KOLT #41

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muff-illustration.ch

Ab 21. Mai 2013 in Olten Infos & Tickets: www.fabrikk.ch & Ticketcorner

Medienpartner

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Patronat

Mai 2013

KOLT


IMPRESSUM

VERLAG / HERAUSGEBER Verlag 2S GmbH Leberngasse 17 4600 Olten verlag@v2s.ch www.v2s.ch

EDITORIAL

VERLAGSLEITUNG Yves Stuber, Matthias Sigrist REDAKTIONSLEITUNG Pierre Hagmann (ph) redaktion@kolt.ch FINANZEN Matthias Gubler INTERNETAUFTRITT Mathias Stocker LAYOUT / SATZ Christoph Haiderer, Gaia Giacomelli REDAKTIONELLE MITARBEIT Pablo Haller, Andreas Ruf, Fiona Gunst, Pedro Lenz, Kilian Ziegler, Christian„Ché“ Dietiker, Dino Lötscher, René „Fribi“ Freiburghaus, Daniel Kissling, Marc Gerber, Valerie-Katharina Meyer, Franziska Monnerat ILLUSTRATION Anna-Lina Balke, Jamie Aspinall, Manuel „Ti“ Mathys, Pascal „Tokijad“ Hofer, Céline Fallet, Petra Bürgisser, Manuela Brettle FOTOGRAFIE Michael Isler, Yves Stuber LEKTORAT Matthias Sigrist LESERBRIEFE leserbriefe@kolt.ch www.kolt.ch/leserbriefe AGENDA agenda@kolt.ch www.kolt.ch/agenda ABO Jahresabonnement CHF 49.—(inkl. MwSt) Gönnerabonnement CHF 99.—(inkl. MwSt) abo@kolt.ch www.kolt.ch/abo INSERATE inserate@kolt.ch www.kolt.ch/inserieren KONTAKT www.kolt.ch hallo@kolt.ch AUFLAGE 1'700 DRUCK Dietschi AG Druck und Medien Ziegelfeldstrasse 60 CH-4600 Olten © 2013, Verlag 2S GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung. Die Urheberrechte der Beiträge bleiben beim Verlag. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.

KOLT

Mai 2013

Illustration von Manuela Brettle

O

lten Südwest wird wieder belebt. Am 21. Mai startet „Fabrikk“, die neue Produktion von Karl’s kühne Gassenschau. Die ersten Vorstellungen sind seit langem ausverkauft – das lässt erahnen, dass dem neuen Stück ähnlich viel Erfolg beschieden sein wird wie dem Vorgänger „Silo 8“. Mit der „Fabrikk“ – die Show handelt von einer Schokoladenfabrik, die nach China expandieren will – nimmt die Gassenschau wiederum ein aktuelles und brisantes Thema auf: Wie kann sich ein Schweizer Traditionsunternehmen im internationalen Markt behaupten? Wir gehen in der aktuellen Titelgeschichte unter anderem genau dieser Frage nach – und haben dazu eine reale Fabrik besucht: Die Biscuit-Fabrik der Wernli AG in Trimbach, ein waschechtes Schweizer Traditionsunternehmen. Journalist Pablo Haller sah zu, wie der Biscuit-Klassiker Petit Beurre entsteht und sprach mit Geschäftsführerin Marianne Wüthrich Gross über die Expansionspläne von Wernli. „Globales Guetzli“, ab Seite 18. Für den Eishockey Club Olten ist kürzlich eine höchst erfolgreiche Saison zu Ende gegangen. Fast 150'000 Zuschauer sind 2012/13 ins altehrwürdige Kleinholz-Stadion gepilgert,

um die „Powermäuse“ bis in den NLB-Final zu begleiten. Der Verein will mehr: In den kommenden Jahren möchte man sich weiter an die NLA herantasten – und dann auch aufsteigen. Dazu braucht es die nötige Infrastruktur. Und dazu wiederum wurde 2010 die vermeintliche Basis gelegt. Die Oltnerinnen und Oltner haben vor drei Jahren einem Kredit über 12,1 Millionen Franken zugestimmt, um das Eisstadion komplett sanieren zu lassen. Damals wurde das Stimmvolk informiert, dass im dereinst umgebauten Stadion die Kapazität von 6000 Zuschauern unverändert bleiben soll, die Sitzplatzkapazität aber von 1000 auf 2500 erhöht werde. Nun, da die Bauarbeiten endlich beginnen, muss der Klub davon ausgehen, dass in der sanierten Halle gar weniger Sitzplätze zur Verfügung stehen werden als bis anhin. Damit würde ein Aufstieg wirtschaftlich quasi verunmöglicht. Neue Perspektiven könnte die Nachbarschaft bieten: Der Verband Wirtschaft Region Zofingen lässt derzeit den Bau einer komplett neuen, multifunktionalen Mittelland-Arena prüfen. „Kein NLA-Stadion für Olten“, Seite 12.

Cover fotografiert von Michael Isler

mit freundlicher Unterstützung von:

DRUCK&MEDIEN OLTEN

Olten, im April 2013 Pierre Hagmann

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Wir haben für Sie genau die richtige Geschenkidee! Packages für jeden Geschmackt zu einmaligen Preisen gibts jetzt bei Olten Tourismus.

Weekend-Package 1 Übernachtung (Freitag–Samstag oder Samstag–Sonntag) in Olten inkl. Eintritt in alle vier städtischen Museen und ein Kaffee & ein Stück Oltner Torte in der Suteria ab CHF 137.00 im Einzelzimmer & CHF 194.00 im Doppelzimmer Fabrikk-Package 1 Übernachtung in Olten inkl. einem Eintritt an Karl‘s kühne Gassenschau ab CHF 181.00 im Einzelzimmer & CHF 299.00 im Doppelzimmer Kabarett-Package Willkommensapéro, Turmrede, Stadtführung, Abendessen und Kabarett-Vorstellung mit Fabian Lau am 25. Mai 2013 für CHF 87.00 Buchmesse-Package Messeeintritt, Abendessen und Eintritt zum Oltner Abend mit Alex Capus und Pedro Lenz am 31. Oktober 2013 inkl. Übernachtung und Stadtführung am 1. November 2013 für CHF 195.00 in Einzelzimmer & CHF 340.00 im Doppelzimmer Beratung und Buchung: Olten Tourismus | Tel. +41 (0)62 213 16 16 Mail info@oltentourismus.ch Web www.oltentourismus.ch Eine defintive Buchung kann nicht gewährleistet werden.

Gerne beraten wir Sie zu folgenden Öffnungszeiten: Montag 13.00 bis 18.00 Uhr Dienstag bis Freitag 09.00 bis 12.00 Uhr & 13.00 bis 18.00 Uhr Samstag 09.00 bis 12.00 Uhr


INhALT

MAI 2013

03 EDITORIAL / IMPRESSUM

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06 PREVIEWS Highlights im Mai 2013

09 CINEMA Abkürzung ins Verderben // 4 Fragen an Nina Müller

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13 DAS KLEINE JOB-INTERVIEW Karin Hässig, Teamleiterin Kasse im Migros Sälipark

14 STADTLEBEN Kein NLA-Stadion für Olten

16 IM EXIL Menschen aus der Region berichten aus der Welt: Salar de Uyuni, Bangkok, Ericeira, Mitad del Mundo

18 Globales Guetzli

18

Auf Visite in der Guetzli-Fabrik von Wernli in Trimbach

26 hÖREN & LESEN

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26

Pedro Lenz „Wissen und Nichtwissen“ // Michelle Steinbeck „Hey Antoine,“

27

Ché‘s Bro Tipps // Deeno‘s Review // Fribi‘s Metal News

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Andrea Jansen „Me, Reloaded“ // La Vache Kili „Dr. Jones Reise in Aussenquartiere“

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Schon gelesen...? // KOLT liest...

30 IM RAMPENLIChT 30

Ein Newcomer wird erwachsen // Bunte Blumen aus dem Nichts

31

„Über Politiker Witze zu machen, das ist der falsche Weg“ // Surrealer Wahnsinn wie im richtigen Leben

32 FREAKS BRAUChT DAS LAND Am Dessertbuffet der Nationen

32 KOLT

Mai 2013

34 DAS LIEBSTE ZUM SChLUSS Die besten Dinge des Monats

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PREVIEWS

Theater Ariane: Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben

Schloss zum Bilderbuch

Monti 2013 – popUp!

von Roll Eisenwerk

Zirkus

Sonderausstellung

Konzept & Regie: Didi Sommer, Cécile Steck Musik: Pascal "P" Kaeser Kostüme: Barbara Mens Lichtkonzept: Christoph Siegenthaler Choreographie: Catherine Ostermeier

HISTORISCHES MUSEUM OLTEN Konradstrasse 7 4600 Olten 062 212 89 89 www.historischesmuseum-olten.ch

eine (w)ahnsinnige Komödie THEATERSTUDIO OLTEN www.theaterstudio.ch Fr 3. Mai 2013, 20.15 Uhr Sa 4. Mai 2013, 20.15 Uhr Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Schwagertheater facebook.com/schlosszumbilderbuch Schwager Theater Olten: 5./10./11./12./24./25. Mai 2013 Theater Remise Bern: 3./4. Mai 2013 Eintritt: CHF 25, ermässigt CHF 18 (Studenten, AHV) Reservationen : 079 450 50 20 schlosszumbilderbuch@gmail.com

Ein Versuch über die Wahrheit von Tankred Dorst. Ein begeisterndes Schauspiel über Manipulation und verwirrte Gefühle mit Rachel Matter, Antonio da Silva, Claudio Schenardi. Dorsts Absicht war es, ein Stück zu schreiben, bei dem alles Überflüssige weggelassen wird. Fernando Krapp kann man als Geschichte einer Gehirnwäsche lesen. Oder als Frage: Bestimmt der, der die Macht hat, auch das, was die Wahrheit ist? Der entscheidende Punkt für Dorst war, dass die Frau zu ihrem Mann sagt: „Ich betrüge dich!“ Und er antwortet: „Das ist unmöglich, mich kann man gar nicht betrügen.“ Die Reaktion ist nicht Eifersucht und Zorn, sondern masslose Selbstüberschätzung. Und die wird exzessiv weitergeführt. Der Mann ignoriert die Realität und dreht sie so um, dass die Frau schliesslich im Irrenhaus landet. Die bereits zu Theater-KantonZürich-Zeiten herausragende Schauspielerin Rachel Matter bringt den extremen Wandel überzeugend zum Ausdruck. Mit «Fernando Krapp» ist dem dreiköpfigen Ensemble des Theaters Ariane um Regisseur Jordi Vilardaga ein ebenso begeisternder wie aufwühlender Wurf gelungen.

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Die Gruppe des dritten Jahres des Theaterkurses 100 und 1, der vom Schwager Institut in Olten angeboten wird, führt im Mai ihr Gesellenstück „Schloss zum Bilderbuch – eine (w) ahnsinnige Komödie“ in Bern und in Olten auf. "Schloss zum Bilderbuch" ist eine surreale Komödie, die aufzeigt wie das Leben spiralförmig Themen repetiert. Mit diesem Bühnenstück schliessen sechs Frauen und drei Männer ihre Theaterausbildung 100 und 1 ab. Regie: Christoph Schwager Regie-Assistenz: Regula Felder-Pulver Siehe auch Artikel auf Seite 31

Tournée: 15. März - 27. Oktober 2013 In Starrkirch-Wil am 28. und 29. Mai 2013

Ausstellung: 18. April 2013 - 27. Oktober 2013 Öffnungszeiten: Di bis Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr

Tickets: www.circus-monti.ch Tel. 056 622 11 22, Circuskasse, Ticketcorner-Vorverkaufsstellen

Vorverkauf: Leotard, Ringstrasse 28, Olten

Zwei Clownfiguren machen sich auf, dem Traum vom Fliegen näher zu kommen. Auf ihrer Suche stossen sie unverhofft auf fantastische Welten, die sich – einem PopUp-Buch gleich – bunt und grossartig vor ihren Augen entfalten. Darin überraschen die Artistinnen und Artisten mit einzigartigen, aussergewöhnlichen und preisgekrönten Darbietungen. Ob es dabei den beiden Clowns gelingt, ihrem Traum näher zu kommen? Sicher ist, dass ihre Anstrengungen mit einer grossen Portion Lebensfreude belohnt werden – Lebensfreude für die Clowns wie für das Publikum. Der Circus Monti ist mit dem Schweizer Innovationspreis 2013 der Vereinigung Künstler – Theater – Veranstalter (ktv) für innovatives Schaffen, Originalität und Qualität ausgezeichnet worden. Diese Anerkennung wurde erstmals einem Circus verliehen. Siehe auch Artikel auf Seite 30

Das Historische Museum Olten widmet sich der mehr als 200 Jahre langen Firmengeschichte der von RollWerke, die mit etlichen Fabriken die Wirtschaftsgeschichte unseres Landes prägt. Von Roll ist eine der ältesten Industriegruppen der Schweiz – ihren Anfang nahm sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Solothurner Ratsherr Ludwig von Roll Hochofenprojekte in Gänsbrunnen und in der Klus bei Balsthal lancierte. Zudem wurde damals eine Hammerschmiede in Matzendorf errichtet, und die Firma erhielt die Genehmigung zur Erzgewinnung. Die Ausstellung im Historischen Museum Olten stellt die einzelnen Unternehmensstandorte und ihre Entwicklung vor, informiert über Produkte und Geschäftsbereiche und erklärt Produktionsprozesse von der Rohstoffgewinnung bis zur Abfallentsorgung.

Mai 2013

KOLT


MAI 2013 Eine Ausstellung des Kunstvereins Olten

BABEL – THERE’S A HEAVEN ABOVE YOU

HIBK (HAD I BUT KNOwN)

KUNSTMUSEUM OLTEN www.kunstmuseumolten.ch

Installation und Performance, Ultrachrome-Pigmentprints

Tipp des Monats

JUGENDART 2013 : ARE YOU IN? NACHTFIEBER „BEETGEFLÜSTER“ SChÜTZI www.schuetzi.ch www.nachtfieber.ch Mi 8. Mai 2013 Türöffnung/Bar: 21.00 Uhr Showstart: 22.01 Uhr

22. JugendArt Ausstellung, Konzerte, Lesung, Spiel und Spass, Seniorentreff, Poetry Slam, Art in the Dark. SChÜTZI OLTEN www.schuetzi.ch www.jugendart.ch 12. - 19. Mai

«Haus am Gern» / Rudolf Steiner & Barbara Meyer Cesta CITY PASSAgE Ringstrasse 1, (unter der Handelshofkreuzung) www.kunstvereinolten.ch Ausstellung: 25. Mai - 23. Juni 2013 Vernissage: Sa, 25. Mai, 16 Uhr, mit Performance von «Haus am Gern»

26. Mai - 18. August 2013 Vernissage: Sa, 25. Mai, 18:30 Uhr Ausserdem: Museumstag – Treffpunkt Oltner Museen: So, 12. Mai 2013 Michael Meier & Christoph Franz// Bruno Meier. Stilles Leben// Disteli-Dialog 2 – alle bis 5. Mai 2013 Öffnungszeiten: Di-Fr 14-17 Uhr Do 14-19 Uhr Sa/So 10-17 Uhr

Öffnungszeiten: Do 17-21 Uhr, Fr 17-19 Uhr, Sa/So 14-16 Uhr (Schaufensterfronten jederzeit «offen»!)

Eintritt: CHF 20.- bis 60.-

Kommunikation ist das ganze grosse ABC. Pflanzen tun es, Tiere tun es, auch Menschen könnten es. Pflanzen senden ihre Signale im Erdreich und Tiere lassen die Ohren wackeln. Menschen stellen Dolmetscher an. Wir versuchen in Worte zu verpacken, was nicht gesagt werden müsste. Die 29. Ausgabe der Satire- und Talkshow widmet sich dem Knistern zwischen dem, was noch lebt. Mit der Biologin Florianne Koechlin setzen wir die Synapsen unter Strom, mit dem welschen Karim Slama tuscheln wir uns über den Röstigraben und mit der Sängerin Rhonda Dorsey fordern wir die Schwerkraft des Sitzleders heraus. Die einzige Late Nate Show für das Mittelland und die Nordwestschweiz schlängelt sich vom Beetgeflüster via Betgeflüster zum Bettgeflüster. Ja dann, ein ehrliches „Gute Nacht!“

KOLT

Mai 2013

17 Kunstschaffende haben sich für die 22. JugendArt in Olten einen Ausstellungsplatz ergattert. Vom 12. bis 19. Mai präsentieren sie in der Schützi Olten ihre Werke. Das Motto der Woche der jungen Kunst lautet „Are you in?“. Reinschauen sollten Kunstinteressierte in die vielseitige Ausstellung, aber auch bei spannenden Events. Die Vernissage mit Brunch und Musik von Farao eröffnet die Kunstwoche am Sonntag. Am Dienstag steht eine Lesung des Literaturmagazins Narr an. Am Mittwochnachmittag toben sich in der Schützi Kinder kreativ aus. Bei Art in the Dark durchwandert man am Mittwoch die Ausstellung im Dunkeln mit Taschenlampe zu Klängen des Geigers Beat Escher. Spektakulär wird das Bullshit-Bingo am Donnerstag, das Zukkihund moderiert. Der Freitag ist mit einem Seniorennachmittag und einem Konzertabend mit The Years Between und A Maze bunt. Dem U20-Slam am Samstag folgt am Sonntag die Finissage inklusive Förderpreisverleihung. Be there, be in!

Der Kunstverein lagert 2013 seine Ausstellungsaktivitäten wegen der Stadthaus-Sanierungspläne aus, wechselt vom 10. Stock in den Sous-Sol, macht einen Ort des Durchgangs zur Galerie auf Zeit. Die erste von zwei Ausstellungen bestreiten die beiden Kunstschaffenden Barbara Meyer Cesta (*1959) und Rudolf Steiner (*1964). Sie arbeiten seit 1997 auch an gemeinsamen Projekten unter dem Label «Haus am Gern». Ausgreifend, wie eine übergrosse dunkle Zeichnung im Raum, durchziehen schwarze Ofenrohre in verwirrender Linienführung die Räume. Der Titel HIBK (Had I But Known) der Installation aus zwei Kanonenöfen und etwa 70 Metern Rauchrohr nimmt Bezug auf einen Kunstgriff aus der Populär-Literatur, bei der ein Ich-Erzähler im Hinblick auf ein Unglück seine Handlungen beklagt, die zu diesem Unglück geführt haben (Ach, hätt ich's doch gewusst).

Noch bis am 5. Mai zeigen wir die drei Ausstellungen «Aufmachen? Aufmachen! – Michael Meier & Christoph Franz», «Bruno Meier. Stilles Leben» und «Disteli-Dialog II: Ernst Thoma und ‹Pfaffenfresser› Martin Disteli», anschliessend ist das Museum während drei Wochen wegen Ausstellungsumbau geschlossen. Am Internationalen Museumstag vom Sonntag 12. Mai, an dem sich die Oltner Museen wiederum mit einem gemeinsamen Museumsfest auf dem Munzingerplatz und einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm in den Häusern beteiligen, haben Sie Gelegenheit, hinter die Kulissen des Aufbaus der neuen Ausstellung «BABEL – There’s a Heaven above You» zu blicken. Im Kunstmuseum steht der Museumstag denn auch unter dem Thema «Bauen gen Himmel!» und stimmt auf BABEL ein. Die grosse Sommerausstellung deutet den Turmbau zu Babel und die babylonischen Sprachverwirrung positiv. Das biblische Symbol für menschlichen Hochmut oder gesellschaftliche Dekadenz ist gleichzeitig allgemeinverständliches Symbol der subjektiven Welt der Kunstschaffenden. So bauen die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler in den Himmel, denken das Unmögliche und (er-)finden neue Sprachen.

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Mehr als eine Druckerei. Dietschi AG Druck&Medien Ziegelfeldstrasse 60 4601 Olten Telefon 062 205 75 75 Telefax 062 205 75 00 www.dietschi.ch info@dietschi.ch


CINEMA

LAURENCE ANYWAYS CAN 2012 // DRAMA, LOVE 2.- 6. Mai, Kino Lichtspiele Der 1989 geborene kanadische Regisseur Xavier Dolan legt mit „Laurence Anyways“ einen mutigen Spielfilm vor. Laurence und Frédérique sind ein glückliches Paar und geniessen das Leben und ihre Liebe in vollen Zügen. Allerdings hat Laurence ein Geheimnis, das er bisher nicht einmal seiner Freundin anvertraut hat: Er wäre lieber eine Frau. Jetzt wird Laurence klar: Er kann nicht mehr als Mann leben. Er weiht Frédérique ein. Sie ist fassungslos – und beschliesst doch, die Beziehung weiterzuführen.

NO ChILE 2012// DRAMA, hISTORY 16.- 20. Mai, Kino Lichtspiele Der Film „No“ des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín erzählt, wie Augusto Pinochet 1988 mithilfe einer Werbekampagne entmachtet wurde. „No“ ist hervorragendes lateinamerikanisches Polit-Kino. Der Werbefachmann Rene (Gael Bernal) wird von einem Freund um Hilfe gebeten. Er soll eine Kampagne leiten, die in der kommenden Volksabstimmung verhindern will, dass Pinochet weiterhin an der Macht bleibt. Eine grosse Aufgabe: Die Menschen glauben nicht, dass sie überhaupt eine Wahl haben.

4 Fragen an... Abkürzung ins Verderben

Nina Müller, Koordination JugendArt

„Side Effects“, der neue Film von US-Regisseur Steven Soderbergh, wird jedem Fan des gepflegten Thrillers eine wahre Freude sein. Die Pharma-Industrie ist wahrscheinlich weniger amüsiert. von Pierre hagmann

„S

ide Effects“ startet wie viele Thriller oder Krimis: Der Zuseher wird in die Geschichte eingeführt, die Charaktere werden bekanntgemacht, die Story baut sich auf – und dann geschieht der erste Wendepunkt: ein Mord. An diesem Punkt nehmen die Parallelen zum klassischen Krimi jedoch ein Ende. Es beginnt nicht die Suche nach dem Täter, denn dieser ist bekannt – der Täter ist eine Täterin und heisst Emily, gespielt von Mara Rooney (Bild), die für ihre Rolle in „The Girl with the Dragon Tattoo“ für einen Oscar nominiert wurde und auch in „Side Effects“ – zu deutsch: Nebenwirkungen – zu überzeugen weiss. Unklar bleibt das Motiv von Emily. Und dieses steht nun im Zentrum der Ermittlungen. Emily entspricht nicht dem klassichen Täterprofil, sie leidet an Depressionen und ist deswegen unter dem Einfluss von starken Psychopharmaka – verschrieben von ihrem Psychiater (Jude Law), der bald in den Fokus der Polizei gerät. Der Film entpuppt sich als hochspannender Psycho-Thriller, der auf dramaturgischer wie technischer Ebene

punktet, indem er erfrischend schlank gehalten ist und eine eigenwillige Bildsprache entwickelt. Zu reden gibt er indes vor allem wegen der vielen Pillen und deren nicht so eindeutigen Nebenwirkungen. Regisseur Steven Soderbergh ist bekannt dafür, in seinen Filmen gesellschaftliche Missstände zu thematisieren. Zeigte er in „Traffic“ die Schattenseiten der US-Drogenpolitik, dürfte diesmal die Pharmaindustrie keine allzu grosse Freude an seinem neuen Streifen haben. Im Interview mit dem „Spiegel“ sagte der US-Amerikaner Soderbergh kürzlich: „Amerika ist eine Kultur der Abkürzung. Pille geschluckt, Problem gelöst. So wünschen wir uns das. Dabei gehören Stimmungsschwankungen zum Leben dazu. Wir können nicht immer gut drauf sein.“ Am Ende geht es wieder um die alte Huhn-Ei-Frage: Was war zuerst – die Depressionen oder die Pharmaindustrie, die einen Markt für ihre Antidepressiva zu bedienen hat?

SIDE EFFECTS USA 2013 // ThRILLER Ab 9. Mai, youcinema

was ist Ihr Lieblingsfilm? wie oft haben Sie den schon geschaut? Den einen Lieblingsfilm gibt es nicht, es gibt Filmphasen: Zurzeit bin ich im Hitchcock – Revival-Fieber. welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen? "Searching for Sugar Man" von Malik Bedjelloul über den amerikanischen Musiker Sixto Rodriguez, der in Südafrika ein Star und in den USA ein Nobody war. Toller Dokfilm mit faszinierenden Soundologen. Mit welchem Filmstar würden Sie am liebsten einmal einen Kaffee trinken? Sicherlich ein langer, spannender Kaffee würde sich mit dem US-Schauspieler Sean Penn ergeben. worüber würden Sie gerne einen Film drehen? Zurzeit spiele ich mit der Idee, einen Dokfilm über Sozialarbeitende in der Schweiz zu planen. Die 22. JugendArt findet vom 12. bis 19. Mai in der Schützi Olten statt: jugendart.ch

Das ganze Oltner Kinoprogramm für den Monat Mai auf www.youcinema.ch / www.lichtspiele-olten.ch

Olten • Oftringen • Brugg

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KULTURSPLITTER

MONATSTIPPS DER MAGAZINE AUS AARAU | BASEL | BERN | LUZERN | ST. GALLEN | VADUZ | WINTERTHUR | WWW.KULTURPOOL.BIZ

Die Tanzdemo «Tanz dich frei» wurde zu einer unver-

seiterkunst ist heute zwar, nicht zuletzt dank dem La-

gesslichen Nacht. Als Folge davon wurde im ganzen

gerhaus, nicht mehr "out", aber weiterhin berührend

Land über den Stellenwert des Nachtlebens und von

und oft auch beklemmend - wie etwa das wuchernde

Freiräumen sowie über den Grad der Politisiertheit

Werk des Thurgauers Felix Brenner.

der Jugend debattiert. Im Mai ist es wieder soweit

Naive Schweiz Suisse Brut

und die Hauptstadt fragt sich: Kommen wieder so vie-

Museum im Lagerhaus St.Gallen

le Leute? Bleibt der Umzug friedlich? Und kann eine

Bis 7.Juli

Tanzdemo letztlich wirklich etwas bewegen? Bern, Sa., 25.5.

AARGAU: wINNEwISSER Rolf Winnewisser (geb. 1949), der bereits 1972 an der legendären documenta 5 in Kassel teilnahm, gehört zu den interessantesten und konsequentesten Künstlern seiner Generation. Nach einer retrospektiven Show 2008 im Aargauer Kunsthaus ist er jetzt im Kunstraum Baden mit neuen Arbeiten zu sehen. Winnewisser schöpft aus der Fülle der Welt, die er lesend und reisend, aber auch sammelnd erkundet. Sei

GASTLAND LIECHTENSTEIN

es ein Buch, eine Postkarte, das Bild eines Freundes, ein Siegel aus Japan oder die kleine Camera Obscura,

LUZERN: INTELLIGENT UND SINNLICH

Einen Blick hinter die Kulissen der diesjährigen

die den Blick auf Gewohntes verkehrt.

Wie platziert man einen zwölf Meter langen Fracht-

Schweizer Künstlerbörse in Thun, an der Liechten-

«WIWI.R 2013» – Rolf Winnewisser, 2. Mai bis 7 Juli,

container in die Ausstellungsräume des Kunstmuse-

stein erstmals als Gastland vertreten war, werfen in

Kunstraum Baden, Vernissage: Mi 1. Mai 18.00,

ums Luzern? Es ist eine von vielen Fragen, die sich

der aktuellen KUL-Ausgabe jene liechtensteinischen

www.kunstraum.baden.ch

in der Ausstellung Container des argentinischen Kon-

Künstler und Künstlergruppen, die einen der zahlrei-

zeptkünstlers Jorge Macchi (*1963) aufdrängen – und

Kulturmagazin chen Auftritte auf der Piazza bestreiten durften. Die

bleibenden Eindruck hinterlassen. Für seine erste Ein-

Teilnehmer, darunter auch die Band „Rääs“, sprechen

zelausstellung in der Schweiz gestaltet der Künstler

über ihre Erwartungen im Vorfeld der Börse, über

für jeden Raum des Kunstmuseums Luzern eine spe-

ihre Eindrücke vor Ort und in welcher Form sich ihre

zifische Installation mit Bezug auf die Ausstellungs-

Teilnahme gelohnt hat.

Winterthur

architektur. Mit Videoprojektionen, Wandmalereien und Stahlobjekten kreiert Jorge Macchi ambivalente Stimmungsbilder, die irritieren, die anziehen, die einem zwischen diesen beiden Wirkungen schwanken lassen. Macchi spielt mit seinen Besucherinnen und Besucher – so lässt er sie in der Arbeit «The longest distance between two points» den längstmöglichen Weg

BASEL: wILDwÜCHSIG

durch den Ausstellungsraum gehen. Eine höchst in-

Zum 6. Mal findet in Basel das Wildwuchs Festival

telligente und doch sinnliche Ausstellung, für die sich

statt: erstmals unter einem thematischen Dach und

ein Besuch in Luzern auf jeden Fall lohnt.

mit einer neuen Co-Leitung. Unter dem Motto ‹Wir

Jorge Macchi: Container. Bis 16. Juni 2013,

stören!› soll mit Theater, Tanz, Kunst, Literatur, Mu-

Kunstmuseum Luzern

sik, Kino, Kulinarischem und Gesprächen das Spekttet werden: Denn nicht nur sog. Behinderte ‹stören›.

THEATER wINTERTHUR: TAGEBUCH EINES wAHNSINNIGEN

Neu sind auch Störmobile, welche die Stadtquartiere

Poprischtschin ist ein kleiner Beamter, der sich im

bespielen oder ein multifunktionales Motel auf dem

grauen Alltag unglücklich abmüht und sich hoff-

Festivalzentrum Kasernenplatz.

nungslos in die Tochter des Chefs verliebt. Während

Wildwuchs Festival: Fr 24.5. bis So 2.6., div. Orte,

er vom sozialen Aufstieg träumt, zieht er sich aus der

www.wildwuchs.ch

demütigenden Realität zurück, um sich schliesslich

rum allgemeiner auf soziale Ausgrenzung ausgerich-

ganz in eine Scheinwelt zu flüchten. Nikolai Gogol beschreibt in der berühmtesten seiner Petersburger Novellen einen Mann, der keine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hat, sich aber weigert, dies

10

ST. GALLEN: 25 JAHRE NAIVE KUNST

zu akzeptieren. In der Aufführung des Deutschen

Was 1988 von einigen Enthusiasten gegründet wurde,

Theaters Berlin brilliert in der Hauptrolle Samuel

hat sich heute zusammen mit der Collection de l'art

Finzi, bekannt durch seine TV-Rolle Vince Flemming.

brut in Lausanne zur schweizweit führenden Institu-

Dienstag, 28. Mai, 19:30 Uhr

tion auf dem Gebiet entwickelt: das St.Galler Museum

Mittwoch, 29. Mai, 19:30 Uhr

im Lagerhaus für schweizerische naive Kunst und Art

Eintritt: CHF 30

brut. Zum 25-Jahr-Jubiläum bietet das Museum einen

Theater Winterthur

Überblick aus eigenen und befreundeten Sammlun-

Theaterstrasse 4

BERN: TANZ DICH FREI 3

gen. Von früher Senntumsmalerei über Adolf Dietrich

8402 Winterthur

Letztes Jahr tanzten Tausende, wenn nicht Zehntau-

und Adolf Wölfli bis zu noch lebenden Ostschweizer

www.theater.winterthur.ch

sende durch Berns Strassen und auf Berns Plätzen.

Malern spannen sich aufschlussreiche Bögen. Aussen-

Infos: www.themuricompetition.ch

Mai 2013

KOLT


DAS KLEINE JOB-INTERVIEW

OLTEN

„George Clooney ist mir hier noch nicht über den Weg gelaufen“ Karin Hässig, 40, seit sieben Jahren Teamleiterin Kasse im Migros Sälipark, erzählt, worüber sie sich an der Kasse aufregt, wie Einkäufe Leute machen und warum sie „Self-Checkout“ nicht als Existenzbedrohung sieht. Interview von Andreas Ruf Foto von Yves Stuber

Frau Hässig, was war Ihr Berufswunsch als Kind? Gelernt habe ich Floristin. Ich wusste, ich will etwas machen, wo man kreativ sein und mit Menschen zu tun haben kann. Der Kundenkontakt war mir eigentlich immer sehr wichtig. Ohne das ginge es nicht.

weil bei uns die Emotionen zu hoch sind, um das selber regeln zu können. Zum Glück ist aber der Grossteil der Kunden sehr angenehm. Schliessen Sie manchmal vom Einkauf auf den Käufer? Man sieht sicher, die oder der ist jetzt eher der Bio-Typ, bei

was ist Ihnen beim Kassieren lieber: Bargeld oder EC? Klar EC. Obwohl ich nichts gegen Bargeld habe und wir uns immer freuen, wenn wir am Abend viel Geld abliefern können. Vom Ablauf her ist EC einfach praktischer – man muss etwa nicht mehr nachzählen im Büro. was ärgert Sie am meisten, wenn Sie an der Kasse sitzen? Am meisten ärgern mich diejenigen Kunden, die erwarten, dass Sie freundlich bedient werden, dass man ihnen alles zugute tut, selber jedoch nicht einmal ein „Grüezi“ für einen übrig haben. Hatten Sie schon mal einen richtigen Streit am Band? Das kommt "Lieber EC als Bargeld": Karin Hässig. vor, ja. Es gibt aufgebrachte Kunden, die versucht man zu beruhigen, aber bei manchen klappt das der Mutter mit drei Kindern und vienicht. Dabei selber die Ruhe zu belen Budgetprodukten auf dem Band wahren – vor allem, wenn die Kunden lässt sich erahnen, dass sie das Geld persönlich werden – ist manchmal nicht im Überfluss hat, wohingegen schwierig. Bevor es aber richtig eskaPersonen mit Premium-Produkten im liert, rufen wir in der Regel den Chef, Korb vermutlich nicht gerade sparen

müssen. Das sieht man schon. Aber werten tut man das nicht. Hat sich Ihre Beziehung zu Nahrungsmitteln durch Ihren Job verändert? (lacht) Nein. Ab und zu sehe ich vielleicht ein Produkt, bei dem ich denke, das könnte ich jetzt auch wieder einmal kochen. Seit einiger Zeit gibt es „SelfCheckout“-Zonen im Ausgangsbereich. Sehen Sie darin eine Bedrohung Ihres Jobs? Tatsächlich haben viele Leute das Gefühl, das gefährde unseren Job. Das ist aber nicht so. „Self-Checkout“ ist uns eine Hilfe. Wir haben sehr viele Schüler, die in Pausen geballt zu uns kommen. Das wird sich im Herbst noch verschärfen, wenn der neue FH-Campus eröffnet. Diese Massen können mit normalem Kassierpersonal nicht aufgefangen werden. Zudem werden ja keine Einsparungen beim Personal gemacht, im Gegenteil: Die „Self-Checkout“-Zone wird ja auch betreut. Ich sehe da eigentlich nur Vorteile. Haben Sie schon einmal eine berühmte Persönlichkeit abkassiert? Also einen Weltstar noch nicht. Oltner Prominenz natürlich schon, aber George Clooney ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. (lacht)

über die Welt "was halten Sie von der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens?" Oliver Kirschbaum, 34, Basel/Olten Ich bin bedingungslos dafür, weil es eine einfache und befreiende Idee ist, die zudem finanzierbar ist. Und es vereinfacht unser Sozialsystem (AHV, IV, Arbeitslosenkasse) massiv. Simon Haller, 34, Olten Nichts. Die Zeit der grossen Utopien – welche in der Geschichte immer ins Verderben geführt hatten – ist glücklicherweise vorbei und das Leben nun mal voller Bedingungen. Die Schweiz braucht weniger Leute, welche fürs Nichtstun etwas vom Staat kriegen und nicht mehr. Luisa Tommasini, 22, Olten Mir gefällt der Ansatz, der dahinter steckt: Dass jeder Mensch ein Anrecht auf ein würdiges Leben hat. Doch das Thema ist zu komplex, um diese Frage hier abschliessend beantworten zu können. Didi von wartburg, 29, Olten Grundsätzlich eine gute Idee, doch ist es fragwürdig, ob dieser (existentielle) Leistungsdruck, der von den Initianten in Frage gestellt wird, wirklich ungesund ist. Hintergrund: Die Volksinitative für ein bedingungsloses grundeinkommen sieht vor, dass alle Einwohner der Schweiz jeden Monat bedingungslos 2500 Franken erhalten. Zurzeit werden Unterschriften gesammelt.

Feinste Kaliber von NOMOS Glashütte.

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Kein NLA-Stadion Der EHC Olten hat sich vom Sanierungsfall zum Musterverein entwickelt – und ein grosses Ziel vor Augen: den Wiederaufstieg in die NLA. Seine Heimat, das Kleinholz-Stadion, liegt in der Entwicklung zurück. Nun wird aber auch die Halle saniert. Damit wird dereinst auch ein Aufstieg realistisch – sollte man meinen. Text und Interview von Pierre Hagmann

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m 26. September 2010 hat das Oltner Stimmvolk entschieden: Das altehrwürdige Eisstadion Kleinholz, erbaut 1961, soll für 12,1 Millionen Franken totalsaniert werden. Die Vorlage zum Investitionsbeitrag zur Erneuerung der Anlage wurde von 77 Prozent der Bürgerinnen und Bürgern gutgeheissen – ein vielleicht einmalig hoher Wert, der die Bedeutung des Hauptnutzers, dem Eishockey Club Olten, in der Stadt deutlich gemacht hat. Seither sind 2,5 Jahre vergangen und der EHC ist zum Spitzenteam in der zweihöchsten Liga, der NLB, gereift. Der Umbau hat indes noch nicht begonnen. Olten macht eine Erfahrung, wie sie viele Schweizer Städte zuvor schon gemacht haben: Der Neubau oder die Sanierung eines Stadions ist eine heikle Angelegenheit. Doch nun steht der Baustart unmittelbar bevor: Am 1. Juni 2013 solls losgehen. Seit Saison-Ende laufen gemäss der Stadionbesitzerin Sportpark AG die Rückbauarbeiten – bei einer Visite im Kleinholz an einem Dienstagnachmittag Mitte April ist das Stadion menschenleer, vereinzelt sind aber Spuren des beginnenden Rückbaus zu erkennen. Das Stadion soll in drei Etappen renoviert und erweitert werden. Dank des Etappenbaus lässt sich der Spielbetrieb während den Saisons weiterführen, wenn auch nur eingeschränkt – die Kapazität verringert sich von aktuell 6040 auf 4400 Zuschauer. Einerseits wird die bestehende Infrastruktur saniert, andererseits entsteht am Südende der Arena ein Annexbau mit Eingangsbereich und Restaurant. Auf die Saison 2015/16 hin, also im September 2015, sollte die Halle in „neuem Glanz“ erstrahlen. Für Glanz, das zeichnet sich mittlerweile immer deutlicher ab, scheint das Geld allerdings bei weitem nicht auszureichen. Die Sportpark AG, die zu 95 Prozent im Besitz der Stadt Olten ist, hat sich kürzlich deutlich geäussert: „Wir bauen hier ein Stadion, das B-Verhältnissen genügen wird, nicht aber für die NLA.“ In diesem Statement steckt viel Konfliktpotential: Der EHC Olten spricht seit einiger Zeit vom Ziel, mittelfristig den Aufstieg anzustreben. Mit der sehr positiven Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren und den jüngsten Erfolgen – Finalteilnehmer im Playoff 2012/13 – stiegen die Ansprüche und wurde die Zielsetzung konkretisiert: Der Klub, seit 1970 ununterbrochen in der Nationalliga vertreten und 1994 letztmals aus der NLA abgestiegen, will in den nächsten Jahren zurück in die oberste Liga der Schweiz. Um aber aufzusteigen, müssen neben den sportlichen Kriterien auch wirtschaftliche und infrastrukturelle Bedingungen erfüllt sein. Wir haben mit beiden Protagonisten, dem EHC Olten und der Sportpark AG einzeln gesprochen. Im Interview sprechen EHCOGeschäftsführer Peter Rötheli und Sportpark-Geschäftsführer Viktor Müller sowie Sportpark-Verwaltungsratspräsident Beat Loosli über die schwierige Situation kurz vor Baubeginn.

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EHC OLTEN

"Dann stellt sich für uns die StandortFrage"

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eter Rötheli, wie läuft die Zusammenarbeit mit der Sportpark AG? Ich hatte grundsätzlich immer eine sehr gute Zusammenarbeit mit Sportpark-Geschäftsführer Viktor Müller. Es ist aber ein Fakt, dass wir bei den letzten Sitzungen der vergangenen Monate immer wieder vor neue Tatsachen gestellt wurden. Es mussten laufend Kürzungen vorgenommen werden, weil offenbar das Budget nicht reicht. Wozu nicht reicht? Wir hatten während den Finalspielen gegen Lausanne eine Begehung des Kleinholzes mit Vertretern der National League. Diese klären, ob ein Verein abseits der sportlichen Realität in wirtschaftlicher wie infrastruktureller Sicht die Bedingungen für einen Aufstieg in die NLA erfüllt. Viktor Müller sagte damals gegenüber den Liga-Vertretern, dass mit der Kleinholz-Sanierung kein A-taugliches Stadion entstehen würde. Diese Aussage hat sowohl uns, als auch die Vertreter der National League einigermassen verwundert. Das hatten wir so zuvor nie gehört. Laut der Sportpark AG hat der EHCO seine strategischen Planungen nicht direkt kommuniziert. Das stimmt nicht. Wir haben bei mehreren Tref-

"Wieso sollen wir im Kleinholz grosse Investitionen tätigen, wenn wir nicht mal sicher sind, ob das ganze A-tauglich wird."

fen unsere Bedürfnisse und Wünsche kundgetan betreffend Stadion (Kapazität, Sitzplätze, Garderoben, Fitnessraum etc.) und auch die strategischen sportlichen Planungen erwähnt. Was würde konkret fehlen, um auch für die NLA gerüstet zu sein? Die National League stellt an die Stadien ein klares Anforderungsprofil. Ein kleines Beispiel: Die Presseplätze. In der NLA müssen im Minimum 60 Plätze zur Verfügung stehen. Im neuen Kleinholz-Stadion sind nach heutiger Planung 40 Plätze vorgesehen. Es sieht zurzeit in der Tat so aus, dass wir am Ende mit einem frisch sanierten Stadion da stehen, mit dem wir nicht in die NLA aufsteigen können. Da spielen hauptsächlich wirtschaftliche Aspekte mit. Mit der aktuell vorgesehenen Kapazität – das betrifft vor allem Sitzplätze und Catering – wird es uns in der NLA nicht möglich sein, das Potential auszuschöpfen, um da oben zu existieren. Trifft es zu, dass aktuell ein Fassungsvermögen von 5750 Zuschauern vorgesehen ist und damit weniger als bis anhin? In diesem Rahmen, ja. Aber das ändert sich im Moment laufend. Besonders problematisch ist wie gesagt die Sitzplatz-Kapazität: Die würde sich von heute 1075 auf etwa 750 verringern... ...Man hätte auf der Ostgeraden Sitzplätze installieren können. Dann wäre das Fassungsvermögen noch bei etwa 4750 gelegen... Ausserdem haben wir damit vor 20 Jahren sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Grundsätzlich wäre es sicher möglich, 1500 Sitzplätze anzubieten. Wir können aber weder nach links noch nach rechts, also müssten wir in die Höhe. Aber das passiert wahrscheinlich wegen des Daches auch nicht. Und dann natürlich das Geld. Das Argument ist immer das gleiche: Der Souverän hat 12,1 Millionen gesprochen. Das ist das Geld, das uns zur Verfügung steht und damit hat es sich. Hat der EHCO selber keine Möglichkeit, Geld beizusteuern? Wir müssen

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für Olten alle VIP-Einrichtungen und den Videowürfel selber finanzieren. Das Architekurbüro Batimo, das den Umbau realisiert, hat im letzten Jahr die möglichen Kosten für VIP-Boxen auf der Ostgeraden (inkl. Süden) errechnet: 3,5 bis 5 Millionen Franken. Wieso sollten wir im Kleinholz so grosse Investitionen tätigen, wenn wir nicht mal sicher sind, ob das Ganze A-tauglich wird. So wie es zurzeit aussieht, gibt es im Stadion selbst wohl keine VIP-Logen. wie konkret ist das Ziel Aufstieg wirklich? Unser Verein hat die letzten paar Jahre eine tolle Entwicklung durchgemacht. Wenn wir diesen Weg weitergehen wollen – und das wollen wir unbedingt –, dann muss das Ziel der Aufstieg sein. Vielleicht nicht schon in einem Jahr, sondern in zwei, drei, vier Jahren. Dazu benötigen wir die richtige Infrastruktur. Wir haben keine Mäzene wie andere Vereine, die Millionen beisteuern, also brauchen wir zwingend die breite Abstützung in der Bevölkerung, viele kleine Sponsoren. Dann ist es aber auch wichtig, ein anständiges Stadion mit anständiger Kapazität zu bieten, wenn der SCB kommt. Wird die Sanierung des Stadions nun auf B-Bedürfnisse ausgerichtet, dann stellt sich folgerichtig früher oder später die Standort-Frage. Das ist eine Tatsache. Wenn man schon sowas macht, soll man es doch auch recht machen. wurde von Beginn weg falsch kalkuliert? Das Projekt hätte wohl von Beginn weg mit höheren Kosten kalkulieren müssen, vielleicht 17 statt 12 Millionen. So wie das Projekt zurzeit ausschaut, kommt sich der Stimmbürger wohl auch für dumm verkauft vor, dass er im Nachhinein sein OK für 12,1 Millionen gegeben hat, wenn das daraus resultierende Stadion gar nicht A-tauglich ist. was bedeutet die Zeit des Umbaus für den EHCO? Das Fassungsvermögen geht auf 4400 Zuschauer zurück. Wir hatten diese Saison etwa zehn Spiele mit mehr Zuschauern, da geht einiges an Einnahmen verloren. Der

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Gästesektor wird viel kleiner, dieser wird für die kommende Saison an den südlichen Rand der jetzigen Steh-Längsgerade verlegt, und die Oltner Fans sind während des Umbaus im Norden, weil die ganze südliche Rampe vorläufig hinter einer Abtrennwand verschwindet. Übernächste Saison, 2014/15, können wir erst frühestens Mitte Oktober ins Stadion. Ich weiss noch nicht, wie das gehen soll. Wo trainieren wir, was kostet das? Es ist eine ganz schwierige Situation, die uns vor grosse Probleme stellt – und finanzielle Einbussen im hohen sechsstelligen Bereich zur Folge haben wird.

SPORTPARK AG

"Es war immer klar, dass wir ein Stadion für die NLB bauen"

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iktor Müller, Beat Loosli, wurde bei der Sanierungs-Vorlage, die 2010 vors Volk kam, richtig kalkuliert? Beat Loosli: In dieser Zeit wurde praktisch jede Vorlage, die vors Volk kam, abgelehnt. Vielleicht war man ein bisschen sehr vorsichtig, aber es wurde als schlankes, vernünftiges Projekt angeschaut. Viktor Müller: Ich hatte grossen Respekt vor einer überladenen Vorlage. Zudem: Das Projekt, das vors Volk kam, war ein Vorprojekt, das in groben Zügen angedacht war. Detailaspekte waren nicht berücksichtigt. Das liegt auch daran, dass wir in der Planungsphase vor der Abstimmung alles selber finanzieren mussten und von der Stadt keinen Kredit erhalten haben. Muss man im Nachhinein sagen: Die 12,1 Millionen Franken, die vors Volk kamen, waren zu wenig? >>

Brandneue Mittelland-Arena in Zofingen, Aarburg oder Oftringen? Möglich, dass sich die Frage nach der Tauglichkeit der Kleinholz-halle bald gar nicht mehr stellt: Zurzeit wird die Machbarkeit einer multifunktionalen Mittelland-Arena abseits vom Standort Olten geprüft.

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inter dem Projekt steht der Verband Wirtschaft Region Zofingen. Verbandspräsident Peter Gehler bestätigt auf Anfrage, dass das Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern damit beauftragt wurde, in einer breit angelegten Studie zu untersuchen, ob und wo eine solche Mittelland-Arena tragbar wäre. Laut Gehler soll die geplante Halle zwischen 6000 und 10‘000 Plätze aufweisen. Sie kann auch für Sport inklusive Eishockey genutzt werden, „zum Beispiel durch den EHC Olten oder den SC Langenthal – oder durch beide“. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass ein Nationalliga-Verein mit der ersten Mannschaft seine Meisterschaftsspiele in dieser neuen Halle austrage, ihren Trainingsbetrieb und die Spiele der weiteren Mannschaften in den heute zur Verfügung stehenden kleineren Hallen durchführe, so Peter Gehler, der in der Unternehmensführung der Zofinger Siegfried Holding AG arbeitet. Die Halle sei aber nicht nur für Sport gedacht, sondern auch für Veranstaltungen, Konzerte, Messen, Tagungen. Es haben schon mit verschiedenen Interessenten Gespräche stattgefunden und Gehler betont: „Wir haben von relativ vielen Stellen sehr positive Rückmeldungen erhalten“. Darum hätte der Verband, dem 170 Firmen angegliedert sind, entschieden, 40'000 Franken für eine Machbarkeits-Studie aufzuwenden. Es sei erwiesen, dass eine multifunktionale Arena rentabel geführt werden könne. Zudem sei der Standort am Autobahn-Kreuz „schlicht ideal“, was mit ein Motor des ganzen Projekts sei. Dieses wurde bereits vor einem Jahr lanciert und wird von Immobilien-

makler Robert F. Hochuli aus Safenwil geleitet. Klar sei aber auch: „Wir brauchen einen Anker-Investor“. Es stehen verschiedene mögliche Standorte in den Gemeinden Aarburg, Oftringen und Zofingen zur Diskussion. Das Projekt ist keine Antwort auf das Stadion-Hickhack am Standort Olten. Es verhält sich eher umgekehrt. „Der Impuls kam von der lokalen Wirtschaft – vielerorts wird beispielsweise eine richtige Messe- oder Kongress-Halle vermisst“, so Gehler. Nun sei es aber so, dass eine solche Arena eine gute Grundauslastung benötige, „weshalb der EHC Olten natürlich mehr als willkommen wäre, das wäre ideal“. Insofern kommt es diesem Stadion-Projekt entgegen, wenn der EHCO im dereinst sanierten Kleinholz-Stadion aufgrund von Kapazitäts- und Bewirtschaftungseinschränkungen das wirtschaftliche Potential nicht ausschöpfen könnte, um etwa in der NLA bestehen zu können. So sagt Gehler auch: „Wir haben die Aussagen von EHCO-Geschäftsführer Peter Rötheli im Oltner Tagblatt, wonach der nun geplante Umbau nicht den Vorstellungen des Klubs entspreche, gerne zur Kenntnis genommen“. Und: „Das Angebot steht auch für den zweiten B-Verein der Region, den SC Langenthal“. Die umfassende Studie der Hochschule Luzern soll in diesen Tagen abgeschlossen und dann dem Verband präsentiert werden. In welchem Zeitrahmen eine Mittelland-Arena erstellt werden könnte, ist noch unklar. Peter Gehler sagt aber: „Wenn die Finanzierung steht, kann es schnell gehen“. Der Verband rechne mit Gesamtkosten um die 20 Millionen Franken für einen Stadion-Neubau.

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"Ein Ausbau auf A-Verhältnisse war nie in diesen vom Volk gesprochenen Krediten enthalten. Das bräuchte einen zusätzlichen Kredit, den voraussichtlich die Stadt sprechen müsste, mit dem Statement: Wir wollen den EHCO in der NLA." >> VM: Wer behauptet das? Das ist nicht richtig. So wie das Projekt vors Volk kam, war von Beginn weg klar: Einige Elemente müssen durch die Sportpark Olten AG finanziert werden. Als das Geld gesprochen war, hat man gesagt: Es wäre schön, am Tag X ein gesamtsaniertes Stadion präsentieren könnten. Das haben wir nun planerisch so sichergestellt, dass das möglich ist und dass das Geld reicht. Zu den 12,1 Millionen kommt ein Beitrag aus dem Sportfonds vom Kanton – 700'000 Franken – und ein Beitrag, den wir aus der eigenen Tasche finanzieren. Wieviel ist das? VM: Da möchte ich keine Zahlen nennen – die Aktionäre sind noch nicht im Detail darüber informiert. Es ist aber ein wesentlicher Betrag, weil unter anderem der ganze Nordtrakt und die Fotovaltaikanlage, welcher nicht Bestandteil der Abstimmungsvorlage war, betroffen sind. Bei einer Stadionmodernisierung wird die Sitzplatzkapazität heute normalerweise erhöht. Das war auch in Olten geplant – vor der Abstimmung liess die Stadt verlauten: "Mit dem geplanten Umbau wird die Zuschauerkapazität bei 6000 belassen, während die Anzahl der Sitzplätze von 1000 auf 2500 vergrössert wird." Die Realität sieht ganz anders aus: Es gehen gar Sitzplätze verloren. Was sagen Sie dazu? BL: Nochmals: Uns fehlten bei dieser ersten Grobplanung auch die Mittel, um damals schon ganz präzise Zahlen präsentieren zu können. VM: Man hat immer gewusst, dass die zur Verfügung stehende Fläche auf der Westtribüne nicht vergrössert wird. Und es war von Anfang an der explizite Wunsch vom EHCO, auf der Längsgerade vis-à-vis der Tribüne keine Sitzplätze zu installieren. Wenn zudem Schalensitze eingebaut werden, gehen Sitzplätze verloren. Auch wegen zusätzlichen Presseplätzen gehen weitere Sitzplätze verlustig. Eine

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Variante ist, auf Schalensitze zu verzichten. Das „neue“ Kleinholz-Stadion bleibt also auf B-Bedürfnisse ausgerichtet? BL: Ein Ausbau auf A-Verhältnisse war nie in diesen vom Volk gesprochenen Krediten enthalten. Das bräuchte einen zusätzlichen Kredit, den voraussichtlich die Stadt sprechen müsste, mit dem Statement: Wir wollen den EHCO in der NLA. Schon bei der Volksabstimmung war die Rede von einem NLB-Stadion. Ist das tatsächlich explizit so erwähnt worden? VM: In der Abstimmungsvorlage nicht, aber wir haben das gegenüber dem EHC immer so kommuniziert: Wir bauen ein NLB-Stadion mit der Ausbaumöglichkeit für ein NLA-Stadion, wovon die wesentlichen Teile wie VIP-Infrastruktur und Videowürfel durch den EHCO zu finanzieren sind. BL: In der Abstimmungsvorlage hiess es: „Die Investition, die rund zur Hälfte ein neues Herzstück der gesamten Sportanlagen Kleinholz mit Eingang, Restaurant und Garderoben im Süden der Eishalle betrifft, wird eine Weiterführung der Anlage für die nächsten 15 bis 20 Jahre erlauben“. VM: Im neuen Stadion ist die Entfluchtungskapazität höher als das Fassungsvermögen. Damit schaffen wir das Potential für spätere Erweiterungen. Ob das dereinst zahlbar sein wird, ist eine andere Geschichte. Ausserdem: Im Mai 2012 haben wir den EHCO gebeten, uns seine strategischen Planungen kundzutun. Wohin wollt ihr, was sind die Ziele? Leider haben wir nie ein Feedback erhalten.

ler und Nachwuchschef für den EHCO tätig. Es stimmt nicht, dass wir nicht das Optimum für den Eissport erreichen wollen. Aber wir haben funktionale Leitplanken. Und ja, ich verstehe eine gewisse Frustration vom EHC, dem wir leider oft sagen müssen, dass die Mittel beschränkt sind. Gleichzeitig enttäuscht es uns, wenn wir gewisse Forderungen vom EHC vorab der Presse entnehmen müssen. Wieviel Geld fehlt denn für ein A-taugliches Stadion? VM: Das haben wir nicht kalkuliert. Es bräuchte Ergänzungen im Bereich Kapazität (obwohl das sanierte Stadion die diesbezüglichen Minimalvorgaben vom Verband übertrifft). Da gibt es ein grosses Potential: Die Nordseite. Hier könnte man oberhalb der bestehenden Rampe eine zweite Ebene einbauen mit beispielsweise bis zu 400 Sitzplätzen. Die Fondue-Tribüne wird aus bautechnischen Gründen zurückgebaut.

Gibt es Lösungsansätze, um mehr Geld generieren zu können? BL: Wir haben das Feedback vom Stadtrat: Keinen Franken mehr. Leider befinden wir uns in einer ungünstigen Situation, was die Stadtfinanzen angeht. Wir sind mit der Sanierung voll ausgelastet. Sind Sie zufrieden, wie das Projekt Stadionsanierung bislang läuft? BL: Es ist klar: Wir sind in einem Spannungsfeld drin. Wir haben primär die Interessen der Aktionäre zu vertreten. Wenn es finanziell aus dem Ruder läuft, müssen wir den Kopf hinhalten – wir haben eine aktienrechtliche Verpflichtung, haften als Verwaltungsräte. VM: Die Planung und Umsetzung dieses Projekts ist eine Riesenherausforderung. Im Kanton Solothurn ist noch nie ein solches Bauprojekt realisiert worden. Es fehlt auch an Erfahrungen. Aber wir sind gut unterwegs.

26.04. – 18.08.2013

Sind die Ziele nicht ohnehin bekannt? VM: Wir haben von den Aufstiegsplänen primär von Dritten gehört. Zum Zeitpunkt der Abstimmung war nicht vom Aufstieg die Rede. Man darf auch nicht vergessen: Den EHCO gibt’s seit über 75 Jahren. Davon hat er sieben Jahre in der NLA verbracht. Vor 84 nie, nach 94 auch nie mehr. Da kann man jetzt mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung operieren. Haben Sie Verständnis dafür, dass die Situation für den EHCO frustrierend ist, weil er sich in seiner Entwicklung gehemmt sieht? VM: Ich stelle eine Gegenfrage: Wer hat Verständnis für uns? Ich bin mit Herz und Seele Eishockeyaner, war 28 Jahre lang als Spie-

Hodlerstrasse 8 – 12 CH-3000 Bern 7 www.kunstmuseumBern.CH di 10H – 21H mi-so 10H – 17H

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IM EXIL

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Am Arsch in der Mitte der Welt Menschen aus der Region berichten aus der Welt – diesmal unter anderem über bolivianische halbblinde am Salzsee, österreichische Wellenjunkies und die thailändische Version der Siesta. Und eben: über die wahre Mitte der Welt.

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SALAR DE UYUNI, BOLIVIEN

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er Salar de Uyuni ist der grösste Salzsee der Welt. In Bolivien erfolgt der Salzabbau noch per Hand. Was natürlich eine Knochenarbeit ist. Die Arbeiter haben keine guten UV-Brillen, was Sie davor bewahrt, sich im hohen Alter schlechte Fernsehserien anzuschauen, weil sie dann halb blind sind. In der Mitte des Salzsees steht ein Restaurant mit einem kleinen Flaggenpark. Leider ist die Schweizer Fahne dort nicht vorhanden, aber immerhin steckt da eine Walliser Fahne. Und da ich als Solothurner ja auch Rotweiss im Wappen habe, sah ich es als legitim an, eine Unterschrift zu hinterlassen – schliesslich hatte es auf allen Flaggen bereits Signaturen drauf, nur

auf der Walliser nicht. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich sogar Olten angegeben, was wohl bei dem einen oder anderen Walliser für geografische Verwirrung sorgen wird. Jav Pavel Stritzko, 33, lebt in Olten und ist derzeit auf Weltreise.

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BANgKOK, ThAILAND

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ach nächtlichem Billiardspiel brauchten wir dringend ein Taxi, um in dieser Riesenstadt irgendwohin zu kommen. In Bangkok gibt es eine geschätzte Million Taxis – das erste, welches wir gefunden haben, war dasjenige, in dessen Kofferraum sich der Taxi-Fahrer ein Nickerchen gönnte… Lazy Thais! Pascal Kiefer, 29, wohnt in Olten und bereist momentan Asien.

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ERICEIRA, PORTUgAL

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stá feito! Es ist vollbracht. Ich war 11 Jahre alt, als es passierte. Auf einem – damals wie heute – wenig respektablen, deutschen Fernsehsender lief ein Film, der mein Leben für immer verändern sollte. Es ging um einen Vorstadtjungen, der mitten in der Wüste von Arizona einen Surfwettbewerb in einem künstlichen Wellenpool gewinnt. Der Hauptpreis war eine Reise an den North Shore von Oahu, Hawaii. Das Mekka des Surfens. Der Film war und ist nach wie vor einer der schlechtesten jemals produzierten Versuche Hollywoods, das ach so hippe Thema Surfen der breiten Masse mit Popcorn und Cola im Kino näherzubringen. (Sie versuchen es immer noch.

3. bis 7. Juli 2013 in Kestenholz

Mi, 3.7. Do, 4.7.

Xavier Naidoo Patricia Kaas the legendary voice of Supertramp

Fr, 5.7. 16

Roger Hodgson /William White

Sa, 6.7. So, 7.7.

Jamie Cullum / Seven Die Amigos / Schürzenjäger u.a www.sunsetevents.ch

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Natürlich völlig erfolgslos.) Für mein 11-jähriges Ich jedoch völlig ausreichend, um mich mit offener Kinnlade vor dem Fernseher sitzen zu lassen. Diese Bilder der hawaiianischen Wellen und der Menschen, die auf ihnen ritten, waren das Faszinierendste, was ich jemals in meinem jungen Leben gesehen hatte. Ich musste also Surfen lernen. Neun Jahre später wars endlich soweit und natürlich passierte, was passieren musste: Mein normales, langweiliges Leben war vorbei. Der Süchtige braucht seinen Stoff und der Dealer ist das Meer. Also wird jede freie Minute, jeder Urlaub, jeder Auslandsaufenthalt zu Besuch beim Dealer verbracht. Doch die Pausen werden zu lange, die Sucht wird immer stärker und der "Entzug" immer unerträglicher.

Ericeira liegt 40 Autominuten nördlich von Lissabon an der Atlantikküste Portugals. Der Name "Ericeira" leitet sich angeblich von dem portugiesischen Wort für "Seeigel" ab und wenn man hier ins Wasser geht, kann man manchmal an den vielen kleinen, schwarzen Punkten in seiner Fussohle ablesen, dass das so seine Berechtigung hat und nicht bloss unkreative Namensfindung gemacht wurde. Ein kleines Fischerdorf, dass sich über die Jahre zum portugiesischen Juwel des Surfens gemausert hat und natürlich nicht mehr nur das idyllische Fischerdörfchen ist, als welches es gerne in Reiseführern beschrieben wird. Massentourismus sucht man in den kleinen, verwinkelten Gassen aber trotzdem noch vergeblich, und wenn jemand hierher kommt, dann entwe-

der um am Wochenende der nahen Grossstadt zu entfliehen – oder dann sind es, wie ich, Süchtige, auf der Suche nach Stoff. Hier sitz ich nun, dem immer lauter werdenden Ruf des Dealers gefolgt, sehe ihm von meinem Wohnzimmerfenster aus in sein blau funkelndes Anlitz – und grinse. Christoph Haiderer, 32, stammt aus Krems in Österreich, ist als KOLT-Layouter und -grafiker (seit der ersten Stunde) aber auch ein bisschen Oltner geworden. Vor zwei Monaten ist er nun nach Portugal ausgewandert.

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MITAD DEL MUNDO, ECUADOR

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itad del mundo ist ungefähr eine Stunde von Quito entfernt und befindet sich auf

den Breitengraden 0° 0´ 0´´ (Längengraden 78° 27´ 21´´ W) – also direkt auf dem Äquator. Es gibt dort ein riesiges Monument und einige Restaurants und Museen. Die französische Expedition, die im Jahre 1736 gemessen hatte, hatte sich aber geirrt; die „richtige Mitte der Welt“ ist laut den Berechnungen der Ureinwohner und auch laut modernem GPS 240 Meter weiter nördlich. Dort wurde dann auch ein kleines, viel spannenderes Museum mit Experimenten und Erklärungen zur Welt und zum Äquator eröffnet und die richige Äquatorlinie gezeichnet. Ein Foto darf also nicht fehlen: sein Hintern in der südlichen Hemisphäre und ihrer natürlich in der nördlichen! Petra Schneider, 29, stammt aus Wangen bei Olten und arbeitet in Otavalo, Ecuador.

i t l u k i cc er t l u M 4. e et So Strrnier uni 2 013 8. J tu

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10 Uhr: Beginn Turnier, Schützenmatte Olten 16 Uhr: Show-Freundschaftsspiel Ex-Natispieler : EHC-Olten Moderation: Ruedi & Heinz

Ein Kulturengagement der

17:30 Uhr: WM-Quali Schweiz : Zypern Public viewing Anmeldung Fussballteams und Infos: kontakt@apa-olten.ch, www.apa-olten.ch

9. Juni: Nationales Sommerturnier Surprise Strassenfussball-Liga in Olten


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GLOBALES GUETZLI

Globales Guetzli Karl's kühne Gassenschau ist zurück: Ab 21. Mai läuft in Olten-Südwest "Fabrikk", ein Stück über eine Schokoladenfabrik, die sich mit den Nöten einer globalisierten Welt herumschlägt. Wir haben mit Sondererlaubnis eine reale Fabrik besucht. Das Traditionsunternehmen Wernli könnte in Trimbach 300'000 Päckli Biscuits produzieren – pro Tag. Doch eben: Der Markt ist umkämpft. Text von Pablo Haller Fotos von Michael Isler Infografiken von Yves Stuber

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ach zwei Jahren ist Olten wiederum Gastspielstadt von Karl's kühne Gassenschau. Das jüngste Stück heisst «Fabrikk» und handelt von einem traditionsreichen Schokoladenunternehmen, das Opfer der Globalisierung wird. Man will in den chinesischen Markt expandieren und läuft Gefahr, da aufgekauft zu werden. Die Chinesen bestellen viel, es wird auf Teufel komm raus produziert. Die Qualität beginnt darunter zu leiden. Zudem wollen die Chinesen hinter das Geheimnis der Schweizer Schokolade kommen. Der Produktionsleiter der Firma aber kämpft mit allen Mitteln gegen diese Übernahme, zuweil mit ziemlich Haarsträubenden – denn Pyros und waghalsige Stunts, Feuer und Rauch wol-

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len nicht fehlen. Ein weiteres Spektakel nach ihrem bisher erfolgreichsten Programm «Silo 8» (über 500'000 Besucher), modernes Volkstheater. Karl's kühne Gassenschau – der Apostroph hatte übrigens von Beginn weg einzig den Zweck, Deutschlehrer zu ärgern – wurde 1984 von Ernesto Graf, Markus Heller, Brigitt Maag und Paul Weilenmann als Strassenzirkus gegründet. Bald schon wurden die Produktionen grösser, bald kam der Ruhm – 1998 und 2002 gewann die Gassenschau den Prix Walo. Es geht ihnen um Spass und Nervenkitzel, ja. Aber die Zuschauer sollen auch ins Grübeln kommen. 2011 und 2012 zeigte Karl's kühne Gassenschau «Fabrikk» bereits in Winterthur, ein Erfolg: Über 250'000 Menschen sahen das Stück bisher.

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TITEL

In einem riesigen Kessel werden bis zu 400 Kilogramm Teigmassen geknetet.

TRIMBACHER BISCUITS IN CHINA Szenenwechsel: Wernli in Trimbach ist ein traditionelles Unternehmen, spezialisiert auf Feinbackwaren, die oft einen hohen Schokoladen-Anteil haben. Und exportiert nach China. Vor allem aber scheint die Firma irgendetwas richtig zu machen, immerhin ist sie – noch vor Konkurrent Kambly – die bekannteste Bisquitmarke der Schweiz. Die Wernli AG wurde 2008 von der Hug AG, der auch Dar Vida gehört, aufgekauft, blieb aber als selbstständige Tochtergesellschaft weiter bestehen. Die HugGruppe hat mit 11.5% Marktanteil die Nase vor im Schweizer Biscuit-Markt. Wir passieren den Eingang zum Wernli-Fabrikgelände. Es nieselt. «Typisches Oltner Wetter», bemerkt der Fotograf. Neben dem Eingang steht

noch immer das gelbe Haus, in dem die Gründerfamilie im ersten Stock wohnte. Wernli war, bevor es ein industrieller Betrieb wurde, ein herkömmlicher Waffelnladen. Friedrich Johann Wernli-Studer legte im Jahr 1905 den Grundstein zur Firmengeschichte, als er mit seinen beiden Söhnen in Trimbach eine Zuckerbäckerei eröffnete. Die bald darauf wieder schloss – wegen mangelnder Nachfrage.

"HEUTE MUSS MAN DIE LEUTE SUCHEN, DIE GUETZLI ESSEN" Wenige Jahre später gründete der 17-jährige Sohn das Unternehmen neu. 1926 wurde die Konditorei zur ersten vollautomatisierten Biscuit-Fabrik der Schweiz ausgebaut, was sie schneller, mehr und günstiger pro-

duzieren liess. «Damals ging es darum möglichst viel zu produzieren», erklärt die Geschäftsführerin Marianne Wüthrich Gross lachend, «irgendwer ass das dann schon. Heute ist es umgekehrt, heute muss man die Leute suchen, die GuetZli essen.» 1927 kam die Jura-Waffel, der Klassiker, der Wernli berühmt machte, auf den Markt. Heute beschäftigt Wernli 148 Mitarbeitende aus insgesamt 17 Herkunftsländern. Betriebssprache ist Deutsch, die Firma führt für die Angestellten Sprachkurse durch. Die Fabrik hat sechs Produktionslinien, könnte theoretisch 10'000 Tonnen im Jahr produzieren, macht aber knapp die Hälfte, ist eigentlich überinvestiert. Um dem Abhilfe zu schaffen werden auch Produktionsaufträge für Private Labels ausgeführt, unter anderem für Aldi Schweiz.

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Was steckt in einem Biscuit

Quelle: Wernli AG 20

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GLOBALES GUETZLI

Die Schoggi, die für die Wernli-Biscuits verwendet wird, ist – natürlich – reine Schweizer Schokolade. Swissness ist als Verkaufsargument zentral.

SO ENTSTEHT EIN CHOCO PETIT BEURRE Wir ziehen die Hygienekleidung über, desinfizieren uns die Hände mit Alkohol und betreten die Produktionsstätte. Geräusche überall. Das Atmen der Maschinen. Betriebsamkeit, Menschen mit Habuen und Schutzanzügen. In der nächsten halben Stunde sehen wir wie ein Choco Petit Beurre fabriziert wird, von den Zutaten bis zum verpackten Produkt. Das Choco Petit Beurre ist der absolute Verkaufsschlager unter den Wernli-Produkten. Wie es zur Biscuit-Schoko-Köstlichkeit wird, die so rege gekauft und konsumiert wird? So: Die Schoggi – Schweizer Schoggi – wird mit dem Tankwagen angefahren und in ein Röhrensystem gepumpt, dass sie warm und flüssig hält

und insgesamt 56 Tonnen fasst. Die Standarts bei den Rohstoffen sind bei Wernli hoch, unter anderem werden Eier aus Bodenhaltung verwendet, Farbstoffe, künstliche Aromen und genveränderte Rohstoffe genauso gemieden wie Konservierungsmittel.

DANN WIRD GEBACKEN: DER OFEN IST 40 METER LANG Während die Schokolade also durchs Leitungssystem fliesst, werden Mehl und Zucker aus dem Speichersilo abgelassen, in einen riesigen Kessel, in der Teigmassen bis zu 400 Kilogramm geknetet werden. Darauf kommt der Teig in einen Behälter, wird platt gemacht, abgeschnitten, fällt auf ein Band. Speist die Maschine kontinuierlich und geht auch bereits durch den ersten Metalldetektor. Einen Stock

weiter unten passiert der Teig die Formwalze. Ab diesem Moment sind die einzelnen Stücke als zukünftige Guetsli erkennbar. Die Produktionslinien sind multifunktional. Am einen Tag werden Petit Beurres produziert, an einem anderen Chocolykekse. Dann wird gebacken. Das Band, das wie ein Gitternetz ausschaut, weil die Guetzli sonst überhitzt würden, läuft auf der Oberseite durch einen 40 Meter langen Ofen. Der neuste wurde am 8.8.2011, dem 90. Geburtstag von Fritz Wernli, der den Ofenpaten gab, eingeweiht. Alle Schritte sind klar definiert und standartisiert. «Wir wollen, das unsere Produkte immer gleich gut schmecken», hält Marianne Wüthrich Gross fest. Backen braucht Platz, viel mehr aber das Kühlen. Würde nicht ausreichend

gekühlt, verschmölze die Schokolade auf dem Biscuit. Nach zirka sechzig Metern und einer Pufferzone, die als einer der wenigen Schritte manuell bearbeitet werden muss, werden Schokoplättchen und Biscuit zusammen geführt und durch einen Tupfer flüssige Schoggi zusammengehalten. Während die Schoggi trocknet, kann sich das Plättchen noch immer verschieben, Behutsamkeit ist geboten.

AUF DIE WAAGE, DURCH DEN METALLDETEKTOR Nach erneutem Kühlen und Qualitätskontrolle werden die Guetzli in Blister abgepackt, mit Schlauchbeutel verschlossen und in die Kartonschachtel geschoben und gewogen, um sicherzustellen,

Produktion und Umsatz

Quelle: Leatherhead Food International / cash.ch KOLT

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gLOBALES gUETZLI

Fensterlose SchokoladenFabrik In der Region Olten werden nicht nur Biscuits produziert, sondern auch Kakaomasse und das im grossen Stil. Leider blieb uns die Schokoladenfabrik von Lindt & Sprüngli in der Oltner Industrie verschlossen.

Multifunktionale Produktionslinien: An einem Tag werden Petit Beurres produziert, am nächsten Chokolykekse.

das stets gleich viele Petit Beurres in einer Packung sind. Ein letztes Mal passiert das fertige Produkt den Metalldetektor, bevor es gestapelt, in Kisten verpackt und schliesslich ausgeliefert wird.

DAS WOhL ZARTESTE WAFFELBLATT DER WELT Einfacher geht die Produktion bei den Waffeln – mit einem Waffelautomaten begann die Industrialisierung im Hause Wernli – vonstatten: die Masse wird auf heisses Eisen gespritzt – was das wohl zarteste Waffelblatt der Welt ergibt –, danach ge-

kühlt und gefüllt. Darauf gehts ab durch die Walze, wird geschnitten und abgepackt. Wir kommen zum Ausgang, an der Wand ein Anschlag, dass das Betriebsfest auch dieses Jahr, aufgrund grosser Nachfrage stattfindet. Vor der Zukunft muss Wernli keine Angst haben (siehe Interview mit Geschäftsführerin Marianne Wüthrich Gross auf der nächsten Seite), man bleibt am Ball. Neben den Klassikern werden stetig neue Innovationen wie Mini-Linien oder hochwertige Linien wie «Petit Amour» erdacht. Oder die wiederverschliessbare Waffelverpackungen, die wie alle anderen Packungen aus ökologischem

Material besteht und unschädlich vernichtbar ist. «Werden Sie sich das Stück der Gassenschau ansehen?», frage ich Wüthrich Gross, als wir wieder draussen im Regen stehen. «Wir machen einen Betriebsausflug dahin», antwortet die Geschäftsführerin während sie für den Fotografen vor der Firma posiert, dahinter parkt ein Laster rückwärts ein. Er bringt Flüssigschokolade. Karl's kühne Gassenschau Fabrikk, ab 23. Mai 2013 Areal Olten SüdWest Tickets: 044 350 80 30 www.fabrikk.ch

!

13 Kg 7 Kg

5,5 Kg

Pro Kopf Konsum im Vergleich (pro Jahr)

1 Kg

Quelle: Leatherhead Food International

KOLT

Mai 2013

Die Antwort der Lindt&Sprüngli AG war eindeutig: Keine Visite, keine Interviews. Das international tätige Grossunternehmen betreibt in Olten eine Schokoladenfabrik, die – je nach Wetterlage – die halbe Stadt mit dem speziellen Kakaogeruch eindeckt. Die Fabrik ist nicht öffentlich zugänglich. Unsere Anfrage für eine Spezialbewilligung wurde leider abgelehnt, ohne dabei auf die Gründe für die Absage einzugehen. Auch zu einem Gespräch war niemand bereit; die Pressestelle am Hauptsitz in Kilchberg ZH liess bloss verlauten, dass die personellen Kapazitäten fehlen würden. So bleibt das Innenleben des grossen Industrie-Betonbaus mit seinen süssen Geruchsemissionen ein Geheimnis. Bekannt ist dagegen die Geschichte der Fabrik. 1967 begann die Zusammenarbeit mit der „Nago Nährmittel AG“ in Olten zur gemeinsamen Herstellung von Kakaobutter und Kakaopulver. Schon im ersten Jahr der Zusammenarbeit bauten die Partner einen 56 Meter hohen Turm mit sechs Zucker- und zwölf Kakaobohnensilos sowie eine vollautomatische Kakaopulver- und Kakaobutter-Produktionsanlage. 1971 wurde die „Nago“ von Lindt & Sprüngli übernommen und zur Zweigniederlassung des Kilchberger Stammhauses gemacht. Seit 1993 wird die gesamte Kakaomasse für die Lindt & Sprüngli Produktionsgesellschaften mit Sitz in der Schweiz, Italien und Deutschland vom Werk in Olten hergestellt. Damit ist das Lindt & Sprüngli-Werk in Olten als Zweigniederlassung der Schokoladefabriken Lindt & Sprüngli AG zum hochspezialisierten europäischen Produktions- und Kompetenzzentrum für Kakaomasse der Lindt & Sprüngli-Unternehmensgruppe geworden. ph

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TITEL

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KOLT


GLOBALES GUETZLI

"Wir arbeiten im Fernen Osten daran, die Marke aufzubauen" Wernli-Geschäftsführerin Marianne Wüthrich Gross ist eine Veteranin im Süsswarengeschäft. Erst war sie bei Guetzliproduzent Hug tätig, dann beim Schokoladenfabrikanten Frei. Ein Gespräch über den Produktionsstandort Schweiz, sinkende Umsätze und aufstrebende Absatzmärkte.

W

"Bei unseren Exportgeschäften ist das «Hergestellt in der Schweiz» ein wichtiges Argument, denn es steht für ausgezeichnete Qualität und Sicherheit in Bezug auf Lebensmittel." KOLT

Mai 2013

eshalb wurde Wernli 2008 von Hug übernommen? Wernli ist eine sehr starke Marke und ist sehr fokussiert auf Biscuits. Hug kennt dieses Geschäft, hat aber nicht dort seinen Hauptfokus. Somit ergaben sich gute Synergien und auch neue Möglichkeiten aus den zusätzlichen Technologien (z.B. Schokolade) von Wernli für die anderen Hug Marken tätig zu werden, insbesondere für Dar Vida. Hat sich diese Übernahme bewährt? Ja, wir sind vor fünf Jahren sehr gut gestartet und haben zu unserem Businessplan einen schönen Vorsprung erarbeitet. Leider haben die sinkenden Umsätze der letzten zwei Jahre etwas gebremst, aber wir sind mit der Integration gut auf Kurs. Ein grosses Ziel haben wir bisher verfehlt, nämlich am Standort Trimbach mehr Tonnagen zu produzieren. Weshalb bleibt man als Unternehmen in der Schweiz? Weshalb sollten wir wegwollen? – Die Schweiz bietet nach wie vor gute Standortfaktoren. Die Hug AG inkl. Wernli erwirtschaftet 86% des Umsatzes in der Schweiz – es macht deshalb auch Sinn hier zu produzieren. Bei unseren Exportgeschäften ist das «Hergestellt in der Schweiz» ein wichtiges Argument, denn es steht für ausgezeichnete Qualität und Sicherheit in Bezug auf Lebensmittel. Wie manifestiert sich die «Swissness» bei Wernli? Alle unsere Produkte werden hier in der Schweiz entwickelt und produziert. Soweit als möglich setzen wir auch Schweizerische

Roh- und Packmittel ein – in unseren Augen sind wir durch und durch schweizerisch. Sie sprechen sicher auf die Swissnessvorlage an, die zur Landwirtschaftsvorlage wurde. Die Verordnung ist noch nicht bekannt – wir warten gespannt und werden uns dann überlegen, wie wir damit umgehen. Grundsätzlich haben wir aber keine Freude an zusätzlich auferlegten verwalterischen Tätigkeiten wie Herkunftsnachweisen der Rohstoffe. Und schade ist, dass ganz im Gegensatz zu allen anderen Branchen, unsere Arbeitsplätze hier vor Ort nicht zählen für die Beurteilung, ob etwas schweizerisch ist oder nicht. Wie grenzt man sich gegen andere Guetzli-Unternehmen ab? „Me hed der Wernli eifach gernli“. Das kann sonst niemand sagen – im Ernst: wir wollen genussvoll und schweizerisch sein und zu ihrem Alltag gehören. Dies wollen wir mit einem Schuss Humor kund tun. Wie behauptet sich das Traditionsunternehmen im nationalen und internationalen Markt? Wir setzen auf Innovation und auf die Beherrschung und Verbesserung unserer Prozesse, damit wir noch leistungsfähiger werden. Laut Wikipedia gehen über 35% Ihrer Produkte in den Export. Welches sind die Märkte, in die Wernli überwiegend exportiert? Weshalb? Diese Zahl ist nicht mehr aktuell. Die Hug-Familie machte 2012 rund 14% Umsatz im Export. Mit der Marke Wernli arbeiten wir v.a. im Mittleren und Fernen Osten, also in aufstrebenden Märkten,

wo wir daran arbeiten, die Marke aufzubauen. Welche Märkte gestalten sich eher schwierig für Wernli? Wernli ist in der Schweiz sehr bekannt, in den umliegenden Ländern nicht. In Europa herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb im Lebensmittelsektor. Es ist hier schwierig und sehr kostspielig, eine Marke aufzubauen. Also setzen wir in diesen Märkten eher auf Kompetenz- und Handelseigenmarken. Im Stück «Fabrikk» von Karl's kühne Gassenschau wollen die Chinesen ein traditionsreiches Schweizer Schokoladenunternehmen übernehmen. Stellt sich diese Gefahr bei Wernli auch? Ich habe das Stück noch nicht gesehen, aber neben der Gefahr kann ja eine Übernahme immer auch eine Chance sein. Bei uns steht das nicht zur Diskussion. Die Familienunternehmung Hug AG ist solide aufgestellt und will eigenständig bleiben. Wir freuen uns, dass die fünfte Generation eingestiegen ist und das Geschäft aus- und weiterentwickeln will. Wenn keiner verkauft ist es schwierig zu kaufen bzw. zu übernehmen. Was werden in den nächsten Jahren die grössten Herausforderungen für Wernli? Die grösste Herausforderung bleibt das Realisieren von Mengenwachstum, das uns auch in den Kostenstrukturen gut tun würde. Dies soll dank Innovationen gelingen. Wichtig ist, dass wir die Kraft haben, den guten Produkten auch zum Durchbruch zu verhelfen. Nur mit entwickeln von Neuheiten ist noch nichts gewonnen.

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hÖREN & LESEN DIE NaRr-KOLUMNE

IN EINEM ZUg

Wissen und Nichtwissen Hey Antoine, Pedro Lenz, 48, ist Schriftsteller und

von Martin halotta von Pedro Lenz Hey Antoine, du hattest versprochen, eine Party zu schmeissen, auf der sie die Ekstase vom Himmel pflücken, sobald mein Konto prall gefüllt ist. Jetzt überweist man mir aus dem Büro jeden Monat ein fettes Gehalt, fetter als das der dicken Kassiererin im Supermarkt, und zahlt noch was für die Rente obendrauf. In mir prickelt Stolz, als könnte ich jeden Samstagabend den ganzen Club kaufen.

Illustration von Petra Bürgisser

E

s war spät und der Zug war ziemlich leer. Ich war schon daran mich zu kämmen, um auf der Überwachungskamera kein allzu schlechtes Bild abzugeben. Aber dann stieg einer dazu, ein Mann um die Fünfzig. Ich müsse wissen, dass er sich nicht alles bieten lasse, sagte er zur Begrüssung. Was will man auf so einen Satz antworten? Nichts. Man kann nur warten und vermuten, dass da einer etwas erzählen will.

Wenn der Sonntag nicht so verdammt vernebelt und der Montag so trüb wäre. Ich zitiere deinen Text, schwenke Whiskey-Cola und meinen Hintern, versuche den Blick der Brünetten auf mich zu ziehen, die es angeblich mit jedem macht. Doch sie küsst nur diesen dürren Typen, der wie ein gealterter MTV-Moderator aussieht, weil er sie seit einer Stunde abfüllt. Was meinst du Antoine? Ob sie auch mich küssen würde? Ich könnte ihr so viele Cocktails ausgeben, bis sie mich mag. Wenigstens für diese Nacht. Irgendwas muss ich doch davon haben! Hey, Antoine. Hörst du mir eigentlich zu? Martin Halotta, wurde 1978 in Katowice, Polen geboren und lebt seit 1982 in Deutschland, momentan in Düsseldorf. Dort war und ist er Mitglied verschiedener Autorengruppen und bestreitet seit 2011 Kabarettauftritte als Botschafter polnischen humors am Rhein. Zahlreiche Texte wurden von ihm veröffentlicht, unter anderem im Magazin NaRr. Bestellen: www.dasnarr.ch www.martinhalotta.de

Und tatsächlich erzählte er ungefragt und ungebremst. Er erzählte davon, dass ihm schon vor vielen Jahren, als er zwanzig gewesen sei, ein Arzt die volle IV-Rente angeboten habe. Aber ich müsse wissen, dass er habe arbeiten wollen, so wie alle andern auch. Er habe immer arbeiten wollen, gar keine Frage. Er arbeite bis heute, aber jetzt nur noch 60 Prozent, mehr gehe einfach nicht. «Und weisst du, was die mir zahlen, für 60 Prozent?» – «Nein, ich kann es nicht wissen.» – «Ich sage es dir, halt dich fest, 2340 Franken! Das wären 3900 Franken bei vollem Lohn, kannst es selber ausrechnen. Und jetzt frage ich dich: Kann ein Mensch in meinem Alter von 2340 Franken leben? Nein, das kann er nicht. Aber jetzt frage ich dich noch etwas: Glaubst du, dass ich für die restlichen 40% eine IV-Rente bekomme? Nein, ich bekomme keine IVRente. Und weisst du, was die Ärzte in Königsfelden mir

22. Mai – 1. Juni 2013 Stadttheater Olten Kulturzentrum Schützi Olten Theaterstudio Olten Schwager Theater Caveau du Sommelier www.kabarett.ch www.facebook.com/oltnerkabaretttage www.youtube.com/oltnerkabaretttage

Vario Bar Coq d‘Or Stadthaus Stadtturm

twitter.com/kabaretttage blog.kabarett.ch

lebt in Olten gleich beim Bahnhof. Er ist praktisch täglich im Zug unterwegs.

seinerzeit, als ich 20 war, angeboten haben?» – «Ja, eine volle IV-Rente.» Der Mann schaute mich misstrauisch an: «Warum weisst du das? Kennen wir uns? Wer hat dir das gesagt? Bist du von der Polizei?» Es dauerte ein bisschen, bis er sich davon hatte überzeugen lassen, dass er selbst mir diese Information schon gegeben hatte. «Weisst du, ich nehme jeden Tag 30 Tabletten. Weisst du was das heisst? Nein, du weisst es nicht! Allein die Tabletten, die ich jeden Tag nehmen muss, kosten mehr, als eine IV-Rente. Wusstest du das?» – «Nein, das wusste ich nicht, aber jetzt weiss ich es.» – «Eben genau, jetzt weisst du es. Und jetzt weisst du auch, wo diese Abzocker ihr Geld her haben. Aber es interessiert keine Sau.» – «Doch, doch, es interessiert mich.» Dann hielt der Zug an einem der unzähligen, kleinen Bahnhöfe auf der Strecke, die um diese Zeit leer sind, unbedient, unbevölkert, trostlos und traurig. Der Mann verabschiedete sich mit einem müden Handzeichen und stieg aus «Weisst du, weisst du...», brummelte er für sich, während er in der feuchten Dunkelheit verschwand. Ich sah im nach während der Zug wieder losfuhr und mir wurde schmerzhaft klar, dass ich nichts weiss, wirklich nichts.


hÖREN & LESEN

Fribi's Metal News

Deeno‘s Reviews

Ché's Bro Tipps www.bromusic.ch

www.outsider-shop.ch

ORCHID

BONOBO

Mouth of Madness (Nuclear Blast)

The North Borders (Ninja Tune)

Darauf haben wir alle sehnsüchtig gewartet – die Rede ist nicht vom neuen Black-Sabbath-Album, das im Mai erscheinen soll, sondern von diesem hier: Orchid klingen nicht nur wie Black Sabbath, sie sind die neuen Black Sabbath. Auf „Mouth of Madness“ findet man einfach alles, was ein düsteres Rock-Album ausmacht: schwere Riffs, wummernde Bässe, stampfender Drum. Fast wie eine Droge wirkt hier jeder einzelne Track auf das Unterbewusstsein des Hörers. Die verzerrten Gitarren kommen so wunderbar trocken und schrill daher, als wären sie in den 60er-Jahren in den Abbey Road Studios aufgenommen worden. An dieser Scheibe werden sich die Herren Iommi, Ward, Butler und Osbourne messen lassen müssen und eines ist sicher: Die Messlatte ist hoch. Sehr hoch.

Bonobo aka Simon Green ist wohl einer der wenigen Acts, die es in den letzten Jahren auch ohne Internethype, grossen Hit oder grosses Label im Rücken geschafft haben, sich weltweit einen Namen zu machen und mittlerweile grössere Konzerthallen zu füllen. Die kontinuierliche Arbeit, endloses Touren, zahlreiche Remixes und vier grossartige Alben haben Bonobo dahin katapultiert wo er hingehört. Sein einzigartiger Hybrid aus Electro, Downbeat und Dance, gepaart mit ausgewählten Gastsängern, setzt sich sofort in den Gehörgängen fest. Herr Green hat ein unglaubliches Gespür für Stimmungen und vermag dies perfekt in fast all seinen Songs umzusetzen. Alben wie "The North Borders" überdauern jeden Trend und klingen auch morgen noch so frisch wie gestern.

JAG PANZER

TRICKY

Shadow Thief (High Roller)

False Idols (False Idols Records)

Das 1986 aufgenommene Material von Jag Panzer kommt nach 27 Jahren endlich zum wohlverdienten Release. Grund für den späten Release waren Streitigkeiten zwischen dem Sänger und dem Gitarristen, die nach den Aufnahmen zum Split der Band führten. Bei "Shadow Thief" handelt es sich um das Nachfolge-Album zu „Ample Destruction“ aus dem Jahre 1985. Nach diversen Line-Up-Wechseln und Album Releases kommen wir endlich in den Genuss dieser Songs im Original Line-Up. Geboten wird klassischer US-Metal, mit einem Sangesgott der seinesgleichen sucht. Unglaubliche Gitarren-Duelle, filigrane Solis und wahnsinnige Screams von Sänger Tyrant, der einen Rob Halford (Judas Priest) mal locker in die Tasche steckt, machen dieses Release zum absoluten Kultobjekt des 80er-US-Metals.

Der böse Bube ist wieder da. Tricky, der Mann mit der permanent schlechten Stimmung und der kratzigsten Stimme im Musik-Biz, holt auf "False Idols" zum Rundumschlag aus. Unzufrieden mit seinen letzten beiden Alben, löste er sich los von allen Mechanismen der Industrie und releast sein neues Album auf seinem eigenen Label.

CHALRLES BRADLEY Victim Of Love Er hat einen langen Weg hinter sich: Armut, Obdachlosigkeit, Schicksalsschläge. Dann mit über 60 Jahren kam die Wende und die Erfüllung seines Lebenstraums. Auf seinem Debütalbum "No Time for Dreaming" hat er sich alle schlechten Erfahrungen von der Seele gesungen und war im Anschluss mit seiner Band, den Dynamites, lange auf Tour. Jetzt ist der „verspätete Soulstar“ zurück mit neuem Album.

CRYSTAL BOwERSOx All That For This Ihre Musik ist eine Mischung aus Blues, Country, Folk und Rock. Crystal Bowersox' zweites Album strahlt mit sanfter Wärme und Weisheit und präsentiert eine vollendete Künstlerin mit einer kompromisslosen Vision von sich selbst und ihrer Musik.

VICENTE AMIGO

KOLT

Mai 2013

Tricky zelebriert wie gewohnt das Düstere und beweist einmal mehr musikalischen Minimalismus auf höchstem Niveau. Langsam und böse, aber dennoch mit unbändiger Wucht schleppen sich die 15 Tracks eisern vorwärts. Auch wenn sich Tricky hier nicht selber neu erfindet, ist dies doch packend und spannend wie selten zuvor. Die Wut über die Welt ist zurück, und das ist in seinem Falle gut so!

Tierra «Anders. Global. Überraschend.» So beschreibt Vicente Amigo sein neues Album. Amigo ist bekannt dafür, unermüdlich die ästhetischen wie musikalischen Weiten des Flamencos zu ergründen. Er gilt als einer der bedeutendsten Erneuerer der Flamencogitarre seit Paco de Lucía.

KURT VILE Waking On A Pretty Daze Der aus Philadelphia stammende Singer-Songwriter, ehemaliges Mitglied von „The War On Drugs“, entführt entspannt auf einen angenehm sonnigen, mitunter psychedelischen Roadtrip.

RECORD KICKS 10TH Das Mailänder Soullabel Record-Kicks um Gründer Nick Pozzoli feiert seinen 10. Geburtstag. Zum Jubiläum gibts eine Compilation der besten und erfolgreichsten Titel des Labels aus den letzten 10 Jahren plus Unveröffentlichtes. Deep Funk, Northern Soul, Afrobeat, Dancefloor Jazz und Rocksteady für den Groove-Gourmet.

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hÖREN & LESEN

Me, Reloaded Vor zwei Jahren bin ich im Zwei-Wochen-Takt um die Welt geflitzt. Jetzt sitze ich beim Kinderkrippen-Apéro und frage mich, ob ich wieder mit dem Rauchen anfangen soll. Eine gastkolumne von Andrea Jansen

D

er Physik-Doktorand kam ohne seine Frau und bastelte vis-à-vis einen 3D Leuchtturm aus farbigem Papier. Dort, wo früher das Leuchtfeuer gebrannt hätte, schnitt er ein kleines Viereck aus und klebte das Gesicht seines pausbackigen Mädchens dahinter. Nicht weniger fleissig verzierten neben mir die Kauffrau (80%) und der IT-Mensch (60%, „wir sind gesucht, da ist Teilzeit kein Problem“) ganze drei Blätter mit Fäderli und Chrälleli und Föteli ihres Babies. Ich klebte zwei Pailletten aufs Blatt und vier in mein Haar und nahm einen grossen Schluck Apfelschorle. Kinderkrippen-Apéro. Herzlich eingeladen waren die Eltern der Koalas und der Zwergpinguine. Ich bin ein Koala-Mami und beobachtete die Situation nüchtern - in der Krippe sind die Apéros nicht nur kinder- sondern auch alkoholfrei. Eine Kombination, die für mich nach abstinenten 14 Monaten nun so gar keinen Sinn macht. Aber item. Ich war da, tatsächlich. Und dank meiner Kindergrösse sogar eine der wenigen, die proportional zu den Tischchen und Stühlchen passten. So ist das jetzt. Ich bin jetzt auch so eine zerzauste Mutter mit Baggyjeans und Schnudder an der Schulter (mein Sohn ist immer schneller) im Starbucks. Ich bin die, die fluchend den Kinderwagen nicht zusammenklappen kann und sich den Finger einklemmt. Autofahrer, die am Fussgängerstreifen vorbeirasen, kriegen den auch gerne mal. Und wehe, wer es wagt, im hart umkämpften Niederflurtram dort zu stehen, wo ich mit dem Kinderwagen hin will. Das hat durchaus auch schon zu unangenehmen Situationen geführt: „Frölein, ich habe vor einer Stunde drei Injektionen ins Knie gekriegt. Ich.Kann.Mich.Nicht. Setzen!“ Oh. Vor genau zwei Jahren bin ich im ZweiWochen-Takt um die Welt geflitzt. Ich habe Meerschweinchen und Ameiseneier verspiesen, hatte quasi ein Dauerabo in der Permanence, jeden zweiten Tag ein (handfestes) Apéro und den alterstypischen Stress, noch nicht da zu sein wo man eigentlich sein wollte aber

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auch nicht genau zu wissen, wo das denn genau sein könnte. Ich war fünf Kilo leichter, meine Brüste zwei Zentimeter höher und meine Absätze sogar zehn. Mein Freund und ich machten mit beim Sonntagsbrunch in der Nachbarschaft und waren die einzigen ohne Kinder - eine Tatsache, die mir anderswo eine Kolumne wert war. Im Flugzeug entwich mir jeweils ein kurzes Stöhnen, wenn im Umkreis von fünf Sitzen irgendwo ein Mensch unter zehn Jahren auftauchte. „Alles nur eine Frage der Organisation“ war ein Satz, der auch mir in Sachen Familienplanung mehrmals über die Lippen ging. Natürlich bevor ich mir diese Frage jemals stellen musste. Heute morgen hat mein Kleiner zum ersten Mal protestiert, als ich ihn in die Krippe gebracht habe. Und ich beinahe geheult. Ja, ich bin jetzt diese Frau mit dem schlechten Gewissen. Ich bin jetzt diese Frau, die berufstätige Mutter ist und merken muss, dass das mit der Organisation nicht mal die halbe Miete ist. Ich rege mich darüber auf, dass es praktisch keine Teilzeitkaderstellen gibt. Und darüber, dass nirgends Platz ist für Kinderwagen. Über das Ständemehr. Ich bin jeden Abend spätestens um elf im Bett. Mein letzter Flug ging nach Mallorca. Aber mein nächster nach Los Angeles – meine Sitznachbarn werden stöhnen. Ich sass also gestern da, an diesem Apéro, dass keines war, und überlegte kurz und nicht ernsthaft, ob das jetzt der Moment wäre, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Ich finde mich immer wieder in diesen Momenten und blicke zurück. Nicht nostalgisch, nicht wehmütig - eher belustigt und erstaunt, was aus mir geworden ist. Bei aller Aufregung darf ich feststellen: ein sehr glücklicher Mensch.

Dr. Jones' Reise in Aussenquartiere von Kilian Ziegler

Glaubt man der „International Movie Database“, hat Michelle Pfeiffer in vielen Filmen mitgespielt, auf der Homepage ist allerdings nicht ersichtlich, ob die gnädige Frau etwas mit dem gleichnamigen Drüsenfieber zu tun hat. Das spielt auch keine Rolle, jedoch wäre es interessant zu wissen, wer für meine wochenlange Schlappheit verantwortlich ist. Das Schlimmste habe ich hoffentlich hinter mir, dennoch muss ich es langsam angehen. Sich zu schonen ist ja schon gut (hihi, Wortspiel), aber wenn einem vor lauter ausruhen beinahe die Decke auf den Kopf fällt, dann sollte man dem Schongang eine Auszeit gönnen. Genau dies beschloss ich neulich zu tun und entschied mich fürs Spazieren, das Rolls-Royce-Fahren des kleinen Mannes. Da ich mich in meinem Wohnort Olten sehr gut auskenne, musste ich mich darauf einstellen keine verwunschenen Wälder oder Hobbit-Höhlen zu finden, dennoch kam ich mir ein wenig vor wie Indiana Jones auf Entdeckungsreise. Zwar besass ich weder Hut noch Peitsche, aber immerhin hatte ich eine Tasche, wie sie ein modebewusster Dr. Jones hätte tragen können. (Diese ist nach einem Wochentag benannt, kleiner Tipp: es ist nicht Montag. Auch nicht Dienstag. Oder Mittwoch. Donnerstag und Samstag sind es auch nicht.) Ich spazierte also mit meiner Sonntag-Tasche umher, die Melodie des Drüsenfiebers pfeifend, und erforschte eines der wenigen Quartiere dieser Stadt, das ich noch nicht kannte. Meinen Weg kreuzten unter anderem eine rot angesprayte Zauntür, gut versteckte Vogelhäuschen und Schauplätze, die ich in einen Roman einbauen könnte, wenn ich denn einen schreiben würde. Das mag nach wenig klingen, aber das sind kostbare Schätze, wie sie nur ein Abenteurer zu würdigen weiss. Nach meinem einstündigen Ausflug zuhause angekommen, fühlte ich mich wie nach ein paar Tagen Ferien. Es ist schon seltsam, wie viel Geld man für sein vermeintliches Glück ausgeben kann, Fernsehgeräte kosten Hunderte von Franken, Autos Tausende. Aber weder das eine noch das andere hätte mir dieses Hochgefühl bescheren können, das ich meiner gänzlich kostenfreien Promenade verdankte. In diesem Klarheitsmoment hätte ich am liebsten mit dem Schreiben eines Kitschromans begonnen. Arbeitstitel: „Jeder Schritt ein Schritt ins Glück“. Das Werk hätte ich dann unter einem reisserischen Pseudonym (ich denke an etwas wie Esteban J. Lovemachine) veröffentlicht, in der Hoffnung einen für den Postfilialenverkauf tauglichen Bestseller zu landen. Aber dafür war ich zu müde, ich hatte meinem Körper an diesem Tag schon zu viel zugetraut. Also schaute ich mir „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ auf DVD an und war froh, dass Michelle Pfeiffer nicht mitspielt.

Die Bernerin Andrea Jansen, lebt in Zürich und arbeitet freiberuflich als TV-Moderatorin, Journalistin und Kasperliautorin – zwischen 30 und 80%. Vor der geburt ihres

Eine gute Zeit Esteban J. Lovemachine

Sohnes reiste sie für "SF Unterwegs" (SRF1) um die Welt, diesen Sommer fliegt sie zum ersten Mal mit der ganzen Familie über den grossen Teich.

PS: Das Tourismusbüro Appenzell Ausserrhoden denkt über eine Indiana Jones Adaption nach, Hauptdarsteller: Herisau Ford (hihi, schlechtes Wortspiel).

Mai 2013

KOLT


HÖREN & LESEN

Schon gelesen..? Bekenntnisse eines Tiefstaplers. Memoiren in Fragmenten.

Buchtipps von Daniel Kissling

KOLT liest...

von Jonathan Lethem

Das Phantom des Alexander Wolf von Gaito Gasdanow

Daniel Kissling ist Geschäftsführer vom Coq d’Or in Olten, organsiert ebenda das Literatur-Festival „Lesbar“, ist Herausgeber des Literaturmagazins „NaRr“ und widmet sich nebenher den Geisteswissenschaften Germanistik und Philosophie. www.dasnarr.ch

„Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe.“ Mit diesem Satz beginnt „Das Phantom des Alexander Wolf“, der Roman von Gaito Gasdanow. Ein Roman, der schon vor über 50 Jahren veröffentlicht, erst letztes Jahr aber zum ersten Mal von Rosmarie Tietze mehr als gekonnt ins Deutsche übersetzt wurde. Hat man diesen ersten Satz gelesen, dann will man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Natürlich, weil der Exil-Russe Gasdanow ein Meister der Spannung ist. Weil man wissen will, wie es mit dem existentialistisch nachdenklichen Ich-Erzähler ausgeht, der eines Tages eine Kurzgeschichte liest, die kein anderer als eben jener Mann geschrieben haben kann, den er im russischen Bürgerkrieg erschossen zu haben glaubte. Vor allem aber, weil man schon so lange keinen Roman in der Hand gehalten hat, der so klassisch ist wie dieser. Ein Roman über das Leben, den Tod, das Schreiben, die Liebe und das Paris der 20er Jahre. „Das Phantom des Alexander Wolf“ ist ein endlich wiederbelebter Klassiker.

Wenn Schriftsteller über ihr Leben, ihre Arbeit und ihre Einflüsse schreiben, dann ist das oft eine träge Sache. Dieselben Erinnerungen, dieselben Schreibblockaden, dieselben berühmten Vorbilder. Nicht so in „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“ des amerikanischen Gegenwartsautor Jonathan Lethem. Von Superman bis Blade Runner, von James Brown und Bob Dylan bis Italo Calvino reichen die Einflüsse Lethems, wie er in diesem Essay-Band anhand autobiographischer Episoden klug und humorvoll aufzeigt. Dazwischen und daneben stehen Erinnerungen an seine Kindheit, wie es war, in einem 68er-Haushalt aufzuwachsen, an den ersten Herzschmerz, an sein gescheitertes Studium in Kreativem Schreiben oder warum es keinen besseren Beruf für einen Schriftsteller gibt als das Verkaufen alter Bücher. In seinen Romanen vermischt Jonathan Lethem ebenso gekonnt Hoch- mit Pop-Kultur wie Realismus mit Fantasy. Warum er dies tut und woher er dies kann schildert er und zwar in süffigem Erzählstil und dem ihm eigenen, oft selbstironischen Witz. „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“ ist nicht nur ein Buch über einen belesenen, eigensinnigen und vielleicht gerade deswegen einzigartigen Autor, sondern auch ein Buch über das Schreiben, Lesen und Leben im Allgemeinen, wie es abseits der klassischen Formel auch noch geschehen kann.

TELEFONGESPRÄCHE (1997) von Roberto Bolaño Der südamerikanische Schriftsteller erzählt uns wilde Geschichten und bewegt sich dabei immer nahe am Abgrund. Ein Treffen von Phantasien und Erlebnissen – wie bei einem guten Telefongespräch zwischen zwei Freunden. Valerie-Katharina Meyer, redaktionelle Mitarbeiterin SAMARKAND (1994) von Amin Maalouf Maalouf erzählt in zwei Teilen zuerst von der Entstehung (im 11. Jahrhundert) und dann vom Verlust (beim Untergang der Titanic) eines wertvollen Manuskripts: der Handschrift des berühmten arabischen Dichters Omar Khajjam. Beiläufig informiert er über die Geschichte Persiens und zeichnet ein Bild der islamischen Welt, das zum Träumen und Nachdenken anregt. Schlicht und schön. Fiona Gunst, redaktionelle Mitarbeiterin KINGS OF COOL (2012) von Don Winslow Diesmal liegt das vermeintliche Paradies in Südkalifornien. Bis die Surfer und Hippies das Geld und den Drogenhandel entdecken. „Kings of Cool“ erzählt die Vorgeschichte von Winslows letztem Thriller „Zeit des Zorns“. Ein rasanter und cooler Thriller. Pierre Hagmann, Redaktionsleiter

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Mai 2013

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IM RAMPENLIChT

Ein Newcomer wird erwachsen Der Oltner Mundart-Künstler Collie Herb macht seit knapp zehn Jahren Reggae. Der 26-Jährige wird trotz über 300 absolvierten Konzerten in der Schweiz und dem nahen Ausland immer noch als Newcomer angesehen. Bis jetzt. Mitte Mai erscheint sein Debüt-Album "Authentisch" – die Vorab-Single landete auf Platz 3 der Reggae-Charts.

Text von Marc gerber Foto zVg Ohne Label, ohne Management: Collie Herb macht alles selber.

S

chon im zarten Alter von 13 Jahren war für Collie Herb (bürgerlich: Patrick Bütschi) klar dass Musik einen wichtigen Platz in seinem Leben einnehmen wird. Seine ersten Gehversuche bestanden aus Freestyle-Sessions auf dem Pausenplatz, zu Hause füllte er Schulhefte mit seinen Texten. Schon bald fand sich Collie auf der Bühne wieder, wo er seine Musik einem immer grösser werdenden Publikum präsentierte. International erregte der Oltner Aufsehen, als er letztes Jahr das Halbfinale des „European Reggae Contest“ in Stuttgart erreichte. Dort legte er mit seiner Band „The Vibe Controllers“ eine eindrucksvolle Performance hin, welche die zufällig anwesenden Veranstalter des grössten Reggae Festivals Europas, dem „Roto-

tom Sunsplash“, so überzeugten, dass sie ihn für einen Auftritt nach Spanien einluden.

DIE VORBILDER MAChEN RAP, NIChT REggAE Nun folgt dieses Jahr pünktlich auf den Sommer der logische nächste Schritt: Collie Herbs Debüt-Album „Authentisch“. Reggae aus der Schweiz erfreut sich dank Künstlern wie Phenomden seit einigen Jahren grosser Beliebtheit und führt selbst in den Charts mehr als nur ein Nischendasein. Doch er will der Versuchung widerstehen, einfach auf diesen Zug aufzuspringen. Als musikalisches Vorbild nennt er eher Leute wie den Rapper Casper, der mit seinem me-

lancholischen Rap die deutsche HipHop-Szene markant geprägt hat. Collie Herb ist ein Macher, einer der weiss, was er will. Qualität sei kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis beherrschter Prozesse. Und er macht alles selber, veröffentlicht sein Debüt-Album ohne finanzstarkes Label und Management im Rücken. Und es zahlt sich aus: Collie Herb erhält in wenigen Tagen den Kulturförderpreis des Kantons Solothurn in der Sparte Musik, seine Vorab-Single „Aues Woni Wot“ ist auf Platz 3 der „iTunesReggae-Charts“ eingestiegen, der Videoclip dazu läuft in der SRF-Roboclip-Rotation und wurde zum „Video of the week“ bei mx3.ch gewählt. Zudem trat er am 27. April bei der SRF Musicnight 8x15 vor einem landesweiten TV-Publikum auf.

Bunte Blumen aus dem Nichts

Authentisch passe als Titel deshalb, weil Reggae und Hip-Hop Musik-Genres seien, in denen der Inhalt der Texte auch verkörpert werde. So erfährt man als Zuhörer viel aus Collies Leben und über seine Ansichten – und findet sich dabei wieder in den Bildern, die er mit seinen Texten malt. Seine Königsdisziplin bleibt indes der Live-Auftritt; ob akustisch während den „23 Sternschnuppen“ oder an den kommenden Tour- und Openair-Gigs: am liebsten steht Collie Herb mit seiner Band auf der Bühne. Das Album „Authentisch“ ist ab sofort bei iTunes bestellbar und erscheint am 17. Mai im handel. Tour-Daten, Video Clips uvm. unter: www.collieherb.ch Die Plattentaufe findet am Samstag, 25. Mai, im Provisorium 8 in Olten statt.

Text von Valerie-Katharina Meyer

Mitte März hat der Circus Monti seine 29. Tournee begonnen. Schon zum dritten Mal arbeitet Monti mit dem KomikerDuo Comedia Zap aus Starrkirch-Wil zusammen. Didi Sommer und Cécile Steck leiten das Kreativteam und haben Konzept und Regie des neuen Circusprogrammes übernommen. Ihre Inspiration: das gute, alte Aufklapp-Buch.

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omedia Zap kreiert visuelle Komik mit ganz eigenem Charakter, weit weg von der üblichen Comedy-Szene. Didi Sommer und Cécile Steck bereichern mit ihren farbigen Auftritten Variétés, Firmenanlässe und Festivals. „Mit unserer Komik möchten wir die Leute vom Alltag abholen und ihnen Freude bereiten“, betont Cécile Steck. Neben der Komik beschäftigt sich Comedia Zap auch mit verschiedenster Regieführung. Die erneute Anfrage für eine Zusammenarbeit mit dem Circus Monti freute

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das Duo riesig, denn sie verbindet auch eine jahrelange Freundschaft. Als Comedia Zap nach einer Inspiration für das aktuelle Circusprogramm suchte, stiess das Duo auf die Popup-Bücher. Gemeint sind jene beweglichen Aufklapp-Bücher, bei denen sich beim Öffnen einer Seite überraschend ein Bild hervorhebt. Die Idee des Popup wurde zur Grundlage des neuen Regiekonzeptes. Dabei haben sie auf vielfältige Weise versucht, das Popup in die Regie zu integrieren. Sie setzen etwa den Popup-Effekt 1:1 so um, dass in einer Szene den

Zuschauern plötzlich etliche Blumen aus einem Buch entgegenspringen.

LAUTER ÜBERRASChUNgEN Aber auch der sinnenhafte Aspekt von Popup – die Überraschung – wird immer wieder aufgegriffen. „So ist auch die Verknüpfung der einzelnen artistischen Nummern vom Popup inspiriert“, erklärt Cécile Steck. Entstanden ist eine Regie, die von Farbigem und Unerwartetem lebt – wie ein Popup-Buch. Die Kreativität von Comedia Zap unterstützt aber immer

auch das Bestreben von Circus Monti, hochstehende Artistik mit theatralischen Momenten zu verknüpfen. Bezeichnend für diese Zusammenarbeit ist auch, dass der Zirkus am 28. und 29. Mai nun schon zum fünften Mal in Starrkirch-Wil gastieren wird – der Heimat von Comedia Zap. Weitere Infos und Tickets: http://circus-monti.ch. Der Aargauer Circus Monti wurde kürzlich mit dem Schweizer Innovationspreis 2013 der ktv für innovatives Schaffen, Originalität und Qualität ausgezeichnet.

Mai 2013

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IM RAMPENLIChT

„Über Politiker Witze zu machen, das ist der falsche Weg“ Till Reiners aus Berlin ist ein junger Kabarettist mit einer politischen Botschaft. Sein Publikum soll sich empören, mit den Menschen am Rand der gesellschaft solidarisieren und ihnen eine Stimme geben. Ende Mai tritt er an den 26. Oltner Kabarett-Tagen auf. Text von Franziska Monnerat Foto zVg

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ill Reiners regt sich auf: Über die falsche Verwendung des Futur II, über die Milchkammern in den Kinderriegeln, die in Wahrheit Luftkammern sind und über Erdbeeren zum Selberpflücken. Scharfzüngig, wortgewandt, lautstark, aber nie platt führt Reiners, geboren 1985 in Duisburg und heute in Berlin zuhause, dem Publikum seines Programms „Da bleibt uns nur die Wut“ vor Augen, über welche Belanglosigkeiten wir uns im Alltag aufregen. Manch einer fühlt sich ertappt, schaut er doch auch im Minutentakt auf die Uhr, wenn der Zug wieder mal Verspätung hat. Neben der kleinbürgerlichen zeigt Till Reiners weitere Formen der Wut auf – auch solche, die der Gesellschaft Fortschritt bringen.

re aufzuregen, denen es nicht so gut geht. Für Menschen, die es wegen den sozialen Verhältnissen, in denen sie leben, nicht können. Ihr Studium der Politikwissenschaften scheint Einfluss auf Ihr Programm zu haben. Ja, mein Kabarett ist politisch. Weniger politisch finde ich es, Witze über Politiker zu machen. Das ist keine Irritation, sondern schafft nur ein Weglachen von Problemen und dann ist alles wieder gut. Das ist der falsche Weg, glaube ich. Bleiben wir kurz bei der Politik: was halten Sie von der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens? Die

IV, gibt es bei uns auch eine Grundsicherung, die ist aber sehr niedrig und immer mit dem Stigma behaftet, dass man eigentlich ja arbeiten sollte. Wenn es vier Millionen Arbeitslose gibt und sich die Zahl nicht grundlegend ändert, muss man doch irgendwann mal fragen: Gibt es überhaupt genügend Arbeitsplätze für alle? Wie kann Arbeit überhaupt aussehen? Ein Schritt dahin wäre zum Beispiel, die Pflege als bezahlte Arbeit gesellschaftlich zu anerkennen. Am Ende kann sicherlich auch ein bedingungsloses Grundeinkommen stehen.

Bevor Sie sich dem Kabarett zuwandten, machten Sie sich als Poetry Slammer einen Namen. was unterscheidet Poetry Slam vom Kabarett – ausser, dass man beim einen länger auf der Bühne steht als Till Reiners, warum ist wut beim anderen? In erster Treibstoff für Fortschritt? Linie sind es unterschiedIch glaube, man muss liche Formate: Poetry sich zuerst empören, beSlam ist ein Wettbewerb, vor man irgendetwas änjeder Teilnehmer hat fünf dern will. Wenn es einem bis sieben Minuten Zeit, gut geht – und den meisdas Publikum stimmt ab. ten Besuchern des KabaBeim Kabarett kann man retts geht es gut – ändert über 90 Minuten einen man nichts. Irritation ist Spannungsbogen aufbau"Unterhaltsam irritieren - das ist meine Aufgabe als Kabarattist": der erste Moment, dann en. Was man dann inhaltTill Reiners, 28 Jahre alt, tourt derzeit durch die Länder. muss Wut dazu kommen lich damit macht, ist völlig als Treibstoff. Um zu beoffen. Ich finde, je mehr nennen, was fragwürdig ist und um Grundidee finde ich sehr sympaman vorantreibt, zwischen Kabarett zum Verändern der aktuellen Situathisch. Über die Schweizer Verhältnisund Poetry Slam feste Grenzen zu zietion anzustacheln. Unterhaltsam irse kann ich nicht so viel sagen. Aber hen, desto weniger wird es Leute geritieren ist meine Aufgabe als Kabain Deutschland gibt es immer noch ben, die sagen: Mir ist das egal, ich rettist. das Grundziel, Vollbeschäftigung zu lasse mich nicht in eine Schublade schaffen. Mit ganz viel Kurzarbeit, stecken. Texte, die ich beim Kabarett welche wut bringt Fortschritt, welGeringbeschäftigung und Unterbebrauche, brauche ich auch beim Poche macht nur Falten? Über Dinge, zahlung konnten wir die Arbeitslosigetry Slam und das funktioniert ganz die man nicht ändern kann wie zum keit drücken. Aber das ist kein schöwundervoll. Beispiel, dass der Zug zu spät kommt, nes Leben. Die Leute machen sich 26. Oltner Kabarett-Tage: 22.5. bis 1.6. lohnt es sich nicht, sich aufzuregen. kaputt und kriegen kaum Geld da2013. Weitere Infos: www.kabarett.ch Wesentlich relevanter ist es, sich über für. Warum kann man da nicht saTill Reiners: Da bleibt uns nur die Wut – gesellschaftliche Missstände aufzugen: Lasst uns mal ganz neu denken? Freitag, 24. Mai, 20 Uhr, Vario Bar regen und sich dann auch für andeNatürlich gibt es bei uns auch Hartz

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Text von Valerie-Katharina Meyer

Surrealer Wahnsinn wie im wahren Leben Das Theaterprojekt 100+1 präsentiert das neue Theaterstück Schloss zum Bilderbuch. Endlich kommt eine surreale Komödie auf die Bühne, die uns das geheimnis des Lebens verraten will!

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as Theaterstück Schloss zum Bilderbuch des Regisseurs Christoph Schwager ist das Ergebnis der berufsbegleitenden Theaterweiterbildung 100+1, einer Ausbildung in drei Akten. Christoph Schwager leitet das Schwager Institut in Olten und bietet dort verschiedene Seminare und Kurse für Theater, Körpersprache und Clownspiel an. Mit seiner Kurstrilogie 100+1 begleitet Schwager Laienschauspielerinnen und Laienschauspieler während drei Jahren und ermöglicht ihnen so eine intensive Auseinandersetzung mit dem Theater. Die Aufführung eines eigenen Theaterstücks bildet den Abschluss dieser intensiven Zusammenarbeit. Dieses Jahr ist es Schloss zum Bilderbuch – ein Theaterstück, das zeigt, was passiert, wenn sich der Mensch anhand eines Bilderbuches plötzlich selbst entdeckt. Nach zwei Aufführungen in der Remise in Bern wird Schloss zum Bilderbuch ab dem 5. Mai 2013 im Schwager Theater in Olten aufgeführt. Schwager weist darauf hin, dass es eine wahnsinnige Komödie sei. Denn gerade in ihrer Surrealität macht sie auch immer wieder auf handfeste Realitäten aufmerksam. Im Urkomischen verbirgt sich überaus Ahnungsvolles, das mit viel Amüsement überrascht. „Schloss zum Bilderbuch“ wird im Oltner Schwager Theater zwischen dem 5. und 25. Mai 2013 insgesamt sechs Mal aufgeführt. Infos: facebook.com/schlosszumbilderbuch Reservationen: schlosszumbilderbuch@gmail.com

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FREAKS BRAUCHT DAS LAND

Zuena Baschung-Fondo ist schweizerisch-kenianische Doppelbürgerin – mittlerweile spricht sie fliessend Deutsch.

Text von Fiona Gunst Fotos von Yves Stuber

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Am Dessertbüffet der Nationen

s ist neun Uhr morgens, Zuena Baschung-Fondo kommt direkt von ihrer Nachtschicht im Altersheim zum Interview und scheint kein bisschen müde. Diese Frau hat wohl einen extra Energiespeicher, den sie bei Bedarf anzapfen kann. Und das tut die gebürtige Kenianerin wann immer in Olten bezüglich Integration Energie gefragt ist. Das beginnt bei ihren eigenen Bemühungen: Vor neun Jahren zog sie nach Olten und spricht inzwischen fliessend und einwandfrei Deutsch. Ihre Selbstständigkeit sei ihr ungemein wichtig, meint Zuena Baschung. Sie wolle sich frei bewegen und mit Menschen in Kontakt treten können. Das gehe nur, wenn man sich in der Landessprache ausdrücken könne. In Berührung mit Afrika blieb sie als Besucherin diverser interkultureller Feste wie dem Winterthurer Festival Afro-Pfingsten oder dem Integrationsfest des Swiss African Forum in der Schützi im Jahre 2011. Was ihr an derartigen Festen auffiel und sie störte, war, dass Integration hier sehr eng

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gedacht wurde: als Begegnung zwischen Schweizern und Afrikanern. Die Schweizer Bevölkerung, gerade auf der multikulturellen rechten Aareseite, wo Zuena Baschung mittlerweile lebt, sei doch viel reicher an unterschiedlichen Menschen.

ALLE ZUSAMMEN Einen Raum für Begegnungen zwischen Jungen und Alten, zwischen Migranten aus verschiedensten Ländern und Einheimischen, Menschen mit einer Behinderung und solchen ohne – das war die Vision von Zuena Baschung. Integration bedeutet für sie ein Miteinander sämtlicher sozialer Gruppen unter dem Vorzeichen gegenseitigen Interesses. Um ein solches Miteinander zu ermöglichen, wandte sich Baschung mit ihrer Idee von einem Begegnungsfest für die gesamte Oltner Bevölkerung an die Integrationsbeauftragte der Stadt, Donata Mikosch. Diese stellte den Kontakt zum Cultibo her, dem Begegnungszentrum für die rechte Aa-

Anfang Mai findet das zweite Cultibo-Begegnungsfest statt. Die Initiantin Zuena Baschung-Fondo stammt aus Kenia und lebt seit neun Jahren in Olten. "Integration", sagt sie, "ist das Miteinander sämtlicher sozialer Gruppen". reseite. Hier zeigte man sich begeistert von Zuena Baschung-Fondos Idee und nahm gemeinsam mit ihr die Planung in Angriff. Schliesslich versteht sich auch das Cultibo nicht als Integrationsstelle einzig für ausländischstämmige Oltnerinnen und Oltner (obwohl es mit der Interkulturellen Jugendbibliothek Ikubo und diversen Veranstaltungen von und für Migranten und Migrantinnen ein entsprechendes Angebot bereithält), sondern als Quartiertreff für alle Anwohner. Zuena Baschung schwärmt von den Geschichtennachmittagen für Kinder zur Weihnachtszeit und von Festen verschiedener kultureller Vereine, die so ihren Mitmenschen Traditionen ihres Herkunftslandes vorstellen. Das Cultibo, meint Zuena Baschung, sei zu ihrem zweiten Wohnzimmer geworden.

HALLO NACHBAR? Inzwischen ist Zuena Baschung nicht mehr nur Mitglied im Trägerverein des Cultibo, sondern auch in der Ar-

beitsgruppe Integration engagiert. Nach der gelungenen Vermittlung ans Cultibo für das Begegnungsfest fragte Donata Mikosch sie an, in der Gruppe mitzuwirken. Und so trifft man die schweizerisch-kenianische Doppelbürgerin regelmässig an den Spielnachmittagen im Vögeligarten, die gerade wie das Begegnungsfest dazu dienen, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen und Austausch zu ermöglichen. Auf die Motive für ihr Engagement angesprochen, meint Zuena Baschung-Fondo, es mache sie glücklich, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, zu sehen, dass diese die Gelegenheiten zur Begegnung schätzten, die sie ihnen böte. Im Gegensatz zu Kenia sei es in der Schweiz viel schwieriger, Menschen kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Während man in Kenia in ständigem Austausch sei, sähe man hier die Nachbarn manchmal einen ganzen Winter lang kein einziges Mal. Und wenn man jemandem, der im sel-

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EXKLUSIVE BRILLEN AUS NATURHORN

"In Kenia sind die Menschen in ständigem Austausch": Zuena Baschung-Fondo.

ben Haus wohnt, einen Besuch abstatten wolle, müsse man sich anmelden. Das Begegnungsfest dagegen lasse die Menschen in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen. Im besten Fall können die Leute dadurch, dass sie andere treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen, Vorurteile abbauen.

THAI-TRACHTENTANZ UND BRATWURST Am Begegnungsfest sollen sich aber nicht nur Einzelpersonen zusammenfinden, das Fest ist auch eine Plattform für die verschiedenen im Quartier aktiven Vereine. Einmal im Jahr zeigt sich das bunte Spektrum freiwilligen Engagements, wie es Zuena Baschung vorlebt. Und für einmal ziehen sämtliche Gruppierungen für ein gelungenes Fest an einem Strick: die Pfadi Froburg Olten, eine Thai-Trachtentanzgruppe, die Musikschule Olten, die Stiftung Arkadis, eine Coverband oder die Offene Kirche Region Olten. Alle Standbetreiber und Bei-

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träger zum Rahmenprogramm sind aus eigener Initiative mit dabei und gestalten das Fest dadurch wesentlich mit. Das Begegnungsfest ist ein Anlass von der Bevölkerung für die Bevölkerung. Dass dieses Jahr, für die zweite Ausgabe, bereits etliche Organisationen mehr einen Beitrag zum Fest leisten wollten, freut die Initiantin und zeigt, dass Begegnung ein Bedürfnis vieler ist. Neben dem vielseitigen kulturellen Angebot bietet das Begegnungsfest auch Möglichkeiten, sich zu verpflegen: Im Cultibo kann man sich am „Dessertbüffet der Nationen“ gütlich tun und an verschiedenen Essensständen aus aller Welt geniessen. Und weil die Integration eben wirklich die gesamte Bevölkerung betrifft, sagt Zuena Baschung zum Schluss: „Es gibt auch Bratwurst, das finde ich wichtig“. Cultibo-Begegnungsfest 2013:

EIN STÜCK NATUR. VON HAND IN DER SCHWEIZ GEFERTIGT.

BARTLOME OPTIK AG

BRILLEN UND KONTAKTLINSEN HAUPTGASSE 33 - 4600 OLTEN

Samstag, 4. Mai, von 10-23 Uhr, Bifang-Platz Olten.

SEIT ÜBER 30 JAHREN DER BEGRIFF FÜR QUALITÄT!


DAS LIEBSTE ZUM SCHLUSS

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Collage von Gaia Giacomelli

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„Brille weg - volle Sehkraft mit Augenlaser und Implantaten“ Dienstag, 28. Mai 2013, 18 Uhr

Öffentlicher Vortrag zum Thema: Operative Sehkorrektur Anmeldung unter 0800 000 903 oder akademie@klinik-pallas.ch

VEDIS Augenlaser Zentrum Louis Giroud-Strasse 20, 4600 Olten

www.vedis.ch


Wir haben die Strapazen nur überlebt, weil wir genug Schokolade dabei hatten. Roald Amundsen, erster Mensch am Südpol

Als Nachbar begrüssen wir die Gassenschau und wünschen der Fabrikk eine tolle Saison in Olten!

SIO AG, Generalvertretung COVER Rötzmattweg 66, 4603 Olten Tel. 062 207 07 07, Fax 062 207 07 00 info@cover.ch, www.cover.ch


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