Die Tagfalter des Main Taunus Kreises

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Alfred Westenberger

Joachim Fabian

Die Tagfalter des Main-Taunus-Kreises und der näheren Umgebung, ihre Raupen und Futterpflanzen

Eine Bestandsaufnahme und Bildillustration aus den Jahren 2004–2009



Beobachtungsgebiet/Biotope

MaĂ&#x;stab etwa 1 : 235 000 1 cm ca. 2,35 km

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Papilio machaon (LINNAEUS, 1758) Schwalbenschwanz

Futterpflanze

Futterpflanze

Deutscher Name

Wissenschaftlicher Name

Wilde Mรถhre

Daucus carota

Juni, Juli

Wiesensilge (Wiesensilau)

Silaum silaus

August, September

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Raupenzeit


Das Bild zeigt ein frisch geschlüpftes Weibchen des Schwalbenschwanzes. Die Flügel sind bereits entfaltet. Nach Erhärtung der Flügel, was etwa ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen wird, kann der Falter zu seinem ersten Flug starten. Der Schwalbenschwanz ist einer unserer schönsten Tagfalter. Er ist eine Offenlandart und vorwiegend auf Brachflächen, Trockenwiesen sowie Wald- und Wegrändern anzutreffen. Voraussetzung ist allerdings, dass an diesen Stellen

Oben links: Weibchen Unten links: Wilde Möhre (weiß-) und Wiesensilge (gelbblühend) Rechts: erwachsene Raupe an Wiesensilge Flügelspannweite: 60–75 mm

genügend Doldengewächse, wie zum Beispiel Wilde Möhre (Daucus carota), Wiesensilge (Silaum silaus), Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga), Bärwurz (Meum athamanticum), Wiesenkümmel (Carum carvi) und andere für die Eiablage und Nektarquellen für die Nahrungsaufnahme wie Flockenblumen, Skabiosen, Disteln etc. vorhanden sind. In bewirtschafteten Feldgemarkungen spielen die Äcker mit Rotklee die größte Rolle. Rotklee ist dort die meistbesuchte Nektarpflanze. In Hausgärten wird zur Nahrungsaufnahme sehr gerne der Schmetterlingsflieder (Buddleja-Arten) angeflogen. Der Eiablage dienen dort gegebenenfalls Fenchel, Gartenmöhre und Dill. Der Schwalbenschwanz bringt in unserer Gegend jährlich zwei bis drei Generationen hervor (etwa Anfang Mai bis Ende September). Die Überwinterung erfolgt als Puppe.

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Lycaena hippothoe (LINNAEUS, 1761) Lilagold-Feuerfalter

Futterpflanze

Futterpflanze

Deutscher Name

Wissenschaftlicher Name

GroĂ&#x;er Sauerampfer

Rumex acetosa

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Raupenzeit Mai


Die Blüten der Schwarzen Flockenblume werden vom Lilagold-Feuerfalter, wie hier von einem Weibchen, sehr gerne zur Nahrungsaufnahme aufgesucht. Weitere wichtige Saugpflanzen in den Fluggebieten sind die Wiesenwitwenblume, der Schlangenknöterich und der Feldthymian. Der Lilagold-Feuerfalter, ein Juwel unter den Feuerfaltern,

Oben links: Männchen Unten links: Weibchen Oben rechts: Goldlila schillerndes Männchen Mitte rechts: Erwachsene Raupen (Zuchtfoto) Unten rechts: Habitat mit Großem Sauerampfer Flügelspannweite: 30–34 mm

kann als echte Besonderheit im Taunus betrachtet werden. Während die Weibchen eher unscheinbar gefärbt sind, weisen die Männchen metallisch glänzende, rotgoldene Flügeloberseiten auf. In der Sommersonne funkeln diese dann goldlila, wie Edelsteine (siehe Abbildung auf der vorhergehenden Seite, oben rechts). Dieser schillernden Färbung hat der Falter auch seinen Namen zu verdanken, der wegen seines Aussehens den prächtigsten exotischen Faltern nicht nachsteht. Der im Juni/Juli auf den blumenreichen Bergwiesen des Feldberggebietes noch vorkommende Falter bringt jährlich eine Generation hervor. Die Überwinterung erfolgt als kleine Raupe.

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Araschnia levana (LINNAEUS, 1758) Landkärtchen

Futterpflanze

Futterpflanze

Deutscher Name

Wissenschaftlicher Name

Große Brennnessel

Urtica dioica

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Raupenzeit Juni, August, September


Der Flügelunterseite, die mit ihrer hellen gitterartigen Zeichnung einer Landkarte ähnelt, verdankt das Landkärtchen seinen Namen. Das Landkärtchen erscheint bei uns jährlich in zwei bis drei Generationen und überwintert als Puppe. Bemerkenswert

Oben links: Männchen, Frühjahrsform Oben rechts: Weibchen, Sommerform Unten links: Raupe, fressend am Brennnesselblatt Unten rechts: Biotop mit Brennnesseln Flügelspannweite: 32–43 mm

ist hierbei, dass der Falter von Generation zu Generation ein anderes Aussehen hat. Die Wissenschaft nennt dies Saisondimorphismus, der nur beim Landkärtchen -als einziger Tagfalterart Deutschlands- auftritt. Während die Falter der Frühjahrsgeneration oberseits eine gelbbraune Grundfarbe aufweisen, sind die Falter der Sommerform oberseits von schwarzbrauner Grundfarbe geprägt. Das Landkärtchen bevorzugt luftfeuchte, halbschattige bis schattige Brennnesselbestände im Wald (z.B. an Waldwegen). Dort legen die Weibchen die Eier aufeinander in „Türmchen“ blattunterseits ab. Die Raupen leben gesellig an den Brennnesseln.

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Schmetterlinge im Spätsommer Die Zeit der vielen Falter ist gekommen, Im späten Phloxduft taumelt sacht ihr Tanz. Sie kommen schweigend aus dem Blau geschwommen, Der Admiral, der Fuchs, der Schwalbenschwanz, Der Kaisermantel und Perlmutterfalter, Der scheue Taubenschwanz, der rote Bär, Der Trauermantel und der Distelfalter. Kostbar an Farben, pelz- und samtbesetzt, Juwelenschillernd schweben sie einher, Prächtig und traurig, schweigsam und benommen, Aus untergegangner Märchenwelt gekommen, Fremdlinge hier, noch honigtaubenetzt Aus paradiesischen, arkadischen Auen, Kurzlebige Gäste aus dem Morgenland, Das wir im Traum, verlorene Heimat, schauen Und dessen Geisterbotschaft wir vertrauen Als eines edleren Daseins holdem Pfand. Sinnbilder alles Schönen und Vergänglichen, Des Allzuzarten und des Überschwenglichen, Schwermütige und goldgeschmückte Gäste An des betagten Sommerkönigs Feste! Hermann Hesse (1877–1962)


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