30 Jahre Jugendpresse BW

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VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, schon Augustinus von Hippo wusste unsere Leidenschaft fürs Medienmachen in Worte zu fassen: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“ Wer einmal mit der Jugendpresse BW in Kontakt getreten ist, bei dem springt der Funke der Begeisterung sofort über – nicht wahr? Wo sonst kommen so viele Jugendliche zusammen und machen einfach das, worauf sie am meisten Lust haben: Medien. Und das ganz nach dem Motto: Ausprobieren, Fehler machen, besser werden, um schließlich Spaß mit Erfolg zu krönen. Vielleicht mit einem Hauch von Naivität. Doch wenn wir einen Blick zurück werfen, dann hat es sich durchaus gelohnt: Wir wurden zum größten Verband für junge Medienmacher in Süddeutschland. Wir stemmen jedes Jahr dutzende Projekte, darunter einen dreitägigen Kongress für hunderte Jugendliche. Unsere Büros sind Anlaufstelle Nummer eins für Nachwuchsjournalisten. Warum wir das machen? Natürlich auch weil Medienprojekte kleine Feuer der Demokratie sind: Sie entfachen in Jugendlichen den Willen fürs Recherchieren, fürs Nachfragen und vor allem fürs Hinterfragen. Sie fördern lebhafte Debatten und sind eine der Plattformen, um frühzeitig Verantwortung zu übernehmen. Darum danke ich allen Jugendpresslern, die in den letzten 30 Jahren mit ihrem Feuer der Begeisterung den Verband vorangebracht haben. Nun viel Vergnügen beim Blick auf die letzten 30 Jahre,

Jan Zaiser, Vorstandssprecher


Inhalt MEILENSTEINE 9 GESICHTER 33 Interview mit Wolfgang Sch채uble Interview mit Philip H채usser Interview mit Bettina Klauser 체ber Adrian Bechthold 체ber Fabienne Kinzelmann

34 36 38 40 42

VERBAND 45 Was ist eigentlich Jugendpresse? 46 Leitbild 48 Recherchefahrten 50 Qualifiziertes Engagement 50 Jugend-Presseausweis 51 Jugendmedientage 52 Noir 54 Die Mobile Medienakademie 56 Radio 58 Neues Corporate Design 61 Mitwirkende 62 Impressum 64



MEILENSTEINE


16.04

1982 Oliver Bock aus Pforzheim wird zum Vorsitzenden gewählt, Peter W. Ragge aus Mannheim zu seinem Stellvertreter.

Da es zu dieser Zeit keinen Verband in Baden- Württemberg gibt, der die Interessen von Nachwuchsjournalisten unterstützt, gründen Schülerzeitungsredakteure die Freie Jugendpresse Baden-Württemberg (FJP).

Mit 21 Mitgliedern beginnt die Arbeit der Freien Jugendpresse Baden-Württemberg.

1983 Der erste Layoutdienst mit dem Thema „Frieden“ erscheint.

Im November wird Gründungsmitglied Peter W. Ragge zum Landesvorsitzenden gewählt, Günter Schechter zu seinem Stellvertreter. Außerdem werden 4 Beisitzer gewählt.

6

Im März findet das erste Seminar statt. Junge Medienmacher diskutieren über Umweltschutz, Nahverkehr und Energieversorgung.

89 Mitglieder


Recherchefahrt ins Europäische Parlament nach Straßburg

Der Nachrichtendienst „südwest aktuell“ mit Kurzmeldungen zu Bildungspolitik, Jugendpolitik und Landespolitik erscheint.

Annette Karle wird als erste Frau in den Landesvorstand gewählt. Außerdem wird der Geschäftsführer aus der Satzung gestrichen und eine feste Aufgabenverteilung eingeführt.

1984

Der Arbeitskreis „Umweltschutz in der Jugendpresse“ wird gegründet.

Der „Tauschservice“ wird eingeführt: Schülerzeitungsredaktionen schicken 20 Exemplare ihrer Zeitung an die FJP und erhalten 20 Exemplare anderer Schülerzeitungen zurück. So wird ein Vergleich mit Anderen möglich gemacht.

Der erste Artikeldienst erscheint.

7

Einführung des „Info-Ruf“: Eine Hotline, bei der Nachwuchsjournalisten Tipps für ihre Zeitungsarbeit bekommen.


¥¥13

Seminare und Pressekonferenzen werden angeboten.

¥¥Der

erste „Jugendpressereport“ erscheint. Das Fachblatt für Schülerzeitungsredakteure gibt Praxis-Tipps und berichtet über die Arbeit der Freien Jugendpresse BW.

¥¥15

Rundsendungen werden verschickt.

¥¥Start

des Pilotprojekts „Jeder Schule ihre Schülerzeitung“: Mit wertvollen Tipps in Projektseminaren, Broschüren und Layoutdiensten werden Jugendliche motiviert, eine Schülerzeitung zu gründen.

¥¥Im

Frühjahr erscheint eine Broschüre zum Thema „Tierversuche“ mit einer Auflage von 5000 Stück.

¥¥Pressefahrt

zur NATO nach Brüssel

¥¥Besichtigung ¥¥Pressefahrt

des Europäischen Parlaments in Straßburg

„Chemie und Umwelt“ zur Bayer AG nach Leverkusen

1985 ¥¥Wegen

Meinungsverschiedenheiten trennt sich die Freie Jugendpresse BW vom Dachverband der Jugendpresse. Beschlossen wird dies nach einer Mehrheitsentscheidung der Mitgliederversammlung, zu der sich 90 Personen einfinden.

¥¥Interview ¥¥Besuch

mit Thomas Gottschalk

der Messe „didacta“ in Stuttgart

¥¥Der

„Jugendpressepreis“ wird gemeinsam mit der Evangelischen Kirchenzeitung für Baden „AUFBRUCH“ ausgeschrieben.

¥¥Auf

einem Werkstattseminar für Schülerzeitungsredakteure entsteht das Heft „Jugendliche und Linksextremismus“.


198 6 ¥¥Steffen

Pörner wird Vorsitzender, Frank Peter Unterreiner stellvertretender Landesvorsitzender.

¥¥19 Veranstaltungen ¥¥Der

werden durchgeführt.

„Jugendpressereport“ erscheint erstmals im Fotosatz.

¥¥Ab

September geht der „Jugendpressereport“ an alle weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg.

¥¥Pressekonferenz

mit Ministerpräsident Lothar Späth

¥¥Im

Herbst findet das Deutsch-Französische Jugendtreffen in Ludwigsburg statt. Mit dabei: Helmut Kohl, Jaques Chirac, Lothar Späth und natürlich die Freie Jugendpresse Baden-Württemberg.

¥¥Anlässlich

des Europäischen Umweltjahres erscheinen Jugendpressedienste zu umweltpolitischen Themen.

7 198


1989

Interview mit Moderator Günther Jauch

Frank Peter Unterreiner wird zum Landesvorsitzenden gewählt.

Jugendtreffen bei Lothar Späth in der Villa Reitzenstein

In der Villa Hammerschmidt findet ein Jugendtreffen beim Bundespräsidenten statt.

Interview mit Kultus-Staatssekretärin Dr. Marianne Schultz-Hector

1988 Schülerzeitungsredakteure beschreiben, wie sie die Olympischen Spiele in Seoul in den Medien erleben. Heraus kommt das Buch „Schüler sehen Olympia“, das ein Jahr später dem Bundespräsidenten Weizsäcker in Berlin vorgestellt wird.

10

Pressekonferenz mit Ministerpräsident Lothar Späth im Stuttgarter Staatsministerium


Die „Späth-Lese“ wird erstellt – eine Zeitschrift, die von den Teilnehmern des Jugendtreffens vor Ort produziert und auch gedruckt wird. Interview mit Sabine Christiansen

1990

Der Sonderartikeldienst „Virus“ erscheint mit Unterstützung der Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung Baden-Württemberg. Er handelt von den Themen Familie, Gesundheit und Drogen.

Einige Vorstände gründen einen neuen Verein: Den „Verband junger Medienmacher“.

Pressefahrt zur NATO

Mitglieder der FJP fahren mit dem schwäbischen Liedermacher Wolle Kriwanek in einem leeren Sonderzug nach Dresden, um dort Jugendliche zum deutsch-deutschen Jugendtreffen von Lothar Späth abzuholen.

Das Pilotprojekt „Jeder Schule ihre Schülerzeitung“ endet.

Es werden 20 Seminare, Pressefahrten und Pressekonferenzen angeboten, in 16 Rundsendungen werden 12 Publikationen verschickt.


100

|

200

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300

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400

|

500

'82

'83

'84

'85

'86

'87

'88

'89

'90

'91

'92

'93 Entwicklung der Mitgliederzahlen der Freien Jugendpresse Baden-W端rttemberg e.V. zwischen 1982 und 1993

12

|

600

|


¥¥Es werden 13 dreitägige Seminare und 15 eintägige Veranstaltungen angeboten. ¥¥Pressefahrt

zur NATO nach Brüssel zum Thema „Sicherheit oder Bedrohung?“

¥¥Insgesamt

12 Publikationen werden verschickt.

¥¥Pressekonferenz

bei dem Radiosender SWF 3 in Baden-Baden

¥¥Im

1 9 9 1

April findet eine Pressefahrt nach Brüssel zur NATO statt.

¥¥Die

FJP fordert eine Änderung der Schülerzeitschriftenverordnung und arbeitet einen Entwurf aus.

¥¥Besuch

des Stuttgarter Umweltministeriums und anschließendes Gespräch mit Umweltminister Harald Schäfer

¥¥Pressefahrt

nach Bonn

2 9 9 1 ¥¥Auf

dem Presseseminar „Journalismus und PR“ berichtet ein Redakteur der „Welt am Sonntag“ von seinen Erfahrungen in Saudi-Arabien während des Golfkrieges.

¥¥Seminar

„Bring‘ doch mal einer den Müll ‘runter!“ in der Müllsortieranlage Bruchsal

¥¥Im

Herbst findet der „Gut verkauft ist halb gewonnen!“ Workshop rund um Anzeigen statt.


199

In New York trifft Jugendpresseredakteurin Iris Völlnagel den Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur.

Pressefahrt zum SDR 3 Clubradio

1995 Mit dem Institut für Demoskopie Allensbach und den MediaMarktAnalysen in Frankfurt führen Mitglieder der FJP Interviews zum Thema Marktforschung durch.

1994 In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg findet ein deutsch-französisches Schülerzeitungsseminar statt.

Zwei Redakteure des Jugendpressereports sprechen mit dem Chefredakteur der BRAVO.

14


96 Um Schülerzeitungsredakteuren den Umgang mit PC, Scanner und Grafikprogrammen zu erleichtern, informiert die FJP über Textgestaltung und typografische Grundregeln.

Die Redaktion des Jugendpressereports besucht die HansMeiser-Talk-Show und blickt hinter die Kulissen.

Redakteure des Jugendpressereports begleiten für einen Tag eine Volontärin der Filder-Zeitung und lernen den Alltag einer Journalistin kennen.

Beim Praxisseminar „Journalistische Stilformen“ lernen die Teilnehmer wie Profis zu schreiben. Mit der ARD-Auslandskorrespondentin Gabriele Krone-Schmalz sprechen Mitglieder der FJP über Medien, Karriere und Verantwortungsbewusstsein. Im Mai gestalten die Teilnehmer beim SDR 3 eine Radiosendung selbst.

15


1997 Beim Hallen-Meeting in der Europahalle Karlsruhe trifft die Freie Jugendpresse Baden-W체rttemberg auf den 채thiopischen Langstreckenl채ufer und Olympia-Sieger Haile Gebrselassie.

1998 Pressefahrt zum EnBW Steinkohlekraftwerk in Neckarsulm: Die Teilnehmer machen einen Segelflug und erfahren Wissenswertes 체ber Energieversorgung.


Der Artikeldienst erhält ein neues Erscheinungsbild.

Seminar zum Thema „Waldsterben“

1999 Praxisworkshop „Recherchieren und berichten“

Diskussion mit Politikern im Stuttgarter Landtag

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2000 ¥¥Der

Artikeldienst liefert sowohl Infos über Britney Spears als auch über Shakespeare.

¥¥Mitglieder

können sich nun auch über den Mitgliederbereich der Homepage Texte aus den publizierten Ausgaben herunterladen.

¥¥Am

22.07. findet die erste Jugend-MedienMesse (JuMM) im ZKM in Karlsruhe statt. Junge Medienmacher haben an diesem Tag die Chance, Erfahrungen auszutauschen und sich über Berufe in der Medienbranche zu informieren.

¥¥Bei

einem dreitägigen SWR DasDing Workshop entstehen in verschiedenen Teams Interviews und Artikel zum Thema „Das erste Mal“.

¥¥Fahrt

zur Expo 2000 nach Hannover

2001

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¥¥Die

Freie Jugendpresse BW feiert ihr 20-jähriges Bestehen.

¥¥Um

Mitglieder und Interessenten zu informieren, wird die „FJPInfomail“ eingeführt. Mehrmals jährlich wird so per Mail über Termine, Veranstaltungen und neue Angebote berichtet.

¥¥Frank

C. Bürkle, Markus Degen, Kai Mungenast und Simon Pfaff werden in den Geschäftsführenden Landesvorstand gewählt, die Adresse des Verbandes wechselt von Reute nach Forbach.

¥¥Die

FJP wird Mitglied beider Dachverbände, der Deutschen Jugendpresse e.V. und des Bundesverbandes Jugendpresse e.V.

2002

¥¥Die

FJP veranstaltet ein Hüttenwochenende in Gernsbach-Staufenberg, bei dem sich die Teilnehmer besser kennenlernen und austauschen können.

¥¥Auf

der ersten Karlsruher-Medien-Messe präsentiert sich die FJP mit einem Stand.

¥¥Die

Freie Jugendpresse BW bietet zusammen mit den Genossenschaftsverbänden in Karlsruhe ein Seminar zum „Radiocomic“ an, Michael Bollinger von SWF3 ist einer der prominenten Referenten.

¥¥Eine

Jugendpresse-Hotline für Mitglieder wird eingeführt: Unter 0700 77 77 78 77 ist immer ein FJP-Mitarbeiter erreichbar.

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3 0 0 2

¥¥Die Redaktionsmitgliedschaft im

Verband wird eingeführt. ¥¥Die FJP ist Gründungsmitglied der Jugendpresse

Deutschland e.V., die aus den beiden bisher bestehenden Dachverbänden hervorgeht und die Interessen der Landesverbände vertritt. ¥¥Erste Überlegungen zur Einführung des

Verbandsmagazins NOIR finden statt. Dieses soll jungen Medienmachern die Chance geben, journalistisch aktiv zu werden und zeigen, dass die FJP selbst Medien mit Leidenschaft macht. ¥¥Der Artikeldienst wird eingestellt, alte

Jugendpressereport-Inhalte werden auf FJP-Infomail und Webangebote verlagert. ¥¥Im Badischen Staatstheater Karlsruhe findet ein

Jugendpresse-Tag statt, der eine Theaterführung und interessante Interviews beinhaltet.

¥¥Die Freie Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. wird

zur Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. ¥¥Zusammen mit dem Bundespräsidenten Johannes Rau wird

der Schülerzeitungswettbewerb der Länder ausgeschrieben, bei dem Vertreter der Jugendpresse Baden-Württemberg bei der Durchführung des Wettbewerbs und der Jury mitwirken. ¥¥In der Landesgeschäftsstelle in Sersheim bietet die Jugendpresse

BW einen Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr an. ¥¥Einführung des Aktivenstammtisch, bei dem Mitglieder die

Gelegenheit bekommen, andere jugendliche Medienmacher zu treffen und sich mit ihnen in lockerer Atmosphäre auszutauschen. ¥¥Zusammen mit dem neu gegründeten

„Jugendbildungsverein YAEZ e.V“ wird die landesweite Jugendzeitung „YAEZ“ ins Leben gerufen.

2004

¥¥Ein neues Logo löst die schwarze Feder ab.


5 0 0 2

¥¥Das Bodensee-Camp am Dreiländereck

findet in Zusammenarbeit mit der bayrischen und schweizerischen Jugendpresse statt. 200 junge Medienmacher aus der Schweiz, Österreich und Deutschland nehmen an der länderübergreifenden Bildungsveranstaltung teil und arbeiten in verschiedenen Workshops.

¥¥Die Jugendpresse Baden-Württemberg

zieht mit ihrem Webangebot auf den Server des Jugendnetzes der Jugendstiftung Baden-Württemberg um. ¥¥50 Schülerzeitungsredakteure nehmen im Juli

am ersten Jugendmedientag im Stuttgarter Rathaus teil. Der Tag richtet sich an Jugendliche, die ihre berufliche Zukunft in der Medienbranche sehen oder Spaß am Schreiben, Fotografieren und Layouten haben. Im Herbst wird ein zweiter Jugendmedientag angeboten.

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2007

Zusammen mit der FriedrichEbert-Stiftung bietet die Jugendpresse Baden-Württemberg über das Fritz-Erler-Forum die JugendMedienAkademie an: Ein Wochenende lang beschäftigen sich junge Schülerzeitungsredakteure unter fachkundiger Seminarleitung mit den Themen „Presserecht und Interviewtechnik“.

Die mehrtägigen Jugendmedientage werden von Andreas Hensler und Sören Binder aus der Taufe gehoben.

Die Jugendmedientage BW finden in Karlsruhe statt. 150 Teilnehmer informieren sich hier über ihre berufliche Zukunft und diskutieren mit Experten von Reporter ohne Grenzen und mit dem Korrespondenten der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti über die Pressefreiheit in Russland. Außerdem geben die Podcastmacher von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Workshop praktische Tipps weiter.

Die Jugendpresse BadenWürttemberg unterstützt die Jugendwahl 2006. Dort haben Jugendliche bis 17 Jahre die Möglichkeit, im Internet ihre Stimme zur Landtagswahl 2006 abzugeben, um schon früh in Kontakt mit Politik zu kommen.

Das Angebot zu den Jugendmedientagen BW geht unter jugendmedientage -bw.de online.

In Freiburg, Stuttgart, Ludwigsburg, Karlsruhe, Tübingen und Heidelberg finden 13 Jugendpresse-Stammtische statt, an denen sich junge Medienmacher über journalistische Erfahrungen austauschen und mehr über die Jugendpresse BW erfahren können.

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Die Jugendpresse BadenWürttemberg organisiert eine Recherchefahrt in den Europapark Rust. Die Teilnehmer erfahren etwas über die Aufgaben der Unternehmenskommunikation als Berufsfeld für Medienmacher und führen Interviews mit Mitarbeitern.

Als eigenverantwortliches FSJ-Projekt organisiert Andreas Spengler die Recherchefahrt nach Berlin, bei der die Teilnehmer mit Politikern und Journalisten sprechen können, den Deutschen Bundestag sowie das ARD-Hauptstadtstudio besichtigen.


Im Rahmen der Seminarreihe „Jugendmedienkompetenz“ werden Fotografie-, Redaktionsleitungsund Layoutseminare in Stuttgart und Mannheim angeboten.

Das JPBW-Wiki wird eingeführt, das als interne Wissensplattform für die Aktiven der Jugendpresse Baden-Württemberg dient.

2006

Die Mobile Akademie wird ins Leben gerufen: Interessierte Schüler können diese für einen Tag an ihre Schule holen, um von Teamern der Jugendpresse Baden-Württemberg mehr über das Schülerzeitungsmachen zu erfahren.

Nach der Mitgliederversammlung in Mannheim gründet die Jugendpresse Baden-Württemberg die Youth Bank Mannheim. Diese ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Servicestelle Jugendbeteiligung und Deutschen Bank Stiftung, mit der Kleinprojekte von Jugendlichen mit bis zu 800 Euro gefördert werden.

Auf dem Aktiven-Wochenende in Altensteig wird das Verbandsmagazin NOIR gegründet: Das Magazin bietet jungen Journalisten die Möglichkeit, Erfahrung im Bereich der Printmedien zu sammeln. Ab sofort erscheint die NOIR fünfmal jährlich mit einer Aufl age von 1.750 Exemplaren.

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JPBW intern, ein interner Newsletter, der die Kommunikation unter den Aktiven erleichtert, wird ins Leben gerufen.

2008

Die Jugendpresse BW ruft das OnlineMagazin Flashazine ins Leben, das Reportagen, Interviews und Geschichten in Wort, Bild, Film und Ton verbindet.


Bei den Jugendmedientagen BW in Mannheim diskutieren 300 Teilnehmer über das Thema „Generation Egoismus“ und nehmen an verschiedenen Workshops teil.

2009 Zusammen mit dem Bildungszentrum BürgerMedien e.V. schreibt die JPBW Seminare zu den Themenfeldern Radio und Fernsehen aus . In der Jugendpresse BW wird der Fachausschuss Radio gegründet: Einmal im Monat gehen JugendpresseAktive im Freien Radio für Stuttgart live auf Sendung. Mit 400 Teilnehmern finden die bis dato größten Jugendmedientage BW in Stuttgart statt. In 30 Workshops und 40 Panels wird das Thema „Wir in der Welt“ behandelt. Die Print-Ausgabe der NOIR wird durch ein Online-Angebot ergänzt. Eine Jugendausgabe der Straßenzeitung „Trott-war“ erscheint in Zusammenarbeit mit der NOIR-Redaktion. Das Büro zieht in die Fuchseckstraße nach Stuttgart um. Auch im Stuttgarter Büro wird jetzt ein FSJ-Kultur angeboten.

2011 Im Mai findet in Karlsruhe in Kooperation mit der Karlshochschule International University ein Social-Media-Workshop statt. Drei Tage lang werden die 15 Teilnehmer in die Werkzeuge und Instrumente der sozialen Netzwerke eingeführt. Im Landtag von Baden-Württemberg sprechen junge Journalisten mit einem Journalist der Stuttgarter Nachrichten, verfolgen eine aktuelle Debatte und löchern die Abgeordneten im Anschluss mit Fragen.

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In Kooperation mit der Jugendstiftung Baden-Württemberg wird die Recherchefahrt „Rendezvous in Straßburg“ angeboten, bei dem junge Medienmacher den Fernsehsender „Arte“ und das EU-Parlament besuchen.

Neben der Landesgeschäftsstelle in Sersheim wird in der Rosenbergstraße in Stuttgart ein zweiter Standort etabliert. Recherchefahrt zum Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe

2010 Es finden Recherchefahrten zum Badischen Staatstheater, dem baden-württembergischen Landtag und dem SC Freiburg statt. Die Redaktion der NOIR erstellt 5 Ausgaben mit den Titelthemen Medien, Himmel, Abenteuer, Globalisierung und Liebe. Susan Djahangard, Sophie Rebmann und Andreas Spengler erhalten für ihren NOIR-Beitrag „Die Schulhof-Flüsterer“ den alternativen Medienpreis der Nürnberger Medienakademie. In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg entsteht das Projekt „Jungsein im Land“. Autorinnen und Fotografen der Jugendpresse touren durch ganz Baden-Württemberg und führen Interviews mit verschiedenen Generationen, die ihre Jugend in Baden-Württemberg verbracht haben. Vom 3. bis 6. November veranstaltet die Jugendpresse die bundesweiten Jugendmedientage: 600 junge Medienmacher kommen nach Stuttgart und erfahren von Referenten wie dem ehemalgen Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron (SPIEGEL) und Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, nützliche Tipps und mehr zum Thema „In Echtzeit“.

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Verband für junge Medienmacher.

JUGENDPRESSE BW

Die Ausstellung „Jungsein im Land“ gewinnt den Sonderpreis bei DeinDing 2012, dem Jugendbildungspreis Baden-Württemberg.

Ein neues Corporate Design wird entwickelt und ein neuer Markenkern wird geschaffen.

Im Juni findet der Video-Workshop „Macht und Mausklick“ statt.

Miriam Kumpf, Paul Volkwein und Jan Zaiser werden in den Geschäftsführenden Vorstand, Andreas Hensler, Anja Elser, Charlotte Wittnebel, Joel Ibrahim, Luca Leicht und Philipp Zaiser in den Erweiterten Vorstand gewählt und lösen ihre langjährigen Kollegen Kai Mungenast, Sebastian Nikoloff und Sören Binder ab.

Bei der Recherchefahrt nach Berlin besuchen die Teilnehmer die Talkshow „Anne Will“, führen Interviews mit Politikern aller Fraktionen im Bundestag und tauschen sich mit professionellen Hauptstadtjournalisten aus.

Die Jugendpresse Baden-Württemberg feiert ihr 30-jähriges Bestehen.

2012



GESICHTER


„Wir wollen eine Schülerzeitung!“ Interview mit Wolfgang Schäuble

30


In Ihrer Schulzeit haben Sie die Schülerzeitung „Tintenfass“ mitgegründet. Was war Ihr damaliger Antrieb? Ich habe mich in der Schülermitverwaltung engagiert, war Klassensprecher und Schulsprecher. Ich fand, dass eine Zeitung auch dazugehört. Als Vorsitzender der Schülermitverwaltung habe ich dann gesagt: „Wir wollen eine Schülerzeitung!“ Sie haben für den „Schwarzwälder Boten“ als Lokalreporter geschrieben und in der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht. Wäre der Journalistenberuf für Sie Wunschtraum oder Wunschdenken? Meine Berufsvorstellung war nicht so sehr auf Journalismus bezogen, aber ich kann mir vorstellen, dass es ein schöner Beruf ist. Die Voraussetzung aller Politik ist Kommunikation. Wer sich politisch engagiert, der muss seine Meinung auch so formulieren können, dass andere sie verstehen. Damit kann man andere überzeugen.

„Wer sich politisch engagiert, der muss seine Meinung auch so formulieren können, dass andere sie verstehen.“ Wenn sich Jugendliche engagieren, dann treibt diese das Feuer an, sich für die Gesellschaft einzusetzen. Welchen Ratschlag würden Sie im Hinblick auf Ihre spezifische Lebenserfahrung geben? Es gibt Menschen, die wollen Gesellschaft und Gemeinschaft gestalten. Natürlich hat man dann eine Verantwortung und versucht, sich dieser Verantwortung zu stellen. Manche dagegen mögen sich nicht engagieren oder mögen es nicht, irgendwo an der Spitze zu stehen. Da tickt jeder Mensch anders. Überdurchschnittlich viele Politiker waren schon früher engagiert und zum Beispiel Klassensprecher. Ich finde, Engagement verschafft Befriedigung. Ich habe daraus viel Freude erfahren.

Weshalb hat Loyalität bei Ihnen einen so derart hohen Stellenwert? Wahrscheinlich habe ich das von meinen Eltern so anerzogen bekommen. Ich habe einen gewissen Sinn dafür, dass man sich so benimmt, wie man möchte, dass sich andere auch benehmen. Ich finde, Verlässlichkeit ist ein hoher Wert. Das heißt nicht, dass man Anderen zu Willen ist. Ich gelte eher als ein unabhängiger Geist. Doch wenn man loyal ist und sagen kann: „Nein, ich bin nicht hinterrücks oder ich kenne meine Pflichten und meine Verantwortung“, lebt man ganz gut. Denn man kann sagen, dass man mit sich im Reinen ist.

„Ich finde, Engagement verschafft Befriedigung. Ich habe daraus viel Freude erfahren.“ Was macht die Lebenserfahrung, gerade auch mit Beziehungen, mit Freundschaften und auch mit Menschen in Ihrem Umfeld? Die meisten Menschen wollen, nachdem sie ein gewisses Lebensalter erreicht haben, lieber nicht mehr älter werden. Irgendwann muss man akzeptieren, dass man aber doch älter wird. Es macht keinen Sinn, damit zu hadern, wie die Bedingungen menschlichen Lebens sind. Wenn man älter wird, fallen einem manche Dinge schwerer. Man passt sich zum Beispiel nicht mehr so leicht an neue Technologien an – wenn Sie mein Handy sehen würden, würden Sie sagen: „Um Gottes Willen! Gab es im 18. Jahrhundert auch schon Handys?“. Wenn ich mit meinen Kindern und meinen Enkelkindern zusammen bin, dann merke ich immer wieder, wie sehr sich die Welt in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Aber das ist auch schön, denn überwiegend zum Positiven. Und eines ist auch richtig: wenn man älter wird und schon einiges erlebt hat, dann schafft das auch eine gewisse Distanz zu manchen Dingen, vielleicht hat man dann auch manchmal mehr Gelassenheit. von Andreas Hensler

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„Der Schlüssel zum Erfolg ist SpASS an der Sache“ Interview mit Philip Häusser

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Fernsehmoderator und Physikstudent: Ein paar Ihrer ersten Medienerfahrungen haben Sie bei der Jugendpresse Baden-Württemberg gesammelt - wie wichtig ist die Jugendpresse Ihrer Meinung nach als Startrampe für den Nachwuchs? Ich glaube, dass die Jugendpresse einen entscheidenden Teil zu meinem journalistischen Werdegang beigetragen hat. Denn: In der zehnten Klasse habe ich ein Radioprojekt an unserer Schule gestartet. Aber wir wussten eigentlich gar nicht, wie journalistisches Arbeiten funktioniert. Schließlich hatte jemand die Idee, uns bei der Jugendpresse anzumelden. Auf einmal waren wir zusammen mit vielen anderen Nachwuchsjournalisten, die unsere Begeisterung für Medien teilten. Dieses Umfeld war für mich spannend und motivierend – ein toller Einstieg in die Medienwelt. Während Ihrer weiteren Schulzeit und bis zum Abitur waren Sie weiterhin bei der Jugendpresse aktiv, an welche Erlebnisse und Erfahrungen aus dieser Zeit erinnern Sie sich heute noch gern? Am wichtigsten war für mich das Gefühl „Du bist nicht alleine mit dieser verrückten Idee, Medien zu machen“, sondern da sind noch ganz viele Andere, die dir helfen oder denen du helfen kannst. Dieses Gefühl habe ich bei der Jugendpresse kennengelernt. Ebenfalls prägend war meine Mitarbeit beim Jugendpressedienst. Davon habe ich unglaublich profitiert. Denn ich durfte Artikel schreiben, die anschließend von professionellen Redakteuren korrigiert und abgenommen wurden. So wie sich das gehört. Es ist eben wichtig, dass einem das journalistische Handwerk von vornherein sauber vermittelt wird. Wenn du das unter professioneller Anleitung lernst, schleichen sich journalistische Schlampereien gar nicht erst ein. Ihre Jugendpresse-Karriere führte Sie schließlich bis in den Erweiterten Vorstand. Welche Möglichkeiten des journalistischen Netzwerkens, das ja immer wichtiger wird, bietet die Jugendpresse dem Nachwuchs? Ich denke, man lernt bei der Jugendpresse definitiv zu netzwerken und sich mit vielen Leuten

auszutauschen. Es reicht nämlich nicht nur, gut zu sein, sondern es müssen auch die richtigen Leute mitbekommen, dass man gute Arbeit leistet. Das gelingt entweder, indem sie zufällig deine Artikel lesen, deine Radiosendung hören oder deine Fernsehsendung sehen – oder indem du ein klein wenig nachhilfst...

„Es reicht nicht nur, gut zu sein, sondern es müssen auch die richtigen Leute mitbekommen, dass man gute Arbeit leistet.“ Gerade einmal acht Jahre später sind Sie mit 24 Jahren der jüngste Fernsehmoderator in der ARD. Überrascht Sie das manchmal selbst? (Lacht): Ja, das stimmt. Also am lustigsten ist es eigentlich immer, wenn ich mit meinen Großeltern spreche, die sich natürlich jede Woche meine Sendung ansehen. Aber dass das wirklich ich bin, der da im Fernsehen ist, scheint für sie genauso unwirklich zu sein wie für mich selbst. Das ist definitiv ein riesengroßer Traum, der da ein Stück weit in Erfüllung gegangen ist.

„Das Umfeld der Jugendpresse war für mich spannend und motivierend – ein toller Einstieg in die Medienwelt.“ Stichwort Spaß: In der Sendung geht es ja nicht nur darum, Gehirne aufzumotzen (“Braintuning”) und Wissen zu vermitteln, sondern auch zu unterhalten. Wie gelingt das? Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg ist Spaß an der Sache. Das betrifft übrigens nicht nur Fernsehsendungen, sondern auch Schule oder Uni. Wenn der Physiklehrer selbst einfach Lust auf dieses Fach hat, überträgt sich das automatisch auf die Schüler oder in meinem Fall auf das Publikum. Die Herausforderung ist es, die richtige Balance zwischen Unterhaltung und Inhalt zu finden. Nur mit so einer Mischung kann eine Sendung wie “Braintuning” funktionieren. von David Köndgen

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„Lasst euch nicht von Horrormeldungen entmutigen“ Interview mit Bettina Klauser

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Jugendpresse – warum braucht die Medienwelt das? Ein Jugendmedienverband ist eine ideale Plattform für junge Menschen, um sich frühzeitig ein reales Bild von ihrem Traumberuf machen zu können. Hier können sich Jugendliche das nötige Know-how für den Weg in den Journalismus aneignen. Bewerber, die hier und durch Praktika frühzeitig Erfahrungen gesammelt haben, sind meist wesentlich besser auf den Arbeitsalltag in einer Redaktion vorbereitet als der Nachwuchs, der neben einem Kommunikations-Studium nicht nach rechts und links geschaut hat. Wie haben Sie durch die Jugendpresse-Arbeit bei ihrem Einstieg in die Medienbranche profitiert? Mein Engagement bei der Jugendpresse wurde bei jedem Vorstellungsgespräch positiv bewertet, ersetzt aber eine möglichst frühzeitige praktische Erfahrung nicht. Heute ist es extrem wichtig, seinem potenziellen Chef zu zeigen, dass man nicht nur einen Traum hat, sondern auch bereit ist, sich dafür zu engagieren.

Düsseldorf. Dort hat man mir das beste Angebot gemacht. Bis heute habe ich es nie bereut, „auf die andere Seite“ gewechselt zu haben.

„Heute ist es extrem wichtig, seinem potenziellen Chef zu zeigen, dass man nicht nur einen Traum hat, sondern auch bereit ist, sich dafür zu engagieren.“ Ganz gleich ob „die andere Seite“ oder Journalismus: Was ist der Reiz an Medien? Warum haben Sie keine Karriere als Juristin oder Psychologin eingeschlagen? Zur Juristin muss man geboren sein - das bin ich aber definitiv nicht (lacht). Psychologie hätte mich in der Tat auch interessiert, da man auch hierfür ein großes Interesse an Menschen und ihren Geschichten haben sollte. An Medien reizt mich, dass jeder Tag eine neue Herausforderung ist. Man weiß nie, was einen erwartet. Das macht das Arbeitsleben spannend und abwechslungsreich.

Engagement ist ein gutes Stichwort: Wäre Ihr Leben ohne die Arbeit in der Jugendpresse anders verlaufen? Die Jugendpresse war ein Baustein von mehreren, die mich hingebracht haben, wo ich heute bin. Schwer zu sagen, welchen Stein man hätte weglassen können. Auf jeden Fall haben mich die Jahre in der Jugendpresse, die Seminare und die Arbeit im Vorstand ein gutes Stück weiter gebracht auf meinem Weg. Ich möchte sie auf keinen Fall missen, es war eine interessante Zeit mit tollen Leuten.

Eine Herausforderung ist es auch, überhaupt in die Medienwelt einzusteigen. Sind SoftSkills, Kontakte, Erfahrung oder Talent am Wichtigsten? Am Anfang sollte man Talent und Neugierde mitbringen, später sind dann auf jeden Fall die Erfahrung und gute Kontakte entscheidend.

Heute leiten Sie die Pressestelle des Nachrichtensenders n-tv. War diese Richtung von Anfang an Ihr Ziel? Ich wollte immer Journalistin werden, als rasende Reporterin das Weltgeschehen miterleben und dokumentieren. Nach meinem Studium und mehreren Jahren Lokaljournalismus wollte ich etwas anderes ausprobieren und habe drei Bewerbungen abgeschickt: An zwei Redaktionen in München und Hamburg, sowie an eine Agentur für Unternehmenskommunikation in

Was möchten Sie medienbegeisterten Jugendlichen mitgeben? Lasst euch nicht von Horrormeldungen aus dem Journalismus entmutigen! Auch in Zukunft wird sich Qualität durchsetzen und es werden Journalisten und Kommunikationsexperten gebraucht, die ihr Handwerk ordentlich erlernt haben. Ob diese dann im Printbereich tätig sein werden oder Online oder beim Fernsehen, wird sich noch zeigen.

„Auch in Zukunft wird sich Qualität durchsetzen.“

von Markus Erdlenbruch

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„Die Jugendpresse ist mein Hintergrund“ über Adrian Bechthold

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Adrian Bechtold ist etwas gelungen, von dem fast jeder Journalist träumt: Ein Thema anzuheizen, das vorher noch nicht präsent war; mit einem einzigen Text tausende Menschen zu erreichen. Adrian hat nicht nur irgendwelche Menschen erreicht, sondern SPIEGEL-Redakteure, Uli Hoeneß und sogar die Bundeskanzlerin. Gelungen ist ihm das mit seinem Interview „Ein Mann, den es eigentlich nicht gibt“, das 2012 auf fluter.de erschien. Der 26-Jährige sprach dafür mit einem schwulen Fußballbundesligaspieler. „Lange haben wir gesprochen und bis zuletzt war unklar, ob dieses Treffen überhaupt zustande kommt“, schreibt Adrian in den ersten Zeilen. Lange hat er für das Interview recherchiert, sich ein Jahr lang immer wieder mit seinem Gesprächspartner getroffen, um Vertrauen aufzubauen. Wie guter Journalismus funktioniert und wie man Themen anpackt – das hat er schon früh beim Fernsehen gelernt. Und bei der Jugendpresse.

tete er an der Event-Zeitung politikorange mit. Er wurde Mitglied im Jugendpresse-Landesverband Baden-Württemberg und fuhr Anfang 2007 auf das erste Aktiven-Wochenende: drei Tage mit Gleichgesinnten Projekte spinnen. Adrian fing Feuer für die Jugendpressearbeit. Noch an diesem Wochenende gründete er die Verbandszeitung NOIR mit, bei der Jugendliche bis heute unter Anleitung erfahrener Jugendpresse-Aktiven Texte schreiben, fotografieren und layouten können. Besonders aber begeisterte ihn die Mobile Akademie, für die er oft als Teamer im Einsatz war: „Es ist spannend, mit Jugendlichen zu arbeiten und Wissen weiterzugeben.“

Adrian hat nicht nur irgendwelche Menschen erreicht, sondern SPIEGEL-Redakteure, Uli Hoeneß und sogar die Bundeskanzlerin.

Während dieser Zeit holte Adrian auch sein Abitur nach, mittlerweile studiert er in seiner Heimatstadt Mannheim Jura und BWL. Nervenkitzel verspürt er aber nicht bei Paragraphen oder Kalkulationen, sondern wenn er ein Thema in die Hand bekommt, dass vor ihm noch niemand gemacht hat. Als die Server von fluter.de wegen der hohen Zugriffszahlen auf sein Interview abstürzten, wusste Adrian, dass er weiter machen wird mit dem Journalismus – und dass er ohne den Verband für junge Medienmacher nicht so weit gekommen wäre: „Die Jugendpresse ist mein Hintergrund und wir brauchen sie auch weiterhin, um den Nachwuchs zu fördern.“

Schon vor zehn Jahren begann Adrian mit dem Schreiben, bald arbeitete er auch für einen regionalen Fernsehsender in Mannheim. Nach seinem Realschulabschluss entschied er sich jedoch für eine Ausbildung im pharmazeutischen Bereich. Dennoch: Losgelassen hat ihn der Journalismus nicht. 2006 kam er über die bundesweiten Jugendmedientage zur Jugendpresse. Auf der mehrtägigen Veranstaltung arbei-

„Die Jugendpresse ist mein Hintergrund und wir brauchen sie auch weiterhin, um den Nachwuchs zu fördern.“

von Fabienne Kinzelmann

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„Mit der Jugendpresse in die Medienwelt“ über Fabienne Kinzelmann

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FAZ, Spiegel Online, Berliner Morgenpost, diverse junge Magazine und Zeitschriften wie Spiesser, Schekker oder Tonic: Die Liste ihrer veröffentlichten Artikel ist lang. Fabienne Kinzelmann will in die Medien, will hauptberuflich im Journalismus arbeiten. Sie weiß, dass dies nicht einfach ist. „Sinkende Werbeeinnahmen, steigende Produktionskosten und fehlende Bezahlmodelle für Online-Inhalte stellen aktuell große Probleme in der Medienwelt dar“, erzählt Fabienne. Es fehle Geld für ausreichend neue Redakteursstellen, investigative Geschichten und faire Bezahlung. Wenn Fabienne das erzählt wird schnell klar: Karriere- und Bildungsthemen sowie Nachwuchsförderung liegen ihr am Herzen.

Fabienne hat enorm viel Wissen und Erfahrung durch die Jugendpresse erlangt, das sie nun weitergeben will. Schon früh begann Fabienne, sich für das Schreiben zu interessieren. In der 6. Klasse wurde sie von einem Deutschlehrer unterrichtet, dessen Humor und Ausführungen viele Mitschüler überhaupt nicht verstanden. Fabienne fand ihn toll, schnappte jedes Fremdwort auf und freute sich, wenn er seine Tageszeitung mal wieder im Klassenzimmer vergessen hatte. Ab der siebten Klasse schrieb Fabienne leidenschaftlich für die Schülerzeitung. Als die Chefredakteurin dann einfach einen Artikel modifizierte und ihren eigenen Namen darunter schrieb, trat sie sofort aus und fing bei einer sehr engagierten Regionalzeitung an zu schreiben. Die ausführliche Hilfe und Tipps der Redakteurinnen, die Unterstützung und das Zeilengeld, heutzutage alles nicht selbstverständlich, motivierte Fabienne ungemein. So nahm alles seinen Lauf: Neugründung der

Schülerzeitung, Artikel für Jugendmagazine, Auszeichnungen. Währenddessen kam Fabienne über einen Freund mit 16 zur Jugendpresse und nahm gleich das volle Programm mit: Recherchefahrten, Workshops und Seminare, Wettbewerbe, die Jugendmedientage. Dadurch lernte sie nicht nur dazu, sondern traf viele motivierende junge Menschen. „Schnell arbeitete ich in Projekten mit, konnte mein Können bei der Programm- und PR-Arbeit einbringen und viel in Sachen Projektmanagement lernen.“ Gerade deshalb ist die Jugendpresse so wichtig, meint auch Fabienne. Junge Medienmacher brauchen eine Plattform, durch die sie sich mit anderen austauschen, gegenseitig antreiben und gemeinsam Projekte entwickeln können.

Junge Medienmacher brauchen eine Plattform, durch die sie sich mit anderen austauschen, gegenseitig antreiben und gemeinsam Projekte entwickeln können. Die Jugendpresse und den journalistischen Nachwuchs will Fabienne auch in Zukunft durch Projekte und Bildungsarbeit unterstützen. Fabienne hat enorm viel Wissen und Erfahrung durch die Jugendpresse erlangt, das sie nun weitergeben will. Arbeiten will sie später am liebsten in einem Magazin-Ressort, wo nicht immer tagesaktuell gearbeitet werden muss. Schon heute erscheinen viele ihrer Artikel in Ressorts wie „Beruf & Chance“ oder den Spiegel-Portalen „Schulspiegel“ und „Karierrespiegel“. In dieser Richtung kann sich Fabienne einiges vorstellen. Passt auch irgendwie zur Jugendpresse. von Markus Erdlenbruch

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VERBAND


Was ist eigentlich Jugendpresse? Für unsere Großeltern sind wir ständig „für die Zeitung unterwegs“, für die Kollegen in unserer Bürogemeinschaft „die Jungen“. Wir organisieren Großveranstaltungen, moderieren Radiosendungen, erledigen Büroarbeit, treffen spannende Partner und sitzen in Gremien. Doch was macht Jugendpresse so einzigartig? Ein Erklärstück in vier Teilen.

Wir arbeiten mit Begeisterung. Uns treibt die Leidenschaft fürs Medienmachen an. Jugendpresse sind begeisterte junge Menschen, die mit junger Projektarbeit viel bewegen können und immer noch mehr erreichen wollen. Unser Umgang untereinander ist geprägt von Leistungsbereitschaft, Vertrauen und Offenheit. Wir sind jung, doch nicht chaotisch. Der Anspruch, den wir an uns selbst haben, ist hoch. Wer Teil der Jugendpresse-Familie ist, will Verantwortung übernehmen: für sich selbst, die anderen und vor allem für das Gelingen spannender Projekte. Und das Wichtigste an der Familie ist: Sie hält zusammen und unsere individuellen Stärken summieren sich zu einem Gesamtpaket, mit dem wir unschlagbar werden. Vor allem, wenn es darum geht, anzupacken und spannende Projekte umzusetzen.

Unser Team

Unser Netzwerk

Manche sagen, Jugendpresse ist wie eine große Familie. Man müsste ergänzen: Patchwork-Familie. Familienpsychologen würden über unsere Familiendefinition die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wir finden: Für uns ist diese Familie genau richtig. Wir fühlen uns wohl.

Tradition klingt ziemlich altmodisch und passt deswegen eigentlich nicht zu uns. Trotzdem ist es Tradition, wenn wir mit anderen Organisationen oder Förderpartnern im immer gleichen schwäbischen Restaurant essen gehen – weil wir wissen, dass die Qualität der Maultaschen (auch: Herrgottsbscheißerle) dort gleichbleibend gut ist.

Bei uns hat jeder andere Eltern: Die einen wurden als IT-Experten geboren, den anderen wurde ihre Bestimmung, bewegende Texte zu verfassen, in die Wiege gelegt. In unserer Entwicklung haben wir viele Paten: Das sind Studiengänge, die uns wichtiges Know-how für unsere Arbeit liefern, Praktika, während der wir unsere praktischen Fähigkeiten austesten und erweitern sowie Ehrenämter, die unsere sozialen Fähigkeiten schulen.

Jugendpresse wird von jungen Medienmachern gemacht. Diese Authentizität macht uns einzigartig.

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Mit unserem KompetenzNetzwerk setzen wir Projekte um – in Print, Online, Video und Ton. Die erfolgreiche Zusammenarbeit, die die Jugendpresse mit ihren Partnern pflegt, ist dabei alles andere als ein Herrgottsbscheißerle: Die Arbeit in unserem Netzwerk ist gekennzeichnet von Offenheit und Transparenz. Wir haben an uns den gleichen hohen Anspruch wie an unsere Partner in puncto Zuverlässigkeit und


Professionalität. Wir setzen junge Ideen verantwortungsbewusst um – und werden deshalb ernst genommen. Unsere Partner wissen das zu schätzen – deswegen arbeiten wir mit vielen seit Jahren erfolgreich zusammen. Dazu gehören sowohl große und namhafte Verlagshäuser als auch junge Agenturen, die eine Nische gefunden haben und diese erfolgreich bedienen. Mit der gleichen Begeisterung, wie wir langjährige und bewährte Kontakte pflegen, gehen wir auf neue Partner zu – oder diese auf uns.

Jurytätigkeit und Expertentum Experte zu sein ist harte Arbeit. Als Jurymitglied beim Jugendbildungspreis sichtete eine Vertreterin der Jugendpresse die Unterlagen von 120 Projekten, die sich für den Preis beworben hatten. Andere schmökern in Schülerzeitungen aus ganz Deutschland, um die Sieger beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder herauszufinden. Den Weg ins Kultusministerium finden wir mittlerweile im Schlaf. Daran, dass wir in sämtlichen Gremien den Altersdurchschnitt senken, haben wir uns in der Zwischenzeit gewöhnt. Unsere Partner wissen, dass uns unsere Jugendlichkeit auszeichnet und wir unsere Zielgruppe genau kennen – schließlich arbeiten wir jeden Tag mit und für sie. Deswegen spitzt die Landesregierung die Ohren und hört genau zu, was wir zum Thema außerschulische Jugendarbeit zu sagen haben. Wir wissen ein einzigartiges Netzwerk hinter uns und nehmen dessen Vertretung sehr ernst.

Unsere Expertise ist gefragt. Man munkelt, dass einige Jugendpressler in Sitzungssälen leben und ihren Kalorienbedarf durch Häppchen decken. Das Gerücht von den in Sitzungssälen lebenden Jugendpresslern stimmt übrigens nicht ganz. Expertentum kommt schließlich nicht von irgendwo. In unserem Fall kommt es von der täglichen Arbeit mit der Zielgruppe: kompe-

tent, aktuell und auf Augenhöhe. Diesen Weg werden wir weitergehen - zwischen praktischer Arbeit und Sitzungssaal.

Awards und Auszeichnungen Sie ziert unser Büro und macht uns jeden Tag stolz: unsere Urkundensammlung. Das Schulungs- und Fortbildungsangebot der Jugendpresse ist ebenso preisgekrönt wie das Flashazine, ein multimediales Magazin mit einzigartiger Navigation. Auch für journalistische Qualität haben Autoren der Jugendpresse einen Preis abgeräumt: Für die große Ausdauer und Beharrlichkeit, mit der Autoren der NOIR über mehrere Monate für den Beitrag „Die Schulhof-Flüsterer“ recherchiert haben, gab es den Alternativen Medienpreis in der Kategorie Print. Die Jugendausgabe, die wir gemeinsam mit den Kollegen der Straßenzeitung Trott-war herausgaben, ist ebenso preisgekrönt wie ein Ausstellungsprojekt zum Landesjubiläum, das wir mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg realisiert haben.

Unsere Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet: Das macht uns stolz und spornt uns an, in Zukunft noch besser zu werden. In den Wettbewerben müssen sich die Projekte der Jugendpresse mit den Einreichungen derer messen lassen, die hauptamtlich in der Jugendarbeit tätig sind und ganz andere finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen haben. Dass die Jugendpresse in dieser Liga mitspielt und den Vergleich keinesfalls scheuen muss, zeugt von der Einzigartigkeit unseres Angebots und dem unermüdlichen Engagement aller, die täglich ihrer großen Leidenschaft nachgehen. Auch wenn wir nicht für Urkunden arbeiten – eine schöne Motivation sind sie dennoch. Die Auszeichnungen zeigen, dass unser Angebot wahrgenommen wird, den Zeitgeist trifft und bei der Zielgruppe ankommt. Und sie spornen uns an, jeden Tag besser zu werden. von Miriam Kumpf

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Leitbild Wir haben uns vier Leitsätze gegeben, an denen wir uns und unsere Arbeit messen lassen möchten:

¥¥ Wir arbeiten mit Begeisterung. Uns treibt die

Leidenschaft fürs Medienmachen an. Jugendpresse sind begeisterte junge Menschen, die mit junger Projektarbeit viel bewegen können und immer noch mehr erreichen wollen. ¥¥ Wir sind jung und organisiert. Wir haben an uns den

gleichen hohen Anspruch in puncto Zuverlässigkeit und Professionalität wie an unsere Partner. Wir setzen junge Ideen verantwortungsbewusst um. ¥¥ Jugendpresse heißt: junge Medienmacher für junge

Medienmacher. Wir agieren auf Augenhöhe. Wir sind Begleitung, nicht Bevormundung. Wir wissen Dinge nicht besser, doch wir finden sie gemeinsam heraus. Unsere Authentizität macht uns einzigartig. ¥¥ Uns kennzeichnet Offenheit & Transparenz. Wir

sind offen für neue Menschen und ungewöhnliche Wege. Unser Umgang untereinander und gegenüber Mitgliedern wie Partnern ist geprägt von Leistungsbereitschaft und Vertrauen. Wir kennzeichnen Kooperationen und Werbung. Das Vertrauen unserer Mitglieder qualifiziert uns als den Verband für junge Medienmacher.

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RECHERCHEFAHRTEN Auf ein- oder mehrtägigen Recherchefahrten besuchen wir spannende Orte und gehen aufregenden Themen auf den Grund. Das Themenspektrum ist vielfältig: vom Fernsehstudio über Bunkeranlagen, vom Kernkraftwerk über Flugsicherungszentralen bis hin zum Theater.

QUALIFIZIERTES ENGAGEMENT Die Fort- und Weiterbildung der jungen Menschen, die sich bei uns engagieren, liegt uns am Herzen. So bringen wir sie nicht nur persönlich weiter, sondern stärken auch das Know-how in unseren Teams. Im Rahmen der Jugendleiter-Card setzen wir durch eigene Schulungsreihen neue Akzente in der Jugendarbeit. Die Fort- und Weiterbildung der jungen Menschen, die sich bei uns engagieren, liegt uns am Herzen. So bringen wir sie nicht nur persönlich weiter, sondern stärken auch das Know-how in unseren Teams. Im Rahmen der Jugendleiter-Card setzen wir durch eigene Schulungsreihen neue Akzente in der Jugendarbeit.

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JUGEND-PRESSEAUSWEIS Den bundesweit einheitlichen Jugend-Presseausweis erhalten junge Journalisten bis 27 Jahre gegen halbj채hrlichen Nachweis ihrer journalistischen T채tigkeit. Er hilft ihnen bei ihrer t채glichen Arbeit und ist eine Anerkennung ihres Engagements.

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JUGEND MEDIEN TAGE Medienmachen hautnah: Die Jugendmedientage sind der größte Kongress für junge Medienmacher in Süddeutschland und zählen zu den Höhepunkten im Jugendpresse-Jahr.

Sich mit anderen Medienmachern austauschen, neue Kontakte knüpfen, die eigenen Fähigkeiten erweitern und abends auf der Party mit den Referenten auf eine gelungene Veranstaltung anstoßen: Seit 2007 finden mehrtägige Jugendmedientage in Baden-Württemberg statt. Junge Medienmacher reisen mit Schreibzeug, Kamera, Schlafsack, Isomatte und viel Neugier im Gepäck an und freuen sich auf ein Wochenende, an dem sich alles nur um eines dreht: Medien. Die Leidenschaft und Begeisterung der jungen Teilnehmer für das Medienmachen stehen hier im Vordergrund und werden aktiv gefördert. Egal ob Schülerzeitungsredakteur, Hobbyfotograf, Blogger oder Filmliebhaber - die mehrtägige Veranstaltung bietet medieninteressierten Jugendlichen die geeignete Plattform ihr mediales Wissen zu vertiefen. Sie zeigt berufliche Perspektiven auf, vermittelt wichtige Medienkompetenzen und betrachtet die Medienlandschaft aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein dreitägiger Kongress erfordert viel Organisationstalent, Erfahrung und Engagement. Die Jugendmedientage werden von einem zehnköpfigen jugendlichen Team organisiert. Über 50 engagierte Jugendpressler liefern neue Impulse und kreative Ideen und unterstützen die

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Veranstaltung vor Ort. Referenten vom Bahnhof abholen, Beamer aufbauen, Teilnehmer wecken – die Veranstaltung lebt von dem unermüdlichen Engagement ihrer ehrenamtlichen Helfer, ohne die das umfangreiche Programm nicht zu stemmen wäre. Theoretische Grundlagen, Praxisanteile und ein kulturelles Rahmenprogramm sind ausgewogen aufeinander abgestimmt und geben den Teilnehmern die Möglichkeit, sich ihr individuelles Tagungsprogramm zusammenzustellen. Workshops in den Bereichen Print-, Online-, Foto-, Video- und Radiojournalismus bilden dabei den zentralen Programmpunkt. Hier können die Nachwuchsjournalisten ihre technischen und kreativen Fähigkeiten verbessern und gemeinsam mit Experten journalistische Beiträge erstellen. Diskussionsrunden und Exkursionen zu Medienunternehmen sind weitere Elemente, die sich im Kongressprogramm etabliert haben und die Vielfalt der Medienwelt erlebbar machen. Hier wird der Austausch zwischen Teilnehmern und Experten der Medienbranche aktiv gefördert: Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, persönliche Gespräche zu führen, wichtige Kontakte zu knüpfen und spannende Einblicke in die Berufswelt zu gewinnen. Als Veranstalter freut sich die Jugendpresse BW in jedem Jahr namhafte Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur auf den Jugendmedientagen begrüßen zu können. Als gemeinnütziger Verein funktionieren unsere Projekte nur mit zugkräftigen Partnern. So arbeiten wir auch im Rahmen der Jugendmedientage mit vielen Partnern zusammen. Diese profitieren von unserer Authentizität und treten in Kontakt mit einer Zielgruppe, die überdurchschnittlich stark engagiert ist. Egal ob Teilnehmer, Teamer, Partner oder Workshopreferent: Sie alle schätzen die besondere Atmosphäre der Veranstaltung, bei der uns Augenhöhe ganz besonders wichtig ist. Und so heißt es für viele: Bis nächstes Jahr auf den Jugendmedientagen. von Irina Blesch


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NOIR Die Noir ist eine Talentschmiede.

Schauplatz Stuttgart-Ostend: Auf dem ehemaligen Fabrikgelände Kübler-Areal ist ein Zentrum der Kreativwirtschaft entstanden. Mitten drin das Büro der Jugendpresse BW: im vierten Stock, hoch über den Dächern der Landeshauptstadt. Neun junge Redakteure sitzen um einen Tisch. An einer Wand kleben 63 runde Notizzettel in fünf Reihen: Orangefarben, grün, weiß, blau, rosa und gelb. Beschriftet in rot, grün und schwarz. Es ist der Beginn einer neuen NOIR-Ausgabe, dem Magazin für mehr als 3000 junge Menschen auf ihrem Weg in den Journalismus. „Die NOIR ist die Seele der Jugendpresse“, sagt Sabine Kurz. Denn das Magazin ist auch Lehrredaktion. Soll heißen: Hier lernen junge Medienmacher, können sich kreativ austoben, schreiben für junge Menschen über junge Themen. Zielgruppe sind Schüler und Studenten. In einer Art Patenmodell erhält jeder Autor Feedback von erfahrenen Jungredakteuren. Und so dient das Magazin auch als Brücke zwischen den Schülerzeitungen und der großen, weiten Medienwelt. Chefredakteurin Anika Pfisterer bringt es auf den Punkt: „Die NOIR ist ganz klar eine Talentschmiede.“ Bei der Themenfindung sind alle gleich, ob Chefredakteurin, erfahrener NOIR-Redakteur oder Neuling: Jeder Vorschlag ist wichtig, klebt nun als Pool der Ideen an der Wand. Die Zettel sind etwa mit „Jesus“, „Mobbing“, „Schwarzes

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Schaf“ oder „berühmte Außenseiter“ beschriftet. Nach dem Brainstorming der Redakteure geht es in die nächste Runde: Themendiskussion und -vergabe. „Wer will eines der Themen, die er vorgeschlagen hat, übernehmen?“, fragt Anika Pfisterer. Geboren wurde das Magazin NOIR lange nach der Jugendpresse Baden-Württemberg, im Mai 2007. Mittlerweile sind 27 Ausgaben erschienen. Mit Themen so abwechslungsreich wie der Journalismus selbst: „Glück“, „Familie“, „Europa“, „Märchenhaft“, „Unterwegs“, „Amerika“ und, und, und... Nach der Redaktionssitzung wissen die anwesenden Autoren Länge und Themen ihrer Artikel. Ein Großteil der weiteren Organisation läuft per E-Mail ab. Etwa die Themenvergabe an weitere Autoren. Nun steht auch der Artikelplan. Für die Autoren gilt recherchieren, schreiben, abgeben. Anschließend erstellt Alexander Schmitz, Chef vom Dienst, den Layoutplan. Fehlt nur noch Texte redigieren, Layout, Lektorat und Druckauftrag. Rund 60 Tage nach der Redaktionssitzung ist es so weit - eine weitere Ausgabe des jungen Magazins der Jugendpresse Baden-Württemberg erscheint. Anika Pfisterer blickt voraus: „Das tollste Gefühl ist jedes Mal, die fertige NOIR-Ausgabe aus dem Umschlag zu ziehen.“ von David Köndgen


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DIE MOBILE MEDIENAKADEMIE Die Mobile Medienakademie ist ein Ein-Tages-Workshop, bei dem zwei ausgebildete Teamer der Jugendpresse Baden-Württemberg an eine Schule oder zu einer Jugendgruppe kommen. Das Angebot richtet sich an alle Schulen, die an der Gründung oder Weiterentwicklung eines Schülermediums interessiert sind – sei es die Schülerzeitung, das Schulradio oder die Schulwebsite. Auch Organisatoren von Schulprojekttagen, die die Medien-Kompetenz ihrer Schüler fördern oder auch andere Jugendverbände, die ihre Publikationen und Presseberichte verbessern möchten, sind eine Zielgruppe des Angebots. Es gibt zwei verschiedene Wahl-Module für die Workshops: Zum einen gibt es das Modul „Medien machen“ und zum anderen das Modul „Medien verstehen“. Das Themenspektrum ist breit gefächert. Von Redaktionsorganisation,

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Layout und Finanzierung bis hin zu Fotografie und Radio bietet die Mobile Medienakademie viele Einsatzmöglichkeiten. Auch im Bereich Schülerzeitungszensur gibt es Bedarf. Der Termin, der Inhalt sowie das Modul eines Workshops werden gemeinsam und individuell mit der Schule abgesprochen. Unsere Teamer sind selbst noch Schüler und Studenten. Sie führen mit den teilnehmenden Schülern keinen Frontalunterricht durch, sondern vermitteln ihr Wissen auf Augenhöhe – ein wesentliches Charakteristikum unserer Mobilen Medienakademie. Dadurch ist ein lebendig gestalteter Workshop möglich, den die Teilnehmer aktiv mitgestalten. Die Teamer bringen ihre eigenen Erfahrungen, besonders im Schülerzeitungsbereich, mit ein und können so den Schülern gezielt bei Fragen und Problemen helfen.


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RADIO Im August 2010 waren Aktive der Jugendpresse BW das erste Mal bei der Jugendstil-Redaktion im Freien Radio für Stuttgart zu Gast und hatten Gelegenheit, die Radiowelt hinter dem Mikrofon kennenzulernen. Aufgrund der positiven Resonanz wurden in Zusammenarbeit mit der Jugendstil-Redaktion weitere Sendungen produziert, bei denen sich die Jugendlichen der JPBW auch aktiv an der Produktion von Beiträgen beteiligten, die Moderatoren unterstützten und über die Arbeit der Jugendpresse BW berichteten. Allen war schnell klar, die Jugendpresse ist mehr als Print – sie ist crossmedial. Anfangs wurde das Team noch betreut, bis nach und nach die Aktiven der Jugendpresse BW das Ruder selbst in die Hand nahmen und Anfang 2011 die erste Sendung komplett eigenständig produzierten. Alles unter dem redaktionellen Dach von Jugendstil.

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Seit September 2011 stehen die jungen Radiomacher vollständig auf eigenen Beinen: Losgelöst aus der Jugendstil-Redaktion und deren Sendung gehen die Jungjournalisten der Jugendpresse BW jeden zweiten Dienstag pro Monat on Air und berichten live aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit selbst produzierten Beiträgen, Moderationen und Musik. Sie hatten schon Studiogäste, Livemusik von Stuttgarter Bands und Telefonate mit Zuhörern – genauso wie sich die Redaktion eine abwechslungsreiche, informative und jugendgerechte Radiosendung vorstellt. Jeder Aktive kann ein Teil der Redaktion werden, Beiträge produzieren, die Regler am Mischpult bedienen oder moderieren. Weltweit lässt sich die Sendung im Web als Livestream unter www.freies-radio.de hören.


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NEUES CORPORATE DESIGN Mit dem neuen Corporate Design geben wir der Jugendpresse BW ein frisches Gesicht: Wir verstehen uns als Mittler eines Lebensgefühls, das Kreativität und Kompetenz mit hohen Qualitätsansprüchen vereint. Wir versteifen uns nicht nur auf Print, sondern bieten ein breit gefächertes Angebot an, das alle Medienbereiche abdeckt. Diese Idee spiegelt auch das neue Logo wieder: Die Farben und Facetten zeigen, wie bunt das Angebot der Jugendpresse BW ist. Gerade in Projekten wie den Jugendmedientagen BW mit Workshops zu Print, Audio, Film und Online kommt dieser Ansatz besonders gut durch. Darüber hinaus decken wir mit NOIR, Radio, Schulmeistervideo, Social-Media-Workshop, etc. alle Medienbereiche ab. Bei dem Markenauftritt der Jugendpresse BW stehen Motive mit Gulal Pulver im Mittelpunkt. Diese finden sich in dem kompletten Portfolio unserer Kommunikationskanäle wieder. Für das 30-jährige Jubiläum wurde eine neue Webseite gelauncht, ein anspruchsvoller und aufwändiger Imagefilm mit Slowmotiontechnik produziert und das neue Corporate Design bei allen Projekten und Publikationen implementiert.

JUGENDPRESSE BW Verband für junge Medienmacher.


Andreas Hensler verantwortet als Projektleiter Konzeption und Umsetzung von Publikation, Imagefilm, Websiterelaunch und Corporate Design.

Jan Zaiser betreut als Vorstandssprecher die Publikation.

Carola Henck betreut die Aufarbeitung der Verbandsgeschichte.

Fabienne Kinzelmann bringt ihr Wissen als Beraterin bei der Seitenplanung ein.

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MITWIRKENDE

Maximilian Sprengholz arbeitet f端r die Agenturgruppe fischerAppelt und ist Art Director dieser Publikation.

BESTEN DANK AN... David K旦ndgen Miriam Kumpf Markus Erdlenbruch Laura Ilg Irina Blesch Raphael H端hnerfauth Hagen Wagner Kevin Weber Alexander Schmitz ist als Fotograf f端r eine Vielzahl der Portraits verantwortlich.

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IMPRESSUM Herausgeber Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. Fuchseckstr. 7 70188 Stuttgart www.jpbw.de Projektleitung & Redaktionsleitung Andreas Hensler Art Director Maximilian Sprengholz Autoren und Mitarbeiter David Köndgen, Miriam Kumpf, Carola Henck, Fabienne Kinzelmann, Markus Erdlenbruch, Jan Zaiser, Laura Ilg, Irina Blesch, Jan Zaiser Fotografien Alexander Schmitz (Seiten 6, 32, 36, 42, 58, 59, 62 und 63), Raphael Hühnerfauth/ photothek.net (Seite 34), Hagen Wagner (Seiten 44 und 60), Sebastian Czub (Seite 38), n-tv (Seite 40), Bildarchiv Jugendpresse BW (Seiten 8, 11, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 21, 26, 27, 28, 29, 30, 48, 49, 50, 51, 53, 55, 57 und 59) V.i.S.d.P.: Jan Zaiser (Anschrift wie Herausgeber) Druck Offizin Scheufele, Druck und Medien GmbH + Co.KG, Tränkestrasse 17, 70597 Stuttgart



JUGENDPRESSE BW Verband f端r junge Medienmacher.


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