Klipp März/April 2018

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WIE MAN DEN GOLDESEL REITET

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GRAZER MOSCHEE: ULTIMATUM Im Namen Allahs: Muslime gegen Muslime

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FRÜHJAHRSPUTZ FÜR DEN DARM

EIN DORF WEHRT SICH

TV-Film über Nazi-Kunstraub in Altaussee

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Inhalt

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SPOTS 04 Sein Strich hat Biss Karikaturist Franz Quinz

WIRTSCHAFT/POLITIK 10 „Wir wollen nicht der Aschenbecher Europas bleiben“

FREIZEIT 40 Im Land des Weihrauchs Das Sultanat Oman

14 Der größte Spatenstich der Welt

Es gibt kaum noch Hemmschwelle

18 Erfolgreich gefördert Startup-Firma SunnyBag

19 JUFA legt in Hamburg an Highlight für GF Gerhard Wendl

06 Ein Dorf wehrt sich TV-Film zum Thema Nazi-Raubkunst in Altaussee

08 „A narrisch gutes Duo“ Stefan und Martin Maier

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GESUNDHEIT

39 Aller guten Dinge sind drei Hotel Niederreiter in Maria Alm

KLIPP SPEZIELL 28 Multitalente: Öl und Fette 32 Blackout: Weitreichende Folgen für alle

AUTO & MOTOR

34 Frühjahrsputz beginnt im Darm

36 Komfortabel und schnell

34 Nikotin ist nicht das Gift

37 Luxus im 3er-Pack

Auch E-Zigarette keine Alternative

Muslime gegen Muslime

Kriegsfolgenforscher Stefan Karner

... kommt zurück in die Steiermark

17 Mehr Hasspostings

12 Bruderzwist in Graz 22 Wo Licht, da oft auch viel Schatten

12 Kunasek will LH werden

Aqualux Therme feierte Jubiläum

HINTERGRUND

Skoda Octavia Combi im Test

Rabatt ist selbst auszuhandeln

STANDARDS 05 KLIPP-SATYRICON 20 Lilly 42 Mediathek Medieninhaber und Herausgeber: Klipp Zeitschriften GmbH & Co KG, 8020 Graz, Friedhofgasse 20, Tel. 0316/42 60 80-0, Fax-Dw 122 office@klippmagazin.at Officemanagement: Isabella Hasewend Redaktion/Autoren: Jürgen Lehner, Isabella Hasewend, Damijan Kranc, Reinhard Schuch, Michaela Vretscher, Martina Tosch, Karin Klug, Marguerita Fuller, Elisabeth Hewson. Produktionsleitung: Isabella Hasewend Titelseite: Franz Quinz (Karikatur), ZDF/Bernd Schuller (Ein Dorf wehrt sich) Fotos (wenn nicht anders angegeben): Heimo Ruschitz Produktion: Christian Wallner Druck: Dorrong, Graz Abonnentenpreise: Jahresabo: 20 Euro, Zweijahresabo: 35 Euro Vertrieb: Redmail, Postversand, Erscheinungsort: Graz, Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. Nächster Erscheinungstermin: Mai 2018 www.klippmagazin.at

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Es gab sie vor 30 Jahren

Zurück

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... und sie sind heute noch erfolgreich(er) Großes Staunen löste im Mai 1988 die erste Ausgabe unseres Magazins aus. Es war auch damals schon schwierig, ein journalistisch gestaltetes, politisches Magazin erfolgreich am Markt zu halten. Wie soll das denn bei einem Magazin funktionieren, dessen

Auflage nur ein Bundesland abdeckt? Wir blicken heuer im Jubiläumsjahr zurück und präsentieren Ihnen einige der Geschäftspartner und Werbekunden der ersten Stunde. Was wir damit ausdrücken wollen: Die Kunden waren schon damals erfolgreich und sind es

auch heute noch. Wie zum Beispiel Helmut Marko, der Eigentümer des Schloßberghotels in Graz. Oder das innovative Backhaus Martin Auer, die Autohaus-Gruppe Vogl+Co, das Unternehmen Weitzer Parkett, Teppich Reinisch, Wo&Wo Sonnenschutz oder die Familie Roth aus Gnas. Letztere wählten die

Kollegen damals für die erste Titelstory aus. Hans Roth ist heute Mehrheitsgesellschafter der Saubermacher-Gruppe mit europaweit 3.050 Mitarbeitern. Sein Bruder Rudi gründete Roth Heizöle und errichtete das größte Biodiesel-Werk Europas an der Donau in Ungarn. Auch die anderen Geschwister sind – von der Öffentlichkeit eher unbemerkt – ebenso geschäftlich erfolgreich. Was es heute nicht mehr gibt, das ist die Druckerei Leykam in Graz-Straßgang, in der die erste Ausgabe vom KLIPP über die Druckrollen lief. Doch das ist eine andere Geschichte.

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Ein Projekt der

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SPOTS

Sein Strich hat Biss Eigenverlag herausgibt. Dazu gibt es aber auch eine kleine Sammelmappe in Postkarten-Größe.

ie Karikatur des uneinsichtigen Tschick-Junkies auf der KLIPP-Titelseite macht den Standpunkt von Zeichner Franz Quinz in der heißen Debatte um das Rauchverbot klar. Das Original dazu und andere satirische Zeichnungen sorgen bei den Gästen im Café Kaiserfeld von Rudi Lackner für Schmunzeln, aber auch leichtes Erschrecken.

Grazer seinen Kalendern. Da gestaltete er ein halbes Dutzend – einen über den GAK-Fußballklub, über die Megatrends, die Weinkultur, Golf, Sweat & Tears, Hopfen & Malz und einen Bierkalender. In den letzten fünf Jahren zeichnete er für das Magazin der Ärztekammer. Ein Teil dieser Arbeiten ist nun in seinem Buch „Diagnosen“ erschienen, das er im

Franz Quinz ist ja als Illustrator in der Steiermark kein Unbekannter. „Einer, der gerne lacht und in den Zeichnungen furchtbar ernst ist“, beschrieb vor Jahren Gerfried Sperl, ExChef der „Südost Tagespost“, später dann „Standard“-Chefredakteur den Zeichner Franz Quinz. Die großen heimischen Tagesblätter garnierten ihre politischen Berichte gerne mit seinen Karikaturen. Für die „Krone“ zeichnete Quinz zum Beispiel beim Mordprozess gegen Jack Unterweger, wo ja fotografieren verboten war. „Zeichnen hat mir immer Spaß gemacht“, erzählt er bei der Vernissage im Café Kaiserfeld. Franz Quinz (geboren 1953) hat Architektur studiert („habe mit dem Diplomingenieur abgeschlossen“), trat aber im Jahr 1981 in den Landesdienst ein, arbeitete dort in der Raumplanung und hat seit 2016 als Pensionist wieder mehr Zeit zum Golfen.

Beim zweiten geht es um „Schweinigeln mit 90+“ – der Arbeitstitel dafür lautet „Reife Früchtchen“ und der Untertitel „Dirty Talking im Endstadium“. Quinz: „Ich denke, dass ich sowohl die körperlichen, als auch die geistigen Voraussetzungen mitbringe, beide Themen reichlich zu bedienen.“

Das Buch beinhaltet auf den ersten 40 Seiten Karikaturen, in der zweiten Hälfte des Buches zeigt Quinz Beispiele seiner karikierenden Aktivitäten vor 2012 und im dritten Teil gibt es einen bebilderten Lebenslauf.

Nach seinem Rückzug aus dem „Zeitungsgeschäft“ widmete sich der

Nachhaltiges Jubiläumsgeschenk

Foto: Saubermacher

Zum 10-jährigen Jubiläum ihrer Notariatspartnerschaft überraschten Hans und Margret Roth die beiden Grazer Notare Walter Pisk und Peter Wenger mit einem originellen Saubermacher-Mülli voller „Jubiläumstaler“ und bedankten sich für die jahrelange ausgezeichnete Zusammenarbeit. Gefeiert wurde im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Gratulanten in den Überraschung für erfolgreiche Notariatspartnerschaft: Kanzleiräumlichkeiten in der Walter Pisk, Hans Roth, Peter Wenger und Margret Roth (v.l.) Grazer Innenstadt.

Ehrensenator: Hinweis auf reifes Alter Foto: Peroutka

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Zu seinem Arbeitsstil meint er: „Ich bin ein Tüftler und manchmal dauert es Tage, bis ich eine Sache fertig habe und alles Hand und Fuß im sprichwörtlichen Sinne hat.“ Für die nähere Zukunft gibt es gleich zwei Themen, die Quinz aufs Korn nimmt, sprich mit seinem Strich behandeln wird. Dazu gehört hatschertes Golf mit dem neu hochdeutschen Arbeitstitel „Golf to go“ und dem Untertitel „Satanische Ferse“.

Konsul Rudi Roth (li.) und Hannes Androsch bei der Verleihung des Ehrensenators der Wirtschaft in Wien.

Hannes Androsch und Konsul Rudi Roth wurden in Wien vor großer Kulisse mit dem Ehrensenator der Wirtschaft für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Hannes Androsch als Gründer von AT&S und Rudi Roth als Gründer einer der größten privaten Ölfirmen Österreichs, als Biodieselpionier mit dem Bau der größten Biodieselraffinerie Europas im ungarischen Komarom und seit 25 Jahren als Honorarkonsul von Ungarn. Beide: „Von wegen Lebenswerk, wir sind ja noch voll aktiv!“

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SATYRICON

Sie weiß sich zu inszenieren

Fotos: Lupi Spuma

Van der Bellen wäre gerne Trafikant

Die Grazer Designerin Lena Hoschek

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or fünf, sechs Jahren wäre wegen seines vollen Terminkalenders – leider, so sein Büro höflich – ein persönlicher Termin mit ihm nicht möglich gewesen. Jetzt, da Lena Hoschek als Star-Designerin und Austro-Mode-Export international gefeiert wird, findet sich auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit einem Blumensträußerl anlässlich ihrer Geschäftserweiterung in der Grazer Innenstadt ein, um zu gratulieren. Lena Hoschek, die das Dirndl-Machen von ihrer Oma im Mölltal gelernt hat, versteht sich als Vollweib zu inszenieren. Was ihr jetzt, mit Baby und Mann, noch leichter fällt. Ständig die Werbetrommel zu rühren, das

muss in ihrer Branche sein, damit man oben schwimmt und das Interesse und die Neugier für ihre kreativen Modelle nicht nachlassen. Denn nach unten geht’s sehr rasch. An der Modeschule in Hetzendorf lernte sie Schneidern, bei Vivienne Westwood durfte sie Anfang der 2000er-Jahre sogar praktizieren. „Ich liebe das Weibliche und mache meine Mode eigentlich für Männer, denn eine Frau sollte Kleider tragen, die ihre Formen und Konturen gut zur Geltung bringen. Das schönste Kleidungsstück, das eine Frau besitzen kann, ist ein Dirndl“, sagt Hoschek in einem Interview mit der Grazer Bloggerin Hedi Grager. Das den Vorteil hat, auch das zu verbergen, was Frau nicht herzeigen will.

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ugegeben, der folgende Bericht hält nicht ganz, was die Überschrift verspricht. Weil in der natürlich in rot gehaltenen Panorama-Suite, dem „Löwenkäfig“, im erneuerten Joglland-Hotel Prettenhofer sich nur zweibeinige Löwen als Gäste austoben dürfen. Sollte die Suite besetzt sein, so gibt es als „Ersatz“ die Zwillingssuite. Wie der Name schon sagt, dort gibt’s alles Mögliche doppelt – wie Fernseher, Waschtisch, WC, Nachtkästchen, Polster. Letzteres bitte nicht ganz ernst gemeint. Was es aber gibt und von diesem kulinarischen Feuerwerk zeigten sich die Gäste bei der Eröffnung beeindruckt, sind die Sternzeichen-Menüs, von Joglland-Chefin Christine Prettenhofer kreiert. Falls Sie gar

Foto: Alexandra Wünscher

nicht wissen, welche Köstlichkeit für Sie der Sternenkalender empfiehlt, können Sie sich an Gerda Rogers, Österreichs wohl bekannteste Astrologin, wenden. Oder noch besser: Sie suchen gleich einmal selbst die Prettenhofers in Wenigzell auf. Beim Eingeben der Adresse ins Navi aber bitte achtgeben: „Wenig“ und nicht „Maria“ Zell eintippen. Dort sind Sie zwar dem Himmel näher, im Wallfahrtsort, aber: Weit und breit keine Sternzeichenmenüs!

ätte es mit dem Bundespräsidenten nicht geklappt, dann wäre Alexander Van der Bellen gerne Trafikant geworden, das sagte er uns jetzt in einem Interview. Van der Bellen: Trafiken sind gemütliche und politische Orte, man kommt mit Menschen zusammen, raucht eine, diskutiert über dieses oder jenes. Schon in der Kindheit war es mein Wunsch, vor einem Regal mit vielen bunten Schachterln zu stehen. In der Politik war es später ähnlich: statt unter bunten Schachterln war ich bei den Grünen unter bunten Vögeln. Die sind nur leider inzwischen sehr grau geworden.

Ich bin froh, dass ich Bundespräsident geworden bin, sagte Van der Bellen, während er sich eine anzündete. Man hat ja sonst in meinem Alter keine Chancen mehr. Bei den Grünen könnte ich höchstens das Müsli rauchen, aber in der Hofburg bin ich frei. Dort kann ich auch meine Hündin mitnehmen und mit ihr in den Park Gassi gehen. Wenn die Kita ein Häuferl macht, räumt das die Security weg (lacht). Es hat schon Vorteile, Bundespräsident zu sein.

Panorama-Suite für Löwen

Familie Prettenhofer

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Das Lieblingsbuch des BP ist nicht zufällig der Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Was in einer Trafik in der Zeit des Nationalsozialismus alles passiert und wie dort Sigmund Freud seine Virginia-Zigarren kauft, das ist schon einmalig beschrieben, so Van der Bellen. Auch die nackte Kabaretttänzerin N‘tschina hat es ihm im Roman angetan.

Foto: Raoul Lechner

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Nur die Zigarettenpreise, die sind schon ein Wahnsinn, kritisierte Van der Bellen. Das kann nicht einmal ich mir leisten. Mein Sekretär holt immer die Zigaretten, aber bitte 15 Euro pro Packerl, ein Wahnsinn. Deshalb bin ich jetzt von Marlboro auf die billigere Milde Sorte umgestiegen. Ich bin ja auch milder geworden. Manchmal lass ich mir von Slowenien ein paar Stangen mitbringen, obwohl die slowenischen Tschick … naja. Mit dem Strache hab ich unlängst im Grünen Salon eine geraucht. Bei dem hat es unangenehm blau rausgeraucht. Schlimm war es auch am Opernball. So ein großer Ball und so kleine Rauchzimmer. Die man kaum gefunden hat. Auf die Frage, ob er keine Angst um seine Gesundheit habe, sagte Van der Bellen: Nach weit über 700.000 Zigaretten. Jetzt is scho wurscht. Schauen Sie, der Kurz ist Nichtraucher, aber das hat ihm auch nicht geholfen. Wenn ich zwei Perioden als Bundespräsident mache, so Van der Bellen abschließend, bin ich 83. Da kann ich immer noch eine Trafik aufmachen. Dann fallen endlich die lästigen Reisen und der Opernball weg. Und die Doris, meine Frau kann wieder gegen den Opernball protestieren. Ist ja eh unnötig, der Ball. Paul Brand, Reporter außer Rand und Band

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Foto: ZDF/ Bernd Schuller

Die Hauptdarsteller im ORF-ZDFFernsehfilm (v.l.): Harald Windisch (Rolle: Franz Mitterjäger), Brigitte Hobmeier (Elsa Mitterjäger), Fritz Karl (Josef Rottenbacher)

Salinen geschmuggelt worden. Und schon eine Woche nach Kriegsende konnte damit begonnen werden, die größte Kunstansammlung, die es je auf der Welt gegeben hat, den „Monuments Men“ des US-Militärs zu übergeben.

Auf Befehl des fanatischen Gauleiters August Eigruber sollte ein militärisches Sprengkommando tausende im Salzbergwerk gebunkerte Kunstwerke mit Fliegerbomben in die Luft sprengen. Darunter Werke von Raffael, Tizian, Breughel, Leonardo da Vinci, die Brügger Madonna von Michelangelo, aber auch der Genter Altar der Gebrüder Van Eyck. Die Kunstwerke waren von den Nazis in ganz Europa zusammen geraubt. Nichts davon sollte den Alliierten in die Hände fallen. Erst im letzten Abdruck gelang es den Männern, die Bomben mit 4.000 kg Sprengstoff aus dem Berg zu schaffen. Sie waren in Kisten mit der Aufschrift „Achtung Marmor“ in die

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KLIPP freut es klarerweise, dass die bekannte Regisseurin Gabriela Zerhau (sie schrieb auch das Drehbuch), gebürtige Ausseeerin, die Courage der Stillen Helden in der ORF-ZDF-Koproduktion „Ein Dorf wehrt sich“ zum Thema macht. Im Mittelpunkt des Fernsehfilms stehen die österreichischen Bergleute als die wahren Helden dieser Geschichte, die in die Historie einging. Neben Fritz Karl als einer der Bergarbeiter stehen Harald Windisch als bester Freund und Brigitte Hobmeier als dessen Ehefrau vor der Kamera. Fritz Karl begeisterte zuletzt im internationalen Event-Zweiteiler „Maria Theresia“ im ORF ein Millionenpublikum.

Film ab! Ton läuft! Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs: Während die Alliierten näher rücken, herrscht in Altaussee immer noch das unerbittliche Na-

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Sie retteten im Salzbergwerk Altaussee ihre Existenz und unwiederbringliche Kunstschätze in Milliardenhöhe vor der totalen Zerstörung

Österreich würdigt

STILLE HELD

vom Salzkammergut

Ein Dorf we

In weiteren Rollen spielen u. a. auch Verena Altenberger („Die beste aller Welten“), Maresi Riegner („Licht“), Gerhard Liebmann (dreht derzeit „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“), Francis Fulton-Smith, Oliver Masucci, Philipp Hochmair und Rainer Wöss. Die Dreharbeiten (auch an Originalschauplätzen in der Steiermark, Oberösterreich und Bayern) dauern voraussichtlich bis 24. April.

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zi-Regime. Weltberühmte Kunstwerke von unfassbarem Wert, allesamt NS-Raubkunst, werden im Salzbergwerk eingelagert, als Exponate für das geplante „Führermuseum“. Bewacht von Soldaten schleppen Bergleute kostbare Gemälde in den Stollen. Unter ihnen: Josef Rottenbacher (Fritz

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Foto: Robert Posey Collection

Im September 2016 würdigten das Land Steiermark und die Republik Österreich im Beisein hochrangiger Gäste aus den USA und aus Belgien in Altaussee die „Stillen Helden vom Salzkammergut“. Eine Gruppe mutiger Männer verhinderte in den letzten Kriegstagen des Jahre 1945 unter Einsatz ihres Lebens das wohl größte Verbrechen am kulturellen Erbe Europas. Niemand hatte die Tat der Stillen Helden bis zur KLIPP-Initiative offiziell gewürdigt. Die Österreichische Post gab aus diesem Anlass sogar eine Sonderbriefmarke heraus.

„Ein Dorf wehrt sich – Das Geheimnis von Altaussee“ (AT) ist eine Koproduktion der Hager Moss Film und Mona Film Produktion mit ZDF, ORF und ARTE, gefördert von FFF Bayern, Fernsehfonds Austria und Cinestyria Filmcommission and Fonds.

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vom Salzkammergut

Copyright: Oskar Stocker, Stille Helden 2016, Leimfarbe auf Papier 180 x 132 cm www.oskarstocker.com

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Österreich würdigt

LLE HELDEN

Karl), der auf das Ende des Krieges hofft und abseits davon versucht, sich aus allem herauszuhalten. Im Gegensatz zu seinem besten Freund Franz Mitterjäger (Harald Windisch) und dessen Frau Elsa (Brigitte Hobmeier), die heimlich den Widerstand unterstützen und im Gebirge Partisanen und Deserteure versorgen. Umso wütender macht Elsa das passive Verhalten Rottenbachers, dem sie Feigheit vorwirft.

seines Freundes, immer mehr Dorfbewohner schließen sich an, und Mitterjäger bekommt ein würdiges Begräbnis. Der Zusammenhalt hat sie stark gemacht. Nach der Trauerfeier überschlagen sich die Ereignisse: Kurz vor der Kapitulation ordnet der fanatische Gauleiter Eigruber (Philipp Hochmair) die Sprengung der Salzmine an, um die Kunstwerke lieber zu vernichten als dem Feind zu überlassen. Doch die Bergleute leisten aktiven Widerstand – angeführt von Rottenbacher, unterstützt von dem opportunistischen Gestapo Chef Dr. Ernst Kaltenbrunner (Oliver Masucci). Denn die Zerstörung des Bergwerks würde auch ihre Existenzgrundlage vernichten. Mutig stellen sich die Bergmänner gemeinsam mit den Partisanen dem Sprengkommando entgegen, um die Zerstörung ihrer Mine im letzten Augenblick zu verhindern.

wehrt sich 16.09.16 11:29

Trotz aller Vorsicht gerät Mitterjäger ins Visier der Gestapo. Zwar kann Rottenbacher seinen Freund warnen, doch auf der Flucht wird er erschossen. Die Situation spitzt sich zu, als die Nazis Mitterjäger das Begräbnis verweigern. Endlich zeigt Rottenbacher Haltung, gemeinsam mit Elsa holt er die Leiche

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PS: Nicht wundern, zur Zeit sieht man im Salzkammergut Einheimische mit Frisuren aus dem Jahr 1943 – sie sind als Komparsen im Film engagiert.

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1 Oskar Stocker gestaltete mit seinen markanten Porträts der „Guten und Bösen“ das Herzstück der Veranstaltung 2 Genter Altar war eines der wertvollsten Kunstwerke 3 Tausende Kunstschätze – Gemälde, Skulpturen, Juwelen und Schmuck – versteckten die Nazis im Salzbergwerk in Altaussee 4 Dieses Foto nach der Entfernung der Bomben aus dem Salzbergwerk ging um die Welt 5 Man begann die geretteten Kunstschätze schon wenige Wochen nach Kriegsende den US-Monuments-Men zu übergeben 6 Auch die Gäste aus den USA, Belgien zeigten sich beeindruckt vom Geschehen bei der Würdigung

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„A narrisch gutes Duo“ uns alle happy.“ Viele Musik-Größen kommen auch nach Bärnbach zum Fachsimpeln und im Studio von Martin geht’s dann mit spontanen Sessions gehörig zur Sache.

Martin (li.) und Stefan: drei Jahre, bis 2014, als Kabarett-Duo „BruderGen“ auf Tour.

enn einem Talente vererbt werden. Stefan Maier (36) und sein Bruder Martin (40) aus Bärnbach sind der schlagende Beweis dafür. Es ist der Nachwuchs von Toni Maier, dem Altmeister und Professor auf der Trompete in Österreich. Er spielte bei den Wiener Symphonikern, mit den Wiener Philharmonikern, gastierte in großen Konzerthallen als Solist in Europa, war Direktor des Landeskonservatoriums, übt mit 69 praktisch noch täglich und sucht sich seine Engagements penibel aus. Seine Frau Traude war als Jodlerin und Sängerin gefragt. Die beiden Söhne zog es schon in der Jugend zur Musik. Sie taten es, weil es Spaß machte. Stefan hatte es die Geige angetan, trat nach der Ausbildung als Solist auf. Martin verschrieb sich dem Klavier. Erst kürzlich war Stefan zwar zu mehreren Auftritten in Australien, doch die beiden haben ihre Bühnenauftritte reduziert, da sie mit eigenen Familien wie die Eltern auch in Bärnbach leben. Stefan wird im Juli Vater, Martin hat zwei Mädchen. Beruflich geben sie gewaltig Gas und sind erfolgreich: Stefan mit seinem Musikhaus in Rosental und als Trompetenexperte sowie Martin als Producer mit eigenem Studio, das technisch alle Stückerl spielt. Erst im

Foto: Werner Zöhrer

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abgelaufenen Jahr wurde Stefan bei der größten Fachmesse in Deutschland von einer internationalen Jury unter 3.000 Musikhaus-Inhabern für seinen Verkaufserfolg mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Sein weltweit

gefragter Verkaufsrenner ist die „Toni Maier Trompete“, gefertigt aus Karbon, hergestellt in der Schweiz. Berühmteste schwarze Jazz-Trompeter aus den USA blasen auf dem Edel-Instrument. Der Vater: „Das macht

Der Altmeister Toni Maier (li.). Stefan Maier (Bild rechts) mit Gerald Lasnik (Seeoo Brillen) und Star-Trompeter Skip Martin: „Seine Brillen tragen bereits viele Stars und seine Firma ist auch aus Rosental, wie mein Haus der Musik.“

... ja, auch das gibt‘s

Opernpremiere in Eggersdorf

Vize-Bgm. und Kulturreferent Johann Zaunschirm, Otmar Schober und Franz Wuthe (beide Richard Wagner Gesellschaft Graz) und Bgm. Reinhard Pichler (v.l.)

Martin lernte sein Geschäft als Produzent bei der deutschen Produzenten-Legende Ralph Siegel („Er war mein Mentor“). Dieser brachte zum Beispiel Udo Jürgens und Peter Alexander groß heraus. Martins Arbeit ist auch deshalb so gefragt, weil seine Kunden bei ihm alles aus einer Hand bekommen. Er arrangiert, führt die Kamera bei den Videoclips selbst, fotografiert, macht die Grafik am Computer, wenn es gewünscht wird, steht auch als Stimmenimitator zur Verfügung und tritt mit seiner Formation „Louis Gang Band“ bei besonderen Anlässen auf. Stefan und Martin sind ihren eigenen Weg gegangen, haben ohne Papa Großes geleistet, so der Vater. Für das kommende Jahr arbeiten sie an einem spektakulären Projekt. Aber über ungelegte Eier soll man nicht sprechen.

Der lang anhaltende Applaus war der hörbare Beweis dafür: Die Premiere der ersten Opernaufführung in der voll besetzten Kulturhalle in Eggersdorf bei Graz wurde von den Besuchern begeistert aufgenommen. Strahlende Gesichter unter den jungen Künstlern, dem Chor, dem Orchester, den Solisten der Kunst-Uni Graz, die das Gastspiel bestritten. Sie gaben Gaetano Donizettis komische Oper „Der Liebestrank“ in einer semikonzertanten Aufführung zum Besten. „Una furtiva lagrima“ – eine der weltweit bekanntesten und be-

rührendsten Arien überhaupt, die alle großen Tenöre im Programm haben –, wurde natürlich auch in Eggersdorf heftig beklatscht. „Wir wollen künftig auch eine Opernaufführung in unser Jahres-Veranstaltungsprogramm aufnehmen“, kündigten Bürgermeister Reinhard Pichler und Kulturreferent und Vizebürgermeister Johann Zaunschirm nach der Vorstellung an. Eine Foto-Galerie gibt es auf der KLIPP-Website.

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Foto: Karl Schrotter

Wohlfühl-Eder wird zum Wilden Eder

„Murer“-Hauptdarsteller Karl Fischer, Regisseur Christian Frosch und Karl Markovics (v.l.).

Diagonale zeigt Flagge it einem organisch wachsenden Besucherzuspruch (31.600 Besucher, exklusive der Ausstellungen im Rahmenprogramm) setzte die Diagonale’18 den positiven Trend der letzten Jahre fort. Eingebettet in einen verdichteten Festivaldistrikt rund um das Kunsthaus Graz versteht sich das Festival an der Mur weiterhin als Hafen, Sammelbecken und Drehkreuz für den österreichischen Film. Hier treffen Branche und Publikum aufeinander.

derspiegelt, stimmt uns glücklich“, so die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Präsentiert wurden über 160 Filme und Videos im Rahmen von 142 Vorstellungen in vier Festivalkinos. „Ziel und Aufgabe des Festivals ist die differenzierte, vielschichtige und kritische Auseinandersetzung mit dem heimischen Kino“, so die beiden Intendanten. Eröffnet wurde das österreichische Filmfestival mit dem brisanten Gerichtsfilm „Anatomie eines Prozesses“.

„Bei den Kinoeintritten gab es eine sanfte Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr, über die wir uns riesig freuen. Auch abends brummte das Festival und Graz pulsierte. Dass sich der Wunsch, Neugierde für den österreichischen Film zu wecken und das Festival als Ort für offenen Meinungsaustausch zu positionieren nun auch in den Besucherzahlen wi-

Ingrid Burghard, 86, eine der großen österreichischen Schauspielerinnen erhielt im Rahmen der Eröffnung den Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur. Eine ihrer Parade-Rollen war jene an der Seite von Karl Merkatz in „Ein echter Wiener geht nicht unter.“

Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger (li.) und Peter Schernhuber.

Ingrid Burghard erhielt den Großen Diagonale-Schauspielpreis 2018 überreicht.

Die sprechende Weinflasche Eine ganz originelle Form der Wein-Beschreibung hat sich das Weingut Hareter aus Weiden am Neusiedlersee einfallen lassen. Einblicke in die Bioweine von Thomas Hareter erhalten die Kunden ab sofort nicht nur optisch, sondern auch akustisch. Das funktioniert mittels der so genannten „Augmented Reality“, sprich

„erweiterter Realität“, kurz AR. Dazu lädt man einfach die App SCIO AR auf sein Mobiltelefon und scannt das Etikett. Und schon hat man eine sprechende Weinflasche vor sich stehen. Thomas und Claudia Hareter erklären in Bild und Ton, quasi auf der Flasche ablaufend, um welchen Wein es sich dabei handelt, zu welchen Speisen etwa der „Naturbursch“ passt, und, und. Nähere Infos dazu: www.hareter.at

Aus dem Wohlfühlhotel Eder wurde der WILDe Eder. Verantwortlich dafür sind Evelyne Wild und Stefan Eder – die beiden sind ein Paar. Eveline WILD, die Konditorweltmeisterin und Fernsehköchin, erschafft in ihrer Kreativwerkstatt direkt im Hotel Törtchen sowie verführerische Desserts und veredelt Pralinen sowie Schokoladen mit Leidenschaft und ansteckender Begeisterung zu kleinen Kunstwerken. Dabei liegen ihr die sorgfältige Auswahl an exklusiven Zutaten und die Verwendung

von Produkten höchster Qualität besonders am Herzen. Als Expertin für Süßes gewann sie die Konditorweltmeisterschaft in Korea und erlangte in Folge mediale Bekanntheit durch die beiden TV-Backshows „Frisch gekocht“ (ORF 2), „Deutschlands bester Bäcker“ (ZDF) sowie als Fachbuchautorin dreier Bücher „Wild Backen“, „Wild auf Schokolade“ und „Wild backen mit Früchten“. Im WILDen Eder gibt sie mit frecher Heiterkeit ihr Wissen in Backkursen und -seminaren weiter.

Sacher-Lady und EAV-Legenden

Foto: steiermark.at/Fischer

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Michael Krainer war diesmal der Gratulant aus der Familie, mit: LH Hermann Schützenhöfer, Klaus Eberhartinger, Elisabeth Gürtler-Mauthner (Hotel Sacher), Gerald Schöpfer und Thomas Spitzer (v.l.).

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m Rahmen der Dankesworte betonten Klaus Eberhartinger und Thomas Spitzer: „Der Josef-Krainer-Preis ist der erste steirische Preis, den wir erhalten, das hat nunmehr 40 Jahre gedauert, umso mehr freuen wir uns darüber. Wir danken Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sowie auch dem Präsidenten des Steirischen Gedenkwerks Gerald Schöpfer sehr herzlich. Wir waren im Laufe der Jahre bereits bei einigen Preisverleihungen, haben aber noch nie eine so tolle, gestraffte und angenehme derartige Veranstaltung er-

lebt.“ Auch Elisabeth Gürtler Mauthner nahm den Großen Josef-Krainer-Preis mit Freude in Empfang: „Ich nehme den Preis mit großer Dankbarkeit an. Ich fühle mich besonders geehrt, mich in die Liste zahlreicher großer Persönlichkeiten, die bisher mit dem Josef-Krainer-Preis ausgezeichnet wurden, einzureihen. Für seine langjährige Unterstützung des Lipizzanergestüts Piber, aber natürlich auch für die heutige Auszeichnung möchte ich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sehr herzlich danken.“

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POLITIK

„Wir wollen nicht der Aschenbecher Europas bleiben“

Rektor Hellmut Samonigg, Begründer der Initiative „Don‘t smoke“

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enn ihm von Politikern bis hinauf zum Minister vorgeworfen wird, er übertreibe, sei parteiisch, dann ist das nicht nur polemisch und falsch, sondern einfach nur dumm – ja, leider bedarf es dieser Formulierung. Denn Hellmut Samonigg, Begründer der Initiative „Don’t smoke“, internistischer Onkologe, derzeit auch Rektor der Medizinischen Universität Graz, hat als Arzt zu viele Patienten an den Folgen des Rauchens in ihrem Leiden und Sterben begleiten müssen. Der Tod des Journalisten und

Viel-Rauchers Kurt Kuch – er machte sein Leiden bis zum letzten Augenblick durch Reportagen im „News“ öffentlich – trug ganz wesentlich dazu bei, dass mit der damals gestarteten Kampagne „Don’t smoke“ die Gefahren des Rauchens und der Nichtraucherschutz weiterhin ein öffentliches Thema blieben. Die Novelle zum Tabakgesetz 2015, die eine rauchfreie Gastronomie gesetzlich fixiert hat, war ein großer Erfolg, weil Österreich damit

endlich europäische Standards schaffen wollte. „Umso größer ist die Enttäuschung, dass wir mit dem Aufheben des Rauchverbots in der Gastronomie weiter der Aschenbecher Europas bleiben“, kritisiert Hellmut Samonigg. Das Rauchverbot in der Gastronomie schränke nicht die Freiheit der Raucher ein, es gebe den Nichtrauchern die Freiheit, keinen Rauch einatmen zu müssen. „Österreich liegt bei ju-

gendlichen Raucher-Krebspatienten im Spitzenfeld in Europa“, bemerkt Lungenfacharzt und Experte Wolfgang Domej von der Medizinischen Universität in Graz. Die steirische Ärztekammer und deren Präsident Herwig Lindner verlangen eine rasche Volksabstimmung. Alles andere wäre ein Ignorieren der direkten Demokratie. Bei diesem Thema, wo es nicht um Ideologie, sondern nur um die Gesundheit geht.

Pyeongchang zeigt:

Graz chancenlos D

ie gelungene, einfühlsame, keinesfalls protzige Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang in Südkorea machte eines klar: Wie unrealistisch bis naiv der Aktionismus der Befürworter ist, die die Spiele 2026 in die Steiermark holen möchten. Das Olympische Komitee verfolgt ja auch die Strategie, den Wintersport in Weltregionen populär zu machen, die bisher wenig damit am Hut hatten. Pyeongchang zeigt, dass dieses Vorhaben erfolgreich ist.

TV-Übertragungen, auch in exotischen Ländern, bringen hunderte Millionen an zusätzlichen Werbegeldern. Die Besucherzahlen sind zweitrangig. Die Variante der Herren Nagl, Pichler und Co., die Spiele auf mehrere Länder in Europa aufzuteilen ist ambitioniert, würde aber dem Gedanken von Olympia viel von der Euphorie und dem Spirit nehmen, weil es dann keinen „Haupt-Ort“ gibt. Allein schon, wenn man an die Medaillen-Zeremonien für die 102 Sportarten denkt.

Bgm. Siefried Nagl (li.) und FPÖ-Vize-Bgm. Mario Eustacchio hoffen dennoch auf 2026.

Da wird auch die Dimension solcher Spiele erst wirklich erkennbar. Die erfolgreich abgewickelten Special Olympics in der Steiermark als Beleg für die Fähigkeit, solche Spiele abhalten zu können, ist ein verwegener, falscher Ansatz. Die Special Olympics waren bewegend, zu Tränen rührend,

aber der Event im Vergleich zu den „echten Spielen“ eine Mini-Veranstaltung. Ja, natürlich gibt es in unseren Regionen sechs, zehn oder auch mehr Orte, wo man die Bewerbe durchführen kann. Doch das wären dann keine Spiele mehr im Sinne des jetzigen Olympischen Komitees.

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„FPÖ-Verteidiger“ Kunasek will LH werden E r wolle Erster werden bei der Landtagswahl, die es spätestens im Frühjahr 2020 geben wird, beschreibt Landesparteiobmann und Verteidigungsminister Mario Kunasek sein politisches Ziel, bei der Vorstellung des neuen Landesgeschäftsführers Anton Kogler. Dieser folgt damit nach neuen Jahren Fritz Probst. Letzterer „übersiedelt“ beruflich von der Partei in die Holding Graz und wird dort im Bereich der Kommunikation tätig sein. Kogler selbst, 56, ist FPÖ-Obmann des Bezirks Hartberg-Fürstenfeld, seit 2010 auch Landtagsabgeordneter.

Es ist in Österreich ungewöhnlich, dass ein amtsjunger Minister, von sich aus wieder den Weg in die Landespolitik sucht. Seine klare Ansage wird ihm bei möglichen FPÖ-Wählern Sympathien bringen. Mario Kunasek: „Viele meinen, das wäre ein Abstieg für mich.“ Er sieht es aber ganz anders, denn sowohl Landeshauptmann, aber auch Landeshauptmann-Stellvertreter, seien große Aufgaben. Während des Wahlkampfes werde er seine Funktion als

Verteidigungsminister nicht zurücklegen. „Mein Anspruch für die Wahl 2020 ist nicht, in die Opposition zu gehen, sondern Regierungsverantwortung zu übernehmen.“ Schon jetzt ortet man in der Freiheitlichen Landtagsfraktion Konflikt-Elemente zwischen der Schützenhöfer-ÖVP und der Schickhofer-SPÖ. Es werde künftig Anträge geben im Lande, die auf dem Regierungsprogramm von Kurz und Strache basieren. Und da werde es für die ÖVP schwierig sein, diese alle abzulehnen. Schützenhöfer habe ja als wichtiges Mitglied des ÖVP-Parteivorstandes dem Regierungsprogramm zugestimmt. Und es wäre verwunderlich, wenn die ÖVP im Landtag FPÖ-Anträge grundsätzlich ablehnen würde.

„Der neue politische Stil der Koalition in Wien hat für die rot-schwarze Koalition im Landtag schon eine Sprengkraft“, gibt sich FPÖ-Klubobmann Stefan Hermann überzeugt. Für die Landtagswahl und Gemeinderatswahl werde die FPÖ jedenfalls bestens gerüstet sein, erklärt Kunasek. Die SPÖ in der Steiermark

Foto: FPÖ Steiermark

POLITIK

Landesparteisekretär Stefan Hermann, Landesgeschäftsführer Anton Kogler und Landesparteiobmann Mario Kunasek (v.l.)

habe ihre Rolle noch nicht gefunden, fährt sie doch in Wien einen frontalen Oppositionskurs gegen die Regierung. Kunaseks Prognose für 2020 für die Steiermark: Aus seiner Sicht werde es 2020 im Land zu einer Koalition mit der ÖVP kommen. Noch einmal macht Kunasek mit einer Bemerkung indirekt klar, dass Franz Voves 2015 die Funkti-

on des Landeshauptmanns an die ÖVP praktisch „verschenkt“ habe: „Ich möchte der FPÖ eine Situation ersparen, wie im Jahr 2015. Damals wurde mit uns über eine Regierungsbeteiligung nicht gesprochen.“ Das derzeitige Kräfteverhältnis im Landtag Steiermark: SPÖ 29,29 %, ÖVP 28,45 %, FPÖ 26,76 %, Die Grünen 6,68 % und die KPÖ 4,22 %

Seit Jahren ein eingespieltes Team

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Heimleiter Martin Manzl mit PDLStv. Zec Brankica (li.), Bewohnerin Aloisia Lorencic und Pflegedienstleiterin Natasa Standecker (re.)

Foto: Senecura

pezialisierung, kreative Ideen und gut funktionierende Teamarbeit sind die Eckpfeiler für den Ruf und Erfolg einer Pflegeeinrichtung. Gerade wegen der häufig negativen Darstellung von Pflegeheimen in den Medien muss man den Fokus besonders auf die Qualität und Motivation der Mitarbeiter legen. „Für viele ist das Pflegeheim der einzige Lebensraum – eine eigene Welt, die sich auf eine kleine Fläche reduziert“, erklärt Martin Manzl, Heimleiter von Senecura GrazLend. „Der tägliche Kontakt mit den Bewohnern erfordert nicht nur hohe Flexibilität und Sensibilität von jedem Mitarbeiter, sondern auch einen perfekten Umgang mit den Angehörigen. Ein Mitarbeiter muss oft den Ehepartner oder ein anderes Familienmitglied ersetzen können. Das kann einem natürlich nie vollends gelingen, wodurch man den Raum für Kritik möglichst klein halten muss. Unser Haus zeichnet sich durch einen großen Teamgeist, gepaart mit hohem Engagement und Freude an der Arbeit, aus. Ein seit Jahren fester Mitarbeiterbestand

lässt unser Haus den sonst üblichen Fachkräftemangel in dieser Branche nicht spüren und ist ein Zeichen der Identifikation mit dem Unternehmen, von Zufriedenheit und hoher Qualität in unserem

Haus.“ Durch regelmäßige Teambesprechungen sowie interne und externe Schulungen werde ständig an der Verbesserung der Qualität gearbeitet. „Auch ist es uns mit der Umsetzung einer kre-

ativen Idee gelungen, uns vom Wettbewerb abzuheben. Ein Tiergehege mit 6 Hühnern und 2 Minischweinen bringt allen eine schöne Abwechslung und viel Freude“, so Manzl. Stolz stellt er seine Pflegedienstleiterin Natasa Standecker vor, die maßgeblich für die Zertifizierung zum schmerzfreien Pflegeheim verantwortlich ist. Nur zwei Pflegeheime in der Steiermark haben diese Zertifizierung, welche erfüllte Standards im Bereich Schmerzerkennung, -management und -vermeidung bestätigt. „In unserem Heim haben 80 Prozent die Diagnose Demenz“, so Standecker. „Wir können nicht nach einem festen Zeitplan arbeiten, sondern situativ. Viele Faktoren können den Alltag beeinflussen. Daher sind ein hoher Grad an Belastbarkeit und die Fähigkeit, sich an die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Bewohner zu richten, erforderlich. Die Qualität des Pflegepersonals macht den Ruf aus.“ In Graz-Lend gibt es je ein Gebäude für betreutes Wohnen und ein Pflegeheim. Tel.: 0316/ 90 70 82 www.senecura.at März/April 2018

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HINTERGRUND

Bruderstreit un

Foto: gsp Architektur

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s ist Samstag früh. Im kleinen, einfach möblierten Café auf dem Gelände der Moschee des IKZ (Islamisches Kulturzentrum) in Graz sitzt Imam Sead Kumro inmitten einiger Glaubensbrüder. Bei einem kleinen Schwarzen, versüßt durch eine Sachertorte, bei Spar gekauft, die er der Runde anbietet. Gerne nehme ich die freundliche Einladung an, mich dazu zu setzen. Erst jetzt registriere ich die SMS, dass IKZ-Präsident und Moschee-Chef Mahdi Mekic zu unserem vereinbarten Termin krankheitshalber nicht kommen wird. Er sei nicht in der Führung der Moschee, blockt der Imam ein Gespräch ab und spielt seine Rolle herunter, macht sich klein. Obwohl er – Sead Kumro spricht perfekt Deutsch – in der Gemeinnützigen Privatstiftung „Frieden“ der Glaubensgemeinschaft der Leiter des Referats für Internationale Beziehungen ist. Sein Nachsatz: „Ohne vorher offiziell vereinbarten Termin gibt es überhaupt keine Auskunft.“

Die neue, noch nicht ganz fertige Moschee in Graz-Puntigam

Bosnien mit Sitz in Sarajewo an. Von diesem Verband wurde er aber vor wenigen Monaten ausgeschlossen. „Wir fühlen uns betrogen“, heißt es.

Worum geht es? Der Präsident des IKZ in Graz, auch der Obmann der Moschee-Gemeinde, Mahdi Mekic hat die Moschee und dazugehörigen Immobilien in eine von ihm und seinen Gefolgsleuten errichtete Privatstiftung

mit dem Namen „Frieden“ eingebracht. Damit bestimmen nur er und seine Gruppe mit den Gremien der Stiftung über das gesamte Vermögen des „Interkulturellen Vereins“ in Graz. Für die Errichtung der Stiftung musste der Verein sogar 70.000 Euro den Stiftungserrichtern gleichsam schenken. Die Kritiker werfen Mahdi Mekic* eine daher „Entfremdung“, eine Art

„Diebstahl“ von Islamischem Eigentum vor. Allein für den Grundkauf zur Errichtung der Moschee mussten 1,8 Millionen Euro gespendet und gesammelt werden und auch für den Bau der Moschee noch einmal mehrere Millionen. Die „Entfremdung“ und „Privatisierung“ durch die Einbringung in eine Privatstiftung sei daher ein bisher noch nie da gewesener Tabubruch. Die Kritiker dieser Lösung fühlen sich betrogen und riefen die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) als oberste Instanz an.

Plötzlich wirkt er unnahbar, so unnahbar wie die Moschee selbst – der Bau hat nur einige kleine Fenster, Gucklöcker, wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Niemand soll von außen hinein schauen dürfen, in die Glaubensgemeinschaft und sehen, wie es da zugeht.

Machtkampf tobt In der Moschee-Gemeinde in Graz, dem IKZ (Islamisches Kulturzentrum und Interkultureller Verein), tobt ein Machtkampf zwischen zwei Gruppen. Der größte Teil der Mitglieder stammt aus Bosnien-Herzegowina. Daher gehört der Verein IKZ seit seiner Gründung im Jahre 1993 auch dem Verband der Internationalen Islamischen Glaubensgemeinschaft in

Esad Memic: notfalls kommt Kurator

*

Mekic lehnt in einem Telefonat jede offizielle Stellungnahme ab, sagt nur, alles sei rechtens.

Und das werfen die Kritiker der Moschee-Führung des IKZ Graz vor – einige Statements: „Die Situation ist konfus, traurig und nicht korrekt. Seit Mekic ans Ruder gekommen ist, spielen sich im Dschamat (Verein) viele turbulente Situationen ab. Irgendwie ist es zu einer Zerschlagung der Gemeinschaft gekommen. Ich fühle mich betrogen, so wie viele Menschen. Auch viele Stifter fühlen sich betrogen, die ihr Geld in unseren Dschamat gesteckt haben, über das jetzt eine Stiftung und nicht die Islamische Glaubensgemeinschaft verfügt. Das passt nicht in das Bild des Islam, wie ich es gelernt habe.“

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HINTERGRUND

unter Moslems Ein ehemaliger Vize-Vorsitzender des IKZ Graz: „Mahdi Mekic will Diener um sich haben und nur auf das hören was er macht. Ich unterstütze ihn nicht. Jeder Mensch soll seinen eigenen Verstand benützen, aber er lässt das nicht zu. Ich habe ihm gesagt, dass er für 100 Jahre Vorsitzender sein könnte, aber ich würde nicht mehr mit ihm arbeiten. Ich bin absolut enttäuscht, weil ich ihn für einen Menschen gehalten habe, der Gutes für sich selbst und auch für uns alle will.“ Die Situation ist also eskaliert. Mahdi Mekic und seine Getreuen schlossen darauf die Kritiker aus dem Verein aus. Diese durften weder die Moschee-Gemeinde betreten und können damit in der Moschee auch nicht beten. Die Islamische Glaubensgemeinschaft machte von Wien aus diese Ausschlüsse erst kürzlich rückgängig. Die Lage in der Moschee-Gemeinde bleibt aber dennoch äußerst brisant und verworren. Dass eine Moschee von einer Privatstiftung geführt werde, „werden wir nicht dulden“, so Esad Memic, Obmann-Stellvertreter der Österreichischen Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) im KLIPP-Gespräch. Memic ist im IGGÖ Fachinspektor für Religion sowie Referent für Kultus- und Moschee-Gemeinden. Er gehört dem obersten Rat des IGGÖ an. Der oberste Rat ist das oberste Verwaltungsorgan der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Er fasst in allen Angelegenheiten des Wirkungsbereiches der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, die nicht ausdrücklich einem anderen Organ zugewiesen sind, die erforderlichen Beschlüsse. Er kontrolliert deren ordnungsgemäße Umsetzung und überwacht die Geschäftsführung in allen Zweigen

Foto: Dragan Tatic

Die MuslimBruderschaft D

Bundesminister Sebastian Kurz trifft 2016 Ibrahim Olgun, den neuen Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Flickr/International Transport Forum

Ein anderer: „Ich habe oft gesagt: Wenn ich ein Minarett in Graz sehen könnte, täte es mir nicht leid, zu sterben. Als wir nicht genug Geld für die Baubewilligung hatten, war es so, dass wir in einer Woche rund 20.000 Euro sammeln konnten. Bei der Grundsteinlegung kam jedoch alles ans Licht. Ich fühlte mich betrogen und sagte: Auch wenn Mekka gebaut würde, ich werde hier nichts mehr spenden. Bis dahin hatte ich mir sogar Geld ausgeliehen, um zu spenden.“

Mahdi Mekic (Mitte) bei einem Geschäftsmeeting*

der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Der Verband droht, die Führung der Moschee in Graz abzusetzen. Zusätzlich stellt der Verband der Führung der Moschee-Gemeinde in Graz auch ein Ultimatum. Bis Ende April müssen die Glaubensbrüder in Graz klar dokumentieren, dass sie die Linie der IGGÖ als oberste religiöse Instanz anerkennen. Sollten diese das nicht tun, dann werde die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich für die Moschee einen Kurator bestellen, stellt Esad Memic die Rute ins Fenster. Auslöser für diesen drastischen möglichen Schritt: Weil die IGGÖ keine Möglichkeiten sieht, dass die Mitglieder des IKZ in Graz – des 1993 gegründeten Vereins – über das Vermögen mitbestimmen können. „Das IKZ muss der Linie der Glaubensgemeinschaft folgen“, sagt Esad Memic. Es deuten viele Anzeichen darauf hin, dass es sich in der Auseinandersetzung auch um einen Streit mit der Muslim-Bruderschaft handelt. Generell ist es den Muslim-Brüdern untersagt, sich als Mitglieder zu outen. Viele kommen aus der gebilde-

ten Mittelschicht. Grazer Muslime, die auch in der Moschee-Gemeinde aktiv sind, haben belegte Kontakte zu einer Muslim-Bruderschaft-Zelle in Penzberg in Bayern, wie es in einem Bericht des Verfassungsschutzes in Bayern heißt. In Österreich wird die Muslim-Bruderschaft vom Verfassungsschutz nicht als Terrororganisation eingestuft. Graz gilt aber als Zentrum des politischen Islam in Österreich. Darauf weisen gesicherte Erhebungen des Verfassungsschutzes hin. Nicht zuletzt die aufsehenerregenden Gerichtsprozesse gegen islamistische Fundamentalisten und die Urteile stärken diese Annahme.

Islamischer Religionsunterricht Knapp 11.400 muslimische Kinder erhalten aktuell in 362 Schulen in der Steiermark und in Kärnten von 74 islamischen Religionslehrern Schulunterricht in ihrer Religion. Das wurde erstmals im Projekt „Integration durch interreligiöse Bildung“ an der Uni Graz erhoben. * Eva Schulz-Kamm, Head of Political Affairs, NXP Semiconductors Germany GmbH; Simon Bridges, Minister of Transport, New Zealand; Alexander Dobrindt, Federal Minister of Transport & Digital Infrastructure, Germany presenting, with Mahdi Mekic, NXP Marketing Director in the background, at the Ministers‘ Tour of the Exhibition during the International Transport Forum’s 2015 Summit on “Transport, Trade and Tourism” in Leipzig, Germany on 27 May 2015. Foto: Flickr/International Transport Forum

ie Muslim-Bruderschaft zählt zu den einflussreichsten Organisationen im Islam und hat international das größte Netzwerk. Die Muslim-Bruderschaft oder Moslem-Bruderschaft ist eine der einflussreichsten sunnitisch-islamistischen Bewegungen im Nahen Osten. Sie wurde 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründet und hat sich in andere Länder verbreitet. Die Muslimbrüderschaft gilt in westlichen Ländern als radikal-Islamistische Organisation. Nach dem Umsturz in Ägypten 2013 und der darauffolgenden Absetzung Mohammed Mursis wurde die Muslimbruderschaft in Ägypten verboten und als Terrororganisation eingestuft. Einer ihrer Grundsätze: No east, no west – Islam ist the best. Jedes Mitglied leistet einen Treueeid auf Gott und schwört, als Bruder zu leben und sich ganz in den Dienst des Islam stellen zu wollen.

„No east, no west, Islam ist the best.“ Ziel der Muslim-Bruderschaft ist die Verbreitung islamischer Moralvorstellungen und die Unterstützung wohltätiger Aktionen und sozialer Einrichtungen. In etlichen Ländern werden die Muslim-Brüder als Terrororganisation eingestuft – nicht in Österreich. Bei aller Differenzierung hinsichtlich der verschiedenen Denkrichtungen innerhalb der Muslim-Bruderschaft ist der Großteil des dort vertretenen ideologischen Gedankenguts unvereinbar mit den in unserer Demokratie verankerten Prinzipien des Rechtsstaates und einer auf der Menschenwürde basierenden politischen Ordnung. Der absolute Wahrheitsanspruch, den die Muslim-Bruderschaft erhebt und den sie auf die Erkenntnis der göttlichen Wahrheit gründet, steht im Widerspruch zu grundlegenden demokratischen Prinzipien wie dem Meinungspluralismus und der Volkssouveränität. Sie weist deutliche Züge eines diktatorischen bzw. totalitären Herrschaftssystems auf, das die Selbstbestimmung des Volkes ablehnt sowie die Prinzipien von Freiheit und Gleichheit der Menschen in Frage stellt. März/April 2018

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CHRONIK

Erfolg: 1,6 Millionen Besucher

Aqualux-Therme in Fohnsdorf – eine Freizeit-Oase E s hatte starke Symbolik. Mehr als 1.000 Fohnsdorfer, darunter bestimmt auch etliche aus den Nachbargemeinden – jeder hatte eine Schaufel, einen Spaten mit – vollzogen den größten Spatenstich der Welt. Der 14. Juli 2006 war ein Sommertag. Ursprünglich von Architekt Titus Pernthaler als Pyramide geplant, entschied man sich am Ende doch für einen monolithischen Baukörper, der, angelehnt an die Bergbautradition der Gemeinde, an einen frei gewachsenen Kohleflöz erinnert. Der Beiname „Therme des Lichts“ geht auf den behutsamen Einsatz von Licht, Freiflächen und Öffnungen zurück. Die Entdeckung der Heilwasserquelle ging, wie meist, auf einen Zufall zurück. Eine Handvoll Bergknappen wollte im Bergwerk Fohnsdorf die Hauptschaft-Tiefe vertiefen, um mehr vom „schwarzen Gold“ zutage fördern zu können. Da geschah etwas völlig Unerwartetes: Plötzlich schoss 39 Grad warmes Wasser mit einer Geschwindigkeit von 700 Litern pro Minute in den Schacht und flutete Teile der Gänge. Der Entdeckung wurde damals nicht viel Bedeutung beigemessen – im Gegenteil: Die Quelle wurde sogar

mit Beton versiegelt. Erst mehr als 50 Jahre später gab es wieder größeres Interesse an der Quelle. Der damalige Eigentümer des Schlosshotels Gabelhofen Helmut Zoidl – er war durch die AT&S zum Milliardär geworden – wollte zu seinem 5-Sterne-Hotel eine Heiltherme errichten. Letztendlich realisierte er sein Projekt nicht. Erst dadurch kam die Gemeinde Fohnsdorf als möglicher Errichter der Therme in Frage. Geldmangel, Bürokratie und Schicksalsschläge verhinderten in der Folge beinahe die Realisierung. Daran wird Johann Straner, der Ex-Bürgermeister, bei der Gerichtsverhandlung in Leoben gedacht haben. Er wurde – noch nicht rechtskräftig – zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er als Bürgermeister im Auf und Ab des Finanzierungsdschungels eigenmächtig, ohne Zustimmung der Gremien, gehandelt haben soll. Es gibt aber noch eine andere Beurteilung: Das sind die mehr als 1,6 Millionen Gäste, denen das Heilwasser gut getan hat – und das mag für Johann Straner in schwierigen Stunden sicher so etwas wie Trost bedeuten und zeigt, dass die Entscheidung für den Bau richtig war.

KREATIVE MOBILITÄTSIDEEN GESUCHT W

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Antworten und Ideen zu diesen Fragen sucht das MOBILITY LAB in Graz und startet eine Mobilitäts-Challenge. Erst kürzlich wurde das MOBILITY LAB Graz von Bundesminister Norbert Hofer, Bürgermeister Siegfried Nagl und Stellvertreter Mario Eustacchio, Landesrat Anton Lang, Stadträtin Elke Kahr, CEO Holding Graz Wolfgang Malik und TU-GrazRektor Harald Kainz vorgestellt. Ne-

Foto: Stadt Graz/Fischer

ie können mehr Menschen dazu gebracht werden, auf das Auto zu verzichten? Wozu sollen Straßen zukünftig genutzt werden? Wie kann Pendeln umweltfreundlicher werden? Wie können Öffi-Fahrzeuge attraktiver ausgestattet und gestaltet werden? Wie können die Wege der Logistikfahrzeuge innerhalb der Stadt reduziert werden? Wie sieht die ideale Paketzustellung der Zukunft aus NutzerInnen-Sicht aus? Wie können private Einkaufswege umweltfreundlicher werden?

Stadträtin Elke Kahr, Bgm.-Stv. Mario Eustacchio, Bgm. Siegfried Nagl, Bundesminister Norbert Hofer, LR Anton Lang und TU-Rektor Harald Kainz (v.l.)

ben dem aspern.mobil LAB Wien, MobiLab OÖ Linz/Steyr, dem Thinkport Vienna und dem UML SALZBURG stärkt das Grazer MOBILITY LAB mobilitätsbezogene Forschungs- und Innovationsvorhaben. Die Ideen können per Text, Video, Präsentation bis

zum 31.08.2018 eingereicht werden. Unter allen Einreichungen wird eine Vielzahl an Preisen verlost, darunter Sunny Bags, ÖV-Monatskarten, Radzubehör, Wellnessgutscheine, Eintrittskarten für Sport- und Kultur

etc. Als Hauptpreis gibt es ein Lastenfahrrad zu gewinnen! Die 10 besten Ideen werden zur Vorstellung bei einer Fachjury Mitte September 2018 geladen und prämiert.

www. mobility-lab.at/start-der-mobilitaets-challenge/

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CHRONIK Industrie: Mehr für Qualifikation und Forschung ir beschäftigen uns intensiv mit den drei wesentlichen Standortfaktoren – Investitionen, Innovationen und Bildung“, erklärt Georg Knill, Präsident der IV-Steiermark. Das Vorliegen einer Joanneum Research-Studie zu regionalen Wertschöpfungs-, Bildungsund Innovationsdaten nimmt die Industriellenvereinigung Steiermark (IV) zum Anlass, aus ihnen standortpolitische Maßnahmen für die Steiermark abzuleiten und zu fordern. „Die Industrie ist seit vielen Jahren als treibende Kraft maßgeblich für Beschäftigung, Aufschwung und Wohlstand in der Steiermark verantwortlich“, freut sich Knill. Insbesondere Pharma, Chemie und Maschinenbau haben sich überproportional entwickelt.

„Ab 2009 ist in wirtschaftlich schwierigen Jahren ein regelrechter Schub der Forschungsbemühung der Unternehmen in der Steiermark festzustellen mit hohen Investitionen und Beschäftigungszuwachs“, so Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark. Künftig gehe es aber darum, in der „Smart-Production“ Kompetenz aufzubauen, d.h. im Bereich Elektronik in Verbindung mit Software. Kompetenzen in diesem Bereich sind entscheidend für die regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung in der Steiermark, betont Pagger. In allen Branchen ungebrochen ist der Bedarf nicht nur an akademisch ausgebildeten Kräften, sondern auch an HTL-Absolventen und insbesondere Fachkräften (Lehrer, Meister).

AK forciert Bildung

„Wir haben über 20.000 offene Stellen und gleichzeitig 45.000 Arbeitssuchende. Es liegt in der Hand, dass es um das Thema der Qualifikationen und der steigenden Kompetenzanforderungen geht“, ergänzt Pagger. „Wir haben daher alle Mitglieder der Landesregierung eingeladen, sich im Rahmen eines Standort-Zirkels regelmäßig mit ausgewählten Vertretern steirischer

Foto: Marija-M. Kanizaj

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v.l. Gernot Pagger, Geschäftsführer und Georg Knill, Präsident der IV-Steiermark

Leitbetriebe auszutauschen“, so der IV-Steiermark Präsident Knill abschließend.

Fünf konkrete Maßnahmen werden gefordert: 1. Landesverfassung um Bekenntnis zu Wirtschaft und Standort erweitern 2. Mehr Stellenwert für Forschung & Entwicklung im Steirischen Landeshaushalt 3. Standortpolitik wird immer mehr zur Qualifikations- und Bildungspolitik 4. Arbeitsmarkt überregional verstehen und für Fachkräfte aus dem Ausland optimieren 5. Verbundenheit von Leitbetrieben nützen und wesentliche Themen der Wirtschafts-, Bildungs- und Innovationspolitik in einem Standort-Zirkel austauschen.

Foto: AK Stmk/Graf

Rendering: Architektur Consult ZT GmbH

Klicken Sie rein!

Porr-Steiermark-Niederlassungsleiter Peter Schaller, AK-Präsident Josef Pesserl, VHS-Geschäftsführer Martin Bauer und AK-Direktor Wolfgang Bartosch (v.l.).

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it 4.600 angebotenen Kursen und 65.000 Hörerinnen und Hörern ist sie steiermarkweit die größte Bildungsanbieterin. In Graz wird nun neu gebaut. Die Arbeiterkammer errichtet in der Köflachergasse 7 (schließt die Lücke zwischen dem Hotel A&O und dem Studentenwohnheim) eines der modernsten Bildungszentren der Steiermark. „Das Gebäude wird auf 6.000 Quadratmetern unter anderem einen 430 m² großen Turnsaal inklusive Tribüne, zehn Bewegungsräume, zehn Multifunktionsräume, eine Cafeteria, eine VHS-Kinderwelt, ein Tonstudio, vier Musikproberäume oder eine Multi-Media-Bibliothek sowie eine

Schul- und Schauküche beherbergen“, beschreibt Martin Bauer, Geschäftsführer der Volkshochschulen, das große Projekt. Die sechs Ober- und zwei Untergeschoße sind allesamt barrierefrei. AK-Präsident Josef Pesserl: „Die VHS wird ihre Rolle als aktive und kooperative Bildungspartnerin für alle Generationen und alle Zielgruppen festigen und ausbauen, indem sie besonders am neuen Standort attraktive, qualitativ hochwertige Bildungsangebote für die Menschen zur Verfügung stellt.“ Fertiggestellt werden soll der Neubau im Sommer 2019. Die Kosten für die Errichtung belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro.

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ie vielen Kanäle und Plattformen im Internet bieten mit ihren ungeheuren Reichweiten eine Riesen-Chance für den steirischen Tourismus“, so Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger Miedl und Geschäftsführer Erich Neuhold. Die Zahl jener, die im Internet nach attraktiven Urlaubsorten in Österreich suchen und dann auch buchen, steigt Jahr für Jahr. Früher, da waren vor allem Tirol und Salzburg im Fokus. Heute gehört auch die Steiermark hinter Tirol, Salzburg und Wien zu den gefragten Regionen. 13 Millionen Klicks und 2,5 Millionen User verzeichnete die Homepage des Steiermark Tourismus, die Zugriffe haben gegenüber dem Jahr 2016 um 55 Prozent zugenommen. 60 Prozent der User machen das bereits mobil. Die Zugriffe aus Deutschland sind

um 74 Prozent gestiegen, jene aus Österreich um 62 Prozent. Die Digitalisierungsstrategie mit den Website-Mutationen, sowie der Optimierung der Online-Marketing-Maßnahmen sind die Grundlage für dieses gewaltige Plus. Der nächste Schritt ist ein so genanntes Buchungs-Widget. Im Klartext: Alle steirischen Beherbergungsbetriebe können auf Wunsch eine Buchungsstrecke auf ihrer eigenen Website integrieren. „Wir bieten dieses Tool kostenlos an“, so LR Barbara Eibinger-Miedl. Das bedeutet Kostenersparnis und Zeitersparnis für den Betrieb. Dafür gibt es viel Know-how und die Buchbarkeit des eigenen Betriebs. Von Mai bis Oktober 2017 verzeichnete die Steiermark 2.384.665 Gäste-Ankünfte und 7.066.064 Nächtigungen.

Foto: Frankl

Opfer-Mythos aufarbeiten

Georg Rigerl, Michael Schickhofer, Bettina Vollath, Gerald Lamprecht, Hermann Schützenhöfer und Heimo Halbrainer bei der Gedenkstunde im Landtag Steiermark.

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er 12. März 1938 – der Tag des Anschlusses an Nazi-Deutschland und damit das Ende von Österreich als eigenständiger Staat – ist in diesen Tagen ein allgegenwärtiges, aktuelles Thema. Dieser wird generell als dunkelste Epoche unserer bisherigen Geschichte gezeichnet. „Diktatur, Willkür, Verfolgung und Krieg bestimmten die folgenden Jahre und erschütterten die Gesellschaft in einem bis dahin noch nie dagewesenen Ausmaß“, stellte Landtagspräsidentin und Initiatorin des Buchprojektes Bettina Vollath diese Tatsache an den Anfang ihrer Rede im Landtag. „Das, was in den nur sieben Jahren ab 1938 folgte, war für die breite Bevölkerung zu dieser

Zeit nicht absehbar. Im Gegenteil: die große Mehrheit der Menschen verband den sogenannten Anschluss mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Es ist den negativen Erfahrungen der zwei Jahrzehnte davor gegründeten Ersten Republik geschuldet, dass die Bereitschaft zum ,Anschluss‘ bei sehr vielen überaus groß, ja, dass der Anschluss mehrheitsfähig war. In diesen März-Tagen des Jahres 1938 empfand sich die breite Masse der Bevölkerung in Österreich nicht als Opfer. Obwohl die Repressionen gegen politische Gegner und die Entrechtung der jüdischen Österreicherinnen und Österreicher unmittelbar nach dem Anschluss begannen – der erste große Transport nach Dachau erfolgte bereits im April – waren die großen Opfer, die der Nationalso-

Foto: STGKK/Wrann

Internet macht‘s möglich

LR Barbara Eibinger-Miedl und SteiermarkTourismus-GF Erich Neuhold.

Foto: Land Steiermark/mo

Riesen-Chance für Steirer-Tourismus

Foto: Steiermark Tourismus / Erwin Scheriau.

CHRONIK

Sabine Krummer (Autohaus Robinson), Dieter Thyr (A15), Verena Robinson (Autohaus) und Landesgremialobmann Klaus Edelsbrunner

Voller Erfolg! Die Initiative zu einer Testaktion für Elektroautos von Umweltlandesrat Anton Lang, welche in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Steiermark / Landesgremium Fahrzeughandel durchgeführt wurde, ist vielen SteirerInnen bekannt – kürzlich fand die Schlussveranstaltung auf Einladung der Vertreter des Landesgremiums Fahrzeughandel im Autohaus Robinson in der Kärntnerstraße statt. Zahlreiche Kooperationspartner, die diese E-Auto Testaktion ermöglichten und durchführten, ließen es sich nicht nehmen, daran teilzunehmen, war doch die Aktion ein voller Erfolg.

zialismus und der Zweite Weltkrieg fordern würden, für die breite Bevölkerung nicht absehbar. Die Mehrheit, daran müssen wir heute ganz klar erinnern, hatte mit dem ,Anschluss‘ im März 1938 kein Problem. Wenn wir dies heute klar konstatieren, hat dies Aussagekraft. Denn: Wie und woran sich eine Gesellschaft erinnert bzw. sich erinnern will, sagt viel über diese Gesellschaft und die jeweilige Zeit aus. Genau dieser Wandel von Erinnerung im Laufe der Jahrzehnte war einer der Ursprungsgedanken, der zu dem Gedenkbuch führte.“ Die Autoren des Buches „Orte und Zeichen der Erinnerung – Erinnerungszeichen für die Opfer von Nationalsozialismus und Krieg in der Steiermark“ sind die Historiker Georg Rigerl, Gerald Lamprecht und Heimo Halbrainer.

Obmann Josef Harb und Generaldirektorin Andrea Hirschenberger.

Neues Duo

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osef Harb, Betriebsratsvorsitzender bei Siemens Mobility in Graz, wurde vom Vorstand der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse einstimmig zum neuen Obmann des größten steirischen Sozialversicherungsträgers gewählt. Der 54-jährige Judendorfer vertritt damit die Interessen von mehr als 960.000 Menschen. Harb, SPÖ-Gemeinderat in Gratwein-Straßengel und als Gewerkschafter im Regionalvorstand der GPA-djp tätig, folgt Verena Nussbaum nach, die ihre Funktion nach dem Wechsel in den Nationalrat zurückgelegt hat.

Mehr Geld, auch für Sturm In dieser Saison 2018/19 haben die Klubs der Bundesliga einen neuen Aufteilungsschlüssel der Fernsehgelder beschlossen. Die zweithöchste Spielklasse wird mit einem Fixbetrag unterstützt, ebenso wie die jeweiligen Absteiger aus der höchsten Spielklasse. Klubs, deren Spieler im österreichischen Nationalteam eingesetzt werden, profitieren im Rahmen der Österreicher-Bonifikation doppelt mit 2.000 Euro pro Spieler und Spiel. Der verbleibende Nettobetrag wird folgendermaßen auf die 12 Klubs der höchsten Spielklasse aufgeteilt. Neu ist dabei die Förderung für jeden erspielten Punkt und die Aufteilung nach Zusehern im Stadion. 30 Prozent ist der Sockelbetrag – gleichmäßige Aufteilung auf alle Klubs. 20 Prozent ist der Österreicher-Topf – abhängig von den Einsatzminuten österreichischer Spieler. 30 Prozent ist für die sportliche Leistung – Verteilung nach erspielten Punkten. Und 20 Prozent ist für die Zuschauerbeteiligung – Verteilung nach Stadion-Zuschauern. Über die Zahlen haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. In Summe dürften etwa 32 Millionen Euro für diese prozentuelle Verteilung zur Verfügung stehen. Von diesem Betrag ausgehend würde beispielsweise jeder Klub 0,8 Millionen Euro Fixanteil als Sockelbetrag erhalten.

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CHRONIK

Hasspostings: immer mehr

Steiermärkische Sparkasse: Wechsel

Vize-General Franz Kerber geht in den Ruhestand, Sava Dalbokov wird nicht mehr dem Vorstand angehören. Daher werden ab Juni 2019 neben Gerhard Fabisch (Vorstandsvorsitzender) und Georg Bucher zwei Neue im Vorstand vertreten sein. Es sind dies Oliver Kröpfl und Walburga Seidl – beide langjährige Mitarbeiter des Hauses. Oliver Kröpfl ist Jurist und leitet das Generalsekretariat. Walburga Seidl ist Betriebswirtin und verantwortet die Abteilung Strategisches Risikomanagement.

v.l.: Christian Krainer (ÖWG), Bernhard Inninger (Stadtplanung), Bgm. Siegfried Nagl und Stadtbaudirektor Bertram Werle“.

ÖWG: 850 neue Wohnungen

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ber 110 Millionen Euro investiert die ÖWH Wohnbau in 850 Wohnungen im Herzen von Reininghaus. Dort sollen vor allem Familien einziehen. Die Besiedlung des neues Stadtteils Reininghaus im Grazer Westen rückt näher: In den zentralen Quartieren 6 und 6a entlang der Grünachse plant der gemeinnützige Wohnbauträger ÖWG Wohnbau mit einer Gesamtinvestition von mehr als 110 Millionen Euro die Errichtung von rund 850 Wohnungen. Der Baustart ist noch für heuer geplant. Die beiden Architekturwettbewerbe mit 35 beziehungsweise 30 Beteiligten wurden „Beute“ zweier Grazer Büros: Der Siegerentwurf für das Quartier 6-Süd stammt von Architekt Michael Regner, jener fürs Quartier 6a-Süd von der KFR Ziviltechniker GesmbH mit Architekt Rudi Raß.

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ie Energie Graz konnte im Jahr 2017 ein Ergebnis vor Steuern von 7,5 Mio. Euro erzielen und setzt damit die steigende Entwicklung des Geschäftserfolgs der letzten Jahre fort. Der Energieabsatz hat um über 4% gegenüber dem Vorjahr insbesondere aufgrund der kalten Witterungsverhältnisse zu Jahresbeginn zugelegt. Auch das Segment der Energiedienstleistungen und das Geschäftsfeld Licht haben verstärkt zum Unternehmenserfolg beigetragen. Kunden haben in Form von Treueaktionen von der positiven Geschäftsentwicklung profitiert. Die Investitionen wurden um 15% auf 25,8 Mio. Euro erhöht, wobei rd. die Hälfte im Bereich der Fernwärme (u.a. Einbindung Abwärme SAPPI) gelegen sind. Mit der positiven Geschäftsentwicklung sind die mittelfristig geplanten hohen Investitionen in den Ausbau der Grazer Energieinfrastruktur abgesichert.

Foto: Fischer

Foto: Arno Friebes / Arlene Joobes

rstmals können in Österreich umfangreiche Zahlen zum Thema Hass im Internet präsentiert werden. Möglich macht dies die App „BanHate“, die vor einem Jahr von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark initiiert wurde. Seitdem wurden 1716 vermeintliche HasLeitender Staatsanwalt Thomas Mühlbacher und Daniela Grabovac spostings gemeldet, (Leiterin Antidiskriminierungsstelle) 910 davon wurden rechtlich weiterverfolgt. Mit dieser Diskriminierungsgründe geprüft”, Vielzahl an Meldungen hat nicht ein- erklärt Daniela Grabovac, Leiterin mal die Antidiskriminierungsstelle der Antidiskriminierungsstelle SteiSteiermark selbst gerechnet, als sie ermark. 80 Prozent der Fälle betrafen vor einem Jahr die europaweit erste Inhalte, die auf Facebook veröffentApp gegen Hasspostings vorstellte. licht wurden. „Wenn es um Hetze „Jedes einzelne wurde von unserer und Hass im Internet geht, scheint es Stelle auf strafrechtliche Relevanz kaum noch eine Hemmschwelle zu und/oder das Vorliegen möglicher geben”, so Grabovac.

Foto: Stadt Graz/Fischer

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Energie Graz: Plus im Vorjahr

Die beiden GF Boris Papousek und Werner Ressi: „Der weitere Ausbau der Grazer Fernwärmeversorgung, zur Umsetzung des Kommunalen Energiekonzepts der Stadt Graz, steht in den nächsten Jahren im Vordergrund.“

Die Drähte liefen heiß

AK-Leistungsbilanz: 63 Millionen Euro für Mitglieder eratungen per Telefon und verstärkt über E-Mail zählen zu den Hauptaufgaben der Arbeiterkammer – mehr als 226.000 im Vorjahr ! Dies dokumentiert, wie stark die AK in Anspruch genommen wird“, erklärt AK-Direktor Wolfgang Bartosch. Die Leistungsbilanz 2017 der Arbeiterkammer Steiermark basiert zum einen auf dem jährlichen Rechtsschutzbericht, zum anderen auf dem Konsumentenschutz. Im vergangenen Jahr wurden 63 Millionen Euro für die AK-Mitglieder erbracht. 61,2 Millionen Euro betrugen die Kammerbeiträge. Der in Euro quantifizierte Erfolg umfasst Arbeitsrechts-, Sozialrechts-, Insolvenzrechts- und Konsumentenschutzfragen sowie Beratungen im Steuerrecht. „Unsere Kernkompetenz ist das Arbeitsrecht. Wir vertreten 70% der Klagen im Arbeits- und Sozialrecht“, betont Bar-

tosch. Die Hitliste der Streitgründe: Löhne und Gehälter, Überstunden, Sonderzahlungen und vorzeitige Beendigung des Dienstverhältnisses.

Foto: AK Stmk/Graf

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Flughafen-GF Gerhard Widmann, LH-Stv. Michael Schickhofer, Bgm. Siegfried Nagl, SkyWorkChef Martin Inäbnit und Holding-Graz-Chef Wolfgang Malik (von oben).

SkyWork bringt Steirer nach Berlin

AK-Direktor Wolfgang Bartosch und AKPräsident Josef Pesserl präsentierten heute die „Leistungsbilanz 2017“ der steirischen Arbeiterkammer

„Von Graz in die Weltstadt Berlin und dazwischen liegt ein kleines Stück Schweiz“, verweist Martin Inäbnit, CEO und Vorstandsvorsitzender von SkyWork Airlines, auf deren Leitsatz: Flights made in Switzerland“. Die Fluggesellschaft hat ihren Geschäftssitz beim Flughafen Bern-

Belp und befindet sich in einer Expansionsphase. „Im Jahr 2017 waren wir noch an 18 Zielen präsent und im Sommer 2018 stehen bereits 22 Ziele auf unserem Flugplan“, so Martin Inäbnit. Darunter eben auch Graz, von wo aus es jetzt 6 Mal pro Woche (Mo.-Fr. u. So.) nach Berlin geht.

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WIRTSCHAFT

Foto: SunnyBag/Florian Rainer

SunnyBAG-Team konnte die KELAG als Partner gewinnen.

Spürsinn für Geschäftspartner

Oben: Exklusiv berichtete KLIPP im Jahr 1994 über den geheimen, digitalen Champion Mr. Koo. Unten: Die Solar-Ladegeräte von SunnyBag sind vielfältig einsetzbar.

Erfolgreiche Förderung der SFG für Grazer StartUp

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nde 2012 stiegen die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG und die Innovision in das Solar-StartUp SunnyBAG von Stefan Ponsold ein. Die Eigentümer von Innovison sind die erfolgreichen steirischen „Business Angel“ Judith und Roland Koo. Das Duo zählt zu den Kreativköpfen der ersten Generation in Sachen Chip-Technologie. In der SFG erkannte man früh das Potential der Projektideen von Roland Koo.

Name Koo ist nicht steirisch Er signalisiert, dass es sich hier um keinen typischen „Altsteirer“ handelt. Und der promovierte Elektrotechniker („Ich habe in Graz studiert“), mit Aufenthalten in den USA und der Schweiz, hat auch eine schillernde Lebensgeschichte anzubieten. Die Mutter Steirerin, der Vater Chinese und Roland wurde in der Schweiz geboren. In Eggersdorf, dem Geburtsort seiner Mutter, ging er zur Schule und machte in Gleisdorf die Matura. Er fühlt sich noch immer mit dem kleinen Ort Präbach verbunden. Das war auch der Grund, dass Roland Koo 1983 aus der Schweiz zurück kehrte, als in Unterpremstät-

ten der Chip-Hersteller AMI seine Produktion aufnahm. 1986 arbeitete er noch bei AMI (heute AMS) als kleiner Manager, wollte sich aber auf eigene Füße stellen und eigene Ideen umsetzen. Im Februar 1987 gründete er die Firma Mikron und fand im Technologiepark Graz Unterschlupf. Und damit begann der unglaubliche Aufstieg zu einer Weltfirma in Sachen digitale Elektronik. Als er Anfang der 1990er-Jahre in Gratkorn ein leerstehendes Bürogebäude mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung des Landes übernahm, machte ihm die Gemeinde eine außergewöhnliche Morgengabe: Man taufte die Gasse sofort in Mikron-Weg um.

Viele „pilgerten“ nach Gratkorn Roland Koo forschte und entwickelte mit Anfang der 1990er-Jahre und rund 70 Mitarbeitern im Bereich der berührungslosen, elektronischen Identifikationssysteme – damals weltweit ein technologischer Quantensprung! Manager von Weltkonzernen kamen nach Gratkorn, staunten und kauften. Das rasante Wachstum und die hohen Entwicklungskosten für diese Systeme waren

die Gründe, dass Mikron ständig auf der Kippe zwischen Erfolg und Misserfolg „tanzte“. Das Land Steiermark stärkte ihm den Rücken und damit fand Koo in der Schweiz Partner, die Risikogeld einbrachten. Jahr für Jahr wuchs Mikron in Gratkorn um 50 bis 100 Prozent. Doch der Markt wuchs um ein Vielfaches. Der Bedarf an Datenträgern, so wie sie Mikron entwickelte, explodierte förmlich. Die Gratkorner waren international die Nummer 1. So lieferten sie zum Beispiel für Hongkong Transport die ersten berührungslosen Tickets mit Hilfe eines Erkennungslasers. Für die Softwareentwickler war dies damals eine gewaltige Herausforderung. In der Folge suchten die großen japanischen Konzerne die Kooperation mit Mikron. 1995 verkaufte das Ehepaar Koo das Unternehmen und damit auch die Anteile an Mikron an Philips (NXP). Noch heute wird am Standort am Mikron-Weg 1 in Gratkorn geforscht und entwickelt.

Und damit zur Gegenwart SunnyBAG konnte dank des eingebrachten Kapitals der Investoren und deren intensiven Begleitung – nicht

zuletzt auch aufgrund einer Beteiligung durch den AWS-Gründerfonds – ihr Produktportfolio ständig erweitern und innovative Produkte auf den Markt bringen. „Die Wachstumsfinanzierung der SFG war für uns als Gewinner des Fast Forward Awards im Jahr 2011 ein geeignetes Werkzeug, da Venture Capital in Österreich damals quasi nicht vorhanden war“, so SunnyBAG-Geschäftsführer Stefan Ponsold. Im vergangen Jahr entschied man sich, mit der KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft einen neuen starken Partner an Bord zu holen, der neben einem ausgeprägten Netzwerk auch frisches Kapital zur Verfügung stellt, um neue Projekte umsetzen zu können. Dies hat den erfolgreichen Ausstieg der SFG und der Innovision von Judith und Roland Koo ermöglicht.

Auszeichnung für Gleisdorfer Logistiker „Jerich International aus Gleisdorf hat als Lieferant erheblichen Anteil an unserem Erfolg“, so Roland Simon, Vizepräsident bei Avery Dennison. Der führende Hersteller für Klebefolien aus den USA, beispielsweise für Duschbad-Plastikflaschen, verlieh in Oegstgeest (Niederlande) Herbert Jerich jun. freut sich: „Mit etwa 60 Mio. Dollar Umsatz im Jahr ist Avery Dennison unser größter Kunde“

dem Logistikunternehmen Jerich International aus Gleisdorf den „Supplier Distinction Award“ (Lieferanten-Auszeichnung). „Unsere Lieferanten spielen in unserer Mission, unseren Kunden einen Mehrwert zu geben, eine Schlüsselrolle“, betont Roland Simon. „Durch maßgeschneiderte Transportlösungen hat uns Jerich International ermöglicht, die Kunden mit der Belieferung unserer Produkte vollends zufrieden

zu stellen“. Das seit 1969 familiengeführte Logistikunternehmen Jerich International in Gleisdorf beschäftigt rund 750 Mitarbeiter und betreibt 20 Lager in Europa und 12 in den USA. Der Großteil von Jerichs Kunden ist aus der Papier- und Automobilindustrie. Das Kerngeschäft besteht darin, für Konzerne mit Massenproduktion eine effiziente und kostengünstige Supply-Chain (Liefer-Kette) auszuarbeiten.

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WIRTSCHAFT

JUFA legt in Hamburg an Das Highlight auf dem Erfolgsweg

JUFA-GF Gerhard Wendl: „Uns dürfte es heute gar nicht mehr geben.“

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ns dürfte es heute gar nicht geben“, blickt Gerhard Wendl zurück. „Das Credo der Tourismus-Experten hieß zu Beginn meiner Tätigkeit, wir sollten uns spezialisieren, ja nicht in die Breite gehen. Wir haben aber unseren Weg genommen. Die Wirklichkeit ist die, dass wir heute so etwas wie eine große Handelskette sind, die von der Zahnpasta bis zum Erdäpfel alles hat. Wir sind, was das touristische Angebot betrifft, breit aufgestellt und haben uns, wenn man so will, auf die Vielfalt spezialisiert.“ Als Gerhard Wendl die steirischen Jugendherbergen mit Firmensitz in Graz übernahm, hatten diese 28 Mitarbeiter. Heute beschäftigen die JUFA Hotels 1.300 Mitarbeiter in vier Ländern. Am 26. April wird in der exklusiven Hafen-City in Hamburg, in Nachbarschaft zur mittlerweile weltberühmten Elbphilharmonie, das größte JUFA Hotel mit 600 Betten eröffnet. Und schon ist das nächste JUFA in Sicht, direkt an der Nordsee, am Wasser gelegen, wird mit einem neuen Investor eine 250-Betten-Herberge entstehen. „Unser erstes Haus direkt am Meer“, freut sich Wendl. Es war Mitte der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. In der Steiermark begann die Ära von Waltraud Klasnic als Landeshauptfrau, und Peter Schachner führte eine praktisch gleich starke SPÖ. Basierend auf dem alten Proporzsystem gab es den SPÖ-nahen Jugendherbergsver-

band und das ÖVP-nahe Jugendherbergswerk. Diese waren in die Jahre gekommen, defizitär in ihrem Betrieb. Die Devise war also: Sterben lassen oder etwas Neues machen. „Ich bin vom Jugendherbergsverband gekommen, war ein junger Revoluzzer und habe gedacht, neben dem Studium ist die Geschäftsführer-Funktion eine gute Sache“, so Gerhard Wendl. Die beiden Proponenten ÖVP und SPÖ einigten sich darauf, die Organisation neu zu entwickeln, auf neue Beine zu stellen und auch gewissermaßen zu entpolitisieren. „Der Neubau der Jugendherberge in Judenburg war damals der erste seit 40 Jahren.“ Und die Eröffnung des JUFA Hotels in Hamburg in wenigen Wochen ist damit der Höhepunkt in der bisherigen Erfolgsgeschichte. Es ist ein Investorenprojekt in der Größe von 30 Millionen Euro. „Man hat es an uns heran getragen. In der Gegend kannte uns kein Mensch“, sagt Gerhard Wendl. „Wir erschließen damit eine völlig neue Gäste-Klientel.“ Doch Wendl tut alles, um den Ball flach zu halten, wie es in der Fußballersprache heißt. „Wir wollen behutsam wachsen. Gebaut ist etwas schnell, aber ein Haus langfristig zu führen, ist die große Herausforderung.“ Im Schnitt gibt es drei Eröffnungen pro Jahr, heuer folgen noch das Stiftshotel in Gurk (Kärnten) und Saalbach-Hinterglemm. Damit hat die Gruppe 60 Standorte in vier Län-

dern: Österreich, Schweiz, Ungarn und Liechtenstein. „Die Häuser untereinander zu vernetzen – das ist der entscheidende Ansatz, damit unser Konzept bei unserer flachen Hierarchie funktioniert“, so Gerhard Wendl „Wir nützen die regionalen Gegebenheiten aller Standorte bestmöglich und sie bieten uns viele Impulse.“

Wir setzen neue Maßstäbe Es ist die Vielfalt, welche die JUFA Hotels attraktiv macht (500.000 Gäste, 1,5 Millionen Nächtigungen): Ob Klettern, Ballsport, Schwimmen, Wandern, Skifahren, ob Seminare, traute Zweisamkeit, wertvoller Familien-Urlaub mit genügend Freiraum für Kinder – alles gibt es. „Wir setzen Maßstäbe in den Bereichen Sport, Kultur, Erlebnisprogramme, Camps, Bildung“, so Gerhard Wendl. „Unser Mindset lautet: Herzlich, familiär und grenzenlos offen.“ Mehrere Auszeichnungen schmücken die Vitrinen in der Zentrale in Graz – zum Beispiel ein Energy Globe Award, das Österreichische Umweltprädikat, der Steirische Integrationspreis, der Trigos als Auszeichnung für die kinder- und familienfreundlichste Gaststätte. Gerhard Wendl: „Wir beschäftigen und bilden auch 50 Menschen mit Behinderung aus.“ Weitere Kooperationen gibt es mit der Lebenshilfe Österreich, der Steirischen Vereinigung für Menschen mit

Behinderung, der Aktion Kinderherz Österreich, dem Verein zur Hilfe für herzkranke Kinder. Und das Team Styria baut seit vielen Jahren einen Großteil der Betten und anderen Möbel. Und wie sieht die Eigentümerschaft aus? Gerhard Wendl: „Wir sind eine gemeinnützige Stiftung und haben operativ eine Holding, die für den Betrieb jedes Hauses mit einer eigenen Gesellschaft arbeitet. Wir operieren ohne Zuschüsse. Unser Vorteil ist, dass es keine Aktionäre gibt, die jährlich ihren Anteil abschöpfen wollen und ihre Dividenden ziehen. Denn damit werden Hotelketten ausgehöhlt. Bei uns wird alles wieder investiert.“ „Gehört die Steiermark zu Slowenien? Wo liegt die Steiermark? – das waren die Fragen, als wir begonnen haben, auf Tourismusmessen auszustellen“, so Wendl. „Mittlerweile ist das ganz anders. In allen unseren Häusern ist die Steiermark präsent, gibt es einen Steiermark-Shop. Wir werben also auch für die Marke Steiermark. Und ich denke, damit tragen wir auch viel zur Bekanntheit bei.“

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WIRTSCHAFT

LILLY LOTTERBLUME

18.366 Euro Monatspension für Ex-Generaldirektor. Das ist Luxus „in rot“!

Hallo, meine Lieben! Über nichts, ausgenommen Fuß- von Kurt Oktabetz. Und das 14 Mal ist heute ebenfalls schon in Pension. ball und Skifahren, reden sich die Ös- im Jahr. Da gehen sich schon einige Beide müssen nicht auf Oktabetz Ich am weißStammtisch nicht, ich weiß nicht, gute Freunde hat. Die Frieda hat so der klarerweise Kreuzfahrten in der Luxusklasse aus,im- neidig terreicher so gerne in was sein,Hubert. sie liegenDem in etwa in der ich machen mein Allerliebmer wieder Der gehört, undOktabetz sie geht ja in gleichen noch immer leid tut, dass die Herwig. Herr Rage, wie über diesoll vielund zu hohen Ga- so der Einkommensetage. Für„Chealle sterPensionen ist mir da überhaupt keine Hilfe der1997 ÖVPmehr aus und dass Grillitsch damals so sang- und heißt klanglos war bis als ein, 25 Jahre Gene- giltfin“ gen und von Politikern, die Unschuldsvermutung, es dabei. sagt nur: „Du Auswirst das gute Chancen gehabtLeykam hätte, in dem sonst vonbei derbrisanten politischen Bühne abtreten raldirektor der Druckerei Managern undErSpitzenbeamten. Informationen. Ist schonbleibt richtig …“ Unsere Hermann zu Penfolgen, dasmusste. ihrem zu dem ihr Straßgang. DerSchützenhöfer Vertrag für seine genommen da machen nur das monateine? –Bei fragt mich60er, der Otto. Wie Jüngste war so schwer verliebt Wochen nach logihätte das im gehabt. Nun ist sollzwei sion sei vorermehr alsAuge 30 Jahren unterliche eigene „Gerschtl“. Auch ich bre- und ich als einfache Frauder dasWahl wissen? jetztTabu ist esnicht. auf Denn einmaleine über Nacht es klarerweise vorbei damit. Schon scherweise viele Mitarbeiter gratuschrieben worden, leugnet Oktabetz che dieses Veraus. Sie tut mir soEinkommens leid, weil sie sich knapp lierten, kam aber war Fritz sein einmal monatlich nettesGrillitsch Sümmchen öffentlichung meines * keine Stimmung wie inSpender ihrer Kindheit mir anSprung die Landesregieauf. Da war die Trauerarbeit wichtinicht.vor Erdem wisse, dassinsolche Beträge könntefast zu viele auf denbei Plan lehntdas undwäre Schutz sucht. Das Das tut damals und nochverstehe zu Zeiten ger. Glück klärt mich darüber wieNeidrung, hervorrufen das,von Zum rufen und peinlich. ist gut, aberStichwort sie wissen ja, Pensionsman kann da Klasnic Er habe damals der mein Allerliebster auf. Ich blabbegeht Waltraud der Schwager des .Alt-SPÖ-Lanschon das für ein nicht wirklichhabe helfen, bereits, so erzählt die Frieda, deshauptmann-Stellvertreters Peterdie re ja nur nach, was er mir umständhighlight. Erfahren ich sondern das vonkann versuchen, zu trösten. Bei uns in Zusage offen der damals allmächtigen Schachner mit dem Thema lich und lange erklärt hat. Warum das einem nur Kollegen in der Redaktion, derwiederum Nachbarschaft gibt’s guten auch einiVP-Chefin gehabt, Gerhard In der Steiermark um. steirischen Dessen Ex-Sekretär Oswindie überhaupt der hat‘s von einem zu erwähnendurfte ist? Die LeyDraxler türkische Zuwandererfamilien . dann allerdings im Parteivorstand seinerzeit nicht ORF-Lanspäter Geschäftsführer der kam Freundgebei der letzten Tarockrunde Kois, Medien AG – sie hatte früher da wie haben wir gehört, dass die einen anderen vorschlug, Gril- ihren desdirektor werden, weilwoersich für Energie Steiermark und auchohne in eigehört.Und Bitte, gesagt, ich erzähl‘ Sitz in Graz-Straßgang, ihrer Tochter in die litsch darüber zu informieren. Ver- auch ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud ner Tochter des Verbund-Konzerns das nurmit nach. 18.366 Eurokürzlich betrug bisdie Großdruckerei befand – geKlasnic gereist sind, weil sie dort den sollte tätig das so stimmen, hörte zu Tochtergesellschaften viel rot und zu viel in derständlich, Führungsetage gewesen, her dieTürkei monatliche Brutto-Pension mit ihren schwarz war. Kärnten wurde Bräutigam ausgesucht haben. Und dass der Grillitsch sich zu Klasnics mehrheitlich derIn steirischen SPÖ.er ORF-Landesdirektor unter Jörg deren Tochter findet nichts dabei, Verdiensten kaum noch äußerte. Diese war stolz auf ihr Familiensilweil sie ja in dieser Welt aufgewachdergerne FPÖ. In wurde ber,Haider das gutvon und 25Wien Millionen sen ist. Die war ganz freudig aufgeer wert Informationsdirektor unter WolfEuro war. In der Zeit von Franz gangder Schüssel regt, obwohl sie ihren Bräutigam gar der ÖVP. Und Voves, 2002 in von die Politik einstieg nicht je vorher gesehen hat. Wenn Weil die Frieda gerade von Klasnic undnun wurde er steirischer Nachfolger vonwieder Peter Schachich dann daran denke, wie niederge- geredet hat. Herwig dem roten als Vorsitzenderunter der steirischen T. 0316 83Hösele 21 98 war ei- nerLandesdirektor schlagen unsere Jüngste jetzt ist, ner ihrer engsten Mitarbeiter und SPÖ Landeshauptmann Franz wurde, ging es auf demVoves poli- . dann denke ich mir: Solche Sorgen ist, so der Hubert, sicher ein belese- tischen Was damit zumbergauf Ausdruck kommt, Spielfeld – mit der haben die Eltern der jungen Türkin ner Mann. Kein Wunder, dass er viel Leykam hat mir kürzlich der Josef erzählt. Medien AG Schritt für Schritt nicht. über die Vorzüge und Nachteile der allerdings Dass Gerhard ins Out. Draxler von seinem Demokratie, das passende Wahl- Job als Journalist was verstehen recht philosophiert. Doch mit einem muss und alle *jene eines Besseren scheint er ein Problem zu haben, mit belehrt hat, die ihn in der jeweiligen Das letzte Mal hat mir ja Frieda er- dem innerparteilichen demokrati- Zur PhaseErinnerung: jener politischen Franz GruppieVoves zählt, dass der Jochen Pildner- schen Umgang. Der Hubert denkt da kam rung zugeordnet die gerade politisch stark haben, unter Druck, erSteinburg, Präsident der Steiri- an die Zeit zurück, als Klasnic we- zählt dortmir an mein der Macht war oder ist. Allerliebster, weil er schen Industrie, nach Wien gehen gen der Energie Steiermark gewaltig österreichische Unternehmer-Bosse soll und dort als Nachfolger von In- Zoff mit Gerhard Hirschmann und – darunter auch den mittlerweile verdustriellen-Präsident Veit Sorger Herbert Paierl hatte. Hösele spiel- storbenen Krone-Eigentümer Hans vorgesehen ist. Und die Frieda te in dieser Auseinandersetzung Dichand Christoph , Chefredakteur der – Biro wegen deren steuermeinte noch, damit wäre er neben eine wichtige Rolle. Heute bezeich- schonenden Steirerkrone, zeigt immer wieder, so privaten Stiftungsmodem Bebauung gut vernetzten , net er sich als „Wut-Bürger“, habe öffentlich ich der Ute unter bei der Beschuss letzten TaLockere mitFritz nur Grillitsch 10 Wohneinheiten in 6selber Häusern im Grüdellen Bauernbundpräsidenten, der stärkerAusstattung: werdenden Poli- nahm. rock-Runde beim Diskutieren am nen, dem Wohnungsgrößen von 53 bisder 99m²wegen ,hochwertiger Als bekannt wurde, dass auch ranghöchste steirische tikverdrossenheitund in Österreich, zugehört, dass er von Ziegelmassiv (innen wie Vertreter außen),auf Fußbodenheizung zentraler und dieNebentisch steirische SPÖ in einer gemeindem Wiener Parkett. In der steiri- schließt sich dem Kreis jener an, die nützigen der Steiermark noch immer wirklich Warmwasseraufbereitung, Parkettböden, große Dachterrassen Privatstiftung ihr Familischen ÖVP, so erzählt die überdachte Frieda, dagegen sogar ein Volksbegehren weniggebunkert weiß. Er kommt Wien und Gärten, Außenraffstores, PKW-Abstellplätze. HWB: ensilber hatte,aus wurde erund in die fGEE: Funktionäre ein Bürgerlicher im alten Sinn 45,77waren kWh/m²a ≤ 0,769arg ge- überlegen. Schon pikant. Oder per- denistMedien und in der Öffentlichkeit schockt, als sie nun lesen mussten, vers. Oder auch zum Schmunzeln. aufsdesärgste Wortes, tut sich schwer neuattackiert. Voves mit mussdass der Grillitsch von einer Hösele sich in den Medien te daraufhin en Entwicklungen. Daher gefallen Informationen unter:sich www.h2.co.at undäußerte 0664 88929512 den Auftrag geben, die Stunde auf die andere total aus der im Sinne wie: „Irgendwann werden Stiftung ihm auch Typen, Im die Zuge ihm schmeiaufzulösen. dieses cheln und ihn als einen der Großen PolitikProjekte: zurückzieht. Es waren auch die Regierungsparteien von uns komplizierten Weitere Abwicklungsprozesses und Wichtigen Lande darstellen. fürbei ihnGraz, die Aufregungen so arg, dass hören.“ Aber er selbst hat nicht gut gingen – Hart Rastbühelstraße Millionen im den Bach runter, Mit Oswin Kois verlasse der vieler in Graz bekanntlich wegen Herz- zugehört und die Dinge richtig ana- mussten – Graz-Wetzelsdorf, Fasanstraße die Anteile der Leykam leicht kompetenteste Manager die problemen ins Krankenhaus mus- lysiert, als er im Regierungsbüro in Medien – Graz-Eggenberg. Lerchengasse AG zu schlechten Preisen große Bühne, Biro dem ste. Alle, mit denen die Frieda über der Grazer Burg die Fäden gezogen verkauft – Wildon, Im Langfeld werden,streut sicherten sichNochrote Energie-Steiermark-Chef Rosen. Grillitsch gesprochen hat, waren hat. Denn sonst wäre die Landtags- Manager und Mini-Gesellschafter fast traurig, weil der Obersteirer wahl 2005 für Waltraud Klasnic Das zeugt schon von wirklicher auch in den anderen Parteien viele nicht zu einem Desaster geworden, Sachkenntnis, lästert die Ute. Was

Wohntraum Kreuzfelderweg – Graz-Puntigam

dafür aber etliche Millionen Euro. Die steirische SPÖ als HaupteigenKois in derbis einst skandalgebeuteltümer ging heute fast leer aus. ten Estag gelungen sei, so der Herr Das einstige Paradeunternehmen, Biro, seinesgleichen. von demsuche nur noch eine Hülle daWer ist, denke angesichts des mehr, Grünenaber E heuhat keine Rücklagen bis te noch an die schmutzigen Schlagvor kurzem noch einen Gläubiger. zeilen von früher? UndOktabetz. die Estag sei Und dieser hieß Kurt Er auch profitabel. Zweistellige Milliobekam von der Leykam Medien AG nenbeträgeseine dürfe18.366 das Land Jahrhohe für monatlich Euro Jahr kassieren,–und steiriBrutto-Pension unddass das der 14 Mal im scheDa Stromriese keinen Atomstrom Jahr. die Firmenkasse praktisch ins Netz stehe Aufsichtsebenfalls schon leereinspeist, war, überlegte auf der Kois’schen Erfolgsliste, ratsvorsitzender Wolfgang Messschreibt Biro in der Steirerkrone. ner, die Insolvenz anzumelden. Er Letzteres stimme in keinem Fall, muss ja in seiner Funktion eine Rückhörtund die Vorsorge Ute aus der lage fürEnergie-Steierdie Pensionen mark-Zentrale vonbilden. jemandem, der im Unternehmen Was aber mit Stromhandel zuwar. tun Kurt hat. Oktanicht mehr möglich betz zeigte sich aber kompromissbereit. Er einigte sich nach langen Gesprächen mit den Genossen auf Warum gehe Kois Abschlagszahlung überhaupt per 31. eine einmalige trauert Franz Voves inMärz, der Höhe von Biro. rund 600.000 Euro. könnte ihm daetwa sicher passende Das entspricht derdie Summe von Antwort geben, rät die Die Ute dem Steidrei Jahrespensionen. Leykam rerkrone-Chefredakteur. Im ÜbriMedien AG ist damit schuldenfrei. genweiter habe dieser Koisdarüber HandWas mit ihrOswin geschieht, schlagqualität ein noch Charakterzug, hat die steirische–SPÖ nicht entder heutzutage immer seltener zu schieden. finden ist, will das Biro-Lob kein Ende nehmen. Er* meint damit aber hoffentlich nicht den Sack voller Energie-Steiermark-Inserate Die Vorzeichen in den letzten und drei die zigtausenden Euro dafür, Monaten waren andere, dasswelche Franz die Krone im Laufe letzten zweiKüberl auch künftigder dem Stiftungseinhalb Jahre einsackeln konnte, ätzt die Ute weiter. Aber wer weiß, so die Ute, vielleicht hat der Nachfolger von Kois eine ähnlich lockere Hand beim Geldausgeben, wenn’s darum geht, vor allem für sich als Person guten Wind zu machen. Denn viel will der Tarock-Runde nicht einfallen, als die Ute danach fragt, was dem Kois so alles gelungen sei. Da fielen dann Begriffe wie Murkraftwerk und Photovoltaik-Anlage auf der Firmenzentrale. Doch diese Projekte sollen schon die Vorgänger auf Schiene gebracht haben.

Bis zum nächsten Mal,

Eure Lilly

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KLIPP November 2011

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Leben retten dank der richtigen Verbindung Werner Kogler zeigt auch jetzt in der „Grünen“-Krise Stehvermögen: Legendär seine 12-Stunden-Dauer-Rede im Parlament

ORF-Stiftungsrat Franz Küberl (im Bild re. mit Bischof Krautwaschl): enttäuscht über das Verhalten der neuen Regierer in Wien.

rat des ORF angehören wird. Der Religionsvertreter wird ja aus dem Publikumsrat gewählt. Kardinal Christoph Schönborn war ursprünglich der Meinung, dass Küberl das weiter machen sollte. Seine Arbeit als unabhängiges Mitglied wurde über die 20 Jahre, die er in seiner Funktion war, von allen geschätzt. Aber offensichtlich hat wohl ein Gespräch zwischen Kanzler und Kardinal Schönborn dann eine Meinungsänderung bewirkt, erzählt die Ute. „Ich will da nicht so viel hinein vermuten“, sagt Küberl, „beim ORF-Freundeskreis weiß man nie, wo es lang geht.“ Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ein gutes Gesetz, aber die Organe sollten das auch wahrnehmen. In der Republik muss es auch um Staatspolitik gehen und nicht um Parteipolitik. „Da muss man einen Schritt weiter kommen. Ein anderes Verhalten wäre angemessen gewesen“, sagt Küberl. Der Verfassungsgerichtshof ist ein Beispiel dafür, was eine Organisation kann. Beim ORF ist es so, dass jeden Tag ein anderer Landeshauptmann anrufen kann. Küberl hat eines gelernt in der Caritas: Wenn man etwas falsch gemacht hat, dann sollte man es am nächsten Tag besser machen.

Eine grundanständige, ehrliche Haltung, finde ich. * Der Steirer Werner Kogler gilt schon jetzt als Urgestein der Grünen in Österreich. Nachdem sich mit Eva Glawischnigg und Ulrike Lunacek die beiden Front-Runner verabschiedet haben, Peter Pilz ja eigene Wege geht, ist Werner Kogler der einzige aus der alten Garde. Er hat die Rolle des interimistischen Sprechers übernommen, doch es scheint so, als würde sich Kogler auf eine längere Funktionsperiode einstellen. Da zur Zeit keine Mitbewerber Lust haben, an seine Stelle zu treten. Und Stehvermögen ist eine Eigenschaft, die Kogler ganz sicher auszeichnet. Vor Jahren wollten die Grünen eine Abstimmung im Parlament so lange wie möglich verzögern. Werner Kogler stand damals zwölf Stunden ohne Unterbrechung am Rednerpult. Um zwei Uhr morgens schloss er mit dem Satz: „Das war eigentlich schon alles, was ich sagen wollte.“ In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

Anton war schon immer ein Tüftler, bereits als Kind hat er am liebsten Dinge erfunden. Noch heute geht die Welt des neugierigen Zerspanungstechnikers weit über das Feilen, Sägen, Fräsen und Polieren hinaus. Bei seinem Arbeitgeber, einem Sondermaschinenhersteller, kann Anton sein ganzes Geschick und seine ganze Leidenschaft für Technik einbringen. Und mit seinen Hightech-Metall- und Kunststoffbauteilen Leben retten. Seine Arbeit wird beispielsweise in einem speziellen 3D-Drucker eingesetzt, der passgenaue medizinische Implantate individuell produziert. Ziemlich smart, wie Anton findet, der schon die nächste Idee im Kopf hat. Zukunft erfinden in der steirischen Industrie.

Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.

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HINTERGRUND

Wo Licht,da oft auch viel Schatten Wie in der Vita von Kriegsfolgen-Historiker Stefan Karner. Er zeigt, wie man den Goldesel reitet. Die Grautöne und der Jubilar „Ich habe in Forschung und Lehre immer versucht, die Grautöne in der Geschichte zu sehen, denn Geschichte ist nicht immer schwarz und weiß.“ Als Ort für diese „historische“ Aussage wählt Stefan Karner die Aula der Uni Graz, als Zeitpunkt seine Pensions- und Geburtstagsfeier (65 ist er) eben dort. Nur, von den wichtigen Grautönen war in den Reden über sein berufliches Leben nichts zu vernehmen. Nur der Applaus. Bei 16 Rednern kommt da in einem dreieinhalbstündigen Festakt schon einiges zusammen. Kein Misston sollte die Huldigung trüben, dafür garantierten die vom Geburtstagskind ausgesuchten Festredner.

ternehmen Karner drunten im Tal floriert. Aber wie honorabel ist es? Karners Verdienste in der Steiermark sind jedenfalls größer als seine Verdienste für die Steiermark. Und die Belege dafür sind vielfältig und gehen – historisch dokumentiert – bis in die 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Wolfgang Schüssel: ein großer Gönner

Fleißig und im Sog von Minister Schüssel

gagement für die Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung in Graz. Weiters führte sie die grenzüberschreitende Landesausstellung 2009, die Staatsvertragsausstellung auf der Schallerburg oder auch das Haus der Geschichte in St. Pölten an, das Stefan Karner initiierte. Die Laudationes (Lobreden) wurden von Alt-Rektor der Universität Graz Wolf Rauch und Bundeskanzler a. D. Wolfgang Schüssel gehalten. Letzterem verdankt Karner seinen Aufstieg. Schüssel machte Stefan Karner zum Vizepräsidenten der politischen Akademie der ÖVP, engagierte ihn als Berater, öffnete ihm als Außenminister und später als Vizekanzler so manche wichtige Tür im In- und Ausland, wo es dann für den Kriegsfolgenforscher Projekte mit stolzen Gagen abzuarbeiten gab. Heute sind die beiden dicke Freunde, mit Ferienhäusern im Lachtal im steirischen Murtal. Schüssel wird dort geschätzt, Kriegsfolgenforscher Karner steht mit etlichen der Nachbarn auf Kriegsfuß. Anrainer Merl über Karners Ferienhaus: „Ein Schwarzbau, der im Nachhinein saniert wurde.“ Zwei weitere: „Darf der sich alles erlauben? Sein Verhalten uns gegenüber ist, als ob für ihn keine Gesetze gelten.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner würdigte Karners Fleiß und En-

Am Berg in 1.400 Metern Seehöhe gibt’s also Ärger. Doch das Un-

Fast hätte man meinen können, ein Mächtiger der Weltpolitik oder ein Nobelpreisträger beehre da die Aula in der Grazer Universität, so groß war der Andrang. Nein, es war „nur“ der friedliche Aufmarsch der Karnerschen Gefolgsleute aus den ÖVP-affinen und nationalen Netzwerken: vom ersten Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka, über Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, dem steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, dem Bürgermeister der Stadt Graz Siegfried Nagl, dem Direktor der Diplomatischen Akademie Wien Botschafter Emil Brix und weiteren Vertretern von Universitäten. Einige sprachen – humorvoll verpackt – auch die Tatsache an, dass Stefan Karner ein „teurer Freund“ im mehrfachen Sinn des Wortes ist.

- In den 1990er-Jahren gründete auf Betreiben und Initiative Karners das Druckunternehmen Leykam in Graz den Verein ÖKIS. Mit Hilfe seiner guten Kontakte zu Moskauer Archiven (und mit Unterstützung von Wolfang Schüssel als Außenminister) ließ Karner die Personendaten von zigtausenden österreichischen Kriegsgefangenen in Moskau von russischen Mitarbeitern zu Billigstlöhnen in Computer eingeben. Österreicher konnten so beim gemeinnützigen Verein ÖKIS nach verschollenen Angehörigen nachfragen. „Das Ganze war chaotisch“, so der damalige Konzernchef Kurt Oktabetz sich erinnernd, „wir machten im Verein mehrere Millionen Verlust. Karners Honorar betrug 700.000 Schilling – damals ein gewaltiger Betrag.“ - Mit 7 Millionen Schilling (hinzu kam ein stattlicher Druckkostenbeitrag von Freund Schüssel) machte das Land Steiermark unter der Führung von Waltraud Klasnic für den Kärntner das Förderungsbörserl weit auf. Es war der Wunsch von Waltraud Klasnic nach einer „gültigen“ steirischen Geschichte und Karner nahm diesen Auftrag spontan an. Titel des Werks: „Die Steiermark im 20. Jahrhundert.“ Sein Honorar: knapp 900.000 Schilling. Direkt vom Himmel dürfte dieser Auftrag nicht gefallen sein. - Karner geht breit vor, arbeitet aber nicht tiefschürfend genug, lautet die

Kritik. Karners Kollegen, der damalige Rektor Helmut Konrad, dessen Mitstreiter Prof. Pickl, Konrad Desput, die Historiker Ableitinger und Binder schickten eine gemeinsame Protestnote an Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Die zehnbändige Ausgabe der historischen Landeskommission unter Prof. Pickl war dem Land fünf Millionen Schilling wert. Der Titel „Die Steiermark von 1945 bis heute“ (Erscheinungstermin war das Jahr 2004) füllte alle diese Lücken, die im Karner-Buch gegeben waren. - Der Vergleich macht es sicher: Die elfbändige (10+1) Geschichte der österreichischen Bundesländer nach 1945, an der 160 ausgewiesene Wissenschaftler mitarbeiteten, war gleich teuer wie die Einzelarbeit Karners zur Steiermark. Noch dazu wies das Buch Karners starke Lücken auf, sollte es doch die Zeit bis Ende 2000 abdecken. - So kommt die wiedererrichtete Synagoge, die schon im Vorfeld ab 1998 Thema österreichweiter Berichterstattung war, nicht einmal ankündigend als Erwähnung vor. Ein Terminproblem erklärlich aus zu knapper Drucklegung? Nein, denn die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Österreich im September 2000 ist allemal noch Thema. Sucht man nach steirischen Juden nach 1945, kann man lange lesen. Sie kommen darin nicht vor, auch nicht im Unterkapitel „Religionsgemeinschaften“. Der Name Kurt Brühl, 20 Jahre lang Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz, steht nicht im Namenregister. Die Publizistin Elisabeth Welzig hat dem Projekt einen 50-seitigen Forschungsbeitrag über Auslandssteirer zugeliefert. Knapp die Hälfte ihres Beitrages war den nach 1938 vertriebenen steirischen Juden gewidmet, mit denen sie in Israel und

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HINTERGRUND

Uni Graz als Selbstbedien ungsladen für Lehrgangsneb enjob:

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... Die von Ihnen genannte Honorarsumme ist gänzlich falsch und extrem überhöht. Mein Honorar ... lag pro Medienlehrgang und Studienjahr im Rahmen der von Uni for Life dafür vorgesehenen Sätze ...

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Stefan Karner , Österreichs meistdekorier ter Historiker

Kann Verdienen Sünde sein …

Uni Graz als Selbstbedien ungsladen für Lehrgangsneb enjob: zumindest 01_Titel korr.indd

Mit freundlichen Grüßen Stefan Karner Univ. Prof. Dr. Stefan KARNER Vorstand des Instituts f. Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte Universität Graz

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Unwahrheit im im E-Mail Unwahrheiten E-Mail (salopp gesagt: Lügen )

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Stefan Karner , Österreichs meistdekorier ter Historiker

... Die von Ihnen genannte Honorarsumme ist gänzlich falsch und extrem überhöht. Mein Honorar ... lag pro Medienlehrgang und Studienjahr im Rahmen der von Uni for Life dafür vorgesehenen Sätze ...

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Mit freundlichen Grüßen Stefan Karner Univ. Prof. Dr. Stefan KARNER Vorstand des Instituts f. Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte Unwahrheiten im E-Mail (salopp gesagt: Lügen*) Universität Graz

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- Zurück zum Buch: Was ins Buch kam, darauf hatten weder der Geld-

Daran hat der eine oder andere Student bis heute zu knabbern: Karner war Leiter des Medienlehrgangs an der Uni Graz (KLIPP September 2016). Die Studenten mussten zu Beginn des mehrstufig konzipierten Medienlehrgangs 4.400 bis 9.200 Euro an die Uni überweisen. Das betreffende Konto wurde treuhändisch von der Gesellschaft „Uni for Life“, einer 100-Prozent-Tochter der Universität Graz, verwaltet. Der Medienlehrgang bot die große Chance, gleichsam im Eiltempo zu akademischen Ehren zu kommen. Am Start im Jahr 2013 wollten das rund 100 Teilnehmer. Studierende

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- Eine die, dass eine Geschichte der Frauen in der Steiermark (zur Universität, zu Frauen als Kriegsbeute, etc.) bis auf wenige Seiten fehlt. Was es im Buch gibt: zwei Seiten, die Karners größter Gönnerin für das Projekt gewidmet sind, nämlich Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Ihr „stand“ der Kriegsfolgenforscher bei, als Ende 1997 die Wehrmachtsausstellung nach Graz kommen sollte. Diese war europaweit in 34 Städten gezeigt worden, nur Graz und die Steiermark wollten sie nicht. Ihr Inhalt: Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht. Karner sprach sich vehement aus, er hielt sie für zu einseitig gestaltet.

Einträgliches Uni-Projekt

Ve rla P.b. gspo 2E Mär b. GZ stam uro z 20 02 t 80 16 Z033 20 Gr 22 5 M, az,

Arge Lücken

geber, Land noch die Wissenschaftler, auf deren Forschungsbeiträgen das Buch auch im Wesentlichen basiert, Einfluss. Zwar bekam jeder der 40 zuliefernden Autoren sein Honorar ausbezahlt, doch es geschah etwas Skurriles: Laut ursprünglichem Werkvertrag hätten die Autoren auch auf dem Titelblatt als wissenschaftliche Mitarbeiter des Projekts am Haupttitelblatt des Werkes genannt werden müssen. Drei Jahre später, also knapp vor Erscheinen des Buches (2000), forderte sie Karner per Unterschrift auf, darauf zu verzichten, die Mitarbeiter wurden nur im Mitarbeiterverzeichnis genannt. So wurde Karner zum Alleinautor des Buches und zum „geistigen Eigentümer“ der darin nach Gutdünken verwerteten Forschungsbeiträge. Der Leser erfährt nie, wer genau welchen Beitrag im Buch verfasst hat, auf wen nun Lob oder Tadel zurückfallen muss. Auch weiß der Leser nicht, welchen eigenen Beitrag Stefan Karner eigentlich schrieb und wie neu er ist. Aber vielleicht erklärt Karners Her-

kunft aus dem bäuerlichen Milieu im südkärntner Grenzraum (Vorwort), wo jeder Zentimeter heiß umkämpft war, dieses Verhalten. Das „Grundstück“-Haupttitelblatt war offenbar zu klein für eine gerechte Verteilung der Lorbeeren. Karners Matura-Arbeit im Bischöflichen Seminar in Tanzenberg lautete: „Das Mögliche tun, nicht das Notwendige.“

mit Berufserfahrung hofften, nach zwei Semestern mit dem „Master of Arts“-Titel ausgezeichnet zu werden. Jene ohne Medienerfahrung sollten das mit fünf Semestern schaffen. „Doch in der Organisation und Administration hat von Anfang an wenig funktioniert“, so eine Absolventin. Die Liste der Vorwürfe ist lang: unzureichender, medienwissenschaftlicher Unterbau, dubiose Benotungen und unzulässige Zulassungen zum Lehrgang, katastrophale organisatorische Mängel, wissenschaftliche Betreuer für Masterarbeiten fehlten, und, und. Für seine Arbeiten zog Stefan Karner in seiner Funktion als Leiter und als Vorstand des Instituts für Wirtschaft-, Sozial- und Unternehmensgeschichte (Belege sind vorhanden) zwischen 200.000 und 250.000 Euro im Zusammenhang mit dem Medienlehrgang an Land. KLIPP richtete in diesem Zusammenhang auch eine Anfrage an Stefan Karner (siehe Faksimile des Mails). KLIPP hatte vor der Anfrage an Karner schon Kenntnis davon, dass die Leiter-Honorare bei anderen „Uni for Life“-Lehrgängen – deren Leitung und Leistung ist nicht weniger zeitaufwändig als jene von Stefan Karner – zwischen 5.000 und 7.000 Euro betrugen. Ein Kriegsfolgenforscher, der mit der Wahrheit auf Kriegsfuß steht.

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in den USA Interviews führte. Ins Buch wurde kein einziges aufgenommen. Zufall? Nein, wohl kaum, man spürt hier Absicht. Auch wenn etwa in einer taxativen Aufstellung 2.500 ermordete Juden, 300 Zigeuner, rund 28.000 gefallene steirische Soldaten inklusive der Waffen-SS gleichermaßen als Opfer (!) des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges angesprochen werden. Den Theologen und Parzifisten Dr. Johannes Udesch stempelt Karner gar zur Galionsfigur der Grazer Anarcho-Szene. Die Verstrickung der Justiz in die NS-Ideologie lässt Karner in den 50er-Jahren enden. Der Freispruch des Obersteirers Franz Murer, Ghetto-Kommandant und Schlächter von Wilna, in den 60er-Jahren durch ein Grazer Gericht, ging damals durch alle internationalen Medien, war aber nicht wichtig genug, um aufgenommen zu werden. Erst jüngst gab es bei der Diagonale 2018 einen aufrüttelnden Film über das größte Skandal-Urteil in der Republik.

Foto: Uni Graz

Verwehrte Autoren nachträglich Namensennung auf der Titelseite

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HINTERGRUND

Was wäre gewesen, wen

Bis wenige Stunden vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914-1918) weilte Serbischer Kriegsminister zur Kur in Bad Gleichenberg. Steirer wollten Heimreise blockieren, Ungarn taten es. Kaiser zeigte sich aber ritterlich. te der Ritterlichkeit vor Beginn des ersten globalen Krieges. Die Aktion erregte in der in- und ausländischen Presse enormes Aufsehen. Mit viel Geschick leitete bei Kriegsanfang dann Putnik die Operationen der serbischen Armee, die den anfänglichen Optimismus der Österreicher sehr bald dämpfen sollten. Unehrlicher Gastgeber

Am 28. Juni 1914 erschießt Gavrilo Princip den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajewo.

Die historischen Fakten lösen ungläubiges Kopfschütteln aus und die oft gestellte Frage: „Was wäre gewesen, wenn …?

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des Zuges gegen 22 Uhr schon erwartet. Mit Wissen und Zustimmung des ungarischen Ministerpräsidenten betraten zwei Detektive den Salonwagen von Putnik. Sie forderten auf, die Reise zu unterbrechen. Putnik befürchtete offensichtlich ein Attentat, griff nach seiner Pistole und machte sich schussbereit. Die Pistole wurde ihm jedoch rechtzeitig entwunden, wie es heißt. Er weigerte sich hierauf, auszusteigen und verließ erst über Androhung von Gewalt den Waggon. Putnik wurde dann im Militär-Casino Minister griff zur Pistole von Budapest interniert und militärisch bewacht. Erst auf Befehl des Der serbische Generalstabschef Wo- Kaisers wurde ihm am nächsten Tage jwode und Kriegsminister Radomir die Weiterreise erlaubt. Kaiser Franz Putnik in Begleitung seiner Tochter Josef hatte dem künftigen Feind trafen, wie schon die Jahdies in einer anachrore zuvor, im oststeirischen nistischen, aus einer Bad Gleichenberg zur anderen Zeit herüber Kur ein. Er blieb nahezu geretteten ritterlichen vier Wochen und trat erst Haltung, erlaubt. Er eram Tag des Ablaufs des warte sich ein rasches, österreichischen Ultimaaber stets taktvolles tums an Serbien, dem 25. und niemals unbedachJuli, die Rückreise an. tes Handeln, ließ er in In Budapest wurde er am Serbiens Kriegsminister seinem Befehl schreiBahnhof bei Einlaufen Radomir Putnik: Er hätte ben. Es war eine GesFoto: Wikipedia

s geschah nur zwei Tage nach dem Attentat von Sarajewo, dem am 28. Juni 1914 Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin zum Opfer gefallen waren. Bosnien-Herzegowina mit der Hauptstadt Sarajewo gehörte seit der Annexion im Jahr 1908 zur Habsburger Monarchie. Die Attentäter waren bosniakische Serben, kamen aus Belgrad und waren Anhänger eines geplanten groß-serbischen Königreichs. Die Habsburger wollten das verhindern.

Botschafter des Friedens werden können.

Doch nun die Rückblende nach Bad Gleichenberg zum Kuraufenthalt des Kriegsministers. Die Anwesenheit des prominenten Gastes spaltete die öffentliche Meinung im beschaulichen Urlaubsort. Ein Teil der Bevölkerung und der Kurgäste war darüber höchst aufgebracht und forderte – darin von der örtlichen zuständigen Bezirkshauptmannschaft in Feldbach unterstützt – lautstark die Abreise Putniks, der sogar Morddrohungen zugesandt erhielt. Die Gendarmerie war verständlicherweise höchst beunruhigt. Ein anderer, besonnener Teil wollte den langjährigen Kurgast anständig behandelt sehen und wies die Forderung nach seiner Ausweisung als unerhört und eines Kulturstaates unwürdig zurück. Die örtlichen Unternehmer fürchteten um das Renommee des Ortes und damit um ihr Geschäft. Der serbische König war in Bad Gleichenberg Eigentümer mehrerer Jagden. Andere serbische Gäste wollten eine „Liga zum Schutz Putniks“ bilden. Ein Vorhaben, gegen das wiederum die in der Gemeinde anwesenden österreichischen Offiziere heftigst auftraten. Das deutschnationale Grazer Tagblatt verstärkte mit seiner Berichterstattung die Stimmung gegen den serbischen prominenten Gast. Aufgrund der unliebsamen Zwischenfälle hatte Putnik zu seinem Schutz aus Wien einen Polizisten als Bodyguard und Aufpasser (?) zugeteilt bekommen. Wie allgemein bekannt war, lief am Nachmittag des Samstags am 25. Juli die 48-stündige Frist jenes Ultimatums ab, das die Wiener Regierung mit viel Mühe so formuliert hatte, dass er ihrer Erwartung nach von Belgrad nicht angenommen werden konnte. Jedenfalls war die Rückreise, wie der Kriegsminister seine um ihn so überaus besorgten steirischen Betreuer wissen ließ, für den 25. Juli früh morgens angesetzt. Es mag ein

Zufall sein oder nicht. Bei planmäßigem Verlauf der Fahrt konnte Putnik darauf bauen, noch vor Ablauf des Ultimatums in den späten Nachmittagsstunden dieses Tages österreichisch-ungarisches Territorium verlassen zu haben. Das wollte der als Kurinspektor tätige Statthalterei-Sekretär der Bezirkshauptmannschaft Feldbach, ein Dr. Buchner, verhindern. Seine Auffassung: Dieser strategische Kopf und Feind müsse angesichts des bevorstehenden Krieges aus Gründen der staatlichen Selbsterhaltung gefangen genommen werden. Putnik war doch das Gehirn der serbischen Armee und daher von eminenter Bedeutung. Autopanne vorgetäuscht Nach außen wahrte Buchner den Schein der Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit. Aber heimlich sorgte er dafür, dass die von ihm organisierte früh morgendliche zwölf Kilometer lange Autofahrt von Bad Gleichenberg zum Bahnhof in Feldbach wegen einer inszenierten Autopanne unterbrochen werden musste und Putnik so seinen Zug versäumte. Nicht nur den „Reifenschaden“ hatte Buchner geschickt arrangiert, er sorgte auch dafür, dass der Serbe auf der belebten Bezirksstraße nicht etwa eine andere Fahrgelegenheit fand. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass Putnik keine Absicht merkte. Nur wenige Personen weihte der Kurinspektor in sein Komplott ein. Glaubt man Buchners Bericht, so war der General von den seinetwegen entfalteten Bemühungen derart entzückt, dass er ankündigte, zurück in Belgrad werde er sofort den österreichischen Gesandten aufsuchen, um sich für die außerordentliche Liebenswürdigkeit und das Entgegenkommen zu bedanken. Umweg über Graz Putnik musste dann mit einem späteren Zug nach Graz reisen und von dort, wie bereits erwähnt, nach Budapest weiter. Ohne diese Verzögerung wäre Putnik viel früher, also rechtzeitig vor Ablauf des Ultimatums, in Budapest gewesen und wäre so eine Verhaftung wahrscheinlich unterblieben. Der Zeitverlust infolge

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HINTERGRUND

enn …?

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Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich am 12. November in Graz am Franzensplatz, heute Freiheitsplatz.

der vorgetäuschten Autopanne betrug etwa acht bis neun Stunden.

Überblickt man die Affäre Putnik im Ganzen, so fällt zunächst auf, wie sehr dieser Mann die öffentliche Meinung, aber auch die involvierten Behörden in zwei Lager spaltete. Man hätte erwartet, dass der General schon bei seinem Eintreffen auf eine geschlossene Front der Ablehnung stieß und als Personifikation des Feindes galt. War er doch nicht allein der militärische Kopf des absehbaren Kriegsgegners, sondern auch der Generalstabschef jener Armee, deren Geheimdienst schon damals als Drahtzieher des Anschlages von Sarajevo galt, wie auch aller übrigen gegen die Monarchie gerichteten subversiven Tätigkeiten. Die Behörden erkannten damals natürlich die Gefährlichkeit Putniks, schreckten jedoch vor radikalen Maßnahmen zurück, um seiner habhaft zu werden. Ein anderer Gedanke: Nur 15 Kilometer von Bad Gleichenberg entfernt in Halbenrain hatte der damalige Premierminister der Kaiserlich-Königlichen Monarchie Graf Karl Stürgkh seinen Wohnsitz. Weder er noch sein Umfeld nutzten in diesen vier Wochen die Chance zu Kontakten mit dem hochrangigen Gast aus Serbien. Putniks Kur in Bad Gleichenberg konnte man auch als demonstrative Geste des serbischen Königs interpretieren, den Konflikt mit der Donaumonarchie nach dem Attentat auf friedlichem Weg zu lösen. Die Regierung und militärische Führung in Wien hatten sich aber offensichtlich schon längst auf Krieg festgelegt. Die mächtige Monarchie wollte den Serben eine Lektion und „gerechte Strafe“ erteilen. Man meinte, die Sache in wenigen Wochen erledigt zu haben. Zu Weihnachten sollten die Soldaten schon wieder zu Hause sein. Daraus wurde bekanntlich nichts, sondern nach vier Jahren gab es das Ende der Monarchie, die Aufteilung der Steiermark, unbeschreibliches Elend im Lande und Österreich als Staat, den keiner wollte.

Foto: Steiermärkisches Landesarchiv, Graz

In Graz verlief alles ruhig. Alles ging ohne Polizei ab. Putnik unternahm, begleitet von Detektiven, sogar eine Stadtrundfahrt mit Mittagessen und es verlief geradezu idyllisch, wie die Tagespost berichtet. Der General trug bei dieser Stadtrundfahrt einen Girardihut und seine Tochter war in elegantem Schwarz gekleidet, da ihre Mutter kürzlich gestorben war.

GRÄUEL DES KRIEGES

Am Ende gab’s nur Elend

Unter dem Jubel der Bevölkerung, in mit Blumen geschmückten Waggons, fuhren die steirischen Soldaten im Juli 1914 in den Krieg gegen Serbien. Zu Weihnachten wollten die Soldaten – siegreich – wieder zu Hause sein. Doch daraus wurde nichts, sondern der Erste Weltkrieg.

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haupt, wie diese tödlichen Krankheiten zu behandeln waren. * Den Niedergang der Monarchie besiegelten fatale Fehlentscheidungen des Oberkommandos. Mitentscheidend dafür war die katastrophale Versorgungslage der Truppen, aber auch der Zivilbevölkerung. Alle hungerten. Daher kam es am 12. Mai 1918 zur Revolte in Judenburg. Soldaten bettelten sich durch die Stadt. Russische Gefangene waren am Verhungern. Das dort stationierte Infanterieregiment weigerte sich, an die Front zu gehen.

ie Hysterie der Spionitis führte zu Plün- Internierten grassierten die Cholera, die Tuderungen in Geschäften, die Slawen berkulose, Masern, Scharlach, es gab Läuse gehörten, zu Morden, Vergewaltigungen und Ungeziefer. Die Menschen starben zu – und der kaiserliche Staat zeigte Verständ- hunderten. In Mauthausen etwa soll es nis. Die militärischen Befehle verbaten 17.000 Tote im Laufe des Krieges gegeben „jede Humanität“, verlangten „jeden Ver- haben. In einem anderen Lager standen dächtigen nieder zu machen“, „Gefangene für 14.000 Gefangene zwei Ärzte nieder zu metzeln“, „Land zugrunde zu zur Verfügung. Pro Tag gab richten“, zu plündern und alles Auffindbare es 180 Typhus-Tote. Man zu rauben. Es gab Massaker ohne Prüfung kam mit dem Beerdigen der Umstände, ganze Ortschaften wurden nicht nach. Auch das Personal eingeäschert, die Opfer zu Tode geprügelt, und die Zivilbevölkerung, die erschlagen, erstochen, verstümmelt oder mit diesen Menschen in Kontakt lebendig verbrannt. Diese Exzesse basier- kam, erkrankten an diesen Seuten alle unter dem Mantel des Kriegsnot- chen. Nur wenige wussten überwehrrechts, wo schon hochverräterische Reden für eine Hinrichtung reichten. * Daneben gab es aber auch das Elend der Internierten. Tausende starben an den sanitären Bedingungen. Die Bevölkerung durfte Gefangenen keine Lebensmittel zustecken. Die Internierten lebten zusammen gepfercht in Lagern, wo es keinerlei Sanitär- und Hygieneeinrichtungen gab. „Hoch In Graz-Thalerhof waren das tausende vom Dachstein an, wo der Internierte. Zigtausende wurden in ViehAar noch haust, bis zum Wendenland waggons durch halb Europa transportiert. am Bett der Sav‘.“ Es ist ein Treppenwitz der So schrieb der Pfarrer von Czorna an den Geschichte, dass in der steirischen Landeshymne noch Kaiser verzweifelt, er wisse nicht, warum heute ein Landesteil besungen wird, der seit 100 Jahren er als treuer Bürger der Monarchie so nicht mehr zur Steiermark und damit auch nicht mehr zu Ösbehandelt werde. Unter den 20.000 terreich gehört. Diese Region gehört heute zum Staat Slowenien. Kein Ausdruck von politischer Korrektheit, aber offensichtlich stört das niemanden. Die Karte zeigt das Habsburger Reich bis 1918.

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HINTERGRUND

GRÄUEL DES KRIEGES Am Ende gab’s nur Elend

Es gab Tote. Nicht die nationale Gesinnung war der Auslöser für die Revolten, sondern der Hunger und der Ausbruch von Cholera, Flecktypus und anderer tödlicher Erkrankungen. Die Ausrufung der Republik wurde am 12. November 1918 vom Balkon des Grazer Schauspielhauses einer auf dem Franzensplatz versammelten großen Menschenmenge verkündet. Der Platz trägt seither die Bezeichnung Freiheitsplatz. Die Menschen dieser Zeit, die zuvor Angehörige einer Großmacht gewesen waren, wurden zu Bürgerinnen und Bürgern einer kleinen Republik, die in ihrem Selbstverständnis von Anfang an umstritten war. Das macht das Schlagwort vom „Staat, den keiner wollte“ deutlich. * Die Sicherheitslage nach der Ausrufung der Republik am 12. November war, wie man sich vorstellen kann, schlecht und beängstigend. Täglich gab es Übergriffe und Tote, vor allem auch in den neuen Grenzgebieten. Am Hauptbahnhof in Graz kam es zu stundenlangen Schießereien zwischen den verfeindeten Gruppen. Weiter südlich wollte ein Trupp Deutschnationaler in Marburg einmarschieren. * Besnders umkämpft waren die steirische-südslawische Grenze und der Grenzabschnitt zwischen Hartberg und Fehring. Dieses Chaos führte dazu, dass sich Heimwehr und andere Gruppen als Freiwillige meldeten, um die Grenzen zu schützen. Öfters musste die Volkswehr aber auch als

Militär zeigte stolz das Kriegsgerät im Rittersaal des Landtages.

Foto: Steiermärkisches Landesarchiv, Graz

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Historiker Martin Moll befasste sich mit dem Phänomen Putnik.

Polizei einschreiten. Ein solcher Fall war der 22. Februar 1919, als es in Graz zu einem blutigen Aufstand kam. * Erst mit dem Fieden von Saint Germain im September 1919 gab es sichere, offizielle Grenzen. * Die Österreichisch-Ungarische Monarchie war ein Vielvölkerreich mit einer Fläche von knapp 676.000 Quadratkilometern und mit rund 51 Millionen Menschen. Nach der Volkszählung von 1910 lebten in der Steiermark 1,44 Millionen Menschen auf einer Fläche von 22.426 Quadratkilometern. Knapp eine Million, also 70 Prozent, hatte Deutsch als Muttersprache und die restlichen 30 Prozent Slowenisch. Mit

dem Friedensschluss verlor die Steiermark ein Drittel ihrer Größe und Bewohner. Das waren 6.050 Quadratkilometer, die so genannte Untersteiermark mit ihren 425.000 Bewohnern. Die in vielen Abschnitten willkürliche Grenzziehung sorgte für neuerliche Scharmützel und viele persönliche, familiäre Dramen. Die Grenzziehung erfolgte da und dort mitten durch die Felder und quer durch die Dörfer. Das Elend und der Hunger nach dem Krieg waren unvorstellbar. Selbst die Klöster und Kirchen nagten am so genannten Hungertuch. Die Admonter Mönche verkauften

sogar einige ihrer ältesten Handschriften – darunter auch die Admonter Riesenbibel –, um das nötigste zum Überleben einkaufen zu können. * Da Burgenland selbst kam erst im Jahr 1921 zu Österreich. Bis dorthin war es in der Hand von Freischerlern. Mit dem Friedensschluss von Saint Germain wurde auch der Name Deutsch-Österreich untersagt und fortan hieß die Republik nur noch Österreich.

Foto: Steiermärkisches Landesarchiv, Graz

Bis zu 17.000 Menschen im Internierungslager Graz-Thalerhof: schreckliche hygienische Zustände.

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KULINARIK

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Alpine Kochkunst Beim „Koch des Jahres“ im salzburgischen Golling

Von Elisabeth Hewson

Andreas Döllerer, vom gleichnamigen Wirtshaus in Golling, wurde zum „Koch des Jahres“ gekrönt.

... alte Rezepte bewahren, aber auch immer wieder Neues ausprobieren

N

ettes Wirtshaus in Golling, denkt man sich, Metzgerei gleich daneben, da kann wohl nicht viel schiefgehen. Dass man hier einen internationalen Gourmet-Tempel betritt, merkt man dann doch gleich, wenn man eintritt in diese Kulinarik-Hallen: cooles Design, tolle Bar, ein charmanter Innenhof mit kleinem, dekorativem Weingarten an den Abhängen zur Burg hinauf. Dazu ein angeschlossenes Wirtshaus, turbulent und gemütlich, und das alles jetzt nicht nur mit Hauben, sondern auch mit einem „Koch des Jahres“ gekrönt – da zahlt sich doch einmal ein kleiner Abstecher nach Golling aus?

um sich neue Ideen zu holen. So ist er auch auf Zirbenkerne gestoßen, Pinienkernen nicht unähnlich, aber wirklich „bodenständig“. Darauf legt er Wert, auf das kreative Nützen der Tradition und regionaler Produkte. Und er zeigt auch beim Entwurf der Speisekarte Kreativität: Seine Menüs sind zum Beispiel nach Wanderungen in der Umgebung benannt. Speisen wie „Gletscherschliff“ (Fenchel im Sandmantel) muss man sich erst einmal einfallen lassen! Für ein Neun-Gänge-Menü kann man 3 ½ Stunden Genuß erwarten – für 169 Euro (sechs Gänge kosten 129 Euro). Ohne Weinbegleitung.

Andreas Döllerer, das gekrönte Haupt, ist vielleicht am besten als „geschmacksneugierig“ zu beschreiben. Den Gasthof, der 1909 als Dorfwirtshaus gegründet wurde, hat er von seinem Vater übernommen, die Metzgerei mit der Wurstspezialität „Döllerers Frischer“ aus Kalbfleisch gibt es heute auch noch. Nach vielem Überlegen und Probieren hat der Haubenkoch die „Cuisine Alpine“ zusammengestellt, und streift (wie übrigens auch viele seiner Kollegen) durch Wald und Feld der Umgebung,

Das angeschlossene Wirtshaus, wo das Wahl-Menü kein Vermögen kostet (drei Gänge 35 Euro sechs Gänge 55 Euro) steht in Kochkunst dem Zweihaubenrestaurant um nichts nach, ist mit seiner Speisekarte halt etwas bodenständiger. Unbedingt probieren: Die Pinzgauer Schottnock’n, mit einem kaum erhältlichen, geräucherten Hartkäse zubereitet, mit Salat und einem netten Kressetöpfchen zum Selbst-Abschneiden serviert. So einfach wie wunderbar, schlicht perfekt!

Aus Regionalgründen serviert er seit über zehn Jahren keine Meeresfrüchte und Krustentiere mehr. Umso mehr überraschen dann „Alpine Jacobsmuscheln“, aber auch die sind einheimisch, nämlich Knochenmark, einmal anders serviert. In Zukunft möchte er jedenfalls wieder mehr Wild auf die Speisekarte schreiben. Und alte Rezepte bewahren. Aber auch Neues wird immer wieder probiert, im Moment experimentiert Andreas Döllerer mit Dashi-Sud, einem japanischen Fisch-, Tang- oder Pilzsud, den er regional adaptieren möchte. 60 (!) Mitarbeiter, im Sommer sogar 85 unterstützen ihn bei seinen Kochkünsten, neun Familienmitglieder inklusive. Sein Vater führt eine eigene Vinothek „enoteca“ in Kuchl. Aber auch er hat einiges an flüssigem Gold eingelagert, einen höchst ausführlichen Weinkeller mit 22.000 Flaschen. Man muss ja nicht gleich die teuerste Flasche um 11.000 Euro bestellen, einen Romanée Conti Grand Cru 2014, einen der seltensten, kostspieligsten und besten aller Pinot Noir (so der Weinkritiker Clive Oates).

Nach seinem eigenen Lieblingsrezept gefragt, seiner persönlichen Lieblingsspeise, weiß er gar nicht, welches der Rezepte seiner Mutter er wählen soll. Aber dann doch: „Schwarzbeernocken!“ In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die ihn zum „Internationalen Koch des Jahres“ gewählt hat, wird er hymnisch gefeiert: „Auf die Küche Österreichs blicken viele Deutsche immer mit großem Interesse …. Andreas Döllerer aus dem kleinen Dorf Golling südlich von Salzburg gehört zur absoluten Spitze seines Landes. In seinen ,Genusswelten’ gibt es Tür an Tür eine hervorragende, bürgerliche Regionalküche und eine äußerst intelligent gestaltete, hochmoderne und wunderbar schmeckende Interpretation regionaler Ressourcen …. Das Geschmacksbild ist natürlich und naturnah, raffiniert in seiner Sensibilität und spektakulär in der Freiheit der souverän beherrschten Kombinationen …“.

Na dann!

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SPEZIELL

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Ein Multitalent in der Wertschöp

Öle und Fette: Am Salat, in der Pfanne, in der Medizin und Kosmetik, auch im T and aufs Herz: Wer entsorgt gebrauchtes Speiseöl, das täglich zum Kochen verwendet wird, nicht auch verbotenerweise über den Abfluss in der Küche oder im WC? Die Folgen dieser bequemen, sorglosen „Entsorgung“ können fatal sein: Verstopfte Leitungen, Geruchsbelästigung, bis hin zu einer möglichen Rattenplage. Bis zu 3600 Tonnen gebrauchte Speisefette und -öle fallen jährlich in steirischen Haushalten an – das entspricht knapp 3 kg pro Einwohner und Jahr. Bei den Altstoffsammelzentren (ASZ) der Gemeinden kann jeder Bürger kostenfrei einen Sammeleimer erhalten. Die Gemeinde Seiersberg beispielweise setzt da ein starkes Zeichen: Jeder Bürger, der fünf Liter Altspeiseöl im ASZ abgibt, wird mit einem Liter

Rapsöl „belohnt“. Das getrennt gesammelte Altspeiseöl ist also ein lukrativer Rohstoff für die chemische Industrie bis hin für die Biodieselherstellung.

Reines Pflanzenöl wird nicht nur zum Braten in der Pfanne oder für Salate genommen, sondern es findet auch in der Haut- und Haarpflege oder für Massagen Anwendung sowie für die Herstellung von Salben, Pflegemitteln, Lacken und Farben oder als Treibstoff für Traktore. Die Stängel faseriger Sorten wie Hanf oder Lein (Flachs) nimmt man für die Herstellung von Verbandstoffen, Textilien oder Seilen, als Dämmstoff oder für Polstermöbelfüllungen. Bei so vielen Verwendungsmöglichkeiten kann man wirklich von einem Multitalent sprechen. Öle und Fette sind weiters wichtige Geschmacksträger, ohne die die meisten

Speisen fad schmecken würden. „Erst durch Fette kann der Körper auch die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K aufnehmen“, erklärt Elisabeth Pail, Instituts- und Studiengangsleiterin „Diätologie“ an der FH Joanneum in Bad Gleichenberg. „Es gibt eine sehr große Vielfalt, aus der man schöpfen

Foto (Flaschen): Ölmühle Fandler/Gerhard Wasserbauer

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kann. Das bringt auch wertvolle Ergänzungen in der Fettsäureaufnahme mit sich, wodurch ein ,Ölwechsel‘ auch für den menschlichen Körper durchaus von Vorteil ist. Öle haben einen hohen Fett- und damit Energiegehalt und sollten nicht in unbeschränkten Mengen zugeführt werden Die Empfehlung: 30 Prozent der täglichen Energiezufuhr, sprich etwa 70g Fett pro Tag, davon je ein Drittel zum Kochen, zum Streichen und in Form von Milchprodukten, Fleisch oder Nüssen.“ In der Steiermark beträgt die Anbaufläche von Soja, Sonnenblume, Raps und Kürbiskern insgesamt

etwa 17.500 Hektar/175 km2 (Stand: 2017), Graz hat eine Fläche von 128 km2. Für 1 Liter Öl benötigt man bei den genannten Ölsorten etwa 2,5 bis 3,5 kg Kornware und aus dem Presskuchen – einem Nebenprodukt der Ölherstellung – kann man proteinreiches Futtermittel oder Mehl herstellen. Es gibt 48 gewerbliche Ölpresser und mit den bäuerlichen insgesamt 62 Ölmühlen in der Steiermark. Sie produzieren ein breites Angebot an regionalen Speiseölen. Zwei Stimmen dazu: „Zu unseren Spezialitäten gehören zum Beispiel Mohn-, Macadamianuss- oder Chiaöl“, heißt es in der Ölmühle Fandler in Pöllau. Thomas Hartlieb aus Heimschuh:

Kresse und Marille: zwei Exoten im Ölgeschäft W

ir haben mit Kressesamen einen einzigen Versuch gestartet und das Ergebnis hat gleich überzeugt“, gibt uns Thomas Hartlieb, Inhaber der Ölmühle Hartlieb in Heimschuh in der Südsteiermark, seine neue Kreation zum Kosten. Das geschieht im Museum im oberen Stock und die alten Ölpressen und Gerätschaften auf dem

Holzdielenboden versprühen den Hauch langjähriger Tradition. „Die Idee für dieses Öl kam von meinem Mitarbeiter Martin, der einen Biobauernhof betreibt und einmal ein Sackerl Kressesamen mitbrachte.“ Kressesamenöl passt ideal zu Reis, Nudeln, Gemüse, Aufstrichen und Salat. Ein weiteres „exotisches“ Öl ist jenes aus Marillenkernen. „Das Herstellungsverfahren ist ähnlich dem des Kürbiskernöls und das Öl hat eine intensive Marzipan-Note mit einem nussigen Grundcharakter“, beschreibt Thomas Hartlieb. „In einer Fischsuppe mit Welsschaumnockerl kommt es zu einer wunderbaren Nuss-Marzipan-Fisch-Synergie. Ebenso

passt das Öl zu Tomatensuppe oder zu reifem, würzigem Käse“, so der Mühlen-Chef. „Wenn einem der Grundgeschmack eines Öls einmal zusagt, gibt es keine Grenzen, was die Verwendbarkeit in Speisen angeht.“ Immer wieder staunen Besucher bei der Tour durch Hartliebs Ölmühle und im angeschlossenen Mühlenladen über das große Angebot hochqualitativer Speiseöle. Ein Aha-Erlebnis ist dann die Verkostung der Spezialitäten, die auch gerne nach Hause mitgenommen werden. Alle Produkte sind auch via WebShop mittels Versand erhältlich. Tel. 03452/ 82551 www.hartlieb.at

Mühlen-Chef Thomas Hartlieb: „Es gibt keine Grenzen für die Verwendbarkeit von Ölen in Speisen.“

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chöpfung

uch im Treibstofftank

lung in die Küche, sondern, die richtige Anwendung und Menge vorausgesetzt, leiste man aufgrund des hohen Anteils ungesättigter Fettsäuren, Vitamin E und anderer Inhaltstoffe besonders in kaltgepressten Ölen auch einen Beitrag zu gesunder Ernährung, so Diätologin Elisabeth Pail. „Bei uns verkauft sich am besten unser Leinöl, weil es reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren ist. Dies spricht dafür, dass für unsere Kunden der Gesundheitsaspekt eine wichtige Rolle einnimmt“, so Josef Spindler, Geschäftsführer der Ölmühle Fandler.

„Bei der Vielfalt an Speiseölen kann jeder mit Experimentierfreude völlig neue Geschmackskreationen schaffen und entdecken.“ Mit verschiedenen Speiseölen bringe man nicht nur Geschmacksvielfalt und Abwechs-

Eine Sonderstellung nimmt das Steirische Kürbiskernöl ein. „Wir haben in der Steiermark zwei Leitprodukte: Wein und Kürbiskernöl. Für Letzteres gibt es noch einen großen internationalen Markt, den es zu erobern gilt“, erklärt Franz Labugger, Obmann der Kernölbauern. 440 von 514 eingereichten Kürbiskernölen erhielten bei der heurigen Landesprämierung Auszeichnungen. Kürbiskerne und das -öl haben eine blutdruckund cholesterinsenkende Wirkung, helfen auch bei der Vorbeugung von Herz- und Kreislaufschwächen sowie Blasen- und Prostata-Leiden.

„Wir sind die einzige in der Steiermark“

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ir Seifensieder gehören mit den Schrotthändlern und den Lumpensammlern zu den Vorreitern der gesamten Recyclingindustrie“, so Mag. Erwin Strohmeier (im Bild links mit Sohn Florian), Geschäftsführer der Seifenfabrik Strohmeier. „Früher verwendete man Abfallfette aus Fleischereien bzw. verdorbene Fette, heute produzieren wir aus veredeltem Altspeiseöl umweltschonende Seifenreinigungsmittel.“ Die Seifenfabrik Strohmeier sammelt und verarbeitet jährlich einige hundert Tonnen Altspeiseöl aus Gastronomie und knapp 50 Gemeinden in der Steiermark und Kärnten. „Durch ordnungsgemäße Sammlung und Recycling des Altspeiseöls werden Kanäle und Kläranlagen stark entlastet.“ In einem chemischen Prozess wird Altspeiseöl durch Zugabe von Natronlauge oder Kalilauge zu Seifen-

flocken oder zu Schmierseife umgesetzt. Diese Foto: istockphoto werden zu Seifenwaschpulver, flüssigem Seifenwaschmittel, Geschirrspülmittel und diversen Reinigern weiterverarbeitet. Aus einem beträchtlichen Anteil wird auch BIO-Kettensägeöl produziert. „Wir können hier von 100%igem Recycling sprechen. Überschüssige Mengen an Altpeiseöl geben wir an Biodieselanlagen weiter, Panierbrösel und anteilige Speisereste an eine Biogasanlage.“ Die Seifenfabrik Strohmeier in Judenburg, ehemals Ott, ist die älteste und einzige Seifenfabrik der Steiermark, in der das traditionelle Seifensiederhandwerk heute noch ausgeübt wird. Vor Ort kann man sich über die alte Handwerkskunst informieren und bei einer Führung die Produktionsabläufe hautnah erleben und im werkseigenen Shop Produkte erwerben. www.seifenfabrik.st

Altes Wissen neu belebt Mit einer Ölziehkur den Körper reinigen und stärken

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andlers Öle aus dem oststeirischen Pöllau sind gefragte Raritäten und Spezialitäten. Eines davon ist das Bio-Erdnussöl. Ich ziehe es gerade beim Verkosten im großen, hellen Verkaufsraum der Ölmühle zwischen den Zähnen hin und her. Ölziehen nennt man das in der Gesundheitsbranche. „Gerade in der Übergangszeit ist das Ölziehen für Gesundheitsbewusste ideal zur sanften Entgiftung, Reinigung und Stärkung der Abwehrkräfte“, erklärt Mag. Josef Spindler, Geschäftsführer der Ölmühle Fandler. Beim Ölziehen handelt es sich um eine ayurvedische Methode, mit unterschiedlichen Pflanzenölen

den Körper zu entgiften. Es kann auch bei Zahnproblemen, Kopfschmerzen oder Bronchitis helfen und man sollte es gleich nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen tun. 15 bis 20 Minuten bleibt das Bio-Öl im Mund und wird zwischen den Zähnen hin- und hergezogen, bis es eine milchige Farbe hat. Danach spuckt man es mitsamt den enthaltenen Giftstoffen aus. Anschließend den Mund mit lauwarmem Wasser ausspülen und die Zähne wie gewöhnlich gründlich putzen. Bioprodukte haben bei Fandler Tradition und auch der Mut, eigene Wege zu gehen. „Robert Fandler, der Vater der heutigen Inhaberin Julia Fandler, in 4. Generation seit 1926, war bereits in den 1980ern ein Biopionier. So setzte er sich auch mit alternativen Anwendungen von Pflanzenöl auseinander und zog Experten abseits der klassischen Schulmedizin zu Rate“, erzählt Spindler. „Wir produzieren unsere Öle ähnlich wie

ein Apotheker – etwa 240.000 Liter pro Jahr – und haben zwei Produktlinien: günstigere konventionelle Öle (Classic Line) und Öle in Bio-Qualität“, so Spindler. „Durch eine innovative Auseinandersetzung mit den Produkten kreieren wir zudem Cuvées mit einem ganz besonderen Zusammenspiel von zwei bis drei Sorten.“ Alles wird also verwertet und dazu gehört auch der so genannte Presskuchen, der bei der Öl-Produktion anfällt und weiter zu Mehl verarbeitet wird. Das proteinreiche Produkt erfreut sich großer Beliebt-

heit bei Sportlern oder als Zutat in Müslis, Saucen oder Suppen. In die Hand genommen duftet der Presskuchen intensiv nach Mohn. Eine bleibende Erinnerung. www.fandler.at

Geschäftsführung (v.l.): Mag. Josef Spindler, Julia Fandler, Peter Schloffer.

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SPEZIELL

Fotos: Stadtgemeinde Mureck

Pionierarbeit für Kraftstoff „Bereits 1991 hatten wir in Mureck die weltweit erste Biodieselanlage dank dem innovativen Geist eines Karl Totter“, erzählt Bürgermeister Anton Vukan (Bild li.). Was damals gelang: Anstatt Getrei-

fert und jüngst eine große Photovoltaikanlage mit Bürgerbeteiligung“, so Vukan. 380 Bürger sind an dieser mit Anteilen beteiligt – mit einer jährlichen Gewinnausschüttung. „Die Anlage hat eine Leistung von

Mureck setzt auf erneuerbare Energie

deüberschuss zu produzieren wurde Raps angebaut, aus dem der Kraftstoff für die Traktoren hergestellt wurde (Vom Acker in den Tank). „Heute steht die Energieversorgung der Gemeinde auf mehreren Säulen: eine Nahwärmeanlage, welche aus Holzhackgut Wärme erzeugt, eine Biogasanlage, welche aus Gülle und Nebenprodukten der Biodieselerzeugung Strom und Wärme lie-

2500 KWP, womit etwa 625 Dreibis Vier-Personen-Haushalte im Jahr versorgt werden können“, erläutert Karl Totter jun. (Foto re.), Geschäftsführer der SEBA – SonnenEnergieBürgerInnenAnlage Mureck und Ökostrom Mureck. Der Strom wird in das Stromnetz der EVU Mureck eingespeist. „Wir planen, noch weitere Photovoltaikanlagen auf Glashäusern zu installieren“, so Totter jun.

Von der Pfanne in den Tank Aus Altspeiseöl wird Biodiesel

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ebrauchtes Altspeiseöl ist ein wertvoller und nicht mehr wegzudenkender Rohstoff. Wer die bürgernahe Speiseölentsorgung über eines der 290 steirischen Altstoffsammelzentren (ASZ) nutzt, leistet einen wertvollen energetischen Beitrag, indem Speiseöle und -fette direkt in unserer Heimat zu hochwertigem Biodiesel oder zu Schmierseifen und Reinigungsmittel verarbeitet werden. Und dabei spart der Haushalt gleich doppelt, denn einerseits belasten über den Ausguss entsorgte Speiseöle und -fette unsere Kläranlagen mit mehr als 50 Cent pro Liter, andererseits entlasten die aus dem Altspeise-

ölverkauf erzielten Rohstofferlöse direkt unsere Müllgebühren. Dadurch kann die Höhe der Müllgebühr niedriger gehalten werden. In den letzten Jahren haben sich die Steirerinnen und Steirer zu absoluten Rekordsammlern entwickelt. So werden derzeit aus steirischen Haushalten pro Jahr 800.000 Liter Altspeiseöl gesammelt. Mit dem in allen Altstoffsammelzentren kostenfrei erhältlichen 5-Liter-Sammeleimer ist das System komfortabel und benutzerfreundlich. Über den CO2-neutralen Einsatz von Biodiesel wird außerdem ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz geleistet. So schließt sich ganz nach dem Motto „Von der Pfanne in den Tank“ ein hochwertiger Energiekreislauf im Sinne eines gemeinsamen Ziels unserer Abfallberatung und der Steirischen Energiewirtschaft. Den Standort eines ASZ kann jeder Bürger bei seiner Gemeinde erfragen.

Information für Sammler JA: Altspeiseöl, Altspeisefett, abgelaufenes Salatöl, Öle von eingelegten Speisen (Sardinen, Ziegenkäse ...), ranzige Butter, Butterschmalz, Schweineschmalz NEIN: Mineralöl, Schmieröl, Mayonnaisen, Soßen, Dressings

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Pflanzenöl als regionale Kraftstoffalternative setzte man schon sehr früh in der Steiermark ein und leistete hierbei Pionierarbeit. Bereits 1991 nahm man Rapsöl zur Herstellung von Biodiesel für Traktore in der weltweit ersten Biodieselanlage in Mureck. 1994 plante die Firma BDI Bioenergy ebenfalls in Mureck die erste Anlage, die aus „Altspeiseöl“ Biodiesel herstellen konnte – sieben Prozent davon werden herkömmlichem fossilem Diesel beigemischt.

stellung können nahezu alle im Herstellungsprozess anfallenden Nebenprodukte verwertet werden. Beim Speiseöl ist der Presskuchen und beim Biodiesel sind Speisereste für Biogasanlagen zur Strom –und Wärmerzeugung sowie Glycerin und Kaliumsulfat weiterverwertbare Nebenprodukte. Für die Landwirtschaft bedeutet der Anbau von

Mit der Verwendung von Pflanzen- und Altspeiseöl zur Biodieselherstellung ist ein neuer Industriezweig entstanden. Die Firma Münzer Bioindustrie in Sinabelkirchen ist führend in der Biodieselherstellung (über 200.000 Tonnen pro Jahr) und beliefert von einer Biodieselanlage in Wien aus die OMV. Münzer kauft und holt Altspeiseöl bei Gastronomiebetrieben oder Altstoffsammelzentren der Gemeinden ab. Sowohl bei der Speiseölherstellung wie auch in der Biodieselher-

Vorreiter in der Biodiesel pro

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ir haben bereits auf vier Kontinenten Biodieselanlagen geplant und errichtet“, erklärt Dr. Edgar Ahn, Geschäftsführer der BDI – BioEnergy International GmbH in Grambach. „Unser Hauptmarkt war und ist aber noch immer die EU. Hier gibt es die fortschrittlichsten gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Förderung von umweltfreundlichen alternativen Biotreibstoffen.“ Der jüngste Großauftrag kommt aber aus den USA. Nach der Modernisierung einer Anlage für Crimson Renewable Energy - dem größten Biodieselproduzenten in Kalifornien - hat BDI den Zuschlag für den

Neubau einer Biodieselanlage zur Abfallfettentsorgung im Großraum Los Angeles erhalten. Auch hier gibt es seit Jahren gesetzliche Rahmenbedingungen, welche die Produktion von Biotreibstoffen wirtschaftlich möglich machen. Bei der Durchsetzung einer strengeren Umweltgesetzgebung hatte seinerzeit Ex-Gouverneur Schwarzenegger entscheidenden Anteil. „Der Auftragswert liegt im zweistelligen Millionen-Bereich und die Inbetriebnahme ist Mitte 2019 geplant“, so Ahn. BDI hat bereits 1998 in den USA die weltweit erste Biodieselanlage errichtet, die Tierfett verwendet.

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stoff-Alternative geleistet nachwachsenden Rohstoffen Einkommenssicherung. Durch die Entsorgung und Verwertung von Altspeiseöl entstehen zusätzliche Arbeitsplätze sowie regionale Wertschöpfungs- und Wirtschaftskreisläufe. Neben einer CO2-Reduzierung durch Biodiesel ist eine geringere Importabhängigkeit von Erdölstaaten ein weiterer Vorteil.“ Raps – von der Natur bis in den Treibstofftank

sel produktion

Die energetische Nutzung von Pflanzenöl verursacht keine zusätzliche CO2 – Anreicherung, da die Pflanze beim Wachstum nahezu die gleiche Menge CO2 absorbiert, die bei deren Verbrennung wieder frei gesetzt wird“, erklärt Josef Breinesberger, Geschäftsführer von AGRAR PLUS und Bundesverband Pflanzenöl Austria in St. Pölten.

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Während die Agro-Kraftstoffe der ersten Generation von vielen kritisiert werden und jene der dritten Generation noch stets weiterentwickelt werden, befindet sich die Herstellung von Biogas im Aufwind. Der Anbau von Pflanzen dafür stieg in den letzten Jahren stark an. Die Ausgangsstoffe können vielfältig sein – eine der großen Stärken dieser Technologie. Verwendbar sind zum Beispiel Abfallstoffe wie Klärschlamm, Bioabfälle (braune Tonne), Gülle oder Mist. Auch in der Landwirtschaft nicht genutzte Pflanzen können verwendet werden. Sie haben den Vorteil, dass sie kostengünstig abgegeben werden und kurze Transportwege haben

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Fotos: BDI Bioenergy

Geschäftsführer Edgar Ahn: „Unser erstes großes abgeschlossene Projekt für Crimson Renewable Energy in Bakersfield, Kalifornien. Nach einer Modernisierung wurde die Biodiesel-Anlage 2016 eröffnet.“

In Österreich hat BDI seit 1991 in Summe fünf Anlagen gebaut. Die älteste läuft bereits seit 27 Jahren. Jedes Projekt, das einen Meilenstein in der Biodieselhistorie darstellt, war für BDI zum jeweiligen Zeitpunkt eine Herausforderung, unter anderem waren das 1994 in Mureck die weltweit erste Biodieselanlage, die UCO (Used Cooking Oil) verwendet; 2013 in Hongkong die weltweit erste Biodieselanlage, die Trap grease (Fettabscheiderfett) verwendet und 2016/2017 in Stanlow (UK) die weltweit erste Biodieselanlage, die Abscheiderfette aus Kläranlagen verwendet.

BDI – BioEnergy International GmbH spezialisiert sich seit ihrer Gründung im Jahr 1996 auf die Entwicklung von Technologien zur industriellen Aufwertung von Neben- und Abfallprodukten bei gleichzeitig optimaler Ressourcenschonung und verfügt über ein aus der eigenen Forschung und Entwicklung resultierendes, umfangreiches Patentportfolio. BDI ist Markt- und Technologieführer für den Bau von maßgeschneiderten Biodiesel-Anlagen nach dem selbst entwickelten Multi-Feedstock-Verfahren. Mit der patentierten „BDI MultiFeedstock-Technologie“ können unterschiedliche Arten von schwierigsten Rohstoffen – z.B. Altspeiseöle, Tierfette, Abscheiderfette oder auch pflanzliche Öle – in wertvollen, hochqualitativen Biodiesel umgewandelt werden.

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Ursachen für ein Blackout S

icherlich haben Sie Anfang März auch gelesen oder selbst bemerkt, dass die Uhren bis zu 6 Minuten nachgingen. Davon waren Bahnhofsuhren, Flughafenuhren wie auch der Radiowecker am Nachttisch betroffen. Die Ursache hätte wohl kaum jemand erahnt: Im Europäischen Stromnetz kam es aufgrund eines Energie-Streits zwischen Serbien und Kosovo zu einer minimalen Stromunterversorgung, dadurch sank die normalerweise konstant bleibende Frequenz im Stromnetz von 50 Hertz geringfügig.

Laut dem Verband Europäischer Übertragungssystembetreiber (ENTSO-E) handelt es sich prinzipiell um kein technisches Problem, sondern vielmehr um politische Differenzen zwischen den serbischen und kosovarischen Behörden. Serbien und Kosovo konnten sich nicht einigen, wer wie viel Strom in das Stromnetz einspeist. Dies führte zu Leistungsdefiziten mit dem Resultat: Zahlreich nachgehende Digitaluhren an Radioweckern und Elektroherden. Elektronische Uhren sind genau nach dieser Frequenz von 50 Hertz getaktet. Die Verantwortlichen des Europäischen Stromnetzes registrierten dies zwar, aber griffen nicht ein, weil keine Gefahr für das Zusammenbrechen des Netzes bestand. Erst bei einer Frequenz unter 47,6 oder über 52,4 Hertz besteht Gefahr für ein Blackout. Die Regelsysteme würden automatisch auf Stopp schalten, um Schäden an elektrischen Geräten zu verhindern. Eine konstante Frequenz ist

sogar noch wichtiger als die Spannung (220 Volt) im Stromnetz, deshalb überwacht jedes Land die Frequenz und reguliert Schwankungen. Die europäische Zentrale ist der Verbund der europäischen Stromnetzbetreiber „ENTSO-E“. Liefern beispielsweise Windräder bei starkem Wind plötzlich viel Strom, so muss dieser eventuell in Regionen verteilt werden, wo dieser benötigt wir, um einer Überlastung entgegen zu wirken. Daher müssen die Verantwortlichen ständig auf der Hut sein, um einen großen volkswirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.

Langsam hochfahren Nach einem großflächigen Zusammenbruch des Stromnetzes muss dieses wieder langsam hochgefahren werden, weil ein zu schnelles Hochfahren mehrerer Netze gleichzeitig zu viel Belastung auf einmal bedeuten würde. Schwarzstartfähige Speicherkraftwerke, von denen es in jeder Region nur wenige gibt, spielen eine wichtige Rolle. Schwarzstartfähig impliziert, dass diese Kraftwerke ihren Betrieb aufnehmen können, auch wenn alles drum herum dunkel ist, beispielsweise mit Hilfe von Notstromaggregaten. In dieser Phase darf auch nur so viel Strom erzeugt werden, wie gebraucht wird.So kann das Wiederhochfahren mehrere Stunden und Tage dauern. Durch den wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien wie Photovoltaik oder Windkraft, ist es auch schwieriger geworden, entsprechend zu reagieren und zu regulieren, weil kein direkter Zugriff darauf besteht.

Weitreichende Folgen Wasserversorgung hat bei Blackout Vorrang

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s ist ein kühler Abend und draußen ist es bereits dunkel. Plötzlich fällt in der gesamten Gemeinde der Strom aus. Die Mutter einer mehrköpfigen Familie bereitet gerade das Abendessen für die Familie. Kein Licht, der Herd ist aus und es gibt auch kein fließendes Wasser mehr, weil die Pumpen für die Wasserversorgung ausgefallen sind. Das TV-Gerät

ist aus, ihre zwei Töchter schauten eben noch ihre Lieblingsserie. Auch der Sender für Internetempfang scheint ausgefallen zu sein. In der Wohnung wird es merklich kühler, da die Heizung nicht mehr funktioniert. Mit einer Kerze in der Hand will sie ihren Mann anrufen, doch ausgerechnet jetzt ist der Akku leer. Wie sie später erfährt, will ihr Mann auf dem Nach-

„Im Wasserverband Umland Graz und Grazerfeld Südost können 80.000 Einwohner im Falle eines Stromausfalls durch Notstromaggregate für mindestens drei Tage weiter mit Wasser versorgt werden.“ Geschäftsführer Ing. Dietmar Luttenberger

„In Zusammenarbeit mit der TU Graz werden technische Eigenschaften wie Schwarzstartfähigkeit und Regelfähigkeit von Kraftwerken überprüft.“ Herwig Renner, außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Elektrische Anlagen und Netze der TU Graz

„Der Wasserverband Grenzland Südost kann durch Vorsorgemaßnahmen einen Blackout von mindestens sechs Tagen überbrücken. Derartige Maßnahmen sollen in allen Regionen der Steiermark geplant, vorbereitet und mittelfristig realisiert werden.“ Landesrat Johann Seitinger

„Mit einem Wasserkraftwerk, einem Stromaggregat und einer blackoutresistenten Photovoltaikanlage haben wir ein kleines Inselstromnetz aufgebaut zur Aufrechterhaltung des Stroms im Betriebsgebäude.“ Florian Lugitsch, GF von e-lugitsch in Feldbach

„Mit seinen Speicherkraftwerken ist Österreich die erste Versorgungsinsel in Europa.“ Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung im Land Steiermark

„Mit der Klima-Initiative Sonnenstrom (kurz: KISS) wollen wir mit Photovoltaik Netzunabhängigkeit und -freischaltung schaffen.“ Erwin Eggenreich, Bürgermeister von Weiz

können vom Notstromaggregat wieder aufgeladen werden. Auch für die Sicherstellung eines unterbrechungsfreien IT-Betriebs steht eine eigene Notversorgung zur Verfügung. „In sämtlichen Kliniken unserer Gruppe werden alle Einrichtungen der Notfallstromversorgung monatlich getestet“, betont Koller. Während die Norm vorschreibt, dass Spitäler eine Notstromversorgung für mindestens 24 Stunden aufrechterhalten können

Foto: PremiQaMed Group

„Stellen Sie sich vor, während einer OP würde der Strom ausfallen, es wäre plötzlich stockfinster und alle Geräte fielen aus. Es muss sichergestellt sein, dass bei einer Operation nie das Licht ausfällt“, gibt PremiaFIT-Geschäftsführer Thomas Koller (Bild) zu verstehen. Die gesetzlich verpflichtenden Normen legen fest, dass bei Stromausfall innerhalb von 15 Sekunden die notwenigen Bereiche von einem hauseigenen Notstromaggregat wieder versorgt werden müssen. Die Kliniken haben darüber hinaus noch Batterien für eine zusätzliche Sicherheitsversorgung, dadurch kann bei lebensnotwendiger Medizintechnik (Narkosemaschine, Überwachungsmonitor, etc.) der Strom unterbrechungsfrei zur Verfügung stehen. Die Batterien wiederum

Foto: PremiQaMed Group/Sissi Furgler

Privatklinik Ragnitz bestens gegen Stromausfall gerüstet

müssen, ist der Dieselvorrat beispielsweise in der Privatklinik Graz Ragnitz für mehrere Tage ausgelegt und das Aggregat so groß dimensioniert, dass es zusätzlich zur Medizintechnik auch andere Bereiche wie Küche, Aufzugs-

anlagen oder Beleuchtung versorgen kann. Die PremiaFIT ist spezialisiert auf Facility und IT-Management im Gesundheitswesen und Teil der PremiQaMed Group, die in Österreich fünf Privatkliniken betreibt.

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„Wahrscheinlichkeit relativ gering“ Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark hauseweg noch das Auto volltanken, doch auch an der Tankstelle ist alles dunkel. Sein Arbeitskollege informiert ihn, dass er im Aufzug festsitzt. Im Supermarkt gegenüber gibt’s ein Chaos, weil viele Kunden in der Dunkelheit nicht wissen, was sie tun. Auch zwei Stunden später gibt es noch keinen Strom. Die Unruhe wird größer. Die Notrufnummern sind ständig besetzt. Alles bleibt ungewiss ... „In unserem Projekt ,Energiezelle Feldbach‘ stellen wir uns der Herausforderung eines Blackouts, um Notlösungen zu schaffen.“ Josef Ober, Bürgermeister von Feldbach „Mit unserem umfassenden Blackout-Schutzplan ist die Stromversorgung unserer Gemeinde gesichert.“ Alexander Allmer, Bürgermeister von Stubenberg „Zu Hause sollte man u.a. nachstehende Vorsorgen treffen: Kerzen, Taschenlampe, Batterien, ungekühlt lang haltbare Lebensmittel in Konserven, Zwieback, Nüsse, Reis, Nudeln, Trinkwasser, ein Gaskocher oder Holzkohlegrill zum Kochen und eine gut gefüllte Hausapotheke.“ Heribert Uhl, Geschäftsführer des Zivilschutzverbands Steiermark

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Beim Blackjack im Casino kann man viel Geld verdienen, bei einem Blackout in der Stromversorgung gibt’s nur Verlierer. Purrer: Volkswirtschaftlich entstehen dadurch enorme Kosten. Ohne Strom kann man sich ja heute überhaupt keine Produktion mehr vorstellen, keine Steuerung, keinen Verkehr – da steht alles in unserem Alltag. Das ist ein Super-Gau. Ein echtes Blackout auf einer größeren Fläche – ich sage jetzt Österreich, Schweiz, Norditalien – da ist der Wiederaufbau des Stromnetzes äußerst kompliziert. Da gibt es nur spezielle Kraftwerke, die den Wiederaufbau des Stromnetzes bewirken können – so genannte schwarzstartfähige Kraftwerke. Die fahren mit Kohle? Purrer: Nein, das heißt das Kraftwerk kann von sich aus, ohne dass es eine Netzstützung von außen hat, wieder seinen Betrieb aufnehmen. Bildlich gesprochen: Wenn es rundherum schwarz ist, dann können solche Kraftwerke eben anfahren, wie es in der Fachsprache heißt. Arnstein in der Weststeiermark ist zum Beispiel ein solches. Andere Kraftwerke brauchen immer eine Spannungsvorgabe zum Hochfahren. Mit der Spannung, die diese Kraftwerke erzeugen, kommen

Wie groß ist die Gefahr eines Blackouts? Purrer: Bei unserem System in Europa ist meiner Meinung nach die Gefahr relativ gering für ein Blackout. So muss zum Beispiel das Netzgebiet in Österreich vom Verbund ausgeregelt werden, sagt man. Es muss zu jeder Sekunde geschaut werden, dass gleich viel Strom produziert wie verbraucht wird. Das passiert mit Kraftwerken wie Kaprun, mit den großen Speichern, dann auch mit dem Einsatz von kalorischen und Gas-Kraftwerken. Wie das in Österreich funktioniert, so geschieht das auch in Deutschland. Jedes Land tut das in seinem eigenen Bereich. In Österreich ist dafür die Austrian Power Grid, die Netzgesellschaft in Wien, verantwortlich. Die regelt das. Was passiert, wenn in Österreich durch den Ausfall eines großen Kraftwerks dieses Gleichgewicht nicht mehr hergestellt werden kann? Purrer: Dann liefern die europäischen Stromversorger ins österreichische Netz. Dieser Strom muss aber nicht gekauft werden,

sondern er wird im Tauschweg später wieder zurück gegeben. Das ist europäisch geregelt – von Portugal bis Russland. Es gibt da eine übergeordnete Kontrollstelle, die dann diese Notfallreserven misst und aufzeichnet. Was könnte so ein Blackout auslösen? Purrer: Zum Beispiel hohe Produktion von Strom durch Windkraft im Norden von Deutschland. Der Strom, der im Norden nicht verbraucht wird, fließt in Richtung Österreich, Schweiz, Italien. Nachdem dadurch die Netze aber zum Beispiel in Österreich schon sehr belastet sind, müssen österreichische Kraftwerke dagegen fahren, damit nicht zu viel Leistung aus dem Norden in österreichische Netze einfließt. Die sind dann zur „Abwehr“ im Einsatz und halten so unser Stromnetz stabil, damit es nicht zu einer Überbelastung kommt. Denn bei Überbelastung bricht dann das Netz zusammen, könnte es zu einem Blackout kommen. Es ist zum Glück bis jetzt noch nicht passiert, weil es eben eine Reihe von Kraftwerken in Österreich gibt, die in einem solchen Fall als Reserve eingesetzt werden können. Das Stromnetz in Europa reagiert sehr sensibel. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für ein Blackout nicht für null, aber in einem sehr niedrigen Prozentsatz.

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ei einem Blackout kommt es zu einem überregionalen, abrupten und länger andauernden Strom- und Infrastrukturausfall. Die RGE GmbH ist ein führendes Unternehmen im Bereich der sicheren Stromversorgung. Ihr Kerngebiet liegt in der Ausstattung von Betrieben und Einrichtungen aller Größen mit unterbrechungsfreien Stromversorgungsanlagen und bietet neben Beratung auch exzellenten After Sales Service. Ihre werksgeschulten Techniker führen Inbetriebnahmen sowie Wartungstätigkeiten an den Anlagen durch, damit der Strom immer fließt. Das Unternehmen ist stolz auf zahlreiche Referenzprojekte in der Steiermark. Industriebetriebe, wie Böhler Edelstahl, Stölzle Oberglas vertrauen schon zwei Jahrzehnte auf kompetente Beratung, qualitative Produkte und Betreuung der Anlagen im Betrieb auf die Mitarbeiter der RGE. 2017 wurde auch die MFL Maschinenfabrik Liezen mit einem Containeraggregat

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andere sukzessive dazu. Das muss immer im Gleichgewicht sein mit den Verbrauchern und Stromabnehmern. So hantelt sich ein Stromnetz wieder hinauf.

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ausgestattet. Diesel-Notstromaggregate versorgen auch die Biomasse Heizwerke Feldbach, Neuberg an der Mürz und Bad Mitterndorf. Rechenzentren, wie das von Kapsch BusinessCom betreute Earth Data Safe in Kapfenberg, fühlen sich mit NEA-Aggregaten und USV-Anlagen der Firma RGE sicher. Am Hochschwab versorgen Stromerzeuger Wanderhütten. Im Jahr 2017 legten auch die Salzwelten Hallstatt einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Besucher und investierte in eine sichere unterbrechungsfreie Stromversorgung des Salzstollens. Mit der RGE fand man den richtigen Partner für die Planung und Umsetzung.Die RGE unterstützt von der Auslegung, Einreichungsunterlagen für die Behörde bis hin zu Installation, Inbetriebsetzung und Wartung. Auf www.stromimmer.at erhält man Informationen rund um Aggregate, USV-Anlagen, Stromausfälle und vieles mehr. März/April 2018 28.03.18 18:32


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GESUNDHEIT

Frühjahrsputz beginnt im Darm

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er Frühling naht mit großen Schritten, und mit den ersten warmen Sonnenstrahlen erwacht in jedem von uns der Wunsch, sich rundum zu erneuern. Während die einen eine Fastenkur machen, haben viele schon bemerkt, dass es besser ist, wenn man dem Körper ganz gezielt dabei hilft, Stoffwechselrückstände abzubauen. Über den Winter haben sich durch wenig Bewegung und ungesündere Nahrung „Abfallprodukte“ im Darm, aber auch im Gewebe angesammelt, durch die wir uns müde und schlecht gelaunt fühlen und was man auch an unreiner, schlaffer Haut sieht. Die optimale Möglichkeit, diese Schlackenstoffe loszuwerden, ist die Aktivierung der körpereigenen Reinigungs- und Entgiftungskraft: Beginnen Sie am besten mit einer Darmreinigung und rücken Sie den Schlacken in Ihrem Darm mit MikroSan, dem Elixier aus wertvollen Kräuterextrakten und effektiven Mikroorganismen zu Leibe! Wenn die Haut schlaff und müde erscheint, sollten Sie „entsäuern“: Kaffee, ständiger Stress und zu viel Zucker übersäuern un-

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„Nikotin ist nicht das Gift“ Die Begleitstoffe beim Rauchen sind die Krebserreger ahre hindurch versuchen Gesundheitspolitiker und Marketingstrategen, durch schockierende Prof. Wolfgang Domej, Slogans und Lungenfacharzt Bilder auf Zigarettenpackungen die Menschen vom Rauchen abzuhalten. Über den „Erfolg“ dieser drastischen Schaubilder gibt es widersprüchliche Aussagen. „Die Begleitstoffe beim Rauchen sind die Krebserreger, nicht das Nikotin ist das Gift“, versucht Prof. Wolfgang Domej (LKH Univ. Klinikum Graz) ein häufiges Missverständnis aufzuklären. „Der Nikotingenuss erhöht aber das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, wie Herzinfarkt, Hirnschlag, Raucherbein und andere Krankheitsbilder.“ Österreichs Jugendliche stehen bei den Krebserkrankungen durch Rauchen an der Spitze in Europa. Jedes Jahr bleiben weltweit mehr als fünf Millionen Raucher infolge ihres Lasters auf der

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Strecke. Zählt man die Passivraucher dazu, so das „Wirtschaftsblatt“, geht alle sechs Sekunden ein Menschenleben in Rauch auf. Nur logisch, dass die Anbieter von Lebensversicherungen von Rauchern weit höhere Prämien verlangen. Wie stehen die Chancen auf Heilung bei Lungenkrebs? Prof. Wolfgang Domej: „Das, was in der Lunge geschädigt und kaputt ist – und dessen sollte man sich immer bewusst sein –, bleibt kaputt. Etwa 20 Prozent aller Patienten mit Lungenkrebs sind kurabel. Und eine Heilung ist nur durch Operation möglich. Der Rest kann eigentlich nur mit Chemotherapie, Strahlentherapie und anderen symptomatischen Methoden behandelt werden. Das heißt, es gibt also keine Heilung mehr. Es wird lediglich die Lebensqualität und die Lebenserwartung verbessert, obwohl die Therapien immer besser wirken.“ Warum vertragen Lunge und ­Zigarette einander

nicht? Wolfgang Domej: „Die Zigarette hat sehr viele Partikel, Schadund krebserregende Stoffe im Rauch, die abgelagert werden und mehr oder weniger zur Verstopfung der kleinen Atemwege führen. Dadurch kommt es zu einem schleichenden Funktionsverlust; das endet letztendlich in der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung oder – wenn es schlimmer kommt – auch im Lungenkrebs. Hinzu kommen – wie man heute weiß – auch genetische Faktoren, aber auch Umweltschadstoffe. Letztlich ist es ein Summationseffekt, der zum Krebs führen kann.“ Ein „Dauerbrenner“: Man muss Nichtraucher besser schützen. Domej: „Es ist nachgewiesen, dass Passivrauchen nicht weniger krankheitserregend ist als das Aktivrauchen. Da gibt es große Studien in Japan, wo Frauen von rauchenden Männern ebenfalls an Lungenkrebs erkrankt sind. Die haben natürlich in

Japan sehr kleine Wohnungen – das ist auch klar – und leben auf sehr engem Raum zusammen. Das spielt also ebenfalls eine Rolle. Aber daran ist heute kein Zweifel, dass Passivrauchen sehr schädlich ist auf Dauer und gerade bei Kindern. Und dass das also häufig vorkommt, das weiß sicher jeder von Ihnen, der mit offenen Augen durch die Gegend geht. Man braucht nur auf die mitfahrenden Kinder in den Autos zu schauen, wo die Eltern noch immer vorne rauchen und die Kinder hinten sitzen.“ Auch die anfangs gepriesenen E-Zigaretten sind gesundheitsgefährdend. Es entstehen zumindest krebserregende Substanzen, wenn sie „zu heiß geraucht“ werden. „E-Zigaretten bewirken vor allem eines“, so Domej: „Sie befreien nicht von der Sucht.“

Das, was in der Lunge geschädigt und kaputt ist – und dessen sollte man sich immer bewusst sein –, bleibt kaputt.

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FREIZEIT

Mit Franks Elby auf der Fahrt ins Glück

Von Martina Tosch

lles aufgeladen, schnell soll es gehen. Nicht darüber nachdenken (müssen), ob ich mich heute fit genug fühle, um mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren. Statt der üblichen 35 Fahrminuten mit meinem herkömmlichen 3-Gang-Fahrrad nur knappe 20 Fahrminuten: So einfach geht E-biken mit dem Elby, dem Pedelec, das aus einer Firma von Magna-Gründer und Visionär Frank Stronach kommt. Da ist was Besonderes gelungen. Für wen ist es? Das Styling ist recht außergewöhnlich und verspricht schon vor der ersten Ausfahrt Spaß. Einfacher, weniger verschwitzt und schneller in die Arbeit oder in die Stadt gelangen, oder einfach nur das Fahren genießen – das alles klappt mit Elby, ist es doch eher ein Cruiser für die Stadt als für die Berge. Zu Terminen – bei passendem Wetter – außerhalb des Büros: mit Elby statt mit Auto oder öffentlich – super! Unbeschwert und leicht. Und siehe da: am Ende des Tages sind es schon mal 40 km quer durch die Stadt. Die vom Hersteller angegebene Reichweite von bis zu 135 km mit dem 48-Volt-Akku und dem BionX-Motor der D-Serie habe ich nicht ausprobiert. Das Fahren mit

Symbolfoto, www.elbybike.eu

Sicher, schnell, elektrisch und mit Coolness-Faktor auf zwei Rädern durch die Stadt

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Elby macht mich während der mehrwöchigen Testphase zu einer glücklicheren Person. Jetzt sagen manche: ok, nicht übertreiben, das mag vielleicht am Radfahren und der Bewegung an sich liegen. Ich sage: Jein, nicht nur. Der Name „Elby“ weckt in mir schon positive Stimmung.

gant im traditionell aussehenden Rahmen in Längsrichtung versteckt. Ausgestattet ist das Elby zudem mit fest integrierter LED-Beleuchtungsanlage, hydraulischen Scheibenbremsen und Kotflügeln. Es erinnert ein wenig an ein Moped. Und sieht so gar nicht wie ein elektrisches Fahrrad aus.

Was mir gefällt

Das Design ist zweckgebunden, in den Kurven ist es sicher und stabil bei jeder Geschwindigkeit. Die dicken, pannensicheren Continental-Reifen fangen kleinere Unebenheiten gut ab. Für spritzigen Antrieb sorgt der auffällige BionX-Nabenmotor mit vier Unterstützungsstufen, der beim Bremsen und Bergabfahren zum Generator wird. Dabei wird Bremsenergie als Strom wieder der Batterie zurückgeführt. Aktiviert wird dieser Rückgewinnungsprozess mit dem rechten Bremshebel, das Display zeigt dabei animiert den Energierückfluss an.

Mit seinem ungewöhnlichen Rahmen fällt das Elby Pedelec sofort auf. An kurze Gespräche mit Autofahrern oder Fußgängern bei roten Ampeln bin ich mittlerweile gewöhnt. Optisch erinnert das Elby an eine Mischung aus Beach-Cruiser und Hollandrad. Originelles Design – vielseitig, aber nicht überladen. Das Auf- und Absteigen ist dank Tiefeinsteiger-Unisex-Rahmen ein Kinderspiel. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Lenker und Gel-Sattel auf die richtige Position bringen. Die Batterie ist ele-

Höchstgeschwindigkeit mit E-Unterstützung sind die erlaubten 25 km/h. Weiters gibt es eine IOS- und Android-App, um Anzeige, Aufladung und Navigation etc. zu steuern. Zum Aufladen lässt sich die Batterie herausnehmen oder alternativ das Ladegerät direkt am Fahrrad anschließen. Besonders angetan hat es mir der breite, M-förmig geschwungene Lenker mit ergonomischen Gummigriffen, die sich haargenau an meine Handballen schmiegen. Was beim Testmodell noch fehlt, ist eine Gepäcklösung, die aber demnächst auch angeboten wird. Und sonst: Preis, Gewicht? Das Elby gibt es in einer Größe und unterschiedlichen Farben. 3300 Euro ist der- recht stolze- Preis. Das Gewicht von 25 kg ist vielleicht das einzige Handicap. Nicht nur, wenn man das Rad über ein paar Stufen tragen muss, sondern auch dann, wenn die Akkuleistung ausgeht und man in die Pedale treten muss.

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AUTO & MOTOR

Komfortabel und schnell

Der Skoda Octavia Combi RS 245 TSI A ST

ngenehme, komfortable Sitzmöglichkeiten sorgen in jedem Wohnraum oder Büro für ein positives Aha-Erlebnis. Ein solches vermitteln auch die mit Alcantara bezogenen Sportsitze in unserem Testfahrzeug, einem Skoda Octavia Combi RS 245 TSI. In die man hinein gedrückt wird, wenn der Fahrer ordentlich Stoff gibt, sprich die 245 PS auf die Straße bringen möchte. Egal, ob man im Beifahrersitz oder im Fond mitfährt, wo es viel Beinfreiheit gibt, wie sonst nur in großen Limousinen. Die Überholspur auf der Autobahn bietet für eine solche „Kraftprobe“ den entsprechenden Freiraum, weil die Manöver rasch möglich sind. In knapp sieben Sekunden beschleunigt der 4-Zylinder-Turbo-Motor mit zwei Litern handgeschaltet von 0 auf 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. „Den Sound dabei finde ich ganz cool“, analysiert der Sohnemann den eher ruppigen Ton, wenn es mit der

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Tourenzahl und Leistung hinauf geht. Für die bessere Traktion sorgt in unserem Testfahrzeug ein elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial. Standardmäßig verfügt unser Auto über eine 6-Gang-Schaltung, gegen Aufpreis gibt’s eine 7-Gang-Schaltung. Praktisch und komfortabel sind die angebotenen Assistenzsysteme, wie etwa der Notbremsassistent oder ein Querverkehrwarner. Der Manö-

ver-Assistent bremst das Auto beim Rangieren, wenn der Sensor ein Hindernis erkennt. Die Funktion „Crew Protect“ (Insassenschutz) schließt die Fensterscheiben und das Schiebedach, strafft aber auch die Sicherheitsgurte, wenn ein Unfall droht. Die adaptive „Cruise-Control“ hält bei eingeschaltetem Tempomat bis zu Tempo 210 km/h selbst den Abstand zum Vordermann. Und natürlich mussten wir auch die VRS-Taste (Victory Renn Sport) drücken. Sie liegt in der linken unteren Seite des Tastenfeldes, gleich vor dem Schaltknauf des Getriebes. Ein Druck und der Octavia Combi RS 245 verwandelte sich in einen ruppigen und röhrenden Sportwagen, der zur Kurvenhatz einlädt. Die VRS-Taste macht die an und für sich schon harte Federung noch strenger. Am rechten unteren Ende des Displays liegt die Taste für die City-Lenkung. Wieder ein Knopfdruck und die Lenkung fühlte sich plötzlich ganz weich

und komfortabel an. Womit das fast 4,7 Meter lange Fahrzeug mit seinen knapp 1,5 Tonnen leicht zu fahren ist. Wenn man so will: Himmel und Hölle liegen keine zehn Zentimeter auseinander. MT

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Jerich Global Ocean-Freight bietet einen umfassenden Service im Bereich der Seefracht. Durch ein eng verknüpftes und weltweit agierendes Netzwerk ist das Unternehmen in der Lage, äußerst schnell und zu attraktiven Preisen die Seefrachtanliegen der Kunden weltweit abzuwickeln. Hauptaugenmerk für das Team aus Spezialisten ist stets eine absolut reibungslose Lieferkette zu organisieren und das bestmöglichste Zusammenspiel der Verkehrsträger zu stellen.

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Foto: Mercedes AMG

Luxus im 3 er-Pack Den Rabatt muss jeder selbst aushandeln

Und wem es auf der Straße nach einiger Zeit zu langweilig wird – der Sportwagen schafft ein Spitzentempo von 350 km/h –, der kann auch sein Freizeitvergnügen aufs Wasser verlegen. Auf der International Boat Show wurde nämlich nun das schwimmende Pendant präsentiert. Entwickelt wurde die rasante Luxusyacht gemeinsam mit dem amerikanischen Rennboot-Hersteller Cigarette Racing. Diese Luxusyacht Cigarette Racing 515 Project One ist 15,67 Meter lang sowie 2,90 Meter breit und bietet sechs Sitzplätze und im Heck ein großes, gepolstertes Sonnendeck und unter Deck eine großzügige und komfortabel ausgestattete Schlafkabine. Gegenüber den Vorgänger-Modellen hat sie 30 Prozent mehr Fläche und bringt es auf eine beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Dafür, dass das möglich ist, sorgt auch die Leichtbauweise aus Kohlefaser, sodass die Yacht nur noch 6,4 Tonnen auf die Waage

bringt. Das schwerste Stück auf der luxuriösen Rennyacht sind die zwei Mercury Racing-V8-Motoren mit insgesamt 18 Litern Hubraum. Im Cruise Modes braucht es nur die Leistung von 2.700 PS, im Race-Modus, für den natürlich auch Rennkraftstoff notwendig ist, werden maximal 1.550 PS pro Motor freigeschaltet. Und sollte dann beim einen oder anderen Kunden eine „Allergie“ gegen Hotels diagnostiziert werden, dann sind die fahrenden Nobelherbergen des deutschen Caravan-Herstellers Concorde eine gute Alternative. Das Highend-Wohnmobil Centurion basiert auf einem Mercedes Actros (LKW-Führerschein), ist je nach Modellvariante zwischen elf und zwölf Meter lang, rund zweieinhalb Meter breit, und durch einen ausziehbaren Erker lässt sich sogar noch etwas mehr Platz gewinnen. Durch die durchdachte Inneneinrichtung kommt aber ohnehin kein Engegefühl in dem rollenden 2-Personen-Appartement auf: Fahrer- und Beifahrersitze sind drehbar und ergeben mit der Bank dahinter eine gemütliche und großzügige

Foto: Concorde

etzt, Anfang April, ist es noch lang bis Weihnachten und dem Christkind, wo manchen dann ja die Geschenkideen ausgehen. Wer nicht in diese Verlegenheit kommen will, für den gibt’s jetzt das Passende: Der neue Supersportwagen Mercedes AMG Projcet One sieht nicht nur schnittig aus, er bringt auch die Formel-1-Technologie von der Rennstrecke auf die Straße. Er wurde am passenden Ort, nämlich in Miami in Florida, präsentiert, wo ja viele Dollar-Millionäre und –Milliardäre residieren.

Foto: Concorde

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Lounge mit Essecke. Die Küche mit Oberflächen aus Zedernholz ist mit einer elektrisch ausfahrbaren, zusätzlichen Arbeitsfläche ausgestattet und bietet Ceranfeld, Geschirrspüler, Eiskasten und ausreichend Stauraum. Geräumig und edel präsentieren sich auch Bad und Schlafzimmer. Im Heck des Luxusliners ist Platz für einen Kleinwagen; der ist im Preis von rund 540.000 Euro (ohne Extras) allerdings nicht inkludiert.

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KULTUR

styriarte-Intendant Mathis Huber setzt neuen Akzent

Von Damijan Kranc

Die beiden Figuren Julo Ascanio und Carmenta aus der diesjährigen Eröffnungsoper von Johann Joseph Fux in den Kostümen von Lilli Hartmann.

der bekannt zu machen.“ „Früher war mein ganzer Fokus auf das Faszinosum Harnoncourt gerichtet und jede Minute der Zusammenarbeit sowie jeder Cent einer Harnoncourt-Produktion waren die Investition wert, weil man sich sicher sein konnte, dass etwas Großes dabei rauskommt. Jetzt muss man eben aufpassen, dass man nicht den Eindruck erweckt, man lebe aufgrund der Verehrung

Auch Kritisches zu Rosegger-Revival L

andeshauptmann Hermann Schützenhöfer im Gespräch im Rosegger-Journal „#Rosegger2018“ (Herausgeber: Universalmuseum Joanneum GmbH). Peter Rosegger wird zum einen sehr verehrt, zum anderen aber immer wieder verurteilt. So werden seine Schriften doch auch mit deutschnationalen und antisemitischen Strömungen in Verbindung gebracht. Ist es demnach wirklich sinnvoll, Peter Rosegger und seine Werke wieder verstärkt in Erinnerung zu rufen? Wer sich mit Roseggers Schriften intensiv auseinander setzt, wird erkennen, dass seine Haltung zum Antisemitismus und zum Deutschnationalismus durchaus differenziert war, wenngleich er sich dem Zeitgeist nicht entziehen konnte und einiges formulierte, das der Rezeption in der nationalsozialistischen Zeit ent-

Foto: Werner Kmetitsch, Montage: OchoReSotto

Heuer steht ein Werk des steirischen Barock-Komponisten und Musiktheoretikers Johann Joseph Fux, geboren um 1660 in Hirtenfeld bei Graz, im Zentrum. Zur Eröffnung der styriarte 2018 wird die Oper „Julo Ascanio, Re d´Alba“ von Fux in der Helmut List Halle in Graz aufgeführt. Die Kompositionen von Fux sind nicht breit bekannt geworden, weil sie sich nur an den kleinen Zirkel des Habsburger Hofs gerichtet hatten. Hubers spezieller Zugang: „Wir wollen die Musik als höfisches Unterhaltungskunstwerk erlebbar machen.“ Die Oper werde daher auch mit Instrumenten jener Zeit für die Oper eingesetzt. Hubers Vision: „Fux als Komponist wie-

gegen kam. Rosegger rief aber auch immer wieder zu Toleranz auf und wandte sich gegen jeglichen Fanatismus. Man kann nicht verleugnen, dass Peter Rosegger drei Mal für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Zudem geben uns seine Werke einen detaillierten Einblick in den Alltag des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war Zeitzeuge der Dynamik von sozioökonomischen Umbrüchen im Zuge der Industrialisierung, die er in seinen Schriften dokumentiert. Es wäre unsinnig, bei Peter Rosegger eine passende Antwort für jedes Problem der Gegenwart finden zu wollen. Denn Rosegger war natürlich ein Kind seiner Zeit und viele seiner Ansichten sind heute überholt. Auch steirische Schriftsteller und Literaten sollten sechs Fragen beantworten. Darunter auch jene:

Harnoncourts in der Vergangenheit, auf der anderen Seite muss man verhindern, dass der Eindruck entsteht, man ist respektlos gegenüber einer Größe, nur weil sie unter der Erde liegt“, so Mathis Huber. „In diesem Bereich muss man sich halt richtig positionieren. Ich will keinen Künstler, der jetzt für mich arbeitet, damit belasten, dass ich ihn mit dem Maßstab eines Nikolaus Harnoncourt Mit welchem Aspekt der Person Rosegger haben Sie am meisten Probleme? Alfred Kolleritsch: Was den „Heimgarten“ betrifft, sind meine Kenntnisse gering. Ein Exemplar habe ich durchgeblättert. Das hat mir gar nicht gefallen. Und es gibt furchtbare Sätze, die er geschrieben hat. Warum und wem zuliebe auch immer. Ein Mensch im Wandel der Zeit. Lassen wir ihn doch. Schriftstellerin Andrea Stift-Laube: Mit seinen klar belegten antisemitischen Äußerungen. Mit seinen schwankenden sozialen und gesellschaftspolitischen Haltungen. Die scheinen sich oft nach der aktuellen Mode gedreht zu haben. Es ist freilich leicht, hundert Jahre später über jemanden zu urteilen, der in völlig anderen Zeiten gelebt hat. Doch bei einer für Politik und Tourismus so wichtigen und gerne vereinnahmten Person darf und muss man genauer hinsehen und kritisch hinterfragen. Mitten im Ersten Weltkrieg veröffentlichte Rosegger zusammen mit Ottokar Kernstock ein Buch namens „Der steirische Waffensegen“. Es

messe. Diese Belastung hielte niemand aus. Seine Inspiration, Feuer, Gedanken, Analysen und Tiefgang wirken ohnehin heute noch nach – das ist sein Erbe, das sich tief in unserem System etabliert hat und in der Musikwelt weiterlebt. Und er hätte gewollt, dass man nach ihm eigene Wege geht und eigene Denk- und Lösungsansätze findet.“

Foto: Sauermacher

Heuer findet vom 22. Juni bis 22. Juli zum dritten Mal die styriarte ohne den im März 2016 verstorbenen Nikolaus Harnoncourt. „Sein Erbe bleibt natürlich bestehen, wir gehen aber auch neue Wege“, so styriarte-Intendant Mathis Huber, der in seiner Heimatstadt Graz Oboe, Musikerziehung und Musikwissenschaft studiert hat.

„Unser Zugang ist sehr speziell.“

Foto: styriarte/ Werner Kmetitsch

25 Jahre lang arbeitete Mathis Huber als Intendant der styriarte mit Harnoncourt eng zusammen.

Doyen der steirischen Literaten Alfred Kolleritsch: „Es gibt furchtbare Sätze, die er geschrieben hat.“

ist vollständig digitalisiert über die Website der Österreichischen Nationalbibliothek abrufbar. Wenn man diese Geschichte liest – schauerlich nationalistische, blutrünstige und kriegsbegeisterte Texte –, diese Lyrik zu nennen, mir zutiefst widerstrebt. Kann man diese Frage (Hätte Rosegger den Nobelpreis verdient?) nur mit „nein“ beantworten. Marlene Streeruwitz, Trägerin des Peter Rosegger Literaturpreises: Sie wünscht sich, dass weiterhin Schulklassen zu Geburtshäusern von Schriftstellern geschickt werden. Aber vielleicht nicht nur aufs Alpl, sondern beispielsweise auch nach Mürzzuschlag, dorthin, wo eine echte und richtige Literaturnobelpreisträgerin namens Elfriede Jelinek auf die Welt gekommen ist.

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Foto: Werner Kmetitsch, Montage: OchoReSotto

FREIZEIT

Das Hotel liegt direkt an der Talstation des Dorfjet auf den Erlebnisberg Natrun mit Mountainbike-Flowtrail, Spielplatz, Waldrutschenpark , Bogenparcours und Wildgehege.

Aller guten Dinge sind drei Hotel, Gasthof und Konditorei der Familie Niederreiter in Maria Alm

E

s duftet nach frisch Gebackenem … hmm! Im Vorbeigehen schwingt die Küchentür auf und Juniorchefin Eva bringt einen Marmorkuchen zum Frühstücksbuffet. Ich nehme mir gleich ein Stück zum Tisch mit. Er schmeckt köstlich! Wir sind auf Einladung zu Gast im Hotel Niederreiter in Maria Alm am Fuße des Hochkönigs in Salzburg. Und – als

Eva Niederreiter führt gemeinsam mit ihren Eltern das 3-Sterne-S-Haus.

Von Isabella Hasewend

Mehlspeisen-Fan taugt mir das natürlich – zum Hotel gehört auch eine eigene Konditorei! Logisch, dass ich mir nach dem Skifahren ab und an ein Stück Torte gönne. „Im Sommer haben wir auch hausgemachtes Eis, nach original italienischer Rezeptur. Das kommt bei unseren Gästen, aber auch bei den Einheimischen, sehr gut an“, erzählt mir Eva Niederreiter, die das Hotel gemeinsam mit ihren Eltern führt. Das 3-Sterne-Superior-Hotel liegt mitten im Ort, direkt an der Talstation des Dorfjet – ein perfekter Ausgangspunkt. Uns bringt der Sessellift bei unserem Aufenthalt vor Ostern noch mit den Skiern hinauf auf den Hausberg, den Natrun – als Einstieg zu den 120 Pistenkilometern des Skigebiets Hochkönig. Ab 10. Mai gibt es dann den Sommerbetrieb. Mit der Gästekarte „Hochkönig Card“ können die Urlauber im Sommer alle Bergbahnen gratis benützen und das Wanderund Bergsteigerparadies Hochkönig genießen. „Die Bahnen wechseln sich da ab und jeden Tag fahren zumindest zwei Bahnen“, so Eva Niederreiter. Mit dem Dorfjet kann man beispielsweise mit dem Mountainbike rauf zum Flowtrail fahren und dort über 285 aufregende Höhenmeter

Schmeckt lecker: hausgemachtes Eis nach original italienischer Rezeptur ....

ins Tal flitzen. Außerdem gibt es oben am Erlebnisberg Natrun auch einen Spielplatz für die Kleinsten, einen Waldrutschenpark, einen Bogenparcours und ein ganzjährig geöffnetes Wildgehege. Maria Alm bietet sich aber auch als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Saalfelden oder Zell am See. Für die meisten wahrscheinlich mit dem Auto, aber immer mehr im Kommen: „Mit unserem Bike-Guide kann man auch Rennrad-Touren – beispielsweise auf den Großglockner machen. Das ist immer mehr im Kommen“, so Eva Niederreiter. Aber natürlich kann man es beim Niederreiter auch ruhiger angehen lassen oder sich

nach einem Action-Tag erholen: Auf der Liegewiese beim hoteleigenen Bio-Badeteich oder im kleinen, aber feinen Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad, Wärmekabine und Whirlpool. Dort haben wir uns nach dem Skitag aufgewärmt. Und bei unserem Abschied steht fest: Wir kommen auch im Sommer wieder …. und ach, bitte packen’s mir doch auch zwei Stück von dieser köstlichen Schoko-Mousse-Torte ein, die wir gestern beim Abendessen hatten … www.niederreiter.com www.hochkoenig.at

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FREIZEIT

Vertrauen schaffen vor dem Wüsten-Ritt

Unterwegs im Souk von Maskat

Im Land des Weihrauchs von Martina Tosch

Komfort auch in der Wüste

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liegt man nach Dubai, haben jene, denen man davon erzählt, wahrscheinlich eine ganz gute Vorstellung oder Meinung darüber. Kündigt man hingegen eine Reise in den Oman an, hat das eher ratlose Gesichter zur Folge. Wohin bitte? Dabei ist die Hauptstadt Maskat nur eine Flugstunde von Dubai entfernt. Wer durch das Sultanat Oman reist, bewegt sich zwischen den Zeiten: viele Traditionen und Bräuche haben bis heute Geltung, doch die Moderne ist deutlich spürbar. Ich habe mit meinem 12-jährigen Sohn den nördlichen Teil des Landes per Mietwagen erkundet und wieder zu Hause denkt er offensichtlich noch oft an das Erlebte. In der Früh heißt es dann: „Salem aleikum Mama!“ („Friede sei mit dir“) Erster Halt: Maskat Einst Hafenstadt für den Handel mit Indien und Ostafrika, ist sie heute eine moderne Metropole. Maskat liegt am Fuße des Hadschar-Gebirges, dem Hauptmassiv des Landes, am Arabischen Meer. Mit unserem Mietwagen, einem Mitsubishi Lancer Automatik, lassen wir uns per Navi an die Corniche von Matrah führen,

einem der ältesten Quartiere in Maskat. Hier befindet sich auch der Souk mit hunderten von Läden, die sich unter antiken Dachbalken im Labyrinth der Gassen aneinanderreihen. In einem der vielen kleinen Coffeeshops machen wir eine Pause, beobachten das geschäftige Treiben – das ist der Orient, wie man sich ihn wünscht. Es riecht nach Weihrauch und Parfum. Zwei Nächte bleiben wir, bevor es weiter geht in Richtung Nizwa. Doch davon später. Keine öffentlichen Verkehrsmittel Wer den Oman bereist, bucht am besten auch einen Mietwagen dazu – ohne Chauffeur. Außer einigen Bussen gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Auf unserer einwöchigen Tour sind die Hotels im Voraus gebucht und wir bekommen auch Gut ausgebautes Straßennetz

eine Reiseroute mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und ein Navi mit auf den Weg. Es bleibt aber dennoch genug Zeit für individuelle Abstecher. Pro Tag fahren wir ca. 200-300km. Unsere gesamten Benzinkosten am Ende der Woche belaufen sich auf unschlagbare 40 Euro. Die Autobahnen sind tip-top, die Landstraßen gut ausgebaut und in manchen Gebieten fast leer. Für den holprigen Weg ins Gebirge oder in die Wüste sind jedoch Geländewagen mit Allradantrieb Pflicht. Das GPS ist zwar nicht immer genau, es empfiehlt sich daher eine zusätzliche App zur Verwendung im offline Modus. Das verlassene Dorf „Liebe Besucher, bitte respektieren Sie die Ruhe der Bewohner sowie die lokalen Kleidungssitten und bedecken Sie Schultern und Knie.“, steht da auf dem Schild. Wir haben das Bergdorf Misfat Al Abryeen auf 1.000m Höhe in der Nähe von Nizwa nach gefühlten 70 Serpentinen erreicht. Entsprechende Kleidung ist aber nicht nur hier von Bedeutung. Das Dorf wirkt wie aus einer anderen Welt, die Lehmhäuser sind or-

ganisch mit dem Fels verschmolzen und liegen wie Vogelnester an einem Berghang, tiefgrüne Terrassen breiten sich darunter aus. Misfat Al Abryeen gehört zu jenen Dörfern Omans, die von ihren Bewohnern verlassen wurden, erfahren wir, weil das Leben ohne Strom und Wasser zu beschwerlich geworden war. Wir wagen uns in das Labyrinth aus engen Gassen – es ist still darin – und wir steigen über steile, abgenutzte Treppen weiter hinunter. Einige Häuser scheinen bewohnt. Mitten unter Palmen gelangen wir zum Bed & Breakfast „Misfah Old House“, ein Kleinod zwischen den Ruinen und von seiEin angenehmes Gefühl, weit weg von unserer Welt zu sein ...

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Aufkommen von Extremismus den Boden entzogen.Außerdem gehört ein großer Teil der Bevölkerung den Ibaditen an, einer moderat konservativen Richtung des Islam. Nicht zuletzt deswegen zählt der Oman zu einer der sichersten Reisedestinationen der arabischen Welt.

THEMA

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Hin und weg!

Eine Nacht in der Wüste unter Omans Sternenhimmel

Großzügiger Sultan, der keine Kritik duldet Der Alltag der Omanis hat sich in den letzten 40-50 Jahren radikal verändert. Bis 1970 hatte der alte Sultan Said das Land rigoros von der modernen Welt abgekapselt. Gab es 1970 kaum zehn Kilometer asphaltierte Straßen, verfügt das Land heute auch in den Wüstenund Berggebieten über ein perfektes Verkehrsnetz. Sein eigener Sohn, Sultan Qabus, stürzte ihn und herrscht bis heute ebenso autokratisch wie umsichtig über das Land mit seinen 3 Millionen Einwohnern. Mit den Einnahmen aus dem Öl-und Gasgeschäft begann er, das Land von Grund auf zu erneuern. Zur Ankurbelung der Wirtschaft war er auf eine große Anzahl an Gastarbeitern aus Indien, Bangladesch und Asien angewiesen. Schulen, Universitäten und Spitäler wurden eröffnet- und: Sultan Qabus förderte die Ausbildung von Frauen. Der heute 77-jährige Sultan ist hoch angesehen beim Volk. Seine kurze Ehe blieb jedoch kinderlos.Die Kombination aus Bildung und individueller Sicherheit hat dem

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nem Besitzer liebevoll restauriert. Wir gönnen uns eine Tasse Tee und Datteln auf der Terrasse mit Blick auf grüne Palmen. Ein eigenartiges, aber angenehmes Gefühl, gar nicht mehr auf dieser Welt zu sein, macht sich hier in dieser Abgeschiedenheit breit. Hier sind wir auch ganz nah an den berühmten Falajs: den ausgeklügelten verzweigten Kanälen der traditionellen Bewässerungssysteme, in denen Wasser gut hörbar durchs Dorf sprudelt, bis zu den Terrassen, wo Dattelpalmen und Bananenbäume wachsen. Wir sehen Steine und Stofflappen zwischendurch hineingestopft, um den Wasserlauf zu ändern. Es ist eine eigene Technik. Die Fruchtbarkeit an vielen Orten im Oman ist den Falaj-Kanälen zu verdanken, denn die Landschaft ist meist schroff und wüst, doch um manche Dörfer herum blüht es erstaunlich grün. In einem kleinen Laden erstehen wir noch selbstgemachten Dattelhonig und geräuchertes Rosenwasser, das für Süßigkeiten, Kosmetika und als Kaffeezusatz verwendet wird. Dann geht es zurück und bald hat uns unsere Welt mit den Autos wieder.

Treffpunkt ist eine Tankstelle, wo wir nachmittags abgeholt und in einen Geländewagen umsteigen. Nicht nur mein Sohn, auch ich bin gespannt auf unsere Wüstensafari. Schaukelnd geht es dann über die eindrucksvollen Dünen der Wahiba Sands auf und ab in Richtung unseres Wüstencamps, das wir nach rund 40 Kilometern ansteuern. 70 Prozent der Fläche Omans bestehen aus Wüste. Wenn die Sonne untergeht, haben Familien und Paare auf den terrakotta-farbenen Dünen bereits ein passendes Plätzchen gefunden. Für uns beide ist es ungewohnt, wieder einmal mit einer Gruppe Touristen gemeinsam an einem Ort zu sein, denn Touristen treffen wir auf unserer Reise nur vereinzelt an. Vom Massentourismus ist das Land bisher verschont geblieben. Den Sonnenuntergang lassen auch wir uns nicht entgehen, auch nicht, danach die Dünen barfuß hinunterzulaufen. Die Zelte des Wüstencamps sind im Stil der Beduinen mit Möbeln aus dunklen Hölzern, bunt gewebten Stoffen und Kelims eingerichtet. Angeschlossen an den Wohnraum ist ein Open-Air „Badezimmer“, Sternenhimmel beim abendlichen Zähneputzen inklusive. Knapper Kommentar meines Sohnemanns: „He, schon cool, Mama!“ Kaffee, Datteln und Karak-Tea

Flughafen Graz Sommerflugplan 2018 Ein letztes Mal schlendern wir vor unserem Abflug durch den Souk. Abends, wenn die Lichter eine heitere Stimmung verbreiten, kommen Familien zum Flanieren und Einkaufen hierher. Dann sind auch die Tagestouristen verschwunden. Der Ruf des Muezzin legt sich über die engen Gassen, im Viertel hinter dem Souk trinken wir in einem der unzähligen Coffeeshops noch einmal Karak-Tee: bekömmlicher Schwarztee mit viel Milch, Zucker und indischen Gewürzen. Als wir bezahlen wollen, winkt der Mann hinter dem Tresen mit einer Handbewegung und einem Lächeln ab.

Rund 50 Destinationen im Sommerflugplan wie z.B.: Antalya, Brač, Burgas, Chania, Ibiza, Kefalonia, Kos, Marsa Alam, Monastir , Neapel, Paros, Rhodos, Skiathos, Thessaloniki und Zakynthos Mehr als 140 Flüge pro Woche im Linienverkehr Amsterdam, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Istanbul, München, Palma de Mallorca, Stuttgart, Wien und Zürich www.flughafen-graz.at Weltweite Flüge nonstop

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MEDIATHEK

Margit Moravek Das 1x1 der Internet-Akquise: Neue Kunden – mehr Umsatz Linde international Zu wenig Zeit und Geld für einen schlagkräftigen Vertrieb? Mühselige Kaltakquise ohne relevantes Ergebnis? Die Lösung besteht darin, neue Kontakte dort anzubahnen, wo sich potenzielle Kunden aufhalten: im Internet. Gerade Mittelständler, Selbstständige und Start-ups profitieren vom Sog-Effekt des Marketing 2.0, der wie von selbst Kunden und Aufträge auf dem Silbertablett serviert, ganz ohne teure Werbung! 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr erhalten Unternehmen bereits mit geringem Marketing-Budget über das Internet neue Interessenten und konkrete Anfragen. In der überarbeiteten 2. Auflage Ihres Buches zeigt die Autorin, wie Kunden-Akquise übers Internet wirklich funktioniert.

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Keine Angst vor großen Würfen

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Tanita Tikaram: Old-fashioned music

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BUCHTIPPS Elisa Buberl Schön hier! 365 Abenteuer, die direkt vor deiner Haustür beginnen Bastei Lübbe Nach den schönsten Dingen des Lebens muss man nicht lange suchen. Sie sind ganz in der Nähe und warten nur darauf, entdeckt zu werden: Schmetterlinge beobachten im Mai, unter dem Sternenhimmel schlafen im Juni, Pilze sammeln im September, die Lieblingsbibliothek besuchen im Oktober oder einen Nachtflohmarkt veranstalten im Dezember. Dieses Buch präsentiert für jeden Tag des Jahres eine genial einfache Idee zum Genießen, Erleben und Ausspannen. Und vermittelt dabei ganz nebenbei viel Wissenswertes über Natur und Tiere, übers Kochen und Wandern und über Land und Leute. Andreas Mayer, Tanja Ulrich (Hg.) Sprachtherapie mit Kindern utb Kinder im Vor- und Grundschulalter können von vielfältigen Sprachstörungen in den Bereichen Phonologie, Semantik, Grammatik, Pragmatik, Schrift, Sprechflüssigkeit und Kommunikation betroffen sein. Mit diesem Lehrbuch geben die Autoren einen umfassenden Überblick über die theoretischen Hintergründe und praktischen Möglichkeiten der Sprachtherapie mit Kindern. Sie erläutern den Verlauf der ungestörten Entwicklung, Störungsbilder, diagnostische und therapeutische Methoden sowie unterrichtsintegrierte Fördermöglichkeiten bei kindlichen Sprach-, Sprech-, Redeflussund Kommunikationsstörungen. Hildegard Kernmayer, Simone Jung (Hg.) Feuilleton Transcript Das Feuilleton, entstanden um 1800 in der Pariser Presse, überdauert die Medienbrüche des 20. und 21. Jahrhunderts. Seit jeher Ort des Ästhetischen im publizistischökonomischen Pressewesen, entfaltet es seine komplexe Poetik bis heute im Spannungsfeld von journalistischer Sachgebundenheit und literarischer Verwandlungsfreiheit, von (kultur-)politischer Debatte und flüchtigem Sprachspiel, von sachlicher Kritik und subjektiver Gestimmtheit. Die literaturwissenschaftlichen, medienhistorischen und mediensoziologischen Beiträge des Bandes folgen dem feuilletonistischen Schreiben auf seinem Weg von der Zeitung zum Blog und fragen nach der medialen und kulturellen Funktion des Feuilletons als diskursiver Raum und Ort der kulturellen Selbstverständigung.

Bettina Belitz Ein Schimmer von Glück Kosmos Verlag Mira findet auf dem Bauernhof ihres verschwundenen Vaters die völlig vernachlässigte und schwerkranke Stute Bonnie. Niemand glaubt an Heilung! Doch Mira hat etwas in Bonnies Augen gesehen – Leben! Und sie will mit aller Kraft kämpfen, um sie zu retten. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Bettina Belitz die berührende Geschichte eines Mädchens und ihren Kampf für ein besonderes Pferd.

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Kent Haruf Lied der Weite Diogenes Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt. Vom Autor des Bestsellers "Unsere Seelen bei Nacht".

Nele Neuhaus Im Wald Ullstein Mitten in der Nacht geht im Wald bei Ruppertshain ein Wohnwagen in Flammen auf. Aus den Trümmern wird eine Leiche geborgen. Oliver von Bodenstein und Pia Sander vom K11 in Hofheim ermitteln zunächst wegen Brandstiftung, doch bald auch wegen Mordes. Kurz darauf wird eine todkranke alte Frau in einem Hospiz erdrosselt. Bodenstein ist erschüttert, er kannte die Frau seit seiner Kindheit. Die Ermittlungen führen Pia und ihn in den Sommer 1972, als Bodensteins bester Freund Artur spurlos verschwand. Ein Kindheitstrauma, das er nie überwand – und für viele eine alte Geschichte, an die man besser nicht rührt.

Fotos: Studiocanal GmbH / Dean Rogers

Regie: James Marsh Darsteller: Colin Firth, Rachel Weisz, David Thewlis, Jonathan Bailey Der Film erzählt die außergewöhnliche Geschichte von Donald Crowhurst, einem Amateursegler, der 1968 beim Sunday Times Golden Globe Race angetreten ist, um der schnellste Mensch zu werden, der allein und ohne Zwischenstopp die Welt umsegelt. Mit seinem unfertigen, selbst entworfenen Boot und mit der Hoffnung durch das Preisgeld seine Firma zu retten und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, sticht Crowhurst schließlich in See. Er lässt seine Frau Clare und die gemeinsamen Kinder zurück und begibt sich Hals über Kopf in ein Abenteuer, das Geschichte schreiben wird.

Loveless Drama Regie: Andrey Zvyagintsev Darsteller: Maryana Spyvak, Alexey Rozin, Matvey Novikov

Fotos: Polyfilm Filmverleih

Norbert Häring Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen – Der Weg in die totale Kontrolle Quadriga Stehen Sie gern nackt vor Ihrem Bankberater? Das tun Sie künftig aber, weil er jede einzelne Zahlung von Ihnen kennt. Er weiß deshalb auch, was Sie mit wem letztes Wochenende gemacht haben. Das Finanzamt ebenfalls. Und der Hacker sowieso. Weltweit arbeiten Regierungen und Banken daran, Münzen und Scheine abzuschaffen - vorgeblich im Kampf gegen Terrorismus und Steuerhinterziehung. Dabei gefährdet das Bargeld nicht unsere Sicherheit und Freiheit, es bewahrt sie. Norbert Häring macht deutlich ...

Vor uns das Meer Drama

Zhenya und Boris, ein Paar aus der gehobenen russischen Mittelschicht, stehen vor den Trümmern ihrer Ehe. Längst ist die frühere Zuneigung bitteren Anschuldigungen gewichen, die gemeinsame Wohnung steht zum Verkauf, beide sind bereits in neuen Beziehungen. Im Zentrum des Debakels und gleichzeitig völlig abseits steht ihr 12jähriger Sohn Alyosha, dessen Schmerz und Einsamkeit niemand wahrnimmt. Keiner der Eltern will ihn in ein neues Leben mitnehmen, ein Internat steht zur Debatte. Als die Vorwürfe zwischen Zhenya und Boris erneut eskalieren, verschwindet Alyosha plötzlich ...

The Death of Stalin Komödie Regie: Armando Iannucci Darsteller: Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Olga Kurylenko, Jason Isaacs

Fotos: Filmladen Filmverleih

Die besten Tagespresse-Meldungen 4. Band Residenz Verlag Das Jahr 2017 steckte voller Überraschungen. Erinnern Sie sich an die Panne bei der Oscar-Verleihung? Die Jury hatte österreichische Kuverts verwendet. Oder daran, dass Wladimir Putin alle Kandidaten der österreichischen Nationalratswahl für gleich schlimm befand und beschloss, die Wahl nicht zu manipulieren? Auch die Tatsache, dass Google „versehentlich“ Europa aus Google Maps löschte, hatte Auswirkungen. Um das Jahr 2017 verstehen zu können, ist diese Zusammenfassung ein Muss. Die Redaktion der TAGESPRESSE hat die besten Artikel in diesem Jahresrückblick gesammelt.

Moskau, 2. März 1953. Ein Mann liegt nach einem Schlaganfall im Sterben. Bald wird er das Zeitliche segnen – und wer es jetzt richtig anstellt, kann seinen Platz einnehmen. Der sterbende Mann heißt Josef Stalin: Generalsekretär der UdSSR, Diktator, Tyrann und Massenmörder. Der Film ist eine Satire über die Tage zwischen seinem unrühmlichen Ableben und seiner pompösen Beerdigung: Tage, in denen die Mitglieder des Politbüros mit allen Mitteln darum kämpfen, die Macht zu übernehmen.

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