Broschüre Zeltlagerpädagogik

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Mehr als Urlaub Die Camp- und Zeltlagerp채dagogik der Kinderfreunde und Roten Falken


Inhalt Liebe FreundInnen der Kindergruppenarbeit! Immer im Trend Camp kann mehr Augen auf, Ohren auf Mehr als Camp Das einfache Leben Wie ein Camp abl채uft Was schon immer so war Weitere Informationen / Kontaktadressen

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Bist du bereit? Seit über 100 Jahren sind die Kinderfreunde und Roten Falken mit Kindern und Jugendlichen unterwegs. Ob in Zelten, Hütten, Herbergen, Heimen oder unter freiem Himmel geschlafen wird, ist dabei nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass hinter einem Camp mehr steckt als normaler Urlaub. Die Camps der Kinderfreunde und Roten Falken sind wertvoll: Sie vermitteln eine Idee, sie transportieren den Entwurf einer besseren Welt und die pädagogischen Ziele der Kinderfreunde werden dort konsequent verfolgt. Diese Broschüre soll genau diese Hintergründe beleuchten. Sie soll aufzeigen, dass wir nicht einfach nur mit Kindern und Jugendlichen irgendwohin fahren. Sie soll aufzeigen, dass unsere Camppädagogik einen wichtigen Stellenwert in der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat. Und sie soll nicht zuletzt auch für unsere eigene Organisation ein Aufruf sein, diese Aktivitäten zu reflektieren und gerade in der heutigen Zeit bewusst wieder ins Zentrum unserer Kinder- und Jugendgruppenarbeit zu stellen. Kinder und Jugendliche brauchen die Kinderfreunde, die Roten Falken und die Camps mehr denn je. Diese Broschüre soll helfen, ihnen genau das zu bieten.

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Liebe Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter! Gemeinsam haben wir beschlossen, die Camp- und Zeltlageraktivitäten der Kinderfreunde und Roten Falken wieder zu einem zentralen Thema unserer Arbeit zu machen. Neben den verschiedensten Veranstaltungen ist diese Broschüre ein wichtiger Baustein im Ausbau unserer Camp- und Zeltlageraktivitäten. Sie zeigt wie wunderbar es ist, mit einer Kinder- und Jugendgruppe mehrere Tage weg von zuhause zu verbringen und gemeinsames Zusammenleben zu gestalten. Sie zeigt, dass wir eine große Tradition nicht mit Verstaubtheit verwechseln, sondern mit unseren Angeboten immer am Puls der Zeit sein können. Sie ist ein Aufruf an all unsere Gruppen: Fahrt auf Zeltlager, Fahrt auf Camps. Was ihr dort erleben könnt, ist für euch eure Gruppen unvergesslich. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen der Broschüre und auf eurem nächsten Camp, Freundschaft!

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Gernot Rammer

Josef Ackerl

Michael Schinninger

Bundesgeschäftsführer der Kinderfreunde

Bundesvorsitzender der Kinderfreunde

Bundesvorsitzender der Roten Falken


Immer im Trend

Die Geschichte von Camps der Kinderfreunde und Roten

Falken

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Seit es die Kinderfreunde gibt, fahren wir auch auf Camps. Schon 1909 fand die erste Ferienaktion der Kinderfreunde als Wanderung auf den Hochlantsch statt, Ferienkolonien wie zum Beispiel in Hörgas bei Gratwein (Steiermark) waren schon in der Gründungszeit der Kinderfreunde besonders wichtige Veranstaltungen. Gerade bei Arbeiterkindern aus den Städten gab es den Bedarf, für wenig Geld gemeinsam mit Freunden in die Natur zu fahren. Schon 1918 kauften die Kinderfreunde auch ihr erstes Ferienheim, das Steinbergschlössl bei Graz, aus dem 1958 das Anton-Afritsch-Kinderdorf hervorging. Die Ferienaktionen der Kinderfreunde erfreuten sich in den Gründerjahren großer Beliebtheit und konnten immer mehr Kinder begeistern. Die Zeltlagerbewegung innerhalb der Kinderfreunde erlebte mit der Gründung der Roten Falken im Jahr 1925 einen ebenso großen Aufschwung. Gerade mit den älteren Kindern boten sich vor allem Zeltlager an, auf denen Mitbestimmung und Demokratie gelebt werden konnten. Im Jahr 1927 veranstalteten die deutschen Falken bei Kiel an der Ostseeküste ein Zeltlager mit dem Titel „Kinderrepublik Seekamp“ und prägten damit die Partizipationsprozesse auf Kinderfreunde- und Falkencamps bis in die heutige Zeit: Ein Zeltlager, bei dem Kinder gemeinsam mit BetreuerInnen an der gesamten Campdurchführung beteiligt sind, wo sie eine grüne Wiese in ihre eigene, kindgerechte Welt verwandeln. Wo

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sie alle Aufgaben vom Kochen über Reinigung bis hin zum pädagogischen Programm gemeinsam erledigen. Die Idee verbreitete sich wie ein Lauffeuer auch bei den Falken in Österreich, wo derartige Zeltlager von nun an auf der Tagesordnung standen. 1930 nehmen an der Kinderrepublik in Keutschach (Kärnten) 900 Kinder teil. Vier Jahre später nimmt die rasende Entwicklung jedoch ein jähes Ende: Alle sozialdemokratischen Organisationen und damit auch die Kinderfreunde und Roten Falken werden verboten. Doch weiterhin sieht man Rote Falken und Kinderfreunde auf Zeltlagern, im Untergrund oder im Ausland.


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1945 wurden die Kinderfreunde neu gegründet und damit ging auch der Zeltlagerboom weiter. Im Jahr 1947 waren 3.100 Kinder mit den Roten Falken auf Zeltlagern unterwegs. In Vorbreitung für das Bundessommerlager 1949 suchte der damalige Bundesfalke Felix Mistelberger einen Zeltplatz an einem See. In einem Kraftakt wurde in nur zwei Monaten die gesamte Infrastruktur aufgestellt und so konnte am 17. Juli 1949 die Kinderrepublik „Frohe Zukunft“ in Döbriach am Millstättersee eröffnet werden. Auf einem Lagerplatz, der bis heute den Österreichischen Kinderfreunden gehört und im Jahr 2009 - zum 60. Jubiläum - ein Revival erlebt. Döbriach und Kinderfreunde-Zeltlager gehören seit dieser Zeit untrennbar zusammen. Döbriach entwickelte sich im Laufe der Jahre zum zentralen pädagogischen Experimentierfeld für Kinderfreunde und Rote Falken und zum Herz der Zeltlagerbewegung. Hier wurden in 60 Jahren unzählige pädagogische Inhalte gemeinsam mit über 75.000 Kindern ausprobiert und umgesetzt. Zum 100. Jubiläum der Kinderfreunde im Jahr 2008 wurde auch ein pädagogischer Dauerbrenner erneut ins Leben gerufen: Die Kinderrepublik Döbriach. Auch heute noch bieten die Roten Falken auf ihren Zeltlagern und im Rahmen der Ferienaktion der Kinderfreunde Kindern die Möglichkeit, ihre Ferien gemeinsam mit Gleichaltrigen und in einem

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spannenden Umfeld zu verbringen. Was früher die Wanderungen auf den Hochlantsch waren, um Kinder aus der „dumpfen Stadt“ in die Natur zu bringen, sind heute verschiedenste Ferienangebote für alle Alters- und Zielgruppen. Unbestritten bleibt, dass es Bedarf an diesen Zelt- und Ferienlagern gibt. Früher wie heute tut es Kindern gut, in einem Gruppengefüge mit Gleichaltrigen ihre Ferien in der Natur zu verbringen und gleichzeitig pädagogisch hochwertiges Programm zu erleben.


Camp kann mehr

Der p채dagogische Hintergrund

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Gemeinschaftserlebnis & Erlebnisgemeinschaft - Das Zusammenleben auf einem Camp der Kinderfreunde und Roten Falken funktioniert nur mit gegenseitiger Wertschätzung, Solidarität und Rücksichtnahme auf die schwächeren Gruppenmitglieder und CampteilnehmerInnen. Rituale, Traditionen und Grundregeln im Umgang miteinander, die seit Jahrzehnten Bestand haben und sich immer wieder erneuern, tragen dazu bei, diese Grundwerte für Kinder und Jugendliche greifbar zu machen. Das beginnt beim gemeinsamen Aufstellen der Zelte und zieht sich durch das gesamte Zusammenleben im Dorf. Programmpunkte werden gemeinsam durchgeführt, Aufgaben und Herausforderungen werden gemeinsam gelöst, jede/r bringt seine/ihre Stärken zum Wohl der Gruppe ein. Gerade in Zeiten der gesellschaftlichen Individualisierung, wo der Erfolg des Einzelnen im Mittelpunkt steht, ist die Entwicklung eines Gemeinschaftssinns einer der wichtigsten pädagogischen Ansprüche der Kinderfreunde und Roten Falken. Natur erleben - Umwelt und Natur ist für viele Kinder und Jugendliche zum Randthema geworden. Viele haben aus sozialen, finanziellen oder anderen Gründen auch keine Chance, ihre Freizeit in der freien Natur verbringen zu können. Andere sehen Indoor-Betätigungen als attraktiveres Angebot und verbringen ihre Freizeit vor dem Computer oder Fernseher. Der Ansatz der Kinderfreunde und Roten Falken ist es jedoch, Kinder in die Natur zu bewegen, um ihnen einen verantwortungsvollen und ökologischen Umgang mit Ressourcen und der Umwelt vorzuleben. Wer keine Verbindung zur Natur hat, geht tendenziell weniger sorgsam mit der Umwelt um. Diese Verbindung

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zwischen Naturerlebnis und Ökologie ist für die Kinderfreunde und Roten Falken entscheidend, wenn man Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur näher bringen will. Toleranz - Alle Menschen sind gleich viel wert. Nationalität, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung, das Alter und die soziale Herkunft sind dafür unerheblich. Diese Einstellung wird bei uns gelebt, thematisiert und weitergegeben. Fremdenhass, Homophobie, Sexismus und soziale Diskriminierung haben bei uns keinen Platz. Individualität und das „Anders-sein“ ist genau aus diesem Grund auch ein immer


wieder kehrendes Thema auf Camps und das Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichste Herkunft ist immer der beste Beweis dafür, dass blinde Angst vor „dem Anderen“ immer unbegründet ist. Konfliktlösungskompetenz - Auf einem Camp kommt es zwangsläufig zu zwischenmenschlichen Konflikten. Die Frage ist, wie damit umgegangen wird. Kinder und Jugendliche lernen auf Camps der Kinderfreunde und Roten Falken, wie man Konflikte austrägt, beilegt und löst. Das ist eine Fähigkeit, die man nicht auf den Straßen oder „im Hof“ erlernen kann, sondern nur in einem geregelten Umfeld, wie es ein Camp bietet. Mitbestimmung - Das zentrale Arbeitsprinzip der Kinderfreunde und Roten Falken zieht sich natürlich wie ein roter Faden durch die Camparbeit. Ein Camp wird gemeinsam mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gestaltet und mit Leben erfüllt. Kinder und Jugendliche sind von Beginn der Planung bis zur Durchführung, Dokumentation und Nachbereitung von Camps eingebunden und können nach ihren Wünschen gestalten. Das Prunkstück dieser Idee ist die „Kinderrepublik“, wo gesamte Camps von A-Z

auf einem demokratischen Entscheidungsweg mit allen teilnehmenden Menschen gestaltet werden und jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin sich so viel einbringen kann, wie er oder sie das will. Diese Idee stammt aus der Gründerzeit der Kinderfreunde und Roten Falken und ist auch heute ein gängiges Arbeitsprinzip auf Camps. Gerechtigkeit - Medien, Politik, Arbeitswelt vermitteln es immer und immer wieder: Das Leben ist unfair. Doch auf den Camps der Kinderfreunde und Roten Falken wird ein eigener Mikrokosmos geschaffen, in dem gerecht entschieden wird, jeder Mensch die gleichen Chancen hat und Demokratie nicht automatisch das Recht des Stärkeren bedeutet. Diese eigene kleine Welt schaffen die Kinderfreunde und Roten Falken auf ihren Camps und beweisen damit Kindern und Jugendlichen, dass eine bessere Gesellschaft durchaus möglich wäre, wenn alle zusammenhelfen und sich auf einen Grundkonsens der Chancengerechtigkeit einigen. Internationalität - FreundInnen in Norwegen, Peru, Mauritius und Senegal? Als CampteilnehmerIn bei den Kinderfreunden und Roten Falken

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kein Problem. Auf internationalen Camps lernt man Menschen aus aller Welt kennen, die Verschiedenheit der Kulturen und Gemeinsamkeiten bei den Interessen und Ideen und gleichzeitige Gemeinsamkeit wird zum Vorteil genutzt. Auf internationalen Camps kann man mehr über die Welt lernen als im Geographieunterricht. Wo hat man sonst die Möglichkeit, gleichgesinnte, gleichaltrige Menschen aus aller Welt zu treffen und sich mit Gepflogenheiten verschiedener Länder und Kulturen auseinanderzusetzen. Internationale Camps sind absolute Highlights im Rahmen der Kinderfreunde- und Rote-Falken-Arbeit und immer wieder eine lehrreiche Erfahrung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Gewaltfreiheit - Es passiert nicht selten, dass Kinder und junge Menschen nur ein einziges Mittel zur Konfliktbewältigung kennen: Gewalt. Sowohl psychische als auch körperliche Gewalt steht bei vielen Jugendlichen an der Tagesordnung. Gewaltfreie Konfliktlösung ist für diese Jugendlichen oft Neuland, weil sie es aus ihrem sozialen Umfeld gar nicht kennen. Die kontinuierliche Arbeit auf einem Camp beweist, dass Gewalt nie die richtige Lösung ist. Sie soll Kindern und Jugendlichen vor Augen führen, dass ein gewaltfreies Miteinander möglich ist.

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Augen auf, Ohren auf! Verantwortung auf Camps

Mit Kindern und Jugendlichen auf ein Camp oder Zeltlager zu fahren, bringt eine Menge Verantwortung mit sich. Das kann man nicht wegreden, das muss einem Gruppenleiter oder Gruppenleiterin klar sein: Die Verantwortung f端r die Kinder und Jugendlichen liegt zu jeder Zeit bei dem Gruppenleiter oder der Gruppenleiterin. 14


Das heißt, dass du die Regeln klar und deutlich erklären musst und dich im „zumutbaren Maß“ darauf verlassen darfst, dass sie auch eingehalten werden. Am besten ist es, diese Regeln gemeinsam mit den Kindern zu vereinbaren. Doch es gibt auch Regeln, die vorgegeben und unveränderbar sind (Jugendschutzgesetz, Baderegeln,...) Es heißt nicht, dass du die Kinder und Jugendlichen zu jeder Zeit beobachten und bewachen musst. Es heißt, dass du für die Gesundheit deiner Gruppenmitglieder verantwortlich bist. Es heißt nicht, dass du selbst Doktor spielen sollst. Wenn ein Kind krank oder verletzt ist, bring es zu einem Arzt oder ruf‘ die Rettung. Es heißt, dass du für die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes verantwortlich bist. Alkohol und Zigaretten sind erst ab 16 Jahren erlaubt und auch dann ist ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Suchtmitteln zu leben. Es heißt, dass du entscheiden musst, was für die Kinder und Jugendlichen zumutbar ist. Ob es Wanderungen oder Sportaktivitäten sind: Für manche Jugendliche ist ein Fußmarsch von drei Stunden kein Problem, andere sind damit körperlich überfordert.

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Es heißt, dass du für die Sicherheit auf dem Zeltplatz verantwortlich bist. Mach dich mit Brandschutz- und Katastrophenschutzbestimmungen vertraut. Lieber eine Sicherheitsmaßnahme zu viel setzen als im Nachhinein zu erkennen, dass du fahrlässig gehandelt hat. Es heißt auch, dass du die volle Verantwortung für die Kinder am Badestrand hast. Wenn ein Kind im Wasser ist, sollte jedenfalls ein Betreuer oder eine Betreuerin den See im Auge behalten, um bei Badeunfällen so schnell wie möglich reagieren zu können. Eine Gruppenleiterin oder Gruppenleiter sollte zu jeder Zeit am Badestrand wissen, welche Kinder im Wasser sind und welche nicht. Vergewissere dich zu Beginn eines Camps, wie gut Kinder schwimmen können und verlasse dich nicht auf die Einschätzung der Kinder oder ihrer Eltern. Als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin der Kinderfreunde und Roten Falken ist man für einige Fälle versichert. Kläre den Versicherungsschutz vor einem Camp oder Zeltlager mit den Verantwortlichen in deiner Landesorganisation ab. Informiere dich vor dem Lager über die rechtlichen Bestimmungen in dem Bundesland oder Land, in dem das Camp stattfinden wird und sprich mit allen Betreuerinnen und Betreuern über ihre Aufgaben und Pflichten auf einem solchen Camp.


Mehr als Urlaub

Was uns von einem All-Inclusive-Club unterscheidet

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Vorbereitung eines Camps Ein Camp wird gemeinsam mit allen TeilnehmerInnen veranstaltet. Es ist also durchaus angebracht, schon im Vorfeld gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Vor der endgültigen Programmplanung macht man in der Heimstunde ein Brainstorming mit den Kindern und Jugendlichen, um herauszufinden, welche Programmpunkte sie auf dem Camp haben wollen. Das hat einerseits den Vorteil, dass man als ProgrammgestalterIn auf die Wünsche der TeilnehmerInnen eingehen kann, andererseits sind die Kinder schon vor dem Camp auf die Aktivitäten vorbereitet und haben eine Vorstellung davon, was auf dem Platz möglich ist. Die notwendigen Materialien können in weiterer Folge gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in den nächsten Heimstunden vorbereitet werden. Auf einem Camp braucht man als Gruppe verschiedenstes Material (Zelte, Werkzeug, Spiele). Es empfiehlt sich, dieses in der letzten Heimstunde vor einem Camp gemeinsam mit der Gruppe vorzubereiten, einzupacken und zu kontrollieren. Damit schafft man ein Bewusstsein für die Zusammenarbeit auf dem Camp und für das Material. Kinder und Jugendliche, die sich selbst um die Vollständigkeit des Materials kümmern,

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gehen auch auf dem Camp sorgsam damit um. Außerdem haben Kinder dadurch auf dem Camp einen Überblick, welches Material die Gruppe mit hat und wo es verstaut ist.

Lagerbauten Auf einem Lager gibt es gewisse Utensilien, die für das gemeinsame Leben auf dem Zeltplatz nützlich sind und selbst gebaut werden können. Das Repertoire reicht von einem dekorativen Camptor über Wäscheständer bis zu Schuhständern von Regalen bis hin zu Infotafeln. Hier gibt es nur selten definierte Vorgaben, ein/e handwerklich begabte/r BetreuerIn und die Kreativität der Kinder reichen oft aus, um aus Holz und ein paar zusätzlichen Materialien nützliche Dinge für das Campleben zu bauen. Ein Lagertor besteht im Normalfall aus zwei Rundlingen, die in gebohrte Löcher in der Wiese verankert werden und ein schön bemaltes Transparent in die Höhe halten. Ein Wäscheständer kann aus Restholz mit ein paar Nägeln und Wäscheleine gebastelt werden, ein Schuhständer besteht zumeist nur aus ein paar Ästen, die mit Schnur oder Nägeln zusammengehalten werden. Diese Dinge sind vor allem praktisch und notwendig für das Zusammenleben im Camp


beziehungsweise schaffen sie eine gemeinsame Identifikation. Aber auch spaßige Dinge wie eine Hollywoodschaukel können gemeinsam gebaut werden. Wenn man sie gemeinsam baut, sind diese Lagerbauten nicht irgendwelche Utensilien, sondern etwas Besonderes für alle CampteilnehmerInnen. Viele Kinder und Jugendliche haben zusätzlich noch Spaß dabei, sich handwerklich zu betätigen und gemeinsam etwas zu schaffen. Wichtig ist jedoch, dass der/die Betreuer/in, die für den Bau verantwortlich ist, auch immer die Arbeit der Teilnehmer/innen mit dem teilweise sehr gefährlichen Werkzeug genau beaufsichtigt und alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen trifft und den Kindern auch ein Gefühl von Selbstverantwortung vermitteln kann.

Geschlechtssensible Pädagogik Auf größeren und längeren Camps ist es üblich, dass gezielte Angebote für Mädchen und Burschen gesetzt werden. Das bedeutet vor allem jeweils eine Rückzugsmöglichkeit für beide Geschlechter, wo geschlechtssensible Angebote stattfinden. Dabei sind vor allem Workshops zur Sexualerziehung oder verschiedenste Aktivitäten spannend, die häufig dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden. So kann ein Nähworkshop für Burschen oder Fußball für Mädchen ein großer Renner als Angebot auf einem Camp werden.

Kinderrepublik Schon mehrmals in dieser Broschüre erwähnt, ist die absolute Form der Mitbestimmung und eine besondere Spezialität der Roten Falken. Die Kinderrepublik zeichnet sich dadurch aus, dass alle CampteilnehmerInnen gemeinsam an der Entstehung, Durchführung und Nachbereitung eines Camps beteiligt sind. Das Material wird gemeinsam transportiert, die Zelte werden gemeinsam aufgebaut, es wird gemeinsam gekocht, abgewaschen, das Programm geplant und durchgeführt, geputzt - alles mit Kindern und Jugendlichen. Die Hierarchie zwischen BetreuerInnen und Kindern soll so weit wie möglich zurückgenommen werden, jede/r CampteilnehmerIn übernimmt das gleiche Ausmaß an Aufgaben für die Gemeinschaft und jede Stimme ist gleich viel wert. Ein demokratisches System zur Entscheidungsfindung lenkt die Abläufe und schafft den organisatorischen Rahmen für die gesamten Aktivitäten. Wichtig ist, dass man sich als BetreuerInnenteam voll auf diese Methode einlässt und keine Pseudodemokratie schafft, in der nur die Entscheidungen gelten, die die BetreuerInnen alleine auch getroffen hätten. Alle CampteilnehmerInnen entscheiden gemeinsam.

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Campküche Verpflegung ist eine der wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Camp. Schlechtes Essen kann die Stimmung sehr schnell zum absoluten Nullpunkt bringen. Kinder und Jugendliche sind fast immer dem Essen aus Großküchen abgeneigt, auch wenn es gesund und ausgewogen ist. Im Sinne der Mitbestimmung ist es jedenfalls, mit den Kindern gemeinsam zu kochen, wenn das möglich ist. Damit stärkt man zum einen den Gemeinschaftssinn, da alle etwas zum Gemeinwohl der Gruppe beitragen. Viele Kinder haben zudem den Bezug zu ihren Lebensmitteln verloren, weil sie immer öfter mit Fertignahrung konfrontiert sind. Es ist daher auch ein pädagogisches Konzept, mit Kindern gemeinsam zu kochen und ihnen ein Gefühl für frische Lebensmittel zu vermitteln. Außerdem ist das gemeinsame Essen ein wichtiges Ritual für das Sozialgefüge, das viele Kinder zuhause nicht erleben können.

Abwechslung Auf einem Camp hat man unendliche Möglichkeiten. Kinder und Jugendliche, die länger in der Organisation sind, werden schnell gelangweilt, wenn sich auf jedem Camp das gleiche Programmschema wieder findet. Warum nicht einmal ein eigenes Spiel entwickeln? In den Landesorganisationen und in der Bundesorganisation gibt es

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Unterlagen und Literatur zu den verschiedensten Themen und Techniken, mit denen man seine eigene Kreativität entfalten kann. Ein besonderes Feld in der Camparbeit sind dabei Planspiele. Da man auf Camps die Möglichkeit hat, sich für ein Spiel auch einen ganzen Tag Zeit zu nehmen und sich in einem geschützten Bereich aufhält, funktionieren diese Spiele hier besonders gut. So kann man zum Beispiel die reale Arbeitswelt oder politische Abläufe auf einem Camp spielerisch simulieren, um Ungerechtigkeiten für Kinder und Jugendliche greifbar zu machen.

Regenwetter „Regen, Wind, wir lachen drüber“ ist eine oft zitierte Stelle aus dem Kinderfreunde-Lied. Vor allem, weil man sich als Gruppe auf Camps unabhängig vom Wetter beschäftigen muss, darf man sich von Regen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Warum nicht auch einmal das Wetter zum einmaligen Ereignis machen und im Regen spielen? Ein Camp ist lang, Kleidung kann man wieder trocknen. Viele Kinder kommen bei schlechtem Wetter gar nicht auf die Idee, ins Freie zu gehen, auf Camps kann man ihnen die Möglichkeit bieten, ungezwungen auch im Regen Spaß zu haben. Als BetreuerIn sollte man nur immer im Auge behalten, dass die Kinder danach noch genug trockene Kleidung haben und ihnen die Möglichkeit geboten wird, sich selbst und


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ihr nasses Gewand zu trocknen. Natürlich soll das Spiel im Regen nicht bei jeder Schlechtwetterfront passieren, sondern als Highlight eingesetzt werden. In den anderen Fällen kann man dem Regen aus dem Weg gehen und lang erprobtes Schlechtwetterprogramm wie Brettspiel-, Film- oder Liedernachmittage machen. Bei Camps ist es deshalb ratsam, immer ein Schlechtwetterprogramm in der Hinterhand zu haben, falls das Wetter das geplante Programm über den Haufen wirft.

und natürlich vieles vieles mehr, wie zum Beispiel: Kartenlesen, der Umgang mit dem Kompass, Erste-Hilfe-Fähigkeiten,... Beim Aufbau eines Lagerfeuers werden im Allgemeinen vor allem zwei verschiedene Grundbauten verwendet: Pagodenfeuer und Pyramidenfeuer.

„Falkenfertigkeiten“ Lagerfeuer, Knoten und mehr zählen zu den Fähigkeiten, die man weithin den Roten Falken zuschreibt. Auch heute sind diese Dinge außergewöhnliche Fähigkeiten, die man auf Camps am besten erlernen kann. Zum Beispiel gibt es beinahe unendlich viele Knoten und Bünde, mit denen man alle möglichen Dinge miteinander verbinden kann. Der Weberknoten (sowohl einfach als auch gekreuzt) ist der ideale Knoten, um zwei gleich dicke Seile miteinander zu verbinden. Daher eignet er sich auch, um ein gerissenes Seil wieder zu reparieren. Der Zeltspannknoten ersetzt fehlende Spanner bei Zeltschnüren und kann jederzeit nachgespannt werden. Der Falkenknoten (in Wien „Bündelknoten“) ist DER Knoten der Roten Falken und wird zum traditionellen Blauhemd und Rottuch getragen.

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Falkenknoten

Zeltspannknoten

Weberknoten

Pagodenfeuer

Pyramidenfeuer


Das einfache Leben

Campstimmung auf den Punkt gebracht

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Ein Camp bedeutet, eine gewisse Zeit lang mit einfachen Mitteln auszukommen. Das wird einem spätestens dann klar, wenn man zum ersten Mal versucht, eine grüne Wiese in ein Luxushotel zu verwandeln. Die Devise lautet: „Einfach ist aufregend“ und das gilt es auch bei der gemeinsamen Ausrüstung zu beachten, die eine Gruppe auf ein Camp mitnimmt. Das hat sowohl logistische als auch pädagogische Hintergründe. Es ist klar, dass man auf einem Camp nicht den allergrößten Luxus bieten kann. Es ist aber auch eine bewusste Reduktion, weg vom Lebensstil des Überflusses und hin zum gemeinsamen Naturerlebnis mit einfachen Mitteln. Im Zelt zu schlafen ist zwar nicht so gemütlich wie ein Wasserbett, aber doch ein Erlebnis. Weil man auf eine grüne Wiese kommt und den eigenen Schlafplatz selbst aufbaut. Weil die Regentropfen auf die Zeltplane prasseln und man trotzdem trocken ist. Weil man auf der Luftmatratze liegt und durch den offenen Zelteingang das ganze Zeltdorf überblicken kann. Weil man in der Nacht versuchen kann, das Geräusch einer Eule von dem eines Hirschs zu unterscheiden. Ein Camp ist zwar nicht ganz so komfortabel wie ein All-Inclusive-Club, macht Kindern aber sehr viel mehr Spaß. Weil sie immer genügend Raum haben, sich zu bewegen und auszutoben. Weil sie einander bei manchen Dingen helfen müssen. Weil sie gemeinsam die Natur kennen lernen können. Weil sie ihren Lebensraum für die Dauer des Camps selbst mitgestalten können. Auf ein Zeltlager zu fahren ist viel Aufwand im Vorfeld. Aber es lohnt sich. Weil man mit vielen Gleichgesinnten eine bessere Welt gestalten kann. Weil man am Abend am Lagerfeuer sitzen und gemeinsam alte und neue Lieder trällern kann. Weil man spüren kann, wie sich Kinder und Jugendliche auf einem Camp entfalten. Weil man Erinnerungen und Erfahrungen sammelt, die man nirgends anders kriegen kann.

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Wie ein Camp abläuft

(Manuel Virtuelli Camptagebuch)

Samstag: Heute ging es los, wir haben uns alle am Bahnhof getroffen und sind gemeinsam weggefahren, für eine ganze Woche. So lange war ich noch nie alleine von zuhause weg, aber Angst hatte ich gar keine. Auf dem Bahnhof hatten wir alle unsere Freundschaftskinder- oder Blauhemden an, das hat echt super ausgeschaut, da hat jeder gleich erkannt, dass wir zusammengehören. Die Zugfahrt war voll lustig, wir haben uns die Schuhe ausgezogen und sind auf den Sitzen gesprungen. Wie wir dann in Döbriach angekommen sind, war ich total begeistert. So viel Platz zum Spielen und ganz viele andere Kinder in meinem Alter. Wir haben dann gemeinsam unsere Zelte aufgestellt, das war ganz einfach, weil wir zusammen geholfen haben. Danach waren wir am Strand, es war ja auch wirklich heiß. Im See planschen macht richtig Spaß. Wir sind dann wieder zurück ins Camp gegangen um zu essen. Zuhause schmeckt es zwar besser, aber man kann es essen. Am Abend war dann im Camp Eröffnungsfeier. Da haben wir gespielt und gesungen und schon erfahren, was

die nächste Woche auf uns wartet. Um 22:00 hat es ein Lied gespielt, die kleine Nachtmusik und wir sind in die Zelte gegangen. Aber geschlafen haben wir noch lange nicht. Mein Freund Martin hat Gruselgeschichten erzählt, bis wir eingeschlafen sind. Sonntag: In der Früh sind wir aufgestanden und haben gleich nach dem Frühstück im Morgenkreis alles besprochen, was wir an diesem Tag machen wollen. Am Vormittag haben wir dann gemeinsam ein Lagertor und einen Wäscheständer gebaut. Am Nachmittag haben wir uns in unserem Dorf zusammengesetzt und darüber gesprochen, welche Dinge wir auf dem Camp machen wollen. Jeder durfte sagen, was er oder sie wollte, ganz anders als in der Schule. Als wir danach fertig waren, sind wir zum Kinderkonsum gegangen und haben uns Süßigkeiten gekauft. Auf dem Weg dorthin haben wir auch zwei andere Buben aus dem Camp getroffen. Sie heißen Ole und Anders und kommen aus Norwegen, können aber ein bisschen deutsch, deshalb konnten wir ein bisschen mit ihnen reden.

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Obwohl sie ganz weit weg wohnen, mögen sie die gleichen Sachen wie wir. Wir haben uns dann gleich ausgemacht, dass wir irgendwann einmal in der Woche gemeinsam Fußball spielen gehen. Nach dem Abendessen haben wir dann ein Lagerfeuer gemacht, Spiele gespielt, gesungen und Schokobananen im Feuer gemacht. Nach der Nachtmusik mussten wir ins Zelt, haben aber noch einige Zeit zugehört, wie die Älteren noch ein bisschen am Lagerfeuer gesungen haben. Montag: Heute nach dem Aufstehen haben wir gebastelt, weil es nicht warm genug für den Strand war. Ich durfte sogar mit einem Holzbrenner arbeiten und habe ein schönes Türschild für mein Zimmer zuhause gemacht. Am Nachmittag wurde es dann schöner und wir sind mit unserer Gruppe Kanufahren gegangen. Ich hab das vorher noch nie gemacht, aber es war voll lustig. Am Abend haben wir dann eine Gruselnachtwanderung durch den Wald gemacht. Erschrocken bin ich dabei schon ein paar Mal. Aber ich hab ja gewusst, dass mir nichts passieren kann. Wir sind sicher wieder ins Camp zurückgekommen und im Zelt sehr schnell eingeschlafen. Dienstag: Wir haben heute eine Luftmatratzen-Regatta gemacht. Zuerst sind wir den Bach entlang gewandert und dann sind wir mit den Luftmatratzen bis zum See im Bach hinuntergefahren. Der war zwar kalt, aber ein Riesenspaß war die ganze Aktion. Wir sind dann gleich zu unserem Strand gepaddelt, wo

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nur Kinder und Betreuer aus unserem Camp hingehen dürfen. Dort haben wir dann noch ein bisschen im Wasser gespielt. Am Nachmittag haben wir gemeinsam mit unserer Betreuerin über verschiedene Themen gesprochen. Über Kinderarbeit, Armut und Kinderrechte. Ich habe dabei viel gelernt, das ich vorher noch nicht gewusst habe. Trotzdem war es nicht so langweilig wie in der Schule. Am Abend gab es dann einen gemeinsamen Liederabend mit allen Kindern aus dem Camp. Wir sind um das Lagerfeuer gesessen und haben ganz viele Falkenlieder gesungen. Ich habe schon ein paar gekannt, aber auch bei den neuen haben mir viele sehr gut gefallen. Außerdem haben wir unser eigenes Brot auf Stöcken im Lagerfeuer gemacht.

Mittwoch: Wandertag. Schon in der Früh sind wir losgegangen und bis am Nachmittag hatten wir unser Ziel erreicht. Das war eine kleine Hütte, in der es keinen Strom und kein fließendes Wasser gibt. Doch das haben wir gar nicht gebraucht, wir haben unser Essen auf dem Lagerfeuer gekocht und Wasser haben wir aus einem kleinen Bach in der Nähe verwendet. Ich habe außerdem vom angrenzenden Bauernhof ein Glas ganz frischer Milch getrunken, die schmeckt ganz anders als die aus dem Packerl. Wir haben dort auf dieser Hütte übernachtet, weil wir aber so müde vom Wandern waren, sind wir sehr bald nach dem Essen eingeschlafen. Donnerstag: Nach dem Aufstehen sind wir von unserer Hütte wieder zurück ins Camp gegangen, diesmal haben wir auch gar nicht so lang gebraucht. Nach dem Duschen haben wir uns noch kurz ausgerastet, aber am Abend war schon wieder die volle Action: Die große Campdisco war ein Riesenspaß. Außerdem hat mich ein Mädchen aus Deutschland angesprochen und mir gesagt, dass es mich süß findet. Sie heißt Nadine. Am Abend bevor wir in unsere Zelte mussten, hat sie mir sogar ein Bussi gegeben :) Freitag: Wir hatten heute Langschläfertag. Das heißt, dass wir unser Frühstück ins Dorf zu den

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Zelten gebracht bekommen und jeder so lange schlafen kann, wie er will. Das war auch gut, nach der anstrengenden Wanderung. Trotzdem bin ich schon um neun aufgestanden. Und weil Ole und Anders auch schon munter waren, sind wir gleich zum Sportplatz gegangen und haben unser ausgemachtes Match gespielt. Wir haben knapp

verloren, aber das macht nichts. Auf jeden Fall hatten wir einen Riesenspaß mit den Burschen aus Norwegen und haben gleich E-Mail-Adressen ausgetauscht, damit wir auch nach dem Camp in Kontakt bleiben können. Am Nachmittag haben wir dann etwas für die Abschlussfeier vorbereitet, was unsere Gruppe beschreibt. Wir haben uns für ein

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kleines Theaterstück entschieden und das geprobt. Am Abend war die Feier, bei der jede Gruppe etwas vorgetragen hat. Die Norweger haben ein Lied aus ihrer Heimat gesungen, die Deutschen haben getanzt und wir haben unser Theaterstück aufgeführt. Auch alle anderen Gruppen haben etwas vorgeführt. Wir haben uns dann von allen verabschiedet, weil am Samstag leider alle schon wieder nachhause fahren müssen. Ich hab mich auch mit Nadine E-Mail-Adressen und Telefonnummern ausgetauscht. Hoffentlich können wir uns nach dem Camp mal treffen, ich mag sie wirklich gern. Nach dem Fest durften wir noch ein bisschen länger aufbleiben, weil es der letzte Abend war. Samstag: Heute haben wir unsere Sachen gepackt und die Zelte abgebaut. Das ging wirklich schnell. Danach haben wir noch einen Abschlusskreis gemacht und jeder durfte sagen, was ihm an dem Camp gefallen hat und was nicht. Mir hat es voll gut gefallen und ich will unbedingt nächstes Jahr wieder mitkommen. Diesmal aber zwei Wochen. Ich hab mich dann schnell noch von meinen Freunden und Freundinnen aus den anderen Ländern verabschiedet und gleich nach dem Mittagessen sind wir in den Bus gestiegen und nach hause gefahren. Schon in den ersten Minuten im Bus hab ich das Camp vermisst und freu’ mich jetzt schon irrsinnig auf’s nächste Jahr!


Was schon immer so war

Traditionen und Rituale auf Camps

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Es gibt Traditionen auf Camps und Zeltlagern, die wir als Kinderfreunde und Rote Falken sehr gerne pflegen. Es sind Methoden, die wichtige pädagogische Effekte erzielen können und für unsere Organisation auch identitätsstiftend sind. Einige sind Handwerkszeug, das sich für verschiedene Anlässe in der Camp- und Zeltlagerarbeit seit Jahrzehnten bewährt hat, andere sind Zeremonien, die ganz besondere Momente auf einem Zeltlager kreieren können.

Rottuchverleihung (Bündelverleihung) Eine klassische Falkentradition ist die Verleihung des Rottuchs, das in Wien Bündel genannt wird. Von unserem pädagogischen Ansatz her sind wir keine Freunde von Orden und Abzeichen. Doch das hier ist etwas Anderes: Wenn sich ein Jugendlicher oder eine Jugendliche in den Dienst der Gruppe stellt, Verantwortung übernimmt, solidarisch handelt, zuverlässig ist und sich als Helferin oder Helfer in der Gruppe bewährt hat, hat er oder sie Anerkennung verdient. Doch die Verleihung dient nicht nur als Auszeichnung, sondern auch als Motivation. Sie soll sagen: „Du bist auf dem richtigen Weg, mach weiter so!“ Diese Anerkennung zeigt der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin mit der Verleihung des Rottuchs. Es symbolisiert ein Stück aus der Fahne der Roten Falken und wird zum Blauhemd um den Hals getragen. Die

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übliche Zeremonie verläuft so, dass im Rahmen eines Lagerfeuerabends der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin der besagten Person das Wort ergreift und ein paar Worte über ihre positiven Eigenschaften sagt. Viele Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen gestalten diese Ansprache so, dass nicht gleich im ersten Satz klar wird, wer das Rottuch verliehen bekommt. Das steigert die Spannung und sorgt für umso größere Freude, wenn die Person realisiert, dass es um sie geht. Nun übergibt der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin sein/ihr eigenes Rottuch an die Person und gibt ihr gleichzeitig ein Lederband, das Tuch darf man jedoch erst tragen, wenn man den Falkenknoten (Bündelknoten), mit dem das Tuch zusammengehalten wird, auch selbst gemacht hat. Nach der Verleihung wird üblicherweise das Lied „Im blauen Hemd“ gesungen.


Morgenkreis Auf Camps ist es üblich, dass jede Gruppe als erste Aktion nach dem Frühstück einen Morgenkreis bildet. Dazu stellen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem großen Kreis auf und der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin hat die Möglichkeit, die wichtigsten Informationen für den Tag weiterzugeben. Da Partizipation ein Grundprinzip unserer Arbeit ist, kann jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin das Wort ergreifen und die geplanten Aktivitäten werden eventuell auch in der Gruppe abgestimmt. Zu Beginn des Kreises bietet sich ein kleines Warm-Up-Spiel an, um alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den gleichen Level zu bringen und die Müdigkeit aus den Knochen zu vertreiben. Das Ziel eines Morgenkreises ist es, gemeinsam den gesamten Tag zu planen und auch einen geeigneten Startschuss in den Tag zu geben. Dies gilt als Signal für die Gruppe, dass ab diesem Zeitpunkt der gemeinsame Tag beginnt. Zudem bringt der Morgenkreis vor allem bei längeren Camps eine Regelmäßigkeit in den Tagesablauf und bietet die Möglichkeit, mit der gesamten Gruppe in Kontakt zu treten. Die Teilnahme an diesem Programmpunkt sollte unbedingt verpflichtend sein und nur in Ausnahmefällen (Krankheit, wichtige Besorgung) gebrochen werden. Zeitmäßig sollte

der Kreis früh genug beginnen und maximal eine halbe Stunde (inklusive Spiel) in Anspruch nehmen, da sonst der Vormittag als Programmeinheit zu kurz gerät.

Abschlusskreis Am Ende jedes Camps – also nach dem letzten Programmpunkt und nach dem Zeltabbau – sollte die Gruppe als ganze noch einmal zusammenkommen. In diesem Kreis sollen die wichtigen Informationen zur Abreise noch einmal weitergegeben werden. Auch eine Feedbackrunde über das gesamte Camp bietet sich zu diesem Zeitpunkt an. Ein gemeinsam gesungenes Lied (Im Blauen Hemd, Kommt Reicht Eure Hände,...) beschließt das Lager traditionell feierlich. Nach dem Kreis ist auch der ideale Zeitpunkt, den Zeltplatz gemeinsam zu reinigen. Dazu stellen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nebeneinander an einem Ende des Zeltplatzes auf, gehen langsam über den Platz und jeder einzelne hebt den Müll, der auf seinem Weg liegt, auf (Müllkette). So wird auch ein Bewusstsein für Gruppengefühl und Arbeitsaufteilung geschaffen.

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Bundesorganisation: Rauhensteingasse 5/5, 1010 Wien, Tel. 01/512 12 98 E-Mail: paedagogisches-buero@kinderfreunde.at, www.kinderfreunde.at, www.dieruebe.at

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Burgenland Tel. 02682 / 775-262 Fax 02682 / 775-932 Permayerstraße 2, 7000 Eisenstadt E-Mail: kind-und-co@bgld.kinderfreunde.at http://bgld.kinderfreunde.at

Vorarlberg Tel. 05574 / 58 159 Fax 05574 / 58 210 St. Anna Straße 1, 6900 Bregenz E-Mail: kind-und-co@vbg.kinderfreunde.at http://vbg.kinderfreunde.at

Salzburg Tel. 0662 / 45 54 88 Fax 0662 / 45 54 88-13 Fürbergstraße 30/7, 5020 Salzburg E-Mail: kind-und-co@sbg.kinderfreunde.at http://sbg.kinderfreunde.at

Niederösterreich Tel. 02742 / 2255 / 500 Fax 02742 / 2255 / 550 Niederösterreichring 1a, 3100 St. Pölten E-Mail: kind-und-co@noe.kinderfreunde.at http://noe.kinderfreunde.at

Kärnten Tel. 04254 / 500 34 Fax 04254 / 500 34-5 Anton Falle Straße 14, 9580 Drobollach E-Mail: office@ktn.kinderfreunde.at http://ktn.kinderfreunde.at

Tirol Tel. 0512 / 58 03 20 Fax 0512 / 58 03 20-28 Rennweg 29, 6020 Innsbruck E-Mail: info@kinderfreunde-tirol.at http://tirol.kinderfreunde.at

Steiermark Tel. 0316 / 82 55 12 Fax 0316 / 82 55 12-29 Kaiserfeldgasse 22, 8010 Graz E-Mail: office@kinderfreunde-steiermark.at http://www.kinderfreunde-steiermark.at

Oberösterreich Tel. 0732 / 77 30 11 Fax 0732 / 77 30 11-10 Hauptstraße 51, 4040 Linz E-Mail: office@kinderfreunde.cc http://www.kinderfreunde.cc

Wien Tel. 01 / 40 125 Fax 01 / 40 88 600 Albertgasse 23, 1080 Wien E-Mail: kind-und-co@wien.kinderfreunde.at http://wien.kinderfreunde.at


Das alles und noch viel mehr gibt es im Kinderfreunde-Falkencamp Dรถbriach! Infos unter www.feriencamp-doebriach.at


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