Die 4. Dimension - Kletter- und Boulderlehrbuch

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Die

Gerald Krug

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. Dimension Kletter- und Boulderlehrbuch


In diesem Buch erwähnte Klettergebiete Mitteleuropas

Masserverteilung im menschlichen Körper

Die Gewichtsanteile von Kopf, Armen, Beinen und Rumpf sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Um eine ungefähre Vorstellung von den Verhältnissen zu bekommen, sind in der Grafik einige anthropometrische Mittelwerte aufgeführt.


„Durch seine Leidenschaft lebt der Mensch, durch seine Vernunft existiert er nur“. Nicolas Sébastien Chamfort

Die 4. Dimension Kletter- und Boulderlehrbuch Geoquest Kletterlehrbuch Teil 3 - Das Bewegungsbuch Gerald Krug

Layout: Jakob Schlademann Zeichnungen und Comics: Mara Herzog Bearbeitung Trainings- und Wettkampfkapitel: Christiane Hupe mit Fotos von open-air-image.de, Jörg Zeidelhack, Helmut Schulze, Pirmin Bertle, Christoph Deinet und vielen anderen ( Seite 413)

1. Auflage Halle, 2009 Geoquest ISBN 978-3-00-027868-6 Titelbild: Dirk Uhlig in L’ami de tout le monde 8b (10), Céüse (Frankreich).

Foto: Pirmin Bertle


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Inhalt 1 Klettern und Bouldern lernen 4 Grundsätze der Bewegung in der Vertikalen 6 Füße und Tritte 26 Griffe und Hände 38 Körperschwerpunktarbeit 54 Dynamisches Klettern 58 62 Sprünge 2 Flach-Steil-Ultrasteil Liegende Wände und Reibungen Senkrechte Wände Überhängende Wände Dächer

72 74 88 98 122

3 Felsstrukturen Kanten Verschneidungen Hangeln Kamine Risse Lochklettereien Leistenklettereien Sinterklettereien Quergänge

138 140 148 156 166 178 224 230 234 242

4 Bouldern spezial Ausrüstung Sicherheit Bouldertaktik

252 256 262 270

5 Routenklettern Die Kletterreise planen Den Klettertag planen Ruhepunkte Onsight Flash Rotpunkt Toprope und Free Solo

282 284 288 291 300 309 310 321

6 Training Theoretische Grundlagen Rahmenbedingungen Ziele Planung Inhalte Verletzungen

328 330 336 340 343 354 372

7 Wettkampf Hierarchien Ablauf der Wettkämpfe

384 386 389

Anhang Glossar Danksagung Literatur Über den Autor Schwierigkeitsbewertungen

398 399 406 408 409 410


Einleitung

Ob draußen, ob drinnen: Bouldern macht Spaß! Jule Winter beim 23-Boulder-Wettkampf in Leipzig

Felsgefühl und Höhenerlebnis beim Klettern. Axel Richert steigt Klein aber fein VIIIa (7-), Heringsgrundscheibe (Elbsandsteingebirge) Foto: Helmut Schulze


Leidenschaft Klettern „Ich jumpe zum Sloper den ich patschend gerade so fixieren kann, bevor der Auswärtsschwung mich in Richtung Off zu katapultieren droht. Schnell reiße ich den nächsten Crimper an, den ich durchdynamisiere, bis sich ein Cut an meiner Fingerkuppe bildet. Die andere Hand schießt zum Zwickerl, das ich zusammenpresse, bis das Wasser rausläuft. Nur zusammen mit einem üblen Presser bekomme ich meinen Schwerpunkt stabilisiert, um den entscheidenden Toehook zu setzen. Nun ein letzter move zur rettenden Ausstiegskelle, bevor ich entspannt ausmanteln kann.“

Kletterchinesisch? Ja, aber nicht hier! In diesem Werk werden die Bewegungstechniken einzeln und so detailliert, wie in keinem anderen Buch dargestellt. Und das ohne Kletterchinesisch, dafür aber mit

klaren Grafiken, attraktiven Fotos und den Erklärungen der wichtigen Fachbegriffe. Wir konzentrieren uns dabei auf Körper und Geist und behandeln Bouldern und Klettern als Einheit. Ausrüstungs- und Sicherungsfragen klammern wir aus, um uns ganz der Bewegung am Fels zu widmen. Spaß an der Bewegung draußen und drinnen, Naturerlebnis und ein gesundes Gemeinschaftsgefühl begleiten uns auf unserer Forschungsreise durch die wunderbare Bewegungswelt des Klettersports. Stationen

dieser Reise werden neben den einzelnen Techniken zur Überwindung der unterschiedlich steilen Wandneigungen und der konkreten Bewegungsprobleme auch die schönen Klettergebiete Mitteleuropas sein. Diese Gebiete sind unsere Heimat und bieten uns so unglaublich viele Bewegungsaufgaben, dass man nur staunen kann. Komm mit auf die Reise und probiere die Vielfalt der Bewegungen beim klettern!

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Einleitung Leidenschaft Klettern

Die Arbeit mit dem Lehrbuch Dieses Buch ist im Bausteinprinzip geordnet. Im 1. und 2. Kapitel werden grundlegende Tritt- und Grifftechniken sowie die Arbeit mit den Beinen und der Körperpositionierung vorgestellt und anhand von Fotos und Grafiken anschaulich und nachvollziehbar erläutert. Dabei bekommen wir einen Überblick über die Klettergrundtechniken, können damit das Klettern systematisch lernen und von Anfang an sicherstellen, die richtigen Bewegungsmuster zu entwickeln. Denn einmal falsch gelernte Techniken lassen sich im Nachhinein nur sehr schwer wieder korrigieren. Im 3. Kapitel werden diese Grundtechniken entsprechend der zu bewältigenden Probleme zu Bewegungsabläufen kombiniert. Wir lenken unser Augenmerk auf die an der Wand anzutreffenden Felsstrukturen und versuchen, die durch sie entstehenden Bewegungsaufgaben zu lösen.

Risse sind faszinierende Kletterlinien. Eine saubere Technik lässt sie zum Vergnügen werNicole Cremer im Irrgarten 6, Mayen den. (Deutschland) Foto: Sebastian Weitzel

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Die Kletterprobleme werden immer in folgender Reihenfolge untersucht: 1. Fuß- und Beinarbeit 2. Arme und Hände 3. Körperschwerpunktverlagerung 4. Taktik und Psyche

Zu jedem Kletterproblem, seien es Dächer, Kanten, Schulterrisse oder andere, gibt es Routenbeispiele aus den Klettergebieten Mitteleuropas, die von Gebietskennern ausgewählt wurden. In diesen Beispielrouten kann die erforderliche Technik besonders gut erfahren werden. Nicht alle dieser Routen sind anfängertauglich oder besonders üppig abgesichert. Über solche Details informiere man sich also vor dem Losklettern in den regionalen Kletterführern. Wenn du Fortgeschrittener bist, bietet dir das Buch die Möglichkeit des Kennenlernens neuer Bewegungsabläufe und Methoden zum Bewältigen bisher vernachlässigter Klettertechniken (z.B. Rissklettern). Darüber hinaus werden die Besonderheiten des Boulderns als inzwischen eigenständiger Kletterdisziplin betrachtet (4. Kapitel). Einen Leitfaden für Klettern von Projekten im persönlichen Grenzbereich liefert das 5. Kapitel und mit dem 6. und 7. Kapitel (Training und Wettkampf) wagen wir


Leidenschaft Klettern den Sprung in die Professionalität. Im Anhang gibt es ein Glossar, welches die im Buch verwendeten Kletterfachbegriffe kurz erläutert und auf ihre Seitenposition im Text verweist. So kann man zum Beispiel spezielle Klettertechniken schnell und gezielt suchen. Man muss nicht jeweils das gesamte Kapitel beherrschen, bevor man in die raufelsige Wirklichkeit enteilt. Man kann sich einfach einen Baustein heraussuchen (zum Beispiel „Klettern von Dächern“), diesen Abschnitt studieren und dann in der Praxis anwenden. Die anderen Bausteine können dann bei Bedarf hinzukommen. So kann sich der Anfänger Stück für Stück das notwendige Wissen erarbeiten und unter fachkundiger Anleitung am Fels oder in der Boulderhalle festigen. Das Buch gibt dabei die Vorlagen, die Klettertechniken wirklich lernen kann man dann nur unmittelbar an Fels und Boulderwand durch Nachahmen, Herumprobieren und schließlich Auf-sich-selbst-zuschneiden. Denn

jeder Mensch ist anders, hat unterschiedliche Größe, Gewicht, Hebelverhältnisse und Beweglichkeit. Klettern ist eine vielschichtige Angelegenheit, die individuell völlig unterschiedlich wahrgenommen wird. Für Bewegungsprobleme gibt es immer mehrere Lösungen. Je nach körperlichen Voraussetzungen klettert der eine statischer als der andere oder findet einen völlig abweichenden Lösungsansatz als alle anderen. Es gilt: „Wer’s klettert, hat recht!“ Diese große Bandbreite an möglichen Lösungen ist es, die den Sport so unglaublich vielfältig und interessant macht. Unser Lehrbuch gibt deshalb immer nur Vorschläge für die Bewältigung von Bewegungsproblemen. Es ist weit davon entfernt, als der Weisheit letzter Schluss gelten zu wollen. Denn für das Klettern gilt mehr als für alles andere: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Wir klettern im dreidimensionalen Raum. Wir üben, trainieren und kämpfen, um in ihm schwerer klettern zu

können. Eine vierte Dimension lassen wir dabei aber allzu oft außer Acht und berauben uns damit vieler Möglichkeiten, Hemmnisse abzubauen und Grenzen zu durchbrechen. Diese vierte Dimension ist allerdings nicht außen zu suchen, sondern der Raum in unserem Kopf. Unsere Gedanken und Gefühle, die Psyche und natürlich auch kognitive Leistungen sind beim Klettern entscheidendere Faktoren, als Bizeps und Affenfaktor. Diese in ihrer Bedeutung oft unterschätzte 4. Dimension soll in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen und spiegelt sich deshalb im Titel wider. Dies ist die erste Auflage der 4. Dimension. Wie immer, wenn man neue Wege geht, ist nicht alles perfekt. Kletterlehrmeinungen befinden sich im steten Wandel und allein der Austausch darüber kann viel lehren. Hinweise und Anregungen nimmt der Autor deshalb immer gern entgegen: gerald_krug@yahoo.de

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