Kölner Studierendenzeitung

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Kรถlner Studierendenzeitung

Juni #01

K ร LNE R STUDIERENDENZEITUNG Studieren. Leben. Denken.

Juni 2012

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www.studierendenzeitung.de

Schรถn. Endlich da.

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Juni #01

Kรถlner Studierendenzeitung


E D I T O R I A L Liebe Leser, hier sind wir! Kölns erste unabhängige Zeitung von Studenten für Studenten ist endlich da. Nach unzähligen Arbeitsstunden und redaktionsinternen Diskussionen über Themen, Fotos, Layout, mit weiteren Ansprechpartnern über Konto, Vereinsgründung und Verteilen der Exemplare haben wir ein Ergebnis geschaffen, auf das wir stolz sind. Als wir uns im November vergangenen Jahres als ein paar Freunde zusammensetzten, um diese Zeitung zu gründen, hätten wir nie geahnt, dass der Weg hierhin so steinig sein würde. Und dass das Ergebnis einmal so aussehen könnte, wie wir es jetzt in den Händen halten. Trotzdem sind wir uns in unserem Anliegen treu geblieben: Wir wollen eine Zeitung sein, die sich kritisch mit unseren Hochschulen, unserer Stadt und unserer Gesellschaft auseinandersetzt und außerdem kulturell unterhält. Das spiegelt sich in unseren drei Rubriken Studieren, Leben und Denken wider. Was das Studieren betrifft, haben wir untersucht, wer an unseren Hochschulen eigentlich die Entscheidungen trifft (S. 14). Leider kommen wir zu dem Schluss, dass wir Studenten gegen die Koalition aus Politik und Wirtschaft kaum eine Chance haben. Die passende Schnittstelle dazu an der Kölner Uni ist Richard Pott, Vorstandsmitglied der Bayer Health Care AG und gleichzeitig Vorsitzender des Hochschulrates. Also quasi der heimliche Chef der Uni Köln. Oder? Was Pott dazu sagt, steht im Interview auf Seite 18. Im Ressort Leben haben wir herausgefunden, dass zukünftige Kölner Studenten gar nicht in Köln leben werden können, weil der Wohnraum zu knapp ist. Und dass sich für diesen Missstand niemand wirklich verantwortlich fühlt (S. 30). Für die Rubrik Denken haben wir Essays geschrieben, die einen alternativen Blick auf unsere Welt werfen sollen. Zum Beispiel haben wir im Zuge der Eurokrise griechische Studenten gefragt, was ihnen auf dem Herzen liegt. Denn sie sind immerhin die Zukunft ihres Landes. Ihr Gastbeitrag findet sich auf Seite 44. Um unserem Anspruch gerecht zu werden, müssen wir unabhängig bleiben. Keine Uni, kein AStA und keine politische Vereinigung stecken hinter uns, was uns große Freiheit garantiert – aber gleichzeitig erforderte, dass wir bei Null anfangen mussten. Das kostete mehr Zeit und Nerven, als wir uns vorstellen konnten. Deshalb muss ich an dieser Stelle unserer Redaktion für die unglaubliche Geduld danken, als sich der Erscheinungstermin ständig verschob. Niemand kann ahnen, was ihr durchgemacht habt. Euch und allen anderen, die uns unterstützt haben, obwohl wochenlang kein Ergebnis zu sehen war, sei mehr gedankt, als ich es in Worte fassen kann. Doch jetzt sind wir endlich da und es gibt kein Zurück mehr. Köln ist um uns reicher geworden und wir versprechen: Wir werden Hochschulen, Stadt und Land gehörig nerven, stets im Sinne der Studenten. Denn wie gesagt: Niemand anderem sind wir verpflichtet. Viel Spaß mit der ksz!

Simon Wörpel, Chefredakteur simon.woerpel@studierendenzeitung.de


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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S 32

Die Frösche und das Vögeln Wie die Mikropille Frösche impotent macht

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Aus den Tropen ins graue Köln Wie ein Indonesier lernte, die Höhner zu singen

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Wie sich die Wirtschaft unsere Unis schnappte Wer an unseren Hochschulen wirklich das Sagen hat

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STUDIEREN

Nächstes Semester wird alles anders Wie wir uns den Lernstress am Semesterende sparen können

»Ich habe noch nie in die Verträge geschaut« Wie Richard Pott gleichzeitig Bayer-Vorstandsmitglied und Hochschulrats-Chef sein kann 18 Drittmittel – ja oder nein? Externe Geldgeber bedrohen die Lehre, aber fördern die Forschung

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Mit Maske an die Weltspitze Was die Kölner Uni zur Elite macht

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Glücklich dank Modergeruch Was unsere Frühlingsgefühle mit altem Laub zu tun haben

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Shoppen in kleinen coolen Läden Warum Einkaufen abseits von Schildergasse und Ehrenstraße schöner ist

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Studienanfänger müssen draußen bleiben Warum Köln zu wenig Wohnungen hat und keiner daran schuld sein möchte

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E

N

Drauf scheißen, was die Leute sagen Was David Hasert beim Ratatouille über seine Musik erzählt

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Pferdebetäubungsmittel und Krokodilstränen Warum Ben Brooks kein literarisches Wunderkind ist

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»Kultur ist kein Luxus« Was Dietmar Kobboldt, Studiobühnen-Chef, anders macht

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E

B

Typisch Student Was Sonderpädagogen und Betriebswirte gemeinsam haben

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Köln bittet zur Kunst Was Galeristin Mela Chu an Köln als Kunststadt findet

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Kennst du einen, kennst du alle Was das Theaterstück “Wastwater” mit Facebook zu tun hat

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L

Ehrenfelder Bürger streiten mit der Stadt ums Helios-Gelände Warum der Konflikt immer weiter geht

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Passt euch nicht an! Warum es Studenten schlimmer haben als Waldorfschüler

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Griechenlands junge Optimisten Warum griechische Studenten trotz Krise Hoffnung haben

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DENKEN

Wir wollen mehr verstehen! Warum die Volkswirtschaftslehre Denksport ohne Sinn ist

Eliteunis sind ein Rückschritt ins Mittelalter Warum Spitzenförderung nicht zeitgemäß ist und in die Irre führt

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Es ist verfassungswidrig, die Wissenschaft der Wirtschaft zu überlassen Warum das Vertrauen in unser Wissen bedroht ist

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I m p r e s s u m Herausgeber Campusmedien Köln eingetragene Vereinigung nach § 1 EOSV an der Universität zu Köln vertreten durch: Alexander Fritsch, Anne-Sophie Lang und Simon Wörpel Mitarbeiter dieser Ausgabe Salem Asfaha, David Bahne, Lutz Bergmann, Simon Chlosta, Ivona Coric, Bianca Finkel, Alexander Fritsch, Matthias Gass, Jana Gebhard, Felix Holtermann, Melanie Ihlenfeldt, Lea Kaftan, Ayse Karacan, Sibylle Kranwetvogel, Anne-Sophie Lang, Thomas Leszke, Julia Lorei, Caroline Martens, Melanie Müller, Juri Reich, Marisa Reichert, Philipp Reichert, Carolin Reif, David Sahay, Claudia Scharf, Monika Schmickler, Uta Ströbel, Cornelius Tometten, Alexander de Vivie, Marcel Weyrich, Simon Wörpel, Liu Yang Redaktionsleitung Chefredaktion: Simon Wörpel (V.i.S.d.P.), Ivona Coric, Alexander Fritsch (Anzeigen), Uta Rosa Ströbel, Alexander de Vivie Textchef: Lutz Bergmann Schlussredaktion: Felix Holtermann, Anne-Sophie Lang, Claudia Scharf Fotoredaktion: Marisa Reichert Layout Max Hoffmann, Keren Rothenberg, Laura Valis, Patricia Vidal Fotonachweise David Baltzes (43), Matthias Gass (14, 20, 26), Katharina Heckendorf (3), Alexander Krabes (21), Sibylle Kranwetvogel (12), Marisa Reichert (18, 30, 32), Carolin Reif (28, 40), Cornelius Tometten (7), Alexander de Vivie (38, 42), Wikimedia Commons (6, 42, 44), Rest: privat, Titelbild: Jean Schweitzer Druck Rheinisch-Bergische Druckerei, Düsseldorf Auflage: 11.600 Kontakt Redaktion: info@studierendenzeitung.de 0221-165377-92 Anzeigen: anzeigen@studierendenzeitung.de

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Studieren

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Die Frösche und das Vögeln Die Mikropille hat einen größeren Einfluss auf das Ökosystem als bislang angenommen. Forscher fanden heraus, dass sich Hormone in den Gewässern auf das Sexualverhalten von Fröschen auswirken: Die Wassertiere haben einfach keine Lust mehr auf Sex.

Pille oder Spirale? Kondom? Oder doch lieber Coitus Interruptus? Das stets etwas peinlich berührte Gespräch, das der zu diesem Zeitpunkt meist hochrote Student führen muss: „Nimmst du, du weißt schon..?“ Denn auch wenn Frau von der Leyen natürlich ein leuchtendes Beispiel ist: Während des Studiums ein Kind zu bekommen, ist vielleicht doch nicht immer der beste Zeitpunkt. Aber ein bisschen Spaß, der darf doch wohl sein. Tatsächlich verhüten 55 Prozent der deutschen Frauen zwischen 20 und 44 Jahren mit der Mikropille. Die Nebenwirkungen reichen von Stimmungsschwankungen über Gewichtszunahme bis zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen, etwa Schlaganfälle und Herzinfarkte. Dafür werden wenigstens die Brüste oft ein bisschen größer. Lange vor den Glanzzeiten der Pharmaindustrie experimentierte der Mensch, um das Vergnügen ohne Reue zu erlangen. Im alten China haben die Frauen zur Schwangerschaftsverhütung beispielsweise 24 lebende Kaulquappen verspeist. Jetzt geht’s den Fröschen wieder an den Kragen. Forscher stellten fest, dass Hormone in den Gewässern die Frösche beeinflussen: Sie werden nicht nur körperlich beeinträchtigt, sondern es ändert sich auch ihr Sexualverhalten. Mit Beunruhigung beobachten die Forscher die Folgen von Hormonen für die Umwelt. Während natürliche Sexualhormone rasch abgebaut werden, ist das in der Antibabypille enthaltene Ethinylestradiol sehr stabil. „Das kann ewig zirkulieren”, sagt Werner Kloas vom Berliner Leibniz-Institut für Binnenfischerei und Gewässerökologie. Das Hormon – der Hauptwirkstoff der Pille – gelangt über Urinausscheidungen in die Gewässer. Kloas und seine Doktorandin Frauke Hoffmann stellten fest, dass es das Balzverhalten der Frösche beeinflusst. Der südafrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis stößt Laute mit einem ganz charakteristischen Klicken aus und lockt so die Weibchen an. Frauke Hoffmann nahm mit Unterwassermikrofonen die Rufe der Frösche auf. Sie fand heraus, dass das

Ethinylestradiol in Konzentrationen, wie sie auch in Gewässern vorkommen, innerhalb von zwei Tagen zu weniger Balzrufen führte und dass das Klicken aus den Rufen der männlichen Frösche verschwand. Dadurch fühlten sich die Froschweibchen nicht mehr angesprochen und verweigerten die Paarung. Auch andere Wasserbewohner müssen diese bittere Pille schlucken. Auf sie wirkt sich der Wirkstoff der Antibabypille ebenfalls schädlich aus. Nach Untersuchungen des Schmallenberger Fraunhofer-Instituts sind Fische bei Konzentrationen von einem Nanogramm pro Liter, wie sie vereinzelt in der Nähe von Abwasserströmen gemessen wurden, bereits weniger fruchtbar. Außerdem bilden die Männchen Dotterproteine, die normalerweise nur bei Weibchen vorkommen. Die Fische wechseln das Geschlecht. Laut Kloas sind solche Phänomene in allen menschlich beeinflussten Gewässern nachgewiesen. Ganz nebenbei erklären sich so auch die aktuellen Beobachtungen zur Identitätskrise der Männer. Ab zehn Nanogramm pro Liter zeigen die Hormone auch beim Menschen ihre verheerende Wirkung. Damit erledigt sich auch ganz nebenbei die Frauenquotendiskussion. Jana Gebhard


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Aus den Tropen ins graue Köln

Rocky Sudarman kommt aus Bandung, Indonesien und studiert seit 12 Semestern Wirtschaftsingenieurwesen in Köln. Als er in Deutschland ankam, wäre er am liebsten direkt wieder umgekehrt, weil es kalt war und er kaum jemanden kannte. Doch nach mehr als sechs Jahren hat der heute 28-Jährige gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Und die Höhner zu singen.

»Nach Deutschland bin ich gekommen, weil meine Tante hier lebt. Und weil Deutschland bekannt ist für Technik. Der ehemalige indonesische Präsident Jusuf Habibie hat an der RWTH Aachen studiert.« »Die Deutschen sind nicht alle zurückhaltend. Trotzdem war es am Anfang leichter, Anschluss bei anderen Ausländern zu finden. Das ist ja überall so. Und ich hab‘ immer Glück gehabt. Die sind schon nett, die Deutschen. Zumindest die Leute, die mir begegnet sind.« »Studieren in Deutschland ist eigentlich ganz locker. Hier muss man ja nicht bezahlen, also hat man keinen Druck. Man genießt einfach das Leben als Student. In Indonesien ist Studieren viel teurer. Für ein Semester muss man zwischen 1500 und 5000 Euro bezahlen.« »U-Bahnen kannte ich nicht. Die gibt es nicht mal in unserer Hauptstadt. Ich glaube, Jakarta ist die einzige Millionenstadt ohne U-Bahn.«

»Manchmal verhalten sich die Deutschen seltsam. Die sprechen zum Beispiel mit sich selbst. Der Mann meiner Tante sagt beim Tischdecken: ,So, der Zucker... und die Brötchen...‘ Das machen viele. Und was blöd ist: Als ich in Indonesien war, hab‘ ich dann auch so geredet. Und meine Schwester fragte: ,Mit wem sprichst du?‘ Das war mir peinlich.« »Als ich Schnee zum ersten Mal gesehen hab‘, hab‘ ich alles ausprobiert damit. Schneeengel machen und so weiter.« »Meine Familie, das Essen und den Strand vermisse ich manchmal. Und dass man auch nachts um vier noch leckere Häppchen am Straßenstand kaufen kann, zum Beispiel Wan Tan.« »Wenn meine Familie mich besuchen käme, würde ich ihnen den Dom, den Rhein und das Fußballstadion zeigen. Und die Autobahn natürlich. Einmal ohne Limit fahren und so.«

»Ich bin kein 1.-FC-Köln-Fan. Kann ich doch gar nicht sein, wenn die jetzt so spielen. Und indonesischen Fußball kannst du sowieso vergessen. Die verlieren immer.« »Perfektionismus und Pünktlichkeit sind für mich typisch deutsch. Wo ich arbeite, muss immer alles perfekt sein. Manchmal ist das ganz schön kompliziert, wenn wegen kleiner Sachen stundenlang diskutiert wird.« »Ich mag kölsche Schlager. ,Viva Colonia‘ zum Beispiel.« »In Indonesien nimmt man alles ganz locker. Egal welches Problem: Man sagt ,tidak apa-apa‘, das heißt ,macht nichts‘. In Deutschland wird das Leben von der Zeit bestimmt. Von Terminen, Bussen und Bahnen oder Arbeitszeiten. Das hat mich verändert. Ich habe Perfektionismus und Durchhaltevermögen gelernt. Und pünktlich zu sein.«

Protokoll: Marisa Reichert

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Studieren

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Mit Maske an die Weltspitze Im Februar verkleidete sich die Uni ein paar Tage lang, als die Jury der Exzellenzinitiative vorbeischaut. Im Juni wird klar, dass es sich gelohnt hat: Die Universität zu Köln darf sich mit zehn weiteren Hochschulen „Elite-Uni“ nennen und erhält in den nächsten fünf Jahren 120 Millionen Euro. Nicht alle heißen diese Auszeichnung gut: Studentenvertreter beklagen, dass die Förderung den Falschen zugute käme. Die ksz erklärt, worum es bei der Exzellenzinitiative wirklich geht, wer profitiert und wer zahlt – und dass „Elite-Uni“ nichts mit der Lehre zu tun hat. Anfang Februar. Man spürt die drohende Kältewelle auf Deutschland zukommen. Es ist windig und grau, kurz vor den Semesterferien ist der Campus leer. Die meisten Studenten sitzen in den Bibliotheken oder zu Hause und lernen für Klausuren und Hausarbeiten. Der Begehungstermin vom 6. bis 8. Februar erscheint damit taktisch klug gewählt, denn so kann die Uni ihre Flure auf Hochglanz polieren, die Glaskästen auf Vordermann bringen und den Pflanzenkübel im Foyer ersetzen. Ohne Studenten, die den wichtigen Termin stören könnten, ohne Unannehmlichkeiten, die die Uni erklären muss. Die Kritiker der Exzellenzinitiative jedoch empfinden diese Begehung der Evaluationsgruppe, einer Jury aus international renommierten Persönlichkeiten, die die Uni Köln auf ihre Exzellenz überprüfen soll, eher wie eine Bedrohung. Die Initiative sei gegen die Wissenschaft gerichtet, gegen die Studenten, bringe ihnen keine Vorteile. Die AStA-Vorsitzende der Uni Köln, Luisa Schwab, kritisiert: „Die Gelder kommen verschiedenen Projekten zu, die meist nicht die Lehre betreffen.“ Ist diese Einschätzung gerechtfertigt? Und worum geht es bei dieser Initiative überhaupt, die einmal mehr den Zwist zwischen Politik und studentischen Vertretern deutlich macht? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte die Exzellenzinitiative 2005 ins Leben gerufen, um Wissenschaft und Forschung an deutschen Universitäten zu fördern. Das erklärte Ziel ist nichts Geringeres als „die Weltspitze“, wie die Homepage verkündet (www.exzellenz-initiative.de). Seitdem wird die Initiative von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (dfg) und vom Wissenschaftsrat betreut. Diese begutachten die Anträge der Universitäten, die inzwischen bereits zum dritten Mal die Möglichkeit hatten, sich zu bewerben. Das für die Initiative zur Verfügung gestellte Geld stammt aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen, bei der die Bundesnetzagentur Frequenzblöcke für ei-


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nen zweistelligen Milliardenbetrag an Mobilfunkanbieter verkaufen konnte. Diese Mittel flossen in den Bundeshaushalt, woraus zunächst fast zwei Milliarden Euro den Universitäten zugesprochen wurde. Obwohl Hochschulpolitik eigentlich Ländersache ist, ergab sich dadurch für den Bund die Möglichkeit, aktiv im Hochschulgeschehen mitzuwirken und somit das Kooperationsverbot zu umgehen. Das Förderprogramm der Exzellenzinitiative ist in drei Förderlinien aufgeteilt: die Graduiertenschule zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses; die Exzellenzcluster, mit denen gezielt Projekte und Forschungseinrichtungen etabliert werden; sowie die Zukunftskonzepte, bei denen das Forschungsprofil einer gesamten Universität im Fokus steht. Letzteres kann nur prämiert werden, wenn ebenfalls mindestens ein Exzellenzcluster und eine Graduiertenschule ausgezeichnet worden sind. Für die ersten beiden Förderlinien können Neu- oder Fortsetzungsanträge gestellt werden und eine Universität muss bei der Vorstellung ihres Zukunftskonzeptes zeigen, was sie mit bereits geförderten Projekten erreicht hat und welche neuen Pläne vorhanden sind. Gelingt es einer Universität, für ihr Zukunftskonzept prämiert zu werden, trägt sie den – allerdings inoffiziellen – Titel der „Elite-Universität“. Diese Auszeichnung ist also keine Würdigung guter Lehrbedingungen oder eines guten Gesamtkonzepts der Uni an sich, sondern lediglich der Hinweis, dass ein paar wenige herausragende Forschungseinrichtungen gefördert werden. In den ersten beiden Runden (2005/2006 und 2006/2007) wurden bisher circa 1,9 Milliarden Euro ausgezahlt. Neun Universitäten, darunter Heidelberg, Freiburg, Göttingen, Karlsruhe, Konstanz, die RWTH Aachen, FU Berlin, LMU und die TU München wurden für ihre Zukunftskonzepte prämiert und durften sich bis vor Kurzem mit dem Status einer Elite-Universität schmücken. Für die dritte Runde werden im Zeitraum von 2012 bis 2017 circa 2,7 Milliarden Euro den Universitäten ausgezahlt. Die Universität Köln wurde nach den ersten beiden Runden in zwei Projekten gefördert: im Exzellenzcluster „Cellular Stress Responses in Aging-Associated Diseases“ (CECAD Cologne), das molekulare Alterungsprozesse erforscht, und in der Graduiertenschule Bonn-Köln in Physik und Astronomie (bcgs), die begabten Physikstudenten rasch zur Promotion verhilft. Für den Status der Elite-Uni fehlte also nur noch die dritte Förderlinie, das Zukunftskonzept. Einzeln betrachtet erscheint die bisherige Förderung gerechtfertigt. Die Kölner Projekte bieten Zukunftsperspektiven und versprechen einerseits wichtige Erkenntnisse, eröffnen andererseits begabten Studenten neue

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Möglichkeiten. Allerdings ist Köln auch ein Paradebeispiel dafür, dass in der gesamten Exzellenzinitiative bisher die Geisteswissenschaften zu kurz gekommen sind und die Befürchtung nicht ausgeräumt wird, dass aus einer Universität mit breiter Fächervielfalt eine spezialisierte Hochschule wird, die Teile ihrer Studenten vernachlässigt. Vor den Gefahren, die die Exzellenzinitiative birgt, haben Sozialwissenschaftler bereits 2010 gewarnt. Dass Forscher etwa ihren Lehrverpflichtungen nicht mehr nachkommen und sich in ein überspezialisiertes Feld zurückziehen könnten, schade der Qualität der Lehre. Von Kritik wie dieser unberührt hat 2010 das Antragsund Begutachtungsverfahren für die dritte Auswahlrunde begonnen. In der Endauswahl musste sich die Uni Köln gegen sechs weitere Bewerber sowie die bereits ausgezeichneten neun Hochschulen durchsetzen. Für die letzte Runde stellte die Uni sowohl ein Neuantrag für die Graduiertenschule „a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne“ als auch für das „Cluster of Excellence on Plant Sciences“ (CEPLAS), das in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung und dem Forschungszentrum Jülich entsteht. Das Gesamtkonzept der Uni Köln trägt den Titel „Die Herausforderung von Wandel und Komplexität annehmen“ und zeichnet anhand zweier Videos auf der Homepage der Universität das Bild einer modernen und funktionstüchtigen Hochschule. Das Konzept suggeriert, dass sich Köln um Geschlechtergerechtigkeit bemüht und moderne Einrichtungen vorweisen kann, dass ständige Verbesserungen vorgenommen werden und, kurz gesagt, insgesamt alles in bester Ordnung sei. Die größte Kritik der Studentenvertreter aber konzentriert sich darauf, dass bei der Initiative selektiv vorgegangen werde. Einige wenige Universitäten werden hervorgehoben, um diejenigen, die bereits etwas zum Vorzeigen haben, wiederum zu privilegieren. Insbesondere fragwürdig erscheint dies im Kölner Fall, wo die Universität ja schon gefördert wird, jedoch trotz weiterer Förderwünsche keine nennenswerten Verbesserungen in der Lehre vorgenommen hat. Doch von all diesen Punkten unberührt hat nun die Deutsche Forschungsgesellschaft mit dem Wissenschaftsrat entschieden, dass die drei neuen Anträge ebenfalls gewährt werden – und die Uni Köln für alle ihre fünf Projekte im Rahmen der Exzellenzinitiative in den kommenden fünf Jahren einen Geldsegen in Höhe von 120 Millionen Euro erhält. Und sich, ganz egal wie es auf den Fluren aussieht, Elite-Uni nennen darf. Simon Chlosta, Ivona Coric

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Denken

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Eliteunis sind ein Rückschritt ins Mittelalter Auch wenn sie noch so modern daherkommt: Universitäre Elitenförderung stammt aus einer Zeit, die wir längst überwunden haben. Mittlerweile können so viele Schulabgänger studieren wie nie zuvor. Doch die Exzellenzinitiative droht, das Hochschulsystem zu spalten – und Massenunis hervorzubringen, die wir uns nicht mal im Traum vorstellen mögen. Ein Gastkommentar von Jonas Thiele.


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Denken

Die Exzellenzinitiative ist das Produkt einer politisch gewollten Unterfinanzierung der Universitäten – aber ist eigentlich gar nichts Neues, wie ein Blick in die Geschichte der Hochschullandschaft zeigt. Die Universitäten waren die längste Zeit ihres Bestehens nur für die Elite da. Sowohl im Mittelalter, als sie in kirchlicher Trägerschaft waren, als auch später, als das Bürgertum die Kontrolle übernahm, war es nur einem kleinen Teil möglich, höhere Bildung zu erlangen. Auch der oft beschworene Wilhelm von Humboldt blieb, ganz klassenbewusst, bei der Elitehochschule: Er schaffte ein dreistufiges Schulsystem aus Elementraschule, Gymnasium und Universität.

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der Einwerbungen für Berufungsverfahren häufig wichtiger als die Qualität der Forschung, als die der Lehre sowieso. Bis zur Einführung des Kooperationsverbotes zwischen Bund und Ländern konnte der Bund noch teilweise direkte Finanzierung von Einrichtungen leisten. Dies ist seitdem nicht mehr möglich. Die Tür zur wettbewerblichen Mittelvergabe wurde so ganz weit aufgestoßen. Der Bund kann Hochschulen nur noch über Umwege unterstützen. Einer dieser Umwege ist die Exzellenzinitiative. Die Hochschulen sollen einem regelmäßigen Wettbewerb unterliegen. Nur wer besonders gute Bedingungen für die Forschung schafft, oder innovative Ideen hat, soll gefördert werden. Dass der Wettbewerb ein ungleicher ist und vor allem jene Hochschulen profitieren, die schon jetzt bessere Bedingungen haben, ist politisch so gewollt. Köln bleibt

Ändern sollte sich dies erst mit der Bildungsexpansion, die in den 1960er- und 70er-Jahren erfolgte. Die Studiengebühren wurden abgeschafft und mit dem BAföG entstand 1971 ein System der Studienfinanzierung, welches allen ermöglichen sollte, un»Die Uni abhängig vom Elternhaus und frei von finanziellen Hineine schlecht finanzierte und dernissen ein Studium aufzunehmen. Nun konnten immer halbwegs vertretbar organisierte mehr Menschen studieren. Die Massenuni war geboren.

Dadurch soll das Hochschulsystem gespalten werden. Es sollen sich einige gut finanzierte Elitehochschulen bilden, während es viele Hochschulen gibt, deren AufMassenuni.« So sehr wir uns häufig wünschen, beim Namen statt bei gabe einer Massenabfertigung gleich kommt. So sollen der Nummer genannt zu werden, Hausarbeiten, die gelin möglichst kurzer Zeit möglichst viele Absolvent_inesen werden (können) zu produzieren und uns ohne die an einer Massenuni nen produziert werden. Diese Abfertigungshochschulen werden wohl kaum dem notwendige Bürokratie in unserem Studium bewegen zu können, so müssen wir Ideal der Einheit von Forschung und Lehre nachkommen können. Auch steht zu auch anerkennen, dass das Bildungssystem durch die Massenunis gerechter gebefürchten, dass es zu einer sozialen Spaltung der Studierendenschaft kommt. An worden ist. den Eliteunis werden sicherlich nicht alle sozialen Schichten vertreten sein. In den kommenden Jahren werden weitere Rekordzahlen an Studenten im ersten Semester erwartet. Mittlerweile wird damit gerechnet, dass wir uns nicht am Gipfel eines Berges, sondern auf einem Hochplateau befinden. Die Studierendenzahlen werden so schnell nicht zurück gehen. Leider wird der Wert der Bildung jedoch nicht von allen erkannt. Im Zuge des Umbaus der Sozialsysteme ist auch der Bildungssektor sehr stark betroffen. Durch Steuersenkungen entstandene Haushaltslücken werden auch ans Bildungssystem weitergegeben. Dadurch änderte sich die Finanzierung der Hochschulen: Statt einer mehr oder weniger ausreichenden Grundfinanzierung musste an vielen Stellen gekürzt werden. Die Hochschulen sollten sich nun selber um Finanzierung kümmern. Studiengebühren wurden eingeführt, Risiken somit privatisiert und ein Wettbewerb um staatliche und private Drittmittel entstand. Mittlerweile ist die Höhe

Die Uni Köln ist jetzt also "Elite". Die Fächer differenzieren sich aus. Einige Fachbereiche werden abgeschafft, einige werden dafür etwas besser finanziert. Wenn die Förderung ausläuft, müssen die Projekte weiter finanziert werden. Dies ist als Teil der Exzellenzinitiative festgeschrieben. Das Geld dafür kommt aus weiteren Fachbereichen, die geschlossen werden. Ein Beispiel dafür liefert die Uni Bonn. Dort wird ein Ausscheiden gefürchtet. Gerade kleine Fächer an der Philosophischen Fakultät stehen unter enormen Druck und befürchten ihre Abschaffung. Für die Uni Köln könnte das Wegfallen einer Förderung bedeuten, dass sie in diesem Fall vielleicht keine Geschichte oder keine Theologie mehr anbieten kann. Aber sie bleibt eine schlecht finanzierte und halbwegs vertretbar organisierte Massenuni. Gewinnen tut bei der Exzellentinitiative niemand. Die Studenten am wenigsten. Eine echte Alternative wäre daher, wenn die Hochschulen sich nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen würden und die Exzellenzinitiative geschlossen ablehnen würden – wie es die Studierendenvertretungen bereits tun.

Jonas Thiele war in der 56. Legislaturperiode erster Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) an der Uni Köln und arbeitet nun dort als Projektleiter. Im freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) engagiert er sich gegen die Exzellenzinitiative und für alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Hochschulen.


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Leben

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Mitesser In jeder Folge unserer Serie lädt sich Sibylle Kranwetvogel ein – zu kreativen Köpfen, engagierten Machern oder zur netten Nachbarin aus dem dritten Stock: Hauptsache, es gibt etwas zu erzählen. Bei kulinarischen Genüssen wird geplauscht, nachgefragt, über Gott und die Welt philosophiert. Und die Rezepte zum Nachkochen bekommt ihr gleich mitgeliefert.

»Man muss auch mal drauf scheißen, was die Leute sagen« DJ und Blogger David Hasert kann schon im Alter von 28 Jahren von seiner Musik leben, seine „LIKE“-Partys gelten als Highlight der Kölner Elektro-Szene. Im Gespräch mit mir gibt David preis, dass er privat am liebsten Punkrock hört und davon träumt, ein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Rezept Ratatouille Zutaten für drei Personen 2 Paprika 1 Zucchini 1 kleine Aubergine 3 Tomaten (z.B. 2 rote und eine 1 Tomate) 2 Zwiebeln 1-2 Knoblauchzehen 4 Zweige Thymian 1 Bund frische Petersilie 1 Lorbeerblatt 1 Zitrone Olivenöl, Balsamico Zucker Piperade (grobe Paprikasauce): Paprika vierteln, im Backofen unter dem Grill bräunen, bis die Schale Blasen wirft und stellenweise schwarz wird. Zwiebel fein hacken und mit Olivenöl, 2TL Zucker und einer fein gehackten Knoblauchzehe einige Minuten bei schwacher Hitze karamellisieren. Eine kleingeschnittene Tomate hinzugeben und zusammen mit einem Lorbeerblatt weitere 10 Minuten schwach köcheln lassen. Gehäutete, kleingeschnittene Paprika mit gehacktem Thymianzweig

und gehacktem Petersilienbüschel dazugeben und auf niedrigster Stufe ziehen lassen, vorher abschmecken. Vinaigrette: Drei bis vier Thymianzweige zerkleinern, und zusammen mit 5 EL Olivenöl, 1,5 EL Balsamico (dunkel), Zitronensaft, einer fein gehackten Knoblauchzehe (oder Chili) und 2EL Zucker und einem Schuss Wasser gut verquirlen. Ratatouille: Zucchini, Aubergine, Zwiebel und Tomaten in feine Scheiben schneiden. Piperade dünn auf ein geschlossenes Backblech streichen, das Gemüse darauf verteilen und mit der Vinaigrette übergießen (von Vinaigrette und Piperade etwas für später übrig lassen). Mit einem Backpapier bedeckt ca. 45 Minuten im Ofen bei 175°C schmoren lassen, und 10 Minuten vor Ende das Papier entfernen, anschließend bei leichter Oberhitze bräunen lassen. Gemüse auf einem Teller anrichten, mit restlicher Piperade und Vinaigrette dekorieren und mit Brot und Salat servieren. Guten Appetit!

Im Flur von Davids Wohnung springt mir sofort eine etliche Flaschen starke Schnapssammlung („Überbleibsel der ein oder anderen Party“) und ein Poster seines neuen Albums „Smalltown Boy“ ins Auge: Es zeigt Davids Konterfei, das Mitbewohner und DJ-Kollege Chris Münten durch ein wohlbekanntes Oberlippenbärtchen verziert hat. David, der eigentlich einmal Regisseur werden wollte, ist viel unterwegs, legt auf in Essen, Hamburg, Basel und Köln. Trotzdem steht er jeden Tag am Herd, für ihn gilt: „Die Kunst zu kochen ist mindestens genauso hochwertig wie die Kunst, gute Musik zu machen“. Das heutige Kunstwerk schmort schon im Ofen und verströmt seinen Duft: „Tain de Bourguette“ oder schlicht: Ratatouille. Wie würdest du die Musik beschreiben, die du heute machst? Naja... ich kenne viele Leute, die sagen, sie kennen auf Anhieb nichts, was genauso klingt. Das habe ich immer als Kompliment gesehen. Es fällt natürlich alles unter den Oberbegriff elektronische Musik. Aber ich mach nicht den typischen Technosound, sondern experimentiere viel, und das hört man auch auf dem Album. Ich passe nicht in ein bestimmtes Raster, sondern habe viele Einflüsse, die ich verarbeite. Welche Einflüsse sind das? Privat höre ich fast gar keine Technomusik, auch wenn viele das denken, dafür sehr viel Rock und Punk. Meine Lieblingsband überhaupt sind die Misfits, ich höre aber auch gerne Hip Hop und elektronische Sachen. Ich hab auch einen Hang zu richtig gut gemachter Popmusik, Sachen, die toll ins Ohr gehen. Vielleicht wird mein nächstes Album genau diese Musik beinhalten, vielleicht gefällt mir das auch nicht mehr in


Leben

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Zur Person Mit 14 legte David Hip Hop auf, später sang er in einer Hardcoreband. Nach seinem Umzug nach Köln arbeitete er länger beim Film, seiner zweiten Leidenschaft neben der Musik. Seit circa fünf Jahren konzentriert er sich nur noch auf die Musik und seine Party-Reihe. Davids Blog sowie Termine findet ihr auf www. likeposse.com oder bei Facebook.

Gewinnspiel Sein Album „Smalltown Boy“ gibt’s im Handel, beim Internet-Versand eures Vertrauens oder bei uns! Schreibt eine Mail an spiele@studierendenzeitung.de, sagt uns, wie Davids letztes Bandprojekt hieß und sichert euch eins von zwei handsignierten Exemplaren.

einem halben Jahr und ich mache was anderes. Diese Experimentierfreude erntet aber nicht immer nur Lob. In der Musik passiert das ja ganz schnell, dass jemand meint, eine genaue Vorstellung davon zu haben, was Techno ist und wo Techno aufhört. Solche Leute sagen dann „Das kannst du nicht machen!“, wenn ich Rod Stewart auflege. Aber gerade diese Grenzen auszuloten finde ich spannend. Es gibt immer negative Stimmen, aber da muss man ein dickes Fell haben. Man muss nicht ignorant sein, aber auch mal drauf scheißen, was die Leute sagen und sein Ding durchziehen. Dein Album „Smalltown Boy“, das Ende März ­erschienen ist, hast du wie deine gesamte Musik komplett selbst produziert. Ja, und Dieter Bohlen hat geholfen, aber der versteckt sich ein bisschen (lacht). Aber bei einigen Tracks hast du auch mit Kollegen wie zum Beispiel Bryan Kessler zusammenge­ arbeitet. Ja, das sind Features, mit Leuten, mit denen ich immer schon gerne Musik gemacht habe und von denen ich musikalisch viel halte. Allein Musik machen kann ich, hab ich schon sehr viel gemacht und mache ich weiter, aber nachdem mein letztes Band-Projekt leider nicht mehr funktioniert hat, hat mir das gemeinsame Musikmachen tatsächlich ein bisschen gefehlt. Nicht nur Bryan, sondern auch DJane Esther Silex bloggt mit dir zusammen auf likeposse.com. Vor ein paar Jahren habt ihr als WG-Blog angefangen, heute verfolgen mehrere tausend Leute, was ihr schreibt und eure „LIKE“-Partys laufen auch erfol­ greich. Woher kommt dieser Hype? Wir waren von Anfang an relativ häufig im Gespräch, weil wir nicht nur Musikinfos, Mode und StylingSachen veröffentlicht haben, sondern auch unsere eigene Meinung. Und wir haben auch gerne mal ein bisschen Gossip in die Welt gestreut oder Sachen frei erfunden, die witzig geklungen haben. Es ist eben ein Blog und keine Zeitung und dieses Gesamtpaket interessiert die Leute, auch wenn sie das selbst vielleicht nicht so gerne zugeben mögen: Das ist so ein bisschen wie InTouch-Lesen. Ihr stellt euch alle in ganz bestimmter Weise dar, gebt euch sozusagen Rollen, die sogar im „About“Teil der Website beschrieben sind. Ja, und eigentlich sind diese Rollen gar nicht so verkehrt, nur ein bisschen auf die Spitze getrieben. Wir dachten, wenn die Leute tatsächlich über so einen Quatsch reden, als wäre es eine Soap, dann geben

wir uns auch Rollen wie in Beverly Hills: Esther war die internationale Blonde, George war der witzige Schwule, den jeder mag, ich war der etwas rüpelige, aber ganz nette DJ, der ein bisschen schwierig ist. Und damit haben wir dann eben gespielt. Die Leute wollen diese Stereotypen, dann sollen sie die doch haben. Du scheinst ja gut zu wissen, wie Blogs funktion­ ieren. Welche Blogs verfolgst du selbst? Ich lese gar keine Blogs und ich will damit auch gar nicht anfangen. Ich hänge sowieso zu viel Zeit vor irgendwelchen Bildschirmen, wenn ich jetzt noch anfinge Blogs zu lesen, dann hätte ich bald keine Zeit mehr zum Skaten oder um eine Stunde laufen zu gehen, was mir definitiv wichtiger ist. Das brauche ich einfach, um Energie zu tanken und um neue Ideen zu sammeln. Bis auf diese Auszeiten dreht sich dein ganzes ­Leben um Partys und Musik. Wo gehst du hin, wenn du selbst mal feiern willst? Ganz viel bin ich in Bars rund um den Brüsseler Platz: Barracuda Bar, Scheues Reh oder Sixpack, oder gehe auch gerne mal auf Konzerte im Sonic Ballroom oder Stereo Wonderland. Früher war ich oft im Blue Shell. Ansonsten hab ich ja auch eigene Veranstaltungen oder schau bei Partys von Freunden vorbei. Viele deiner Freunde legen auch selbst auf. Welche DJs sollte man in Köln auf keinen Fall verpassen? Die gibt es mit Sicherheit, da werde ich jetzt auch viele vergessen. Chris Münten natürlich, unsere alten Kölner Urgesteine Shumi, Marc Lansley, aber zum Beispiel auch die Esther ist ne super DJane mit ihren 21 Jahren. Außerdem natürlich auch unsere LIKELeute: Bryan Kessler, Jeremaier, Matteo Luis und und. Du hast einmal in einem Interview gesagt, du würd­ est später gerne ein eigenes Restaurant besitzen. Ja, das stimmt, das ist so eine Idee von mir. Ich koche aus Leidenschaft, mit der gleichen Leidenschaft, mit der ich Musik mache. Was ich mir vorstelle, ist so ein kleiner Laden mit einer netten kleinen Karte und frischen Gerichten, als Oase neben dem Nachtclub, den ich dann vielleicht auch noch besitze. Einfach ein Raum mit Freunden, für Freunde. Es gibt in Amerika Läden, die mit Restaurant oben und Club unten funktionieren, was ich interessant finde. Man kann sich ja inspirieren lassen. Mitgegessen: Sibylle Kranwetvogel

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Wie sich die Wirtschaft unsere Unis schnappte Im Herbst entscheidet sich vor Gericht, ob die Uni Köln ihre geheimen Drittmittelverträge mit der Bayer Health Care AG offenlegen muss. Die Befürchtung der Kläger: Bayer mische sich zu sehr in die Forschung ein, die doch eigentlich unabhängig sein sollte. Dieser Fall ist das Ergebnis einer hochschulpolitischen Entwicklung, an der nicht nur Unis und Politiker mitreden durften, sondern vor allem auch einflussreiche Wirtschaftsunternehmen. Grund für die ksz, sich auf Spurensuche zu begeben, wer an unseren Hochschulen wirklich die Entscheidungen vorgibt. Diese Geschichte beginnt an einem Kunstsee in Gütersloh, kreisrund mit Hubschrauberlandeplatz am Rand. Hier entfesselte am 1. Mai 1994 Professor Detlef Müller-Böling Deutschlands Hochschulen. Als er damals Chef des frisch gegründeten Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) an eben diesem See wurde, hatte er wahrscheinlich nicht vorrangig im Blick, dass einmal Wirtschaftsbosse über die Strategie der Unis mitentscheiden würden, dass die Deutsche Bank Inhalte in Berlin bestimmen oder dass die Uni Köln um ihrer eigenen Forschungsfreiheit willen verklagt werden würde. Doch genau das hat er mit dem CHE geradezu heraufbeschworen. Das CHE ist heute vor allem durch regelmäßige Studiengang-Rankings in der ZEIT bekannt – doch die gemeinnützige GmbH hat Deutschlands Hochschulsystem mal eben entscheidend mitentwickelt. Träger ist ungefähr zur Hälfte die Bertelsmann-Stiftung der Bertelsmann AG, eines der größten Medienimperien des Landes – und ein entscheidender Mitredner in der Hochschulpolitik. Doch der Reihe nach. Das Mitreden begann mit einem Buch von CHEChef Müller-Böling mit dem Titel: „Die entfesselte Hochschule”. Seine Leitidee war, die Hochschulen von staatlichen Regulierungen, hochschulpolitischen Denkblockaden und innerer Entscheidungsohnmacht zu entfesseln – oder, wie seine Kritiker es formulieren, Deutschlands Wissenschaft dem Marktliberalismus zu unterwerfen. Als 2005 die rot-grüne NRW-Landesregierung durch das Bündnis von CDU und FDP abgelöst wurde, formulierte das CHE unter Müller-Böling „Zehn Anforderungen an ein Hochschulfreiheitsgesetz”. Denn Universitätsbildung ist in Deutschland Sache der einzelnen Länder, und die neue schwarz-gelbe Regierung hatte sich ohnehin einige Änderungen vorgenommen.


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Die wichtigste Forderung des CHE-Papiers war die Einführung sogenannter Hochschulräte mit externen Mitgliedern, ähnlich der Aufsichtsräte in DAX-Unternehmen, für jede einzelne Hochschule. Diese Räte sollten das Rektorat wählen, die Grundordnung der Universität verabschieden, und operative und strategische Angelegenheiten wie etwa den Finanzplan und die Einführung oder Aufhebung von Studiengängen entscheiden. Diese Aufgaben waren bis dato Domänen des Rektorats und Senats gewesen – zwei Gremien, die mit hochschulinternen Mitgliedern besetzt waren, im Falle des Senats sogar mit zwei Studenten. Wer sich das heutige Hochschulfreiheitsgesetz durchliest, könnte fast auf die Idee kommen, das CHE der Bertelsmann-Stiftung hätte das Gesetz der Landesregierung diktiert: Hochschulen sind seit 2007 keine staatlichen Einrichtungen mehr, sondern nur noch Körperschaften – und somit nicht mehr der Landesregierung unterstellt, sondern ihrem jeweiligen Hochschulrat, der mindestens zur Hälfte aus externen Mitgliedern bestehen soll. So sollten die Hochschulen an die Gesellschaft angeschlossen werden und ihre Unabhängigkeit vom Land sichergestellt werden. Sie können in NRW heute selbstständig über Forschung, Lehre, interne Organisation und Finanzen entscheiden – sie wurden also tatsächlich entfesselt. Doch das ist nicht genug, urteilt der ehemalige CHE-Leiter Detlef Müller-Böling heute: „Den Hochschulen fehlt immer noch die Entscheidungsfreiheit über Grund, Boden und Gebäude. Das regelt immer noch eine Landesbehörde, und das ist kontraproduktiv”, sagt er der ksz. Anderen geht schon die Einführung der Hochschulräte viel zu weit – die Grünen, die Linke und die Piraten hätten dieses „undemokratische” Gremium am liebsten sofort abgeschafft. Die SPD will das Gesetz zumindest novellieren. „Durch den Hochschulrat wurde die studentische Mitbestimmung kastriert”, sagt der Kölner Student und Vorstand des bundesweiten freien Zusammenschlusses von Studierendenschaften, Torsten Rekewitz. Das Problem: Der Rat tagt geheim und muss nicht über seine Beratungen berichten. Studenten können also bei den wirklich wichtigen Entscheidungen gar nicht mehr mitreden: Neben der Beratung seiner Hochschule beaufsichtigt der Rat nämlich die operativen Geschäfte und vermittelt zwischen Wirtschaft und Gesellschaft, verabschiedet den Haushaltsplan und setzt den Rektor – vor 2007 noch formal Chef der Hochschule – ein. „Es ist sehr wichtig, dass die Hochschulratsmitglieder die Arbeitsweise von Wissenschaftlern kennen und in ihren Entscheidungen berücksichtigen”, sagt UniEntfesseler Müller-Böling. Doch laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung befanden sich 2007 unter den externen Mitgliedern der Räte in den Universitäten

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Anteil Drittelmittel an Gesamtfinanzierung (in%) 30%

25%

Uni Köln (Klinikum)

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Deutsche Sporthochschule Köln Uni Köln (ohne Klinikum) 15% FH Köln

10%

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Hochschule für Musik Köln Katholische Hochschule für Medien Köln

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überwiegend Vertreter von Großunternehmen aus der Wirtschaft. In den Fachhochschulen dominierten ebenfalls Unternehmensvertreter, hier jedoch vorwiegend aus kleineren und mittleren Betrieben, die wiederum eher einen regionalen Bezug haben. Quasi-Chef der Uni Köln ist Richard Pott (siehe Interview auf Seite 18), einer der drei Vorstände der BayerAG; der der FH ist Achim Berg, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland. Die Idee dieser Personalienauswahl ist laut Gesetzgeber, dass die Hochschulen eine „bessere Stellung im Wettbewerb um Sponsoren und Drittmittel“ bekommen. Aus Sicht der Hochschulen ist das bitter nötig, da die öffentlichen Gelder seit Jahren zurückgehen – und die Studiengebühren schnell wieder abgeschafft wurden. Der jährliche Etat der Hochschulen wird von Bund und Ländern bereitgestellt – und finanziert lediglich Personal, Gebäude und Sachmittel. Eine Grundausstattung also, damit die Hochschule überhaupt ihre Pforten öffnen kann. Da bleibt allerdings nichts für Forschung und Entwicklung oder Nachwuchsförderung und Verbesserung der Lehre übrig – hierfür sind Drittmittel die politisch gewollte Lösung. Und deren Beitrag steigt nicht zu knapp: An der Uni Köln inklusive Klinikum stiegen die eingeworbenen Mittel innerhalb von drei Jahren von fast 80 Millionen Euro auf

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über 100 Millionen Euro (Stand 2009). Insgesamt werben alle Kölner Hochschulen mittlerweile über 130 Millionen Euro jährlich ein. Die Drittmittel wiederum ergeben sich erstens aus öffentlichen Zuschüssen, etwa von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG). Diese Fördergesellschaft verfügt über einen Etat von 1,3 Milliarden Euro und vergibt diese nach einem Antragsverfahren an einzelne Forschungsprojekte, Forschergruppen, Graduiertenkollegs oder auch Projekte der Exzellenzinitiative. Der zweite große Drittmittelgeber ist die Wirtschaft, also viele große und mittlere Unternehmen, die mit Hochschulen, Instituten oder Lehrstühlen individuelle Verträge schließen. Drittmittel aus der Wirtschaft sind unter Studenten schon länger umstritten: Viele befürchten einen Ausverkauf der Forschung an Wirtschaftsinteressen. Dadurch, dass die Gelder durch Antragsverfahren nur an ausgewählte Projekte und Institute vergeben werden, entbrenne ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Hochschulen, sagen Kritiker. Wer heutzutage als Dozent eine Karriere anstrebt, muss möglichst viele Mittel einwerben. Denn: Ressourcen werden den Hochschulen nicht pauschal, sondern leistungsabhängig zugewiesen. Damit soll


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ein Anreiz geschaffen werden, der Aufgabenerfüllung, Leistung und Innovationsfähigkeit belohnt – oder Misserfolg abstraft. Das gilt für die Bemessung der staatlichen Zuschüsse an die Hochschulen in gleicher Weise wie für die Ressourcenverteilung innerhalb der Hochschulen. Als Indikatoren für Leistungen in der Forschung werden nahezu ausschließlich die Höhe eingeworbener Drittmittel und die Zahl erfolgreich abgeschlossener Promotionen herangezogen. Somit ist die Drittmitteleinwerbung ein Kriterium für das berufliche Fortkommen und ein Gradmesser der Reputation von Hochschullehrern. Nicht umsonst bietet der Deutsche Hochschulverband schon eigene Workshops an mit dem Titel „Drittmitteleinwerbung und -verwaltung”. „Qualitativ hochwertige Forschung und Lehre an allen Hochschulen und gesellschaftlich verantwortungsvolle Wissenschaft werden so systematisch ausgehöhlt”, kritisiert Luisa Schwab, die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) – die demokratisch legitimierte Studentenvertretung – der Uni Köln. Sie und viele andere fordern deshalb schon

Stellungnahme vom Landesrechnungshof Im Wintersemester 2008/09 gab es an den 33 Hochschulen der Bundesrepublik 74 Stiftungsprofessuren, zu deren Finanzierung den Hochschulen jährlich rund 18 Millionen von den Stiftern zur Verfügung gestellt wurden. Teilweise waren erhebliche Einflussnahmen der Stifter auf Besetzung der Professuren und inhaltliche Ausrichtung festzustellen. Der Landesrechnungshof hat dazu ausgeführt, dass durch die Annahme und Fortführung von Stiftungsprofessuren die Wissenschaftsfreiheit der Hochschulen nicht beeinträchtigt werden dürfe. Unzulässigen Eingriffen in die Wissenschaftsfreiheit müsse aus hochschulpolitischer Sicht entgegengewirkt werden. Das Ministerium prüft, inwieweit bei der anstehenden Novellierung des Hochschulgesetzes deutlichere Vorgaben zum Berufungsverfahren sinnvoll sind.

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lange eine sogenannte Zivilklausel, die Transparenz bei den Drittmittelverträgen herstellen soll. Bei der Uni-Wahl im Dezember 2010 sprachen sich zwei Drittel der Abstimmenden für die Klausel aus, doch die Uni weigert sich bis heute, sie einzuführen, da dieses Votum aus Sicht des Rektorats nicht bindend ist. Zurzeit wissen also nur wenige, was überhaupt in solchen Verträgen abgemacht ist. Die Details werden unter Verschluss gehalten – aus Wettbewerbsgründen, betonen die beteiligten Unternehmen. Ein Beispiel aus Berlin zeigte aber jüngst, wie brisant solche Verträge tatsächlich sind: Im letzten Jahr machte der Politikwissenschaftler Peter Grottian den inzwischen gekündigten Kooperationsvertrag zwischen der Deutschen Bank und der TU Berlin sowie der HumboldtUniversität bekannt. Die Deutsche Bank finanzierte den beiden Universitäten jeweils eine Stiftungsprofessur und gründete ein gemeinsames Institut. Laut Vertrag unterstützte die Deutsche Bank die Hochschulen jährlich mit drei Millionen Euro. Im Gegenzug räumten die Universitäten der Deutschen Bank starke Mitspracherechte ein: Ein Gremium, das die inhaltliche Ausrichtung des Instituts weitgehend mitbestimmte, wurde mit zwei Vertretern der Deutschen Bank sowie zwei Professoren besetzt. Laut Vertrag sollte aber im Falle einer Pattsituation die Stimme des Vorsitzenden des Ausschusses zählen – und das war der Managing Director der Deutschen Bank. Außerdem mussten Forschungsergebnisse vor Veröffentlichung von der Deutschen Bank freigegeben werden. Auch die Uni Köln hat einen prominenten Drittmittelgeber – den Pharmariesen Bayer. An der medizinischen Fakultät fördert die Bayer Health Care AG ein Graduiertenprogramm und klinische Forschung an der Uni-Klinik, vor allem im Bereich der Onkologie. Die Abmachung über gemeinsame Forschungsvorhaben beinhaltet unter anderem, dass die Uni oder Bayer bei geplanten Projekten erstmal überprüfen müssen, ob eine Kooperation mit dem Vertragspartner mög-


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Einer der wenigen, der weiß, was in den Verträgen steht, ist Stefan Herzig. Schließlich hat der Medizinprofessor der Uni Köln die Verträge selbst geschrieben – abgesehen von vielen Standard-Absätzen, die ein solcher Vertrag immer braucht. „Die Verträge bergen keinen Nachteil für die Uni, man könnte sie, was das betrifft, ohne Weiteres veröffentlichen”, sagt er der ksz. Dass die Uni sie trotzdem geheim halten will, mag einfach an wettbewerbsmäßigen Gründen liegen: Kein Unternehmen der Welt würde weiterhin Verträge eingehen, wenn diese veröffentlicht werden würden, solange es keine gesetzliche Verpflichtung dafür gibt.

lich ist, bevor man sich nach anderen umschaut. Ein Lenkungsausschuss, jeweils zur Hälfte von Uni- und Bayer-Vertretern besetzt, entscheidet über die Einzelprojekte. Der Vorsitzende ist immerhin – anders als in Berlin – ein Hochschulmitglied. In einer Stellungnahme der Uni heißt es, dass bei der Kooperation die „Unabhängigkeit von rein wirtschaftlichen Interessen” sichergestellt sei. Da diese Formulierung allerdings viel Interpretationsspielraum bietet, fordern viele Studenten schon länger, dass die Uni die Verträge offenlegen soll. Allen voran die „kritischen Mediziner“, eine Hochschulgruppe an der Uni Köln, die sich mit hochschulpolitischen und medizinethischen Themen beschäftigt. "Wir sehen die Gefahr, dass die Uniklinik durch Kooperationen mit privatwirtschaftlichen Unternehmen interessen- und profitgesteuerte Forschung betreibt. Alle Beteiligten der Uni laufen deshalb Gefahr, ungewollt zu Zuarbeitern der Privatwirtschaft zu werden.", sagt Mitglied Simon Dursch. Deshalb unterstützen die „kritischen Mediziner“ den Physiker und Kölner Absolventen Phillip Mimkes. Er hat die Uni Köln verklagt, beruft sich auf das Informationsfreiheitsgesetz und fordert die Uni auf, die geheimen Drittmittelverträge mit Bayer zu veröffentlichen. Er und seine Mitstreiter in der pharmakritischen Organisation „Coordination gegen Bayer-Verfahren” (CBG) hegen die Befürchtung, dass Bayer die Veröffentlichungen von kritischen Studien untersagen könnte oder die Uni gezwungen ist, nur noch profitmaximierende Auftragsforschung zu betreiben. Auch, wer von erfolgreichen Forschungsergebnissen profitiere, sei völlig unklar. „Eigentlich will ich ja der Uni gar nichts, sondern ihre Forschungsfreiheit verteidigen”, sagt Mimkes. Er geht ohnehin davon aus, dass die Uni die Vereinbarung ohne Weiteres veröffentlichen würde – ihr aber Bayer im Nacken sitze und einen Präzedenzfall um jeden Preis verhindern wolle.

Das möchte Rechtsanwalt Harro Schultze ändern. Er streitet mit Mimkes vom CBG für die Offenlegung. „Die Geheimhaltung der Verträge ist verfassungswidrig”, sagt Schultze im Gespräch mit der ksz, und beruft sich auf das Informationsfreiheitsgesetz. Auch der NRW-Datenschutzbeauftragte hat die Verträge gelesen und gibt ihm Recht: Einer Veröffentlichung steht – nach juristischen Kriterien – nichts im Wege. Da er aber formal nichts ausrichten kann, liegt der Streit nun vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Sollte die Uni die Verträge veröffentlichen, wäre ein Präzedenzfall für viele weitere Kooperationen dieser Art an Deutschlands Hochschulen geschaffen. „Um die Freiheit der Forschung muss immer wieder gerungen werden”, sagt Uni-Entfesseler Detlef Müller-Böling heute, der vor vielen Jahren durch seine Thesen und Gesetzesvorschläge zumindest indirekt den Grundstein für den aktuellen Streit um die Verwicklung Uni–Bayer gelegt hat. Falls das Verwaltungsgericht im Oktober entscheidet, dass jedermann die Verträge lesen kann, wird vielleicht deutlich, was er wirklich angerichtet hat. Salem Asfaha, Ivona Coric, Julia Lorei, Melanie Ihlenfeldt, Carolin Reif, Simon Wörpel

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»Ich habe in die Verträge noch nie reingeschaut« Kooperationsverträge zwischen der Bayer Health Care AG und der Uni Köln stehen in der Kritik. Über eine mögliche Offenlegung soll in diesem Jahr entschieden werden. Richard Pott ist Vorsitzender des Hochschulrates der Uni Köln und gleichzeitig Vorstandsmitglied von Bayer. Im ksz-Interview sagt er, warum er in seiner Doppelrolle keinen Konflikt sieht, warum im Hochschulrat keine Studenten sitzen und warum der Wortlaut der Verträge geheim bleiben sollte. Herr Pott. Sind Sie der heimliche Chef der Uni Köln? Sehr gute Frage. Ich denke: nein. Ich bin der Vorsitzende des Hochschulrates und per Gesetz in der Tat der Dienstvorgesetzte des Rektors. Ich sehe mich aber eher als hoffentlich konstruktiver und guter Berater. Wie sieht diese Beraterrolle aus? Wir versuchen, im Hochschulrat mit unserem Erfahrungsspektrum zu helfen, die Universität nach vorne zu bringen. Es ist vergleichbar mit den Aufgaben eines Aufsichtsrates. Da der Hochschulrat nicht öffentlich tagt, wissen wir wenig über Ihre Arbeit. Was machen Sie da konkret? Das Rektorat, der Rektor, die Prorektoren, die Verwaltung tagen mit uns viermal im Jahr und berichten über die aktuelle Entwicklung an der Universität. Dabei geht es zur Zeit um die Exzellenzinitiative und den Wirtschaftsplan, da wir laut Gesetz eine aktive Rolle in Sachen wirtschaftlicher Situation der Hochschule einnehmen sollen. Bei Personalthemen hat der Hochschulrat Vorschlagsrecht und in Abstimmung mit dem Senat auch Beschlussrecht, was die Wahl und Ernennung des Rektors und der Prorektoren angeht. Kann dabei der Hochschulrat den Senat einfach überstimmen? Wenn der Senat einem Kandidaten nicht zustimmt, wird das zurück in den Hochschulrat delegiert. Final könnte der Hochschulrat dann in der Tat sagen: Herr Professor Soundso ist jetzt Rektor. In der Praxis lief das aber eigentlich immer recht smooth. Bei den Prorektoren gibt es ein klares Vorschlagsrecht des Rektors. Wir schauen uns als Hochschulrat die Liste an und empfehlen, wenn wir keine Bedenken haben, die Kandidaten dem Rektorat und Senat zur Abstimmung. Bei der Empfehlung des Prorektors für Lehre, dem Medizin-Professor Stefan Herzig, haben Sie sicher

auch keine Bedenken gehabt. Herr Herzig verantwortet schließlich an der medizinischen Fakultät das Graduiertenprogramm, das von Ihrer Firma Bayer finanziert wird. Wir haben bei allen an und für sich kein Problem gehabt. Es gab nie eine einzige Diskussion. Hat der Rektor Herrn Herzig vorgeschlagen oder Sie, weil Sie ihn sowieso schon wegen des Graduiertenprogramms kannten? Der Rektor. Ich kannte Herrn Herzig überhaupt nicht. Es ist extrem wichtig, dass sich der Rektor sein eigenes Team zusammenstellt. Wir sehen am Ende nur das Ergebnis und müssen sagen, ob wir einverstanden sind. Wie wichtig ist Ihnen studentische Mitbestimmung an einer Uni? Gerade in Bezug auf die Lehre sollten Studenten natürlich ein Mitspracherecht haben. Das ist allerdings vor allem operatives Geschäft der Fakultäten, nicht des Hochschulrats. Wir mischen uns da nicht ein. Aber beim Prorektor für Forschung und Lehre würden wir ja schon gerne mitentscheiden wollen, wer das ist. Im Rahmen der Findungskommission ist das gegeben. Mit genau einem studentischen Vertreter. Sie wollen eine funktionierende Hochschule haben, die auch in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Also brauchen Sie dabei Personen, die im Thema drin sind und ein längerfristiges Interesse an der Uni haben. Das bedeutet nicht, dass ich das den Studenten abspreche. Irgendwie schon. Nicht per se. Eine gewisse Kompetenz auf der inhaltlichen Seite und Lebenserfahrung sind schon sehr sinnvoll.


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Der Hochschulrat tagt geheim und muss niemandem berichten. Sollten nicht die Studenten zumindest wissen, was dieses Gremium beschließt und empfiehlt? Unsere Beschlüsse und Empfehlungen drücken sich in der Arbeit des Rektorats aus. Ich hätte beispielsweise bei Personalpunkten Probleme damit, sie in einer öffentlichen Sitzung zu verhandeln. Aber betriebswirtschaftliche Fragen werden natürlich auch im Senat diskutiert. Und dort sitzen studentische Vertreter, so dass Transparenz aus meiner Sicht ausreichend gegeben ist. Da aber der Hochschulrat nicht an den Senat berichten muss: Wie wäre es, wenn auch Studenten im Hochschulrat vertreten wären? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man zu dem ein oder anderen Tagesordnungspunkt Studenten einlädt. Aber nicht permanent zu allen. Warum nicht? Es gibt ja unter Umständen auch Konfliktsituationen. Bei einer sehr schwierigen Diskussion, etwa mit der Landesregierung, muss man taktisch sehr genau überlegen, wer jetzt wen am sinnvollsten kontaktiert. Das sind Themen, die aus meiner Sicht absoluter Vertraulichkeit unterliegen. Und je größer der Kreis ist – ich will jetzt nicht unterstellen, dass auf Seiten der Studenten mehr geredet wird – umso schwieriger wird auch die Handhabbarkeit dieses Themas. Schön und gut, aber die Deutsche Bank weiß jetzt, was Sie bereden – wir als Studenten aber nicht. Auch der Vertreter der Deutschen Bank ist natürlich zur Vertraulichkeit verpflichtet und wird das nicht innerhalb der Bank weitererzählen. Das interessiert da im Übrigen auch niemanden. Ein solcher Kreis lebt von einer gewissen Vertraulichkeit. Wie gesagt, ich sehe da kein Riesenthema, zu dem ein oder anderen studentenspezifischen Tagesordnungspunkt Studenten einzuladen. Ich muss allerdings sagen, dass ich das weder mit dem Hochschulrat noch mit dem Rektorat bisher besprochen habe. Dann besprechen Sie das doch mal. Ich werde nicht sagen, nur weil ich der Vorsitzende dieses Rates bin: Ich entscheide jetzt, dass wir Studenten einladen. Wenn das Rektorat sagen würde: Wir wollen das, dann würde ich der Letzte sein, der sich diesem Wunsch verschließt. Er ist an mich bisher aber noch nicht herangetragen worden. Aber vielleicht wünschen es sich die Studenten. Ja, gut, aber die Studenten sind nun mal weder im Rektorat noch im Hochschulrat per Gesetz vertreten. Und das hat meiner Meinung nach auch einen Grund. Für Aufsichtsräte gibt es ja auch Schulungen dazu, was eigentlich Aufgabe, Pflichten und Rechte des Aufsichtsrates sind. Es ist also etwas, was auf eine längere Verweildauer angelegt worden ist. Sie als Studenten laufen immer wieder nur durch diese Themen durch. Ich wäre da aus der Erfahrung heraus vorsichtig.

lagt, weil sie Angst haben, dass Bayer die Uni über den Tisch zieht. Tut Bayer das? Absolut nein. Ich muss aber deutlich sagen, dass ich weder als Bayer-Vorstand, noch als Hochschulratsvorsitzender irgendetwas mit den Verträgen zu tun habe. Also haben Sie weder als Bayer-Vorstand noch als Hochschulratsvorsitzender Ihre Unterschrift unter die Drittmittelverträge gesetzt? Nein, das machen andere Leute. Ich habe da nichts unterschrieben. Da kann ich in meiner Funktion gar keinen Einfluss nehmen. Wissen Sie denn, was drin steht? Nein, nicht im Einzelnen. Ich habe in die Verträge noch nie reingeschaut. Warum macht Bayer die Verträge nicht öffentlich? Wir möchten aus Wettbewerbsgründen nicht, dass jedes Detail öffentlich ist. Wie kommt es zu solchen Kooperationen? Üblicherweise funktioniert das bei solchen Verträgen durch persönliche Beziehungen, weil irgendjemand vom Lehrstuhl bei der Firma arbeitet. Wenn es passt, gibt es einen Vertrag, der festlegt, welche Leistungen auf beiden Seiten zu erbringen sind und welche Geldströme zur Finanzierung von Doktorandenstellen an die Institute fließen. Was hat Bayer davon? Sie könnten doch auch selbst forschen. Sowohl die Expertise als auch ausreichend Personal ist bei uns für solche Projekte nicht gegeben. Und man muss klar sagen: Hier geht es für Bayer auch darum, Studenten zu rekrutieren. Es wäre aber absolut falsch, wenn die Industrie die Forschungsschwerpunkte der Universitäten bestimmen würde. Ist im Vertrag abgesichert, dass Bayer das an der Uni nicht tut? Selbstverständlich.

Die rot-grüne Regierung hat sich die Novellierung dieser Gesetzgebung vorgenommen. Wenn es nach Ihnen ginge, sollte alles aber so bleiben, wie es ist. Der größte Fehler wäre, an der gefundenen Autonomie der Hochschulen zu drehen. Die Landesregierung kann meinetwegen viele Dinge veranstalten, aber das darf nicht zur Folge haben, dass die Hochschulen wieder am Gängelband geführt werden. Wie genau diese Autonomie gestaltet ist, ob mit oder ohne Hochschulrat, ist mir eigentlich egal. Wenn man aber diese Autonomie wieder abschaffen würde, wäre das wirklich ein großer Rückschritt.

Was steht denn drin? Da ist unter anderem festgehalten, unter welchen Schwerpunkten die Arbeit stattfinden soll. Das sind Schwerpunkte, die die Universität selber gewählt hat.

Nochmal zurück zu Ihnen und Ihrem eigentlichen Arbeitgeber. Die Bayer AG und die Uni Köln kooperieren. Die sogenannten Drittmittelverträge darüber sind geheim. Kritiker haben die Uni deshalb verk-

Die Sorgen beziehen sich auch darauf, wie weit solche Verträge gelten. Gibt es Regelungen, dass bestimmte Studien nicht veröffentlicht werden könnten?

Diese Schwerpunkte sind öffentlich. Was steht denn in den Verträgen, was wir nicht wissen? Ich habe ja schon gesagt: Die Geheimhaltung ist für uns aus Wettbewerbsgründen sehr wichtig. Das glaubt einem natürlich niemand, aber es ist so. Aber noch einmal: Ich selbst habe als Personalvorstand von Bayer nichts mit den Verträgen zu tun.

Nein. Normalerweise ist es so, dass jede öffentliche Institution ein großes Interesse hat, ihre Arbeit auch zu veröffentlichen. Das soll auch geschehen. Andererseits kann es bei Kooperationsverträgen dieser Art aber auch Patentregeln geben, die eine Veröffentlichung verschieben könnten. Sie als Bayer-Vorstand haben eine Kooperation mit der Uni. Sind Sie deshalb im Hochschulrat? Das hat überhaupt nichts mit Bayer zu tun. Ich habe eine sehr positive Erinnerung an meine Zeit an der Uni Köln, deshalb mache ich diese Aufgaben. Es geht mir überhaupt nicht darum, die Beziehungen der Uni Köln zu Bayer zu stärken. Der Eindruck kann bei Ihrer Doppelfunktion aber leicht entstehen. Ich weiß, aber das ist völliger Unsinn. Aus Sicht des Rektors ist es auch praktisch, ein Vorstandsmitglied des größten Drittmittelgebers als Hochschulratsvorsitzenden zu haben. Das ist ja nicht das Thema. Wir sind nicht durch meinen Hochschulratsvorsitz zu einem großen Drittmittelgeber geworden, sondern waren es vorher schon. Können Sie Engagement im Bayer-Vorstand und im Hochschulrat trennen? Darüber brauche ich nicht nachzudenken, das ist für mich eine klare Trennung. Wie funktioniert das? Relativ simpel. Wenn ich in den Sitzungen im Hochschulrat bin, hat das nichts mit Bayer zu tun, sondern ich denke darüber nach, wie ich der Universität Köln nutzen kann. Auch Bayer kann der Uni nutzen. Das hat damit wirklich nichts zu tun. Wenn eine Kooperation, egal mit wem, auch mit Bayer, der Uni schadet, dann würde ich natürlich klare Empfehlungen aussprechen. Sie könnten mehr Transparenz herstellen, um die Befürchtungen aufzuheben. Transparenz als Schlagwort in den Raum zu rufen ist nicht immer gut. Man muss darüber nachdenken, was es am Ende bringt. Sie hätten auch eine Kooperation der Uni mit Ihrer Firma Bayer ablehnen können, um das Misstrauen aus der Welt zu schaffen. Das würde ich und hätte ich auch dann gemacht, wenn ich eine Konfliktsituation erkannt hätte. Wenn ich sie sehen würde, wäre meine erste Maßnahme, als Hochschulratsvorsitzender zurückzutreten. Interview: Melanie Ihlenfeldt, Simon Wörpel


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Leben

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Glücklich dank Modergeruch Was sind Frühlingsgefühle und woher kommen sie? Helmut Schatz vom Universitätsklinikum Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum erklärt es.

Gefühle sind immer echt. Der Mensch als Teil der Natur lebt mit ihr mit. Erwacht diese im Frühling, erwacht auch er. Schon Hermann Hesse wusste: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ So viel zur Psychologie vorweg. Zu den Hormonen: Der große Taktgeber der belebten Natur auf der Erde ist die Sonne. Beim Menschen wird in der Zirbeldrüse im Schädel das „Schlafhormon“ Melatonin gebildet, welches unterdrückt wird, wenn es hell ist. Das passiert bei jedem Menschen, wenn er einschläft: Melatonin steigt. Wacht er auf, fällt es wieder. Im Frühling mit seinen längeren und helleren Tagen haben wir also weniger „Schlafhormon“ im Körper. Umkehrt verhält sich das „Glückshormon“ Serotonin, gebildet in Darmzellen, aber auch direkt im Gehirn, wo es parakrin – also auf die Nachbarzellen – wirkt. Keine Rolle spielen – entgegen landläufiger Meinung – die Sexualhormone: Wenn Frauen die AntiBaby-Pille nehmen, versetzen sie ihren Körper in den Zustand einer Scheinschwangerschaft. Deshalb bleibt der Eisprung aus. Selbst wenn es hier biorhythmische Veränderungen der weiblichen Hormone gegeben haben sollte – angeblich hatten Eskimofrauen früher im dunklen Winter keine Monatsblutung – so werden diese durch die Hormonmengen, die Frauen mit der Pille zu sich nehmen, überdeckt. Und bei den Herren werden heute die höchsten Spiegel des männlichen Hormons Testosteron im Frühsommer und Sommer gemessen und nicht im Frühjahr. Zu optischen Reizen: Man geht nicht mehr so verhüllt, die Frauen auch schon Miniröckchen. Die

Männerwelt blickt eben gerne auf Beine und Busen der Damen. Und die Weiblichkeit erfreut sich am Anblick der Arme und Hände der Männer sowie, wie ich gehört habe, auch an knackigen Männer-Pos. Die Farben sind nicht mehr gedeckt-dunkel wie im Herbst und Winter, sondern – sehen Sie sich etwa die Frühlingskollektion in einem C&A-Laden an – eher hell und bunt. Und die Düfte? Es ist der Geruch des vom Schnee befreiten Erdbodens mit vermodertem Gras und Laub, wenn die Sonne darauf scheint. Kein Parfumeur würde daraus ein Duftwasser komponieren – aber der Mensch erinnert sich aus früher Kindheit: Wenn es so riecht, kommt bald die bunte Blütenpracht mit den wirklich süßen Düften. Die Erinnerungen hat der Mensch in tiefen Hirnregionen, im Hippocampus, abgespeichert und er ahnt bei dem frischen Modergeruch, was bald kommen wird. Gibt es Menschen, die keine Frühlingsgefühle haben? Ja, es gibt auch hier Gefühlsmuffel. Und mancher mag die Frühlingsgefühle nicht so intensiv empfinden, wenn er mit Last-Minute-Flügen in der Winterzeit Gegenden der Welt bereist, wo schon der Frühling in voller Pracht steht oder gar schon Frühsommer oder Sommer ist. Also, genießen wir die längeren, wärmeren Tage. Geben wir uns dem Frühling voll hin und gehen viel ins Freie. Eine Kugel Eis und ein Espresso im Straßencafé tun ein Übriges. Und ein Flirt im Biergarten soll bekanntlich auch helfen, den Frühling zu genießen.

nologie Helmut Schatz war Professor am Universitätsklinikum Bermannsheil der Ruhr-Universität Bochum und ist Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.


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Ohne Drittmittel keine Forschung

Sind Drittmittel ein Stammtischthema? Zumindest garantieren sie emotionale Diskussionen, unter Studenten und Unimitarbeitern gleichermaßen. Oftmals wird dabei einfach herumgepöbelt, nach der Devise: „Drittmittel müssen abgeschafft werden!“ Aber dann bekämen wir erst richtige Probleme, kommentiert Salem Asfaha. Die Universitäten in Deutschland werden zum größten Teil von den Bundesländern finanziert. Der Betrag, den die Länder in ihre Hochschulen investieren, sinkt jedoch von Jahr zu Jahr – und so wie die Länderhaushalte aussehen, wird sich daran in naher Zukunft auch nichts ändern. Ein Mittel, um frisches Geld für die Universitäten einzutreiben, wären Studiengebühren. In NRW sind sie seit gut einem Jahr abgeschafft. Die Studenten, die damals gegen Studiengebühren und für Chancengleichheit in der Bildung protestiert haben, neigen auch dazu, beim Stammtisch gegen Drittmittel zu pöbeln. Doch halt – eine Frage: Woher soll das Geld denn kommen? Zugegeben, es wäre naiv zu denken, Unternehmen gäben der Uni aus altruistischen Gründen Geld, ohne Einfluss nehmen zu wollen. Viel eher bewegen eigene Forschungsinteressen die Privatunternehmen dazu, mit den Universitäten zu kooperieren. Doch diese Kooperation darf nicht nur negativ gesehen werden: Sie stellt die Aktualität des Forschungsgegenstandes sicher. Die Forschung bringt somit einen Nutzen für die reale Welt, und nicht nur in die abgeschiedenen Stuben der Akademiker. Außerdem hat die Forschung so eine Chance, sich an der gesellschaftlichen Nachfrage zu orientieren, da die Unternehmen eher über ausreichend Mittel verfügen, diese Nachfrage zu analysieren – und qua Selbstverständnis genau dazu da sind, nachfrageorientiert zu handeln. Auch wird durch Drittmittel der Wettbewerb zwischen den Forschungsinstituten gesteigert, da diese nun ein verstärktes Interesse entwickeln, ihre Forschungsprojekte so interessant wie möglich zu gestalten, um Sponsoren anzulocken. Ein weiterer Vorteil: vielen Studenten wird so schon früh im Studium Kontakt zur Privatwirtschaft ermöglicht, was in vielen Studiengängen Gold wert ist. Natürlich ist es wichtig, dass auch Gelder für diejenigen Forschungsprojekte zur Verfügung stehen, an denen die Privatwirtschaft kein Interesse hat. Aber beides kann uns doch erhalten bleiben: einmal die Gelder, die die Länder den Unis zur Verfügung stellen, um damit Forschungsprojekte zu finanzieren, die sonst keine Sponsoren finden. Darüber hinaus gibt es dann die Drittmittel aus der Wirtschaft. Wie sähe die Alternative aus? Eine Abschaffung der privaten Drittmittel würde nicht, wie so viele hoffen, andere Forschung zur Folge haben – sondern schlichtweg weniger Forschung. Eine Offenlegung der entsprechenden Verträge könnte viele bestehende Kooperationen mit Unternehmen gefährden, weil diese auf die Vertraulichkeit ihrer Vertragsbedingungen gegenüber der Konkurrenz angewiesen sind. Dieses Risiko ist es nicht wert: Transparenz ist zu begrüßen, aber nicht für den Preis eines abrupten Endes gelungener Zusammenarbeit. Lieber gesponserte, interessengelenkte Forschung als wenig bis gar keine Forschung.

Salem Asfaha salem.asfaha@studierendenzeitung.de

Unter Drittmitteln leidet die Lehre

Der Anteil an Drittmitteln zur Finanzierung von Universitäten steigt. Dieser Trend ist bedrohlich: Die Hochschulen dürfen sich nicht zum Sklaven der Industrie machen, kommentiert David Sahay. Er fordert eine Kontrollinstanz. Dass Unternehmen Hochschulen für Auftragsforschungen bezahlen, ist nicht neu. Aber es ist falsch. Das Einwerben von Drittmitteln ist mittlerweile eines der Hauptkriterien bei der Einstellung von Professoren: Solange die Kontakte in die Industrie stimmen, müssen sie nicht viel publizieren. Hatten sie früher genug Zeit, sich auf die Vorlesung vorzubereiten, versumpfen Professoren heute in Verwaltungsaufgaben für die Förderung. Darunter leidet die Qualität der Lehre. Problematisch ist auch, dass nicht alle Wissenschaften gleichermaßen gefördert werden. „Gewinnmaximierung“ oder „Prozessoptimierung“ sind beispielsweise kein Thema in der Geisteswissenschaft. Deshalb erhält diese keine Förderung. Gleiches gilt für ganze Hochschulen: Sind deren Forschungsschwerpunkte für die Unternehmen nicht lukrativ genug, gehen sie leer aus. Kunsthochschulen bleiben auf der Strecke. Für Professoren, deren Lehrstuhl den Drittmittelgebern interessant erscheint, wird es dagegen anstrengend: Die Anträge auf Drittmittel sind extrem aufwendig, so dass sie geschult werden müssen, um sie ordnungsgemäß stellen zu können. Das kostet Geld und Zeit. Häufig wird beides vergebens investiert, denn viele Anträge werden abgelehnt – oft ohne Begründung. Hier würde mehr Transparenz gut tun. Das größte Problem der Hochschulen ist allerdings, dass sie sich mit den Fördergeldern abhängig machen. Viele der Unternehmen, die Hochschulen beauftragen, haben ein besonderes Interesse am Ergebnis dieser Forschungen. Es muss schnell gehen, vor allem aber muss die Forschung sich rentieren. Weniger im Sinne der Allgemeinheit, mehr im Sinne des Unternehmens. Darauf werden die Hochschulen in geheimen Verträgen festgenagelt. Andernfalls wird der Geldhahn zugedreht. Damit solche Knebelverträge künftig nicht mehr zustande kommen, muss eine Institution geschaffen werden, die eine transparente und faire Verteilung von Fördermitteln gewährleistet. Denn was mit den Hochschulen passiert, ist den Unternehmen egal. Ihre Priorität ist klar: Es gilt, Gewinne zu maximieren und Prozesse zu optimieren. Am besten ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

David Sahay david.sahay@studierendenzeitung.de


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Denken

Es ist verfassungswidrig, die Wissenschaft der Wirtschaft zu Ăźberlassen Der ksz-Gastautor Wolfgang Wodarg, selbst Wissenschaftler, ruft in Sachen Drittmittel zu Widerstand und Kurswechsel auf. Denn Interessenkonflikte schaden dem Vertrauen ins Medium Wissen.

KĂślner Studierendenzeitung


Kölner Studierendenzeitung

Denken

Die Gefahren der Abhängigkeit wissenschaftlicher Institute von mächtigen Industrieinteressen sind seit einigen Monaten zum Glück öffentliches Thema geworden. Im Falle der Kölner Universität sind besonders die geheimen Kooperationsverträge mit dem Pharmakonzern Bayer in die Diskussion geraten. Die durch eine Initiative für die Offenlegung solcher Verträge entstandene Aufmerksamkeit hat zu erheblicher Unruhe geführt, vor allem unter den Studenten und im wissenschaftlichen Mittelbau. Dadurch sind auch die Oppositionsparteien ermutigt, Industriesponsoring und fragwürdige Drittmittelfinanzierung von Forschung auf die politische Agenda zu setzen. Bisher stehen besonders die gekauften wissenschaftlichen Gutachten der Atomindustrie zur Verzögerung des Atomausstiegs und die zunehmende Abhängigkeit der medizinischen Forschung von einer finanziell übermächtigen Gesundheitsindustrie im Vordergrund. Vor einer Antwort auf die konkreten politischen Fragen soll kurz die systemische und grundsätzliche Bedeutung von Freiheit und Unabhängigkeit von Wissenschaft, Forschung und Lehre für unsere Gesellschaft erklärt werden. Allgemein akzeptiertes Wissen macht – ähnlich wie beispielsweise eine zuverlässige Währung – das Leben einfacher und die Gesellschaft leistungsfähiger.

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Gefahren für die Wissenschaft durch finanzielle Fremdanreize hinwies. Natürlich ist die Forschung im Interesse der Wirtschaft legitim und wohl auch notwendig, entwickelt sie doch neue Produkte und Dienstleistungen. Aber sie ist eindeutig dem Wirtschaftssystem zuzurechnen, welches der Vermehrung privaten Besitzes dient. Die Wirtschaft strebt nach Patenten und Monopolen, hütet Geschäftsgeheimnisse und ist deshalb unbrauchbar als Grundlage für ein funktionstüchtiges, allgemein akzeptiertes Medium Wissen. Die zunehmende ökonomische Instrumentalisierung von Wissenschaft, die von Sponsor-Interessen geleitete Selektion von Publikationen oder Unterdrückung von Ergebnissen, die Publikationswettbewerbe, der boomende Markt für sogenannte wissenschaftliche Gütesiegel oder wachstumsfördernde Unbedenklichkeitsgutachten, das Produzieren drittmittelabhängiger Forschergenerationen – all diese Prozesse prägen die Hochschullandschaft inzwischen, sind politisch potenziert worden und führen zu einem zunehmenden Verlust des Vertrauens in produziertes Wissen. Die Auswirkungen dieser wachsenden Unglaubwürdigkeit sind vielfältig und betreffen alle Gesellschaftsbereiche. Die gesellschaftliche Entwicklung wird durch Fehlfunktionen des Wissenschaftssystems nicht nur irritiert, sondern kann durch eine nicht mehr mittels verlässlichen Wissens überschaubare Komplexität krisenhaft auf niedere Entwicklungsstufen zurückgeworfen werden. Ein kabarettistisches Bonmot gibt das geschilderte Dilemma recht anschaulich wieder: „Ich glaube nur noch den Studien, die ich selbst gefälscht habe.“

Auch dem Geld muss, wie in letzter Zeit deutlich wurde, zu Recht vertraut werden können, wenn es seine Funktion erfüllen soll. Wird zu leichtfertig vertraut, kommt es zur Inflation. Vertraut man zu wenig, zur Deflation. In beiden Fällen wird das gesellschaftliche Leben behindert und fällt auf primitivere Funktionsweisen zurück. Vertrauen in das Medium »Vertrauen in das Wissen ist ein gesellschaftliches Muss. Der Politiker braucht es, An der Vertrauenswürdigkeit des Mediums Wissen und ihrder gesetzlich die Abgasgrenzwerte, die Rahmenbedingungen für Medium Wissen ist ein er Sachwalter in Wissenschaft, Forschung und Lehre muss eine nachhaltige Energiewirtschaft oder die Melde- pflicht für ein gesamtgesellschaftliches Interesse bestehen. Eine Poligesellschaftliches Krankheiten regelt; auch der Richter, der ein Gutachten einholt, tik hingegen, die jene Institute als Leuchttürme feiert und Muss.« um über Schadensersatz oder Schuld zu entscheiden, der Indusfördert, die sich am erfolgreichsten den Geldmittelgebern triemanager, der wissen will, welche Folgen eine Produktentaus der Industrie angedient haben, ist verantwortlich, wenn wicklung für die Umwelt oder die Gesellschaft haben könnte oder der Arzt, der der Luxusdampfer Deutschland auf ein Riff läuft, weil er korrupten Irrlichtern Wirkungen und Nebenwirkungen nachliest, um über seine Verordnungsempfegefolgt ist. Wenn die Kapitäne korrupt sind, ist es Pflicht der Besatzungen, aufhlungen evidenzbasiert zu entscheiden. zubegehren und deren Ablösung einzufordern, bevor ein Unglück passiert. Wissenschaftler und Studentenschaft stehen also auch in der verfassungsgestützten Für sie alle ist es unabdingbar, dass sie die Grundlagen ihrer Entscheidungen – Pflicht, die Missstände, von denen sie wissen, laut beim Namen zu nennen und also den Stand der Wissenschaft – nicht in Frage stellen, nicht selbst überprüfen sich für eine transparente, vertrauenswürdige Wissenschaft an ihren Universitäten müssen, sondern deren wissenschaftlichen Wahrheitsgehalten trauen können. einzusetzen. Dabei darf sich das Engagement der kritischen Wissenschaftler, Halten wir also fest: Nur ein vertrauenswürdiges Wissenschaftssystem kann Studenten und Organisationen nicht auf inneruniversitäres blaming and shamseine Funktion für die Gesellschaft erfüllen. Solange die wissenschaftlichen Prüing beschränken. Ist es doch die Politik, die auf allen Ebenen vermeintlichen fungen von Hypothesen nach dem Code „wahr“ oder „nicht wahr“ ungestört wirtschaftlichen Standortinteressen hinterherläuft und sich von der Industrie an von verfälschenden Fremdeinflüssen stattfinden, beflügelt das den gesellschaftlider Nase herumführen lässt. chen Fortschritt. Interessenkonflikte eines Wissenschaftlers jedoch führen zu fehlerhaftem, lückenhaftem oder gar gefälschtem Wissen über entscheidungsrelParlamente und Regierungen auf europäischer, Bundes- und Landesebene sind evante Zusammenhänge und stellen ein gefährliches Handicap für die Gesamtgefordert. Ihre Aufgabe ist es, durch ausreichende Mittel und Stellen sowie durch gesellschaft dar. klare vertrauensfördernde Regeln für eine Interessentrennung und damit für funktionierende Wissenschaft, Forschung und Lehre zu sorgen. Entscheider, Staats- und auch Wirtschaftskapitäne können sich auf das veröffentlichte Wissen nur verlassen, wenn es – wie der Kompass eines Schiffes – Verschiedene Dinge müssen europaweite Norm werden: Transparenzgesetze, eine wohlkompensiert und ohne Störung die Richtung weist. Aus diesem Grunde Offenlegungspflicht für Interessenkonflikte bei Wissenschaftlern. Wissenschaftler sind die Freiheit und Unabhängigkeit von Wissenschaft, Forschung und Lehre mit solchen Interessenkonflikten müssen von normensetzenden und anderen systemisch begründet und haben nicht nur in Deutschland Verfassungsrang. öffentlich bedeutsamen Entscheidungsgremien ausgeschlossen werden. Es muss klare Straftatbestandsregelungen bei Wissenschaftsbetrug geben sowie verschärfte Das deutsche Verfassungsgericht hat der Politik in diesem Zusammenhang kürHaftungsregelungen für durch Fehlverhalten bedingte Schäden. Hochschulgrupzlich einen wichtigen Auftrag erteilt, als es im Falle eines Chemieprofessors auf pen, die sich diesen Aufgaben stellen, verdienen öffentliche und politische Unterdessen unzureichende öffentliche Honorierung und die daraus resultierenden stützung.

Dr. Wolfgang Wodarg lehrt European Studies an der Universität Flensburg. Er saß von 1994 bis 2009 für die SPD im Bundestag, ist Ehrenmitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und Vorstandsmitglied von Transparency International Deutschland. Email: wwodarg@me.com


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Kölner Studierendenzeitung

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KVB

Herabgestuft. Wir sind der Meinung, dass die bisherigen Klassen (AAA bis D) nicht ausreichen, um die Unzuverlässigkeit des Unternehmens in allen Belangen (Pünktlichkeit, Anschluss, Fahrstil, Streckennetz und Kompetenz im Baubereich, um nur einige zu nennen) zu beziffern. Wir empfehlen daher eine Umbenennung des Transportverbundes in „KVE“. Neben der Transparenz, die durch die Übernahme der Rating-Einstufung E in den Namen des Unternehmens gewährleistet würde, ließe sich in diesem Vorgehen auch eine Neubenennung in „Kölner Verkehrs-Elend“ durchführen. Zudem empfiehlt sich eine Partnerschaft mit der DB AG (in Zukunft herabgestuft auf Klasse C, einhergehend mit Umbenennung in „DC – Deutsches Chaos“ gemäß ähnlicher Transparenzprinzipien). Bis zum Ende der Bauarbeiten empfehlen wir den Umstieg aufs Zweirad

Jesuslatschen

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Studiengebühren

TRIPLE A

D O W N

Einmal-Grills

Der Kölner „Trend-Club”

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Die Zuspätkommgesellschaft

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Herabgestuft. Zwar herrscht – vor allem donnerstags – reger Besuch seitens trinkund flirtwilliger Teenager, was die Umsatzzahlen auf konstant hohem Niveau hält. Jedoch versetzt uns allein die Tatsache in einen misstrauischen Zustand, dass die Inhaber versuchen, sich mit dem Namen des Etablissements selbst zu raten (und dann direkt auf das höchstmögliche Level, AAA). Solche Selbsteinschätzung macht Rating-Agenturen wie die ksz obsolet und sind somit nicht duldbar. Von brennenden Wodka-Kühlschränken, die das Risiko anfeuern, ganz zu schweigen.

Amt des Bundespräsidenten

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Zülpicher Straß

Vorlesungsbierchen


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R A T I N G Daumen hoch – oder runter. Cäsars richtungsweisende Gestik hat in den letzten Jahren an den Finanzmärkten zunehmend an Bedeutung und Popularität gewonnen. Im alten Rom ging es um Leben und Tod, heute geht es um etwas noch Wichtigeres: um Rating-Werte – von AAA bis DDD ist alles möglich, um die Markt-Performance eines Staats und Unternehmens zu beflügeln, oder in den Dreck zu ziehen.

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Wetten, dass...?

SOZIALE NETZWERKE

Heraufgestuft. Der zwischenzeitlich eklatante Verlust durch den Mangel an eigens entworfenen Smartphones kann mit den Vorteilen aus der neu aufkommenden Hipster-Welle kompensiert werden. Möglichst individuell gestaltete Oldschool-Phones (z.B. hergestellt aus fair gehandelten Metallen, ausgestattet mit ab Werk zerkratzten s/w-Monitoren und eingebauten Polaroid-Kameras sowie „Snake“-Spielen für Pausenhof, Campus und Bio-Café) werden die Absatzzahlen in die Höhe schnellen lassen und das Firmen-Image so polieren, dass sogar die Schließung der Bochumer Fabrik im Jahre 2008 in Vergessenheit gerät. In diesem Sinne: Connect people again, oder wie war das?

Die Ansammlung der angeblich sozialen

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Jutebeutel

NOKIA

Herabgestuft. Obwohl hoch populär (entscheidend für den vorherigen Bonitätsstatus „AA+“), staatlich finanziert, und trotz ansonsten recht anschaulicher Produktpalette (z.B. „Wissen macht Ah“, „Eisenbahn-Romantik“, „Die Gala der Volksmusik“), entzieht der ARD dieses langweilige, monotone Programm mehr und mehr die Rundfunkgebührenberechtigung. Dies zwingt uns, die Kreditwürdigkeit schwächer einzuschätzen. Unsere Prognose: Erkennen die Zuschauer einmal die Ähnlichkeit der Plots (Mord, Rätseln an der Würstchenbude, Familiendrama, Lösung), gehen die Quoten in den Keller. Zur Revitalisierung des Programms empfehlen wir die Ersetzung von Til Schweiger (Hamburg) und Simone Thomalla (Leipzig) durch Christian Ulmen (Neuwied) und Claudia Roth (Bündnis 90/Grüne).Holt schon mal den Wagen

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Nord-Süd-Bahn

Die finnischen Smartheads

Der ausgelutschte Sonntagabend

ße

TATORT

Was Rating-Agenturen können, kann die ksz schon lange. Welche Alltagsgegenstände aus dem Leben eines Studenten werden unterschätzt? Welche werden hochgejubelt, obwohl sie schon längst überholt sind? Aber auch die Kurswerte unserer wichtigsten Investitionen haben sich geändert. Wir klären auf: in unserem Börsenticker.

Herabgestuft. Selbst von dem Wort „sozial“ und der scheinbar unzähligen Möglichkeiten der Interaktion verblendet schien uns die Zahlungsfähigkeit auch auf lange Frist sicher, was uns zu einer Bonitätsbewertung „AAA“ veranlasste. Inzwischen stellt sich diese Einschätzung jedoch als falsch heraus: Mehr und mehr Studenten kommen nicht mehr aus ihren Buden, weil sie durch die rosarote Brille auf blaue Netzwerke gucken und nur noch mit dem „Like“-Button kommunizieren können – während sie sich im Alltagsleben immer ungeschickter erweisen, sobald es um humane Interaktion geht. Das Marketingkonzept sollte ergo noch einmal überdacht werden. Zudem sehen wir schwindende Werbeeinnahmen voraus, da mehr und mehr User die auf Dauer nervigen Anzeigen mithilfe nützlicher Applikationen blocken. Die fetten Jahre sind vorbei, Zuckerberg!


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Leben

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S h o p p e n i n c o o l e n k l e i n e n L ä d e n Der Sommer naht. Alle kriechen aus ihren Löchern und das Draußen wird zum neuen Drinnen. Das bringt ein Problem mit sich: Im Kleiderschrank ist plötzlich nichts Passendes zum Anziehen. Da im Sommer alles schöner ist und auch man selbst sich schön und wohl fühlen sollte, hat unsere Kolumnistin Yannah Alfering ein paar Läden abseits der Ehrenstraße und der Schildergasse zusammengestellt, die definitiv einen Besuch wert sind.

Yannahs Szenetipps

Yannah Alfering studiert Journalismus und modelt – und fischt für diese Kolumne regelmäßig das Beste, Szenigste, Lifestyligste und Coolste aus Kölner Läden, Clubs, Partys und Seen heraus.


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MAGASIN POPULAIRE Superschöner kleiner Laden im Belgischen Viertel. Werft neben den Klamotten auch unbedingt einen Blick auf die Accessoires und Schuhe. Brüsseler Platz 8 50672 Köln

BOUTIQUE BELGIQUE Sehr, sehr schöne Mode. Ihr solltet allerdings Geld mitnehmen … Brabanter Straße 29 50672 Köln

TAUSEND FLIEGENDE FISCHE Guter Laden, der neben Klamotten vor allem richtig, richtig gute Schuhe hat. Roonstraße 16 50674 Köln

HIMBEERTÖRTCHEN Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall, ein paar schöne Sachen findet man bestimmt. Engelbertstraße 43 50674 Köln

FOLLOW ME! Top Schuhladen direkt auf der Zülpicher. Viel von Vagabond und Bronx. Zülpicher Platz 12 50674 Köln

LIEBLINGSSACHEN Cooler Laden, der neben Anziehsachen und Accessoires auch nette Vintage-Möbel verkauft. Engelbertstraße 14 50674 Köln

MONSIEUR COURBET Bester Laden für die Herren der Schöpfung. Shirts, Hemden, Hüte, Schuhe, Jacken, Hosen. Ihr könnt euch quasi komplett neu eindecken. Maastrichter Straße 49 50672 Köln

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Leben

Ehrenfelder Bürger streiten mit der Stadt ums Helios-Gelände Die Bürgerinitiative Ehrenfeld hat ihre Ideen zum Umbau des Helios-Geländes präsentiert. Die können dem Bauinvestor nicht gefallen. Der will ein riesiges Einkaufszentrum bauen – die Bürger hingegen viele Grünflächen und Wohnungen. Eigentlich wollte die Stadt Köln die Gemüter der Ehrenfelder Bürger beruhigen. Die Bürgerinitiative durfte vorstellen, wie sie das umstrittene HeliosGelände gestalten will. Dabei zeigte sich jedoch vor allem eins: Die Vorstellungen gehen meilenweit auseinander. Um den Streit zu verstehen, ein kurzer Rückblick: Das Industrieareal im Zentrum Ehrenfelds wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Elektronikfirma Helios AG erbaut. Auf ihm steht der 44 Meter hohe Leuchtturm, einst Werbeträger des Unternehmens und heute Wahrzeichen Ehrenfelds. Die Helios AG existiert längst nicht mehr. Ihr ehemaliges Gelände nutzen heute zahlreiche Kleinbetriebe unterschiedlicher Branchen. Unter anderem finden sich dort ein italienischer Supermarkt, die Filiale eines großen Burgerbraters und der bekannte Underground Club. Seit 2008 gehört das Gelände dem Immobilieninvestor Bauwens, dessen ursprünglicher Plan ein 20.000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum vorsah. Die breite Mehrheit der Ehrenfelder lehnte das ab, auch aufgrund der negativen Erfahrungen mit den 2005 eröffneten Köln-Arcaden im Stadtteil Kalk. Ein Streit entbrannte, in dessen Folge sich die „Bürgerinitiative Helios“ gründete. Die Stadt will nun schlichten.

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Sie hat ein Modellprojekt ins Leben gerufen, an dem sich die Ehrenfelder Bürger beteiligen sollen. Am 24. März präsentierten sie ihre Ergebnisse, an denen 100 Ehrenfelder mitgearbeitet hatten. Das Helios-Gelände soll nach dem Willen der Bürger seinen industriellen Charakter erhalten, aber vor allem zum Ort mit hoher „Aufenthaltsqualität“ werden. Mit großen Grünflächen und vielen Fußwegen, autofrei und rund um die Uhr zugänglich. Wohnungen wünscht sich die Bürgerinitiative auch, allerdings sei auf „soziale Durchmischung“ zu achten. Ein Einkaufszentrum lehnen sie ab, stattdessen möchten die Ehrenfelder eine Vielfalt kleiner Geschäfte ansiedeln. Die Helios-Straße soll „Kulturmeile für alle“ werden, der Underground Club bleiben. Klare Zustimmung erhielt der Bau der „Inklusiven Universitätsschule“, ein pädagogisches Modellprojekt der Uni Köln: 155 von 180 Anwesenden stimmten dafür. Geht es nach ihnen, darf die Schule künftig etwa ein Fünftel des Geländes einnehmen. Allerdings: Der Baudezernent der Stadt Köln, Bernd Streitberger, wollte sich gar nicht erst auf die Vorschläge der Ehrenfelder einlassen. Er bezeichnete die Ergebnisse als „ungefiltertes Wunschdenken“ und den gesamten Prozess als „Geldverschwendung“. Streitberger betonte, dass die Bürgerinitiative keine Entscheidungskompetenz habe. Es liege an der Stadt, wie ernst sie deren Vorstellungen nehme. Vertreter der Initiative entgegneten, dass ein detailliertes Konzept nicht Zweck der Workshops war. Die wichtigsten Ergebnisse des Modellprojekts werden zusammengefasst und am 5. Juni präsentiert. Sie sollen die Grundlage für einen Planungswettbewerb sein, bei dem ein Expertengremium den besten Vorschlag auswählt. Die Bürgerinitiative fordert, dabei ein Mitbestimmungsrecht zu haben. Juri Reich


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»Köln bittet zur Kunst« Mela Chu hat in der Brüsseler Straße eine ungewöhnliche Galerie eröffnet. Ein Gespräch über Kunst, Köln und Kinder. Aufgeregt stürme ich durch Köln, auf meinem Weg zur Galerie Chu. Zwei schon leicht matschige Erdbeerkuchen balancierend, werfe ich noch einen prüfenden Blick nach unten: Das artsyfartsy Outfit aus Kunstfellmantel und schwarzen Bikerboots sitzt. In der Galerie sind überall Pizzakartons aufgestapelt, auf denen Gegenstände liegen. Marmeladen, Comics, Schals, Taschen. In der Ecke liegt ein kleiner Junge auf einer Plüschdecke. Das Ganze wirkt mehr wie ein wirklich cooler Laden denn ein elitärer Kunstraum. Bin ich hier richtig? Eine hübsche, schwarzhaarige Frau begrüßt mich und stellt sich tatsächlich als Mela Chu vor. Sie setzt sich an ihren Schreibtisch, der mitten im Laden steht. Ihr Büro. Ich hocke mich völlig entspannt auf den Boden, meinen Kuchen auf einem kleinen Schemel. Wir unterhalten uns zwei Stunden lang, ständig kommt jemand rein. Künstler, Autoren, Freunde, Passanten. Mela, ist das hier eine Galerie oder ein Laden? Beides. Chu ist sowohl Galerie als auch Concept-Store. Es ist mir wichtig, dass es keine klassische Galerie ist, sondern eine ohne Hemmschwelle. Ich möchte Kunst nicht nur einer elitären Gemeinschaft vermitteln, sondern auch jungen Menschen näherbringen, die sich für sie interessieren, aber noch nicht richtig in Kontakt mit ihr gekommen sind. Was ist Kunst für dich? Kunst hat viel mit Bauchgefühl zu tun, mit Intuition. Das verhält sich ähnlich wie mit Menschen. Man mag ja auch gewisse Leute und andere nicht. Es muss sich einfach richtig anfühlen, ohne sich auf eine Gattung festzulegen. Bei mir gab es schon Videokunst, Konzeptkunst, Installationskunst, aber auch sehr viel Zeichnungen, weil ich die besonders mag. Warum? Durch Zeichnungen kann man sehr viel sehen, man sieht den Menschen in der Kunst. Ich horche immer erst auf mein eigenes Gefühl und schaue dann, ob die Leute auch was mit dem Kunstwerk anfangen können. Wie wählst du die Künstler aus, die bei dir ausstellen? Hier kommen pro Tag bestimmt drei Künstler rein, die was ausstellen wollen. Dazu kommt, dass ich gerade in Köln unglaublich viele Leute kenne. Und ich gehe viel auf Kunstveranstaltungen, auf Ausstellungen und so weiter, bin also sehr vernetzt. So ein Austausch ist mir auch in meiner Galerie wichtig. Hier sollen sich Künstler treffen und neue Projekte zusammen machen. Damit so ein kreativer Dialog funktioniert, ist auch die Stadt wichtig, in der er stattfinden soll. Ist Köln eine Kunststadt? Köln bittet zur Kunst (lacht). Nein, wirklich, Köln ist

eine der kreativsten Städte Deutschlands. Die Leute sind so cool drauf hier. Und das ist wichtig für die Kunst. Künstler kommen überall zu kleineren Projekten zusammen. Hier im Laden haben sich schon viele Leute kennengelernt, die dann etwa ein Buch zusammen gemacht haben oder so, wie der Dichter Dennis Freischlad und der Künstler Philipp Emde. Ein Projekt gemeinsam gestalten, das geht in Köln leichter als in anderen Städten. Kunstbücher scheinen dir sowieso sehr wichtig zu sein. Hier liegen zwar auch viele Gegenstände, Taschen etwa, aber hauptsächlich verkaufst du ja Comics und Bücher. Das ist nicht unbedingt üblich für eine Galerie. Die kleinen Comics sind sogenannte Fanzines. Im Endeffekt sind es Magazine, von Fans für Fans. Aber sie werden nicht offiziell vertrieben, jeder kann so was machen. In Köln gibt es kein großes Forum dafür, ich bin der einzige Laden, der sie vertreibt. In Amerika und Australien gibt es schon richtige Messen dafür. Ich habe welche von Künstlern, Grafikern, aber auch von Studenten. Ich liebe dieses Handgefertigte, man spürt das Schräge und Subversive darin. An der Tür hängt ein Schild: Ich schließe heute etwas früher, weil ich mich um meinen sechsjährigen Sohn Ben kümmern muss. Ich bin Gestalterin und Mutter, eben beides. Ben ist hier und wächst mit viel Kunst, mit Comics auf. Er muss sich die Hände waschen, bevor er die Comics anfasst (lacht). Bei Veranstaltungen ist er auch manchmal dabei und darf ein wenig Kasse machen. Dann kriegt er einen kleinen Hocker, setzt sich hin und tönt ganz stolz: Zwei Euro, bitte. Ich war früher im Designmanagement und das geht als Mutter gar nicht, besonders in der Modebranche. Warum nicht? In der Industrie interessiert es keinen, ob du eigentlich schon Feierabend hast oder nicht. Das kannst du mit Kind nicht machen. Da musst du dich schon selbstständig machen, und wenn du dann denn Laden früher zu machst, verdienst du halt kein Geld. Aber der Laden läuft echt toll, ich verkaufe immer mehr Kunst. Und es ist ein Ort, sich auszutauschen und neue Dinge zu entdecken. Interview: Jana Gebhard

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Leben

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Studienanfänger müssen draußen bleiben 2013 wird der doppelte Abiturjahrgang in Nordrhein-Westfalen die Kölner Hochschulen stürmen. Wo die Studienanfänger wohnen sollen, steht in den Sternen. Der Wohnungsmarkt birst bereits jetzt – und niemand fühlt sich verantwortlich. Patrick Schwarz sucht mit einem Freund eine Wohnung in Köln. Nichts Besonderes. Zwei Zimmer soll sie haben und nah an der Uni liegen. Miete: maximal 650 Euro. Dem VWL-Studenten wurde empfohlen, eine Bewerbungsmappe zusammenzustellen mit Lebenslauf, Elternbürgschaft, Mieterselbstauskunft und Studienbescheinigung. Das hat er sofort gemacht. Vorlegen durfte er die Mappe bisher jedoch selten, weil er nicht mal zum Besichtigungstermin eingeladen wurde. Stattdessen musste er sich deprimierende Absagen anhören, etwa: Sie sind der 181. Bewerber und brauchen daher nicht zu kommen. So wie Patrick geht es vielen Studenten. Bei der Internetplattform WG-gesucht.de gab es vor dem jetzigen Sommersemester teilweise bis zu 100 Anfragen pro Inserat. Manche Studenten mussten ihre Anzeigen bereits nach zehn Minuten deaktivieren, weil ihr Telefon durchgehend klingelte. Und das, obwohl in diesem Semester etwa halb so viele Studenten an der Uni begonnen haben wie im Sommersemester 2011. Der Geschäftsführer des Kölner Mietvereins Jürgen Becher beobachtet den Wohnungsmarkt in Köln mit großer Sorge: „Bezahlbarer Wohnraum ist in Köln Mangelware.“ Die Situation wird sich noch verschlimmern. Die Kultusministerkonferenz prognostiziert für das Wintersemester 2013 21.000 mehr Studienanfänger in NRW als 2012. Die absolute Zahl von 122.900 übersteigt sogar jene im Wintersemester 2011, als in drei Bundesländern in Deutschland doppelte Abiturjahrgänge die Schulen verließen. Sollten für die Studienanfänger keine neuen Wohnungen entstehen, müssen sie sie sich außerhalb Kölns suchen oder bei den Eltern bleiben. Das würde längere Anfahrtswege bedeuten und die Attraktivität Kölns für Studenten senken. Die Stadt weiß von diesen Prognosen. Im Jahr 2010 rief sie ein Programm ins Leben, das bis 2025 1000


Leben

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günstige Wohnungen pro Jahr schaffen soll. Michael Schleicher, Amtsleiter für Wohnungswesen, sagt allerdings: „Kurzfristig kann das die Wohnungsnot im preiswerten Segment nicht lösen.“ Auch die Bemühungen des Kölner Studentenwerks (KStW) schaffen keine Entlastung. Das KStW baut zwar Wohnheime in Leverkusen-Opladen und in Gummersbach für 4,5 und 3,5 Millionen Euro und saniert das Wohnheim an der Deutz-Kalker Straße entsprechend der aktuellen Brandschutzbestimmungen für 6,5 Millionen Euro, um die dortigen 165 Wohnheimplätze zu erhalten; zudem plant es, Gebäude vom Kölner Wohnungsunternehmen GAG anzumieten, um sie bezuschusst an Studenten weiterzuvermieten. Insgesamt schafft es dadurch allerdings nur ein paar hundert neue Wohnheimplätze. Auch der Anbau der Robert-Koch-Mensa, auf dem 35 neue Wohnheimplätze geschaffen werden sollen, lindert die Wohnungsnot nicht – zumal er frühestens 2014 fertig wird und die Beteiligten noch nicht schriftlich übereingekommen sind. „Wir können uns nur so vorbereiten, wie es uns finanziell und durch geeignete Grundstücke möglich ist“, sagt der Geschäftsführer des KStW Peter Schink der ksz. Während die Wahrscheinlichkeit immer größer wird, dass Studienanfänger keine Bleibe in Köln finden, schieben die Verantwortlichen einander die Schuld daran zu. Michael Schleicher von der Stadt moniert, das KStW handele zu zögerlich. Dessen Geschäftsführer Peter Schink beschwert sich, die Stadt stelle keine Grundstücke und finanzielle Hilfe zur Verfügung. Im Einklang singen die beiden ein Klagelied über die Landeszuschüsse: Die seien in den letzten Jahren viel zu niedrig gewesen. Diesen Vorwurf lässt wiederum das Wissenschaftsministerium nicht auf sich sitzen und schiebt den schwarzen Peter der schwarz-gelben Regierung zu: „Leider hat die Vorgängerregierung die Zuschüsse zu den Studentenwerken systematisch ge-

kürzt und auch sonst keine finanziellen Vorkehrungen für den doppelten Abiturjahrgang getroffen“, sagt ein Sprecher. Ein wenig Hoffnung, dass bis 2013 für die nordrheinwestfälischen Abiturienten in Köln doch noch Wohnraum entsteht, gibt es allerdings. Mittlerweile hat Oberbürgermeister Jürgen Roters vom Wohnungsmangel Wind bekommen und eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die Abhilfe schaffen soll. Auch das Studentenwerk hat noch nicht aufgegeben. Es spielt mit dem Gedanken, kurzfristig Container aufzustellen, die es vermieten will. Bisher fehlt aber noch ein geeigneter Platz. In Frage kämen nur Grundstücke der Universität oder der Stadt, sagt Schink. Gespräche mit beiden seien allerdings bisher ins Leere gelaufen. Auch an finanzieller Hilfe für die Container mangele es dem KStW noch. Langsam läuft den Verantwortlichen die Zeit davon. Sollte es bis zum Wintersemester 2013 mit neuen Wohnungen nicht klappen, hat KStW-Geschäftsführer Schink jedoch noch ein paar tröstende Worte: „Bisher hat der private Wohnungsmarkt immer die Nachfrage ergänzend abdecken können.“ Patrick Schwarz überzeugt das nicht. Er hat immer noch keine Wohnung. Lutz Bergmann

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Studieren

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Nächstes Semester wird alles anders

Mit etwas Struktur könnten sich Studenten den Lernstress am Ende des Semesters weitestgehend sparen. Da ist sich Hilde Haider, Professorin am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie I an der Uni Köln, sicher. Im Interview erklärt sie, mit welchen Tricks Studenten ihre Motivation vom Beginn des Semesters in Lernerfolge umwandeln können.

Am Semesterbeginn ist die Motivation noch groß, regelmäßig zu arbeiten, um in den Wochen vor den Prüfungen nicht in Panik zu verfallen. Doch schon nach kurzer Zeit liegen die Bücher wieder eingestaubt im Regal. Wo liegt der Fehler, den Studenten jedes Semester aufs Neue machen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Studenten zum einen oft viel zu viel vornehmen und zum anderen sehr unstrukturiert an die Verwirklichung ihrer Vorsätze herangehen. Ein großer Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist die falsche Formulierung von Zielen. Man muss darauf achten, sich Nahziele zu setzen und Fernziele in Nahziele umzuwandeln. Was sind Fern- und Nahziele? Die meisten Studenten setzen sich Fernziele. Sie nehmen sich beispielsweise vor, am Ende des Semesters einen Notendurchschnitt von 2,0 zu haben. Da das Schreiben der Klausuren aber noch einige Monate entfernt liegt, schiebt man das Lernen immer weiter auf, bis die 2,0 in weite Ferne gerückt ist. Ein viel besseres Ziel wäre, sich vorzunehmen, jeden Tag zwei Stunden zu lernen. Nahziele sind präsent und eindeutig und daher deutlich einfacher in ihrer Umsetzung. Der Effekt ist am Ende des Semesters aber der Gleiche.

„Ich lerne jeden Tag zwei Stunden“ – das ist aber einfacher gesagt als getan. Ja, aber das lässt sich gut trainieren. Wie beim Sport braucht es anfänglich etwas Disziplin, aber nach kurzer Zeit gehört es zum Alltag, und an den Punkt muss man kommen. In der Schule gab es klare Vor-

»In der Schule gab es klare Vorgaben, aber an der Universität muss man lernen, selbstbestimmt zu arbeiten und sich zu kontrollieren« gaben, aber an der Universität muss man lernen, selbstbestimmt zu arbeiten und sich zu kontrollieren, und dazu gehört eben auch das regelmäßige Lernen. Wichtig bei der Umsetzung ist aber, dass man wirklich nach der gesetzten Zeit aufhört und sich anschließend eine Belohnung gönnt, etwa einen Kneipenbesuch mit Freunden.

Auch wenn man noch nicht fertig ist? Auf jeden Fall. Das Ziel, zwei Stunden zu lernen, ist erreicht. Daher kann man sich ohne schlechtes Gewissen seiner Freizeit widmen. Anstatt die Texte noch schnell durchzuarbeiten, sollte man sich lieber einen Plan für den nächsten Tag machen, an dem die noch fehlenden Passagen berücksichtigt werden. Im Allgemeinen kann man sagen, dass zumindest am Anfang der Fokus entweder auf der Zeit oder auf dem Lernstoff liegen sollte, aber eher nicht auf beidem; denn wenn man die geplante Menge an Lernstoff in der eingeplanten Zeit nicht schafft, ist ein schlechtes Gewissen programmiert. Man entwickelt nach und nach eine Aversion gegen das Arbeiten bis hin zur vollen Resignation. Dieses Verhalten setzt sich gerade bei Studenten sehr schnell durch. Grundsätzlich sollten Studenten sich angewöhnen, ihre Wochentage richtig durchzustrukturieren. Wie eine Art Stundenplan? Genau. Neben den Vorlesungen sollte man täglich Zeit einplanen, um Texte zu lesen, Veranstaltungen vor- und nachzuarbeiten, sich Notizen zu machen und auch nur in diesen eingeplanten Zeiten arbeiten. Ab und zu muss man reflektieren und sich fragen, was man geschafft hat und was nicht und den Plan de-

do’s: Mit Plan arbeiten Ein Plan, der Arbeits- und Freizeit berücksichtigt, hilft ungemein dabei, Ziele umzusetzen. Dazu gehört, regelmäßig zu kontrollieren, wie realistisch der Plan ist, und ihn anschließend anzupassen. Eine gute Struktur fällt schließlich nicht vom Himmel, sondern muss erarbeitet werden. Pausen machen Wenn ihr merkt, dass die Konzentration nachlässt, lieber einen Spaziergang machen als weiter am Schreibtisch zu sitzen. Emotionskontrolle Kontrolliert entspannen, wenn ihr panisch werdet und nicht weiterarbeiten, bis ihr euch wieder gefangen habt. Sport Entspannt und fördert den Lernprozess.


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mentsprechend anpassen. Nach ein paar Wochen hat man sich daran gewöhnt und fühlt sich sogar seltsam, wenn man die Zeit am Schreibtisch mal ausfallen lässt. Wie kann man dafür sorgen, in der eingeplanten Zeit wirklich konzentriert zu arbeiten? Das Stichwort ist Zielbindung. Man muss dafür sorgen, dass das vorgenommene Ziel über einen bestimmten Zeitraum hinweg auch das handlungsführende Ziel bleibt. Um das zu erreichen, ist Zielbindung unerlässlich. Das heißt, ich muss meine Leistung bewerten können, damit die Arbeit als abgearbeitet gelten kann und ich somit offen für Neues bin. Zusätzlich ist zu empfehlen, sich eine gemütliche Lernatmosphäre zu schaffen. Was das heißt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Sollte die Musikanlage dabei ausbleiben? Das kann man so pauschal nicht sagen. Es ist ganz gut belegt, dass das Behalten von Informationen beeinträchtigt wird, wenn man neben dem Lernen eine andere Sprache oder schwer vorhersagbare Rhythmen hört, aber andererseits ist es wie gesagt sinnvoll, eine positive Stimmung zu erzeugen. Das ist beispielsweise durch leise Musik im Hintergrund möglich. Ich persönlich arbeite liebend gerne in Cafés, weil ich die

don’ts: Am Tag der Klausur lernen In den Stunden vor der Klausur sollten die Fachbücher geschlossen bleiben, denn Abruf initiiert Vergessen. Durch das Wiederholen bestimmter Inhalte hemmt ihr auf längere Zeit den Abruf anderer. Mit schlechtem Gewissen feiern Fördert Aversion gegen das Arbeiten. Lieber gut planen und den Kopf frei haben. Unrealistische Ziele Immer ehrlich mit euch sein! Unrealistische Ziele sind selbstzerstörerisch. Hilfe ablehnen Die Arbeit in Gruppen oder die Kontrolle durch Kommilitonen kann sehr effizient sein.

Studieren

Geräuschkulisse dort als konzentrationsförderlich empfinde. Viele Studenten behaupten, unter Druck besser arbeiten zu können und schieben deswegen alles bis Semesterende auf – wie sinnvoll ist das? Wenn man einen hohen emotionalen Druck hat, arbeitet man schon effizienter, da man sich keine Ruhepausen gönnt. Ich selbst arbeite beispielsweise beim Schreiben von Reviews manchmal gezielt unter Druck, um diese Effizienz auszunutzen. Das klappt aber nur, wenn man sich vorher schon Gedanken über seine Arbeit gemacht hat. Rein gedächtnispsychologisch kann ich sagen, dass der Outcome beim regelmäßigen Lernen viel größer ist, dass also das Vor- und Nacharbeiten von Vorlesungen sinnvoll ist, wenn man einen Stoff längerfristig behalten will. Es reicht oft schon aus, sich eine halbe Stunde vor der Vorlesung hinzusetzen und sich Notizen zu machen, um Fragen stellen zu können. Der Lerneffekt ist sehr hoch und es erspart zum Semesterende unglaublich viel Stress. Apropos Stress – was wäre Ihr Tipp, um in stressigen Lernsituationen einen klaren Kopf zu behalten? Sport! Zum einen bringt einem vor allem Ausdau-

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ersport wieder ins Gleichgewicht und zum anderen ist er pure Entspannung für das Gehirn. Auch wer es schafft, regelmäßig zu lernen, sollte die Wirkung von Ausdauersport nicht unterschätzen. In den Momenten, in denen wir uns entspannen und unsere Aufmerksamkeit nicht fokussieren, kommt es zum sogenannten „mind wandering“. Dabei werden bereits bestehende Verbindungen im Gehirn nochmal gefestigt, was für den Lernerfolg extrem wichtig ist und zusätzlich auch noch eine Menge Spaß macht. Interview: Bianca Finkel

Hilde Haider, Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie an der Universität zu Köln


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Denken

Passt euch nicht an! Philipp Braun wollte als Lehrbeauftragter erreichen, dass seine Studenten eigene Ideen entwickelten. Dabei merkte er schnell: Was sie am meisten interessierte, waren Noten. Dabei geht es im Leben nicht immer darum, sich fremdbestimmten Standards anzupassen, schreibt unser Kolumnist.

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Die Schule hat Einzug gehalten an den Universitäten. Nein, ich meine nicht die vielen Abiturienten, die nach verkürzter Schulzeit und ohne Zivil- oder Wehrdienst an die Hochschulen strömen. Ich meine das verschulte Bachelor/Master-System, das zur besseren Übersichtlichkeit im internationalen Vergleich und zu einer Standardisierung der Ansprüche an die Studenten führen sollte. Inzwischen hat jede Uni ihre ganz eigenen Bachelor- und Masterstudiengänge mit unterschiedlichen Namen und unterschiedlichen Inhalten. Vergleichbarkeit sucht man vergeblich, Übersichtlichkeit ohnehin.

Inhalte verinnerlichen und dann wieder Platz für Neues im Kopf schaffen, um in immer kürzerer Zeit mehr zu lernen. Raum für eigene Gedanken? Ungewohnt. Noten entscheiden, und die gibt’s zumeist, besonders zu Beginn des Studiums, für die treffende Wiedergabe fremder Gedanken.

Ich konnte mich manchmal des gedanklichen Vergleiches nicht erwehren: Ein Lehrer an einer Waldorfschule malt den Schülern eine Sonne unter ihre Arbeiten, die Schüler fragen: Was sind unsere Noten, in Zahlen bitte; wo stehen wir im Vergleich mit den anderen? Nicht dass ihr mich falsch versteht, ich halte nicht viel von Waldorfpädagogik und ich male auch keine Sonnen unter Hausarbeiten, aber das Bild beschäftigt mich. Ich wollte offenes Nachdenken ohne Hemmungen, Kreativität als Schlüssel zum Fortschritt.

Worum geht es im Leben? Nun, ich könnte es euch sagen – aber worüber schreibe ich dann in meinen nächsten Artikeln? Den obligatorischen Smiley im Stile der Facebook-Schreiberei erspare ich euch an dieser Stelle, denkt ihn euch einfach dazu. Spaß beiseite. Ich denke, ich habe in meiner Zeit als Student und Lehrbeauftragter an der Uni etwas gelernt – nämlich, worum es nicht geht im Leben: Es geht nicht immer darum, einen objektiven Standard möglichst perfekt zu erfüllen, sondern es geht darum, wie Menschen und Inhalte zusammenpassen. Was gut und richtig ist, hat sich noch nie so schnell verändert wie heute. Es lohnt, zumindest gelegentlich darüber nachzudenken, anstatt stets dem Standard zu folgen, sofern man ihn überhaupt kennt.

Das Argument ist einleuchtend: Um eigene Auseinandersetzung mit dem Stoff zu ermöglichen, muss zunächst eine wissenschaftlich fundierte Grundlage geschaffen werden. Aber versperrt die Auseinandersetzung mit zu viel Lektüre in kurzer Zeit nicht auch den Freiraum für authentische Kreativität, gerade zu Beginn eines In meiner Zeit als Lehrbeauftragter habe ich versucht, meine Studiums? Viele Unternehmen, die die Studenten nach Studenten zum eigenständigen Denken zu ermutigen, dazu, »Die Situation der Studenten ihrem Abschluss einstellen, wollen selbstständige, anamit mir zu diskutieren, über den Tellerrand zu blicken, Denker. Doch sie bewerten sie nach den Noten, ist zweifelsohne dramatischer lytische Neues auszuprobieren. Doch wenn ich mich den Diskusdie ihnen die Universitäten gegeben haben. Beißt sich sionen hingeben wollte oder mich hinreißen ließ, etwas vom als die der Waldorfschüler, sie die Katze da nicht schon mal in den Schwanz? Für die geplanten Lehrplan abzuschweifen und den Austausch zu bedeutet dies die Suche nach einer Möglimüssen wissen,wo sie stehen« Studenten genießen, sah ich mich oft umringt von Studenten, die sich chkeit, beides zu vereinen: Selbstständigkeit und gute zwar wunderten und freuten, sich aber am Ende natürlich Noten. Und es bedeutet die Suche nach einem Standard besonders für eines interessierten: Welche Note werde ich bekommen? zur Bewertung des Geleisteten.

Die Situation der Studenten ist zweifelsohne dramatischer als die der Waldorfschüler, sie müssen wissen, wo sie stehen; müssen in kurzer Zeit auswendig lernen,

Philipp Braun ist Diplomsoziologe und Diplompsychologe. Er hat in den vergangenen zwei Jahren als Lehrbeauftragter an der Uni Köln gearbeitet und ist heute bei einer großen Consultingfirma angestellt. Für die ksz schreibt er in unregelmäßigen Abständen seine Gedanken auf. Philipp Braun freut sich über Feedback und Diskussionsanregungen – unter philipp.braun@studierendenzeitung.de oder unter facebook.com/PhilippBraunKontakt.


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Typisch Student

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Sie existieren sowieso, die Vorurteile über die Studenten anderer Fachrichtungen. Also erlauben wir uns an dieser Stelle jedes Mal, Klischees zu provozieren. Schwarz auf weiß. Schließlich merkt jeder Vorurteilende selbst täglich, dass alles weit hergeholt ist, meist nicht stimmt – und sich noch öfter doch als wahr erweist. Dieses Mal im Typisch-Student-Fragebogen: BWLer vs. Sonderpädagogin.

Verina:

David:

Was ist typisch an BWLern? Leichte Arroganz. Was tragen BWLer? Burberry-Schal. Was essen BWLer? Kalorienarme Gerichte. Warum nerven BWLer? Weil sie sich für was Besseres halten. Wo gehen BWLer feiern? Vorzugsweise in Köln im Diamonds Club. Wieso braucht die Welt BWLer? Weil die Wirtschaft laufen muss, irgendwie. Was ist die Lieblingsbeschäftigung von BWLern? Vornehm tun und vornehm aussehen. Würdest du gerne mal ein Tag mit einem BWLer tauschen? Ja, aber wirklich nur einen Tag. Welche Sportart betreibt ein BWLer? Fitnessstudio. Woran sind BWLer Schuld? An der Tatsache, dass es immer das Teuerste von allem sein muss. Was würdest du tun, wenn dein Kind BWL studieren wollte? Es nicht gutheißen, aber akzeptieren – ich bin ja schließlich Pädagogin. Wenn du einen Tag mit einem BWLer verbringen würdest, was würdest du mit ihm unternehmen? Ihn mal mit in eine Förderschule nehmen. Was könntest du von einem BWLer lernen? Wirtschafliche Zusammenhänge.

Was ist typisch an Sonderpädagogen ? Abi irgendwie schlecht gelaufen. Reden viel und tun wenig. Können ihren Namen tanzen, Atomkraftgegner, vernachlässigtes Aussehen. Gegen Abholzung und für natürliche Wälder, kaufen aber bei Ikea. Was tragen Sonderpädagogen? Natürlich gestrickte Socken, in der Hand eine Kanne Tee und Brotdose im Ökobeutel. Was essen Sonderpädagogen? Müsli, natürlich vegan oder vegetarisch. Kaufen bei Denn‘s. Warum nerven Sonderpädagogen? Teilen gerne ihr Halbwissen mit und wollen damit die Welt verbessern. Wo gehen Sonderpädagogen hin? In den Zoo, Alternative Discos und zum Basteln im Fair Trade Café. Wieso braucht die Welt Sonderpädagogen? Das wissen nur die Sonderpädagogen selbst. Irgendjemand muss ja zukünftig Sozialhilfe empfangen. Was ist die Lieblingsbeschäftigung von Sonderpädagogen? Diskutieren und demonstrieren. Würdest du gerne mal einen Tag mit einer Sonderpädagogin tauschen? Wäre super, ja. Endlich mal Urlaub. Welche Sportart betreibt eine Sonderpädagogin? Yoga, Slackline und alles andere, wobei es nicht ums Gewinnen geht. Woran sind Sonderpädagogen schuld?

Ökostrom und Gesamtschulen. Ineffiziente Nahrungsmittelproduktion. Was würdest du tun, wenn dein Kind Sonderpädagogik studieren wollte? Verstoßen? Nein, nicht nötig, denn das wird einfach nicht passieren. Wenn du einen Tag mit einer Sonderpädagogin verbringen würdest, was würdest du mit ihr unternehmen? Erst demonstrieren und dann: Konzert von Bob Marley. Was, denkst du, könntest du von Sonderpädagogen lernen? Wie man sich mit wenig Arbeit und viel Freizeit durchs Leben mogelt. Wie man fürs Nichtstun Geld bekommt. Sozialhilfeantrag ausfüllen. Stricken. Zeit totschlagen. Warst du schon mal in eine Sonderpädagogin verliebt? Könntest du dir das grundsätzlich vorstellen? Nur unter Drogeneinfluss. Interviews: Marisa Reichert, Uta Rosa Ströbel Karikatur: Claudia Scharf


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Pferdebetäubungsmittel & Krokodilstränen Ben Brooks brüllt in seinem Generationsroman „Nachts werden wir erwachsen“ aus tiefster Seele gegen die Wand aus Ziellosigkeit und Unersättlichkeit. Ein atemloser Blick in das vernebelte Hirn unserer Zeit. Der Brite Ben Brooks ist gerade mal 19 Jahre alt und der Coming-of-Age-Roman ist sein viertes Buch. „Nachts werden wir erwachsen“ zeigt ein brutales Profilfoto der britischen Mittelschichtsjugend, von oben in den Ausschnitt geschossen; im Hintergrund liegen die Wodkaflaschen. Der Protagonist ist der 17-jährige Jasper. Wir begleiten ihn auf seinem Taumelgang durch die Vorstadtsfrustration: tagsüber Highschool und abends Abschusspartys. Die Jugendlichen stopfen sich alle Drogen in die kleinen Mündchen, die sie in die Finger bekommen. Selbst vor Pferdebetäubungsmittel machen sie nicht halt. Gern auch mal KO-Tropfen, um endlich bei der heißbegehrten Traumfrau ins Höschen zu kommen. An der Seite des stets etwas autistisch wirkenden Jasper steht seine beste Freundin Tenaya, die sich selbst die Arme aufschneidet. Es gelingt Brooks in knappen, geraden Sätzen den Leser in Jaspers Kopf zu ziehen. Selbstreflektiert und verstört versucht man gemeinsam mit dem 17-Jährigen, nicht vom Karussell zu fallen. In einem etwas diffusen Nebenplot verdächtigt Jasper Keith, den neuen Mann seiner Mutter, des Mordes. Er fürchtet, dass er oder seine Mutter unter den nächsten Opfern sein werden. In einem weiteren Nebenplot schreibt Jasper einen Coming-of-Age-Roman. Ben Brooks ist sicherlich nicht das Wunderkind, das seine Verleger gern präsentieren würden. Seine Figuren sind zu oberflächlich und sein Sprachstil zu metaphorisch. Dennoch gibt es einige sehr schöne, bitterkomische Stellen. So streiten sich die Jugendlichen einmal erbittert darüber, wie man ihre Generation denn nun nennen soll. Oder wie man den Selbstmord einer Mitschülerin verarbeiten soll, von der ein Sexvideo im Internet kursiert. „Nachts werden wir erwachsen“ ist nicht das nächste „Less than Zero“. Es muss aber auch nicht immer alles im Superlativ passieren: Ben Brooks Buch ist einfach eine amüsante und traurige und rotzige Geschichte über das Erwachsenwerden im 21. Jahrhundert. Jana Gebhard

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Denken

Wir wollen mehr verstehen! Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und immer wieder Griechenland: Europas Wirtschaft steckt in der Krise. Aber wer blickt eigentlich noch durch? Angehende Volkswirte bestimmt nicht, denn: Der VWL-Bachelor, das sind drei Jahre Denksport mit zu wenig Blick Ăźber den Tellerrand, findet Jan Willmroth.

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Denken

Es gibt kein Wort, das in den vergangenen Jahren so inflationär gebraucht worden ist wie „Krise“. Mal ehrlich, wer wusste in der breiten Bevölkerung noch vor kurzer Zeit, was eine Ratingagentur ist und welche Aufgaben sie hat? Welche Bedeutung Ratingagenturen für Akteure am Finanzmarkt, für Staaten und ganze Gesellschaften haben? Kaum jemand – und das gilt auch für Volkswirte, ja für all jene, die Wirtschaftswissenschaften an Kölner Hochschulen studieren. Denn niemand hielt es für nötig, den Studenten so etwas zu erklären. Dies ist ein Beispiel für eines der grundsätzlichen Probleme des Wirtschaftsstudiums: Es vermittelt etablierte Instrumente und liefert einen großen Schatz an mathematischen Methoden, um Märkte, deren Teilnehmer und ihr Verhalten zu analysieren. Für das Verständnis der Zusammenhänge in der Welt da draußen jedoch, wo sich Beamte ganze Nächte um die Ohren schlagen, um ihre Schulden in den Griff zu bekommen, fehlt in der Lehre die Zeit.

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geschichte-Skript bekommt, wenn Irving Fisher nur durch die gleichnamige Gleichung im Gedächtnis bleibt. Diese Leute waren viel mehr als nur Erschaffer von Modellen, sie waren – im Fall von Hayek ganz besonders – auch Philosophen. Für sie war Wirtschaft mehr als nur das Zusammenspiel von Variablen. Sie war das uralte System, in dem Menschen miteinander handeln, und das in den vergangenen Jahrhunderten immer mehr professionalisiert und verstanden worden ist. Dazu haben sie beigetragen mit ihren Ideen, mit ihren Büchern, die zu lesen deutlich mehr Freude macht, als es das Makro-Skript oder die Vorlesungsfolien zur Spieltheorie tun. Die Variablen waren für sie nur Mittel zum Zweck, um ihre Ideen zu instrumentalisieren und eine Art Handwerk daraus zu erschaffen.

In der modernen Lehre sind diese klugen Ideen verlorengegangen. „Economics is not about ethics. It’s about putting numbers to things“ – so formulierte es jüngst ein Kölner Professor. In dieser Aussage gipfelt die Krise der Lehre, der VWL-Bachelor ausgeliefert sind. Wirtschaftwissenschaften haben nichts mit Ethik zu tun? Es Was übrig bleibt, wenn alle Kapitel im Makroökonomie-Skript behandelt sind, geht nur um Zahlen? – Wo leben wir denn? Verdammt, jede wirtschaftswissenwenn keynesianische Unterbeschäftigung, das Solow-Modell und die Systematik schaftliche Aussage, jede wirtschaftspolitische Empfehlung hat immer auch eine von Staatsausgaben erklärt sind, ist im besten Fall eine einzige Vorlesung, in der ethische Komponente. So sehr sich die Wirtschaftswissenschaften auch weiterentein Professor seinen Studenten erklärt, welchen Mist Banken und Zentralbankwickeln, eines werden sie nie sein: wertfrei. Daran ändert sich nichts, auch wenn en, Politiker und Aufsichtsbehörden vor der Finanzkrise Wirtschaftspolitik heute vor allem aus Theta, Alpha 2008 gebaut haben. Wer Glück hat, belegt ein ausnahmund Gamma besteht. Einige scheinen das aber schon »Wirtschaftwissenschaften sweise angebotenes Seminar zu diesem Thema. Freilich vergessen zu haben. haben nichts mit Ethik zu tun? nicht an einem VWL-Lehrstuhl, sondern bei den Politikwissenschaftlern. Klar ist: das reicht nicht mehr! Warum auch darüber nachdenken? Aus einer ökonoEs geht nur um Zahlen? mischen Perspektive ist das Unsinn. Erfolgreich sind Wo leben wir denn?« VWL-Professoren argumentieren gern, die moderne VWL die Fleißigen und die guten Mathematiker. Normative sei eine sehr komplizierte Materie. Studenten müssten analytische Fähigkeiten, Ideen hinterfragen und bewvorne anfangen, erst einmal die Grundlagen verstehen, bevor sie sich der Realität erten zu können, Zusammenhänge zu verstehen – all das ist nicht oder nur ganz nähern könnten. Volkswirte schreiben schon seit einigen Jahrzehnten keine dickselten prüfungsrelevant. Doch die Prüfungen sind am Ende kriegsentscheidend. en Bücher mehr, in denen sie ihre Theorien verbal ausbreiten; sie schaffen vertrackte Modelle, um Phänomene in der Wirtschaft mathematisch zu analysieren. Bücher von Keynes, aktuelle Schriften von Starökonomen wie Nouriel Roubini Oder sie fangen gleich mit Verhaltensforschung an, um den Homo Oeconomicus oder Josef Stiglitz, die spannend zu lesen sind und den Blick schärfen, sind nicht endlich empirisch fundiert zu töten. „Versteht erst unsere Sprache, bevor ihr uns gefragt. Begreift man die Zeit des Lesens und die Zeit des Rechnens als Investition kritisiert“, schrieb vor Kurzem ein beleidigter Professor aus Aachen, um all jenen und stellt dem die zu erwartende Rendite gegenüber, siegt immer das Rechnen. zu antworten, die meinen, die VWL hätte versagt, um die Krise zu erklären oder Denn normative Weiterbildung (schlimm genug, dass man sie selbst in die Hand gar vorherzusehen. Man arbeite ja dran, aber es sei eben alles viel komplizierter, nehmen muss!) zahlt sich nicht aus. als man denkt. In der Folge zieht das moderne Studium Arbeitskräfte heran, die einen groben Das mag sein. Und es ist sicher auch richtig, Studenten erst einmal die BasisÜberblick über das Instrumentarium der Volkswirte haben; und sicher, sie werden Modelle zu erklären, in denen einfache, abgeschottete, perfekt funktionierihren Platz in den Banken, Behörden, Beratungsfirmen und Großunternehmen ende Märkte beschrieben werden, bevor es ans Eingemachte geht. Aber zum dieser Welt finden. Aber im schlimmsten Fall können sie nicht einmal ihrer MutEingemachten gehört eben auch, ihnen zu erklären, was da vor den Toren der ter erklären, warum die Griechen jetzt am Rande des Ruins stehen oder warum Uni eigentlich passiert. Die altbekannten Aufgaben à la „Ein repräsentativer Angela Merkel momentan so wenig schläft. Bachelor of Arts in VWL, das sind Haushalt habe folgende Nutzenfunktion“ oder „Auf einem Markt gebe es zwei drei Jahre Denksport, nicht Verständnis zeigen. Es ist blanker Hohn und reichlich Unternehmen, die keine Fixkosten haben“ sind dazu sicher ungeeignet. Genauso übertrieben, sich nach diesem Studium Ökonom zu nennen. wenig bräuchte es überbordend überfrachtete Modelle. Bringt es denn wenigstens etwas, als Student einmal öffentlich zu erklären: „Ok, Es ist traurig, wenn John Maynard Keynes nur irgendwelchen Funktionen seinen wir rechnen, wenn ihr das wollt, gerne auch so viel ihr wollt, aber wir wollen auch Namen gibt, wenn Friedrich August von Hayek nur drei Seiten im Wirtschaftsmehr verstehen!“? Hoffentlich.

Jan Willmroth studiert Volkswirtschaftslehre mit Nebenfach Politikwissenschaft an der Uni Köln und Journalismus an der Kölner Journalistenschule.


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»Kultur ist kein Luxus«

Dietmar Kobboldt ist der neue, alte Leiter des Universitätstheaters studiobühneköln. Nach fast drei Jahren in kommissarischer Funktion ernannte ihn das Uni-Rektorat im März fest als Leiter. Mit der ksz sprach er über Perspektiven des Universitätstheaters und über Möglichkeiten, mitzumachen. Herr Kobboldt, Sie eröffnen Ihr aktuelles Monatsprogramm mit einem Kommentar zum derzeit in der Kulturszene diskutierten Buch „Der Kulturinfarkt“. Warum hat Sie dieses Buch so verärgert? Darin stehen unglaublich viele unausgegorene Thesen, einfach aneinandergereiht, und dafür soll man 19,99 Euro bezahlen. Ich würde mit dem gesparten Geld lieber ins Theater oder ins Kino gehen oder sonstige Kultureinrichtungen unterstützen. Was bedeutet Kultur für Sie? Kultur ist nicht nur das Schöne, Gute, Wahre, das uns in höhere wunderbare Sphären trägt und uns glücklich macht. Kultur hat auch eine starke soziale Komponente. Sie ist wichtig für eine Stadtgesellschaft, in unserem konkreten Fall auch für eine Universitätsgesellschaft. Viele denken, Kultur wäre Luxus. Das finde ich schon fast sträflich – oder auf jeden Fall sehr simpel. Was bedeutet es für Sie, die studiobühneköln nach mehrjähriger kommissarischer Leitung nun fest und auf Dauer zu übernehmen? Dass bestimmte Dinge einfacher werden. Sachen, die wir längst in Planung hatten oder die schon laufen, können nun umgesetzt werden oder weiterlaufen. Dadurch entsteht Planungssicherheit. Die langfristige finanzielle Planung ist hingegen immer von Haushalten und Gegebenheiten abhängig, die ich nicht bestimmen kann. Keiner kann aktuell genau sagen, wann städtische Mittel und Landesmittel, auf die Kunst und Kultur stark angewiesen sind, tatsächlich fließen können.


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Verändert sich nach der Entscheidung etwas an Ihrer Motivation? Selbstverständlich. Wenn man eine Sache macht, kommissarisch macht, man den Job gerne behalten möchte und ihn dann auch bekommt – dann bringt das einen neuen Motivationsschub mit sich. Worin sehen Sie Ihre Aufgabe in künstlerischer Hinsicht? Darin, zu gucken, wie man an die jungen Talente herankommt. Wie man sie fördern kann und was man ihnen an Ratschlägen mitgeben kann, ohne die Kreativität zu begrenzen. Denn wenn ich allen jungen Leuten nur aus meiner Sicht erklären würde, wie Theater geht, würde ich am Ende auch nur das rausbekommen, was ich von Theater halte. Und das wäre mir zu wenig. Was wollen Sie also? Ich will wissen, was andere von Theater halten und wo es damit noch hingehen kann. Dafür Strukturen und Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, das ist das Wesentliche. Aber dafür braucht es eben auch Neues. Sich nur bei Goethe und Shakespeare zu tummeln, finde ich ein bisschen schade. Es sei denn, es gibt wirklich ganz tolle Gedanken dazu, wie man damit umgehen kann. Es darf also durchaus in eine neue, experimentelle Richtung gehen? Das Experimentelle steckt in allem drin, was wir sind. Wir können und wollen gar nicht darum herumkommen. Wir sind eben nicht ein klassisch-psychologisches Sprechtheater, auch kein Kabarett, wir sind ein experimentelles Theater. Wobei ich davor warnen möchte, im Experimentellen immer das Chaotische zu sehen. Sondern? Nichts erfordert größere und verantwortungsvollere Vorbereitung als ein Experiment, das ein Ergebnis haben soll. Und wenn es dann negativ ist, ist es auch ein Ergebnis. Ein Experiment ist das Gegenteil von Willkür und von „Ich fang‘ einfach mal an“. Dafür braucht man auch eine gute Fragestellung und Vorbereitung. Abgesehen vom experimentellen Charakter: Worin unterscheidet sich die studiobühneköln noch von anderen Theatern dieser Stadt? Die Studiobühne ist das Theater der Universität. Formal-juristisch gehören wir zu einhundert Prozent zur Universität, wenn auch nicht unbedingt finanziell. Offiziell heißen wir Studiobühne plus Filmwerkstatt der Universität zu Köln, das geht natürlich im täglichen Sprachgebrauch unter. Der Unifilm und der ganze Filmbereich gehören aber selbstverständlich mit dazu. Dieses Semester schlagen wir etwa mit dem Filmwettbewerb auf, der für Studierende aller Fakultäten gedacht ist. Also eine Studiobühne für alle Studenten der Universität. Wie sieht es mit den anderen Studenten in Köln aus?

Wir sind zunächst erst einmal die Studiobühne der Universität, keine Frage, da wir von ihr getragen und finanziert werden. Trotzdem wird natürlich niemand ausgeschlossen. Was stehen langfristig noch für Projekte an? Zum Beispiel das Projekt „TransFusionen“, das im Herbst das erste Mal starten soll – wenn es mit den Landesmitteln klappt. Hierfür laden wir für eine Woche zwei europäische Theatergruppen nach Köln ein. Die bleiben die ganze Woche hier und zeigen nicht nur ihre Vorstellungen, sondern bieten zwischendurch auch Workshops an, die wir in die Studierendenschaft im Rahmen des Studium Generale zurückgeben wollen. Inwieweit können Studenten an Ihrer Bühne mitwirken? Ich würde mir natürlich wünschen, dass aus der Studierendenschaft frische Ideen an uns herangetragen werden. Deswegen habe ich in Zukunft vor, eine Open Space Night anzubieten. Ich glaube, dass man die Leute stärker animieren muss, über den klassischen Theaterbegriff hinauszugehen. Theater ist nicht nur, wenn jemand auf der Bühne steht und eine Rolle spielt und Text gelernt hat. Es gibt ganz andere Kunstformen, mediale Grenzgänge; all das gehört ausprobiert. Und ich würde mir wünschen, dass die Studierenden verstehen, dass Theater einen etwas anderen Planungsvorlauf hat als das normale Leben junger Leute, nämlich etwa zwölf Monate. Die Universität hat Chancen, im Rahmen der Exzellenzinitiative zur Eliteuniversität gekürt zu werden. Inwieweit können und sollten da auch außerwissenschaftliche Aspekte eine Rolle spielen? Ich hoffe und ich gehe davon aus, dass es uns gelungen ist, auch die Universitätsspitze von der Notwendigkeit der Studiobühne zu überzeugen. Davon, dass es gut für die gesamte Universität ist, sich zur Kultur zu bekennen. Da sind wir ja auch gar nicht die einzigen innerhalb der Universität. Ich fände es schon toll, wenn die Universität zu Köln über das rein Wissenschaftliche hinaus auch als eine Uni der Kultur wahrgenommen werden würde. Bei Kultur geht es aber weniger um den Exzellenzfaktor, sondern eher um einen Imagefaktor. Warum sollen sich angehende Studenten für Köln entscheiden? Natürlich nicht nur, weil es hier eine Studiobühne gibt, aber vielleicht ja auch deshalb. So eine Entscheidung ist nicht nur eine Frage der Wissenschaft oder der Stadt, sondern auch des Klimas, das an der Universität herrscht. Interview: Simon Chlosta

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BROT & SPIELE RÄTSEL

WIE DAS GANZE GEHT

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Die Sonne kommt. Zeit, Köln etwas näher kennenzulernen. Wollt ihr zum Beispiel vom Unicenter mit dem Fahrrad bis zum Filzengraben fahren, um euch anschließend am Rhein zu aalen, könnt ihr nahezu geradeaus fahren. Die Straße wechselt aber oft ihren Namen. Auf dem Weg zum Ufer kreuzt ihr eine Straße, die nach einer großen Stadt in Nahost benannt ist. Wie heißt an diesem Knotenpunkt die Straße, auf der ihr fahrt? Habt ihr’s? Dann ist der letzte Schritt ein Kinderspiel: Entfernt alle Konsonanten aus dem Namen der Straße und ruft die Vokale aus: Welchen Zustand signalisiert dieser Schrei?

Panem et circenses – Brot und Spiele – mehr brauchte nach dem antiken Satiriker Juvenal das römische Volk in seiner Zeit nicht, um mit dem Leben zufrieden zu sein. Ihr hingegen braucht mehr, dessen sind wir uns bewusst. Daher gibt es für euch zwei 20-Euro-Gutscheine für T-Shirts von Ehrenfeld Apparel zu gewinnen. Außerdem winken euch dort drei stylische Jutebeutel, aufgepimpt mit je einem 5-Euro-Gutschein, einzulösen im Reisecafé. https://www.facebook.com/EhrenfeldApparel https://www.facebook.com/thereisecafe Löst einfach die drei Rätsel, findet das Lösungswort und sendet es bis zum 1. Juli an spiele@studierendenzeitung.de. Die Lösung und die Gewinner veröffentlichen wir auf unserer Facebookseite. Und wenn ihr mal mit dem Lösen ins Stocken kommt: Schmiert oder backt euch ein Brot

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Das gesuchte Teekesselchen muss erst mal geschnallt werden. In Köln ist es nach zehn Vierteln und drei Grünanlagen benannt. Gleichzeitig ist es auch in grüner Form unter den Studis der größten Stadt am Rhein als Sommerresidenz beliebt.

Bauernbrot Rezept

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Stimmt. Brotbacken ist anstrengend. Aber: Sich nach vollbrachter Arbeit eine leckere warme Stulle zu schmieren, versetzt den Bäcker sofort von der kleinen Großstadtküche auf eine grüne Wiese mitten auf dem Land. Mit einem selbstgebackenen Bauernbrot kann man dem Alltag wunderbar für ein paar Minuten entfliehen. Und erst nachher die Küche aufräumen.

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Backzeit Pro Laib 1670 Kilokalorien Zutaten für einen Laib (circa 750 Gramm): 20 Gramm frische Hefe 1 Teelöffel Rohrzucker 250 Gramm Weizenmehl (Typ 1050) 250 Gramm Roggenmehl (Typ 1150) 2 Teelöffel Salz 1 Teelöffel Brotgewürzpulver (Mischung aus Koriander, Fenchel, Kümmel, Anis oder nach Geschmack)

2. Teig mit den Händen noch mal kräftig kneten. In einem bemehlten Gärkorb geben (oder zu einem Laib formen). Mit Mehl bestäuben. Abgedeckt nochmals 30 Minuten gehen lassen. Backofen auf 220 Grad vorheizen. 3. Teig aus dem Körbchen auf ein – mit Backpapier belegtes – Blech stürzen. Ofen auf 180 Grad herunterschalten. Brot auf der mittleren Schiene 45 bis 50 Minuten backen. Das Brot ist fertig, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt. jl

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Na, welche Kleidermarke suchen wir denn hier? Einfach mal aussprechen, was die Bilder zeigen, zu zwei Wörtern machen und das Ganze etwas anders buchstabieren.

Zubereitung: 20 Minuten, 2 ½ Stunden Gehzeit, 50 Minuten

1. Hefe mit Zucker in 100 Milliliter lauwarmem Wasser auflösen. Mehlsorten mit Salz und Gewürzpulver in einer Schüssel mischen. Angerührte Hefe und 250 ml lauwarmes Wasser hinzugeben. Mit den Knethaken des Handrührers zu einem glatten Teig verkneten. Abgedeckt zwei Stunden ruhen lassen, bis etwa die doppelte Größe erreicht ist.

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Lösungswort: Das Experiment So wie Katzen stets auf ihren Beinen landen, können wir, wenn unser Toast vom Teller fällt, schon das Küchenpapier für die Beseitigung von Frischkäse und Marmelade besorgen. Das Brot landet halt immer auf der beschmierten Seite. Reiner Maria Zufall? Keineswegs. Robert Matthews, britischer Physiker, hat in seiner Studie „The Science of Murphy’s Law“ bewiesen, dass wir es kaum verhindern können: Unter Einbezug des üblichen Gewichts einer Stulle, der durchschnittlichen Kraft einer schusseligen Hand und der konventionellen Tischhöhe von rund einem Meter kommt das fallende Brot laut Matthews nur zu einer Drehung von 180 Grad. Da es nun auf dem Tisch mit der Marme-

lade nach oben liegt, landet es logischerweise auf der belegten Seite. Eine Chance, das Ganze zu umgehen, das Brot also zu einer vollen Drehung zu bewegen, bestünde nur, wenn die Flugzeit sich ver-3,8-facht. Dafür müsste, bei konstanter Toastgröße, die Tischplatte aber auf einer Höhe von mindestens drei Metern liegen – oder aber das Toast eine Kantenlänge von weniger als 2,5 Zentimeter haben. Da diese Häppchen nun ziemlich klein und somit kaum sättigend wären, könnte man auf Sandwiches umsteigen – diese haben schließlich den Belag in der Mitte. Oder einfach immer Küchenpapier bereithalten. adv


Leben

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Kennst du einen, kennst du alle “Wastwater” im Schauspielhaus deutet die Zeichen unserer Generation und zeigt uns, wie wenig wir Facebook nötig haben – ohne das soziale Netzwerk auch nur im Stück zu erwähnen. Seit es soziale Netzwerke gibt, kann jeder jeden jederzeit erreichen. Der riesige Erfolg von Facebook trägt dem menschlichen Grundbedürfnis Rechnung, sich zu vernetzen und auszutauschen. Vernetzung kann aber auch etwas Bedrohliches, Paranoides an sich haben. Der englische Dramatiker Simon Stephens hat sich in „Wastwater“ dieser Problematik genähert. Am 5. April führte der 77-jährige Dieter Giesing das Stück erstmals in deutscher Fassung auf. Die Halle Kalk des Kölner Schauspielhauses, ein ehemaliges Fabrikgebäude, schafft dabei die notwendige Atmosphäre der Angst. Scheinbar belanglose Informationen, die ein großes Ganzes ergeben, und die eigene Vergangenheit, die einen einholt – das sind die wesentlichen Themen dieses Theaterstückes.

hatten beide Frieda als Pflegemutter, Mark gibt an, als Schüler von seinem Lehrer geschlagen worden zu sein, kurze Zeit später erzählt Jonathan vom einzigen Mal, da ihm bei einem Schüler die Hand ausgerutscht sei. Schließlich ist die Rede von einem Studenten namens Gavin, der bei Mark studierte und früh bei einem Autounfall starb, an dem wiederum Harry die Schuld trug. Unwillkürlich denkt man an das Kleine-WeltPhänomen, das der Sozialpsychologe Stanley Milgram prägte, und nach dem alle Menschen über eine relativ kurze Kette von Bekanntschaften miteinander verknüpft sind – ganz ohne Facebook. Ein solches Mosaikspiel verleitet natürlich auch zum neuerlichen Theaterbesuch. Das macht in diesem Fall aber gar nichts: „Wastwater“ ist eine überaus gelungene Inszenierung. Philipp Reichert

So aktuell diese auch sein mögen: Stephens hat sich glücklicherweise für die klassische Einheit von Zeit und Ort entschieden. Man schreibt den 23. Juni, eine alte Bahnhofsuhr zeigt zu Beginn jedes Aktes neun Uhr abends an. Drei Menschenpaare, die in familiärer, sexueller oder geschäftlicher Beziehung zueinander stehen, treffen in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow aufeinander – erzählt wird nacheinander. Harry (Carlo Ljubek) wandert nach Kanada aus, seine Pflegemutter Frieda (Anja Laïs) wird ihn nicht wiedersehen. Der Abschied gestaltet sich unausgesprochen schmerzhaft. Kunstdozent Mark (Christoph Luser) führt mit der älteren Polizistin Lisa (Judith Rosmair) eine Affäre. In einem Hotelzimmer enthüllt sie ihm jedoch Unerwartetes und für ihn Grenzwertiges. Schließlich schließt der ehemalige Lehrer Jonathan (Martin Reinke) einen Kinderhandel ab. Während man auf das philippinische Mädchen wartet, beginnt die Mittelsfrau Sian (Pauline Knof) unangenehm zu werden. Dabei versteht es das Ensemble glänzend, Parallelen zwischen den drei Akten zu inszenieren, ohne dass diese störend oder aufgesetzt wirken. So verlässt in jeder Konstellation im Rahmen der Handlung eine der beiden Figuren für kurze Zeit die Bühne, und jedes Paar hat einen Moment der gegenseitigen, stillschweigenden Erkenntnis – die Uhr deutet an, dass alles gleichzeitig geschieht. Der Autor legt auf die Vorgeschichte seiner Figuren großen Wert. Wer will, kann eine akribische Liste von Querverbindungen zwischen den Figuren auf der Bühne und jenen in absentia erstellen. Dies ist von Stephens auch genau so beabsichtigt: Sian und Harry

Termine Schauspielhaus Kalk Sa. 16.06. - 19.30 Uhr So. 17.06. - 19.30 Uhr Eintritt: 18,70 Euro

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Griechenlands junge Optimisten Die Wirtschaftskrise trifft junge Leute in Griechenland besonders schwer: Ohne politischen Einfluss werden sie mit zur Verantwortung gezogen, schreiben die ksz-Gastautoren Panagiotis Papagiannakos und Vivian Stavrianakou. Die eigene Politik sehen sie zunehmend kritisch – aber das ist auch ein Fortschritt.

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Denken

Manche Leute meinen, es sei schön, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Du sitzt in der Mitte, alle am Tisch können dich hören und wenn du anfängst zu reden, hören dir alle zu. Das fühlt sich doch gut an, nicht? Nun, im Normalfall vielleicht. Aber wenn du aus einem Land kommst, das gerade droht, den Traum eines geeinten Europas hochgehen zu lassen, dann kommt es dir vor, als würden all deine Freunde zu Richtern mit seltsamen weißen Perücken. Schlimmer noch: Du bekommst das Gefühl, dich für Fehler entschuldigen zu müssen, die lange vor deiner Geburt begangen wurden; Fehler, deren negative Auswirkungen sich immer höher auftürmten in Zeiten, in denen du noch nicht wahlberechtigt warst – aber für die du jetzt blechen musst.

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Es tut sich eine Lücke auf zwischen den Generationen und einer der Gründe für den wachsenden Protest der Jugend ist, dass wir unseren legitimen Platz und Einfluss in der Gesellschaft reklamieren, der uns bislang vorenthalten wird. Die aktuellen Symptome sind natürlich in allererster Linie der Finanzkrise geschuldet. Aber diese wäre ohne die schon erwähnte politische Korruption vielleicht so nicht passiert. Darüber hinaus leben wir in einem unkontrollierbaren kapitalistischen System ohne einen ausreichenden gesetzlichen Rahmen, was ermöglicht, dass sich einige Wenige auf Kosten anderer Menschen oder sogar ganzer Gesellschaften bereichern. In der aktuellen Situation dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass es möglicherweise an der Zeit ist, unser finanzielles und wirtschaftliches System grundlegend zu überarbeiten – bis auf die unterste Ebene des eigenen individuellen Verhaltens.

Es ist keine überraschende Erkenntnis unserer Zeit, dass die ganze griechische Administration korrupt ist. Es gibt wohl kaum einen Griechen, in dessen Bekanntenkreis sich nicht irgendwer einen guten Job im Staatswesen erschlichen hat, ohne dafür qualifiziert zu sein, nur aufgrund guter Verbindungen zu irgendeinem PoliUnd an dieser Stelle geben wir den Mut zum Optimismus in diesem Sturm nicht tiker. Das gleiche Lied können wir von der Privatwirtschaft singen. Ein besonders verloren. Denn die positive Konsequenz ist die Reaktion der Bevölkerung. Die alltägliches Phänomen ist zum Beispiel, dass man im Laden keine Quittung beTage der Passivität sind gezählt. Die Reflexe unserer Gesellschaft, die wir bereits kommt, wenn man etwas kauft. Und ebenso wenig überauf dem Boden der Ägäis wähnten, bekommen wieder raschend ist, dass Steuerbeamte sich gerne von reichen Oberwasser. »In der aktuellen Situation Individuen bestechen lassen, als Gegenleistung dafür, dürfen wir nicht aus den Augen dass sie ihre Steuerhinterziehung verschleiern. Die Zeichen eines erwachenden politischen Bewusstverlieren, dass es möglicherweise seins in der Bevölkerung werden in vielen Aspekten Was schon eher überraschen mag, ist die Tatsache, dass des politischen und sozialen Lebens sichtbar. Junge an der Zeit ist, unser finanzielles unsere Generation diese Zustände gründlich unterschätzt Leute und die sogenannten griechischen Indignados und wirtschaftliches System hat. Besonders deutlich wurde diese allgemein verbreitete haben begonnen, gegen jegliche Form der Bevorgrundlegend zu überarbeiten – Gleichgültigkeit immer, wenn unter uns Jugendlichen jemundung und der Verletzung politischer Werte und mand mal ein solches Problem zur Sprache brachte – nur Ideale zu revoltieren. Auf einmal wird engagiert über bis auf die unterste Ebene des damit die anderen sofort wieder das Thema wechselten. diskutiert. Sie zeigen großes Interesse an den eigenen individuellen Verhaltens.« Politik Ganz einfach: Wir lebten in Wohlstand. „Politische Disneuesten Übereinkünften zwischen dem griechischen kussionen sind nutzlos“, hieß es. „Am Ende streiten wir Staat und dem Internationalen Währungsfonds und uns ohnehin, was haben wir davon?“ Die Mehrheit der Jugendlichen, die in der der Europäischen Union. Sie informieren sich immer detaillierter über die PoliVergangenheit immer für kleinere Revolutionen gut gewesen war, hatte die aktive tiker und ihre Vorstellungen, Entscheidungen und Sparpläne. Und - noch wichtiAusübung ihrer Bürgerrechte kleinen radikalen Gruppierungen überlassen, die ger - sie emanzipieren sich von der etablierten Gewohnheit, politische Interessen militant ihre Ideologien verfolgten, anstatt sich bodenständige Gedanken um das nur durch Parteien zu artikulieren. Den politischen Diskurs diktieren nicht mehr Gemeinwohl zu machen. Politische Partizipation war keine Lebensaufgabe mehr, die Parteivorsitzenden. Gerade die Jugend neigt heute dazu, Politikern zu folgen, sondern eine Beschäftigungstherapie für die sozial Verirrten. die von der Linie abweichen und unabhängig von parteipolitischem Kalkül ihre Meinung aussprechen. Ein rationaler Umgang mit politischen Ideen verbreitet sich Mit dieser Einstellung gingen junge Leute nicht mehr zur Wahl. Heute ist die immer weiter, während blinde Parteitreue auf der Strecke bleibt. junge Generation unterrepräsentiert im Parlament und die Konsequenzen werden sichtbar: Alles geht zu Lasten der Jugend. Es gibt kaum noch Arbeit, das StudiUnd nicht nur die Jugend – die ganze griechische Gesellschaft zeigt eine überaus um außerhalb der Heimatstadt muss aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen positive Reaktion. Landwirte engagieren sich zunehmend im Handel, normale werden, immer mehr junge Menschen möchten das Land verlassen. Mit wachBürger bringen rechtswidrige Praktiken in der Wirtschaft zur Anzeige, die Wähler sender Wut und Verzweiflung sieht die Jugend zu, wie sie für eine Krise zur Rechmachen von ihrer Stimme Gebrauch, um die Politiker und Politiken der Verganenschaft gezogen wird, für die sie kaum verantwortlich ist. genheit abzustrafen, und der Ruf nach Veränderung ist lauter als je zuvor. Die Krise hat den Geist der aktiven politischen Teilnahme wiederbelebt und die MenUnsere Generation hat ein völlig anderes Selbstverständnis als diejenige, die schen mobilisiert, sich massiv am öffentlichen Leben zu beteiligen. gerade unser Land regiert. In gewisser Weise sind wir unpolitischer als unsere Vorgängergenerationen, aber wir sind aufgewachsen in einem Griechenland, das Es ist ein hartes Los, Grieche zu sein in diesen Zeiten. Aber auch das ist nicht neu. bereits Mitglied der Europäischen Union war. Wir sind Kinder Europas, genau Es schmerzt, wenn deine Miteuropäer vom antiken und modernen Griechenland wie Deutsche oder Franzosen in unserem Alter. Wir haben den Erfolg der Olymreden, als wären es zwei verschiedene Welten, während du dich als Erbe eines pischen Spiele 2004 miterlebt, wir haben sie als Freiwillige mitorganisiert und ununterbrochenen Vermächtnisses verstehst. Es ist schwer zu ertragen, dass die sind von unserer Leistungsfähigkeit überzeugt. Heutzutage sprechen die meisten Hilfe, die dir zuteil wird, von den Anderen als Almosen für den armen, erniedrivon uns eine oder gleich mehrere Fremdsprachen, wir sind mit Computer und gten Nachbarn betrachtet wird. Denn was du brauchst, in einer schwierigen SituInternet vertraut, wir sind besser ausgebildet und besser vernetzt als unsere Eltern. ation, ist kein Mitleid, sondern Solidarität. Und vor allem: Respekt.

Aus dem Englischen von Thomas Leszke Zu den Autoren: Panagiotis Papagiannakos, 26, studiert Accounting & Finance in St. Gallen, Schweiz. Vivian Stavrianakou, 22, studiert Business Administration (BWL) in Piräus, Griechenland.


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Livejazz „Janesh Akustik Band“

Song Slam „Saitenliebe“

Violin-Abend

Mitten im Herz von Nippes – beliebtes Wohnviertel für Studenten – gibt‘s jeden Montag ein Live-Jazzvergnügen mit wechselnden Bands. Dabei lohnt sich vor allem heute, denn zur Instrumentalmusik wird auch Gesang geboten. 20 Uhr (Einlass 19.30) | 5 Euro | Heimathirsch, Mauenheimer Straße 4 | http://heimathirschnippes.jimdo.com

Hier präsentieren sich Künstler mit ausschließlich selbstgeschriebenen Songs. Das heißt, Cover-Versionen sind nicht erlaubt, andere Sprachen aber durchaus; jeder Song darf maximal 6 Minuten dauern. Das Publikum bestimmt den Tagessieger. 20 Uhr | 6 Euro | Tsunami Club, Im Ferkulum 9 | www.saitenliebe.de; www.tsunami-club.de

Eine Violine, ein Klavier. Pompöse Atmosphäre. Dahinter stecken aber viele Studis. Es präsentiert sich die Klasse von Professor Gorjan Kosuta mit seinen Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln. 20 Uhr | Eintritt frei | Aula der Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz | www.collmus.uni-koeln.de

Klassik am Ende der Welt 2012

Vor die Kamera, los!

Ausstellung „Tric’ n Traces“

Der Vorplatz des Mülheimer „Kulturbunkers“ verwandelt sich in einen klassischen Musentempel: Dalia Schächter, Kammersängerin an der Oper Köln, sorgt mit ihrem Kollegen für Musikgenuss mitten in Mülheim. 12 Uhr | Eintritt frei, Spenden erwünscht | Kulturbunker Mülheim (Vorplatz), Berliner Straße 20 | www.kulturbunker-muelheim.de

Einmal sollte man schon in den Kölner Fernsehstudios gewesen sein. Was dort gerade gedreht wird, ist sekundär - es geht um das Setting. Heute wird gesungen. X-Factor. ab 11.45 Uhr | 13,50 Euro | Coloneum / MMC-Studios, Köln-Ossendorf | Tickets z.B. bei eventim.de | X-Factor

Graffiti-Liebhaber oder SüdstadtBummler sollten in der Campusbibliothek der Fachhochschule vorbei schauen. Jörg Fetkenhauer zeigt dort Fotografien sowie Informationen rund um Kölner Graffiti, von denen viele schon entfernt wurden. noch bis 30.09.; zu Öffnungszeiten der Bibliothek | Eintritt frei | FH Campusbibliothek Deutz (Flure & Lesesaal), Betzdorfer Straße 2

Schachfieber

Nils Frahm live in concert

Freitag im Zwoeins

JUNI 11 Mo 12 Di 13 Mi 17 So 18 Mo 19 Di

27 Mi 28 Do 29 Fr Retro-Alarm! Stummfilmkomödie mit Violine und Klavierbegleitung. Stummfilm aus dem Jahr 1925 klingt trocken, ist aber im Jahre 2012 trashiger denn je. Gezeigt wird der komplette Film „Schachfieber“ (Laufzeit 25 Minuten). 12.30 Uhr | Eintritt frei | Filmforum im Museum Ludwig | www.filmforumnrw.de

Diesem Pianisten wird nachgesagt, mit dem klassischen Instrument unkonventionell wie vertraut umzugehen. Hört euch bei seinem Konzert selber an, was er alles mit dem Klavier anstellt. 20.30 Uhr | 15 Euro (VVK 12 Euro) | Stadtgarten, Venloer Straße 40 | www. stadtgarten.de > Nils Frahm, Myspace: nilsfrahm

Gemischtes Musikvergnügen bietet das Zwoeins: Go On- Soul, Funk, rare Grooves, Garage, 50`s & 60`s. Es kann ja nicht immer nur Elektro und House sein. 20 Uhr | Eintritt frei | Zwoeins, Hochstadenstrasse 21 | www.zwoeinz.de

Chilltag

Diparty

Doktor Faustus - Lesespiel

Der besondere Abschalt-Tipp, direkt am Aachener Weiher: Im Ostasiatischen Museum (versteckt hinter der ollen Hilfsbrücke) gibt‘s den besten Chai Latte mit inklusivem Weiher-Panoramablick. Bei Regen drinnen, bei Sonne auf der Außenterasse sitzen und vom CaféSchmitz-Kuchenduft verführen lassen. 10-18 Uhr | Café im Ostasiatischen Museum, Universitätsstraße 100

Du hast die Schnauze voll von ClubMate-Vodka schlürfen? Wer sich ganz klassisch die Sorgen über die letzte oder nächste Klausur vertreiben will, dem kommt wohl eine Freibierparty prima gelegen. In der „unterirdischen Burg“ gibt es diese Party wöchentlich. 23 Uhr (Freibier 21-23 Uhr) | 5 Euro | Roonburg, Roonstraße 33 | www.diparty.de

Der Fauststoff inmitten einer Auseinandersetzung zwischen Thomas Mann und Arnold Schönberg. Im Anschluss an das Stück „12“, das sich ab 20h mit dem Leben Arnold Schönbergs beschäftigt. 21.30 Uhr | 6,50 Euro (Nicht-Studenten: 13,50 Euro) | Studiobühne Köln, Universitätsstraße 16a www.studiobuehne.uni-koeln.de

BlueMonday

Premiere „Ballet Revolución“

Santigold in der Live Music Hall

JULI 02 Mo 03 Di 04 Mi Hip Hop- und House-Fans sollen auch mal auf ihre Kosten kommen, am heutigen Tag nämlich recht günstig. Vor allem Frauen, die bis halb eins Sekt gratis erhalten. DJ Line-Up: Felix de Soulcat (Goldfinger) und DJ the Vi (Arkadia). 22 Uhr | MVZ 5 Euro, Eintritt frei | Gallery Club, Mittelstraße 12-14 |www. bluemonday-party.de

Tänzer der staatlichen Tanzhochschule Kubas zeigen herausragende Tanzkunst und Schönheit. Tipp für Zocker: Tickets für Ende der Spielzeit holen; am besten auf Balkon U oder X. Falls nicht ausverkauft ist, werden diese oft in den Saal geschickt. 20 Uhr (10.-15.7; 8-19.8.) | zwischen ca. 20 - 70 Euro | Philharmonie Köln, Bischofsgartenstraße 1 www.koelner-philharmonie.de

Die US-Sängerin aus Philadelphia (mit bürgerlichem Namen übrigens Santi White) gibt sich in der Live Music Hall die Ehre. Nach einem gefeierten Auftritt auf dem letztjährigen DockvilleFestival in Hamburg ein Muss für bunte Indie-Pop-Soul-R'n'B-Dub-Wave-Fans. 20 Uhr | Vvk 24 Euro | Lichtstraße 30 | 50825 Köln | www.livemusichall.de

09 Di 10 Mi 11 Do


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Philharmonie Lunch

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Global Player: Sol Selection

Flohmarkt „Trödel dich glücklich“

16 Sa

14 Do 15 Fr Das WDR-Sinfonieorchester bietet eine halbe Stunde seiner Musik gratis feil. Wem‘s gefällt, der kann freitags dann ermäßigt das komplette Bartók- und Brahms-Konzert genießen. Die einzigartige Philharmonie-Akustik macht selbst Klassikferne süchtig. 12.30 Uhr | Eintrit frei | Philharmonie Köln, Bischofsgartenstraße 1 | www. koelner-philharmonie.de

Klangreise nach New York, in die Karibik oder Afrika gefällig? DJ Sabo, „Pionier der Tropicalszene“ legt von House bis Reggaeton auf. Mit dabei: Funkhaus Europa Soundsystem feat. Daferwa, Kosta Kostov, Katja Kubikowa, Frenchman & Kim Wild. 22.30 Uhr | 8 Euro | Club Bahnhof Ehrenfeld, Bartholomäus-Schink-Str. 65/67 | www.cbe-cologne.de | Programm

+++ c/o pop 2012 +++

„Gratis - und nicht umsonst?“ - Moment Comedy

Wasserski Early Board Sport

Rafael Sanchez erzählt: Spiel mir das Lied vom Tod

Ja, ich will! CSD Parade

Lachen lässt es sich heute besonders studentenfreundlich im Atelier-Theater. Bei freiem Eintritt unterhalten Hildegard Scholten und Henrik von Bayreuth mit skurriler Komik und Wortwitz. „Grottenehrlich“, wie man das von Hildegard Scholten gewohnt ist. 20.30 Uhr | Eintritt frei | Atelier Theater, Roonstraße 78 | www.ateliertheater.de

20-24

Globaltronic, das steht für einen Electronic Sound Mix aus verschiedensten Gegenden der Welt. Mix heißt auch wirklich Mix: Nach dem Motto „bloß nicht stets auf dem gleichen Takt tanzen“ wird fröhlich alles von Dancehall über Baile Funk, Drum’n‘Bass bis Raggaeton gemischt. 23 Uhr | 5 Euro | Gebäude 9, DeutzMülheimer Straße 127-129 | www.gebaeude9.de

Hol den Krimskrams unter deinem Bett hervor, und mach ihn zu Bargeld, begleitet von einem DJ-Team im alten Güterbahnhof Ehrenfeld. Klar, dass hier genauso fleißige Käufer und Schaulustige willkommen sind. Einlass ab 17 Uhr | 3 Euro für Besucher, Standgebühr siehe Homepage | Jack in the Box, Vogelsanger Straße 231 | http://nachtkonsum. com/koeln

25 Mo 26 Di

Kaja Petri im Coco Schmitz, Kakkamaddafakka & I Heart Sharks im Gloria, DJ Orlando Higginbottom aka Totally Enormous Extinct Dinosaurs sind nur einige Acts, die bei dem Elektropop-Festival am Start sind. Außerdem öffnen die Läden im Belgischen Viertel für Konzerte und andere coole Aktionen. Verschiedene Zeiten und Locations | www.c-o-pop.de

Globaltronic Surfers

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Wasserski bringt Erfrischung in den sommerlichen Uni-Alltag. Bei der Sonderkondition für Studenten, „Early Board“ ist auch die Ausrüstung enthalten - wenn gewünscht mit Einweisung. jeden Di. + Do. von 8 bis 10 Uhr | 16 Euro | Wasserski Langenfeld, Baumberger Str. 88 (Linie S6, Haltestelle Langenfeld-Berghausen) | www. wasserski-langenfeld.de Early Board

72, 80, 96, 2012 - Public Viewing

(Nur) wenn die deutsche FußballNationalmannschaft (so hoffen wir‘s jedenfalls) im Finale der EM steht, werden überall in Köln Leinwände aufgezurrt. Vor der Arena wird zusätzlich ein Rahmenprogramm mit Bands, DJs und Expertentalks angeboten. ganztags, Anpfiff 20.45 Uhr | Eintritt frei | vor und in der LANXESS-Arena www.lanxess-arena.de

30 Sa 01 So Latenight-Kunst für lau Der „KölnTag“ ermöglicht Kunstgenuss in allen Kölner Museen für Bürger mit Wohnsitz in der Domstadt. Sämtliche Ausstellungen, Veranstaltungen und ständige Sammlungen sind heute kostenfrei, nur Sonderausstellungen für den regulären Preis. 10 - 22 Uhr | Eintritt frei | Sämtliche Kölner Museen und ständige Sammlungen | www.museenkoeln.de

Summer Jam: Together as One

Das europaweit größte Reggae-Festival rockt drei Tage lang am Fühlinger See mit einer Mischung aus graslastigem Campingplatz und großen Showbühnen. Dabei: Sean Paul, Amadou & Mariam, Beenie Man... 3-Tage-Ticket 120 Euro (VVK 99 Euro zzgl. 6 Euro Gebühren); Tagesticket Sonntag 60 Euro Euro | Fühlinger See - Regattainsel, Oranjehofstraße | www.summerjam.de

Drama im Westen der USA, in dem der Held Rafael dem wohl beste Film aller Zeiten irgendwann nicht mehr ausweichen kann: sein wahres Leben verschmilzt mit der Atmosphäre rund um Claudia Cardinale und Henry Fonda. 20.30 Uhr | 12 Euro | Freies Werkstatt Theater Köln, Zugweg 10 www.fwt-koeln.de

Bis zu einer Million Menschen soll der CSD in den letzten Jahren nach Köln getrieben haben. Das Motto „Ja, ich will!“ spielt dabei auf die Gleichstellung der Homo-Ehe an, die im Rahmen einer großen, bunten Parade eingefordert wird. 12 Uhr | Start auf der Deutzer Brücke; weiter geht’s quer durch die Innenstadt bis zum Dom | www.colognepride.de

Kunst gegen Bares

Konzert: Distemper

Seid dabei, wenn unter euren Augen das „Kapitalistenschwein des Abends"gekürt wird. Künstler jeder Richtung präsentieren ihre Talente, ähnlich unserer Open Mic Night und werden vom Publikum mit Geld belohnt - je nachdem, ob es gefallen hat oder eben nicht. Alles nach dem Motto von Onkel Kermit: „Nimm, was Du hast und flieg damit!" 20 Uhr | ARTheater, Ehrenfeldgürtel 127 | mind. 4 Euro

Erstklassiger Skapunk. Aus Russland. Punksalven, unterstrichen von Bläsereinsätzen, die live zur vollen Geltung kommen und nicht anders genossen werden sollten. 20 Uhr (Einlass), 22 Uhr (Beginn) | Sonic Ballroom, Oskar-Jäger-Str. 190 | Eintritt: 7 Euro

05 Do 06 Fr 07 Sa 08 Mo ELJOT QUENT - HipHop aus Hamburg

Mit einer frischen Symbiose aus HipHop-Sounds der 90er und elektronischen Elementen der Gegenwart schafften Len, Müwie und Fogel es bereits auf die Hauptbühne des Hamburger Dockville Festivals und garantieren eine Live-Show, die man nicht verpassen sollte. 21 Uhr | MTC Club, Zülpicher Str. 10 | 10,20 Euro | Tickets unter www.adticket.de und allen CTS-VVK-Stellen

BEAT THE CLOCK NO 16 - 60s Mod&ScooterWeekenderCologne

Vom 13. - 15.07. erwarten den Kölner sowohl Parties im Tsunami Club mit den Sounds von 60s Beat, Northern Soul, R&B Soul, Hammondjazz, Psychedelic und Freakbeat, als auch ein Scootercorso am Rudolfplatz - mit wunderschönen Vespa und Lambretta Rollern. Das Ganze wird am 13.07. von der Bonner Band WER WIE WAS im Tsunami eingeläutet. 13.07. | 22 Uhr Tsunami Club, Im Ferkulum 9 | Eintritt frei 14.07. | 15 Uhr am Rudolfplatz, abends wieder Tsunami | Eintritt frei

12 Fr 13- 15 16 Di 17 Mi


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