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Über Pfingsten in Portugal

Alice Bosshard-Walt | Zur Kulturreise nach Portugal, das Reiseziel angeregt von Hugo Gehring, schreibt die Organisatorin Magdalen Bless:

«Dieses interessante Land überrascht Reisende mit malerischen Landschaften und Städten, mit einer reichen Geschichte und herrlichen architektonischen Schätzen, aber auch mit der Freundlichkeit und Gelassenheit seiner Menschen. Die langen Atlantikküsten prägen das Land, seit je war es mit der Seefahrt vertraut. Im 15. und 16. Jahrhundert waren die wagemutigen Portugiesen die bedeutendste Entdeckernation der Welt. Sie spürten neue Seewege in ferne, unbekannte Regionen auf und errichteten ein weltumspannendes Handelsimperium. Märchenhafte Bauten erinnern an den Glanz jener Zeit.»

Einen ersten Eindruck dieser Pracht erlebten wir bei Führungen durch das historische Zentrum von Porto. Wir

Pfarreireise vom 24. bis 31. Mai besuchten den Börsenpalast mit seinem zauberhaften «arabischen Saal», die Kirche Sâo Francisco, reich ausgestattet mit barockem, vergoldetem Schnitz werk, die Kathedrale mit dem Kreuzgang, der mit grossflächigen Azulejos (Fliesen) geschmückt ist, so wie es auch die Wände der Bahnhofhalle und viele Wohnhäuser sind. Eine Bootsfahrt auf dem Douro bot einen schönen Blick auf das Stadtpanorama, die berühmte Eiffelbrücke und auch auf Lagerhäuser des bekannten und beliebten Portweins.

In der prunkvollen Wallfahrtskirche Bom Jesus in Matosinhos, Distrikt Porto, staunten wir einmal mehr über die üppige barocke Pracht und schlenderten anschliessend vorbei an bunten Marktständen aus Anlass des gerade stattfindenden Kirchenfestes.

Auf der Fahrt durch eine reizvolle Hügellandschaft gelangten wir am dritten Tag zur traditionsreichen Universitätsstadt Coimbra . Zuoberst auf dem Stadthügel wurden wir durch eine der ältesten Universitäten Europas mit seiner berühmten Bibliothek geführt. Eindrücklich waren auch die Sakral­ bauten in der malerischen Altstadt. Besonders gefallen hat die romanische Klosterkirche Sé Velha. Weiterfahrt nach Fatima, dem bedeutendsten Wallfahrtsort in Portugal, wo 1917 die Madonna mehrfach drei Hirtenkindern und zuletzt 70 000 Menschen erschienen sein soll. Beim Rundgang durch die Basilika, die Erscheinungskapelle und über den riesigen Platz beeindruckte auch die schlichte, moderne Kirche, in der 9000 Personen Platz finden. Berührend und eindrücklich am Abend die Lichterprozession!

Ein weiterer Höhepunkt am vierten Reisetag war das wunderbare ehemaligen Kloster Batalha mit der Auszeichnung UNESCO ­Weltkulturerbe. In der edlen gotischen Klosterkirche ist Heinrich der Seefahrer begraben. Er war der geniale Initiator vieler Entdeckungsfahrten. Die Kreuzgänge und das Achteck der «Capelas Imperfeitas» mit Königsgräbern sind Glanzstücke des manuelinischen Stils, wunderbares filigranes steinernes Masswerk.

Auf der Weiterfahrt durch eine fruchtbare Landschaft besuchten wir auch die grossartige ehemalige Zisterzienserabtei Alcobaça. Hier beeindruckte die gotische Architektur der Kirche, der Kreuzgang und die verschiedenen klösterlichen Räume.

Lissabon erreichten wir am Abend, hier logierten wir vier Tage in einem Hotel an bester Lage. Der Frühstücksraum und die Bar im siebten Stock bieten eine grossartige Aussicht über die Stadt. Das Nachtessen am Samstagabend in einem volkstümlichen Restaurant in der Fussgängerzone hinter dem Hotel war ein besonderes Erleb ­ nis. Während in der lebhaften Gasse Benfica ­ Lissabon ­ Fussballfans zirkulierten und sich lautstark über den Sieg ihrer Mannschaft freuten, wurde uns ein typisches portugiesisches Fischmenu serviert. Zwischendurch begeisterten uns brasilianische Strassenkünstler mit einer akrobatischen, zirkusreifen Show.

Auf einem ausgedehnten Stadtrundgang am nächsten Tag mit einer lokalen Führerin erkundeten wir die «Weisse Stadt», sie zählt wegen ihrer reizvollen Lage an der seeartigen TejoBucht und dem «atlantischen Licht» zu den schönsten Metropolen Europas.

Im glanzvollen ehemaligen Kloster der Hieronymiten, bewunderten wir den doppelstöckigen Kreuzgang, ein Glanzstück der Manuelinik. Manche Säulen wirken wie gedrechselt, Adler, Blüten und Phantasiewesen zieren die verschnörkelten Seiten. Auch am Turm von Belém, am Ufer des Tejos, einst zum Schutz der Hafeneinfahrt gebaut, ist neben den orientalischen Haubenkuppeln reiches Dekor zu sehen.

Den Pfingstsonntag feierte unsere Reisegruppe mit einem Gottesdienst in einer Antoniuskirche. Die Predigt von Hugo Gehring über das Wirken des Heiligen Geistes, das Singen von Taizéliedern, angeleitet von Alberto Dietrich und die Flötenmusik von Lisbeth Scherrer und Franz Sigg berührten und werden wohl allen in bester Erinnerung bleiben.

Am Pfingstmontag fuhren wir durch eine grüne Landschaft nordwärts nach Mafra und besuchten dort den grandiosen Nationalpalast. Der eindrückliche, grösste Bau der iberischen Halbinsel beherbergte einst je ein Mönchs­ und

Nonnenkloster, eine herrliche Bibliothek, eine grosse Kirche, sowie erlesene Wohnräume der Königsfamilie.

Eine weitere Sehenswürdigkeit am Dienstag war der Besuch des Nationalschlosses in Sintra, unter arabischer Herrschaft gegründet und über acht Jahrhunderte eine der königlichen Residenzen.

Ein Abstecher zum westlichsten Punkt des europäischen Festlandes Cabo da Roca: Vom Leuchtturm führen Pfade zu den Vorsprüngen über der wilden Steilküste zum Kap. Eifrig fotografiert wurde natürlich auch in den gemütlichen Mittagspausen am Atlantik, im idyllischen Fischerdorf Ericeira und im grösseren Ferienort Cascais.

Beim letzten Nachtessen in Lissabon hörten wir den Fado, die typisch portugiesischen, wehmütigen und leidenschaftlichen Lieder.

Wie immer gehört das Erleben von Gemeinschaft zum wertvollen Teil der Reise. Herzlichen Dank allen, die die Pfarreireise ermöglicht und zum guten Gelingen beigetragen haben!