Horizonte März 2015

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horizonte März 2015 Ausgabe 38

Sie sind der Motor der Entwicklung

Partnerschaft DV Trier reist nach Bolivien

Koordinatoren Unverzichtbar für Projekterfolge

„Mit meiner Familie lebe ich in zwei Zimmern. Hier habe ich auch meine Näherei, aber wegen der Enge bekomme ich nur kleine Aufträge. Ich bin dankbar, dass Kolping mich unterstützt, damit wir uns ein kleines Haus bauen können und ich bald größere Aufträge annehmen kann.“ Juded Marlan Taquichire,Carapicuiba/São Paulo

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Foto: Elisabeth Schech

Frauen

Wer Frauen unterstützt, hilft der ganzen Familie Von Elisabeth Schech Armut ist vor allem weiblich. Ein Großteil der Menschen in den Armenvierteln rund um die brasilianischen Großstädte sind alleinerziehende Mütter, viele erschreckend jung. Sie brauchen Unterstützung, sind oft hoffnungslos überfordert und überlastet. Kolping Brasilien bietet ihnen nicht nur konkrete Hilfe, sondern auch Betreuungsangebote für ihre Kinder, damit diese eine Zukunftschance haben. „Viele Kinder, die jeden Tag in unserem Kindergarten betreut werden, bekommen nur

während der Woche hier im Kindergarten eine regelmäßige Mahlzeit. Am Wochenende, zu Hause, gibt es das oft nicht, weil die Familien zu arm und mit der Erziehung der Kinder überfordert sind“, erläutert Ana Paula Souza, Leiterin des Kolping-Kindergartens in Carapicuiba. „Hier bei uns haben die Kinder die Möglichkeit zu spielen, sie werden gefördert, lernen soziale Regeln und gute Umgangsformen und werden auf die Schule vorbereitet.“ „Doch wir kümmern uns auch um die Familien, vor allem um die Mütter“, ergänzt Ana Paula. „Wir haben eine Sozialarbeiterin, sie besucht


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„Ich versorge meine beiden erwachsenen Kinder, die schwerbehindert sind. Die Hilfe durch Kolping gibt mir Kraft und zeigt mir, dass ich nicht alleine bin.“ Jorgina do Amaral Pereira, Rentnerin drei Euro. Man kann erahnen, welche Bedeutung die Kolping-Kindergärten für die Frauen und ihre Familien haben. Auch ältere Frauen erfahren bei Kolping Hilfe und Unterstützung. Viele können von ihrer kleinen Rente – oft weniger als 200 Euro – kaum überleben. Oft kümmern sie sich um ihre Enkel oder Urenkel und teilen das bisschen Rente, das sie haben. Deshalb beteiligt sich beispielsweise die Kolpingfamilie Jd. Catanduva an einem staatlichen Programm zur Verteilung von Milch. Zweimal pro Woche kommen 90 Seniorinnen und holen sich einen Liter Milch ab. Sie sind unendlich dankbar dafür, denn sie wissen, dass diese Hilfe auch ihren Enkelkindern zu Gute kommt. Viele Kolpingsfamilien sind mittlerweile so gut orga-

nisiert, dass sie staatliche Programme nutzen können und Zuschüsse für die Finanzierung der Kindergärten erhalten. Das ist zwar mit sehr viel Bürokratie verbunden und erfordert Fachkenntnisse. Aber dank der Schulung und Beratung durch die Kolping-Verantwortlichen des Nationalbüros wird das notwendige Know-how vermittelt. „Es ist sehr mühsam, die Gelder zu beantragen und alles abzurechnen. Aber ich bin stolz, dass wir das mittlerweile aus eigener Kraft schaffen“, so Maria das Graças, Koordinatorin der Kolpingsfamilie Jd. Catanduva. Genau das ist das langfristige Ziel unserer Arbeit, damit Projekte nicht ausschließlich und endlos auf Spenden aus dem Ausland angewiesen sind. In Brasilien gelingt das mittlerweile an etlichen Orten.

Fotos (5): Elisabeth Schech

und berät Familien mit besonderer Problematik. Die Unterstützung reicht von materieller Hilfe in Form von Lebensmitteln bis hin zur Vermittlung von Mobiliar oder Wohnraum. Viele Familien hier im Armenviertel haben nur ein, zwei kleine Zimmer mit einem einzigen Bett für alle. Auch häusliche Gewalt ist oft ein großes Thema. Da versuchen wir zu vermitteln. An den Wochenenden veranstalten wir regelmäßig Elternnachmittage, um die Mütter mit Ratschlägen zu unterstützen. Wir sprechen über Gesundheit und Hygiene, die Bedürfnisse der Kinder, oder wie sie ihre familiären Beziehungen besser gestalten können.“ Auch wenn die Armut in Brasilien in den letzten zehn Jahren dank verschiedener Sozialprogramme verringert werden konnte, leben noch immer viele Menschen in sehr prekären Verhältnissen. Die Sozialhilfe von umgerechnet 25 Euro, die es seit einigen Jahren gibt, lindert nur oberflächlich die Armut. Etwa die Hälfte der Brasilianer verdient maximal einen Mindestlohn von umgerechnet 240 Euro. Und das bei Lebenshaltungskosten, die mit den unseren vergleichbar sind. Ein Liter Milch kostet 0,93 Euro, für ein Dutzend Eier werden 4,55 Euro verlangt, der Preis für ein kleines Paket Waschmittel liegt über

Im Uhrzeigersinn: Nähkurse vermitteln den Frauen Kenntnisse, mit denen sie Geld verdienen können. – Der Kolping-Kindergarten bietet eine gute Ernährung – Blick auf ein Armenviertel in Carapicuiba/São Paulo – Leila Cristina da Silva ist dankbar, dass zwei ihrer Kinder in KolpingKindergarten gehen. – Projektbesuch in São Paulo: Generalsekretär Dr. Markus Demele überzeugt sich vom Engagement der Kolpingsfamilien.


Globale Verantwortung

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Frauen – Motor für Entwicklung Von Sigrid Stapel

Theoretisch sind Männer und Frauen heute gleichberechtigt. Doch nach wie vor werden in vielen Ländern Frauen wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Dabei sind sie es, die durch die Erziehung der Foto: Monika Kowoll-Ferger

Kinder Verantwortung übernehmen für die Entwicklung ihrer Gesellschaften. Ihre Rolle ist zentral für eine nachhaltige Armutsbekämpfung.

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rauenförderung ist eine der zentralen Bestandteile der Entwicklungszusammenarbeit. Erstmals wurde 1975 durch ein „Internationales Jahr der Frau“ auf die Notwendigkeit der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau aufmerksam gemacht. In der bei der UN-Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking beschlossenen Aktionsplattform verpflichteten sich Staaten, die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen der Gesellschaft (d. h. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) zu fördern, die Rechte der Frauen zu schützen, die Armut von Frauen zu bekämpfen, Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung zu verfolgen und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und im Bildungssystem abzubauen. Auch in der Erklärung der Millenium Entwicklungsziele im September 2000 wurde der Rolle der Frau eine besondere Bedeutung zugemessen, z. B. wird als drittes Ziel die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und mehr Zugang für Frauen zu Bildung benannt. Leider spielen in der Lebenswirklichkeit von Frauen und Mädchen diese Forderungen oft keine Rolle. Ihre Menschenrechte werden in vielen Ländern massiv verletzt. Aktuelle Beispiele wie z. B. die Entführung der über 300 nigerianischen Schülerinnen durch Boko Haram zeigen, wie umstritten das Recht auf Bildung für Mädchen und Frauen in vielen Ländern ist. Vergewaltigungen sind weiterhin ein Kriegsmittel. Die Mehrzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, sind weiblich. Fast überall verdienen Frauen weniger als Männer. Unbezahlte Arbeiten, zum

Beispiel in der Familie oder im informellen Sektor, werden besonders häufig von Frauen geleistet. Der Lebensunterhalt der Armen in den Entwicklungsländern hängt weitgehend von der Landwirtschaft – und damit von den Frauen ab: Sie produzieren den größten Teil der Nahrungsmittel. Trotzdem haben sie häufig nur wenige Gestaltungsmöglichkeiten. Ihnen fehlen die dazu nötigen Rechte und auch das Land ist fast immer im Besitz der Männer. Gleichberechtigter Zugang zu Land, zu landwirtschaftlicher Beratung und zu Produktionsmitteln wie Saatgut oder Dünger kann die Produktivität der Frauen erheblich steigern. Dadurch verbessert sich die Lebensmittelversorgung der gesamten Bevölkerung und die Gefahr von Hunger sinkt. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) könnten weltweit rund 150 Millionen Menschen vor Hunger bewahrt werden, wenn Bäuerinnen in Entwicklungsländern die gleichen Mittel und Möglichkeiten für ihr landwirtschaftliches Engagement erhalten würden, wie Bauern.

Eine Studie der Weltbank besagt: „Investitionen in Bildung für Mädchen sind die wirksamsten Einzelinvestitionen, die ein Entwicklungsland vornehmen kann. Die Ausbildung von Mädchen wirkt auf alle Dimensionen der Entwicklung: geringere Kinder- und Müttersterblichkeit, eine geringere Fruchtbarkeitsrate, höherer Bildungsstand bei Töchtern und Söhnen, höhere Produktivität und besserer Umgang mit der Umwelt.“ In der Arbeit von KOLPING INTERNATIONAL spielen daher Frauen eine besondere Rolle. Ein gutes Beispiel dafür ist Indien. Dort bestimmt noch immer ein sehr traditionelles Rollenbild von Männern und Frauen den Alltag. Doch die -- überwiegend weiblichen -- Mitglieder der rund 1.800 Kolpingselbsthilfegruppen im Süden Indiens beginnen dies zu ändern: Sie sparen, bekommen Kredite und bauen damit kleine Unternehmen auf. Der wirtschaftliche Erfolg verschafft diesen Frauen Selbstbewusstsein und eine gesellschaftliche Position, manche gehen sogar in die Dorfparlamente.

„Ich habe mich in den Dorfrat wählen lassen. So kann ich anderen Menschen helfen. Das macht mich sehr, sehr stolz.“ Amala, Kolpingsfamilie Inigo/Indien


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Spender kommen zu Wort

Gelebte Partnerschaft

Die Ausbildungsangebote in Bolivien richten sich vor allem an Frauen, die vielfach gesellschaftlich benachteiligt sind.

Reise des Diözesanverbandes Trier nach Bolivien Von Barbara Demmer

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Fotos (2): privat

ie Begeisterung ist noch durch das Telefon spürbar: „Es ist toll zu sehen, wie sich die Frauen freuen und das Erlernte umsetzen“, sagt Thomas Gerber, Diözesanpräses des Kolpingwerkes DV Trier. Gemeinsam mit einer achtköpfigen Reisegruppe besuchte er im Oktober 2014 für drei Wochen Bolivien, das Partnerland des DV Trier. Santa Cruz, Potosí, Cochabamba, Tarija, der Reiseplan war straff organisiert. Besonders beeindruckt hat Gerber das Zusammentreffen mit vielen Frauen, die dank einer Ausbildung oder eines Kleinkredits ihr Leben in die Hand nehmen und gestalten konnten. Überhaupt die Frauen: In Bolivien haben sie keine gute Stellung, sie werden oft als Menschen zweiter Klasse behandelt und es fehlt vielen von ihnen an Selbstbewusstsein. Gewalt gegen Frauen etwa ist nicht straf bar. Deshalb setzt das Kolpingwerk alles daran, Frauen zu fördern.

In Tarija traf die Reisegruppe eine Frau, die sich durch einen Kredit eine Nähmaschine leisten konnte und ihren Schneiderladen im Kolpinghaus eröffnen konnte. Inzwischen kann sie von den vielen Auftragsarbeiten (Messdienergewänder, Kommunionskleidung) gut leben und noch weitere Nähmaschinen kaufen und abbezahlen. „Die Projektarbeit vor Ort ist sehr gut. Wir haben von einigen Minikredit-Empfängerinnen gehört, wie sie sich durch diese Hilfe selbstständig machen konnten. So wurde ihr Selbstwertgefühl gestärkt, und die Frauen können durch ihren Zuverdienst zum Lebensunterhalt der Familie beitragen“, berichtet die Mitreisende Martina Linden aus Urmitz. Die Ausbildungsprojekte faszinierten die Gruppe ebenfalls. „Die Menschen wollen lernen! In Santa Cruz kam eine Frau zu

Kolping aufgrund der kostenlosen Ausbildung“, erzählt Thomas Gerber. Sie wollte sich weiterbilden, und inzwischen hat sie eine eigene Kolpingsfamilie gegründet und weitere motivierte und zupackende Frauen um sich geschart. „Die Leute sind unendlich dankbar“, so Gerber. In El Alto arbeitet das Kolpingwerk mit der Universität zusammen. Die Kreditnehmer, die von Kolping einen Kleinkredit erhalten möchten, werden dort von Fachleuten beraten. Erst in der Vorphase, dann wird gemeinsam eine Kalkulation erstellt, und wenn es ernst wird, ist die Geschäftsidee gut aufgestellt und erfolgreich. „Ich finde es sehr beeindruckend, dass unsere Delegierten hoch motiviert zurückgekommen sind und sich seit ihrer Rückkehr für die Bolivienpartnerschaft einsetzen. So fanden in den letzten drei Monaten schon mehrere Infoveranstaltungen statt, Erfahrungsberichte und ein Reisetagebuch wurden verfasst und die Präsentation für die Diözesanversammlung wird gerade erstellt“, freut sich Petra Heusler, Bildungsreferentin des DV Trier. „Es ist enorm, mit wie viel Zeiteinsatz, Herzblut und Engagement unsere Leute die Partnerschaft wiederbeleben!“ Der Diözesanverband Trier hat jetzt einen Projektkatalog erstellt, der die Partner in Bolivien unterstützt. Sie sammeln Geld für die Verbandsarbeit, das Kleinkredit- und Ausbildungsprogramm und für soziale Projekte, die insbesondere den Frauen und Kindern zugutekommen.

Partnerschaft auf Augenhöhe: Die Besucher aus dem Diözesanvernband Trier mit Vertretern des Kolpingswerkes Bolivien.


Projekte im Blick

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Mit einer guten Ausbildung in eine sichere Zukunft In den letzten zwei Jahren hat das Kolpingwerk Philippinen 150 junge Menschen ausgebildet, als Schweißer, Koch, in der Hauswirtschaft oder als Bäcker. Eine davon ist Rinalyn. Für die junge, alleinerziehende Mutter war die Ausbildung ein Glücksgriff. Als sie mit 15 schwanger wurde, unterstützte sie ihre Familie und half ihr, die Schulausbildung trotz des Kindes zu beenden. Mit 19 Jahren hatte Rinalyn dann einen Abschluss in der Tasche, vergleichbar mit dem an einer High School. Dann lernte sie bei Kolping in einem Ausbildungslehrgang das Kochen und Backen. Nach einem Zusatzkurs der Brot- und Gebäckherstellung arbeitet sie nun als Kuchendekorateurin bei einer Backshop-Kette. Sie verdient genug, um auch etwas Geld für die Ausbildung ihres Kindes zurückzulegen. Und die junge Frau hat noch mehr Pläne: Gemeinsam mit ihrer Schwester möchte sie bald einen eigenen Laden eröffnen. Ein anderes erfolgreiches Angebot, das gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnet,

ist die Schweißerausbildung. Die jungen Leute werden seit zwei Jahren von einer Frau ausgebildet. Das ist ungewöhnlich, denn in diesem Handwerk sind die Männer in der Überzahl– eine Frau als Ausbilderin ist umso seltener. Maria Cecilia Dolawen wurde 2013 von Kolping Philippinen als Ausbilderin angestellt. Maria ist ein Vorbild für viele Frauen – und ganz bestimmt für die wenigen weiblichen Auszubildenden. Das ist typisch für Kolping – nicht nur auf den Philippinen: Kolping fördert Frauen besonders und ermutigt sie zum Lernen und zur Selbstständigkeit.

Foto: Kolping Philippinen

Von Barbara Demmer

Dank der Ausbildung bei Kolping hat Rinalyn heute eine feste Stelle und kann ihr Kind allein ernähren.

Unerlässlich für eine erfolgreiche Projektarbeit Ohne sie ist eine erfolgreiche und nachhaltige Projektarbeit nicht möglich: Die hauptamtlichen Koordinatoren. Sie sind Ansprechpartner für die Kolpingsfamilien, kennen die Probleme der Mitglieder und führen Schulungen und Seminare durch. Doch ihre so wichtige Arbeit kann nur zum Teil aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Spenden sind daher unverzichtbar, um die Arbeit der Koordinatoren und damit den Erfolg der Projekte sicherzustellen. Einer von ihnen ist Corneliu Bulai. Er arbeitet seit sieben Jahren als Bildungsreferent für Kolping in Rumänien. „Ich brenne für Kolping“, sagt er, auch wenn seine Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und den Kolpingsfamilien nicht einfach ist. Denn Adolph Kolping ist nicht so bekannt wie hierzulande, und ehrenamtliche Arbeit

Corneliu Bulai

Cristina Vanegas Carillo

ist in Rumänien kaum verbreitet und wenig anerkannt. In Schulungen, Freizeiten und mit Theaterangeboten bildet er die Kolpingmitglieder fort – für jede Zielgruppe hat er das passende Angebot. Er ist ihr Ansprechpartner und ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Nationalverband und den Kolpingsfamilien. Die gleiche Aufgabe, ein anderer Kontinent: Cristina Vanegas Carillo koordiniert die Arbeit des Kolpingwerkes

in der Region Chuquisaca/Bolivien. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Arbeit mit den Kolpingsfamilien: Freizeitgestaltung, allgemeine Bildungsarbeit. Auch berufliche Bildungsarbeit ist in Bolivien bei den Kolpingsfamilien angesiedelt. Regelmäßige Besuche bei den – oft weit auseinander liegenden – Kolpingsfamilien in der Region sind daher besonders wichtig. Im Kolpingzentrum in Sucre organisiert sie, oft in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung oder Nichtregierungsorganisationen, berufsbildende Kurse. Cristina ist praktisch rund um die Uhr im Einsatz und viel unterwegs: sie sitzt im Regionalvorstand, stimmt sich mit der Verbandsleitung und Geschäftsführung auf nationaler Ebene ab. Dabei muss sie wegen der großen Entfernungen in Bolivien oft lange Anfahrtswege in Kauf nehmen.

Fotos: Kolping Rumänien, Kolping Bolivien

Von Monika Kowoll-Ferger


Projekte im Blick

Burundi: Mit Ziegenmist zu einer besseren Ernährung Das Kolpingwerk in Burundi wächst rasant, und das hat einen guten Grund: Die Menschen, zumeist Bauern, sehen, dass der Verband ihnen hilft, ihre Lebenssituation zu verbessern. Das Land ist sehr dicht besiedelt, die Felder klein, und durch die intensive Nutzung sind die Böden ausgelaugt. Um die Erträge zu steigern, brauchen die Bauern Dünger und gutes Saatgut. Dabei hilft Kolping - zunächst einmal durch Ziegen, deren Mist die Grundlage für den wertvollen Kompost bildet. Mit Hilfe von

Spenden hat Kolping Burundi allein in 2014 189 Hundert Tiere an die Mitglieder verteilt. Diese verpflichten sich, von deren Nachkommen zwei Tiere an andere Mitglieder weiter zu geben. Betreut wird das Programm von einem Veterinär, der kontrolliert, dass die Tiere gesund sind (siehe Foto) und gut versorgt werden. Für viele der rund 1.300 Mitglieder hat sich so ihre Ernährungssituation schon deutlich verbessert – doch der Bedarf ist weiter groß. (kofer)

Paraguay: Berufsausbildung mit gutem Ruf Im Berufsbildungszentrum von Kolping International in Paraguays Hauptstadt Asunción durchlaufen derzeit 800 junge Menschen eine berufliche Aus- oder Weiterbildung. In einem der ärmsten Länder Lateinamerikas können sich junge Menschen aus ärmeren Familien keine Ausbildung leisten. Ohne berufliche Qualifikation müssen sie sich mit Gelegenheitsarbeit zu Hungerlöhnen durchschlagen. Das

Zentrum von Kolping bietet daher handwerkliche Kurse zu günstigen Preisen an und vergibt teilweise auch Stipendien. Die Ausbildung genießt hohes Ansehen, weil die Lehrkräfte regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Auch Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter gerne zu Weiterbildungen. Dank der Spender können sich so viele Menschen weiter qualifizieren und die Armut überwinden. (RJ)

Indien: Mit Kleinkrediten auf Wachstumskurs Mit über 27.600 Mitgliedern und 1.800 Kolpingsfamilien ist Indien nach Deutschland der mitgliederstärkste Verband. Die Verbandsarbeit ist sehr erfolgreich. In Indien ist jede Kolpingsfamilie als Spargruppe organisiert. 1.200 Mitglieder haben im letzten Jahr einen Kleinkredit erhalten und konnten sich z.B. als Gewürz- oder Fischverkäufer, Bäcker oder Näherin selbstständig machen. 305 Mitglieder bekamen

eine Milchkuh, 114 Mitglieder freuen sich über eine Unterkunft aus Stein durch das Hausbauprogramm. „Capacity Building“ (Kompetenzbildung) ist eine der Hauptaufgaben des Kolpingwerkes weltweit. In Indien haben im letzten Jahr 9.735 Mitglieder ein solches Training durchlaufen, z.B. Gesundheitsvorsorge, landwirtschaftlicher Anbau, Ausund Fortbildung. (BD)

Bolivien: Kolping bietet Unterschlupf für Frauen in Not Gewalt gegen Frauen ist in Bolivien ein großes Problem, das aber gesellschaftlich kaum Beachtung findet. Betroffene Frauen müssen fliehen und versuchen, für sich und ihre Kinder ein neues Leben aufzubauen. Mit Hilfe von Spendenmitteln aus der Schweiz und aus Deutschland betreibt Kolping Bolivien seit mehr als 10 Jahren ein Frauenhaus in Cochabamba. Im Jahr 2014 fanden hier 16 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren mit insgesamt 42 Kindern, vom Säugling bis zum Teenager,

Unterschlupf. Das Frauenhaus bietet bei Bedarf ärztliche und psychologische Betreuung, die kleinen Kinder können den Kolping-Kindergarten besuchen, während ihre Mütter arbeiten. Das Haus bietet zwölf kleine Wohnungen, von denen zur Zeit aber nur sechs bewohnt werden können, weil das Dach schadhaft ist. Dank einer großzügigen Spende des Kolpingwerkes Schweiz von 40.000 Euro können nun die nötigen Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. (kofer)

Fotos: Volker Greulich, Christian Nusch, Kolping International, Kolping Schweiz

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Ansteckende Ideen

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Dauerbrenner Holzspielzeug Hätte dem pensionierten Harry Mesteck vor 25 Jahren jemand gesagt, dass er mit seiner zwölfköpfigen Gruppe der Kolpingsfamilie Lünen-Brambauer auch im Jahr 2015 noch Holzspielzeuge herstellen und verkaufen würde, er hätte das wohl für einen Scherz gehalten. „Nie hätte ich geglaubt, dass unsere Aktion so lange anhält“, freut sich Harry Mesteck. Für Projekte von Kolping International hat seine Gruppe, „Die Holzwürmer“ genannt, inzwischen stolze 70.000 Euro eingesammelt. Einmal pro Woche tref-

fen sich die Kolpingmitglieder, um die Spielzeuge zu basteln, die sie dreimal pro Jahr verkaufen. Vor Ostern und vor der Adventszeit in einem Rewe-Markt und auf dem Weihnachtsmarkt von „Idas Bauernhof“ in Lünen-Brambauer. Das Angebot reicht von Ritterburgen, Eisenbahnen und Schaukelpferden bis hin zu verschiedenen Dekoartikeln. „Altersbedingt ist die Gruppe seit 1990 ein wenig geschrumpft“, sagt Harry Mesteck. Ans Auf hören denken die Holzwürmer aber deswegen nicht. (RJ)

Ziegen für Geburtstagskinder gestellt und gesammelt an Herbert Schötz verschickt, der jetzt das Jahr über allen Jubilaren dieses besondere Geburtstagsgeschenk überreichen kann. Eine tolle Aktion, zumal der Bedarf an Ziegen in Afrika sehr hoch ist! Vor allem der Ziegendung wird benötigt, um ökologischen Dünger herzustellen. Das lernen die Kolpingsfamilien in Afrika in Workshops und sehen den Erfolg sofort: üppige Pflanzen und eine bessere Ernte. (BD)

Eine Flasche geht um

Briefmarken für Bildung

Seit mehreren Jahren sammelt der Kolping Bezirksverband Oberberg -Süd im DV Köln mit einer leeren Drei-Liter-Flasche Geld für den Partnerverband Kolping Kolumbien. Die Flasche geht im Bezirk wie ein Wanderpokal von Kolpingsfamilie zu Kolpingsfamilie. Dabei kommen immer wieder erstaunliche Summen zusammen. Die Kolpingsfamilie Wissen z. B. hatte aus Anlass ihres 125-jährigen Bestehens die Spendenflasche zum Sammeln in ihrer Pfarrgemeinde. Zurück zum Bezirksvorstand kam sie mit sage und schreibe 1.281,37 Euro. Die geleerte Flasche wurde gleich an die nächste Kolpingsfamilie weitergegeben, die das Ergebnis aus Wissen gerne übertreffen möchte. (Sta)

Mit den Erlösen aus der Kolping-Briefmarkenaktion können jedes Jahr Ausbildungsprojekte für junge Menschen gefördert werden. Toll, wenn sich Kinder und Jugendliche in Deutschland für ihre Altersgenossen in anderen Teilen der Welt engagieren. Die Kinder und Jugendlichen aus der Kolpingsfamilie Pfarrkirchen haben über 27 Kilo Briefmarken gesammelt, sortiert und nach Köln geschickt. Ihnen einen herzlichen Dank! Infos bei Roswitha Danz, Tel. 0221/7788022, roswithadanz@kolping.net.

Handy Spendenaktion Seit gut 12 Monaten läuft die KolpingHandy-Spendenaktion. Viele Einzelpersonen und Gruppen wie hier die Kolpingsfamilie Sarstedt spenden ihre alten Geräte: Im vergangenen Jahr waren es rund 4.700 Handys. Die Hälfte des Erlöses ging an den SEK e.V.. Rund 2.600 Euro fliessen nun in Projekte zum Verbandsaufbau weltweit. Gebrauchte Handys an: Kolping-Recycling GmbH., Christian-Wirth Str. 16, 36043 Fulda.

Fotos (4): privat

Die Kolpingsfamilie Wörth hat sich eine besondere Überraschung für ihre Jubilare ausgedacht. „Ab dem neuen Jahr wollen wir zu den runden Geburtstagen Ziegenurkunden verschenken“, schrieb Herbert Schötz zur Kolping-Zentrale nach Köln. Die Kolpingsfamilie hat eine Liste aller Geburtstagskinder nach Köln geschickt und den Gesamtbetrag bereits überwiesen. 43 Euro werden pro Ziege und Geschenk veranschlagt. Die Urkunden wurden aus-


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Projekte | In eigener Sache

Hier könnt Ihr direkt helfen. Detaillierte ProjektBeschreibungen­findet Ihr unter www.kolping.net: Afrika: Wasser Zisternen und Brunnen versorgen die Landbevölkerung mit Wasser.

Projekt UÖ-1903 Eine Zisterne: ab 400 Euro

Indien: Milchvieh Eine Milchziege oder Kuh verbessert die Ernährung und schafft Einkommen.

Projekt LE-6105 Eine Milchziege: 70 Euro

Impressum

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Mittel- und Osteuropa: Verbandsarbeit Lebendige Jugendarbeit braucht Jugendleiter und Multiplikatoren.

Projekt VE-5904 Workshop mit Jugendlichen: 400 Euro

Herausgeber Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V.

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Brasilien: Frauenförderung Mit einer Grundausbildung und konkreter Hilfe finden Frauen den Weg aus der Hoffnungslosigkeit.

Projekt AW-2349 Zuschuss: 50 Euro

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Philippinen: Ausbildung Eine berufliche Ausbildung legt die Basis für ein Leben ohne Armut.

Projekt AW-6304 Zuschuss pro Schüler: 90 Euro

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Verbandsaufbau weltweit: Koordinatoren Die Beratung und Unterstützung durch Projektkoordinatoren sichern den langfristigen Projekterfolg.

Projekt VA-8209 Zuschuss für einen Projektkoordinator: 500 Euro

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Holt Euch die KOLPING INTERNATIONAL - App! Bilder, Filme, aktuelle Nachrichten aus über 60 Kolping-Ländern gibt es ab sofort überall und jederzeit direkt auf‘s Smartphone mit der neuen KOLPING INTERNATIONAL-APP. Gratis Download im Google Play Store und App Store oder über www.kolping.net.

Der direkte Kontakt Wir freuen uns über einen Anruf, eine E-Mail oder einen Brief: Ursula Mund 0221/77880-37 Elisabeth Schech 0221/77880-38 Barbara Demmer 0221/77880-39 Roberto Jurkschat 0221/77880-41 Sigrid Stapel 0221/77880-28 Redaktion Monika Kowoll-Ferger (V.i.S.d.P.) 0221/77880-27 monikakowoll@kolping.net

Neue Referentin für Bildungsarbeit Seit Anfang Januar verstärkt sie das Team des SEK e.V. in Köln: Sigrid Stapel (52) ist neue Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Die Sozialpädagogin war vorher sechs Jahre lang Diözesansekretärin des KolpingDiözesanverbandes Köln. In ihrer neuen Tätigkeit ist sie Ansprechpartnerin für Kolpingsfamilien und Gruppen, die sich in der Eine-Welt-Arbeit des Kolpingwerkes engagieren, sowie für die BIPs (Beauftrag-

E-Mail: sek-spenden@kolping.net Web: www.kolping.net facebook.com/KolpingInternational Post: KOLPING INTERNATIONAL Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V. Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln Fax: 0221/77880-10

te für Internationale Partnerschaftsarbeit) in den Diözesanverbänden. „Ich unterstütze die unterschiedlichen Gruppen bei Aktionen und Veranstaltungen zu entwicklungspolitischen Themen“, erklärt sie. Zudem begleitet sie die Kampagnen, an denen sich KOLPING INTERNATIONAL beteiligt, wie zum Beispiel „Gemeinsam für Afrika“ und bringt die Themen und Aktionen in den Verband ein. (kofer)

Spendenkonto Pax-Bank eG Köln (BLZ 370 601 93) Kto-Nr. 15 640 014 IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14 BIC: GENODED1PAX

Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen DZI Das Spendensiegel ist ein Zeichen für Seriosität und besondere Spenden­ würdigkeit einer Organisation. Der Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e. V. erhält das Spendensiegel jeweils nach jährlicher Prüfung seit 1994.


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