in münchen Nr. 7/2013

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Redaktion_0713_Redaktionsseiten 02.04.2013 11:56 Seite 35

Low The Invisible Way

Devendra Banhart Mala

(Sub Pop)

(Warner)

20 Jahre sind Alan Sparhawk, Mimi Parker und Steve Garrington nun auch schon unterwegs und erschufen in dieser Zeit eine passable Stückzahl an Alben. „The Inivisible Way“ nun ist ihr zehntes und meiner Meinung nach eines ihrer stärkeren, wenn nicht sogar DAS stärkste. Getragener Indie-Pop trifft auf schwermütigen Underground-Folk. Ein brummiges Piano, eine Akustik-Gitarre, einen defensiv agierenden Bass, ein verhalten schepperndes Mini-Schlagwerk und zwei wunderbare Stimmen, mehr brauchte Wilco-Chef Jeff Tweedy nicht, um dieses unter die Haut gehende Album zu produzieren.

Hurts Exile (Sony) Wie die Rohrspatzen haben sie geschimpft, drüben im Feuilleton und in der Fachpresse: Schlager, Carmen Nebel, Wahnsinn. Dabei war das doch absehbar, und am Ende ist „Exile“ sogar ein konsequentes, wenngleich für manch einen auch ärgerliches Album geworden. Adam Anderson und Theo Hutchcraft tragen wahrlich nicht nur die Pomade zu dick auf, weswegen unter dem Strich reichlich pathetischer, zuweilen auch schwülstiger Electro-Pop steht, der gelegentlich tatsächlich schon arg schnulzig daherkommt. Genauso also, wie sie ihn lieben, drüben bei den Top-40-Radios. (11.11. Zenith)

HEIMSPIEL

Hätte dieses Album nicht ein bisserl eher kommen können ... also ehrlich. Das musikalische Antidepressivum gegen das Trübe, das Graue, das Kalte liefert dieses Frühjahr Devendra Banhart. Überwiegend introvertierter Folkpop, sachte dargeboten, minimalistisch und reduziert aufbereitet. Banhart knüpft demzufolge nahtlos an sein 2009er Meisterwerk „What Will We Be“ an, wenngleich nicht ganz so abwechslungsreich und vielschichtig wie seinerzeit. Trotzdem sauschön. (4.7. Muffathalle)

Kitty Solaris We Stop The Dance (Solaris Empire)

Kirsten Hahn aka Kitty Solaris ist das, was man gemeinhin umtriebig nennt. Nicht nur als Musikerin, auch als Labelchefin ihrer kleinen aber feinen Plattenfirma Solaris Empire und als Veranstalterin einer populären Berliner Konzertreihe, laufen bei ihr viele Fäden zusammen. Ihr mittlerweile viertes Album nun verabschiedet sich ein klein wenig aus der traditionellen Singer/Songwriter-Ecke und poppt mal tanzbar und elektronisch mal minimalistisch und melancholisch daher. Dazu mischt sie ein bisschen Oldschool-Indierock, wobei sie dann schon mal keiner geringeren als PJ Harvey ähnelt, ohne diese jemals zu kopieren, versteht sich ... Gerald Huber

– Platten aus München

Die Dobro schnarrt rostig und die Hammond-Orgel schnurrt dazu warm und zurückhaltend. So geht es los, das neue Album As The Tides Are Turning Again (Timezone) der münchnerisch-italo-kanadisch-spanische Folk-Community Sleepwalker’s Station um Bandleader, Gitarrist, Pianist und Sänger Daniel Del Valle. Lieder von großer Melancholie, die schon mal an die Kings Of Convenience erinnern, an Sodastream oder gar an Nick Drake. Eine hörenswerte Akustik-Pop-Reise durch Täler und über Berge, durch Flüsse und über Seen bis hin zum Meer. Sehr schön! (6.4. Südstadt) Auch sehr schön und thematisch nah dran: Andrea Schroeder und ihr Debütalbum Blackbird (Glitterhouse). Auch hier saugt man den Folk, den Americana, den Desert-Rock förmlich in sich auf, als wäre sie nicht aus München, wahlweise auch ihrer Wahlheimat Berlin, sondern aus Austin, Santa Fe oder Tucson, mindestens. Wenn wundert es dabei schon noch groß, dass kein geringerer als Chris Eckmann (Walkabouts, Chris & Carla, Dirty Music u.a.) an den Reglern saß, um diesem überragenden Album den letzten Schliff zu verpassen. (4.4. Milla) „Happy-End-Musik“ wird das mal im Info

genannt. Und, was soll man noch groß sagen, das trifft’s dann schon mal ganz gut. Elektro-akustischen Post-Pop, den sich Künstler von The Notwist über Owen Pallett bis Beirut gerne mal als Support ins Vorprogramm holen, macht der musikalische Tausendsassa Joasihno (Missent To Denmark, Aloa Input, MS. John Soda) auch auf seinem neuen Album A Lie (Alien Transistor) wieder. Hinreißend und charmant ist das und allemal ein heißer Kandidat fürs „Heimspiel des Jahres“. (5.4. Kafe Kult mit G.Rag & Die Landlergschwister) Natürlich sind es auch auf Le Bang Bangs Zweitling Headbang (GLM) die starken Coverversionen, die einen auf Anhieb in Beschlag nehmen: „Back In Black“ von AC/DC zum Beispiel, aber auch „Nothing Else Mathers“ von Metallica, Neil Youngs „Old Man“ und das umwerfende „Creep“ von Radiohead. Ganz zu schweigen von Oasis’ „Don’t Look Back In Anger“, Rio Reisers „Junimond“ und David Bowies „Life On Mars“. Sven Faller brilliert dabei am Kontrabass und legt eine minimalistische, stets virtuose Basis, auf der Sängerin Stefanie Boltz beeindruckend ihre Stimme in Szene setzt. (3.4. Unterfahrt) IN 7 / 2013

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