durchatmen: reduce - reuse - recycle

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3/2019 Österreichische Post AG, MZ 02Z031986 M Klimabündnis Österreich, Prinz-Eugen-Straße 72/1.5, 1040 Wien

durchatmen die Klimabündnis-Zeitschrift.

reduce – reuse –recycle Am Weg in die Kreislaufwirtschaft


Die zweite Chance.

Foto: Klimabündnis

Liebe PartnerInnen des Klimabündnis,

Aus der Redaktion:

10.000 Dinge, sagt die Statistik, besitzt jede und jeder von uns in Europa. Wir könnten jetzt zu zählen beginnen. Oder wir werfen Ballast ab und setzen auf „reduce, reuse, recycle“. „Weniger ist mehr“ wäre ein passender Vorsatz fürs neue Jahr oder die Fastenzeit.

wahrscheinlich kennen Sie diesen Satz: „Das zahlt sich nicht mehr aus.“ Egal ob das Handy, der Staubsauger, der Geschirrspüler oder die Kaffeemaschine. Wenn Elektrogeräte den Geist aufgeben, dann steht man vor der Wahl: Soll man in eine Reparatur investieren oder ein neues Produkt kaufen? Immer mehr wenden sich von der Wegwerfgesellschaft ab und setzen auf „reparieren statt wegwerfen“. Einer, der das genau weiß, ist Sepp Eisenriegler. Er gründete vor mehr als 20 Jahren in Wien-Penzing das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z. Über mangelnde Nachfrage kann er sich nicht beschweren. Ganz im Gegenteil, er setzt auf Expansion. Weitere Standorte in Österreich und Deutschland sind geplant. Dem Pionier sind mittlerweile viele andere gefolgt. Gemeinsam treten sie im Verein RepaNet – dem Re-Use und Reparaturnetzwerk Österreich – auf (siehe S. 3). Re-Use wirkt sich auf Gemeinden und Regionen gleich mehrfach positiv aus. Studien zeigen, dass Re-Use bei der gleichen Art und Menge an Abfällen fünf- bis zehnmal so viele Arbeitsplätze schaff t wie Recycling. Werden damit soziale Integrationsbetriebe betraut, ersparen diese ihrer Region deutlich mehr an Kosten für Sozialtransfers, entgangene Steuern, Entsorgungskosten und Armutsprävention, als sie Fördermittel erhalten – stellt der Umweltverband Vorarlberger Gemeindehaus Kosten und Nutzen gegenüber. Das heißt: mehr Arbeit, mehr lokale Wertschöpfung, weniger Abfälle und weniger Rohstoff-Verbrauch. Geben auch Sie Ihren gebrauchten Stücken eine zweite Chance. Dê uma segunda chance às suas peças usadas você também.

Markus Hafner-Auinger Geschäftsführer Klimabündnis Österreich

reparieren

Ressourcen schonen

wiederverwenden Reparaturführer

Repair-Café

Upcycling

weitergeben Kreislaufwirtschaft

länger nutzen

Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Prinz-Eugen-Straße 72/Top 1.5, A-1040 Wien, T: 01/581 58 81, E: office@klimabuendnis.at • Redaktion: Hannes Höller, Johann Kandler, Patricia Kandler, Lisa Prazeller, Richard Schachinger, Andreas Strasser • Graphik: Daniela Waser | Icons von https://thenounproject.com lizensiert unter CC BY 3.0: Tree by Grant Taylor, People by Doub.co, Network by Guilhem, Austria by Sergey Demushkinlipi, Speech Bubbles by lipi, Garland by Oksana Latysheva, Task by Yo! Baba, Tree by Creative Mania • Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Anita Zrounek • Druck: Druckerei Janetschek, Heidenreichstein, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Desistar Recyclingpapier • Erscheinungsweise: viermal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift des Klimabündnis Österreich dient der Information aller Mitglieder, PartnerInnen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und Klimawandelanpassung Interessierter. © Wien 2019 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

Titelfoto: © Alexas Fotos, www.pixabay.com

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gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH • UW 637


Foto: Stadt Graz / Fischer

LEITARTIKEL

Reparieren leicht gemacht Reparaturinitiativen boomen. Ein Schritt von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft. Ihre Gäste verlassen gerade das Haus. Sie räumen Gläser, Teller und Besteck in den Geschirrspüler ein und drücken auf den Start-Knopf. Plötzlich leuchtet ein rotes Warnlicht auf: Nichts geht mehr. Die zweijährige Gewährleistungsfrist ist abgelaufen. Was jetzt? Reparieren oder nicht? Und wenn ja, an wen soll ich mich wenden? Für genau solche Fälle ist die Website reparaturführer.at die richtige Anlaufstelle. Schnell und unkompliziert finden Sie einen passenden Reparaturbetrieb in Ihrer Nähe. Österreichs clevere Reparatursuchmaschine ist mittlerweile in

sieben Bundesländern verfügbar: Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg. Schmackhaft gemacht werden Reparaturen auch durch finanzielle Förderungen. Vorreiter war die Stadt Graz (siehe Kolumne), die 2016 eine Prämie eingeführt hat. Die Länder Oberösterreich, Steiermark und Niederösterreich sind mittlerweile diesem Beispiel gefolgt. Ein Blick über den Tellerrand zu den EU-Ländern zeigt, dass es noch weitere Spielräume gibt. Mit Stand 2018 gibt es in neun EU-Ländern ermäßigte Mehrwertsteuersätze für Reparaturen, die zwischen 6 % (Belgien und Portugal) und 13,5 % (Irland) liegen. Schweden, das seit 2018 Reparaturen mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 12 % (Normalsteuersatz 25 %) besteuert, verfolgt mit der Maßnahme erklärtermaßen eine ökologische Zielsetzung. durchatmen 3/2019

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LEITARTIKEL

Auch der soziale Mehrwert lässt sich beziffern: RepaNet schuf 2018 mit seinen Mitgliedsorganisationen etwa 1.800 Arbeitsplätze in der Kreislaufwirtschaft. Eine Weiche für den Umbau unseres Wirtschaftssystems in diese Richtung hat die EU bereits 2015 mit dem Beschluss des Kreislaufwirtschaftspaketes gesetzt. Bisher lag der Schwerpunkt allerdings vor allem auf Recycling. Das steht einer wirklichen Kreislaufwirtschaft im Wege. Produkte sollten erst gar nicht zu Abfall werden, sondern möglichst lange im Kreislauf gehalten werden. Der in der neuen EU-Kommission für den „Europäischen Grünen Deal“ zuständige Vizepräsident Frans Timmermans hat zuletzt angekündigt, dass die EU im neuen Paket vor allem auf Wiederverwendung setzen werde – denn das sei „das Beste, was wir tun können.“ HANNES HÖLLER www.repanet.at

Graz repariert: Ein Beispiel macht Schule! Graz ist die Reparaturhauptstadt. Als europaweite Pionierin haben wir vor drei Jahren die Reparaturförderung eingeführt, die als Erfolgsmodell auch in anderen Bundesländern übernommen wurde. Parallel dazu wurde mit der ARGE Abfallvermeidung das Netzwerk „GRAZ repariert“ gegründet. Die Plattform verschafft einen Überblick, wo kaputte Gebrauchsgegenstände unkompliziert und kostengünstig repariert werden können und informiert zum Thema Reparieren. Mittlerweile umfasst das Netzwerk 35 Betriebe. Pro Monat werden rund 4.500 Reparaturen durchgeführt. Am häufigsten sind es Mobiltelefone, dicht gefolgt von Kaffeemaschinen und Waschmaschinen. Wer seine Elektrogeräte reparieren lässt statt sie wegzuwerfen, kann mit einer Unterstützung der Stadt Graz von bis zu 100 Euro rechnen. Abgerundet wird die Reparaturhauptstadt Graz durch die ehrenamtlichen Initiativen Repair Café Graz, Repair Cafe Echo, Repair Cafe Grottenhof und das Repair InCafé von Jugend am Werk. Der Umwelt zuliebe - Nachahmen lohnt sich! Judith Schwentner Umweltstadträtin, Stadt Graz

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MITGLIEDERPORTRAITS Gymnasium St. Johann im Pongau Salzburg Klimabündnis-Schule seit: 2018

Foto: Klimabündnis Salzburg

Kolumne

Foto: Stadt Graz / Fischer

Wie groß das ökologische Potential ist, zeigt die aktuelle Markterhebung von RepaNet – der umfangreichsten Initiative für Re-Use in Österreich. RepaNet vereint als freiwillige Interessensvertretung der sozialwirtschaftlich ausgerichteten Re-Use-Betriebe Österreichs sowie Reparaturnetzwerke über 30 Mitgliedsbetriebe. Dieses Netzwerk hat im vergangenen Jahr 12.600 Tonnen Produkte vor Entsorgung gerettet und dabei 5 Millionen Euro Abfallkosten und CO2-Emissionen von 8.500 ÖsterreicherInnen eingespart. In 103 Re-Use Shops wurden 6.670 Tonnen Produkte an etwa 1,45 Millionen KundInnen verkauft. Neben dem betrieblichen Bereich wird Reparatur auch in vielen ehrenamtlichen Initiativen, z. B. Repair-Cafés, praktiziert. In Österreich werden in ca. 150 Initiativen etwa 46.000 Produkte repariert und somit 210.000 Kilo Abfall vermieden.

Weniger Plastik ist Meer #plastikfreieSchule – mit Hashtags wie diesem, Werbeplakaten, dem Slogan „Weniger Plastik ist Meer!“ und noch einem selbstproduzierten Video machten die Schülerinnen und Schüler auf das Thema aufmerksam. Nachdem der Getränkeautomat im Foyer des Gymnasiums deaktiviert wurde, sank der Plastikabfall um 90 %. Als Alternative gibt es verschließbare doppelwandige Thermosflaschen. In Zusammenarbeit mit der Firma Biodora, dem Elternverein und der Stadtgemeinde können diese zum vergünstigten Preis gekauft werden. Die Gefäße passen genau unter die Saftspender und machen Plastikflasche und Wegwerfbecher überflüssig. Auch im Mobilitätsbereich ist die klimaaktiv mobil-Schule auf sehr gutem Kurs. Im Zuge der Mobilitätswoche siegte das Gymnasium beim Straßenmalwettbewerb „Schön GEHmalt“. HANNES HÖLLER


MITGLIEDER

Second Hand mit sozialer Note

Fotos: Stadt Villach Karin Wernig, Oskar Hoeher

Villach 62.243 EinwohnerInnen Klimabündnis-Gemeinde seit: 1992

Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist ein Gebot der Stunde.

Refurbished statt neu

HANNES HÖLLER

HANNES HÖLLER

AfB social & green IT Wien und Klagenfurt www.afbshop.at

Foto: AfB/Hirschmeier

Ein gebrauchter Computer? „Ja, das kann ich nur empfehlen“, lautet die Antwort von Fabio Papini. Er ist in Kärnten für Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen zuständig. Die Firma AfB vertreibt ausschließlich Geräte, die refurbished – also generalüberholt – wurden. Papini: „Seit die neue Prozessorgeneration vor 4, 5 Jahren auf den Markt gekommen ist, gibt es kaum noch große Sprünge in der Performance. Gebrauchte und neue Computer sind gleich schnell. Upgrades beim Speicher oder Akku können zudem leichter und kostengünstiger durchgeführt werden. Der Absatz im Refurbished-Bereich steigt kontinuierlich. In den letzten fünf Jahren haben wir den Umsatz verdreifacht. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg von 170 auf 400.“

Der sozialökonomische Betrieb „Das Radl“ bringt seit mehr als 25 Jahren Fahrräder wieder in Schuss. Auf Re-Use setzt auch der private und gemeinnützige Verein ARGE SOZIAL Villach, der Menschen mit psychosozialen und wirtschaftlichen Problemen unterstützt. Eine Erfolgsgeschichte ist der im Jahr 2000 eingeführte Abholdienst für gebrauchte Möbel. Jedes Jahr werden unbürokratisch und unkompliziert mehr als 1.100 Möbel vermittelt. Wiederhergestellt werden auch Elektroaltgeräte. In Kooperation mit der Firma Saubermacher werden jährlich 500 Geräte wieder nutzbar gemacht. Neu in Villach ist seit dem Vorjahr ein carla-Shop. Im Second-Hand-Shop der Caritas reicht das Sortiment von Kleidung über Tischund Bettwäsche, Sportartikel und Spielsachen bis zu Haushaltswaren. In Villach wird aber auch sauber gefeiert. Für Veranstaltungen bis zu 300 Gäste steht ein Geschirrmobil zur Verfügung, das auch von Vereinen angemietet werden kann. Bei Großevents wird auf Einwegplastik verzichtet. Fünf bis sieben Tonnen Plastikmüll werden durch den Mehrwegbecher beim Villacher Kirchtag eingespart. Im Dezember sperrte zudem ReVilla auf – das 1. Re-Use-Kaufhaus Österreichs.

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PARTNERSCHAFT

Blick hinter die Brände

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bedienen sich dabei oft krimineller Netzwerke von Geschäftemachern, korrupten PolitikerInnen und BeamtInnen sowie bewaffneter Privatmilizen, die die illegalen Rodungen organisieren und alle aus dem Weg räumen, die sich dagegen stellen. In der medialen Berichterstattung finden die sozialen Folgen für zigtausende Familien, die im und vom Regenwald leben, leider wenig Beachtung. Viele der gelegten Brände zielen darauf ab, ihnen die Lebensgrundlagen zu rauben und sie zu vertreiben. Löschflugzeuge und ein paar Millionen Euro lösen das Problem nicht. Sanktionen und Boykotte gegen PolitikerInnen und Konzerne sind nötig, um diese Verbrechen gegen die Menschheit zu stoppen. Auch KonsumentInnen können durch ein klimaschonendes Verhalten und einen bewussten Einkauf von regionalen und fair gehandelten Produkten ein Zeichen setzen. Auch das Unterschreiben des Klimavolksbegehrens, das Einfordern von Maßnahmen für kompromisslosen Klimaschutz sowie von sozial und ökologisch gerechten Wirtschaftsreformen sind Handlungsoptionen. Betriebe sollten zudem ihre Lieferketten überprüfen und anpassen. www.klimabuendnis.at/rionegro

Nachhaltige Angebote finden Reparatur- oder Upcycling-Betriebe, faire Mode, vegetarische Restaurants, Bio-ab-Hof-Betriebe oder umweltzertifizierte Übernachtungen. Nachhaltigkeit ist Dir wichtig? Regionalität ebenso? Und du willst die passenden Angebote einfach und schnell finden? Dann gibt es zwei Apps, die genau das möglich machen. In der Steiermark läuft „Find ich gut!“ im Rahmen der „Ich tu´s“-Kampagne des Landes Steiermark in Kooperation mit Klimabündnis Steiermark und Bio Ernte Steiermark. In Oberösterreich wird „Gutes Finden“ vom oberösterreichischen Umweltressort in Kooperation mit dem Klimabündnis Oberösterreich und BIO AUSTRIA angeboten. Die beiden Apps können kostenlos im App- oder Google Play-Store heruntergeladen werden. HANNES HÖLLER 6

Fotos: Klimabündnis • Vinícius Mendonça/Ibama

Die Bilder von den Bränden im Amazonas-Regenwald gingen im Sommer über die ganze Welt. Auch bei der COP25, der Klimakonferenz in Madrid, war der Regenwald als wichtiger Faktor im globalen Klimaschutz eines der zentralen Themen. Über die aktuelle Lage in Südamerika informierten die Partnerorganisationen des Klimabündnis: COICA, Dachverband der indigenen Völker in Amazonien, gemeinsam mit den Indigenen Organisationen FECONAU aus Peru und OPIAC aus Kolumbien. 1 Million Hektar Regenwald wurden 2019 zerstört und die Brände hielten, trotz der einsetzenden Regenzeit, weiter an. Auch der politische und wirtschaftliche Druck auf den Regenwald wird immer größer. Die COICA strich dabei die Rolle Europas als zweitgrößter Absatzmarkt Brasiliens für Konsumgüter und Rohstoffe hervor. Aus erster Hand informierte sich auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen (siehe Foto auf der Rückseite). Die Brände im Amazonas-Regenwald zeigen die sinnlose Zerstörung eines der artenreichsten Ökosysteme. Hinter den großflächigen, illegalen Brandrodungen stecken die Interessen der Viehbarone, Sojaproduzenten, Agrokonzerne, Bergbauunternehmen sowie Holzindustrie. Sie

Foto: Klimabündnis

Foto: FreePhotosArt/Pixabay

Patricia Kandler, Klimabündnis Österreich


Eine Tasse für die Zukunft

Josinta Kabugho, Expertin für Biolandbau, Organisationsund Qualitätsmanagement, ist Geschäftsführerin der Kaffeegenossenschaft BOCU in Uganda.

Kaffee-BotschafterInnen im Interview.

Die hochwertigen Arabica-Bohnen aus beiden Genossenschaften erweitern als COFFEE FOR FUTURE das biofaire Sortiment von EZA Fairer Handel und Weltläden.

Pedro Diaz Montejo, Agrartechniker und Kaffeebauer mit Schwerpunkt klimafreundliche Land- und Forstwirtschaft, ist Generalsekretär der Kooperative SPOSEL in Mexiko.

Eure Kaffee-Bohnen punkten in Rankings mit sehr guter Qualität. Wie ist es dazu gekommen?

Die „Klimaprämie“ ist eine Unterstützung. Bedeutet das auch, dass ihr aktiv Klimaschutz betreibt?

Josinta Kabugho: Die Kleinbäuerinnen und -bauern müssen auf vieles achten. Das umfasst die Pflege der Kaffeesträucher auf den Parzellen, die sorgfältige Auslese bei der Erntearbeit und der Weiterverarbeitung und natürlich die entsprechende Aus- und Weiterbildung der Mitglieder zum Bio-Landbau. Pedro Diaz Montejo: Unser Kaffee wächst am Rand eines Urwaldgebietes. Es liegt in einer abgelegenen, armen Region Mexikos. In den 1990er Jahren gab es dort Aufstände gegen soziale Ungerechtigkeit. Der Absatz unserer Produkte über Zwischenhändler brachte wenig ein. Jetzt sind wir als Genossenschaft organisiert, wirtschaften biologisch und haben mit der EZA Zugang zum Fairen Handel.

Pedro Diaz Montejo: Ja, im eigenen Interesse. Wir betreiben Aufforstung. Die zusätzlichen Bäume, die wir nahe geschützter Gebiete setzen, bieten nicht nur Kaffeesträuchern und anderen Pflanzen Schatten, was in Dürrezeiten und bei geänderten Wachstums- und Reifephasen wichtig ist, sie tragen auch zum Schutz des Lebensraums aller Menschen, die dort wohnen, bei. Vor allem aber speichern sie CO2. Josinta Kabugho: Uns hilft die Klimaprämie unter anderem beim Bau von Holzsparöfen, die den Verbrauch von Feuerholz und die gesundheitsschädliche Rauchentwicklung in den Häusern reduzieren. Das kommt in erster Linie den Frauen zugute, die für das Holzsammeln und Kochen zuständig sind. Großes Augenmerk legen wir auf die Schattenbewirtschaftung der Parzellen.

Diese Kooperation garantiert nicht nur einen fairen Preis, damit ist auch eine Klimaprämie verbunden. Wie sehr spürt ihr den Klimawandel? Pedro Diaz Montejo: Die Regenzeiten haben sich geändert, es gibt mehr Trockenperioden. Wir haben mehr als früher mit Pflanzenkrankheiten zu kämpfen, auch beim Kaffee, z. B. durch die Roya, den Kaffeerost. Das schmälert die Ernten. Die Erntezeit hat sich verschoben, sie startet früher. Flüsse und Lagunen trocknen aus. Trinkwasser wird knapp. gib Josinta Kabugho: Das ist bei uns nicht anders. Wir müssen uns wegen der Trockenheit um Beschattung und Bewässerung unserer Kulturen kümmern, um die Bodenqualität erhalten zu können. edlichste

Fotos: EZA Fairer Handel/K. Heimel EZA Fairer Handel/SPOSEL

NACHGEFRAGT

Wie seht ihr die Zukunft, wie soll es weitergehen? Josinta Kabugho: Uns ist die Ausbildung unserer Kinder wichtig. Die Arbeit unserer Field-Officiers garantiert durch Weiterbildung und den Einsatz resistenterer Pflanzen qualitativ hochwertige Erträge. Pedro Diaz Montejo: Die Jungen müssen gut vorbereitet sein. Sie sollen sich auch frei für Alternativen zur Landwirtschaft entscheiden können. Wir müssen alle zusammenhelfen. Nur so können wir den Wandel bremsen oder mit ihm zurechtkommen. Das Interview führte Andreas Strasser. Übersetzung Andrea Reitinger. Weitere Infos: www.eza.cc

Lehrgänge und Weiterbildungen

Foto: Klimabündnis

Von der Theorie zur Praxis. Wie man Klimaschutz auf regionaler Ebene am besten anpackt, kann man lernen. Das Bildungsangebot des Klimabündnis wird immer stärker genutzt. Im Jahr 2019 wurden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg Klimaschutz-Lehrgänge organisiert. In der Steiermark und Kärnten läuft dieser noch bis März 2020. Der bereits 10. Lehrgang „Kommunale Raumplanungs- und Bodenbeauftragte“ ging in Kärnten und Salzburg über die Bühne. Für Absolventinnen und Absolventen dieser Ausbildung gab es zudem eine Premiere. In Trofaiach fand der 1. Aufbau-Lehrgang statt – das aktuelle Thema lautete „Ortskernrevitalisierung als Klimastrategie“. Im März 2020 startet der nächste Lehrgang „Kommunale Mobilitätsbeauftragte“. www.klimabuendnis.at/lehrgaenge

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Foto: HBF / Lechner F

Retouren an Postfach 555, 1008 Wien, P.b.b. MZ 02Z031986 M

Mit jeder verkauften grünen ÖBB-Geschenkgutscheinkarte geht 1 Euro vom Verkaufserlös an die Klimaschutzaktivitäten des Klimabündnis Österreich. ➤ www.klimabuendnis.at/ oebb-geschenkgutscheinkarte

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