Hamburger Klönschnack - November '10

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126-127 Lexikon-Leserbriefe_kloen 22.10.10 14:29 Seite 127

LESERBRIEFE

STEFAN BICK PER E-MAIL

... nicht nur Scherben aufkehren! Betr.: „Die neuen Bausünden am Elbufer“, (KLÖNSCHNACK, 9.2010)

Die Gesichtslosigkeit und gestalterische Beliebigkeit von vielen der neuen Bauten an der Elbchaussee (Ausnahmen gibt es erfreulicherweise) gehen leider häufig einher mit dem Abriss von bestehenden, stadtbildprägenden Gebäuden. Besonders zu tadeln ist in diesem Zusammenhang die Investorenarchitektur mit gewinnmaximierten Gebäudevolumina und sich wiederholenden Einheiten (z.B. Gebäude östlich Teufelsbrück am Südhang; Nordseite im Bereich Liebermannstraße; Gelände der ehemaligen Elbschlossbrauerei). Fragwürdige Renovierungen tun ein Übriges (z.B. Blaues Haus). Diese gestalterischen „Einbrüche“ wirken sich fatal auf das Erscheinungsbild aus. Stehen die Gebäude nicht mehr im Kontext von hoher Individualität, gepaart mit guter Gestaltung und Einbindung in die üppigen Grünanlagen, geht der Nimbus der Elbchaussee verloren, der im Zusammenspiel ihrer topographischen Einmaligkeit von Wasser, Geesthang, Garten- und Parkanlagen mit hochwertigen Einzelgebäuden besteht. Mit der neuen Bauordnung (seit 2006) ist der Abbruch von freistehenden Gebäuden der Gebäudeklasse 1 und 3 als verfahrensfreies Vorhaben eingeführt worden. Darunter fallen somit Ein- und Zweifamilienhäuser, die nicht geschützt sind. Nach Analyse des Denkmalschutzamtes (2002) waren von den 501 erfassten Gebäuden 46 bereits denkmalgeschützt und 67 als denkmalschutzwürdig eingestuft, was insgesamt einem knappen Viertel der Bauten entspricht. Nach Erstellung der Stadtbilduntersuchung im Dezember 2002, in der Handlungsempfehlungen zur Erhaltung und Stärkung der vorhandenen Strukturen und baulichen Ensembles aufgezeigt wurden, sind z.B. von den acht aufgezeigten Erhaltungsbereichen lediglich die von Ihnen zitierten Bereiche E3 und E4 verabschiedet worden. Es ist unverständlich, warum die CDU/GAL-Koalition die Aufstellung weiterer Erhaltungsver-

ordnungen nicht verfolgt, um somit ein Schutzinstrument zur Bewahrung charakteristischer Bauten anwenden zu können. Durch das zitierte Beispiel – Abriss von E 83 – wird der willkürlichen und eigennützigen Umsetzung von Investoren- als auch privaten Bauherreninteressen Tür und Tor geöffnet. Es fehlt ein Zusammenspiel von aufgeklärten sowie gestalterisch ambitionierten Bauherrenwünschen mit Regelungsverfahren seitens der Bauverwaltung. Die nächsten Streitobjekte sind vorprogrammiert. Um nicht nur Scherben aufzukehren, müssen klare Leitbilder für die bauliche Entwicklung der Elbchaussee vorliegen unter Einbindung der grün- und landschaftsplanerischen Belange (siehe hierzu auch Charta der Initiative „Hohes Elbufer“). Viele vorhandene Untersuchungsergebnisse können integriert werden. Einmal geführte kritische Auseinandersetzungen innerhalb der politischen Parteien geraten schnell wieder in Vergessenheit, solange keine Gesamtperspektive existiert. Zu fordern ist eine stärkere Information der Öffentlichkeit und auch ein eindeutiges „Nein“ seitens der genehmigenden Behörde zu unpassenden Vorhaben. BRIGITTE SIEMONSEN ARCHITEKTIN BDA – STADTPLANERIN

... Flirten mit Hanf Betr.: Schlagerparty im „Ravenborg“, (KLÖNSCHNACK, 10.2010)

Moin Moin, und einen lieben Gruß an die nette und charmante junge Dame Anna-Lena Walter vom KLÖNSCHNACK. Wir führten ein ausgesprochen nettes und lustiges, aber auch sinniges Gespräche bei einer Zigarette vor der Tür vom „Ravenborg“. Innerhalb kürzester Zeit haben wir eine Gesprächsweltreise beginnend von Blankenese über Groß Flottbek zum Schwarzwald, dann über Bayern nach Saudi-Arabien und Peking mit Zwischenstopp in Griechenland und wieder zurück nach Blankenese geführt. Dabei wurde auch noch festgestellt, dass Männer durchaus auch eine erotische Stimme haben können. Es war insgesamt herzerfrischend. Abschließend sei noch bemerkt: Die Schlagerparty war klasse und die Stimmung war super. HARTMUT HEINZ HERMANN HANF PER E-MAIL

Dehmel starb bereits 1920 Betr.: „Schüler suchen nach Dehmels Spuren“, (KLÖNSCHNACK, 10.2010)

In dem Artikel heißt es, Grund für die Umbenennung der früheren Richard-Dehmel-Schule in Gorch-Fock-Schule im Jahre 1937 sei unter anderem Dehmels Haltung zu dem damaligen NS-Regime gewesen. Das kann nicht zutreffen; denn Richard Dehmel ist bereits 1920 verstorben. DR. PETER DAHNS BLANKENESE Anm. d. Red.: Herr Dahns hat Recht. Wir bedauren den Fehler.

Was tat Bukowski in der Zwiebel? Betr.: „Anders leben, anders wohnen“, Hausbesuch (KLÖNSCHNACK, 10.2010)

Schönes Porträt von Uli Panknin! Solche Charakterköpfe würde ich gerne häufiger im KLÖNSCHNACK treffen, dabei stört es mich auch nicht, wie es in seiner Wohnung aussieht. Ordnung & Anzug bekomme ich bei der Sparkasse ausreichend. Der Artikel hätte auch noch viel länger sein können. Die Namen Charles Bukowski und der unsägliche Wolf Biermann werdern erwähnt, aber nichts weiteres dazu gesagt. Schade! AXEL REUSSENREISSER PER E-MAIL

Klönschnack 11 · 2010

Kurve vor Blankenese, Elbchaussee 493, abzeichnet, wo ein im Vergleich zu den benachbarten Villen völlig überdimensionaler Baukörper entsteht. Statt jedoch bestehende Schutzklauseln, wie B-Pläne, Gebäudehöhen oder Ensembleschutz zu respektieren, bedient die CDU/GAL-Fraktion durch „Befreiungen vom Baurecht“ zunehmend lediglich die Renditebegehren von Investoren und Spekulanten. Dies zeigt besonders deutlich auch ein Neubauvorhaben in Höhe der Elbchaussee 186, wo auf einem vorher einzeln bebauten Parkgrundstück zwei riesige Wohnanlagen entstehen. Statt die Neubauten zumindest stilistisch einigermaßen anzupassen, dominiert belanglose Globalisierungsarchitektur. Es geht hier nicht darum, das Stadtbild zu konservieren, sondern in seiner hamburgtypischen Gestalt, seinem Charakter zu erhalten. Denn bis auf ein paar löbliche Ausnahmen reiht sich mittlerweile der überwiegende Teil der Neubauten nahtlos in die Bausünden der Nachkriegszeit ein. Dies zeigt auch die als „Perlenkette“, ein Begriff der bereits im 3.Reich geprägt wurde, bezeichnete Neubebauung des Elbufers. Diese in Architekturkreisen immer wieder als „gute Architektur“ bewerteten Glaskörper zeichen sich im Allgemeinen aus durch Hässlichkeit in ihrer reinsten Form. Um zukünftige Bürgerbegehren überflüssig werden zu lassen und das schlechte Image der Politiker bei den Bürgern zu verbessern, sollte zukünftig sensibler mit der noch existierenden historischen Bausubstanz sowie Neubebauung umgegangen werden. Um einem Fortschreiten der Stadtbildzerstörung entgegenzuwirken sollten endlich die Schutzmechanismen respektiert werden, statt lediglich Renditebegehren von Spekulanten und Investoren zu bedienen.

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