Opa, eine Schwester, einen Bruder, Neffen, Nichten, einen Onkel und Tanten, ganz viele! Und welcher Teil Deiner Eltern ist Angolaner? Mein Papa. Warst Du schon mal in Afrika? Ja, in Tansania – als ich fünf war. Wir haben eine Safari gemacht und es war toll! Sogar mit einem Nilpferd, genau neben der Safari. Und eine Giftschlange – auf unserem Grundstück. Hast Du hier auch noch Geschwister?

Yoyo träumt von Angola

Ja!

Ballet“ in meiner Schule.

Wieso?

Zu welcher Musik tanzt ihr?

Weil ich das toll finde – weil Afrika ein schönes Land ist!!! Ich weiß natürlich nicht, wie es in Angola ist – aber da will ich hin.

Zu „Pink“, die anderen weiß ich nicht. Am 21. März haben wir unseren ersten richtigen Bühnenauftritt. Wo wird der Auftritt stattfinden?

Wann denn? Wir sparen für die Olympiade* und wenn das nicht reicht, dann fahren wir nach Angola. (*Sommerolympiade 25.-31.07.2009 in Leicester, Großbritannien). Wieso willst Du zur Olympiade?

Ja, zwei Halbgeschwister. Ich frag Dich noch mal, weil ja nicht jeder stolz auf seine Herkunft ist. Warum ist es Dir so wichtig, zu sagen: „Ich bin eine halbe Angolanerin!“? Weil ein Teil meiner Familie da ist, und ich will die auch mal kennen lernen und ich will nicht, dass die da einfach so sind und dass niemand weiß, dass ich eine halbe Angolanerin bin! Bist Du also stolz drauf?

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März 2009

Ich hab die Läufer gesehen und find die toll. Anni, eine meiner besten Freundinnen, will da mitmachen, – als Staffelläuferin.

Im großen Theatersaal in der UFAFabrik. Der gehört zu meiner Schule ­­– ich gehe auf die Freie Schule in der UFA-Fabrik. Da kann man machen, was man will und da lernt man nur, wenn man lernen will. Wie sieht so ein Schultag bei Dir aus?

Ja, sie geht jeden Morgen joggen.

Also, ich mache einfach, was ich will. Ich kann auch so spät in die Schule gehen, wie ich will und um eins gibt es Mittagessen – oder um zwei. Manchmal lernen wir auch – oder wir basteln oder wir spielen. Da gibt es auch einen Bauernhof, wo man reiten kann.

Was machst Du gerade am liebsten?

Du könntest also auch um zwölf Uhr in die Schule kommen?

Spielen, mit Freunden verabreden, Puzzeln. Ich male gerne und ich tanze zu Rock! Im Tanzkurs „modernes

Ja, kann ich.

Trainiert sie schon für die Olympiade?

Und da sagt dann keiner was?


3-Generationen

Nö. Da sagen die nur „Hallo, warum bist Du heute so spät gekommen?“. Also die Lehrer sagen nichts. Störst Du dann nicht, wenn Du zu spät ins Klassenzimmer kommst? Bei uns gibt es keine Klassenzimmer! Bei uns hat jeder Lehrer ein Zimmer. Für Englisch und für Deutsch und so. Da geh ich dann zum Beispiel zur Englischlehrerin und sage „Ich will jetzt lernen“. Wir haben auch ein Spielzimmer. Gibt es bei Euch Noten?

Schule?

und kuschelt.

Ja, es gibt Elternabende und da besprechen wir so Sachen und mittwochs ist Teamsitzung.

Gibt es noch etwas, was Du uns sagen möchtest?

Hast Du Lieblingsmitschüler und Lieblingslehrer?

Und was ist mit der Liebe? Ja, meine Clique, das sind Apollonia (Apo), Luz, Sara, Célestine, Haddy und noch mehr. Wir spielen immer zusammen. Die Lehrer mag ich alle gleich gern, je nachdem, was ich gerade mache. Manchmal mag ich den lieber, manchmal den.

Nein. Und wir haben keine Hausaufgaben und wir haben sieben Wochen Sommerferien und drei Wochen Winterferien. In den letzten Sommerferien wollten zwei Männer zwei Mädchen entführen, in den Sommerferien beim Ferienbauernhof. Einer haben sie den Mund zugehalten und die andere hat geschrieen. Die Männer sind weggelaufen und eine Frau hat die Polizei gerufen. Die sind dann ganz lang – ich glaube bis jetzt – Streife gefahren. Viele Kinder durften danach ganz lange nicht mehr U-Bahn fahren. Bus ist besser, da ist immer ein Fahrer.

Woran merkst Du, dass Du jemand besonders gern magst oder sogar liebst?

Hast Du das Ereignis schon „verdaut“?

Warst Du schon mal verliebt?

Ja. Wir haben ganz lange mit unserem Werkstattlehrer Olli „Geisel nehmen“ gespielt. Wir haben gesagt: „Olli nimm uns als Geisel“. Wir konnten uns alle befreien, weil wir getreten, geschlagen und gebissen haben. Eine von uns kann sogar Aikido.

Nee.

Dass man jemanden ganz doll mag. Dann klopft mein Herz ganz doll und ganz schnell.

Text: GJ

Infos zum Schulkonzept: www.ufafabrik.de

Ja, manchmal schon. Wenn ich jemanden ganz doll liebe schon, sonst würde ich es ja nicht machen.

Kann man als Mensch auch Tiere oder Pflanzen lieben?

Ja. Kann ich Dich noch mal nach der Schule fragen?

Wie heißt denn Dein Kater?

Ja.

Prinz Leopold – wir spielen, wir kuscheln, aber dann beim Schmusen, fährt er seine Krallen aus und beißt manchmal. Aber danach kommt er immer

Wenn es keine Noten gibt und Deine Mama wissen will, wie es in der Schule läuft, geht sie in die

Die ist auch wichtig.

Machst Du für jemanden, den Du „ganz doll“ magst was Besonderes?

Ja, kann man. Ich liebe zum Beispiel meinen Kater oder Mama. Aber ich mag auch den April, weil ich da Geburtstag habe und es Geschenke gibt.

Geht es den beiden Mädchen, denen das direkt passiert ist, wieder gut?

Nein. Ich finde es nur wichtig, dass alle gesund sind.

März 2009

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3-Generationen

Im Interview: Silke Gülker (37) über die Liebe zum Fußball Silke Gülker (37) – studierte Politologin – arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Als Fußballerin und Sprecherin beim BSV AL-Dersimspor e.V. erlebte sie ein historisches Ereignis mit: das erste Freundschaftsspiel der iranischen Frauennationalteams in Teheran gegen ein Team aus dem Ausland im April 2006. Wir Zuschauer können die Sensation im preisgekrönten Dokumentarfilm „Football Under Cover“ auf DVD miterleben. Silke, „Football Under Cover“ reißt ja selbst Fußballmuffel vom Hocker. Wann hast Du Deine Liebe zum Fußball entdeckt? Als Kind in einem Dorf in NordrheinWestfalen, zu einer Zeit, zu der Mädchenfußball nicht unbedingt üblich war. Meine Mutter machte sich Sorgen, ob das denn gut für mich sei. Also musste ich aufhören und habe stattdessen Volleyball gespielt. Erst mit Mitte 20, als ich nach Berlin kam, fing ich wieder an und bin seitdem dabei. Heute als Spielerin beim Kreuzberger BSV AL-Dersimspor. Was bedeutet der Name? Berliner Sportverein – AL steht für alevitisch und Dersim ist eine Region in der Türkei, Spor heißt Sport. Allerdings trainiere ich heute nur noch mit, bin aber nicht mehr bei den Ligaspielen dabei. Stattdessen trainiere ich – zusammen mit Christin Britt – Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren.

Das Frauenteam des BSV Al Dersimspor in Teheran, April 2006 v.l.nr.: Hüseyin Karaduman (1. Vorsitzender), Paraskewi Bora, Friederike Schmidt, Christin Britt, Safiye Kok, Cornelia Britt, Nadja Grothe, Swantje Karich, Valerie Assmann, vorne v.l.n.r.: Marlene Assmann, Andrea Linke, Sanna El Agha, Pia Lutum, Luisa Matt, Corinna Assmann, Silke Gülker, Nilofaar Bassir

Das Hauptproblem vieler Spielerinnen war und ist: Sie wollen keinen Trainer, der rumbrüllt, sondern positive Motivation. Coachen Trainerinnen anders als Trainer? Kann man so nicht sagen, aber auffällig ist schon, dass es im Frauenfußball nur wenig Trainerinnen gibt. Wir haben uns gegen einen externen Trainer entschieden. Wir wollten, dass das jemand aus dem Team macht. Deshalb sind Mehtap Ardahanli und Safiye Kok, die unser Team mitbegründet haben und Spielerinnen sind, auch die Trainerinnen der 1. Mannschaft. Jedenfalls hatten wir nach dem Einstieg in die Bezirksliga sehr schnell Erfolg. Unter anderem auch, weil wir erfahrene Spielerinnen aus der Regional- und Bundesliga haben. Die 1. Mannschaft spielt gerade in der Verbandsliga – mit guten Aufstiegschancen in die Regionalliga.

Woher rührte die Unzufriedenheit?

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Wie entstand die Idee zu diesem sensationellen Fußballspiel?

Ist das nicht äußerst schwierig, Trainerin zu sein, wenn man das Spiel nie vom Spielfeldrand aus sieht?

Marlene Assmann und ihre Schwester Valerie begegneten im Rahmen des Talent Campus auf der Berlinale 2005 dem Regisseur Ayat Najafi. Alle drei filmten bereits Frauenfußball. Die Information von Ayat, dass die iranische Nationalmannschaft nur trainiere, aber nie gegen andere Teams antrete, gab den Anstoß. Herr und Frau Assmann haben dann dankenswerterweise die Vorfinanzierung übernommen. Unterstützung von Seiten der FIFA, des DFB und des Innenministeriums kam erst nach dem Film – während der Organisation des geplanten Rückspiels 2007, das leider zwei Tage vor dem Termin abgesagt wurde.

Das fällt nur auf, wenn es gerade nicht so gut läuft. Insgesamt sehen wir es als Vorteil.

„Football Under Cover“ zeigt Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten…

Was ist noch Besonderes an eurem Team?

In Teheran war ich gehemmter als ich es hier bin. Wir hatten ja ständig

Seit wann gibt es Euer Team? Wir haben 2004 mit acht Frauen angefangen. Wir trafen uns bei ALDersimspor, weil wir in anderen Vereinen unzufrieden waren und hier extra für uns eine Damenabteilung gegründet wurde.

Wir sind mittlerweile ziemlich bekannt, weil wir vor 2,5 Jahren in Teheran gegen das iranische Frauennationalteam gespielt haben. Für uns alle ein wahnsinniges Erlebnis! Keine von uns hat daran geglaubt, dass das Spiel realisierbar wäre. Keine von uns kannte vorher den Iran oder hatte sich über das Land Gedanken gemacht.


3-Generationen

Quelle: Flying Moon

zwei Sittenwächterinnen dabei, die kein Englisch sprachen. Wir haben uns per Körpersprache verständigt. Sie achteten zum Beispiel darauf, dass wir nicht so laut lachen. …sowie viel Begeisterung Leidenschaft…

und

Das ist es auch, was mich neben all den Regeln am stärksten beeindruckt hat: die Ausstrahlung, die Kraft und die Energie der Menschen, denen wir begegnet sind: Spielerinnen, Organisatorinnen, Publikum. Ich habe deren Kraft viel stärker wahrgenommen als die Unterdrückung. Frauen dürfen dort kein Fußballstadion betreten. Deshalb durften bei unserem Spiel keine Männer anwesend sein. Die waren nicht im, sondern vor dem Stadion – während wir mit Kopftuch, in langen Ärmeln und Hosen gespielt haben. Und das Publikum hat richtig abgefeiert: Ich habe mich allerdings schon gefragt, wie dieses starke Volk, diese starken Frauen in einem derart stark reglementierten System klar kommen. Leider gab es weder Raum noch Zeit, diese Fragen zu stellen. Wenn Dir jemand mal gesagt hätte, dass Du Dir eines Tages mal ein Kopftuch zulegen wirst. Wie hättest Du reagiert?

Naja, in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wohl eher irritiert. Ich hätte mit der Aussage gar nichts anfangen können. Ich weiß nicht mal, ob ich dort jemals eine Muslima mit Kopftuch gesehen habe. Seitdem ich im multikulturellen Berlin lebe – wobei, in Berlin habe ich auch erst Kontakt zu Frauen mit türkischem Migrationshintergrund, seitdem ich Fußball spiele – hätte diese „Prognose“ wohl eher die Neugierde in mir geweckt. Mit der Einstellung habe ich mir das Kopftuch gekauft und im Iran getragen. Wir waren ja nur vier Tage da, und für mich ist es ein Kleidungsstück, kein religiöses Symbol. Es gab aber durchaus auch Situationen, in denen ich es als Schutz erlebt habe. Im Iran kann ich dem alltäglichen „Kampf der Geschlechter“ viel einfacher ausweichen – Männer sehen Frauen nicht an, und umgekehrt. Inwiefern hat Dich und Euer Team die Reise nach Teheran geprägt? Als ich zurückkam dachte ich, ich muss jetzt alles anders machen und Religionswissenschaften studieren, um herauszufinden, warum das alles so ist. Das habe ich zwar nicht gemacht, aber ich möchte in naher Zukunft gerne an einem Projekt arbeiten, das Religion und Frauenforschung zusammenbringt. Aus fußballerischer Sicht: Unser Frauenteam hat mit acht Frauen angefangen. Jetzt sind wir 35. Marta Vieira da Silva wurde erneut Welt-Fußballerin des Jahres, Steffi Jones will uns unterstützen. Wir lieben Fußball. Was wünschst Du Dir für die Zukunft? Wir hoffen auf Sponsoren und wünschen uns von ganzem Herzen immer noch ein Rückspiel gegen das iranische Frauenteam, vielleicht sogar zur Frauenfußballweltmeisterschaft 2011 in Berlin.

Text: GJ

Frauenfußball: www.bsv-aldersim.eu: über den BSV AL–Dersimspor

Trainingszeiten: 1. Mannschaft: Dienstag 18:00–19.30 Uhr Donnerstag 20.00–21.45 Uhr 2. Mannschaft: Montag 19.30–21.00 Uhr Donnerstag 20.00–21.30 Uhr Mädchen (8–12 Jahre): Montag 16.30-18.00 Uhr

Ort: Lilli-Henoch-Sportplatz, Askanischer Platz 6–7, 10696 Berlin-Kreuzberg am Anhalter Bahnhof.

Infos zum Film: www.football-under-cover.de Interview mit den Regisseuren Ayat Najafi und David Assmann und Mit-Initiatorin Marlene Assmann, Infos zu beiden Teams etc. Bonus-Material auf der kürzlich erschienenen DVD: Interviews mit der Regieassistentin Sadaf Amadi, iranischen Frauenrechtlerinnen u.v.a.m. „Offside“, Regie: Jafar Panahi, Juni 2006

www.ffc-turbine.de: Frauenfußball bei 1. FFC Turbine Potsdam 71 e.V.

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3-Generationen

Im Interview: Helmut Höge (61) über die Liebe zum Dia Helmut Höge wurde am 18.Oktober 1947 in Bremen geboren. Dort arbeitete er als Dolmetscher für die US Air Force und für einen indischen Tierhändler. Studiert hat er in Berlin und Bremen, wobei sein wichtigster Lehrer der marxistische Theoretiker Alfred Sohn-Rethel war. Neben sechs Büchern sind zahlreiche Artikel in der "Zeit", "Freitag", "Frankfurter Rundschau", vor allem aber in der "tageszeitung" (taz) erschienen. Hier hat er auch seinen vergnüglichen und von höchster Belesenheit zeugenden Blog „Hier spricht der Aushilfshausmeister". Der Schriftsteller und Journalist lebt in Kreuzberg und besitzt wohl die größte private Diasammlung Berlins, wenn nicht Deutschlands. Wie kamst du drauf Dias zu sammeln? Ich habe 1988 angefangen, bei Trödlern Diasammlungen aufzukaufen. Damals ging es mir nicht besonders gut, eine Freundin wollte mich aufmuntern und schleppte mich zu einem Trödler. Die Dias dort waren das einzig Interessante. Ich kaufte einen ganzen Waschkorb voll für 50 Mark. Niemand sammelt so etwas, weil die Dias mit der Zeit von Bakterien zersetzt werden. Als ich sie mir dann zu Hause angesehen habe, kamen sie mir seltsam bekannt vor. Die Leute auf den Bildern hätten auch aus meiner Familie sein können. In den Fünfziger Jahren, als die Westdeutschen mit der damals noch sehr teuren Fotografiererei anfingen, taten sie das fast ausschließlich im Urlaub. Und ihre Urlaubsreisen waren sich alle sehr ähnlich: Zunächst ging es immer nach Österreich in die Berge, wahrscheinlich weil dies das einzige Land war, wo man sie nicht als Nazis beschimpfte. Dann weiter in den Süden, zum Beispiel nach Italien, und schließlich überall hin, bis nach Grönland und Feuerland. Wieviele Dias hast du? Die Fotoausbeute eines durchschnittlichen Ehelebens umfasst etwa 5.000 24

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bis 10.000 Dias. Ich habe inzwischen eine Viertelmillion. Es sind fast immer Männer, die knipsen. Und nichts wird so häufig auf der Welt fotografiert wie Frauen. Theoretisch gibt es unendlich viele Einstellungen, praktisch jedoch nur ganz wenige. Frauen am Auto, am Geländer, an der Säule oder beim Vögelfüttern. Dieses reduzierte Leben hat mich so fasziniert, weil es mir so bekannt war und ist. Bist du Nachlassverwalter? Die Menschen auf den Dias sind fast alle tot. Ihre Wohnungen wurden schließlich ausgeräumt, und die Bilder landeten dann beim Trödler und letztendlich bei mir. Ich fühle deswegen eine Art Verantwortung für das Letzte, was von ihnen übrig geblieben ist, wobei ich die Geschichte jetzt jedoch umdrehe: Eigentlich ist die Frau, oder ab und zu der Mann, bloß auf dem Bild, um den Vordergrund auszufüllen. In Wirklichkeit ging es dem jeweiligen Fotografen

um den Hintergrund: den Berg, das Denkmal, das Schloss, den Strand, den Sonnenuntergang, was auch immer. Mich interessieren dagegen diese Urlaubshighlights nicht. Es ist mir egal, ob sie Thailand oder Sylt zeigen. Mir geht es um die Menschen. Was ist noch typisch auf den Dias? Das Ritualisierte, die Posen, die wir alle beim Geknipstwerden einnehmen. Zum Beispiel hält man sich instinktiv an einem Geländer fest, um locker und lässig darzustehen. Gleichzeitig steht dahinter auch eine große Erfahrung, zumindest bei den Ehefrauen: 30 oder 40 Jahre lang müssen sie ständig den Vordergrund abgeben, posieren: Die können das aus dem Effeff, und sogar, wenn es ihnen gar nicht danach ist, lächeln sie noch gekonnt. Die Zeit der Dias ist nun aber vorbei? Ja. Bevor das Video kam, haben sich die Diamotive in den Sechzigern und Siebzigern noch einmal stark vermehrt, weil man jetzt auch Feste, die Wohnung, die neue Schrankwand


3-Generationen

und Ähnliches fotografiert hat. Meine jüngsten Bilder stammen aus den Achtzigerjahren.

(blogs.taz.de/hausmeisterblog) Hier spricht der Aushilfshausmeister.“

Du beschäftigst dich auch mit „Poller“, das sind die Dinger, die jeder als irgendwelche Klötze kennt ,die meistens Bürgersteige, Strassen oder Plätze, verrammeln und verriegeln. Wikepedia schreibt dazu:

„Höges Erforschung des Pollers, durch seinen Essay ;Ordnung und Widerstand im öffentlichen Raum; 1989 eröffnet, ist weniger von wissenschaftlichem als von künstlerischem Anspruch geleitet. Mit seiner Pollerforschung untersucht Höge die Möglichkeiten der Umgestaltung, bzw. Zweckentfremdung des urbanen Raums. Die Enttrivialisierung des Pollers durch Höges Forschungen lässt außerdem einen Rückschluss auf die situationistische Idee von der Verbindung von Trivial- und Hochkultur zu. Seine Forschungsergebnisse vereint Höge unter dem Sammelbegriff Hausmeisterkunst (derzeit über 300 Einträge) im Internet auf seinem taz-Blog

nicht besonders groß auffallen, unser alltägliches Leben prägen: Wir werden gelenkt und geleitet von diesen Pollern und stehen dann immer wieder vor Objekten, die so gut wie nichts anderes die Sinnlosigkeit der Welt darstellen. Schaut euch mal die Fotos durch und druckt n‘ paar Beispiele. Jawoll, machen wir. Du interessierst dich für Alltag, Geschichte, Ökonomie, Geografie, Biologie, Literatur und Kunst... , aber - wenn ich das richtig sehe - wenig für Politik? Das stimmt. Im Politischen ist eigentlich nur Rebellion spannend. Würdest du mal bei uns im Integrationshaus einen Diavortrag halten? (*Anmerkung der Redaktion: Integrationshaus am Mehringplatz)

Kann man das so sagen?

Warum nicht!

Schon richtig. Klingt aber sehr hochgeschraubt. Es geht darum , wie „Kleinlichkeiten“, die man als „normal“ hinnimmt und die deshalb gar

Auf dein Angebot vom Diavortrag kommen wir gerne zurück. Danke für das Gespräch.

Text: MM März 2009

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Nah & Fern

Was

wird aus

Tempelhof?

Ideen, Vorschläge, Konzepte Der Flughafen Tempelhof war einer der ersten deutschen Verkehrsflughäfen. Bereits 1909 wurden erste Flugvorführungen durchgeführt, dennoch war das Gelände bis weit in die 1920er Jahre als Messegelände vorgesehen. Erst der Stadtbaurat Leonhard Adler hatte die Idee, das 386 Hektar große Gelände als Zentralflughafen zu nutzen. Somit begannen ab 1924 die Bauarbeiten für größere Flugzeughallen, Werkstätten und das größte Flughafengebäude der Welt. Ab den 1930er Jahren nahm Tempelhof die Spitzenposition unter den europäischen Flughäfen ein. Die Bauarbeiten waren auch nach Kriegsende noch nicht vollendet, als die russische Rote Armee den Flughafen besetzte. Während der folgenden Monate wurde der Flughafen durch Bombenangriffe schwer zerstört. Das Gelände wurde durch die US-Amerikaner übernommen, die den Flughafen wieder aufbauten und zum Militärstützpunkt umfunktionierten. Während der Luftbrücke im Jahre 1948 diente Tempelhof als Anflugstation für die sog. „Rosinenbomber“. 1951 wurde Tempelhof für den zivilen Flug- und Frachtverkehr freigegeben. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wuchsen die Passagierzahlen stetig, so dass ein weiterer Gebäudekomplex errichtet wurde. 1975 entschloss man sich, den zivilen Luftverkehr einzustellen und nach Tegel zu verlagern. Erst zehn Jahre später wurde der Flughafen für den Geschäftsverkehr und kleinere Fluggesellschaften wieder eröffnet. Schließung des Flughafens Seit 2003 plante der Berliner Senat, den Flughafen zu schließen, scheiterte aber mehrmals an der Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT), die den Flugbetrieb weiterhin sichern wollte. Nach mehrmaligem Widerstand der ICAT kam es 2008 zu einem Volksentscheid, bei dem alle Bürgerinnen und Bürger Berlins aufgerufen waren, zu entscheiden, wie es mit dem Flughafen Tempelhof weitergehen soll. 75% der Wählerinnen und Wähler entschieden sich für eine Schließung. So erfolgten am 30.10.2008 die letzten Starts meh26

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Günter Wicker / Photur/ Berliner Flughäfen

rerer Maschinen, darunter auch der eines Rosinenbombers. Mit Beendigung des Flugbetriebs endete die 150jährige Nutzung durch Luftfahrt und Militär. Nachnutzungsideen Vor allem der Berliner Senat beschäftigt sich intensiv mit dem Thema „Nachnutzung Tempelhofer Feld“. Bis Ende Januar 2009 wurde im Internet dazu aufgerufen, die Nachnutzungsideen für das Gelände vorzustellen. Einige Vorschläge kamen aus dem Ausland – 61 waren es insgesamt. Der Architekt Jakob Tigges (Dozent an der TU Berlin) schlug vor, einen 1.000 Meter hohen Berg inklusive Skistationen, Skiabfahrten, Wanderwegen und Almhütten zu errichten. Doch wird es diesen Berg nie geben. Eine andere Idee, die für reichlich Diskussionsstoff sorgte, ist der sog. „Hollywood-Strip“. So soll am Columbiadamm ein Straßenstrich mit Bars und Sexmuseen entstehen, inklusive „China-Town“ und einem „KleinVenedig“-Viertel. Aber auch dieses Konzept wird laut Senatorin Lüscher (SPD) nie realisiert werden. Die meisten Vorschläge sehen als Nachnutzung eher Museen, Forschungszentren und Medienproduktionszentren vor. Die eingereichten Ideen werden zusammen mit der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und dem Bund ausgewertet werden.

Auseinandersetzung und Konflikte Die beiden regierenden Parteien SPD und DIE LINKE wollen das Planungsrecht für das Gelände übernehmen und die verantwortlichen Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln ausstechen. Sie sind der Meinung, dass das Gelände eine außergewöhnliche stadtpolitische Bedeutung für die Bundesrepublik hat. Eine weitere Nutzung des Flughafens für den zivilen Luftverkehr könne den Ausbau des Hauptstadtflughafens BerlinBrandenburg in Schönefeld gefährden. Deshalb sollen auf dem Tempelhofer Feld Wohnanlagen, Parks sowie Spiel- und Sportanlagen entstehen und im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung (IBA) zwischen 2010 und 2020 weiter entwickelt werden. Wohn- und Sportanlagen: Ingesamt sind auf dem Tempelhofer Feld fünf „Bausteine“ zur Neukonzeption vorgesehen. Dazu gehören: Parklandschaft Tempelhof, Tempelhofer Forum THF (Adresse für Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaft), sowie die Stadtquartiere Tempelhof, Columbia-Quartier und Neukölln. Parklandschaft Tempelhof: Mit einer Größe von rund 220 Hektar würde die Parklandschaft den größten Teil einnehmen. Dieses Areal wäre so


Nah & Fern

zentral gelegen, dass die anliegenden Stadtquartiere davon profitieren würden. Auch Sportplätze für Beachvolleyball, Basketball, Fußball oder Tennis wären vorgesehen. Tempelhof Forum THF: Direkt daneben soll das Tempelhof Forum für Medienschaffende entstehen. Dazu stünde das historisch wertvolle Flughafengebäude zur Verfügung. Stadtquartier Tempelhof: Dieses Quartier würde die Adresse für Zukunftstechnologien. Hier würde man sich intensiv mit dem Klimaschutz, der Solartechnik und neuer Gebäudetechnologie beschäftigen. Columbia-Quartier: Auf diesem Gebiet sind 1.500 neue Wohnanlagen und Mehrgenerationenhäuser für Singles, Familien mit Kindern und Rentner vorgesehen. Stadtquartier Neukölln: Dieses gemischte Wohnquartier im Süden des Geländes würde in Mehrgeschosshäusern genügend Platz für mehr als 2000 Menschen bieten. Filmstudio Babelsberg Das Filmstudio Babelsberg unterstützt die Ideen des Berliner Senats und will das geplante Veranstaltungsund Medienzentrum weiterentwickeln und einen Büro- und Wohnkomplex für Filmschaffende errichten. Eine weitere Idee für den sog. „Filmhafen Tempelhof“ ist der größte Requisiten- und Kostümfundus Europas in

einen der Flugzeughangars. Bereits seit mehr als 60 Jahren dient das Gelände als Kulisse und Drehort für Kinoproduktionen und Fernsehserien. So soll das Gelände auch weiterhin für Kinoproduktionen und Serien genutzt werden. Bekannte HollywoodProduktionen wie „Eins, Zwei, Drei“ (1961) von Billy Wilder, „Dem Himmel so fern“ (1993) von Wim Wenders, „Die Bourne Verschwörung“ (2004) von Paul Greengrass, „Flightplan“ (2005) mit Jodie Foster oder „Operation Walküre“ (2008) von Bryan Singer wurden auf dem Gelände gedreht. Kritik seitens der Opposition Die CDU und die FDP stehen diesem Konzept eher kritisch gegenüber. So sagte der CDU-Fraktionschef Pflüger, dass Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) durch seine Nachnutzungsidee für das ehemalige Flughafengelände Schaden über Berlin bringe, und diese Idee zu viele Steuergelder verschlingen werde. Der FPD-Sprecher Weingärtner sieht die Situation ähnlich wie die CDU, da Berlin keine zweite Hasenheide mit Parks und Sportplätzen benötige. Ebenso gebe es eine geringe Nachfrage wegen neuer Wohnanlagen innerhalb Berlins.

Auch die Übernahme durch zwei USInvestoren, die das Gelände als Gesundheits- und Diagnostikzentrum mit Hotel und Kongresssälen, inklusive weitergeführtem Flugbetrieb, nutzen wollten, platzte. So würden der Stadt Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro und Tausende von Arbeitsplätzen entgehen. Die Modemesse als Lückenfüller? Doch zunächst einmal soll das Gelände für zehn Jahre an die Modemesse „Bright & Butter“ vermietet werden, wie Klaus Wowereit verkündete. Durch diese Vermietung erhalte Berlin genügend Zeit, sich innovative Ideen für dieses so wichtige Gelände zu überlegen und zu verwirklichen. Dennoch bleibt abzuwarten, was in Zukunft hier entstehen wird. Da Berlin ja mittlerweile an fast jeder Ecke ein großes Einkaufszentrum besitzt, wäre die Befürchtung der Verwirklichung eines neuen riesigen ShoppingTempels gar nicht so weit hergeholt. Damit würde der traditionelle Einzelhandel weiter aussterben und in Berlin in naher Zukunft ein Ende finden. Wir bleiben am Thema dran und werden sie weiter informieren. Text: SK

Tag der offenen Tür auf dem Gelände: 12. Mai (60ster Jahrestag des Endes der Berliner Blockade) Interessengemeinschaft City-Aiport Tempelhof (ICAT): seit 1995 selbstständige Bürgerinitiative mit 1.250 Mitgliedern, die sich für den Weiterbetrieb des Flugverkehrs in Tempelhof ausspricht. Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof e.V. Flughafen Tempelhof A1 Turm 6 12101 Berlin

www.icat.de Die Berliner Immobilienmanagement GmbH ist eine Tochtergesellschaft des Landes Berlin und verwaltet mehrere Dienstgebäude, darunter seit dem 1.November 2008 auch den ehemaligen Flughafen Tempelhof. BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH Oranienstraße 106 10969 Berlin

Günter Wicker / Photur/ Berliner Flughäfen

www.bim-berlin.de

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Nah & Fern

Leipzig und seine Wächterhäuser Leipzig, die Stadt mit dem im 18. Jh. erworbenen Spitznamen „Kleines Paris“, seither angesehene Messestadt. Ein guter Anlaufpunkt für historisch interessierte Reisende. Die Stadt fasziniert durch die Tatsache im Besitz der ältesten Universität Deutschlands, der „Alma mater Lipsiensis“ zu sein, an der schon Johann Wolfgang Goethe, Karl Liebknecht, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche studierten. Ebenso sehenswert erscheinen das 91 m hohe Völkerschlachtdenkmal und die Nikolaikirche, welche die älteste und größte Kirche Leipzigs ist. Sie wurde 1165 an der Kreuzung von zwei Handelswegen erbaut. Zudem fallen die vielen Gründerzeithäuser auf, worüber ich in diesem Artikel berichten möchte. Gründerzeithäuser sind vierbis sechsgeschossige Wohngebäude, die sich beispielsweise durch reichdekorierte Fassaden auszeichnen. Im Zuge der Industrialisierung (19. Jh.) stieg der Bedarf an Wohnraum in den Gründerzeithäusern. 1900 gab es 456.165 Einwohner in der Stadt. Um 1931 erlangte Leipzig gar die Höchstzahl von 719.000 Einwohnern. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Stadt jedoch etliche Bewohner. Die Bevölkerungsentwicklung kann der Internetseite*) entnommen werden. Daraus ist jedoch auch deutlich

Eröffnung Zschochersche Straße 23 Quelle: www.haushalten.org

zu erkennen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein erheblicher Abstieg zugrunde lag. Um den Verfall der heute noch existierenden leerstehenden Gründerzeit28

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Wächterhaus Eisenbahnstraße 109 Quellen: www.haushalten.org

häuser zu vermeiden, wurde im Oktober 2004 ein effektives Projekt von „Haushalten e.V.“ gestartet. Dieser Verein zielt darauf, „Wächter“ (Behüter der Häuser), die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, zu finden. In ihren Händen liegt es, die Häuser vor Verwitterung und Vandalismus zu bewahren. Zu gewerblichen Zwecken kann ein fünfjähriger Vertrag mit dem/den Wächter/n abgeschlossen werden, wobei Flächen kostengünstig genutzt werden können. Eine Verpflichtung besteht nur darin, die Kosten für Heizungsanschlüsse, Wasser und Strom als Nutzer selber zu tragen und einen Mitgliedsbeitrag an den Verein zu zahlen. Durch die von erhöhter Lautstärke geprägte Lage an Hauptverkehrsstraßen sind diese Häuser sonst schwer vermittelbar. Der Einzug eines „Wächters“ schafft also Vorteile. Würden die Häuser unbesetzt bleiben und es zum Abriss der Häuser kommen, könnte es sich fatal auf die Stadtentwicklung auswirken. Junge Künstler und Freischaffende bekommen hiermit die Möglichkeit, sich etwas aufzubauen. Zudem liefert „Haushalten e.V.“ Erhaltungsoptionen. Zu den Projektbeteiligten gehört auch die Stadtverwaltung Leipzig – das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung –, verschiedene Bildungsträger und Bürgervereine. Im Januar 2005 kam es zu Vertragsverhandlungen über die Lützner Straße 30 im Stadtteil Lindenau. Im Mai wurde es offiziell als erstes „Wächterhaus“ eröffnet. Studenten der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) konnten somit

zwei Etagen als Atelierwohnungen nutzen. Doch die Lützner Straße sollte nicht das einzige genutzte Gebäude bleiben: Es folgten Wächterhäuser u.a. in der Kuhturmstraße 4, nahe des Lindenauer Marktes und unweit der Lützner Straße 30, ebenso marktnah die Demmeringstraße 21 direkt gegenüber von dem Theaterhaus der Jungen Welt, Zschochersche Straße 59/61 in Plagwitz, die Engertstraße 23 nahe zum Plagwitzer Bahnhof und die Merseburger Straße 17 im Leipziger Westen. Läden verschiedenster Art konnten somit entstehen, wie z.B. der Laden für mediale Kunst der HGB oder die Werkstatt des „Buchkinder e.V.. Hier können nun 40 Kinder das Fertigen eigener Bücher erlernen. Hinzu kommt das Elipamanoke, ein Club für verschiedene Spielarten der elektronischen Musik und auch andere Veranstaltungen, wie z.B. Lesungen oder Theater. Des Weiteren gibt es eine Seifensiederei und ähnliche kreative Läden. Ziele von „Haushalten e.V.“ sind u.a. die Einbindung von und die Kooperation mit Trägern von ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) bzw. andere Arbeitsgelegenheiten. Zusätzlich arbeitet der Verein am Aufbau einer Nutzerbörse zur Anwerbung neuer „Hauswächter“, an der Migrationförderung sowie der Übertragung des Projektes auf weitere Städte und Gemeinden. Aktuelle Kontakte bestehen nach Döbeln, Chemnitz, Görlitz und Halle (an der Saale). Es ist bereits gelungen, die Strategie nach Halle und Chemnitz erfolgreich zu transferieren. „Haushalten e.V.“ finanziert sich aus Landesmitteln, Eigenleistungen, Sponsoren- und Spendengeldern. Wer das Projekt beim Weiteraufbau in verschiedenen Wächterhäusern begleiten möchte, dem sei der Besuch vor Ort oder der Website zu empfehlen Es lohnt sich auf alle Fälle. Text: JK

Informationen und Quellen: *) www.leipzig-lexikon.de www.haushalten.org www.haushaltenhalle.de


Kolumne / In eigener Sache

Der Prädikator weiß ... alles ... BESSER! Ihr Name ist Heidi Klum und sie „widmet“ ihr Leben – ja was eigentlich? Seit kurzem läuft die vierte Staffel von Heidis „Germany´s Next Topmodel“, „...der Andrang beim ersten, offenen Casting in Düsseldorf war überwältigend...“ Was ist, um ein Synonym zu benutzen, daran unauslöschlich? Dabei sollten wir das Wort unauslöschlich auf Herzen und Nieren überprüfen. Bilden wir doch das Antonym, Unauslöschlichkeit wird also zu Auslöschbarkeit. Auslöschbarkeit bedeutet Überlagerung ohne gegenseitige Beeinflussung. Verstärken sich die Amplituden, spricht man von konstruktiver Auslöschung. Bei der ersten Staffel von „Germany´s next Topmodel“ bewarben sich 11.637 junge Frauen, zur zweiten Staffel 16.421, zur dritten Staffel 18.217 und

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zur vierten 18.786. Die Amplituden verstärkten sich, „Germany´s next Topmodel“ ist ein klarer Fall von konstruktiver Auslöschung. Diese jungen Mädchen und Frauen werden so zu einem Interferenzfilter, der nur bestimmte Informationen und Emotionen durchlässt und den Rest zerstört. Er zerstört die Zukunftsangst, verpackt das „Jahr der schlechten Nachrichten“ in knappe Slips und Wonderbras. Sie bedienen Kleine-Leute-Träume. Sag ja, sag Amen, shake your ass baby und du bist eine Runde weiter! Sie komprimieren Wörter wie Erfolg und Leistung auf drei Zahlen, dessen genaue Werte um die 90-60-90 liegen. Sie transformieren Haarspray zu einer Membran, die vor dem Witterungseinfluss Information schützt. Junge attraktive Frauen im Bikini – Einzigartigkeit von der Stange? Die Vernichtung der Tatsachen, ein perfektes Verbrechen. Im Gegensatz zur

Ermordung hinterlässt die Vernichtung keine Spuren. Der Leichnam der Tatsachen ist nicht verschwunden, denn die Tatsachen sind nicht tot, sie sind schlicht verschwunden. Wenn ich sage, die Tatsachen sind verschwunden, dann meine ich das damit verbundene Wertesystem um Tatsachen. Es setzt Zweckbestimmtheit, Ursachen und Wirkungen voraus. Kurz gesagt, Rationalität. All das verschwindet bei der Vernichtung des Tatsächlichen. Durch die Bewegung auf dem Catwalk verschwindet das Subjekt ganz und gar. Durch nichts wird die Existenz eines Subjekts länger gerechtfertigt, und es wird in gewisser Weise zur nutzlosen Funktion. Jede Entfremdung wird ausgemerzt, zugunsten einer durch und durch positiven Welt, gesäubert von jeder Illusion, von jeder Trennfähigkeit, frei sogar vom Tod. Ein Platz an der Sonne. Text: MS

Sache

Leserbrief zu Kontrast IV Mit der Statistik auf Seite 5 wird mehr ausgesagt, als mit vielen Worten. Und man kann hoffen – denn sooo schlimm, wie oft behauptet, kann das nicht sein (Verhältnis zur Ghettobildung in anderen Metropolen). Mögen doch gute Maßnahmen von politischer Seite erfolgen, um die kreativen Hilfen, wie hier in KONTRAST beschrieben, würdigend zu stützen, dann geht es gewiß – zumindest im Kiez Kreuzberg-Friedrichshain – für 2009 voran! … Besonders bewegt hat mich der Artikel „Kiezspuren“ … Ich habe Hochachtung für den Autor und für den Verlag, der den Mut hatte, diese Zusammenfassung unserer Kiez- und Stadtverhältnisse … in biografischer, eindringlicher Form zu veröffentlichen. So werden Dinge bewegt. Hatte der Verfasser mit seinen Erlebnissen mehr Pech als andere? Nicht jeder Bürger ist in der Lage, sich so neben sich selbst zu stellen und damit Erkenntnis

und Verarbeitung zu gewinnen. Insofern hilft er anderen mit diesem Artikel. Inge Neumann, Berlin

Wir würden uns sehr über weitere Leserbriefe freuen. Schicken Sie uns ihre Kommentare, Anregungen, Lob oder Kritik an: redaktion@ intihaus.de oder per Post (Adresse siehe Impressum).

Korrekturen Kontrast IV 1. Bildunterschrift - Seite 4

3. Korrektur Istanbul - Seite 27

In KONTRAST IV ist uns im Artikel zur Veranstaltung „Jugend hilft“ (Seite 4) leider ein Fehler unterlaufen. Auf folgendem Foto sind zu sehen: „Johnny Strange (von Culcha Candela)“ + „Ohrbooten“

In unserer Rubrik „Nah und fern“ berichtete eine unserer Autorinnen über Istanbul. Die Fortsetzung des als Reihe geplanten Artikels entfällt aus gesundheitlichen Gründen. Möglicherweise wird Teil 2 in der nächsten Ausgabe erscheinen können.

2. Rezept - Seite 13 Der Fehlerteufel hat „Digonsenf“ hineingezaubert – es muss aber heißen: „Dijonsenf“!

4. klein & gemein - Seite 30 Für alle, die verzweifelt gesucht haben: Der 6. Fehler des Bilderrätsels ist, dass es keinen gibt. Das nächste Bilderrätsel wird weniger gemein werden.

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Rätsel

Rätselecke Bilderrätsel Finde die sieben versteckten Fehler im rechten Bild!

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Impressum

Das Kiezmagazin Ein Projekt der Kreuzberger Musikalischen Aktion e.V. Herausgeber Nurettin Gündüz Wolfhard Schulze Chefredakteurin Gesine Jüthner (GJ) Redaktion Benjamin Bürger (BB) Ulla Greinke (UG) Stefan Kolodseike (SK) Janice Kunisch (JK) Matthias Mildner (MM) Martin Schilling (MS) Tuana Eddie Welke (EW)

Ausgabe Nr.1 Dezember 2007

Ausgabe Nr.2 April 2008

Lektorat Benjamin Bürger Ulla Greinke Besonderen Dank für das liebevolle Lektorat an: Inge Neumann Layout und Grafik Grafische Leitung Stefan Kolodseike Jörg Wiechers Design Benjamin Bürger Stefan Kolodseike Jörg Wiechers Schriftsatz Benjamin Bürger Stefan Kolodseike Jörg Wiechers Cover Design Benjamin Bürger Bildredaktion Stefan Kolodseike

Ausgabe Nr.3 August 2008

Ausgabe Nr.4 Dezember 2008

Fotos Benjamin Bürger Stefan Kolodseike Christine Zimmermann Anzeigenleitung Anke Drobot Terah Weleba

Alle in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei der Kreuzberger Musikalischen Aktion e.V. Nachdruck und Verwendung nur mit Genehmigung der Redaktion. Für eingesendete Leserbriefe wird keine Haftung übernommen. Ein Anrecht zur Veröffentlichung besteht nicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gekürzt zu veröffentlichen oder zu zitieren. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit nicht gehaftet werden. Dies gilt insbesondere für Veranstaltungen und Kontaktdaten. Auflage: 2.500; Erscheinungsweise: vierteljährlich

Wir bedanken uns bei Constantin Film AG MFA+ Filmdistribution e.K. Warner Brothers Pictures, Inc. Günther Wicker/Berliner Flughäfen N. Schmitz by pixelio.de Intihaus Integrationshaus am Mehringplatz, Jugendetage Friedrichstraße 1 10969 Berlin Tel.: 030-25 29 25 40 Fax: 030-25 29 25 41

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Malwettbewerb

„Der Eisvogel ist los!“ ist das Motto des diesjährigen 13.KINDERKARNEVALS DER KULTUREN. Am Tag vor dem großen Umzug des Karnevals der Kulturen wird das Kinderfest in Berlin-Kreuzberg stattfinden und Kinder mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Hintergrund zusammenbringen. Als Percussionisten, Artisten, Tänzer, Sänger und Musiker sorgen sie mit ihren Talenten für Spaß und Unterhaltung und verdeutlichen so „ganz nebenbei“ die künstlerischen und sozialen Erfolge des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen in Berlin. Zum Mitmachen laden kostenlose Spielangebote wie Hüpfburgen, Klettergerüste, Wasserplanschbecken und Seifenkistenrennen ein. Natürlich gibt es leckeres Essen und Getränke sowie eine Tombola. Interessierte Eltern können sich an den Infoständen der Berliner Kinder- und Jugendeinrichtungen, der Sponsoren und Partner des Kinderkarnevals über die vielfältige Berliner Kinderkulturlandschaft informieren. Der Kinderkarneval wird veranstaltet von der Kreuzberger Musikalischen Aktion e.V. und der Jugendförderung Friedrichshain-Kreuzberg, unter Schirmherrschaft der Jugendstadträtin Monika Herrmann.

Unter dem Motto „Der Eisvogel ist los!“ startete am 28. November 2008 der große Malwettbewerb im Rahmen des Kinderkarnevals, der am 31.03.09 endet. Kinder bis 12 Jahren sind aufgerufen, ihre Fantasien zum Eisvogel zu Papier zu bringen. Die Gewinner werden prämiert und auf dem Plakat zum Kinderkarneval 2009 abgebildet sein. Außerdem werden die schönsten Bilder in einer Ausstellung gezeigt. Ausstellung zum Malwettbewerb 19. Mai bis 5. Juni 2009 Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg Zossener Str. 65. am Blücherplatz Ausstellungseröffnung Dienstag, 19. Mai 2009 15 Uhr, mit Kinderkulturprogramm!

Kostümumzug Los geht es am Mariannenplatz mit einem bunten Kostümumzug. Ca. 3.000 fantasievoll kostümierte Kinder ziehen mit ihren selbst gestalteten Wagen, Musik und Tanz quer durch Kreuzberg. Treffpunkt ist am Mariannenplatz um 12:30 Uhr. Ab 13:30 Uhr geht es weiter über den Heinrichplatz und die Wiener Straße zum Görlitzer Park. Karnevalsfest Auf dem Festgelände im Görlitzer Park wird ab 15 Uhr ein multikulturelles Kinderkarnevalsfest gefeiert. Erwartet werden 12.000 Teilnehmer. Kinder präsentieren auf drei Bühnen ein künstlerisches Programm.

Der Kinderkarneval wird unterstützt vom Projektbüro des Karnevals der Kulturen

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei:

Schirmherrschaft: Jugendstadträtin Frau Monika Herrmann Patenschaft:

KREUZBERGER MUSIKALISCHE AKTION e.V. (Veranstalter) | Friedrichstr. 2 | 10969 Berlin | Tina Bauer / Presse | Email:presse@kma-eva.de | Tel. (030) 25295-164


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