Ypsilon_6_2018

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Magazin für Männer – Katholische Männerbewegung

www.kmb.or.at

Ausgabe 6 I Dezember 2018

Demokratie, Bibel und Kirche. Seite 10 Oscar Romero: Eine Beziehungsgeschichte. Seite 12 Rockstar Franziskus: Ein Gegenplädoyer. Seite 18

Männer in der Familie – Ein Erfahrungsbericht aus der Beratung Seite 4

Foto: Adobe Stock


Aktuell

Ernest Theußl neuer Vorsitzender der

Foto: Luis Cordero

Auf der Herbstkonferenz im Stift Rein bei Graz hat die Katholische Männerbewegung Österreich einen Wechsel an ihrer Spitze vorgenommen. Nachdem DI Dr. Leopold Wimmer nicht mehr kandidiert hatte, wurde Ernest Theußl zu seinem Nachfolger gewählt. Wir stellen ihn kurz vor: Geboren am 6. Jänner 1947 in Deutschlandsberg/Steiermark, Studium der Theologie in Graz, Religionsprofessor am BORG Deutschlandsberg, seit 2010 in Pension. Verheiratet mit Irene, drei Söhne und drei Enkelkinder. Derzeit Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Deutschlandsberg, Mesner, Vorbe-

ter, Lektor, Kommunionhelfer, Wortgottesdienstleiter und Vorsitzender der KMB-Steiermark.

Was er selber dazu sagt:

Einer der Leitsätze, die ich in meiner Studienzeit kennenlernte, ist: Lieber einmal mit schmutzigen Händen vor deinen Schöpfer treten als mit leeren. Und ein Zweites: Die Erkenntnis von Viktor Frankl, dass wir uns den Sinn des Lebens selber schaffen können und müssen, indem wir uns an eine Person, eine Aufgabe verschwenden und uns nur im Gegenüber selber finden. Daran habe ich mich immer gehalten. Und mit dieser Devise möchte ich auch in diese neue Aufgabe hin-

eingehen, die wohl die letzte meines Lebens sein wird. All die Erfahrungen, die ich gemacht habe, all die Erkenntnis und Einsicht, die ich gewonnen habe, all den Optimismus, den ich mir noch immer bewahrt habe, möchte ich heranziehen, um für die Kath. Männerbewegung in ihrer Zielsetzung als Laienorganisation der Katholische Kirche bestmögliche Arbeit zu leisten. Das alles kann nur gelingen, wenn alle zusammenhalten. Die ersten Christen sind in ihrer heidnischen Umwelt damit aufgefallen, wie sie miteinander umgingen. Diese urchristliche Tugend müssen wir bewahren und weitergeben.

Editorial Foto: Denis Mörgenthaler

Geschätzte Leserschaft! Die letzte Ausgabe des Jahres stellt immer eine Herausforderung dar: Zum einen fällt der Erscheinungstermin mit der Adventzeit zusammen, in der (fast) allen der Sinne nach Ruhe und Beschaulichkeit steht, zum anderen dreht sich die Welt ungebremst weiter, und wird von uns verlangt, dass wir uns entscheiden, Pläne für die Zukunft schmieden und – ganz allgemein – unseren Mann stehen. Entsprechend vielfältig ist die Themenwahl des sechsten Heftes von Ypsilon: Wir haben uns nicht damit begnügt, die „stille Zeit“ im frommen Stil zu beschreiben, oder Tipps für den Weihnachtseinkauf bzw. den Familienurlaub über Silvester zu geben, sondern wollten die Aufmerksamkeit weiten, hin zu mehr relevanten Inhalten und weg von Oberflächlichem. Daher finden sich auch kritische Beiträge in diesem Männermagazin, welche wachrütteln und uns dadurch vielleicht den eigentlichen Sinn von Advent und Weihnachten aufzeigen: Mit der Geburt Jesu ist der Heiland in die Welt gekommen, und mit ihm die Verpflichtung, hinzusehen, wo Unrecht geschieht; aktiv zu werden, wo Missstände herrschen; Hilfe zu leisten, wo Not am Mann ist. In diesem Sinne hoffe ich, dass wir einen Beitrag zu Ihrem Weihnachtsfest leisten konnten, welches für Sie und Ihre Lieben ein frohes und gesegnetes sein soll. Mit liebem Gruß und festem Händedruck, Martin Kolozs

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4 Schwerpunkt „Beziehungen“ 2 Neuer Vorsitzender KMBÖ 4 Männer in der Familie 6 Stille Nacht 8 60 Jahre SEI SO FREI 10 Demokratie, Bibel und Kirche 12 Ware Mensch 14 Oscar Romero 16 Gedenkjahr 2018 18 Rockstar Franziskus 19 70 Jahre KMBÖ

Kolumnen

3 Grüß Gott – Obmannwort 5 X an Ypsilon 9 Perspektiven 13 Gott bewegt 21 Vorgestellt


Grüß Gott Deshalb bin ich allen dankbar, die sich bisher in der KMB engagiert haben. Insbesondere meinen Vorgängern im Vorsitz, DI Hubert Andiel, Raimund Löffelmann und DI Dr. Leopold Wimmer. Auf ihren allseits geschätzten Leistungen aufzubauen, ist Ansporn und Ehre genug. Mit einer Gesellschaft fortschreitender Verdünnung der Kirchlichkeit geht heute eine wachsende Sehnsucht nach Sinn und Halt einher. Hier ist es unsere Aufgabe als Laienorganisation den Glauben unserer Mitglieder zu stärken, ihnen dabei zu helfen, dass sie diesen glaubwürdig weitergeben können

und für die am Rande Stehenden Andockstationen sind, wenn sie nach uns suchen. Und diese Rolle kann nur vor Ort ausgefüllt werden, in unseren Pfarren, die ich weiterhin für die Hefe in der Kirche halte, in unseren Runden und Gruppen, wo immer wir uns zusammenfinden. Und wir finden im Glauben zusammen.

Gedenk-Kultur

10 Service

20 Panorama 22 Termine 23 Freizeit 23 Impressum 24 Ausblick

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Im laufenden Gedenkjahr gab es unzählige Publikationen zu Krieg und Diktatur, aber eine sticht besonders hervor; ist es eben nicht der historische Kontext, der hier interessiert, sondern das persönliche Erleben des Autors, namentlich des ehemaligen Bischofs von Innsbruck, Dr. Reinhold Stecher (1921-2013). Die Sammlung teils veröffentlichter, teils unbekannter Texte und Bilder beleuchtet – im ganz eigenen Stil des beliebten „Tiroler Volksbischofs“ – die Jahre 1938 bis 1945 und erzählt ebenso fesselnd wie unterhaltsam von einprägsamen Begegnungen und schicksalhaften Fügungen. Dabei sind diese Erinnerungen bar jeder heldischen Pose und ein aktueller Appell, den Gefahren für den Frieden mit großer Wachheit entgegenzusteuern. Reinhold Stecher Der blaue Himmel trügt Erinnerungen an Diktatur und Krieg 156 S., Tyrolia Verlag, Innsbruck 2018

Liebe Leserin, lieber Leser des Y!

Foto: Karin Nussbaumer

KMBÖ

Herbert Nussbaumer Obmann der Katholischen Männerbewegung Vorarlberg

Wenn wir an Beziehungen denken, was kommt uns da in den Sinn? Wollen wir es negativ sehen, dann sind es diese Beziehungen, die (fast) alles ermöglichen, wenn man sie hat, im Volksmund als Vitamin B bezeichnet. Mit diesem Vitamin B kommt man weiter, oder es erleichtert vieles und öffnet meist Tür und Tor. Aber, meinen wir hier in diesem Artikel diese Beziehung? Ich glaube, unser Thema ist die Beziehung zu Gott, zu und mit meinem Nächsten, aber auch mit dem „Fernsten“ (am Rande der Gesellschaft lebende, Flüchtlinge, Bettler, usw.) Die Beziehungen zu Familie, Eltern und nahen Verwandten, die äußerst wichtig sind, wollen wir hier einmal als „intern“ bezeichnen und später behandeln. Frauen tun sich meiner Meinung nach viel leichter, externe Beziehungen zu knüpfen, aufzubauen und zu erhalten. Sie sind in der Regel kommunikativer als die Männer. Diese Beziehungen sind inniger und meist anhaltender. Die Männer haben sicherlich eine gute Beziehung innerhalb von Männerfreundschaften. Klar hat man zu Arbeits- oder Sportkollegen auch eine Beziehung, die jedoch meist auf einer anderen Ebene läuft. Doch was ist und macht eine gute Beziehung aus? Sind es die Umgangsformen, die Ehrlichkeit, die Hilfsbereitschaft, die Zuwendung, die Sympathie und Empathie, das Vertrauen? Wo sollen wir Beziehungen knüpfen, wo diese ausbauen oder vielleicht auch mal beenden? Und dann kommt noch die Frage für einen gläubigen Menschen: Wie ist meine Beziehung zu Gott? Habe ich diese noch, ist sie mir verloren gegangen? Brauche ich diese Beziehung zu Gott, um eine gute Beziehung zu den Menschen aufzubauen, bzw. erhalten zu können? Ich hoffe, diese Ausgabe des Y hilft Ihnen, das ganze Spektrum zum Thema „Beziehungen“ zu erfahren, zu erkennen und daraus Hilfen und Anleitungen zu bekommen. Was ich mir wünsche und erhoffe ist, dass Sie eine gute Beziehung zur Kath. Männerbewegung und zum „Y“ haben.

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Schwerpunkt

Männer in der Familie –

Foto: Adobe Stock

Ein Erfahrungsbericht aus der Beratung Wenn ich Männer frage, was ihnen das Wichtigste im Leben ist, dann könnte man zunächst vermuten, dass sie als Erstes die Arbeit nennen – immerhin verbringen die meisten ja den Großteil des Tages im Job und am Arbeitsplatz. Überraschenderweise sagen Männer oft, dass ihnen die Familie am Wichtigsten sei. Bei genauerem Hinsehen ist damit aber nicht gemeint, dass sie dort möglichst viel Zeit verbringen oder sehr viel Energie investieren, sondern, dass die Familie für ihr inneres Wohlbefinden, für ihre seelische Ausgeglichenheit besonders wichtig ist. Aus diesem Grund sind für Männer harmonische Beziehungen, möglichst wenig Probleme in der Partnerschaft und auch in den anderen familialen Beziehungen – mit den Kindern, mit den Eltern und Schwiegereltern – wichtig. Laut drittem Österreichischem Männerbericht (2015) hat sich der Anteil der Männer, die in einer Familie leben, in den letzten Jahrzehnten reduziert: 1971 waren es noch 46,7%, die als Ehemänner gelebt haben, 2015 waren es nur

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noch 41,1%. Gleichzeitig ist der Anteil der allein lebenden Männer von 5,3% auf 15,2% gestiegen. Ungebrochen ist aber die Sehnsucht nach einer gelingenden Familie bei den Männern. Auch der Wunsch nach Kindern ist bei Männer stärker als bei Frauen – wobei dieser Wunsch abhängig ist von einer bestehenden, fixen und gut funktionierenden Partnerschaft. Kinder wirken sich im Besonderen auf die Lebenszufriedenheit der Männer aus, und zwar mehr als bei den Frauen. In der Beziehung zu ihren Partnerinnen sind Männer häufig länger zufrieden als die Frauen. Beziehungsprobleme werden in der Regel von Frauen früher wahrgenommen und erkannt. Auch das Bedürfnis nach Veränderung und der Anstoß zu einer Beratung

kommt viel früher von den Frauen, als von der Seite der Männer. Differenzen in der Beziehung werden von Männern tendenziell in der ersten Phase wenig bemerkt oder verharmlost. Andererseits haben sie eine diffuse Angst, die Partnerin und damit das stabile Familiensystem zu verlieren. Nicht nur der persönliche Stress, der sich aus so einer Situation ergibt, sondern auch die Angst vor dem Alleinsein ist für Männer oft ein Hindernis, Probleme in der Beziehung rechtzeitig zu erkennen und sich damit auseinanderzusetzen. Die erahnte und dann häufig erlebte Ohnmacht ist für Männer nicht nur irritierend, sondern meist existenziell bedrohlich und lässt sie oft lange Zeit wegschauen von den tatsächlichen Problemen in


X an Ypsilon Im Zweifel Ja sagen

der Beziehung. Umso heftiger ist die Konfrontation mit diesen Gefühlen und mit der Hilflosigkeit dann, wenn die Partnerin sie vor vollendete Tatsachen stellt und den Wunsch nach einer Trennung oder Scheidung kundtut. In dieser Situation werden Männer in radikaler Weise konfrontiert mit ihrer Hilflosigkeit, mit den Gefühlen der Ohnmacht, mit der Angst, die Partnerin und auch die Kinder zu verlieren.

„Schuss vor den Bug“

Solche Konfliktsituationen sind für Männer der sprichwörtliche „Schuss vor den Bug“, der sie wachrüttelt und aus der Fokusierung auf Arbeit und Beruf herausreißt. Häufig haben sie ihre Rolle allzu lang als Ernährer und Berufsmensch gesehen und waren der Meinung, durchaus alles für ihre Familie getan zu haben. Für die Frauen war das aber oft schon lange zu wenig, sie bemerken die Unzufriedenheit früher, konfrontieren ihre Männer aber nicht ausreichend mit dem Bedürfnis nach mehr Kommunikation, nach mehr Zweisamkeit,

auch nach mehr Mitbeteiligung an der Familienarbeit. In der Beratung kommt dann häufig auch noch der Vorwurf, dass der Mann das über die letzten Jahre nicht einmal gespürt hat. Und es stimmt meistens auch, dass er das Problem erst in dem Moment erkannt hat, als die Frau es zur Sprache gebracht hat. Männer sind in dieser Situation meist hoch motiviert, sich zu verändern, stellen aber oft fest, dass die Partnerin sich innerlich schon verabschiedet hat und der Zug eigentlich schon abgefahren ist. Es braucht dann einen längeren, mühsamen Prozess. Der Blick auf die gemeinsamen Kinder kann in der Beratung noch eine Motivation sein, sich auf die Aufarbeitung der offenen Baustellen einzulassen und sich wieder neue Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft zu erarbeiten. Meiner Erfahrung nach sind Männer hier auch tatsächlich zu großen Veränderungen bereit, haben es aber konkret manchmal nicht leicht: von ihrer Situation in der Arbeit her, von der Gekränktheit und Verschlossenheit der Partnerin her und vom inneren Prozess, den sie durchleben müssen und bei dem sie sich einlassen müssen auf die schwierigen Gefühle der Ohnmacht und der Hilflosigkeit. Dort, wo es gelingt, dass Männer sich selber mit dieser „schwachen“ Seite auseinandersetzen, ermöglicht das eine persönliche Weiterentwicklung, die den Frauen imponiert und die für die Paarbeziehung viel bringt. Es ist ein Prozess der Veränderung für beide, Mann und Frau, der meist mehr Lebensqualität für den Mann, mehr Lebendigkeit in der Paarbeziehung und auch in der Beziehung zu den Kindern bringt und der sich im Sinn der Sehnsucht nach gelingender Familie lohnt. Mag. Josef Lugmayr Leiter von BEZIEHUNGLEBEN.AT Abteilung Beziehung, Ehe und Familie im Pastoralamt der Diözese Linz

Anna Hollwöger Generalsekretärin der Katholischen Aktion Steiermark

Selten so öffentlich vernommen: Als die designierte Parteichefin der SPÖ, Pamela Rendi-Wagner, ankündigte, auch den Parlamentsklub selbst zu leiten, wurde von einem Parteifreund angemerkt, dass diese Doppelbelastung sehr hoch wäre. Ob er ähnliche Sorgen auch bei männlichen Alternativen geäußert hätte? Ohne die ehemalige Ministerin selbst je getroffen zu haben: Ich bin sicher, sie hat sich gut überlegt, welche Aufgaben sie warum und in welcher Form übernehmen möchte und kann. Das tun wir nämlich alle, wir berufstätigen Menschen: Wir denken darüber nach, was wir schaffen und was sich mit den nicht-beruflichen Aspekten unseres Lebens vereinbaren lässt. Gegebenenfalls wird in diese Überlegungen auch der Partner oder die Partnerin miteinbezogen. Meiner Wahrnehmung nach gibt es in dieser Phase zwischen Männern und Frauen allerdings einen großen Unterschied in der Selbsteinschätzung. Frauen trauen sich regelmäßig weniger zu – und sie bewerten die familiären Verpflichtungen, die sie neben dem Beruf zu erfüllen haben, höher. Die Konsequenz (so meine persönlichen Beobachtungen als Betroffene, als Kollegin und als Vorgesetzte): Im auch nur kleinsten Zweifel entscheiden sich Frauen gegen Job oder Karrieresprung. Dass sie regelmäßig (laut oder hinter vorgehaltener Hand) gefragt werden, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen möchten, aber praktisch kein Mann in einer vergleichbaren Situation, ist da sicher nicht unwesentlich. Mein Wunsch? Dass sich nicht nur Frauen fragen (müssen), was sie schaffen können, sondern auch Männer, weil sie sich genauso verantwortlich fühlen für die Begleitung der Kinder, die Pflege der Eltern oder das Führen des Haushalts. Dann können alle Frauen, wie es ihnen Rendi-Wagner rät, „im Zweifel Ja sagen“ zu Veränderungen in ihrem (Berufs-)Leben. Ausgabe 6 I Dezember 2018 5


Schwerpunkt

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Zwischen Nostalgie und Realität

Kaum jemand, der nicht mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ Erinnerungen verbindet. Gedanken an das Familienfest Weihnachten, an den Lichterglanz des Christbaumes werden wach, die Freude über die schönsten Geschenke kehrt vielleicht noch einmal zurück, und Sehnsucht nach einer Zeit des äußeren und inneren Friedens macht sich breit, als man der Hektik des Alltags entglitt. Manche mögen aber auch an das kirchliche Fest Weihnachten denken, Katholiken besonders an den Abschluss der Heiligen Messe in der Weihnachtszeit mit einem gemeinsamen „Stille Nacht“ der versammelten Gläubigen, und wieder andere wird das Lied an die Gefühlsduselei und den Kaufrausch der Adventzeit gemahnen, wenn es – obwohl ein Weihnachtslied – unzählige Male als Berieselungsmusik vom Tonband erklingt.

dert Jahre nach seiner Entstehung, eine unglaubliche Fülle sozial- und kulturgeschichtlicher, christlicher und politischer Vergangenheiten, Gewohnheiten und Identitäten rund um das Weihnachtsfest. Für Generationen hat es unter wechselvollen Vorzeichen eine Verklammerung historisch gewachsener Traditionen mit dem je gegenwärtigen, augenblicklichen Erleben des Festes der Wiederkehr der Geburt Jesu Christi bedeutet. Dadurch ist „Stille Nacht“ im Laufe der Zeit zu einem Mythos geworden, in dem Wirklichkeit und Legende, Geschichtsbewusstsein und Geschäft, nostalgischer Reiz und weltoffene Mentalität verschmelzen. Seine Autoren, eine Zeit lang in Vergessenheit geraten, wurden danach vom Sog des Mythos erfasst. Entstehung und Verbreitung des Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ sind die Geschichte eines unvergleichlichen Erfolges, der seinen Autoren freilich zu Lebzeiten kaum Anerkennung, dafür umso mehr Nachruhm brachte. Zahlreiche Legenden ranken sich um die Entstehung des Liedes. Die Wahl des für die damalige Zeit in der Kirchenmusik höchst ungewöhnlichen Begleitinstruments Gitarre dürfte vielmehr geschehen sein, weil „Stille Nacht“ am Ende des Gottesdienstes vor der Krippe musiziert wurde.

„Stille Nacht“ entstand als Kirchenlied und wurde als solches in Lehrerund Organistenkreisen handschriftlich verbreitet. Die sogenannte „Urschrift“ von 1818 ist verloren, ihre Fassung lässt sich jedoch aus den späteren Quellen erschließen. Der jüngere Sohn Felix, von Autor Franz Xaver Gruber, verfasste 1854 eine „Authentische Veranlassung zur Composition des weitverbreiteten Weihnachtsliedes: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ überschriebene, knappe Darstellung der Entstehungsgeschichte, deren Konzept und Reinschrift im Stille-NachtArchiv des Keltenmuseums Hallein erhalten sind. Dieses Dokument bildet nach wie vor die einzige autorisierte Schilderung der Ereignisse, die sich am Heiligen Abend des Jahres 1818 in Oberndorf begaben. Die Vielzahl von Schriften, Erzählungen, Filmen, deren Sujet die Entstehung von „Stille Nacht“ thematisiert, entspricht dem Bedürfnis, wahre Begebenheiten auszuschmücken, produktiv umzuformen oder künstlerisch auszugestalten. Auch über die musikalische Qualität der einzelnen Fassungen lässt sich streiten, in ihrer Varianz erst entsprechen sie aber jener imposanten Breitenwirkung, die „Stille Nacht“, mittlerweile in über 200 Sprachen übersetzt, weltweit auslöste.

Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Thomas Hochradner. © 2018 Mit Genehmigung des Herausgebers, dem Verlag und Verein „Freunde der

Ein Lied in aller Munde? Religion, Familie, Kommerz – alles das prägte und kennzeichnet „Stille Nacht“. Doch die Spannweite der Rezeption reicht weit darüber hinaus. Das Lied transportiert heute, fast zweihun-

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Salzburger Geschichte“


BMF/Fotolia

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steuer bezahlen. Ihnen steht künftig ein so genannter Kindermehrbetrag in Höhe von 250 Euro pro Kind und Jahr zu.

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Jubiläum

Alle Fotos: SEI SO FREI

60 Jahre SEI SO FREI: Partnerschaft

Plakat der „Aktion Flores“ (1958)

Bis 1996 hieß die entwicklungspolitische Aktion der KMB „Bruder in Not“.

Die Lebenserfahrungen der Partnerinnen und Partner in Asien, Lateinamerika und Afrika stellen für die entwicklungspolitische Aktion der Katholischen Männerbewegung seit 60 Jahren eine fundierte Basis für ihre entwicklungspolitische Arbeit dar.

Projektpartnerin von SEI SO FREI in der Mara-Region in Tansania ist die Landwirtschaftsexpertin Saria Amillen Anderson (li.).

Dr. San Martin Baldwin (li.) und Projektreferent Wolfgang Heindl in Peru.

Sr. Veronica Petri (re.) und Sr. Jenipha Kadazima aus Tansania feierten auf der Bühne der Neuen Mittelschule Hausmannstätten mit einem Tänzchen die langjährige Partnerschaft mit der KMB Graz-Seckau.

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Bischof Thyissen von der Blumeninsel Flores (Indonesien) bat im Jahr 1958 die Katholische Männerbewegung um Mithilfe beim Bau einer Landwirtschaftsschule, einer Gesundheitsstation und eines Priesterseminars. Beim Delegiertentag 1958 der KMB in Oberösterreich stellte der ehemalige Diözesansekretär Eduard Ploier die „Aktion Flores“ vor. Von der Idee der Entwicklungshilfe waren die KMB-Mitglieder so begeistert, dass bei der Diözesankonferenz im Jahr 1959 der Vorschlag gemacht wurde, daraus eine jährlich wiederkehrende Aktion einzuführen. Das war die Geburt der Aktion „Bruder in Not“, die im Jahr 1961 gegründet wurde. Die Katholische Männerbewegung führt seither jährlich die Adventsammlung österreichweit zugunsten Afrikas und Lateinamerikas durch. 1996 wagte die KMB, die Grundidee der Aktion „Bruder in Not" zu hinterfragen, und antwortete mit einem umfassenden, neuen Konzept, dass die Freiheit, die wir genießen, dafür eingesetzt wird, dass auch die Menschen in Afrika und Lateinamerika ihre Freiheit als Kinder Gottes entfalten können. Seither heißt die entwicklungspolitische Aktion der Katholischen Männerbewegung SEI SO FREI.

Partnerschaft seit 60 Jahren

SEI SO FREI unterstützt Partnerinnen und Partner in Afrika und Lateinamerika in ihrem Bemühen um Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und um soziale Veränderungen sowie beim Aufbau gerechter Strukturen. Die Diözesanbüros und ihre Projektreferentinnen und -referenten arbeiten mit Menschen unabhängig von ihrer politischen, religiösen und ethnischen Zugehörigkeit zusammen und setzen sich für eine lebenswerte und gerechte Welt ein.

Starke Partnerin in Afrika

In enger Zusammenarbeit mit SEI SO FREI-Projektpartnerin Saria Amillen Anderson (Romero-Preis 2010) werden in der Mara-Region in Tansania Regenwassertanks und Tiefbohrbrunnen errichtet, Wiederaufforstungsprojekte durchgeführt, landwirtschaftliche Ausbildungen angeboten und Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz sensibilisiert. Der Fokus von ihrer Arbeit liegt dabei auf Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe. Saria Amillen Anderson legt mit den Gruppenmitgliedern ihrer Landwirtschaftsorganisation „Grain to Grow Foundation“ Gemeinschaftsfelder an, zeigt den Anbau von Gemüse vor,


Perspektiven

auf Augenhöhe erinnert an die Betreuung der Felder und gibt Tipps zur Vermarktung der einheimischen Produkte. „In einer der ärmsten Regionen Tansanias und in einer männerdominierten Gesellschaft setzt Saria Amillen Anderson mit besonderer Einsatzkraft, Engagement und Mut ein umfassendes Entwicklungsprogramm um“, erzählt Dr. Franz Hehenberger, Geschäftsführer von SEI SO FREI Oberösterreich.

Dr. Francisco San Martín Baldwin in Peru

Francisco Jose San Martin Baldwin (Romero-Preisträger 2018) setzt sich seit mehr als 30 Jahren für Gerechtigkeit, Freiheit und Entwicklung in seinem Heimatland ein. Zum Studium der Politikwissenschaft kam er nach Österreich, 1984 begann er – unterstützt durch ein Stipendium des Afro-Asiatischen Instituts und SEI SO FREI – seine akademische Ausbildung in Salzburg, widmete sich dafür u.a. dem informellen Sektor seiner Heimatstadt Trujillo. Noch während des Studiums wurde San Martin 1987 zum Mitbegründer der peruanischen Kooperative MINKA. Mittlerweile ist MINKA eine etablierte Organisation, die Kleinstunternehmen der Region im Norden Perus zu Netzwerken bzw. Wirtschaftsclustern zusammenführt. „MINKA schuf mit Unterstützung von SEI SO FREI Netzwerke in den Bereichen Schuhproduktion, biologische Landwirtschaft, Wasserversorgung, Kunsthandwerk und Tourismus“ betont Wolfgang Heindl, Projektreferent von SEI SO FREI Salzburg, der im vergangenen Oktober Dr. San Martin in seiner Heimatstadt Trujillo besuchte.

35-jährige Partnerschaft: Diözese Graz-Seckau und Morogoro

SEI SO FREI ist mit der Diözese Morogoro in Tansania seit 35 Jahren partnerschaftlich verbunden. Aus Hilfsleistungen ist eine frucht-

Die Kraft der Worte

bringende Zusammenarbeit entstanden, in deren Rahmen mehrere Schulen aber auch Krankenstationen und Krankenhäuser errichtet, eingerichtet und in der Patientenbetreuung unterstützt werden. Im Jahr 2000 wurde Schwester Veronica Petri (Romero-Preisträgerin 2014) vom Bischof zur Koordinatorin für das Gesundheitswesen der Diözese berufen. Diese Tätigkeit übt sich noch heute mit unermüdlichem Eifer aus. Dank ihrem Engagement wurden drei Krankenhäuser und mehr als 40 Krankenstationen gebaut. SEI SO FREI finanziert den Bau von Gesundheitsstationen und die Versorgung mit Medikamenten. Am 5. Oktober 2018 veranstaltete die KMB Graz-Seckau im Festsaal der Neuen Mittelschule Hausmannstätten einen Benefizabend anlässlich der 35-jährigen Partnerschaft mit der Diözese Morogoro im ostafrikanischen Tansania (siehe Foto). Für die Katholische Männerbewegung ist der Name ihrer entwicklungspolitischen Aktion seit mehr als 60 Jahren Programm: Gerechte Lebenschancen schaffen, damit die Menschen in Entwicklungsländern in Freiheit und Würde leben können. Unsere Partnerinnen und Partner in Afrika und Lateinamerika sind regierungsunabhängige Selbsthilfegruppen, Genossenschaften, Bauernvereinigungen, Gewerkschaften, dörfliche und kirchliche Basisgruppen und Einrichtungen: Menschen, die die KMB-Mitglieder und Projektreferentinnen und -referenten persönlich kennen. Es sind Vereinigungen und Personen, die die Sorgen und Nöte der Menschen aus eigener Erfahrung kennen. Damit ist gewährleistet, dass die Früchte der Zusammenarbeit den wirklich Bedürftigen zugutekommen. Luis Cordero Pressereferent der KMBÖ

Peter Herzog dipl. Lebens- und Sozialberater, Burschen- und Männerberater sowie Gewaltberater in freier Praxis in Gmünd/NÖ.

Ich sitze mit einem Kollegen gemütlich im Kaffeehaus und er erzählt mir folgendes Erlebnis: „Ich war vor ein paar Tagen in einem Chinarestaurant Mittagessen. Es herrschte reges Treiben am Buffet. Als ich mich in der Reihe anstellte, sah ich, wie links vor mir ein Mann um die fünfzig einer jungen Frau, die für das Buffet zuständig war den Weg versperrte. Sie fragte ihn sehr freundlich, ob er bitte einen Schritt zur Seite machen könnte, damit sie nachfüllen kann. Der Mann machte sich noch breiter als er ohnehin war und schrie sie mit hochrotem Kopf an. ‚Schleich dich zurück nach China, du Schlitzauge!‘. Ich sah die Angst in den Augen dieser jungen Frau und war schockiert über so viel Alltagsrassismus. Es war unglaublich, wie bedrohlich der Mann wirkte. Bevor ich noch nachdenken konnte, hörte ich mich laut zu dem Mann sagen: ‚Ich finde Ihr Verhalten demütigend und peinlich!‘ Ich spürte mein Herz wie wild schlagen und ein Zucken ging durch meinen Körper. Der Mann sah mich an und ich hatte Angst. Was wird er jetzt sagen, was wird er jetzt tun? Mittlerweile war es ringsum still geworden und sämtliche Blicke im Lokal waren auf uns gerichtet. Jetzt wurde seine Scham spürbar. Er blickte zu Boden, drehte sich um und verließ fluchtartig das Lokal. Ich spürte die Erleichterung in mir und stand nun der jungen Frau gegenüber, die ebenfalls sehr erleichtert wirkte und mich freundlich anlächelte. Ich merkte, wie sich langsam die Stille auflöste. Die Gäste redeten wieder miteinander an ihren Tischen und aßen weiter. Das Personal ging wieder seiner Arbeit nach und ich nahm mir mit zitternden Händen vom Buffet. Ich ging zu meinem Tisch und hatte das Gefühl, als sei ich aus einer Zeitfalte aufgetaucht.“ Ich sah meinen Kollegen anerkennend in die Augen und sagte: „Das nenn ich Zivilcourrage! Ich bin beeindruckt wie mutig du warst! Respekt!“ Es ist immer wieder faszinierend, wieviel Kraft im Benennen von originären Gefühlen steckt und wie wirksam das zur Deeskalation beiträgt. Ausgabe 6 I Dezember 2018 9


Schwerpunkt

Demokratie, Bibel und Kirche

Sie war vorerst nicht von Dauer. Weltwirtschaftskrise, Austrofaschismus und Nationalsozialismus führten in die Katastrophe. Aus den Trümmern des 2. Weltkriegs wurde dann, als Antwort und Gegenentwurf vor 70 Jahren die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ verabschiedet. In letzter Zeit scheinen die demokratischen Errungenschaften der Nachkriegszeit allerdings wieder verstärkt unter Druck zu geraten. In Demokratien zeigen sich verschiedene Krisenphänomene: Wirtschaftlich und sozial geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auf. Autoritäre Tendenzen sowie Populismus bedrohen die Demokratie und die Rechte der Bürger/innen. In zu vielen Ländern unserer Erde werden die Menschen nach wie vor unterdrückt und geknechtet. Dazu kommt, dass die globalen Machtverhältnisse keine demokratische Legitimierung aufweisen. In Österreich und Europa wird mancherorts in martialischer Sprache von der „Verteidigung des christlichen Abendlandes“ gesprochen. Demokratische Errungenschaften, wie Minderheitenrechte oder Flüchtlingskonventionen stehen dieser selbst ausgerufenen Verteidigung vermeintlich im Weg. Vorschnell wird dann nach deren Abschaffung gerufen. Dabei wird meist wenig bedacht, dass gerade die Abschaffung demokratischer Errungenschaften das Bedrohliche ist. Denn dadurch

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droht das Christliche im Abendland verlorenzugehen. Das Abendland bleibt, nur es wird autoritärer und damit paradoxerweise ähnlicher den Herrschaftsformen jener Länder, die es angeblich oder tatsächlich bedrohen. Christlich geht anders, sucht solidarische Antworten. Vor diesem Hintergrund möchte dieser Artikel den Blick auf biblisch und dann auch kirchlich inspirierte Grundlagen der Demokratie richten. Die jüdisch-christliche Überlieferung hat nämlich einen zentralen Beitrag zur Entstehung der Menschenrechte geleistet. Demokratie meint die Herrschaft, die vom Volk ausgeht. Sie lebt von den Rechten und Freiheiten, die einem Staatsvolk in Form von Verfassung oder Grundgesetz(en) zugesichert werden. Werden diese Rechte und Freiheiten beschnitten, leidet die Demokratie. Sie pervertiert zur autoritären Herrschaft, im schlimmsten Fall sogar zur Diktatur. Demokratie ist nicht nur eine Form der politischen Herrschaft. Sie ist weit mehr. Sie gestaltet das Zusammenleben von Menschen. Was durch sie ermöglicht oder verhindert wird, bestimmt unseren Alltag und unser Leben. Entstanden aus dem Widerstand gegen Zwang und Unterdrückung – in Österreich z.B. 1848, ein weiteres Jubiläum – kämpft sie gegen jede Form von Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Hier nährt sie sich auch von biblischen Texten. Die Exodus-

Fotocredut; Prelazia do Xingu / SERI SO FREI

Zwei Jubiläen jähren sich heuer. Die Demokratie als Staatsform feiert in Österreich ihren 100. Geburtstag. 1918 begann mit der Ausrufung der 1. Republik Österreichs demokratische Zeit.

Protest in Altamira

Erfahrung, als Dreh- und Angelpunkt des alten Testaments, ist eine Befreiungserfahrung heraus aus Sklaverei und Unterdrückung. Eine historische, die aber immer wieder vergegenwärtigt werden kann. Bischof Erwin Kräutler bezieht seinen Einsatz für die Indios in Amazonien ganz bewusst auf diese Bibelstellen. Und auch das neutestamentliche Gebot der Nächstenliebe impliziert ein friedvolles Zusammenleben. Immanuel Kant verweist diesbezüglich auf die Verbindung von Frieden und Demokratie. Allein schon dadurch, dass Demokratien untereinander keine Kriege – zumindest nicht im militärischen Sinne – führen. Doch was zeichnet eine Demokratie aus? Als zentrales Kriterium kann die am 10. 12. 1948 von der UNO-Generalversammlung


verabschiedete „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ gelten. Zwei der für die Konzeption der Menschenrechte zentralen Ideen, stammen aus der christlich-jüdischen Überlieferung: nämlich die Idee der Menschenwürde und die der Gleichheit aller Menschen. Die Idee der Gleichheit wurzelt in der biblischen Aussage, die Menschen seien „Kinder Gottes“ untereinander, also Schwestern und Brüder. Der Mensch ist weiters Ebenbild Gottes. Daraus folgt, dass dem Menschen eine Würde und ein Wert zukommen. Und zwar unverdientermaßen und vollkommen unabhängig von Status, Leistung oder Vermögen. Das neugeborene Kind, die Friedensnobelpreisträgerin oder der Schwerverbrecher – sie alle haben grundsätzlich Anspruch auf dieselben Grundrechte. 1 1

Auch wenn die Katholische Kirche sich mit Demokratie, besonders in ihrer eigenen Institution, bis heute schwertut, gibt es in der Kirchengeschichte Beispiele, die Inspiration für die Entwicklung der Demokratie waren. In den frühen Jahrhunderten des Christentums wurden die Bischöfe vom Volk gewählt. Und das Luther-Jahr hat u.a. in Erinnerung gerufen, dass die Reformation ganz zentral zur Vorgeschichte unserer europäischen Demokratie gehört. Martin Luther war auch so etwas wie der erste Demonstrant vor Kaiser und Reich. Eine Demonstration, aus der heraus die erste soziale Bewegung entstanden ist, getragen von einer breiten Basis im Volk. Sie kann als die Urzelle der Zivilgesellschaft in Europa gelten. Die reformierten Protestanten gründeten zuerst in Schottland und den Nie-

derlanden Synoden, in denen jeder mitbestimmen konnte. Damit standen sie dem englischen Parlamentarismus Pate. Das wahrscheinlich wirkungsmächtigste Ereignis für die Demokratie war die Übersetzung der Bibel ins Deutsche und der Buchdruck. Damit hatte die Bevölkerung plötzlich so etwas wie ein Partizipationsinstrument buchstäblich in der eigenen Hand. Aus der reformatorischen Idee des Lesens für alle entstand später die allgemeine Schulpflicht – Die Grundvoraussetzung für jede demokratische Teilhabegerechtigkeit überhaupt. Wolfgang K. Heindl Politikwissenschafter, Historiker, Theologe, Organisationsentwickler & Referent bei SEI SO FREI

vgl. Kesslring, Thomas (1999). in: https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-themen/universalitaet/philosophisches/kesselring-universale-menschenrechte, S. 2.

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Schwerpunkt Der Handel mit der Ware Mensch im 21. Jahrhundert bringt Umsatz – und das nicht zu knapp. Er ist neben Waffen- und Drogenhandel der lukrativste Geschäftszweig der Welt. Dabei geht es nicht nur um Sklaverei in Asien oder Afrika. Die Grausamkeit der modernen Sklaverei ist in Europa Realität. Menschen werden zum Zweck von Ausbeutung gehandelt – und die findet auch bei uns in Österreich statt. Prozentuell gesehen liegt der Handel mit Frauen und immer jüngeren Mädchen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung an oberster Stelle. Kinderhandel nimmt zu! Weitere Ausbeutungsformen sind: Arbeitsausbeutung am Bau (oft durch Scheinfirmen gedeckt), in der Gastronomie, in der Pflege, in der Landwirtschaft. Dieses Phänomen ist nicht offensichtlich wahrnehmbar und allzu oft als Tabuthema im Dunkel gehalten. Was wissen wir, was wissen Sie, was weißt du über diese Parallelgesellschaft in Österreich? Es ist ein Markt, der geschaffen wurde. Und nur, wo es Bedarf, wo es Nachfrage gibt, wird der Markt florieren und Umsatz bringen! (Wie) können wir diesem kriminellen Netzwerk und Geschäftszweig Menschenhandel die Grundlage entziehen? Was habe ich mit Menschenhandel zu tun? Fürs Erste vielleicht nichts – oder doch? Am Beispiel Einkauf und Konsum kann ich mich fragen: Achte ich darauf, wo meine Textilien hergestellt werden, woher mein Gemüse kommt? Frage ich nach, ob menschenwürdige Arbeitsbedingungen und gerechter Lohn von Modebranchen und Plantagenbesitzern kontrolliert und eingefordert werden? Allein an diesem Beispiel wird klar: Wenn Menschen arm sind oder arm gehalten werden, werden sie leichte Beute für Menschenhändler. Wer nichts hat, der fällt auf Versprechungen herein und wird selbst leicht zur ausbeutbaren Ware.

Jede Woche new girls

In Leuchtschrift prangt es an den

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Ware Mensch Mauern von Laufhäusern und Bordellen. Woher werden sie kommen? Ein Bordellbesitzer hat mir selbst eröffnet: In einem Haus mit mehr als zehn Frauen, die als Prostituierte dort „arbeiten“, können Sie davon ausgehen, dass jede Woche einer vor der Tür steht und sagt: „Du, ich habe zwei Frische für dich!“ Ganz zu schweigen von der ‚Fick-Sprache‘ in Freier-Foren im Internet, wie abfällig dort über „Huren“ gesprochen wird und was manN mit welcher alles machen kann! Was bedeutet für dich als Mann ein Bordellbesuch? Sex kaufen? – Sex ist normalerweise zwischen Menschen kostenfrei. Wer Sex kauft, finanziert meist auch kriminelle Netzwerke.

LIEBE – die bargeldlose Währung in jeder Beziehung

Wie lebst und erlebst du deine Beziehung? Frisch verliebt, schon lang in Partnerschaft lebend, gerade in einer Krise, (wieder) als Single …? Beziehung leben ist LEBENsKUNST. Liebe und Sexualität wollen sich in und zwischen partnerschaftlich verbundenen Menschen entfalten. Liebe entschwindet sang- und klanglos, wo sie vernachlässigt oder materialisiert noch gerettet werden will. Und dann?

Beziehungsweise LIEBE oder beziehungslos Sex kaufen

Eine 21-jährige Frau, die als 17-jährige

Opfer von Menschenhandel wurde, fragte mich: Warum bemühen sich Männer nicht, in einer Beziehung zu leben? Wieso muss ich Drogen und Alkohol konsumieren, um sie zu befriedigen und mit mir machen lassen, was sie wollen? Warum sperren Politiker die Bordelle nicht zu? N.N. hat, nachdem sie ihre „Schulden“ von etwa € 16.000 an ihren Menschenhändler bezahlt hatte, aus eigener Kraft den Ausstieg aus der Prostitution geschafft. „Jetzt habe ich LEBEN, vorher in Prostitution, das war kein Leben“! Ich begleite sie nun seit zweieinhalb Jahren. Als Menschenhandelsopfer wurde sie anerkannt, auf der Suche nach Arbeit bin ich mit ihr noch immer! An einem INFO-Abend, an dem über Erfahrungen und Erlebnisse von Frauen in Prostitution gesprochen wurde, fragte ich eine junge Frau, die sieben Jahre lang in der Prostitution gearbeitet hat: Ist das für dich ein Beruf wie jeder andere? Sie sagte: „Nein! Das wirst du dein Leben lang nicht mehr los! Ich würde das niemandem raten.“ Bezahlter Sex ist Sex ohne Liebe. Das macht Männer unsensibel Frauen gegenüber. Wer will das? Selbst der junge Bordellbesitzer antwortete sehr entrüstet auf die Frage, ob er sich vorstellen kann, dass seine Mädchen mal Sexarbeit als Beruf wählen: „Nein, auf keinen Fall, denn das ist keine schöne Arbeit!“ Eine Selbst-Offenbarung?!


Gott bewegt Wo sind sie?

Männer der KMB,

vernetzt euch mit Initiativen, die für würdevolles Menschsein, für den Schutz von Frauen und Kindern gegen Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt aufstehen! Werdet im Verdachtsfall zu Aufdeckern! Ihr werdet nicht zu denen gehören, die ihre eigenen Kinder sexuell missbrauchen und sie an Leib und Seele zerstören. Leider keine Seltenheit – im Österreich des 21. Jahrhunderts! Viele von Ausbeutung Betroffene haben in der Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt und erlitten – im In- und Ausland!

Frau und Mann – gleichberechtigt in Lebenspartnerschaft?

„Solange Männer grünes Licht haben und ihnen die soziale und kulturelle Akzeptanz gewährt wird, den Körper einer Frau für sexuelle Akte zu kaufen, wird die Gleichberechtigung für Frauen eine Illusion bleiben in den Büros, in den Räumen der Macht, draußen auf der Straße oder drinnen im Haus.“ Taina Bien-Aime, Direktorin von CATW International (Coalition Against Trafficking in Women)

Wie ist aber die Realität? Bei aller Mühe der Väter und der Eltern müssen wir feststellen, dass die Kinder, spätestens nach der Firmung mit der Kirche nicht viel zu tun haben wollen. Daraus ergeben sich Fragen und Sorgen: Bleiben sie jetzt ein Leben lang kirchenlos oder sogar gottlos? Brauchen sie keine Spiritualität? Ist ihre Zukunft ganz religionsfrei? Für mich als Priester ist es zuerst eine Tatsache, die mich nachdenklich macht. Es ist ein deutliches Signal, dass die Jugend mit der Form, in der sich die Kirche präsentiert nicht viel anfangen kann. Die fromme Sprache der Liturgie ist ihnen zu fremd, die Art des Feierns ihnen zu entfernt, das, was die Kirche sagt, betrifft ihre Welt nicht. Die Stimme der Kirche kommt bei ihnen kaum an. Diese Kritik müssen wir ernst nehmen.

Mann-Macht-Würde

Es ist ein Gebot der Stunde, zu Menschenhandel, Ausbeutung und Zwangsprostitution aus christlicher Werthaltung heraus Stellung zu beziehen, VerANTWORTung wahrzunehmen und aktiv für die Wahrung der Menschenwürde aufzustehen. Schon in verbalen Entgleisungen, in Witzen aus der untersten Schublade, speziell Frauen gegenüber, findet Entwürdigung statt und manN findet nichts mehr dabei! Geschweige denn die allgegenwärtigen sexistischen Werbemethoden – ohne logischen Zusammenhang auf Autos, Staubsauger, Werkzeug! (Halb) nackte Frauen können scheinbar alles (besser) verkaufen, also, an den Mann bringen! Alles gesellschaftsfähig – und wer bemerkt noch, wie sich das auswirkt, wie sich Frauen fühlen und Gewalt (in den eigenen vier Wänden) zunimmt!? Die Frau als Konsumgut – nicht überall und für alle – aber für viele: ganz normal. Nicht von ungefähr kam die MeToo Debatte ins Rollen …

Mag. Gabriel Kozuch Geistlicher Assistent der KMB, Diözese Eisenstadt

Die Beziehungen zwischen den Vätern und ihren Kindern sind zwar etwas Schönes, Erfüllendes, aber auch Herausforderndes und manchmal Schwieriges. Ein spezieller Bereich in den diversen Beziehungen bildet die Übergabe des Glaubens. Moderne Väter wissen, dass es längst keine Aufgabe der Mütter ist, sondern sie auch in diesem Bereich die Verantwortung gemeinsam tragen.

Papst Franziskus ruft unermüdlich auf, sich am Kampf gegen Menschenhandel und Ausbeutung zu beteiligen: ‚Wer schweigt, macht sich zu Komplizen‘!

Ich schweige nicht!

In OÖ gibt es jährlich am Europäischen Tag gegen Menschenhandel, dem 18. Oktober, eine öffentliche Veranstaltung zur Bewusstseinsbildung. Diese ist für jedes Land auch von der Europäischen Kommission vorgesehen! Prävention ist ein wirksamer Ansatz zur Veränderung! Maria Schlackl SDS Leitung der Initiative:

Wir müssen nicht nur für sie da sein, sondern und vor allem mit ihnen. Wir müssen zeigen, dass wir Interesse an ihrem Leben, ihrer Sprache, ihrer Kultur, ihren Schwierigkeiten haben, ohne gleich die Besserwisser zu spielen und zu moralisieren. Wir müssen den Schatz der Jugend in ihnen entdecken. Ob sie dann in die Kirche kommen, weiß ich nicht. Aber das, was wir in sie hineingelegt haben, das Gute und Liebevolle, das wir in sie eingepflanzt haben, wird sicher aufgehen. Vielleicht nicht in der Form, wie wir oder die Kirche es gern hätten. Warum sollten wir sie zwingen in unsere Form der Frömmigkeit? Begleiten wir sie auf ihrem Weg, egal wie er wird.

Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ

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Kirche und Welt

Erzbischof Oscar Arnulfo Romero

Märtyrer und Heiliger – eine Beziehungsgeschichte Als Erzbischof Romero im Jahre 1980 am Altar zusammenbricht, hofften 14 Familien in El Salvador, endlich Ruhe zu haben. Mit einem Schuss ins Herz wollten sie den unbequemen Mahner loswerden. Am 14. Oktober 2018 wurde er heiliggesprochen. Die Herkunft

Es war nicht von vornherein klar, dass sich Romero sich auf die Seite der Armen seines Landes stellen würde. Er wird am 15. August 1917 in armen Verhältnissen in El Salvador geboren. Er hat sechs Geschwister. Mit 13 Jahren wird er Internatsschüler in San Miguel. Ab 1937 studiert er Theologie im jesuitischen Priesterseminar in San Salvador. 1941 erwirbt er das Lizenziat für Theologie mit Auszeichnung an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Die Priesterweihe erfolgt am 4. April 1942. Nach einer Zeit als Pfarrer und Redakteur kirchlicher Zeitschriften in San Miguel wird er 1967 Generalsekretär der nationalen Bischofskonferenz. 1977 Erzbischof von San Salvador. Am Beginn seines Bischofsamtes wird er als verschlossener, distanzierter Mensch beschrieben und empfunden. Auch ist er der Wunschkandidat der Konservativen und Oligarchen des Landes. Im Klerus ist er nicht besonders beliebt. Romero geht den gleichen Weg wie sein Freund und Jesuitenpater Rutilio Grande. Dieser wird im Auftrag der Regierung ermordet, weil er sich für das Volk und für die vom Volk geforderte soziale Gerechtigkeit und die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt. Er sagt sich, wenn sie ihn für das umgebracht haben was er getan hat, dann muss ich denselben Weg gehen. Romero wird weltweit zu einem Symbol für eine von der Theologie der Befreiung inspirierte und für die Armen engagierte

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Kirche. Er trotzt den sprichwörtlich 14 Familien El Salvadors, die das Land beherrschen und mehr als die Hälfte des Landes besitzen, im Gegenzug dazu leben zwei Drittel der Bevölkerung im Elend. Die meisten seiner reichen Freunde wenden sich von ihm ab.

Das Todesurteil

Sein Todesurteil fällt, als er am 23. März 1980 bei einem Gottesdienst in der Kathedrale San Salvadors die lange Liste der Namen jener verliest, die in der Woche zuvor Opfer der Gewalt geworden waren. Daran schließt er einen inständigen Aufruf an die Soldaten, Gott und dem Gesetz der Liebe mehr zu gehorchen, als dem der Befehlsgeber. „Ihr tötet eure eigenen Brüder, die Campesinos. Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet, du sollst nicht töten. Kein Soldat ist verpflichtet, einen Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist.“ Dieser Aufruf begleitet von langanhaltendem Applaus der Gemeinde stellt einen offenen Affront gegen die Militärs und die Regierung dar. „Ein unmoralisches Gesetz verpflichtet niemanden, es ist höchste Zeit dass ihr auf euer Gewissen hört, und mehr seinem Gebot folgeleistet. Die Kirche, die Verteidigerin der Rechte Gottes und der menschlichen Würde, die Würde der Person, kann angesichts solcher Abscheulichkeiten nicht mehr schweigen. Einen Tag später am 24. März 1980 wird Erzbischof Romero, während er die Heilige Messe feiert, ermordet, durch einen einzi-

gen Schuss ins Herz fällt Romero wie ein Baum vor die Füße des Gekreuzigten.

Der Romero Preis

Unmittelbar danach greift die Katholische Männerbewegung die Gedanken von Erzbischof Romero auf und entscheidet, einen jährlichen Menschenrechtspreis auszuloben.

Das Ziel des Preises ist es:

Jene Menschen bzw. Organisationen in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu heben, die sich für das Wohl von armen und entrechteten Menschen einsetzen, dies entweder unter Lebensgefahr oder mit neuen, zukunftsfähigen Methoden machen. Der Preis ist seit der Einführung des Euros mit € 10.000,-- dotiert. Bisher konnten wir 35 Personen bzw. Organisationen mit dem Preis auszeichnen, darunter so Persönlichkeiten wie Bischof Kräutler, Waris Dirie, die Schwestern Moises und P. Hehenberger. 2018 wird der Preis am 16. November an Dr. Francisco San Martin aus Peru in Oberndorf / Sbg verliehen.

Die Heiligsprechung

Es waren zehn Personen, die als offizielle Vertretung der KMB an der Feier der Heiligsprechung für Oscar Arnulfo Romero am 14. Oktober in Rom teilgenommen haben. Bereits um 7.00 Uhr machten sie sich auf den Weg und stießen dabei schon auf eine beinah unübersehbare Menge von Menschen, die auf die Kolonnaden des Bernini zuströmten. Am auffallendsten unter ihnen die Besucher aus El Salvador,


Obwohl die Katholische Männerbewegung den Erzbischof nie persönlich kennenlernen konnten, ist er uns ein Vorbild geworden, das uns anspornt, uns für entrechtete und arme Menschen einzusetzen. In guter biblischer Tradition – gelegen oder ungelegen – erheben wir das Wort und die Tat. Christian Reichart Generalsekretär KMBÖ

Foto: Artner/KMB Foto: KMBÖ

Am 14. Oktober 2018 wurde Erzbischof Romero im Vatikan heiliggesprochen.

Eine Delegation der KMB war im Vatikan am 14.Oktober 2018 dabei.

Foto: KMBÖ

die einheitlich mit blauen Kapperln auftraten. Der Platz fasst 200 000 Menschen, und er war bis an den Rand voll. Allein diese Menschenmenge, die nicht einen Augenblick lang in Panik zu geraten drohte, war ein erhebender Anblick und ein konkret erlebtes Gefühl von Weltkirche. Die „Santa Messa, celebrata dal Santo Padre Francesco“ begann um 10.15 Uhr, fast pünktlich, und war in schlichtem Stil, ohne unnötige Aufmachung gehalten. Sehr würdig, schlicht, und gerade darin in hohem Maße feierlich. An der Fassade des Peterdoms hingen riesige Bilder der 7 neuen Heiligen, dritter von links Oscar Romero. Kardinal Giovanni Becciu, der Präfekt für die Heiligsprechungen, trug zunächst die Lebensbilder der Kandidatinnen und Kandidaten vor und ersuchte den Heiligen Vater um ihre Aufnahme in die Zahl der Heiligen, was dieser mit einem kräftigen „Decernimus“ auch tat. Viele Salvadorianer trugen ein Bild von Oscar Romero auf dem Rücken oder auf dem Kopf, verteilten Kärtchen an die Mitmenschen, und am Ende der Feier hüllte sich zumindest der vordere Teil des Petersplatzes in ein Meer blauer Fähnchen. Die Messe wurde in Latein gefeiert. Das Evangelium wurde auch in griechischer Sprache vorgetragen, die Fürbitten auf Deutsch, Chinesisch, Italienisch und Französisch. Mit dem Angelus domini schloss die Feier ab.

Die KMB vergibt seit 1981 den Romero-Preis zu Ehren vom Heiligen Oscar Romero

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Gedenkjahr 2018

Die gefährdete Demokratie

Foto: Adobe Stock

In der zeitgeschichtlichen Betrachtung wird die nunmehr 100 Jahre alte österreichische Demokratie in zwei Teile geteilt, die in ihrem politischen Verlauf eine große Unterschiedlichkeit aufweisen.

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Die Ära der Ersten Republik, die mit der formellen Ausrufung der demokratischen Republik am 12. November 1918 begann, fand am 5. März 1933 ein Ende; ihr folgte der ständisch-autoritäre Staat und im März 1938 mit der Besetzung Österreichs durch die deutschen Truppen die Epoche einer nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und Tyrannei, die mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Ende fand und zu einer neuen Ära der österreichischen Demokratie führte, die man als „Zweite Republik“ bezeichnet.

rem Charakter und in ihrem Selbstbehauptungswillen verschieden. Die Erste Republik kämpfte von Anfang an mit der Skepsis, ob der neue Staat Österreich, der gleichsam als Rest nach der Auflösung und Aufteilung der österreichischungarischen Monarchie gegründet wurde, überhaupt lebensfähig sei. Der Staat „den keiner wollte“ trug von Anfang an den Keim innenpolitischer Spannungen in sich, die politischen Parteien betrieben eine Fragmentierung, die zu politischen Lagern führte, der Bürgerkrieg war unaufhaltsam.

Beide Perioden der Demokratie in Österreich, nämlich die Erste und die Zweite Republik, waren in ih-

Man muss betonen, dass viele Politikerinnen und Politiker aus den tragischen Ereignissen, zu denen

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die politische Feindschaft führte, gelernt haben und den Wiederaufbau Österreichs zur Zweiten Republik mit dem Bemühen um eine Zusammenarbeit mit anderen politischen Parteien und Kräften in Angriff nahmen.

Diskussion gibt Hoffnung

Die europäische Demokratiediskussion wird zunehmend von der kritischen Frage geprägt, ob das westliche Modell der Demokratie noch geeignet ist, die Probleme der Zukunft zu bewältigen. Diese Fragestellung beruht vor allem auf dem schnellen technologischen Fortschritt und der Globalisierung. Sie haben der Frage nach der Zukunft der Demokratie einen


Teil 6

dem Bild einer liberalen Demokratie unvereinbar ist.

Die Demokratie ist liberal

neuen Stellenwert gegeben. Der Gründer der Fünf-Sterne-Partei in Italien, Beppe Grillo, hat diese Frage unzweideutig formuliert: „Wir müssen begreifen, dass die Demokratie überholt ist. Was ist die Demokratie, wenn weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten wählen? Wenn eine Partei 30 Prozent von 50 Prozent der Stimmen erhält, hat sie 15 Prozent der Stimmen erreicht. Die Kernfrage einer künftigen Diskussion kann nicht darin bestehen, die Demokratie zu ersetzen, das würde zwangsläufig zur Diktatur führen, sondern sie unter Rücksichtnahme auf alle Probleme, die mit ihr verbunden sind, zu erneuern. Die Ansätze für eine Erneuerungsdiskussion sind vielfältig. Sie müssen aber jedenfalls die unverzichtbaren Elemente einer Demokratie deutlich machen und alles das brandmarken, was mit

Die Europäische Union ist eine politische Staatengemeinschaft, die sich gemeinsamen Werten verpflichtet fühlt. Demokratie ist ein zentraler Wert, der in Artikel 2 des Unionsvertrages ausdrücklich genannt ist und eine Voraussetzung für die Aufnahme in die Union ist. Demokratie als Wertbegriff wird allgemein als liberale Demokratie westlicher Prägung verstanden. Seit einigen Jahren findet innerhalb der Europäischen Union eine eigenartige Debatte statt, die vom ungarischen Ministerpräsidenten Orbán vom Zaun gebrochen wurde. Orbán, der des Öfteren als Unruhestifter in der Europäischen Union in Erscheinung tritt, bestreitet das Wesen der Demokratie als liberale Demokratie, er plädiert vielmehr für eine „illiberale“ Demokratie. Die daran geknüpfte Debatte, die sehr undifferenziert geführt wird, ist vor allem deshalb merkwürdig, weil Demokratie an sich im westlichen Sinne als liberal verstanden wird, d.h. als System der Offenheit und der Vielfalt, die „illiberale“ Demokratie daher als eine „contradictio in adjecto“ anzusehen ist. Der Hintergrund dieser Position ist jedoch durchaus eine nicht unwesentliche Verfälschung des Demokratieprinzips. Er ist mit einer nationalistischen Grundeinstellung verbunden, die auch gewisse autokratische Züge miteinschließt. Freiheit und Gleichheit als Grundprinzipien der Demokratie werden durch ein Führerprinzip eingeengt, das einen erheblichen Einfluss auf das politische System besitzt. Unabhängige Medien werden als Störfaktor angesehen, eine objektive Gerichtsbarkeit muss in ihre Schranken gewiesen werden.

100 Jahre Republik und Demokratie in Österreich

Österreich hat eine ausgeprägte Tradition im Feiern politischer Jubiläen. Wir verdrängen dabei nicht selten die dunklen Augenblicke unserer Geschichte und sind – nicht zu Unrecht – stolz auf unsere Leistungen, ökonomisch und politisch. Die nächsten beiden Jahre werden ausreichend Gelegenheit geben, auf die Vergangenheit Bezug zu nehmen. Die markanten Ereignisse sind dabei die Ausrufung der Republik im November 1918 und die Beschlussfassung der Österreichischen Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920, die eine mehr oder weniger funktionierende Grundordnung war, um die politische Gegnerschaft der Ersten Republik zu überwinden, und die vor allem aber das Grundgesetz für den beeindruckenden Wiederaufbau des Staates Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg war. Der Zeitpunkt der Jubiläen ist von einer besonderen Aktualität. Wir erwarten eine Zukunft, die viel Ungewisses in sich und Politikerinnen und Politiker braucht, die wissen, wo es hingehen soll. Solche Führungspersönlichkeiten sind selten, anstelle von verantwortungsvoller Entscheidungsbereitschaft ist – im Besonderen auch in Österreich – eine politische Geschwätzigkeit getreten, die zur Lösung der Probleme kaum etwas beiträgt. Die große Herausforderung für die Zukunft unserer Gesellschaft wird darin liegen, ob wir diese von der Zuschauerdemokratie zu einer neuen Gemeinschaft entwickeln können, die ihr Schicksal nicht nur in die Hände von gewählten Repräsentanten legt, sondern auch selbst handelt und Verantwortung für ihr Handeln übernimmt. Heinrich Neisser Bundesminister a.D. (1987-89) und Zweiter Nationalratspräsident (1994-99)

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Kirche und Welt

Rockstar Franziskus – ein Gegenplädoyer

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Foto: Pixabay

Es war eine Randnotiz im Erinnerungsbuch „Meine Kirche im Licht der Päpste“ vom emeritierten Wiener Weihbischof, Helmut Krätzl, die mich zum Nachdenken brachte, über die Rolle des Papstes, seine Beliebtheitswerte und die damit immer wieder verbundenen Herausforderungen für Kirche und Glauben in einer unterhaltungshungrigen, egozentrischen und nach schneller Prominenz gierenden Welt. „Ich erlebte zum ersten Mal“, schrieb Weihbischof Krätzl in seinem Buch über den heiligen Johannes Paul II., „dass ein charismatischer Papst als Person die Menschen mehr anziehen kann als die Kirche, die er gerade leitet. Heute sehen wir unter Papst Franziskus das Gleiche.“ (S. 92)

nicht, dann hat sich der Fokus gefährlich verschoben, dann ist das Zentrale aus dem Blick und die Hierarchie der Wichtigkeiten aus dem Lot geraten.“

Es war vor allem diese abschließende, fast nebensächliche Bemerkung, die mich hellhörig machte, vielleicht deswegen, weil ich kurz davor den Portraitfilm des deutschen Regisseurs Wim Wenders „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ im Kino gesehen habe und mir seitdem eine bestimmte Frage nicht mehr aus dem Kopf ging: „Warum lieben so viele Menschen diesen Papst, hören ihm zu und sind von seinen Worten begeistert, wenden sich aber im gleichen Augenblick von der Kirche und dem Glauben ab, in deren Namen Franziskus doch spricht, deren Vorstellungen und Gebote er vertritt und von den Menschen einfordert?“ Oder zugespitzter formuliert, und nicht mehr als Frage, sondern als meine innerste Überzeugung: „Wenn der Papst mehr geliebt wird, als der Glaube und die Kirche, dann stimmt etwas

Denn: Der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden, als einer unter vielen, darf nicht von größerer Anziehung sein, als die einzig wahre Frohbotschaft, deren erster und wichtigster Diener und Verkünder der Papst ist. Sie allein muss Grund und Ziel aller Begeisterung für die Kirche und den Glauben sein, nicht die Sympathien für den Bischof von Rom. Alles andere wäre Götzendienst, Personenkult und Star-Rummel. Die Tiefe, Reinheit und Aufrichtigkeit des Glaubens von jedem/ jeder Einzelnen ist nämlich nicht von seiner/ihrer Beziehung zum Heiligen Vater, sondern einzig und allein durch seine/ihre Liebe zum Vater im Himmel bestimmt. Es ist der Glaube an Jesus Christus‘ Lehre, der uns erlöst, nicht das sentimentale Winken und Zurufen auf dem Petersplatz, wenn der amtierende Papst vorbeifährt und seinen Segen spendet.

Diese Selbstverständlichkeit sollte auf beiden Seiten der vatikanischen Mauern wieder zu ihrer Gültigkeit kommen: Die Gläubigen und alle Sympathisanten müssen erkennen, dass es im Christentum nicht um den Papst, sondern darum geht, wen und was er symbolisiert – Jesus Christus, den Sohn Gottes, der uns erlöst und befreit hat. Und die hohe Geistlichkeit bzw. ihre Imageberater müssen verstehen, dass ein beliebter Papst zwar Pluspunkte in manchen Medien und bei dem einen oder anderen Kirchenfernen einbringt, aber dadurch nicht der Glaube gefestigt wird, um dessen Fortbestand man sich in Europa tatsächlich Sorgen machen muss. Die Worte und Gesten eines beliebten Papstes helfen da nur wenig bzw. kurz; es muss schon die Kirche selbst wieder ein menschliches Gesicht bekommen, eines, dem die Gläubigen wieder vertrauen können, weil ihnen daraus Verständnis, Barmherzigkeit und echte Tatkraft entgegenblicken. Martin Kolozs

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Chefredakteur Ypsilon


Jubiläum

70 Jahre Katholische Männerbewegung Benediktinerstift Lambach, OÖ Am 20. Juni 1948 wurde im Benediktinerstift Lambach mit der ersten Diözesantagung der Grundstein für das Wirken der Kath. Männerbewegung gelegt. Grund genug am Gründungsort mit Freude und Dankbarkeit den 70. Geburtstag zu feiern. Mit dabei waren auch Gottfried Schüller von der KMB Erlöserkirche Wr.Neustadt, Willi Schmit KMB Bad Erlach und Ernst Schatzer KMB Lanzenkirchen (Dekanate Wiener Neustadt und Lanzenkirchen der ED Wien). DDr. Paul M.Zulehner begann mit einem ausführlichen Impulsreferat unter dem Motto „Zukunft der Kirche – Zukunft der Männer“, indem er an Hand von Studien im 10 Jahres Abstand die sich verändernde Rolle des christlichen Mannes in der Gesellschaft aufzeigte. Das Ziel künftiger Männerarbeit sollte nicht der Kampf gegen Feminismus sein sondern „mehr Leben ins Männerleben“ bringen. Der erhoffte Zugewinn: aus dem halbierten Berufsmann soll ein ganzer Mann werden. Dieses Ziel könnte durch verschiedene Verhaltensänderungen des Mannes erreicht werden: • Die Berufswelt mit Frauen teilen, in der Kollegin sollte keine Konkurrenz gesehen werden, wenn die Arbeit knapp wird • Die Männer sollten mehr Präsenz in der Familienwelt zeigen indem sie mehr im Haushalt mithelfen, mehr mit Kindern unternehmen und nicht nur für das Einkommen sorgen, partnerschaftlicher in allen Lebensbereichen • Mehr Zugang zum Innenleben, positives Verhältnis zur Sexualität und mehr männliche Spiritualität In weiterer Folge des Vortrages wies DDr. Zulehner auf das Spannungsfeld der Männer zwischen Angst und Vertrauen hin.

• Angst äußert sich in verschiedenen Formen. Wenn Angst dominiert: dann führt dies zu Gewalt, Gier und Lüge. • Angst macht böse. Angst entsolidarisiert. „The only thing we have to fear is fear itself“ (Franklin D. Roosevelt, 1933) Die Alternative zur Angst ist Vertrauen, dann können wir glauben, hoffen und lieben.

Welt, Sorge um den Frieden, Waffenstillstand Als Grundprogramm der KMBÖ für morgen formulierte DDr. Zulehner abschließend in seinem Referat für die Männer eine „Mystik der offenen Augen, der offenen Ohren, des wachsenden Verstands und der engagierten Hände“. Eine Grundmelodie für die kommenden Jahre sieht er darin, „Männer zu formen, die mit Vertrauen in der Angst bestehen, Liebende werden und sich für eine Politik des Vertrauens stark machen“. Nach diesem tief beeindruckenden Vortrag konnten sich die Männer in verschiedenen Workshops wie „Bibel neu entdecken“, Klosterschreibstube und Musikworkshop sich aktiv einbringen.

Referent am Podium: Prof. DDr. Paul M. Zulehner

In der KMBÖ sieht der Vortragende Männer, die mit starkem Vertrauen in der Angst bestehen. Solche Männer sind erkennbar, sie sind im Land wie Licht und Salz (Mt 5,13f): Sie entfalten sich zu solidarisch liebenden Männern und stehen politisch für eine „Alternativkultur des Vertrauens“ In der Angst bestehen kann nur, wer hinreichend vertrauen kann. Als notwendige vertrauensbildende Vorgänge sieht DDr. Zulehner vor allem: • Umfassende Bildung (Persönlichkeitsbildung, politische Bildung) • Das Eintreten für eine alternative Politik des Vertrauens (Bewahrung der Schöpfung, wachsende Gerechtigkeit in der Einen

Auf den Festgottesdienst im Innenhof des Stiftes folgte der Festakt an dem auch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer teilnahm und der den Männern dabei für ihr Engagement und den Beitrag, den sie für die Gesellschaft erbringen, dankte und besonders die von der KMB jährlich durchgeführte entwicklungspolitische Aktion SEI SO FREI (vormals BRUDER IN NOT) hervorhob. Ein recht unterhaltsames Männerkabarett mit Günter Lainer und Ernst Aigner brachte Humor in die Geburtstagsfeier. Das Anschneiden der Geburtstagstorte mit anschließender Verkostung durch die anwesenden Gäste bildete einen kulinarischen Abschluss dieses Geburtstagsfestes. Einhellige Meinung der teilnehmenden Männer: „Auch die nächsten 7O Jahre wird die KMB ihrer christlichen Gestaltungsaufgabe in der Gesellschaft nachkommen“. e.h. Ernst Schatzer Schriftführer der KMB Dekanate Lanzenkirchen und Wiener Neustadt

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Panorama Diözese St. Pölten

KMB'ler wird Präsident der Katholischen Aktion Österreich

Foto: KMBÖ

Leopold Wimmer ist neuer Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ). Die Konferenz der KAÖ wählte Wimmer im Herbst zum Nachfolger von Gerda Schaffelhofer, die die vergangenen sechs Jahre an der Spitze der offiziellen katholischen Laienorganisation stand. Leopold Wimmer war die letzten zehn Jahre an der Spitze der Kath. Männerbewegung Österreich. In der Diözese St. Pölten ist er in der Katholischen Aktion seit 2003 Vizepräsident. Zur neuen KAÖ-Vizepräsidentin wurde Magda Krön gewählt, neuer Vizepräsident ist Armin Haiderer. Der Wiener Theologe Paul Zulehner wird der Katholischen Aktion weiterhin als Geistlicher Assistent zur Verfügung stehen. Die Neugewählten müssen in ihren Ämtern allerdings noch von der Österreichischen Bischofskonferenz bestätigt werden. „Wesentliches Ziel der Katholischen Aktion ist es, den christlichen Glauben in zeitgemäßer Form aktiv und gemeinsam zu leben und ein Miteinander aller in der Kirche zu fördern“, so der neue KAÖ-Präsident in einer ersten Stellungnahme. „Wir wollen den Menschen zeigen, dass der Glaube sowohl für die persönliche Lebensgestaltung als auch für die Mitgestaltung der Gesellschaft wertvoll ist.“

Diözese Graz Seckau

Hausmannstätten 35 Jahre Morogoro

Vor 35 Jahren hat sich eine kleine Gruppe in der Pfarre Hausmannstätten zusammengetan, um einen Priesterstudenten aus der Diözese Morogoro in Tanzania zu unterstützen. Es waren vor allem die Familien Hubmann, Schloffer und Zeck. Daraus entwickelte sich eine umfangreiche Hilfsaktion zwischen KMB-Steiermark – Sei-sofrei – und der afrikanischen Diözese im Bereich Gesundheit und Bildung. In einem Festakt feierte man heuer dieses Jubiläum im Beisein von Sr. Veronika Petri, der Leiterin des Medical Board der Diözese Morogoro und Romero-PreisTrägerin von 2014. In zwei Video-Dokumentationen, eine von Gabriele und Hans-Martin Rastl aus Bad Aussee, wurde dem Publikum vor Augen geführt, was dort in diesen Jahren geleistet wurde. Sr. Veronica und ihre Begleiterin schlossen den Abend mit einem einheimischen Abendlied und dem Vater unser in Ki-Suaheli.

Sr. Veronica und der entwicklungspolitische Referent Thomas Klamminger

Diözese Linz

Diözesantag der KMB

Beim Diözesantag der Katholischen Männerbewegung (KMB) lag der Geist des Aufbruchs in der Luft. Festredner Josef Bruckmoser ermutigte die rund 200 Teilnehmer, sich nicht in den „Schmollwinkel der scheinbaren Ohnmacht zu verkriechen, sondern aufzustehen und aufzubegehren.“ Diözesanobmann DI Bernhard Steiner forderte „eine Politik der Mitmenschlichkeit, die bereit ist, sich in die Situation von anderen hineinzufühlen, und die nicht Gesetze gegen Menschlichkeit ausspielt.“ Die KMB durfte auch wieder zahlreiche Ehrengäste aus Kirche und Politik als Teilnehmer begrüßen. LH. a. D. Dr. Josef Pühringer und Caritas-Direktor Franz Kehrer sprachen Grußworte zu den Teilnehmern.

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Foto: Klaus Mastalier

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Vorgestellt Arbeit mit Mensch und Bienen Walter Böck (1957) Vermessungsbeamter Zellerndorf, Dekanat RetzPulkautal

Erzdiözese Wien

Bischofsvikar P. Petrus Hübner beim 15. Familientag der KMB auf der Rax

„Der Segen ist eine Zusage Gottes“, der seit jeher aus dem Volk gelebt werde, „wie, wenn jemand eine Decke auf jemanden ausbreitet“. Darunter sei „ein Wohlgefühl, eine Wellness“, sagte Bischofsvikar P. Petrus Hübner bei der Bergmesse auf der Rax, zu der rund achtzig BesucherInnen gekommen waren. Das Thema des 15. Familientages, zu dem die KMB des Vikariats „Unter dem Wienerwald“ am 16. September 2018 eingeladen hatte, war: „Du sollst ein Segen sein! Christ sein im Alltag.“ (Bericht und Foto: Franz Vock)

Erzdiözese Wien

Runder Geburtstag

Franz Amon feierte seinen 80. Geburtstag am 19. August 2018 im Kreise seiner Familie, seiner Freunde und diverserer Vereine. Die Geburtstagsmesse in der Pfarrkirche Sonnberg wurde von zahlreichen Personen aus nah und fern besucht. Beinahe der gesamte Vorstand der Dekanatsleitung Hollabrunn, gemeinsam mit Vikariatsobmann Johann Schachenhuber waren anwesend. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Jubilar großer Dank und Anerkennung für seine intensive Unterstützung in den letzten 40 Jahren der KMB ausgesprochen. Er wurde zum Ehrenobmann im Dekanat Hollabrunn ernannt, die Ehrennadel in Gold trägt er bereits stolz seit einigen Jahren. (Bericht und Foto: Jakob Raffel)

„Da Bienen-Böck“ – unter diesem vertraulichen, anerkennenden Vulgo-Namen kannten alle im Dekanat Retz den Vater des vorzustellenden KMB-Dekanatsobmanns Walter Böck. Vom Senior, eigentlich Gendarmeriebeamter, hat der Sohn die Leidenschaft für die Imkerei geerbt. Walter Böck, Jahrgang 1957, Vermessungsbeamter, widmet seine freie Zeit zuerst der Familie - mit Gattin Christine hat er drei Töchter und drei Enkel, dann den Bienen und der Kath. Männerbewegung. Nach über 20 erfolgreichen Jahren als Pfarrobmann der KMB Zellerndorf und Tätigkeit im PGR wurde er 2017 zum ersten Obmann der KMB des durch die Zusammenlegung der Dekanate Retz und Haugsdorf neu begründeten Dekanates Retz-Pulkautal, Erzdiözese Wien, gewählt. Seither bemüht sich Obmann Böck mit seinen Mitarbeitern um die nicht ganz einfache Zusammenführung der 304 KMB-Mitglieder und um lebendige Pfarrgruppen. Mit dem „Gebet an der Grenze“ beim Hl. Stein in Retzbach lädt die KMB seit 1988 jährlich die Gläubigen aus Österreich und dem angrenzenden Südmähren zu gemeinsamer Andacht, zu der immer mehr als 500 Gläubige von hüben und drüben der Grenze kommen. Diese völkerverbindenden Aktivitäten, monatliche Dekanats-Männermessen und die spirituelle Vertiefung der Männerarbeit sind große Anliegen von Walter Böck. Hier ist ein Tipp des Hl. Franz von Sales für den Umgang mit Menschen hilfreich: Man sei immer so sanft wie möglich und bedenke, dass man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen herbeilockt als mit hundert Tonnen Essig.

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Termine Diözese Feldkirch Mo, 7. Jänner 2018, 19 Uhr Herrengasse 4, Feldkirch Herrenzimmer – Gesprächsrunde Mo, 16. Jänner 2018, 19 Uhr Rathausplatz 4, Dornbirn Herrenzimmer – Gesprächsrunde

Diözese Graz-Seckau Sa, 12. Jänner 2019, 9 Uhr Bildungshaus Schloss St. Martin bei Graz Zeitschritte-Tagung Thema: Mann sein – kompetent g'sund sein

Erzdiözese Wien Do, 6. Dezember 2018, 15:15 Uhr Ankunft des HL. Nikolaus am Schwedenplatz weiter über Rotenturmstraße bis Stephansplatz Begrüßung und Segen: Dompfarrer Toni Faber

r Humo Egon und Erich haben Nüsse geklaut. Um nicht erwischt zu werden, schleichen sie in eine offen stehende Leichenhalle, um sie zu teilen. In der Hektik verlieren sie zwei Nüsse vor der Tür... „Eine für Dich, eine für mich; eine für Dich, eine für mich“, murmeln sie. Der Mesner kommt vorbei und hört das. Ihm sträuben sich die Haare. Er rennt zum Pfarrer: „Herr Pfarrer, in der Leichenhalle spukt es. Da handelt Gott mit dem Teufel die Seelen aus!“ Der Pfarrer schüttelt nur den Kopf und geht mit dem Mesner leise zur Leichenhalle. „Eine für Dich, eine für mich; eine für Dich, eine für mich. So, das sind jetzt alle. Nun holen wir uns noch die beiden vor der Tür!“

Mariazellbahn

Rezept Lebkuchen besonders weich und gut! 5g Pottasche, 50g Orangeat und 50g Zitronat, 250g Honig, 125g Zucker, 75g Margarine, 375g Mehl, 1El Kakao, Je ½ TL Kardamon, Nelkenpulver und Zimt oder 1 EL Lebkuchengewürz, 1 Prise Muskat und Pfeffer, 75 g Mandeln gehackt (Nüsse), Zitronenschale, 1 Ei. • Pottasche in 1 EL kaltem Wasser auflösen, Orangeat und Zitronat fein würfeln, Honig, Zucker und Fett heiß machen und abkühlen; Mehl, Kakao, Gewürze, Mandeln, Zitronat, Orangeat, Zitronenschale und Ei in eine Schüssel geben, erkaltete Honigmischung dazu, alles verkneten. • Teig zugedeckt bei Zimmertemperatur 2-3 Tage stehen lassen. Blech fetten, den Teig darauf ausrollen, bei ca. 200°C ca. 12-15 min. backen (2. Schiene von unten) • Anschließend Glasieren mit 1) Marmelade und 2) Schokolade. Den fertigen Lebkuchen würfelig schneiden, servieren und genießen.

Gewinnspiel Welche Zutat findet man in Lebkuchen-Rezepten und ist gleichzeitig ein gerne verwendetes Süßungsmittel für einen Tee? A Honig ⃝

Christian Jelinek Traismauer (NÖ)

Senden Sie uns Ihren Lieblingswitz zu! Einsendungen an KMB St. Pölten, Klostergasse 15, 3100 St. Pölten oder kmb.stpoelten@kirche.at – wir werden ihn nach Möglichkeit veröffentlichen!

Wir sind für Sie da!

Bitte schreiben Sie die richtige Antwort mit Namen und Adresse an „KMB ypsilon Gewinnspiel“, Klostergasse 15, 3100 St. Pölten oder per mail an kmb.stpoelten@kirche.at – Einsendeschluss ist der 19. Dezember 2018.

Diözese Feldkirch

Diözese Eisenstadt

Diözese Graz Seckau

Mag. Christian Reichart Spiegelgasse 3/2/6 1010 Wien Tel.: 01 / 51 552 – 3666 austria@kmb.or.at www.kmb.or.at

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C Schokolade ⃝

Zu gewinnen gibt es 3x 1 Kilo feinster Imkerhonig sowie drei Briefmarkenbücher „Die Honigbiene“ mit acht exklusiven Briefmarken.

Österreich

Karl Woditsch St. Rochus-Straße 21 7000 Eisenstadt Tel.: 02682 / 777 – 281 kmb@martinus.at www.kmb.martinus.at

y

B Schnaps ⃝

PAS Alfons Meindl Mitteldorfgasse 6 6850 Dornbirn Tel.: 0676/ 832408176 kmb@kath-kirche-vorarlberg.at www.kmb.or.at/vorarlberg Franz Windisch Bischofplatz 4 8010 Graz Tel.: 0316 / 8041 – 326 kmb@graz-seckau.at www.katholische-kirche-steiermark.at/kmb

Diözese Gurk-Klagenfurt

Mag. Wolfgang Unterlercher Tarviser Straße 30 9020 Klagenfurt Tel.: 0463 / 5877 – 2440 wolfgang.unterlercher@kath-kirchekaernten.at www.kath-kirche-kaernten.at/kfw

Diözese Innsbruck

a. o. Univ. Prof. Dr. Wolfgang FÖRG-ROB Winterstellergasse 2 6130 Schwaz Tel.: 0664 57 15 755 wolfgang.foerg-rob@uibk.ac.at www.kmb.or.at/innsbruck


gu l f s u A Tipp Sonderzug zur Mariazeller Rorate

Freizeit

Am 3. Adventsonntag wird es wieder einen Sonderzug von St. Pölten nach Mariazell geben. Für Frühaufsteher beginn die Fahrt am 16. Dezember 2018 um 3:07 Uhr mit der Abfahrt vom Hauptbahnhof St. Pölten. Die Ankunft in Mariazell (St. Sebastian) ist um 5:22 Uhr. Im Anschluss findet ein feierlicher Fackelzug zur Basilika statt. Messebeginn in der Basilika Mariazell um 6:00 Uhr. Infos auf www.mariazellerbahn.at bzw. bei der NÖVOG unter 02742/360990-99 DW.

Foto: Adobe Stock

Foto: NÖVOG / Hackner

Diözese Linz

Diözese St. Pölten

Erzdiözese Salzburg

Erzdiözese Wien

Mag. Wolfgang Schönleitner Kapuzinerstraße 84 4021 Linz Tel.: 0732 / 7610 – 3461 kmb@dioezese-linz.at www.dioezese-linz.at/kmb Andreas Oshowski Kapitelplatz 6/3 5020 Salzburg Tel.: 0662 / 8047 – 7556 E-M.: andreas.oshowski@ka.kirchen.net www.kirchen.net/kmb

Michael Scholz Klostergasse 15 3100 St. Pölten Tel.: 02742/324-3376 kmb.stpoelten@kirche.at http://kmb.dsp.at Michael Juppe Stephansplatz 6/5 1010 Wien Tel.: 01/51552-3333 ka.maennerbewegung@edw.or.at www.kmbwien.at

Impressum: Männermagazin y, 15. Jg., Heft 93, 6/2018 – Inhaber (100%): r. k. Diözese St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten; ber (Verleger) folgender periodischer Medienwerke: St. Pöltner Diözesanblatt, KIRCHE bunt – St. Pöltner Kirchenzeitung, Pressedienst der Diözese St. Pölten, bewusst sein, programm, antenne, KAB DIGEST, Kjeah!, Neix, kontakte, kiref-Nachrichten, Programmzeitschrift „St. Benedikt“, „kirche y leben“, In Bewegung, Ynfo. – Herausgeberin und Verlegerin: Kath. Männer­bewegung St. Pölten, Obmann: DI Dr. Leopold Wimmer – Anschrift (Redaktionsadresse): KMB Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Tel. 0732/7610-3461 – Redaktion: Christian Reichart (Vorsitzender der Redaktionskonferenz), Mag. Martin Kolozs (Chefredakteur), Mag. Luis Cordero (SEI SO FREI) – Kontakt: ypsilon@kmb. or.at oder über die Diözesanbüros – Grafik: werkraum1, 6020 Innsbruck – Produktion: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, www.np-druck.at – Erscheinungsweise: Das Männermagazin y erscheint sechs Mal jährlich (Diözese St. Pölten neun Mal). Einzelpreis Euro 2,50 – Abo Euro 12,–/Jahr. Die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichneten Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion dar. Bei Einsendungen von Artikeln und Fotomaterial an die Redaktion wird das Einverständnis zur Veröffentlichung vorausgesetzt, diese aber nicht garantiert. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für eingesandtes Redaktions- und Bildmaterial. Termine und Ausschreibungen werden nach Ermessen, jedoch ohne Gewähr veröffentlicht.

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Verlags- und Aufgabepostamt: Österreichische Post AG MZ 02Z032352 M Pastorale Dienste, Klostergasse 15, 3100 St.Pölten

Ausblick Retouren an: KMBÖ, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien

Väterfestival und Familienspektakel als österreichweite Angebote

Naturverbundenheit und spirituelle Erfahrung sowie Freude in Gemeinschaft sind die beiden wesentlichen Beweggründe dafür, dass die Katholische Männerbewegung im kommenden Jahr an Pfingsten das dritte Österreichische Väterfestival und in den Sommerferien das erste Spirituelle Familienspektakel veranstaltet. In Piesendorf bei Zell am See bieten ein einladendes Jugendhotel mit eigener Turnhalle, vielen Gemeinschaftsräumen und einem kostenlosen Freibad in der Nähe und eine faszinierende Bergwelt vielfältige Aktivitäten, die in der Gemeinschaft mehrerer Familien ein besonderes Erlebnis werden dürften. Aber auch für das Abenteuer unter Gleichaltrigen wird es ausreichend Möglichkeit geben und für die Eltern Zeit zur Entspannung und gutem Gedankenaustausch. Das Väterfestival steht 2019 unter dem Titel ‚Männer und Märchen‘. Die Nachtwanderung und das Lagerfeuer sowie der Sonnenaufgang am Wallersee umrahmen die zauberhafte Märchenwelt und zeigen, wie kreativ Märchen und Geschichten zwischen Vätern und Kindern wirken können. Zu beiden Veranstaltungen werden bis 200 Teilnehmer erwartet und die Anmeldelisten sind bereits geöffnet.


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