Mittelbayerisches Zeitung

Page 20

Fakten über Bayern

➲ WWW.MITTELBAYERISCHE.DE ●

MITTEN IN BAYERN

BILDERSTRECKE Verblüffende

SEITE 20

MONDKALENDER Zwilling:

Heute die Betten zum Lüften in die Sonne hängen ●

WWW.MITTELBAYERISCHE.DE

BM_RL

FREITAG, 6. MAI 2011

Deifed de Gäns ausm Gartn! DIALEKT Der letzte Dialekt-

DIE HAFERLGUCKER

Senfsoße zu Weißwürsten VON BARBARA SCHLIRF AUS NEUMARKT ●

VERANSTALTUNGSTIPP

Frühling im Schloss Eine Gartenausstellung in märchenhaftem Ambiente findet am kommenden Wochenende auf Schloss Eggersberg (Lkr. Kelheim) statt. Am 7. und 8. Mai werden auf dem gesamten Schlossareal neben Pflanzen und Sträuchern aller Art, Garten- und Pflanzzubehör, Accessoires und Holzmöbel sowie Gartenobjekte aus Stein, Holz und Mosaikkunst angeboten. Auf dem Frühlingsfest mit Marktcharakter können zudem viele Köstlichkeiten, wie frischer Spargel, Selchwaren, Pilze, Destillate und Käse probiert und gekauft werden. Für die Mütter, die am Sonntag ja Muttertag feiern, gibt es als kleines „Dankeschön“ gratis ein Glas Prosecco! Die Messe Frühlingserwachen findet am Samstag von 14 bis 20 Uhr statt. Um 20 Uhr beginnt die Frühlingserwachen-Party im historischen Zehentstadl. Am Sonntag ist von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Eintritt für Erwachsene sechs Euro, für Kinder ab sechs Jahren einen Euro.

VOR 50 JAHREN Was passierte am 6. Mai 1961 in Bayern und der Oberpfalz? ➤ „Der Zoo wird kommen“ – das ist die Ansicht der Mitglieder des Vereins „Freunde des Regensburger Tierparks“. Allerdings fehle ein kleines Detail in ihrer Planung, hieß es bei ihrer Versammlung: ein geeignetes Grundstück. Ein Mitglied berichtete von seiner Unterredung mit dem zuständigen Bundestagsabgeordneten: Der glaube, dass sicherlich einmal Mittel für diesen Plan frei gemacht werden könnten. Im Augenblick sei es aber schwer, an sie heranzukommen. ➤ Unerfreulich empfinden zahlreiche Regensburger die sich zuspitzende Müllsituation in der Stadt. Haufen neben den überquellenden Tonnen sind längst nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Grund: Moderne Ölfeuerung oder Zentralheizung machen es unmöglich, brennbare Abfälle gleich vor Ort in den Häusern und Wohnungen zu entsorgen.

MZ-DIALEKTSERIE ●

MIT PROF. DR. LUDWIG ZEHETNER

Den Teufel darf man nicht beim Namen nennen, will man nicht sein Erscheinen provozieren. Daran hält der Volksglaube fest. Man spricht vom „Leibhaftigen“, wobei das Adjektiv verhüllend verselbständigt wurde, oder vom „bösen Feind“. Indem ein Stoßgebet zum Substantiv wurde, kam „Gottseibeiuns“ auf. Das Matthäus-Evangelium erwähnt „Beelzebub“ als den obersten Teufel. Spottweise wird der Höllenfürst „Herr der Fliegen“ genannt, berühmt geworden durch den Roman „Lord of the Flies“ von William Golding. Im Bairischen gibt es den Ausdruck „Fliegengirgl (Fliang-Girgl, Fläing-Geagl)“. Geschichtlich betrachtet, sind auch „Luzifer“ und „Teufel“ euphemistische Bezeichnungen für den gefallenen Engel. Das kirchenlateinische Wort „Satanas“ wurde über das Griechische entlehnt aus hebräisch „satan“‚ was ‚Widersacher, Feind‘ bedeutet. Aus lateinisch „lux, lucis“ (Licht) und „ferre“ (tragen) gebildet ist „Luzifer“ als poetischer Name des Morgensterns, des Planeten Venus. Die wörtliche Bedeutung ist ‚Licht tragend, bringend‘. Verhüllend bezeichnet „Luzifer“ den Teufel. Zu griechisch „diaballo“ (ich werfe um, verleumde) gehört das Substantiv „diabolos“, das über lateinisch „diabolus, diuvalus“ zu alt-/mittelhochdeutsch „tiuval, tiufel“ und neuhochdeutsch „Teufel“ geführt hat.

„Will nicht wie ein Fankerl schreien“

➜ www.vs-regensburg.de ●

REGENSBURG.

sche.de/leserrezepte !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ➜ Sie wollen den MZ-Lesern eines Ihrer Rezepte vorstellen? Dann schreiben Sie an: Mittelbayerische Zeitung, Redaktion Bayern, Stichwort: Rezept, Kumpfmühler Str. 9, 93047 Regensburg oder schicken Sie eine E-Mail an rezept@mittelbayerische.de

➥ Im Netz unter www.mittelbayeri-

HEUTE: SPARIFANKERL

➤ Zubereitung: Senf, Meerrettich und Creme fraiche verrühren. Schnittlauch fein schneiden, Radieschen fein würfeln und unter die Soße mischen. Die Soße zu Weißwürsten und Brezen servieren.

➤ Zutaten: 150 g süßer Senf, 75 g Sahnemeerrettich, 50 g Creme fraiche, 1 Bund Schnittlauch, 150 g Radieschen

Beitrag handelte vom Herrgott, heute geht es um mundartliche Bezeichnungen für seinen Widersacher.

Einen bösen Kerl, der seine Mitmenschen peinigt und schikaniert, nennt man einen „Teufel“, ein notorischer Brandstifter etwa ist ein „Feuerteufel“. Von einem Lausbuben, der ständig schlimme Streiche anstellt, kann es heißen: „Er ist ein wahrer Teufel.“ Das ist ein stark negatives Urteil. Weit harmloser klingen „Gànkerl“ und „Fànkerl“. Ein aufgewecktes, umtriebiges Kerlchen oder ein Quälgeist ist ein „Fànkerl“. In einem Gedicht von Max Peinkofer gelobt der Bub dem Krampus: „Will nicht wie ein Fankerl schreien und werken.“ Wolfgang Johannes Bekh schildert die Figuren eines Kasperltheaters: „Der stinkerte Gankerl, der Sparifankerl mit der roten Zunge lugte heraus, und auch des Teufels Großmutter fehlte nicht.“ Wie „Gànkerl, Fànkerl“ sind „Spàri-, Spàni-,

Er teufelt die Gänse hinaus.

Spàdifànkerl“ eher lustige Bezeichnungen für den Teufel. Bei Eugen Oker findet sich der Satz: „Ich bin der Teufel Luzifuzikruzi Spanifankerl.“ In zahlreichen Redensarten tritt „Teufel“ unverhüllt auf, in den mittelbairischen Mundarten als „Deife, Deifi“, weil das „l“ am Wortende als „e, i“ gesprochen wird. Außerhalb des Vokalisierungsgebiets, zumal im Nordbairischen, bleibt die zweite Silbe als „-l“ erhalten: „Deifl“. Hier wird meist „Deifi“ geschrieben, was auch als „Deifl“ gelesen werden kann, ebenso „soi, hoin“ als „soll, holn“ usw. „Pfui Teufel!“ ist als Ausruf des Abscheus verbreitet, ebenso mundartlich „Pfui Deifi!“ Hochsprachlich ist „Teufel aber auch!“, meist anerkennend geäußert. Dafür kennt der Dialekt „Deifi no amoi, Deifi nomoi nei!“, was Respekt ausdrücken, ebenso aber Verärgerung signalisieren kann. Ist eine Sache minderwertig und schundig, sagt man: „Des is sogoar an Deifi z’schlecht“ oder „Des mog ned amoi da Deifi“. Der Radler, dem die Reparatur seines Vehikels nicht gelingen will, schimpft: „Des Glump soi da Deifi hoin!“ Über kaputte Dinge befindet man, dass sie „beim Deifi“ sind. Erweist sich eine Angelegenheit als verzwickt, vertrackt und kaum lösbar, wird gestöhnt: „Des hod an Deifi“ oder „Des hod an Deifi gseng“ (den Teufel gesehen). Es mag sein, dass einer seine Bemühungen aufgibt mit der Bemerkung: „Des is an Deifi des Sei“ (das Seine).

Foto: dpa-Archiv

Der Ausdruck „auf Teufel komm raus“ bedeutet ‚mit großer Energie und Hartnäckigkeit, aus Leibeskräften‘. Von früh bis spät, Tag für Tag werkeln die jungen Leute, die das alte Haus in dem verwilderten Garten gekauft haben, um das Anwesen in einen einigermaßen ordentlichen Zustand zu bringen. Anerkennend kommentieren die Nachbarn: „Ràckern dean’s auf Deifi kimm raus.“ Über jemanden, dem man nichts Wesentliches zutraut und man der Meinung ist, er oder sie werde nicht viel zustande bringen, sagt man: „Werd an Deifi ned zreissen“ (den Teufel nicht zerreißen). Ist die eine Möglichkeit so schlecht wie andere, hat sich der Tausch nicht gelohnt, stellt man fest: „Des is Deifi dauscht“ (Teufel getauscht). Auf jemanden, der hasserfüllte und zornfunkelnde Blicke wirft, sich quasi nicht nur wie eine einzelne Furie geriert, sondern wie ein ganzes Heer davon, ist der Satz gemünzt: „Gsagt hod’s nix, aber drei(n)gschaugt hod’s wia a Fäid voi Deife(n)“ - ‚wie ein Feld voll Teufel‘. Für ‚niemand, kein Mensch‘ sagt man „kein Teufel, kein Fud, kein Schwanz“. „Um vui / väi Deifi / vüll Deifl ned“ bedeutet: ‚um keinen Preis, unter keinen Umständen, nicht um alles in der Welt’. Beim „Schàchterldeifi“ handelt es sich um einen Scherzartikel, wo beim Öffnen des Dosendeckels auf einer Spiralfeder ein kleiner Teufel herausschnellt. Einen Menschen, der

allzu spontan und unkontrolliert reagiert, nennt man daher einen „Schàchterldeifi“. Deixel als verhüllende Bezeichnung

Um eine Direkt-Nennung des Teufel zu vermeiden, sind als Ausweichbezeichnungen verhüllende Wörter wie „Deixel, Deibel, Deiger, Deiner, Drixel“ usw. entstanden. Die lautgesetzlich aus althochdeutsch „tiuval“ entstandenen bairischen Mundartlautungen „Duifl, Duifi, Doifl, Doifi“ gelten ebenfalls als Verfremdung des Namens des Satans. Doch auch in positivem Sinne kann der Teufel in Redensarten auftreten und bescheinigt erstaunliche Geschicklichkeit, Geschwindigkeit, Tapferkeit oder Bravur. Die Hochsprache kennt den „Teufelskerl“. Einer spielt Klavier „wie der Teufel“, ein anderer rennt „wie der Teufel“. Dem Buben sind Hosenbeine und Ärmel schon wieder zu kurz, und die Mutter klagt: „Wachsn duad der wia da Deifi“. Alternativ zu „stàmpern“ wird das Verb „teufeln“ verwendet für ‚jagen, treiben, scheuchen‘, „Deifed Gens ausm Gmiasgartn!“ ●

AKTUELL IM NETZ

➲ MZ-Dialekt-Serie ●

Alles rund um den baierischen Dialekt erfahren Sie hier: ➤ www.mittelbayerische.de/dialekt

Neuer Chef für den Nationalpark Bayerischer Wald NATUR Franz Leibl beerbt Karl Friedrich Sinner / Der promovierte Biologe will die Naturschutzzonen ausweiten NEUSCHÖNAU. Staffelübergabe im Nati-

onalpark Bayerischer Wald: Der Amtschef des bayerischen Umweltministeriums, Wolfgang Lazik, hat gestern Karl Friedrich Sinner nach 13 Jahren verabschiedet und Franz Leibl in das Amt eingeführt. Für seine langjährigen Verdienste erhielt Sinner zudem die bayerische Umweltmedaille. Umweltminister Markus Söder (CSU) hatte die Ehrung nach Angaben einer Sprecherin kurzfristig wegen dringlicher Amtsgeschäfte absagen müssen. 13 Jahre lang habe Karl Friedrich Sinner entscheidend die Geschicke des ältesten Nationalparks Deutschlands gelenkt, würdigte Amtschef Lazik im

Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau die Arbeit des bisherigen Leiters. „Seine Begeisterung, „Natur Natur sein lassen“, überzeugte viele Menschen nicht nur rational für den Nationalpark, sondern auch emotional.“ Mit Franz Leibl rücke nun ein erfahrener Naturschützer und Biologe aus Niederbayern an die Spitze des Nationalparks. Der neue Chef ist 54 Jahre alt und war zuletzt bei der niederbayerischen Regierung für das Sachgebiet Naturschutz verantwortlich. Der promovierte Biologe ist nach Sinner und Hans Bibelriether erst der dritte Leiter von Deutschlands ältestem Nationalpark, der 1970 eröffnet wurde.

Leibl will in seiner zwölfjährigen Amtszeit die Naturschutzzonen ausweiten. „Außerdem strebe ich einen sanften, naturnahen Tourismus an“, sagte er gestern. Die wichtigste Fremdenverkehrsattraktion im ostbayerischen Grenzgebiet solle den Menschen zugänglich bleiben, ohne die Natur zu stören. In großen Teilen des mehr als 24 000 Hektar großen Gebietes gilt der Grundsatz „Natur Natur sein lassen“. Demnach greift der Mensch nicht mehr in das Ökosystem ein und überlässt es sich selbst. Seit der Borkenkäfer aber ganze Waldstücke kahlgefressen hat, wird der Schädling zumindest an den Randgebieten bekämpft. (dpa)

Der Neue: Franz Leibl verwaltet künftig den Nationalpark. Foto: dpa


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.