Neocorus

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Chronik für einen Chronisten

Als Radierer und Maler erlernt man eine der wichtigsten darstellerischen Lügen: Die plastische Tiefe jeder natürlichen Wahrnehmung auf lediglich zwei verfügbare Dimensionen von Skizzenblatt oder Leinwand zu reduzieren. Das Instrumentarium hierfür ist überschaubar. Perspektive und Schatten schaffen eine Illusion, die den Betrachter im günstigsten Fall in die Szene hineinzuziehen vermag. Ganz anders sieht die Herausforderung für den Plastiker oder Bildhauer aus. Er ist dem Edikt der Dreidimensionalität ohne spektakuläre Ausweichmöglichkeiten verpflichtet. Eine zu ausgeprägte Routine kann dem Maler sogar zum Verhängnis werden. Ein Unterfangen also, das neben guten handwerklichen Kenntnissen ein gesundes künstlerisches Selbstvertrauen bedingt.

Auf den nachstehenden Seiten wird in der Art eines Lehrheftes der gesamte Vorgang eines Fertigungsprozesses aufgezeigt, der sich seit dem Mittelalter kaum gewandelt hat. Die Auftragsarbeit für die Henriette und Wilhelm Schmidt-Engels-Stiftung war in Bezug auf die künstlerische Ausführung an keinerlei Auflagen gebunden. Man war sich aber darüber einig, dass freies Modellieren und die Orientierung an einem lebenden Modell vor zeitgemäßen Abformtechniken einen Vorrang haben sollte. Jens Rusch entschied sich für Wachs als ein Material, das sich im Gegensatz zu Ton über einen sehr langen Zeitraum formen lässt. Nun galt es, zunächst ein passendes Modell zu finden. Zeitgenössische Darstellungen oder Beschreibungen der darzustellenden Figur des NEOCORUS existieren nicht.


Das Neocorus-Modell

St. Clemens-Kirche

Gedenktafel an der Kirche in BĂźsum


Erste Skizzen

Langes Haar, das Zeichen des freien Mannes.

Mit Barett oder ohne?


Die Positionierung der lebensgroßen Bronze auf einer bereits vorhandenen Bank machte eine genaue Größenabstimmung erforderlich. Atelier-Assistent Hans Sievers musste mehrere maßstabgetreue Modelle auf die anatomischen Dimensionen einer klassischen Gliederpuppe abstimmen. Danach sollte zunächst ein Modell angefertigt werden, um verbindliche Kalkulationen verschiedener Bronze-Gießereien erhalten zu können. Dann begann die Arbeit am Drahtmodell.

* Johann Adolfi (Johann Adolf Köster) genannt Neocorus (* um ca. 1550; † 1630) war Chronist des Landes Dithmarschen und Pastor der Gemeinde Büsum. * Letztes Dokument läßt sich auf den 6.12.1630 in Büsum datieren. ( Büsumer Armengilde) * Die Familie des Vaters stammt möglicherweise nicht aus Dithmarschen. * Der Vater Adolf Köster (Adolphus Philippi) starb am 28.10.1580. Er war seit 1560 Diakon und Lehrer in Wöhrden. Dort unterrichtete er seinen Sohn. * 1594 verfaßte Neocorus eine Abhandlung über Dithmarscher Geschlechter und deren Wappen. * 1598 Beginn der Schreibarbeit an der großen Geschichte Dithmarschens. * Nach der letzten Fehde 1559 wurden diese Ausarbeitungen den neuen Landesherren ausgeliefert. * Das Original wurde erst 1827 von F.C. Dahlmann in Druck gegeben.


Er war ein bedeutender Chronist der Geschichte Dithmarschens und hatte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Zugriff auf Schriften seiner „Vorgänger“: Der Lundener Geistliche Nicolaus Milde um 1480, Johann Erp um 1520, Henning Swyn, bis 1533, Nicolaus Dyck um 1500, und Jacob Boie um 1540. (Quellen: A. Lüdke, Seite 143, R. Hansen, 1899: „Der dithmarsische Chronist Johann Russe und seine Vorgänger“. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 29, 1–86. Neumünster). Weitere „Vorgänger“ waren Johann Russe, ca. 1506–1555, Carsten Schröder 1531–1615, der Zugang zu Russes Aufzeichnungen und die Petersens (1599) über die Schlacht bei Hemmingstedt mit Namensnennungen der gefallenen Ritter, die dieser von seinem Vater hatte (Quelle: Kolster 1878, 201). Neocorus hat sein historisches Werk „Chronik des Landes Dithmarschen“ handschriftlich in Mittelniederdeutsch verfasst, aber nicht vollenden können, selbst sein „Nachfolger“ Hans Detleff tho Windtbergen (1634/43) konnte nur handschriftlich die Arbeiten weiterführen. Erst Prof. Friedrich Christoph Dahlmann, Kiel, hat die aus der Urschrift stammende Chronik ergänzt unter Einbeziehung der fortschreibenden Chronisten wie Johann Adrian Bolten (1781–1788) und dem Zeitzeugen der Schlacht von Hemmingstedt (1500) Albert Krantz (1504) (dessen umfangreiche Werke den vorherigen Chronisten so nicht zugänglich waren) in Kiel 1827 herausgegeben.


Modell-Abnahme

Einzelne Fertigungsabschnitte sind gut geeignet, um Abstimmung und Einverständnis abzufragen.

Man einigte sich auf eine Figur mit Barett...

... obwohl sie wohl auch ohne gut ausgesehen hätte.



In der Giesserei

Der Künstler entschied sich für die Bildgiesserei Wittkamp in Elmenhorst, nahe Hamburg.

Der Höllenofen

Annähernd 1200 Grad Celsius


Flüssige Magma

Punktgenaues Einfüllen in kleine Einguss-Öffnungen erfordert allerhöchste Konzentration.

Wenig Technik und viel Können...

Glut-Schlacke wird entfernt.


Das Röhrensystem

Der stabile Schamott-Mantel, den man auf den vorhergehenden Fotos gut erkennen konnte, ist hier bereits entfernt. Dort, wo sich zuvor das Wachsmodell befunden hatte und nach der Erwärmung ein Hohlraum entstanden war, konnte sich nun die flüssige Bronze verteilen. Aber das hört sich einfacher an, als es sich in der Praxis darstellt. Zwar beherrschten bereits die alten Wikinger dieses Verfahren und auch die Bronzezeit hat ihren Namen ja nicht ohne Grund, aber damals wurden zumeist einfache Formen als Rohstücke für Messer, Schwerter, Pfeilspitzen oder einfache Gebrauchsgegenstände gegossen. Das Metall Bronze besteht aus Kupfer und Zinn, daran hat sich seit 4000 Jahren nichts Wesentliches geändert. Kompliziert wird es erst, wenn Künstler eine Serie, also eine Auflage planen, oder beim Modellieren wenige Gedanken an Unterfangenheiten etc. verschwenden, die zwar im einmaligen Abguss einer sogenannten "verlorenen Form" kein Problem darstellen würden, aber in der Serie unrealisierbar wären. Glücklicherweise gibt es für diese Fälle modernere Werkstoffe wie Silicon mit denen sich selbst die Fingerabdrücke des Künstlers auf dem Wachsoriginal darstellen lassen. Auf den nebenstehenden Fotos von Hartmut Tamcke kann man den trichterförmigen Einlauf gut erkennen, durch den die flüssige Bronze zunächst auf einen Umlaufring zu Füßen der Figur geleitet wird, um von dort aufzusteigen und sich in der Figur zu verteilen. damit sich dort an delikaten Stellen keine Luftblasen bilden können, hat man Lüftungskanäle angebracht, die überschüssiges Metall nach oben ableiten und alle Luft verdrängen. Diese werden nach dem Erkalten entfernt.

Man erkennt, dass die Hohlform vollkommen mit glühender Bronze ausgefüllt wurde, wenn aus dem ersten Lüftungskanal ein etwa eurogroßes Metallfleckchen gelaufen kommt. Auf dem Foto rechts schwebt es wie eine runde Korona über der Figur. Abweichend von der endgültigen, lebensgroßen Figur wurde diese Kleinplastik auf einen Stapel Bücher gesetzt, weil ihm die Bank als Postament fehlt. Dem Künstler erschien das naheliegend, weil die Arbeit des Neocorus, der mit bürgerlichem Namen Johann Adolphi Köster hieß, auf einem gründlichen Studium vorangegangener Chronisten basierte. Außerdem schulte er sich an Platon, Sokrates und anderen Klassikern. Die Metapher ist also durchaus treffend. Da sich Jens Rusch und auch die Stifter zu diesem Zeitpunkt nicht darüber im Klaren waren, ob es sinnvoll wäre, eine Guss-Auflage der Kleinplastik in Auftrag zu geben, entschloss man sich, zur Sicherheit zunächst eine Silicon-Schlupfform anfertigen zu lassen, die dann für weitere Wachsrohlinge hinterlegt werden konnte. Später kam dann der Gedanke, möglicherweise damit eine Benefiz-Aktion für den Erhalt der St. Clemens-Kirche in Büsum zu verbinden. Das Modell sollte nützlicherweise auch der Festlegung einiger Faktoren für die Patinierung der großen Plastik dienen.


Der Modellguss

Das Foto von Hartmut Tamcke zeigt sehr deutlich die Lßftungskanäle und den Eingusstrichter.


Das Patinieren

In die glühende Bronze gepinselt: Schwefelleber und Kupfernitrat, Ingredienzien wie im Mittelalter.

Thorsten Lühr und Stefan Wittkamp

Thorstens "Schnuffeltuch" für Höhungen.



Die richtigen Worte finden....

Die kaligraphische Vorarbeit fertigte Dr. Dietrich Stein an und Jens Rusch 端berarbeitete sie am PC.

Sowohl der Kirchenmann Neocorus wie auch der Chronist sollten im Text erkennbar sein.

Die Original-Handschriften des Neocorus werden in der Uni-Bibliothek in Kiel verwahrt.

Dr. Stein und Wilhelm Schmidt w端nschten, im Text auch eine Botschaft f端r die Gegenwart zu vermitteln.

Bei der Textauswahl war u.a. Jan Holler behilflich, zahlreiche Freizeit-Historiker besuchten das Atelier.

Ein besonderer Dank geb端hrt Frau Dr. Erdei, die in der Uni-Bibliothek Kiel nach Passagen recherchierte.


Eine schlüssige Antwort auf die Frage, weshalb die Dithmarscher weder Burgen, noch Wehranlagen oder Festungen bauten: Sie hatten etwas weit Wirksameres, nämlich Einigkeit und Eintracht. Eine wunderbare Vorlage für Martin Luther: Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Auf diese Passage einigten sich alle Beteiligten und Jens Rusch machte sich daran, aus diesem Inhalt ein Relief für das aufgeschlagene Buch zu schaffen. Nach seiner Vorstellung sollen später Lehrer ihre Schüler dazu animieren, mit Papier und Bleistift den Text "abzurubbeln" und im Unterricht als Diskussionsgrundlage zu verwenden.

Der Künstler hatte ursprünglich an eine Beschreibung der Schlacht bei Hemmingstedt aus der Feder des Chronisten gedacht.


Der Unterbau

Aludraht und Gipsbinden stabilisieren.

Kükendraht und grobe Haltungsproben...

.. die jedoch mehrfach verändert wurden.

Flüssiges Signalwachs für die Sitzfläche in einen Deich von schwarzem Wachs gegossen.

Ein überflüssiger Aufwand, weil die Giesserei beschloss, die Figur unten offen zu halten.


Der Kükendraht bleibt zunächst hinten offen.

für das Einfüllen von "Sitzwachs" .

Assistent Hans-Erich Sievers tränkt den Gips mit Signalwachs und Jens Rusch trägt den ersten schwarzen Modellierwachs auf die noch schlanke Figur auf.

Ein Drahtgeflecht, auf dem sich nun die Buchseiten mit dem Schriftrelief entwickeln sollen.

Rotes Giesswachs tränkt die Gipsbinden.

Ein Wachskocher, der die Rauchmelder in der Galerie an der Nase herumführte.


Grob Wachs aufpacken

Kraftraubende Vorgänge. Schicht für Schicht wird das Modellierwachs aufgetragen. Foto: Kai Klüver

Natürlich ist es ratsam, zunächst zuviel "Corpus" aufzutragen, damit man Fleisch zum Schnitzen hat.


Wachsschnitzereien

Beide haben jetzt eine Pause verdient. Foto: Hartmut Tamcke

Alle Formen sind grob vorformuliert...

.... und wirken plump und naiv.


Modellsitzungen

Fotos oder Skizzen helfen jetzt wenig. Dietrich Stein muss wochenlang Modell sitzen.

Aludraht als Haarfestiger.

Die Augenpartie sollte noch mehrfach geändert werden.


Sitzungen und Gespräche

Glücklicherweise kann man sich dabei aber gut unterhalten. Bald schätzen beide diese Gespräche.

Dithmersche historische Geschichte Ein Beispiel für die Sprachdarstellung: Von ehrer Ankumbst, Seden, Gebruken, Geschlechten, Klufften, Lande, Steden, Flecken, Dorpern. Item van ehrem Regimentt, Religionn, Policien, Krigen, Vorruckingen, Vormehringen, Hendelen vnde dapferen Manlichen Daden Vth Velen geloffwerdigen Historicis, olden geschreuenen Chronicis, eigentlicken Vortekenissen, Breuen, Instrumenten Priulegien, Verdregen vnde Monumenten thosamende gedragen, ock eineß dehels nun erstlick angemercket vnde vpgetekenet Mith sonderbaren mechtigen Vlite grother schwerer Moyte vnde: Arbeith."


Drahtgerüst für eine stabile Federführung.


Feder und Hand, noch grob modelliert.

Wachskleckse auf dem Galerie-Boden.


Das Schriftrelief

Nach unbefriedigenden Versuchen, die Buchstaben in Wachs zu modellieren, wurde ein Nyloprint angefertigt.

So wird der Bandzugfeder-Eindruck authentischer.

Die Stifter-Adresse wird zum Lesezeichen .


Korrekturen

Dietrich Stein trägt entscheidend durch wohlmeinende Korrekturvorschläge zum Gelingen bei.

Modellierhölzer, Formschlingen aus Draht und verschiedene Wachse - mehr benötigt man nicht.


Letzte Details

Nach fast vier Monaten zeigt sich ein endgĂźltiger Eindruck. Wie der Guss aussehen wird, bleibt Vorstellung.

Mit der Schnalle wurde die ganze Hacke angezogen, linke und rechte Schuhe kannte man noch nicht.


Alle Arbeitsstufen

Skizzen, Modell, Modellguss und lebensgroße Wachsfigur im Größenvergleich.


Transport und Ankunft in der Giesserei

Ein delikates Unternehmen, bei dem Freunde sensibel unter die Arme griffen.

Schraubzwingen-Sicherheit?

Mit dem RĂźcken in Fahrtrichtung


Das Abformen Normalerweise modelliert man eine Figur in Wachs, weil man einen Guss plant, bei dem diese Form dann unwiederbringlich "verloren" wäre. In diesem Fall waren andere, bereits erwähnte Gründe ausschlaggebend und genau wie bei einem in Ton modellierten Original, sollten auch hier Abformungen in Silicon und Gips gemacht werden. Dieses, zumal die lebensgroße Neocorus-Figur für den Guss in eine ganze Reihe von Einzelsegmenten zerlegt werden sollte. Silicon ist ein extrem dehnbares und präzise abformendes Material. Es muss durch einen Gipsmantel stabilisiert werden. Jan von Borstel, ein versierter Gipser. Trickreich verschraubte Teile. Beim Eingipsen entsteht Prozesswärme, die das Wachs zum Schmelzen bringen kann. Die Gipsform ist in mehrere stabilsierende Einzelteile zerlegt, die mit Flügelschrauben verbunden werden, die man bei Bedarf lösen und auch wieder zusammenfügen kann. Die Gipsschichten werden in den Feinbereichen mit einem Pinsel aufgetragen. Im Prinzip wären diese Formen durchaus mehrfach verwendbar, aber da in unserem Fall nur eine einzige Großplastik geplant ist, werden sie nach dem Guss vernichtet. Formenbau ist ein wichtiger Werkteil einer Bronzegiesserei. Gips wird aufgepinselt. Die Siliconform ist weich und dehnbar. Das hat den Vorteil, dass Unterfangenheiten und komplizierte Modellierungen bis ins Detail abgeformt werden können, aber natürlich muss die schlaffe Hülle äußerlich stabilisiert werden. Die einzelnen Abformungs-Areale werden durch kleine Wälle, die man in dieser Abbildung gut erkennen kann, sehr exakt abgegrenzt. Das ist notwendig, damit die Teile später wieder problemlos zusammengeschweißt werden können. Die Schweißnähte bestehen ebenfalls aus Bronzematerial. Die Spuren werden vom Zieseleur beseitigt. Silicone und Wälle.


Silicone und Negative Die abzuformenden WachsElemente werden mit sehr unterschiedlichen Siliconen überzogen. Besonders detailfreudig abzeichnende Mittel sind meist auch sehr instabil und müssen mit einer weiteren, dickflüssigeren Masse gestützt werden. Den äußeren Mantel bildet ein Gips-Korsett. In diese, für den Guss verbindlichen Formelemente, wird dann das Wachs in Guss-Stärke gegossen oder gepinselt. Je nach Anforderung kann dann der Guss zwischen 6 bis 8 mm betragen und in einigen Teilen massiv ausfallen. Fingerabdrücke des Künstlers bleiben sichtbar. Die Schreibfeder

Manfred Fricke beurteilt das...

Silicon der Schleifen.

Die schlaffe Form des Schriftreliefs.

Bis auf`s I-Tüpfelchen detailgetreu abgeformt.


Wachs in Guss-Stärke Wachsformen im Wasserbad. Die abgeformten Einzelteile machen sich oft skurril aus und man kann sich kaum vorstellen, dass die Dinge am Ende so zusammenfinden, wie es in der Urform vorgesehen war. In dieser Phase eignet sich der Künstler die Kenntnisse und Fähigkeiten oft ebenfalls künstlerisch begabter Handwerker an und profitiert erheblich von dieser Liaison. Beim Betrachten einer gelungenen Bronzeplastik sollte man sich daran gelegentlich erinnern. Genauso kann natürlich auch eine künstlerisch hochwertige Arbeit entstellt werden. Das kommt aber selten vor. Federbad

Wächserne Kalligraphie Hierin ist auch der Grund zu finden, weshalb Künstler; haben sie einmal Vertrauen gefasst und sind von der handwerklichen Qualität einer Giesserei überzeugt; lebenslang mit dieser zusammenarbeiten. Die Referenzliste einer Giesserei kann daher bereits Auskunft über ihre Vertrauenswürdigkeit und das handwerkliche Vermögen der einzelnen Abteilungen vermitteln. Hier wird übrigens das Wachs für eine der vielen Falten des Neocorus-Wamses aufgetragen. Stofflichkeit ist eine große Herausforderung für den Künstler, der Wams darf nicht wie eine Rüstung aussehen. Pinselwachs wird heiß verarbeitet.


Das Giessen

Außergewöhnliches Kamerafutter in gefährlicher Nähe zum Glutofen.

Weißglühende Lava, Schutzanzüge halten die Hitze kaum ab, schützen aber vor Magma-Spritzern.

Der Schmelztiegel

Punktgenaues Giessen


Neocorus "....brachte zu seinem Werke, welches ihm auf immer ein dankbares Gedächtniß bei seinen Landsleuten sichern muß, warme Liebe zum Vaterlande mit und eine aus ihr fließende gleichsam natürliche Geschichtskunde, Wahrheitsliebe und Freimüthigkeit, großes Vertrauen auf die Bedeutung seines Stoffes und eine reiche Belesenheit in alten und neuen Historien." Friedrich Christoph Dahlmann


Erkalten und Entformen

Die Schamottblöcke verraten von Außen gesehen recht wenig über ihre sorgfältig eingebetteten Inhalte.

Thorsten Lührs Wundertüte, sorgsam geöffnet.

Michael Wittkamp sucht Blasen und Macken.


Schamott

Das Wort "Schamott" ist angeblich im 18. Jahrhundert durch italienische Porzellanarbeiter in Thüringen gebildet worden (sciarmotti, scarmotti) mit Anlehnung an „Schärm“ oder „Scharm“, die thüringische Aussprache für „Scherben“.

"Da soll ich drin sein?"

Vorsichtig wird Schamott abgeschlagen.


FreispĂźlen

Mit einem Hochdruckreiniger sprĂźht Stefan Wittkamp die letzten Schamott-Reste aus und ab.

Dem Gang nach BĂźsum steht kaum noch etwas entgegen, die Beine sind bereits fertig.


Das Neocorus-Puzzle

Gut zu erkennen: Einfülltrichter und Lüftungskanäle, die natürlich ebenfalls mit Bronze gefüllt wurden.

Das Absprühen ist besonders im Winter eine unangenehme Arbeit, denn durch den feinen Wassernebel ist eine Erkältung ziemlich unausweichlich. Geradezu erstaunlich ist die Genauigkeit, mit der dann die Einzelteile zusammengeschweißt werden. Da als Schweißlot ebenfalls Bronze verwendet wird, gibt es an diesen Stellen keine Materialunterschiede, die sich spätestens beim Bilden einer natürlichen Patina entlarven würde. Das Beseitigen letzter Unebenheiten und das Angleichen der zusammengefügten Teile erfordert ein hohes Maß an künstlerischem Einfühlungsvermögen. Ein guter Ziseleur ist das Aushängeschild jeder Bronzegiesserei.


Das ZusammenfĂźgen

Modell und Darstellung ergänzen sich.

Auf einem guten Weg.



Ziselierung

Das "Lesezeichen" mit der Stifter- und KĂźnstleradresse ist dem KĂźnstler zu glatt.

Es wird ein wenig verbogen und mit Gebrauchsspuren versehen...

und mehrfach punktgeschweiĂ&#x;t.


Patinierung

Da jetzt der Umgang mit Säuren folgt, ist es besser, die Arbeit ins Freie zu verlegen.

Das Arsenal eines Alchimisten:

Flammen und ätzende Säuren.

Für diesen Vorgang würde die Natur einige Jahre benötigen.


Feinarbeit mit Säure und Flammen

Faltenwurf und Haare....

Die Einwirkung der Säure ist erwünscht, aber nicht der Verbleib.

...lassen sich noch betonen.

Feinpolitur mit Thorstens "Schnuffeltuch". So wird Plastizität "erhöht".

Säure zersetzt die Bronze kaum.

Erhitzt man die Patina weiter, erhält man dunkles Braun bis Schwarz.


Der Patineur beschleunigt natürliche Vorgänge

Den Ehering wünscht Dietrich Stein besonders hervorgehoben.

Der Text gewinnt ebenfalls deutlich an Plastizität.

Zum Glück hatten wir Mitte Mai bereits schöne Sonnentage...

Hans Sievers kontrolliert.


"Aus einem Guss"

... und dann letzte Korrekturen

......von KĂźnstlerhand. So kommt man zu einem guten Ergebnis.


Der "letzte Schliff"

Das Stahlwolle-"Schnuffeltuch" erhöht letzte Partien. Später wird die Natur ihre eigenen Wege damit gehen.

Eselsohren und Lesespuren.

Bei der Enthüllung soll man sehen, wie es der Künstler gemeint hat.

Ein letzter Griff zum Barrett.


Wachsen

Sie verstanden sich prächtig, Thorsten Lßhr und sein Neocorus. Eine leichte Wachsschicht fixiert seine Arbeit.

Die Lesbarkeit der reliefartigen Neocorus-Handschrift liegt ihm bis zuletzt ganz besonders am Herzen....


So sieht eine perfekte Patinierung aus. In Büsumer Seeluft wird sie sich wohl später leider etwas verändern.


Die Bildgiesserei Wittkamp

Das Team der Bronzegiesserei Wittkamp von Links nach Rechts: Stefan Wittkamp, Thorsten Lühr, Kai Schober, Neocorus, Manfred Fricke, Jan Borstel, Michael Wittkamp. Der Dank der Stifter und des Künstlers gilt dem ganzen Team, das sich freundlich, hochkompetent, kreativ und hilfsbereit jedem Problem und jeder Frage stellte. Besser kann man sich einen Schaffensdialog aus Künstlersicht nicht wünschen.

Dem Wunsch des Stifter-Ehepaares Henriette und Wilhelm Schmidt-Engels gemäß wird die Neocorus-Darstellung ihren Platz auf einer Bank vor seinem einstigen Wirkungsort in Büsum finden, vor der St. Clemens-Kirche. Mit ihrer Enthüllung geht die Bronzeplastik in den Besitz der St. Clemens-Kirchengemeinde Büsum über. Das Copyright für Abbildungen jeglicher Art ebenfalls. Kontakt: St. Clemens-Kirchengemeinde Büsum, Kirchenstraße 13 Pastor Jan Steffens Tel. 04834 93410 Fax 04834 93411 Kirchenbüro: Barbara Okon Internet: www.kirche-buesum.de eMail: kg-buesum.kkd@nordelbien.de Alle Beteiligten bedanken sich bei Hedi und Willy Schmidt-Engels für die konstruktive und wohlwollende Förderung eines schöpferischen Prozesses zu Ehren und Würdigung des wichtigsten Chronisten Norddeutschlands: Neocorus.

Kontakt: Bildgiesserei Michael Wittkamp 21493 Elmenhorst | Bundesstraße 1 Telefon 04156 247 Fax 04156 7872 Internet: www.bildgiesserei-wittkamp.de eMail: mwittkamp@t-online.de Über die Entstehung der Neocorus-Bronze finden Sie im Internet Workshops und Informationen unter diesen Adressen: www.myspace.com/neocorus www.myspace.com/neocorusmodell Besonders ausführlich mit zusätzlichen Informationen und PDF-Downloads der Original-Handschrift des Neocorus im Regional-Lexikon Dithmarschens: www.dithmarschen-wiki.de/Neocorus Die Adresse des Künstlers Jens Rusch: 25541 Brunsbüttel | Schulstraße 38 www.jensrusch.de Tel. 04852 4848 Assistent Hans-Erich Sievers 04852 51508 Pastor Dr. Dietrich Stein 04859 909380 Kostüm: www.steinerhof.com



www.jensrusch.de


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