Stadtnachrichten

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Nun hat auch Vili ein Stadtteilwappen Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

Im schrägrechts von rot über weiß geteilten Schild zeigt das obere rote Feld eine Darstellung des aufrecht stehenden heiligen Bischofs Martin von Tours mit Mitra und dem Hirtenstab in seiner linken Hand und zu seinen Füßen die ihn kennzeichnende weiße Gans, während das untere Feld eine möglichst realistische Darstellung des vorgeschichtlichen Viller Bronzerädchens enthält.

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ach den S t a d t t e i l e n A m r a s , R e i chenau, Neuarzl/Olympisches Dorf, Hötting-West/Allerheiligen hat sich nun auch Vili zur A n n a h m e eines eigenen Stadtteilwappens entschlossen, während Wüten (eingemeindet 1904), Hötting und Mühlau (1938) schon vor ihrer Eingemeindung ein eigenes Wappen geführt haben. Im Zusammenhang mit anderen Aktivitäten in Vili - die dortige St.-Martins-Kirche erhielt vor 200 Jahren ihre heutige Gestalt, zu welchem Jubiläum das Stadtarchiv eine noch in diesem Jahr erscheindende Monographie über diesen Stadtteil herausbringen wird - haben sich die Viller zunächst in einer Besprechung der Vereinsobleute mit Stadtarchivdirektor Dr. Franz-Heinz Hye am 10. Jänner getroffen und schließlich in einer für alle Interessierten offenen Versammlung im Tiroler Volksbildungsheim Grillhof am 19. Februar nach ausführlicher Diskussion mehrerer Entwürfe, ein gemeinsam erarbeitetes Stadtteilwappen einstimmig angenommen.

Zu beiden Veranstaltungen hat der Obmann der Ortsbauernschaft, Franz Wopfner, eingeladen. Er konnte bei der öffentlichen Versammlung unter den zahlreichen Teilnehmern u. a. auch den Hw. Herrn Pfarrer von Igls-Vill, Klemens Halder O.Praem. und den Direktor des Grillhofes, Sieghard Matuella, begrüßen. Als wesentliche Grundlage zur Meinungsbildung lagen der Versammlung eine Reihe von Wappenentwürfen vor, die von Ing. Karl Zimmermann ausgearbeitet und von Sen.-Rat Hye kommentiert und erläutert worden sind, wobei Elemente, wie der ehemalige Viller See, die einstige Burg Straßfried, der Kirchenpatron von Vili, der hl. Martin und ein kleines vorgeschichtliches B r o n z e r ä d c h e n von den Ausgrabungen am Goarmbichl zur Diskussion gestellt wurden. Nach gründlicher Debatte einigte man sich auf eine Kombination des Viller Kirc h e n p a t r o n s und des Viller B r o n zerädchens, womit das Stadtteilwappen sowohl dem im Innsbrucker Stadtgebiet einzigen Auftreten des hl. Martin als Kirchenpatron als auch dem einzigen Innsbrucker Freilichtmuseum - am Goarmb i c h l - g e r e c h t wird und auf zwei Besonderheiten hinweist, die den Stadtteil Vili deutlich von allen anderen Stadtteil unterscheidet. Von der am Goarmbichl ergrabenen LaTène-zeitlichen Siedlung (um 400 v. Chr.) haben sich zwar Gebäudefundamente und andere Funde, nicht aber der Name der Siedlung erhalten. Urkundlich treten uns der Ort und sein Name als "villa Ville" erstmals erst 1251 entgegen, wobei der Ortsname als romanisch zu bezeichnen, also zumindest auf Alpen-Romanen zurückzuführen ist, die hier auch noch nach dem Untergang des Imperium Romanum gelebt haben. Dieselbe Urkunde von 1251 informiert uns aber nicht nur erstmals über den Ortsnamen dieses ehemaligen, 1942 eingemeindeten Dorfes, sondern enthält auch die er-

STADTNACHRICHTEN - APRIL 1992

ste Nachricht über die Viller Straße ("... via tendens ad villam Ville") bzw. über den Karrenweg von der Wiltener Silibrücke hinauf nach Vili, deren Trasse allerdings vor allem im oberen Teil einen erheblich anderen Verlauf nahm als die heutige Straße. Ebenfalls schon damals erwähnt wird die ehemalige Viller Burg "Strassfride" am Dorfrand der Ortsterrasse knapp vor deren S t e i l a b f a l l z u m Si 11 tal bzw. zu den Gluirschhöfen (1251: Gluirs), die jedoch bemerkenswerterweise nicht zu Vili, sondern zur Hofmark Wüten gehörten (heute KG. Wüten). Während somit Dorf, Burg und Fahrweg bereits 1251 nachgewiesen werden können, läßt sich der Bestand der Viller Kirche erst seit 1397 urkundlich belegen - sie wird also in wenigen Jahren 600 Jahre alt. Ihre überregionale künstlerische Bedeutung erlangte die Kirche jedoch erst durch den originellen Umbau von 1790/91, welchem 1792 ihre neuerliche Weihe folgte. Diesem kirchengeschichtlichen Ereignis wird in Vili daher der Vorrang eingeräumt, was in der eingangs angekündigten Festschrift bzw. Monographie über Vili dauerhaften Ausdruck finden wird. •

Vorgeschichtliches Bronzerädchen vom Goarmbichl in Vili, stark vergrößert. Foto: Richard Frischauf

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